Portrait von Ellen White
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Einleitung
Einleitung
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Der fleckenlose Sohn Gottes hing am Kreuz; sein Körper war durch Fleischwunden gekennzeichnet. Die Hände, die so oft Segen spendeten, und seine Füße, die unermüdlich dem Dienst der Liebe gewidmet waren, waren an die hölzernen Balken genagelt; auf dem Kopf drückte die Dornenkrone. Die zitternden Lippen stießen den Schmerzensschrei der Seele aus. Und all dies, das er ertrug, die Blutstropfen, die von seinem Kopf, seinen Händen, seinen Füßen floßssen, der Todeskampf, der seine Gestalt entäußerte, und die unaussprechliche Seelenangst, die ihn überkam, da der Vater sein Angesicht von ihm abwand, spricht jedes Menschenkind an und erklärt, dass es für ihn ist, dass der Sohn Gottes sich dazu entschlossen hat, die Last der Schuld auf sich zu nehmen. Für uns Sünder besiegte er die Macht des Todes und öffnete die Tore zum Paradies. Er, der die stürmischen Wellen auf dem See bändigte und auf den schäumenden Wogen wandelte, der die Teufel erzittern ließ und sie in die Flucht schlug, der den Blinden die Augen öffnete und die Toten zum Leben erweckte, gab sich selbst am Kreuz für uns als Opfer; und dies tat er aus Liebe zu uns Sündern. Er, der die Sünden der Welt trug, ertrug den Zorn der göttlichen Gerechtigkeit und wurde um unseretwillen zur Sünde. LC.7.1 Teilen

Kapitel 1: Gott ist Liebe
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„Gott ist die Liebe.“ 1.Johannes 4,8. Der herrliche Erlösungsplan offenbarte diese Liebe. Als der Vater seinen vielgeliebten Sohn für die gefallene Menschheit in den Tod gab, setzte solche unvergleichliche Liebe selbst die Engel in Erstaunen. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3,16. Dieser eingeborene Sohn ward vom Vater gesetzt „zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat“. Er war „die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens“. Er trug und „trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort“. Hebräer 1,2.3. Er besaß göttliche Majestät und Größe. Es war des Vaters Wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte. Christus hielt es „nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein“. Er „entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ Philipper 2,6-8. LC.9.1 Teilen

Der Sohn Gottes willigte ein, den Tod an Stelle des Sünders zu leiden, damit die Menschen durch ein Leben des Gehorsams der Strafe des göttlichen Gesetzes entrinnen möchten. Sein Tod tötete weder das Gesetz noch verminderte er seine heiligen Ansprüche, noch beeinträchtigte er dessen göttliche Würde. Indem Christus es auf sich nahm, den für die Übertretung des Gesetzes festgesetzten Tod an Stelle des Sünders zu erleiden und den gefallenen Menschen vom Fluche des Gesetzes zu erretten, verkündigte sein Tod die Gerechtigkeit des göttlichen Gesetzes und stellte die Unveränderlichkeit desselben ins helle Licht. Das Kreuz auf Golgatha machte das Gesetz herrlich und groß und ist ein treffender Beweis seines unveränderlichen Charakters. Von seinen eigenen Lippen kamen die Worte: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Matthäus 5,17. Der Tod des Sohnes Gottes rechtfertigte die Forderungen des göttlichen Gesetzes. Um den Wert der Erlösung völliger zu würdigen, ist es notwendig, deren Kosten zu verstehen. Manche haben nur einen beschränkten Einblick in die Leiden des Sohnes Gottes und legen deshalb nur einen geringen Wert auf das große Versöhnungswerk. LC.9.2 Teilen

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Der Erlösungsplan, der die gute Kunde von dem Heil in Jesus Christus umfaßt, wurde zuerst im Paradiese verkündigt. Er wurde für Adam der Hoffnungsstern, der die dunkle und gefürchtete Zukunft erleuchtete. Adam sah, dass Christus die einzige Tür der Hoffnung war, durch die er eingehen und Leben haben konnte. In den Tagen Adams, Noahs und Abrahams und jeder weiteren Generation, die vor dem Kommen Christi lebt, war der Erlösungsplan durch Jesus Christus derselbe, wie er es heute noch ist. Die Patriarchen, Propheten und alle heiligen Märtyrer vom gerechten Abel an blickten vorwärts auf den kommenden Heiland und bekundeten ihren Glauben an ihn durch ihre Opfer. Bei der Kreuzigung ging das vorbildliche Opfersystem des Schattens in dem großen Opfer des Wesens auf. Die Tieropfer waren Schatten von dem sündenlosen Opfer des teuren Gottessohnes und wiesen auf seinen Tod am Kreuze hin. Bei der Kreuzigung ging das Vorbild im Wesen auf, und das Schattensystem ging dort zu Ende; aber nicht der kleinste Buchstabe oder Tüpfelchen vom Sittengesetz wurde beim Tode Christi abgeschafft. LC.10.1 Teilen

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Der Sohn Gottes ist der Mittelpunkt des großen Erlösungsplanes, der als einziger Plan alle Zeitalter umfaßt. Er ist das Lamm, „das erwürget ist von Anfang der Welt“. Offenbarung 13,8. Er ist der Erlöser der gefallenen Söhne und Töchter Adams in allen Zeitaltern, während die Menschen einer Probezeit unterworfen sind. „Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Apostelgeschichte 4,12. Christus ist das Wesen oder der Leib, der seinen Schatten in frühere Zeitalter wirkt. Als Christus starb, hörte der Schatten auf. Die Übertretung des Sittengesetzes machte das Schattensystem erforderlich. Bei dem Tode Christi, dessen Ereignis durch das Opferblut der Tiere von den Zeiten Adams an vorgebildet wurde, wurden diese Opfer aufgehoben, aber nicht das göttliche Gesetz, dessen Übertretung diese Opfer erforderlich gemacht hatte. LC.11.1 Teilen

Das Evangelium, das Adam, Noah, Abraham und Moses verkündigt wurde, war für sie eine gute Kunde, denn ihr Glaube umfaßte einen kommenden Heiland. Ein helleres und herrlicheres Licht scheint nun auf die Christenwelt, denn im jüdischen Zeitalter warf das Kreuz seinen Schatten weit zurück in die Zeit, da Adam sein Heim in Eden verließ. Was für die Alten Glaube war, ist für uns, die wir schauen, dass Christus gekommen ist, wie geweissagt durch die Propheten, vollendete Tatsache. Es ist ebenso wesentlich, nicht mehr und nicht minder, dass wir Glauben haben an einen Erlöser, der gekommen und als unser Opfer gestorben ist, wie es für die Alten nötig war, an einen kommenden Erlöser zu glauben, den sie durch ihre Opfer im Vorbilde darstellten. LC.11.2 Teilen

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Indem der Sohn Gottes an die Stelle des Menschen trat und den Fluch trug, der auf den Menschen fallen sollte, hat er sich gegen die Menschheit verpflichtet, die heiligen Forderungen und die erhabene Ehre des göttlichen Gesetzes zu behaupten. Sein Werk und der Zweck seiner Sendung bestanden darin, den Menschen von seiner Sünde, welche die Übertretung dieses Gesetzes ist, zu überzeugen und ihn durch göttliche Vermittlung zum Gehorsam gegen dieses vollkommene Gesetz zurückzubringen. Der Vater hat die Welt in die Hand Christi gegeben, damit er durch sein Mittleramt die bindenden Forderungen und die Heiligkeit eines jeden Grundsatzes dieses Gesetzes völlig rechtfertige. LC.12.1 Teilen

Nachdem Christus von Johannes im Jordan getauft worden war, kam er aus dem Wasser herauf, und während er sich am Ufer des Flusses niederbeugte, bat er seinen himmlischen Vater aufs innigste um Stärke, damit er den bevorstehenden Kampf mit dem Fürsten der Finsternis bestehen möchte. Auf sein Gebet hin tat sich der Himmel auf, und der Glanz der Herrlichkeit Gottes, heller als die Mittagssonne, kam vom Thron des ewigen Gottes und umgab in Gestalt einer Taube, leuchtend wie hellglänzendes Gold den Sohn Gottes. Zu derselben Zeit hörte man die Herrlichkeit Gottes mit fürchterlicher Majestät und klarer Stimme sagen: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Matthäus 3,17. LC.12.2 Teilen

In diesen Worten lag die Versicherung für den Sohn Gottes, dass sein himmlischer Vater die gefallene Menschheit in ihrem Vertreter angenommen und er ihnen eine zweite Probezeit gewährt hatte. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und dem Menschen, die durch den Sündenfall Adams unterbrochen worden war, wurde wieder aufgenommen. Der von keiner Sünde wußte, nahm die Sünde der Welt auf sich, damit seine Gerechtigkeit dem Menschen zugerechnet werden möchte. Durch die Vollkommenheit des Charakters Christi erhielt der sittliche Wert des Menschen ein ganz anderes Gewicht in der göttlichen Waagschale, und durch das Verdienst Christi wurde der vergängliche Mensch mit dem unvergänglichen Gott aufs engste verknüpft. Auf diese Weise wurde die Kluft, die die Sünde verursacht hatte, durch den Erlöser der Welt überbrückt. LC.12.3 Teilen

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Wenige haben jedoch den richtigen Begriff von den großen Vorrechten, die Christus für den Menschen gewonnen hat, indem er ihm auf solche Weise den Himmel eröffnete. Der Sohn Gottes war sodann der Vertreter des Menschengeschlechts, und die besondere Kraft und Herrlichkeit, die die Majestät des Himmels auf ihn übertrug, sowie seine Worte der Billigung waren die sicherste Bürgschaft seiner Liebe und seines guten Willens dem Menschen gegenüber, dass Christi Fürbitte zu unseren Gunsten erhört wurde. Dies dient dem Menschen als Beweis, dass Gott die Gebete, die wir um unseretwillen an ihn richten, im Namen Jesu annimmt. Das ständige, ernste Gebet des Glaubens sichert uns Licht und Stärke, um den heftigsten Angriffen Satans zu widerstehen. LC.13.1 Teilen

Das Licht und die Kraft, welche dem Christen an einem Tage zuteil werden, genügen nicht für die Prüfungen und Kämpfe des nächsten Tages. Satan ändert beständig seine Versuchungen, wie er es auch bei Christus tat. Wir werden täglich in neue Lagen versetzt und stoßen auf neue und unerwartete Versuchungen. Es wäre gerade so folgerichtig, am morgigen Tage von der Nahrung zu leben, die wir heute zu uns genommen haben, als uns für künftige Stärke auf gegenwärtiges Licht und gegenwärtige Segnungen zu verlassen. Schwache und sündhafte Menschen wären keinen Augenblick sicher, wenn Gott nicht täglich sein Licht offenbaren und ihnen seine Kraft mitteilen würde. LC.13.2 Teilen

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Es ist äußerst wichtig, dass Gott uns seinen Willen in den täglichen Angelegenheiten des Lebens kundtut, denn die wichtigsten Ergebnisse hängen häufig von kleinen Vorkommnissen ab. Je mehr wir mit Gott durch sein göttliches Licht bekannt werden, desto mehr werden wir uns unserer Schwächen und der völligen Abhängigkeit von Gott bewußt. Wir sollten immer fühlen, dass wir eines sicheren Führers bedürfen, um unsere zagenden Schritte zu lenken. LC.14.1 Teilen

Kapitel 2: In der Wüste
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Das Leben eines lebendigen Christen ist ein Leben ständigen Gebets. Der Pfad des Gerechten scheint heller und heller bis zum vollkommenen Tag. Des Christen Leben ist ein Leben des Fortschritts. Er schreitet voran zu Stärke, von Gnade zu Gnade, von einer Klarheit zur anderen, indem er von oben das Licht erhält, das Christus mit unendlichen Kosten seinerseits dem Menschen nahe gebracht hat. Der Christ kann sein Licht nicht hell scheinen lassen, es sei denn, dass seine göttliche Erleuchtung sich in dem Maße mehrt, in dem seine Kenntnis der biblischen Wahrheit zunimmt. Die Kraft und Herrlichkeit, die dem Menschen so leicht vom Gnadenstuhl zugängig sind, ermöglichen es ihm, den neuen Versuchungen zu begegnen und die schwersten Verantwortlichkeiten zu tragen, die ihm stetig bevorstehen. Unerprobte Vorkommnisse erwarten den Christen. Neue Gefahren umgeben ihn und unerwartete Versuchungen bestürmen ihn beständig. Unser großer Führer verweist uns auf den offenen Himmel als die einzige Quelle des Lichtes und der Kraft. LC.15.1 Teilen

Nach seiner Taufe begab sich der Sohn Gottes in die einsame Wüste, um durch den Teufel versucht zu werden. Beinahe sechs Wochen lang ertrug er die Qualen des Hungers. Vierzig Tage lang aß er nicht. Dies vergrößerte sein Leiden mehr als irgend etwas, das der Mensch bisher zu ertragen hatte. Christus trug die Schuld des Übertreters. Er erfuhr an sich selbst, welche Macht die Esslust über den Menschen ausübt. Er ertrug an Stelle des sündigen Menschen die schwerste Prüfung, welche in diesem Punkte möglich ist. Dadurch wurde aber ein Sieg erlangt, den nur wenige Menschen würdigen. Welche Macht ein verwöhnter Gaumen ausübt und wie sehr man sündigt, wenn man ihm frönt, ist am besten aus dem langen Fasten ersichtlich, dem sich unser Heiland unterzog, damit dessen Macht gebrochen werden möchte. LC.15.2 Teilen

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Was diese Macht des Gaumens über den Menschen anbelangt, so hatte Satan den Sieg beinahe in jeder Versuchung erlangt. Der Sohn Gottes sah, dass der Mensch aus eigener Macht diese große Versuchung nicht bestehen könne. Er hegte solche unendliche Liebe für das Menschengeschlecht, dass er den Himmel mit all seiner Herrlichkeit verließ und seine Gottheit in die menschliche Natur hüllte, um mit seinem menschlichen Arm die äußersten Tiefen des menschlichen Wehes zu erreichen, während sein göttlicher Arm den Unendlichen umfaßte. Er kam auf diese Erde, um seine göttliche Kraft mit unseren menschlichen Anstrengungen zu verbinden, damit durch die Stärke und sittliche Macht, die er mitteilt, wir unsererseits überwinden möchten. Oh, welch unvergleichliche Herablassung, dass der König der Herrlichkeit in diese Welt kam, um die Qualen des Hungers und die heftigen Versuchungen des verschlagenen Feindes zu erleiden, damit er einen unendlichen Sieg für den Menschen erlangen möchte! Hier ist wahrlich eine Liebe, die „alle Erkenntnis übertrifft“. Epheser 3,19. Diese große Herablassung wird jedoch von denen, um deretwillen sie geschah, nur wenig verstanden. LC.16.1 Teilen

Es waren nicht allein die nagenden Qualen des Hungers, die die Leiden des Heilandes so unbeschreiblich schwer machten. Das Schuldgefühl, das durch die Befriedigung der Esslust entstand, die so viel schreckliches Wehe in die Welt brachte, war es, das so schwer auf seiner Seele lastete. „Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ 2.Korinther 5,21. LC.16.2 Teilen

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Unser Erlöser, der menschliche Natur annahm und den die Sündenlast so sehr drückte, widerstand doch in dieser großen Hauptversuchung, die die Seelen der Menschen gefährdet, siegreich der Macht Satans. Wie der Mensch nun in dieser Versuchung überwindet, so soll er auch in den andern Punkten Sieger bleiben. LC.17.1 Teilen

Allen sittlichen Übeln, die dem Menschen drohen, liegt Unmäßigkeit zugrunde. Christus begann das Erlösungswerk da, wo der Fall anfing. Indem Adam und Eva den Begierden des Gaumens frönten, fielen sie. Im Erlösungswerk war die Verleugnung der Esslust das erste Werk Christi. Welch wunderbare Liebe hat Christus offenbart, indem er in diese Welt kam, um unsere Sünden und Schwächen zu tragen und den Leidenspfad zu betreten, damit er uns durch sein Leben fleckenlosen Verdienstes zeigen möchte, wie wir wandeln und überwinden sollen, damit wir mit Gott versöhnt werden! LC.17.2 Teilen

Christus als Menschensohn fühlte das Bedürfnis, von seinem Vater gestärkt zu werden. Er suchte sich geeignete Orte zum Gebet. Er liebte die Einsamkeit der Berge, um mit seinem himmlischen Vater zu verkehren. In diesen süßen Stunden des Gebets wurde er für die Pflichten und Prüfungen des täglichen Lebens gestärkt. Unser Heiland ging auf unsere Bedürfnisse und Schwächen ein, indem er ein Bittender wurde, der selbst in den Stunden der Nacht zu seinem Vater flehte, um von ihm neue Kraft zu erlangen, damit er gestärkt und erfrischt an die Pflichten und Prüfungen herantreten könne. Er ist unser Beispiel in allen Dingen. Er ist unser Bruder in allen unseren Schwächen, ohne unsere Leidenschaften zu besitzen. Als der Sündlose schrak seine Natur vor jedem Übel zurück. Er ertrug Seelenkämpfe und Seelenangst in einer Welt voll Sünde. Indem er Mensch ward, wurde das Gebet für ihn zur Notwendigkeit und zum Vorrecht. Er bedurfte all der göttlichen Hilfe und des Trostes, was sein Vater so gern seinem Sohn spendete, der die Freuden des Himmels verlassen und sich sein Heim in einer kalten, undankbaren Welt erwählt hatte, um dem Menschen zu helfen. Christus schöpfte aus der Verbindung mit seinem Vater Freude und Trost. Hier konnte er seine Sorgen abladen, die ihn zu erdrücken drohten. Er war ein Mensch, der mit Sorgen und mit Schmerz vertraut war. Siehe auch Jesaja 53,3. LC.17.3 Teilen

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Den ganzen Tag über arbeitete er ernstlich daran, die Menschen vor dem Untergang zu retten. Er heilte die Kranken, tröstete die Trauernden und brachte den Verzweifelten Freude und Hoffnung. Er erweckte Tote wieder zum Leben. Nachdem sein Tageswerk getan war, zog er sich Abend für Abend aus dem Lärm der Städte und Dörfer an einsame und ruhige Plätze zurück, an denen er zu seinem Vater betete. Bisweilen wurde seine gebeugte Gestalt von den Strahlen des Mondes erleuchtet; und kurze Zeit später wurde er wieder durch die Wolken und die Finsternis von diesem Licht getrennt. Tau und Nachtfrost legten sich auf das Haar und das Gesicht des Betenden; oft betete er die ganze Nacht hindurch. Wenn der Erlöser der Menschheit, voll göttlicher Kraft, die Notwendigkeit des Gebetes um unseretwillen erkannte, wie viel mehr sollten dann wir als schwache und sündige Menschen die Notwendigkeit des Betens erkennen, die Notwendigkeit inbrünstigen und anhaltenden Gebetes um unseretwillen! Wenn Christus am härtesten durch Versuchungen bedrängt wurde, aß er nicht. Er übergab sich ganz Gott und errang den Sieg durch ernsthaftes Gebet und vollkommene Unterwerfung unter den Willen seines Vaters. LC.18.1 Teilen

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„Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Lehrer und der Knecht wie sein Herr.“ Matthäus 10,25. Unsere Tische sind oft mit Köstlichkeiten gedeckt, die weder gesund noch notwendig sind, weil wir diese Dinge mehr lieben als Befreiung von Krankheiten und einen gesunden Geist. Jesus suchte ernsthaft nach Kraft und Stärke bei seinem Vater. Dies war dem Sohn Gottes wertvoller als an dem am reichsten gedeckten Tische zu sitzen. Das Gebet ist für uns notwendig, damit wir für den Kampf mit den Mächten der Finsternis gestärkt werden und das uns übertragene Werk vollführen können. Unsere eigene Stärke ist nur Schwäche. Was Gott uns aber spendet, wird jeden, der es empfängt, zu mehr als Überwindern machen. LC.19.1 Teilen

Kapitel 3: Im Garten Gethsemane
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Schon oft hatte sich Jesus mit seinen Jüngern zum Gebet und stillen Nachdenken nach Gethsemane zurückgezogen. Sie waren alle mit dieser Stätte des Gebets wohl bekannt. Sogar Judas wußte, wohin er die Mörderschar zu führen hatte, um durch Verrat seinen Meister in ihre Hände zu liefern. Aber noch nie zuvor hatte der Heiland den Ort mit einem so beschwerten Herzen aufgesucht, wie in der Nacht, da er verraten ward. Es war nicht Furcht vor körperlichen Leiden, die seinen Lippen in Gegenwart der Jünger die klagenden Worte auspreßte: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir!“ Matthäus 26,38. In seiner Seelenangst war er auf die Erde niedergesunken und flehte inbrünstig zu seinem Vater. Er fühlte die Sündhaftigkeit menschlicher Übertretung und den Zorn Gottes gegen die Übertreter seines heiligen Gesetzes. LC.20.1 Teilen

Christus war erstaunt über die schreckliche Finsternis, die ihn umhüllte. Die Versuchungen Satans waren beinahe überwältigend. Von seinen Lippen kamen die Worte: „Mein Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!“ (Matthäus 26,39) und klangen in Angsttönen zu seinen Jüngern hinüber. Die Sünden einer verlorenen Welt lasteten auf ihm, und das Bewußtsein des göttlichen Zornes, den die Sünde verursacht, schien ihn auf die Erde niederzudrücken. Er erhob sich von der Erde und, indem er sich nach der Teilnahme seiner Jünger sehnte, ging er zu ihnen und fand sie schlafend. Er weckte Petrus auf und sprach zu ihm: „Simon, schläfst du?“ Markus 14,37. Vermochtest du, der du vor kurzem willens warst, mit mir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen, nicht eine Stunde mit deinem leidenden Meister zu wachen? „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“ Matthäus 26,41. LC.20.2 Teilen

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Zu der wichtigsten Zeit fand er die Jünger schlafend, gerade zu der Zeit, da der Heiland sie besonders gebeten hatte, mit ihm zu wachen. Er kannte die schrecklichen Versuchungen, die auf seine Jünger warteten. Er nahm sie mit sich, damit sie ihm zur Stärkung gereichen möchten und damit die Ereignisse, von denen sie in jener Nacht Zeugen sein sollten, sowie die ihnen zuteil werdenden Lektionen unauslöschlich ihrem Gedächtnis eingeprägt werden möchten. Dies war erforderlich, um sie für die Feuerprobe zu stärken, die ihnen gerade bevorstand. LC.21.1 Teilen

Aber anstatt mit Christus zu wachen, wurden sie vom Leid übermannt und schliefen ein. Sogar der eifrige Petrus schlief, der nur wenige Stunden zuvor erklärt hatte, dass er für seinen Herrn leiden, ja, wenn nötig, für ihn sterben würde. Aber gerade im entscheidenden Augenblick, da der Sohn Gottes ihres Mitgefühls und ihres inbrünstigen Gebets am meisten bedurfte, fand er seine Jünger schlafend. Sie verloren viel durch ihren unzeitigen Schlaf. Unser Heiland beabsichtigte, sie für die Feuerprobe ihres Glaubens zu stärken, der sie bald ausgesetzt werden sollten. Hätten sie diese Stunden der Trauer damit zugebracht, mit ihrem Herrn und Meister zu wachen und zu Gott zu beten, so wäre Petrus nicht auf seine eigene schwache Kraft angewiesen gewesen und hätte seinen Herrn nicht verleugnet. LC.21.2 Teilen

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Wir können uns nur eine schwache Vorstellung von der unaussprechlichen Angst machen, die der teure Heiland in Gethsemane ausstand, da er sich der Trennung von seinem Vater bewußt war, die dadurch kam, dass er die Sünde des Menschen trug. Der Sohn des allmächtigen Gottes fiel in Ohnmacht und kam dem Tode nahe. Sein Vater sandte einen seiner Engel, um den göttlichen Dulder zu stärken. Könnten die sterblichen Menschen das Erstaunen und das Leid der Engel schauen, als sie zu ihrem tiefen Leidwesen beobachteten, wie der Vater seine Strahlen des Lichtes, der Liebe und der Herrlichkeit seinem Sohn entzog, so würden sie besser verstehen, wie sündhaft die Sünde in seinen Augen ist. LC.22.1 Teilen

Als der Sohn Gottes im Garten Gethsemane im Gebet auf die Erde niedergesunken war, drängte die Angst seiner Seele den Schweiß wie große Blutstropfen aus seinen Poren. Die Schrecken großer Finsternis umgaben ihn. Die Sünden der Welt lasteten auf ihm. Er litt als Übertreter des göttlichen Gesetzes an Stelle des Menschen. Hier spielte sich die große Versuchung ab. Das Licht von der Gegenwart seines Vaters entzog sich seinen Augen, und er wurde der Macht der Finsternis überliefert. In seiner Seelennot lag er ausgestreckt auf der kalten Erde. Er war sich des Mißfallens seines Vaters bewußt. Christus hatte den Leidenskelch von den Lippen des schuldigen Menschen genommen, um ihn selbst auszutrinken und dem Menschen statt dessen einen Kelch des Segens darzureichen. Der Zorn, der den Menschen hätte treffen sollen, fiel nun auf Christus. LC.22.2 Teilen

Die Jünger, von ihrem Schlummer aufgerüttelt, sahen die Gestalt ihres geliebten Meisters über sich gebeugt; sein Angesicht bekundete solche Seelenangst und körperliche Leiden, wie sie es noch nie zuvor bemerkt hatten. Der Kummer, die Seelenangst, die Todesblässe und der blutige Schweiß auf seiner Stirn verursachten, dass „seine Gestalt häßlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder“. Jesaja 52,14. Die Jünger waren über ihr Einschlafen so betrübt, dass sie mit ihrem leidenden Meister weder beten noch ihre Teilnahme bekunden konnten. Vor Leid und Staunen waren sie sprachlos. LC.22.3 Teilen

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Der göttliche Dulder wandte sich wieder von seinen Jüngern ab, denn die Macht der Finsternis stürmte von neuem mit unwiderstehlicher Gewalt auf ihn ein, so dass sie ihn zur Erde beugte. Er betete wie zuvor und schüttete sein Herz mit starkem Geschrei und Tränen vor Gott aus. Seine Seele war von solcher Angst bestürmt, wie kein menschliches Wesen es ertragen und leben könnte. Der Welt Sünde lastete auf ihm. Er fühlte, dass er von der Liebe seines Vaters geschieden war, denn der Sünde Fluch ruhte auf ihm. Christus wußte wohl, dass es den Menschen schwer fallen würde, die Sündhaftigkeit ihrer Übertretungen zu fühlen, und er wußte, dass enge Berührung und stete Bekanntschaft mit der Sünde ihr sittliches Feingefühl so abstumpfen würden, dass die Sünde ihnen nicht so gefährlich und als eine so große Beleidigung des gerechten Gottes erscheinen würde. Er wußte, dass nur wenige Menschen an der Gerechtigkeit Gefallen haben und das Heil annehmen würden, welches er mit solch unendlichen Kosten in den Bereich ihrer Möglichkeit gebracht hatte. Während diese Sündenlast Jesus niederdrückte, ohne dass der Mensch sich derselben bewußt war oder darüber Reue empfand, stürmten Zweifel auf seine Seele ein, ob auch der Vater noch länger mit ihm eins sei. In dieser schrecklichen Prüfungsstunde sehnte sich die menschliche Natur Jesu nach der Teilnahme seiner Jünger. Zum zweiten Mal erhob er sich von der Erde, ging zu ihnen und fand sie wiederum schlafend. Es war wohl kein fester Schlaf; sie waren halb wach und hatten einen teilweisen Begriff von dem Leiden und der Seelenangst ihres geliebten Meisters. Zärtlich beugte sich der Heiland einen Augenblick über sie und betrachtete sie mit gemischten Gefühlen von Liebe und Mitleid. In diesen schlafenden Jüngern sah er eine schlafende Gemeinde dargestellt. Gerade als sie wachen sollten, schliefen sie. LC.23.1 Teilen

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„So wacht nun; denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.“ Markus 13,35.36. Von der Gemeinde Gottes wird verlangt, dass sie ihre Nachtwache voll und ganz ausfülle, ob sie nun gefährlich oder kurz oder lang sei. Leid entschuldigt nicht, weniger wachsam zu sein. Trübsal sollte, anstatt zur Gleichgültigkeit zu führen, vielmehr doppelt Wachsamkeit hervorrufen. Der Heiland hat durch sein eigenes Beispiel die Gemeinde Gottes auf die Quelle ihrer Stärke in Zeiten der Not, Bedrängnis und Gefahr hingewiesen. Indem die Gottesgemeinde in einem Zustand des Wachens bleibt, kennzeichnet sie sich als das wahre Volk des Höchsten. Durch dieses Zeichen unterscheiden sich die Wartenden von der Welt und zeigen, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. LC.24.1 Teilen

Wie grausam war doch die Handlungsweise der Jünger, sich vom Schlummer die Augen schließen und vom Schlaf die Sinne betäuben zu lassen, während ihr göttlicher Meister solch unbeschreibliche Seelenangst erlitt! Wären sie wach geblieben, so hätte ihr Glaube nicht gewankt, als sie den Sohn Gottes am Kreuze sterben sahen. Edle Seelenkämpfe und Gebete, wodurch sie gestärkt worden wären, Zeugen der schrecklichen Leiden des Sohnes Gottes zu sein, hätten diese wichtige Nachtwache kennzeichnen müssen. Sie würden dadurch befähigt worden sein, beim Anblick der Leiden Christi am Kreuze in einem gewissen Grade die Natur der überwältigenden Seelenqual zu verstehen, die er im Garten Gethsemane zu bestehen hatte. Sie hätten sich eher die Worte ins Gedächtnis zurückrufen können, welche er in Bezug auf seine Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung zu ihnen gesprochen hatte, und inmitten der Niedergeschlagenheit jener Prüfungsstunde hätten doch Hoffnungsstrahlen die Finsternis erleuchtet und ihren Glauben aufrecht erhalten. LC.24.2 Teilen

25

Der Heiland hatte ihnen bereits vorausgesagt, dass diese Dinge sich zutragen sollten, aber sie verstanden ihn nicht. Seine Leiden zu schauen, sollte ihnen zur Feuerprobe gereichen; deshalb war es so wichtig für sie, gerade in der Zeit zu wachen und zu beten. Da sie Zeugen sein sollten von dem Triumph über die Macht der Finsternis, so bedurfte ihr Glaube des Beistandes einer unsichtbaren Stärke. Der Heiland kannte die Macht, die der Fürst der Finsternis anwandte, um die Sinne der Jünger gerade dann zu betäuben, wenn sie wachen sollten. An diesem entscheidenden Wendepunkt, wo so viel für sie auf dem Spiele stand, fand ihr Meister sie schlafend. LC.25.1 Teilen

Wiederum bedrängten ihn die Mächte der Finsternis mit neuer Kraft; dies veranlaßte ihn, erneut auf die Knie zu sinken. Von neuem wandte der Herr sich von seinen Jüngern, fest entschlossen, den Fürsten der Finsternis zu überwinden, damit die Menschen nicht in Banden hoffnungsloser Verzweiflung gehalten würden. Indem er noch einen Blick voll des zärtlichsten Mitleids auf seine Jünger warf, verließ er sie und beugte sich zum dritten Mal im Gebet, wobei er dieselben Worte wie zuvor gebrauchte. Der göttliche Dulder schauderte voll Erstaunen über diesen geheimnisvollen und schrecklichen Kampf. LC.25.2 Teilen

26

Der menschliche Verstand ist nicht fähig, die unerträgliche Seelenangst zu fassen, die die Seele unseres Erlösers marterte. Der heilige Sohn des Allerhöchsten hatte nicht die Last eigener Sünde oder eigenen Kummers zu tragen. Er trug die Sünden anderer, denn auf ihn wurden alle unsere Übertretungen gehäuft. Aus göttlichem Mitleid verband er sich mit dem Menschen und an Stelle der ganzen Menschheit nahm er es auf sich, wie ein Übertreter behandelt zu werden. Er schaute in den Abgrund des Wehes, der uns infolge unserer Sünde entgegengähnt, und nahm sich vor, in eigener Person die Kluft zu überbrücken. Wer nicht die heiligen Forderungen des göttlichen Gesetzes und deren bindende Kraft für uns sehen kann, hat kein klares und bestimmtes Verständnis von dem Versöhnungswerk. LC.26.1 Teilen

Die Seelenangst preßte den göttlichen Lippen Jesu diese Klageworte aus: „jetzt ist meine Seele betrübt“ (Johannes 12,27), „meine Seele ist betrübt bis an den Tod“. Matthäus 26,38. Jesus trug solche Bürde der Angst, weil die Übertretung des göttlichen Gesetzes auf ihm lastete. Schrecken und Bestürzung übermannten ihn im Hinblick auf die fürchterlichen Folgen der Sünde. Weil der Mensch das Gesetz des himmlischen Vaters übertreten hatte, war die Schuldenlast eine derartige, dass die menschliche Natur nicht imstande war, sie zu tragen. Infolge der unbeschreiblichen Seelenangst drangen aus den Poren Jesu große Blutstropfen, die auf die Erde fielen und den Boden Gethsemanes mit Blut benetzten. LC.26.2 Teilen

27

Die Leiden, die die Märtyrer ausstanden, halten mit den Leiden Jesu keinen Vergleich aus. Die Gegenwart Gottes unterstützte sie in ihren körperlichen Leiden. Aber hier verbarg der Vater sein Angesicht vor seinem teuren Sohne. Die menschliche Natur zagte und zitterte in dieser Prüfungsstunde. Es war eine Seelenangst, die die beschränkten Kräfte menschlicher Natur überstieg. Das Wehe der ganzen Welt zusammengepreßt drängte sich in diesen Worten über die zitternden Lippen des edlen Dulders: „jetzt ist meine Seele betrübt“. Johannes 12,27. „Mein Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ Matthäus 26,39. Und wiederum hörte man von seinen farblosen Lippen diese Worte kommen: „Allein Vater, ist‘s nicht möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!“ Matthäus 26,42. Der verhängnisvolle Moment war gekommen, von dem das Schicksal der Welt abhing. Engel warteten und wachten mit der innigsten Teilnahme und größten Spannung. LC.27.1 Teilen

Das Schicksal der Welt zitterte in der Waagschale. Jetzt noch stand es in der Macht Christi, sich zu weigern, den für den schuldigen Menschen bestimmten Kelch zu leeren. Er konnte den blutigen Schweiß von seiner Stirn wischen und die Welt in ihrer Ungerechtigkeit verderben lassen. Wird der Sohn des unendlichen Gottes den bitteren Kelch der Erniedrigung und Seelenangst trinken? Wird der Unschuldige den Fluch Gottes erleiden, um die Schuldigen zu erretten? In jenen Momenten zitterte der geheimnisvolle Kelch in seiner Hand, und das Schicksal einer verlorenen Welt wurde für immer entschieden. Der Erlöser der Welt sah wohl, dass die Übertreter des Gesetzes Gottes infolge des Mißfallens seines Vaters zugrunde gehen müßten. Er war sich der Macht der Sünde bewußt und kannte auch das völlige Unvermögen des Menschen, sich zu retten. LC.27.2 Teilen

28

Die Schmerzen und das Wehklagen einer verurteilten Welt schwebten ihm vor, und sein Entschluß war gefaßt. Er wollte die Menschen retten, koste es ihn, was es wolle. Er nahm die Bluttaufe an, auf dass Millionen, die sonst dem sicheren Verderben anheimfallen mussten, durch ihn das ewige Leben gewinnen könnten. Er hatte ja die himmlischen Höfe verlassen, wo alles Reinheit, Glückseligkeit und Herrlichkeit war, um das eine verlorene Schaf zu retten, die einzige Welt, die durch Ungehorsam gefallen war. Er ließ den sündenbeladenen Menschen nicht im Stich. Er reichte in die äußersten Tiefen des Elends hinab, um ihn zu retten. Die schlafenden Jünger wußten nichts davon, dass ihr vielgeliebter Lehrer einer Ohnmacht nahe war. Er sank auf die Erde nieder, dem Tode nahe. Wo waren nun seine Jünger, um ihre Hände zärtlich unter das Haupt ihres ohnmächtigen Meisters zu legen und jenes Angesicht zu benetzen, dessen Ansehen häßlicher war denn das der Menschenkinder? Unser Heiland trat die Kelter allein, und niemand unter den Völkern war mit ihm. LC.28.1 Teilen

Christus litt jedoch nicht allein. Hatte er doch gesagt: „Ich und der Vater sind eins.“Johannes 10,30. Der Vater litt mit seinem Sohne. Der Mensch kann das Opfer, das der unendliche Gott darbrachte, als er seinen Sohn der Schmach und Seelenangst übergab, nicht begreifen. Indem Gott seinen Eingeborenen für die Sünden der Welt dahingab, legte er seine unendliche Liebe für den Menschen an den Tag. Die Engel, welche im Himmel mit Freuden den Willen Jesu Christi vollzogen hatten, sehnten sich danach, ihm beizustehen. Aber was konnten sie tun? Solches Leid und solche Seelenangst zu beschwichtigen, lag nicht in ihrer Macht. Sie haben nie die Sünden einer verlorenen Welt gefühlt und mit Erstaunen sahen sie den Gegenstand ihrer Anbetung vom Kummer übermannt. Wenn auch der Vater selbst nicht den Kelch aus der zitternden Hand und von den farblosen Lippen seines Sohnes nahm, sandte er doch einen seiner Engel, um ihn zu stärken, diesen bitteren Kelch zu trinken. Der Engel richtete den niedergesunkenen Sohn Gottes von der kalten Erde auf und überbrachte ihm Botschaften göttlicher Liebe von seinem Vater. Er wurde gestärkt und aufgerichtet. Er hatte die Versicherung, dass er für alle, die die Erlösung annehmen, ewige Freuden gewann. LC.28.2 Teilen

Kapitel 4: Gefangennahme
30

Die fürchterliche Stunde in Gethsemane ist vorüber. Unser Heiland hat den bitteren Kelch angenommen, um ihn bis auf den letzten Tropfen zu leeren. Er hat in der Stunde der Versuchung zu Gunsten des Menschen überwunden. Auf seinem bleichen und blutbefleckten Angesicht lagerte sich nun Ernst und Ruhe. Er kam zum dritten Mal zu seinen Jüngern und fand sie wieder vom Schlaf übermannt. Voll Teilnahme und Kummer war sein Blick, als er die Worte an sie richtete: „Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird.“Matthäus 26,45. Während er noch diese Worte zu ihnen sprach, hörte er die Fußtritte der Schar, die ausgezogen war, ihn zu suchen. Judas war ihr Führer, dicht hinter ihm folgte der Hohepriester. Der Heiland weckte nun seine Jünger mit folgenden Worten vollends auf: „Steht auf laßt uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.“Matthäus 26,46. Das Antlitz Jesu trug einen Ausdruck ruhiger Würde. Die Spuren der soeben überstandenen furchtbaren Seelenqual waren an ihm nicht länger zu bemerken, als er weiterging, um seinem Verräter zu begegnen. LC.30.1 Teilen

Indem er seinen Jünger voranschritt, fragte er die Mörderschar: „Wen sucht ihr?“ Sie antworteten ihm: „Jesus von Nazareth“. Er spricht zu ihnen: „Ich bin´s.“ Johannes 18,4.5. Auf diese Worte hin wichen sie zurück; Priester, Oberste, Soldaten und sogar Judas fielen machtlos zu Boden. Dies gab dem Heiland reichlich Gelegenheit, ihnen zu entrinnen, wenn er es hätte tun wollen. Er stand aber ruhig inmitten dieser rohen und herzlosen Schar. Als Jesus ihnen erwiderte: „Ich bin‘s!“, trat der Engel Gottes, der ihm in seiner Seelenangst gedient hatte, zwischen ihn und die Mörderschar. Sie sahen, wie ein himmlisches Licht das Angesicht Jesu verklärte und eine taubenähnliche Gestalt ihn überschattete. Ihre verstockten Herzen zitterten vor Schrecken. Unfähig, sich auch nur einen Augenblick in dieser göttlichen Herrlichkeit aufrecht zu erhalten, fielen sie wie tot zu Boden. LC.30.2 Teilen

31

Der Engel zog sich zurück; Jesus blieb ruhig und selbstbewußt stehen; die hellen Strahlen des Mondes fielen auf sein blasses Angesicht, und noch immer war er umgeben von niedergesunkenen, hilflosen Menschen, während seine Jünger zu erstaunt waren, um ein Wort äußern zu können. Als der Engel entschwunden war, sprangen die römischen Soldaten auf ihre Füße und scharten sich mit dem Priester und Judas um Jesus, fast beschämt über ihre Schwäche und besorgt, er möchte ihnen noch entrinnen. Wiederum fragte der Erlöser der Welt: „Wen sucht ihr?“ Abermals erwiderten sie: „Jesus von Nazareth!“ Der Heiland antwortete darauf: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Sucht ihr mich, so laßt diese gehen!“ Johannes 18,7.8. In dieser Stunde seiner Erniedrigung dachte er nicht an seine Person, sondern an seine Jünger. Er wollte ihnen alle weiteren Prüfungen ihrer Standhaftigkeit ersparen. LC.31.1 Teilen

Judas, der Verräter, vergaß seine Rolle nicht, sondern kam dicht an Jesus heran, erfaßte seine Hand wie die eines vertrauten Freundes und gab ihm den Kuss des Verrates. Darauf sagte der Heiland zu ihm: „Mein Freund, wozu bist du gekommen?“ Matthäus 26,50. Seine Stimme zitterte vor Wehmut, als er diese Worte an den verblendeten Judas richtete: „Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuss?“ Lukas 22,48. Diese äußerst gefühlvollen Worte hätten das Gewissen des Verräters aufwecken und sein verstocktes Herz rühren sollen; aber Ehre, Treue und menschliches Zartgefühl waren bei ihm geschwunden. Er stand frech und keck da, ohne jede Spur der Reue. Er hatte sich der Macht Satans hingegeben, um seine Schandtat auszuüben, und es fehlte ihm der Wille, dem Satan zu widerstehen. Jesus widerstrebte nicht, des Verräters Kuss anzunehmen. Darin gab er uns ein Beispiel des Tragens, der Liebe und des Mitleids, desgleichen nirgends zu finden ist. LC.31.2 Teilen

32

Obwohl die Schar der Mörder überrascht und voller Schrecken war über das, was sie gesehen und gefühlt hatte, kehrte doch ihre Sicherheit und Verwegenheit zurück, als sie sah, mit welcher Keckheit Judas die Person dessen berührte, den sie soeben verherrlicht gesehen hatte; sie ergriffen nun ohne weiteres Jesus und machten sich daran, jene teuren Hände zu fesseln, die stets nur dem Dienste des Guten gewidmet waren. LC.32.1 Teilen

Als die Jünger die Schar der gefühllosen Männer hilflos auf der Erde liegen sahen, dachten sie, ihr Meister würde sicherlich nicht dulden, von ihnen gefangen genommen zu werden. Dieselbe Macht, die die Söldnerschar niederwarf, hätte sie auch in diesem hilflosen Zustand lassen können, bis Jesus unangetastet sich aus ihrem Bereiche entfernt hätte. Da sie aber nun sahen, wie die Stricke hervorgeholt wurden, um die Hände dessen, den sie so innig liebten, zu fesseln, waren sie enttäuscht und entrüstet. Petrus zog in heftigem Zorn sein Schwert und hieb dem Knecht des Hohenpriesters ein Ohr ab. LC.32.2 Teilen

33

Als nun Jesus sah, was Petrus getan hatte, befreite er seine Hände, obwohl die römischen Soldaten sie bereits festhielten, und indem er bemerkte: „Laßt ab! Nicht weiter!“ (Lukas 22,51), berührte er das Ohr des verwundeten Knechts, und es ward augenblicklich geheilt. Zu Petrus aber sprach er: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte? Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?“ Matthäus 26,52-54. „Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“ Johannes 18,11. Zu dem Hohenpriester aber und zu den Obersten des Tempels, die sich diesem Mörderhaufen angeschlossen hatten, sprach er: „Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber das ist alles geschehen, damit erfüllt würden die Schriften der Propheten.“ Matthäus 26,55.56. LC.33.1 Teilen

Als nun die Jünger wahrnahmen, dass Jesus sich nicht aus den Händen seiner Feinde befreite, sondern zuließ, dass sie ihn ergriffen und banden, wandten sie sich von ihm, flohen und ließen ihren Meister allein. Der Heiland hatte vorausgesehen, dass sie ihn verlassen würden, und hatte es ihnen im Saale oben gesagt, ehe es geschah: „Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein laßt. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ Johannes 16,32. LC.33.2 Teilen

Der Erlöser der Welt wurde in die Gerichtshalle eines irdischen Richters geführt, um dort von sündigen Menschen verhöhnt und zum Tode verurteilt zu werden. Dort wurde der glorreiche Sohn des Allerhöchsten „um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen“. Jesaja 53,5. Er ertrug Hohn, Spott und die schimpfliche Behandlung, bis seine Gestalt häßlicher war, „als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder“. Jesaja 52,14. LC.33.3 Teilen

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Wer kann die hierin gezeigte Liebe verstehen? Die Engelscharen sahen ihn, der als Majestät des Himmels die Krone der Herrlichkeit getragen hatte, verwundert und mit Schmerzen an, als er nunmehr die Dornenkrone trug und wie ein blutendes Opfer der von Satan angestachelten Menge ausgeliefert war. Betrachtet den geduldig Leidenden: auf seinem Kopf lag die Dornenkrone und aus jeder verwundeten Vene floß Blut! Nichts hätte Jesus veranlassen können, seine Ehre und seine Majestät im Himmel aufzugeben und auf diese sündige Welt zu kommen, um von denen abgelehnt, verspottet und verworfen zu werden, zu deren Erlösung er gekommen war und für die er letztendlich am Kreuz gelitten hat — außer diese ewige, erlösende Liebe, die immer ein Geheimnis bleiben wird. LC.34.1 Teilen

Wundert euch, ihr Himmel, und erstaune, oh Erde! Sieh den Unterdrücker und den Unterdrückten! Eine große Menge umgab den Heiland der Welt. Spott und Schmach mischten sich mit Verwünschungen, Flüchen und Gotteslästerungen. LC.34.2 Teilen

Seine geringe Geburt und sein demütiges Leben wurden von dem gefühllosen Haufen verhöhnt. Sein Anspruch, Gottes Sohn zu sein, wurde von dem Hohenpriester und den Obersten ins Lächerliche gezogen, und gemeine Späße und beleidigende Spottreden gingen von Mund zu Mund. Satan hatte vollkommene Gewalt über die Gemüter seiner Sklaven. Um dieselbe wirksamer auszubeuten, begann er mit den Obersten der Juden und stachelte sie zu religiöser Verfolgungswut auf. Diese übertrugen dieselbe auf den rohen und ungebildeten Pöbelhaufen, bis schließlich in allen Gemütern von den heuchlerischen Priestern und Obersten bis herab zu den Gemeinsten und Verworfensten der Menge — eine verderbliche Übereinstimmung herrschte. Christus, der Sohn Gottes, wurde weggeführt, und das Kreuz wurde auf seine Schultern gelegt. Bei jedem Schritt verlor er Blut, das aus seinen Wunden tropfte. Bedrängt von einer großen Menge von Feinden und gefühllosen Zuschauern wurde er zur Kreuzigung weggeführt. „Als er gemartet ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.“ Jesaja 53,7. LC.34.3 Teilen

Kapitel 5: Am Kreuze
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Seine sich sorgenden Jünger folgten ihm in einiger Entfernung von der wütenden Menge. Er wurde ans Kreuz genagelt und hing so zwischen Himmel und Erde. Ihre Herzen zersprangen vor Schmerzen, als sie ihren geliebten Lehrer wie einen Schwerverbrecher leiden sahen. Nahe am Kreuz standen die blinden, fanatischen und treulosen Priester und Ältesten, die ihn verspotteten, sich über ihn lustig machten und ihn verhöhnten: „Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz! Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn!“ Matthäus 27,40-43. LC.36.1 Teilen

Jesus entgegnete all diesem mit keinem einzigen Wort. Sogar als die Nägel durch seine Hände geschlagen wurden und die Schweißtropfen des Todeskampfes aus seiner Haut perlten, kam von den Lippen des unschuldig Leidenden ein Gebet der Fürbitte für seine Mörder: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Lukas 23,34. Der ganze Himmel betrachtete mit tiefem Interesse diese Szene. Der verherrlichte Erlöser einer verlorenen Welt ertrug die Strafe des Menschen für dessen Übertretung des Gesetzes Gottes. Er kaufte in diesem Augenblick sein Volk mit seinem Blut frei. Er zahlte die gerechten Forderungen des heiligen Gesetzes Gottes. Dies war der Weg, durch den letztendlich der Sünde und dem Satan ein Ende gemacht und seine schmutzige Gesellschaft besiegt wurde. LC.36.2 Teilen

37

Oh, gab es je größere Leiden oder größere Schmerzen als die, die durch den sterbenden Erlöser ertragen wurden! Es war das Bewußtsein des Mißfallens des Vaters, das diesen Kelch so bitter werden ließ. Es waren nicht die körperlichen Schmerzen, die dem Leben Christi am Kreuz von Golgatha ein so schnelles Ende bereiteten. Es war das erdrückende Gewicht der Sünden der Welt und das Bewußtsein des Zornes des Vaters, das sein Herz brach. Die Herrlichkeit und die stärkende Gegenwart des Vaters hatten ihn verlassen, und Verzweiflung drückte ihr schweres Gewicht der Finsternis auf ihn; dies führte zu dem angsterfüllten Ausruf, der von seinen bleichen und zitternden Lippen kam: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. LC.37.1 Teilen

Jesus hatte gemeinsam mit dem Vater die Welt erschaffen. Angesichts dieser schrecklichen Leiden des Sohnes Gottes bleiben nur blinde und irregeleitete Menschen gefühllos. Die Hohenpriester und Ältesten verschmähten Gottes geliebten Sohn in seinem unvergleichlichen Todeskampf. Die Erde zitterte; die Sonne beleuchtete die Szenerie nicht mehr, und der Himmel verdunkelte sich. Engel waren Zeugen der Leidensszenen, bis sie nicht mehr länger zuschauen konnten und ihre Gesichter von dem schrecklichen Bild abwandten. Christus ist am Verzweifeln! Er stirbt! Das anerkennende Lächeln des Vaters war verschwunden; den Engeln war es nicht erlaubt, das Dunkel dieser schrecklichen Stunde zu erhellen. Mit Verwunderung konnten sie lediglich ihren geliebten Anführer betrachten, der die Strafe des Menschen für dessen Übertretung des Gesetzes des himmlischen Vaters auf sich genommen hatte. LC.37.2 Teilen

38

Sogar Zweifel bestürmten den sterbenden Sohn Gottes. Er konnte nicht durch die Tore des Grabes schauen. Es erfüllte ihn keine große Hoffnung, dass er als Sieger aus dem Grab hervorkommen und der Vater sein Opfer annehmen würde. Das Mißfallen des Vaters der Sünde gegenüber und seine Strafe dafür, die Tod bedeutete, waren alles, was er in dieser schrecklichen Finsternis erkennen konnte. Er wurde versucht zu befürchten, dass die Sünde so schrecklich aus der Sicht des Vaters ist, dass der Vater nicht mit seinem Sohn versöhnt werden konnte. Die schreckliche Versuchung, dass sein eigener Vater ihn für immer verlassen hatte, ließen diesen alles durchdringenden Schrei vom Kreuz hören: „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. LC.38.1 Teilen

Die Gefühle Jesu waren in manchem den Gefühlen der Sünder entsprechend, wenn die Plagen des lauteren Zorns des Allmächtigen über sie ausgegossen werden. Düstere Verzweiflung wird dann wie ein schwarzes Leichentuch ihre schuldige Seele umnachten, und dann werden sie die Sündhaftigkeit ihrer Übertretung in ihrem ganzen Umfange erfahren. Durch die Leiden und den Tod Jesu ist das Heil für sie erkauft worden. Sie könnten es besitzen, wenn sie es willig und freudig angenommen hätten; aber niemand wird gezwungen, dem göttlichen Gesetz zu gehorchen. Wenn sie die himmlischen Wohltaten zurückweisen, wenn sie die Genüsse und den Betrug der Sünde vorziehen, so steht ihnen die Wahl frei. Am Ende wird ihnen aber der Lohn zuteil, der in dem Zorn Gottes und dem Tode besteht. Sie werden für immer von der Gegenwart des Erlösers getrennt, dessen Opfer sie verachtet haben. Sie werden ein seliges Leben und ewige Herrlichkeit um der kurzen Vergnügungen der Sünde willen verscherzt haben. LC.38.2 Teilen

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Glaube und Hoffnung zagten in dem Todeskampfe Jesu, weil der Vater die Versicherung, welche er bisher seinem geliebten Sohn betreffs seiner Billigung und Annahme hatte zuteil werden lassen, ihm entzogen hatte. Der Welterlöser verließ sich nun auf die Beweise, die ihn bisher gestärkt hatten, dass sein Vater sein Wirken angenommen und mit seinem Werk zufrieden war. In seinem Todeskampf, als er sein köstliches Leben dahingab, musste er sich allein im Glauben auf den verlassen, dem er von jeher mit Freuden gehorsam gewesen war. Es erfreuten ihn keine klaren, hellen Hoffnungsstrahlen, weder zur Rechten noch zur Linken. Alles um ihn her war in eine erdrückende Düsterheit gehüllt. Inmitten der schaurigen Dunkelheit, die sogar von der teilnehmenden Natur mitempfunden wurde, musste der Erlöser den geheimnisvollen Kelch bis zum letzten Tropfen leeren. LC.39.1 Teilen

Indem ihm sogar die strahlende Hoffnung und das Vertrauen in seinen baldigen Triumph versagt war, rief er mit lauter Stimme: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ Er war vertraut mit dem Charakter seines Vaters, mit seiner Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und unendlichen Liebe. In völliger Unterwerfung vertraute er sich der Obhut seines Vaters an. Während selbst die Natur bebte und schwankte, hörten die erstaunten Zuschauer die Sterbensworte des göttlichen Dulders: „Es ist vollbracht!“ Johannes 19,30. LC.39.2 Teilen

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Selbst die Natur nahm Anteil an den Leiden ihres Schöpfers. Die schwankende Erde, die berstenden Felsen und die schaurige Finsternis verkündeten, dass der Sohn Gottes gestorben war. Ein gewaltiges Erdbeben folgte. Der Vorhang im Tempel wurde entzwei gerissen. Schrecken bemächtigte sich der Kriegsknechte und der Zuschauer, als sie sahen, wie die Sonne sich in Dunkelheit hüllte, als sie das Wanken des Bodens unter sich fühlten und hörten, wie die Felsen zerbarsten. Spott und Hohn der Priester und Obersten verstummten, als der Sohn seinen Geist in die Hände seines Vaters befahl. Die erschreckte Menge fing an sich zu verziehen und tastete ihren Weg in der Dunkelheit nach der Stadt zurück. Sie schlugen sich beim Weggehen an die Brust und sprachen leise und voll Schrecken zueinander: „Fürwahr, eine unschuldige Person ist hingerichtet worden. Wenn er nun aber doch seiner Behauptung gemäß der Sohn Gottes gewesen ist?“ Matthäus 27,54; Lukas 23,47.48. LC.40.1 Teilen

Kapitel 6: Alles für uns
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Jesus gab sein Leben nicht dahin, bis er das Werk, welches er gekommen war zu tun, verrichtet hatte, und rief mit seinem letzten Atemzug: „Es ist vollbracht!“ Satan erlitt damals die entscheidende Niederlage. Er wußte nun, dass sein Reich verspielt war. Die Engel Gottes frohlockten, als sie die Worte vernahmen: „Es ist vollbracht.“ Der große Erlösungsplan, der von dem Tode Christi abhing, war nun soweit ausgeführt worden. Der ganze Himmel jauchzte, dass die Söhne Adams durch ein Leben des Gehorsams wieder schließlich bis zum Throne Gottes erhoben werden konnten. Oh, welch eine Liebe! Oh, welch eine unglaubliche Liebe, die den Sohn Gottes bewog, auf die Erde zu kommen, um für uns zur Sünde gemacht zu werden, damit wir mit Gott versöhnt und erhoben würden, mit ihm in den Wohnungen der Herrlichkeit zu leben! Was ist doch der Mensch, dass solch ein Preis für seine Erlösung bezahlt werden sollte? LC.41.1 Teilen

Wenn die Menschen völliger die Größe dieses unendlichen Opfers verstehen lernen, das von der himmlischen Majestät dargebracht wurde, als Jesus für den Sünder starb, dann wird auch der Heilsplan verherrlicht werden, und die Erinnerungen an Golgatha werden in dem Herzen des Christen heilige und bleibende Gefühle hervorrufen. Herzen und Lippen werden überfließen von Lob und Preis zu Gott und dem Lamm. Stolz und Selbstdienst können nicht in den Herzen gedeihen, in denen die Szenen Golgathas in stets frischem Gedächtnis erhalten bleiben. In den Augen derer, die die großen Kosten menschlicher Erlösung würdigen, wird die Welt nur geringen Wert besitzen. LC.41.2 Teilen

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Aller Reichtum der Welt besitzt nicht genügend Wert, um eine einzige verlorene Seele zu erlösen. Wer kann die Liebe ermessen, die Jesus für die verlorene Welt empfand, als er am Kreuz hing und für die Sünden schuldiger Menschen litt? Diese Liebe ist unermeßlich, unendlich. LC.42.1 Teilen

Jesus hat gezeigt, dass seine Seele stärker war als der Tod. Da er die schrecklichsten Kämpfe mit den Mächten der Finsternis zu bestehen hatte, wuchs sogar seine Liebe für den dem Verderben geweihten Sünder. Er ertrug es, dass sein Vater sein Angesicht vor ihm verbarg, bis er in der Bitterkeit seiner Seele zu dem Ausruf gedrungen wurde: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. Sein Arm brachte Heil. Das Lösegeld für die Erlösung des Menschen war bezahlt, als im Todeskampf die seligen Worte von den Lippen kamen, deren Widerhall durch das Weltall zu klingen schien: „Es ist vollbracht!“ Johannes 19,30. LC.42.2 Teilen

Manche Bekenner des Christentums regen sich über weltliche Unternehmungen auf und nehmen lebendigen Anteil an neuen und aufregenden Vergnügungen, während sie den Dingen, die das Reich Gottes betreffen, kaltherzig und eisig gegenüberstehen. Aber dies Thema ist selbst für den, der nur der Form huldigt, von genügender Wichtigkeit, um ihn anzuregen. Die Ewigkeit steht hier auf dem Spiel. Die Vorgänge auf Golgatha heischen die tiefsten Rührungen des Herzens. Für diese Sache sollte fürwahr jeder Mensch lebhaftes Interesse bekunden. Unsere Gedanken können es nie fassen, dass Jesus, so erhaben und so unschuldig, solch schmerzhaften Tod erleiden und die Last der Sünde der Welt tragen sollte; unsere Einbildung kann sich nicht dazu aufschwingen, die Länge, die Breite, die Höhe und die Tiefe solch erstaunlicher Liebe zu ergründen. Die Betrachtung der unvergleichlichen Liebe des Heilands sollte den Verstand erfüllen und ganz in Anspruch nehmen, die Seele rühren und erweichen, die Begierden läutern und veredeln und den ganzen Charakter völlig umgestalten. LC.42.3 Teilen

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Der Apostel Paulus bringt dies zum Ausdruck, wenn er sagt: „Denn ich hielt mich nicht dafür, dass ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.“ 1.Korinther 2,2. Und auch wir, indem wir unsern Blick unentwegt auf Golgatha richten, können ausrufen: „Es sei aber fern von mir, mich zu rühmen als allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“ Galater 6,14. LC.43.1 Teilen

Wenn wir erwägen, welch unendlichen Preis unsere Erlösung gekostet hat, was wird wohl das Teil jener werden, welche eine so große Erlösung versäumen? Welche Strafe wird wohl die treffen, die bekennen, Nachfolger Christi zu sein, aber sich trotzdem nicht in demütigem Gehorsam unter die Forderungen des Erlösers beugen und sein Kreuz als demütige Jünger Jesu nicht auf sich nehmen? LC.43.2 Teilen

Manche haben nur einen beschränkten Begriff von dem Werk der Versöhnung. Sie wähnen, dass Christus nur einen geringen Teil von der Strafe des göttlichen Gesetzes erlitten hat und dass, während der vielgeliebte Sohn Gottes den Zorn des Vaters fühlte, er inmitten all seiner Leiden den Beweis der Liebe und Annahme seines Vaters hatte und die Pforten des Grabes vor seinen Augen mit hellen Hoffnungsstrahlen erleuchtet waren. Darin täuschen sie sich aber gewaltig. Die empfindlichste Seelenqual Jesu war das Gefühl des göttlichen Mißfallens. Seine Seelenangst darüber war so heftig, dass Menschen sich nur eine schwache Vorstellung davon machen können. LC.43.3 Teilen

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Die Leidensgeschichte und das Opfer unseres Herrn bewegt manche Seele nicht mehr, übt auch nicht mehr Wirkung auf ihr Leben aus und erweckt keine tiefere Teilnahme, als wenn sie von dem Märtyrertode der Zeugen Jesu liest. Viele haben unter langsamen Qualen den Tod erlitten. Andere sind am Kreuz gestorben. Worin unterscheidet sich aber der Tod des teuren Gottessohnes von dem Tod der Märtyrer? Wohl erlitt er am Kreuz einen äußerst grausamen Tod; doch haben andere um seinetwillen dasselbe erduldet, was körperliche Marter anbelangt. Warum waren denn die Leiden Christi schrecklicher, als die aller anderen Personen, die ihr Leben für ihn in den Tod gegeben haben? Hätten die Leiden Christi nur in körperlichen Leiden bestanden, dann fürwahr wäre sein Tod nicht schmerzhafter gewesen als der mancher Märtyrer. LC.44.1 Teilen

Aber körperliche Schmerzen waren nur ein kleiner Teil von der Seelenangst Jesu. Der Welt Sünden lasteten auf ihm und somit das Gefühl von dem Zorn seines Vaters, da er die Strafe des Gesetzes erduldete. Dies drückte den göttlichen Dulder mit solch unendlicher Wucht zu Boden. Die Tatsache, dass sein eigener Vater vor ihm sein Gesicht verbarg und er sich von ihm verlassen füllte, war die eigentliche Ursache seiner Verzweiflung. Die Scheidung, die die Sünde zwischen Gott und dem Menschen verursacht, wurde von dem unschuldigen und leidenden Menschensohne auf Golgatha aufs tiefste und in ihrem ganzen Umfange empfunden. Die Macht der Finsternis drohte ihn zu erdrücken. Kein Hoffnungsstrahl erleuchtete die Zukunft. Er kämpfte gegen die Macht Satans, der erklärte, dass sich Jesus in seiner Gewalt befände, dass er mehr Stärke besäße als der Sohn Gottes, dass der Vater seinen Sohn verstoßen habe und die Gunst Gottes Jesus ebensowenig zugeneigt sei als ihm, dem Teufel. Wenn er überhaupt noch die Gunst Gottes genieße, wozu hätte er es nötig zu sterben? Gott könnte ihn ja vom Tode erretten. LC.44.2 Teilen

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Aber Jesus gab selbst in der bittersten Seelenqual nicht im geringsten nach. Legionen böser Engel umgaben den Sohn Gottes; dennoch war den heiligen Engeln der Befehl gegeben, ihre Reihen nicht zu durchbrechen und sich nicht mit dem herausfordernden, höhnenden Feinde in einen Kampf einzulassen. Es war himmlischen Engeln nicht gestattet, der gequälten Seele des Sohnes Gottes Hilfe zu leisten. In dieser finsteren Schreckensstunde, als der Vater sein Angesicht verbarg, als Legionen böser Engel ihn umgaben, und die Sünden der Welt auf ihm lasteten, wurden die Klageworte seinen Lippen ausgepreßt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. LC.45.1 Teilen

Unsere Ansichten über das Leben, die Leiden und den Tod des teuren Gottessohnes sollten breiter, tiefer und völliger werden. Wenn das Versöhnungswerk richtig erwogen wird, dann wird das Seelenheil in seinem unendlichen Wert erscheinen. Alle menschlichen Unternehmungen sind im Vergleich zu dem, was Gott unternommen hat, um uns ewiges Leben zu sichern, nur nichtig. Aber wie viele haben die Ratschläge des liebenden Heilandes vernichtet? Ihr Herz ist der Welt zugewandt, und selbstsüchtige Pläne verschließen dessen Tür, vor der Gottes Sohn vergeblich um Einlaß bittet. Hohle Heuchelei und eitler Stolz, Selbstsucht und irdischer Gewinn, Neid, Bosheit und Lust haben die Herzen von manchen so völlig erfüllt, dass für Jesus kein Raum darin bleibt. LC.45.2 Teilen

46

Er war unendlich reich, doch wurde er um unseretwillen arm, auf dass wir durch seine Armut reich würden. Er war mit Licht und Herrlichkeit bekleidet und von himmlischen Engelscharen umgeben, die darauf warteten, seine Befehle auszuführen. Dennoch nahm er unsere Natur an und kam, um unter sündigen Menschen zu wohnen. „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen!“ 1.Johannes 3,1. Hier ist eine Liebe, die keine Feder beschreiben kann. Unsere Herzen sollten belebt, veredelt und von dem Thema der Liebe, die der Vater und der Sohn uns erwiesen haben, hingerissen werden. „Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, gleichwie auch jener rein ist.“ 1.Johannes 3,3. Die Nachfolger Jesu sollten an diesem Thema lernen, in gewissem Grade die geheimnisvolle Liebe in ihrem Leben widerzuspiegeln, um so vorbereitet zu werden, sich an dem Lobgesang der Erlösten zu beteiligen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Offenbarung. 5,13. LC.46.1 Teilen

Kapitel 7: Es ist vollbracht
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Jesu Leben auf Erden fand nicht eher seinen Abschluß, als bis er das Werk vollendet hatte, das auszuführen er gekommen war. Erst mit dem letzten Atemzug am Kreuz rief er aus: „Es ist vollbracht!“ Johannes 19,30. Der Kampf war gewonnen! Seine Rechte und sein heiliger Arm hatten ihm den Sieg erstritten. Psalm 98,1. Als Sieger hatte er sein Banner auf den ewigen Höhen errichtet. Herrschte darüber nicht Freude unter den Engeln? Der ganze Himmel nahm jubelnd Anteil an dem Sieg des Erlösers. Satan war geschlagen, und er wußte, dass ihm sein Reich verloren war. LC.47.1 Teilen

Für die Engel und die nicht gefallenen Welten war Jesu Ruf-. „Es ist vollbracht!“ von tiefer Bedeutung. Es war für sie wie auch für uns das Zeichen, dass das große Erlösungswerk vollendet worden war. Uns allen kommen die Früchte des Sieges Christi zugute. LC.47.2 Teilen

Erst beim Tode Christi wurde den Engeln und allen nicht gefallenen Welten der wahre Charakter Satans völlig offenbar. Der Erzfeind hatte sich so geschickt verstellt, dass selbst heilige Wesen weder seine Grundsätze verstanden noch die Natur seiner Empörung klar erkannt hatten. LC.47.3 Teilen

Als Wesen von wunderbarer Kraft und Herrlichkeit hatte er sich gegen Gott erhoben, der von ihm sagte: „Du warst das Abbild der Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön.“ Hesekiel 28,12. Luzifer hatte als schirmender Cherub in der Gegenwart Gottes gestanden. Er war das höchste aller Geschöpfe gewesen und hatte besonderen Anteil daran gehabt, Gottes Absichten dem Universum zu offenbaren. Nachdem er gesündigt hatte, war seine betrügerische Macht um so größer und die Enthüllung seines wahren Charakters um so schwieriger, weil er eine bevorzugte Stellung bei Gott eingenommen hatte. LC.47.4 Teilen

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Gott hätte Satan und seine Anhänger so leicht vernichten können, wie man einen Kieselstein zur Erde fallen lassen kann; aber er tat es nicht. Die Empörung sollte nicht mit Gewalt überwunden werden. Zwangsmaßnahmen werden nur unter Satans Herrschaft angewandt; Gottes Grundsätze sind andere. Seine Macht stützt sich auf Güte, Gnade und Liebe. Diese Eigenschaften sollen nach seinem Willen zur Anwendung kommen. Gottes Regierung ist vorbildlich; Wahrheit und Liebe sollen die vorherrschenden Kräfte sein. LC.48.1 Teilen

Es lag in Gottes Absicht, alle Dinge auf eine ewige, sichere Grundlage zu stellen. Im Ratschluß des Himmels wurde entschieden, Satan Zeit zu geben, seine Grundsätze zu entwickeln, auf denen seine Herrschaft beruhen sollte. Er hatte behauptet, dass diese Grundsätze erfolgreicher seien als die göttlichen. Der Entfaltung satanischer Regeln wurde Zeit gewährt, damit deren Auswirkungen von den himmlischen Welten beobachtet werden könnten. LC.48.2 Teilen

Satan verführte den Menschen zur Sünde, und daraufhin wurde der Erlösungsplan eingesetzt. Viertausend Jahre lang wirkte Christus für eine Besserung der Menschheit, während sich Satan um deren Herabsetzung und Vernichtung bemühte. Und der Himmel war Zeuge dieses Ringens. LC.48.3 Teilen

Als Jesus in die Welt kam, wandte sich Satans Macht gegen ihn. Von der Zeit an, da Jesus als Kindlein in Bethlehem erschien, kämpfte der Thronräuber darum, ihn zu vernichten. Er versuchte mit allen Mitteln, Jesus daran zu hindern, sich zu einem vollkommenen Kinde, zu einem untadeligen Mann, zu einem heiligen Diener und zu einem fleckenlosen Opfer zu entwickeln. Doch es gelang ihm nicht. Er konnte den Erlöser nicht zur Sünde verleiten; er konnte ihn weder entmutigen noch von der Aufgabe fernhalten, um derentwillen er auf diese Erde gekommen war. Von der Wüste bis nach Golgatha stürmte der Zorn Satans auf ihn ein; aber je erbarmungsloser der Böse ihn angriff, desto fester hielt Jesus die Hand des Vaters. Alle Anstrengungen Satans, Christus zu unterdrücken und zu überwinden, ließen dessen makelloses Wesen nur um so heller erstrahlen. LC.48.4 Teilen

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Der Himmel und die nicht gefallenen Welten waren Zeugen jenes Konfliktes. Mit wachsender Anteilnahme verfolgten sie den zu Ende gehenden Kampf. Sie sahen den Heiland den Garten Gethsemane betreten, seine Seele gebeugt unter dem Schrecken einer großen Finsternis. Sie hörten seinen schmerzbewegten Ruf. „Mein Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Matthäus 26,39. Als sich ihm die Gegenwart des Vaters versagte, sahen sie den Herrn in noch größerer Seelennot als bei seinem letzten großen Todeskampf. Blutiger Schweiß drang aus seinen Poren und fiel in schweren Tropfen auf die Erde. Dreimal entrang sich seinen Lippen ein Gebet um Errettung. Der Himmel konnte diesen furchtbaren Anblick nicht länger ertragen, und Gott sandte einen Boten, um den Sohn zu trösten und zu stärken. LC.49.1 Teilen

Der Himmel sah das Opfer verraten in der Hand des mörderischen Volkes und mit Spott und Gewalt von einer Gerichtsverhandlung zur anderen gehetzt. Er hörte das Hohngelächter der Verfolger Jesu, die sich über seine niedere Herkunft lustig machten, und bis zu ihm drang die mit Fluchen und Schwören bekräftigte Verleugnung Jesu durch einen seiner Lieblingsjünger. Engel sahen das rasende Wirken Satans und seine Macht, die er über die Herzen der Menschen hatte. Welch ein schreckliches Schauspiel! Der Heiland wurde um Mitternacht in Gethsemane ergriffen, hin- und hergeschleppt zwischen Palast und Gerichtshaus, zweimal vor die Priester gestellt, zweimal vor den Hohen Rat, zweimal vor Pilatus und einmal vor Herodes; er wurde verhöhnt, gegeißelt, verurteilt und dann, mit der Bürde des Kreuzes belastet, unter dem Wehklagen der Töchter Jerusalems und dem Johlen des Volkshaufens zur Kreuzigungsstätte geführt. LC.49.2 Teilen

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Schmerzlich bewegt und voller Bestürzung sah der Himmel den Heiland am Kreuz hängen. Blut strömte von seinen verwundeten Schläfen herab, und blutig gefärbter Schweiß stand auf seiner Stirn. Von seinen Händen und Füßen fiel das Blut tropfenweise auf den Felsen, in den das Kreuz eingelassen war. Die von den Nägeln gerissenen Wunden wurden durch das Gewicht des Körpers immer größer. Sein Atem ging tief und stoßweise, als seine Seele unter der Sündenlast der ganzen Welt ächzte. Der ganze Himmel war von Verwunderung erfüllt, als Jesus inmitten dieser furchtbaren Not betete: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Lukas 23,34. Doch das Kreuz umstanden nach dem Bilde Gottes gestaltete Menschen, die sich zusammengetan hatten, das Leben des eingeborenen Gottessohnes zu vernichten. Welch ein Anblick für die himmlischen Welten! LC.50.1 Teilen

Alle Mächte und Gewalten der Finsternis waren um das Kreuz versammelt und warfen den höllischen Schatten des Unglaubens in die Herzen der Menschen. Als Gott diese Wesen schuf, damit sie vor seinem Thron stünden, waren sie schön und herrlich. Ihre Schönheit und Heiligkeit entsprachen ihrer hohen Stellung. Sie waren reich an Weisheit Gottes und umgürtet mit der Rüstung des Himmels; sie waren Diener Jahwes. Wer konnte jedoch jetzt noch in diesen gefallenen Engeln die herrlichen Seraphim erkennen, die einst im Himmel dienten? LC.50.2 Teilen

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Satanische Kräfte verbanden sich mit bösen Menschen und veranlaßten das Volk zu glauben, dass Christus der Größte unter den Sündern und verachtenswert sei. Jene, die den Herrn am Kreuz verspotteten, wurden vom Geiste des ersten großen Rebellen beeinflußt. Er ließ sie gemeine und widerliche Reden führen und bestärkte sie in ihren Hohnreden. Doch bei alledem erreichte Satan nichts. LC.51.1 Teilen

Hätte an Christus ein Unrecht gefunden werden können, hätte er auch nur im geringsten dem Versucher nachgegeben, um den schrecklichen Qualen zu entgehen, dann würde der Feind Gottes und der Menschen triumphiert haben. Jesus neigte sein Haupt und starb, aber er hatte seinen Glauben bewahrt und war seinem Vater gehorsam geblieben. „Ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.“ Offenbarung 12,10. LC.51.2 Teilen

Satan erkannte, dass ihm seine Maske abgerissen war. Seine Handlungsweise wurde vor den nicht gefallenen Engeln und dem ganzen Himmel offenbar. Er hatte sich selbst als Mörder zu erkennen gegeben. Indem er das Blut des Sohnes Gottes vergoß, verdarb er sich alle Sympathien der himmlischen Wesen. Fortan war sein Wirken beschränkt. Welche Haltung er auch immer einnehmen würde, er konnte nicht mehr auf die Engel warten, wenn sie von den himmlischen Höfen kamen, und vor ihnen Christi Brüder verklagen, dass sie mit unreinen, sündenbefleckten Kleidern angetan seien. Das letzte Band der Zuneigung zwischen der himmlischen Welt und Satan war zerrissen. LC.51.3 Teilen

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Dennoch wurde Satan damals nicht vernichtet. Die Engel verstanden selbst jetzt noch nicht, was der große Kampf alles in sich vereinte. Die auf dem Spiel stehenden Grundsätze mussten erst völlig offenbart werden; und um der Menschen willen musste Satans Existenz erhalten bleiben. Sowohl die Menschen als auch die Engel mussten den großen Gegensatz zwischen dem Fürsten des Lichts und dem Fürsten der Finsternis erkennen und sich entscheiden, wem sie dienen wollten. LC.52.1 Teilen

Zu Beginn des großen Kampfes hatte Satan erklärt, dass Gottes Gesetz nicht gehalten werden könne, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit unvereinbar seien und dass es, sollte das Gesetz übertreten werden, für den Sünder unmöglich sei, Vergebung zu erlangen. Jede Sünde müsse bestraft werden, sagte Satan; und wenn Gott die Strafe erlassen würde, wäre er kein Gott der Wahrheit und Gerechtigkeit. So oft die Menschen Gottes Gebote verletzten und dem göttlichen Willen trotzten, triumphierte Satan. Er behauptete jedesmal, es sei nun erwiesen, dass man das Gesetz nicht halten und dass den Menschen nicht vergeben werden könne. Weil er nach seiner Empörung aus dem Himmel ausgestoßen worden war, forderte er, dass auch das Menschengeschlecht, von der Gunst Gottes ausgeschlossen sein sollte. Gott könne nicht gerecht sein und zugleich einem Sünder Gnade erweisen. LC.52.2 Teilen

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Der Mensch war aber — selbst als Sünder — in einer anderen Lage als Satan. Luzifer hatte im Himmel im Licht der Herrlichkeit Gottes gesündigt. Ihm war die Liebe Gottes offenbart worden wie keinem anderen Geschöpf Er kannte das Wesen Gottes und seine Güte und wählte sich dennoch seinen eigenen selbstsüchtigen, unabhängigen Weg. Seine Wahl war endgültig. Gott konnte nichts mehr tun, um ihn zu retten. Der Mensch aber wurde getäuscht, sein Geist wurde durch die ausgeklügelten Spitzfindigkeiten Satans verdunkelt; er kannte nicht die Höhe und Tiefe der Liebe Gottes. Für ihn bestand Hoffnung, wenn er die Liebe Gottes kennenlernen würde. Durch die Betrachtung des göttlichen Wesens konnte er wieder zu Gott gezogen werden. LC.53.1 Teilen

Durch Jesus wurde den Menschen Gottes Barmherzigkeit offenbart; doch Barmherzigkeit hebt die Gerechtigkeit nicht auf. Das Gesetz ist ein Spiegel des Wesens Gottes; nicht ein Jota davon kann geändert werden, um dem Menschen in seinem gefallenen Zustand entgegenzukommen. Gott änderte sein Gesetz nicht, aber er opferte sich selbst in Jesus Christus zur Erlösung der Menschen. „Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selber.“ 2.Korinther 5,19. LC.53.2 Teilen

Das Gesetz fordert Gerechtigkeit — ein gerechtes Leben, einen vollkommenen Charakter. Der Mensch kann dies nicht erfüllen; er kann den Anforderungen des göttlichen Willens nicht genügen. Aber Christus, der als Mensch auf die Erde kam, führte ein heiliges Leben und entwickelte einen vollkommenen Charakter. Er bietet diese Möglichkeiten jedem an, der sie für sich in Anspruch nehmen will; sein Leben bürgt für das Leben der Menschen. So erfahren sie durch die Langmut Gottes Vergebung ihrer in der Vergangenheit liegenden Sünden. Mehr noch: Christus durchdringt die Menschen mit den Eigenschaften Gottes. Er formt den menschlichen Charakter nach dem himmlischen Vorbild und verleiht ihm geistliche Kraft und Schönheit. Dadurch wird gerade die Gerechtigkeit des Gesetzes in Christi Nachfolgern erfüllt. Es gilt, dass Gott „allein gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus“. Römer 3,26. LC.53.3 Teilen

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Gottes Liebe hat sich in seiner Gerechtigkeit nicht weniger bekundet als in seiner Gnade. Gerechtigkeit ist die Grundlage seiner Herrschaft und die Frucht seiner Liebe. Satan wollte die Gnade von der Wahrheit und Gerechtigkeit trennen; er versuchte zu beweisen, dass die Gerechtigkeit des göttlichen Gesetzes seinem Frieden widerspreche. Christus aber zeigte, dass nach dem Plan Gottes beides unlösbar miteinander verbunden ist und das eine nicht ohne das andere bestehen kann. Er will, „dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“. Psalm 85,11. LC.54.1 Teilen

Durch sein Leben und durch seinen Tod bewies Christus, dass die Gerechtigkeit Gottes nicht seine Barmherzigkeit zunichte macht, sondern dass die Sünde vergeben wird, dass das Gesetz gerecht ist und gänzlich gehalten werden kann. Satans Anklagen waren widerlegt. Gott hatte den Menschen einen eindeutigen Beweis seiner Liebe gegeben. LC.54.2 Teilen

Nun versuchte Satan eine andere Täuschung. Er erklärte, dass Gnade die Gerechtigkeit zunichte gemacht und Christi Tod das Gesetz des Vaters aufgehoben habe. Wäre es möglich gewesen, Gottes Gesetz zu verändern oder abzuschaffen, dann hätte Christus nicht zu sterben brauchen. Aber das Gesetz aufheben, hieße die Übertretungen verewigen und die Welt der Herrschaft Satans unterstellen. Weil das Gesetz unveränderlich war und der Mensch aber nur durch den Gehorsam gegen seine Vorschriften gerettet werden konnte, wurde Christus am Kreuz erhöht. Und doch stellte Satan die Mittel, durch die Jesus das Gesetz aufrichtete, so dar, als ob sie das Gesetz zunichte machten. Hierüber wird der letzte Streit des großen Kampfes zwischen Christus und Satan entbrennen. LC.54.3 Teilen

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Satan behauptet jetzt, das von Gott selbst verkündete Gesetz sei fehlerhaft und einige seiner Vorschriften seien aufgehoben worden. Dies ist der letzte große Betrug, den er der Welt bringen wird. Er braucht nicht das ganze Gesetz anzugreifen; wenn er nur die Menschen dazu verleiten kann, eine Vorschrift zu verachten, ist seine Absicht schon erreicht; „denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig“. Jakobus 2,10. Lassen sich die Menschen darauf ein, auch nur ein Gebot zu übertreten, so begeben sie sich unter Satans Gewalt. Der Teufel versucht die Welt dadurch zu beherrschen, dass er Menschengebote an die Stelle der göttlichen Verordnungen setzt. Dieses Vorhaben ist bereits durch das prophetische Wort verkündigt worden; denn es heißt von der großen abtrünnigen Macht, die der Stellvertreter Satans ist, dass sie „wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden“. Daniel 7,25. Die Menschen werden sicherlich mit eigenen Gesetzen den Gesetzen Gottes entgegenarbeiten. Sie werden die Gewissen anderer zu zwingen suchen und in ihrem Eifer, ihren Gesetzen Geltung zu verschaffen, ihre Mitmenschen unterdrücken. LC.55.1 Teilen

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Der Kampf gegen Gottes Gesetz, der im Himmel seinen Anfang nahm, wird bis zum Ende der Zeit fortgesetzt. Jeder Mensch wird geprüft werden. Gehorsam oder Ungehorsam; das ist die Frage, die von der ganzen Welt entschieden werden muss. Alle werden ihre Wahl treffen müssen zwischen dem Gesetz Gottes und den Geboten der Menschen; hier wird die große Scheidelinie gezogen werden. Es wird dann nur zwei Klassen geben. Der Charakter eines jeden Menschen wird vollständig entwickelt sein, und alle werden zeigen, ob sie Treue oder Empörung gewählt haben. LC.56.1 Teilen

Dann wird das Ende kommen. Gott wird sein Gesetz rechtfertigen und sein Volk erlösen. Satan und alle, die sich mit ihm in der Empörung verbunden haben, werden umkommen, Sünde und Sünder untergehen, und es werden „ihnen weder Wurzel noch Zweig“ (Maleachi 3,19) gelassen werden. Des Herrn Wort wird sich an dem Fürsten des Bösen erfüllen: „Weil sich dein Herz überhebt, als wäre es eines Gottes Herz ... verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub, hinweg aus der Mitte der feurigen Steine... Alle, die dich kannten unter den Völkern, haben sich über dich entsetzt, dass du so plötzlich untergegangen bist und nicht mehr aufkommen kannst“. Hesekiel 28,6.16.19. Dann wird der Gottlose nicht mehr sein, „und wenn du nach seiner Stätte siehst, ist er weg“. Psalm 37,10. LC.56.2 Teilen

Dies ist keine willkürliche Handlung Gottes; vielmehr ernten die Verächter seiner Gnade das, was sie gesät haben. Gott ist der Ursprung des Lebens; und wer den Dienst der Sünde wählt, trennt sich von Gott und verscherzt sich selbst das Leben. Er ist dann „fremd geworden dem Leben, das aus Gott ist“. Epheser 4,18. Der Herr sagt: „Alle, die mich hassen, lieben den Tod“. Sprüche 8,36. Gott läßt sie eine Zeitlang gewähren, damit sie ihren Charakter entwickeln und ihre Grundsätze offenbaren können. Wenn dies geschehen ist, empfangen sie die Früchte ihrer Wahl. Durch ein Leben der Empörung stellten sich Satan und seine Verbündeten so völlig außerhalb der Übereinstimmung mit Gott, dass allein dessen heilige Gegenwart für sie ein verzehrend Feuer ist. LC.56.3 Teilen

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Zu Beginn des großen Kampfes verstanden die Engel dies nicht. Hätten Satan und seine Scharen zu jener Zeit schon alle Folgen ihrer Übertretung ernten müssen, wären sie umgekommen; aber die himmlischen Wesen würden dann nicht klar erkannt haben, dass die Vernichtung das unvermeidliche Ergebnis der Sünde gewesen wäre. In ihren Herzen wäre ein Zweifel an Gottes Güte als böses Samenkorn zurückgeblieben, und eine todbringende Frucht der Sünde und des Elends hätte reifen können. LC.57.1 Teilen

So wird es nun nicht mehr sein, wenn der große Kampf beendet ist. Wenn der große Erlösungsplan vollendet ist, wird das Wesen Gottes allen vernunftbegabten Geschöpfen offenbar sein. Die Vorschriften seines Gesetzes werden sich als vollkommen und unveränderlich erweisen. Die Sünde hat ihre Natur, Satan seinen Charakter bekundet. Dann wird die Ausrottung der Sünde Gottes Liebe rechtfertigen und seine Ehre in einem Weltall wiederherstellen, dessen Bewohner mit Freuden seinen Willen tun und sein Gesetz in ihrem Herzen tragen. So sehr mögen sich die Engel gefreut haben, als sie auf den am Kreuz hängenden Heiland schauten. Wenn sie auch noch nicht alles begriffen, wußten sie doch, dass die Vernichtung der Sünde und des Teufels für alle Zeiten gewiß, dass die Erlösung der Menschen gesichert und das Weltall auf ewig gerettet war. Der Heiland selbst kannte genau die Folgen seines Opfers auf Golgatha. Diese sah er vor sich, als er am Kreuz ausrief: „Es ist vollbracht! Johannes 19,30. LC.57.2 Teilen

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