Portrait von Ellen White
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Bücher
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Vorwort
Vorwort
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Die Zeugnisse in diesem Band erschienen erstmals im Druck wie folgt: Nummer 26 und 27 (1876) in Oakland, Kalifornien; Nummer 28 (1879); Nummer 29 (1880) und Nummer 30 (1881) in Battle Creek, Michigan — USA. Z4.10.1 Teilen

Ältester J. White und seine Frau waren viel unterwegs und arbeiteten unermüdlich, da sich das Werk mit seinen verschiedenen Zweigen rasch ausdehnte. Z4.10.2 Teilen

Die Mission in Europa machte gute Fortschritte, und verschiedene Brüder wurden 1876 entsandt, um den Ältesten Andrews in seiner Arbeit zu unterstützen. In einem Gesicht am 3. Januar 1875 war Schwester White Gottes Plan für die weltweite Ausdehnung des Werkes vor Augen geführt worden, wie es in der ersten Hälfte dieses Bandes zum Ausdruck kommt. Z4.10.3 Teilen

Als 1875 die Druckerei in Oakland an der Küste des Stillen Ozeans gegründet wurde, wuchs sie bald zur größten und modernsten Einrichtung dieser Art an der ganzen Küste heran. Kurz zuvor (1874) war eine neue Zeitschrift, Signs of the Times, ins Leben gerufen worden, die neben dem Review and Herald allen Haushalten empfohlen wurde. Z4.10.4 Teilen

Im Jahr 1878 wurde in der Nähe von St. Helena, Nordkalifornien, das zweite Sanatorium der Gemeinschaft errichtet. Z4.10.5 Teilen

In der Zeitperiode von Band 4 gab es bereits zahlreiche Bücher und Schriften, die sich mit geistlichen Themen, Gesundheitslehre, Mäßigkeit und anderen wichtigen Gegenständen befassten. So hatte Uriah Smith das Buch „Gedanken über Daniel und die Offenbarung“ herausgebracht und J.N. Andrews „Die Geschichte des Sabbats“. Neue Pläne betreffs Literaturverbreitung von Haus zu Haus wurden gelegt, und neben dem Kolportagewerk wurde eine Missionsgesellschaft unter der Leitung von S.N. Haskell gegründet. Z4.10.6 Teilen

Seit 1868 war es zur Gewohnheit geworden, während der ganzen Sommerzeit Lagerversammlungen von 8tägiger Dauer in allen Staaten der USA, wo es Siebenten-Tags-Adventisten gab, abzuhalten. Diese Zusammenkünfte erfreuten sich großer Beliebtheit, und neben einigen Hundert Gemeindegliedern fanden sich an Sonntagen bis zu 20.000 Außenstehende als Besucher ein, wenn die Lagerversammlung in der Nähe größerer Städte stattfand. Dem erweckten Interesse wurde nachgegangen, so dass infolge dieser Versammlungen überall neue Gemeinden entstanden. Z4.10.7 Teilen

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Um die Zeit von Zeugnisse Band 4 entstanden an vielen Plätzen Mäßigkeitsvereine, um dem Alkoholmissbrauch entgegenzuwirken. Oft wurde E.G. White eingeladen, an den Versammlungen teilzunehmen und Vorträge zu halten, wobei sie die Mäßigkeitsfrage immer in Verbindung mit der Evangeliumsbotschaft brachte. Z4.11.1 Teilen

Um neue Arbeiter für das Predigtamt und andere Zweige des Werkes heranzubilden, war in Battle Creek ein College [Missionsschule] eröffnet worden, die für das Jahr 1881 bereits ca. 500 Anmeldungen hatte. Dies war eine überwältigende Aufgabe, die große Verantwortung einschloss, und der Herr ließ es nicht an Ratschlägen und Warnungen durch den Geist der Weissagung fehlen. Z4.11.2 Teilen

Am Sabbat, den 6. August 1881, wurde Battle Creek durch die Nachricht von Bruder J. White‘s Tod erschüttert. Nach Rückkehr von einer ausgedehnten Missionsreise an der Nordwestküste der USA wurde er durch eine fieberhafte Erkrankung im Alter von 60 Jahren zur Ruhe gelegt. Er war einer der ersten Pioniere, der maßgeblich am Aufbau des Werkes unter der dritten Engelsbotschaft beteiligt gewesen war. Nun war sein an Arbeit und Selbstaufopferung reiches Leben beendet. Es blieb seiner Frau, E.G. White, überlassen, ihre schwere Aufgabe als Botin des Herrn ohne seine Unterstützung zu tun. Z4.11.3 Teilen

Ihr Werk ging weiter. Die Gemeinde musste rein erhalten, der Maßstab hoch angesetzt werden, und Zeugnis um Zeugnis kam aus ihrer unermüdlichen Feder. Thema für Thema wurde angesprochen, Reformen waren auf vielen Gebieten erforderlich. Seelen waren in Gefahr und mussten persönlich angesprochen werden. Und heute hat die Gemeinde Gottes nicht mit weniger Problemen und Schwierigkeiten zu kämpfen wie in früheren Zeiten. Deshalb gelten alle Ratschläge, Ermahnungen, Warnungen, aber ebenso Ermutigungen, auch uns. Wie dankbar sollten wir für dieses Licht sein, das der Herr durch die Zeugnisse seines Geistes auf uns scheinen lässt, damit wir, die wir in den letzten Stunden der Weltgeschichte leben, das Ziel nicht verfehlen. Lasst sie uns lesen und wieder lesen und nicht in unserem Mut nachlassen, bis wir die Christusähnlichkeit erreicht haben und auf sein Kommen vorbereitet sind. Allen Lesern der „Zeugnisse für die Gemeinde“, Band 4, wünschen wir beim Studium Gottes reichsten Segen. Z4.11.4 Teilen

Kapitel 1: Biblische Lebensbeschreibungen
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Die Lebensbeschreibungen der Bibel sind glaubwürdige Berichte von Personen, die wirklich gelebt haben. Von Adam an bis zu den Zeiten der Apostel besitzen wir durch alle Generationen hindurch einen klaren, ungeschminkten Bericht von dem, was sich wirklich ereignet hat, und von der echten Erfahrung wirklicher Personen. Viele wundern sich darüber, dass in den vom Geist Gottes eingegebenen Berichten Tatsachen aus dem Leben achtbarer Menschen erzählt werden, die ihren sittlichen Charakter trüben. Ungläubige verweisen mit großer Befriedigung auf diese Sünden und spotten über jene, die fielen. Die vom Geist Gottes geleiteten Schreiber bezeugten keine Unwahrheiten, nur um die Seiten der biblischen Geschichte davor zu bewahren, von den Berichten menschlicher Schwächen und Fehler verdunkelt zu werden. Die heiligen Menschen Gottes schrieben, was der Heilige Geist diktierte; auf den Inhalt selbst hatten sie keinen Einfluss. Sie schrieben die buchstäbliche Wahrheit nieder. Gräuliche und anstößige Tatsachen sind aus Gründen offenbart worden, die unser beschränkter Verstand nicht völlig zu erfassen vermag. Z4.13.1 Teilen

Es ist einer der stärksten Beweise für die Glaubwürdigkeit der heiligen Schrift, dass weder die Wahrheit bemäntelt noch die Sünden der Hauptgestalten verschwiegen werden. Viele werden einwenden, dass es nicht schwer ist zu berichten, was sich in einem gewöhnlichen Leben zugetragen hat. Aber es ist eine erwiesene Tatsache, dass es einfach nicht menschenmöglich ist, eine allen Seiten gerecht werdende Darstellung eines Zeitgenossen zu geben. Und es ist nahezu ebenso schwierig, ohne von der genauen Wahrheit abzuweichen, den Lebenslauf irgendeines Einzelnen oder eines Volkes zu erzählen, deren Entwicklung uns bekannt ist. Der menschliche Geist ist so anfällig für Vorurteile, dass es ihm fast unmöglich ist, den Gegenstand unparteiisch zu behandeln. Entweder werden die Mängel eines Menschen in der Lebensbeschreibung aufs schärfste herausgestellt, oder seine Tugenden erstrahlen in hellstem Glanz, je nachdem der Schreiber für oder gegen ihn eingenommen ist. Wie sehr der Historiker auch vorhaben mag, unparteiisch zu urteilen, so werden doch alle Kritiker darin übereinstimmen, dass es sehr schwer ist, wirklich gerecht zu sein. Z4.13.2 Teilen

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Aber göttliche Salbung, über die Schwächen der Menschheit erhaben, spricht die reine, nackte Wahrheit. Wie viele Lebensbeschreibungen sind über fehlerfreie Christen geschrieben worden, die sich in ihrem häuslichen und Gemeindeleben als Beispiele unbefleckter Frömmigkeit hervortaten! Kein Makel entstellt die Schönheit ihrer Heiligkeit, kein Fehler wird uns berichtet, um uns nicht daran zu erinnern, dass sie gewöhnliche Sünder waren und damit den alltäglichen Versuchungen der Menschheit unterworfen. Wie andersartig erschienen sie aber, wenn die Feder göttlicher Eingebung ihre Lebensgeschichte geschrieben hätte. Menschliche Schwächen wären offenbar geworden; der Kampf gegen Selbstsucht, Scheinheiligkeit und Hochmut, vielleicht gegen verborgene Sünden; und der ständige Widerstreit zwischen Geist und Fleisch. Selbst der Öffentlichkeit nicht zugängliche Tagebücher offenbaren auf ihren Seiten nicht die sündhaften Taten des Schreibers. Manchmal wird von Kämpfen mit dem Bösen erzählt, aber gewöhnlich nur, wenn das Gute den Sieg davongetragen hat. Sie mögen aber durchaus ein ehrlicher Bericht lobenswerter Taten und edlen Strebens sein, besonders, wenn der Schreiber ehrlich bemüht war, ein gewissenhaftes Tagebuch über sein Leben zu führen. Der Mensch bringt es aber kaum fertig, seine Fehler einer möglichen Kenntnisnahme durch seine Freunde preiszugeben. Z4.14.1 Teilen

Wenn Menschen ohne göttliche Eingebung unsere herrliche Bibel geschrieben hätten, zeigte sie ein völlig anderes Bild. Das Bibelstudium wäre dann geradezu entmutigend für irrende Sterbliche, die mit natürlichen Schwächen und den Versuchungen des schlauen Feindes zu kämpfen haben. Aber so, wie die Bibel ist, gibt sie uns einen genauen Bericht der religiösen Erfahrungen hervorragender Charaktere der biblischen Geschichte. Männer, die von Gott begünstigt waren und denen er große Verantwortung übertragen hatte, wurden manchmal von den Versuchungen Satans überwunden und versündigten sich ebenso, wie wir heute streben, schwanken und häufig in Irrtum fallen. Doch für unsere verzagten Herzen ist es ermutigend zu wissen, dass sie durch Gottes Gnade frischen Mut schöpfen konnten, sich aufs neue über ihre böse Natur zu erheben. Wenn wir uns dies vergegenwärtigen, werden auch wir bereit sein, unsererseits den Kampf erneut aufzunehmen. Z4.14.2 Teilen

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Sowohl das Murren der Israeliten vor alters und ihre rebellische Unzufriedenheit als auch die mächtigen Wunder, die um ihretwillen geschahen, sowie die Bestrafung ihrer Abgötterei und ihres Undanks sind zu unserem Nutzen berichtet. Das Beispiel des alten Israel ist dem Volk Gottes zur Warnung gegeben, damit es Unglauben meide und dem Zorn Gottes entfliehe. Hätte man die Missetaten der Hebräer nicht in die heiligen Berichte aufgenommen, sondern nur ihre Tugenden erwähnt, diente uns ihre Geschichte nicht zur Lehre, wie es aber tatsächlich der Fall ist. Z4.15.1 Teilen

Ungläubige und solche, die mit der Sünde liebäugeln, entschuldigen ihre Freveltaten, indem sie die Verfehlungen der Menschen anführen, denen Gott in alter Zeit Autorität verliehen hatte. Sie folgern, dass es doch durchaus nicht verwunderlich sei, wenn auch sie sich der Sünde schuldig machen, wenn selbst die heiligen Männer Gottes den Versuchungen erlegen sind und Unrecht begangen haben. Da sie ja solche erlauchten Vorbilder der Missetat vor sich haben, geben sie zu verstehen, dass sie schließlich gar nicht so schlecht seien, wie es den Anschein habe. Z4.15.2 Teilen

Die Grundsätze der Gerechtigkeit erforderten eine gewissenhafte Wiedergabe der Tatsachen zum Nutzen aller, die jemals die Heilige Schrift lesen würden. Hierin liegt ein klarer Beweis göttlicher Weisheit. Von uns wird gefordert, dass wir dem Gesetz Gottes gehorchen. Wir werden nicht nur über die Strafe unterrichtet, die Ungehorsam nach sich zieht, sondern die Geschichte Adams und Evas im Paradies und die traurigen Folgen ihres Ungehorsams gegenüber Gottes Geboten wurden uns zur Lehre und zur Warnung berichtet. Dieser Bericht ist klar und bestimmt. In Verbindung mit dem Gesetz, das dem Menschen in Eden gegeben wurde, wird auch auf die Strafe aufmerksam gemacht, die den Menschen im Falle des Ungehorsams treffen sollte. Dann folgt der Bericht von der Versuchung, vom Fall und von der Strafe, die unseren irrenden Eltern auferlegt wurde. Ihr Beispiel ist uns zur Warnung gegen den Ungehorsam gegeben, damit wir gewiss sind, dass der Tod der Sünde Sold ist und dass Gottes vergeltende Gerechtigkeit niemals fehlgeht. Gott fordert von seinen Geschöpfen strenge Beachtung seiner Gebote. Wie genau beschrieben war die dem Gesetz beigefügte Strafandrohung, wie sicher folgte die Strafe der Übertretung des Gesetzes, nachdem das Gesetz auf Sinai verkündet worden war! Wie klar zeugen die berichteten Beispiele für diese Tatsache! Z4.15.3 Teilen

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Die Feder göttlicher Inspiration berichtet, getreu ihrer Aufgabe, von den Sünden, die Noah, Lot, Mose, Abraham, David und Salomo überkamen, ja dass selbst Elias starke innere Haltung unter der Anfechtung zusammenbrach, die er während seiner furchtbaren Prüfungen erlebte. Jonas Ungehorsam und Israels Abgötterei werden getreulich berichtet. Die Verleugnung Christi durch Petrus, die scharfe Auseinandersetzung zwischen Paulus und Barnabas, die Fehler und menschlichen Schwächen der Propheten und Apostel, alles legte der Heilige Geist bloß, der den Schleier vom menschlichen Herzen hinwegnimmt. Da liegt das Leben der Gläubigen vor uns mit allen ihren Fehlern und Torheiten, die allen folgenden Geschlechtern zur Lehre bestimmt sind. Hätten sie keine Schwächen gehabt, sie wären eine Art Übermenschen gewesen. Wir müssten verzagen vor der Frage, ob unser sündhaftes Wesen jemals eine derartige Höhe erreichen könnte. Wenn wir aber sehen, wie sie kämpften und fielen, sich wiederum ein Herz fassten und schließlich durch Gottes Gnade siegten, dann schöpfen wir neuen Mut. Wir werden dazu geführt, uns der Hindernisse zu entledigen, die uns eine entartete Natur in den Weg legt. Z4.16.1 Teilen

Gott strafte immer gewissenhaft alle Übeltaten. Er sandte seine Propheten, um die Schuldigen zu warnen, ihre Sünden zu strafen und das Urteil über sie zu fällen. Alle, die danach fragen, warum das Wort Gottes die Sünden seines Volkes in so deutlicher Form ans Licht bringt, dass Spötter darüber lachen und Fromme darüber weinen, sollten überlegen, dass alles zu ihrer Lehre geschrieben ist, um die erwähnten Übel zu meiden und nur die Gerechtigkeit der Menschen nachzuahmen, die dem Herrn dienten. Z4.16.2 Teilen

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In seiner Vorsehung hielt es der Herr für angebracht, sein Volk auf verschiedene Weise zu lehren und zu warnen. Durch unmittelbaren Befehl, durch die Heilige Schrift und durch den Geist der Weissagung hat er ihm seinen Willen kundgetan. Meine Aufgabe besteht darin, die Fehler und Sünden des Volkes Gottes beim Namen zu nennen. Das Ans-Licht-Bringen der Sünden gewisser Personen bedeutet nicht, dass sie in den Augen Gottes schlechter angesehen sind als viele andere, über deren Fehler nicht berichtet wird. Aber mir wurde gezeigt, dass ich mir meine Aufgabe nicht auswählen kann, sondern demütig dem Willen Gottes zu gehorchen habe. Die Fehler und Übeltaten bekenntlicher Christen sind zur Belehrung derer aufgezeichnet, die den gleichen Versuchungen erliegen könnten. Die Erfahrung Einzelner soll anderen als Leuchtfeuer zur Warnung vor den gefährlichen Klippen dienen. Z4.17.2 Teilen

Auf diese Weise werden die Fallstricke und Schliche Satans ebenso enthüllt wie die Bedeutung der Vervollkommnung eines christlichen Charakters und die Mittel, durch die man dieses Ziel erreichen kann. Hiermit zeigt uns Gott, was nötig ist, um seinen Segen zu erlangen. Viele neigen dazu, sich rebellischen Gefühlen hinzugeben, sobald ihre speziellen Sünden gerügt werden. „Prediget uns aber sanft.“ Jesaja 30,10. Dies ist der Geist der heutigen Generation. Aber der Geist der Weissagung spricht einzig allein die Wahrheit. Die Ungerechtigkeit nimmt überhand und die Liebe vieler erkaltet, die angeblich Nachfolger Christi sind. Sie sind blind gegenüber der Bosheit ihres Herzens und empfinden nicht ihren schwachen und hilflosen Zustand. In seiner Barmherzigkeit lüftet Gott den Schleier und zeigt ihnen, dass hinter allem Sichtbaren ein Auge wacht, das nicht nur ihre verborgene Schuld erkennt, sondern auch die Beweggründe ihres Tuns. Z4.17.3 Teilen

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Die Sünden der großen Volkskirchen werden übertüncht. Viele ihrer Glieder frönen den gröbsten Lastern und sind in Ruchlosigkeit versunken. Babylon ist gefallen und ein Behältnis aller unreinen und verhassten Vögel geworden! Die entsetzlichsten Sünden unserer Zeit finden ein Obdach unter dem Deckmantel des Christentums. Viele verkünden, dass das Gesetz Gottes aufgehoben sei. Gewiss entspricht ihr Leben auch ihrem Glauben. Wo es kein Gesetz gibt, da gibt es keine Übertretung und deshalb auch keine Sünde; denn die Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Z4.18.1 Teilen

„Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott“ (Römer 8,7) und bedeutet, seinem Willen zu widerstreben. Wenn der fleischliche Sinn einmal das Joch des Gehorsams abwirft, gleitet er nichtsahnend in die Gesetzlosigkeit der Sünde. Die Ungerechtigkeit nimmt unter denen überhand, die von echter und vollkommener religiöser Freiheit so großartig zu reden wissen. Der Herr verabscheut ihre Lebensführung. Sie sind Mitarbeiter des Seelenfeindes. Das Licht offenbarter Wahrheit ist ihren Blicken entzogen, und die Schönheiten der Heiligkeit erscheinen ihnen wie Trugbilder. Z4.18.2 Teilen

Es ist erstaunlich zu sehen, auf welch lockeren Grund sehr viele Menschen ihre Hoffnungen auf das Himmelreich bauen! Sie schmähen das Gesetz des Allmächtigen, als wollten sie ihn herausfordern und sein Wort für null und nichtig erklären. Selbst Satan, der das göttliche Gesetz genauestens kennt, würde es nicht wagen, die Reden zu führen, die manche Prediger, die das Gesetz verabscheuen, vom Rednerpult aus halten. Dennoch frohlockt er über ihre Gotteslästerung. Z4.18.3 Teilen

Ich sah, wie es um den Menschen steht, der vom Willen Gottes nichts weiß. Freveltaten und Ungerechtigkeiten bestimmen seinen Lebensinhalt. Doch welche Veränderung geht in seinem Herzen vor sich, wenn ihm der Geist Gottes den vollen Sinn des Gesetzes offenbart! Gleichwie Belsazer liest auch er die Handschrift des Allmächtigen, und Überzeugung ergreift seine Seele. Die Donnerschläge des Wortes Gottes schrecken ihn aus seiner Trägheit, und im Namen Jesu ruft er um Gnade. Auf dieses demütige Ansuchen hört Gott stets mit willigem Ohr. Er weist einen reuigen Sünder niemals ungetröstet von sich. Z4.18.4 Teilen

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Der Herr hat es für gut angesehen, mir in einem Gesicht die Bedürfnisse und Irrtümer seines Volkes zu offenbaren. So schmerzlich es für mich auch war, so habe ich doch den Missetätern ihre Fehler und die Möglichkeiten, sie abzulegen, gewissenhaft vor Augen geführt, wie sie mir der Geist Gottes diktierte. In vielen Fällen trafen mich Verleumdungen. Gerade diejenigen waren gegen mich aufgebracht, für die ich gewirkt und gelitten hatte. Ich habe mich jedoch nicht von meinem Weg abbringen lassen. Gott hat mir meinen Auftrag gegeben. Mit seinem Beistand konnte ich die mühevollen Pflichten erfüllen, die er mir aufgetragen hatte. So hat der Geist Gottes Warnungen und Urteile ausgesprochen, ohne aber seine barmherzigen Gnadenverheißungen zurückzuhalten. Z4.19.1 Teilen

Wenn die Kinder Gottes die Lehren ihres Herrn annehmen und seine Handlungsweise erkennen würden, fänden sie für ihre Füße einen geraden Weg und ein Licht, das sie durch Dunkelheit und Entmutigung leitet. David lernte aus Gottes Handeln ihm gegenüber Weisheit, und er beugte sich demütig der Züchtigung des Allerhöchsten. Die genaue Schilderung seines Zustandes durch den Propheten Nathan machte David mit seinen Sünden bekannt und half ihm, sie abzutun. Er nahm den Rat in Sanftmut an und demütigte sich vor Gott. „Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele“, so sprach er. Psalm 19,8. Z4.19.2 Teilen

Reumütige Sünder haben keine Ursache zu verzagen, weil sie an ihre Übertretungen erinnert und auf Gefahren aufmerksam gemacht werden. Gerade diese Bemühungen um ihretwillen zeigen, wie sehr Gott sie liebt und wie sehnlichst er sie retten will. Sie brauchen nur seinem Rat zu folgen und seinen Willen zu tun, um das ewige Leben zu ererben. Gott hält seinem irrenden Volk alle Sünden vor Augen, damit es diese in ihrer ganzen Abscheulichkeit im Licht göttlicher Wahrheit erkenne. Dann ist es aber auch die Pflicht der Kinder Gottes, sich für immer von diesen Sünden loszusagen. Z4.19.3 Teilen

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Gott ist heute noch genauso mächtig, von Sünden zu erretten, wie zu den Zeiten der Patriarchen, Davids, der Propheten und Apostel. Die große Zahl der in der biblischen Geschichte aufgezeichneten Fälle, in denen Gott seine Kinder von ihren Sünden befreit hat, sollte die Christen unserer Tage begierig machen, göttliche Unterweisungen zu empfangen. Sie sollten sich darum bemühen, einen Charakter zu entfalten, der der genauen Gerichtsuntersuchung standzuhalten vermag. Z4.20.1 Teilen

Die biblische Geschichte stützt das verzagte Herz mit der Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Wir brauchen nicht zu verzagen, wenn wir sehen, wie sich andere durch Schwierigkeiten gekämpft haben, die den unsrigen gleichen; wie sie in Versuchung gefallen sind wie wir, jedoch wieder Boden gewonnen haben und von Gott gesegnet worden sind. Die Worte göttlicher Eingebung trösten und erfreuen die irrende Seele. Obgleich die Patriarchen und Apostel für menschliche Schwächen anfällig waren, erlangten sie doch durch den Glauben einen guten Ruf, fochten ihre Kämpfe aus in der Kraft des Herrn und blieben siegreich. So mögen wir der Wirksamkeit des Sühnopfers vertrauen und im Namen Jesu zu Überwindern werden. Die Menschheit ist von Adams Zeiten bis auf unser gegenwärtiges Geschlecht die gleiche geblieben, und die Liebe Gottes ist durch alle Zeiten hindurch ohne Beispiel. Z4.20.2 Teilen

Kapitel 2: Einigkeit in der Gemeinde
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Das Wachstum der Gemeinde wird durch das falsche Verhalten ihrer Gläubigen verzögert. Der Anschluss an die Gemeinde ist ein wichtiger und notwendiger Schritt. Dadurch wird jedoch noch niemand zum Christen, noch verbürgt er die Erlösung. Wir können durch die Aufnahme unseres Namens ins Gemeindebuch keinen Anspruch auf das himmlische Erbe erheben, während unser Herz Christo entfremdet ist. Wir sollen auf Erden seine getreuen Vertreter sein und in Übereinstimmung mit ihm wirken. „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.“ 1.Johannes 3,2. Es ziemt uns, dass wir uns diese heilige Verwandtschaft vergegenwärtigen und nichts unternehmen, was dem Werk unseres Vaters Schande bereitet. Z4.21.2 Teilen

Wir besitzen ein erhabenes Bekenntnis. Als sabbathaltende Adventisten bekennen wir, allen Geboten Gottes zu gehorchen und der Wiederkunft unseres Erlösers entgegenzusehen. Den wenigen Getreuen Gottes wurde eine sehr ernste Warnungsbotschaft anvertraut. Durch unsere Worte und Werke gilt es zu zeigen, dass wir die uns auferlegte große Verantwortung anerkennen. Unser Licht sollte so hell scheinen, dass andere sehen können, wir verherrlichen in unserem täglichen Leben den himmlischen Vater; wir fühlen uns nicht nur mit dem Himmel verbunden, sondern als Miterben Christi; und wir glauben, dass wir ihm gleich sein werden, wenn er in Kraft und großer Herrlichkeit erscheinen wird. Z4.21.3 Teilen

Als Glieder der sichtbaren Gemeinde und als Arbeiter im Weinberg des Herrn müssen wir alle unsere persönliche Verantwortung erkennen. Keineswegs ist es richtig, auf unsere Brüder zu warten, die genauso schwach sind wie wir, damit sie uns voranhelfen; nein, unser herrlicher Erlöser hat uns eingeladen, uns persönlich mit ihm zu verbinden und unsere Schwachheit mit seiner Stärke, unsere Unwissenheit mit seiner Weisheit und unsere Unwürdigkeit mit seinen Verdiensten zu verbinden. Niemand von uns kann eine neutrale Stellung einnehmen. Unser Einfluss wird dafür oder dagegen sprechen. Wir sind entweder aktive Mitarbeiter Christi oder des Feindes. Entweder wir sammeln mit Jesu, oder wir zerstreuen. Eine wirkliche Bekehrung bringt eine völlige Umgestaltung mit sich. Die eigentlichen Neigungen von Herz und Sinn sollen gewandelt werden. Es gilt, das Leben in Christo zu erneuern. Z4.21.4 Teilen

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Gott sammelt ein Volk, das in vollendeter Einheit auf dem Boden ewiger Wahrheit steht. Christus gab sich selbst der Welt „und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken“. Titus 2,14. Dieser Läuterungsprozess ist dazu bestimmt, die Gemeinde von aller Ungerechtigkeit und vom Geist der Zwietracht und des Zankes zu reinigen. Die Gläubigen sollen aufbauen und nicht niederreißen; sie sollen ihre Kräfte auf die große Aufgabe konzentrieren, die vor ihnen liegt. Gott will, dass sein ganzes Volk zur Einheit des Glaubens komme. Unmittelbar vor seiner Kreuzigung betete Christus für seine Jünger, „auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt“. Johannes 17,21. Dies ergreifendste und wunderbarste Gebet gilt für alle Zeiten bis auf den heutigen Tag. „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Johannes 17,20. Z4.22.1 Teilen

Wie ernsthaft sollten sich die sogenannten Nachfolger Christi bemühen, dieses Gebet in ihrem Leben zu verwirklichen. Viele erkennen nicht die Heiligkeit der Zugehörigkeit zur Gemeinde und sind nicht bereit, sich Beschränkungen und Zucht zu unterwerfen. Ihre Handlungsweise zeigt, dass sie die eigene Meinung über das Urteil der Gesamtgemeinde stellen und nicht sorgfältig darauf bedacht sind, jeglichen Widerspruch von der Gemeinde fernzuhalten. Wer in der Gemeinde eine verantwortungsvolle Stellung einnimmt, mag manche Fehler mit anderen Menschen gemeinsam haben und in seinen Entscheidungen irren. Dennoch hat ihm die Gemeinde Christi auf Erden eine Vollmacht gegeben, die nicht unterschätzt werden darf. Christus verlieh seiner Gemeinde nach seiner Auferstehung große Macht, wenn er sagte: „Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Johannes 20,23. Z4.22.2 Teilen

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Die Verbindung zur Gemeinde sollte nicht leichtfertig aufgehoben werden. Doch wenn die Absicht mancher sogenannter Nachfolger Christi durchkreuzt wird oder ihre Stimme nicht den beherrschenden Einfluss gewinnt, den sie nach ihrer Meinung verdient, dann drohen sie, aus der Gemeinde auszutreten. Allerdings hätten sie durch das Verlassen der Gemeinde am meisten zu leiden; denn indem sie sich dem Einflussbereich der Gemeinde entziehen, setzen sie sich selbst sämtlichen Versuchungen dieser Welt aus. Z4.23.1 Teilen

Jeder Gläubige sollte seiner Gemeinde von ganzem Herzen verbunden sein. Ihr Gedeihen muss ihm in erster Linie am Herzen liegen. Wenn er nicht die heilige Verpflichtung fühlt, seine Verbindung zur Gemeinde vorrangig zu ihrem Wohle zu gestalten, kann sie viel besser ohne ihn fertig werden. Es steht in jedes Einzelnen Macht, eine Aufgabe für das Werk Gottes zu erfüllen. Es gibt Menschen, die beträchtliche Summen für unnötige Luxusgegenstände verschwenden; sie befriedigen ihre Esslust, empfinden es aber als große Belastung, Mittel zur Förderung der Gemeinde beizusteuern. Sie ziehen gern den Nutzen aus ihren Vorrechten, ziehen es aber vor, anderen das Bezahlen der Rechnungen zu überlassen. Wem wirklich der Fortschritt des Werkes am Herzen liegt, wird nicht zögern, das Werk in finanzieller Hinsicht zu unterstützen, ganz gleich, wann und wo diese Mittel benötigt werden. Wir haben die feierliche Verpflichtung, die Lehren Christi in unserem Charakter zu veranschaulichen, miteinander in Frieden auszukommen und uns in vollkommener Harmonie als ein unzerteiltes Ganzes zu bewegen. Wir sollten unsere persönliche Meinung dem Urteil der Gemeinde unterordnen. Viele leben nur für sich selbst. Sie schauen außerordentlich wohlgefällig auf ihr Leben und schmeicheln sich selbst, unsträflich zu sein, während sie in Wirklichkeit nichts für Gott tun und in direktem Widerspruch zu seinem ausdrücklichen Wort leben. Die Beachtung äußerer Formen kann niemals dem Bedürfnis der menschlichen Seele nachkommen. Ein Lippenbekenntnis zu Christo genügt nicht, damit ein Mensch am Tage des Gerichts die Prüfung bestehen kann. Vollkommenes Vertrauen in Gott, kindliches Vertrauen auf seine Verheißungen und gänzliche Hingabe an seinen Willen müssen uns leiten. Z4.23.2 Teilen

24

Gott hat sein Volk immer im „Ofen des Elends“ geprüft, damit es sich treu und fest erweise und sich von aller Untugend reinige. Nachdem Abraham und sein Sohn die schwerste Prüfung überstanden hatten, die ihnen auferlegt werden konnte, sprach Gott durch seinen Engel zu Abraham: „Nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.“ 1.Mose 22,12. Diese außergewöhnliche Glaubenstat lässt Abrahams Charakter mit ganz besonderem Glanz hervorleuchten. Sie veranschaulicht überzeugend, wie restlos er dem Herrn vertraute, dem er nichts vorenthielt, nicht einmal seinen Sohn der Verheißung. Z4.24.1 Teilen

Es gibt nichts, das zu wertvoll wäre, um es Jesu geben zu können. Wenn wir ihm die Pfunde wiedergeben, die er uns zu verwalten anvertraut hat, wird er mehr in unsere Hände legen. Jede Mühe, die wir für Christum auf uns nehmen, wird er entgelten. Jede Pflicht, die wir in seinem Namen erfüllen, dient unserer eigenen Glückseligkeit. Gott setzte seinen eingeborenen Sohn den Kreuzesqualen aus, auf dass alle, die an ihn glauben, im Namen Jesu eins würden. Wenn Christus ein so großes Opfer brachte, um Menschen zu erlösen und sie in Gemeinschaft miteinander zu bringen, gleichwie er mit dem Vater eins ist, gibt es dann ein Opfer, das für seine Nachfolger zu groß wäre, um diese Gemeinschaft zu bewahren? Z4.24.2 Teilen

Wenn die Welt erkennt, dass in der Gemeinde Gottes vollendete Harmonie besteht, wird das für sie ein machtvoller Beweis zugunsten der christlichen Religion sein. Uneinigkeit, unglückselige Streitigkeiten und kleinlicher Richtgeist in der Gemeinde verunehren unseren Erlöser. All diese Meinungsverschiedenheiten können vermieden werden, wenn wir unser Ich dem Herrn übergeben und als Nachfolger Christi der Stimme der Gemeinde gehorchen. Unglaube redet uns ein, dass persönliche Unabhängigkeit uns größere Geltung verschaffte und dass es eine Schwäche sei, unsre eigenen Gedanken von dem, was recht und angebracht ist, dem Urteil der Gemeinde zu unterstellen. Sich derartigen Empfindungen und Anschauungen hinzugeben, ist gefährlich. Sie verwirren und verderben uns. Christus erkannte, dass Zusammenhalten und christliche Eintracht für Gottes Werk notwendig sind. Deshalb schärfte er diese Forderung seinen Jüngern ein. Die Geschichte des Christentums bis auf den heutigen Tag beweist überzeugend, dass Stärke nur in völliger Einigkeit zu finden ist. Unterstellt euer persönliches Urteil der Autorität der Gemeinde! Z4.24.3 Teilen

25

Die Apostel empfanden die Notwendigkeit unbedingter Einigkeit und arbeiteten ernsthaft auf dieses Ziel hin. Paulus ermahnte seine Brüder mit folgenden Worten: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch den Namen unsers Herrn Jesu Christi, dass ihr allzumal einerlei Rede führet und lasset nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest aneinander in einem Sinne und in einerlei Meinung.“ 1.Korinther 1,10. Z4.25.1 Teilen

Im Brief an die Römer schrieb er: „Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einerlei gesinnt seid untereinander nach Jesu Christo, auf dass ihr einmütig mit einem Munde lobet Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Darum nehmet euch untereinander auf, gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe.“ Römer 15,5-7. „Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug.“ Römer 12,16.17. Z4.25.3 Teilen

Kapitel 3: Geht voran!
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Das große Heer der Israeliten verließ Ägypten, den Schauplatz ihrer langen und grausamen Knechtschaft mit freudigem Triumph. Die Ägypter waren nicht bereit, sie ziehen zu lassen, bis Gottes Gerichte sie deutlich warnten. Der Würgeengel hatte jedes Haus der Ägypter besucht und den Erstgeborenen jeder Familie getötet. Niemand war entronnen, weder der Erbe Pharaos noch der Erstgeborene des Gefangenen in seinem Kerker. Nach des Herrn Gebot wurden selbst die Erstgeburten des Viehs erschlagen. Aber der Todesengel ging an den Häusern der Kinder Israel vorüber. Z4.26.3 Teilen

Pharao, von Entsetzen über die Plagen erfüllt, die sein Volk heimgesucht hatten, rief Mose und Aaron in der Nacht und bat sie, von Ägypten auszuziehen. Es lag ihm viel daran, dass sie ohne Zögern gingen; denn er und sein Volk fürchteten, dass ihr Land zu einer riesigen Begräbnisstätte werden könnte, wenn Gottes Fluch sich nicht von ihnen abwenden würde. Z4.26.4 Teilen

Die Kinder Israel hörten mit großer Freude die Kunde von ihrer Befreiung und beeilten sich, den Schauplatz ihrer Knechtschaft zu verlassen. Aber der Weg war mühsam, und schließlich verloren sie den Mut. Ihre Reise führte über kahle Hügel und wüste Ebenen. In der dritten Nacht fanden sie sich rechts und links von Bergketten eingeschlossen, und vor ihnen war das Rote Meer. Sie waren bestürzt und beklagten sehr die Umstände, in denen sie sich befanden. Sie beschuldigten Mose, sie an diesen Ort geführt zu haben, denn sie glaubten, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben. Sie sagten: „Dies ist bestimmt nicht der Weg zur Wüste Sinai nah zum Land Kanaan, das unseren Vätern verheißen wurde. Wir können nicht weitergehen. Wir müssen entweder ins Wasser des Roten Meeres hineingehen oder zurück nach Ägypten.“ Z4.26.5 Teilen

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Dann, um ihr Missgeschick voll zu machen, sehen sie sich auch noch von den Ägyptern verfolgt. Pharao selbst, der bereits bereut hat, die Hebräer freigelassen zu haben, führt die imponierende Armee an. Er befürchtet, dass er sie weggeschickt hat, um zu einer großen Nation zu werden, die sich ihm feindlich entgegenstellt. Welch eine Nacht der Verlegenheit und Bedrängnis für Israel! Welch ein Gegensatz zu jenem glorreichen Morgen, als sie die Knechtschaft Ägyptens verließen und freudigen Herzens in die Wüste zogen! Wie schwach fühlten sie sich gegenüber jenem mächtigen Feind! Das Jammern der verängstigten Frauen und Kinder, vermischt mit dem Brüllen des erschreckten Viehs und dem Blöken der Schafe, vermehrte nur die schreckliche Verwirrung. Z4.27.1 Teilen

Aber hatte Gott alle Fürsorge für sein Volk vergessen? Würde er sie der Vernichtung überlassen? Würde er sie nicht vor ihrer Gefahr warnen und sie von ihren Feinden befreien? Gott hatte kein Wohlgefallen an dem Missgeschick seines Volkes. Er selbst hatte Mose angewiesen, sich am Roten Meer zu lagern, und hatte ihn informiert: „Pharao wird sagen von den Kindern Israel: Sie sind verirrt im Lande; die Wüste hat sie eingeschlossen. Und ich will sein Herz verstocken, dass er ihnen nachjage, und will an Pharao und aller seiner Macht Ehre einlegen, und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der Herr bin.“ 2.Mose 14,3.4. Z4.27.2 Teilen

Jesus ging der großen Armee voraus. Die Wolkensäule bei Tage und die Feuersäule bei Nacht stellte ihren göttlichen Führer dar. Aber die Hebräer ertrugen die Prüfung des Herrn nicht in Geduld. Sie erhoben ihre Stimmen in Vorwürfen und Anklagen gegen Mose, ihren sichtbaren Leiter, und beschuldigten ihn, sie in diese große Gefahr gebracht zu haben. Sie vertrauten weder der beschützenden Macht Gottes noch erkannten sie seine Hand, welche die sie umgebenden Schwierigkeiten steuerte. In ihrem wahnsinnigen Schrecken hatten sie den Stab vergessen, mit welchem Mose das Wasser des Nils in Blut verwandelt hatte, und die Plagen, womit Gott die Ägypter wegen ihrer Verfolgung seines auserwählten Volkes heimgesucht hatte. Sie hatten alle Wunder vergessen, die Gott zu ihren Gunsten gewirkt hatte. Z4.27.3 Teilen

28

Sie riefen: „Ach, wie viel besser wären wir doch in der Knechtschaft geblieben! Es wäre doch besser, als Sklaven zu leben, als in der Wüste Hungers zu sterben oder im Krieg von unseren Feinden erschlagen zu werden.“ Sie überschütteten Mose mit bitterem Tadel, sie nicht dort gelassen zu haben, wo sie waren, anstatt sie auszuführen, um in der Wüste zu sterben. Z4.28.1 Teilen

Mose war sehr betrübt über den mangelnden Glauben des Volkes, besonders da sie doch wiederholt die Offenbarungen der Macht Gottes zu ihren Gunsten gesehen hatten. Er fühlte sich verletzt, dass sie ihm die Schuld für die Gefahren und Schwierigkeiten ihrer Situation anlasteten, wo er doch nur dem ausdrücklichen Gebot Gottes gefolgt war. Aber sein Glaube war stark, dass der Herr sie in Sicherheit bringen würde; und er begegnete den Anklagen seines Volkes gefasst und stillte ihre Furcht schon, bevor er selbst den Plan für ihre Befreiung entdecken konnte. Z4.28.2 Teilen

Ja, sie befanden sich an einem Ort, von wo es kein Entrinnen gab, wenn nicht Gott selbst zu ihrer Rettung einschritt. Aber waren sie nicht in diesen Engpass geraten, indem sie den göttlichen Anweisungen gehorchten? Mose fürchtete sich nicht vor den Folgen. Er sprach zum Volk: „Fürchtet euch nicht, steht nur fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn diese Ägypter, die ihr heute sehet, werdet ihr nimmermehr sehen ewiglich. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“ 2.Mose 14,13.14. Z4.28.3 Teilen

Es war nicht leicht, die Heere Israels zu einer wartenden Stellung vor dem Herrn zu veranlassen. Sie waren erregt und voller Schrecken. Sie besaßen keine Disziplin noch Selbstbeherrschung. Beeinflusst von ihrer scheinbar aussichtslosen Lage, wurden sie gewalttätig und unvernünftig. Sie erwarteten, jeden Augenblick in die Hände ihrer Unterdrücker zu fallen, und ihr Wehgeschrei und ihre Anschuldigungen waren laut und tief. Die wunderbare Wolkensäule hatte sie auf ihrer Wanderung begleitet und sie vor den sengenden Sonnenstrahlen beschützt. Den ganzen Tag über war sie vor ihnen hergezogen, unbeeinflusst von Sonnenschein und Sturm; und des Nachts war sie zur Feuersäule geworden und hatte ihren Weg erhellt. Sie waren ihr gefolgt als ein Zeichen von Gott voranzugehen. Doch jetzt fragten sie sich, ob sie nicht eine Vorschattung eines schrecklichen Unglücks sein könnte, das über sie hereinbrechen sollte, denn hatte die Wolkensäule sie nicht an die falsche Seite des Berges in einen unpassierbaren Weg geführt? Der Engel Gottes erschien ihren verwirrten Sinnen als Vorbote großen Unheils. Z4.28.4 Teilen

29

Doch plötzlich, als das ägyptische Heer sie fast erreicht hat in der Erwartung, sie zu einer leichten Beute zu machen, erhebt sich die majestätische Wolke zum Himmel empor, gleitet über die Israeliten hinweg und lässt sich dann zwischen ihnen und den Ägyptern nieder. Eine Mauer dichter Finsternis trennt die Verfolgten von ihren Verfolgern. Die Ägypter können das Lager der Hebräer nicht mehr sehen und sind gezwungen anzuhalten. Aber während die Finsternis der Nacht sich verdichtet, wird die Wolkenmauer für die Hebräer zum strahlenden Licht, welches das ganze Lager mit Tageshelle erleuchtet. Z4.29.1 Teilen

Dann erfüllte die Hoffnung auf Befreiung die Herzen der Israeliten. Und Mose erhob seine Stimme zum Herrn. „Der Herr sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sage den Kindern Israel, dass sie ziehen. Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand aus über das Meer und teile es voneinander, dass die Kinder Israel hineingehen, mitten hindurch auf dem Trockenen.“ 2.Mose 14,15.16. Z4.29.2 Teilen

Dann streckte Mose, dem göttlichen Gebot gehorsam, seinen Stab aus, die Wasser teilten sich, bildeten an jeder Seite eine Mauer und ließen einen breiten Weg frei für den Durchzug der Kinder Israel. Das Licht der Feuersäule beleuchtete die Schaumkronen der zurückgehaltenen Meereswellen und erhellte den Pfad, der gleich einer mächtigen Furche das Rote Meer durchzog, bis er sich in der Dunkelheit des jenseitigen Ufers verlor. Z4.29.3 Teilen

30

Während der ganzen Nacht waren die Schritte der Scharen Israels zu hören, die das Rote Meer durchquerten; aber die Wolke verbarg sie vor den Blicken ihrer Feinde. Die Ägypter, müde von ihrem eiligen Marsch, hatten sich für die Nacht in der Nähe des Ufers niedergelassen. Sie hatten die Hebräer nur in kurzer Entfernung vor sich gesehen, und da sie keinen Weg des Entrinnens für sie sahen, gedachten sie, während der Nacht zu rasten und sie am Morgen leicht überwältigen zu können. Die Nacht war besonders finster; die Wolken schienen sie gleich einer undurchdringlichen Masse einzuschließen. Tiefer Schlaf fiel auf das Lager; selbst die Wachen schliefen auf ihrem Posten. Z4.30.1 Teilen

Plötzlich wird die Armee von einem lauten Trompetenstoß geweckt. Die Wolke bewegt sich voran! Die Hebräer marschieren! Stimmen und das Geräusch des Marschierens ertönen vom Meer her. Es ist immer noch so dunkel, dass sie das entrinnende Volk nicht ausmachen können; aber der Befehl zur Verfolgung wird erteilt. Waffengeklirr, das Rollen von Wagen, Befehle von Offizieren und das Wiehern von Streitrossen kann man vernehmen. Schließlich hat sich das Heer formiert und drängt ins Ungewisse, in Richtung der fliehenden Volksmenge. Z4.30.2 Teilen

In der Finsternis und Verwirrung nehmen sie die Verfolgung auf und merken nicht, dass sie sich auf Meeresgrund befinden und rechts und links von den wogenden Wasserwällen umgeben sind. Sie wünschen, dass sich der Nebel und die Finsternis lichten möchten, dass sie die Hebräer sehen können und erkennen möchten, wo sie selbst sich befinden. Die Räder ihrer Wagen versinken tief im weichen Sand und die Pferde werden nervös und unruhig. Die Verwirrung nimmt zu; aber sie drängen vorwärts, ihres Sieges gewiss. Z4.30.3 Teilen

Auf einmal verwandelt sich die geheimnisvolle Wolke vor ihren erstaunten Blicken in eine Feuersäule. Der Donner grollt, Blitze zucken, Wellen jagen auf sie zu, und Furcht ergreift ihre Herzen. Inmitten von Schrecken und Bestürzung offenbart das blendende Licht den erstaunten Ägyptern, dass sich zur Rechten und zur Linken gewaltige Wassermassen aufgetürmt haben. Sie sehen die breite Furt, die der Herr für sein Volk quer durch den schimmernden Sand des Meeres geebnet hat, und am anderen Ufer erblicken sie das siegreiche Israel in völliger Sicherheit. Z4.30.4 Teilen

31

Sie sind erschrocken und verwirrt. Inmitten des Zorns der Elemente vernehmen sie die Stimme eines zornigen Gottes, und sie entschließen sich, zum diesseitigen Ufer zurückzufliehen, das sie vor kurzem verließen. Aber Mose streckt seinen Stab aus, und die aufgehäuften Wassermassen, hungrig nach Beute, schlagen brüllend und wütend über dem ägyptischen Heer zusammen. Der stolze Pharao und seine Legionen, seine vergoldeten Wagen und glänzenden Rüstungen, Pferde und Reiter, finden ihr Grab im stürmenden Meer. Der mächtige Gott Israels hat sein Volk befreit, und ihr Lobgesang steigt zu Gott im Himmel empor, dass er so wunderbar für sie gewirkt hat. Z4.31.1 Teilen

Der göttliche Befehl lautete: „Geht voran!“ Sie sollten nicht warten, bis der Weg frei wäre und sie den Plan ihrer Befreiung in allen Einzelheiten verstehen konnten. Gottes Werk schreitet voran, und Gott bahnt seinem Volk einen Weg. Zögern und Murren bedeuten Misstrauen gegenüber dem Heiligen Israels. In seiner Vorsehung führte Gott die Hebräer in die Sicherheit der Berge — vor ihnen das Rote Meer —, um sie zu befreien und sie für immer von ihren Feinden zu erretten. Er hätte sie auf irgendeine andere Art befreien können, aber er hatte diese Methode gewählt, um ihren Glauben zu prüfen und ihr Vertrauen in ihn zu stärken. Z4.31.3 Teilen

Wir können Mose nicht vorwerfen, dass er sich geirrt habe, nur weil das Volk gegen seine Maßnahmen gemurrt hat. Es war das empörerische, unbezwungene Herz der Kinder Israel, das sie den Mann verurteilen hieß, den Gott mit der Führung seines Volkes beauftragt hatte. Während Mose in der Furcht des Herrn wandelte und dessen Anweisungen befolgte — er glaubte bedingungslos den Verheißungen Gottes —, wurden diejenigen, die ihn hätten stützen sollen, mutlos und sahen vor sich nichts weiter als Unheil, Niederlage und Tod. Z4.31.4 Teilen

32

Der Herr beschäftigt sich jetzt mit seinem Volk, das sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennt. Er will bedeutungsvolle Erfolge erzielen. Während er in seiner Vorsehung auf dieses Ziel hinwirkt, spricht er zu seinem Volk: „Geht voran!“ Gewiss, der Weg ist noch nicht frei, aber wenn sein Volk in der Kraft des Glaubens beherzt vorangeht, wird Gott den Weg vor den Augen seiner Kinder ebnen. Es wird immer Menschen geben, die sich — wie die alten Israeliten — beklagen werden und die Verantwortung für die Schwierigkeiten ihrer Lage denen aufbürden wollen, die Gott besonders dafür erweckt hat, sein Werk voranzubringen. Sie versäumen zu erkennen, dass Gott sie prüft, indem er sie in Schwierigkeiten bringt, aus denen es keine Rettung gibt, es sei denn durch seine Hand. Z4.32.1 Teilen

Es gibt Zeiten, in denen das christliche Leben von Gefahren umgeben scheint und die Pflichten scheinbar schwer zu erfüllen sind. Die Einbildung sieht vor sich drohenden Untergang und Tod und Knechtschaft hinter sich. Und doch ertönt die Stimme Gottes deutlich vernehmbar trotz aller Entmutigungen: „Geht voran!“ Wir sollten diesem Gebot gehorchen, ganz gleich, was die Folgen sein mögen. Selbst dann sollten wir ihr nachkommen, wenn unsere Augen die Finsternis nicht durchdringen können und unsere Füße die kalten Wellen um sich spüren. Z4.32.2 Teilen

Die Hebräer waren müde und erschreckt; doch wären sie zurückgeblieben und hätten sie sich geweigert, in Richtung des Roten Meeres zu ziehen, als ihnen Mose dieses geboten hatte, hätte Gott ihnen niemals den Weg geebnet. Indem sie geradewegs zum Wasser hinabmarschierten, zeigten sie, dass sie dem durch Mose verkündeten Wort Gottes Glauben schenkten. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand, und dann erfüllte der Gewaltige in Israel sein Teil und trennte die Wasser, um ihnen einen Pfad zu schaffen. Z4.32.3 Teilen

Wolken, die sich über unserem Wege türmen, werden niemals vor einem zögernden, zweifelnden Geist verschwinden. Der Unglaube spricht: „Wir können diese Hindernisse niemals überwinden. Lasst uns warten, bis sie beseitigt sind und wir unseren Weg klar erkennen können.“ Der Glaube hingegen drängt mutig voran, alles hoffend, alles glaubend. Gehorsam zu Gott bringt unfehlbar den Sieg. Nur durch den Glauben können wir den Himmel erlangen. Z4.32.4 Teilen

33

Zwischen der Geschichte der Adventbewegung und der Geschichte der Kinder Israel besteht große Ähnlichkeit. Gott führte sein Volk aus Ägypten in die Wüste. Dort konnten sie sein Gesetz halten und seiner Stimme gehorchen. Die Ägypter, die keine Achtung vor dem Herrn besaßen, hatten ihr Lager ganz in ihrer Nähe aufgeschlagen. Doch was den Israeliten als eine ungeheure Lichtfülle erschien, die das gesamte Lager erleuchtete und den vor ihnen befindlichen Weg erhellte, war für die Heere Pharaos eine Wolkenwand, die die Dunkelheit der Nacht noch verstärkte. Z4.33.1 Teilen

Ebenso gibt es in unserer Zeit ein Volk, das Gott zu Bewahrern seines Gesetzes bestellt hat. Die Gebote Gottes sind für die Menschen, die ihnen Gehorsam leisten, wie eine Feuersäule, die den Weg zur ewigen Seligkeit erleuchtet und ihn bahnt. Für den aber, der die göttlichen Gebote missachtet, sind sie wie nächtliches Gewölk. „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.“ Psalm 111,10. Besser als alles andere Wissen ist: das Wort Gottes verstehen. Im Halten der Gebote Gottes liegt eine große Belohnung. Kein irdischer Anlass sollte dazu führen, dass der Christ auch nur für einen Augenblick in seiner Treue schwankt. Reichtum, Ehre und weltliches Gepränge gleichen der Schlacke, die vor dem Feuer des Zorns Gottes vergehen wird. Z4.33.2 Teilen

Die Stimme des Herrn, die seinen Getreuen gebietet „Geht voran“, prüft ihren Glauben des öfteren bis zum äußersten. Wenn sie aber so lange zögerten, gehorsam zu sein, bis jeder Schatten von Ungewissheit für ihr Verständnis weggeräumt wäre und das Wagnis des Misslingens oder der Niederlage nicht mehr bestände, sie gingen niemals voran. Wer der Auffassung ist, dass es für ihn unmöglich sei, sich dem Willen Gottes zu unterwerfen und seinen Verheißungen Glauben zu schenken, bevor nicht alles, was vor ihm liegt, klargelegt und geebnet wurde, wird sich nie Gott ausliefern. Glaube ist nicht die Gewissheit des Wissens; der Glaube ist „eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht“. Hebräer 11,1. Der einzige Weg, Gottes Wohlgefallen zu erlangen, führt über das Befolgen seiner Gebote. „Geht voran“ sollte das Losungswort des Christen sein. Z4.33.3 Teilen

Kapitel 4: Befriedigung des Appetits
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Liebe Geschwister, es wurden mir einige Dinge bezüglich der Gemeinde in ... offenbart. Es wurden mir spezielle Fälle vorgeführt, die in gewisser Hinsicht den Fällen vieler anderer ähnlich sind. Unter ihnen befanden sich Schwester A und ihr Ehemann. Der Herr überzeugte ihn von der Wahrheit. Er erfreute sich der Harmonie und des Geistes der Wahrheit und empfing Segen, als er sie bezeugte. Aber Satan überfiel ihn mit Versuchungen bezüglich der Esslust. Z4.34.1 Teilen

Bruder A hatte für lange Zeit seiner Sucht nach Reizmitteln nachgegeben, die seine Sinne umwölkt, seinen Verstand geschwächt und seine moralische Kraft vermindert hatten. Vernunft und Urteilskraft fielen einem verderbten, unnatürlichen Appetit zum Opfer, und sein Geburtsrecht, seine ihm von Gott verliehene Manneswürde, wurde Gewohnheiten der Unmäßigkeit geopfert. Hätte Bruder A Gottes Wort studiert und zu seinem Führer gemacht, hätte er Gott vertraut und um Kraft zum Überwinden gebeten, wäre ihm durch Jesum Kraft zuteil geworden, dem Versucher entgegenzutreten. Z4.34.2 Teilen

Aber Bruder A fühlte niemals die hohen Ansprüche, die Gott an ihn stellte. Seine moralischen Fähigkeiten waren durch sein verkehrtes Essen und Trinken und sein ausschweifendes Leben geschwächt. Als er die Wahrheit annahm, hatte er die Aufgabe, einen Charakter für den Himmel heranzubilden. Gott würde ihn prüfen und erproben. Er hatte ein Werk für sich selbst zu tun, das niemand anders für ihn übernehmen konnte. Durch seinen Lebensstil hatte er viele Jahre kostbarer Prüfungszeit vergeudet, während welcher er eine religiöse Erfahrung und eine Erkenntnis des Lebens Christi und des unendlichen Opfers zugunsten des Menschen hätte erlangen können. Er wäre aus Satans Ketten befreit und befähigt worden, Gottes Namen zu verherrlichen. Z4.34.3 Teilen

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Christus zahlte einen hohen Preis für die Erlösung des Menschen. In der Wüste der Versuchung erduldete er die schlimmste Hungerpein. Und als er durch Fasten erschöpft war, bestürmte Satan den Sohn Gottes mit seinen mannigfachen Versuchungen, um Vorteil aus seiner Schwäche zu ziehen, ihn zu überwinden und dadurch den Erlösungsplan zu vereiteln. Aber Christus war standhaft. Er überwand um der Menschheit willen, damit er sie aus der Erniedrigung des Falles retten konnte. Christi Erfahrung dient zu unserem Nutzen. Sein Beispiel im Überwinden der Esslust zeigt jenen den Weg, die seine Nachfolger sein und schließlich mit ihm auf seinem Thron sitzen wollen. Z4.35.1 Teilen

Christus erduldete im wahrsten Sinne des Wortes Hunger. Im allgemeinen hat die Menschheit alles, was nötig ist, um das Leben zu erhalten. Und doch gelüstet es sie gleich unseren ersten Eltern nach dem, was ihnen Gott zu ihrem Besten vorenthalten möchte. Christus litt Hunger wegen Mangel an notwendiger Nahrung und widerstand der Versuchung Satans auf dem Gebiet der Esslust. Wenn der gefallene Mensch der Unmäßigkeit nachgibt, weckt sie in ihm einen unnatürlichen Wunsch nach Dingen, die schließlich zu seinem Untergang führen. Z4.35.2 Teilen

Als der Mensch aus Gottes Hand hervorging, war jede Fähigkeit des Geistes und Körpers vollkommen entwickelt; er erfreute sich völliger Gesundheit. Es nahm über zweitausend Jahre des Frönens der Esslust und der Leidenschaften in Anspruch, im menschlichen Organismus die Lebenskraft zu schwächen. Innerhalb der folgenden Generationen schritt der Verfall schneller voran. Frönen der Esslust, verbunden mit Ausschweifung auf sittlichem Gebiet, führten zu Unmäßigkeit und Gewalt. Schwelgerei und widerwärtige Gräuel jeder Art schwächten die Kräfte und brachten vielerlei Krankheiten über die Rasse, bis die Vitalität und Schönheit der ersten Generationen völlig geschwunden waren. Bereits in der dritten Generation nach Adam machten sich Zeichen des Verfalls bemerkbar. Die Generationen nach der Sintflut verfielen rascher. Z4.35.3 Teilen

36

All dies Weh und die angehäuften Leiden können aufs Frönen der Esslust und der Leidenschaften zurückgeführt werden. Üppiges Leben und der Genuss von Wein vergiften das Blut, entflammen die Leidenschaften und rufen Krankheiten jeder Art hervor. Aber das Übel endet nicht hier. Eltern übertragen die Krankheiten auf ihre Kinder. In der Regel ist es so, dass jeder unmäßige Mann, der Kinder zeugt, seine Neigungen und üblen Gewohnheiten auf seine Nachkommen überträgt. Durch sein erhitztes und verdorbenes Blut überträgt er Krankheiten auf sie. Von Generation zu Generation werden Ausschweifung, Krankheit und Schwachsinn vom Vater auf den Sohn übertragen, wodurch die Welt mit Schmerzen und Leiden angefüllt wird, was nichts weniger als eine Wiederholung des Sündenfalls des Menschen darstellt. Z4.36.1 Teilen

Eine fortwährende Übertretung der Naturgesetze ist eine fortwährende Übertretung des Gesetzes Gottes. Die gegenwärtigen Leiden und Nöte, die uns überall begegnen, die gegenwärtige Entartung, Krankheit und der Schwachsinn, welche heute die Welt durchfluten, machen sie, verglichen mit dem, was Gott mit ihr beabsichtigte, zu einem großen Krankenhaus. Die heutige Generation ist schwach an geistiger, moralischer und körperlicher Kraft. All dies Elend hat sich von Generation zu Generation angehäuft, weil der gefallene Mensch Gottes Gesetz übertreten will. Indem er einem verderbten Appetit nachgibt, macht er sich Sünden mit schwerwiegendsten Folgen schuldig. Z4.36.2 Teilen

Der Geschmack am widerwärtigen, schmutzigen Gift, dem Tabak, führt zum Wunsch nach stärkeren Reizmitteln, wie Alkohol, den man unter diesem oder jenem Vorwand, für eine eingebildete Unpässlichkeit oder als Vorbeugung gegen eine mögliche Krankheit zu sich nimmt. So wird eine unnatürliche Sucht nach diesen schädlichen und erregenden Reizmitteln herangebildet; und diese Sucht ist erstarkt, bis die Zunahme der Unmäßigkeit in dieser Generation alarmierende Ausmaße erreicht hat. Überall begegnet man Menschen, die dem Alkohol verfallen sind. Ihr Verstand ist geschwächt, ihre moralischen Kräfte liegen danieder, ihr Wahrnehmungsvermögen ist umwölkt, und die Ansprüche Gottes und des Himmels finden keine Beachtung; ewige Belange werden nicht gewürdigt. Die Bibel erklärt, dass kein Trunkenbold in den Himmel kommt. Z4.36.3 Teilen

37

Tabak und Alkohol betäuben und beflecken den, der sich ihrer bedient. Aber das Übel endet nicht hier. Er gibt sein reizbares Temperament, sein verdorbenes Blut, seinen geschwächten Verstand und seine krankhafte Moral an seine Kinder weiter und ladet die Verantwortung für alle üblen Folgen auf sich, die seine verkehrte und liederliche Lebensart auf seine Familie und die Gesellschaft bringt. Die Menschheit stöhnt unter der Last des angehäuften Elends, welches die Sünden früherer Generationen heraufbeschworen haben. Und doch verschwenden die Männer und Frauen der heutigen Generation nicht einen Gedanken daran. Sie frönen der Unmäßigkeit in Übersättigung und Trunkenheit und vererben der nächsten Generation Krankheit, ein geschwächtes Gehirn und verdorbene Moral. Z4.37.1 Teilen

Unmäßigkeit in jeder Form ist die schlimmste Art von Selbstsucht. Jene, die wahrhaft Gott fürchten und seine Gebote halten, betrachten diese Dinge im Lichte der Vernunft und Religion. Wie kann ein Mann oder eine Frau Gottes Gesetz halten, das vom Menschen fordert, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, und dabei der Unmäßigkeit nachgeben, die das Gehirn benebelt, den Verstand schwächt und den Körper krank macht? Unmäßigkeit entflammt die Leidenschaften und lässt der Sinneslust freien Lauf. Und Vernunft und Gewissen fallen den tierischen Neigungen zum Opfer. Z4.37.2 Teilen

Wir fragen: Was wird der Mann von Schwester A tun? Wird er, gleich Esau, sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkaufen? Wird er seine göttliche Mannesehre verkaufen, um einem verderbten Geschmack zu dienen, der nur Unglückseligkeit und Erniedrigung bringt? „... denn der Tod ist der Sünde Sold.“ Römer 6,23. Hat dieser Bruder keine moralische Kraft, den Appetit zu verleugnen? Seine Gewohnheiten waren nicht in Übereinstimmung mit der Wahrheit und mit den Zeugnissen des Tadels, die Gott seinem Volk gesandt hat. Sein Gewissen war nicht völlig erstorben. Er war sich dessen bewusst, dass er nicht Gott dienen und gleichzeitig seinem Appetit nachgeben konnte. Deshalb gab er Satans Versuchungen nach, die ihm zu stark waren und denen er in eigener Kraft nicht begegnen konnte. Er wurde überwunden. Er führte seinen Mangel an Interesse für die Wahrheit auf andere Ursachen zurück anstatt auf die wahre Ursache, um seine schwache Absicht und den Grund seines Abfalls von Gott — nämlich seine unbeherrschte Esslust — zu verbergen. Z4.37.3 Teilen

38

In dieser Sache straucheln viele; sie schwanken zwischen Verleugnung der Esslust und Nachgiebigkeit, und schließlich werden sie vom Feind überwunden und geben die Wahrheit auf. Viele, die von der Wahrheit abweichen, geben als Grund an, dass sie nicht an die Zeugnisse glauben. Eine Untersuchung offenbart die Tatsache, dass sie irgendeiner sündigen Gewohnheit anhingen, die Gott durch die Zeugnisse verdammte. Jetzt erhebt sich die Frage: Wollen sie ihren Götzen aufgeben, den Gott verurteilt, oder wollen sie ihren verkehrten Weg weiter verfolgen und das Licht verwerfen, das Gott gegeben hat, durch welches er gerade das tadelt, woran sie sich ergötzen? Sie haben für sich selbst die Frage zu klären: Werde ich mich selbst verleugnen und die Zeugnisse als von Gott kommend annehmen, die meine Sünde tadeln, oder werde ich die Zeugnisse verwerfen, weil sie meine Sünden rügen? Z4.38.1 Teilen

In vielen Fällen werden die Zeugnisse völlig angenommen. Mit der Sünde wird gebrochen, und in Übereinstimmung mit dem von Gott erteilten Licht beginnt sofort eine Reformation. In anderen Fällen wird mit den sündigen Gewohnheiten fortgefahren, man verwirft die Zeugnisse und äußert anderen gegenüber unwahre Entschuldigungen, warum man sich weigert, dieselben anzunehmen. Der wahre Grund wird verschwiegen. Es ist ein Mangel an moralischem Mut, ein Mangel an dem Willen — gestärkt und beherrscht durch Gottes Geist — den schädlichen Gewohnheiten zu entsagen. Z4.38.2 Teilen

Es ist nicht leicht, einen durch Gewöhnung gebildeten Geschmack an Betäubungs- und Reizmitteln zu überwinden. Nur im Namen Christi kann dieser große Sieg errungen werden. Im fast sechswöchigen Fasten in der Wüste überwand er um des Menschen willen. Er hat Mitleid mit den Schwächen des Menschen. Seine Liebe zum gefallenen Menschen war so groß, dass er ein unendliches Opfer brachte, um ihn in seiner Erniedrigung zu erreichen und ihn durch seine göttliche Macht schließlich zu seinem Thron zu erhöhen. Aber es liegt am Menschen, ob Christus das für ihn bewirken kann, wozu er völlig imstande ist. Z4.38.3 Teilen

39

Will der Mensch die göttliche Macht ergreifen und entschlossen und mit Ausdauer Satan widerstehen, wie Christus ihm in seinem Kampf mit Satan in der Wüste ein Beispiel gab? Gott kann den Menschen nicht gegen seinen Willen vor der Macht satanischer Kunstgriffe retten. Der Mensch muss seine menschliche Kraft einsetzen, verbunden mit der göttlichen Macht Christi, um zu widerstehen und zu überwinden, koste es, was es wolle. Kurz gesagt: Der Mensch muss überwinden, wie Christus überwand. Und dann kann er durch den Sieg, den er im allgewaltigen Namen Christi erringen darf, ein Erbe Gottes und Miterbe Christi werden. Dies könnte nicht geschehen, wenn allein Christus alles Überwinden vollziehen würde. Der Mensch muss sein Teil dazu beitragen; er selbst muss Sieger werden durch die Kraft und Gnade, die Christus ihm verleiht. Der Mensch muss im Werk des Überwindens Christi Mitarbeiter werden, dann wird er auch teilhaben an Christi Herrlichkeit. Z4.39.1 Teilen

Wir sind mit einem heiligen Werk betraut. Der Apostel Paulus ermahnt seine Brüder: „Dieweil wir nun solche Verheißungen haben, meine Liebsten, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes.“ 2.Korinther 7,1. Es ist heilige Pflicht Gott gegenüber, dass wir den Geist als einen Tempel für den Heiligen Geist rein erhalten. Wenn Herz und Gemüt dem Dienste Gottes geweiht sind, wenn wir all seinen Geboten gehorchen, ihn „von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen ... Kräften“ (Markus 12,30) lieben und unseren Nächsten wie uns selbst, werden wir den Anforderungen des Himmels gegenüber als treu und gehorsam erfunden werden. Z4.39.2 Teilen

40

Wieder spricht der Apostel: „So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten.“ Römer 6,12. Mit folgenden Worten drängt er seine Brüder zu ernsthaftem Fleiß und steter Ausdauer in ihrem Bemühen um Reinheit und Heiligkeit des Lebens: „Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene also, dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche.“ 1.Korinther 9,25. Z4.40.1 Teilen

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