Portrait von Ellen White
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Kurz-Biografie
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Die im US-amerikanischen Gorham, Maine, geborene Ellen Gould (Harmon) White (1825-1915), zählt zu den wichtigsten Gründern der weltweiten Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der mittlerweile mehr als 14 Millionen Mitglieder angehören. DKn.6.1 Teilen

Durch die zahlreichen geistlich beeinflussten Schriften und Ausarbeitungen, trug sie wesentlich zum gegenwärtigen Selbstverständnis der adventistischen Identität bei. Die Siebenten-Tags-Adventisten sind davon überzeugt, dass sie mit einer bestimmten Gabe der Auslegung ausgestattet war und schätzen die von ihr verfassten Werke als Hilfe zum besseren Verständnis der Heiligen Schrift. DKn.6.2 Teilen

In den siebzig Jahren, die Ellen G. White für die Siebenten-Tags-Adventisten tätig war, verfasste sie über 100.000 handgeschriebene Seiten. Sie ist die meistübersetzte Autorin der Welt. Ihr Buch „Steps to Christ“ (Der Weg zu Christus), ist in mehr als 100 Sprachen übersetzt und vielfach verbreitet worden. DKn.6.3 Teilen

Zu ihrer schriftstellerischen Tätigkeit kamen zahlreiche Reisen nach Australien und Europa. Daneben war sie eine gern gehörte Dozentin, Seelsorgerin, Hausfrau und liebenswerte Mutter ihrer vier Söhne. DKn.6.4 Teilen

Ein Hauptthema ihrer schriftstellerischen Arbeit war Jesus Christus selbst. Ihr war es wichtig, Jesus den Lesern lebendig vor Augen zu führen und aufzuzeigen, was er alles für die Menschen bewirkt hat. DKn.6.5 Teilen

Vorwort
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Schon die sehr unterschiedlichen Titel der ersten beiden Bände aus dieser geschichtlichen Serie (Die Patriarchen und die Könige) deuten auf eine entscheidende Änderung in der Gesellschaftsordnung Israels hin. DKn.7.1 Teilen

Mit der Erschaffung der Erde gründete Jahwe die Zivilisation in der patriarchalischen Ordnung. Er — Gott in Christus — wollte der König eines jeden Einzelnen sein. Menschliche Familienoberhäupter sollten als Statthalter des göttlichen Königs ihre Familien über die Wege und Gebote Gottes unterweisen und damit die Ausbreitung des Götzendienstes und der Gottvergessenheit entgegentreten und sie dadurch näher zu Gott führen (1.Mose 18,19), ebenso wie im Neuen Testament die Apostel und Ältesten nicht als Herrscher über die Gemeinde gesetzt wurden, sondern lediglich als Unterhirten Christi, dem guten Hirten. Matthäus 23,8; 1.Petrus 5,1-4. DKn.7.2 Teilen

Weil Israel auf die es umgebenden heidnischen Völker anstatt auf Gott schaute, wurde es zum Ende der Richtertätigkeit Samuels der von Gott eingesetzten patriarchalischen Ordnung endgültig überdrüssig und verlangte nach einem König, „wie ihn die Heiden haben“. 1.Samuel 8,5. Gott akzeptierte ihre Entscheidung, machte ihnen aber klar, indem Er zu Samuel sprach: „Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir gesagt haben; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll!“ 1.Samuel 8,7. DKn.7.3 Teilen

Um den Schaden fürs Volk so gering wie möglich zu halten, ging Gott die zweite Meile mit Seinem Volk und bestimmte die ersten Könige selber. Neben Saul und David wurden später noch Jerobeam und Jehu durch einen Propheten auf Gottes Anweisung zum König gesalbt. Doch in der Regel ergab sich die Thronfolge aufgrund der Erbfolge, oder ehrgeizige, skrupellose Leute putschten sich an die Macht. DKn.7.4 Teilen

Wir sehen, wie König Salomo seine Regierung viel versprechend und weise begann. Er machte jedoch bald entscheidende Fehler, weil er Israel und Jerusalem, die nach Gottes Plan der Welt als Missionszentrum dienen sollten, zu einem Handelszentrum umbaute — natürlich, um „das Werk Gottes“ zu fördern. Dazu gehörten die Heirat einer ägyptischen Prinzessin, was schließlich in Salomos Vielehe mündete, und die Bewilligung der überzogenen Lohnforderungen der Tempelerbauer. — Beides Punkte, die auch heute aktuell sind und auch in unserer Gesellschaft große Probleme verursachen. DKn.7.5 Teilen

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Da der sittliche Zustand eines Volkes von jeher aufs engste mit dem moralischen Lebensstil des Regenten verbunden ist, war es kein Wunder, dass die Moral der Bevölkerung Israels ein immer niedrigeres Niveau erreichte. Im Jahr 932 erfolgte die Reichsteilung, und in Israel, dem Nordreich, ging es durch die Ausbreitung des Götzendienstes rapide bergab, so dass das Reich rund 200 Jahre später (721) von den Assyrern erobert wurde und aufhörte zu existieren, während das Reich Juda im Süden nach der Teilung noch etwas über 300 Jahre Bestand hatte, bis es 608 von Babylon völlig erobert wurde. DKn.8.2 Teilen

Trotz all dieser Wirren, die ein Volk selbst zu verantworten hatte, das „auf beiden Seiten“ hinkte (1.Könige 18,21), wird Gott nicht müde, einen Propheten nach dem anderen zu erwecken, um Sein Volk zu Umkehr zu ermahnen und diesem zu zeigen, was aus ihm werden kann, wenn es Seiner Stimme gehorchte. Am Beispiel Daniels und seiner drei Freunde während ihrer 70-jährigen Gefangenschaft in Babylon wird uns eine Veranschaulichung davon gegeben. DKn.8.3 Teilen

Während Babylon das Südreich Juda äußerlich relativ leicht überwand, weil Juda schon zuvor innerlich zu Babylon geworden ist, war Babylon seinerseits nie in der Lage, Daniel und seine Freunde wenigstens zu äußeren Kompromissen zu zwingen, weil sie innerlich nicht im geringsten von babylonischen Grundsätzen verseucht sondern wahre Israeliten (=Überwinder) waren. Statt dessen musste das Reich Babylon, wann immer es auf Konfrontation mit den jungen Hebräern ging, eine Niederlage nach der anderen einstecken. Dies führte zur Bekehrung Nebukadnezars und schließlich zum Untergang des Reiches. — Aber noch mehr: Zumindest von Daniel wissen wir, dass er dieses babylonische Reich überlebte und noch im medo-persischen Reich eine führende Stellung innehatte. DKn.8.4 Teilen

Wenn Gott ein Volk hat, dessen Glieder keinerlei babylonische Grundsätze in ihrem Inneren hegen sondern statt dessen die göttlichen Prinzipien verinnerlicht haben und ausleben, und die als Volk dadurch in der Lage sind, den Forderungen „Babylon der Großen“ kompromisslos innerlich wie äußerlich zu widerstehen, dann wird Gott Sein Werk „in Kürze“ abschließen können. Offenbarung 18,1-4; Lukas 18,8. DKn.8.5 Teilen

Möge das Studium dieses Buches dazu beitragen, ein solches Volk hervorzubringen, indem jeder Einzelne aus der Geschichte lernt, um das Schlechte zu meiden und das Gute nachzuahmen. DKn.8.6 Teilen

Einleitung: Der Weinberg des Herrn
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Weil Gott die Absicht hatte, die besten Geschenke des Himmels allen Völkern der Erde zu schenken, berief er Abraham aus seiner heidnischen Verwandtschaft heraus und gebot ihm, im Land Kanaan zu wohnen. Gott sprach: „Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein.“ 1.Mose 12,2. Es war eine hohe Ehre, zu der Abraham berufen wurde: Er sollte der Vater des Volkes sein, das über Jahrhunderte Wächter und Bewahrer des Wortes Gottes an die Welt sein sollte, also des Volkes, durch das alle Völker auf Erden durch die Ankunft des verheißenen Messias gesegnet werden sollten. DKn.9.1 Teilen

Die Menschen hatten fast schon die Erkenntnis des wahren Gottes verloren. Ihre Gedanken waren durch Götzendienst verfinstert. Anstelle der göttlichen Richtlinien, die „heilig, gerecht und gut“ sind (Römer 7,12), bemühten sich die Menschen, Gesetze zu stellen, die in Übereinstimmung mit ihren eigenen grausamen und selbstsüchtigen Herzen waren. Und doch rottete Gott sie in Seiner Barmherzigkeit nicht aus. Er beabsichtigte, den Menschen die Gelegenheit zu geben, — durch Seine Gemeinde mit Ihm bekannt zu werden. ER wollte, dass die Grundsätze, die durch Sein Volk offenbart wurden, das moralische Ebenbild Gottes im Menschen wiederherstellen sollten. DKn.9.2 Teilen

Gottes Gesetz musste erhöht und Seine Autorität aufrechterhalten werden. Dieses große und edle Werk wurde dem Haus Israel gegeben. Gott trennte sie von der Welt, damit Er ihnen ein heiliges Gut anvertrauen konnte. Er machte sie zu Bewahrern Seines Gesetzes. Seine Absicht war es, dass durch dieses Volk die Gotteserkenntnis unter den Menschen bewahrt werden sollte. Auf diese Weise sollte das Licht des Himmels hinaus in eine Welt voller Finsternis leuchten. Eine Stimme sollte gehört werden, die alle Völker aufforderte, sich vom Götzendienst abzuwenden, um dem lebendigen Gott zu dienen. DKn.9.3 Teilen

„Mit so großer Kraft und starker Hand“ (2.Mose 32,11) führte Gott Sein auserwähltes Volk aus dem Land Ägypten. „Er sandte seinen Knecht Mose und Aaron, den er erwählt hatte. Die taten seine Zeichen unter ihnen und seine Wunder im Lande Hams.“ „Er schalt das Schilfmeer, da wurde es trocken, und führte sie durch die Tiefen wie durch trockenes Land.“ Psalm 105,26.27; 106,9. Er befreite sie aus ihrem Sklavenleben, um sie in ein gutes Land zu bringen, das Er in Seiner Vorsehung für sie als eine Zuflucht von ihren Feinden vorbereitet hatte. Er wollte sie zu Sich ziehen und in Seine ewigen Arme nehmen. Als Dank für Seine Güte und Sein Erbarmen sollten sie Seinen Namen auf der Erde erhöhen und herrlich machen. DKn.9.4 Teilen

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„Denn des HERRN Teil ist sein Volk, Jakob ist sein Erbe. Er fand ihn in der Wüste, in der dürren Einöde sah er ihn. Er umfing ihn und hatte Acht auf ihn. Er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln. Der HERR allein leitete ihn, und kein fremder Gott war mit ihm.“ 5.Mose 32,9-12. Auf diese Weise zog Er die Israeliten zu sich, damit sie unter dem Schatten des Allerhöchsten sollten. Auf wunderbare Weise bewahrte Er sie in der Wildnis beim Wandern, bis sie schließlich im Land der Verheißung als bevorzugtes Volk etabliert waren. DKn.10.1 Teilen

In einem Gleichnis erzählt Jesaja mit berührender Leidenschaft die Geschichte von der Berufung und Ausbildung Israels zu Vertretern Jehovahs vor der Welt, die in jedem guten Werk fruchtbar sein sollten: DKn.10.2 Teilen

„Ich will doch singen von meinem Geliebten, ein Lied meines Freundes von seinem Weinberg! Mein Geliebter hatte einen Weinberg auf einem fruchtbaren Hügel. Und er grub ihn um und säuberte ihn von Steinen und bepflanzte ihn mit edlen Reben. Mitten darin baute er einen Turm und hieb auch eine Kelter darin aus; und er hoffte, dass er [gute] Trauben brächte ...“ Jesaja 5,1.2. DKn.10.3 Teilen

Gott hatte die Absicht, Seinen Segen durch das auserwählte Volk zu allen Menschen zu bringen. Der Prophet erklärte: „Denn das Haus Israel ist der Weinberg des Herrn der Heerscharen, und die Männer von Juda sind seine Lieblingspflanzung.“ Jesaja 5,7f. DKn.10.4 Teilen

Gott hatte Seinem Volk Sein Wort anvertraut und sie durch die Vorschriften Seines Gesetzes, die ewigen Prinzipien der Wahrheit, Gerechtigkeit und Reinheit wie mit einem Zaun umgeben. Der Gehorsam gegenüber diesen Grundsätzen sollte ihr Schutz sein, denn dies würde sie davor bewahren, sich selbst durch sündhafte Praktiken zu verderben. Inmitten des Landes hatte Gott Seinen heiligen Tempel als Turm in den Weinberg gesetzt. DKn.10.5 Teilen

Christus war ihr Lehrer. Ebenso wie Er mit ihnen in der Wüste gewesen war, sollte er weiterhin ihr Lehrer und Führer sein. In der Stiftshütte und im Tempel wohnte Seine heilige Gegenwart, die Schechina, über dem Gnadenthron. Beständig offenbarte Er für sie die Reichtümer Seiner Liebe und Geduld. DKn.10.6 Teilen

Durch Mose war ihnen die Absicht Gottes vorgelegt und die Bedingungen für ihren Wohlstand deutlich gemacht worden: „Denn ein heiliges Volk bist du für den Herrn, deinen Gott; dich hat der Herr, dein Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn seist.“ DKn.10.7 Teilen

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„Du hast dem Herrn heute zugesagt, dass er dein Gott sein soll, und dass du auf seinen Wegen wandeln willst und seine Satzungen, Gebote und Rechtsbestimmungen halten und seiner Stimme gehorchen willst. Und der Herr hat dir heute zugesagt, dass du sein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er es dir verheißen hat, und dass du alle seine Gebote hältst, und dass er dich als höchstes über alle Völker setzen will, die er gemacht hat, zu Lob, Ruhm und Preis, und dass du dem Herrn, deinem Gott, ein heiliges Volk sein sollst, wie er es verheißen hat.“ 5.Mose 7,6; 26,17-19. DKn.11.1 Teilen

Die Israeliten sollten das ganze Gebiet einnehmen, das Gott ihnen bestimmt hatte. Die Nationen dort, die die Anbetung und den Dienst des wahren Gottes zurückgewiesen hatten, sollten enteignet werden. Es war jedoch Gottes Absicht, dass die Menschen durch Israels Offenbarung Seines Charakters zu Ihm gezogen werden sollten. Die Evangeliumseinladung sollte an die ganze Welt gegeben werden. Durch die Lehren des Opferdienstes sollte Christus vor den Heiden erhöht werden und alle, die auf Ihn schauen würden, sollten leben. Wer sich wie die Kanaaniterin Rahab und die Moabiterin Ruth vom Götzendienst zur Anbetung des wahren Gottes bekehrte, sollte sich mit Gottes auserwähltem Volk verbinden. Mit der sich so erweiternden Zahl der Israeliten sollten sie auch ihre Grenzen erweitern, bis ihr Königreich die ganze Welt umspannte. DKn.11.2 Teilen

Das alte Israel erfüllte jedoch nicht die Absicht Gottes. Der Herr erklärte: „Ich aber hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?“ „Israel ist ein leerer Weinstock, der Frucht für sich selbst trägt.“ „Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. ... Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“ Jeremia 2,21; Hosea 10,1 (KJV); Jesaja 5,3-7. DKn.11.3 Teilen

Der Herr hatte Seinem Volk durch Mose das Ergebnis der Untreue gezeigt. Durch die Weigerung, Seinen Bund zu halten, schnitten sie sich selbst vom Leben Gottes ab, und Sein Segen konnte nicht mehr über sie kommen. Manchmal wurden diese Warnungen beachtet und reiche Segnungen kamen über das jüdische Volk und durch sie auf die benachbarten Völker. Viel häufiger jedoch vergaßen sie in ihrer Geschichte Gott und verloren das hohe Vorrecht aus den Augen, Seine Vertreter zu sein. Sie beraubten Ihn des Dienstes, den Er von ihnen verlangte und beraubten ihre Mitmenschen der religiösen Führung und eines heiligen Beispiels. Sie wollten sich selbst die Früchte des Weinbergs aneignen, zu dessen Verwaltern sie eingesetzt worden waren. Wegen ihrer erschreckenden Habgier wurden sie von den Heiden verachtet. Auf diese Weise wurde der heidnischen Welt Veranlassung gegeben, den Charakter Gottes und der Gesetze Seines Reiches falsch zu verstehen. DKn.11.4 Teilen

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Mit väterlichem Herzen hatte Gott Mitleid mit Seinem Volk. Er kämpfte um sie, indem Er ihnen Gnadengaben entweder gab oder ihnen vorenthielt. Geduldig zeigte Er ihnen ihre Sünden auf und wartete geduldig auf ihr Bekenntnis. Propheten und andere Boten wurden geschickt, um den Weingärtnern die Ansprüche des Eigentümers deutlich vor Augen zu führen. Anstatt diese weitsichtigen und mit geistlicher Kraft ausgerüsteten Männer willkommen zu heißen, wurden sie als Feinde behandelt. Die Weingärtner verfolgten und töteten sie. Gott sandte immer wieder weitere Boten, aber sie empfingen dieselbe Behandlung wie die ersten, wobei die Weingärtner sogar einen noch entschlosseneren Hass bewiesen. DKn.12.1 Teilen

Der Entzug der göttlichen Gunst während der Zeit des Exils führte viele zur Buße. Als sie jedoch wieder ins Land der Verheißung zurückgekehrt waren, wiederholte das jüdische Volk die Fehler der vorangegangenen Generationen und brachten sich selbst in politische Konflikte mit den umliegenden Nationen. Die Propheten, die Gott sandte, um die vorherrschenden Übel zu korrigieren, wurden mit demselben Misstrauen und derselben Verachtung empfangen wie die Boten früherer Zeiten. Auf diese Weise vergrößerten die Weingärtner von Jahrhundert zu Jahrhundert ihre Schuld. DKn.12.2 Teilen

Die vom göttlichen Weingärtner auf den Hügeln Palästinas gepflanzte edle Rebe wurde von den Männern Israels verachtet und schließlich über die Mauer des Weinbergs geworfen. Sie verletzten die Rebe und zertraten sie in der Hoffnung unter ihren Füßen, dass sie sie damit auf ewig vernichtet hätten. Die Weingärtner entfernten die Rebe und verbargen sie vor ihren Augen. Aber wiederum pflanzte ER die Rebe, diesmal jedoch auf der anderen Seite der Mauer und auf eine Art, dass der Weinstock nicht länger sichtbar war. Die Zweige hingen über die Mauer herein, und man hätte Triebe einsetzen können, der Stamm jedoch wurde außerhalb der Reichweite der Menschen gepflanzt, so dass diese ihn nicht erreichen oder ihm schaden konnten. DKn.12.3 Teilen

Für die heutige Gemeinde Gottes auf der Erde — die Verwalter Seines Weinbergs — sind die durch die Propheten erteilten Botschaften des Rats und der Ermahnung von besonderem Wert, denn dadurch wird die ewige Absicht Gottes für die Menschheit deutlich gezeigt. In den Lehren der Propheten offenbart sich klar Seine Liebe für die verlorene Menschheit und Sein Erlösungsplan für sie. Die Geschichte der Berufung Israels, ihrer Erfolge und Misserfolge, ihrer Wiedereinsetzung in die göttliche Gunst, ihrer Verwerfung des Herrn des Weinbergs und schließlich die Ausführung des jahrhundertealten Plans durch einen treuen Überrest, an denen alle Bundesverheißungen sich erfüllen sollen — dies alles war das Thema der Boten Gottes an Seine Gemeinde während der vergangenen Jahrhunderte. Auch heute ist die Botschaft Gottes an Seine Gemeinde — das sind diejenigen, die den Weinberg treu behüten — keine andere als die vom Propheten vor Zeiten gegebene: DKn.12.4 Teilen

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„Ein prächtiger Weinberg! Besingt ihn! Ich, der HERR, behüte ihn, bewässere ihn alle Augenblicke. Damit ihm nichts zustößt, behüte ich ihn Nacht und Tag.“ Jesaja 27,2.3 (ELB). DKn.13.1 Teilen

Israel soll auf Gott hoffen. Der Herr des Weinbergs sammelt auch jetzt noch von den Menschen aller Nationen und Völker kostbare Früchte, auf die Er so lange gewartet hat. Bald wird Er in Sein Eigentum kommen, und an diesem frohen Tag wird Seine ewige Absicht mit dem Haus Israel endlich erfüllt werden. „In den kommenden Tagen wird Jakob Wurzeln schlagen, Israel blühen und knospen; und sie werden mit Früchten füllen die Fläche des Erdkreises.“ Jesaja 27,6. DKn.13.2 Teilen

Kapitel 1: Salomo
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Unter der Regierung von David und Salomo wurde Israel gegenüber den anderen Nationen mächtig und hatte viele Gelegenheiten, einen mächtigen Einfluss zugunsten der Wahrheit und des Rechts auszuüben. Der Name Jehovahs wurde erhöht und in Ehren gehalten, und die Absicht, zu deren Erfüllung die Israeliten im Land der Verheißung angesiedelt worden waren, schien sich tatsächlich zu erfüllen. Barrieren wurden durchbrochen. Wahrheitssuchende aus den Ländern der Heiden wurden nicht unzufrieden abgewiesen. Bekehrungen erfolgten, und die Gemeinde Gottes auf der Erde vergrößerte sich. Es ging ihr gut. DKn.15.1 Teilen

In den letzten Jahren seines Vaters David, der zu seinen Gunsten abgedankt hatte, wurde Salomo zum König gesalbt und eingesetzt. Sein frühes Leben schien verheißungsvoll zu sein. Gottes wollte, dass er von Stärke zu Stärke gehen sollte, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit und dabei den Charakter Gottes immer ähnlicher darstellte. Auf diese Weise sollte er das Volk Gottes inspirieren, ihre heilige Verantwortung als Bewahrer der göttlichen Wahrheit zu erfüllen. DKn.15.2 Teilen

David wusste, dass die hohe Absicht Gottes für Israel nur dann erfüllt werden konnte, wenn Herrscher und Volk mit nicht nachlassender Wachsamkeit danach trachteten, den ihnen vorgelegten hohen Standard zu erreichen. Wie er wusste, musste sein Sohn Salomo, der jugendliche Herrscher, nicht nur ein Krieger, Staatsmann und Staatslenker sein, sondern ein starker, guter Mann, ein Lehrer der Gerechtigkeit und ein Beispiel der Treue. DKn.15.3 Teilen

Mit zartem Ernst wirkte David auf Salomo ein, mannhaft und edel zu sein, Gnade und Mitgefühl für seine Untertanen zu zeigen, und in allen seinen Handlungen mit all den anderen Nationen der Erde den Namen Gottes zu ehren und zu verherrlichen und die Schönheit eines heiligen Lebens zu offenbaren. Die vielen bemerkenswerten Versuchungen und Prüfungen, durch die David während seines Lebens gegangen war, hatten ihn den Wert der edleren Tugenden gelehrt und dazu geführt, Salomo in seinen letzten Worten auf seinem Totenbett zu erklären: „Wer herrscht über die Menschen, muss gerecht sein und in der Furcht Gottes herrschen. Er ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken ... wie das Gras nach dem Regen aus der Erde bricht.“ 2.Samuel 23,3f (KJV). DKn.15.4 Teilen

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Welche Gelegenheit hatte Salomo doch nur! Folgte er der göttlich inspirierten Unterweisung seines Vaters, dann würde seine Herrschaft durch Gerechtigkeit gekennzeichnet sein, wie sie im 72. Psalm beschrieben wird: DKn.16.1 Teilen

„Gott, gib dem König deine Rechtssprüche und deine Gerechtigkeit dem Königssohn, dass er dein Volk richte in Gerechtigkeit und deine Elenden nach Recht. ... Er komme herab wie ein Regen auf die gemähte Flur, wie Regenschauer als Befeuchtung auf das Land. In seinen Tagen wird der Gerechte blühen, und Fülle von Heil wird sein, bis der Mond nicht mehr ist. Und er möge herrschen von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde. ... Die Könige von Tarsis und den Inseln sollen Geschenke bringen, es sollen Tribute entrichten die Könige von Scheba und Saba. Und alle Könige sollen vor ihm niederfallen, alle Nationen ihm dienen. Denn retten wird er den Armen, der um Hilfe ruft, und den Elenden und den, der keinen Helfer hat. ... Und man soll beständig für ihn beten, den ganzen Tag ihn segnen. ... Sein Name soll ewig sein; vor der Sonne soll aufsprossen sein Name; und in ihm wird man sich segnen; alle Nationen sollen ihn glücklich preisen. Gepriesen sei Gott, der HERR, der Gott Israels. Er tut Wunder, er allein! Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Erde! Amen, ja Amen.“ Psalm 72 (ELB). DKn.16.2 Teilen

In seiner Jugend traf Salomo dieselbe Wahl wie David. Viele Jahre lang war er aufrichtig, und sein Leben war von striktem Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes gekennzeichnet. Zu Beginn seiner Herrschaft ging er mit seinen politischen Beratern nach Gibeon, wo sich immer noch die in der Wüste erbaute Stiftshütte befand. Dort vereinte er sich mit seinen ausgewählten Ratgebern, „den Obersten der Tausendschaften und der Hundertschaften, ... den Richtern und ... allen Fürsten in ganz Israel und den Familienhäuptern.“ 2.Chronik 1,2. Gemeinsam brachten sie Gott Opfer dar und weihten sich völlig dem Dienst für den Herrn. Eine Ahnung der Größe der Pflichten, die mit dem Königsamt verbunden waren, erfüllte Salomo. Er wusste, dass Menschen, die schwere Lasten zu tragen haben, die Quelle der Weisheit um Lenkung bitten müssen, wenn sie ihre Verantwortungen vernünftig ausfüllen wollen. Dies veranlasste ihn, seine Berater zu ermutigen, sich von Herzen mit ihm zu vereinigen, um ihre Annahme bei Gott sicherzustellen. DKn.16.3 Teilen

Wichtiger noch als jedes irdische Gut war dem König Weisheit und Verstand, um das ihm von Gott übergebene Werk auszuführen. Er sehnte sich nach einer schnellen Auffassungsgabe, einem großen Herzen und einem sanftmütigen Geist. In dieser Nacht erschien der Herr dem Salomo in einem Traum und sagte: „Bitte, was ich dir geben soll.“ Seine Antwort war eine Formulierung seiner Hilflosigkeit und dem Wunsch nach Hilfe. Salomo sagte: „Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt ist in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor dir, und hast ihm auch die große Barmherzigkeit erwiesen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es denn jetzt ist.“ 1.Könige 3,5f. DKn.16.4 Teilen

17

„Weil du nun, o HERR, mein Gott, deinen Knecht zum König gemacht hast an Stelle meines Vaters David, ich aber ein junger Bursche bin, der weder aus- noch einzuziehen weiß; und weil dein Knecht mitten unter deinem Volk ist, das du erwählt hast, einem Volk, das so groß ist, dass es vor Menge niemand zählen noch berechnen kann — so gib du deinem Knecht doch ein verständiges Herz, dass er dein Volk zu richten versteht und unterscheiden kann, was gut und böse ist. Denn wer kann dieses dein großes Volk richten?“ 1.Könige 3,7-9. DKn.17.1 Teilen

„Und es war dem HERRN wohlgefällig, dass Salomo um dies bat.“ 1.Könige 3,10. DKn.17.2 Teilen

„Und Gott sprach zu ihm: Weil du um dies bittest, und nicht um langes Leben und um Reichtum und um den Tod deiner Feinde bittest, sondern um Einsicht zum Verständnis des Rechts, siehe, so habe ich nach deinen Worten gehandelt. Siehe, ich habe dir ein weises und verständiges Herz gegeben, dass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und deinesgleichen auch nach dir nicht aufkommen wird. Dazu habe ich dir auch gegeben, was du nicht erbeten hast, Reichtum und Ehre, so dass deinesgleichen nicht sein soll unter den Königen dein ganzes Leben lang.“ 1.Könige 3,11-13. DKn.17.3 Teilen

„Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, dass du meine Satzungen und Gebote befolgst, wie dein Vater David gewandelt ist, so will ich dir ein langes Leben geben!“ 1.Könige 3,14 (SLA); vgl. Auch 2.Chronik 1,7-12. DKn.17.4 Teilen

Gott versprach Salomo, mit ihm ebenso zu sein wie er mit David gewesen war. Wenn der König aufrichtig vor dem Herrn sein und das tun sollte, was Gott ihm geboten hatte, würde sein Thron gefestigt werden und seine Herrschaft das Mittel sein, durch das Israel bei allen Völkern als „weise und verständig“ erhöht werden sollte — als Licht für die benachbarten Völker. Vgl. 5.Mose 4,6. DKn.17.5 Teilen

Die Sprache, die Salomo in seinem Gebet zu Gott vor dem alten Altar von Gibeon verwendete offenbart seine Demut und seinen starken Wunsch, Gott zu ehren. Er war sich darüber im Klaren, dass er ohne göttlichen Beistand so hilflos wie ein kleines Kind war und der auf ihm ruhenden Verantwortung nicht wirklich gerecht werden konnte. Salomo wusste, dass ihm die Gabe der Unterscheidung der Geister fehlte. Es war jedoch ein Gefühl seiner großen Bedürftigkeit, die ihn dazu brachte, Gott um Weisheit zu bitten. In seinem Herzen waren keine selbstsüchtigen Gedanken, ein Wissen zu erhalten, was ihn über andere erhöhte. Er hatte den Wunsch, die auf ihm ruhenden Pflichten treu zu tun, und wählte daher die Gabe, die dazu führen sollte, seine Herrschaft zur Ehre Gottes auszuüben. Salomo war nie so reich, weise oder wahrhaft groß als dann, als er bekannte: „Ich aber ein junger Bursche, der weder aus noch ein weiß.“ DKn.17.6 Teilen

18

Wer heute eine verantwortungsvolle Stellung innehat, sollte danach trachten, die Lektion zu lernen, die uns im Gebet Salomos gelehrt wird. Je höher die Position ist, die ein Mensch einnimmt, desto größer ist die Verantwortung, die er zu tragen hat, desto größer wird der Einfluss sein, den er ausübt, und desto größer ist sein Bedürfnis der Abhängigkeit von Gott. Er sollte sich immer daran erinnern, dass mit der Berufung zu arbeiten auch die Berufung kommt, ein beispielhaftes Leben vor seinen Mitmenschen zu führen. Er soll die Einstellung haben, als Lernender vor Gott stehen. Eine Stellung gibt dem Charakter keine Heiligkeit. Erst Gott ehren und Seinen Geboten gehorchen macht einen Menschen wahrhaftig groß. DKn.18.1 Teilen

Der Gott, dem wir dienen, beachtet nicht die Person. Er, der Salomo den Geist der Weisheit und der Unterscheidung der Geister gab, ist heute ebenso willig, Seinen Kindern dieselben Segnungen zu verleihen. Sein Wort sagt: „Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“ Jakobus 1,5. Wenn sich der Lastenträger Weisheit mehr wünscht als Reichtum, Macht oder Ruhm, wird er nicht enttäuscht werden. Solch ein Mensch wird von dem großen Lehrer nicht nur das lernen, was er zu tun hat, sondern auch, wie er es tun muss, um die göttliche Zustimmung zu erlangen. DKn.18.2 Teilen

Solange der Mensch, den Er mit dem Unterscheidungsgeist und anderen Fähigkeiten ausgerüstet hat, Gott geweiht bleibt, wird er kein Verlangen nach hohen Positionen zeigen oder versuchen, andere zu beherrschen oder zu kontrollieren. Natürlich müssen Menschen Verantwortung übernehmen, aber anstatt nach einer Vormachtstellung zu trachten wird der aufrichtige Leiter um ein verständiges Herz bitten, so dass er zwischen Gut und Böse unterscheiden kann. DKn.18.3 Teilen

Der Weg, den Menschen zu gehen haben, die als Leiter eingesetzt sind, ist kein leichter. Sie sollen jedoch in jeder Schwierigkeit den Ruf zum Gebet sehen. Sie sollen niemals versäumen, die große Quelle aller Weisheit zu befragen. Wenn sie durch den Meister aller Arbeiter gestärkt und erleuchtet wurden, sind sie befähigt, gegen unheilige Einflüsse zu bestehen und Richtig und Falsch und Gut und Böse zu unterscheiden. Sie werden dem zustimmen, was Gott gut heißt, und mit allem Ernst gegen die Einführung falscher Grundsätze in Sein Werk ankämpfen. DKn.18.4 Teilen

Die Weisheit, die Salomo wichtiger war als Reichtümer, Ehre oder langes Leben bekam er von Gott. Seine Bitte um eine schnelle Auffassungsgabe, ein großes Herz und einen mitfühlenden Geist wurden ihm gewährt. „Und Gott gab Salomo sehr große Weisheit und Verstand und einen Geist, so weit, wie Sand am Ufer des Meeres liegt, dass die Weisheit Salomos größer war als die Weisheit von allen, die im Osten wohnen, und als die Weisheit der Ägypter. Und er war weiser als alle Menschen, ... und war berühmt unter allen Völkern ringsum.“ 1.Könige 5,9-11. DKn.18.5 Teilen

19

„Und ganz Israel ... fürchtete den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.“ 1.Könige 3,28. Die Herzen der Menschen richteten sich auf Salomo, wie sie vorher auf David gerichtet waren, und sie gehorchten ihm in allen Dingen. „Und Salomo, der Sohn Davids, wurde mächtig in seinem Königtum, und der HERR, sein Gott, war mit ihm und machte ihn immer größer.“ 2.Chronik 1,1. DKn.19.1 Teilen

Viele Jahre lang war Salomos Leben gekennzeichnet von seiner Hingabe an Gott, seiner Aufrichtigkeit, seinen festen Grundsätzen und seinem strengen Gehorsam gegenüber Gottes Geboten. Er leitete jede wichtige Unternehmung selbst und regelte die geschäftlichen Angelegenheiten des Königreichs. Sein Reichtum und seine Weisheit, die großartigen Gebäude und öffentlichen Arbeiten, die er während den frühen Jahren seiner Herrschaft entwarf, die Energie, Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Großzügigkeit, die er in Wort und Tat offenbarte — all dies gewann ihm die Treue seiner Untertanen und die Bewunderung und Huldigung der Herrscher vieler anderer Länder. DKn.19.2 Teilen

Der Name Jehovahs wurde während des ersten Abschnitts der Herrschaft Salomos sehr geehrt. Die Weisheit und Gerechtigkeit, die der König offenbarte war allen Nationen ein wichtiger Zeuge für die herausragenden Eigenschaften des Gottes, dem er diente. Eine Zeitlang war Israel das Licht der Welt und offenbarte die Größe Jehovahs. Die wahre Herrlichkeit der frühen Herrschaftsjahre von Salomo lag nicht an seiner unübertroffenen Weisheit, seinen sagenhaften Reichtümern, seiner weitreichenden Macht oder seinem Ruhm, sondern in der Ehre, die er dem Namen des Gottes Israels durch die weise Anwendung der himmlischen Gaben brachte. DKn.19.3 Teilen

Als die Jahre vergingen und Salomos Ruhm zunahm, versuchte er, Gott dadurch verstärkt zu ehren, indem er selbst an mentaler und geistlicher Stärke zunahm und indem er anderen fortgesetzt die Segnungen weitergab, die er selbst empfing. Keiner als er verstand besser, dass er nur durch das Wohlwollen Jehovahs in den Besitz von Macht, Weisheit und Verständnis gekommen war und diese Gaben ihm verliehen worden waren, damit er der Welt eine Erkenntnis des Königs aller Könige vermittelte. DKn.19.4 Teilen

Salomo interessierte sich besonders für Naturgeschichte, aber seine Forschungen beschränkten sich nicht auf nur ein Feld des Lernens. Durch ein sorgfältiges Studium aller geschaffenen Dinge bekam er ein klares Verständnis vom Schöpfer. Er sah in den Kräften der Natur, in der Welt der Minerale und der Tiere und in jedem Baum, jedem Strauch und jeder Blume eine Offenbarung der Weisheit Gottes. Durch sein fortgesetztes Lernen nahmen seine Gotteserkenntnis und Liebe zu Gott immer weiter zu. DKn.19.5 Teilen

20

Salomos göttlich inspirierte Weisheit fand Ausdruck in Liedern des Lobpreises und in vielen Sprüchen. „Und er dichtete dreitausend Sprüche und tausendundfünf Lieder. Er dichtete von den Bäumen, von der Zeder an auf dem Libanon bis zum Ysop, der aus der Wand wächst. Auch dichtete er von den Tieren des Landes, von Vögeln, vom Gewürm und von Fischen.“ 1.Könige 5,12f. DKn.20.1 Teilen

In den Sprüchen Salomos werden die Grundsätze eines heiligen Lebens und hoher Vorsätze veranschaulicht, Grundsätze, die aus dem Himmel stammen und zur Frömmigkeit führen und jede Handlung des Lebens bestimmen sollten. Durch die weite Verbreitung dieser Grundsätze und die Anerkennung Gottes als denjenigen, dem alle Ehre und aller Lobpreis zusteht, wurde Salomos frühe Herrschaft eine Zeit nicht nur des materiellen Wohlstands, sondern auch der moralischen Erneuerung. DKn.20.2 Teilen

„Wohl dem Menschen, der Weisheit erlangt, und dem Menschen, der Einsicht gewinnt! Denn es ist besser, sie zu erwerben, als Silber, und ihr Ertrag ist besser als Gold. Sie ist edler als Perlen, und alles, was du wünschen magst, ist ihr nicht zu vergleichen. Langes Leben ist in ihrer rechten Hand, in ihrer Linken ist Reichtum und Ehre. Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Steige sind Frieden. Sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen, und glücklich sind, die sie festhalten.“ Sprüche 3,13-18. DKn.20.3 Teilen

„Der Anfang der Weisheit ist: Erwirb Weisheit, und um allen deinen Erwerb erwirb Verstand!“ Sprüche 4,7. DKn.20.4 Teilen

„Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang.“ Psalm 111,10. „Die Furcht des HERRN bedeutet, das Böse zu hassen; Stolz und Übermut, den Weg des Bösen und einen verkehrten Mund hasse ich.“ Sprüche 8,13. DKn.20.5 Teilen

Hätte Salomo doch nur in späteren Jahren diese wunderbaren Worte der Weisheit beachtet! Hätte doch nur derjenige, der gesagt hatte: „Der Weisen Mund breitet Einsicht aus“ (Sprüche 15,7), der selbst die Könige der Erde gelehrt hatte, dem König der Könige den Lobpreis zu geben, den sie einem irdischen Herrscher schenken wollten, nur niemals mit „verkehrten Mund“ und in „Stolz und Übermut“ für sich die Herrlichkeit in Anspruch genommen, die allein Gott gebührt! DKn.20.6 Teilen

Kapitel 2: Der Tempel und seine Weihe
21

Davids lange gehegter Plan, einen Tempel für den Herrn zu errichten, wurde von Salomo weise ausgeführt. Sieben Jahre lang war Jerusalem von geschäftigen Arbeitern erfüllt, die den ausgewählten Platz einebneten, riesige Stützmauern bauten und ein breites Fundament legten — „große und kostbare Steine ..., behauene Steine“. 1.Könige 5,31. Sie brachten auch die riesigen Stämme aus den Wäldern des Libanon in Form und errichteten ein großartiges Heiligtum. Gleichzeitig mit der Vorbereitung von Holz und Stein, einer Arbeit, zu der tausende von Menschen ihre Energie vereinten, machte die Herstellung der Inneneinrichtung des Tempels unter der Führung von Hiram von Tyrus ständige Fortschritte. Von ihm heißt es: „Der versteht zu arbeiten mit Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Steinen, Holz, rotem und blauem Purpur, feiner Leinwand und Scharlach, und Bildwerk zu schnitzen und alles, was man ihm aufgibt, kunstreich zu machen.“ 2.Chronik 2,13. DKn.21.1 Teilen

So war das Bauen auf dem Berg Moria geräuschlos. Die Steine wurden „bereits im Steinbruch behauen, sodass das Gebäude errichtet werden konnte, ohne dass der Klang eines Hammers, einer Axt oder eines anderen Eisenwerkzeugs zu hören war.“ 1.Könige 6,7 (NL). Die schönen Einrichtungsgegenstände wurden nach den Plänen, die David seinem Sohn übergeben hatte, fertiggestellt, „alles Gerät für das Haus Gottes.“ 2.Chronik 4,19. Dazu gehörten der Rauchopferaltar, der Schaubrottisch, die Leuchter mit den Lampen und alle Gegenstände und Instrumente, die mit dem Dienst der Priester im Heiligen zu tun hatten, „aus Gold — das alles war reinstes Gold.“ 2.Chronik 4,21 (ELB). Von den kupfernen Gegenständen — dem Brandopferaltar, dem großen, von zwölf Ochsen getragenen Waschbecken und den kleineren Waschbecken und vielen anderen Gegenständen heißt es: „In der Gegend des unteren Jordans ließ sie der König gießen in der Gießerei von Adama, zwischen Sukkot und Zereda.“ 2.Chronik 4,17. Diese Einrichtungsgegenstände wurden in großen Mengen hergestellt, damit es ja keinen Mangel geben sollte. Das palastartige Gebäude, das von Salomo und seinen Leuten für Gott und Seine Anbetung errichtet wurde, war von unübertroffener Schönheit und unerreichter Pracht. Das Tempelgebäude war geschmückt mit Edelsteinen, umgeben von geräumigen Höfen mit prächtigen Zugängen und verkleidet mit geschnitztem Zedernholz und poliertem Gold. Mit seinen bestickten Vorhängen und reichen Ausstattung war es ein passendes Bild der lebendigen Gemeinde Gottes auf der Erde, die durch die Jahrhunderte hindurch in Übereinstimmung mit dem göttlichen Plan gebaut worden war. Dabei wurden Materialien verwendet, die verglichen werden mit „Gold, Silber, Edelsteinen,“ „zur Verschönerung von Palästen geschaffen.“ 1.Korinther 3,12; Psalm 144,12. Von diesem geistlichen Tempel ist Christus selbst „der Eckstein, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn.“ Epheser 2,20f. DKn.21.2 Teilen

22

Schließlich war der Tempel vollendet, der von König David geplant und von seinem Sohn Salomo ausgeführt worden war. „Und es gelang ihm, alles, was ihm in den Sinn gekommen war, am Hause des HERRN und an seinem Haus auszuführen.“ 2.Chronik 7,11. Wenn aber dieses palastartige Gebäude, das die Höhe des Berges Morija krönte, wirklich das sein sollte, was David so sehnlich gewünscht hatte, nämlich „nicht die Wohnung eines Menschen, sondern Gottes, des Herrn“ (1.Chronik 29,1), so blieb noch eins zu tun übrig: Das Gebäude musste noch feierlich und in aller Form für den Herrn und seinen Dienst geweiht werden. DKn.22.1 Teilen

Der Ort, auf dem der Tempel errichtet wurde, war bereits lange als ein geheiligter Ort angesehen worden. Hier hatte bereits Abraham, der Vater der Gläubigen, seine Bereitschaft gezeigt, seinen einzigen Sohn in Gehorsam gegenüber dem Gebot des Herrn zu opfern. Hier hatte Gott mit Abraham den Bund des Segens erneuert, der die herrliche Verheißung auf den Messias mit einschloss: die Menschheit sollte durch das Opfer des Sohnes des Allerhöchsten gerettet werden. Vgl. 1.Mose 22,9; 16-18. Hier war auch der Ort, an dem David Brandopfer und Friedensopfer darbrachte, um das rächende Schwert des Zerstörungsengels zu stoppen, wo Gott selbst sich ihm durch Feuer vom Himmel offenbarte. Vgl. 1.Chronik 21. Nun waren die Anbeter des Herrn wieder an diesem Ort versammelt, um ihrem Gott zu begegnen und ihre Treuegelübde Ihm gegenüber zu erneuern. DKn.22.2 Teilen

Die für die Einweihung ausgesuchte Zeit war sehr geeignet: es handelte sich um den siebten Monat, in dem die Menschen von jedem Teil des Reiches gewohnt waren, sich in Jerusalem zu versammeln, um das Laubhüttenfest zu feiern. Dieses Fest war vor allem eine Gelegenheit zur Freude. Die Erntearbeiten waren vorüber und die Mühen des neuen Jahres hatten noch nicht wieder begonnen. So waren die Menschen frei von Sorge und konnten sich selbst den heiligen, freudigen Einflüssen der Stunde überlassen. DKn.22.3 Teilen

Zur festgelegten Zeit versammelten sich die Scharen Israels gemeinsam mit reich gekleideten Vertretern vieler ausländischer Völker in den Tempelhöfen. Es war ein Bild ungewöhnlichen Glanzes. Salomo und die Ältesten Israels waren gemeinsam mit den einflussreichsten Vertretern des Volkes von einem anderen Teil der Stadt zurückgekehrt, von wo sie die Bundeslade geholt hatten. Von den Höhen Gibeons war die alte „Stiftshütte [mit] allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war“ (2.Chronik 5,5), gebracht worden. Nun fanden diese geschätzten Erinnerungsstücke an die früheren Erfahrungen der Kinder Israel während der Zeit ihrer Wanderung in der Wüste und der Eroberung Kanaans eine dauerhafte Bleibe in dem prächtigen Gebäude, das errichtet worden war, um die Stelle der tragbaren Konstruktion einzunehmen. DKn.22.4 Teilen

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Beim Transport der heiligen Bundeslade, die die beiden steinernen Tafeln enthielt, auf die die Vorschriften der 10 Gebote von Gottes eigenem Finger geschrieben worden waren, war Salomo dem Beispiel seines Vaters David gefolgt. Alle sechs Schritte wurde ein Opfer dargebracht. Mit Gesang und Musik und großer Zeremonie „brachten die Priester die Lade des Bundes des HERRN an ihre Stätte, in den Chorraum des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherubim.“ Vers 7. Als sie aus dem Innern des Heiligtums zurückkamen, nahmen sie die ihnen zugeteilten Positionen ein. Die Sänger — in weiße Gewänder gekleidete Leviten mit ihren Zimbeln, Harfen und Zithern — standen am östlichen Ende des Altars. Bei ihnen waren „120 Priester, die mit Trompeten bliesen.“ 2.Chronik 5,12. DKn.23.1 Teilen

„Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: ‚Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig‘, da wurde das Haus des HERRN erfüllt mit einer Wolke, so dass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.“ 2.Chronik 5,13f. DKn.23.2 Teilen

Salomo, der sich der Bedeutung dieser Wolke bewusst war, erklärte: „Der HERR hat gesagt, er wolle im Dunkel wohnen. So habe ich nun ein Haus gebaut dir zur Wohnung und einen Sitz, da du ewiglich wohnest.“ 2.Chronik 6,1f. DKn.23.3 Teilen

„Der HERR ist König, darum zittern die Völker; er sitzt über den Cherubim, darum bebt die Welt. Der HERR ist groß in Zion und erhaben über alle Völker. Preisen sollen sie deinen großen und wunderbaren Namen, — denn er ist heilig ... Erhebt den HERRN, unseren Gott, betet an vor dem Schemel Seiner Füße; denn Er ist heilig.“ Psalm 99,1-5. DKn.23.4 Teilen

„Mitten in den Vorhof“ des Tempels hatte Salomo „eine Kanzel aus Kupfer“, eine Tribüne, setzen lassen, „fünf Ellen lang und breit und drei Ellen hoch.“ Dort stand Salomo und segnete mit erhobenen Händen die gewaltige Menschenmenge vor ihm, und „die ganze Gemeinde Israel“ stand. 2.Chronik 6,13.3. Salomo sprach: „Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, der durch seinen Mund meinem Vater David zugesagt und es mit seiner Hand erfüllt hat, als er sagte: ... Jerusalem habe ich erwählt, dass mein Name daselbst sei.“ 2.Chronik 6,4-6. DKn.23.5 Teilen

24

Salomo kniete dann auf der Tribüne nieder und betete vor den Ohren des ganzen Volkes das Einweihungsgebet. Er hob dabei seine Hände zum Himmel empor, und während sich die Versammlung mit ihren Gesichtern zum Boden beugte, betete der König: „HERR, Gott Israels, es ist kein Gott dir gleich weder im Himmel noch auf Erden, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen.“ 2.Chronik 6,14. DKn.24.1 Teilen

„Aber wird Gott tatsächlich auf der Erde wohnen? Der höchste Himmel kann dich nicht fassen — wie viel weniger dieses Haus, das ich errichtet habe! Höre dennoch mein Gebet und vernimm meine Bitte, Herr, mein Gott. Höre die Gebete, die dein Diener an dich richtet. Tag und Nacht sollst du über diesen Tempel wachen, über diesen Ort, von dem du gesagt hast, dass hier dein Name wohnen soll. Bitte erhöre die Gebete, die ich hier spreche. Bitte erhöre die inständigen Bitten, die wir, dein Volk der Israeliten und ich, an diesem Ort im Gebet an dich richten. Ja, höre uns im Himmel, wo du wohnst, und wenn du uns hörst, vergib uns.“ 2.Chronik 6,18-21. „Wenn dein Volk der Israeliten von seinen Feinden besiegt wird, weil es gegen dich gesündigt hat, und wenn es sich dir dann wieder zuwendet und deinen Namen anruft und hier in diesem Haus zu dir betet und fleht, dann höre es im Himmel und vergib ihm seine Sünde und bring es zurück in dieses Land, das du ihm und seinen Vorfahren geschenkt hast.“ 2.Chronik 6,24f. „Wenn der Himmel verschlossen bleibt und kein Regen fällt, weil dein Volk gegen dich gesündigt hat, und wenn das Volk dann zu diesem Haus gewandt betet und deinen Namen anruft und sich von seiner Sünde abwendet, weil du es bestraft hast, dann höre es im Himmel und vergib deinen Dienern, den Israeliten, ihre Sünde. Zeig ihnen, wie sie nach deinem Willen leben können, und lass es regnen auf dein Land, das du deinem Volk als Erbe anvertraut hast.“ 2.Chronik 6,26f. DKn.24.2 Teilen

„Wenn eine Hungersnot im Land herrscht oder eine Seuche ausbricht, wenn es eine Missernte gibt, Heuschrecken einfallen oder Raupen die Ernte vernichten, wenn die Feinde deines Volkes ins Land eindringen und seine Städte belagern — welche Not oder Krankheit auch kommen mag: Wenn dann irgendeiner aus deinem Volk zu dir betet und fleht, indem er dir seinen Kummer und seine Not zu Füßen legt und die Hände zu diesem Haus hin erhebt, oder wenn das ganze Volk seine Stimme im Gebet erhebt, dann höre es im Himmel, wo du wohnst, vergib ihm und hilf. Gib jedem, was er verdient, denn du allein kennst das menschliche Herz. ... damit sie dich fürchten und wandeln in deinen Wegen alle Tage, solange sie in dem Lande leben, das du unsern Vätern gegeben hast.“ 2.Chronik 6,28-31. DKn.24.3 Teilen

„Wenn Fremde, die nicht zu deinem Volk der Israeliten gehören, von deinem großen Namen und deinen gewaltigen Wundern hören und von deiner Macht und aus fernen Ländern hierher kommen und zu diesem Haus gewandt beten, dann höre sie im Himmel, wo du wohnst, und gib ihnen alles, worum sie dich bitten. Denn alle Völker der Erde sollen dich erkennen und achten, so wie dein Volk der Israeliten es tut. Alle sollen erkennen, dass dieses Haus, das ich gebaut habe, deinen Namen trägt.“ 2.Chronik 6,32.33. DKn.24.4 Teilen

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„Wenn die Israeliten in deinem Auftrag gegen ihre Feinde in den Krieg ziehen, und wenn sie dann im Gebet zu dir in die Richtung dieser Stadt blicken, die du erwählt hast, und zu diesem Haus, das ich deinem Namen errichtet habe, dann höre ihre Gebete und ihr Flehen im Himmel und hilf ihnen.“ 2.Chronik 6,34f. DKn.25.1 Teilen

„Wenn sie gegen dich sündigen — denn welcher Mensch wäre ohne Sünde? — dann wirst du vielleicht zornig sein über sie und sie ihren Feinden ausliefern, die sie in ein fremdes Land verschleppen, es sei nah oder fern. Doch vielleicht wenden sie sich in ihrem Exil voller Reue wieder zu dir und sagen: ‚Wir haben gesündigt, wir haben Böses getan und schlecht gehandelt.‘ Wenn sie sich dann von ganzem Herzen und von ganzer Seele im Land ihres Exils, in das sie gebracht wurden, wieder dir zuwenden und zu dem Land hingewandt beten, das du ihren Vorfahren geschenkt hast, und zu dieser Stadt, die du erwählt hast, und zu diesem Haus, das ich zur Ehre deines Namens gebaut habe, dann höre ihre Gebete im Himmel, wo du wohnst. Verhilf ihnen zu ihrem Recht und vergib deinem Volk, das gegen dich gesündigt hat. Bitte, mein Gott, erhöre die Gebete, die an diesem Ort vor dich gebracht werden.“ 2.Chronik 6,36-40. DKn.25.2 Teilen

„Und nun, Herr und Gott, komm und nimm deinen Ort der Ruhe ein, du und die Bundeslade, das Zeichen deiner Macht. Deine Priester, Herr und Gott, sollen uns deine Rettung vermitteln, und die dir vertrauen, sollen sich an deiner Güte freuen. Herr und Gott, weise deinen Gesalbten nicht zurück, sondern erinnere dich, wie sehr du deinen Diener David liebst.“ 2.Chronik 6,41f. „Und als Salomo sein Gebet vollendet hatte, fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus, so dass die Priester nicht ins Haus des HERRN hineingehen konnten, weil des HERRN Herrlichkeit das Haus des HERRN füllte. Und alle Israeliten sahen das Feuer herabfallen und die Herrlichkeit des HERRN über dem Hause, und sie fielen auf ihre Knie mit dem Antlitz zur Erde aufs Pflaster und beteten an und dankten dem HERRN, dass er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewiglich währt.“ 2.Chronik 7,1-3. DKn.25.3 Teilen

Dann brachten der König und das Volk Opfer vor dem Herrn dar. „Und so weihten der König und das ganze Volk das Haus Gottes ein.“ 2.Chronik 7,5. Sieben Tage lang hielten die Menschenscharen aus jedem Teil des Reichs, „eine sehr große Gemeinde,“ von den Grenzen „von Hamat an bis an den Bach Ägyptens“ (2.Chronik 7,8), ein freudiges Fest. Die folgende Woche wurde durch die glückliche Menge damit verbracht, das Laubhüttenfest zu halten. Am Ende dieser Zeit der erneuten Weihe und der Freude kehrten die Menschen wieder in ihre Heime zurück „fröhlich ... und guten Mutes über all das Gute, das der HERR an David, Salomo und seinem Volk Israel getan hatte.“ 2.Chronik 8,10. Der König hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um das Volk darin zu ermutigen, sich selbst völlig Gott und Seinem Dienst hinzugeben und Seinen heiligen Namen zu erhöhen. Und wiederum wurde dem Herrscher Israels, wie schon früher in Gibeon zu Beginn seiner Herrschaft, ein Beweis der göttlichen Annahme und des göttlichen Segens gegeben. In einer Vision in der Nacht erschien ihm der Herr mit der Botschaft: „Ich habe dein Gebet erhört und diese Stätte mir zum Opferhaus erwählt. Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen. So sollen nun meine Augen offen sein und meine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte. So habe ich nun dies Haus erwählt und geheiligt, dass mein Name dort sein soll ewiglich, und meine Augen und mein Herz sollen dort sein allezeit.“ 2.Chronik 7,12-16. DKn.25.4 Teilen

26

Wäre Israel Gott treu geblieben, hätte dieses herrliche Gebäude ewig bestehen können als ein beständiges Zeichen der besonderen Gunst Gottes gegenüber Seinem auserwählten Volk. „Und die Fremden, die sich dem HERRN zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben, damit sie seine Knechte seien, alle, die den Sabbat halten, dass sie ihn nicht entheiligen, und die an meinem Bund festhalten, die will ich zu meinem heiligen Berge bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, und ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.“ Jesaja 56,6f. In Verbindung mit dieser Zusicherung der Annahme machte der Herr dem König den Pfad der Pflicht sehr deutlich. „Und wenn du mir treu bist, wie dein Vater David es war, wenn du meinen Geboten gehorchst, meine Gesetze hältst und meine Vorschriften befolgst, werde ich deine Königsherrschaft befestigen, wie ich es bereits deinem Vater David versprach: ‚Du wirst stets einen Nachfolger haben, der über Israel herrscht.‘“ 2.Chronik 7,17f. DKn.26.1 Teilen

Hätte Salomo weiterhin demütig dem Herrn gedient, so wäre seine ganze Herrschaft ein mächtiger Einfluss zum Guten auf die umliegenden Völker gewesen. Diese Völker waren durch die Herrschaft seines Vaters David und durch die weisen Worte und großartigen Taten in den frühen Jahren seiner eigenen Herrschaft so positiv beeindruckt worden. Weil er die schrecklichen Versuchungen vorhersah, die mit Wohlergehen und weltlicher Ehre einhergehen, warnte Gott Salomo vor dem Übel des Abfalls und sagte ihm die furchtbaren Folgen der Sünde voraus. Sogar der wunderschöne Tempel, der eben erst eingeweiht worden war, so erklärte der Herr, würde „zum Hohn ... und zum Spott unter allen Völkern“ werden, sollten die Israeliten „den HERRN, den Gott ihrer Väter, verlassen“ und im Abfall beharren. 2.Chronik 7,20.22. DKn.26.2 Teilen

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Gestärkt im Herzen und voller Freude über die Botschaft vom Himmel, dass sein Gebet für Israel erhört worden war, begann Salomo nun die glanzvollste Zeit seiner Herrschaft, als „alle Könige auf Erden begehrten, Salomo zu sehen, um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte.“ 2.Chronik 9,23. Viele kamen, um seine Herrschaftsweise zu sehen und Unterweisung in Bezug auf schwierige Angelegenheiten zu bekommen. Wenn diese Menschen Salomo besuchten, belehrte er sie über Gott, den Schöpfer aller Dinge, und sie kehrten dann mit einer klareren Vorstellung vom Gott Israels und Seiner Liebe für die Menschheit wieder in ihre Heime zurück. In den Werken der Natur sahen sie nun einen Ausdruck Seiner Liebe und eine Offenbarung Seines Charakters. Viele wurden so dazu gebracht, Ihn als ihren Gott anzubeten. DKn.27.1 Teilen

All die Charakterzüge Salomos, die der Nachahmung so würdig sind, wie seine Demut zu der Zeit, als er begann, die Staatslasten zu tragen, als er vor Gott bekannte: „Aber ich bin im Grunde noch ein Kind, das nicht weiß, was es tun soll“ (1.Könige 3,7), seine ausgeprägte Liebe zu Gott, seine tiefe Ehrfurcht vor göttlichen Dingen, sein Misstrauen sich selbst gegenüber sowie sein Lobpreis des unendlichen Schöpfers — all diese Charakterzüge offenbarten sich in den Diensten bei der Vollendung des Tempels, als er sich demütig in der Stellung eines Bittenden hinkniete. Christi Nachfolger der heutigen Zeit sollten sich vor der Tendenz hüten, den Geist der Ehrerbietigkeit und der Gottesfurcht zu verlieren. Die Schrift lehrt die Menschen, wie sie Ihrem Schöpfer gegenübertreten sollen: mit Demut und Ehrfurcht und im Glauben an einen göttlichen Mittler. Der Psalmist erklärt dies so: „Denn der HERR ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter. ... Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat.“ Psalm 95,3.6. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der privaten Anbetung ist es unser Vorrecht, unsere Knie vor Gott zu beugen, wenn wir Ihm unsere Bitten darbringen. Jesus, unser Vorbild, „kniete nieder und betete.“ Lukas 22,41. Von Seinen Jüngern ist uns berichtet, dass auch sie niederknieten und beteten. Vgl. Apostelgeschichte 9,40. Paulus erklärte: „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Epheser 3,14. Als er die Sünden Israels vor Gott bekannte, kniete Esra. Vgl. Esra 9,5. Daniel fiel „dreimal am Tag ... auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott.“ Daniel 6,10 (ELB). DKn.27.2 Teilen

Wahre Ehrerbietung Gott gegenüber wird durch ein Gefühl für Seine unendliche Größe und ein Bewusstsein Seiner Gegenwart hervorgerufen. Jedes Herz sollte durch ein Gefühl für das Unsichtbare tief beeindruckt sein. Die Stunde und der Ort des Gebets sind heilig, weil Gott anwesend ist. Wenn Ehrerbietung sich in Haltung und Verhalten zeigt, wird sich das Gefühl, das sie hervorruft, noch vertiefen. „Heilig und furchtgebietend ist sein Name,“ so sagt es der Psalmist. Psalm 111,9. Engel verhüllen, wenn sie diesen Namen aussprechen, ihre Gesichter. Mit welcher Ehrerbietung sollten dann wir, die wir gefallen und sündig sind, ihn auf unsere Lippen nehmen! DKn.27.3 Teilen

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Es wäre gut für Jung und Alt, die Schriftstellen zu überdenken, die zeigen, wie der Ort, an dem sich Gottes besondere Gegenwart bekundet, angesehen werden sollte. „Zieh deine Schuhe von deinen Füßen“, befahl Er Mose am brennenden Busch, „denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“ 2.Mose 3,5. Jakob rief aus, nachdem er in der Vision die Engel gesehen hatte: „Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! ... Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“ 1.Mose 28,16f. DKn.28.1 Teilen

In seinem Einweihungsgebet versucht Salomo, die abergläubischen Vorstellungen in Bezug auf den Schöpfer, die das Denken der Heiden verfinstert hatten, aus den Gedanken der Anwesenden zu treiben. Der Gott des Himmels ist nicht wie die heidnischen Götter auf von Menschen erbaute Tempel beschränkt, und dennoch wollte Er Seinem Volk durch Seinen Heiligen Geist begegnen, wenn sie sich in dem Haus versammelten, das Seiner Anbetung geweiht war. DKn.28.2 Teilen

Jahrhunderte später lehrte Paulus diese Wahrheit so: „Er ist der Gott, der die Welt und alles, was darin ist, erschuf. Weil er der Herr über Himmel und Erde ist, wohnt er nicht in Tempeln, die Menschen erbaut haben. Er braucht keine Hilfe von Menschen. Er selbst gibt allem, was ist, Leben und Atem, ... dass die Völker Gott suchen und auf ihn aufmerksam werden sollten und ihn finden würden — denn er ist keinem von uns fern. In ihm leben, handeln und sind wir.“ Apostelgeschichte 17,24-28. „Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat! Der HERR schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder.“ „Der HERR hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles.“ „Gott! Dein Weg ist im Heiligtum; wer ist ein großer Gott wie Gott? Du bist der Gott, der Wunder tut.“ Psalm 33,12-14; 103,19; 77,13.14 (ELB). Obwohl Gott nicht in einem irdischen Tempel wohnt, ehrt Er die Versammlungen Seines Volkes doch mit Seiner Gegenwart. Er hat versprochen, dass wenn sie zusammenkommen, um Ihn zu suchen, ihre Sünden zugeben und füreinander beten, Er ihnen durch Seinen Geist begegnen will. Wenn sie Ihn anbeten, sollten sie alles Böse von sich tun. Wird Gott nicht in Geist und Wahrheit und der Schönheit der Heiligkeit angebetet, bringt das gesamte Zusammenkommen nichts. Von solchen erklärt der Herr: „Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.“ Matthäus 15,8f. Wer Gott anbetet, muss das „im Geist und in der Wahrheit“ tun, „denn auch der Vater will solche Anbeter haben.“ Johannes 4,23. „Aber der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Es sei vor ihm stille alle Welt!“ Habakuk 2,20. DKn.28.3 Teilen

Kapitel 3: Der Stolz des Wohlstands
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Solange Salomo das Gesetz des Himmels in Ehren hielt, war Gott mit ihm, und Weisheit wurde ihm gegeben, um unparteiisch und barmherzig zu regieren. Als ihm Reichtum und weltliche Ehre zufielen, blieb er zuerst demütig und entsprechend groß war sein Einfluss. „So war Salomo Herr über alle Königreiche, vom Euphratstrom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens ... und hatte Frieden mit allen seinen Nachbarn ringsum, so dass Juda und Israel sicher wohnten, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, ... solange Salomo lebte.“ 1.Könige 5,1.4f. DKn.29.1 Teilen

Nach einem sehr verheißungsvollen Anfang wurde sein Leben durch Abfall verfinstert, worüber die Geschichte betrübt berichtet: Derjenige, der einst Jedidja, „Liebling des Herrn“ (2.Samuel 12,25) genannt und von Gott mit so bemerkenswerten Beweisen Seines Wohlwollens geehrt worden war, dass seine Weisheit und Aufrichtigkeit ihm weltweiten Ruhm erwarben; derjenige, der andere dazu geführt hatte, dem Gott Israels die Ehre zu geben, dieser Mann wandte sich von der Anbetung des Herrn ab, um vor den Götzen der Heiden zu knien. DKn.29.2 Teilen

Bereits hunderte von Jahren bevor Salomo den Thron bestieg, hatte der Herr die Gefahren den auserwählten Herrscher Israels umgebenden Gefahren vorausgesehen und Mose Unterweisungen für ihr Verhalten gegeben. Der Herrscher auf dem Thron Israels sollte „eine Abschrift dieses Gesetzes, wie es den levitischen Priestern vorliegt, in ein Buch schreiben lassen. Das soll bei ihm sein, und er soll darin lesen sein Leben lang, damit er den HERRN, seinen Gott, fürchten lernt, dass er halte alle Worte dieses Gesetzes und diese Rechte und danach tue. Sein Herz soll sich nicht erheben über seine Brüder und soll nicht weichen von dem Gebot weder zur Rechten noch zur Linken, auf dass er verlängere die Tage seiner Herrschaft, er und seine Söhne, in Israel.“ 5.Mose 17,18-20. DKn.29.3 Teilen

In Verbindung mit dieser Unterweisung warnte der Herr den später einmal zum König Gesalbten: „Er soll auch nicht viele Frauen nehmen, dass sein Herz nicht abgewandt werde, und soll auch nicht viel Silber und Gold sammeln.“ 5.Mose 17,17. Mit diesen Warnungen war Salomo bekannt und eine Zeitlang beachtete er sie auch. Sein größter Wunsch war es, in Übereinstimmung mit den am Sinai gegebenen Geboten zu leben und zu herrschen. Seine Art, die Regierungsgeschäfte zu führen, stand in deutlichem Gegensatz zu den Gewohnheiten der Völker jener Zeit, die Gott nicht fürchteten und deren Herrscher Sein heiliges Gesetz mit Füßen traten. DKn.29.4 Teilen

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Um die Beziehungen zu dem mächtigen Königreich zu stärken, das südlich der Grenzen Israels lag, wagte sich Salomo auf verbotenen Boden. Satan wusste, welche Ergebnisse der Gehorsam hervorbringt. Daher versuchte er bereits in den ersten Jahren der Herrschaft Salomos, die sich durch Weisheit, Wohltätigkeit und Aufrichtigkeit des Königs auszeichneten, Einflüsse einzuschleusen, die Salomos Grundsatztreue heimtückisch untergraben und ihn von Gott trennen würden. Den Erfolg des Feindes kennen wir aus der biblischen Aufzeichnung: „Und Salomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten, und nahm eine Tochter des Pharao zur Frau und brachte sie in die Stadt Davids.“ 1.Könige 3,1. Menschlich betrachtet schien sich diese Ehe, obwohl im Gegensatz zu den Lehren des Gesetzes Gottes, als Segen zu erweisen, denn Salomos heidnische Frau bekehrte sich und vereinte sich mit ihm in der Anbetung des wahren Gottes. Zudem erwies der Pharao Israel einen wichtigen Dienst, „denn der Pharao, der König von Ägypten, war heraufgezogen und hatte Geser eingenommen und mit Feuer verbrannt und die Kanaaniter erschlagen, die in der Stadt wohnten, und hatte seiner Tochter, Salomos Frau, den Ort zum Geschenk gegeben.“ 1.Könige 9,16. Salomo baute die Stadt wieder auf und stärkte sein Reich an der Mittelmeerküste offenbar deutlich. Indem er jedoch eine Allianz mit einer heidnischen Nation einging und diesen Vertrag durch die Heirat mit einer heidnischen Prinzessin besiegelte, missachtete Salomo voreilig die weise Vorkehrung, die Gott zur Reinhaltung Seines Volkes getroffen hatte. Die Hoffnung, dass seine ägyptische Frau sich bekehrte, war nur eine schwache Ausrede für seine Sünde. DKn.30.1 Teilen

Eine Zeitlang machte Gott in mitleidigem Erbarmen diese schlimmen Fehler unwirksam. Salomo hätte durch einen weisen Kurs zumindest in großem Maß die bösen Mächte zurückhalten können, die er durch sein unkluges Handeln in Bewegung gesetzt hatte. Er hatte jedoch begonnen, die Quelle seiner Kraft und seiner Herrlichkeit aus den Augen zu verlieren. Je mehr die Neigung die Oberhand über den Verstand bekam, desto mehr nahm sein Selbstvertrauen zu. Er versuchte, die Absicht des Herrn auf seine Weise auszuführen und argumentierte, dass politische und wirtschaftliche Allianzen mit den benachbarten Nationen zur Erkenntnis des wahren Gottes führen würden. Er ging mit den umliegenden heidnischen Nationen Bündnisse ein, die oft durch Heiraten mit heidnischen Prinzessinnen besiegelt wurden. Die Befehle des Herrn wurden aus Rücksicht auf die Gewohnheiten der benachbarten Völker ignoriert. DKn.30.2 Teilen

31

Der König schmeichelte sich, dass seine Weisheit und die Kraft seines Vorbilds seine Frauen vom Götzendienst zur Anbetung des wahren Gottes führen würden. Ebenso war er davon überzeugt, dass die so geschaffenen Allianzen die Nationen ringsum in enge Verbindung mit Israel ziehen würden. Eine vergebliche Hoffnung! Salomo machte den verhängnisvollen Fehler, sich selbst für stark genug zu halten, dem Einfluss seiner heidnischen Gefährtinnen widerstehen zu können. Und verhängnisvoll war auch die Täuschung zu hoffen, dass trotz seiner Nichtachtung des Gesetzes Gottes andere dazu geführt werden könnten, dessen heilige Vorschriften zu ehren und ihnen zu gehorchen. DKn.31.1 Teilen

Die Allianzen des Königs und die wirtschaftlichen Beziehungen zu den heidnischen Nationen brachten ihm Ansehen, Ehre und die Reichtümer der Welt. Es war ihm möglich, Gold von Ophir und Silber von Tarsis in großer Menge zu holen. „Der König sorgte dafür, dass es in Jerusalem so viel Silber und Gold gab wie Steine. Und wertvolles Zedernholz war so verbreitet wie das Holz der einfachen Maulbeerfeigenbäume, die im Hügelland wuchsen.“ 2.Chronik 1,15. In den Tagen Salomos wurden so immer mehr Menschen reich, aber dieser Reichtum war von den entsprechenden Versuchungen begleitet, während das feine Gold des Charakters verdunkelt und getrübt wurde. Salomos Abfall kam so allmählich, dass er, bevor es ihm bewusst war, weit von Gott abgekommen war. Fast unmerklich begann er, der göttlichen Führung und dem göttlichen Segen immer weniger zu vertrauen und mehr Vertrauen in seine eigene Kraft zu setzen. Stück für Stück enthielt er Gott jenen unerschütterlichen Gehorsam vor, der Israel zu einem besonderen Volk machen sollte und passte sich mehr und immer enger an die Sitten der umliegenden Nationen an. Indem er den Versuchungen nachgab, die mit seinem Erfolg und seiner herausragenden Stellung verbunden waren, vergaß er die Quelle seines Erfolgs. Der Ehrgeiz, alle anderen Nationen an Macht und Größe zu übertreffen, führte Salomo dahin, die bisher zur Ehre Gottes eingesetzten himmlischen Gaben selbstsüchtig zu missbrauchen. Das Geld, das er in Verantwortung vor Gott zugunsten würdiger Armer und zur Verbreitung der Grundsätze einer geheiligten Lebensweise in der ganzen Welt hätte verwenden sollen, wurde selbstsüchtig für ehrgeizige Projekte ausgegeben. DKn.31.2 Teilen

Der Könige war so beansprucht von dem unbeherrschbaren Verlangen, andere Nationen in Bezug auf deren Prachtentfaltung zu übertreffen, dass er die Notwendigkeit übersah, einen schönen und vollkommenen Charakter zu entwickeln. Im Bemühen, sich selbst vor der Welt zu verherrlichen, verkaufte er seine Ehre und Integrität. Die enormen Einkünfte aus dem Handel mit vielen Ländern wurden noch ergänzt durch hohe Steuern. Auf diese Weise trugen Stolz, Ehrgeiz und Verschwendung ihre Frucht in Grausamkeit und Ausbeutung. Die Einsicht und Bedachtsamkeit, die seine Handlungsweise gegenüber seinem Volk in seinen ersten Herrschaftsjahren gekennzeichnet hatten, machten einem anderen Geist Platz. Der weiseste und barmherzigste Herrscher sank herab zum Tyrannen. Der einst so mitleidige, gottesfürchtige Wächter seines Volkes wurde zum Unterdrücker und Despoten. Steuer um Steuer wurde dem Volk auferlegt, um die für seine luxuriöse Hofhaltung benötigten Mittel bereitzustellen. DKn.31.3 Teilen

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Das Volk begann sich zu beschweren. Der Respekt und die Bewunderung, die sie einst für ihren König gehegt hatten, wandelten sich in Unzufriedenheit und Verachtung. Um sie davor zu schützen, sich auf den „Arm des Fleisches“ (2.Chronik 32,8) zu verlassen, hatte der Herr die Herrscher Israels davor gewarnt, nur wenige Pferde für sich zu halten. In völliger Missachtung dieses Gebots heißt es: „Die Pferde ließ Salomo aus Ägypten einführen.“ „Salomos Pferde wurden aus Ägypten und vielen anderen Ländern eingeführt.“ „Salomo schuf sich ein riesiges Heer aus 1.400 Streitwagen und 12.000 Pferden. Er stationierte sie in den Garnisonsstädten und bei sich in Jerusalem.“ 2.Chronik 1,16; 9,28; 1.Könige 10,26. Mehr und mehr sah der König Luxus, Zügellosigkeit und die Gunst der Welt als Zeichen seiner Größe an. Viele schöne und attraktive Frauen wurden ihm aus Ägypten, Phönizien, Edom, Moab und vielen anderen Orten gebracht. Ihre Religion war Götzenanbetung. Zudem waren sie gelehrt worden, dabei grausame und menschenverachtende Bräuche zu praktizieren. Betört von ihrer Schönheit vernachlässigte der König seine Pflichten Gott und seinem Königreich gegenüber. DKn.32.1 Teilen

Seine Frauen beeinflussten ihn sehr. Sie waren schließlich darin erfolgreich, dass er sich an ihrem Götzendienst beteiligte. Salomo hatte die Unterweisung missachtet, die Gott zum Schutz vor Abfall gegeben hatte, und betete schließlich selbst zu falschen Göttern. „Als er älter wurde, brachten sie ihn dazu, andere Götter zu verehren. Da war sein Herz nicht mehr ungeteilt Jahwe, seinem Gott, ergeben wie das Herz seines Vaters David. So verehrte Salomo Astarte, die Göttin der Sidonier, und Milkom, das Scheusal der Ammoniter.“ 1.Könige 11,4f. DKn.32.2 Teilen

Oben auf der Südseite des Ölbergs, gegenüber dem Berg Morija, wo der schöne Tempel des Herrn stand, errichtete Salomo eine imposante Ansammlung von Gebäuden als Götzentempel. Um seinen Frauen zu gefallen, setzte er riesige unförmige Götzen aus Holz und Stein in die Myrten- und Olivengärten. An diesen Orten befanden sich die Altäre für die heidnischen Gottheiten „Kemosch, das Scheusal der Moabiter, und für Moloch, das Scheusal der Ammoniter“. 1.Könige 11,7. Dort wurden die schändlichsten heidnischen Riten praktiziert. DKn.32.3 Teilen

Salomos Kurs brachte die sichere Strafe mit sich. Seine Trennung von Gott durch die Verbindung mit Götzendienern war sein Untergang. Als er seine Treue zu Gott aufgab, verlor er auch die Herrschaft über sich selbst. Seine moralische Tauglichkeit war fort, sein feines Zartgefühl abgestumpft und sein Gewissen unempfindlich. Er, der zu Beginn seiner Herrschaft so viel Weisheit und Mitgefühl gezeigt hatte, als es darum ging, ein hilfloses Baby seiner unglücklichen Mutter wieder zurückzugeben (vgl. 1.Könige 3,16-28), fiel so tief, dass er der Aufrichtung eines Götzenbildes zustimmen konnte, dem lebendige Kinder als Opfer gebracht wurden. Er, der in seiner Jugendzeit mit Urteilsfähigkeit und Verständnis beschenkt worden war und in der Zeit seiner Manneskraft inspiriert schrieb: „Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode“ (Sprüche 14,12), wich in späteren Jahren so weit von der Reinheit ab, dass er den unzüchtigen, widerlichen Bräuchen zuschauen konnte, die mit der Anbetung des Kemosch und der Aschera verbunden waren. Er, der bei der Einweihung des Tempels zu seinem Volk gesagt hatte: „Euer Herz sei ungeteilt bei dem HERRN, unserm Gott“ (1.Könige 8,61) wurde selbst zum Übertreter, der in Herz und Leben seine eigenen Worte verleugnete. Er verwechselte Zügellosigkeit mit Freiheit. Er versuchte zu einem sehr hohen Preis, Licht mit Finsternis, das Gute mit dem Bösen, das Reine mit dem Unreinen und Christus mit Belial zu vermischen. DKn.32.4 Teilen

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So wurde Salomo, einer der größten Könige, die jemals regierten, zu einem lasterhaften Menschen, zum Werkzeug und Sklaven anderer. Sein einst so edler und mannhafter Charakter wurde schwach und weichlich. Sein Glauben an den lebendigen Gott wurde durch atheistische Zweifel ersetzt. Der Unglaube verdarb sein Glück, schwächte seine Grundsätze und entwürdigte sein Leben. Die Gerechtigkeit und Großherzigkeit seiner frühen Regierungszeit wandelten sich zu Unterdrückung und Tyrannei. Wie armselig und zerbrechlich ist doch die menschliche Natur! Gott kann nur wenig für Menschen tun, die das Bewusstsein ihrer Abhängigkeit von Ihm verlieren. DKn.33.1 Teilen

Während dieser Jahre des Abfalls schritt der geistliche Verfall Israels stetig voran. Wie konnte es auch anders sein, wenn sich ihr König mit Satans Werkzeugen verbunden hatte? Dadurch arbeitete der Feind, um die Israeliten in Bezug auf richtige und falsche Anbetung zu verwirren. Sie waren eine leichte Beute. Der Handel mit anderen Ländern brachte sie in engen Kontakt mit Menschen, die keine Liebe zu Gott hatten, und ihre eigene Liebe zu Ihm verringerte sich dadurch sehr. Ihr klares Verständnis über den hohen und heiligen Charakter Gottes wurde abgestumpft. Weil sie sich weigerten, dem Pfad des Gehorsams zu folgen, übertrugen sie ihre Untertanentreue auf den Feind der Gerechtigkeit. Es wurde allgemein üblich, Götzendiener zu heiraten, und die Israeliten verloren schnell ihre Abscheu vor dem Götzendienst. Man duldete die Vielehe, und Götzendienerische Mütter erzogen ihre Kinder dazu, heidnischen Bräuchen zu folgen. Im Leben einiger Israeliten wurde so der reine, durch Gott eingesetzte Gottesdienst durch einen Götzendienst finsterster Art abgelöst. DKn.33.2 Teilen

Christen sollen sich von der Welt, ihrem Geist und ihren Einflüssen abgesondert und getrennt halten. Gott ist es zwar vollständig möglich, uns in der Welt zu erhalten, aber wir sollen nicht von der Welt sein. Seine Liebe ist nicht unsicher und schwankend. Er wacht mit unerschöpflicher Fürsorge ständig über uns, aber er verlangt ungeteilte Treue. „Niemand kann zwei Herren dienen. Immer wird er den einen hassen und den anderen lieben oder dem einen treu ergeben sein und den anderen verabscheuen. Ihr könnt nicht gleichzeitig Gott und dem Geld dienen.“ Matthäus 6,24. Salomo war mit einer wunderbaren Weisheit ausgestattet worden, aber die Welt zog ihn von Gott weg. Die Menschen heutzutage sind nicht stärker als er. Sie sind ebenso anfällig, Einflüssen nachzugeben, die schon Salomos Niedergang verursachten. Wie Gott ihn vor seiner Gefahr warnte, so warnt er auch heute seine Kinder, sich nicht durch Nähe zur Welt in Gefahr zu bringen. „Deshalb verlasst sie und trennt euch von ihnen, spricht der Herr. Rührt ihre unreinen Dinge nicht an, und ich werde euch mit offenen Armen aufnehmen. Ich werde euer Vater sein und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“ 2.Korinther 6,17f. DKn.33.3 Teilen

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Inmitten des Wohlstands lauert Gefahr. In der ganzen Menschheitsgeschichte sind Reichtum und Ehre schon immer mit Gefahren für Demut und geistliche Einstellung verbunden gewesen. Es ist nicht der leere Becher, den wir nur schwer tragen können, sondern vielmehr der randvolle Becher, der sorgfältig balanciert werden muss. Bedrängnis und widrige Umstände mögen zwar Leid verursachen, aber für das geistliche Leben ist Wohlstand am gefährlichsten. Wenn sich der Mensch nicht ständig Gott unterordnet und durch die Wahrheit geheiligt ist, wird Wohlstand ganz sicher die natürliche Neigung zur Anmaßung anstacheln. DKn.34.1 Teilen

Im Tal der Demütigung, in dem sich die Menschen darauf verlassen, dass Gott sie lehrt und jeden Schritt leitet, ist er sicher. Die sozusagen auf einem Podest stehenden Menschen aber, von denen man denkt, dass sie wegen ihrer Stellung große Weisheit besitzen, sind in größter Gefahr. Wenn solche Menschen sich nicht völlig von Gott abhängig machen, werden sie ganz sicher fallen. DKn.34.2 Teilen

Gibt man dem Stolz und Ehrgeiz nach, wird das Leben verunstaltet, denn dies verschließt das Herz gegenüber den reichen Segnungen von oben, weil er kein Bedürfnis danach hat. Wer nach Selbstverherrlichung strebt, wird herausfinden, dass es ihm an der Gnade Gottes fehlt, durch deren Kraft wahrer Reichtum und befriedigende Freuden gewonnen werden. Wer jedoch alles gibt und für Christus alles tut, dem gilt: „Der Segen des Herrn allein macht den Menschen reich, durch eigene Sorge kann er nichts hinzufügen.“ Sprüche 10,22. Durch die sanfte Berührung der Gnade vertreibt der Heiland Unruhe und unheiligen Ehrgeiz aus der Seele und verwandelt Feindschaft in Liebe, Unglauben in Vertrauen. Wenn Er zur Seele spricht: „Folge mir nach!“, dann wird der Bann und Zauber der Welt gebrochen. Es fliehen Habgier und Ehrgeiz aus dem Herzen, und die Menschen — nun befreit — machen sich auf, um Ihm zu folgen. DKn.34.3 Teilen

Kapitel 4: Die Folgen der Übertretung
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An erster Stelle von den Hauptursachen, die Salomo zu seinen Exzessen führten und ihn zum Unterdrücker machten, ist sein Versäumnis zu nennen, den Geist der Selbstaufopferung zu pflegen und zu stärken. DKn.35.1 Teilen

Als Mose dem Volk am Sinai das göttliche Gebot gab: „Sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne!“ (2.Mose 25,8), war die Antwort der Israeliten durch die entsprechenden Gaben begleitet. „Und sie kamen — jeder, den sein Herz dazu trieb, und jeder, dessen Geist willig war; sie brachten dem HERRN eine freiwillige Gabe.“ 2.Mose 35,21. Für den Bau des Heiligtums waren große und umfangreiche Vorbereitungen notwendig. Eine große Menge des kostbarsten und teuersten Materials wurde verlangt, aber der Herr nahm nur freiwillige Opfer an. „Von jedem, den sein Herz dazu treibt, sollt ihr die freiwillige Gabe annehmen!“ (2.Mose 25,2) war das Gebot, das von Mose gegenüber der Versammlung wiederholt wurde. Hingabe an Gott und ein Geist des Opfers waren die Voraussetzungen, eine Wohnung für den Allerhöchsten zu bauen. DKn.35.2 Teilen

Ein ähnlicher Aufruf zur Selbstaufopferung wurde gemacht, als David Salomo die Verantwortung für den Bau des Tempels übergab. David fragte die versammelte Menge: „Und wer ist nun von euch bereit, Jahwe Gaben zu weihen?“ 1.Chronik 29,5. Dieser Aufruf zur Hingabe und zum freiwilligen Dienst hätte von denen, die mit dem Bau des Tempels zu tun hatten, immer in Erinnerung sein sollen. DKn.35.3 Teilen

Für den Bau des Heiligtums in der Wüste wurden auserwählte Männer von Gott mit besonderen Fähigkeiten und Weisheit ausgerüstet. „Da sprach Mose zu den Kindern Israels: Seht, der HERR hat Bezaleel mit Namen berufen, ... vom Stamm Juda, und hat ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit Geschicklichkeit für jede Arbeit, ... Auch hat er ihm ins Herz gegeben, dass er andere unterweisen kann; ihm und Oholiab, ... vom Stamm Dan. Er hat sie mit Weisheit des Herzens erfüllt, damit sie jegliches Werk eines Künstlers machen können, und eines Kunstwebers und Buntwirkers ... und eines Webers, damit sie jegliche Arbeit ausführen und Kunstwerke ersinnen können. Und Bezaleel und Oholiab und alle Männer, die ein weises Herz hatten, in die der HERR Weisheit und Verstand gelegt hatte, ... handelten nach all dem, was der HERR geboten hatte.“ 2.Mose 35,30-36,1. Himmlische Wesen arbeiteten mit den Arbeitern zusammen, die Gott selbst ausgesucht hatte. DKn.35.4 Teilen

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Die Nachkommen dieser Arbeiter erbten in hohem Maß die Talente, die ihren Vorfahren verliehen worden waren. Eine Zeitlang blieben diese Männer aus Juda und Dan demütig und bescheiden, aber allmählich und fast unmerklich verloren sie ihren Halt in Gott und ihren Wunsch, Ihm selbstlos zu dienen. Sie forderten für ihre Dienste wegen ihrer überlegenen Fähigkeiten in den feinen Künsten einen höheren Lohn. Manches Mal wurde ihre Forderung gewährt, aber häufiger fanden sie bei den umliegenden Völkern ihre Beschäftigung. Anstelle des edlen Geistes der Selbstaufopferung, der die Herzen ihrer berühmten Vorfahren erfüllt hatte, pflegten sie den Geist der Habgier. Sie strebten nach immer mehr und mehr. Um ihre selbstsüchtigen Wünsche befriedigen zu können, stellten sie ihre gottgegebenen Fähigkeiten in den Dienst heidnischer Könige und gaben ihre Talente dazu her, Werke herzustellen, die den Schöpfer verunehrten. DKn.36.1 Teilen

Unter diesen Männern suchte Salomo nach einem Meister, der den Tempelbau auf dem Berg Morija beaufsichtigen sollte. Dem König waren genaue schriftliche Anweisungen über jeden Teil des heiligen Baus übergeben worden. Er hätte im Glauben auf Gott schauen können, dass dieser ihm geweihte Helfer schicke, die Er mit besonderen Fähigkeiten und der für dieses Werk nötigen Genauigkeit ausgerüstet hätte. Aber Salomo verpasste diese Gelegenheit, Glauben an Gott zu beweisen. Er bat den König von Tyrus um einen Mann „der mit Gold und Silber, Bronze und Eisen umzugehen weiß und mit purpurnen, scharlachroten und blauen Stoffen; einen Meister der Schnitzkunst, der mit den Kunsthandwerkern Judas und Jerusalems, ... zusammenarbeiten soll.“ 2.Chronik 2,6. DKn.36.2 Teilen

Der phönizische König sandte ihm daraufhin Hiram, den „Sohn einer Frau aus den Töchtern Dans, und sein Vater ist ein Tyrer.“ 2.Chronik 2,14. Hiram war von mütterlicher Seite ein Nachfahre des Oholiab, dem Gott vor einigen Jahrhunderten besondere Weisheit zum Bau des Heiligtums verliehen hatte. DKn.36.3 Teilen

So stand an der Spitze von Salomos Arbeiterschar ein Mann, dessen Anstrengungen nicht durch den selbstlosen Wunsch hervorgerufen wurden, Gott zu dienen. Er diente vielmehr dem Gott dieser Welt, dem Geld (Mammon). Er war bis zur letzten Faser seines Wesens von den Grundsätzen der Selbstsucht durchzogen. Wegen seiner ungewöhnlichen Fähigkeiten verlangte Hiram einen hohen Lohn. Allmählich übernahmen seine Mitarbeiter dann die von ihm geschätzten Grundsätze. Als sie so Tag für Tag mit ihm arbeiteten, gaben sie der Versuchung nach, ihren Lohn mit dem seinen zu vergleichen. Dabei verloren sie den heiligen Charakter ihrer Arbeit völlig aus den Augen. Sie verloren den Geist der Selbstverleugnung, und an seine Stelle trat der Geist der Habgier. Das Ergebnis davon war die Forderung nach höheren Löhnen, die ihnen gewährt wurde. Die so losgetretenen Einflüsse durchdrangen alle Bereiche des Dienstes für den Herrn und breiteten sich im ganzen Reich aus. Die ihnen gewährten hohen Löhne gaben vielen die Gelegenheit, ein Leben des Luxus und der Ausschweifung zu führen. Die Armen wurden von den Reichen unterdrückt und der Geist der Selbstverleugnung ging fast vollständig verloren. Einer der Hauptgründe für den schrecklichen Abfall des einst weisesten Sterblichen lässt sich auf die weitreichenden Folgen dieser Einflüsse zurückführen. DKn.36.4 Teilen

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Der scharfe Gegensatz zwischen der Einstellung und den Motiven des Volkes, das in der Wüste das Heiligtum baute, und derjenigen, die beim Bau des salomonischen Tempels beschäftigt waren, beinhaltet eine Lektion von tiefer Bedeutung. Die Selbstsucht, die die Arbeiter des Tempels kennzeichnete, findet ihr Gegenstück in der die Welt von heute beherrschenden Selbstsucht. Der Geist der Habgier und das Verlangen, die höchste Position und den höchsten Lohn zu ergattern, sind weit verbreitet. Der Dienstbereitschaft und freudigen Selbstverleugnung der Arbeiter an der Stiftshütte begegnet man selten. Aber dies ist die einzige Einstellung, von der die Nachfolger Jesu gelenkt sein sollten. Unser göttlicher Meister hat uns ein Beispiel gegeben, wie Seine Nachfolger arbeiten sollten. Denen, die Er dazu aufforderte: „Folgt mir nach, und ich will euch zu Menschenfischern machen!“ Matthäus 4,19. bot er keine feste Summe als Lohn für ihren Dienst an. Sie sollten teilhaben an Seiner Selbstverleugnung und Seinem Opfer. DKn.37.1 Teilen

Wir sollen nicht um des zu erwartenden Lohnes willen arbeiten. Das Motiv zum Dienst für Gott sollte nicht durch Selbstsucht befleckt sein. Selbstlose Hingabe und Opfergeist waren schon immer und werden auch immer die Voraussetzung für einen annehmbaren Dienst sein. Unser Herr und Meister möchte nicht, dass auch nur ein Faden der Selbstsucht in Sein Werk hineingewoben wird. Unsere Bemühungen sollen von Taktgefühl und Können gekennzeichnet sein, von der Genauigkeit und Weisheit, die der Gott der Vollkommenheit von den Erbauern des irdischen Heiligtums verlangte. Dennoch sollen wir uns in all unseren Bemühungen stets daran erinnern, dass selbst das größte Talent oder der großzügigste Dienst nur dann annehmbar sind, wenn das Ich als lebendiges, vom Feuer verzehrtes Opfer auf den Altar gelegt wird. DKn.37.2 Teilen

Es war sein weiteres Abweichen von den richtigen Grundsätzen, das schließlich zum Fall von Israels König führte, sein Nachgeben gegenüber der Versuchung, für sich selbst die Ehre zu beanspruchen, die Gott allein gebührte. DKn.37.3 Teilen

Von dem Tag an, als Salomo das Werk anvertraut wurde, den Tempel zu bauen, bis zum Tag seiner Fertigstellung war es seine erklärte Absicht, „ein Haus zu bauen dem Namen des HERRN, des Gottes Israels.“ 2.Chronik 6,7. Diese Absicht wurde vor den versammelten Scharen Israels zurzeit der Tempelweihe befürwortet. In seinem Gebet bestätigte der König die Aussage des Herrn, indem er betonte, „dass dein Name dort wohnen soll.“ 1.Könige 8,29 (NEÜ). DKn.37.4 Teilen

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Ein besonders bewegender Teil des Einweihungsgebets Salomos ist seine Fürbitte für die Fremden, die aus weit entfernten Ländern kommen sollten, um mehr von Ihm zu lernen, dessen Ruhm weit unter den Völkern verbreitet worden war. Er betete: „Denn sie werden [KJV: sollen] von deinem großen Namen hören und von dem, was du mit deiner starken Hand und deinem ausgestreckten Arm getan hast.“ Stellvertretend für jeden einzelnen Fremden hatte Salomo gebetet: „Höre du es im Himmel, dem Ort, wo du thronst, und erfülle seine Bitte! So werden alle Völker der Erde deinen Namen erkennen und dich fürchten, wie dein Volk Israel es tut. Und sie werden wissen, dass dein Name über diesem Haus, das ich gebaut habe, ausgerufen ist.“ 1.Könige 8,42f. DKn.38.1 Teilen

Am Abschluss des Gottesdienstes hatte Salomo Israel dazu aufgefordert, Gott gegenüber treu und wahrhaftig zu sein, damit, wie er sagte, „alle Völker auf Erden erkennen, dass er, der HERR, Gott ist, und keiner sonst!“ 1.Könige 8,60 (SLA). DKn.38.2 Teilen

Ein Größerer als Salomo hatte den Tempel entworfen. Die Weisheit und Herrlichkeit Gottes offenbarten sich dort. Wer diese Tatsache nicht kannte, bewunderte und pries Salomo natürlich als Architekten und Baumeister, aber der König wies jede Ehre für die Planung oder die Errichtung des Gebäudes von sich. DKn.38.3 Teilen

So war es noch, als die Königin von Saba kam, um Salomo zu besuchen. Sie hatte von der Weisheit und von dem wunderbaren Tempel gehört, den er gebaut hatte, und entschloss sich daraufhin, „Salomo mit schwierigen Fragen zu prüfen“ und selbst seine berühmten Werke zu sehen. „Sie reiste mit einem gewaltigen Gefolge nach Jerusalem. Ihre Kamele waren schwer mit duftenden Ölen, Gold und Edelsteinen beladen. Als sie zu Salomo kam, besprach sie alles mit ihm, was sie sich überlegt hatte.“ Sie sprach mit ihm über die Rätsel der Natur, und Salomo belehrte sie über den Gott der Natur, den großen Schöpfer, der im höchsten Himmel wohnt und über alle herrscht. „Salomo beantwortete alle ihre Fragen. Es gab nichts, was ihm verborgen war, worauf er keine Antwort gewusst hätte.“ 1.Könige 10,1-3; 2.Chronik 9,1f. DKn.38.4 Teilen

„Als die Königin von Saba die Weisheit Salomos erkannte, als sie den Palast sah, den er gebaut hatte, ... da verschlug es ihr den Atem. Sie sagte zum König: Es ist tatsächlich alles wahr, was ich in meinem Land über dich und deine Weisheit gehört habe! Ich wollte es nicht glauben, bis ich es mit eigenen Augen gesehen hatte. Und nun sehe ich: Man hat mir nicht einmal die Hälfte gesagt. Deine Weisheit und dein Reichtum übertrifft alles, was ich je über dich gehört habe. Was für ein Vorrecht haben deine Männer, deine Minister, die täglich um dich sind und deine weisen Worte hören.“ 1.Könige 10,4-8; 2.Chronik 9,3-6. Zum Zeitpunkt ihrer Abreise war die Königin durch Salomo so vollständig belehrt worden über die Quelle seiner Weisheit und seines Reichtums, dass sie nicht anders konnte als den Menschen in den Hintergrund zu schieben und auszurufen: „Gepriesen sei Jahwe, dein Gott, dem es gefiel, dich auf den Thron Israels zu setzen. Weil Jahwe Israel ewig liebt, hat er dich zum König gemacht, damit du für Recht und Gerechtigkeit sorgst.“ 1.Könige 10,9. Das war der Eindruck, der nach dem Willen Gottes auf alle Völker gemacht werden sollte. Und als „alle Könige ... ihn aufsuchten, um sich persönlich von der Weisheit zu überzeugen, die Gott ihm verliehen hatte“ (1.Könige 10,9), ehrte Salomo auch eine Zeitlang Gott, indem er ehrerbietig auf den Schöpfer des Himmels und der Erde, den Herrscher des Universums, den Allweisen, hinwies. DKn.38.5 Teilen

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Welchen Platz in der Geschichte könnte Salomo einnehmen, wenn er weiterhin demütig die Aufmerksamkeit der Menschen von sich selbst auf den Einen gelenkt hätte, der ihm Weisheit, Reichtum und Ehre gegeben hatte. Doch mit derselben Treue, mit der die inspirierte Feder seine Tugenden aufzeichnete, bezeugt sie auch seinen Fall. Erhoben bis zum Gipfel irdischer Größe und umgeben von allen Geschenken der Vorsehung wurde Salomo schwindlig. Er verlor das Gleichgewicht und fiel. Er wurde von den Menschen der Welt gepriesen, bis es ihm schließlich unmöglich wurde, der ihm dargebrachten Schmeichelei zu widerstehen. Die ihm zur Ehre des Gebers anvertraute Weisheit erfüllte ihn mit Stolz. Er ließ schließlich zu, dass Menschen von ihm sagten, er verdiene das meiste Lob für die unvergleichliche Herrlichkeit des Gebäudes, das zur Ehre für den „Namen des HERRN, des Gottes Israels“ (1.Könige 8,17), geplant und errichtet worden war. DKn.39.1 Teilen

So kam es, dass der Tempel des Herrn unter den Völkern bekannt wurde als „Tempel Salomos“. Das menschliche Werkzeug hatte für sich selbst die Ehre beansprucht, die dem Einen gehörte, der „höher ist als der Höchste.“ Prediger 5,7 (KJV). Bis zum heutigen Tag wird der Tempel, von dem Salomo erklärte: „Alle sollen erkennen, dass dieses Haus, das ich gebaut habe, deinen Namen trägt“ (2.Chronik 6,33), meistens nicht als der Tempel des Herrn, sondern als „Salomos Tempel“ bezeichnet. DKn.39.2 Teilen

Durch nichts können Menschen ihre Schwäche deutlicher zeigen, als wenn sie anderen Menschen erlauben, ihnen die Ehre für Gaben zu geben, die vom Himmel geschenkt sind. Der wahre Christ wird Gott zum Ersten, Letzten und Besten in allen Dingen machen. Keine ehrgeizigen Motive werden seine Liebe für Gott zum Erkalten bringen. Er wird vielmehr ständig und beharrlich dafür sorgen, dass sein himmlischer Vater geehrt wird. Wenn wir treu den Namen Gottes erhöhen, werden unsere spontanen Gedankenregungen unter die göttliche Herrschaft gebracht. So sind wir dazu fähig, geistliche und geistige Kraft zu entwickeln. DKn.39.3 Teilen

Jesus, unser göttlicher Meister, erhöhte stets den Namen Seines himmlischen Vaters. Er lehrte Seine Jünger das Gebet: „Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.“ Matthäus 6,3. Sie sollten auch nicht vergessen anzuerkennen: „Dein ist ... die Herrlichkeit.“ Matthäus 6,13. Der große Arzt und Heiler verwendete so große Anstrengungen dafür, die direkte Aufmerksamkeit von Sich selbst auf die Quelle Seiner Kraft hinzulenken, dass die erstaunte Menge sich „verwunderte, als sie sah, dass Stumme redeten, Krüppel gesund wurden, Lahme gingen und Blinde sehend wurden; und sie priesen den Gott Israels.“ Matthäus 15,31. In dem wunderbaren Gebet, das Christus kurz vor Seiner Kreuzigung Gott darbrachte, erklärte Er: „Ich habe deine Herrlichkeit hier auf der Erde sichtbar gemacht.“ Er betete: „Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit auch der Sohn deine Herrlichkeit offenbar machen kann. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, aber ich kenne dich; und diese hier haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde das auch weiterhin tun. Ich tue das, damit die Liebe, die du zu mir hast, auch sie erfüllt und ich selbst in ihnen bin.“ Johannes 17,4.1.25f. DKn.39.4 Teilen

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„So spricht der HERR: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums; sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er Einsicht hat und mich erkennt, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden! Denn daran habe ich Wohlgefallen, spricht der HERR.“ Jeremia 9,23f. „Ich will den Namen Gottes loben ... und will ihn hoch ehren mit Dank.“ Psalm 69,30. „Würdig bist du, o Herr, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht.“ Offenbarung 4,11. „Von ganzem Herzen will ich dich preisen, Herr, mein Gott. Ich will deinen Namen stets verherrlichen.“ Psalm 86,12. „Erhebt mit mir den HERRN, und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen“. Psalm 34,3. DKn.40.1 Teilen

Die Einführung von Grundsätzen, die Israel wegführten vom Geist der Selbstaufopferung und hin zur Selbstverherrlichung, wurde noch begleitet von einer weiteren groben Perversion des göttlichen Plans für Israel. Gott hatte Sein Volk zum Licht der Welt bestimmt. Die ins praktische Leben übertragene Herrlichkeit Seines Gesetzes sollte aus ihnen herausstrahlen. Zur Ausführung dieser Absicht hatte Er Sein auserwähltes Volk dazu veranlasst, sich dort niederzulassen, wo sie eine strategische Position unter den Völkern der Erde einnahmen. DKn.40.2 Teilen

In den Tagen Salomos erstreckte sich das Königreich Israel von Hamath im Norden bis Ägypten im Süden und vom Mittelmeer bis hin zum Euphrat. Durch dieses Gebiet führten viele natürliche Verkehrswege des Welthandels. Karawanen aus weit entfernten Ländern zogen ständig von einer Richtung in die andere. Auf diese Weise wurde Salomo und seinem Volk die Gelegenheit gegeben, allen Menschen den Charakter des Königs der Könige zu offenbaren und sie Ehrfurcht und Gehorsam Ihm gegenüber zu lehren. Der ganzen Welt sollte diese Erkenntnis vermittelt werden. Durch die Lehren des Opferdienstes sollte Christus vor den Völkern erhoben werden, damit alle, die zu Ihm aufschauten, leben könnten. DKn.40.3 Teilen

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Salomo stand an der Spitze einer Nation, die für die umliegenden Länder ein Leuchtfeuer sein sollten. Er hätte seine gottgegebene Weisheit und seinen Einfluss dazu verwenden sollen, eine große Bewegung zur Erleuchtung derer zu organisieren und zu leiten, die Gott und Seine Wahrheit nicht kannten. Auf diese Weise wären unzählige Scharen zur Treue gegenüber den göttlichen Vorschriften gewonnen worden. Israel wäre so vor den üblen Praktiken der heidnischen Völker bewahrt geblieben und der Herr der Herrlichkeit sehr geehrt worden. Aber Salomo hatte diese hohe Absicht aus den Augen verloren. Er versagte darin, die großartigen Gelegenheiten zu nutzen, denen das Licht zu bringen, die ständig durch sein Gebiet reisten oder sich in einer der größeren Städte aufhielten. DKn.41.1 Teilen

Der Missionsgeist, den Gott in das Herz Salomos und aller wahren Israeliten eingepflanzt hatte, wurde durch Gewinnstreben ersetzt. Die sich durch den Kontakt zu vielen Völkern bietenden Gelegenheiten wurden zur Selbstverherrlichung genutzt. Salomo versuchte, seine Stellung politisch dadurch zu stärken, dass er an den Handelsknotenpunkten befestigte Städte baute. Er baute Geser bei Joppe wieder auf, das am Weg zwischen Ägypten und Syrien lag; das westlich von Jerusalem gelegene Bet-Horon, das die Pässe der Straße kontrollierte, die aus dem Zentrum Judas nach Geser und zur Meeresküste führte; Megiddo, das am Handelsweg von Damaskus nach Ägypten und von Jerusalem nach Norden lag, und das am Karawanenweg nach Osten gelegene „Tadmor in der Wüste“. 2.Chronik 8,4. Alle diese Städte wurden stark befestigt. Die Handelsvorteile eines Standorts am Roten Meer wurden durch die Konstruktion einer „Schiffsflotte in Ezjon-Geber, ... am Ufer des Roten Meeres im Land der Edomiter“ weiter gefördert. Erfahrene Seeleute aus Tyrus „fuhren mit den Leuten Salomos nach Ofir und holten von da ... Gold“ und „sehr viel Sandelholz und Edelsteine.“ 2.Chronik 8,18; 1.Könige 9,26.28; 10,11. Die Einkünfte des Königs und vieler seiner Untertanen vergrößerten sich dadurch sehr, aber zu welch einem Preis! Durch die Habgier und Kurzsichtigkeit derer, denen die Worte Gottes anvertraut waren, mussten die zahllosen Scharen von Menschen, die sich auf den Handelswegen drängten, unwissend über den wahren Gott bleiben. DKn.41.2 Teilen

Ganz im Gegensatz zu dem von Salomo verfolgten Kurs steht die Handlungsweise Christi, als Er auf dieser Erde war. Obwohl der Heiland „alle Macht“ besaß, nutzte Er diese niemals zur Selbstverherrlichung. Kein Traum über irdische Eroberungen oder weltliche Größe entstellte Seinen vollkommenen Dienst für die Menschheit. Er sagte: „Die Füchse haben ihren Bau, die Vögel ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Platz, an dem er sich ausruhen kann.“ Matthäus 8,20 (HfA). Wer auf den Ruf der Stunde reagiert und in den Dienst des Meisterarbeiters eingetreten ist, tut gut daran, Seine Methoden zu studieren. Er nutzte die Gelegenheiten, die sich an den großen Verkehrsstraßen des Handels bieten. DKn.41.3 Teilen

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Die Zeit zwischen seinen verschiedenen Reisen verbrachte Jesus in Kapernaum, das bekannt wurde als „Seine Stadt“. Vgl. Matthäus 9,1. Der an der Straße von Damaskus nach Jerusalem, Ägypten und dem Mittelmeer gelegene Ort war überaus geeignet, das Zentrum des Dienstes des Heilands zu sein. Menschen vieler Länder reisten durch die Stadt oder blieben dort, um auszuruhen. Jesus traf da mit Personen aus allen Ländern und Ständen zusammen. So wurden Seine Lehren in fremde Länder und zu vielen Familien gebracht, und das Interesse an den Prophezeiungen geweckt, die auf den Messias hinwiesen. So wurde die Aufmerksamkeit auf den Heiland und Seine Mission gelenkt. DKn.42.1 Teilen

Heute sind die Gelegenheiten, mit Männern und Frauen aller Menschenschichten und Länder in Kontakt zu kommen viel größer als zurzeit des alten Israel. Die Handelswege haben sich inzwischen vertausendfacht. DKn.42.2 Teilen

Wie Christus sollten die Boten des Allerhöchsten an diesen Verkehrsknotenpunkten ihre Position einnehmen, wo sie die durchziehenden Menschenmassen aus aller Welt treffen können. Eins mit Gott wie Er sollen den Evangeliumssamen ausstreuen und anderen die kostbaren Wahrheiten der Heiligen Schrift darlegen, damit sie in Herz und Verstand tiefe Wurzeln fassen, und schließlich zum ewigen Leben aufgehen. DKn.42.3 Teilen

Die Lektionen über Israels Versagen in den Jahren, als sich Herrscher und Volk von dem hohen Ziel abwandten, zu dessen Erfüllung sie berufen worden waren, sind beachtenswert. In den Dingen, in denen sie bis zum Versagen schwach waren, soll das Israel Gottes — das sind die Vertreter des Himmels, die die wahre Gemeinde Christi ausmachen — heute stark sein. Ihnen kommt nämlich die Aufgabe zu, das dem Menschen anvertraute Werk zu beenden und den Tag der endgültigen Belohnung einzuleiten. Und doch muss denselben Einflüssen, die das alte Israel bezwangen, auch heute entgegengetreten werden. Die Streitkräfte des Feindes aller Gerechtigkeit haben sich feste Stellungen errichtet. Nur durch die Macht Gottes kann der Sieg erlangt werden. Der vor uns liegende Konflikt macht es notwendig, Selbstverleugnung zu üben, Misstrauen gegenüber dem Ich zu haben, sich allein von Gott abhängig zu machen und weise jede Gelegenheit auszunutzen, Seelen zu retten. Der Segen des Herrn wird Seine Gemeinde begleiten, wenn sie vereint vorwärts gehen. Sie werden einer in Finsternis liegenden Welt die Schönheit der Heiligkeit offenbaren, wenn sie einen Christus-ähnlichen Geist der Selbstaufopferung an den Tag legen, das Göttliche über das Menschliche erhöhen und liebevoll und unermüdlich denen dienen, die die Segnungen des Evangeliums so sehr benötigen. DKn.42.4 Teilen

Kapitel 5: Die Reue von Salomo
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Zweimal während seiner Herrschaft war der Herr Salomo erschienen, um ihn zu bestätigen und zu beraten: das erste Mal in einer nächtlichen Vision in Gibeon, als Gottes Versprechen von Weisheit, Reichtümern und Ehre von der Ermahnung begleitet war, demütig und gehorsam zu bleiben. Das zweite Mal nach der Einweihung des Tempels, als der Herr ihn noch einmal zur Treue aufforderte. Klar und deutlich waren die Ratschläge und wunderbar die Verheißungen, die Salomo gegeben wurden. Doch obwohl er durch seine Lebensumstände und seinen Charakter so überaus geeignet schien, den Auftrag und die Erwartungen des Himmels zu erfüllen, heißt es von ihm: „Aber er hatte nicht beachtet, was der HERR ihm geboten hatte. Er [hatte] sein Herz von dem HERRN, dem Gott Israels, abgewandt ..., der ihm zweimal erschienen war und ihm in dieser Sache geboten hatte, nicht anderen Göttern nachzufolgen.“ 1.Könige 11,10.9 (ELB). Sein Abfall war so vollständig und sein Herz in seiner Übertretung so verhärtet, dass sein Fall fast hoffnungslos erschien. DKn.43.1 Teilen

Von der Freude an der Gemeinschaft mit Gott wandte sich Salomo ab, um in sinnlichen Vergnügungen Befriedigung zu finden. Von dieser Erfahrung sagt er: „Ich vollbrachte große Dinge: Ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich legte mir Gärten und Parks an ... DKn.43.2 Teilen

Ich kaufte Sklaven und Sklavinnen, ... Außerdem stapelte ich Silber und Gold und die Schätze von Königen und Ländern. Ich hielt mir Sänger und Sängerinnen und die Lust der Männer: Frauen über Frauen! Ich wurde mächtiger und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem waren. ... Ich gönnte mir alles, was meine Augen begehrten. Ich musste mir keine einzige Freude versagen. Und so war ich glücklich nach all meiner Mühe. ... DKn.43.3 Teilen

Doch als ich mir alles ansah, was ich getan und erreicht hatte, und die Mühe bedachte, die ich dafür aufwenden musste, da war das alles nichtig und ein Haschen nach Wind. Es gibt in dieser Welt keinen bleibenden Gewinn. Da ging ich daran, Weisheit, Verblendung und Dummheit zu betrachten. Was bleibt dem Menschen zu tun, der nach dem König kommt? Was man schon längst getan hat. ... Da hasste ich das Leben, ... Da hasste ich alles, was ich mir mühevoll erarbeitet hatte.“ Prediger 2,4-18. DKn.43.4 Teilen

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Durch seine eigene bittere Erfahrung lernte Salomo die Leere eines Lebens kennen, das sein höchstes Gut in irdischen Dingen sucht. Er baute Altäre für heidnische Götter, nur um zu lernen, wie leer ihr Versprechen ist, dem müden Geist Ruhe zu geben. Düstere und seelenquälende Gedanken beunruhigten ihn Tag und Nacht. Es gab für ihn keine Lebensfreude und keinen Seelenfrieden mehr und die Zukunft war dunkel und trostlos. DKn.44.1 Teilen

Und doch verließ der Herr ihn nicht. Durch Botschaften des Tadels und ernste Gerichte versuchte Er, dem König die Sündhaftigkeit seines Weges bewusst zu machen. Er entzog ihm Seinen Schutz und ließ zu, dass Feinde das Reich bedrängten und schwächten. „Und der Herr erweckte dem Salomo einen Widersacher, Hadad, den Edomiter, ... Und Gott erweckte ihm noch einen Widersacher, Reson, ... Oberster einer Streifschar,“ der „hatte einen Widerwillen gegen Israel, und er wurde König über Aram. Auch Jerobeam, ... ein Knecht Salomos,“ „ein streitbarer Mann erhob die Hand gegen den König.“ 1.Könige 11,14-28. DKn.44.2 Teilen

Schließlich ließ der Herr Salomo durch einen Propheten die erschreckende Botschaft bringen: „Weil dies von dir geschehen ist und du meinen Bund nicht bewahrt hast, noch meine Satzungen, die ich dir geboten habe, so will ich dir gewiss das Königreich entreißen und es deinem Knecht geben! Doch zu deiner Zeit will ich es nicht tun, um deines Vaters David willen; der Hand deines Sohnes will ich es entreißen.“ 1.Könige 11,11f. DKn.44.3 Teilen

Bei dieser gegen ihn und sein Haus ausgesprochenen Strafandrohung erwachte Salomo wie aus einem Traum und begann mit neu erwachtem Gewissen seine Torheit in ihrem wahren Licht zu sehen. Zur Einsicht gelangt wandte er sich nun mit geschwächtem Geist und Körper müde und durstig von den zerbrochenen Zisternen dieser Erde ab, um wieder aus der Quelle des Lebens zu trinken. Bei ihm hatte die Züchtigung durch das Leid schließlich ihr Werk getan. Lange war er beunruhigt gewesen, weil er seinen völligen Untergang befürchtet hatte, denn er sah seine Unfähigkeit, sich von der Torheit abzuwenden. Nun aber erkannte er in der ihm gegebenen Botschaft einen Hoffnungsstrahl. Gott hatte ihn nicht völlig verworfen, sondern war bereit, ihn aus einer Knechtschaft zu befreien, die grausamer als das Grab war und aus der er sich nicht aus eigener Kraft befreien konnte. DKn.44.4 Teilen

Dankbar anerkannte Salomo die Macht und Güte des Einen, der „höher ist als der Höchste.“ Prediger 5,7 (KJV). Voll Reue begann er, seine Schritte wieder zurück zur erhabenen Höhe der Reinheit und Heiligkeit zu lenken, von der er so weit abgefallen war. Er konnte nicht hoffen, jemals den vernichtenden Folgen seiner Sünde zu entkommen und auch seinen Geist nie wieder ganz befreien von all den Erinnerungen an den von ihm verfolgten selbstsüchtigen Kurs, aber er wollte sich ernsthaft bemühen, andere davon zu überzeugen, nicht seiner Torheit zu folgen. Er bekannte demütig den Fehler seines Irrwegs und erhob seine Stimme zur Warnung, damit nicht andere aufgrund der von ihm in Bewegung gesetzten Einflüsse zum Bösen unwiederbringlich verloren gingen. DKn.44.5 Teilen

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Ein wirklich reumütiger Mensch vergisst nicht die Sünden seiner Vergangenheit. Er wird nicht, sobald er den inneren Frieden gefunden hat, unbesorgt werden bezüglich der von ihm gemachten Fehler. Er denkt an jene, die aufgrund seines Beispiels zum Bösen verführt wurden, und versucht alles nur Mögliche, um sie wieder zurück auf den wahren Weg zu leiten. Je klarer das Licht ist, zu dem er gekommen ist, umso stärker ist sein Wunsch, die Füße anderer auf den richtigen Weg zu lenken. Er beschönigt nicht seinen eigenwilligen Weg, indem er sein Verhalten als Kleinigkeit abtut, sondern lässt den Warnruf erschallen, damit möglichst andere die Warnung annehmen. DKn.45.1 Teilen

Salomo anerkannte, dass das „Herz der Menschen ihr Leben lang voller Bosheit und Übermut“ ist. Prediger 9,3. DKn.45.2 Teilen

Er erkannte zudem: „Weil das Urteil über die böse Tat nicht sofort vollstreckt wird, wächst in den Menschen die Lust, Böses zu tun. Denn ein Sünder kann hundertmal Böses tun und doch lange leben. Aber ich habe auch verstanden, dass es den Gottesfürchtigen gut gehen wird, die Gott voller Ehrfurcht begegnen. Dem Gottlosen wird es nicht gut gehen. Sein Leben ist kurz und flüchtig wie ein Schatten, weil er Gott nicht fürchtet.“ Prediger 8,11-13. DKn.45.3 Teilen

Vom Geist Gottes inspiriert schrieb der König für kommende Generationen die Geschichte seiner verschwendeten Jahre samt ihrer warnenden Lehren auf. Auf diese Weise war sein Lebenswerk doch nicht völlig verloren, obwohl sein Volk noch das Böse ernten musste, das er gesät hatte. In großer Demut lehrte Salomo in seinen späteren Jahren „auch das Volk Erkenntnis und erwog und erforschte und verfasste viele Sprüche. Der Prediger suchte gefällige Worte zu finden und die Worte der Wahrheit richtig aufzuzeichnen. Die Worte der Weisen sind wie Treiberstacheln, und wie eingeschlagene Nägel die gesammelten Aussprüche; sie sind von einem einzigen Hirten gegeben. Und über diese hinaus, lass dich [durch sie] warnen, mein Sohn!“ Prediger 12,9-12. DKn.45.4 Teilen

„Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.“ Prediger 12,13f. DKn.45.5 Teilen

Salomos spätere Schriften zeigen, dass er, als er sich mehr und mehr der Bosheit seines Wegs klar wurde, besonderen Wert darauf legte, die Jugendlichen zu warnen, dieselben Fehler zu machen, die ihn dazu gebracht hatten, die köstlichsten Gaben des Himmels nutzlos zu verschleudern. Voller Leid und Scham bekannte er, dass er in der Reife seiner Mannesjahre, als er Gott zu seinem Trost, seiner Hilfe und zu seinem Lebensinhalt hätte machen sollen, sich vom Licht des Himmels und der Weisheit Gottes abgewandt und sich, statt den Herrn anzubeten, dem Götzendienst zugewandt hatte. Nachdem er durch traurige Erfahrung die Torheit eines solchen Lebens erkannt hatte, war es sein brennender Wunsch, andere davor zu bewahren, dieselbe bittere Erfahrung zu machen, durch die er selbst gegangen war. DKn.45.6 Teilen

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In ergreifenden emotionalen Worten beschreibt er die Vorrechte und Verantwortung der Jugend im Dienst Gottes: „Wie schön ist das Licht und wie gut tut es, die Sonne zu sehen! Wenn ein Mensch viele Jahre lebt, soll er sich darüber freuen und an die vielen dunklen Tage denken, die noch kommen. Alles, was kommt, ist nichtig. Genieße deine Jugend, junger Mann, freue dich in deiner Jugendzeit! Tu, was dein Herz dir sagt und was deinen Augen gefällt. Doch wisse, dass über all dies Gott mit dir ins Gericht gehen wird. Halte deinen Sinn von Ärger frei und deinen Körper von Bosheit. Denn Jugend und dunkles Haar sind flüchtig.“ Prediger 11,7-10. DKn.46.1 Teilen

„Denk an deinen Schöpfer, solange du noch jung bist, bevor die bösen Tage sich nähern, die Jahre kommen, von denen du sagst: ‚Sie gefallen mir nicht!,‘ bevor sich die Sonne verfinstert und das Licht, der Mond und die Sterne, und neue Wolken nach dem Regen kommen; wenn dann die Wächter des Hauses zittern und die starken Männer sich krümmen, die Müllerinnen ruhen, weil sie wenig geworden sind, wenn dunkel werden, die durchs Fenster sehen, und die Türen zur Straße sich schließen, wenn das Geräusch der Mühle leise wird, wenn man aufsteht beim Zwitschern der Vögel, und alle Lieder verklingen; wenn man sich vor jeder Anhöhe fürchtet und Angst hat, unterwegs zu sein, wenn der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke sich schleppt und die Kaper versagt — denn der Mensch geht in sein ewiges Haus, und auf der Straße stimmen sie die Totenklage an; bevor der silberne Faden zerreißt, die goldene Schale zerspringt, der Krug an der Quelle zerschellt und das Schöpfrad zerbrochen in die Zisterne fällt, der Staub zur Erde zurückfällt als das, was er war, und der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gab.“ Prediger 12,1-7. DKn.46.2 Teilen

Nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Menschen im reifen Lebensalter und für die, die bereits den Berg des Lebens hinabsteigen und der untergehenden Sonne entgegenschauen, ist das Leben Salomos voller Warnungen. Wir sehen und hören von der Unbeständigkeit der Jugendlichen, dass sie zwischen Recht und Unrecht hin- und herschwanken und dass der Strom böser Leidenschaften sich als zu stark erweist für sie. Bei Menschen im reiferen Lebensalter erwarten wir nicht diese Unbeständigkeit und diese Untreue, sondern vielmehr einen beständigen Charakter und feste Grundsätze. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Als Salomos Charakter so fest wie eine unbiegsame Eiche hätte sein sollen, fiel er unter der Macht der Versuchung. Als er am stärksten hätte sein sollen, wurde er am schwächsten erfunden. DKn.46.3 Teilen

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Wir sollten von solchen Beispielen lernen, dass der einzige Schutz für Jung und Alt darin liegt zu wachen und zu beten. In einer angesehenen Stellung und großen Vorrechten liegt, keine Sicherheit. Selbst wenn man sich viele Jahre lang einer echten christlichen Erfahrung erfreut haben mag, ist man dennoch nach wie vor Satans Angriffen ausgesetzt. Im Kampf mit der in uns wohnenden Sünde und Versuchungen von außen wurde selbst der weise und mächtige Salomo überwunden. Sein Versagen lehrt uns, dass wir uns trotz großer geistiger Fähigkeiten und trotz treuem Dienst für Gott in der Vergangenheit niemals ohne Gefahr unserer eigenen Weisheit und Integrität anvertrauen können. DKn.47.1 Teilen

In jeder Generation und in jedem Land sind die Grundlage und das Modell für den Bau eines wahren Charakters dieselben. Das göttliche Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, ... und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27) ist der große Grundsatz, der sich im Charakter und Leben unseres Heilands zeigte. Dies ist die einzig sichere Grundlage und der einzig sichere Führer. „Weisheit und Erkenntnis sollen die Sicherheit deiner Zeiten sein und die Macht der Erlösung.“ Jesaja 33,6 (KJV). Hier ist die Rede von der Weisheit und der Erkenntnis, die allein aus dem Wort Gottes kommen. DKn.47.2 Teilen

Die Worte, die zum alten Israel über den Gehorsam gegenüber Seinen Geboten gesprochen wurden, sind heute ebenso wahr wie damals: „Darin besteht eure Weisheit und euer Verstand vor den Augen der Völker.“ 5.Mose 4,6. Hierin liegt die einzige Sicherheit für unsere Integrität, die Reinheit unseres Heims, das Wohlergehen der Gesellschaft und die Stabilität einer Nation. Angesichts der Schwierigkeiten, Gefahren und der vielen widersprüchlichen Erwartungen des Lebens ist die einzig sichere Regel, das zu tun, was Gott sagt. „Die Befehle des HERRN sind richtig“ und „wer dies tut, wird ewiglich nicht wanken.“ Psalm 19,8; 15,5. DKn.47.3 Teilen

Wer sich durch Salomos Abfall warnen lässt wird schon die erste Annäherung der Sünden meiden, die diesen überwanden. Nur Gehorsam gegenüber den Anforderungen des Himmels kann den Menschen vor Abfall schützen. Gott hat dem Menschen großes Licht und viele Segnungen geschenkt, aber nur wenn dieses Licht und diese Segnungen angenommen werden, können sie eine Sicherheit vor Ungehorsam und Abfall sein. Wenn Menschen, die Gott in Positionen mit hoher Verantwortung erhoben hat, sich von ihm ab- und menschlicher Weisheit zuwenden, wird ihr Licht zur Finsternis. Die ihnen anvertrauten Fähigkeiten werden ihnen zur Falle. DKn.47.4 Teilen

Bis zum Ende des Kampfes wird es Menschen geben, die sich von Gott abwenden. Satan wird die Umstände so lenken, dass diese, wenn wir nicht durch die göttliche Macht gehalten werden, fast unmerklich die Verteidigungsanlagen der Seele schwächen. Wir müssen uns bei jedem Schritt fragen: „Ist dies der Weg des Herrn?“ Bis zum Ende unseres Lebens wird es notwendig sein, die Gefühle und Leidenschaften mit festem Vorsatz unter Kontrolle zu halten. Wir können nicht einen Augenblick sicher sein, wenn wir uns nicht auf Gott verlassen und unser Leben nicht in Christus verborgen ist. Wachen und Beten sind der Schutz der Reinheit. DKn.47.5 Teilen

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Wer in die Stadt Gottes eintreten will, muss durch die enge Pforte hindurch gehen, und zwar durch qualvolle Anstrengungen, denn da hinein „wird nie etwas Unreines kommen.“ Offenbarung 21,27 (NEÜ). Niemand braucht jedoch zu verzweifeln, der gefallen ist. Alte Männer, die einst von Gott geehrt wurden, mögen ihre Seele verunreinigt haben, indem sie die Tugend auf dem Altar der Lust opferten. Wenn sie jedoch bereuen, die Sünde lassen und sich zu Gott wenden, gibt es immer noch Hoffnung für sie. Er, der gesagt hat: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 2,10), lässt auch die Einladung an uns ergehen: „Der Gottlose verlasse seinen Weg, der Schurke seine schlimmen Gedanken! Er kehre um zu Jahwe, damit er sich seiner erbarmt, zu unserem Gott, denn er ist im Verzeihen groß!“ Jesaja 55,7. Gott hasst die Sünde, aber Er liebt den Sünder. „Ich will ihre Untreue heilen, sie aus freien Stücken lieben.“ Hosea 14,4. DKn.48.1 Teilen

Salomos Reue war aufrichtig, aber der von ihm durch sein Beispiel des Ungehorsams angerichtete Schaden konnte nicht ungeschehen gemacht werden. Während seines Abfalls gab es in seinem Reich Männer, die ihrer Berufung treu blieben und ihre Reinheit und Treue beibehielten. Viele wurden jedoch vom rechten Weg abgebracht. Die durch die Einführung des Götzendienstes und weltlicher Praktiken in Bewegung gesetzten Kräfte des Bösen konnten durch den reuigen König nicht leicht in die Schranken gewiesen werden. Sein Einfluss zum Guten war stark geschwächt. Viele zögerten, seiner Führung voll zu vertrauen. Obwohl der König seine Sünde bekannte und zum Nutzen späterer Generationen einen Bericht seiner Torheit und Reue aufschrieb, konnte er doch niemals hoffen, den unheilvollen Einfluss seiner falschen Taten völlig auszutilgen. Ermutigt durch seinen Abfall fuhren viele fort, weiterhin ausschließlich Böses zu tun. Auch in dem abwärts gerichteten Kurs vieler ihm folgender Herrscher kann man den traurigen Einfluss von Salomos Missbrauch seiner ihm von Gott verliehenen Kräfte sehen. DKn.48.2 Teilen

In der Seelenqual seiner bitteren Rückschau über seinen bösen Weg war Salomo gezwungen zu sagen: „Weisheit ist besser als Kriegsgerät; aber ein einziger Sünder verdirbt viel Gutes.“ Prediger 9,18. „Es gibt ein Übel unter der Sonne, das ich sah, eine Verirrung, wie sie ein Machthaber begeht: Da wird ein Dummkopf in hohe Würden eingesetzt.“ „Tote Fliegen lassen das Öl des Salbenmischers gären und stinken. Ein wenig Dummheit macht Weisheit und Ansehen zunichte.“ Prediger 10,5.6.1. DKn.48.3 Teilen

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Keine der vielen Lehren, die wir aus dem Leben Salomos lernen können, wird deutlicher betont als die Macht unseres Einflusses zum Guten oder Bösen. Wie klein auch unser Wirkungsbereich sein mag: wir üben dennoch einen Einfluss zum Wohl oder Wehe aus. Dieser ist jenseits unserer Kenntnis oder Kontrolle und wirkt sich zum Segen oder Fluch anderer aus. Vielleicht zieht er herab durch die Düsternis der Unzufriedenheit und Selbstsucht oder vergiftet durch den tödlichen Makel einer Lieblingssünde, vielleicht aber ist er auch aufgeladen mit der lebensspendenden Kraft des Glaubens, des Mutes und der Hoffnung und süß durch den Duft der Liebe. Zweifellos ist er aber eine Macht zum Guten oder Bösen. DKn.49.1 Teilen

Der Gedanke, dass unser Einfluss ein Geruch des Todes zum Tode sein sollte, ist ein furchtbarer Gedanke, dennoch ist dies möglich. Wer kann den Verlust eines Menschen, der irregeleitet wird und damit die ewige Seligkeit verliert, schon ermessen? Und doch kann eine voreilige Handlung, ein gedankenloses Wort unsrerseits einen so tiefen Einfluss auf das Leben anderer ausüben, dass es zum Untergang dieses Menschen führt. Ein Charaktermangel kann viele von Christus abstoßen. DKn.49.2 Teilen

Wenn der gesäte Same geerntet wird, wird er als Samen wiederum ausgestreut. Auf diese Weise wird die Ernte vervielfacht. Auch in unserer Beziehung zu unseren Mitmenschen gilt dieses Gesetz. Jede Handlung und jedes Wort ist eine Saat, die Frucht trägt. Jede Tat gedankenvoller Freundlichkeit, des Gehorsams oder der Selbstverleugnung wird sich in anderen fortpflanzen und durch sie in weiteren Personen. Ebenso ist auch jede Handlung des Neids, der Boshaftigkeit oder des Streits ein Same der zu einer „Wurzel der Bitterkeit“ heranwächst, wodurch viele beschmutzt werden. Hebräer 12,15. Eine wie viel größere Zahl wird erst durch diese Vielen vergiftet! So setzt sich das Säen des guten und bösen Samens in Zeit und Ewigkeit fort. DKn.49.3 Teilen

Kapitel 6: Die Teilung des Königreiches
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Und „Salomo legte sich zu seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids, seines Vaters. Und sein Sohn Rehabeam wurde König an seiner Statt.“ 1.Könige 11,43. DKn.50.1 Teilen

Bald nach seiner Thronbesteigung ging Rehabeam nach Sichem, wo er die formale Anerkennung durch alle Stämme zu bekommen erwartete. „Ganz Israel war nach Sichem gekommen, um ihn zum König zu machen.“ 2.Chronik 10,1. DKn.50.2 Teilen

Unter den Anwesenden befand sich auch Jerobeam, der Sohn Nebats — derselbe Jerobeam, der unter Salomos Herrschaft bekannt geworden war als „streitbarer Mann“ (1.Könige 11,28, LB 1912) und dem Ahija von Silo die überraschende Botschaft: „Siehe, ich will das Königreich der Hand Salomos entreißen und dir die zehn Stämme geben.“ 1.Könige 11,31. DKn.50.3 Teilen

Der Herr hatte durch Seinen Boten Jerobeam die Notwendigkeit deutlich gemacht, das Reich zu teilen. Diese Teilung müsse deshalb stattfinden, so erklärte Gott, „weil sie mich verlassen haben und Astarte, die Gottheit der Zidonier, Kemosch, den Gott der Moabiter, und Milkom, den Gott der Ammoniter, angebetet haben und nicht in meinen Wegen gewandelt sind, um zu tun, was recht ist in meinen Augen, nach meinen Satzungen und Rechten, wie es sein Vater David getan hat.“ 1.Könige 11,33. DKn.50.4 Teilen

Jerobeam war weiter unterwiesen worden, dass das Reich nicht vor dem Ende der Herrschaft Salomos geteilt werden solle. „Doch will ich nicht das ganze Reich aus seiner Hand nehmen“, hatte der Herr erklärt, „sondern ich will ihn als Fürst belassen sein Leben lang, um meines Knechtes David willen, den ich erwählt habe, der meine Gebote und Satzungen befolgt hat. Aber ich will das Königreich aus der Hand seines Sohnes nehmen und es dir geben, die zehn Stämme.“ 1.Könige 11,34f. DKn.50.5 Teilen

Salomo hatte sich danach gesehnt, Rehabeam, den von ihm auserwählten Nachfolger, vorzubereiten, damit er weise auf die vom Propheten Gottes vorhergesagte Krise reagiere. Er hatte jedoch niemals einen stark formenden Einfluss zum Guten auf seinen Sohn ausüben können, dessen frühe Ausbildung er so sträflich vernachlässigt hatte. Rehabeam hatte von seiner Mutter, einer Ammoniterin, den schwankenden Charakter geerbt. Manchmal bemühte er sich, Gott zu dienen, und wurde infolgedessen wohlhabend. Er war jedoch nicht beständig und überließ sich schließlich den Einflüssen zum Bösen, die ihn von frühester Kindheit an umgeben hatten. In den Fehlern von Rehabeams Leben und seinem schließlichen Abfall zeigt sich das furchtbare Ergebnis von Salomos Verbindung mit götzendienerischen Frauen. DKn.50.6 Teilen

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Unter den Zwangsmaßnahmen ihres früheren Herrschers hatten die Stämme lange schwerwiegende Missstände erdulden müssen. Während der Zeit seines Abfalls hatte Salomo das Volk schwer besteuern und von ihnen viele Fronarbeiten fordern lassen, um seine Verschwendung zu finanzieren. Bevor sie zur Krönung des neuen Herrschers schreiten wollten, waren daher die führenden Männer aus den Stämmen entschlossen festzustellen, ob Salomos Sohn plante, die Lasten zu erleichtern oder nicht. „Da kamen Jerobeam und ganz Israel und redeten mit Rehabeam und sprachen: Dein Vater hat unser Joch hart gemacht; so erleichtere du nun den harten Dienst deines Vaters und das schwere Joch, das er uns auferlegt hat, so wollen wir dir dienen!“ DKn.51.1 Teilen

Weil er den Wunsch hatte, sich vor der Verkündigung seiner Politik mit seinen Ratgebern zu besprechen, antwortete Rehabeam: „Kommt in drei Tagen wieder zu mir! Und das Volk ging weg.“ DKn.51.2 Teilen

„Da beriet sich der König Rehabeam mit den Ältesten, die vor seinem Vater Salomo gestanden hatten, als er noch lebte, und sprach: Wie ratet ihr uns, diesem Volk zu antworten? Sie antworteten ihm und sprachen: Wenn du gegen dieses Volk freundlich und ihm gefällig bist und ihnen gute Worte gibst, so werden sie allezeit deine Knechte sein!“ 2.Chronik 10,3-7. DKn.51.3 Teilen

Unzufrieden wandte sich Rehabeam den jüngeren Männern zu, die schon während seiner Jugendzeit und im frühen Mannesalter seine Gefährten gewesen waren, und fragte sie: „Was ratet ihr mir? Was sollen wir diesem Volk sagen, das von mir verlangt hat, das Joch zu erleichtern, das mein Vater auf sie gelegt hat?“ 1.Könige 12,9. Die jungen Männer schlugen ihm vor, dass er mit den Untertanen seines Reichs hart umgehen und ihnen von Anfang an klar machen solle, dass er keine Behinderung seiner Wünsche dulden würde. DKn.51.4 Teilen

Geschmeichelt von der Aussicht, absolute Macht auszuüben, entschied sich Rehabeam den Rat der Ältesten seines Reiches zu missachten und die jüngeren Männer zu seinen Ratgebern zu machen. DKn.51.5 Teilen

So kam es, dass an dem festgesetzten Tag, als „Jerobeam samt dem ganzen Volk am dritten Tag zu Rehabeam kam,“ um zu erfahren, welche Politik er verfolge, „gab der König dem Volk eine harte Antwort ... und sprach: Mein Vater hat euer Joch schwer gemacht, ich aber will euer Joch noch schwerer machen! Mein Vater hat euch mit Geißeln gezüchtigt, ich aber will euch mit Skorpionen züchtigen!“ 1.Könige 12,12-14. DKn.51.6 Teilen

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Hätten Rehabeam und seine unerfahrenen Ratgeber den göttlichen Willen gegenüber Israel verstanden, hätten sie auf die Bitte des Volkes nach entschiedenen Reformen bei der Regierungsführung gehört. Als sie aber bei jener Versammlung in Sichem die Gelegenheit hatten, dachten sie nicht von Ursache zum Ergebnis und verloren damit für immer ihren Einfluss über einen großen Teil des Volkes. Sie ließen ihre Entschiedenheit erkennen, die Unterdrückung, die unter der Herrschaft Salomos im Gegensatz zu Gottes Plan für Israel eingeführt worden war, fortzusetzen und sogar zu vergrößern, was das Volk natürlich die Aufrichtigkeit ihrer Motive anzweifeln ließ. Bei diesem unweisen und gefühllosen Versuch, Macht auszuüben, offenbarten der König und die von ihm erwählten Ratgeber den Stolz, den Stellung und Autorität mit sich bringen. DKn.52.1 Teilen

Der Herr ließ nicht zu, dass Rehabeam die von ihm angekündigte Politik durchführte. Es gab unter den Stämmen viele Tausende, die über die erpresserischen Regierungsmaßnahmen Salomos nachhaltig empört waren. Diese sahen keinen anderen Ausweg mehr, als gegen das Haus Davids zu rebellieren. „Als die Israeliten erkannten, dass der König ihre Bitte ablehnte, riefen sie: ‚Was haben wir mit David zu schaffen? Dieser Sohn Isais geht uns nichts an! Lass uns heimziehen, Israel! Sorge selbst für dein Haus, David!‘ und sie kehrten nach Hause zurück.“ 1.Könige 12,16. DKn.52.2 Teilen

Der durch die unbesonnene Rede Rehabeams herbeigeführte Bruch erwies sich als unheilbar. Fortan waren die zwölf Stämme Israels geteilt: einerseits das kleinere, südlich gelegene Reich Juda aus den Stämmen Juda und Benjamin unter der Herrschaft Rehabeams, und andererseits die zehn nördlichen Stämme unter einer eigenen Regierung. Das 10-Stämme-Reich, auch bekannt als Reich Israel, hatte nun Jerobeam als Herrscher. Damit erfüllte sich die Weissagung des Propheten über das Auseinanderbrechen des Reiches, „denn es wurde so vom Herrn gefügt.“ 1.Könige 12,15. DKn.52.3 Teilen

Als Rehabeam erkannte, dass die zehn Stämme ihm die Untertanentreue entzogen, sah er sich zum Handeln veranlasst. Durch einen einflussreichen Mann seines Reiches, Adoniram, „den Aufseher der Fronarbeiter“, unternahm er einen Versuch zur Versöhnung. Dieser Botschafter des Friedens erfuhr jedoch eine Behandlung, welche sehr deutlich die gegen Rehabeam herrschenden Gefühle zeigte, denn es „warf ihn ganz Israel mit Steinen zu Tode.“ 1.Könige 12,18. Erschreckt durch diesen sichtbaren Beweis der Rebellion stieg König Rehabeam „eilends auf einen Wagen und floh nach Jerusalem“. 1.Könige 12,18. DKn.52.4 Teilen

In Jerusalem „stellte er aus den Stämmen Juda und Benjamin ein Heer von 180 000 Soldaten zusammen. Sie sollten gegen Israel kämpfen, um die Königsherrschaft für Rehabeam zurück zu erobern. Da kam das Wort Jahwes zu einem Mann Gottes namens Schemaja: ‚Sag zu Rehabeam Ben-Salomo, dem König von Juda und zu dem Rest des Volkes in Juda und Benjamin: So spricht Jahwe: Zieht nicht los! Kämpft nicht gegen eure Brüder! Kehrt allesamt nach Hause zurück! Ich selbst habe es so gefügt.‘ Da gehorchten sie den Worten Jahwes, kehrten um und gingen nach Hause.“ 1.Könige 12,21-24. DKn.52.5 Teilen

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Drei Jahre lang versuchte Rehabeam am Anfang seiner Herrschaft von dieser traurigen Erfahrung zu profitieren. Er hatte Erfolg mit seinem Bemühen. Er „baute Städte in Juda zu Festungen aus“ und „er verstärkte die festen Städte und verteilte Befehlshaber auf sie und Vorräte an Nahrung, Öl und Wein.“ 2.Chronik 11,5. 11. Er war darauf bedacht, diese befestigten Städte „sehr stark“ (2.Chronik 11,12) zu machen. Das Geheimnis des Wohlstands Judas während der ersten Jahre der Herrschaft Rehabeams lag jedoch nicht in diesen Maßnahmen. Die Stämme Juda und Benjamin verdankten ihre günstige Stellung vielmehr der Anerkennung Gottes als ihren höchsten Herrscher. Ihre Zahl wurde durch viele gottesfürchtige Männer aus den nördlichen Stämmen vermehrt. „Aus allen Stämmen Israels folgten den Leviten die Israeliten, die Jahwe, den Gott Israels, von Herzen suchten. Sie kamen nach Jerusalem, um dem Gott ihrer Vorfahren Opfer zu bringen. Und sie trugen dazu bei, das Königreich Juda zu stärken und Rehabeams Herrschaft zu festigen. Das taten sie drei Jahre, so lange, wie alle dem Vorbild Davids und Salomos folgten.“ 2.Chronik 11,16f. DKn.53.1 Teilen

Rehabeams Chance lag in der Fortsetzung dieses Weges. Dann hätte er die Möglichkeit gehabt, die Fehler der Vergangenheit in hohem Maße wieder gutzumachen und das Vertrauen in seine Fähigkeit, weise zu regieren, wieder herzustellen. Aber leider schildert die inspirierte Feder in ihren Aufzeichnungen den Nachfolger Salomos als einen Menschen, der darin versagte, andere deutlich zur Treue gegenüber dem Herrn zu beeinflussen. Von Natur aus war er dickköpfig, selbstbewusst, eigenwillig und zum Götzendienst geneigt. Hätte er sein Vertrauen ganz auf Gott gesetzt, so hätte er einen starken Charakter, einen festen Glauben und den Willen entwickelt, sich den göttlichen Anforderungen zu unterwerfen. Im Laufe der Zeit vertraute der König aber der Macht seiner Stellung und der von ihm befestigten Städte. Ganz allmählich gab er den ererbten Schwächen nach, bis er sich schließlich mit seinem ganzen Einfluss auf die Seite des Götzendienstes stellte. „Als aber das Königtum Rehabeams sich gefestigt hatte und er mächtig war, verließ er das Gesetz des Herrn und ganz Israel mit ihm.“ 2.Chronik 12,1. DKn.53.2 Teilen

Wie traurig, wie bedeutungsvoll sind die Worte: „Und ganz Israel mit ihm!“ Das Volk, das Gott zum Licht für die benachbarten Völker erwählt hatte, wandte sich gerade von der Quelle ihrer Kraft ab und bemühte sich, den umliegenden Völkern gleich zu werden. Wie bei Salomo wurden auch durch Rehabeams schlechtes Beispiel viele in die Irre geführt. Und wie bei diesen ist es noch heute mehr oder weniger bei jedem, der sich dazu hergibt, Böses zu tun: die Folgen der Missetat beschränken sich nicht nur auf den Täter. Niemand lebt für sich selbst und niemand kommt allein in seiner Ungerechtigkeit um. Vgl. Römer 14,7. Jedes Leben ist entweder ein Licht, das den Pfad anderer erhellt und froh macht, oder es übt einen finsteren, niederdrückenden Einfluss zur Verzweiflung und schließlich zum Untergang aus. Wir leiten andere entweder aufwärts zum Glück und zum ewigen Leben oder abwärts zu Leid und ewigen Tod. Wenn wir durch unsere Taten die bösen Mächte in anderen bestärken oder sie gar zur Aktivität zwingen, haben wir teil an ihrer Sünde. DKn.53.3 Teilen

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Gott ließ den Abfall von Judas Herrscher nicht ungestraft. „Da zog im fünften Jahr des Königs Rehabeam herauf Schischak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem — denn sie hatten sich am HERRN versündigt — mit tausendzweihundert Wagen und mit sechzigtausend Reitern; und das Volk war nicht zu zählen, das mit ihm aus Ägypten kam, ... Und er nahm die festen Städte ein, die in Juda waren, und kam bis vor Jerusalem.“ DKn.54.1 Teilen

„Da kam der Prophet Schemaja zu Rehabeam und zu den Obersten Judas, die sich in Jerusalem aus Furcht vor Schischak versammelt hatten, und sprach zu ihnen: So spricht der HERR: Ihr habt mich verlassen; darum habe ich euch auch verlassen und in Schischaks Hand gegeben.“ 2.Chronik 12,2-5. DKn.54.2 Teilen

Das Volk war in ihrem Abfall noch nicht so weit gegangen, dass sie die Gerichte Gottes verachteten. Sie erkannten in den durch den Einfall Schischaks verursachten Verlusten die Hand Gottes und demütigten sich eine Zeit lang, denn sie sagten: „Der HERR ist gerecht.“ 2.Chronik 12,6. DKn.54.3 Teilen

„Als aber der HERR sah, dass sie sich demütigten, kam das Wort des HERRN zu Schemaja: Sie haben sich gedemütigt; darum will ich sie nicht verderben, sondern ich will sie in Kürze erretten, dass mein Grimm sich nicht durch Schischak auf Jerusalem ergieße. Doch sollen sie ihm untertan sein, damit sie innewerden, was es heißt, mir zu dienen oder den Königreichen der Länder.“ 2.Chronik 12,7f. DKn.54.4 Teilen

„So zog Schischak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem herauf und nahm die Schätze im Hause des HERRN und die Schätze im Hause des Königs; alles nahm er weg, auch die goldenen Schilde, die Salomo hatte machen lassen. An ihrer statt ließ der König Rehabeam kupferne Schilde machen und übergab sie den Obersten der Leibwache, die das Tor am Haus des Königs bewachte. ... Und weil er sich demütigte, wandte sich des HERRN Zorn von ihm, dass er ihn nicht ganz verdarb; denn auch in Juda war noch manches Gute.“ 2.Chronik 12,9-12. DKn.54.5 Teilen

55

Als jedoch die strafende Hand zurückgezogen wurde und das Volk wieder zu Wohlstand kam, vergaßen viele ihre Ängste und wandten sich erneut dem Götzendienst zu. Unter diesen war auch der König selbst. Obwohl Rehabeam durch die erlittene Niederlage gedemütigt worden war, ließ er nicht zu, dass dieses Erlebnis zu einem Wendepunkt in seinem Leben wurde. Er vergaß die Lektion, die Gott sich bemüht hatte ihm zu erteilen und fiel in die Sünden zurück, die Gottes Gerichte über das Volk gebracht hatten. Nach einigen unrühmlichen Jahren, in denen der König „übel“ handelte „und ... sein Herz nicht darauf [richtete], dass er den HERRN suchte,“ „legte sich [Rehabeam] zu seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids. Und sein Sohn Abija wurde König an seiner statt.“ 2.Chronik 12,14.16. DKn.55.1 Teilen

Nach der Teilung des Königreiches am Anfang der Herrschaft Rehabeams begann die Herrlichkeit Israels zu schwinden, um nie wieder in dieser Vollständigkeit zurück zu kehren. Zu bestimmten Zeiten war in den folgenden Jahrhunderten der Thron Davids mit Männern besetzt, die moralisch hoch standen und über ein weitreichendes Urteil verfügten. Unter der Herrschaft dieser Könige erstreckten sich die auf den Bewohnern Judas ruhenden Segnungen auch auf die umliegenden Völker. Zu diesen Zeiten wurde der Name des Herrn über jeden falschen Gott erhöht und Sein Gesetz wurde in Ehren gehalten. Von Zeit zu Zeit standen mächtige Propheten auf, um die Hände der Herrscher zu stärken und das Volk zu anhaltender Treue zu ermutigen. Die Saat des Bösen, die bereits zurzeit der Thronbesteigung Rehabeams aufging, konnte niemals völlig ausgerottet werden. Gelegentlich kam es so weit, dass das einstmals so bevorzugte Volk Gottes so tief fiel, dass sie unter den Heiden zum Sprichwort wurden. DKn.55.2 Teilen

Ungeachtet der Verderbtheit derer, die sich den abgöttischen Bräuchen zuwandten, wollte Gott in Seiner Barmherzigkeit alles in Seiner Macht Stehende tun, um das geteilte Reich vor dem völligen Untergang zu bewahren. Obwohl im Lauf der Jahre Seine Absicht mit Israel durch die Pläne von Männern unter dem Einfluss satanischer Mächte völlig vereitelt zu werden schien, offenbarte er Seine wohlwollenden Absichten selbst durch die Gefangenschaft und Wiederherstellung des auserwählten Volkes. DKn.55.3 Teilen

Die Teilung des Reiches war nur der Anfang einer wunderbaren Geschichte, in der sich die Geduld und zarte Barmherzigkeit Gottes offenbarte. Aus dem Schmelztiegel des Leidens, durch den sie wegen ihrer ererbten und anerzogenen Neigungen zum Bösen gehen mussten, sollten diejenigen, die Gott sich zum Eigentumsvolk zu reinigen versuchte, „das eifrig wäre zu guten Werken“ (Titus 2,14), schließlich anerkennen: „Aber dir, HERR, ist niemand gleich; du bist groß, und dein Name ist groß, wie du es mit der Tat beweist. Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? ... Unter allen Weisen der Völker und in allen ihren Königreichen ist niemand dir gleich. Aber der HERR ist der wahrhaftige Gott, der lebendige Gott, der ewige König.“ Jeremia 10,6.7.10. DKn.55.4 Teilen

56

Die Götzenanbeter sollten endlich begreifen, dass die falschen Götter machtlos sind, den Menschen zu erheben und zu retten. „Die Götter, die Himmel und Erde nicht gemacht haben, müssen vertilgt werden von der Erde und unter dem Himmel.“ Jeremia 10,11. Nur in der Treue gegenüber dem lebendigen Gott, dem Schöpfer aller Dinge und Herrscher über alles, kann der Mensch Ruhe und Frieden finden. DKn.56.1 Teilen

Einmütig sollten schließlich die Gezüchtigten und Reumütigen aus Israel und Juda ihr Bundesverhältnis zum Herrn der Heerscharen, dem Gott ihrer Väter, erneuern und von ihm verkündigen: DKn.56.2 Teilen

„Er aber hat die Erde durch Seine Kraft gemacht und den Erdkreis bereitet durch Seine Weisheit und den Himmel ausgebreitet durch Seinen Verstand. Wenn Er donnert, so ist Wasser die Menge am Himmel; Wolken lässt er heraufziehen vom Ende der Erde. Er macht die Blitze, dass es regnet, und lässt den Wind kommen aus seinen Vorratskammern. Alle Menschen aber sind Toren mit ihrer Kunst, und alle Goldschmiede stehen beschämt da mit ihren Bildern; denn ihre Götzen sind Trug und haben kein Leben, sie sind nichts, ein Spottgebilde; sie müssen zugrunde gehen, wenn sie heimgesucht werden. Aber so ist der nicht, der Jakobs Reichtum ist; sondern Er ist‘s, der alles geschaffen hat, und Israel ist Sein Erbteil. Er heißt HERR Zebaoth.“ Jeremia 10,12-16. DKn.56.3 Teilen

Kapitel 7: Jerobeam
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Die zehn Stämme Israels, die gegen das Haus Davids rebelliert hatten, setzten Jerobeam, einen früheren Beamten Salomos, zum Herrscher ein. Dieser befand sich damit in einer Stellung, weise Reformen in bürgerlichen und religiösen Bereichen durchführen zu können. Unter der Herrschaft Salomos hatte er Begabung und gesundes Urteilsvermögen gezeigt. Die in diesen Jahren des treuen Dienstes erworbenen Kenntnisse befähigten ihn, mit Umsicht zu regieren. Jerobeam setzte jedoch sein Vertrauen nicht auf Gott. DKn.57.1 Teilen

Es war Jerobeams größte Sorge, dass irgendwann in der Zukunft ein Herrscher auf dem Thron Davids die Herzen seiner Untertanen für sich gewinnen könnte. Er argumentierte, dass viele auf den Gedanken kommen könnten, ihren Treueid gegenüber der Regierung in Jerusalem zu erneuern, wenn er es den zehn Stämmen weiterhin gestatte, den alten Sitz der jüdischen Monarchie zu besuchen, wo immer noch wie in den Jahren Salomos die Gottesdienste im Tempel stattfanden. Nach einer Sitzung mit seinen Ratgebern entschloss sich Jerobeam, durch einen mutigen Schlag die Wahrscheinlichkeit eines Aufstands gegen seine Herrschaft so weit wie möglich zu verringern. Erreichen wollte er dies durch die Errichtung zweier neuen Anbetungsstätten innerhalb der Grenzen seines neugebildeten Königreichs bei Bethel und bei Dan. Die zehn Stämme sollten eingeladen werden, sich statt in Jerusalem an diesen beiden Orten zur Anbetung Gottes zu versammeln. DKn.57.2 Teilen

Um die Umstellung herbeizuführen, wollte sich Jerobeam an die Vorstellungskraft der Israeliten wenden, indem er ihnen zur Symbolisierung der Gegenwart des unsichtbaren Gottes eine sichtbare Darstellung gab. Dementsprechend ließ er zwei goldene Kälber machen, die in Heiligtümern an den zugewiesenen Anbetungsorten aufgestellt wurden. Mit diesem Versuch, die Gottheit darzustellen, übertrat Jerobeam das ausdrückliche Gebot des Herrn: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein Gleichnis, ... du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen!“ 2.Mose 20,4f. Jerobeams Wunsch, die zehn Stämme von Jerusalem fernzuhalten, war so stark, dass er die grundlegende Schwäche seines Plans dabei völlig außer Acht ließ. Er bedachte nicht die große Gefahr, der er die Israeliten aussetzte, als er dasselbe abgöttische Symbol der Gottheit für sie errichtete, mit dem ihre Vorfahren während ihrer jahrhundertelangen Sklaverei in Ägypten so vertraut gewesen waren. Jerobeams noch nicht lange zurückliegender Aufenthalt in Ägypten hätte ihn davon überzeugen müssen, welch eine Torheit es war, dem Volke solche heidnischen Darstellungen vorzusetzen. Aber seine feste Absicht, die nördlichen Stämme zur Aufgabe ihrer jährlichen Besuche der heiligen Stadt zu bewegen, verleitete ihn zu der unüberlegtesten Maßnahme, die er nur treffen konnte. DKn.57.3 Teilen

58

„Es macht euch zu große Umstände,“ so bedrängte er sie, „wenn ihr nach Jerusalem gehen müsst. Seht her, dies sind eure Götter, die euch aus Ägypten herausgeführt haben!“ 1.Könige 12,28. Mit diesen Worten forderte er seine Untertanen auf, sich vor den goldenen Bildern niederzuwerfen und fremde Formen der Anbetung zu übernehmen. DKn.58.1 Teilen

Die wenigen in seinem Reich lebenden Leviten versuchte der König zu überreden, in den neu errichteten Heiligtümern von Bethel und Dan als Priester zu dienen, doch seine Bemühungen waren nicht erfolgreich. Er war daher gezwungen, sich seine Priester aus „den Geringsten im Volk“ auszuwählen. 1.Könige 12,31. Alarmiert über solche Zukunftsaussichten flohen viele der Treuen, einschließlich einer großen Zahl von Leviten, nach Jerusalem, wo sie in Übereinstimmung mit den göttlichen Anforderungen den Herrn anbeten konnten. DKn.58.2 Teilen

„Ferner ordnete Jerobeam ein Fest an, am fünfzehnten Tag des achten Monats, wie das Fest in Juda, und opferte auf dem Altar. Ebenso machte er es in Bethel, indem er den Kälbern opferte, die er gemacht hatte; und er ließ in Bethel die Priester der Höhen den Dienst verrichten, die er eingesetzt hatte.“ 1.Könige 12,32. Jerobeams dreiste Herausforderung Gottes, die göttlichen Einrichtungen aufzuheben, durfte nicht ungetadelt bleiben. Als er gerade die priesterlichen Aufgaben versah und Räucherwerk zur Weihe des fremden Altars darbrachte, den er in Bethel errichtet hatte, erschien vor ihm ein Mann Gottes aus dem Reich Juda, um ihn für die Anmaßung verurteilen sollte, eine neue Form der Anbetung einzuführen. Der Prophet „rief ... zum Altar hin, was der Herr ihm gesagt hatte: Altar! Altar! So spricht der Herr: Dem Königshaus Davids wird ein Kind mit Namen Josia geboren werden. Der wird die Priester der Höhenheiligtümer, die Opfer auf dir verbrennen, töten und Menschenknochen wird er auf dir verbrennen.“ 1.Könige 13,1. DKn.58.3 Teilen

„Am gleichen Tag tat er ein Zeichen und sagte: Der Herr hat versprochen, folgendes Zeichen zu geben: Dieser Altar bricht auseinander, und die Asche, die darauf liegt, wird verschüttet.“ Sofort „zersprang der Altar und die Asche ergoss sich daraus, wie der Prophet es nach dem Zeichen des Herrn DKn.58 Teilen

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