Portrait von Ellen White
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Kurz-Biografie
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Die im US-amerikanischen Gorham, Maine, geborene Ellen Gould (Harmon) White (1825-1915), zählt zu den wichtigsten Gründern der weltweiten Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der mittlerweile mehr als 14 Millionen Mitglieder angehören.. DAp.6.1 Teilen

Durch die zahlreichen geistlich beeinflussten Schriften und Ausarbeitungen, trug sie wesentlich zum gegenwärtigen Selbstverständnis der adventistischen Identität bei. Die Siebenten-Tags-Adventisten sind davon überzeugt, dass sie mit einer bestimmten Gabe der Auslegung ausgestattet war und schätzen die von ihr verfassten Werke als Hilfe zum besseren Verständnis der Heiligen Schrift.. DAp.6.2 Teilen

In den siebzig Jahren, die Ellen G. White für die Siebenten-Tags-Adventisten tätig war, verfasste sie über 100.000 handgeschriebene Seiten. Sie ist die meistübersetzte Autorin der Welt. Ihr Buch „Steps to Christ“ (Der Weg zu Christus), ist in mehr als 100 Sprachen übersetzt und vielfach verbreitet worden.. DAp.6.3 Teilen

Zu ihrer schriftstellerischen Tätigkeit kamen zahlreiche Reisen nach Australien und Europa. Daneben war sie eine gern gehörte Dozentin, Seelsorgerin, Hausfrau und liebenswerte Mutter ihrer vier Söhne.. DAp.6.4 Teilen

Ein Hauptthema ihrer schriftstellerischen Arbeit war Jesus Christus selbst. Ihr war es wichtig, Jesus den Lesern lebendig vor Augen zu führen und aufzuzeigen, was er alles für die Menschen bewirkt hat.. DAp.6.5 Teilen

Vorwort
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Seit dem Sündenfall sind Gott und der ganze Himmel darum bemüht, das Ebenbild Gottes im Menschen wieder herzustellen — d.h. die Sünde im Menschen zu beenden und ewige Gerechtigkeit herbeizuführen?, damit die Menschheit wieder mit dem Himmel vereint werden kann. Vgl. Daniel 9,24. DAp.7.1 Teilen

Nie war Er diesem Ziel näher, als zurzeit der frühen Apostelgemeinde, die Christus ja selbst während Seines Erdendienstes gegründet hatte und worin Er das Geheimnis Gottes aufrichtete, nämlich: „Christus in Euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ Kolosser 1,27. DAp.7.2 Teilen

Auf der anderen Seite stellen sich jedem tiefer denkenden Bibelleser ganz zwangsläufig und berechtigterweise Fragen: Warum wurde dann bisher keine ewige Gerechtigkeit eingebracht, und warum ist die Sünde auf Erden vorherrschender denn je — wobei Sünde auch für bekenntliche Christusnachfolger zum „christlichen Inventar“ zu gehören scheint? Stattdessen erlangten in der Urgemeinde nach einem so überaus viel versprechenden Anfang weltlicher Ehrgeiz, die Bevormundung des Einzelnen bis hin zum Scheiterhaufen durch eine klerikale Oberschicht, sowie Lüge, Betrug und moralischer Niedergang beim Klerus und tiefste Unwissenheit beim Volk die Oberhand, was schließlich zum Finsteren Mittelalter führte.. DAp.7.3 Teilen

Die detaillierte Antwort auf diese Fragen wird in dem vorliegenden Buch “Die Apostel‘ gegeben, und der Apostel Paulus fasst es in folgendem Bibelwort zusammen: „Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit; nur muss der, der es jetzt noch aufhält, weggetan werden, und dann wird der Böse offenbart werden.“ 2.Thessalonicher 2,7.8a. DAp.7.4 Teilen

Wie in keinem anderen Werk aus der Feder von Ellen G. White werden in ‚Die Apostel‘ gottgegebene Grundsätze wiederholt aufgezeigt, die sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Lebenssituationen der Apostel ziehen:. DAp.7.5 Teilen

1. Gott ist das persönliche Haupt eines jeden Einzelnen (Matthäus 20,25f; 23,8; 1.Korinther 7,23) d.h. Gott gibt jedem, der Ihn darum bittet, aus Seinem Wort persönliche Anweisungen für die eigene Lebensführung. — Dies ist ein unverzichtbarer Teil der persönlichen religiösen Freiheit!. DAp.7.6 Teilen

2. Gott teilt allgemein gültige, gegenwärtige Wahrheit durch Botschafter mit. Offenbarung 1,1-3; 1.Korinther 12,28. Dabei gibt es Zeiten, in. denen Er sich nur eines einzigen Kanals bedient — z.B. wenn Er nicht genügend geeignete Werkzeuge findet. Wann irgend möglich wirkt Gott durch mehrere zeitlich parallel wirkende Botschafter, wie dies öfters in der Zeit des Alten Testaments, in der Apostelgemeinde, bei der Reformation und in der Adventbewegung der Fall war. 1.Korinther 14,5.39; 1.Mose 11,24-29. DAp.7.7 Teilen

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3. Gott gibt der Gemeinde Autorität in Glaubensangelegenheiten. Diese besitzt sie solange, wie sie durch ein „Es steht geschrieben“ unter dem Wort der Heiligen Schrift steht und selbst Täterin des Wortes ist. Vgl. Matthäus 18,15-20; 16,16-19; Jakobus 1,22.27. Traditionen haben hier keinen Platz.. DAp.8.2 Teilen

4. Die Trennung von Kirche und Staat; d.h. von Staatsgeschäften und Gemeindeangelegenheiten. Gott und die Obrigkeit haben ein Recht auf unseren Dienst und Gehorsam. Markus 12,17. Entstehen dabei jedoch Interessenskonflikte, dann haben Gottes Forderungen ausnahmslos Vorrang gegenüber denen der weltlichen oder kirchlichen Obrigkeit, sowie gegenüber wirtschaftlichen Erwägungen. Apostelgeschichte 4,19; 5,29. DAp.8.3 Teilen

Immer wenn diese Grundsätze vernachlässigt, verwässert, vermischt oder gar völlig über Bord geworfen werden, existiert das Geheimnis der Bosheit in Form von oberflächlichen Liberalismus und Formenwesen oder, noch schlimmer, in der Gestalt des Menschen der Sünde, der „sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt“. 2.Thessalonicher 2,4. DAp.8.4 Teilen

Besonders Paulus musste dies auf schmerzliche Weise selbst erleben. Als er sich „um des lieben Friedens willen“ dazu hinreißen ließ, auf die Gemeindeleiter in Jerusalem zu hören, die sagten: „So tue nun das, was wir dir sagen...“ (Apostelgeschichte 21,23) anstatt wie bisher Gott zu seinem persönlichen Ratgeber und Führer zu machen, wurde er gefangen gesetzt, sein Wirkungsbereich nahm ab, die Gemeinde wurde um eines ihrer mächtigsten Werkzeuge im Kampf gegen das Böse beraubt, und die Ausbreitung des Geheimnisses der Bosheit, deren Folge Papsttum und Finsteres Mittelalter waren, nahm ihren unheilvollen Lauf.. DAp.8.5 Teilen

Wenn Gott aber ein Volk zur Verfügung steht, das aus der Geschichte gelernt hat, indem es unter allen Umständen das Geheimnis der Bosheit, den Menschen an der Stelle Gottes, verabscheut, sowie die Sünde im eigenen Leben beendet, ewige Gerechtigkeit einbringt und damit das Geheimnis Gottes verwirklicht, dann wird Gott in Kürze durch dieses Volk die letzte Einladungsbotschaft der Welt bringen. Als dessen Folge wird das Werk Gottes auf Erden beendet und der Himmel sowie die Erlösten aller Zeitalter werden wieder vereint werden. Möge dieses Buch dazu beitragen, ein solches Volk zu befähigen und zu sammeln!. DAp.8.6 Teilen

Die Herausgeber. DAp.8 Teilen

Kapitel 1: Gottes Absicht mit seiner Gemeinde
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Auf Grundlage des biblischen Berichts. DAp.9 Teilen

Die Gemeinde ist das von Gott bestimmte Werkzeug zur Errettung der Menschen. Sie wurde gegründet, um zu dienen und hat den Auftrag, das Evangelium in die Welt hinauszutragen. Seit Anfang an ist es Gottes Plan gewesen, dass Seine Gemeinde die göttliche Fülle und Kraft vor der Welt widerspiegelt. Die Glieder der Gemeinde — jene, die Gott aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat — sollen Seinen Ruhm verkünden. Die Gemeinde ist das Schatzhaus der Gnade Christi, und durch die Gemeinde wird sich schließlich selbst vor „den Mächten und Gewalten im Himmel“ (Epheser 3,10) die Liebe Gottes endgültig und völlig bekunden. DAp.9.1 Teilen

In der Heiligen Schrift stehen über die Gemeinde viele und wunderbare Verheißungen: „Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden.“ Jesaja 56,7. „Ich will sie und die Umgebung meines Hügels zum Segen setzen und will ihnen den Regen zu seiner Zeit herab senden; das sollen Regengüsse des Segens sein! ... Ich will ihnen auch eine Pflanzung erwecken zum Ruhm, dass sie nicht mehr durch Hunger im Land weggerafft werden und die Schmähung der Heiden nicht mehr tragen müssen. So werden sie erkennen, dass ich, der HERR, ihr Gott, bei ihnen bin und dass sie, das Haus Israel, mein Volk sind, spricht GOTT, der Herr. Und ihr seid meine Herde, die Schafe meiner Weide; ihr seid Menschen, und ich bin euer Gott, spricht GOTT, der Herr.“ Hesekiel 34,26.29-31. DAp.9.2 Teilen

„Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich es bin; vor mir ist kein Gott gebildet worden, und nach mir wird es keinen geben. Ich, ich bin der HERR, und außer mir gibt es keinen Retter. Ich habe verkündigt, gerettet und von mir hören lassen und bin nicht fremd unter euch; und ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, dass ich Gott bin.“ Jesaja 43,10-12. DAp.9.3 Teilen

„Ich, der HERR, habe dich berufen in Gerechtigkeit und ergreife dich bei deiner Hand; und ich will dich behüten und dich zum Bund für das Volk setzen, zum Licht für die Heiden; dass du die Augen der Blinden öffnest, die Gebundenen aus dem Gefängnis führst und aus dem Kerker die, welche in der Finsternis sitzen.“ Jesaja 42,6f. „Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört. Am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Ich habe dich dazu geschaffen und bestimmt, ein Bund für das Volk zu sein, das Land aufzurichten und das verödete Erbe neu zu verteilen. Durch dich lasse ich allen Gefangenen sagen: ‚Kommt heraus!‘ Und denen im Dunkeln: ‚Kommt hervor!‘ Sie werden am Weg und auf ehemals unfruchtbaren Hügeln weiden. Sie werden nicht mehr hungern und keinen Durst mehr haben. Die sengende Sonne und die heißen Wüstenwinde werden ihnen nichts anhaben. Ihr Erbarmer wird sie leiten und an frisches Wasser führen. Ich werde alle meine Berge mit Straßen versehen und meine Wege ebnen. ... Jauchze, Himmel! Freue dich, Erde! Jubelt, ihr Berge! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und sich seiner Elenden erbarmt. Doch Zion sagt: ‚Der Herr hat mich verlassen; der Herr hat mich vergessen.‘ Kann eine Mutter etwa ihren Säugling vergessen? Fühlt sie etwa nicht mit dem Kind, das sie geboren hat? Selbst wenn sie es vergessen würde, vergesse ich dich nicht! Sieh, ich habe dich in meine Handflächen gezeichnet. Das Bild deiner Mauern habe ich immer vor Augen.“ Jesaja 49,8-16 (NL). DAp.9.4 Teilen

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Die Gemeinde ist Gottes feste Burg — Seine Zufluchtsstätte, die Er in einer aufrührerischen Welt aufrecht hält. Jeder Treuebruch der Gemeinde ist ein Verrat gegen den, der die Menschheit mit dem Blut Seines einzig geborenen Sohns erkauft hat. Von jeher bildeten treue Menschen die Gemeinde auf Erden. Zu allen Zeiten hat der Herr seine Wächter gehabt, die ihrer Generation ein wahrheitsgetreues Zeugnis übermittelten. Sie gaben ihre Warnungsbotschaft, und wenn sie ihre Waffenrüstung ablegen mussten, führten andere das Werk fort. Gott schloss mit diesen Zeugen einen Bund und verband auf diese Weise die irdische Gemeinde mit der himmlischen. Er hat Seiner Gemeinde Seine Engel gesandt, damit sie ihr dienen, und die Pforten der Hölle haben es nicht vermocht, sein Volk zu überwältigen. DAp.10.1 Teilen

Während jahrhundertelang Verfolgung, Kampf und Finsternis herrschten, hat Gott Seine Gemeinde erhalten. Keine Wolke fiel auf sie, ohne dass Gott nicht Vorsorge getroffen hätte, noch hat sich eine widerstrebende Macht gegen Sein Werk erhoben, die Er nicht schon vorhersah. Alles traf so ein, wie Er es vorhergesehen hatte. Er hat Seine Gemeinde nicht verlassen, sondern das, was geschehen würde, in Prophezeiungen offenbart. Und was Sein Geist den Propheten vorauszusagen eingab, das hat sich erfüllt. All Sein Vorhaben wird Er ausführen. Sein Gesetz ist mit Seinem Thron verbunden, und keine Macht des Bösen kann es vernichten. Die Wahrheit ist von Gott eingegeben. Er wacht über sie, und sie wird über alle Widerstände siegen. DAp.10.2 Teilen

In den Jahrhunderten geistlicher Finsternis glich die Gemeinde Gottes einer auf einem Berg erbauten Stadt, in der sich über Jahrhunderte hindurch von Generation zu Generation die reinen Wahrheiten des Himmels entfaltet haben. So schwach und fehlerhaft die Gemeinde auch erscheinen mag — sie ist dennoch der eine Gegenstand, dem Gott in einer besonderen Weise Seine größte Aufmerksamkeit zuwendet. Sie ist der Schauplatz Seiner Gnade, auf dem Er mit Freuden Seine Macht offenbart, Herzen umzuwandeln. DAp.10.3 Teilen

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Jesus fragte: „Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, oder durch was für ein Gleichnis sollen wir es darlegen?“ Markus 4,30. Zwischen ihm und den Reichen der Welt fand Er keine Ähnlichkeiten, und auch in der menschlichen Gesellschaft fand Er nichts, das mit ihm zu vergleichen wäre. Irdische Reiche herrschten durch die Überlegenheit ihrer physischen Macht, aber aus Christi Reich ist jede fleischliche Waffe, jedes Zwangsmittel verbannt. Dieses Reich soll die Menschheit erheben und veredeln. Gottes Gemeinde ist die Stätte heiligen Lebens. Sie ist mit den verschiedenen Gaben ausgestattet und ausgerüstet mit dem Heiligen Geist. Ihre Glieder sollen ihr Glück in dem Wohl derer finden, denen sie helfen und Segen bringen. DAp.11.1 Teilen

Wunderbar ist das Werk, das der Herr durch Seine Gemeinde zu tun beabsichtigt, damit Sein Name verherrlicht werde. Ein Bild von diesem Werk wird uns in Hesekiels Vision vom segensreichen Wasser gezeigt: „Dies Wasser fließt hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer fließt, soll dessen Wasser gesund werden, und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. ... Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Bäume wachsen; und ihre Blätter werden nicht verwelken, und mit ihren Früchten hat es kein Ende. Sie werden alle Monate neue Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.“ Hesekiel 47,8-12. DAp.11.2 Teilen

Von Anfang an hat Gott durch Sein Volk gewirkt, um die Welt zu segnen. Für das alte Ägypten macht Gott Josef zu einer Quelle des Lebens. Durch seine Rechtschaffenheit wurde das Leben des ganzen Volkes bewahrt. Durch Daniel rettete Gott allen babylonischen Weisen das Leben. Diese Befreiungen sind für uns ein Anschauungsunterricht. Sie machen die geistlichen Segnungen deutlich, die der Welt durch die Verbindung mit jenem Gott angeboten werden, den Josef und Daniel anbeten. Jeder, in dessen Herz Christus wohnt und der Seine Liebe der Welt verkünden will, ist Gottes Mitarbeiter zum Segen der Menschheit. Indem er vom Heiland Gnade empfängt, um sie anderen weiterzugeben, fließen Ströme geistlichen Lebens von seinem ganzen Wesen aus. DAp.11.3 Teilen

Gott erwählte das Volk Israel, um den Menschen Seinen Charakter zu offenbaren. Er wollte, dass sie Brunnen des Heils in der Welt sind. Ihnen wurde das anvertraut, was Gott gesprochen hat: die Offenbarung des göttlichen Willens. Schon in der frühen Geschichte Israels hatten die Völker der Welt durch lasterhafte Gewohnheiten die Erkenntnis Gottes verloren. Einst hatten sie Ihn gekannt, aber sie haben „ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.“ Römer 1,21. Dennoch erhielt Gott ihnen in Seiner Barmherzigkeit das Leben. Er wollte ihnen Gelegenheit geben, durch Sein auserwähltes Volk wiederum mit Ihm bekannt zu werden. Durch die Lehren des Opferdienstes sollte Christus vor allen Völkern erhoben werden, und alle, die zu Ihm aufblickten, sollten leben. Christus war die Grundlage der jüdischen Ordnung. Das gesamte System aus Vorbildern und Symbolen war eine kurz gefasste Prophezeiung des Evangeliums, eine Darstellung, in der die Verheißungen auf Erlösung miteinander verknüpft waren. DAp.11.4 Teilen

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Aber die Israeliten verloren ihre hohen Vorrechte als Gottes Repräsentanten aus den Augen. Sie vergaßen Gott und versäumten es, ihre heilige Mission auszuführen. Die Segnungen, welche sie entgegennahmen, brachten der Welt keinen Segen. Alle Vorteile wandten sie zu ihrer eigenen Verherrlichung an. Sie Kapitelselten sich von der Welt ab, um Versuchungen zu entkommen. Die Beschränkungen, die Gott ihnen in ihrem Umgang mit Götzendienern auferlegt hatte, um sie daran zu hindern, sich den Gewohnheiten der Heiden gleichzustellen, benutzten sie, um zwischen sich und allen anderen Völkern eine Trennmauer aufzurichten. Sie beraubten Gott des von Ihm geforderten Dienstes und beraubten ebenso ihre Mitmenschen der religiösen Leitung und eines heiligen Vorbildes. DAp.12.1 Teilen

Priester und Oberste waren erstarrt in den Gleisen der Zeremonien. Sie begnügten sich mit einer gesetzlichen Religion und waren nicht in der Lage, anderen die lebendigen Wahrheiten des Himmels mitzuteilen. Sie hielten ihre eigene Gerechtigkeit für völlig ausreichend und wünschten nicht, dass ein neues Element in ihre Religion eingeführt würde. Das Wohlgefallen Gottes gegenüber den Menschen fassten sie nicht als eine allgemeine Gabe an die Menschheit auf, sondern verbanden es mit ihrem eigenen Verdienst aufgrund ihrer guten Werke. Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist und die Seele reinigt, war unvereinbar mit der Religion der Pharisäer, die aus Zeremonien und menschlichen Vorschriften bestand. DAp.12.2 Teilen

Gott sagte von Israel: „Ich hatte dich gepflanzt als Edelrebe, lauter echtes Gewächs. Aber wie hast du dich mir verwandelt in entartete Reben eines fremdartigen Weinstocks!“ Jeremia 2,21 (EB). „Israel ist ein rankender Weinstock, der für sich selbst Frucht bringt.“ Hosea 10,1. „Nun, ihr Bürger von Jerusalem und ihr Männer von Juda, sprecht Recht zwischen mir und meinem Weinberg! Was konnte man an meinem Weinberg noch weiter tun, das ich nicht getan habe? Warum hoffte ich, dass er gute Trauben brächte, aber er trug nur schlechte? Nun will ich euch aber verkünden, was ich mit meinem Weinberg tun will: Ich will seinen Zaun wegschaffen, damit er abgeweidet wird, und die Mauer einreißen, damit er zertreten wird! Ich will ihn öde liegen lassen; er soll weder beschnitten noch gehackt werden, und Dornen und Disteln sollen ihn überwuchern. Ich will auch den Wolken gebieten, dass sie keinen Regen auf ihn fallen lassen! Denn das Haus Israel ist der Weinberg des HERRN der Heerscharen, und die Männer von Juda sind seine Lieblingspflanzung. Und er hoffte auf Rechtsspruch, und siehe da — blutiger Rechtsbruch; auf Gerechtigkeit, und siehe da — Geschrei über Schlechtigkeit.“ Jesaja 5,3-7. „Das Schwache stärkt ihr nicht, das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verscheuchte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht, sondern mit Strenge und Härte herrscht ihr über sie!“ Hesekiel 34,4. DAp.12.3 Teilen

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Die jüdischen Leiter hielten sich für zu weise, um Unterweisung zu benötigen, zu gerecht, um erlöst zu werden und zu geehrt, um auf die Ehre, die von Christus kommt, angewiesen zu sein. Der Heiland wandte sich von ihnen ab, um anderen die Vorrechte anzuvertrauen, die sie missbraucht hatten. Gottes Ehre musste offenbart, Sein Wort aufgerichtet und Christi Reich in der Welt gegründet werden. Die Erlösung durch Gott musste in den vernachlässigten Städten verkündet werden, und so wurden die Jünger berufen, jenes Werk auszuführen, das die jüdischen Leiter zu tun versäumt hatten. DAp.13.1 Teilen

Kapitel 2: Die Ausbildung der Zwölf
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Zur Weiterführung Seines Werkes wählte Christus nicht die Gelehrsamkeit oder Redekunst des jüdischen Hohen Rates und auch nicht die Macht Roms. Indem Er die selbstgerechten jüdischen Lehrer überging, wählte der Meister demütige, ungelehrte Menschen aus, um jene Wahrheiten zu verkünden, welche die Welt bewegen sollten. Diese Menschen wollte Er zu Lehrern Seiner Gemeinde erziehen und ausbilden. Sie wiederum sollten andere ausbilden und mit der Evangeliumsbotschaft aussenden. Damit sie in ihrem Werk erfolgreich sein können, sollten sie mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet werden, denn das Evangelium sollte nicht durch menschliche Macht oder Weisheit verkündet werden, sondern durch die Kraft Gottes. DAp.14.1 Teilen

Dreieinhalb Jahre wurden die Jünger vom größten Lehrer unterwiesen, den die Welt je gesehen hatte. Durch persönlichen Kontakt und Umgang wurden sie von Christus für den Dienst ausgebildet. Täglich wandelten und redeten sie mit Ihm, hörten Seine aufmunternden Worte an die Müden und schwer Beladenen und sahen die Bekundungen Seiner Kraft zum Wohl der Kranken und Leidenden. Manchmal lehrte Er sie, wenn Er mit ihnen am Bergesabhang saß; ein anderes mal offenbarte Er ihnen Geheimnisse des Reiches Gottes, wenn sie am Seeufer oder auf der Landstraße gingen. Überall wo Herzen für die göttliche Botschaft offen waren, erklärte Er die Wahrheiten des Weges der Erlösung. Er befahl den Jüngern nicht, dieses oder jenes zu tun, sondern sagte: „Folgt mir nach!“ Auf Seinen Reisen durch Stadt und Land nahm Er sie mit, damit sie sehen konnten, wie Er das Volk belehrte. Sie reisten mit Ihm von Ort zu Ort, teilten Sein einfaches Mahl mit Ihm und waren, wie Er, manchmal hungrig und oft müde. Auf den bevölkerten Straßen, am See und in der einsamen Wildnis waren sie mit Ihm. Sie erlebten Ihn in jeder Lebenssituation. DAp.14.2 Teilen

Bei der Aussendung der Zwölf wurde der erste Schritt zur Gründung der Gemeinde unternommen, die dann nach Christi Fortgang Sein Werk auf Erden weiterführen sollten. Über diese Berufung sagt die Heilige Schrift: „Und er stieg auf den Berg und rief zu sich, welche er wollte; und sie kamen zu ihm. Und er bestimmte zwölf, die bei ihm sein sollten und die er aussandte, um zu verkündigen.“ Markus 3,13f. DAp.14.3 Teilen

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Welch ein ergreifendes Bild — die Majestät des Himmels umgeben von den Zwölfen, die Er erwählt hatte. Christus ist dabei, sie für ihr Werk auszusondern. Mit diesen schwachen Werkzeugen und durch Sein Wort und Seinen Geist will Er allen die Erlösung nahe bringen. DAp.15.1 Teilen

Mit Freude und Wonne schauen Gott und die Engel auf dieses Bild. Der Vater wusste, dass von diesen Männern das Licht vom Himmel ausstrahlen würde und die von ihnen verkündeten Zeugnisworte von Christus in jeder Generation bis zum Ende der Zeit widerhallen würden. DAp.15.2 Teilen

Die Jünger sollten als Zeugen Jesu hinausgehen, um der Welt zu verkünden, was sie von Ihm gesehen und gehört hatten. Ihr Dienst war der wichtigste, zu dem Menschen je berufen wurden und stand nur der Aufgabe Christi nach. Sie sollten Mitarbeiter Gottes zur Rettung von Menschen sein. Wie schon im Alten Testament die 12 Patriarchen Israel repräsentierten, so vertreten die 12 Apostel die Evangeliumsgemeinde. DAp.15.3 Teilen

Während Seines irdischen Wirkens begann Christus die Trennwand zwischen Juden und Heiden niederzureißen und allen Menschen die Erlösung zu predigen. Obwohl Er Jude war, verkehrte Er ungezwungen mit den Samaritern und machte auf diese Weise die pharisäischen Bräuche der Juden hinsichtlich dieses verachteten Volkes zunichte. Er schlief unter ihrem Dach, Er aß an ihrem Tisch und Er lehrte auf ihren Straßen. DAp.15.4 Teilen

Der Heiland wollte gerne Seinen Jüngern die Wahrheit über das Niederbrechen des Zauns zwischen Israel und den anderen Völkern verständlich machen — jene Wahrheit, „dass nämlich die Heiden Miterben und mit zum Leib Gehörige und Mitteilhaber seiner Verheißung sind in Christus durch das Evangelium“. Epheser 2,14; 3,6. Diese Wahrheit wurde schon teilweise da offenbart, als Er den Glauben des Hauptmanns von Kapitelernaum belohnte, oder den Einwohnern Sichars das Evangelium predigte und noch deutlicher, als Er anlässlich Seines Besuchs in Phönizien die Tochter der kanaanitischen Frau heilte. Diese Erfahrungen halfen den Jüngern zu erkennen, dass es unter denen, die zur Seligkeit als unwürdig betrachtet wurden, Menschen gab, die nach dem Licht der Wahrheit verlangten. DAp.15.5 Teilen

So wollte Christus den Jüngern die Wahrheit nahe bringen, dass es im Reich Gottes kein abgegrenztes Gebiet, kein Kastendenken und keine Aristokratie gab, sondern sie zu allen Völkern zu gehen hatten, um ihnen die Botschaft über einen Heiland zu bringen, der sie liebt. Doch erst viel später begriffen die Jünger es völlig, dass Gott „aus einem Blut jedes Volk der Menschheit gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen sollen, und hat im Voraus verordnete Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt, damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten; und doch ist er ja jedem Einzelnen von uns nicht ferne“. Apostelg. 17,26f DAp.15.6 Teilen

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Diese ersten Jünger waren sehr verschieden. Sie sollten die Lehrer der Welt werden und verkörperten grundverschiedene Charaktere. Um das Werk, zu dem sie berufen waren, erfolgreich weiterzuführen, mussten diese in ihrem natürlichen Charakter und ihren Lebensgewohnheiten so verschiedenen Männer jedoch zu einem einheitlichen Denken, Fühlen und Handeln gelangen. Diese Einheit wollte Jesus in ihnen vollbringen, und deshalb trachtete Er danach, sie mit Sich selbst eins zu machen. Diese Last in Seinen Bemühungen für sie kommt in Seinem Gebet zum Vater zum Ausdruck: „Ich bete für sie alle, dass sie eins sind, so wie du und ich eins sind, Vater — damit sie in uns eins sind, so wie du in mir bist und ich in dir bin und die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. ... Dann wird die Welt wissen, dass du mich gesandt hast, und wird begreifen, dass du sie liebst, wie du mich liebst.“ Johannes 17,21.23 (NL). DAp.16.1 Teilen

Sein beständiges Gebet für sie war, dass sie durch die Wahrheit geheiligt werden. Das konnte Er mit Gewissheit beten, denn Er wusste, dass ein Erlass des Allmächtigen dazu vor Grundlegung der Welt ergangen war. Er wusste, dass das Evangelium vom Reich allen Völkern zum Zeugnis gepredigt werden würde. Auch wusste Er, dass die Wahrheit, die mit der Allmacht des Heiligen Geistes ausgerüstet ist, im Kampf mit dem Bösen siegen und das blutbefleckte Banner eines Tages siegreich über Seinen Nachfolgern wehen würde. DAp.16.2 Teilen

Als sich der irdische Dienst von Christus seinem Ende näherte und Er wusste, dass Er es bald Seinen Jüngern überlassen musste, das Werk ohne Seine persönliche Leitung weiterzuführen, versuchte Er sie zu ermutigen und auf die Zukunft vorzubereiten. Er weckte in ihnen keine falschen Hoffnungen, sondern sagte ihnen, wie in einem offenen Buch lesend, was auf sie zukommen würde. Er wusste, dass Er bald von ihnen getrennt sein würde, um sie wie Schafe unter Wölfen zurückzulassen. Er sah, dass sie Verfolgungen zu erleiden hätten, aus den Synagogen ausgestoßen und in Gefängnisse geworfen werden würden. Auch war Er sich dessen bewusst, dass einige von ihnen wegen ihres Zeugnisses von Ihm als den Messias getötet werden würden. Er sprach mit ihnen auch hiervon über manches und über ihre Zukunft so deutlich und bestimmt, damit sie in der kommenden Trübsalszeit an Seine Worte denken und im Glauben an Ihn als den Erlöser gestärkt würden. DAp.16.3 Teilen

Er sprach aber auch Worte der Hoffnung und Ermutigung zu ihnen: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Wohin ich aber gehe, wisst ihr, und ihr kennt den Weg.“ Johannes 14,1-4. Um euretwillen bin Ich in die Welt gekommen, und für euch habe Ich gearbeitet. Wenn Ich auch fortgehe, so werde Ich dennoch mit allem Ernst für euch wirken. Ich kam in die Welt, um mich euch zu offenbaren, damit ihr glauben könnt. Ich gehe zu Meinem und zu eurem Vater, um mit Ihm zu wirken um euretwillen. DAp.16.4 Teilen

17

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zu meinem Vater gehe.“ Johannes 14,12. Damit meinte Jesus nicht, dass seine Jünger mehr erreichen würden, als Er getan hatte, sondern dass ihr Werk umfangreicher wäre. Er bezog das nicht nur auf das Wirken von Wundern, sondern überhaupt auf alles, was sich durch die Kraft des Heiligen Geistes ereignen würde. „Wenn aber der Beistand kommen wird“, sagte Er, „den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird der von mir Zeugnis geben; und auch ihr werdet Zeugnis geben, weil ihr von Anfang an bei mir gewesen seid.“ Johannes 15,26f. DAp.17.1 Teilen

Diese Worte haben sich auf wunderbare Weise erfüllt. Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes waren die Jünger so sehr mit Liebe zu Ihm und denen erfüllt, für die Er starb, dass ihre Worte und Gebete die Herzen erweichten. Sie sprachen in der Kraft des Heiligen Geistes, und unter dem Einfluss jener Macht wurden dann Tausende bekehrt. DAp.17.2 Teilen

Als Christi Repräsentanten sollten die Apostel einen nachhaltigen Eindruck auf die Welt machen. Die Tatsache, dass sie einfache Männer waren, sollte ihren Einfluss nicht schmälern sondern vergrößern, weil dadurch die Gedanken ihrer Zuhörer von ihnen weg auf Christus gelenkt wurden, der, wenn auch unsichtbar, doch mit ihnen wirkte. Die wunderbaren Lehren der Apostel, ihre Worte der Ermutigung und des Vertrauens sollten alle überzeugen, dass sie nicht in ihrer eigenen Kraft, sondern in der des Heilandes wirkten. Selbst bescheiden sollten sie erklären, dass Er, den die Juden gekreuzigt hatten, der Fürst des Lebens, der Sohn des lebendigen Gottes sei und dass sie in Seinem Namen die Werke vollbrachten, die Er getan hatte. DAp.17.3 Teilen

In Seinem Gespräch mit den Jüngern am Abend vor Seiner Kreuzigung ließ der Heiland die Leiden unerwähnt, die Er schon erlitten hatte und die Ihm noch bevorstanden. Er sprach nicht von der Schmach, die Ihn erwartete, sondern versuchte ihre Gedanken auf das zu lenken, was ihren Glauben stärken konnte. Er ließ sie vorwärts blicken auf die Freuden, die den Überwinder einmal erwarten. Er freute sich in dem Bewusstsein, dass Er für Seine Nachfolger mehr tun könnte und würde, als Er versprochen hatte — dass von Ihm eine Liebe und eine Anteilnahme ausgehen würden, die den Seelentempel reinigen und die Menschen im Charakter Ihm gleichmachen, und dass Seine Wahrheit, angetan mit der Kraft des Geistes, den Sieg behalten und siegreich ausziehen würde. DAp.17.4 Teilen

18

„Das habe ich mit euch geredet“, sagte Er, „damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Johannes 16,33. Christus versagte nicht, noch wurde Er entmutigt. Denselben ausdauernden Glauben sollten auch die Jünger bekunden und genauso wirken wie Er es tat und sich auf Seine Kraft verlassen. Wenn auch scheinbare Unmöglichkeiten ihnen den Weg versperrten, sollten sie durch Seine Gnade vorangehen, an nichts verzweifeln und auf alles hoffen. DAp.18.1 Teilen

Christus hatte das Ihm übertragene Werk getan und diejenigen erwählt, die Sein Werk unter den Menschen fortsetzen sollten. Er sagte nun: „Ich bin in ihnen verherrlicht. Und ich bin nicht mehr in der Welt; diese aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir! ... Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, ... ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst.“ Johannes 17,10.11.20.21.23. DAp.18.2 Teilen

Kapitel 3: Der große Auftrag
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Nach dem Tod Christi waren die Jünger beinahe von Mutlosigkeit übermannt. Ihr Meister war verworfen, verurteilt und gekreuzigt worden, und die Priester und Obersten hatten höhnisch erklärt: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten! Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz herab, und wir wollen ihm glauben!“ Matthäus 27,42. Die Hoffnungssonne der Jünger war untergegangen, und dunkle Nacht umgab ihre Herzen. Oft wiederholten sie die Worte: „Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte.“ Lukas 24,21. Einsam und traurigen Herzens gedachten sie Seiner Worte: „Denn wenn man dies mit dem grünen Holz tut, was wird mit dem dürren geschehen?“ Lukas 23,31. DAp.19.1 Teilen

Jesus hatte öfters versucht, Seinen Jüngern die Zukunft zu offenbaren, aber sie waren zu gleichgültig, um über Seine Worte nachzudenken. Deshalb hatte Sein Tod sie überrascht, und als sie später auf die Vergangenheit zurückblickten und die Folgen ihres Unglaubens sahen, waren sie sehr bekümmert. Als Christus gekreuzigt war, glaubten sie nicht an Seine Auferstehung. Zwar hatte Er es ihnen deutlich gesagt, dass Er am dritten Tag auferstehen werde, aber vor lauter Verwirrung verstanden sie nicht, was Er meinte. Dieser Mangel an Verständnis führte sie während der Zeit Seines Todes in äußerste Hoffnungslosigkeit. Sie waren bitter enttäuscht. Ihr Glaube durchdrang nicht den Schatten, mit welchem Satan ihren Horizont verfinsterte. Alles erschien ihnen unklar und geheimnisvoll. Wie viel Kummer wäre ihnen erspart geblieben, wenn sie den Worten des Heilands geglaubt hätten! DAp.19.2 Teilen

Niedergedrückt von Verzweiflung, Gram und Hoffnungslosigkeit versammelten sich die Jünger in der oberen Kammer. Sie schlossen und verriegelten die Türen aus Furcht, dass das Schicksal ihres geliebten Meisters auch sie treffen würde. Hier war es, wo ihnen der Heiland nach Seiner Auferstehung erschien. DAp.19.3 Teilen

Noch 40 Tage blieb Christus auf Erden, bereitete Seine Jünger auf das vor ihnen liegende Werk vor und erklärte ihnen das, was sie bis dahin noch nicht hatten fassen können. Er sprach von den Prophezeiungen Seines Kommens, Seiner Verwerfung durch die Juden und seines Todes und zeigte ihnen, dass jede Einzelheit dieser Weissagungen sich erfüllt hatte. Er ermahnte sie, diese Erfüllung der Vorhersagen als Zusicherung jener Kraft zu betrachten, die ihr zukünftiges Wirken begleiten werde. Wir lesen darüber: „Da öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstanden, und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem.“ Er fügte hinzu: „Ihr aber seid Zeugen hiervon!“ Lukas 24,45-48. DAp.19.4 Teilen

20

In diesen Tagen, die Christus mit Seinen Jüngern verbrachte, machten sie eine neue Erfahrung. Als sie hörten, wie ihr geliebter Meister die Schrift im Licht der vergangenen Ereignisse erklärte, wurde ihr Glaube an Ihn völlig gefestigt. Sie kamen dahin, dass sie sagen konnten: „Denn ich weiß, an wen ich glaube.“ 2. Timotheus 1,12 Sie begannen die Art und Ausdehnung ihres Werkes zu erkennen und langsam zu begreifen, dass sie der Welt die ihnen anvertrauten Wahrheiten verkünden sollten. Die Begebenheiten im Leben Christi, Seinen Tod und Seine Auferstehung, sowie die Prophezeiungen, die auf diese Ereignisse hinwiesen, die Geheimnisse des Erlösungsplans, Jesu Macht zur Vergebung der Sünden — dies alles konnten sie bezeugen und sollten es der Welt bekannt machen und das Evangelium des Friedens und der Erlösung durch Reue und die Kraft des Heilands verkünden. DAp.20.1 Teilen

Vor Seiner Himmelfahrt übergab Christus Seinen Jüngern ihren Auftrag. Er teilte ihnen mit, dass sie Vollstrecker jenes Willens sein sollten, in dem Er der Welt die Schätze des ewigen Lebens vermachte. So etwa sagte Er zu ihnen: Ihr seid Zeugen meines Lebens als Opfer für die Welt gewesen. Ebenso habt ihr meine Mühen für Israel gesehen, und wenn auch mein Volk nicht zu mir kommen will, um ewiges Leben zu haben, und obwohl Priester und Oberste nach ihrem Gutdünken mit mir verfuhren und mich verwarfen, so soll ihnen trotzdem noch einmal eine Gelegenheit gegeben werden, den Sohn Gottes anzunehmen. Ihr habt gesehen, dass Ich alle gerne annehme, die mir ihre Sünden bekennen. Wer zu mir kommt, den werde Ich in keiner Weise hinaus stoßen. Euch, meinen Jüngern, übertrage Ich diese Gnadenbotschaft. Sie soll sowohl den Juden als auch den Heiden gegeben werden — Israel zuerst und dann allen Nationen, Sprachen und Völkern. Alle Gläubigen sollen zu einer Gemeinde gesammelt werden. DAp.20.2 Teilen

Der Evangeliumsauftrag ist die große Missionsurkunde des Reiches Christi. Die Jünger sollten eifrig für die Menschen arbeiten und die Einladung der Gnade an alle ergehen lassen. Sie sollten nicht warten, bis die Leute zu ihnen kämen, sondern mit ihrer Botschaft zu den Menschen gehen. DAp.20.3 Teilen

Die Jünger sollten ihr Werk in Christi Namen ausführen. Jedes Wort und jede Handlung sollten die Aufmerksamkeit auf Christi Namen als den Inbegriff der lebendigen Kraft lenken, durch den Sünder errettet werden können. Ihr Glaube sollte sein Zentrum in Ihm haben, der die Quelle der Gnade und Kraft ist. In Seinem Namen sollten sie alle ihre Bitten dem Vater vorlegen, dann würden sie erhört werden. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sollten sie taufen. Christi Name sollte ihr Losungswort sein, das Merkmal ihrer Eigenart, ihr Band der Einigkeit, die Autorität für ihre Handlungsweise und die Quelle ihres Erfolgs. Nichts sollte in Seinem Reich anerkannt werden, das nicht Seinen Namen und Seine Aufschrift trug. DAp.20.4 Teilen

21

Als Christus zu den Jüngern sagte, dass sie hinausgehen und alle Gläubigen zur Gemeinde sammeln sollten, hielt Er ihnen deutlich die Notwendigkeit vor Augen, auf Einfachheit zu achten. Je weniger Wert sie auf Gepränge und äußeren Schein legten, desto größer würde ihr Einfluss zum Guten sein. Sie sollten mit derselben Schlichtheit reden, mir der Christus verkündet hatte, und ihren Zuhörern die von Ihm empfangenen Lehren einprägen. DAp.21.1 Teilen

Christus sagte Seinen Jüngern nicht, dass ihr Werk leicht sein werde, sondern zeigte ihnen, welch ungeheures Aufgebot des Bösen sich ihnen entgegenstellen würde. Sie würden zu kämpfen haben „mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“. Epheser 6,12. Aber sie sollten dabei nicht allein gelassen werden, sondern Er wollte bei ihnen sein. Und wenn sie im Glauben vorangingen, dann sollte das Schild des Allmächtigen sie decken. Er gebot ihnen, tapfer und standhaft zu streiten, denn ein Mächtigerer als alle Engel, der Anführer der himmlischen Heere, würde unter ihnen sein. Er traf alle Vorkehrung für die Ausübung ihres Dienstes und übernahm selbst die Verantwortung für den Erfolg. Solange sie Seinem Wort gehorchten und in Verbindung mit Ihm wirkten, konnten sie nicht versagen. Geht zu allen Völkern, gebot Er ihnen, macht euch auf in die entferntesten Teile der bewohnten Welt und seid gewiss, dass Ich sogar dort bei euch sein werde. Handelt im Glauben und im Vertrauen, denn Ich werde euch nie verlassen. Ich werde allezeit bei euch sein und helfen, eure Pflicht zu tun, euch leiten, trösten, heiligen, unterstützen und euch Erfolg geben, sowie Worte reden, welche die Aufmerksamkeit der Menschen auf den Himmel lenken. DAp.21.2 Teilen

Christi Opfer für die Menschen war vollkommen und vollständig. Die Bedingung zur Erlösung war erfüllt. Das Werk ist ausgeführt worden, deshalb kam Er in diese Welt. Er hatte das Reich eingenommen, hatte es Satan abgerungen und wurde der Erbe aller Dinge. Jetzt war Er auf dem Weg zum Thron Gottes, um von den himmlischen Scharen verehrt zu werden. Angetan mit grenzenloser Autorität erteilte Er Seinen Jüngern ihren Auftrag: „So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit!“ Matthäus 28,19f. DAp.21.3 Teilen

22

Kurz bevor Jesus Seine Jünger verließ, erklärte Er noch einmal ganz deutlich die Beschaffenheit Seines Reiches. Er erinnerte sie an das, was Er ihnen schon früher darüber gesagt hatte und erklärte, dass Er nicht beabsichtige, in dieser Welt ein zeitliches Reich zu errichten. Er sei nicht dafür gekommen, als irdischer Fürst auf Davids Thron zu herrschen. Als dann Seine Jünger Ihn fragten: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel die Königsherrschaft wieder her?“, da sprach Er zu ihnen: „Es ist nicht eure Sache, die Zeiten oder Zeitpunkte zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat.“ Apostelgeschichte 1,6f. Es war unnötig für sie, weiter in die Zukunft zu blicken, als Er es ihnen durch Seine Offenbarungen möglich gemacht hatte. Ihre Aufgabe bestand einfach darin, die Evangeliumsbotschaft zu verkünden. DAp.22.1 Teilen

Es sollte den Jüngern zwar die sichtbare Gegenwart Jesu entzogen werden, dafür aber sollte ihnen eine neue Kraftquelle zugänglich sein. Der Heilige Geist sollte ihnen in seiner Fülle gegeben werden, um sie für ihr Werk zu versiegeln. „Siehe,“ sagte der Heiland, „ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters; ihr aber bleibt in der Stadt Jerusalem, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe!“ Lukas 24,49. „Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. ... Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!“ Apostelgeschichte 1,5.8. DAp.22.2 Teilen

Der Heiland wusste, dass kein Argument, wie logisch es auch sei, harte Herzen erweichen oder die Kruste des Weltsinns und der Selbstsucht sprengen kann. Er wusste, dass Seine Jünger die Zurüstung vom Himmel empfangen mussten, und dass das Evangelium nur wirkungsvoll sein könnte, wenn es von warmen Herzen verkündet wird und von Lippen, die beredt geworden sind durch die lebendige Erkenntnis dessen, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Das den Jüngern übertragene Werk würde großen Einsatz erfordern, weil sich die Flut des Bösen stark und mächtig gegen sie stemmen werde. Ein eifriger, entschlossener Heerführer befehligte die Mächte der Finsternis, und Christi Nachfolger konnten nur durch die Hilfe, die Gott ihnen durch Seinen Geist gab, für das Recht ankämpfen. DAp.22.3 Teilen

Jesus beauftragte Seine Jünger, mit ihrem Dienst in Jerusalem zu beginnen. Diese Stadt war der Schauplatz Seines erstaunlichen Opfers für die Menschheit. Dort war Er als Mensch gewandelt, hatte mit den Menschen gesprochen, und nur wenige erkannten, wie nahe der Himmel der Erde kam. Dort wurde Er auch verurteilt und gekreuzigt. In Jerusalem gab es viele, die im Geheimen glaubten, dass Jesus von Nazareth der Messias sei, und auch viele, die von den Priestern und Obersten betrogen worden waren. Diesen sollte nun das Evangelium verkündet werden. Sie mussten zur Buße aufgerufen werden. Die wunderbare Wahrheit, dass allein durch Christus Sündenvergebung erlangt werden könne, musste ihnen deutlich dargelegt werden. Und weil ganz Jerusalem noch von den ergreifenden Ereignissen der letzten Wochen erregt war, mussten die Predigten der Jünger tiefe Eindrücke hinterlassen. DAp.22.4 Teilen

23

In Seinem Dienst hatte Jesus den Jüngern immer wieder eingeprägt, dass sie in Seinem Werk, die Welt aus der Knechtschaft der Sünde zu befreien, eins mit Ihm sein müssten. Als er die Zwölf und später die Siebzig aussandte, um das Reich Gottes zu verkünden, belehrte Er sie hinsichtlich ihrer Pflicht, anderen das mitzuteilen, was Er sie gelehrt hatte. In all Seinem Wirken erzog Er sie zu persönlicher Arbeit, die sich mit der Vergrößerung ihrer Schar ausdehnen sollte, um schließlich die äußersten Teile der Erde zu erreichen. Jesu letzte Unterweisung an Seine Nachfolger bestand darin, die frohe Botschaft der Erlösung für die Welt treu zu verwalten. DAp.23.1 Teilen

Als für Christus die Zeit gekommen war, zu Seinem Vater aufzufahren, führte Er Seine Jünger hinaus bis nach Bethanien. Hier hielt Er an, und sie scharten sich um Ihn. Indem Er segnend die Hände ausbreitete, als ob Er sie Seiner schirmenden Fürsorge versichern wollte, stieg Er langsam aus ihrer Mitte auf. „Und es geschah, indem er sie segnete, schied er von ihnen und wurde aufgehoben in den Himmel.“ Lukas 24,51. DAp.23.2 Teilen

Während die Jünger aufwärts schauten, um ihren zum Himmel fahrenden Herrn bis zum letzten Augenblick zu sehen, wurde Er in die Reihen der jubelnden Engel aufgenommen. Diese geleiteten Ihn empor und sangen triumphierend: „Ihr Königreiche der Erde, singt Gott, spielt dem Herrn, ihm, der einherfährt auf den Himmeln, den Himmeln der Vorzeit! ... Gebt Gott Macht! Seine Hoheit ist über Israel und seine Macht in den Wolken.“ Psalm 68,33-35 (EB). DAp.23.3 Teilen

Während die Jünger noch nachdenklich himmelwärts schauten, „da standen zwei Männer in weißer Kleidung bei ihnen, die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen!“ Apostelgeschichte 1,10f. DAp.23.4 Teilen

Die Verheißung der Wiederkunft Christi sollten Seine Jünger stets lebendig im Gedächtnis behalten. Denselben Jesus, den sie zum Himmel hatten auffahren sehen, würde wiederkommen, um die zu sich zu nehmen, welche sich hier auf Erden Seinem Dienst geweiht haben. Dieselbe Stimme, die zu ihnen gesagt hatte: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“, würde sie in Seiner Gegenwart im Himmelreich willkommen heißen. Matthäus 28,20. DAp.23.5 Teilen

24

Wie im Schattendienst der Hohepriester seine hohepriesterliche Kleidung ablegte und im weißen Leinenrock eines gewöhnlichen Priesters den Dienst versah, so legte auch Christus Sein königliches Gewand ab, nahm Menschengestalt an und brachte Opfer dar, wobei Er Priester und Opfer in einer Person war. Und wie der Hohepriester, nachdem Er Seinen Dienst im Allerheiligsten ausgeführt hatte, im hohepriesterlichen Gewand wieder zur wartenden Gemeinde heraustrat, so wird auch Christus wiederkommen, gekleidet in Gewändern von reinstem Weiß, „wie kein Bleicher auf Erden sie weiß machen kann.“ Markus 9,3. Er wird in Seiner eigenen Herrlichkeit und in der Seines Vaters kommen. Das gesamte Engelheer wird Ihn dann auf Seinem Weg begleiten. DAp.24.1 Teilen

Damit wird Christi Verheißung an Seine Jünger in Erfüllung gehen: „Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ Johannes 14,3. Die Ihn geliebt haben und auf Ihn warteten, wird Er mit Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit krönen. Die gerechten Toten werden dann aus ihren Gräbern hervorkommen, und die Lebenden werden mit ihnen hinweg gerückt werden dem Herrn entgegen in der Luft. Sie werden Jesu Stimme hören, die lieblicher ist, als die schönste Musik, die menschliche Ohren je hörten. Diese Stimme wird ihnen zurufen: Euer Kampf ist beendet. „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt!“ Matthäus 25,34. Daraufhin freuten sich die Jünger in der Hoffnung auf die Wiederkunft ihres Herrn. DAp.24.2 Teilen

Kapitel 4: Pfingsten
25

Auf Grundlage von Apostelgeschichte 2,1-39. DAp.25 Teilen

Als die Jünger vom Ölberg nach Jerusalem zurückkehrten, erwarteten die Menschen in ihren Gesichtern Spuren von Kummer, Verwirrung und Niedergeschlagenheit zu sehen, doch stattdessen entdeckten sie Freudigkeit und Siegesgewissheit. Die Jünger trauerten nicht über enttäuschte Hoffnungen. Sie hatten den auferstandenen Heiland gesehen, und die beim Abschied gegebene Verheißung klang ihnen noch in den Ohren. DAp.25.1 Teilen

Dem Befehl Christi gehorsam, warteten sie in Jerusalem auf die Verheißung des Vaters — die Ausgießung des Geistes. Doch sie warteten nicht untätig, sondern waren, wie der Bericht sagt, „allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott“. Lukas 24,53. Auch versammelten sie sich, um ihre Bitten dem Vater im Namen Jesu vorzulegen. Sie wussten, dass sie einen Stellvertreter im Himmel hatten, einen Fürsprecher am Thron Gottes. In heiliger Ehrfurcht beugten sie sich im Gebet, wobei sie an die Zusicherung dachten: „Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben! Bis jetzt habt ihr nichts in meinem Namen gebeten; bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird!“ Johannes 16,23f. Immer höher erhoben sie die Glaubenshand mit der Begründung: „Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.“ Römer 8,34. DAp.25.2 Teilen

Während die Jünger auf die Erfüllung der Verheißung warteten, demütigten sie ihre Herzen in wahrer Reue und bekannten ihren Unglauben. Indem sie sich Christi Worte in Erinnerung riefen, die Er vor Seinem Tod zu ihnen gesprochen hatte, verstanden sie deren Bedeutung besser. Wahrheiten, die sie schon vergessen hatten, wurden erneut lebendig, und sie erinnerten sich gegenseitig daran. Sie machten sich selbst Vorwürfe, den Heiland missverstanden zu haben. Wie in einem Panorama zog eine Begebenheit Seines wunderbaren Lebens nach der anderen an ihnen vorüber. Und als sie so über Sein heiliges, reines Leben nachdachten, empfanden sie, dass keine Mühe zu schwer und kein Opfer zu groß wäre, wenn sie in ihrem Leben die Liebenswürdigkeit des Charakters Christi bezeugen könnten. O wäre es möglich, die letzten drei Jahre noch einmal zu durchleben, wie ganz anders würden sie nun handeln! Wenn sie doch ihren Meister wieder sehen könnten, wie ernstlich würden sie sich bemühen, Ihm ihre Liebe zu zeigen und wie aufrichtig leid es ihnen tat, dass sie Ihn jemals durch ein Wort oder eine Tat des Unglaubens betrübt hatten! Doch sie fanden Trost bei dem Gedanken, dass ihnen vergeben war, und waren fest entschlossen, soweit wie möglich ihren Unglauben durch ein mutiges Bekennen Christi vor der Welt wieder wettzumachen. DAp.25.3 Teilen

26

Sehr ernst beteten die Jünger um die Befähigung, den Menschen gegenüberzutreten und im Alltag Worte zu sprechen, die Sünder zu Christus führen würden. Indem sie alle Meinungsverschiedenheiten und alles Machtstreben aufgaben, wurden sie in christlicher Gemeinschaft innig miteinander verbunden. Sie wurden immer näher zu Gott gezogen und erkannten dadurch, welches Vorrecht sie gehabt hatten, in solch vertrautem Umgang mit Christus zu stehen. Traurigkeit erfüllte ihre Herzen, wenn sie daran dachten, wie oft sie Ihn durch ihre Begriffsstutzigkeit und ihrem Mangel an Verständnis für die Lehren betrübt hatten, die Er ihnen zu ihrem Besten mitzuteilen versuchte. DAp.26.1 Teilen

Diese Tage der Vorbereitung waren Tage gründlicher Herzensprüfung. Die Jünger fühlten ihren geistlichen Mangel und riefen den Herrn an um die Salbung von oben, die sie für das Werk der Rettung von Menschen befähigen sollte. Sie flehten nicht nur für sich um Segen, sondern empfanden auch eine Last für das Seelenheil anderer. Sie begriffen nun, dass das Evangelium der ganzen Welt gebracht werden müsse, und so beanspruchten sie die Kraft, die Jesus ihnen verheißen hatte. DAp.26.2 Teilen

Im patriarchalischen Zeitalter hatte sich der Einfluss des Heiligen Geistes oft in bemerkenswerter Weise offenbart, aber nie in seiner Fülle bekundet. Jetzt baten die Jünger im Gehorsam gegenüber den Worten Christi um diese Gabe und wurden dabei von der Fürbitte des Heilands unterstützt. Er beanspruchte die Gabe des Geistes, damit Er ihn auf Sein Volk ausgießen konnte. DAp.26.3 Teilen

„Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen. Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.“ Apostelgeschichte 2,1f. DAp.26.4 Teilen

Der Geist kam in solcher Fülle auf die wartenden, betenden Jünger herab, dass er jedes Herz erreichte. Der Ewige offenbarte sich Seiner Gemeinde in Kraft. Es war, als ob dieser Einfluss Jahrhunderte lang zurückgehalten worden wäre und der Himmel sich jetzt freute, die Reichtümer der Gnadengaben des Geistes auf die Gemeinde ausschütten zu können. Unter diesem Einfluss vermischten sich Worte der Reue und des Bekennens mit Lobpreisungen für vergebene Sünden. Man hörte Worte des Dankes und der Weissagung. Der ganze Himmel neigte sich herab, um die Weisheit einer unvergleichlichen, unbegreiflichen Liebe wahrzunehmen und zu bewundern. Anbetend riefen die Apostel aus: „Darin steht die Liebe.“ Sie ergriffen die mitgeteilte Gabe, und was war die Folge? — Das Schwert des Geistes, frisch geschärft mit Kraft und eingetaucht in das strahlende Licht des Himmels, brach sich die Bahn durch den Unglauben. Tausende wurden an einem Tag bekehrt. DAp.26.5 Teilen

27

„Es ist gut für euch, dass ich hingehe“, hatte Jesus Seinen Jüngern gesagt, „denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden. ... Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.“ Johannes 16,7.13. DAp.27.1 Teilen

Christi Himmelfahrt war das Zeichen, dass Seine Nachfolger den verheißenen Segen empfangen sollten, und darauf mussten sie warten, bevor sie ihr Werk begannen. Als Christus durch die himmlischen Tore gegangen war, empfing Er den Thron unter der Anbetung der Engel. Als die feierliche Handlung Seiner Krönung beendet war, kam der Heilige Geist in reicher Fülle auf die Jünger herab, und Christus wurde in der Tat mit jener Klarheit verklärt, die Er seit Ewigkeit her beim Vater hatte. Die Ausgießung des Geistes zu Pfingsten war die Mitteilung des Himmels, dass die feierliche Krönung des Erlösers stattgefunden hatte. Entsprechend Seiner Verheißung sandte Er den Heiligen Geist Seinen Nachfolgern vom Himmel als Zeichen dafür, dass Er als Priester und König alle Autorität im Himmel und auf Erden erhalten habe und der Gesalbte über Sein Volk sei. DAp.27.2 Teilen

„Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten. Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab.“ Apostelgeschichte 2,3f. Der Heilige Geist ruhte in Form feuriger Zungen auf den Versammelten. Dies war ein Symbol von der Gabe, die den Jüngern verliehen wurde und sie befähigte, Sprachen fließend zu sprechen, die sie zuvor nicht gekannt hatten. Die Erscheinung des Feuers war ein Zeichen für den glühenden Eifer, mit dem die Apostel wirken würden und auch für die Kraft, die ihr Werk begleiten sollte. DAp.27.3 Teilen

„Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer aus allen Heidenvölkern unter dem Himmel.“ Apostelgeschichte 2,5. Durch die Zerstreuung waren die Juden fast über die ganze bewohnte Erde verteilt und hatten in ihrer Verbannung verschiedene Sprachen gelernt. Viele dieser Juden befanden sich nun bei dieser Gelegenheit in Jerusalem, um den gerade stattfindenden religiösen Feierlichkeiten beizuwohnen. Jede bekannte Sprache war unter den hier Versammelten vertreten. Diese Sprachverschiedenheit würde sich als ein großes Hindernis in der Evangeliumsverkündigung erwiesen haben, deshalb half Gott durch ein Wunder dem Mangel der Apostel ab. Der Heilige Geist tat etwas für sie, was sie in ihrem ganzen Leben nicht fertig gebracht hätten. Nun konnten sie, weil sie die Sprachen all derer beherrschten, auf die sich ihre Arbeit erstreckte, die Wahrheiten des Evangeliums auch im Ausland verkünden. Diese wunderbare Gabe war der Welt gegenüber ein starker Beweis dafür, dass ihr Auftrag das Siegel des Himmels trug. Seit dieser Zeit war die Sprache der Apostel rein, einfach und genau — ob sie nun in ihrer Muttersprache oder in einer fremden Sprache redeten. DAp.27.4 Teilen

28

„Als nun dieses Getöse entstand, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich und sprachen zueinander: Siehe, sind diese, die da reden, nicht alle Galiläer? Wieso hören wir sie dann jeder in unserer eigenen Sprache, in der wir geboren wurden?“ Apostelgeschichte 2,6-8. DAp.28.1 Teilen

Die Priester und Obersten wurden wegen dieser wunderbaren Bekundung recht wütend, wagten aber nicht, ihrem Hass freien Lauf zu lassen, weil sie befürchteten, sich der Gewalttätigkeit des Volkes auszusetzen. Sie hatten den Nazarener getötet, und nun standen hier Seine Diener, ungelehrte Männer aus Galiläa, und erzählten in allen damals gängigen Sprachen die Geschichte Seines Lebens und Wirkens. Entschlossen, die Wunder wirkende Kraft der Apostel auf natürliche Weise auszulegen, behaupteten die Priester, dass die Jünger von dem übermäßigen Genuss des jungen, für das Fest bereiteten Weins betrunken seien. Einige der Unwissendsten unter der anwesenden Menge nahmen diese Vermutung für bare Münze, doch die Verständigeren wussten, dass sie falsch war, und jene, welche die verschiedenen Sprachen verstanden, bezeugten die Genauigkeit, mit der die Jünger diese Sprachen anwandten. DAp.28.2 Teilen

In seiner Antwort auf die Anklage der Priester zeigte Petrus, dass diese Kundgebung eine offensichtliche Erfüllung der Prophezeiung Joels sei, in der er voraussagte, dass eine solche Kraft auf die Menschen kommen werde, um sie für ein besonderes Werk vorzubereiten. DAp.28.3 Teilen

„Da trat Petrus zusammen mit den Elf auf, erhob seine Stimme und sprach zu ihnen: Ihr Männer von Judäa und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sollt ihr wissen, und nun hört auf meine Worte! Denn diese sind nicht berauscht, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde des Tages; sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: Joel 3,1-5. ‚Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da werde ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben; ja, auch über meine Knechte und über meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen.‘“ Apostelgeschichte 2,14-18. DAp.28.4 Teilen

29

Klar und kraftvoll legte Petrus von dem Tod und der Auferstehung Christi folgendes Zeugnis ab: „Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazarener, einen Mann, der von Gott euch gegenüber beglaubigt wurde durch Kräfte und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, wie ihr auch selbst wisst, diesen ... habt ihr genommen und durch die Hände der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. Ihn hat Gott auferweckt, indem er die Wehen des Todes auflöste, weil es ja unmöglich war, dass Er von ihm festgehalten würde.“ Apostelgeschichte 2,22-24. DAp.29.1 Teilen

Petrus bezog sich nicht auf Christi Lehren, um seine Behauptung zu beweisen, weil er wusste, dass das Vorurteil seiner Hörer so groß war, dass seine Worte darüber wirkungslos bleiben würden. Stattdessen sprach er von David, den die Juden als einen der Patriarchen ihres Volks ansahen. „Denn David spricht von ihm: Psalm 16,8-11. ‚Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst mich nicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. ...‘ Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass ihm Gott verheißen hatte mit einem Eid, dass ein Nachkomme von ihm auf seinem Thron sitzen sollte, hat er‘s vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt: Er ist nicht dem Tod überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen.“ Apostelgeschichte 2,25-32. DAp.29.2 Teilen

Das ist eine sehr interessante Begebenheit. Wir sehen die Menschen von überall her kommen, um die Jünger zu hören, wie sie für die Wahrheit, die in Jesus ist, Zeugnis ablegen. Sie drängen hinein und füllen den Tempel. Priester und Oberste sind dort. Noch immer blicken sie finster drein. Ihre Herzen sind von bitterem Hass gegen Christus erfüllt und ihre Hände noch nicht von dem Blut gereinigt, das sie bei der Kreuzigung des Welterlösers vergossen hatten. Sie erwarteten, die Apostel unter der schweren Hand des Drucks und des Mordes eingeschüchtert vorzufinden, doch sie müssen nun erleben, wie diese über alle Furcht erhaben und mit dem Geist erfüllt sind, um die Göttlichkeit Jesu von Nazareth kraftvoll zu verkünden. Sie hören ihre mutige Erklärung, dass der erst kürzlich Erniedrigte, Verspottete, von grausamen Händen Gegeißelte und Gekreuzigte der Fürst des Lebens sei — jetzt zur Rechten Gottes erhoben. DAp.29.3 Teilen

Einige der Zuhörer waren an der Verurteilung und dem Tod Christi aktiv beteiligt gewesen. Sie hatten ihre Stimmen mit denen des Pöbels vereint und gemeinsam mit diesem Seine Kreuzigung gefordert. Als Jesus und Barabbas von ihnen im Gerichtssaal gestanden hatten und sie von Pilatus gefragt wurden: „Welchen wollt ihr, dass ich euch freilasse?“, da hatten sie gerufen: „Nicht diesen, sondern Barabbas!“ Und als Pilatus ihnen Jesus ausgeliefert hatte mit den Worten: „Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an ihm.“ „Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten“, da hatten sie erregt gerufen: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“ Matthäus 27,17; Johannes 18,40; 19,6; Matthäus 27,24f. DAp.29.4 Teilen

30

Nun hörten sie die Erklärung der Jünger, dass der Gekreuzigte der Sohn Gottes war. Priester und Oberste zitterten. Überzeugung und Angst ergriff das Volk. „Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Männer und Brüder?“ Apostelgeschichte 2,37. Unter den Zuhörern befanden sich fromme Juden, die in ihrem Glauben aufrichtig waren. Die Macht, welche die Worte des Redners begleitete, überzeugte sie, dass Jesus wirklich der Messias war. DAp.30.1 Teilen

„Da sprach Petrus zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.“ Apostelgeschichte 2,38f. DAp.30.2 Teilen

Petrus wies die ihres Unrechts Überführten nachdrücklich darauf hin, dass sie Christus nur verworfen hatten, weil sie sich von den Priestern und Obersten hatten täuschen lassen. Wenn sie weiterhin auf diese Männer schauten, um Rat von ihnen zu bekommen, oder warteten, bis jene Christus anerkannt hätten, dann würden sie Ihn nie annehmen. Obwohl diese einflussreichen Männer sich fromm gaben, gierten sie nach irdischem Reichtum und weltlicher Ehre. Sie waren nicht bereit, zu Christus zu kommen, um Licht zu empfangen. DAp.30.3 Teilen

Unter dem Einfluss dieser himmlischen Erleuchtung standen den Jüngern die von Jesus erklärten Schriftstellen deutlich und im Glanz vollkommener Wahrheit vor Augen. Der Schleier, der sie daran gehindert hatte, das Ende der Dinge zu sehen, die abgeschafft waren, war nun fortgenommen, und sie verstanden mit vollkommener Klarheit den Zweck der Mission Christi und die Natur Seines Reiches. 2.Korninther 3,13 Sie konnten mit großer Kraft vom Heiland sprechen, und wenn sie ihren Zuhörern den Erlösungsplan erklärten, wurden viele überführt und überzeugt. Aus ihrem Denken wurden die von den Priestern eingeprägten Überlieferungen und abergläubischen Vorstellungen hinweggefegt, und die Lehren des Heilands wurden angenommen. „Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan.“ Apostelgeschichte 2,41. DAp.30.4 Teilen

31

Die jüdischen Leiter erwarteten, dass Christi Werk mit Seinem Tod enden würde. Stattdessen waren sie Zeugen der wunderbaren Ereignisse zu Pfingsten. Sie hörten die Jünger mit einer ihnen bisher fremd gewesenen Kraft und Energie Christus predigen, wobei deren Worte durch Zeichen und Wunder bestätigt wurden. In Jerusalem, der Hochburg des Judentums, bekannten Tausende öffentlich ihren Glauben an Jesus von Nazareth als den Messias. DAp.31.1 Teilen

Die Jünger waren angesichts dieser großen Seelenernte erstaunt und hoch erfreut. Sie betrachteten diese Ernte nicht als Ergebnis ihrer eigenen Bemühungen, sondern erkannten, dass sie nur die Arbeit anderer fortsetzten. Schon seit Adams Fall hatte Christus erwählten Dienern den Samen Seines Worts anvertraut, um ihn in die Herzen der Menschen zu säen. Er selbst hatte während Seines Erdenlebens den Samen der Wahrheit gesät und ihn dann mit Seinem Blut begossen. Die Bekehrungen zu Pfingsten waren die Folge dieser Saat, die Ernte der Arbeit Christi, wodurch die Macht Seiner Lehre sichtbar wurde. DAp.31.2 Teilen

Die Beweisführungen der Apostel, wie klar und überzeugend sie auch sein mochten, hätten das Vorurteil, das so vielen Beweisen widerstanden hatte, allein nicht beseitigen können. Aber der Heilige Geist überzeugte mit göttlicher Kraft die Herzen von deren Richtigkeit. Die Worte der Apostel waren wie scharfe Pfeile des Allmächtigen und überzeugten die Menschen von der schrecklichen Schuld, den Herrn der Herrlichkeit verworfen und gekreuzigt zu haben. DAp.31.3 Teilen

Unter der Anleitung Christi wurden die Jünger dahin geführt, ihr Bedürfnis nach dem Heiligen Geist zu empfinden. Durch die Belehrung des Geistes erhielten sie ihre abschließende Qualifikation und nahmen ihr Lebenswerk in Angriff. Sie waren nicht länger unwissend und ungebildet, noch länger eine Gruppe unabhängiger Teile oder uneinigen, einander widerstrebenden Elementen. Sie setzten ihre Hoffnung auch nicht länger auf die Erlangung weltlicher Größe. Sie waren „einmütig“, „ein Herz und eine Seele“. Apostelgeschichte 2,46; 4,32. Christus füllte ihre Gedankenwelt aus, und die Förderung Seines Reiches war ihr Ziel. In Gesinnung und Charakter wurden sie wie ihr Meister, und die Menschen „erkannten, dass sie mit Jesus gewesen waren“. Apostelgeschichte 4,13. DAp.31.4 Teilen

Pfingsten brachte ihnen die himmlische Erleuchtung. Jene Wahrheiten, die sie nicht erfassen konnten, während Jesus bei ihnen war, wurden ihnen jetzt entfaltet. Mit einem Glauben und einer Zuversicht, die sie nie zuvor gekannt hatten, nahmen sie nun die Lehren der Heiligen Schrift an. Es war ihnen fortan nicht mehr nur eine Glaubenssache, dass Christus der Sohn Gottes war. Sie wussten, dass Er, wenn auch in Menschengestalt gehüllt, wahrlich der Messias war, und sie verkündeten der Welt ihre Erfahrung mit einer Bestimmtheit, die davon überzeugte, dass Gott mit ihnen war. Sie konnten den Namen Jesu mit großer Zuversicht aussprechen, war Er denn nicht wirklich ihr Freund und älterer Bruder? Mit Christus in enge Gemeinschaft gebracht, waren sie in Sein himmlisches Reich versetzt. In welch begeisterter Sprache drückten sie ihre Gedanken aus, wenn sie für Ihn Zeugnis ablegten! DAp.31.5 Teilen

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Ihre Herzen flossen über von einer Güte — so reich, so tief und so weit reichend ?, dass es sie drängte, bis ans Ende der Welt zu gehen, um die Macht Christi zu bezeugen. Sie waren von einer Sehnsucht erfüllt, das von Christus begonnene Werk fortzusetzen. Sie erkannten die Größe ihrer Schuld dem Himmel gegenüber und die Verantwortung in ihrem Werk. Gestärkt durch die Gabe des Heiligen Geistes gingen sie voller Eifer hinaus, um die Siege des Kreuzes zu vermehren. Der Geist trieb sie an und redete durch sie. Der Friede Christi strahlte aus ihren Gesichtern. Sie hatten Ihm ihr Leben zum Dienst geweiht, und ihr ganzes Wesen legte Zeugnis von ihrer vollzogenen Übergabe ab. DAp.32.1 Teilen

Kapitel 5: Die Gabe des Geistes
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Als Christus Seinen Jüngern den Heiligen Geist verhieß, näherte Er sich dem Ende Seines irdischen Dienstes. Er stand im Schatten des Kreuzes mit einem vollen Verständnis der Sündenlast, die auf Ihm als dem Sündenträger ruhen sollte. Bevor Er sich als Sühnopfer hingab, unterwies Er Seine Jünger über die höchst wichtige und vollkommene Gabe, die Er Seinen Nachfolgern verleihen wollte — die Gabe, die ihnen die unbegrenzten Hilfsquellen Seiner Gnade erreichbar machte. „Ich will den Vater bitten“, sagte Er, „und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch bleibt in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie beachtet ihn nicht und erkennt ihn nicht; ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ Johannes 14,16f. Der Heiland wies vorwärts auf eine Zeit, in welcher der Heilige Geist als Sein Stellvertreter kommen und ein mächtiges Werk tun werde. Dem Bösen, das sich seit Jahrhunderten angehäuft hatte, sollte durch die göttliche Kraft des Heiligen Geistes widerstanden werden. DAp.33.1 Teilen

Was war das Ergebnis der Ausgießung des Geistes zu Pfingsten? Die frohe Botschaft über einen auferstandenen Heiland wurde bis an die äußersten Enden der bewohnten Welt gebracht. Als die Jünger die Botschaft der errettenden Gnade verkündeten, gaben sich Herzen der Macht dieser Botschaft hin. Bekehrte strömten von überall her der Gemeinde zu. Rückfällige wurden neu bekehrt. Sünder vereinten sich mit Gläubigen, um die kostbare Perle zu suchen. Einige der erbittersten Gegner des Evangeliums wurden seine Verteidiger. Die Vorhersage erfüllte sich: „Der Schwächste unter ihnen soll ... wie König David sein! Und Davids Nachkommen ... wie der Engel des Herrn.“ Sacharja 12,8 (NL). Jeder Christ sah in seinem Bruder eine Bekundung der göttlichen Liebe und des göttlichen Wohlwollens. Etwas war vorherrschend, nur eine Sache nacheifernswert: Das Streben der Gläubigen war darauf gerichtet, Christi Charakter zu offenbaren und für die Ausbreitung Seines Reiches zu wirken. DAp.33.2 Teilen

„Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war auf ihnen allen.“ Apostelgeschichte 4,33. DAp.33.3 Teilen

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Unter ihrer Tätigkeit wurden der Gemeinde auserwählte Menschen hinzugefügt. Als sie das Wort der Wahrheit empfingen, weihten sie ihr Leben dem Werk, um anderen die Hoffnung zu bringen, die ihre Herzen mit Frieden und Freude erfüllte. Drohungen konnten sie nicht zurückhalten noch sie erschüttern. Der Herr sprach durch sie, und indem sie von Ort zu Ort gingen, wurde den Armen das Evangelium gepredigt und Wunder der göttlichen Gnade gewirkt. DAp.34.1 Teilen

So mächtig kann Gott wirken, wenn Menschen sich der Herrschaft Seines Geistes überlassen. Die Verheißung des Heiligen Geistes ist weder auf ein Zeitalter noch auf eine bestimmte Rasse beschränkt. DAp.34.2 Teilen

Christus erklärte, dass der heilige Einfluss Seines Geistes mit Seinen Nachfolgern bis ans Ende sein werde. Seit Pfingsten bis heute ist der Tröster allen gesandt worden, die sich ganz dem Herrn und Seinem Dienst übergeben haben. Zu allen, die Christus als ihren Heiland annahmen, ist der Heilige Geist als Ratgeber, Seligmacher, Führer und Zeuge gekommen. Je enger die Gläubigen mit Gott gewandelt sind, desto klarer und mächtiger haben sie von der Liebe ihres Erlösers und Seiner rettenden Gnade gezeugt. Männer und Frauen, die in ihrem Leben während der langen Jahrhunderte der Verfolgung und Prüfung ein großes Maß der Gegenwart Seines Geistes erfahren haben, standen als Zeichen und Wunder in der Welt. Vor Engeln und Menschen haben sie die umwandelnde Kraft der erlösenden Liebe offenbart. DAp.34.3 Teilen

Alle, die zu Pfingsten Kraft aus der Höhe empfingen, waren dadurch nicht vor weiteren Anfechtungen und Versuchungen befreit. Wenn sie für Wahrheit und Gerechtigkeit zeugten, wurden sie wiederholt vom Feind der Wahrheit angegriffen, der sie dadurch ihrer christlichen Erfahrung berauben wollte. Sie waren gezwungen, mit allen ihren von Gott gegebenen Kräften zu ringen, um das Vollmaß der Reife von Männern und Frauen in Christus Jesus zu erreichen. Damit sie der Vollkommenheit immer näher kommen könnten, beteten sie täglich um neue Gnade. Unter dem Wirken des Heiligen Geistes lernten selbst die Schwächsten, indem sie Glauben an Gott übten, die ihnen anvertrauten Kräfte zu mehren, während sie zugleich geheiligt, gereinigt und veredelt wurden. Indem sie sich demütig dem Einfluss des Heiligen Geistes unterwarfen, empfingen sie aus der Fülle Gottes und wurden in das Ebenbild des Göttlichen verwandelt. DAp.34.4 Teilen

Im Laufe der Zeit hat sich an Christi Verheißung nichts geändert, bei Seinem Abschied Seinen Repräsentanten den Heiligen Geist zu geben. Es liegt nicht an irgendwelchen Beschränkungen von Seiten Gottes, dass die Reichtümer Seiner Gnade nicht bei den Menschen ankommen. Wenn die Erfüllung der Verheißung nicht so wahrgenommen wird, wie es sein könnte, so liegt das daran, dass man die Verheißung nicht so wertschätzt, wie es sein sollte. Wären alle bereit, dann könnte jeder mit dem Geist erfüllt werden. Wo immer dem Bedürfnis nach dem Heiligen Geist nur wenig Beachtung geschenkt wird, da zeigen sich geistliche Dürre, geistliche Finsternis, geistlicher Niedergang und schließlich der Tod. Wann immer minderwertige Dinge die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, wird es auch an der göttlichen Kraft fehlen, die zum Wachstum und Gedeihen der Gemeinde notwendig ist und alle anderen Segnungen nach sich zieht, obwohl sie in unermesslicher Fülle angeboten wird. DAp.34.5 Teilen

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Wenn dies nun das Mittel ist, wodurch wir Kraft empfangen sollten, warum hungern und dürsten wir dann nicht nach der Gabe des Geistes? Warum reden wir nicht von ihr, beten wir nicht um sie und predigen wir nicht über sie? Der Herr ist bereitwilliger, denen den Heiligen Geist zu geben, die Ihm dienen, als Eltern es sind, ihren Kindern gute Gaben zu geben. Jeder Arbeiter sollte Gott um die tägliche Geistestaufe bitten. Christliche Arbeiter sollten sich in Gruppen versammeln und um besondere Hilfe und himmlische Weisheit bitten, damit sie befähigt werden, weise zu planen und zu handeln. Besonders sollten sie Gott bitten, Seine auserwählten Gesandten in den Missionsfeldern mit einem reichen Maß Seines Geistes zu taufen. Die Gegenwart des Geistes bei Gottes Mitarbeitern würde der Verkündigung der Wahrheit eine Macht verleihen, wie alle Ehre und Herrlichkeit der Welt zusammen es nicht zu geben vermögen. DAp.35.1 Teilen

Wo der Gott geweihte Mitarbeiter auch sein mag, der Heilige Geist bleibt bei ihm. Die den Jüngern gesagten Worte gelten auch uns. Der Tröster ist ebenso unser wir ihrer. Der Geist gibt die Kraft, die ringende, kämpfende Menschen in jeder Not mitten unter Hass der Welt und Erkenntnis ihrer eigenen Schwächen und Fehler aufrechterhält. Wenn wir Kummer haben und leiden, der Ausblick trübe ist und die Zukunft beunruhigend erscheint, wir uns hilflos und allein fühlen, dann bringt der Heilige Geist auf das Gebet des Glaubens dem Herzen Trost. DAp.35.2 Teilen

Es ist kein überzeugender Beweis, dass jemand ein Christ ist, weil er unter außerordentlichen Umständen Begeisterung zeigt. Heiligkeit ist nicht Verzückung, sondern eine vollständige Übergabe des Willens an Gott. Das bedeutet, von jedem Wort zu leben, das aus dem Mund Gottes geht, den Willen unseres himmlischen Vaters tun, Ihm in Anfechtungen und Finsternis ebenso wie im Licht zu vertrauen, im Glauben und nicht im Schauen zu wandeln, sich mit unerschütterlichem Vertrauen auf Gott zu verlassen und in Seiner Liebe zu ruhen. DAp.35.3 Teilen

Es ist für uns nicht notwendig, genau erklären zu können, was der Heilige Geist ist. Jesus sagt, dass der Geist der Tröster ist, „der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht“. Er erklärt zudem auch deutlich, dass der Heilige Geist in seinem Werk, die Menschen in alle Wahrheit zu leiten, „nicht aus sich selbst reden“ wird. Johannes 15,26; 16,13. DAp.35.4 Teilen

Das Wesen des Heiligen Geistes ist ein Geheimnis. Menschen können sie nicht erklären, weil Gott sie ihnen nicht offenbart hat. Schwärmer mögen Schriftstellen zusammentragen und sie zur Grundlage einer menschlichen Erklärung machen, aber die Annahme solcher Ansichten wird die Gemeinde nicht stärken. Angesichts solcher Geheimnisse, die für den menschlichen Geist zu tiefgründig sind, ist Schweigen Gold. DAp.35.5 Teilen

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Die Aufgabe des Heiligen Geistes umschreibt Christus mit den Worten: „Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht.“ Johannes 16,8. Der Heilige Geist überzeugt von Sünde. Reagiert der Sünder auf den belebenden Einfluss des Geistes, dann wird er zur Reue geleitet und ihm wird bewusst, wie wichtig der Gehorsam gegenüber den göttlichen Forderungen ist. DAp.36.1 Teilen

Dem reumütigen Sünder, der nach Gerechtigkeit hungert und dürstet, offenbart der Heilige Geist „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“. Johannes 1,29. Christus sagte: „Von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. ... Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Johannes 16,14; 14,26. DAp.36.2 Teilen

Der Geist ist als eine erneuernde Kraft gegeben worden, um die durch den Tod unseres Erlösers erworbene Erlösung wirksam zu machen. Er versucht ständig, die Aufmerksamkeit der Menschen auf das große Opfer zu lenken, das am Kreuz von Golgatha dargebracht wurde, um der Welt die Liebe Gottes zu entfalten und dem von seiner Sünde überzeugten Menschen die Kostbarkeiten der Heiligen Schrift zugänglich zu machen. DAp.36.3 Teilen

Hat der Heilige Geist einen Menschen von der Sünde überzeugt und ihm den Maßstab der Gerechtigkeit vorgehalten, zieht er die Neigungen von den Dingen dieser Welt ab und erfüllt das Herz mit dem Verlangen nach Heiligkeit. „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten“, erklärte der Heiland. Johannes 16,13. Sind die Menschen bereit, sich von ihm formen zu lassen, dann wird er eine Heiligung des ganzen Wesens bewirken. Was der Heilige Geist von Gott empfängt, wird er ihnen einprägen. Durch seine Macht wird der Lebensweg so klar gemacht werden, dass diesbezüglich niemand zu irren braucht. DAp.36.4 Teilen

Von jeher hat Gott mittels Seines Heiligen Geistes durch menschliche Werkzeuge gewirkt, um Seine Absicht mit dem gefallenen Menschengeschlecht auszuführen. Das zeigte sich schon im Leben der Patriarchen. Auch der Gemeinde in der Wüste zurzeit Moses gab Gott Seinen „guten Geist, um sie zu unterweisen“. Nehemia 9,20. Und in den Tagen der Apostel wirkte Er für Seine Gemeinde mächtig durch die Kraft des Heiligen Geistes. Dieselbe Kraft, welche die Erzväter stärkte, dem Kaleb und Josua Glauben und Mut gab und das Wirken der Gemeinde zurzeit der Apostel erfolgreich machte, hat Gott treue Diener immer unterstützt. Durch die Kraft des Heiligen Geistes halfen die waldensischen Christen in dunkler Zeit der Reformation den Weg zu bereiten. Dieselbe Kraft machte die Bemühungen edler Männer und Frauen erfolgreich, die den Weg zur Gründung der heutigen Mission bereiteten und zur Übersetzung der Bibel in die Sprachen und Dialekte aller Nationen und Völker. DAp.36.5 Teilen

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Auch heute noch gebraucht Gott Seine Gemeinde, um auf Erden Seine Absicht kund zu tun. Heute gehen die Verkünder des Kreuzes von Stadt zu Stadt und von Land zu Land, um der Wiederkunft Christi den Weg zu bereiten. Der Standard des Gesetzes Gottes wird aufgerichtet. Der Geist des Allmächtigen bewegt Menschenherzen, und alle, die seinen Einfluss erwidern, werden Zeugen für Gott und Seine Wahrheit. An vielen Orten sehen wir geweihte Männer und Frauen, die anderen jenes Licht mitteilen, das ihnen den Weg der Erlösung durch Christus bekannt gemacht hat. Und indem sie weiter ihr Licht leuchten zu lassen, wie jene es schon taten, die zu Pfingsten mit dem Geist getauft wurden, empfangen sie immer mehr die Kraft des Geistes. Auf diese Weise soll die Erde mit der Herrlichkeit Gottes erleuchtet werden. DAp.37.1 Teilen

Andererseits gibt es Menschen, die, anstatt weise die momentanen Gelegenheiten zu nutzen, untätig auf eine besondere Zeit geistlicher Erquickung warten, wodurch ihre Fähigkeit zur Erleuchtung anderer sich beträchtlich vergrößern soll. Sie vernachlässigen dabei die gegenwärtigen Pflichten und Vorrechte und lassen ihr Licht trübe brennen, während sie einer Zeit entgegen sehen, in der sie ohne jede Anstrengung ihrerseits besondere Segnungen empfangen, durch die sie umgewandelt und zum Dienst befähigt werden. DAp.37.2 Teilen

Es ist wahr, dass in der Endzeit, wenn sich Gottes Werk auf Erden seinem Abschluss nähert, die ernsten Bemühungen geweihter Gläubiger unter der Führung des Heiligen Geistes von besonderen Zeichen göttlicher Gunst begleitet sein werden. Durch das Bild des Früh- und Spätregens, wie diese im Orient zur Saat- und Erntezeit fallen, weissagten die hebräischen Propheten von einer außerordentlichen Mitteilung geistlicher Gnade an Gottes Gemeinde. Die Ausgießung des Geistes in den Tagen der Apostel war der Beginn des Frühregens, der herrliche Ergebnisse bracht. Bis zum Ende der Zeit wird die Gegenwart des Geistes bei der wahren Gemeinde bleiben. DAp.37.3 Teilen

Für die Zeit kurz vor dem Abschluss der Ernte der Welt ist eine besondere Gabe geistlicher Gnade verheißen, welche die Gemeinde auf das Kommen des Menschensohns vorbereiten soll. Diese Ausgießung des Geistes wird mit dem Fallen des Spätregens verglichen, und zur Erlangung dieser zusätzlichen Kraft sollen Christen ihre Bitten zu dem Herrn der Ernte empor senden „zur Zeit des Spätregens“. Daraufhin „wird der HERR, der die Wolken macht, euch auch Regen genug geben für jedes Gewächs auf dem Felde.“ Sacharja 10,1. „Und ihr, Kinder Zions, freuet euch und seid fröhlich im HERRN, eurem Gott, der euch gnädigen Regen gibt und euch herabsendet Frühregen und Spätregen wie zuvor“. Joel 2,23. Haben aber die Glieder der Gemeinde jetzt keine lebendige Verbindung mit der Quelle alles geistlichen Wachstums, dann werden sie für die Erntezeit nicht bereit sein. Haben sie ihre Lampen nicht geschmückt und am Brennen gehalten, werden sie kein größeres Maß der Gnade haben, wenn sie diese besonders benötigen. DAp.37.4 Teilen

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Nur diejenigen, denen beständig neue Gnade zufließt, werden entsprechend ihres täglichen Bedarfs Kraft besitzen sowie die Fähigkeit, diese einzusetzen. Anstatt auf eine zukünftige Zeit zu schauen, in der sie durch einen besonderen Empfang von geistlicher Kraft für das Werk der Seelenrettung auf wundersame Weise befähigt werden, übergeben sie sich täglich Gott, damit Er sie zu Gefäßen formt, die für Seinen Gebrauch geeignet sind. Täglich, wo immer sie auch sein mögen, zeugen sie für den Meister — sei es im bescheidenen Wirkungskreis daheim oder bei nützlicher Arbeit in der Öffentlichkeit. DAp.38.1 Teilen

Dem geweihten Arbeiter ist es sehr tröstlich zu wissen, dass selbst Christus während Seines Erdenlebens täglich Seinen Vater um erneuten Zufluss der benötigten Gnade bat und von Seiner Gemeinschaft mit Gott hinausging, um andere zu segnen und zu stärken. Betrachten wir den Sohn Gottes, wie Er sich im Gebet vor Seinem Vater beugt! Obwohl Er Gottes Sohn ist, stärkt Er dennoch Seinen Glauben durch Gebet und schöpft in Seiner Gemeinschaft mit dem Himmel Kraft, um dem Bösen zu widerstehen und den Bedürfnissen der Menschen zu dienen. Als der ältere Bruder unseres Geschlechts kennt Er die Bedürfnisse derer, die, umgeben von Schwachheit, in einer Welt voll Sünde und Versuchung dennoch den Wunsch haben, Ihm zu dienen. Er weiß, dass die Boten, die Er senden will, schwache, irrende Menschen sind. Doch Er verheißt allen göttliche Hilfe, die sich vollständig in Seinen Dienst stellen. Sein eigenes Beispiel ist ein Beweis dafür, dass ernsthaftes, anhaltendes Flehen zu Gott im Glauben — eines Glaubens, der zu dem Bewusstsein völliger Abhängigkeit von Gott und ungeteilter Hingabe an Sein Werk führt — dazu imstande ist, den Menschen im Kampf mit der Sünde den Beistand des Heiligen Geistes zu verschaffen. DAp.38.2 Teilen

Jeder Arbeiter, der dem Beispiel Jesu folgt, wird bereit sein, die Kraft zu empfangen und zu nutzen, die Gott Seiner Gemeinde verheißen hat, damit die Ernte der Erde zur Reife kommt. Jeden Morgen wird der Herr den Boten des Evangeliums, wenn sie sich vor Ihm beugen und ihre Gelübde der Weihe erneuern, die Gegenwart Seines Geistes mit dessen belebender, heiligender Kraft schenken. Gehen sie dann an ihr Tagewerk, dann haben sie die Zusicherung, dass die unsichtbare Gegenwart des Heiligen Geistes sie dazu befähigt, „Gottes Mitarbeiter“ zu sein. DAp.38.3 Teilen

Kapitel 6: Vor der Tür des Tempels
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte 3; Apostelgeschichte 4,1-31. DAp.39 Teilen

Christi Jünger waren sich ihrer Untüchtigkeit bewusst. Demütig und unter Gebet verbanden sie ihre Schwachheit mit Seiner Stärke, ihre Unwissenheit mit Seiner Weisheit, ihre Unwürdigkeit mit Seiner Gerechtigkeit und ihre Armut mit Seinem unerschöpflichen Reichtum. So gestärkt und ausgerüstet, zögerten sie nicht, im Dienst für ihren Meister vorwärts zu streben. DAp.39.1 Teilen

Kurz nach der Ausgießung des Heiligen Geistes und unmittelbar nach einer Zeit ernsten Gebets gingen Petrus und Johannes hinauf in den Tempel zum Gottesdienst und sahen an der Schönen Tür einen 40-jährigen Gelähmten, dessen Leben von Geburt an voller Schmerzen und Gebrechlichkeit war. Dieser Unglückliche hatte lange gewünscht, Jesus zu sehen, um geheilt zu werden. Doch in seinem nahezu hilflosen Zustand war er vom Wirkungsbereich der Tätigkeit des großen Arztes weit entfernt gewesen. Seine Bitten hatten schließlich einige Freunde veranlasst, ihn bis zur Tür des Tempels zu tragen, doch hier angekommen, musste er erfahren, dass derjenige, auf den er seine ganze Hoffnung gesetzt hatte, auf grausame Weise getötet wurde. DAp.39.2 Teilen

Seine Enttäuschung erregte das Mitleid derer, die wussten, wie lange und sehnsüchtig er gehofft hatte, von Jesus geheilt zu werden. Und sie brachten ihn täglich zum Tempel, damit Vorübergehende, von Mitleid bewegt, ihm eine Kleinigkeit gäben, um seine Not zu lindern. Als Petrus und Johannes vorbeikamen, bat er sie um ein Almosen. Die Jünger betrachteten ihn mitleidig, und Petrus sagte: „Sieh uns an! Er aber achtete auf sie in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Da sprach Petrus: Silber und Gold habe ich nicht.“ Als Petrus auf diese Weise seine Armut eingestand, senkte der Gelähmte enttäuscht den Blick. Seine Züge hellten sich jedoch wieder auf, als der Apostel fortfuhr: „Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, steh auf und geh umher!“ Apostelgeschichte 3,4-6. DAp.39.3 Teilen

„Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf; da wurden sogleich seine Füße und seine Knöchel fest, und er sprang auf und konnte stehen, lief umher und trat mit ihnen in den Tempel, ging umher und sprang und lobte Gott. Und alles Volk sah, wie er umherging und Gott lobte. Und sie erkannten auch, dass er derjenige war, der um des Almosens willen an der Schönen Pforte des Tempels gesessen hatte; und sie wurden mit Verwunderung und Erstaunen erfüllt über das, was mit ihm geschehen war. Da sich aber der geheilte Lahme zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk voll Erstaunen bei ihnen zusammen in der so genannten Halle Salomos.“ Apostelgeschichte 3,7-11. Alle waren erstaunt, dass die Jünger imstande waren, Wunder zu wirken, ähnlich denen, die Jesus getan hatte. Doch hier stand ein Mann, der 40 Jahre ein hilfloser Krüppel gewesen war, sich aber nun seiner Glieder vollständig bewegen konnte, sowie schmerzfrei und im Glauben an Jesus glücklich war. DAp.39.4 Teilen

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Als die Jünger das Erstaunen der Leute bemerkten, fragte Petrus: „Ihr Männer von Israel, weshalb verwundert ihr euch darüber, oder weshalb blickt ihr auf uns, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser umhergeht?“ Apostelgeschichte 3,12. Er versicherte ihnen, dass die Heilung im Namen und durch das Verdienst Jesu von Nazareth gewirkt sei, den Gott von den Toten auferweckt hatte. Der Apostel erklärte: „Und weil er an seinen Namen geglaubt hat, hat dieser Name den Mann hier, den ihr seht und kennt, zu Kräften gebracht; der Glaube, der durch ihn kommt, hat ihm vor euer aller Augen die volle Gesundheit geschenkt.“ Apostelgeschichte 3,16 (EÜ). DAp.40.1 Teilen

Zwar sprachen die Apostel deutlich von der großen Sünde der Juden, die den Fürsten des Lebens verworfen und getötet hatten, doch sie hüteten sich, ihre Zuhörer zur Verzweiflung zu treiben. Und so sagte Petrus: „Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und verlangt, dass euch ein Mörder geschenkt werde; den Fürsten des Lebens aber habt ihr getötet! Ihn hat Gott aus den Toten auferweckt; dafür sind wir Zeugen. ... Und nun, ihr Brüder, ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt, wie auch eure Obersten; Gott aber hat das, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigte, dass nämlich der Christus leiden müsse, auf diese Weise erfüllt.“ Apostelgeschichte 3,14.15.17f. Er erklärte, dass der Heilige Geist sie auffordere, zu bereuen und sich zu bekehren und versicherte ihnen, dass es keine Hoffnung auf Erlösung gebe, außer durch die Gnade dessen, den sie gekreuzigt hatten. Nur durch Glauben an Ihn konnten ihre Sünden vergeben werden. DAp.40.2 Teilen

Er rief: „So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen. ...Ihr seid Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit unseren Vätern schloss, als er zu Abraham sprach: ‚Und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde‘. Euch zuerst hat Gott, als er seinen Knecht Jesus erweckte, ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ein jeder von euch sich von seiner Bosheit bekehrt!“ Apostelgeschichte 3,19.25f. DAp.40.3 Teilen

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Während die Jünger noch zum Volk redeten, „kamen die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer auf sie zu. Sie waren aufgebracht darüber, dass sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten“. Apostelgeschichte 4,1f. DAp.41.1 Teilen

Nach Christi Auferstehung hatten die Priester überall den lügenhaften Bericht verbreitet, dass Jesu Jünger einfach Seinen Leichnam gestohlen hätten, während die römischen Wachen schliefen. Es überrascht daher nicht, dass sie unzufrieden darüber waren, dass Petrus und Johannes die Auferstehung dessen predigten, den sie getötet hatten. Besonders die Sadduzäer gerieten in große Unruhe, denn sie sahen, wie ihre Lieblingslehre in Gefahr geriet und sogar ihr Ruf auf dem Spiel stand. DAp.41.2 Teilen

Die zum neuen Glauben Bekehrten nahmen zahlenmäßig schnell zu, und Pharisäer und Sadduzäer waren sich darin einig, dass ihr eigener Einfluss in noch größerer Gefahr wäre als zu Jesu Lebzeiten auf Erden, wenn man diesen neuen Lehrer ungehindert gewähren ließe. Daraufhin verhaftete der Hauptmann des Tempels Petrus und Johannes durch eine Schar Sadduzäer und brachte sie ins Gefängnis, weil es für ein Verhör an jenem Tag zu spät war. DAp.41.3 Teilen

Die Feinde der Jünger konnten sich der Überzeugung nicht verschließen, dass Christus von den Toten auferstanden sei. Der Beweis war zu eindeutig, als dass sie daran hätten zweifeln können. Dessen ungeachtet verhärteten sie ihre Herzen und weigerten sich, die schreckliche Tat zu bereuen, die sie durch die Kreuzigung Jesu begangen hatten. Den jüdischen Obersten waren genug Beweise gegeben worden, dass die Apostel unter göttlicher Eingebung redeten und handelten, aber sie widerstanden beharrlich der Botschaft der Wahrheit. Christus war nicht so erschienen, wie sie es erwarteten, und wenn sie auch zeitweise davon überzeugt gewesen waren, dass Er der Sohn Gottes sei, so hatten sie diese Überzeugung doch erstickt und Ihn gekreuzigt. In Gnaden gab Gott ihnen noch weitere Beweise. Auch jetzt wurde ihnen eine Gelegenheit gewährt, sich zu Ihm zu wenden. Er sandte die Jünger, um ihnen mitzuteilen, dass sie den Lebensfürsten getötet hatten und ließ durch diese schreckliche Beschuldigung wiederum eine Aufforderung zur Buße an sie ergehen. Aber weil sich die jüdischen Lehrer in ihrer eigenen Gerechtigkeit sicher fühlten, weigerten sie sich, zuzugeben, dass die Männer, von denen sie der Kreuzigung Christi beschuldigt wurden, unter der Leitung des Heiligen Geistes redeten. DAp.41.4 Teilen

Weil die Priester sich gegen Christus aufgelehnt hatten, wurde ihnen jede Tat des Widerstands ein neuer Antrieb, diesen Weg weiter zu verfolgen. In ihrer Halsstarrigkeit wurden sie immer entschlossener. Nicht, dass sie nicht hätten unterwerfen können — sie hätten es gekonnt, aber sie wollten nicht. Nicht nur deshalb, weil sie schuldig waren und den Tod verdienten, indem sie Gottes Sohn getötet hatten, wurden sie vom Heil abgeschnitten, sondern auch, weil sie Gott widerstrebten. Beharrlich verwarfen sie das Licht und stritten gegen die Bemühungen des Geistes, sie zu überführen. Der Einfluss, der die Kinder des Ungehorsams beherrscht, wirkte in ihnen und brachte sie dahin, jene Männer zu schmähen, durch die Gott wirkte. Die Boshaftigkeit ihrer Rebellion steigerte sich mit jeder weiteren Tat der Rebellion gegen Gott und die Botschaft, die Er Seinen Dienern zu verkünden aufgetragen hatte. Mit jedem weiteren Tag, den die jüdischen Leiter in ihrer Weigerung zur Reue verharrten, festigten sie ihre Rebellion und mussten das ernten, was sie gesät hatten. DAp.41.5 Teilen

42

Der Zorn Gottes richtet sich nicht nur deshalb gegen die Unbußfertigen, weil sie gesündigt haben, sondern auch weil sie es vorziehen, im Widerstand zu verharren, wenn sie zum Bereuen aufgerufen wurden und trotz des ihnen geschenkten Lichts die Sünden der Vergangenheit wiederholen. Hätten die jüdischen Leiter sich der überzeugenden Macht des Heiligen Geistes unterworfen, dann wäre ihnen vergeben worden, aber sie waren entschlossen, nicht nachzugeben. In gleicher Weise bringt sich der Sünder durch fortgesetzten Widerstand dahin, wo der Heilige Geist ihn nicht mehr beeinflussen kann. DAp.42.1 Teilen

Einen Tag nachdem der Gelähmte geheilt wurde, kamen Hannas und Kaiphas mit den anderen Würdenträgern des Tempels zum Verhör zusammen und ließen die Gefangenen vor sich bringen. In demselben Raum und vor einigen der gleichen Männer hatte Petrus seinen Herrn schändlich verleugnet. Dies kam ihm deutlich in Erinnerung, als er zu seinem eigenen Verhör erschien. Nun hatte er die Gelegenheit, seine Feigheit wieder gutzumachen. DAp.42.2 Teilen

Die Anwesenden, die noch genau wussten, wie Petrus sich beim Verhör seines Meisters verhalten hatte, bildeten sich ein, ihn durch die Androhung von Gefängnis und Tod einschüchtern zu können. Aber der Petrus, welcher Christus in der Stunde der größten Not verleugnete, war leidenschaftlich und selbstvertrauend gewesen — ganz anders als der Petrus, der jetzt vor dem Hohen Rat zur Untersuchung stand. Nach seinem Fall hatte er sich bekehrt. Er war nicht mehr länger stolz und prahlerisch, sondern bescheiden und misstrauisch gegenüber sich selbst. Er war voll des Heiligen Geistes, und durch diese Kraft war er fest entschlossen, den Schandfleck seines Abfalls zu beseitigen, indem er den Namen ehrte, den er einst verleugnet hatte. DAp.42.3 Teilen

Bisher hatten die Priester es vermieden, die Kreuzigung und Auferstehung Jesu zu erwähnen. Aber jetzt waren sie gezwungen, um ihr Ziel zu erreichen, die Angeklagten zu fragen, wie sie die Heilung des Kranken zustande gebracht hatten. Und so fragten sie: „Durch welche Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?“ Apostelgeschichte 4,7. Mit heiliger Kühnheit und in der Kraft des Geistes erklärte Petrus furchtlos: „Ich erkläre vor euch und dem ganzen Volk Israel, dass er im Namen des Jesus Christus von Nazareth geheilt wurde, des Mannes, den ihr gekreuzigt habt, den Gott aber von den Toten auferweckt hat. Denn Jesus ist ‚der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, der nun zum Eckstein geworden ist.‘ In ihm allein gibt es Erlösung! Im ganzen Himmel gibt es keinen anderen Namen, den die Menschen anrufen können, um errettet zu werden.“ Apostelgeschichte 4,10-12 (NL). DAp.42.4 Teilen

43

Über diese mutige Verteidigung erschraken die jüdischen Leiter. Sie hatten vermutet, dass die Jünger von Furcht und Verwirrung überwältigt sein würden, wenn man sie vor den Hohen Rat stellte. Stattdessen redeten diese Zeugen wie Christus gesprochen hatte — mit einer überzeugenden Kraft, die ihre Gegner zum Schweigen brachte. In der Stimme von Petrus lag keine Spur von Furcht, als er von Christus sagte: „Denn Jesus ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, der nun zum Eckstein geworden ist.“ DAp.43.1 Teilen

Petrus verwendete hier einer Redewendung, die den Priestern vertraut war. Die Propheten hatten von dem verworfenen Stein gesprochen, und Christus selbst hatte einmal, als Er zu den Priestern und Ältesten sprach, gesagt: „Habt ihr noch nie in den Schriften gelesen: Psalm 118,22f. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen“. Matthäus 21,42-44. DAp.43.2 Teilen

Als die Priester den furchtlosen Worten der Apostel zuhörten, erkannten sie, „dass sie mit Jesus gewesen waren“. Apostelgeschichte 4,13. DAp.43.3 Teilen

Von den Jüngern wird nach der Verklärung Jesu geschrieben, dass sie am Schluss jenes wunderbaren Erlebnisses niemanden sahen, „als Jesus allein“. Matthäus 17,8. Jesus allein — diese Worte sind das Geheimnis des Lebens und der Kraft, welche die Geschichte der frühen Gemeinde kennzeichnete. Als die Jünger zum ersten Mal Jesu Worte hörten, empfanden sie, dass sie Ihn brauchten. Sie suchten Ihn, fanden Ihn und folgten Ihm. Sie waren mit Ihm im Tempel, bei Tisch, am Berghang und auf dem Feld. Sie waren wie Schüler bei ihrem Lehrer und empfingen von Ihm täglich Lehren der ewigen Wahrheit. DAp.43.4 Teilen

Nach Seiner Himmelfahrt waren sie sich der göttlichen Gegenwart, voller Liebe und Licht, bewusst. Es war eine persönliche Gegenwart. Jesus, der Heiland, der mit ihnen wanderte, redete, betete und ihren Herzen Mut und Trost zugesprochen hatte, war mit der Botschaft des Friedens auf Seinen Lippen von ihnen in den Himmel genommen worden. Als der Triumphwagen aus Engeln ihn aufnehmen wollte, erreichten sie die Worte: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen“. Matthäus 28,20. DAp.43.5 Teilen

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Er war in Seiner menschlichen Gestalt zum Himmel aufgefahren. Sie wussten, dass Er vor dem Thron Gottes stand und dennoch ihr Freund und Heiland blieb, dass Seine Anteilnahme für sie unverändert war und Er sich immer als eins mit der leidenden Menschheit betrachten werde. Auch wussten sie, dass Er vor Gott das Verdienst Seines Blutes geltend machte, indem Er auf Seine verwundeten Hände und Füße hinwies als ein Erinnerungszeichen an den Preis, den Er für Seine Erlösten bezahlt hatte. Dieser Gedanke stärkte sie jetzt, um Seinetwillen Schmach zu leiden. Ihre Verbindung mit Ihm war jetzt inniger als in der Zeit, da Er persönlich bei ihnen war. Das Licht, die Liebe und die Kraft eines innewohnenden Christus strahlten aus ihnen heraus, so dass die Leute es wahrnahmen und sich wunderten. DAp.44.1 Teilen

Christus drückte den Worten, die Petrus zu seiner Verteidigung sprach, Sein Siegel auf. Neben dem Jünger stand als ein glaubwürdiger Zeuge jener Mann, der auf so wunderbare Weise geheilt worden war. Das Aussehen dieses Mannes, der noch Stunden zuvor ein hilfloser Krüppel war, nun aber im Vollbesitz wiedererlangter Gesundheit dastand, verlieh den Worten von Petrus überzeugendes Gewicht. Priester und Oberste waren sprachlos. Sie konnten die Aussagen von ihm nicht widerlegen, waren aber dennoch fest entschlossen, der Lehrtätigkeit der Jünger ein Ende zu machen. DAp.44.2 Teilen

Christi krönendes Wunder — die Auferweckung des Lazarus — hatte den Beschluss der Priester besiegelt, Jesus und Seine wunderbaren Werke, die ihren Einfluss auf das Volk schnell vernichteten, aus der Welt zu schaffen. Sie hatten Ihn gekreuzigt, empfingen hier aber einen überzeugenden Beweis dafür, dass sie weder dem Wunderwirken in Seinem Namen noch der Verkündigung jener Wahrheiten, die Er lehrte, ein Ende bereiten konnten. Schon ganz Jerusalem war durch die Heilung des lahmen Menschen und durch die Predigt der Apostel in Aufregung versetzt. DAp.44.3 Teilen

Um ihre Verwirrung zu verbergen, ließen die Priester und Obersten die Apostel wegführen, um miteinander zu beraten. Sie waren sich darin einig, dass es zwecklos sein würde, die Heilung des Kranken abzustreiten. Gern hätten sie das Wunder als Betrug hingestellt, doch das war unmöglich, weil es am helllichten Tag vor einer großen Menschenmenge geschah und es schon Tausende zur Kenntnis genommen hatten. Ihnen war aber klar, dass das Wirken der Jünger gestoppt werden müsse, da Jesus sonst viele Nachfolger hinzu gewönne. Auch würden sie selbst in Ungnade fallen, weil man sie für schuldig am Tod des Sohnes Gottes erklärte. DAp.44.4 Teilen

Aber trotz ihres Wunsches, die Jünger zu vernichten, wagten die Priester nicht mehr zu tun, als sie mit den schwersten Strafen zu bedrohen, falls sie damit weiter machten, im Namen Jesu zu reden oder zu wirken. Erneut vor den Hohen Rat gerufen, erhielten sie den Befehl, weder in Jesu Namen zu reden noch zu lehren. Doch Petrus und Johannes antworteten darauf: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ Apostelgeschichte 4,19f. DAp.44.5 Teilen

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Gerne hätten die Priester diese Männer für ihre unerschütterliche Treue in ihrer heiligen Berufung bestraft, aber sie fürchteten sich vor dem Volk, „denn alle priesen Gott über dem, was geschehen war“. Apostelgeschichte 4,21. Deshalb wurden die Apostel nach wiederholten Strafandrohungen und Einschüchterungsversuchen wieder freigelassen. DAp.45.1 Teilen

Während Petrus und Johannes gefangen waren, hatten die anderen Jünger, weil sie die Bosheit der Juden kannten, unaufhörlich für ihre Brüder gebetet, weil sie befürchteten, dass die an Christus verübte Grausamkeit sich wiederholen könnte. Sobald die Apostel wieder frei waren, suchten sie die anderen Jünger auf und berichteten ihnen über den Ausgang des Verhörs. Die Freude der Gläubigen war groß. „Und als sie es hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herr, du bist der Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was darinnen ist. Du hast durch den Mund deines Knechtes David gesagt: Psalm 2,1f. ‚Warum toben die Heiden und ersinnen die Völker Nichtiges? Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten versammeln sich miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten.‘ Ja, wahrhaftig, gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, haben sich Herodes und Pontius Pilatus versammelt zusammen mit den Heiden und dem Volk Israel, um zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hatte, dass es geschehen sollte. Und jetzt, Herr, sieh ihre Drohungen an und verleihe deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden, indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus!“ Apostelgeschichte 4,24-30. DAp.45.2 Teilen

Die Jünger baten um mehr Kraft zur Erfüllung ihres Dienstes, denn sie sahen, dass sie demselben entschlossenen Widerstand begegnen würden, den Christus hier auf Erden erfahren hatte. Noch während ihre vereinten Gebete im Glauben zum Himmel stiegen, kam die Antwort. Die Stätte, wo sie versammelt waren, bewegte sich und sie wurden erneut mit dem Heiligen Geist erfüllt. Ihre Herzen wurden mit Mut erfüllt und sie gingen erneut hinaus, um Gottes Wort in Jerusalem zu verkünden. „Und mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war auf ihnen allen.“ Apostelgeschichte 4,33. Gott segnete ihre Bemühungen wunderbar. DAp.45.3 Teilen

Der Grundsatz, für den die Jünger so furchtlos eintraten, dass sie auf den Befehl hin, nicht mehr im Namen Jesu zu lehren, erklärten: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott!“, ist derselbe, für dessen Beibehaltung die Anhänger des Evangeliums zurzeit der Reformation kämpften. Als die deutschen Fürsten 1529 auf dem Reichstag zu Speyer versammelt waren, wurde ihnen der kaiserliche Erlass vorgelegt, die die Religionsfreiheit einschränkte und jede weitere Verbreitung der reformatorischen Lehre verbot. Es schien, als ob die Hoffnung der Welt zunichte gemacht werden sollte. Würden die Fürsten den Erlass annehmen? Sollten die noch von Finsternis umgebenden Massen vom Licht des Evangeliums ausgeschlossen bleiben? Folgen von ungeahnter Tragweite standen für die Welt auf dem Spiel. Die Bekenner des reformatorischen Glaubens kamen zusammen, und ihr einmütiger Entschluss lautete: „Wir verwerfen diesen Erlass. In Fragen des Gewissens kommt es nicht auf die Mehrheit an.“ D‘Aubigne: Geschichte der Reformation, Buch 13, Kapitel 5 DAp.45.4 Teilen

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Für den Erhalt dieses Grundsatzes müssen wir auch heutzutage standhaft eintreten. Das Banner der Wahrheit und der Religionsfreiheit, das von den Gründern der Evangeliumsgemeinde und den Zeugen Gottes während der seitdem vergangenen Jahrhunderte hochgehalten haben, wurde in diesem letzten Kampf uns anvertraut. Die Verantwortung für diese große Gabe ruht auf denen, die Gott mit der Erkenntnis Seines Wortes gesegnet hat. Dieses Wort müssen wir als die höchste Autorität annehmen. Wir müssen die menschliche Regierung als eine göttliche Einrichtung anerkennen und den Gehorsam ihr gegenüber innerhalb ihres rechtmäßigen Bereichs als eine heilige Pflicht lehren. Wenn ihre Anforderungen jedoch mit den Geboten Gottes im Widerspruch stehen, dann müssen wir Gott mehr gehorchen, als den Menschen. Gottes Wort muss als über jeder menschlichen Gesetzgebung stehend anerkannt werden. DAp.46.1 Teilen

Ein „So spricht der Herr“ darf nicht zugunsten eines „So spricht die Gemeinde“ oder „So spricht der Staat“ beiseite gesetzt werden. Christi Krone steht über den Diademen aller irdischer Regenten. DAp.46.2 Teilen

Es wird nicht von uns verlangt, dass wir den Obrigkeiten trotzen. Was wir auch reden oder schreiben, das sollten wir sorgfältig abwägen, damit wir nicht den Anschein erwecken, als stünden wir Recht und Ordnung feindlich gegenüber. Wir sollten nichts sagen oder tun, das unnötigerweise den Weg versperren könnte. Wir sollen in Christi Namen vorangehen und die uns anvertrauten Wahrheiten vertreten. Wird uns dieses Werk von Menschen untersagt, dann können wir wie die Apostel sagen: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ Apostelgeschichte 4,19f. DAp.46.3 Teilen

Kapitel 7: Heuchelei ist tödlich
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte 4,32 bis Apostelgeschichte 5,11. DAp.47 Teilen

Als die Jünger die Evangeliumswahrheiten in Jerusalem verkündeten, bekannte sich Gott zu ihren Worten. Viele wurden gläubig. Mehrere dieser ersten Gläubigen wurden durch den blinden Eifer der Juden sofort von ihrer Familie und den Freunden verstoßen und es war nötig, sie mit Nahrung und Obdach zu versorgen. DAp.47.1 Teilen

Die Schrift sagt: „Es litt auch niemand unter ihnen Mangel“ und berichtet dann, wie dem Mangel abgeholfen wurde. Gläubige, die Geld oder Besitztümer hatten, opferten diese freudig, um der Notlage zu begegnen. Sie verkauften ihre Häuser oder ihr Land, brachten das Geld „und legten ihn den Aposteln zu Füßen; und man teilte jedem aus, so wie jemand bedürftig war“. Apostelgeschichte 4,35. DAp.47.2 Teilen

Diese Freigiebigkeit der Gläubigen war die Folge der Ausgießung des Geistes. Die zum Evangelium Bekehrten waren „ein Herz und eine Seele“. Apostelgeschichte 4,32. Ein gemeinsames Interesse — der Erfolg der ihnen anvertrauten Mission — beherrschte sie, und Eigennutz fand keinen Platz in ihrem Leben. Ihre Liebe zu den Glaubensgeschwistern und zu der Sache, derer sie sich verschrieben hatten, war größer, als die Liebe zu Geld oder Besitztümern. Ihre Werke zeugten davon, dass sie den Wert ihrer Mitmenschen höher schätzten, als irdischen Wohlstand. DAp.47.3 Teilen

Das wird immer so sein, wenn Gottes Geist vom Leben des Menschen Besitz ergreift. Alle, deren Herzen mit Christi Liebe erfüllt sind, werden dem Beispiel dessen folgen, der um unsertwillen arm war, damit wir „durch Seine Armut reich“ würden. 2.Korinther 8,9. Alle aus Gottes Hand empfangenen Gaben, wie Geld, Zeit, Einfluss, werden sie nur als Mittel zur Förderung des Evangeliumswerkes schätzen. So war es in der Urgemeinde, und wenn in der heutigen Gemeinde gesehen wird, dass durch die Macht des Geistes die Gemeindeglieder ihre Zuneigungen den weltlichen Dingen entzogen haben und sie bereit sind, Opfer zu bringen, damit ihre Mitmenschen das Evangelium hören können, dann werden die verkündeten Wahrheiten einen machtvollen Einfluss auf die Zuhörer ausüben. DAp.47.4 Teilen

Im scharfen Gegensatz zu dem Beispiel der Wohltätigkeit, das die Gläubigen an den Tag legten, stand das Verhalten von Ananias und Saphira, deren von inspirierter Feder mitgeteilte Erfahrung einen dunklen Flecken in der Geschichte der Urgemeinde hinterlassen hat. Diese vorgeblichen Jünger hatten mit anderen das Vorrecht gehabt, die Predigt des Evangeliums von den Aposteln zu hören. Sie erlebten mit anderen Gläubigen, dass nach dem Gebet der Apostel hin „erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt“. Apostelgeschichte 4,31. Auf allen Versammelten ruhte eine tiefe Überzeugung, und unter dem direkten Einfluss des Geistes Gottes hatten Ananias und Saphira versprochen, dem Herrn den Erlös von dem Verkauf eines bestimmten Grundstücks zu geben. DAp.47.5 Teilen

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Später jedoch betrübten Ananias und Saphira den Heiligen Geist, indem sie den Gefühlen der Habsucht nachgaben. Sie fingen an, ihr Versprechen zu bedauern und verloren bald den belebenden Einfluss des Segens, der ihre Herzen mit dem Verlangen erwärmt hat, Großes für die Sache Christi zu tun. Sie meinten, zu voreilig gewesen zu sein und ihren Entschluss noch einmal zu überdenken. So besprachen sie die Angelegenheit miteinander und beschlossen, ihr Gelübde nicht zu erfüllen. Doch sie sahen, dass diejenigen, die sich von ihren Besitztümern trennten, um die Not ihrer ärmeren Brüder zu lindern, unter den Gläubigen hohe Achtung genossen. Und weil sie es auch für zu beschämend hielten, ihre Brüder wissen zu lassen, dass ihre selbstsüchtigen Herzen begehrten, was sie Gott geweiht hatten, beschlossen sie zwar ihr Eigentum zu verkaufen, doch nur so zu tun, als ob sie den ganzen Erlös der gemeinsamen Kasse zufließen ließen, während sie tatsächlich einen Großteil für sich behielten. Auf diese Weise wollten sie sich ihren Lebensunterhalt auf Kosten der Gemeindekasse und gleichzeitig die Hochachtung ihrer Mitgläubigen sichern. DAp.48.1 Teilen

Gott hasst aber jede Heuchelei und Lüge. Ananias und Saphira betrogen mit ihrem Verhalten Gott selbst. Sie belogen den Heiligen Geist, und ihre Sünde wurde durch ein schnelles und schreckliches Gericht geahndet. Als Ananias mit seiner Gabe kam, sagte Petrus: „Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, so dass du den Heiligen Geist belogen hast und von dem Erlös des Gutes etwas für dich auf die Seite geschafft hast? Hättest du es nicht als dein Eigentum behalten können? Und als du es verkauft hattest, war es nicht in deiner Gewalt? Warum hast du denn in deinem Herzen diese Tat beschlossen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott! DAp.48.2 Teilen

Als aber Ananias diese Worte hörte, fiel er nieder und verschied. Und es kam große Furcht über alle, die dies hörten“. Apostelgeschichte 5,3-5. DAp.48.3 Teilen

„Hättest du es nicht als dein Eigentum behalten können? Und als du es verkauft hattest, war es nicht in deiner Gewalt?“ fragte Petrus. Auf Ananias war kein unrechtmäßiger Einfluss ausgeübt worden, der ihn dazu zwang, sein Eigentum zugunsten der Gemeinde zu opfern. Er hatte aus freier Wahl heraus gehandelt. Aber indem er nun versucht hatte, die Jünger zu betrügen, hatte er den Allmächtigen belogen. „Und es geschah, dass nach ungefähr drei Stunden auch seine Frau hereinkam, ohne zu wissen, was sich ereignet hatte. Da richtete Petrus das Wort an sie: Sage mir, habt ihr das Gut um so und so viel verkauft? Sie sprach: Ja, um so viel! Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür, und sie werden auch dich hinaustragen! Da fiel sie sogleich zu seinen Füßen nieder und verschied; und als die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie tot und trugen sie hinaus und begruben sie bei ihrem Mann. Und es kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die dies hörten.“ Apostelgeschichte 5,7-11. DAp.48.4 Teilen

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Die unendliche Weisheit sah, dass diese außerordentliche Bekundung des Zornes Gottes notwendig war, um die junge Gemeinde vor sittlichem Verfall zu bewahren. Ihre Gliederzahl wuchs schnell, und die Gemeinde wäre gefährdet worden, wenn mit dem starken Zuwachs Männer und Frauen hinzugekommen wären, die unter dem Vorwand, Gott zu dienen, den Mammon angebetet hätten. Dieses Gericht bezeugte, dass die Menschen Gott nicht betrügen konnten, dass Er sich nicht spotten lässt. Es sollte der Gemeinde eine Warnung sein und sie dazu veranlassen, Schein und Heuchelei zu vermeiden und sich davor zu hüten, Gott zu berauben. DAp.49.1 Teilen

Nicht nur der frühen Gemeinde, sondern allen zukünftigen Generationen soll dieses Beispiel von Gottes Hass gegen Habsucht, Betrug und Heuchelei eine Warnung sein. Ananias und Saphira hatten zuerst Habsucht gehegt. Das Verlangen, etwas von dem zu behalten, was sie dem Herrn versprochen hatten, führte sie dann zu Betrug und Heuchelei. DAp.49.2 Teilen

Gott hat die Evangeliumsverkündung von der Arbeit und den Gaben Seiner Kinder abhängig gemacht. Freiwillige Gaben und der Zehnte machen die Einkünfte des Werkes Gottes aus. Von den dem Menschen anvertrauten Mitteln beansprucht Gott einen bestimmten Teil, den Zehnten. Er stellt es aber jedem frei zu entscheiden, ob er mehr geben will als den Zehnten oder nicht. Aber wenn das Herz eines Menschen unter dem Einfluss des Heiligen Geistes zu dem Gelübde bewegt wird, eine bestimmte Summe zu geben, dann hat er kein Anrecht mehr auf jenen geweihten Betrag. Werden Versprechen dieser Art Menschen gegenüber abgegeben, so gelten sie als bindend. Sind dann solche, die man Gott macht, nicht viel bindender? Sollten abgegebene Versprechen gegenüber dem Gerichtshof des Gewissens weniger bindend sein, als es schriftliche Vereinbarungen unter Menschen sind? DAp.49.3 Teilen

Wird das Herz von dem göttlichen Licht mit ungewöhnlicher Klarheit und Kraft erleuchtet, dann verliert die gewohnheitsmäßige Selbstsucht ihre Macht, und an ihre Stelle tritt die Neigung, für Gottes Sache zu geben. Doch sollte niemand meinen, dass er die von ihm gemachten Versprechen ohne Satans Protest einlösen könne. Satan sieht es nicht gern, dass das Reich des Erlösers auf Erden gebaut wird. Er flüstert sofort den Menschen ein, dass das Versprechen zu groß gewesen sei und es ihnen in ihren Bemühungen hinderlich sein werde, sich ausreichend Eigentum zu erwerben oder die Wünsche ihrer Familie zu erfüllen. DAp.49.4 Teilen

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Gott segnet die Menschen mit Gütern, damit sie in der Lage sein können, Sein Werk zu fördern. Er sendet Sonnenschein und Regen, lässt die Pflanzen gedeihen und gibt Gesundheit und die Fähigkeit, um Mittel zu erwerben. Alle unsere Segnungen kommen aus Seiner gütigen Hand. Im Gegenzug möchte Er, dass Männer und Frauen ihre Dankbarkeit dadurch beweisen, dass sie Ihm einen Teil davon als Zehnten und Gaben — in Dankopfern, freiwilligen Opfern und Sühnopfern zurückerstatten. Würden die Mittel in Übereinstimmung mit diesem göttlich verordneten Plan in die Schatzkammer des Herrn fließen — nämlich der Zehnte allen Einkommens sowie freiwillige Gaben ?, dann wären finanzielle Mittel im Überfluss vorhanden, um das Werk des Herrn zu fördern. DAp.50.1 Teilen

Aber die Menschenherzen werden durch Selbstsucht verhärtet und, wie Ananias und Saphira, werden sie versucht, einen Teil des Geldes zurückzuhalten, während sie gleichzeitig vorgeben, Gottes Anforderungen nachzukommen. Viele Männer und Frauen verschwenden ihr Geld für genusssüchtige Zwecke. Während sie ihren Neigungen zum Vergnügen folgen und ihren Appetit befriedigen, bringen sie Gott oft nur ungern eine kärgliche Gabe dar. Sie vergessen, dass Gott eines Tages einen genauen Bericht über die Verwendung Seiner Güter verlangen wird und Er die kärgliche Gabe für Sein Schatzhaus ebenso wenig annehmen wird, wie damals die Gabe von Ananias und Saphira. DAp.50.2 Teilen

Gott will ferner, dass wir aus der schweren Strafe lernen, die jene Meineidigen traf, wie verhasst und verächtlich Ihm Heuchelei und Betrug sind. Ananias und Saphira belogen den Heiligen Geist, indem sie vorgaben, die ganze Summe gegeben zu haben und verloren dadurch dieses und das zukünftige Leben. Derselbe Gott, der sie bestrafte, verurteilt auch heute noch jede Lüge. Lügenhafte Lippen sind Ihm ein Gräuel. Er erklärt: in die heilige Stadt „wird niemals jemand in sie hineingehen, der verunreinigt, noch jemand, der Gräuel und Lüge verübt“. Offenbarung 21,27. Lasst es uns mit der Wahrheit genau nehmen. Wahrhaftigkeit sollte uns zur zweiten Natur werden. Mit der Wahrheit zu spielen und sich eigenen selbstsüchtigen Plänen zuliebe zu verstellen heißt, am Glauben zu scheitern. „So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit.“ Epheser 6,14. Wer Unwahrheiten ausspricht verkauft seine Seele für einen Schleuderpreis. Seine Lügen mögen ihm vielleicht in Notfällen gute Dienste leisten. Er mag annehmen, dadurch geschäftliche Vorteile zu bekommen, die er auf ehrliche Weise nicht erzielt hätte, doch schließlich wird er dahin kommen, dass er niemandem mehr vertrauen kann. Weil er selbst ein Lügner ist, hat er auch zu den Worten anderer kein Vertrauen. DAp.50.3 Teilen

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Im Fall von Ananias und Saphira wurde die Sünde zu betrügen schnell bestraft. Dieselbe Sünde hat sich in der späteren Geschichte der Gemeinde oft wiederholt und wird auch noch in unserer Zeit begangen. Wenn sie auch nicht gleich Gottes sichtbares Missfallen erregt, so ist sie heute in Seinen Augen nicht weniger verhasst als in der Zeit der Apostel. Die Warnung wurde uns gegeben und Gott hat deutlich seinen Hass gegen diese Sünde offenbart. Daher können alle, die sich der Heuchelei und Habsucht hingeben, sicher sein, dass sie ihre eigenen Seelen zerstören. DAp.51.1 Teilen

Kapitel 8: Vor dem Hohen Rat
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte 5,12-42. DAp.52 Teilen

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Das Kreuz, dieses Werkzeug der Schande und der Qual, brachte der Welt Hoffnung und Erlösung. Die Jünger waren nur einfache Leute, ohne Vermögen und trugen keine andere Waffe als nur das Wort Gottes. Doch in der Kraft Christi gingen sie hinaus, um die wunderbare Geschichte von der Krippe und dem Kreuz zu erzählen und allen Widerstand zu überwinden. Ohne irdische Ehre oder deren Anerkennung waren sie Glaubenshelden. Von ihren Lippen kamen Worte göttlicher Beredsamkeit, welche die Welt bewegten. DAp.53.1 Teilen

In Jerusalem, wo das größte Vorurteil bestand und die verworrensten Meinungen über den herrschten, Der als Übeltäter gekreuzigt worden war, fuhren die Jünger fort, das Wort des Lebens unerschrocken zu verkünden, indem sie den Juden das Werk und die Mission Christi erklärten, Seine Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt. Priester und Oberste hörten verwundert dem klaren, kühnen Zeugnis der Apostel zu. Die Kraft des auferstandenen Heilands war in der Tat auf die Jünger gekommen, und ihr Werk wurde von Zeichen und Wundern begleitet, so dass die Zahl der Gläubigen täglich zunahm. Am Rande der Straßen, durch welche die Jünger gehen mussten, legte das Volk seine Kranken „auf Betten und Bahren ..., damit, wenn Petrus käme, auch nur sein Schatten auf einen von ihnen fiele“. Apostelgeschichte 5,15. Hierhin brachte man auch jene, die von unreinen Geistern gequält wurden. Die Menge scharte sich um sie, und die Geheilten priesen Gott mit lauter Stimme und verherrlichten den Namen des Erlösers. DAp.53.2 Teilen

Priester und Oberste stellten fest, dass Christus mehr geehrt wurde als sie. Als die Sadduzäer, welche nicht an die Auferstehung der Toten glaubten, die Apostel erklären hörten, Christus sei auferstanden, wurden sie wütend, weil sie erkannten, dass ihre Lehre bald von allen verworfen und die Sekte der Sadduzäer bald unbedeutend sein würde, wenn man den Aposteln erlaubte, einen auferstandenen Heiland zu predigen und in Seinem Namen Wunder zu tun. Die Pharisäer waren ihrerseits ärgerlich, als sie bemerkten, dass die Lehre der Jünger darauf abzielte, die Bedeutung der jüdischen Zeremonien zu untergraben und den Opferdienst bedeutungslos zu machen. DAp.53.3 Teilen

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Bisher waren alle Bemühungen vergeblich gewesen, die Verkündigung dieser neuen Lehre zu unterbinden, aber jetzt waren sowohl Sadduzäer als auch Pharisäer entschlossen, dem Wirken der Jünger ein Ende zu setzen, weil es ihre Schuld am Tod Christi bewies. Mit Zorn erfüllt legten die Priester gewaltsam Hand an Petrus und Johannes und warfen sie ins Gefängnis. DAp.54.1 Teilen

Offensichtlich hatten die Leiter des jüdischen Volkes darin versagt, Gottes Absicht mit Seinem auserwählten Volk auszuführen. Die der Herr zu Hütern der Wahrheit gemacht hatte, sollten sich als treulos erweisen, und Gott berief nun andere, um Sein Werk auszuführen. In ihrer Blindheit ließen diese Leiter jetzt ihrem so genannten gerechten Zorn gegenüber denen freien Lauf, welche die von ihnen vertretenen Lehren nicht beachteten. Sie zogen nicht einmal die Möglichkeit in Betracht, dass sie selbst das Wort nicht richtig verstanden oder die Schrift verkehrt ausgelegt oder angewandt hätten. Sie handelten wie Menschen, die ihren Verstand verloren hatten. Mit welchem Recht, so sagten sie, dürfen diese Lehrer, von denen einige nur Fischer waren, Meinungen vorbringen, die entgegen unserer Lehren sind, die wir das Volk lehrten? Und weil sie entschlossen waren, die Verkündigung solcher Ideen zu unterbinden, nahmen sie deren Verkündiger gefangen. DAp.54.2 Teilen

Die Jünger ließen sich durch diese Behandlung weder einschüchtern noch entmutigen. Der Heilige Geist brachte ihnen Christi Worte in Erinnerung: „Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie auf mein Wort argwöhnisch Acht gehabt, so werden sie auch auf das eure argwöhnisch Acht haben. Aber das alles werden sie euch antun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat. ... Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen; es kommt sogar die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. ... Ich aber habe euch dies gesagt, damit ihr daran denkt, wenn die Stunde kommt, dass ich es euch gesagt habe.“ Johannes 15,20f; 16,2.4. DAp.54.3 Teilen

Der Gott des Himmels, der mächtige Herrscher des Universums, nahm nun die Angelegenheit der gefangenen Jünger selbst in die Hand, denn hier stritten Menschen gegen Sein Werk. In der Nacht öffnete der Engel des Herrn die Gefängnistüren und sagte zu den Jüngern: „Geht hin, tretet auf und redet im Tempel zum Volk alle Worte dieses Lebens!“ Apostelgeschichte 5,20. DAp.54.4 Teilen

Dieser Befehl stand zum Gebot der jüdischen Leiter in direktem Gegensatz. Sagten deshalb die Apostel: Das können wir nicht tun, bevor wir nicht die Obrigkeit befragt und ihre Erlaubnis eingeholt haben? Nein, Gott hatte gesagt: „Geht hin“, und dem gehorchten sie. „Daraufhin gingen die Apostel bei Tagesanbruch in den Tempel und begannen zu lehren.“ Apostelgeschichte 5,21 (NL). Als dann Petrus und Johannes vor den Gläubigen erschienen und ihnen berichteten, wie der Engel sie mitten durch die Schar der Wachsoldaten geführt und ihnen geboten hatte, das unterbrochene Werk wieder aufzunehmen, da waren die Brüder verwundert und froh. DAp.54.5 Teilen

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Mittlerweile riefen „der Hohepriester und sein Anhang ... den Hohen Rat und alle Ältesten der Kinder Israels zusammen“. Apostelgeschichte 5,21. Priester und Oberste hatten beschlossen, die Jünger des Aufruhrs zu bezichtigen, sie der Ermordung von Ananias und Saphira zu beschuldigen und ihnen eine Verschwörung gegen die Autorität der Priester zur Last zu legen. Sie hofften den Pöbel so zu erregen, dass er die Sache in die Hand nehmen und die Jünger so behandeln werde, wie er Jesus behandelt habe. Sie wussten zwar, dass viele, welche die Lehren Christi nicht annahmen, der Willkürherrschaft der jüdischen Machthaber überdrüssig waren und sich nach irgendeiner Veränderung sehnten. Wenn diese Unzufriedenen, so befürchteten die Priester, die von den Aposteln verkündigten Wahrheiten annehmen und Jesus als Messias anerkennen würden, könnte sich der Unwille des ganzen Volkes gegen die religiösen Führer richten und sie für den Mord an Christus verantwortlich machen. Sie waren deshalb fest entschlossen, streng durchzugreifen, um dies zu verhindern. DAp.55.1 Teilen

Als sie die Gefangenen vor sich bringen wollten, erschraken sie über die Mitteilung, dass man die Gefängnistüren zwar fest verriegelt vorgefunden habe und Wachen davor stehen, aber die Gefangenen nirgends zu finden seien, doch kurz darauf kam die überraschende Nachricht: „Siehe, die Männer, die ihr ins Gefängnis gebracht habt, stehen im Tempel und lehren das Volk! Da ging der Hauptmann mit den Dienern hin und führte sie herbei, doch nicht gewaltsam, damit sie nicht gesteinigt würden; denn sie fürchteten das Volk.“ Apostelgeschichte 5,25f. DAp.55.2 Teilen

Obwohl die Apostel auf wunderbare Weise aus dem Gefängnis befreit waren, konnten sie dem Verhör und der Bestrafung nicht entgehen. Christus sagte zu ihnen, als Er noch bei ihnen war: „Denn sie werden euch den Gerichten und den Synagogen ausliefern; ihr werdet geschlagen werden, und man wird euch vor Fürsten und Könige stellen um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.“ Markus 13,9. Indem Gott einen Engel zu ihrer Befreiung sandte, hatte Er ihnen ein Zeichen Seiner Liebe und die Zusicherung Seiner Gegenwart gegeben. Jetzt war es ihre Aufgabe, für den zu leiden, dessen Evangelium sie predigten. DAp.55.3 Teilen

Wir haben in der Geschichte der Propheten und Apostel viele edle Beispiele der Treue zu Gott. Christi Zeugen haben lieber Gefangenschaft, Folter und selbst den Tod erduldet, als Gottes Gebote zu übertreten. Das uns hier berichtete Verhalten von Petrus und Johannes gehört zum Heldenhaftesten im christlichen Zeitalter. Als sie zum zweiten Mal vor denen standen, die es offensichtlich auf ihre Vernichtung abgesehen hatten, konnten in ihren Worten sowie in ihrem ganzen Verhalten weder Furcht noch Zögern wahrgenommen werden. Und als der Hohepriester sagte: „Haben wir euch nicht streng verboten, in diesem Namen zu lehren? Und siehe, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen auf uns bringen!“, antwortete Petrus: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ Apostelgeschichte 5,28f. Es war ein Engel vom Himmel, der sie aus dem Gefängnis befreit und ihnen geboten hatte, im Tempel zu lehren. Indem sie seinen Anweisungen folgten, gehorchten sie dem göttlichen Gebot, und dies mussten sie auch weiterhin tun, koste es was es wolle. DAp.55.4 Teilen

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Jetzt kam der Geist der Weissagung auf die Jünger. Die Angeklagten wurden zu Anklägern und legten denen, die im Rat saßen, den an Christus begangenen Mord zur Last. Petrus führte aus: „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr umgebracht habt, indem ihr ihn ans Holz gehängt habt. Diesen hat Gott zum Fürsten und Retter zu seiner Rechten erhöht, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu gewähren. Und wir sind seine Zeugen, was diese Tatsachen betrifft, und auch der Heilige Geist, welchen Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“ Apostelgeschichte 5,30-32. DAp.56.1 Teilen

Über diese Worte regten sich die Juden so auf, dass sie beschlossen, die Rechtsprechung selbst in die Hand zu nehmen und ohne ein weiteres Verhör und auch ohne Ermächtigung von Seiten der römischen Beamten die Gefangenen zu töten. Schon schuldig am Tod Christi, wollten sie jetzt ihre Hände auch mit dem Blut Seiner Jünger beflecken. DAp.56.2 Teilen

Aber im Rat saß ein Mann, der in den von den Jüngern gesprochenen Worten Gottes Stimme erkannte. Dieser war Gamaliel, ein Pharisäer mit gutem Ruf und ein Gelehrter in hoher Stellung. Sein klarer Verstand sagte ihm, dass der gewaltsame Schritt, den die Priester beabsichtigten, schreckliche Folgen nach sich ziehen würde. Ehe er die Versammelten anredete, bat er, die Gefangenen zu entfernen. Er wusste wohl, mit welchem Menschenschlag er es zu tun hatte und war sich darüber klar, dass Christi Mörder sich durch nichts zurückhalten lassen würden, um ihre Absicht auszuführen. DAp.56.3 Teilen

Daraufhin sprach er wohlüberlegt und ruhig zu ihnen und sagte: „Ihr Männer von Israel, nehmt euch in Acht, was ihr mit diesen Menschen tun wollt! Denn vor diesen Tagen trat Theudas auf und gab vor, er wäre etwas; ihm hing eine Anzahl Männer an, etwa 400: Er wurde erschlagen, und alle, die ihm folgten, zerstreuten sich und wurden zunichte. Nach diesem trat Judas der Galiläer auf in den Tagen der Volkszählung und brachte unter seiner Führung viele aus dem Volk zum Abfall: Auch er kam um, und alle, die ihm folgten, wurden zerstreut. Und jetzt sage ich euch: Lasst von diesen Menschen ab und lasst sie gewähren! Denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen ist, so wird es zunichte werden; ist es aber von Gott, so könnt ihr es nicht vernichten. Dass ihr nicht etwa als solche erfunden werdet, die gegen Gott kämpfen!“ Apostelgeschichte 5,35-39. DAp.56.4 Teilen

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Die Pharisäer erkannten, wie vernünftig diese Ansichten waren und waren genötigt, Gamaliel zuzustimmen. Doch ihr Vorurteil und ihren Hass konnten sie kaum zurückhalten. Nur zögernd und nachdem sie die Jünger geschlagen und ihnen bei Gefahr ihres Lebens erneut geboten hatten, auf keinen Fall mehr in Jesu Namen zu predigen, entließen sie die Jünger. „Sie [die Jünger] gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden, und sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.“ Apostelgeschichte 5,41f. DAp.57.1 Teilen

Kurz vor Seiner Kreuzigung hatte Jesus Seinen Jüngern ein Vermächtnis des Friedens hinterlassen: „Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht!“ Johannes 14,27. Dieser Frieden kommt nicht durch Übereinstimmung mit der Welt. Christus hat den Frieden niemals durch Kompromisse mit dem Bösen erkauft. Der Friede, den Christus Seinen Jüngern hinterließ, war mehr ein innerer als ein äußerer und soll Seinen Zeugen immer, selbst im Kampf und Streit, verbleiben. DAp.57.2 Teilen

Christus sagte von sich: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert!“ Matthäus 10,34. Obwohl Er der Friedensfürst war, verursachte Er dennoch Spaltung. Er, der gekommen war, um die frohe Botschaft zu verkünden und Hoffnung und Freude in den Herzen der Menschenkinder zu wecken, löste einen Kampf aus, der tiefe Wunden reißt und heftige Leidenschaften im menschlichen Herzen entzündet. Er warnte Seine Nachfolger mit den Worten: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ „Vor diesem allem aber werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen und in Synagogen und Gefängnisse übergeben und vor Könige und Fürsten führen um meines Namens willen. ... Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und man wird etliche von euch töten.“ Johannes 16,33; Lukas 21,12.16. DAp.57.3 Teilen

Diese Voraussage hat sich in bemerkenswerter Weise erfüllt. Jede Beleidigung, jede Schmach und Grausamkeit, zu denen Satan die Menschen reizen konnte, wurden über Christi Nachfolger gehäuft. Und sie wird sich erneut in gleicher Weise erfüllen, denn das fleischliche Herz ist noch immer dem Gesetz Gottes feindlich gesinnt und will sich seinen Befehlen nicht fügen. Die Welt ist heute nicht in größerer Übereinstimmung mit Christi Grundsätzen, als sie es zurzeit der Apostel war. Derselbe Hass, der damals den Schrei „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“ verursachte, derselbe Hass, der die Verfolgung der Jünger auslöste, wirkt immer noch in den Kindern des Ungehorsams. Derselbe Geist, der im finsteren Mittelalter Männer und Frauen dem Gefängnis, der Verbannung und dem Tod auslieferte, die ausgesuchten Folterqualen der Inquisition ersann, sowie die das Blutbad der Bartholomäusnacht plante und ausführte und die Feuer von Smithfield anzündete, wirkt noch immer mit boshafter Entschlossenheit in den nicht wiedergeborenen Herzen. Die Geschichte der Wahrheit war von jeher nichts anderes als der Bericht eines Kampfes zwischen Recht und Unrecht gewesen. Die Verkündigung des Evangeliums in dieser Welt erfolgte stets unter Widerstand, Gefahr, Verlust und Leiden. DAp.57.4 Teilen

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Woher nahmen jene, die in der Vergangenheit um Christi willen Verfolgung erlitten, die Kraft? Es war ihre Gemeinschaft mit Gott, mit dem Heiligen Geist und mit Christus. Wohl haben Schmach und Verfolgung viele von ihren irdischen Freuden, aber nie von Christi Liebe getrennt. Nie wird der vom Sturm hin und her geworfene Gläubige zärtlicher von seinem Heiland geliebt, als wenn er um der Wahrheit willen leidet. Jesus sagte: „Ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Johannes 14,21. Wird der Gläubige um der Wahrheit willen vor ein irdisches Gericht gestellt, so steht Christus ihm zur Seite. Wird er hinter Gefängnismauern festgehalten, offenbart Christus sich ihm und erfreut sein Herz mit Seiner Liebe. Erleidet er um Christi willen den Tod, dann sagt der Heiland: Den Leib mögen sie töten, aber der Seele können sie keinen Schaden zufügen. Vgl. Matthäus 10,28. „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ Johannes 16,33. „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!“ Jesaja 41,10. DAp.58.1 Teilen

„Die auf den HERRN vertrauen, sind wie der Berg Zion, der nicht wankt, sondern ewiglich bleibt. Wie Berge Jerusalem rings umgeben, so ist der HERR um sein Volk her von nun an bis in Ewigkeit.“ Psalm 125,1f. DAp.58.2 Teilen

„Er wird ihre Seele erlösen aus Bedrückung und Gewalt, und ihr Blut wird kostbar sein in seinen Augen.“ Psalm 72,14. DAp.58.3 Teilen

„Der HERR der Heerscharen wird sie beschirmen, ... der HERR, ihr Gott, wird sie erretten an jenem Tag als die Herde seines Volkes, denn Edelsteine am Diadem sind sie, funkelnd über seinem Land.“ Sacharja 9,15f. DAp.58.4 Teilen

Kapitel 9: Die sieben Diakone
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte 6,1-7. DAp.59 Teilen

In diesen Tagen aber, „als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung.“ Apostelg.6,1 DAp.59.1 Teilen

Die Urgemeinde setzte sich aus Menschen der verschiedensten Stände und Nationen zusammen. Als der Heilige Geist zu Pfingsten ausgegossen wurde, „lebten in Jerusalem gottesfürchtige Juden aus vielen verschiedenen Ländern.“ Apostelgeschichte 2,5 (NL). Unter den hebräischen Gläubigen in Jerusalem befanden sich auch welche, die man Griechen nannte. Zwischen diesen und den palästinensischen Juden bestand schon seit langem Misstrauen, ja sogar Feindschaft. DAp.59.2 Teilen

Die Herzen derer, die sich unter dem Wirken der Apostel bekehrt hatten, wurden durch die christliche Liebe besänftigt und vereint. Trotz ehemaliger Vorurteile lebten sie jetzt in völliger Harmonie miteinander. Satan wusste: Solange diese Eintracht bestand, würde er machtlos sein, den Fortschritt der Evangeliumsarbeit zu hindern. Deshalb versuchte er, Vorteile aus ihren früheren Denkgewohnheiten zu ziehen in der Hoffnung, dadurch Uneinigkeit in die Gemeinde tragen zu können. DAp.59.3 Teilen

Als nun die Jüngerzahl zunahm, erweckte der Feind den Argwohn einiger, die schon früher die Gewohnheit hatten, eifersüchtig auf ihre Glaubensgeschwister zu blicken und bei deren geistlichen Leitern Fehler zu entdecken. So „erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen“. Apostelgeschichte 6,1. Ursache dieser Unzufriedenheit bot eine angebliche Vernachlässigung der griechischen Witwen bei der täglichen Verteilung der Unterstützung. Eine derartige Ungleichheit wäre dem Geist des Evangeliums entgegen gewesen, dennoch war es Satan auf diese Weise gelungen, Argwohn zu erwecken. Nun mussten sofort Maßnahmen ergriffen werden, um jeden Anlass zur Unzufriedenheit zu beseitigen und den Feind zu hindern, durch seine Bemühungen eine Spaltung unter den Gläubigen herbeizuführen. DAp.59.4 Teilen

Jesu Jünger hatten in ihrer Erfahrung eine kritische Situation erreicht. Unter der weisen Leitung der Apostel, die vereint in der Kraft des Heiligen Geistes wirkten, hatte sich das ihnen anvertraute Werk schnell entwickelt. Die Gemeinde vergrößerte sich immer mehr, und die Zunahme an Gemeindegliedern legte den Leitern zunehmend schwere Lasten auf. Weder ein Einzelner noch eine Gruppe konnten diese Lasten weiterhin alleine tragen, ohne dadurch das künftige Wohl der Gemeinde zu gefährden. Es erwies sich als notwendig, eine weitere Verteilung der Verantwortlichkeiten vorzunehmen, die in den ersten Tagen der Gemeinde so treu von einigen Wenigen getragen worden waren. Die Apostel mussten jetzt einen wichtigen Schritt in der Verbesserung der Evangeliumsordnung in der Gemeinde vornehmen, indem sie einige Lasten, die sie bisher selbst getragen hatten, auf andere legten. DAp.59.5 Teilen

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