Portrait von Ellen White
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Vorwort
Vorwort
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Als 1872 das erste Zeugnis von Band 3 geschrieben wurde, war das Hauptaugenmerk der Gemeinschaft auf die mittleren und nordöstlichen Staaten der USA gerichtet. Z3.10.1 Teilen

Der Herr hatte sein Volk Schritt für Schritt vorangeführt, wie sie es verstehen und ihm vereint folgen könnten. Zunächst hatte er ihr Verständnis für die Lehren des Wortes Gottes eröffnet, die sie zu einem besonderen Volk machten, und für Wahrheiten, die keine andere Glaubensgemeinschaft mit ihnen teilte. Dann zeigte er ihnen ihre Pflicht, die Botschaft zu veröffentlichen und zu verbreiten. Und als das Werk sich ausbreitete, immer mehr Gemeinden und verschiedene Anstalten gegründet wurden, überzeugte er sie von der Notwendigkeit, Ordnung und Organisation einzuführen. Dann kam das Licht über die gesunde Lebensweise, die Gesundheitsreform, die ihnen als rechter Arm der dreifachen Engelsbotschaft eine Hilfe sein sollte, von körperlichen Leiden zu genesen und zur sittlichen Vollkommenheit zu gelangen. Z3.10.2 Teilen

Während der ersten 25 Jahre des Bestehens der Gemeinschaft war Ältester James White der Leiter des Werkes. Er begann mit dem Druck von Literatur, baute ein ärztliches Missionswerk auf — er war der Kopf aller Unternehmungen. Er besaß Weitblick, klaren Geschäftssinn, Energie, Unternehmungsgeist und die notwendige Weihe an Gott und sein Werk. Da er ununterbrochen und unermüdlich tätig war, drohte er bald unter der Last der Verantwortung zusammenzubrechen. Es wurde zur dringenden Notwendigkeit, dass andere Arbeiter herangezogen wurden, einige der Aufgaben zu übernehmen. So war der Ruf nach neuen Arbeitern Inhalt der ersten Zeugnisse von Band 3. Z3.10.3 Teilen

Während dieser Zeitperiode von drei Jahren erschienen viele Ratschläge betreffs der Gesundheitsreform, die von einigen zu weit getrieben wurde bis zum Fanatismus, wohingegen andere sich völlig gleichgültig verhielten. Sie würde sich als großer Segen erweisen, wenn sie vernünftig befolgt und dem Licht gemäß ausgelebt wurde. Z3.10.4 Teilen

Um diese Zeit begannen die Gemeindeglieder allmählich zu begreifen, dass die ganze Welt zu ihrem Arbeitsgebiet gehörte. Welche Herausforderung! Welche unermesslich gewaltige Aufgabe! Wie aber konnte die Welt mit der letzten Gnadenbotschaft erreicht werden, wenn es nicht genügend Arbeiter gab? Woher sollten befähigte, gründlich ausgebildete Arbeiter kommen, wenn es keine Möglichkeit gab, solche heranzubilden? Die Einrichtung einer Schule, die diesem Bedürfnis nachkam, war also das Werk, das unverzüglich in Angriff genommen werden musste. So wurde das Hauptgebäude in Battle Creek am 4. Januar 1875 seiner Bestimmung übergeben. Die Arbeit konnte beginnen. Z3.10.5 Teilen

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Nur wenige Monate vor diesem denkwürdigen Anlass — die Eröffnung der ersten Missionsschule der Gemeinde — war im Herbst 1874 Ältester John N. Andrews, einer der leitenden Prediger, nach der Schweiz gesandt worden, um Pionierarbeit zur Ausbreitung der Botschaft in Europa zu leisten. Z3.11.1 Teilen

Bereits seit dem Jahr 1859 waren die Gemeindeglieder zu systematischer Wohltätigkeit aufgerufen worden, um das wachsende Werk und Bedürftige zu unterstützen. Erst jetzt wurde ihre Aufmerksamkeit erstmals auf den Zehnten von all ihrem Einkommen zum Unterhalt der Prediger und das Geben von freiwilligen Gaben für andere Werksinteressen gelenkt. Doch es sollte noch bis 1879 dauern, bis dieser Plan voll zur Anwendung kam. Z3.11.2 Teilen

Wie zu erwarten war, führte das angreifende Missionsprogramm, um anderen Menschen die Wahrheit zugänglich zu machen, zur Auseinandersetzung mit anderen religiösen Gruppen. Oftmals gerieten die Prediger in Diskussionen und Argumentation, die viel Zeit in Anspruch nahmen und wenig Frucht brachten. So wurden diesbezügliche Warnungen erteilt. Z3.11.3 Teilen

Auch fehlt es in Band 3 nicht an der Wiedergabe von persönlichen Zeugnissen, die an verschiedene Personen gerichtet, aber von allgemeinem Interesse waren, da sie in mancherlei Hinsicht auch die Fälle anderer betrafen. Besonders herausragende Gesichte gab es in dieser Zeitperiode nicht so häufig, aber die gegebenen waren umfassender. Wiederholt wird Bezug genommen auf die Gesichte vom 10. Dezember 1871 und vom 3. Januar 1875. Die Umstände, die mit dem erstgenannten Gesicht verbunden waren, geben wir hier kurz wieder: Z3.11.4 Teilen

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Dieses Gesicht empfing E.G. White in Bordoville, Vermont. Ein Bericht der Versammlung an diesem Ort wurde von Ältestem A.C. Bourdeau, in dessen Haus sie stattfand, an den Review and Herald gesandt. Aus diesem Bericht geht hervor, dass E.G. White in „spezieller Weise für diese Gemeinde“ gewirkt hatte. In einer Abendversammlung wurden „persönliche Zeugnisse an anwesende Personen gerichtet, und nachdem die Angesprochenen die Richtigkeit dieser Botschaften bestätigt hatten, erfreuten sich die Versammelten des Lichts und der Freiheit“. Am Sonntagnachmittag kamen zwei Söhne von einem der Gemeindeglieder und die Frau eines andern, um sich von E.G. White zu verabschieden. Sie befanden sich in „einem Zustand des Abfalls“. Dann berichtet Ältester Bourdeau, was geschah: Z3.12.1 Teilen

„Augenblicklich fühlte Schwester White ihretwegen eine große Last und ein Verlangen nach ihrem Seelenheil. Nachdem sie länger mit ihnen gesprochen hatte, kniete sie mit ihnen nieder und betete ernstlich, glaubensvoll und anhaltend, dass sie doch zum Herrn zurückkehren möchten. Sie übergaben sich dem Herrn, beteten und versprachen, ihm fortan zu dienen. Der Geist des Herrn nahte. Schwester White fühlte sich jetzt frei, und von allen unerwartet, befand sie sich bald im Gesicht, das 15 Minuten dauerte. Z3.12.2 Teilen

Die Nachricht verbreitete sich sofort, und bald war das Haus voller Leute. Sünder erzitterten, Gläubige weinten und Abgewichene wandten sich wieder zu Gott. Aber das Werk beschränkte sich nicht nur auf die Anwesenden, wie wir seither erfahren haben. Einige, die daheim geblieben waren, wurden ebenfalls machtvoll überzeugt. Sie erkannten ihren eigenen Zustand wie nie zuvor. Der Engel Gottes bewegte die Stätte. Die Kürze der Zeit, die Schrecken und die Nähe des Gerichts und die Trübsalszeit, die weltliche Gesinnung der Gemeinde, der Mangel an brüderlicher Liebe und dass sie nicht bereit waren, dem Herrn zu begegnen — das alles stand ihnen deutlich vor Augen.“ — The Review and Herald, 26. Dezember 1871. Z3.12.3 Teilen

Die Umstände, die das Gesicht vom 3. Januar 1875 begleiteten, hat Ältester White wie folgt beschrieben: Z3.12.4 Teilen

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„Es ist mir ein Vergnügen, über die gnädige Bekundung des Heiligen Geistes an Schwester White am Abend des 3. Januar 1875 zu berichten. Sie war an schwerer Grippe erkrankt und für eine Woche ans Bett gefesselt gewesen, bis die Ärzte des Heilinstituts von ihrer Krankheit erfuhren. In diesem Zustand befolgte sie die Anweisungen, die in Jakobus 5 erteilt werden. Gleich dem Mann im Evangelium (Matthäus 12,9-13), der seine verdorrte Hand gläubig ausstreckte, erlangte auch sie durch den Glauben Befreiung von Schmerz und Krankheit und befand sich bald in einem Gesicht, das zehn Minuten dauerte. Sie kleidete sich für die Versammlung an, ging zum Gotteshaus, sprach zwanzig Minuten zu den dort Versammelten und ging anschließend nach Hause. Seither hat sie viel geschrieben und Ansprachen gehalten und bereitet sich jetzt auf eine weite Reise an die Westküste vor.“ (J.W. in der ersten Ausgabe.) Z3.13.1 Teilen

Die Zeugnisse in diesem Band erschienen erstmals im Druck wie folgt: Nummer 21 (1872); Nummer 22 (1872); Nummer 23 (1873); Nummer 24 (1875) und Nummer 25 (1875), alle in Battle Creek. Z3.13.2 Teilen

Das waren die Zeiten, in denen „Zeugnisse für die Gemeinde“, Band 3, entstand. Heute sind wir um viele Jahre dem Ende näher gerückt. Vieles, das damals noch in der Zukunft lag, hat sich inzwischen erfüllt und erfüllt sich noch vor unseren Augen. Möchten doch alle Unterweisungen, Ratschläge, Ermahnungen und Warnungen, die in dem vorliegenden Band 3 enthalten sind, allen Lesern zum Segen sein und uns allen helfen, für den großen Tag des Herrn bereit zu sein. Dies ist unser Wunsch und Gebet. Z3.13.3 Teilen

Kapitel 1: Lastenträger werden benötigt — Ein Aufruf
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Liebe Geschwister, ich fühle mich gedrungen, jetzt eine lange versäumte Pflicht zu erfüllen. Z3.14.1 Teilen

Seit Jahren hat mein Mann, vor seiner gefährlichen, langwierigen Erkrankung, mehr Arbeit geleistet, als zwei in der gleichen Zeit hätten verrichten können. Er sah keine Gelegenheit, sich von dem Druck und der Sorge auch nur kurze Zeit geistig und körperlich erholen zu können. Durch Zeugnisse wurde er vor dieser Gefahr gewarnt. Es wurde mir gezeigt, dass er zu viel Geistesarbeit leistete. Ich möchte hier ein Zeugnis wiedergeben, das ich am 26. August 1855 empfing: Z3.14.2 Teilen

„Während ich mich in Paris, Maine, aufhielt, wurde mir gezeigt, dass meines Mannes Gesundheit auf dem Spiel stand, dass die Sorgenlast, die er auf dem Herzen trug, seine Kräfte überstieg. Als die gegenwärtige Wahrheit erstmals veröffentlicht wurde, setzte er seine ganze Kraft ein und arbeitete mit nur geringer Ermutigung oder Hilfe von Seiten seiner Brüder. Von Anfang an hat er Lasten auf sich genommen, die zu viel für seine körperliche Konstitution waren. Z3.14.3 Teilen

Diese Lasten wären nicht so ermüdend, wären sie gleichmäßig auf andere verteilt worden. Während mein Mann zu viel Verantwortung trug, waren einige seiner Brüder im Predigtamt nicht bereit, auch nur die geringste auf sich zu nehmen. Und diejenigen, die Lasten und Verantwortlichkeiten scheuten, erkannten nicht, wie schwer er zu tragen hatte und waren nicht so am Fortschritt des Werkes Gottes interessiert, wie sie es hätten sein sollen. Mein Mann spürte diesen Mangel und beugte seine Schultern unter Bürden, die ihm zu schwer waren und ihn nahezu erdrückten. Als Resultat dieser Bemühungen werden zwar mehr Seelen gerettet werden, aber dieser Extraeinsatz geht auf Kosten seiner körperlichen Verfassung und beraubt ihn seiner Kräfte. Es wurde mir gezeigt, dass er seine Sorgen abwerfen sollte. Gott möchte ihn von solch ermüdender Plackerei befreien. Er sollte mehr Zeit zum Schriftstudium und in der Gesellschaft seiner Kinder verbringen, um ihren Geist zu entwickeln. Z3.14.4 Teilen

15

Ich sah, dass es nicht unsere Pflicht ist, uns um anderer Schwierigkeiten willen aufzureiben. Solch geistige Anstrengung wegen der Verkehrtheiten anderer sollte vermieden werden. Mein Mann kann fortfahren, mit allen Kräften zu arbeiten wie bisher und als Folge ins Grab sinken und für Gottes Werk verloren sein, oder man kann ihn entlasten, solange ihm noch etwas Kraft bleibt, und seine Arbeiten dadurch wirksamer gestalten.“ Z3.15.1 Teilen

Jetzt möchte ich ein Zeugnis aus dem Jahre 1859 anführen: „In meinem letzten Gesicht wurde mir gezeigt, dass der Herr möchte, dass mein Mann sich mehr mit dem Studium der Schrift beschäftigt und dadurch befähigt wird, mündlich und schriftlich Wort und Lehre deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Ich sah, dass wir in der Vergangenheit unsere Kräfte durch zuviel Mühe und Sorge, die Gemeinde in eine rechte Stellung zu bringen, verausgabt haben. Solch ermüdende Arbeit an den verschiedenen Plätzen, das Tragen der Lasten der Gemeinde, wird nicht von uns gefordert. Jede Gemeinde soll selbst ihre Lasten tragen. Unsere Aufgabe besteht darin, ihnen die Notwendigkeit ausgelebter Religion nahe zu legen und ihnen so klar wie möglich die rechte Haltung der Wahrheit gegenüber zu zeigen. Gott möchte, dass wir in großen Zusammenkünften unsere Stimmen erheben und auf die lebenswichtigen Themen der gegenwärtigen Wahrheit hinweisen. Sie müssen mit Klarheit und Entschlossenheit vorgeführt und auch schriftlich niedergelegt werden, damit die stillen Boten überall Menschen erreichen können. Von uns wird eine tiefere Weihe an das notwendige Werk gefordert. Es muss uns ernst sein, im Lichte von Gottes Angesicht zu wandeln. Wären unsere Gedanken weniger auf die Gemeindeschwierigkeiten gerichtet, würden sie freier sein, sich mit biblischen Themen zu befassen. Dieses Nachsinnen über die biblische Wahrheit würde den Verstand daran gewöhnen, sich in diesen Bahnen zu bewegen, was uns wieder befähigter für das wichtige Werk machte, das uns aufgetragen ist. Z3.15.2 Teilen

16

Es wurde mir gezeigt, dass es nicht Gott war, der uns solch schwere Lasten aufbürdete, wie wir sie in der Vergangenheit getragen haben. Es ist unsere Pflicht, zur Gemeinde zu sprechen und den Geschwistern die Notwendigkeit, für sich selbst zu arbeiten, vorzuführen. Sie sind zu viel getragen worden. Der Grund, weshalb von uns nicht gefordert wird, so schwere Lasten aufzunehmen, solch zermürbende Arbeit zu leisten, ist der, weil der Herr ein anderes Werk für uns hat. Er will nicht, dass wir uns körperlich und geistig erschöpfen, sondern dass wir unsere Kräfte sparen, um sie bei besonderen Anlässen einzusetzen, wo unsere Stimmen gehört werden sollen, wenn Hilfe wirklich benötigt wird. Z3.16.1 Teilen

Ich sah, dass wichtige Dinge unternommen werden würden, wo unser Einfluss die Leitung übernehmen sollte. Andere Einflüsse würden sich erheben, und gelegentlich würden sich Irrtümer in die Gemeinde einschleichen, wo unser Einfluss notwendig wäre. Aber durch vorhergegangene Arbeiten erschöpft, würden wir nicht jenes ruhige Urteil, jene Besonnenheit und Selbstbeherrschung besitzen, die wir brauchten, um nach Gottes Absicht den Vorsitz in dieser wichtigen Angelegenheit zu übernehmen. Z3.16.2 Teilen

Satan hat unsere Bemühungen geschwächt, indem er auf die Gemeinde einwirkte, was doppelte Anstrengungen erforderte, uns einen Weg durch Finsternis und Unglauben zu bahnen. Diese Anstrengungen, die Gemeinden in Ordnung zu bringen, haben unsere Energie erschöpft, und Mattigkeit und Schwäche waren die Folge. Ich sah, dass wir ein Werk zu tun haben, aber der Seelenfeind wird sich jedem Bemühen unsrerseits widersetzen. Die Geschwister mögen sich in einem abgefallenen Zustand befinden, so dass Gott sie nicht segnen kann. Dies ist traurig, aber wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Wir müssen unsere Pflicht tun, das Licht leuchten lassen, und die Verantwortung dem Volk überlassen.“ Z3.16.3 Teilen

Hier möchte ich ein weiteres Zeugnis vom 6. Juni 1863 zitieren: „Ich sah, dass unser Zeugnis noch in der Gemeinde gebraucht wird, dass wir darauf achten müssen, Prüfungen und Sorgen von uns fernzuhalten, und einen weihevollen Gemütszustand zu bewahren. Es ist die Pflicht derer, die im Verlag angestellt sind, ihren Kopf mehr anzustrengen, und die Pflicht meines Mannes, ihn entsprechend weniger zu beanspruchen. Er verwendet viel Zeit auf die verschiedensten Probleme, die sein Gehirn verwirren und ermüden und ihn beim Studieren oder Schreiben beeinträchtigen, so dass er sein Licht nicht gebührend im Review scheinen lassen kann. Z3.16.4 Teilen

17

Das Gehirn meines Mannes darf nicht belastet und überbeansprucht werden. Es braucht Ruhe. Er muss frei sein, damit er schreiben und die Angelegenheiten erledigen kann, die andere nicht erledigen können. Die im Verlag Angestellten könnten ihm eine große Sorgenlast abnehmen, wenn sie sich Gott weihen und tiefes Interesse für Gottes Werk hegen würden. Unter denen, die im Verlag arbeiten, sollte es keine egoistischen Gefühle geben. Sie sind im Werke Gottes beschäftigt und sind ihm verantwortlich für ihre Beweggründe und die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit in diesem Zweig seines Werkes verrichten. Sie sind gefordert, ihr Gedächtnis zu schulen. Viele denken, dass Vergesslichkeit entschuldigt werden muss. Dies ist ein großer Irrtum. Vergesslichkeit ist Sünde. Sie führt zu vielen Verlusten, zu Unordnung und mancherlei Verkehrtheiten. Dinge, die getan werden müssen, darf man nicht vergessen. Das Gedächtnis muss erzogen, es muss geschult werden, bis es Dinge behalten kann. Z3.17.1 Teilen

Mein Mann hat viele Sorgen getragen und viele Dinge getan, die andere hätten tun sollen. Aber er musste befürchten, dass sie in ihrer Gedankenlosigkeit Fehler machen würden, die nicht leicht zu berichtigen wären und zu Verlusten führen würden. Dies hat ihn immer sehr bekümmert. Die Arbeiter im Verlag sollten lernen. Sie sollten studieren, sich üben und ihren eigenen Verstand gebrauchen, denn sie befassen sich nur mit diesem einen Zweig des Werkes, während mein Mann für viele Abteilungen des Werkes verantwortlich ist. Wenn ein Arbeiter Fehler macht, sollte er empfinden, dass er den angerichteten Schaden vom eigenen Geldbeutel gutmachen muss, und es nicht dem Verlag überlassen, den Verlust zu tragen, der durch seine Unachtsamkeit entstanden ist. Er darf nicht aufhören, sich verantwortlich zu fühlen, sondern erneut versuchen und die früheren Fehler vermeiden. Auf diese Weise wird er jene Sorgfalt lernen, die Gottes Wort immer fordert, und dann hat er nicht mehr getan als nur seine Pflicht erfüllt. Z3.17.2 Teilen

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Mein Mann sollte sich Zeit nehmen, das zu tun, was nach seinem Urteil seine Gesundheit erhalten würde. Er kam auf den Gedanken, alle Lasten und Verantwortlichkeiten abwerfen und die Verlagsanstalt verlassen zu müssen, oder sein Verstand würde zu einem Wrack. Es wurde mir gezeigt, dass der Herr es ihm ebenso deutlich kundtun würde, falls er ihn von seiner Position befreien wollte, wie er es tat, als er ihm die Lasten des Werkes auferlegte. Aber er musste zu viele Lasten tragen, und seine Mitarbeiter im Verlag und seine Brüder im Predigtamt waren nur zu bereitwillig, sie ihn tragen zu lassen. Im Allgemeinen haben sie sich vor Lasten gedrückt und mit denen sympathisiert, die gegen ihn murrten. Sie ließen ihn allein, als er vom Tadel niedergebeugt war, bis Gott sein eigenes Werk verteidigt hat. Hätten sie ihren Teil der Lasten getragen, wäre mein Mann entlastet gewesen. Z3.18.1 Teilen

Ich sah, dass Gott jetzt von uns fordert, auf unsere Gesundheit, die er uns verliehen hat, zu achten, denn unser Werk ist noch nicht beendet. Noch müssen wir unser Zeugnis ablegen, und es wird Einfluss haben. Wir müssen unsere Kräfte bewahren, um sie im Werke Gottes einzusetzen, wenn unsere Arbeit benötigt wird. Wir sollten keine Bürden übernehmen, die andere tragen können und sollen. Wir müssen uns einen freudigen, hoffnungsvollen, friedlichen Gemütszustand bewahren, denn unsere Gesundheit hängt davon ab. Das Werk, das Gott von uns fordert, wird uns nicht davon abhalten, für unsere Gesundheit zu sorgen, so dass wir uns von den Folgen der Überarbeitung erholen können. Wenn wir unsere Kräfte zu sehr beanspruchen und erschöpfen, sind wir für Erkältungskrankheiten empfänglich, und dann besteht die Gefahr, dass die Erkrankung eine gefährliche Form annimmt. Wir dürfen es nicht Gott überlassen, dass er in diesem Fall für uns sorge, wenn er diese Verantwortung uns auferlegt hat.“ Z3.18.2 Teilen

Am 25. Oktober 1869, während ich in Adams Center, New York, war, wurde mir gezeigt, dass einige unserer Prediger versäumen, alle Verantwortlichkeiten zu tragen, die Gott ihnen auferlegt. Dieses Versäumnis legt andern, die sich als Lastenträger erweisen, zusätzliche Arbeit auf, besonders meinem Mann. Einige Prediger versäumen, voranzugehen und etwas im Werke Gottes zu wagen und zu unternehmen. Wichtige Entscheidungen müssen getroffen werden. Da jedoch Sterbliche nicht das Ende von Anbeginn absehen können, schrecken einige davor zurück, ein Wagnis einzugehen und voranzuschreiten, wie Gottes Vorsehung sie führt. Irgend jemand muss den ersten Schritt tun. Irgend jemand muss in der Furcht Gottes etwas unternehmen und die Folgen ihm überlassen. Jene Prediger, die diesen Teil der Arbeit versäumen, verlieren viel. Sie versäumen jene Erfahrung, die sie zu starken, tüchtigen Männern machen würde, auf die man sich in der Zeit der Not verlassen kann. Z3.18.3 Teilen

19

Bruder A, du schreckst davor zurück, ein Risiko einzugehen. Du bist nicht bereit, etwas zu wagen, wenn du den Weg nicht klar vor dir siehst. Aber jemand muss genau das tun; jemand muss im Glauben vorangehen, oder es wird keine Fortschritte geben noch wird etwas erreicht werden. Die Furcht, du könntest Fehler oder eine falsche Bewegung machen und dafür getadelt werden, hemmt dich. Du willst keine Verantwortung übernehmen, weil du in der Vergangenheit einige Fehler gemacht hast. Geh voran nach deinem besten Urteilsvermögen und überlass die Resultate Gott. Jemand muss es tun, für keinen ist es leicht. Niemand sollte alle Verantwortung allein tragen. Mit viel Überlegung und ernstem Gebet sollte sie gleichmäßig verteilt werden. Z3.19.1 Teilen

Als mein Mann von Krankheit geplagt war, prüfte und erprobte der Herr sein Volk, um zu offenbaren, was in ihren Herzen war. Er zeigte, was verborgen und unentdeckt in ihnen schlummerte und nicht in Übereinstimmung mit dem Geiste Gottes war. Die prüfenden Umstände, denen wir ausgesetzt waren, brachte in unseren Brüdern das zum Vorschein, was sonst nie offenbar geworden wäre. Der Herr zeigte seinem Volk, dass menschliche Weisheit Torheit ist und dass ihre Pläne und Kalkulationen sich als Fehlschlag erweisen, wenn sie ihr Vertrauen nicht auf Gott setzen und sich von ihm abhängig fühlen. Wir müssen aus diesen Dingen lernen. Wenn Fehler begangen werden, sollten sie als Lehre und Unterweisung dienen, aber nicht dazu führen, Lasten und Verantwortung zu vermeiden. Wo viel auf dem Spiel steht und wo wichtige Angelegenheiten betrachtet und wesentliche Fragen gelöst werden müssen, sollten Gottes Diener persönlich Verantwortung übernehmen. Sie können nicht die Bürde abwerfen und gleichzeitig Gottes Willen tun. Einige Prediger ermangeln der Fähigkeiten, die notwendig sind, um die Gemeinden aufzubauen, und sie sind nicht bereit, sich im Werke Gottes abzumühen. Sie sind nicht geneigt, sich völlig dem Werk hinzugeben, mit ungeteiltem Interesse, unvermindertem Eifer und unermüdlicher und anhaltender Geduld. Würden diese Befähigungen in den Gemeinden eingesetzt, befänden sich diese in Ordnung, und für meinen Mann wäre die Arbeit nicht so schwer. Nicht jeder Prediger hält sich ständig vor Augen, dass die Arbeit eines jeden der Untersuchung im Gericht standhalten muss und dass alle danach belohnt werden, wie ihre Werke es verdient haben. Z3.19.2 Teilen

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Bruder A, du trägst eine Verantwortung im Gesundheitsinstitut (später bekannt als „Battle Creek Sanatorium“). Du solltest erwägen und gut nachdenken. Oft wäre die Zeit, die du mit Lesen verbringst, die geeignetste, zu erwägen und zu studieren, was getan werden muss, um im Institut und im Verlag Ordnung zu schaffen. Mein Mann hat diese Bürden auf sich genommen, weil er sieht, dass die Arbeit für diese Einrichtungen von irgend jemand getan werden muss. Wenn andere nicht die Leitung übernehmen, tritt er in die Bresche und hilft dem Mangel ab. Z3.20.1 Teilen

Gott hat meinen Mann beraten und gewarnt, seine Kräfte zu schonen. Ich sah, dass der Herr ihm aufgeholfen hat. Sein Leben ist ein Wunder der Barmherzigkeit — nicht zu dem Zweck, dass er es wieder aufs Spiel setzt, indem er alle Lasten, unter denen er zusammenbrach, wieder aufnimmt. Das Volk Gottes kann aus seinen Erfahrungen im Aufbau der allgemeinen Interessen des Werkes und in Verbindung mit der mir aufgetragenen Arbeit Nutzen ziehen. Z3.20.2 Teilen

Bruder A, du solltest in deinem Verhalten sehr vorsichtig sein, besonders in Battle Creek. Wenn du Besuche machst, unterhalte dich nur über sehr wichtige Themen. Gib acht, dass dein Beispiel nicht deinen Anordnungen widerspricht. Dies ist ein wichtiger Posten, der Arbeit erfordert. Während du hier bist, nimm dir die Zeit, über das nachzudenken, was getan werden muss und sorgfältiges Überlegen, volle Aufmerksamkeit und ernstes, glaubensvolles Gebet erfordert. Du solltest ein ebenso großes Interesse für alles, was mit dem Gesundheitsinstitut und dem Verlag zusammenhängt, an den Tag legen, wie mein Mann. Betrachte das Werk als dein eigenes. Du kannst nicht das Werk tun, zu dem Gott meinen Mann speziell befähigt hat, noch kann er die Arbeit verrichten, zu der Gott dich befähigt hat. Aber ihr beide zusammen, vereint in harmonischer Arbeit, du in deiner Stellung und mein Mann in seiner, könnt viel ausrichten. Z3.20.3 Teilen

21

Das Werk, an dem wir alle interessiert sind, ist groß, und befähigte, willige und lastentragende Arbeiter gibt es in der Tat nur wenige. Gott wird dir Kraft geben, mein Bruder, wenn du vorangehst und auf ihn wartest. Er wird meinem Mann und mir in unserem gemeinsamen Werk Kraft schenken, wenn wir zu seiner Verherrlichung alles tun, was in unserer Fähigkeit und Kraft liegt. Du solltest dort wohnen, wo du eine günstigere Gelegenheit hast, deine Gaben nach der Befähigung, die Gott dir gegeben hat, in Anwendung zu bringen. Hänge dich mit deinem ganzen Gewicht an Gott. Gib ihm Gelegenheit, dich zu lehren, zu leiten und zu beeinflussen. Du fühlst ein tiefes Interesse am Werk Gottes, und du musst um Licht und Führung zu ihm aufschauen. Er gibt dir Licht. Aber als Christi Botschafter wird von dir gefordert, treu zu sein und Verkehrtheiten in Sanftmut und Liebe zu korrigieren, und dann werden deine Anstrengungen nicht umsonst sein. Z3.21.1 Teilen

Seit mein Mann sich von seiner Schwäche erholt hat, haben wir unermüdlich gearbeitet. Wir haben nicht nach eigener Bequemlichkeit und eigenem Vergnügen gefragt. Wir sind umhergereist und haben auf Lagerversammlungen gearbeitet. Wir haben unsere Kräfte überbeansprucht und sind schwach geworden, weil wir uns keine Ruhepause gönnen konnten. Im Jahr 1870 haben wir an zwölf Lagerversammlungen teilgenommen. Bei einer Anzahl dieser Versammlungen ruhte die Arbeitslast fast völlig auf uns. Wir reisten von Minnesota nach Maine, nach Missouri und Kansas. Z3.21.2 Teilen

Mein Mann und ich vereinten unsere Anstrengungen, den Health Reformer besser zu gestalten und ihn zu einer interessanten und nützlichen Zeitschrift zu machen, zu einem erwünschten Blatt, nicht nur bei Gemeindegliedern, sondern auch für alle Gesellschaftsklassen. Diese Arbeit hat ihn sehr beansprucht. Auch der Review und der Instructor wurden sehr verbessert. Er leistete Arbeit für drei. Und während ihm alle Arbeit im Verlagswerk zufiel, hätte die Geschäftsverwaltung des Gesundheitsinstituts und der Verlagsgesellschaft die Arbeit von zwei Männern erfordert, um ihnen aus der finanziellen Misere herauszuhelfen. Z3.21.3 Teilen

22

Untreue Männer, die mit der Arbeit im Verlag und dem Institut betraut waren, hatten durch Selbstsucht und einen Mangel an Hingabe die Geschäfte des Werkes in einen furchtbaren Zustand gebracht. Es gab unerledigte Angelegenheiten, die in Ordnung gebracht werden mussten. Mein Mann nahm sich der Sache an und arbeitete, was seine Kräfte nur hergaben, bis hin zur Erschöpfung. Wir sahen, dass er in Gefahr war; wie konnte er aber innehalten, ehe die Arbeit im Verlag nicht beendet war. Beinahe täglich erhoben sich neue Schwierigkeiten, die durch die Untreue der verantwortlichen Männer verursacht worden waren. Meines Mannes Gehirn wurde bis zum Äußersten beansprucht. Aber das Schlimmste ist jetzt überstanden, und das Werk geht gedeihlich voran. Z3.22.1 Teilen

Anlässlich der Generalkonferenz bat mein Mann, von den auf ihm lastenden Bürden befreit zu werden. Aber trotz seiner inständigen Bitten wurde ihm wieder die Verantwortung für den Review und den Reformer aufgeladen, mit der Ermutigung, dass Männer, welche die Lasten und Verantwortlichkeiten übernehmen sollten, nach Battle Creek kommen würden. Leider ist bisher keine Hilfe gekommen, die die Last der finanziellen Verwaltung des Verlags von seinen Schultern genommen hätte. Z3.22.2 Teilen

Mein Mann ist erschöpft. Wir haben im Westen vier Lagerversammlungen beigewohnt, und jetzt werden wir von den Brüdern gedrängt, auch an den Versammlungen im Osten teilzunehmen. Wir wagen es nicht, noch zusätzliche Bürden zu übernehmen. Als wir von unserer Arbeit im Juli 1871 von den Lagerversammlungen im Westen zurückkehrten, fanden wir eine Menge Arbeit vor, die sich während meines Mannes Abwesenheit angehäuft hatte. Wir fanden bisher keine Gelegenheit zur Ruhe. Mein Mann muss entlastet werden. Es gibt zu viele, die meines Mannes Gehirn benutzen, anstatt ihr eigenes anzustrengen. Angesichts der Erkenntnis, die Gott uns zuteil werden ließ, bitten wir euch, meine Brüder, inständig, meinen Mann zu entlasten. Ich bin nicht bereit, die Konsequenzen auf mich zu nehmen, wenn mein Mann weiterhin in der Weise arbeitet wie bisher. Er hat euch seit Jahren treu und selbstlos gedient und ist schließlich unter der aufgebürdeten Last zusammengebrochen. Dann haben ihn die Brüder, denen er vertraute, verlassen. Sie überließen ihn meinen Händen und kümmerten sich nicht um ihn. Nahezu zwei Jahre lang war ich seine Pflegerin, seine Wärterin und seine Ärztin. Ich möchte nicht ein zweites Mal durch diese Erfahrung hindurch müssen. Brüder, wollt ihr uns nicht die Lasten abnehmen und uns gestatten, unsere Kräfte zu bewahren, wie Gott es von uns wünscht, damit das Werk als Ganzes Nutzen aus unserem Bemühen, in Verbindung mit seiner Kraft, ziehen kann? Oder wollt ihr, dass wir so geschwächt werden, dass wir völlig unbrauchbar sind? Z3.22.3 Teilen

23

Der vorausgegangene Teil dieses Aufrufs wurde auf der Lagerversammlung in New Hampshire verlesen, die im August 1871 stattfand. Z3.23.1 Teilen

Als wir im Herbst 1870 von Kansas zurückkehrten, lag Bruder B. daheim zu Bett wegen einer fieberhaften Erkrankung. Schwester Van Horn fehlte zur gleichen Zeit an ihrem Arbeitsplatz im Verlag, weil sie wegen des plötzlichen Todes ihrer Mutter erkrankt war. Auch Bruder Smith war nicht auf seinem Posten im Verlag. Er befand sich in Rochester, New York, wo er sich vom Fieber erholte. Es gab eine Fülle unerledigter Arbeit im Verlag, doch Bruder B. verließ den Arbeitsplatz, um sich eigenem Vergnügen zu widmen. Dieses Verhalten zeugt davon, wer er ist. Heilige Pflichten bedeuten ihm nichts. Z3.23.2 Teilen

So zu handeln, wie er es tat, bedeutet, dass er das in ihn gesetzte Vertrauen missbraucht hat. Welch krasser Gegensatz besteht doch zwischen seinem Leben und dem Leben Christi, unseres Vorbildes! Er war der Sohn Jehovas, der Herzog unserer Seligkeit. Er arbeitete und litt um unsertwillen. Er verleugnete sich selbst. Sein ganzes Leben war eine fortwährende Runde von mühsamer Plackerei und Entbehrung. Wenn er gewollt hätte, dann hätte er seine Tage in einer von ihm erschaffenen Welt in Bequemlichkeit und Fülle verleben und sich aller Vergnügungen und Freuden bedienen können, die diese Welt ihm bot. Aber er war nicht auf seine eigene Bequemlichkeit bedacht. Er lebte nicht sich selbst zum Gefallen, sondern um andern Gutes zu tun und ihnen Segen mitzuteilen. Z3.23.3 Teilen

24

Bruder B. war an Fieber erkrankt. Sein Fall war kritisch. Aber um dem Werk Gottes gerecht zu werden, fühle ich mich gedrungen zu erklären, dass diese Krankheit nicht die Folge unermüdlicher Arbeit im Interesse der Verlagsanstalt war. Unvernünftiges Verhalten auf einer Reise nach Chicago zum eigenen Vergnügen war die Ursache dieser langwierigen, gefährlichen, schmerzhaften Krankheit. Gott unterstützte ihn nicht, als er seinen Pflichtposten verließ zu einer Zeit, wo so viele derer, die wichtige Stellungen bekleideten, nicht anwesend waren. Zu einer Zeit, wo er nicht für eine Stunde hätte fehlen sollen, ging er davon, und Gott bewahrte ihn nicht. Z3.24.1 Teilen

Für uns gab es keine Ruhepause, so sehr wir sie benötigten. Der Review, der Reformer und der Instructor mussten herausgegeben werden. Viele Briefe waren zurückgelegt worden, um sie bei unserer Rückkehr zu überprüfen. Der Verlag befand sich in einem traurigen Zustand. Alles musste in Ordnung gebracht werden. Mein Mann war unermüdlich an der Arbeit. Ich half ihm, wo ich konnte; aber das war nicht viel. Er musste schwierige geschäftliche Angelegenheiten erledigen und unsere Zeitschriften inhaltlich verbessern. Er konnte sich nicht auf die Hilfe von irgend einem der anderen Prediger verlassen. Sein Kopf, sein Herz und seine Hände waren voll eingespannt. Die Brüder A. und C. waren ihm keine Ermutigung, obwohl sie wussten, dass er in Battle Creek allein dastand. Sie hielten seine Hände nicht empor. Sie schrieben äußerst entmutigend von ihrer schwachen Gesundheit und dass sie so erschöpft seien, dass man sich nicht darauf verlassen könne, dass sie irgendeine Arbeit übernehmen würden. Mein Mann sah, dass in dieser Richtung nichts zu hoffen war. Trotz seiner doppelten Belastung den ganzen Sommer hindurch konnte er nicht ruhen. Und obgleich er sich sehr schwach fühlte, ermannte er sich zu der Arbeit, die andere vernachlässigt hatten. Z3.24.2 Teilen

25

Der Reformer war nahezu zum Untergang verurteilt. Bruder B. hatte die extreme Stellung des Dr. Trall nachdrücklich betont. Dies hatte den Doktor beeinflusst, im Reformer eine striktere Haltung gegen Milch, Zucker und Salz einzunehmen, als er es von sich aus getan hätte. Die Stellung, sich ganz dieser Dinge zu enthalten, mag am rechten Platz in Ordnung sein; aber die Zeit war noch nicht gekommen, um allgemein dagegen Stellung zu nehmen. Und diejenigen, die ihre Stellung einnehmen und den Gebrauch von Milch, Butter und Zucker ablehnen, sollten zuerst ihre eigene Speisetafel von diesen Dingen reinigen. Obgleich Bruder B. im Reformer die Ansicht von Dr. Trall vertrat, was den schädlichen Einfluss von Milch, Salz und Zucker anbetraf, praktizierte er selbst nicht das, was er lehrte. Am eigenen Tisch wurden diese Artikel täglich verwendet. Z3.25.1 Teilen

Viele unserer Geschwister hatten ihr Interesse am Reformer verloren. Täglich ging Post mit der entmutigenden Nachricht ein: „Bitte schickt mir keinen Reformer mehr.“ Aus dem Westen, wo das Land erst frisch besiedelt und Obst eine Rarität ist, kamen Briefe mit der Frage: „Wovon leben die Freunde der Gesundheitsreform in Battle Creek? Verwenden sie überhaupt kein Salz mehr? Wenn es so ist, dann können wir im Augenblick die Gesundheitsreform nicht akzeptieren. Wir können nur sehr wenig Obst bekommen. Wir haben die Verwendung von Fleisch, Tee, Kaffee und Tabak aufgegeben; aber von irgend etwas müssen wir ja leben.“ Z3.25.2 Teilen

Wir verbrachten eine Zeit im Westen, und wir wissen, wie wenig Obst es dort gibt. Wir fühlten mit unseren Geschwistern, die gewissenhaft danach trachten, in Übereinstimmung mit der Körperschaft der STA zu leben. Man hat sie entmutigt, und einige gaben die Gesundheitsreform auf, weil sie befürchteten, dass man in Battle Creek zu radikal und fanatisch war. Im Westen fanden wir keine Abnehmer für den Health Reformer. Wir erkannten, dass die Schreiber des Reformers voranliefen und das Volk hinter sich zurückließen. Wenn wir Stellungen einnehmen, die gewissenhafte Christen, die wirklich Reformer sind, nicht einmal akzeptieren können, welchen Nutzen werden sie dann für jene Menschen haben, die wir nur vom gesundheitlichen Standpunkt aus erreichen können? Z3.25.3 Teilen

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Wir dürfen nicht schneller vorangehen, als wir diejenigen mitnehmen können, deren Gewissen und Verstand von den Wahrheiten, die wir vertreten, überzeugt sind. Wir müssen den Leuten begegnen, wo sie sich befinden. Einige von uns haben viele Jahre gebraucht, um zur gegenwärtigen Stellung in der Gesundheitsreform zu gelangen. Eine Reform in der Lebensweise ist ein langsamer Prozess. Wir haben machtvollen Neigungen zu begegnen, denn die Welt ist der Schwelgerei ergeben. Wir müssen den Leuten ebenso viel Zeit zugestehen, wie wir brauchten, um zum gegenwärtigen Stand in der Reform zu gelangen, und ihnen gestatten, Schritt für Schritt voranzugehen, wie wir es taten, bis ihre Füße fest auf der Plattform der Gesundheitsreform gegründet sind. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, nicht zu rasch davonzueilen, damit wir nicht gezwungen sind, Rückwärtsschritte zu unternehmen. Was Reformen anbetrifft, sollten wir besser um einen Schritt vom Ziel zurückbleiben, als darüber hinaus zu schießen. Und wenn wir irren, dann lasst es auf der Seite sein, die dem Volk am nächsten liegt. Z3.26.1 Teilen

Vor allem sollten wir mit unserer Schreibfeder keine Stellung befürworten, die wir nicht praktisch in unseren eigenen Familien, am eigenen Tisch, ausprobiert haben. Dies ist Verstellung, eine Art Heuchelei. In Michigan können wir besser ohne Salz, Zucker und Milch auskommen, als viele, die im fernen Westen oder fern im Osten wohnen, wo es wenig Früchte gibt. Aber in Battle Creek gibt es nur sehr wenige Familien, die diese Artikel nicht auf ihren Tisch bringen. Wir wissen, dass eine reichliche Verwendung dieser Dinge der Gesundheit abträglich ist, und in vielen Fällen wäre es besser, sie überhaupt nicht zu verwenden, um sich einer guten Gesundheit zu erfreuen. Aber im Augenblick ist das nicht unsere Botschaft. Die Leute sind so weit zurück, dass wir sie zuerst einmal dazu bringen müssen, ihre schädlichen Genüsse und Reizmittel aufzugeben. Wir legen entschieden Zeugnis ab gegen Tabak, Alkohol, Schnupftabak, Tee, Kaffee, Fleisch, Butter, scharfe Gewürze, satte Kuchen, mit Fleisch gefüllte Pasteten, viel Salz und alles Erregende, das als Nahrungsmittel verwendet wird. Z3.26.2 Teilen

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Wenn wir es mit Leuten zu tun haben, die keine Erkenntnis in der Gesundheitsreform besitzen, und wir führten ihnen diese in der strengsten Form vor, so könnten sie entmutigt werden, wenn sie sehen, was sie alles aufgeben sollen, und sie werden sich überhaupt nicht bemühen, eine Reform durchzuführen. Wir müssen die Leute geduldig und schrittweise voranbringen und nicht „des Brunnens Gruft, daraus [wir] gegraben sind“ (Jesaja 51,1) vergessen. Z3.27.1 Teilen

Kapitel 2: Ungeheiligte Fähigkeiten

Es wurde mir gezeigt, dass Bruder B. ernsthafte Charakterfehler besitzt, die ihn unfähig machen, eng mit dem Werke Gottes verbunden zu werden, wo wichtige Verantwortungen getragen werden müssen. Er hat genügend geistige Fähigkeiten; aber Herz und Neigungen sind nicht Gott ergeben. Deshalb kann man sich auf ihn nicht verlassen und ihm eine so wichtige Aufgabe wie die Veröffentlichung der Wahrheit durch den Verlag in Battle Creek anvertrauen. Ein Fehler oder eine Pflichtvergessenheit in diesem Werk hat Einfluss auf Gottes Werk im Allgemeinen. Bruder B. sieht sein Fehlverhalten nicht ein, deshalb reformiert er sich nicht. Z3.27.2 Teilen

Durch geringfügige Dinge werden unsere Charaktere zu Gewohnheiten der Redlichkeit herangebildet. Du, mein Bruder, bist geneigt, die Wichtigkeit kleiner Vorkommnisse im täglichen Leben zu unterschätzen. Dies ist ein großer Fehler. Nichts, womit wir es zu tun haben, ist wirklich geringfügig. Jede Handlung zählt entweder auf Seiten des Rechts oder des Unrechts. Gerade durch Ausübung von Grundsätzen in kleinen Vorgängen des alltäglichen Lebens werden wir geprüft und wird unser Charakter gebildet. Durch die wechselnden Lebensumstände werden wir getestet und erprobt. Dadurch empfangen wir Kraft, auch größere und wichtigere Prüfungen zu bestehen, denen wir unterworfen sind, und wir werden befähigt, wichtigere Stellungen zu bekleiden. Das Gemüt muss durch tägliche Prüfungen zu Gewohnheiten der Redlichkeit, zu einem Empfinden der Ansprüche von Recht und Pflicht erzogen werden, anstatt den Neigungen und dem Vergnügen nachzugeben. Gemüter, die so herangebildet wurden, wanken nicht zwischen Recht und Unrecht wie ein Schilfrohr im Wind. Sobald ihnen eine Angelegenheit vorgelegt wird, erkennen sie sogleich, dass hier Grundsätze auf dem Spiel stehen, und instinktiv wählen sie das Rechte, ohne lange darüber zu debattieren. Sie sind treu, weil sie sich in Gewohnheiten der Wahrhaftigkeit und Wahrheit geübt haben. Indem sie in geringen Sachen treu sind, erlangen sie Stärke, und es fällt ihnen leicht, auch in schwerwiegenden Angelegenheiten treu zu sein. Z3.27.3 Teilen

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Bruder B‘s Erziehung war nicht dazu angetan, jene hohen sittlichen Wesenszüge zu stärken, die ihn befähigt hätten, allein in der Kraft Gottes in der Verteidigung der Wahrheit dazustehen. Er ist nicht imstande, inmitten von ärgstem Widerstand fest wie ein Fels zum Grundsatz zu stehen und sittlichen Charakter zu bewahren, unbewegt von menschlichem Lob oder Tadel oder Belohnung und eher den Tod zu erleiden, als ein verletztes Gewissen zu haben. Solche Redlichkeit wird im Verlag benötigt, aus dem feierliche, ernste Wahrheiten hervorgehen sollen, nach denen die Welt gerichtet wird. Z3.28.1 Teilen

Gottes Werk braucht Männer von hohem moralischen Wert, um es bekannt zu machen. Es braucht Männer, von heiligem Feuer erfüllt, Männer mit starken Vorsätzen, die sich nicht leicht bewegen lassen, die jedes selbstsüchtige Begehren beiseite legen und alles für Kreuz und Krone dahingeben. Das Werk der gegenwärtigen Wahrheit leidet unter einem Mangel an Männern, deren sittliche Redlichkeit fest ist und deren Energie sich der öffnenden Vorsehung Gottes anpassen kann. Solche Befähigungen wie diese sind von viel größerem Wert als riesige Geldsummen, im Werke Gottes investiert. Tatkraft, sittliche Redlichkeit und strenger Vorsatz, das Rechte zu tun, sind Eigenschaften, die nicht mit Gold aufgewogen werden können. Männer solchen Charakters haben überall Einfluss. Ihr Leben wird sich als machtvoller erweisen als größte Beredsamkeit. Gott ruft Männer mit Herz, Verstand und moralischer Unversehrtheit, die er zu Verwahrern seiner Wahrheit machen kann und die ihre heiligen Grundsätze im täglichen Leben korrekt darstellen. Z3.28.2 Teilen

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In mancherlei Hinsicht besitzt Bruder B. Gaben, wie sie nur wenige haben. Wäre sein Herz völlig dem Werk ergeben, könnte er im Verlag eine wichtige Position bekleiden, und er würde von Gott akzeptiert. Er sollte sich bekehren und demütigen wie ein kleines Kind und nach wahrer Herzensfrömmigkeit trachten, damit sein Einfluss im Verlag und überall im Werke Gottes das sein kann, was er sein sollte. Sein bisheriger Einfluss ist solcherart gewesen, dass er allen im Verlag, besonders den Jugendlichen, geschadet hat. Seine Stellung als Vorarbeiter verlieh ihm Einfluss. Er hat sich nicht gewissenhaft verhalten noch stand ihm Gottesfurcht vor Augen. Einige hat er vorgezogen und begünstigt. Er vernachlässigte andere, die wegen ihrer Treue und Fähigkeit besonderer Ermutigung bedurften. Er brachte solche in Bedrängnis und Verwirrung, denen er besonderes Interesse hätte entgegenbringen sollen. Männer, die ihre Zuneigung und ihr Interesse einem oder zwei der Angestellten zuwenden und sie zum Nachteil anderer begünstigen, sollten nicht für einen weiteren Tag in ihrer Stellung belassen werden. Diese unheilige Parteilichkeit für besonders Auserkorene, die der Eitelkeit schmeicheln mögen, auf Kosten anderer, die gewissenhaft und gottesfürchtig und in Gottes Augen weit wertvoller sind, ist vor ihm sehr anstößig. Wir sollten das wertschätzen, dem Gott Wert beimisst. Er betrachtet den Schmuck eines sanften und stillen Geistes für wertvoller als äußere Schönheit, äußeren Schmuck, Reichtum oder weltliche Ehre. Z3.29.1 Teilen

Die wahren Nachfolger Christi werden keine enge Freundschaft mit denen schließen, die ernste Charakterfehler aufweisen und deren Beispiel, als Ganzes gesehen, der Nachahmung nicht wert ist, während es ihr Vorrecht ist, sich mit solchen Menschen zu verbinden, die gewissenhaft ihre Pflicht erfüllen, was Geschäft und Religion anbetrifft. Diejenigen, denen es an Grundsatz und Hingabe mangelt, haben oft größeren Einfluss, die Gemüter ihrer engen Freunde zu formen, als jene, die ausgeglichen sind und imstande wären, Menschen mit fehlerhaften Charakteren und solche, denen es an geistiger Gesinnung und Hingabe mangelt, zu leiten und zu beeinflussen. Z3.29.2 Teilen

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Bruder B‘s unheiliger Einfluss gefährdet die Seelen derer, die seinem Beispiel folgen. Sein Taktgefühl und seine Freimütigkeit werden bewundert und verleiten diejenigen, die mit ihm verbunden sind, dazu, ihm Fähigkeiten zuzuschreiben, die er nicht hat. Im Verlag war er unbekümmert betreffs seiner Arbeitszeit. Hätte dies nur Einfluss auf ihn persönlich gehabt, wäre es nur eine kleine Sache gewesen. Aber seine Stellung als Vorarbeiter verlieh ihm Einfluss. Sein Beispiel für die Verlagsangestellten, besonders für die Lehrlinge, war nicht vorsichtig und gewissenhaft. Wenn Bruder B. mit seinem scharfsinnigen Talent ein Gefühl für seine moralische Verpflichtung besäße, könnten seine Dienste dem Verlag wertvoll sein. Wären seine Prinzipien solcherart, dass ihn nichts von seiner Pflicht abwendig machen, dass ihn nichts zu einer unrechten Handlung veranlassen könnte, dann würde sein Einfluss andere umgestaltet haben. Aber sein Wunsch nach Vergnügen verführte ihn, seinen Pflichtposten zu verlassen. Wäre er in der Furcht Gottes dagestanden, unbewegt von Tadel oder Schmeichelei, treu zu seiner Überzeugung von Wahrheit und Recht, so könnte er überall ein hervorragender Mann mit gebietendem Einfluss sein. Bruder B. mangelt es an Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit. Ihm fehlt das Gefühl dafür, sich der öffnenden Vorsehung Gottes anzupassen und die Gelegenheit rasch zu ergreifen. Er liebt Menschenlob. Er lässt sich von Umständen beeinflussen und gibt Versuchungen nach. Man kann sich nicht auf seine Redlichkeit verlassen. Z3.30.1 Teilen

Bruder B. hat keine gesunde religiöse Erfahrung. Er ließ sich von Gefühlen, nicht von Grundsätzen leiten. Sein Herz stand nicht recht vor Gott, und er hatte weder die Furcht noch die Verherrlichung Gottes vor Augen. Er handelte wie jemand, der in einem gewöhnlichen Geschäft angestellt war, und hatte nur wenig Empfinden für die Heiligkeit des Werkes, mit dem er verbunden war. Er hatte weder Selbstverleugnung noch Sparsamkeit geübt, deshalb hatte er keine Erfahrung darin. Manchmal arbeitete er ernsthaft und zeigte Interesse am Werk. Dann wieder ging er sorglos mit seiner Zeit um, verbrachte kostbare Augenblicke mit unwichtigen Unterhaltungen, hielt andere davon ab, ihrer Pflicht nachzukommen und gab ihnen ein Beispiel in Unbekümmertheit und Untreue. Gottes Werk ist heilig und ruft nach Männern von erhabener Redlichkeit. Es werden Männer benötigt, deren Gefühl fürs Rechte, selbst in geringsten Angelegenheiten, ihnen nicht gestattet, einen Bericht über ihre Arbeitszeit abzugeben, der nicht korrekt den Tatsachen entspricht. Es werden Männer benötigt, die ein Empfinden dafür haben, dass die Geldmittel, die sie verwalten, Gott gehören, und die nicht einen Pfennig unrechtmäßigererweise für sich selbst verwenden würden. Männer werden benötigt, die treu, gewissenhaft, achtsam und fleißig in ihrer Arbeit sind, ob der Arbeitgeber anwesend oder abwesend ist, die durch ihre Treue beweisen, dass sie keine Augendiener sind, sondern gewissenhafte, verlässliche, redliche Arbeiter, die das Rechte tun, nicht um Menschenlobs willen, sondern weil sie das Rechte lieben und erwählen, weil sie ein erhabenes Gefühl für ihre Verpflichtung Gott gegenüber haben. Z3.30.2 Teilen

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Eltern sind nicht gründlich in der Erziehung ihrer Kinder. Sie erkennen nicht, wie notwendig es ist, ihre Gemüter durch Zucht zu formen. Sie lassen ihnen eine oberflächliche Erziehung angedeihen und sorgen sich mehr um äußeren Schmuck als um eine solide Erziehung, welche die Fähigkeiten so entwickeln und lenken würde, dass die Seelen und Verstandeskräfte zunehmen und durch Übung erstarken. Die Verstandeskräfte müssen herangebildet werden, damit sie zur Verherrlichung Gottes angewandt werden können. Die Verstandeskräfte müssen sorgfältig geschult werden, damit die verschiedenen Regionen gleichmäßig durch Anwendung entwickelt und gekräftigt werden. Wenn Eltern ihren Kindern gestatten, ihren eigenen Kopf durchzusetzen, ihren Neigungen und ihrem Vergnügen zu folgen, während sie ihre Pflichten vernachlässigen, dann werden ihre Charaktere auf diese Weise geformt, und sie werden zu keiner verantwortlichen Stellung im Leben befähigt sein. Die Wünsche und Neigungen der Kinder sollen eingeschränkt, die schwachen Wesenszüge gestärkt und die überentwickelten Neigungen unterdrückt werden. Z3.31.1 Teilen

Wenn eine Fähigkeit unentwickelt bleibt oder in falsche Bahnen gelenkt wird, wird Gottes Absicht nicht erfüllt. Alle Anlagen sollten richtig entwickelt werden. Auf jede muss geachtet werden, denn sie hat Auswirkung auf andere. Eine jede Fähigkeit braucht Schulung, damit Ausgeglichenheit der Verstandeskräfte erreicht wird. Wenn ein oder zwei Organe entwickelt und fortwährend beansprucht werden, weil eure Kinder ihre Verstandeskraft in dieser Hinsicht einzusetzen wünschen und andere Geisteskräfte dabei vernachlässigen, dann werden sie mit unausgeglichenen Gemütern und unharmonischen Wesenszügen heranwachsen. Sie werden klug und stark in einer Richtung sein, aber sehr ungenügend in anderen Dingen, die genauso wichtig sind. Sie werden keine tauglichen Männer und Frauen sein. Ihre Mängel werden offen zutage treten und ihren ganzen Charakter verderben. Z3.31.2 Teilen

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Bruder B. hat eine beinahe unbeherrschbare Neigung zu Sehenswürdigkeiten und Vergnügungsreisen genährt. Zeit und Geld werden vergeudet, um seinen Wunsch nach Ausflügen zu befriedigen. Seine selbstsüchtige Liebe zu Vergnügen verleitet ihn, heilige Pflichten zu vernachlässigen. Bruder B. hält gerne Predigten, aber er hat nie gefühlt, dass ein Wehe auf ihm ruht, wenn er nicht das Evangelium predigt. Er hat oft seine Arbeit im Verlag, die seine Aufmerksamkeit erforderte, verlassen, um der Einladung seiner Brüder in anderen Gemeinden zu folgen. Wenn er die Feierlichkeit des Werkes Gottes für diese Zeit empfunden, auf Gott vertraut, Selbstverleugnung geübt und Christi Kreuz auf sich genommen hätte, so würde er ein gutes Werk getan haben. Aber oft hatte er so wenig Gefühl für die Heiligkeit des Werkes, dass er die Gelegenheit, andere Gemeinden zu besuchen, zur eigenen Befriedigung benutzte, im kurzen gesagt, sie zu einer Vergnügungsreise machte. In welch krassem Widerspruch stehen diese Vergnügungsreisen doch zu den Reisen der Apostel, die erfüllt vom Wort des Lebens und unter Bekundung des Geistes hinausgingen, den gekreuzigten Christum zu verkündigen! Sie wiesen durch Selbstverleugnung und Kreuztragen auf den lebendigen Weg hin. Sie folgten dem Heiland in seinen Leiden nach, und ihr größter Wunsch war, Jesum Christum, den Gekreuzigten, zu erkennen. Sie waren nicht auf ihre Bequemlichkeit bedacht noch erachteten sie ihr Leben für zu teuer. Sie lebten nicht, um sich zu vergnügen, sondern um Gutes zu tun und Seelen zu retten, für die Christus starb. Z3.32.1 Teilen

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Bruder B. kann Argumente über Lehrpunkte vorführen, aber in den praktischen Lehren der Heiligung, Selbstverleugnung und des Kreuztragens hat er persönlich keine Erfahrung. Er kann zum Ohr sprechen; doch da er den heiligenden Einfluss dieser Wahrheit weder gespürt noch sie in seinem Leben verwirklicht hat, kann er die Wahrheit dem Gewissen nicht in ihrer Wichtigkeit und Feierlichkeit angesichts des Gerichts, wo jeder Fall entschieden wird, nachdrücklich nahe bringen. Bruder B. hat seinen Geist nicht erzogen, und sein Verhalten außerhalb der Versammlung war nicht beispielhaft. Er schien die Last des Werkes nicht zu fühlen. Er hat sich leichtfertig und kindisch betragen, und sein Beispiel hat den hohen Stand der Religion herabgewürdigt. Für ihn standen heilige und gewöhnliche Dinge auf einer Stufe. Z3.33.1 Teilen

Bruder B. ist nicht bereit gewesen, das Kreuz zu tragen. Er war nicht willens, Christo von der Krippe bis zur Gerichtshalle und bis nach Golgatha nachzufolgen. Durch seine Vergnügungssucht hat er sich in schwere Anfechtung gebracht. Er muss noch lernen, dass seine eigene Kraft Schwäche und seine Weisheit Torheit ist. Wenn er gefühlt hätte, dass er im Werke Gottes tätig war und dass er jemandem verpflichtet war, der ihm Zeit und Talente gegeben hat und der von ihm forderte, sie zu seiner Verherrlichung zu benutzen — ja, hätte er treu auf seinem Posten gestanden — dann hätte er nicht unter dieser langwierigen, schweren Krankheit gelitten. Weil er sich auf jener Vergnügungsreise unklug der Witterung aussetzte, musste er monatelang leiden. Er wäre gestorben, wenn nicht von jenen, die fühlten, dass er unvorbereitet war, ernste, wirksame Gebete für ihn dargebracht worden wären. Wenn er zu jener Zeit gestorben wäre, dann hätte er sich in einem schlechteren Verhältnis befunden als der unwissendste Sünder. Aber der gnädige Gott erhörte die Gebete seines Volkes und gab ihm eine neue Lebensspanne und die Gelegenheit, seine Untreue zu bereuen und wiedergutzumachen. Sein Beispiel hat viele in Battle Creek auf einen verkehrten Weg geführt. Z3.33.2 Teilen

Bruder B. erhob sich von seiner Krankheit; aber wie wenig fühlten er und seine Familie die Notwendigkeit, sich unter Gottes Hand zu demütigen. Das Wirken des Geistes Gottes und seine Weisheit offenbaren sich nicht zu dem Zweck, dass wir glücklich und mit uns selbst zufrieden sein sollen, sondern damit unsere Seelen in der Erkenntnis und wahrer Heiligkeit erneuert werden. Wie viel besser wäre es für diesen Bruder gewesen, wenn seine Krankheit ihn zu echter Herzenserforschung und zur Entdeckung seiner Charakterfehler veranlasst hätte, um diese abzustellen, und demütigen Geistes aus dem Feuerofen hervorzugehen wie geläutertes Gold, und um Christi Ebenbild widerzuspiegeln. Z3.33.3 Teilen

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Die Gemeinde half ihm, die Krankheit, die er selbst verursacht hatte, zu tragen. Ihm wurden Wachen zur Verfügung gestellt, und seine Auslagen wurden größtenteils von der Gemeinde getragen. Aber weder er noch seine Familie würdigten diese Großzügigkeit und die Zärtlichkeit von Seiten der Gemeinde. Sie empfanden alles als Selbstverständlichkeit. Als Bruder B. von seiner Krankheit genas, fühlte er sich beleidigt, weil mein Mann sein tadelnswürdiges Verhalten nicht gut hieß. Er verband sich mit anderen, den Einfluss meines Mannes zu schädigen, und seit er den Verlag verlassen hat, sind seine Gefühle nicht recht. Er würde der Prüfung Gottes nicht standhalten. Z3.34.1 Teilen

Bruder B. hat die Lektion noch nicht gelernt, die er lernen müsste, wenn er zuletzt gerettet werden will — sich selbst zu verleugnen und seinem Wunsch nach Vergnügen zu widerstehen. Er wird durch gleiche Erfahrungen hindurch müssen und noch härter geprüft werden, weil er in der Vergangenheit versäumte, die Prüfungen zu bestehen. In seiner Selbstrechtfertigung hat er Gott missfallen. Er besitzt nur wenig Erfahrung in der Nachfolge der Leiden Christi. Er liebt Prunk und ist nicht sparsam mit seinem Geld. Der Herr weiß alles. Er erwägt die innersten Gefühle und Absichten des Herzens. Er versteht den Menschen. Er prüft unsere Treue. Er fordert, dass wir ihn lieben und ihm dienen von „ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte“. Lukas 10,27. Die Vergnügungssüchtigen mögen eine Form der Gottseligkeit annehmen, die einige Selbstverleugnung erfordert. Sie mögen Zeit und Geld opfern, und doch ist das eigene Ich nicht unterworfen noch der Wille dem Willen Gottes untertan. Z3.34.2 Teilen

Der Einfluss der Mädchen von D. war äußerst schlecht in Battle Creek. Sie waren nicht erzogen. Ihre Mutter hatte ihre heilige Pflicht vernachlässigt und ihre Kinder nicht in Zucht gehalten. Sie hatte sie nicht „in der Zucht und Vermahnung zum Herrn“ aufgezogen. Sie waren verwöhnt und davor behütet worden, Verantwortung zu tragen, bis sie keinen Geschmack mehr an einfachen häuslichen Pflichten fanden. Die Mutter hatte die Töchter dazu erzogen, mehr über Kleidung nachzudenken als über den inwendigen Schmuck. Diese jungen Mädchen waren eitel und stolz. Ihre Gedanken waren unrein, ihre Unterhaltung verdorben und doch gab es eine Klasse in Battle Creek, die Gefallen an einer solchen Gesinnung fand, die mit ihnen Umgang pflegte und unweigerlich auf ihr Niveau herabgezogen wurde. Man behandelte diese Mädchen nicht mit der Strenge, die ihr Fall erforderte. Sie lieben die Gesellschaft junger Männer, und junge Männer sind Gegenstand ihres Nachdenkens und ihrer Gespräche. Sie legen eine verdorbene Haltung an den Tag, sind eigensinnig und voller Selbstvertrauen. Z3.34.3 Teilen

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Die ganze Familie liebt Prunkentfaltung. Die Mutter ist keine kluge, würdige Frau. Sie ist nicht befähigt, Kinder aufzuziehen. Ihre Kinder schön zu kleiden und eine Schau zu machen ist ihr wichtiger als auf den inwendigen Schmuck zu achten. Sie besitzt keine Selbstdisziplin. Ihr Wille hat sich nicht dem Willen Gottes untergeordnet. Sie steht nicht recht vor Gott. Sie ist unbekannt mit dem Wirken des Heiligen Geistes am Herzen. Sie weiß nicht, was es heißt, die Wünsche und Begierden dem Gehorsam Christi zu unterwerfen. Sie besitzt keine veredelnden Eigenschaften und kann heilige Dinge nicht unterscheiden. Ihre Kinder konnten tun, was ihnen gefiel. Die traurige Erfahrung, die sie mit zwei ihrer älteren Kinder machte, hat nicht den tiefen Eindruck auf sie gemacht, wie es die Umstände erforderten. Sie hat ihre Kinder dazu erzogen, Kleidung, Eitelkeit und Torheit zu lieben. Ihre beiden jüngsten Mädchen sind unerzogen. AD würde unter gutem Einfluss zu einem würdigen jungen Mann heranreifen. Aber er hat noch viel zu lernen. Er folgt lieber seinen Neigungen als der Pflicht. Er folgt gerne seinem eigenen Willen und Vergnügen und hat kein korrektes Verständnis der Pflichten eines Christen. Die Befriedigung des eigenen Ichs und seiner Neigungen würde er gerne als Pflichterfüllung auslegen. Diese Dinge hat er nicht überwunden. Er hat ein Werk zu tun, nämlich sein geistliches Sehvermögen zu schärfen, damit er erkennt, was es meint, Gott geheiligt zu sein, und welche Ansprüche Gott an ihn hat. Die fehlerhafte Erziehung hat sein Leben beeinflusst. Z3.35.1 Teilen

36

Wenn Bruder B. mit seinen guten Fähigkeiten ausgeglichen und ein gewissenhafter Vorarbeiter im Verlag wäre, könnte er diesem von großem Nutzen sein und das Doppelte verdienen. Zieht man aber seine Unzulänglichkeit und seinen ungeheiligten Einfluss während der vergangenen Jahre in Betracht, dann kann der Verlag besser ohne ihn fertig werden, selbst wenn er seine Arbeit umsonst verrichtete. Bruder und Schwester B. haben keine Sparsamkeit gelernt. Die Befriedigung des Gaumens und das Verlangen nach Vergnügungen und Aufwand haben einen überwältigenden Einfluss auf sie ausgeübt. Ein geringer Lohn wäre für sie von größerem Vorteil als ein hoher, da sie immer alles ausgeben werden, und sei es noch so viel. Sie würden sich nichts entgehen lassen, und gerieten sie in eine Notlage, würden sie nichts haben, um darauf zurückzugreifen. Zwanzig Dollar die Woche würden ebenso ausgegeben wie zwölf. Wären Bruder und Schwester B. sparsame Haushalter gewesen und hätten sie sich selbst verleugnet, könnten sie längst ein eigenes Heim und sogar einen Notgroschen besitzen. Aber sie wollen nicht haushalten, wie andere es getan haben, auf die sie sich dann in der Not verlassen. Wenn sie versäumen, diese Lektionen zu lernen, werden sie am Tage Gottes nicht als vollkommen erfunden werden. Z3.36.1 Teilen

Bruder B. war der Gegenstand von Christi großer Liebe und Herablassung; aber er wollte nie dem großen Vorbild folgen. In seinem ganzen Leben hat er immer mehr beansprucht und etwas Besseres verlangt, als unserem Herrn gegeben wurde. Er hat nie die Tiefen der Unwissenheit und Sünde empfunden, aus denen Christus ihn befreit hat, um ihn mit seiner göttlichen Natur zu verbinden. Z3.36.2 Teilen

Es ist etwas Schreckliches, mit heiligen Dingen umzugehen, wenn Herz und Hände unheilig sind. Mitarbeiter Christi zu sein schließt eine feierliche Verantwortung ein. Es ist nichts Geringes, sein Stellvertreter zu sein. Dass im Gericht jeder nach seinen Werken gerichtet wird, ist eine feierliche Tatsache. Der Apostel sagt: „Wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesum Christum ... Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi.“ 2.Korinther 4,5.6. Die Tauglichkeit des Apostels war nicht ihm selbst zuzuschreiben, sondern dem gnadenvollen Einfluss des Geistes Christi, der seine Seele erfüllte und jeden Gedanken dem Gehorsam Christi unterwarf. Die Macht der Wahrheit, die das gepredigte Wort begleitet, wird ein Geruch des Lebens zum Leben oder ein Geruch des Todes zum Tode sein. Von Predigern wird verlangt, dass sie lebendige Beispiele des Geistes Christi, ein lebendiger Brief, sind, der von allen Menschen erkannt und gelesen wird. Ich erzittere, wenn ich sehe, dass es einige Prediger gibt, selbst unter Siebenten-Tags-Adventisten, die nicht durch die Wahrheiten, die sie predigen, geheiligt sind. Nichts anderes als der lebendige und machtvolle Gottesgeist, der an den Herzen seiner Boten wirkt, um ihnen die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes zu vermitteln, kann den Sieg für sie erringen. Z3.36.3 Teilen

37

Bruder B‘s Predigten waren nicht durch die Bestätigung des Geistes Gottes gekennzeichnet. Er kann fließend sprechen und einen Punkt klar darlegen, aber seinen Predigten fehlt das Geistliche. Seine Aufrufe haben die Herzen nicht mit neuem Zartgefühl erfüllt. Es gab ein Aufgebot an Worten, aber die Herzen seiner Zuhörer wurden nicht erquickt und zerschmolzen nicht angesichts der Liebe eines Heilandes. Sünder wurden nicht überzeugt und durch ein Empfinden, dass „Jesus von Nazareth vorübergeht“, zu Christo hingezogen. Den Sündern sollte klargemacht werden, dass Christus nahe und bereit ist, ihnen gegenwärtig Rettung zu bringen. Dem Volk sollte ein Heiland vorgeführt werden, während das Herz des Sprechers unterworfen und mit seinem Geist getauft wird. Der Klang der Stimme, der Blick und die Worte sollten eine unwiderstehliche Macht besitzen, Herzen zu bewegen und Gemüter zu beherrschen. Jesus muss im Herzen des Predigers wohnen. Wenn Jesus sich in den Worten und im Ton der Stimme bemerkbar macht, wenn sie durch seine zärtliche Liebe besänftigt sind, werden sie sich als Segen erweisen, der größeren Wert hat als alle Reichtümer, Vergnügungen und Herrlichkeiten der Erde; und solche Segnungen werden nicht kommen und gehen, ohne ein Werk zu verrichten. Die Überzeugung wird vertieft, Eindruck wird gemacht und die Frage wird sich erheben: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“ Z3.37.1 Teilen

Kapitel 3: Unausgeglichene Charaktere
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Gott hat jedem von uns heilige Güter anvertraut, für die wir verantwortlich sind. Nach Gottes Absicht sollen wir unseren Verstand erziehen, dass wir in der Lage sind, die von ihm empfangenen Talente so einzusetzen, dass sie das Allerbeste leisten und die Herrlichkeit des Gebers widerspiegeln. Wir verdanken Gott alle unsere geistigen Eigenschaften. Diese Kräfte können gebildet und so besonnen gelenkt und eingesetzt werden, dass sie die ihnen zugedachten Aufgaben erfüllen. Eines jeden Pflicht ist es, den Verstand so zu schulen, dass alle seelischen Kräfte ans Licht gebracht und jede Fähigkeit entwickelt werden kann. Ist das erreicht, wird der Verstand erstarken, und die Aufgabe, für die wir befähigt wurden, kann erfüllt werden. Z3.38.1 Teilen

Viele arbeiten nicht mit allen Kräften an der Erfüllung des Guten, weil sie ihren Verstand zu einseitig einsetzen. Sie vernachlässigen manche Dinge, für die sie sich nicht befähigt fühlen. Schwächere Anlagen liegen brach, da die Aufgaben, die diese Anlagen entwickeln und sie deshalb auch kräftigen könnten, als unangenehm empfunden werden. Auffassungsgabe, Urteilsvermögen, Gedächtnis und alle Geisteskräfte sollten gleich stark sein, damit die geistigen Fähigkeiten wohlausgewogen sind. Wenden wir unsere Verstandeskräfte an, und pflegen wir alle Fähigkeiten! Z3.38.2 Teilen

Wenn bestimmte Begabungen auf Kosten anderer vernachlässigt werden, kommt die Absicht Gottes in uns nicht völlig zur Wirkung; denn alle Anlagen stehen miteinander in Beziehung und sind in hohem Maße voneinander abhängig. Eine einzelne Anlage kann ohne die Mitwirkung aller anderen nicht wirkungsvoll angewandt werden, da das Gleichgewicht sorgfältig erhalten bleiben muss. Wird alle Kraft und Aufmerksamkeit nur einer Fähigkeit zuteil, während die anderen vernachlässigt werden, entwickelt sich diese eine zu stark und führt zu Extremen, da nicht alle Kräfte gleichmäßig gefördert werden. Der Verstand mancher Menschen ist verkümmert und unausgeglichen. Naturgemäß sind nicht alle menschlichen Gemüter gleich. Wir haben unterschiedliche Geistesanlagen. Manche sind in gewisser Hinsicht stark und in anderen Punkten sehr schwach. Diese augenscheinlichen Unzulänglichkeiten aber dürfen und sollen nicht vorhanden sein. Wer solche Unvollkommenheiten besitzt, würde sie beseitigen können, wenn er seine schwächeren Anlagen ständig übte und anwendete. Z3.38.3 Teilen

39

Es ist wohl angenehm, aber durchaus nicht sehr nutzbringend, die von Natur aus stärksten Fähigkeiten einzusetzen, während wir die schwachen vernachlässigen, die es nötig hätten, gefördert zu werden. Den schwächsten Anlagen gelte unsere besondere Aufmerksamkeit. Alle Geisteskräfte sollten wohl ausgeglichen sein und ihre Aufgabe wie eine gut arbeitende Maschinerie erfüllen. Für die Erhaltung unserer Talente sind wir von Gott abhängig. Wir Christen tragen ihm gegenüber die Verpflichtung, den Geist so zu schulen, dass alle Fähigkeiten gestärkt und noch besser entwickelt werden. Versäumen wir jedoch diese Aufgabe, werden sie niemals den Zweck erfüllen, für den sie bestimmt sind. Wir haben kein Recht, irgendeine der Kräfte zu vernachlässigen, die Gott uns verliehen hat. Allenthalben begegnen wir Menschen, die unter Zwangsvorstellungen leiden. Sie sind häufig von einer einzigen fixen Idee besessen. Ursache hierfür war die übermäßige Inanspruchnahme einer Gehirnpartie, während die anderen Teile brachlagen. Diese ständig beschäftigte Partie ist den Anforderungen nicht gewachsen und erkrankt, so dass der Mensch zum Wrack wird. Da er diesen Weg verfolgte, verherrlichte er Gott nicht. Hätte er alle Organe gleichmäßig beansprucht, würden sich auch alle andern völlig gesund und harmonisch entwickelt haben. Wäre das eine Organ nicht überlastet worden, hätte es keinen Zusammenbruch gegeben. Z3.39.1 Teilen

Die Prediger sollten darauf achten, dass ihre eigenen Pläne die Absichten Gottes nicht vereiteln. Sie stehen in Gefahr, das Werk Gottes einzuengen und ihre Arbeit nur auf gewisse Orte zu beschränken. Außerdem scheinen sie den verschiedenen Abteilungen des Werkes Gottes kein besonderes Interesse entgegenzubringen. Es gibt manche, die ihre Kräfte nur auf eine einzige Sache konzentrieren, und damit alles andere ausschließen, was möglicherweise von gleicher Wichtigkeit ist. Es sind einseitige Menschen. Ihre ganze Lebenskraft setzen sie für die Angelegenheit ein, mit der sie sich zurzeit beschäftigen. Alle anderen Erwägungen werden übergangen. Und immer wieder zeugen ihre Gedanken und Gespräche von diesem Lieblingsthema. Alles, was damit irgendwie in Zusammenhang steht, greifen sie begierig auf und eignen es sich an. Ja, man hält sich so lange dabei auf, dass es anderen Gemütern lästig wird, diesem Thema noch länger zu folgen. Z3.39.2 Teilen

40

Viel Zeit wird häufig verloren durch Erläuterung von Dingen, die wirklich unwichtig sind und die ohne Beweise angenommen werden können, weil sie für selbstverständlich gelten. Die wirklich lebenswichtigen Punkte jedoch sollten so deutlich und überzeugend dargestellt werden, wie Sprache und Beweisführung es nur vermögen. Bis zu einem gewissen Grade ist es gut, sich auf eine einzige Sache, unter Ausschluss alles anderen, konzentrieren zu können. Doch wenn dies ständig der Fall ist, ermüden die Organe, die im Dienst dieser Arbeit stehen. Ihnen wird zuviel zugemutet. Das Ergebnis zeigt sich dann in einer wenig guten Durchführung. Bestimmte Organe tragen die Hauptlast, während die anderen brachliegen. Dadurch kann sich der Verstand nicht harmonisch entfalten und die Lebensspanne wird dadurch schließlich gar verkürzt. Z3.40.1 Teilen

Alle Fähigkeiten sollten unsere Aufgabe mittragen, sie sollten zusammenwirken und einander ausgleichen. Wer seine gesamte Geisteskraft auf ein Gebiet konzentriert, ist dafür auf anderen Gebieten nicht genügend beschlagen, weil die einzelnen Anlagen nicht gleichmäßig gefördert werden. Ein bestimmter Gegenstand fesselt die Aufmerksamkeit, und man dringt immer tiefer in diese Materie ein. Man sieht Weisheit und Erkenntnis vor sich, je mehr man von diesem Gegenstand in Anspruch genommen wird. Aber nur sehr wenige Geister vermögen dann noch zu folgen, es sei denn, sie widmeten dieser Angelegenheit die gleiche gedankliche Intensität. Es besteht die Gefahr, dass solche Männer den Samen der Wahrheit so tief einpflügen und einpflanzen, dass der zarte, kostbare Halm niemals die Oberfläche erreichen wird. Z3.40.2 Teilen

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Oftmals wird viel harte Arbeit geleistet, die weder verlangt wurde noch jemals geschätzt wird. Wer seine große Konzentrationsfähigkeit auf Kosten anderer Fähigkeiten fördert, dessen geistige Fähigkeiten können nicht wohlausgewogen sein. Sie reagieren wie eine Maschine, von der nur einige Räder in Bewegung sind. Während diese durch ständige Verwendung abgenutzt werden, rosten die anderen, die stillstehen. Die Menschen, die sich nur auf ein oder zwei Fähigkeiten stützen, können nicht halb soviel Gutes vollbringen, wie sie eigentlich sollten. Sie sind zu einseitig. Nur die Hälfte der Fähigkeiten wenden sie an, die sie von Gott empfangen haben. Die andere Hälfte bleibt untätig. Z3.41.1 Teilen

Wenn diese Geistesarbeiter eine besondere Arbeit vorhaben, die Überlegung erfordert, sollten sie nicht ihre gesamten Kräfte auf diese eine Aufgabe konzentrieren und damit alle anderen Interessen ausschließen. Wenn auch das vor ihnen liegende Problem ihr Hauptanliegen ist, sollten sie dennoch anderen Zweigen des Werkes einen Teil ihrer Zeit widmen. Das wäre nicht nur für sie selbst besser, sondern für das Werk überhaupt. Ein Zweig des Werkes sollte nicht die ausschließliche Aufmerksamkeit beanspruchen, während andere unbeachtet bleiben. Manche müssen beim Schreiben ständig darauf achten, klare Gedankengänge nicht zu verdunkeln. Das ist besonders dann der Fall, wenn eine Fülle von Argumenten angeführt wird, die für den Leser gar nicht wichtig sind. Wenn sie weitschweifig bei Punkten verharren und jede Einzelheit erläutern, die sich von selbst versteht, ist ihre Mühe fast umsonst. Das Interesse des Lesers wird nicht groß genug sein, um dem Thema bis zum Ende nachzugehen. Die wichtigsten Wahrheitspunkte können überladen und dadurch verdunkelt werden, wenn jede winzige Einzelheit beachtet wird. Man hat zwar viele Beweise erörtert, aber diese Arbeit, auf die soviel Mühe verwandt wurde, ist nicht geeignet, das allgemeine Interesse zu wecken. Z3.41.2 Teilen

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In unserer Zeit, in der leichte Unterhaltungslektüre den Ton angibt und die Herzen für sich einnimmt, ist es besser, die Wahrheit, gestützt auf einige starke Beweise, leicht verständlich vorzutragen, als tiefgründige Forschungen anzustellen und eine überwältigende Reihe von Tatsachen darzulegen. Wir entgehen dann der Gefahr, dass die Hauptpunkte in den Köpfen vieler Menschen zu einem unentwirrbaren Chaos ineinander laufen, was angesichts der Einwände und Gegeneinwände leicht möglich ist. Bei vielen werden bestimmte Argumente mehr erreichen als langatmige Erklärungen, denn für sie sind die meisten Dinge selbstverständlich. Solche Menschen brauchen keine Beweise. Z3.42.1 Teilen

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