Portrait von Ellen White
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Auf gutes Land
Auf gutes Land
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Der Sämann soll nicht immer Enttäuschung erfahren. Von dem Samen, der auf gutes Land fiel, sagte der Heiland: „Das ist, wenn jemand das Wort höret und verstehet es, und dann auch Frucht bringet; und etlicher trägt hundertfältig, etlicher aber sechzigfältig, etlicher dreißigfältig.“ Matthäus 13,23. „Das aber auf dem guten Land sind: die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“ Lukas 8,15. CGl.57.1 Teilen

Die Menschen mit „einem feinen, guten Herzen,“ von welchen das Gleichnis spricht, sind nicht Menschen mit einem Herzen ohne Sünde, denn das Evangelium soll den Verlorenen gepredigt werden. Christus sagte: „Ich bin kommen, zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.“ Matthäus 2,17. Wer sich durch den Heiligen Geist überzeugen läßt, hat ein feines Herz. Er bekennt seine Schuld und fühlt, dass er der Gnade und Liebe Gottes bedürftig ist und hat den aufrichtigen Wunsch, die Wahrheit zu kennen, um ihr zu gehorchen. Das gute Herz ist ein gläubiges Herz, ein Herz, das Vertrauen in das Wort Gottes setzt. Es ist unmöglich, ohne Glauben das Wort aufzunehmen. „Wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er sei, und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde.“ Hebräer 11,6. CGl.57.2 Teilen

„Das aber in das gute Land gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort höret und verstehet es.“ Die Pharisäer zurzeit Christi verschlossen ihre Augen, um nicht zu sehen, und ihre Ohren, um nicht zu hören; deshalb konnte die Wahrheit ihre Herzen nicht erreichen, und sie mussten ihrer mutwilligen Unwissenheit und ihrer selbstauferlegten Blindheit wegen die Folgen auf sich nehmen. Aber Christus lehrte seine Jünger, dass sie ihr Verständnis den Belehrungen öffnen und bereit sein sollten zu glauben. Er sprach einen Segen über sie aus, weil sie mit gläubigen Augen und Ohren sahen und hörten. CGl.57.3 Teilen

Der mit dem guten Lande verglichene Hörer nimmt das Wort auf, „nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort.“ 1.Thessalonicher 2,13. Nur der, welcher die Heilige Schrift als die zu ihm sprechende Stimme Gottes annimmt, ist ein wahrer Lernender. Er nimmt das Wort Gottes mit Ehrfurcht auf, denn es ist ihm eine lebendige Wirklichkeit, der er sein Verständnis und sein Herz öffnet. Solche Hörer waren Kornelius und seine Freunde, welche zu dem Apostel Petrus sagten: „Nun sind wir alle hier gegenwärtig vor Gott, zu hören alles, was dir von Gott befohlen ist.“ Apostelgeschichte 10,33. CGl.57.4 Teilen

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Die Erkenntnis der Wahrheit hängt nicht so viel von der Größe der Fassungskraft wie von der Lauterkeit der Absicht, der Einfachheit eines ernsten, sich auf Gott verlassenden Glaubens ab. Solchen, die in Herzensdemut göttliche Führung suchen, nahen sich die Engel Gottes, und der Heilige Geist eröffnet ihnen die reichen Schätze der Wahrheit. CGl.58.1 Teilen

Die mit dem guten Lande verglichenen Hörer behalten das Wort, wenn sie es gehört haben, und Satan mit all seinen höllischen Werkzeugen ist nicht imstande, es ihnen fortzunehmen. CGl.58.2 Teilen

Es genügt nicht, das Wort nur zu hören oder zu lesen. Wer wünscht, dass die Heilige Schrift ihm etwas nützen soll, der muss über die ihm vorgeführte Wahrheit nachdenken, muss unter Gebet und mit großer Aufmerksamkeit die Bedeutung der Worte der Wahrheit zu erkennen suchen und muss in tiefen Zügen den Sinn des heiligen Wortes aufnehmen. CGl.58.3 Teilen

Gott wünscht, dass wir uns mit erhabenen, lauteren Gedanken beschäftigen, über seine Liebe und seine Barmherzigkeit nachdenken und sein wunderbares Wirken im großen Erlösungsplan studieren. Dann wird uns die Wahrheit immer klarer und unser Wunsch nach Herzensreinheit und Gedankenklarheit höher und heiliger werden. Die in der reinen Atmosphäre heiliger Gedanken wohnende Seele wird durch den Verkehr mit Gott, im Studium der Heiligen Schrift, umgebildet werden. CGl.58.4 Teilen

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„Und bringen Frucht.“ Diejenigen, welche nachdem sie das Wort gehört haben, es bewahren, werden in Gehorsam Frucht bringen; das in die Seele aufgenommene Wort Gottes wird sich in guten Werken offenbaren. Das Ergebnis wird in einem Christo ähnlichen Leben und Charakter gesehen werden. Christus sagte von sich selbst: „Deinen Willen, mein Gott, tu ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.“ Psalm 40,9. „Ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat.“ Johannes 5,30. Und die Schrift sagt: „Wer da saget, dass er in ihm bleibet, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat.“ 1.Johannes 2,6. CGl.59.1 Teilen

Das Wort Gottes steht oft im Widerspruch mit den angeerbten und anerzogenen Charakterzügen und den Gewohnheiten des täglichen Lebens der Menschen. Aber der mit dem guten Lande verglichene Hörer nimmt das Wort mit allen Bedingungen und Forderungen an und macht seine Gewohnheiten und Gebräuche dem Worte Gottes untertan. In seinen Augen werden die Gebote sterblicher, irrender Menschen neben dem Worte des unendlichen Gottes vollkommen wertlos. Von ganzem Herzen, mit ungeteiltem Streben verlangt er nach dem ewigen Leben, wenn es auch Verluste, Verfolgungen oder gar selbst den Tod verursache: er will doch der Wahrheit gehorchen. CGl.59.2 Teilen

Er bringt „Frucht in Geduld“. Niemand, der das Wort Gottes aufnimmt, entgeht Schwierigkeiten und Prüfungen; aber wenn die Trübsal kommt, gerät der wahre Christ nicht in Unruhe, Mißtrauen oder Verzweiflung. Selbst wenn er das Ende seiner Schwierigkeiten nicht sehen oder die Absicht, die Gott mit ihm hat, nicht erkennen kann, wird er sein Vertrauen nicht wegwerfen, sondern, der Liebe und Gnade des Herrn gedenkend, seine Sorgen auf ihn werfen und mit Geduld auf sein Heil warten. CGl.59.3 Teilen

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Durch Kampf wird das geistliche Leben gestärkt. Gut bestandene Prüfungen werden Standhaftigkeit des Charakters und köstliche, geistliche Tugenden entwickeln. Die vollkommene Frucht des Glaubens, der Sanftmut und der Liebe reift oft in Sturmeswolken und in der Finsternis am besten. CGl.60.1 Teilen

„Ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde, und ist geduldig darüber, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.“ Jakobus 5,7. So soll auch der Christ mit Geduld auf die in seinem Leben sich zeigende Frucht des Wortes Gottes warten. Oft erhört Gott, wenn wir ihn um die Gaben des Heiligen Geistes bitten, unsere Gebete, indem er uns in Umstände bringt, welche diese Früchte entwickeln; aber wir verstehen seine Absicht nicht, wundern uns deshalb darüber und werden niedergeschlagen oder erschreckt. Und doch kann niemand diese Gnadengaben entwickeln, es sei denn durch Wachstum und Fruchtbringen. Unsere Aufgabe ist es, das Wort Gottes anzunehmen, es fest zu halten und uns vollständig seiner Herrschaft zu unterwerfen; dann wird es seinen Zweck in uns erreichen. CGl.60.2 Teilen

„Wer mich liebet,“ sagte Christus, „der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen.“ Johannes 14,23. Die Kraft eines stärkeren, eines vollkommenen Willens wird uns regieren, weil wir eine lebendige Verbindung mit der Quelle der alles ertragenden Kraft haben. In unserem göttlichen Leben werden wir unter die Oberherrschaft Jesu Christi gebracht werden; das gewöhnliche Leben der Selbstsucht hört auf, denn Christus lebt in uns. Sein Charakter wird sich in unserer Natur offenbaren und wir werden die Früchte des Heiligen Geistes darbringen — „etliche dreißigfältig, und etliche sechzigfältig, und etliche hundertfältig.“ CGl.60.3 Teilen

[Auf der Grundlage von Markus 4,26-29.] CGl.60 Teilen

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Das Gleichnis vom Sämann gab Anlaß zu vielen Fragen. Einige der Zuhörer schlossen daraus, dass Christus nicht beabsichtige, ein irdisches Reich aufzurichten und waren deshalb neugierig und beunruhigt. Als Jesus dieses sah, benutzte er noch andere Illustrationen, um noch mehr ihre Gedanken von der Hoffnung auf ein weltliches Reich abzubringen und sie auf das Wirken der Gnade Gottes in der Seele zu lenken. CGl.61.1 Teilen

„Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein mensch Samen aufs Land wirft, und schläft, und stehet auf, Nacht und Tag; und der Same gehet auf, und wächst, dass er’s nicht weiß; denn die Erde bringet von ihr selbst zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schicket er bald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ Markus 4,26-29. CGl.61.2 Teilen

Der Landmann, der die Sichel hinschickt, weil die Ernte da ist, kann kein anderer sein als Christus. Er wird am letzten großen Tage die Ernte der Erde einheimsen. Aber derjenige, der den Samen sät, stellt die dar, welche an Christi Statt arbeiten. Es wird von dem Samen gesagt, dass er aufgeht, „und wächst, dass er’s nicht weiß,“ was von dem Sohne Gottes nicht gesagt werden konnte. Christus schläft noch schlummert nicht, sondern wacht Tag und Nacht über ihm Anvertraute; er ist nicht in Unkenntnis darüber, wie der Same wächst. CGl.61.3 Teilen

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Das Gleichnis vom Samen offenbart, dass Gott in der Natur am Wirken ist. Der Same hat einen Lebenskeim in sich, den Gott hineingelegt hat, der aber, wenn er sich selbst überlassen bleibt, nicht die Kraft hat, sich zu entwickeln. Der Mensch muss helfen, um das Wachstum des Getreidekörnleins zu fördern; er muss den Boden zubereiten, muss düngen, das Samenkorn hineinstreuen und das Feld bearbeiten. Aber es gibt eine Grenze, über welche hinaus er nichts auszurichten vermag: Keine Macht oder Weisheit des Menschen kann aus dem Samenkorn die lebende Pflanze hervorbringen. Wenn der Mensch alles getan hat, was in seiner Kraft steht, so muss er doch die Hauptsache dem überlassen, der das Säen und das Ernten durch wunderbare Bande seiner Allmacht verbunden hat. CGl.62.1 Teilen

Es ist Leben im Samenkorn und Kraft in der Erde, aber wenn nicht Tag und Nacht göttliche Macht am Wirken ist, so wird der Same keine Ernte bringen. Der Regen muss gesandt werden, um die durstigen Felder zu feuchten; die Sonne muss Wärme ausstrahlen und dem begrabenen Samenkorn muss Elektrizität mitgeteilt werden. Der Schöpfer allein, der das Leben hineingelegt hat, kann es auch wieder hervorrufen. Ein jedes Samenkorn wächst und eine jede Pflanze entwickelt sich durch die Kraft Gottes. CGl.62.2 Teilen

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„Denn gleich wie Gewächs aus der Erde wächst, und Same im Garten aufgehet, also wird Gerechtigkeit und Lob vor allen Heiden aufgehen aus dem Herrn, Herrn.“ Jesaja 61,11. Wie mit dem natürlichen, so ist es auch mit dem geistlichen Säen. Der Lehrer der Wahrheit muss versuchen, den Herzensboden vorzubereiten. Er muss den Samen säen, aber die Kraft, die allein das Leben hervorbringen kann, kommt von Gott. Es besteht ein Punkt, über welchen hinaus menschliche Bestrebungen vergeblich sind. Wenn wir auch das Wort predigen, so können wir doch nicht die Kraft mitteilen, welche die Seele belebt und Gerechtigkeit und Lob hervorbringt. Im Predigen des Wortes muss eine Kraft wirken, die menschliche Kraft übersteigt. Nur durch den göttlichen Geist wird das Wort lebendig und kräftig genug, um die Seele zum ewigen Leben zu erneuern. Dies versuchte Christus seinen Jüngern einzuprägen. Er lehrte, dass sie in sich selbst nichts besäßen, wodurch ihr Wirken erfolgreich werden konnte, sondern dass es die wunderwirkende Kraft Gottes ist, welche sein eigenes Wort wirksam macht. CGl.63.1 Teilen

Die Arbeit des Sämanns ist ein Arbeiten im Glauben. Er kann das Geheimnis, wie der Same wächst und keimt, nicht verstehen, aber setzt Vertrauen in die Mittel, durch welche Gott die Pflanzenwelt zum Wachsen und Blühen bringt. Indem er seinen Samen auf das Erdreich streut, wirft er anscheinend das kostbare Getreide, welches Brot für seine Familie geben könnte, fort. Aber der Sämann gibt nur etwas von dem Guten, was er jetzt besitzt, auf, um später mehr zurückzubekommen. Er wirft den Samen weg, aber er erwartet, ihn vervielfältigt in einer reichen Ernte einzuheimsen. So sollen auch die Diener Christi wirken und von dem ausgesäten Samen eine Ernte erwarten. CGl.63.2 Teilen

Der gute Samen mag eine Zeitlang unbeachtet in einem kalten, selbstsüchtigen Herzen liegen, ohne irgend ein Anzeichen, dass er Wurzel gefaßt hat. Aber später, wenn der Hauch des Geistes Gottes die Seele berührt, geht der verborgene Same auf und bringt Frucht zur Ehre Gottes. Wir wissen nicht, was von unserer Lebensarbeit Frucht bringen wird, ob dieses oder jenes, aber damit haben wir uns überhaupt nicht zu befassen. Wir müssen unsere Arbeit tun und die Folgen Gott überlassen. „Frühe säe deinen Samen, und laß deine Hand des Abends nicht ab.“ Gott sagt in seinem Bunde: „So lange die Erde stehet, soll nicht aufhören Same und Ernte.“ 1.Mose 8,22. Im Vertrauen auf diese Verheißung pflügt und sät der Landmann. Mit nicht weniger Zuversicht sollen wir den geistlichen Samen ausstreuen und seiner Versicherung vertrauen: „Also soll das Wort, so aus meinem Munde gehet, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.“ Jesaja 55,11. „Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“ Psalm 126,6. CGl.63.3 Teilen

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Das Keimes des Samens stellt den Anfang des geistlichen Lebens dar und die Entwicklung der Pflanze ist ein schönes Bild des christlichen Wachstums. Wie in der Natur, so ist es auch im Reich der Gnade; es gibt kein Leben ohne Wachstum. Die Pflanze muss entweder wachsen oder sterben. Wie das Wachstum derselben leise und unbemerkbar, aber dennoch beständig vor sich geht, so verhält es sich auch mit der Entwicklung des christlichen Lebens. Unser Leben mag in jeder Entwicklungsstufe vollkommen sein, wird aber, wenn Gott seine Absicht an uns erreicht, im beständigen Fortschritt begriffen sein. Die Heiligung ist das Werk einer ganzen Lebenszeit. Indem unsere Gelegenheiten sich mehren, wird sich auch unsere Erfahrung erweitern und unsere Erkenntnis zunehmen. Wir werden erstarken, um Verantwortlichkeiten tragen zu können und unsere Reise wird im Verhältnis zu unseren Vorrechten voranschreiten. CGl.65.1 Teilen

Die Pflanze wächst, indem sie das aufnimmt, was Gott zur Erhaltung ihres Lebens vorgesehen hat. Sie sendet ihre Wurzeln tief in das Erdreich hinein. Sie läßt den Sonnenschein, den Tau und den Regen auf sich einwirken. Sie nimmt die lebengebenden Bestandteile der Luft in sich auf. So soll auch der Christ wachsen, indem er sich der göttlichen Mittel und Wege bedient. Wenn wir unsere Hilflosigkeit fühlen, sollen wir jede Gelegenheit benutzen, die uns geboten wird, um eine reichere Erfahrung zu gewinnen. Wie die Pflanze im Erdreich Wurzel faßt, so sollen wir tief eingewurzelt werden in Christo, und wie die Pflanze den Sonnenschein, den Tau und den Regen auf sich einwirken läßt und in sich aufnimmt, so sollen wir unsere Herzen dem Heiligen Geiste öffnen. Das Werk soll „nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Sacharja 4,6. Wenn wir unsere Gedanken auf Christum gerichtet halten, so wird er „zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet“. Hosea 6,3. Wie die Sonne der Gerechtigkeit wird er über uns aufgehen und wir werden Heil finden „unter ihren Flügeln“. Maleachi 3,20. Wir werden „blühen wie eine Rose“ und sollen wie das „Getreide beleben und grünen wie der Weinstock“. Hosea 14,6.8. Indem wir uns beständig auf Christum als unseren persönlichen Heiland verlassen, werden wir in allen Stücken hinanwachsen an dem, der das Haupt ist. CGl.65.2 Teilen

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Der Weizen entwickelt „zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren“. Der Landmann sät den Samen und pflegt die wachsende Pflanze, um Getreide zu gewinnen. Er begehrt Brot für die Hungrigen und Samen für zukünftige Ernten. So erwartet auch der göttliche Sämann eine Ernte als Lohn seiner Arbeit und seiner Opfer. Er trachtet darnach, sein Bild in den Herzen der Menschen zu erzeugen und er tut dies durch diejenigen, welche an ihn glauben. Der Zweck des christlichen Lebens ist Frucht zu bringen, d.h. den Charakter Christi in dem Gläubigen zu entwickeln, damit derselbe wiederum in anderen hervorgebracht werden kann. CGl.66.1 Teilen

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Die Pflanze keimt nicht, wächst nicht und bringt auch keine Frucht hervor für sich selbst, sondern „dass sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen“. Jesaja 55,10. Gleichfalls soll auch kein Mensch sich selber leben. Der Christ ist als Vertreter Christi in der Welt zum Heil der Seelen anderer. CGl.67.1 Teilen

In einem Leben, dessen Mittelpunkt das eigene Ich ist, kann kein Wachstum und keine Fruchtbarkeit sein. Wenn du Christum als persönlichen Heiland angenommen hast, wirst du dich selbst vergessen und anderen zu helfen suchen; du wirst reden von der Liebe Christi, erzählen von seiner Güte, eine jede Pflicht, die sich dir darbietet, erfüllen; du wirst für andere Seelen fühlen und versuchen, durch alle dir zu Gebote stehenden Mittel Verlorene zu retten. So wie du den Geist Christi — den Geist selbstloser Liebe und Arbeit für andere — aufnimmst, wirst du wachsen und Frucht bringen. Die Früchte des Geistes werden in deinem Charakter reifen. Dein Glaube wird zunehmen, deine Überzeugung stärker und deine Liebe vollkommener werden. Mehr und mehr wirst du das Bild Christi ausstrahlen in dem, das rein, edel und lieblich ist. „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.“ Galater 5,22. Diese Frucht kann niemals vergehen, sondern wird eine Ernte hervorbringen nach ihrer Art zum ewigen Leben. CGl.67.2 Teilen

„Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schicket er bald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ Christus wartet mit sehnsüchtigem Verlangen darauf, sich durch seine Gemeinde offenbart zu sehen. Wenn der Charakter Christi vollkommen in seinem Volke wird hergestellt sein, dann wird er kommen, um es als sein Eigentum zu beanspruchen. CGl.67.3 Teilen

Es ist das Vorrecht eines jeden Christen, nicht nur die Wiederkunft unseres Herrn Jesu Christi zu erwarten, sondern sie auch zu beschleunigen. „Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! erwartend und beschleunigend die Ankunft des Tages Gottes.“ 2.Petrus 3,12 (EB). Wenn alle, die seinen Namen bekennen, auch zu seiner Ehre Frucht brächten, wie bald würde da die ganze Welt mit dem Samen des Evangeliums besät werden! Die letzte große Ernte würde schnell reifen, und Christus würde kommen, um den köstlichen Weizen einzuheimsen. CGl.67.4 Teilen

[Auf der Grundlage von Matthäus 13,24-30.] CGl.67 Teilen

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Er legte ihnen ein ander Gleichnis vor, und sprach: „Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind, und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut.“ CGl.69.1 Teilen

„Der Acker“, sagte Christus, „ist die Welt.“ Aber wir müssen dies so verstehen, dass hier die Gemeinde Christi in der Welt gemeint ist. Das Gleichnis ist eine Beschreibung von dem, was zum Reiche Gottes und zu dem damit verbundenen Erlösungswerk gehört und das dazu auserlesene Werkzeug ist die Gemeinde. Freilich ist der Heilige Geist in die ganze Welt hinausgegangen und wirkt überall an den Herzen der Menschen, aber die Gemeinde ist der Ort, wo wir wachsen und heranreifen sollen, um in die Scheuer Gottes eingeheimst zu werden. CGl.69.2 Teilen

„Des Menschen Sohn ist’s, der da guten Samen sät, ... der gute Same sind die Kinder des Reiches. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit.“ Der gute Same stellt diejenigen dar, die vom Worte Gottes, der Wahrheit, geboren sind. Das Unkraut dagegen versinnbildet eine Klasse von Menschen, welche die Frucht oder die Verkörperung von Irrtum und falschen Grundsätzen sind. „Der Feind, der sie sät, ist der Teufel.“ Weder Gott noch seine Engel haben jemals ein Samenkorn gesät, welches Unkraut hervorbringen würde. Das Unkraut wird immer vom Satan, dem Feinde Gottes und der Menschen, gesät. CGl.69.3 Teilen

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Im Morgenlande rächten sich die Leute manchmal an einem Feinde, indem sie seine neubesäten Felder mit dem Samen eines lästigen Unkrautes bestreuten, welches, während es emporwuchs, dem Weizen sehr ähnlich war. Indem es mit dem Weizen zusammen aufwuchs, schädigte es die Ernte und verursachte dem Eigentümer des Feldes Mühe und Verlust. So streut auch Satan aus Feindschaft gegen Christum seinen bösen Samen unter die gute Aussaat für das Himmelreich und schreibt dann die Frucht dieses Samens dem Sohne Gottes zu. Indem er solche, die zwar Christi Namen tragen, aber seinen Charakter verleugnen, in die Gemeinde bringt, will er bezwecken, dass Gott entehrt, das Erlösungswerk falsch dargestellt und Seelen gefährdet werden. CGl.70.1 Teilen

Es schmerzt die Diener Christi, wahre und falsche Glieder in der Gemeinde vermischt zu sehen. Sie möchten etwas tun, um die Gemeinde zu reinigen. Gleich den Knechten jenes Menschen sind sie bereit, das Unkraut auszureißen; aber Christus sagt: „Nein, auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, so ihr das Unkraut ausjätet. Lasset Beides miteinander wachsen bis zu der Ernte.“ CGl.70.2 Teilen

Christus hat klar und deutlich gelehrt, dass solche, die in offener Sünde beharren, von der Gemeinde ausgeschlossen werden müssen, aber er hat uns nicht aufgetragen, über Charaktere und Beweggründe zu urteilen. Er kennt unsere Natur zu gut, um uns dies Werk anzuvertrauen. Würden wir versuchen, die, welche wir für falsche Christen halten, aus der Gemeinde zu bringen, so würden wir sicherlich fehl gehen. Oft betrachten wir gerade die, welche Christus zu sich zieht, als hoffnungslose Seelen, denen wir, wenn wir mit ihnen nach unserem unvollkommenen Urteil verfahren, vielleicht den letzten Hoffnungsfunken auslöschen würden. Viele wiederum, die sich für Christen halten, werden zuletzt zu leicht erfunden werden. Es werden viele im Himmel sein, von denen ihre Nachbarn dachten, dass sie nicht hineinkommen würden. Der Mensch urteilt nach dem Schein, aber Gott sieht das Herz an. Das Unkraut und der Weizen sollen zusammen wachsen bis zur Ernte; die Ernte aber ist das Ende der Gnadenzeit. CGl.70.3 Teilen

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In den Worten des Heilandes liegt noch eine andere Lehre, eine Lehre der wunderbaren Langmut und zärtlichen Liebe. Wie die Wurzeln des Unkrautes sich mit denen des Getreides eng verschlingen, so können auch die falschen Brüder in der Gemeinde mit den wahren Jüngern eng verbunden sein. Der wirkliche Charakter dieser vorgeblichen Gläubigen wird nicht völlig offenbar; würden sie aber von der Gemeinde ausgeschlossen, so könnten andere, die sonst standhaft geblieben wären, dadurch zum Straucheln veranlaßt werden. CGl.71.1 Teilen

72

Die in diesem Gleichnis gegebene Lehre wird uns in dem Verfahren Gottes mit Menschen und Engeln veranschaulicht. Satan ist ein Betrüger. Als er im Himmel sündigte, erkannten selbst die getreuen Engel seinen Charakter nicht völlig, weshalb Gott ihn auch nicht sofort vernichtete. Hätte Gott das getan, dann würden die heiligen Engel die Liebe und Gerechtigkeit Gottes nicht erkannt haben. Ein Zweifel an der Liebe und Güte Gottes würde wie ein böser Same gewesen sein, der die bittere Frucht der Sünde und des Elendes hervorgebracht haben würde; deshalb wurde der Urheber des Bösen verschont, bis er seinen Charakter völlig entwickeln würde. Lange Zeitalter hindurch hat Gott es schmerzlich empfunden, das Werk des Bösen vorangehen zu sehen. Er hat lieber die unendliche Gabe auf Golgatha dargebracht, als dass irgend jemand durch die falschen Darstellungen des Bösen betört werde, denn das Unkraut konnte nicht ausgejätet werden, ohne Gefahr zu laufen, den köstlichen Samen mit auszuraufen. Sollten wir nicht ebenso langmütig gegen unsere Mitmenschen sein, wie der Herr des Himmels und der Erde es gegen Satan ist? CGl.72.1 Teilen

Die Welt hat kein Recht, die Wahrheit des Christentums zu bezweifeln, weil unwürdige Glieder in der Gemeinde sind, und Christen sollten wegen dieser falschen Brüder nicht entmutigt werden. Wie verhielt es sich mit der ersten Christengemeinde? Ananias und Saphira schlossen sich den Jüngern an. Simon Magus wurde getauft. Demas, welcher den Paulus verließ, war als Gläubiger betrachtet worden. Judas Ischarioth zählte zu den Aposteln. Der Erlöser will nicht eine Seele verlieren; seine Erfahrung mit Judas ist uns berichtet, um uns seine große Geduld mit der verderbten Menschennatur zu zeigen, und er gebietet uns, mit derselben Nachsicht zu haben, wie er sie auch gehabt hat. Er hat gesagt, dass bis zum Ende der Zeit falsche Brüder in der Gemeinde sein werden. CGl.72.2 Teilen

73

Ungeachtet der Warnung Christi haben die Menschen es dennoch versucht, das Unkraut auszujäten. Um solche, die man für Übeltäter hielt, zu bestrafen, hat die Kirche sich der Staatsgewalt bedient. Männer, welche behaupteten, unter der Leitung Christi zu stehen und zu handeln, haben solche, die von der festgesetzten Lehre abwichen, eingekerkert, gefoltert und getötet. Aber solche Handlungen werden durch den Geist Satans und nicht durch den Geist Christi eingegeben. So handelt Satan, um die Welt unter seine Herrschaft zu bringen. Indem die Kirche auf solche Weise mit vorgeblichen Ketzern verfuhr, ist Gott dadurch in ein falsches Licht gestellt worden. CGl.73.1 Teilen

In den Gleichnissen Christ wird uns nicht gelehrt, andere zu richten und zu verdammen, sondern vielmehr demütig zu sein und dem eigenen Ich zu mißtrauen. Nicht alles, was auf dem Acker gesät wird, ist guter Weizen. Die Tatsache, dass Menschen Gemeindeglieder sind, beweist nicht, dass sie auch Christen sind. CGl.73.2 Teilen

Das Unkraut, das unter den Weizen gesät war, war dem letzteren sehr ähnlich, solange der Halm noch grün war; wenn aber das Feld weiß zur Ernte dastand, zeigte sich zwischen dem Unkraut und dem Weizen, der unter dem Gewicht der vollen und reifen Ähren sich niederbog, ein großer Unterschied. Sünder, welche vorgeben, fromm zu sein, mischen sich eine Zeitlang unter die wahren Nachfolger Christi und der Anstrich des Christentums ist geeignet, viele zu täuschen; aber in der Ernte der Welt wird keine Ähnlichkeit zwischen dem Guten und dem Bösen sein. Dann werden die, welche sich zwar der Gemeinde angeschlossen, aber sich nicht mit Christo verbunden haben, offenbar werden. CGl.73.3 Teilen

Es wird dem Unkraut gestattet, unter dem Weizen aufzuwachsen und dieselben Vorteile in Bezug auf Sonnenschein und Regen zu genießen; aber in der Zeit der Ernte wird gesehen werden, „was für ein Unterschied sei zwischen den Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der ihm nicht dienet“. Maleachi 3,18. Christus selbst wird entscheiden, wer würdig ist, mit der himmlischen Familie zu wohnen; er wird einen jeden Menschen nach seinen Worten und seinen Werken richten. Das Mundbekenntnis hat kein Gewicht auf der Waage; der Charakter allein entscheidet das Schicksal. CGl.73.4 Teilen

74

Der Heiland weist nicht hin auf eine Zeit, zu welcher alles Unkraut Weizen wird. Der Weizen und das Unkraut wachsen miteinander bis zur Ernte, zum Ende der Welt. Dann wird das Unkraut in Bündel gebunden, um verbrannt zu werden, und der Weizen wird in die Scheuer Gottes gebracht. „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.“ Dann wird des Menschen Sohn „seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappen“. CGl.74.1 Teilen

[Auf der Grundlage von Matthäus 13,31.32; Markus 4,30-32; Lukas 13,18.19.] CGl.74 Teilen

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Unter der Menge, welche den Lehren Christi lauschte, waren viele Pharisäer. Voller Verachtung bemerkten diese, wie wenige seiner Zuhörer ihn als den Messias anerkannten und sie fragten sich selbst, wie dieser anspruchslose Lehrer Israel zur Weltmacht erhöhen könne. Wie sollte er ohne Reichtum, Macht oder Ehre das neue Reich begründen? Christus las ihre Gedanken und antwortete ihnen: CGl.75.1 Teilen

„Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen? Und durch welch Gleichnis wollen wir’s vorbilden?“ In irdischen Regierungen war nichts, womit es verglichen werden konnte. Keine bürgerliche Gesellschaft konnte ihm ein Sinnbild darbieten. „Gleichwie ein Senfkorn,“ sagte er, „wenn das gesät wird aufs Land, so ist’s das kleinste unter allen Samen auf Erden; und wenn es gesät ist, so nimmt es zu, und wird größer denn alle Kohlkräuter, und gewinnet große Zweige, also dass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.“ CGl.75.2 Teilen

Der im Samen enthaltene Keim wächst durch die Entfaltung des Lebensprinzips, welches Gott hineingelegt hat. Seine Entwicklung hängt nicht von menschlicher Kraft ab. So verhält es sich auch mit dem Reich Christi. Es ist eine neue Schöpfung. Die Grundsätze, nach denen es sich entwickelt, sind gerade das Gegenteil von denen, welche die Reiche dieser Welt beherrschen. Irdische Regierungen herrschen durch Machtanwendung, sie behaupten ihre Herrschaft durch Waffengewalt und Krieg; aber der Gründer des neuen Reiches ist der Friedensfürst. Der Heilige Geist versinnbildet weltliche Reiche durch Raubtiere, aber Christus ist „Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“. Daniel 7,17. In seinem Regierungsplan kommt keine Gewalt des Fleisches zur Anwendung, um das Gewissen zu zwingen. Die Juden erwarteten, dass das Reich Gottes in derselben Weise aufgerichtet werden würde, wie die Reiche dieser Welt. Um die Gerechtigkeit zu fördern, nahmen sie ihre Zuflucht zu äußerlichen Maßregeln. Sie schmiedeten Pläne und erfanden allerlei Methoden. Christus aber prägt den Grundsatz der Wahrheit und Gerechtigkeit ein und wirkt dadurch gegen Irrtum und Sünde. CGl.75.3 Teilen

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Als Jesus dies Gleichnis gab, konnte die Senfpflanze, die sich über das Gras und Korn erhob und deren Zweige sich leicht in der Luft schaukelten, weit und breit gesehen werden. Die Vögel flatterten von Zweig zu Zweig und sangen in dem dichten Laube. Dennoch war der Same, von welchem diese große Pflanze gekommen war, der kleinste aller Samen. Zuerst trieb er nur einen zarten Schoß, aber derselbe war voller Lebenskraft und wuchs und gedieh, bis er seine gegenwärtige Größe erlangte. So schien auch das Reich Christi in seinem Anfang klein und unbedeutsam; verglichen mit irdischen Reichen war es das kleinste von allen. Den Herrschern dieser Welt war die Behauptung Christi, ein König zu sein, lächerlich. Dennoch besaß dieses Reich des Evangeliums in den mächtigen Wahrheiten, die den Nachfolgern Jesu anvertraut wurden, göttliches Leben. Und wie schnell ging sein Wachstum von statten! Wie ausgedehnt wurde sein Einfluß! Als Christus dies Gleichnis sprach, wurde das neue Reich nur durch einige wenige galiläische Landleute vertreten. Ihre Armut und ihre geringe Anzahl wurden wieder und wieder als Grund angeführt, weshalb die Menschen sich nicht mit diesen einfachen Fischern, die Jesu nachfolgten, verbinden sollten. Aber das Senfkorn sollte wachsen und seine Zweige sollten sich über die ganze Welt ausbreiten. Wenn die irdischen Reiche, deren Herrlichkeit damals die Herzen der Menschen erfüllte, vergehen würden, sollte das Reich Christi als eine starke und weitreichende Macht noch bestehen. CGl.76.1 Teilen

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So ist auch das Gnadenwerk im Herzen anfangs klein. Ein Wort wird gesprochen, ein Lichtstrahl fällt in die Seele, ein Einfluß wird ausgeübt: das ist der Anfang des neuen Lebens. Wer kann die Folgen ermessen! CGl.77.1 Teilen

Nicht nur wird das Wachstum des Reiches Christi durch das Gleichnis vom Senfkorn veranschaulicht, sondern in dem Stufengang seines Wachstums wird die im Gleichnis vorgeführte Erfahrung wiederholt. Der Herr hat für seine Gemeinde in jedem Zeitalter eine besondere Wahrheit und eine besondere Aufgabe. Die Wahrheit, welche den weltlich Weisen und Klugen verborgen ist, wird den kindlich Einfältigen und Demütigen offenbart. Sie verlangt Selbstaufopferung, sie hat Kämpfe zu bestehen, Siege zu gewinnen und findet anfänglich nur wenige Verteidiger. Die großen Männer der Welt und eine sich der Welt anpassende Kirche widerstehen ihr und verachten sie. Seht Johannes den Täufer, den Vorläufer Christi, allein dastehen und den Stolz und das Formenwesen des jüdischen Volkes rügen! Wie hoffnungslos schien die Mission des Paulus und des Silas, der beiden Zelt- und Teppichmacher, als sie sich mit ihren Gefährten in Troas nach Philippi einschifften! Beschaut den „alten Paulus“ in Ketten, wie er in der Feste der Cäsaren Christum predigt! Heftet euren Blick auf die aus Sklaven und Bauern bestehenden kleinen Gemeinden im Kampf mit dem Heidentum des kaiserlichen Roms! Betrachtet Martin Luther, wie er jener mächtigen Kirche widersteht, die das Meisterwerk dieser Weltweisheit ist! Stellt euch ihn vor, wie er gegen Kaiser und Papst am Worte Gottes festhält und erklärt: „Hier stehe ich; ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“ Schaut Johannes Wesley an, wie er inmitten des Formenwesens der Sinnlichkeit und des Unglaubens Christum und seine Gerechtigkeit predigt! Malt euch einen Menschen vor Augen, dem das Wehe der Heidenwelt so zu Herzen geht, dass er um das Vorrecht bittet, dahin die Botschaft der Liebe Christi bringen zu dürfen! Hört die Antwort der Geistlichkeit: „Setzen Sie sich, junger Mann, wenn Gott die Heiden bekehren will, so wird er es ohne Ihre oder mein Hilfe tun!“ CGl.77.2 Teilen

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Die großen Leiter religiösen Denkens in diesem Geschlecht verkündigen das Lob derer, welche den Samen der Wahrheit ausgestreut haben und setzen ihnen Gedenksteine. Wenden sich aber nicht manche von diesem Werke ab und treten den noch heute aus demselben Samen hervorsprießenden Keim zu Boden? Der alte Ruf wird auch jetzt wiederholt: „Wir wissen, dass Gott mit Mose geredet hat; von wannen aber dieser (Christus, in den von ihm gesandten Boten) ist, wissen wir nicht.“ Johannes 9,29. Wie vor Zeiten, so werden auch jetzt die besonderen Wahrheiten für diese Zeit nicht bei den kirchlichen Machthabern gefunden, sondern bei Männern und Frauen, welche nicht zu gelehrt oder zu weise sind, um an das Wort Gottes zu glauben. CGl.78.1 Teilen

„Sehet an, liebe Brüder, euren Beruf; nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen; sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählet, dass er die Weisen zu schanden machte, was stark ist; und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählet, und das da nichts ist, dass er zu nichte machte, was etwas ist.“ „Auf dass euer Glaube bestehe, nicht auf Menschen Weisheit, sondern auf Gottes Kraft.“ 1.Korinther 1,26-28. CGl.78.2 Teilen

In diesem letzten Geschlecht soll das Gleichnis vom Senfkorn eine endgültige und triumphreiche Erfüllung finden. Das kleine Samenkorn wird zu einem großen Baume werden. Die letzte Warnungs- und Gnadenbotschaft soll „allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern“ (Offenbarung 14,6-14) verkündigt werden, um „ein Volk aus den Heiden zu seinem Namen“ (Apostelgeschichte 15,14; Offenbarung 18,1) zu sammeln; und die Erde soll von seiner Klarheit erleuchtet werden. CGl.78.3 Teilen

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Die Aussaat des Samens und das Wachsen der aus dem Samen hervorsprießenden Pflanze bergen auch noch andere köstliche Lehren für die Familie und die Schule. Man lehre die Kinder und die heranwachsende Jugend das Wirken göttlicher Kraft in natürlichen Dingen zu erkennen. Dann werden sie auch imstande sein, sich im Glauben ungesehene Segnungen anzueignen. Indem sie das wunderbare Wirken Gottes, wie er alle Bedürfnisse seiner großen Familie befriedigt, verstehen lernen, und erkennen, wie sie seine Mitarbeiter sein können, werden sie mehr Glauben in Gott haben und in ihrem täglichen Leben mehr von seiner Kraft erfahren. CGl.79.1 Teilen

Gott hat den Samen ebenso geschaffen wie die Erde, nämlich durch sein Wort; durch dasselbe verlieh er ihm auch die Kraft zu wachsen und sich zu vervielfältigen. Er sagte: „Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage, und habe seinen eignen Samen bei ihm selbst auf Erden. Und es geschah also ... Und Gott sah, dass es gut war.“ 1.Mose 1,11.12. Es ist die Kraft des Wortes, welche immer noch den Samen wachsen macht. Ein jedes Samenkorn, welches seinen grünen Halm zum Sonnenlicht emporsendet, erzählt von der wunderwirkenden Kraft jenes Wortes, das von dem ausgesprochen wurde, von dem die Schrift sagt: „Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da“. Psalm 33,9. CGl.79.2 Teilen

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Christus lehrte seine Jünger beten: „Unser täglich Brot gib uns heute“, und auf die Blumen hinzeigend, gab er ihnen die Versicherung: „So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, ... sollte er das nicht vielmehr euch tun?“ Matthäus 6,11.30. Christus ist immer bereit, jenes Gebet zu erhören und dies Versprechen zu erfüllen. Eine unsichtbare Macht ist beständig am Wirken, um den Menschen zu dienen, ihn zu speisen und zu bekleiden. Unser Herr wendet viele Mittel an, um das scheinbar weggeworfene Samenkorn zu einer lebenden Pflanze zu machen, auch gibt er im richtigen Verhältnis alles, was erforderlich ist, um die Ernte heranreifen zu lassen, wie der Psalmist es so schön ausdrückt: CGl.80.1 Teilen

„Du hast die Erde heimgesucht und überströmt,Reichlich befruchtet mit einem Gottesbach voll Wasser;Du richtest ihr Getreide zu, wenn Du sie also zurichtest,Ihre Furchen tränkend, überschwemmend ihre Schollen;Mit Regengüssen erweichst Du sie, ihre Gewächse segnest Du.Du hast das Jahr gekrönt mit Deiner Güte,Und Deine Fußtapfen triefen von Fett.“ Psalm 65,10-12. CGl.80.2 Teilen

Die materielle Welt steht unter dem Befehle Gottes. Die Natur gehorcht den Naturgesetzen. Alles redet und handelt im Einklang mit dem Willen Gottes. Wolken und Sonnenschein, Tau und Regen, Wind und Sturm stehen alle unter seiner Aufsicht und gehorchen seinen Befehlen. Im Gehorsam gegen Gottes Gesetz bricht der Keim des Getreides durch den Erdboden und bringt „zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren“ hervor. Markus 4,28. Diese entwickelt der Herr alle zu ihrer Zeit, weil sie seinem Wirken nicht widerstehen. Sollte da der Mensch, der nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen, der mit Verstand und Sprache ausgestattet ist, allein Gottes Gaben nicht würdigen und seinem Willen ungehorsam sein? Sollen mit Vernunft begabte Wesen allein Verwirrung in unserer Welt verursachen? CGl.80.3 Teilen

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In allem, was zur Erhaltung des Menschen beiträgt, kann man das Zusammenwirken göttlicher und menschlicher Bestrebungen sehen. Es kann keine Ernte geben, wenn nicht menschliches Schaffen seinen Teil im Säen des Samens tut; auch kann sich das Samenkorn nicht vervielfältigen ohne die Mittel, welche Gott vorsieht, indem er Sonnenschein und Regen, Tau und Wolken gibt. So verhält es sich auch in jedem Geschäftszweig, in allen Fächern des Lernens und der Wissenschaft; derselbe Vorgang spielt sich auch in geistlichen Dingen ab, in der Bildung des Charakters und in einem jeden Zweig christlichen Wirkens. Wir müssen das unsrige tun, aber die Kraft der Gottheit muss sich mit uns vereinen, sonst werden unsere Bestrebungen vergeblich sein. CGl.81.1 Teilen

Wenn der Mensch irgend etwas zustande bringt oder erreicht, sei es im Geistlichen oder im Irdischen, so sollte er bedenken, dass dies nur durch das Mitwirken seines Schöpfers geschieht. Für uns ist es äußerst wichtig, unsere Abhängigkeit von Gott zu erkennen. Wir setzen zuviel Vertrauen in Menschen und verlassen uns zuviel auf menschliche Erfindungen, während wir zu wenig der Kraft vertrauen, die Gott uns so bereitwillig geben will. „Wir sind Gottes Mitarbeiter.“ 1.Korinther 3,9. Unvergleichlich klein ist der Anteil des Menschen am Werke, aber mit der Göttlichkeit Christi verbunden, vermag der Mensch alles durch die Kraft, welche Christus ihm mitteilt. CGl.81.2 Teilen

Die Art und Weise, wie die Pflanze sich allmählich aus dem Samenkorn entwickelt, bietet einen guten Anschauungsunterricht in der Erziehung der Kinder. Man hat „zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren“. Der Urheber dieses Gleichnisses schuf das winzige Samenkorn, verlieh ihm das ihm innewohnende Leben und verordnete die Gesetze, welchen sein Wachstum unterworfen ist, und die durch dieses Gleichnis gelehrten Wahrheiten wurden in seinem eigenen Leben zu einer lebendigen Wirklichkeit. Er folgte sowohl in seiner leiblichen, wie auch in seiner geistlichen Natur der durch die Pflanze veranschaulichten göttlichen Ordnung des Wachstums und wünscht, dass alle Jünglinge und Jungfrauen das Gleiche tun sollen. Obgleich er die Majestät des Himmels, der König der Herrlichkeit war, wurde er in Bethlehem ein kleines Kind und eine Zeitlang dem auf die Fürsorge seiner Mutter angewiesenen hilflosen Säugling gleich. In seiner Kindheit betrug er sich wie ein gehorsames Kind, sprach und handelte mit der Weisheit eines Kindes und nicht eines Mannes, ehrte seine Eltern und erfüllte in hilfreicher Weise der Fähigkeit eines Kindes gemäß ihre Wünsche. Aber in jeder Stufe seiner Entwicklung war er vollkommen, in einfacher, natürlicher Würde eines sündenlosen Lebens. Der heilige Bericht sagt von seiner Kindheit: „Aber das Kind wuchs und ward stark im Geist, voller Weisheit; und Gottes Gnade war bei ihm.“ Und von seinen späteren Jahren wird gesagt: „Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“ Lukas 2,40.52. CGl.81.3 Teilen

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Hier wird die Aufgabe der Eltern und Lehrer angedeutet. Ihr Bestreben sollte darauf hinzielen, die Neigungen der heranwachsenden Jugend so zu leiten, dass sie in jeder Stufe ihres Lebens die zeitgemäße, natürliche Schönheit entfaltet und sich wie die Pflanzen im Garten natürlich entwickelt. CGl.82.1 Teilen

Kinder, welche ein natürliches, unbefangenes und ungekünsteltes Wesen haben, sind die anziehendsten. Es ist nicht weise, ihnen besondere Beachtung zu schenken und ihre klugen Redensarten vor ihnen zu wiederholen; sie sollten nicht eitel gemacht werden durch das Loben ihres Aussehens, ihrer Worte oder ihrer Handlungen, auch sollten sie nicht in kostspieliger, Aufsehen erregender Weise gekleidet werden. Dies alles ermutigt den Stolz in ihnen und erweckt Neid in den Herzen ihrer Gespielen. CGl.82.2 Teilen

Die Kleinen sollten in kindlicher Einfachheit erzogen werden, und zwar so, dass die mancherlei kleinen Pflichten, Vergnügungen und Erfahrungen in ihrem Alter natürlich sind und sie befriedigen. Die Kindheit entspricht dem Gras im Gleichnis, und das Gras hat eine ihm eigentümliche Schönheit. Man sollte den Kindern keine frühzeitige Reife aufzwingen, sondern ihnen solange wie möglich die Frische und Anmut ihrer Kindheit erhalten. CGl.82.3 Teilen

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Die kleinen Kinder können auch schon Christen sein und haben als solche eine mit ihren Jahren im Einklang stehende Erfahrung. Mehr erwartet Gott nicht von ihnen. Sie müssen über geistliche Dinge belehrt werden und die Eltern sollten ihnen jede mögliche Gelegenheit gewähren, ihre Charaktere so auszubilden, dass sie dem Charakter Christi ähnlich werden. CGl.83.1 Teilen

In den Gesetzen Gottes in der Natur erfolgt die Wirkung der Ursache mit unfehlbarer Sicherheit. Die Ernte wird bezeugen, wie gesät worden ist. Der träge Arbeiter wird durch seine Arbeit gekennzeichnet; die Ernte zeugt gegen ihn. So ist es auch in geistlichen Dingen; die Treue eines jeden Arbeiters wird an den Ergebnissen seiner Arbeit erkannt. Die Art und Weise seiner Arbeit, ob er fleißig oder träge gewesen ist, wird durch die Ernte offenbar, und auf diese Weise wird sein Schicksal für die Ewigkeit entschieden. CGl.83.2 Teilen

Ein jedes gesäte Samenkorn bringt eine Ernte nach seiner Art hervor. So ist es auch im menschlichen Leben. Wir alle sollten den Samen des Mitleids, der innigen Teilnahme und der Liebe säen, denn wir werden ernten, was wir säen. Jede Tat der Selbstsucht, der Eigenliebe und Selbstschätzung, eine jede Handlung der Selbstbefriedigung wird eine ihr entsprechende Ernte hervorbringen. Ein Mensch, der für das eigene Ich lebt, sät auf sein Fleisch und wird vom Fleisch das Verderben ernten. CGl.83.3 Teilen

Gott vernichtet keinen Menschen. Ein jeder, der zugrunde gehen wird, vernichtet sich selbst. Ein jeder, der die Mahnungen seines Gewissen erstickt, sät den Samen des Unglaubens, und derselbe wird eine sichere Ernte bringen. Als Pharao vor alters die erste ihm von Gott gegebene Warnung verwarf, säte er den Samen der Halsstarrigkeit, und er erntete Halsstarrigkeit. Gott zwang ihn nicht zum Unglauben. Der Same des Unglaubens, den er säte, brachte eine Ernte nach seiner Art hervor. In dieser Weise fuhr er in seiner Halsstarrigkeit fort, bis er auf sein verwüstetes Land, auf die kalte, tote Gestalt seines Erstgebornen und der Erstgebornen aller, die in seinem Hause waren, und aller Familien seines Reiches blickte, bis die Wasser des Meeres sich über seinen Pferden, seinen Wagen und seinen Kriegsleuten zusammenschlossen. Seine Geschichte veranschaulicht in furchtbarer Weise die Wahrheit der Worte: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Galater 6,7. Würden die Menschen dies erkennen, dann würden sie sorgfältiger darauf achten, was für Samen sie säen. CGl.83.4 Teilen

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Da der gesäte Same eine Ernte hervorbringt und der eingeerntete Same wiederum gesät wird, so wird die Ernte vervielfältigt. Dieses Gesetz gilt auch in unserer Beziehung zu anderen. Eine jede Handlung, ein jedes Wort ist ein Same, der Frucht bringen wird. Eine jede Handlung der dienenden Liebe, des Gehorsams oder der Selbstverleugnung erzeugt in anderen eine ähnliche Handlungsweise und durch sie wiederum in noch anderen. Gleicherweise ist auch eine jede, aus Neid, Bosheit oder Zwietracht hervorgehende Tat ein Same, der als „eine bittere Wurzel“ (Hebräer 12,15) aufwächst, wodurch viele verunreinigt werden. Und eine wie viel größere Anzahl von Menschen werden diese „Vielen“ vergiften! Auf diese Weise geht das Säen des Guten und des Bösen für Zeit und Ewigkeit vor sich. CGl.84.1 Teilen

Im Gleichnis vom Säen des Samens wird uns Freigebigkeit in geistlichen und irdischen Dingen gelehrt. Der Herr sagt: „Wohl euch, die ihr sät allenthalben an den Wassern.“ „Ich meine aber das: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ Jesaja 32,20; 2.Korinther 9,6. Allenthalben an den Wassern zu säen, bedeutet, beständig von den Gaben Gottes mitzuteilen. Es bedeutet zu geben, wo das Werk Gottes oder die Menschen unserer Hilfe bedürfen. Dadurch werden wir nicht in Armut geraten. „Wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ Der Sämann vervielfältigt seinen Samen, indem er ihn fortwirft. So ist es auch mit denen, die im Austeilen der Gaben Gottes treu sind. Dadurch, dass sie treu sind im Mitteilen, werden ihre Segnungen vermehrt. Gott hat ihnen die Fülle verheißen, so dass sie beständig geben können. „Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euren Schoß geben.“ Lukas 6,38. CGl.84.2 Teilen

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Im Säen und Ernten ist aber noch mehr als dies eingeschlossen. Indem wir die von Gott gegebenen irdischen Segnungen mitteilen, erweckt der Beweis unserer Liebe und unseres Mitgefühls in dem Empfänger Dankbarkeit zu Gott; der Boden seines Herzens wird vorbereitet, um den Samen geistlicher Wahrheit aufzunehmen, und er, der dem Sämann den Samen gibt, wird auch letzteren zum Keimen bringen, damit er Frucht trage zum ewigen Leben. CGl.85.1 Teilen

Durch das Ausstreuen des Samens auf das Erdreich stellt Christus sein eigenes, zu unserer Erlösung dargebrachtes Opfer dar. „Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe,“ sagt er, „so bleibt’s allein; wo es aber erstürbe, so bringet’s viel Früchte.“ Johannes 12,24. So trägt auch der Tod Christi Frucht für das Reich Gottes. Im Einklang mit den Gesetzen, denen das Pflanzenreich unterworfen ist, ist auch das Ergebnis seines Todes Leben. CGl.85.2 Teilen

Alle, die als Mitarbeiter Christi Frucht bringen wollen, müssen erst in die Erde fallen und ersterben; ihr Leben muss in die Furchen der Bedürfnisse dieser Welt geworfen werden; alle Eigenliebe, alles eigene Interesse muss aufhören. Das Gesetz der Selbstaufopferung aber ist das Gesetz der Selbsterhaltung. Der in der Erde begrabene Same bringt Früchte, und diese, wiederum gepflanzt, vervielfältigen die Ernte. Der Landmann bewahrt sein Getreide, indem er es fortwirft. So ist es auch im menschlichen Leben: Geben bedeutet Leben. Das Leben, welches erhalten wird, ist das Leben, welches man freiwillig dem Dienste Gottes und der Menschheit weiht. Wer um Christi willen sein Leben in dieser Welt opfert, wird es für die Ewigkeit bewahren. CGl.85.3 Teilen

Der Same erstirbt, um zu einem neuen Leben aufzuerstehen, und hierin wird uns die Auferstehung vorgebildet. Alle, die Gott lieben, werden wiederum im himmlischen Paradiese leben. Von dem menschlichen Leibe, der in das Grab gelegt wird, um zu verwesen, hat Gott gesagt: „Es wird gesät verweslich, und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft.“ 1.Korinther 15,42.43. CGl.85.4 Teilen

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Dies sind einige der vielen Lehren aus dem der Natur entnommenen herrlichen Gleichnis vom Sämann und Samen. Indem Eltern und Lehrer diese Lehre zu erteilen versuchen, sollten sie dieselbe in praktischer Weise veranschaulichen. Die Kinder können selbst den Erdboden bereiten und den Samen säen, und während sie arbeiten, kann Vater, Mutter oder Lehrer eine Erklärung über den Herzensgarten mit dem dort gesäten guten oder schlechten Samen geben und zeigen, dass, sowie der Garten für die Aufnahme des natürlichen Samens vorbereitet werden muss, so muss auch das Herz für die Aufnahme des Samens der Wahrheit zubereitet werden. Während der Same in die Erde gestreut wird, können sie die Kinder über den Tod Christi belehren, und wenn sich das Gras oder der Halm zeigt, ihnen die Auferstehung erklären. Während die Pflanzen wachsen, kann die Ähnlichkeit zwischen dem natürlichen und dem geistlichen Säen gezeigt werden. CGl.86.1 Teilen

Die reifere Jugend sollte in ähnlicher Weise unterwiesen werden. Man sollte sie lehren, das Erdreich zu bestellen. Es wäre gut, wenn eine jede Schule etwas Land zur Bearbeitung hätte. Solche Ländereien könnten als Schulzimmer unseres Gottes betrachtet werden. Man sollte auf die Dinge der Natur blicken, wie auf ein Lektionsbuch, welches Gotteskinder studieren und aus welchem sie Erkenntnis zur Veredlung der Seele schöpfen sollen. CGl.86.2 Teilen

Man kann auch aus der Bearbeitung des Bodens fortwährend Neues lernen, wie man das Land urbar und untertänig macht. Niemand, der sich auf einem ganz unkultivierten Stück Land ansässig macht, würde sofort eine Ernte erwarten. Es erfordert ernste, fleißige und andauernde Arbeit, um das Erdreich auf die Aussaat vorzubereiten. So ist es auch mit der geistlichen Arbeit am menschlichen Herzen. Wer durch die Bearbeitung des Bodens Nutzen erzielen will, muss mit dem Worte Gottes in seinem Herzen hinausgehen; dann wird er finden, dass der brachliegende Acker des Herzens durch den erweichenden Einfluß des Heiligen Geistes, der sich ihm untertänig macht, gebrochen wird. Wenn nicht schwere Arbeit auf die Zubereitung des Erdbodens verwandt wird, so wird es keine Ernte geben. So ist es auch mit dem Boden des Herzens; der Geist Gottes muss denselben bearbeiten, ihn läutern und unterwürfig machen, ehe er Frucht bringen kann zur Ehre Gottes. CGl.86.3 Teilen

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Das Erdreich wird seine Reichtümer nicht hervorbringen, wenn man nur dem eigenen Antriebe folgend daran arbeitet; es bedarf wohl überlegter täglicher Aufmerksamkeit. Es muss oft und tief gepflügt werden, um es vom Unkraut, welches dem Samen die Nahrung rauben würde, frei zu halten. Auf diese Weise bereiten die, welche pflügen und säen, die Ernte vor und brauchen nicht mit gescheiterten Hoffnungen auf ihrem Felde zu stehen. CGl.87.1 Teilen

Der Segen des Herrn wird auf denen ruhen, die das Land in solcher Weise bearbeiten und geistliche Lehren aus der Natur ziehen. Der Arbeiter weiß bei der Bearbeitung des Bodens nicht, welche Schätze seiner warten. Obgleich er die Unterweisung anderer, die langjährige Erfahrung haben und die Belehrung verständiger Männer nicht verachten soll, sollte er doch selbst lernen. Dies ist ein Teil seiner Erziehung. Die Bearbeitung des Bodens wird sich als ein Bildungs- und Erziehungsmittel für die Seele erweisen. CGl.87.2 Teilen

Er, der den Samen aufgehen läßt, der Tag und Nacht seiner achtet, der ihm die Kraft gibt, sich zu entwickeln, ist auch unser Schöpfer, der König des Himmels, der noch größere Fürsorge für seine Kinder hat und ihnen noch größeres Interesse angedeihen läßt. Während der menschliche Sämann den Samen pflanzt, um unser irdisches Leben zu erhalten, wird der göttliche Sämann den Samen, welcher Frucht bringt für das ewige Leben, in die Seele pflanzen. CGl.87.3 Teilen

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