Portrait von Ellen White
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Der Lohn des Forschens
Der Lohn des Forschens
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Niemand darf annehmen, dass er keine höhere Erkenntnis erlangen könne. Die Tiefe menschlichen Verständnisses kann gemessen, die Werke menschlicher Schriftsteller können übertroffen werden; aber der höchste, tiefste und weiteste Flug unserer Gedanken kann nicht Gott ergründen. Über unsere Begriffe hinaus gibt es eine Unermeßlichkeit. Wir haben nur den Schimmer der göttlichen Herrlichkeit und der unerforschlichen Erkenntnis und Weisheit gesehen; wir haben sozusagen auf der Oberfläche der Mine gearbeitet, während tiefer nach unten reiche Goldadern liegen, um den darnach Grabenden zu belohnen. Der Schacht muss immer tiefer in der Mine abgeteuft werden, um herrliche Schätze zu entdecken. Durch richtigen Glauben wird die göttliche Erkenntnis zur menschlichen Erkenntnis. CGl.111.3 Teilen

Niemand kann im Geiste Christi die Schrift erforschen und unbelohnt bleiben. Wenn der Mensch willig ist, wie ein kleines Kind belehrt zu werden, wenn er sich gänzlich Gott unterwirft, so wird er die Wahrheit im Worte Gottes finden. Wären die Menschen gehorsam, dann würden sie den Regierungsplan Gottes verstehen und würden die himmlische Welt mit ihren Wohnungen der Schönheit und Herrlichkeit ihren Blicken eröffnet sehen. Sie würden ganz andere Wesen sein als sie jetzt sind, denn durch das Erforschen der Minen der Wahrheit würden sie veredelt werden; das Geheimnis der Erlösung, die Menschwerdung Christi, sein Versöhnungsopfer würden ihnen nicht, wie sie es jetzt sind, unbestimmte Begriffe sein, sondern von ihnen besser verstanden und auch mehr geschätzt werden. CGl.111.4 Teilen

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In seinem Gebet zu seinem Vater gab Christus der Welt eine Lehre, die auf Gemüt und Seele eingegraben werden sollte. „Das ist aber das ewige Leben,“ sagte er, „dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen.“ Johannes 17,3. Dies ist wahre Bildung, eine Bildung, die uns Kraft gibt. Die durch Erfahrung erlangte Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, den er gesandt hat, bildet den Menschen um in das Ebenbild Gottes; sie gibt ihm die Herrschaft über sich selbst, indem sie alle seine Triebe und niederen Leidenschaften den höheren Geisteskräften unterordnet Sie macht ihren Besitzer zu einem Gotteskind, zu einem Erben des Himmels; sie bringt ihn in Gemeinschaft und Harmonie mit dem ewigen Gott und eröffnet ihm die Schätze des ganzen Weltalls. CGl.112.1 Teilen

Das ist die Erkenntnis, die durch das Forschen im Worte Gottes erlangt wird, und dieser Schatz kann von irgend einer Seele gefunden werden, die alles aufgeben will, um ihn zu erlangen. CGl.112.2 Teilen

„So du mit Fleiß darnach rufest und darum betest, so du sie suchest wie Silber und forschest sie wie Schätze: alsdann wirst du die Furcht des Herrn vernehmen und Gottes Erkenntnis finden.“ Sprüche 2,3-5. CGl.112.3 Teilen

[Auf der Grundlage von Matthäus 13,45.46.] CGl.112 Teilen

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Unser Heiland verglich die Segnungen der erlösenden Liebe mit einer köstlichen Perle. Er veranschaulichte seine Lehre durch das Gleichnis von dem Kaufmann, der gute Perlen suchte, „und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte dieselbige.“ Christus selbst ist die köstliche Perle. In ihm wohnt alle Herrlichkeit des Vaters, die Fülle der Gottheit leibhaftig. Er ist der Glanz der Herrlichkeit des Vaters und das Ebenbild seines Wesens. Das Erhabene der Eigenschaften Gottes ist in seinem Charakter ausgeprägt. Eine jede Seite der Heiligen Schrift strahlt von seinem Licht. Die Gerechtigkeit Christi, der reinen, weißen Perle gleich, hat keinen Fehler und keinen Flecken. Keine menschliche Hand kann die große und köstliche Gabe Gottes verbessern. Sie ist tadellos. In Christo liegen verborgen „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“. Er ist uns gemacht „von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung“. Kolosser 2,3; 1.Korinther 1,30. Alles, was die Bedürfnisse und das Sehnen der menschlichen Seele in dieser und der zukünftigen Welt befriedigen kann, wird in Christo gefunden. Unser Erlöser ist die Perle, die so köstlich ist, dass im Vergleich mit ihr alles andere als Verlust erachtet werden kann. CGl.113.1 Teilen

Christus „kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf“. Das Licht Gottes schien in die Finsternis der Welt, „und die Finsternis hat’s nicht begriffen“. Johannes 1,11.5. Aber nicht alle waren gegen die Gabe Gottes gleichgültig. Der Kaufmann im Gleichnis stellt eine Klasse von Menschen dar, die aufrichtig nach Wahrheit verlangte. Unter den verschiedenen Völkern gab es ernste, denkende Männer, die in der Literatur, der Wissenschaft und in der Religion der heidnischen Welt nach dem gesucht hatten, was ihnen als Seelenschatz dienen konnte. CGl.113.2 Teilen

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Auch unter den Juden waren viele, die nach etwas suchten, das sie nicht hatten. Unbefriedigt durch ihre Formenreligion sehnten sie sich nach etwas Geistlichem, etwas Erhebendem. Zu letzteren gehörten die von Jesu erwählten Jünger; Cornelius und der Kämmerer aus dem Mohrenlande zu den ersteren. Sie hatten sich nach dem Licht vom Himmel gesehnt und darum gebeten, und als Christus ihnen offenbart wurde, nahmen sie ihn mit Freuden an. CGl.114.1 Teilen

Die Perle wird uns im Gleichnis nicht als ein Geschenk dargestellt. Der Kaufmann gab alles, was er hatte, um sie zu kaufen. Viele stellen deshalb die gegebene Deutung in Frage, weil Christus doch in der Schrift als eine Gabe bezeichnet wird. Er ist auch eine Gabe, aber nur für diejenigen, die sich ihm ganz, Seele, Leib und Geist, ohne Rückhalt geben. Wir müssen uns selbst Christo geben, um ein Leben willigen Gehorsams gegen alle seine Forderungen zu führen. Alles, was wir sind, alle Gaben und Fähigkeiten, die wir besitzen, sind des Herrn, um seinem Dienste geweiht zu werden. Wenn wir uns ihm in dieser Weise gänzlich geben, dann gibt sich Christus uns mit allen Schätzen des Himmels, und wir erhalten die köstliche Perle. CGl.114.2 Teilen

Das Heil in Christo ist eine freie Gabe und doch ist diese zu kaufen und zu verkaufen. Auf dem Markt, wo die göttliche Barmherzigkeit die Leitung hat, kann man die köstliche Perle ohne Geld und ohne Preis erhalten. Das Schatzhaus der Juwelen der Wahrheit steht allen offen. „Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür,“ sagt der Herr, „und niemand kann sie zuschließen.“ Offenbarung 3,8. Kein Schwert bewacht den Eingang durch diese Tür. Stimmen von innerhalb und bei der Tür sagen: Komm! Des Heilandes Stimme ladet ernst und liebevoll ein: „Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest.“ Offenbarung 3,18. CGl.114.3 Teilen

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Das Evangelium von Christo ist ein Segen, den alle besitzen können. Die ärmsten gerade sowohl wie die reichsten können sich das Heil sichern, das durch keine Menge weltlichen Reichtums, sondern einzig und allein durch willigen Gehorsam, indem wir uns Christo als sein erkauftes Eigentum hingeben, erlangt werden kann. Bildung, selbst der höchsten Art, kann an sich selbst keinen Menschen näher zu Gott bringen. Die Pharisäer genossen viele irdische und geistliche Vorteile, womit sie sich brüsteten und worauf sie stolz waren. Sie sagten: Wir sind „reich und haben gar satt“, und dennoch waren sie „elend und jämmerlich, arm, blind und bloß“. Offenbarung 3,17. Christus bot ihnen die köstliche Perle an, aber sie verschmähten dieselbe, worauf er sagte: „Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Himmelreich kommen denn ihr.“ Matthäus 21,31. CGl.115.1 Teilen

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Wir können unser Heil nicht verdienen, aber wir müssen mit soviel Interesse und Ausdauer darnach trachten, als ob wir alles in der Welt dafür hingeben möchten. CGl.116.1 Teilen

Wir müssen nach der köstlichen Perle suchen, aber nicht auf weltlichen Märkten oder in weltlicher Art und Weise; auch können wir den Preis dafür nicht in Gold oder Silber bezahlen, denn diese gehören Gott. Gebt den Gedanken auf, dass irdische oder geistliche Vorteile euch das Heil eurer Seele sichern können. Gott verlangt von euch willigen Gehorsam. Er bittet euch, eure Sünden aufzugeben. „Wer überwindet,“ sagt Christus, „dem will ich geben mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und bin gesessen mit meinem Vater auf seinem Stuhl.“ Offenbarung 3,21. CGl.116.2 Teilen

Es gibt Menschen, die immer nach der himmlischen Perle zu suchen scheinen, aber ihre verkehrten Gewohnheiten nicht gänzlich aufgeben; sie sterben dem eigenen Ich nicht ab, damit Christus in ihnen leben kann, und deshalb finden sie die köstliche Perle auch nicht. Sie überwinden nicht die unheilige Ehrfurcht und ihre Liebe zu weltlichen Vergnügungen; sie nehmen das Kreuz nicht auf und folgen Christum nicht auf dem Pfade der Selbstverleugnung und Aufopferung. Beinahe, aber nicht ganz, sind sie Christen, scheinen dem Himmelreiche nahe zu sein und können nicht in dasselbe eingehen. Beinahe, aber nicht ganz gerettet, bedeutet: nicht beinahe, sondern ganz verloren sein. CGl.116.3 Teilen

Das Gleichnis vom Kaufmann, der gute Perlen suchte, hat eine doppelte Bedeutung. Es findet nicht nur Anwendung auf Menschen, die das Himmelreich suchen, sondern auch auf Christum, der sein verlorenes Erbe sucht. Christus, der himmlische Kaufmann, der gute Perlen suchte, sah in der verlorenen Menschheit die köstliche Perle. Er sah in dem durch die Sünde verdorbenen und befleckten Menschen die Möglichkeit einer Erlösung. Herzen, die gleichsam das Schlachtfeld für den Streit mit Satan gewesen sind, aber durch die Macht der Liebe gerettet wurden, sind dem Erlöser köstlicher als diejenigen, welche nie fielen. Gott sah die Menschen nicht als verderbt und wertlos an, er blickte auf sie in Christo und er sah sie, wie sie durch die erlösende Liebe werden könnten. Das, was mehr wert war, als alle Reichtümer des Weltalls gab er hin, um die Perle zu kaufen. Jesus aber, als er sie fand, setzte sie wieder in sein Diadem ein. „Denn Diademsteine sind’s, die hervorschimmern auf seinem Lande.“ „Sie sollen,“ spricht der Herr Zebaoth, „des Tages, den ich machen will, mein besonderer Schatz sein.“ Sacharja 9,16; Maleachi 3,17. CGl.116.4 Teilen

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Aber Christus, als die köstliche Perle, und unser Vorrecht, diesen himmlischen Schatz zu besitzen, ist das Thema, mit dem wir uns am meisten beschäftigen sollen. CGl.117.1 Teilen

Der Heilige Geist offenbart den Menschen den Wert der köstlichen Perle. Die Zeit, da er mit Kraft wirkt, ist gerade die Zeit, da die himmlische Gabe in einem besonderen Sinne gesucht und gefunden wird. Zur Zeit Christi hörten viele das Evangelium, aber ihre Gemüter waren durch falsche Lehren verfinstert und sie erkannten in dem demütigen Lehrer von Galiläa nicht den von Gott Gesandten. Aber nach Christi Himmelfahrt wurde durch die Ausgießung des Heiligen Geistes die Einsetzung in sein Mittleramt gekennzeichnet. Am Tage der Pfingsten wurde der Geist gegeben. Die Zeugen Christi verkündigten die Kraft des auferstandenen Heilandes. Das Licht vom Himmel durchdrang die verfinsterten Gemüter derer, die durch die Feinde Christi getäuscht worden waren. Jetzt sahen sie ihn „erhöhet zu einem Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden“. Apostelgeschichte 5,31. Sie sahen ihn umgeben von der Herrlichkeit des Himmels mit unermeßlichen Schätzen in seinen Händen, um sie denen zu verleihen, die sich nicht länger gegen ihn auflehnen wollten. Als die Apostel die Herrlichkeit des Eingeborenen des Vaters verkündigten, wurden dreitausend Seelen überzeugt. Sie sahen sich, wie sie wirklich waren, sündig und befleckt, und erkannten Christum, als ihren Freund und Erlöser. Christus wurde durch die auf Menschen ruhende Kraft des Heiligen Geistes erhöht und verherrlicht. Im Glauben sahen diese Gläubigen ihn als den, der Demütigung, Leiden und Tod ertragen und erduldet hatte, damit sie nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben möchten. Indem der Geist ihnen Christum offenbarte, erkannten sie seine Kraft und Majestät, streckten im Glauben ihre Hände nach ihm aus und sagten: Ich glaube. CGl.117.2 Teilen

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Dann wurde die frohe Botschaft von einem auferstandenen Heiland bis zu den Enden der bewohnten Welt getragen. Die Gemeinde sah, wie von allen Richtungen viele Bekehrte zu ihr kamen. Gläubige wurden aufs neue bekehrt. Sünder vereinigten sich mit Christen, um die köstliche Perle zu suchen. Dann wurde die Prophezeiung erfüllt: „Welcher schwach sein wird unter ihnen zu der Zeit, wird sein wie David, und das Haus David ... wie des Herrn Engel.“ Sacharja 12,8. Ein jeder Christ sah in seinem Bruder gottähnliche Güte und Liebe; ein Interesse beseelte alle, ein Ziel drängte alles andere in den Hintergrund, alle Herzen schlugen in Harmonie. Das einzige Verlangen der Gläubigen war das Ebenbild des Charakters Christi zu offenbaren und zur Vergrößerung seines Reiches beizutragen. „Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele ... Und mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesu, und war große Gnade bei ihnen allen.“ „Der Herr aber tat hinzu täglich, die da selig wurden, zu der Gemeinde.“ Apostelgeschichte 4,32.33; Apostelgeschichte 2,47. Der Geist Christi belebte die ganze Gemeinde, denn sie hatte die köstliche Perle gefunden. CGl.118.1 Teilen

Diese Szenen sollen sich wiederholen und zwar mit noch größerer Kraft. Die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttage war der Frühregen; der Spätregen wird noch reichlicher fallen. Der Geist Gottes wartet darauf, dass wir nach ihm verlangen und ihn annehmen. Christus soll durch die Kraft des Heiligen Geistes wiederum in seiner Fülle offenbart werden. Menschen werden den Wert der köstlichen Perle erkennen und mit dem Apostel Paulus sagen: „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet. Ja, ich achte es noch alles für Schaden gegen die überschwengliche Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn.“ Philipper 3,7.8. CGl.118.2 Teilen

[Auf der Grundlage von Matthäus 13,47-50.] CGl.118 Teilen

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„Abermal ist gleich das Himmelreich einem Netze, das ins Meer geworfen ist, damit man allerlei Gattung fängt. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.“ CGl.120.1 Teilen

Das Auswerfen des Netzes ist das Predigen des Evangeliums. Dadurch werden Gute und Schlechte in die Gemeinde gebracht. Wenn die Aufgabe des Evangeliums vollendet ist, wird das Gericht die Arbeit der Sonderung vollziehen. Christus sah, wie dadurch, dass falsche Brüder zur Gemeinde zählten, der Weg der Wahrheit verlästert werden würde, wie die Welt das Evangelium verwerfen würde wegen des unbeständigen Wandels falscher Christenbekenner; ja wie selbst Christen straucheln würden, wenn sie die vielen sehen, die zwar den Namen Christi tragen, sich aber nicht von seinem Geist regieren lassen wollen. Dadurch, dass solche Sünder in der Gemeinde sein werden würden die Menschen in Gefahr sein zu glauben, dass Gott ihre Sünden nicht ansehe. Deshalb lichtete Christus den Schleier der Zukunft und zeigte allen, dass der Charakter und nicht die Stellung das Schicksal des Menschen entscheidet. CGl.120.2 Teilen

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Sowohl das Gleichnis vom Unkraut als auch das vom Netze lehrt klar, dass es keine Zeit gibt, in welcher sich alle Gottlosen zu Gott bekehren werden. Der Weizen und das Unkraut wachsen zusammen bis zur Ernte. Die guten und die schlechten Fische werden miteinander ans Ufer gezogen, um dort auf immer von einander geschieden zu werden. CGl.121.1 Teilen

Ferner lehren diese Gleichnisse auch, dass es nach dem Gericht keine Gnadenzeit mehr gibt. Wenn die Aufgabe des Evangeliums vollendet ist, folgt sofort die Scheidung der Guten von den Bösen, und das Schicksal einer jeden Klasse ist auf ewig entschieden. CGl.121.2 Teilen

Gott wünscht aber nicht, dass irgend ein Mensch umkomme, „So wahr als ich lebe, spricht der Herr, Herr: Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen. Warum wollt ihr sterben?“ Hesekiel 33,11. Die ganze Gnadenzeit hindurch bittet der Geist Gottes die Menschen, die Gabe des Lebens anzunehmen. Nur diejenigen, welche den Bitten seines Geistes widerstehen, werden umkommen. Gott hat erklärt, dass die Sünde als das Übel, welches das ganze Weltenall verderbt, ausgerottet werden muss. Wer an der Sünde festhält, wird bei deren Ausrottung mit umkommen. CGl.121.3 Teilen

[Auf der Grundlage von Matthäus 13,51.52.] CGl.121 Teilen

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Während Christus das Volk belehrte, bildete er gleichzeitig seine Jünger für ihr zukünftiges Werk aus. In allen seinen Unterweisungen waren auch Lehren für sie. Nachdem er das Gleichnis vom Netz gegeben hatte, fragte er sie: „Habt ihr das alles verstanden?“ Sie antworteten ihm: „Ja, Herr.“ Dann führte er ihnen in einem anderen Gleichnis ihre Verantwortlichkeit betreffs der empfangenen Wahrheit vor. „Darum,“ sagte er, „ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorträgt.“ CGl.122.1 Teilen

Der Hausvater häuft den von ihm gewonnenen Schatz nicht auf. Er benutzt ihn, um anderen davon mitzuteilen; und durch die Benutzung nimmt der Schatz zu. Der Hausvater hat köstliche Dinge, und zwar Altes und Neues. Jesus will dadurch seine Jünger lehren, die ihnen anvertraute Wahrheit der Welt mitzuteilen, wodurch allein die Erkenntnis der Wahrheit zunehmen wird. CGl.122.2 Teilen

Alle, welche die Evangeliumsbotschaft mit dem Herzen erfassen, werden darnach verlangen, dieselbe anderen mitzuteilen. Die vom Himmel geborene Liebe muss Ausdruck finden. Diejenigen, welche Christum angezogen haben, fühlen sich gedrungen, ihre Erfahrungen zu erzählen, indem sie Schritt für Schritt die Führung des Heiligen Geistes an sich erkennen — ihr Hungern und Dürsten nach der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, den er gesandt hat, die Folgen ihres Forschens in der Schrift, ihrer Gebete, ihrer Seelenkämpfe und der Worte Christi an sie: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Es ist für irgend jemand unnatürlich, diese Dinge für sich zu behalten und diejenigen, die erfüllt sind von der Liebe Christi, können es nicht tun. In dem Verhältnis, wie ihnen von Gott die heilige Wahrheit anvertraut ist, wird auch ihr Wunsch sein, dass andere dieselben Segnungen empfangen möchten, und indem sie die reichen Schätze der Gnade Gottes anderen bekannt machen, wird ihnen selbst immer mehr von der Gnade Christi zuteil werden. Sie werden einfältigen Herzens sein wie ein kleines Kind und rückhaltlosen Gehorsam leisten. Ihre Seelen werden nach der Heiligung verlangen, und damit sie der Welt mitteilen können, werden ihnen immer mehr Schätze der Wahrheit und Gnade geoffenbart. CGl.122.3 Teilen

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Das große Schatzhaus der Wahrheit ist das Wort Gottes — das geschriebene Wort, das Buch der Natur und das Buch der Erfahrung im Verhalten Gottes gegen die Menschen. Das sind die Schätze, aus denen die Mitarbeiter Christi schöpfen sollen. Im Suchen nach Wahrheit sollen sie sich auf Gott und nicht auf menschliche Wesen verlassen, nicht auf die großen Männer, deren Weisheit Torheit bei Gott ist. Durch die von ihm selbst verordneten Mittel wird der Herr jedem, der sucht, die Erkenntnis seiner Gottheit mitteilen. CGl.123.1 Teilen

Wenn der Nachfolger Christi seinem Worte glaubt und darnach handelt, wird es keine Wissenschaft in der natürlichen Welt geben, die er nicht erfassen und würdigen kann. In der Tat, es gibt nichts, das ihm nicht behilflich sein könnte, die Wahrheit anderen mitzuteilen. Die Naturwissenschaft ist ein Schatzhaus, aus welchem jeder Schüler in der Schule Christi Erkenntnis schöpfen kann. Indem wir über die Schönheit der Natur nachdenken, mit der Bearbeitung des Bodens bekannt werden, das Wachstum der Bäume betrachten und die vielen Wunder auf Erden, auf dem Meer, und am Himmel sehen, werden wir neue Anschauungen von der Wahrheit bekommen und die Geheimnisse Gottes, die mit seinem Verfahren mit dem Menschen verbunden sind, die Tiefe seiner Weisheit und Einsicht, wie sie im Menschenleben wahrgenommen wird, werden sich als ein Schatzhaus erweisen, welches reiche Schätze birgt. CGl.123.2 Teilen

124

Aber im geschriebenen Worte wird die Erkenntnis Gottes dem gefallenen Menschen am klarsten offenbart. Dies ist das Schatzhaus des unerforschlichen Reichtums Christi. CGl.124.1 Teilen

Das Wort Gottes schließt sowohl die Schriften des Alten wie des Neuen Testaments ein. Das eine ist ohne das andere nicht vollständig. Christus erklärte, dass die Wahrheiten des Alten Testamentes ebenso wertvoll seien, wie die des Neuen. Christus war am Anfang der Welt gerade sowohl der Menschenerlöser, wie er es heute ist. Ehe er seine Gottheit mit der Menschheit bekleidete und auf unsere Welt kam, wurde die Evangeliumsbotschaft von Adam, Seth, Henoch, Methusalah und Noah verbreitet. Abraham in Kanaan und Lot in Sodom trugen die Botschaft, und von Geschlecht zu Geschlecht verkündigten treue Boten den, der da kommen sollte. Die Zeremonien des jüdischen Gottesdienstes waren durch Christum selbst angeordnet worden. Jesus war die Grundlage ihres Opfersystems, das große Gegenbild ihres ganzen Gottesdienstes. Das Blut, welches beim Opfern vergossen wurde, wies hin auf das Opfer des Gotteslammes. Alle vorbildlichen Opfer wurden in ihm erfüllt. CGl.124.2 Teilen

Christus wie er den Patriarchen kundgetan, durch den Opferdienst versinnbildet, im Gesetze dargestellt und von den Propheten offenbart wurde, ist der Schatz des Alten Testamentes. Christus in seinem Leben, seinem Tode und seiner Auferstehung und offenbart durch den Heilgen Geist ist der Schatz des Neuen Testamentes. Unser Heiland, der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, ist beides, das Alte und auch das Neue. CGl.124.3 Teilen

Die Apostel sollten hinausgehen als Augenzeugen von dem Leben, dem Tode und der Fürsprache Christi, die von den Propheten vorausgesagt worden waren. Christus in seiner Demütigung, in seiner Reinheit und Heiligkeit, in seiner unvergleichlichen Liebe sollte ihr Thema sein. Um das Evangelium in seiner Fülle zu predigen, mussten sie den Heiland nicht nur darstellen, wie er sich in seinem Leben und in seinen Lehren offenbart hatte, sondern auch wie er von den Propheten des Alten Testamentes geweissagt und durch den Opferdienst vorgebildet worden war. CGl.124.4 Teilen

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Christus führte in seinen Lehren alte Wahrheiten vor, die ihren Ursprung in ihm selbst hatten, Wahrheiten, die er selbst durch Patriarchen und Propheten gesprochen hatte, die er aber jetzt in einem neuen Lichte darstellen konnte. Wie so ganz anders erschien jetzt ihre Bedeutung! Durch seine Erklärungen wurde Licht und geistliches Leben auf sie ergossen und Christus verhieß, dass der Heilige Geist seine Jünger also erleuchten solle, dass das Wort Gottes sich ihnen beständig mehr und mehr entfalten und sie imstande sein könnten, die Wahrheiten aus demselben in neuer Schönheit vorzuführen. CGl.125.1 Teilen

Seit der ersten Verheißung der Erlösung in Eden sind das Leben, der Charakter und das Mittleramt Christi Gegenstände des Nachdenkens für die Menschen gewesen und doch hat jeder Einzelne, durch den der Heilige Geist gewirkt hat, diese Dinge so dargestellt, dass sie jedem wieder neu und frisch waren. Die auf die Erlösung bezüglichen Wahrheiten sind beständiger Entwicklung und Ausdehnung fähig. Obgleich alt, sind sie doch immer wieder neu und offenbaren dem, der nach Wahrheit sucht, eine immer größere Herrlichkeit und mächtigere Kraft. CGl.125.2 Teilen

In jedem Zeitalter gibt es eine neue Entwicklung der Wahrheit, eine besondere Botschaft für das jeweilige Geschlecht. Die alten Wahrheiten sind alle wichtig und bedeutungsvoll, auch sind die neuen nicht unabhängig von den alten, sondern vielmehr eine Entfaltung derselben. Nur wenn die alten Wahrheiten verstanden werden, können wir neue fassen und begreifen. Als Christus seinen Jüngern die Wahrheit betreffs seiner Auferstehung eröffnen wollte, fing er an „von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren.“ Lukas 24,27. Das Licht aber, das beim Entfalten der neuen Wahrheit leuchtet, verherrlicht die alte Wahrheit. Wer die neue Wahrheit verwirft oder vernachlässigt, besitzt in Wirklichkeit auch nicht die alte. Sie verliert für ihn ihre lebengebende Kraft und wird zur leblosen Form. CGl.125.3 Teilen

126

Es gibt Menschen, welche bekennen, die Wahrheiten des Alten Testamentes zu glauben und zu lehren, während sie das Neue Testament verwerfen. Indem sie sich aber weigern, die Lehren Christi anzunehmen, zeigen sie, dass sie auch dem nicht glauben, was die Patriarchen und Propheten geredet haben. „Wenn ihr Mose glaubtet,“ sagte Christus, „so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.“ Johannes 5,46. Daher liegt auch selbst in ihren Lehren aus dem Alten Testament keine wirkliche Kraft. CGl.126.1 Teilen

Viele, welche behaupten, das Evangelium zu glauben und zu lehren, befinden sich in ähnlichem Irrtum. Sie setzen die alttestamentliche Schrift beiseite, von welcher Jesus sagte: „Sie ist’s, die von mir zeuget.“ Johannes 5,39. Indem sie das Alte Testament verwerfen, verwerfen sie tatsächlich auch das Neue, denn beide sind Teile eines unzertrennlichen Ganzen. Niemand kann das Gesetz Gottes richtig darstellen ohne das Evangelium, und wiederum nicht das Evangelium ohne das Gesetz. Das Gesetz ist das verkörperte Evangelium und das Evangelium ist das entfaltete Gesetz. Das Gesetz ist die Wurzel, das Evangelium ist die wohlriechende Blüte und Frucht, die es trägt. CGl.126.2 Teilen

Das Alte Testament wirft Licht auf das Neue und das Neue wirft Licht auf das Alte. Jedes ist eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in Christo. Beide enthalten Wahrheiten, deren tiefere Bedeutungen dem ernsten Forscher beständig mehr erschlossen werden. CGl.126.3 Teilen

Die Wahrheit in Christo und durch Christum ist unermeßlich. Der Schriftforscher blickt sozusagen in eine Quelle, die tiefer und umfangreicher wird, indem er in sie hinabschaut. Nicht in diesem Leben werden wir das Geheimnis der Liebe Gottes erfassen, die seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden dahingab. Das Werk unseres Erlösers auf dieser Erde ist etwas und wird immer etwas sein, das unser Begriffsvermögen übersteigt. Der Mensch mag alle seine geistigen Kräfte aufs äußerste anstrengen, um dies Geheimnis zu ergründen, aber seine Fassungskraft wird schlaff und matt werden, und der allerfleißigste Forscher wird sich vor einem unbegrenzten, uferlosen Meer sehen. CGl.126.4 Teilen

127

Die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, kann wohl erfahren, aber nie erklärt werden. Ihre Höhe, Breite und Tiefe übersteigen unsere Erkenntnis. Wir mögen unsere Einbildungskraft aufs äußerste anstrengen und werden selbst dann kaum die Umrisse einer Liebe sehen, die unerklärlich, die so hoch wie der Himmel ist, die sich aber zur Erde niederbeugte, um das Bild Gottes auf das ganze Menschengeschlecht zu prägen. CGl.127.1 Teilen

Aber soviel wie wir ertragen können, von dem göttlichen Erbarmen zu sehen, wird uns ermöglicht; soviel wird der demütigen, bußfertigen Seele enthüllt. Wir werden Gottes Erbarmen gerade in dem Maße erkennen, wie wir sein für uns dargebrachtes Opfer würdigen. Indem wir in Demut des Herzens im Worte Gottes forschen, wird das große Thema der Erlösung sich uns erschließen. Es wird an Klarheit zunehmen, indem wir darauf blicken und seine Höhe und Tiefe werden beständig wachsen, wenn wir es zu fassen versuchen. CGl.127.2 Teilen

Unser Leben muss mit dem Leben Jesu verknüpft sein. Wir müssen beständig von ihm nehmen, uns an ihm, dem lebendigen Brot, das vom Himmel gekommen ist, laben, und von ihm, der immer frischen Quelle, deren Schätze ohne Aufhören reichlich ausströmen, schöpfen. Wenn wir immer den Herrn vor Augen haben und unsere Herzen in Dank und Lob zu ihm erheben, wird in unserem religiösen Leben eine ununterbrochene Frische sein. Unsere Gebete werden die Form einer Unterhaltung mit Gott annehmen, als ob wir mit einem vertrauten Freunde sprechen. Er wird uns seine Geheimnisse persönlich mitteilen. Wir werden oft das süße, freudige Bewußtsein von der Gegenwart Jesu haben. Unsere Herzen werden oft in uns brennen, wenn er sich uns nähert, um mit uns zu verkehren, wie er es dereinst mit Henoch tat. Wenn dies in Wahrheit die Erfahrung des Christen ist, dann wird man in seinem Leben eine Einfachheit, eine Sanftmut und eine Herzensdemut sehen, welche allen, mit denen er verkehrt, zeigen, dass er bei Jesu gewesen ist und von ihm gelernt hat. CGl.127.3 Teilen

In allen, welche die Religion Christi haben, wird sich dieselbe als ein belebender, alles durchdringender Grundsatz, als eine lebendige, wirkende, geistige Kraft offenbaren. Die Frische, die Kraft und Freudigkeit immerwährender Jugend werden sich kund tun. Ein Herz, welches das Wort Gottes aufnimmt, ist nicht wie ein Teich, der verdunstet, nicht wie ein löcheriger Brunnen, dessen Wasser versiegt; es ist wie der Bergstrom, der durch nie versiegende Quellen gespeist wird, dessen kühles, sprudelndes Wasser von Fels zu Fels springt, und die Müden, die Durstigen und die Schwerbeladenen erfrischt. CGl.127.4 Teilen

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Diese Erfahrung gibt einem jeden Lehrer der Wahrheit gerade die Eigenschaften, die ihn zu einem Vertreter Christi machen werden. Der den Lehren Christi innewohnende Geist wird seinen Unterhaltungen und seinen Gebeten eine Kraft, eine Bestimmtheit geben; sein Zeugnis für Christum wird nicht lau und leblos sein. Der Prediger wird nicht dieselben auswendig gelernten Predigten wieder und wieder predigen; sein Gemüt wird der beständigen Erleuchtung des Heiligen Geistes geöffnet sein. CGl.128.1 Teilen

Christus sagte: „Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben ... Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, derselbige wird auch leben um meinetwillen ... Der Geist ist’s, der da lebendig macht ... Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben.“ Johannes 6,54-63. CGl.128.2 Teilen

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Wenn wir Christi Fleisch essen und sein Blut trinken, wird die Kraft des ewigen Lebens in dem Gottesdienst gefunden, der frei sein wird von den vielen, alten, oft wiederholten Ideen, von dem matten, langweiligen Predigen. Wohl werden die alten Wahrheiten vorgeführt werden, aber sie werden in einem neuen Licht erscheinen. Eine neue Auffassung von der Wahrheit, eine Klarheit und eine Kraft werden da sein, die von allen erkannt werden wird. Wem es vergönnt ist, einer solchen Predigt zuzuhören, der wird, wenn er dem Einfluß des Heiligen Geistes zugänglich ist, die belebende Kraft eines neuen Lebens fühlen. Das Feuer der Liebe Gottes wird in ihm angezündet, seine Begriffsfähigkeiten werden angeregt, so dass er die Schönheit und die Majestät der Wahrheit erkennen kann. CGl.129.1 Teilen

Der treue Hausvater stellt das dar, was ein jeder Lehrer der aufwachsenden Jugend sein sollte. Wenn er das Wort Gottes zu seinem Schatz macht, wird er beständig neue Schönheit und neue Wahrheit hervorbringen. Wenn der Lehrer sich mit Gebet auf Gott verläßt, wird der Geist Christi über ihn kommen und Gott wird durch ihn vermittelst des Heiligen Geistes auf die Gemüter anderer einwirken. Der Geist erfüllt sein Gemüt und Herz mit süßer Hoffnung, mit Mut und biblischen Bildern, und befähigt ihn, dies alles auf die seinem Unterricht anvertraute Jugend zu übertragen. CGl.129.2 Teilen

Die Quellen himmlischen Friedens und himmlischer Freude, die in der Seele des Lehrers durch die Worte des heiligen Bibelbuches entsiegelt sind, werden zum mächtigen Strom, durch dessen Einfluß alle, die mit ihm in Verbindung kommen, gesegnet werden. Die Bibel wird dem Schüler kein langweiliges Buch sein, im Gegenteil, sie wird ihm unter einem weisen Lehrer immer wünschenswerter erscheinen; sie wird ihm das Brot des Lebens sein, das nie veraltet. Die Frische und die Schönheit des Wortes wird die Jugend anziehen und entzücken, der Sonne gleich, die auf die Erde scheint, fortwährend Licht und Wärme mitteilt und doch nie erschöpft wird. CGl.129.3 Teilen

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Gottes heiliger, bildender Geist ist in seinem Worte. Ein Licht, ein neues, köstliches Licht leuchtet aus jeder Seite hervor. Die Wahrheit wird dort offenbart, und Worte und Sätze werden klar und den Bedürfnissen entsprechend, wenn die Stimme Gottes zu der Seele spricht. Der Heilige Geist wendet sich gern an die Jugend, um ihr die Schätze und Schönheiten des Wortes Gottes zu eröffnen. Dann werden die von dem großen Lehrer gegebenen Verheißungen die Sinne gefangen nehmen und die Seele mit einer geistigen Kraft beleben, die göttlich ist. Das empfängliche Gemüt wird ganz vertraut werden mit göttlichen Dingen, wodurch ihm eine Schutzwehr gegen die mannigfaltigen Versuchungen erwächst. CGl.130.1 Teilen

Die Worte der Wahrheit werden an Wert zunehmen und eine Fülle und Bedeutung gewinnen, wie wir es uns nicht haben träumen lassen. Die Schönheit und der Reichtum des Wortes haben einen umbildenden Einfluß auf Gemüt und Charakter. Das Licht der himmlischen Liebe wird wie eine göttliche Eingebung in das Herz fallen. CGl.130.2 Teilen

Die Wertschätzung der Bibel wächst mit dem Studium derselben. Wohin sich auch der Forscher wenden mag, wird er immer die ewige Weisheit und Liebe Gottes in ihr entfaltet finden. Die Bedeutung des jüdischen Gottesdienstes ist noch nicht völlig verstanden worden. Tiefe, umfassende Wahrheiten wurden durch die feierlichen Handlungen und Symbole vorgebildet. Das Evangelium ist der Schlüssel, welcher die Geheimnisse derselben erschließt. Durch die Erkenntnis des Erlösungsplanes wird ihre Bedeutung dem Verständnis klar. Es ist unser Vorrecht, viel mehr von diesen wunderbaren Dingen zu verstehen als wir es bis jetzt tun; wir müssen die tiefen Grundgedanken Gottes erfassen. Selbst die Engel wünschen einen Einblick zu tun in die Wahrheiten, welche den Menschen offenbart werden, die mit zerknirschten, bußfertigen Herzen im Worte Gottes forschen und um größere Länge und Breite und Tiefe und Höhe der Erkenntnis bitten, die er allein geben kann. CGl.130.3 Teilen

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Da wir uns dem Schluß der Geschichte dieser Welt nähern, erfordern die Prophezeiungen, die sich auf die letzten Tage beziehen, ganz besonders unsere Aufmerksamkeit. Das letzte Buch der neutestamentlichen Schriften ist voll von Wahrheit, deren Verständnis uns nötig ist. Satan hat den Verstand vieler so verblendet, dass sie freudig irgend eine Entschuldigung ergreifen, um frei zu sein von dem Studium der Offenbarung. Aber Christus, der in diesem Buch durch seinen Knecht Johannes offenbart, was in den letzten Tagen geschehen soll, sagt: „Selig ist, der da lieset und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darinnen geschrieben ist.“ Offenbarung 1,3. CGl.131.1 Teilen

„Das ist aber das ewige Leben,“ sagte Christus, „dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen.“ Johannes 17,3. Warum schätzen wir den Wert dieser Erkenntnis nicht? Warum glühen diese herrlichen Wahrheiten nicht in unserem Herzen? Warum zittern sie nicht auf unseren Lippen? Warum durchdringen sie nicht unser ganzes Wesen? CGl.131.2 Teilen

Gott hat uns durch sein Wort in den Besitz einer jeden Wahrheit gesetzt, die zu unserer Seligkeit nötig ist. Tausende haben aus diesem Lebensbrunnen geschöpft, dennoch ist der Vorrat nicht verringert worden. Tausende haben sich den Herrn vor Augen gestellt und sind, weil sie auf ihn schauten, in sein Ebenbild verwandelt worden. Ihre Herzen brennen in ihnen, wenn sie von seinem Charakter reden, wenn sie erzählen, was Christus ihnen ist und was sie Christo sind. Aber diese Forscher haben diese großen und heiligen Dinge nicht erschöpft. Noch Tausende können sich daran machen, die Geheimnisse des Heils in Christo zu erforschen. Indem man über das Leben Christi und über den Charakter seiner Mission nachdenkt, werden bei jedem Versuch, weitere Wahrheiten zu entdecken, die Lichtstrahlen klarer und deutlicher hervorleuchten. Durch jedes erneute Forschen wird etwas von noch größerem Interesse, als man es bis dahin erkannt hatte, offenbar werden. Der Gegenstand ist unerschöpflich. Die Menschwerdung Christi, sein Versöhnungsopfer und sein Mittleramt zu erwägen, wird das Gemüt des fleißigen Bibelforschers beschäftigen solange die Welt steht; und zum Himmel mit seinen ungezählten Jahren emporblickend wird er ausrufen: „Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis.“ CGl.131.3 Teilen

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In der Ewigkeit werden wir das lernen, was uns schon hier, wenn wir die uns angebotene Erleuchtung angenommen hätten, unser Verständnis geöffnet haben würde. Das Thema der Erlösung wird die Herzen, Gemüter und Zungen der Erlösten durch die Zeitalter der Ewigkeit hindurch beschäftigen. Sie werden die Wahrheiten verstehen, die Christus so gern seinen Jüngern eröffnet hätte, denen aber der Glaube fehlte, um sie zu erfassen. Immer und immer wieder werden sich neue Blicke in die Vollkommenheit und Herrlichkeit Christi auftun. Durch endlose zeitalter hindurch wird der treue Hausvater Neues und Altes aus seinem Schatze hervorbringen. CGl.132.1 Teilen

„Bittet, so wird euch gegeben.“ Matthäus 7,7. CGl.132 Teilen

[Auf der Grundlage von Lukas 11,1-13.] CGl.132 Teilen

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Christus empfing beständig von dem Vater, damit er uns mitteilen möchte. „Das Wort, das ihr höret,“ sagte er, „ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ „Des Menschen Sohn ist nicht kommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene.“ Johannes 14,24; Matthäus 20,28. Er lebte, dachte und betete nicht für sich selbst, sondern für andere. Nach Stunden der Gemeinschaft mit Gott kam er Morgen für Morgen hervor, um den Menschen das Licht des Himmels zu bringen. Täglich empfing er wiederum die Taufe des Heiligen Geistes. In den frühen Stunden des neuen Tages weckte der Herr ihn aus seinem Schlummer, und seine Seele und seine Lippen wurden mit Barmherzigkeit gesalbt, um anderen mitzuteilen. Seine Worte wurden ihm frisch von dem himmlischen Throne gegeben — Worte, die er zu rechter Zeit zu den Mühseligen und Bedrückten reden sollte. „Der Herr, Herr hat mir“, sagte er, „eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er wecket mich alle Morgen neu; er wecket mir das Ohr, dass ich höre wie ein Jünger.“ Jesaja 50,4. CGl.137.1 Teilen

Die Gebete Christi und seine Gewohnheit, Gemeinschaft mit Gott zu pflegen, machten großen Eindruck auf seine Jünger. Eines Tages fanden sie ihren Herrn nach kurzer Abwesenheit im inbrünstigen Gebet. Er schien sich ihrer Gegenwart nicht bewußt zu sein und fuhr fort laut zu beten. Die Herzen der Jünger wurden tief bewegt. Als er mit dem Beten aufhörte, sagten sie zu ihm! „Herr, lehre uns beten!“ CGl.137.2 Teilen

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Als Antwort wiederholte Christus das Vaterunser, wie er es in der Bergpredigt gelehrt hatte. Dann veranschaulichte er die Lehre, die er ihnen zu geben wünschte, durch ein Gleichnis. CGl.138.1 Teilen

„Welcher ist unter euch,“ sagte er, „der einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leihe mir drei Brote; denn es ist mein Freund zu mir kommen von der Straße, und ich habe nicht, das ich ihm vorlege; und er drinnen würde antworten und sprechen: Mache mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kindlein sind bei mir in der Kammer; ich kann nicht aufstehen und dir geben! Ich sage euch: und ob er nicht aufstehet und gibt ihm, darum dass er sein Freund ist, so wird er doch um seines unverschämten Geilens willen aufstehen und ihm geben, wie viel er bedarf.“ CGl.138.2 Teilen

Hier stellt Christus den Bittenden dar, der um etwas bittet, damit er wiederum geben möge. Er muss Brot erhalten, sonst kann er den Bedürfnissen eines müden, verspäteten Reisenden nicht abhelfen. Obgleich der Nachbar sich nicht stören lassen will, kann er seinen Bitten doch nicht widerstehen; dem Freunde muss geholfen werden, und zuletzt wird dessen anhaltendes Bitten belohnt und sein Wunsch erfüllt. CGl.138.3 Teilen

In gleicher Weise sollen die Jünger Segnungen von Gott erbitten. Im Speisen der Volksmenge und in der Predigt über das Brot vom Himmel hatte Christus ihnen eröffnet, was ihr Werk als seine Vertreter sein sollte. Sie sollten dem Volke das Brot des Lebens geben. Er, der ihnen ihr Werk bestimmt hatte, sah wie oft ihr Glaube geprüft werden würde. Sie würden oft in unerwartete Lagen kommen und ihr menschliches Unvermögen erkennen. Seelen, die nach dem Brot des Lebens hungerten, würden zu ihnen kommen und sie würden fühlen, dass sie selbst Mangel litten und hilflos seien. Sie mussten geistliche Speise empfangen, sonst würden sie nichts haben, um etwas mitzuteilen; und sie sollten doch nicht eine Seele ungespeist fortschicken. Christus weist sie hin auf die Quelle, von welcher sie ihren Bedarf beziehen können. Der Mann, dessen Freund kam und um Gastfreundschaft bat, wies ihn, obgleich es zur unpassenden Zeit, in der Mitternachtsstunde war, doch nicht ab. Er hatte nichts, was er ihm vorsetzen konnte, aber er ging zu jemand, der Speise hatte und brachte sein Anliegen so dringend vor, dass sein Nachbar ihm schließlich aushalf. Sollte nicht Gott, der seine Knechte ausgesandt hatte, um die Hungrigen zu speisen, ihnen geben, was sie für sein Werk brauchen würden? CGl.138.4 Teilen

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Aber der selbstsüchtige Nachbar im Gleichnis stellt nicht den Charakter Gottes dar. Die Lehre wird nicht aus einer Gleichheit, sondern aus einem Gegensatz gezogen. Ein selbstsüchtiger Mensch wird eine dringende Forderung gewähren, um den los zu werden, der seine Ruhe stört. Aber Gott gibt gern. Er ist voll Erbarmen und ihn verlangt darnach, die Bitten derer zu erfüllen, die im Glauben zu ihm kommen. Er gibt uns, damit wir anderen mitteilen und auf diese Weise ihm gleich werden können. CGl.139.1 Teilen

Christus sagt: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der nimmt; und wer da suchet, der findet; und wer da anklopfet, dem wird aufgetan.“ CGl.139.2 Teilen

Der Heiland fährt fort: „Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater ums Brot, der ihm einen Stein dafür biete? Und so er um einen Fisch bittet, der ihm eine Schlange für den Fisch biete? Oder so er um ein Ei bittet, der ihm einen Skorpion dafür biete? So denn ihr, die ihr arg seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ CGl.139.3 Teilen

Um unser Vertrauen zu Gott zu stärken, lehrt Christus uns, ihn mit einem neuen Namen anzureden, einem Namen, der mit den liebsten Erinnerungen des menschlichen Herzens aufs innigste verknüpft ist. Er gibt uns das Vorrecht, den unermeßlichen Gott unseren Vater zu nennen. Der Gebrauch dieses Namens, wenn wir zu Gott oder von ihm sprechen, ist ein Zeichen unserer Liebe und unseres Vertrauens zu ihm und ein Pfand seiner Beziehung zu uns und seiner Verwandtschaft mit uns. Dieser Name, angewandt, wenn wir Gott um seinen Segen bitten, tönt wie Musik in seinen Ohren. Damit wir es nicht für eine Anmaßung halten, ihn bei diesem Namen zu nennen, hat er es öfters wiederholt. Er wünscht, dass wir uns mit dieser Anrede vertraut machen. CGl.139.4 Teilen

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Gott betrachtet uns als seine Kinder. Er hat uns von der Welt errettet und uns erwählt zu Gliedern der königlichen Familie, zu Söhnen und Töchtern des himmlischen Königs. Er ladet uns ein, ihm ein größeres Vertrauen zu schenken, als ein Kind zu seinem irdischen Vater hat. Eltern lieben ihre Kinder, aber die Liebe Gottes ist größer, breiter und tiefer als menschliche Liebe je sein kann. Sie ist unermeßlich. Wenn also irdische Eltern ihren Kindern gute Gaben geben können, wie viel mehr wird unser Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten! CGl.140.1 Teilen

Die von Christo betreffs des Gebets gegebenen Lehren sollten sorgfältig erwogen werden. Im Gebet liegt eine göttliche Wissenschaft und Christus veranschaulicht uns die Grundsätze, die alle verstehen sollten. Er zeigt uns, was der Geist des wahren Gebets ist, er lehrt die Notwendigkeit der Ausdauer im Darbringen unserer Bitten vor Gott und versichert uns, dass er bereit sei, auf unsere Gebete zu horchen und sie zu erhören. CGl.140.2 Teilen

Unsere Gebete sollen kein selbstsüchtiges Bitten sein, nur um uns selbst zu nützen. Wir sollen bitten, damit wir geben können. Der Grundsatz des Lebens Christi muss auch der Grundsatz unseres Lebens sein. „Ich heilige mich selbst für sie,“ sagte er von seinen Jüngern sprechend, „auf dass auch sie geheiligt seien.“ Johannes 17,19. Dieselbe Hingabe, dieselbe Selbstaufopferung, dieselbe Unterwerfung unter die Ansprüche des Wortes Gottes, die Christus bekundete, muss auch in seinen Dienern gesehen werden. Unsere Mission in der Welt ist nicht, uns selbst zu dienen oder uns zu Gefallen zu leben, wir sollen Gott verherrlichen, indem wir mit ihm zusammen wirken, um Sünder zu retten. Wir sollen Segnungen von Gott erbitten, um anderen mitteilen zu können. Nur dadurch, dass wir anderen mitteilen, werden wir befähigt, beständig empfangen zu können. Wir können nicht fortfahren, himmlische Schätze in uns aufzunehmen, wenn wir dieselben nicht unserer Umgebung übermitteln. CGl.140.3 Teilen

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In dem Gleichnis wurde der Bittsteller immer wieder abgewiesen, aber er gab seine Absicht nicht auf. So scheinen auch unsere Gebete nicht immer sofort erhört zu werden, aber Christus lehrt uns, dass wir mit dem Beten nicht nachlassen sollen. Zwar soll das Gebet keine Änderung in Gott bewirken, aber es soll uns mit ihm in Harmonie bringen. Gott sieht vielleicht, wenn wir etwas von ihm erbitten, dass es für uns notwendig ist, unsere Herzen zu erforschen und Sünden zu bereuen; deshalb führt er uns durch Schwierigkeiten, Prüfungen und Demütigungen, damit wir erkennen möchten, inwiefern wir dem Wirken seines Heiligen Geistes hinderlich sind. CGl.141.1 Teilen

Die Erfüllung der Verheißungen Gottes ist an Bedingungen geknüpft, und das Gebet kann niemals die Stelle der Pflicht einnehmen. „Liebet ihr mich,“ sagte Christus, „so haltet meine Gebote!“ „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s der mich liebet. Wer mich aber liebet, der wird von meinem Vater geliebet werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Johannes 14,15.21. Diejenigen, welche ihre Bitten vor Gott darbringen und seine Verheißung beanspruchen, während sie die Bedingungen nicht erfüllen, beleidigen Jehova. Sie beziehen sich auf den Namen Christi als die Autorität für die Erfüllung der Verheißung, aber sie tun das nicht, wodurch sie ihren Glauben an Christum und ihre Liebe zu ihm beweisen könnten. CGl.141.2 Teilen

Viele verwirken den Zustand der Annahme beim Vater. Wir müssen die Vollmacht, mit der wir uns zu Gott nahen, genau prüfen. Sind wir ungehorsam, dann legen wir dem Herrn einen Wechsel zur Zahlung vor, ohne den Bedingungen, auf welche hin er zahlbar ist, nachgekommen zu sein. Wir halten Gott seine Verheißungen vor und bitten ihn, dieselben zu erfüllen, obgleich er, wenn er unserem Wunsche nachkäme, seinen Namen dadurch entehren würde. CGl.141.3 Teilen

Die Verheißung ist: „So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Johannes 15,7. Johannes erklärt: „An dem merken wir, dass wir ihn kennen, so wir seine Gebote halten. Wer da saget: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist keine Wahrheit. Wer aber sein Wort hält, in solchem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.“ 1.Johannes 2,3-5. CGl.141.4 Teilen

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Eins der letzten Gebote Christi an seine Jünger war: „Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebet habe, auf dass auch ihr einander liebhabet.“ Johannes 13,34. Sind wir diesem Gebot gehorsam, oder begünstigen wir harte, Christo unähnliche Charakterzüge? Wenn wir in irgend einer Weise anderen Schmerz und Kummer bereitet haben, so ist es unsere Pflicht, unsere Schuld zu bekennen und Aussöhnung zu suchen. Dies ist eine notwendige Vorbereitung, um gläubig vor Gott zu treten und um seinen Segen zu bitten. CGl.142.1 Teilen

Noch etwas anderes wird oft von denen, die Gott im Gebet suchen, vernachlässigt. Bist du ehrlich gewesen gegen deinen Gott? Der Herr sagt durch den Propheten Maleachi: „Ihr seid von eurer Väter Zeit an immerdar abgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. So bekehret euch nun zu mir, so will ich mich zu euch auch kehren, spricht der Herr Zebaoth. So sprecht ihr: Worin sollen wir uns bekehren? Ist’s recht, dass ein Mensch Gott täuscht, wie ihr mich täuschet? So sprecht ihr: Womit täuschen wir dich? Am Zehnten und Hebopfer.“ Maleachi 3,7.8. CGl.142.2 Teilen

Als Geber einer jeden Segnung beansprucht Gott einen gewissen Teil von allem, das wir besitzen. Es ist dies eine Vorkehrung, die er getroffen hat, um die Predigt des Evangeliums zu unterstützen, und indem wir Gott diesen Teil geben, bekunden wir, dass wir seine Gaben anerkennen. Wie können wir aber seinen Segen beanspruchen, wenn wir ihm das vorenthalten, was ihm gehört? Wie können wir, wenn wir in irdischen Dingen ungetreue Haushalter sind, erwarten, dass er uns himmlische Dinge anvertraut? Vielleicht liegt gerade hier das Geheimnis unerhörter Gebete. CGl.142.3 Teilen

Aber der Herr in seiner großen Barmherzigkeit ist bereit, zu vergeben, denn er sagt: „Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei; und prüfet mich hierin, ... ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle. Und ich will für euch den Fresser schelten, dass er euch die Frucht auf dem Felde nicht verderben soll und der Weinstock im Acker euch nicht unfruchtbar sei; ... dass euch alle Heiden sollen selig preisen, denn ihr sollet ein wertes Land sein, spricht der Herr Zebaoth.“ Maleachi 3,10-12. CGl.142.4 Teilen

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So ist es mit allen anderen Forderung Gottes. Alle seine Gaben sind auf die Bedingung des Gehorsams verheißen. Gott hat einen Himmel voll Segnungen für die, welche seine Mitarbeiter sein wollen. Alle, die ihm von Herzen gehorsam sind, können mit voller Zuversicht die Erfüllung seiner Verheißungen erwarten. CGl.143.1 Teilen

Aber wir müssen ein festes, unerschütterliches Gottvertrauen haben. Oft verzögert er die Erhörung, um unseren Glauben zu prüfen, oder damit wir beweisen, wie ernst und aufrichtig unser Wunsch ist. Wenn wir im Einklang mit seinem Worte beten, sollten wir auch seiner Verheißung glauben und unsere Bitten mit einer Bestimmheit und Ausdauer vorbringen, die sich nicht abweisen läßt. CGl.143.2 Teilen

Gott sagt nicht: Bittet einmal, so wird euch gegeben. Er fordert uns auf, zu bitten. Haltet unermüdlich an im Gebet. Das andauernde Bitten bringt den Bittsteller in eine ernstere Stellung und vergrößert seinen Wunsch, die Dinge, um die er bittet, zu erhalten. Christus sagte zu Martha am Grabe des Lazarus: „So du glauben würdest, du solltest die Herrlichkeit Gottes sehen.“ Johannes 11,40. CGl.143.3 Teilen

Aber viele haben keinen lebendigen Glauben, und deshalb sehen sie so wenig von der Kraft Gottes. Ihre Schwäche ist die Folge ihres Unglaubens. Sie vertrauen mehr auf ihr eigenes Wirken, als auf das Wirken Gottes für sie. Sie sorgen für sich selbst, planen und überlegen, aber beten wenig und haben wenig wirkliches Gottvertrauen. Sie meinen, dass sie Glauben haben, aber es ist nur eine augenblickliche Regung. Da sie ihr eigenes Bedürfnis und Gottes Willigkeit zu geben, nicht kennen, haben sie keine Ausdauer im Darbringen ihrer Bitten vor Gott. CGl.143.4 Teilen

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Unsere Gebete sollen so ernst und beharrlich sein, wie die Bitte des bedürftigen Freundes, der um Mitternacht um die Brote bat. Je ernster und anhaltender wir bitten, desto inniger wird unsere geistliche Verbindung mit Christo sein. Wir werden größere Segnungen empfangen, wenn wir mehr Glauben haben. Wir müssen beten und glauben. Wachet und betet! Wachet und wirkt mit dem Gebete erhörenden Gott. Denkt daran, „wir sind Gottes Mitarbeiter.“ 1.Korinther 3,9. Sprecht und handelt im Einklang mit euren Gebeten! Es wird einen unendlich großen Unterschied machen, ob in der Prüfung sich euer Glaube als echt erweisen wird, oder ob es sich zeigt, dass eure Gebete nur eine Form sind. CGl.144.1 Teilen

Wenn Schwierigkeiten aufkommen, wenn Beschwerlichkeiten sich euch in den Weg stellen, dann erwartet keine Hilfe von Menschen; setzt euer ganzes Vertrauen auf Gott. Die Gewohnheit, unsere Schwierigkeiten anderen zu erzählen, schwächt uns und gibt ihnen keine Kraft. Wir legen ihnen die Last unserer geistlichen Schwachheiten auf, die sie doch nicht erleichtern können. Wir verlangen nach der Kraft eines irrenden, sterblichen Menschen, während uns die Kraft des unfehlbaren, ewigen Gottes zur Verfügung steht. CGl.144.2 Teilen

Ihr braucht nicht an die Enden der Erde zu gehen, um Weisheit zu bekommen, denn Gott ist nahe. Es sind nicht die Fähigkeiten, die ihr jetzt besitzt, oder jemals besitzen werdet, wodurch euch Erfolg erwächst. Dieser kommt nur durch das, was der Herr für euch tun kann. Wir müssen viel weniger Vertrauen in das setzen, was der Mensch tun kann und viel mehr Vertrauen in das, was Gott für eine jede gläubige Seele tun will. Ihn verlangt darnach, dass ihr im Glauben eure Hand nach ihm ausstreckt. Er will, dass ihr große Dinge von ihm erwartet. Er wünscht, euch Verständnis in zeitlichen sowie geistlichen Dingen zu geben. Er kann die Verstandeskraft schärfen, kann Takt und Gewandtheit geben. Wendet eure Gaben im Werke an, bittet Gott um Weisheit und euch wird gegeben werden. CGl.144.3 Teilen

Nehmet das Wort Christi als eure Versicherung. Hat er euch nicht eingeladen, zu ihm zu kommen? Sprecht niemals in hoffnungsloser, entmutigender Weise. Ihr werdet viel verlieren, wenn ihr das tut. Indem ihr auf die äußeren Umstände blickt, und zu klagen anfangt, wenn Schwierigkeiten und Not kommen, bekundet ihr einen kränklichen, schwächlichen Glauben. Sprecht und handelt, als ob euer Glaube unüberwindlich sei. Der Herr ist reich an Hilfsmitteln; ihm gehört die ganze Welt. Blickt im Glauben himmelwärts. Blickt auf zu ihm, bei ihm ist Licht und Macht und Kraft. CGl.144.4 Teilen

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Im wahren, echten Glauben liegt eine Frische und Freudigkeit, eine Festigkeit im Grundsatz und eine Beharrlichkeit im Vorsatz, die weder durch Zeit, noch Mühsal und Beschwerden geschwächt werden können. „Die Knaben werden müde und matt, und die Jünglinge fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln, und nicht müde werden.“ Jesaja 40,30.31. CGl.145.1 Teilen

Es verlangt viele darnach, anderen zu helfen, aber sie fühlen, dass sie keine geistliche Kraft, kein Licht mitzuteilen haben. Solche sollten ihre Bitten vor dem Thron der Gnade darbringen. Bittet um den Heiligen Geist. Gott erfüllt eine jede Verheißung, die er gemacht hat. Mit eurer Bibel in der Hand sagt: Ich habe getan, wie du gesagt hast. Ich halte dir deine Verheißung vor: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ CGl.145.2 Teilen

Wir müssen nicht nur im Namen Christi beten, sondern auch unter dem Einfluß des Heiligen Geistes. Dies erklärt, was gemeint ist, wenn gesagt wird: „Der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen.“ Römer 8,24. Solche Gebete erhört Gott gern. Wenn wir mit Ernst und Inbrunst im Namen Christi ein Gebet darbringen, so ist gerade diese Inbrunst schon das Pfand von Gott, dass er, „der überschwenglich tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen“ (Epheser 3,20), bereit ist, unser Gebet zu erhören. CGl.145.3 Teilen

Christus sagte: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr’s empfangen werdet, so wird’s euch werden.“ „Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehret werde in dem Sohne.“ Und der geliebte Johannes sagt unter dem Einfluß des Heiligen Geistes mit großer Klarheit und Zuversicht: „So wir etwas bitten nach seinem Willen, so höret er uns. Und so wir wissen, dass er uns höret, was wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm gebeten haben.“ Markus 11,24; Johannes 14,13; 1.Johannes 5,14.15. Also bringt eure Bitten eindringlich im Namen Jesu dem Vater dar. Gott wird jenen Namen ehren. CGl.145.4 Teilen

146

Der Regenbogen um den Thron ist eine Versicherung, dass Gott wahr und in ihm keine Veränderung noch Wechsel des Lichts ist. Wir haben gegen ihn gesündigt und verdienen seine Gnade nicht; dennoch hat er selbst jene wunderbarste aller Bitten auf unsere Lippen gelegt: „Um deines Namens willen laß uns nicht geschändet werden; laß den Thron deiner Herrlichkeit nicht verspottet werden; gedenke doch und laß deinen Bund mit uns nicht aufhören.“ Jeremia 14,21. Wenn wir zu ihm kommen und unsere Unwürdigkeit und unsere Sünde bekennen, so hat er sich verpflichtet, unser Rufen zu erhören. Die Ehre seines Thrones ist für die Erfüllung seines uns gegebenen Wortes als Pfand gegeben. CGl.146.1 Teilen

Wie Aaron, der Christum versinnbildete, trägt unser Heiland im oberen Heiligtum die Namen aller seiner Nachfolger auf seinem Herzen. Unser großer Hoherpriester gedenkt aller Worte, durch welche er uns ermutigt hat, ihm zu vertrauen. Er ist seines Bundes stetes eingedenk. CGl.146.2 Teilen

Alle, die suchend sich an ihn wenden, werden finden. Allen denen, die anklopfen, wird die Tür aufgetan. Die Entschuldigung: „Mache mir keine Mühe, die Tür ist geschlossen; ich möchte sie nicht öffnen,“ wird nicht vorgebracht werden. Niemals wird gesagt: ich kann dir nicht helfen. Selbst denen, die um Mitternacht um Brot bitten, um hungrige Seelen zu speisen, wird ihr Wunsch erfüllt. CGl.146.3 Teilen

Im Gleichnis erhält der, welcher um Brot für den Fremdling bittet, „wie viel er bedarf.“ In welchem Maße aber wird Gott uns geben, damit wir anderen mitteilen können? — „Nach dem Maß der Gabe Christi.“ Epheser 4,7. CGl.146.4 Teilen

Die Engel beachten mit regem Anteil, wie ein Mensch seine Mitmenschen behandelt. Sehen sie, dass jemand Christi ähnliches Mitleid mit den Irrenden hat, dann eilen sie an seine Seite und rufen ihm Worte ins Gedächtnis, die der Seele, zu welcher er spricht, Brot des Lebens sein werden. So wird Gott „erfüllen alle eure Notdurft nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Christo Jesu.“ Philipper 4,19. Er wird euer aufrichtiges, wahres Zeugnis bekräftigen mit der Kraft des ewigen Lebens. Das Wort des Herrn wird in eurem Munde sein wie Wahrheit und Gerechtigkeit. Dem persönlichen Wirken für andere sollte viel Beten im Kämmerlein vorangehen, denn es erfordert große Weisheit, die Wissenschaft der Seelenrettung zu verstehen. Ehe wir mit den Menschen sprechen, müssen wir mit Christo verkehren. Am Thron der himmlischen Gnade müssen wir uns vorbereiten auf das Amt, den Menschen zu dienen. CGl.146.5 Teilen

147

Laßt euer Herz brechen vor Verlangen nach Gott, dem lebendigen Gott. Das Leben Christi hat gezeigt, was der Mensch tun kann, wenn er Teilhaber der göttlichen Natur wird. Alles, was Christus von Gott empfing, können wir auch haben. Darum bittet und nehmet. Mit dem anhaltenden Glauben Jakobs, mit der Ausdauer Elias, der sich nicht abweisen ließ, beansprucht auch für euch alles, was Gott verheißen hat. CGl.147.1 Teilen

Laßt die herrlichen Vorstellungen von Gott euer Gemüt erfüllen. Laßt euer Leben durch ein verborgenes Band mit dem Leben Jesu verbunden sein. Er, der das Licht aus der Finsternis hervorleuchten ließ, ist willig, auch in euer Herz hineinzuscheinen, um euch Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi zu geben. Der Heilige Geist wird euch göttliche Dinge offenbaren und sie als eine lebendige Kraft in das gehorsame Herz pflanzen. Christus wird euch an die Schwelle des Ewigen leiten. Ihr dürft die Herrlichkeit hinter dem Vorhang schauen und den Menschen die Vollkommenheit dessen offenbaren, der immerdar lebt, um Fürbitte für uns einzulegen. CGl.147.2 Teilen

[Auf der Grundlage von Lukas 18,9-14.] CGl.147 Teilen

148

Zu „etlichen, die sich selbst vermaßen, dass sie fromm wären, und verachteten die andern,“ sprach Christus das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. Der Pharisäer geht in den Tempel um anzubeten, aber nicht, weil er fühlt, dass er ein Sünder ist, und der Vergebung bedarf, sondern weil er sich für gerecht hält und Lob erwartet. Er betrachtet seine Anbetung als eine Handlung die ihn vor Gott angenehm macht und gleichzeitig dem Volke eine hohe Meinung von seiner Frömmigkeit gibt. Er will sich die Gunst Gottes und der Menschen sichern. Sein eigenes Interesse treibt ihn zur Anbetung. CGl.148.1 Teilen

Er ist voller Selbstlob. Das ist aus seinen Blicken, aus seiner ganzen Haltung und sogar aus seinem Gebet ersichtlich. Sich von den anderen absondernd, als ob er sagen wolle: „komm mir nicht näher, denn heiliger bin ich als du“ (Jesaja 65,5), steht er und betet „mit sich selbst“. Mit sich selbst vollkommen zufrieden, glaubt er, dass Gott und Menschen ihn auch mit demselben Wohlgefallen betrachten. CGl.148.2 Teilen

„Ich danke dir, Gott,“ sagt er, „Dass ich nicht bin wie die andern Leute: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner.“ Er beurteilt seinen Charakter nicht nach dem heiligen Charakter Gottes, sondern nach dem Charakter anderer Menschen. Seine Gedanken sind nicht auf Gott, sondern auf Menschen gerichtet. Hier liegt das Geheimnis seiner Selbstzufriedenheit. CGl.148.3 Teilen

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Er zählt seine guten Werke auf: „Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, das ich habe.“ Die Religion des Pharisäers berührt nicht die Seele, sie strebt nicht nach einem gottähnlichen Charakter und einem von Liebe und Barmherzigkeit erfüllten Herzen. Der Pharisäer gibt sich mit einer Religion zufrieden, die es nur mit dem äußerlichen Leben zu tun hat. Seine Gerechtigkeit ist seine eigene — die Frucht seiner eigenen Werke, die von menschlichem Standpunkte aus beurteilt wird. CGl.149.1 Teilen

Ein jeder, welcher denkt, dass er gerecht ist, wird andere verachten. Wie der Pharisäer sich selbst nach anderen Menschen beurteilt, so beurteilt er andere Menschen nach sich. Seine Gerechtigkeit wird nach der ihrigen abgeschätzt und je schlechter sie sind, desto gerechter erscheint er im Vergleich mit ihnen. Seine Selbstgerechtigkeit führt zum Beschuldigen anderer. „Die andern Leute“ verdammt er als Übertreter des Gesetzes Gottes. Dadurch bekundet er den Geist Satans, des Verklägers der Brüder. Mit diesem Geiste aber ist es unmöglich für ihn, in Gemeinschaft mit Gott zu kommen; er geht, des göttlichen Segens bar, hinab in sein Haus. CGl.149.2 Teilen

Der Zöllner war mit anderen Anbetern zusammen in den Tempel gegangen, hatte sich aber bald von ihnen zurückgezogen, weil er sich unwürdig fühlte, zusammen mit ihnen anzubeten. Von ferne stehend, wollte er „auch seine Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug“ in bitterer Reue sich selbst verachtend „an seine Brust“. Er fühlte, dass er vor Gott gesündigt habe, dass er unrein und befleckt war. Er konnte von seiner Umgebung nicht einmal Mitleid erwarten, denn alle blickten mit Verachtung auf ihn herab. Er wußte, dass er nichts hatte, wodurch er sich bei Gott angenehm machen konnte, und an sich selbst verzweifelnd, rief er aus: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Er verglich sich nicht mit anderen. Überwältigt von dem Schuldgefühl stand er, alles um sich vergessend, allein in der Gegenwart Gottes. Sein einziges Verlangen war Vergebung und Frieden zu empfangen, gestützt einzig und allein auf die Gnade Gottes; und er wurde gesegnet. „Ich sage euch,“ sagte Christus, „dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem.“ CGl.149.3 Teilen

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Der Pharisäer und der Zöllner stellen zwei große Klassen dar, in welche sich die Anbeter Gottes teilen lassen. Ihre ersten beiden Vertreter werden in den ersten beiden Kindern gefunden, die auf dieser Erde geboren wurden. Kain hielt sich selbst für gerecht und kam nur mit einem Dankopfer zu Gott. Er legte kein Sündenbekenntnis ab und erkannte nicht die Notwendigkeit der Gnade an. Abel dagegen kam mit dem Blut, welches auf das Lamm Gottes hinwies. Er kam als Sünder und bekannte, dass er verloren sei und dass seine einzige Hoffnung in der unverdienten Liebe Gottes lag. Der Herr sah sein Opfer gnädig an, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Das Gefühl unserer Bedürftigkeit, die Erkenntnis unserer Armut und unserer Sünde sind die ersten Bedingungen zu unserer Annahme bei Gott. „Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr.“ Matthäus 5,3. CGl.150.1 Teilen

In der Geschichte des Apostels Petrus findet sich eine Lehre für jede der beiden Klassen, die durch den Pharisäer und Zöllner dargestellt werden. In der ersten Zeit seiner Jüngerschaft hielt Petrus sich für stark. Gleich dem Pharisäer war er in seinen Augen nicht „wie die andern Leute“. Als Christus am Abend, ehe er verraten wurde, seinen Jüngern sagte: „Ihr werdet euch in dieser Nacht alle an mir ärgern“, da erklärte Petrus zuversichtlich: „Und wenn sie sich alle ärgerten, so wollte doch ich mich nicht ärgern.“ Markus 14,27.29. Petrus kannte seine eigene Gefahr nicht. Sein Selbstvertrauen führte ihn irre. Er glaubte imstande zu sein, der Versuchung zu widerstehen; aber nur wenige kurze Stunden darauf kam die Prüfung, und mit Fluchen und Schwören verleugnete er seinen Meister. CGl.150.2 Teilen

Als das Krähen des Hahnes ihn an die Worte Christi erinnerte, wandte er sich, erstaunt und erschrocken über das, was er eben getan hatte, um und blickte seinen Meister an. In demselben Augenblick richtete auch Christus seine Augen auf Petrus, und unter jenem bekümmerten Blick, in welchem Mitleid und Liebe zu ihm vermischt waren, erkannte Petrus sich selbst. Er ging hinaus und weinte bitterlich. Jener Blick Christi brach sein Herz. Petrus war zum Wendepunkt gekommen und beweinte seine Sünde bitterlich. Er war dem Zöllner gleich in seiner Buße und Reue, und auch er fand Gnade. Der Blick Christi sicherte ihm Vergebung zu. CGl.150.3 Teilen

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Jetzt war sein Selbstvertrauen dahin und nie wieder wurden die alten prahlerischen Behauptungen wiederholt. Nach seiner Auferstehung prüfte Christus den Petrus dreimal. „Simon Jona,“ sagte er, „hast du mich lieber, denn mich diese haben?“ Petrus erhob sich jetzt nicht über seine Brüder. Er wandte sich zu dem Einen, der sein Herz lesen konnte. „Herr,“ sagte er, „du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich liebhabe.“ Johannes 21,15.17. CGl.152.1 Teilen

Daraufhin erhielt er seinen Auftrag vom Herrn. Es wurde ihm ein größeres und köstlicheres Werk aufgetragen, als er bisher gehabt hatte. Christus gebot ihm, die Schafe und die Lämmer zu weiden. Indem er seiner Fürsorge die Seelen anvertraute, für welche er sein Leben dahingegeben hatte, gab Christus dem Petrus den stärksten Beweis, dass er von seiner aufrichtigen Reue und seiner Umkehr überzeugt sei. Der einstmals so ruhelose, prahlerische, sich selbst vertrauende Jünger war unterwürfig und bußfertig geworden. Hinfort folgte er seinem Herrn in Selbstverleugnung und Aufopferung. Er war ein Teilhaber der Leiden Christi; und wenn Christus auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, dann wird Petrus auch ein Teilhaber seiner Herrlichkeit sein. CGl.152.2 Teilen

Dasselbe Übel, welches Petrus zum Fall führte und den Pharisäer von der Gemeinschaft mit Gott ausschloß, erweist sich auch heute als das Verderben von Tausenden. Nichts ist Gott so mißfällig oder der menschlichen Seele so gefährlich, als Stolz und Eigendünkel. Dies ist von allen Sünden die hoffnungsloseste und unheilbarste. CGl.152.3 Teilen

Der Fall Petri war kein plötzlicher; er ging allmählich vor sich. Selbstvertrauen hatte Petrus zu dem Glauben verleitet, dass er gerettet sei, und Schritt für Schritt ging er den abwärtsführenden Pfad hinab, bis er seinen Meister verleugnen konnte. Wir können niemals mit Sicherheit Vertrauen in uns selbst setzen, oder diesseits des Himmels fühlen, dass wir gegen Versuchungen sicher sind. Man sollte niemals die, welche den Heiland annehmen, gleichviel wie aufrichtig ihre Bekehrung auch sein mag, lehren, zu sagen oder zu fühlen, dass sie gerettet sind. Dies ist irreführend. Sicherlich sollte jeder gelehrt werden, Hoffnung und Glauben zu nähren; aber selbst, wenn wir uns Christo übergeben haben und wissen, dass er uns angenommen hat, sind wir nicht außer dem Bereich der Versuchung. Das Wort Gottes sagt: „Viele werden gereinigt, geläutert und bewährt werden.“ Daniel 12,10. Nur der, „der die Anfechtung erduldet“, wird „die Krone des Lebens empfahen“. Jakobus 1,12. CGl.152.4 Teilen

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Die, welche Christum annehmen und in ihrer ersten Zuversicht sagen: ich bin gerettet, sind in Gefahr, ihr Vertrauen auf sich selbst zu setzen. Sie verlieren das Bewußtsein ihrer Schwäche und ihr beständiges Bedürfnis göttlicher Kraft aus den Augen. Sie sind unvorbereitet auf die Kunstgriffe Satans und viele fallen gleich wie Petrus in den Versuchungen in die tiefsten Tiefen der Sünde. Wir werden ermahnt: „Wer sich lässet dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle.“ 1.Korinther 10,12. Unsere einzige Sicherheit liegt in einem beständigen Mißtrauen des eigenen Ich und der völligen Abhängigkeit von Christo. CGl.153.1 Teilen

Es war für Petrus notwendig, seine eigenen Charaktermängel und sein Bedürfnis der Kraft und Gnade Christi kennen zu lernen. Der Herr konnte ihn nicht vor Versuchungen bewahren, aber er hätte ihn vor dem Unterliegen bewahren können. Hätte Petrus die Warnung Christi angenommen, so hätte er gewacht und gebetet, wäre mit Furcht und Zittern gewandelt, auf dass seine Füße nicht straucheln möchten und würde göttliche Hilfe erhalten haben, so dass Satan den Sieg nicht hätte gewinnen können. CGl.153.2 Teilen

Petrus fiel infolge seines übergroßen Selbstvertrauens, seines Eigendünkels; aber durch Reue und Demütigung wurden seine Füße wieder aufgerichtet. In dem Bericht von seiner Erfahrung kann jeder bußfertige Sünder Ermutigung finden. Obgleich Petrus schwer gesündigt hatte, wurde er doch nicht sich selbst überlassen. Die Worte Christi: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“ (Lukas 22,32), standen ihm vor der Seele. CGl.153.3 Teilen

In seiner quälenden Reue und Gewissensangst gaben dies Gebet und die Erinnerung an den Blick Christi so voller Liebe und Mitleid ihm Hoffnung. Nach seiner Auferstehung gedachte Christus an Petrus und gab dem Engel die Botschaft für die Frauen: „Gehet aber hin und sagt’s seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen.“ Markus 16,7. Petri Reue und Buße waren von dem sündenvergebenden Heiland angenommen worden. CGl.153.4 Teilen

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Dasselbe Mitleid, welches die Hand ausstreckte, um Petrus zu retten, wird einer jeden Seele, die in der Versuchung gefallen ist, angeboten. Satan legt seine Pläne, bringt den Menschen in die Sünde und läßt ihn dann in einem hilflosen, zagenden Zustand, in dem er sich fürchtet, um Vergebung zu flehen. Aber warum sollten wir uns fürchten, da doch Gott gesagt hat, dass er uns bei unserer Kraft erhalten und uns Frieden schaffen wird? Jesaja 27,5. Es sind alle möglichen Vorkehrungen getroffen, und wir werden in jeder Weise ermutigt, zu Christo zu kommen. CGl.154.1 Teilen

Christus bot seinen gebrochenen Leib dar, um das Erbteil Gottes zurück zu kaufen, und dem Menschen eine weitere Prüfungszeit zu geben. „Daher er auch selig machen kann immerdar die durch ihn zu Gott kommen, und lebet immerdar und bittet für sie.“ Hebräer 7,25. Durch sein fleckenloses Leben, seinen Gehorsam, seinen Tod am Kreuze auf Golgatha trat Christus für das verlorene Geschlecht ein und auch jetzt noch verwendet er, der Herzog unserer Seligkeit, sich für uns, nicht nur als Bittender, sondern als Sieger, der Anspruch macht auf das, was er errungen hat. Sein Opfer ist ein vollkommenes und als unser Vermittler führt er sein sich selbst auferlegtes Werk aus und hält das Räuchfaß mit seinen eigenen tadellosen Verdiensten und mit den Gebeten, Bekenntnissen und Danksagungen seiner Nachfolger vor Gott dar. Mit dem Weihrauch seiner Gerechtigkeit erfüllt steigen sie wie ein süßer Geruch zu Gott empor. Das Opfer ist in jeder Beziehung dem Herrn angenehm und er deckt alle Übertretungen mit Vergebung. CGl.154.2 Teilen

Christus hat es auf sich genommen, unser Stellvertreter und Bürge zu sein und er vernachlässigt niemand. Er, der es nicht ertragen konnte, menschliche Wesen dem ewigen Verderben ausgesetzt zu sehen, sondern seine Seele für sie in den Tod gab, wird mit Mitleid und Erbarmen auf jede Seele blicken, die erkennt, dass sie sich nicht selbst retten kann. Er wird keinen Zagenden, der bittend zu ihm kommt, ansehen, ohne ihn aufzurichten. Er, der durch seine Versöhnung den Menschen einen reichen Schatz geistiger Kraft zur Verfügung stellte, wird es nicht unterlassen, diese Kraft zu ihren Gunsten anzuwenden. Wir dürfen unsere Sünden und Sorgen zu seinen Füßen legen, denn er liebt uns. Sein ganzer Blick und jedes seiner Worte erwecken unser Vertrauen. Er wird unsere Charaktere nach seinem Willen bilden und formen. In der ganzen satanischen Macht ist nicht Kraft genug, eine einzige Seele zu überwinden, die sich vertrauensvoll auf Christum wirft. „Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.“ Jesaja 40,29. CGl.154.3 Teilen

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„So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt, und reiniget uns von aller Untugend.“ Der Herr sagt: „Allein erkenne deine Missetat, dass du wider den Herrn, deinen Gott, gesündiget hast.“ „Und will rein Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinigkeit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen.“ Römer 8,26. CGl.155.1 Teilen

156

Aber ehe wir Vergebung und Frieden finden können, müssen wir Selbsterkenntnis besitzen, eine Erkenntnis, die Reue in uns schafft. Der Pharisäer fühlte nicht, dass er sündig sei. Der Heilige Geist konnte nicht an ihm wirken. Seine Seele war umschlossen von einem Panzer der Selbstgerechtigkeit, den die Pfeile Gottes, von Engeln gespitzt und gut gezielt, nicht durchdringen konnten. Christus kann nur den retten, der weiß, dass er ein Sünder ist. Er kam, „zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, dass sie los sein sollen, und den Blinden das Gesicht, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen.“ Aber „die Gesunden bedürfen des Arztes nicht.“ Lukas 4,18; Lukas 5,31. Wir müssen unseren wahren Zustand verstehen, sonst werden wir nicht das Bedürfnis der Hilfe Christi fühlen. Wir müssen unsere Gefahr erkennen, sonst werden wir nicht nach der Zufluchtsstätte eilen. Wir müssen den Schmerz unserer Wunden fühlen, sonst werden wir nicht nach Heilung verlangen. CGl.156.1 Teilen

Der Herr sagt: „Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts; und weißt nicht, dass du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß. Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest; und weiße Kleider, dass du dich antust, und nicht offenbaret werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.“ Offenbarung 3,17.18. Das im Feuer durchläuterte Gold ist der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Nur durch ihn können wir in Harmonie mit Gott gebracht werden. Wir mögen tätig sein, mögen viel Arbeit verrichten; aber ohne Liebe, solche Liebe, wie sie in dem Herzen Christi wohnte, können wir nie zu der himmlischen Familie gezählt werden. CGl.156.2 Teilen

Kein Mensch kann aus sich selbst seinen Irrtum erkennen. „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?“ Jeremia 17,9. Die Lippen können eine Seelenarmut ausdrücken, ohne dass das Herz eine solche anerkennt. Während wir zu Gott von unserer Geistesarmut reden, kann das Herz sich überheben in Dünkel und Betrug über seine höhere Demut und Gerechtigkeit. Nur auf eine Weise kann wahre Selbsterkenntnis erlangt werden. Wir müssen auf Christum blicken. Die Unkenntnis über Christum ist es, wodurch die Menschen eine so hohe Meinung von ihrer eigenen Gerechtigkeit haben. Wenn wir über seine Reinheit und über seine Vorzüge nachdenken, dann werden wir unsere Schwäche, unsere Armut und unsere Mängel erkennen, wie sie wirklich sind. Wir werden sehen, dass wir verloren und hoffnungslos mit den Gewändern der Selbstgerechtigkeit bekleidet sind, wie alle anderen Sünder. Wir werden sehen, dass, wenn wir jemals selig werden, es nicht durch unser eigenes Gutsein, sondern durch Gottes unendliche Gnade geschieht. CGl.156.3 Teilen

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Das Gebet des Zöllners wurde erhört, weil es zeigte, dass der Beter sich ganz auf den Allmächtigen verließ. An sich selbst sah der Zöllner nichts Gutes. So müssen sich alle ansehen, die Gott suchen. Im Glauben — einem Glauben, der alles Selbstvertrauen aufgibt — muss der hilfsbedürftige Bittsteller die göttliche Kraft ergreifen. CGl.157.1 Teilen

Keine äußerliche Form kann die Stelle einfältigen Glaubens und vollständiger Selbstübergabe einnehmen. Aber kein Mensch kann sich selbst des eigenen Ichs entleeren; er kann nur einwilligen, dass Christus das für ihn tut. Dann wird die Sprache der Seele sein: Herr nimm mein Herz, denn ich kann es nicht geben. Es ist dein Eigentum. Halte es rein, denn ich kann es nicht rein halten für dich. Rette mich trotz meines eigenen, schwachen, Christo so unähnlichen Ichs. Bilde mich, forme mich, erhebe mich in eine reine und heilige Atmosphäre, wo der volle Strom deiner Liebe durch meine Seele fließen kann. CGl.157.2 Teilen

Es ist nicht genug, dass diese Übergabe des eigenen Ich nur am Anfang des christlichen Lebens gemacht werde. Sie muss bei einem jeden weiteren, himmelwärts genommenen Schritt erneuert werden. Alle unsere guten Werke entspringen einer Kraft, die nicht in uns ist. Deshalb muss das Herz beständig nach Gott verlangen, und ein ernstes von Herzen kommendes Bekenntnis der Sünde und eine Seelendemütigung vor ihm muss stattfinden. Nur durch beständiges Verleugnen des eigenen Ich und Vertrauen auf Christum können wir sicher wandeln. CGl.157.3 Teilen

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Je näher wir zu Jesu kommen und je klarer wir die Reinheit seines Charakters erkennen, desto klarer werden wir die außerordentliche Sündigkeit der Sünde begreifen und um so weniger werden wir geneigt sein, uns zu erheben. Die, welche der Himmel als heilig stempelt, sind die letzten, die mit ihrer eigenen Güte prahlen. Der Apostel Petrus war ein treuer Diener Christi, er wurde hoch geehrt durch die Mitteilung göttlichen Lichtes und göttlicher Kraft. Er nahm tätigen Anteil am Aufbau der Gemeinde Christi, aber er vergaß nie die furchtbare Erfahrung seiner Demütigung; seine Sünde war zwar vergeben, aber er wußte, dass nur durch die Gnade Christi jene Charakterschwäche, die seinen Fall verursacht hatte, geheilt werden konnte. In sich selbst fand er nichts, dessen er sich hätte rühmen können. CGl.158.1 Teilen

Keiner der Apostel oder Propheten hat jemals behauptet, ohne Sünde zu sein. Menschen, die Gott am nächsten lebten, die lieber ihr Leben opferten, als wissentlich eine ungerechte Handlung zu begehen, Menschen, die Gott durch Mitteilung seiner Kraft geehrt hat, haben die Sündigkeit ihrer eigenen Natur bekannt. Sie haben kein Vertrauen in Fleisch gesetzt, haben keine eigene Gerechtigkeit Christi beansprucht, sondern sich einzig und allein auf die Gerechtigkeit Christi verlassen. So wird es mit allen sein, die auf Christum blicken. CGl.158.2 Teilen

Bei jedem weiteren Schritt in unserer Erfahrung wird unsere Buße eine tiefere. Solchen, denen der Herr vergeben hat und die er als die Seinen anerkennt, sagt er: „Alsdann werdet ihr an euer böses Wesen gedenken und eures Tuns, das nicht gut war, und wird euch eure Sünde und Abgötterei gereuen.“ Hesekiel 36,31. Wiederum sagt er: „Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, dass du erfahren sollst, dass ich der Herr sei, auf dass du dran gedenkest und dich schämest, und vor Schande nicht mehr deinen Mund auftun dürfest, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht der Herr, Herr.“ Hesekiel 16,62.63. Dann werden unsere Lippen sich nicht zur Selbstverherrlichung öffnen. Wir werden wissen, dass wir nur in Christo volle Genüge haben. Wir werden des Apostels Bekenntnis: „Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleische, wohnet nichts Gutes“; „es sei aber ferne von mir, rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt“ (Römer 7,8; Galater 6,14), zu dem unsrigen machen. CGl.158.3 Teilen

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Im Einklang mit dieser Erfahrung ist die Mahnung: „Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirket beide, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ Philipper 2,12.13. Gott will nicht, dass ihr fürchtet, er werde es unterlassen, seine Verheißungen zu erfüllen, oder seine Geduld werde ermüden, oder sein Mitleid nachlassen. Aber fürchtet, dass euer Wille dem Willen Christi nicht untertan bleibe, dass eure angeerbten, eure anerzogenen und von euch genährten Charakterzüge euer Leben beherrschen. „Denn Gott ist’s der in euch wirket beide, das Wollen und das Vollbringen.“ Fürchtet, dass das eigene Ich sich zwischen eure Seele und den großen Meister dränge, fürchtet, dass das eigene Ich den hohen Zweck vereitle, den Gott durch euch zu erreichen wünscht. Fürchtet, eurer eigenen Kraft zu vertrauen; fürchtet, eure Hand der Hand Christi zu entziehen und zu versuchen, den Pfad des Lebens ohne seine stetige Gegenwart zu wandeln. CGl.159.1 Teilen

Wir sollten alles meiden, was den Stolz und übergroßes Selbstvertrauen ermutigen kann, sollten uns deshalb in acht nehmen, Schmeicheleien oder Lobpreisungen anzunehmen oder zu geben. Das Schmeicheln ist Satans Werk. Er schmeichelt, er beschuldigt und verdammt. Auf diese Weise versucht er das Verderben der Seele herbeizuführen. Wer Menschen schmeichelt, wird von Satan als sein Werkzeug benutzt. Die Arbeiter Christi sollten jede Lobeserhebung von sich abweisen; das eigene Ich sollte aus den Augen verloren werden. Christus allein soll erhöht werden. Auf ihn, „der uns geliebet hat und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut“ (Offenbarung 1,5), werde ein jedes Auge gewiesen und ein jedes Herz lobe ihn. CGl.159.2 Teilen

Das Leben, in welchem die Furcht des Herrn genährt wird, wird kein Leben der Traurigkeit und des Trübsinns sein. Nur die Abwesenheit Christi macht den Gesichtsausdruck traurig und das Leben zu einer Pilgerfahrt mit Seufzen. Menschen, die voller Überhebung und Selbstliebe sind, fühlen das Bedürfnis nach einer lebendigen, persönlichen Verbindung mit Christo nicht. Das Herz, welches nicht auf den Felsen gefallen ist, brüstet sich mit seiner eigenen Güte. Die Menschen verlangen nach einer Religion, die ihnen Würde verleiht. Sie wünschen auf einem Pfade zu wandeln, der breit genug ist, um allen ihren eigenen Neigungen und Eigenschaften Raum zu lassen. Ihre Liebe zum eigenen Ich, ihre Sucht beliebt zu sein und Menschenlob zu erhaschen, schließen den Heiland aus ihren Herzen aus, und ohne ihn ist nur Traurigkeit und Trübsinn da. Wenn aber Christus in der Seele wohnt, so ist eine Quelle der Freude daselbst. Allen, die ihn annehmen, ist das Wort Gottes eine beständige Quelle der Freude. CGl.159.3 Teilen

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„Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnet, des Name heilig ist: Der ich in der Höhe und im Heiligtum wohne, und bei denen, so zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.“ Jesaja 57,15. CGl.160.1 Teilen

Als Moses in der Felsenkluft verborgen war, da sah er die Herrlichkeit Gottes und wenn wir uns in der Felsspalte des Heils verbergen, wird Christus uns mit seiner durchbohrten Hand bedecken und wir werden hören, was der Herr seinen Knechten sagt. Unser Gott wird sich uns, wie ehemals Moses offenbaren, als „barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue. Der da bewahret Gnade in tausend Glieder und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde.“ 2.Mose 34,6.7. Das Erlösungswerk zieht Folgen nach sich, von denen der Mensch sich nur sehr schwer einen Begriff machen kann. „Das kein Auge gesehen hat, und kein Ohr gehöret hat, und in keines Menschen Herz kommen ist, das Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.“ 1.Korinther 2,9. Indem der Sünder, durch die Kraft Christi gezogen, sich dem aufgerichteten Kreuze naht und sich vor demselben anbetend demütigt, wird er neu geboren. Ein neues Herz wird ihm gegeben. Er wird eine neue Kreatur in Christo Jesu. Die Heiligkeit hat nichts mehr zu fordern. Gott selbst macht gerecht „den, der da ist des Glaubens an Jesum“; und „welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht“. Römer 3,26; Römer 8,30. So groß auch die durch die Sünde verursachte Schande und Entartung sein mag, so wird doch die durch die erlösende Liebe gegebene Ehre und Erhöhung noch größer sein. Menschliche Wesen, die darnach streben, dem göttlichen Ebenbilde ähnlich zu werden, werden aus der Schatzkammer des Himmels mit einer Kraft ausgestattet, welche sie noch höher stellen wird, als selbst die Engel, die nie gefallen sind. CGl.160.2 Teilen

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„So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu der verachteten Seele, zu dem Volk, des man Greuel hat ... Könige sollen sehen und aufstehen, und Fürsten sollen niederfallen um des Herrn willen, der treu ist, um des Heiligen in Israel willen, der dich erwählet hat.“ Jesaja 49,7. CGl.161.1 Teilen

„Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet werden.“ CGl.161.2 Teilen

Auf der Grundlage von Lukas 18,1-8.] CGl.161 Teilen

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Christus hatte von der Zeit gesprochen, welche seiner Wiederkunft gerade vorhergeht und von den Gefahren, welche seine Nachfolger durchmachen müssen. Mit besonderer Bezugnahme darauf erzählte er ihnen „ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht laß werden solle“. „Es war ein Richter in einer Stadt,“ sagte er, „der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Rette mich von meinem Widersacher! Und er wollte lange nicht. Darnach aber dachte er bei sich selbst: Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte, noch vor keinem Menschen scheue, dieweil aber mir diese Witwe so viel Mühe machet, will ich sie retten, auf dass sie nicht zuletzt komme und betäube mich. Da sprach der Herr: Höret hier, was der ungerechte Richter saget! Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwähleten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s mit ihnen verziehen? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze.“ CGl.162.1 Teilen

Der Richter, der uns hier vorgeführt wird, hatte weder Achtung vor dem Recht, nach Mitleid mit den Leidenden. Die Witwe, die ihm ihre Sache so eindrücklich vorlegte, wurde beharrlich abgewiesen. Immer wieder kam sie zu ihm, aber nur, um mit Verachtung behandelt und von dem Richtstuhl vertrieben zu werden. Der Richter wußte, dass sie eine gerechte Sache hatte, und er hätte ihr sofort helfen können, aber er wollte nicht. Er wollte seine willkürliche Macht zeigen, und es befriedigte ihn, sie vergeblich bitten und flehen zu lassen. Aber sie ließ sich nicht abweisen, noch entmutigen. Ungeachtet seiner Gleichgültigkeit und Hartherzigkeit brachte sie ihre Bitte immer wieder aufs neue vor, so dass der Richter zuletzt einwilligte, sich ihrer Sache anzunehmen. „Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte, noch vor keinem Menschen scheue,“ sagte er, „dieweil aber diese Witwe mir soviel Mühe machet, will ich sie retten, auf dass sie nicht zuletzt komme und betäube mich.“ Um seinen Ruf zu retten, um es zu vermeiden, dass sein parteiisches, einseitiges Urteil bekannt werde, half er der ihn mit solcher Beharrlichkeit bittenden Frau. CGl.162.2 Teilen

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„Da sprach der Herr: Höret hier, was der ungerechte Richter saget! Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwähleten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s mit ihnen verziehen? Ich sage euch: er wird sie erretten in einer Kürze“ Christus zieht hier einen Vergleich zwischen dem ungerechten Richter und Gott. Der Richter gab der Bitte der Witwe nur aus Selbstsucht nach, um weiteren Belästigungen zu entgehen. Er hatte kein Mitleid, kein Erbarmen mit ihr, ihr Elend war ihm gleichgültig. Wie so ganz anders verhält sich Gott gegen die, die ihn bitten! Mit unendlichem Mitleid achtet er auf das Bitten und Flehen der Bedürftigen und Bekümmerten. CGl.163.1 Teilen

Die Frau, welche den Richter um Recht und Gerechtigkeit bat, hatte ihren Mann verloren; arm und freundlos, hatte sie keine Mittel, um ihr verloren gegangenes Vermögen wieder zu gewinnen. So hat der Mensch durch die Sünde seine Verbindung mit Gott verloren und ist aus sich selbst nicht imstande, das Heil zu erlangen. In Christo aber werden wir dem Vater nahe gebracht. Die Auserwählten Gottes sind seinem Herzen teuer; er hat sie aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen, damit sie seine Tugenden verkündigen und als Lichter inmitten der Finsternis dieser Welt leuchten sollen. CGl.163.2 Teilen

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Der ungerechte Richter hatte kein besonderes Interesse an der Witwe, die ihn um Rettung bat; um aber ihrem kläglichen Flehen zu entgehen, erhörte er ihre Bitte und rettete sie von ihrem Widersacher. Gott aber liebt seine Kinder mit einer unendlichen Liebe. Das Teuerste auf Erden ist ihm seine Gemeinde. CGl.164.1 Teilen

„Denn des Herrn Teil ist sein Volk, Jakob ist die Schnur seines Erbes. Er fand ihn in der Wüste, in der dürren Einöde, da es heulet. Er umfing ihn und hatte acht auf ihn; er behütete ihn wie seinen Augapfel.“ „Denn so spricht der Herr Zebaoth: Er hat mich gesandt nach Ehre zu den Heiden, die euch beraubt haben; denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an.“ 5.Mose 32,9.10. Sacharja 2,12. CGl.164.2 Teilen

Die Bitte der Witwe: „Rette mich von meinem Widersacher“, stellt das Gebet der Kinder Gottes dar. Satan ist ihr großer Widersacher. Er ist der „Verkläger unserer Brüder“, der sie Tag und Nacht vor Gott verklagt. Offenbarung 12,10. Er ist beständig darauf bedacht, die Kinder Gottes falsch darzustellen, sie zu verklagen, zu betrügen und zu vernichten; und deshalb lehrt Christus seine Jünger in diesem Gleichnis, um Erlösung von der Macht Satans und seiner Werkzeuge zu bitten. CGl.164.3 Teilen

In der Prophezeiung Sacharjas wird veranschaulicht, wie Satan verklagt und wie Christus dem Feinde seiner Jünger widersteht. Der Prophet sagt: „Und mir ward gezeigt der Hohepriester Josua, stehend vor dem Engel des Herrn; und der Satan stand zu seiner Rechten, dass er ihm widerstünde. Und der Herr sprach zu dem Satan: Der Herr schelte dich, du Satan; ja, der Herr schelte dich, der Jerusalem erwählet hat! Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist? Und Josua hatte unreine Kleider an und stand vor dem Engel.“ Sacharja 3,1-3. CGl.164.4 Teilen

Die Kinder Gottes werden hier dem Verbrecher, der verhört wird, verglichen. Josua als Hoherpriester bittet um einen Segen für sein Volk, welches in großer Trübsal ist. Während er es vor Gott vertritt, steht Satan als sein Widersacher zu seiner Rechten. Er beschuldigt die Kinder Gottes und läßt ihre Missetaten so abscheulich wie nur möglich erscheinen. Er hält dem Herrn ihre Übeltaten und ihre Mängel vor. Er weist hin auf ihre Fehler und Unterlassungssünden, indem er hofft, dass sie in den Augen Christi so groß erscheinen werden, dass er ihnen in ihrer großen Not keine Hilfe leisten will. Josua als der Vertreter der Kinder Gottes, steht unter dem Verdammungsurteil, angetan mit unreinen Kleidern. Sich der Sünde seines Volkes bewußt, ist er von Entmutigung niedergedrückt. Satan belastet seine Seele mit einem Schuldgefühl, das ihm fast alle Hoffnung nimmt. Er steht da als ein Bittender und Satan widersteht ihm. CGl.164.5 Teilen

165

Das Werk Satans als Verkläger begann im Himmel, und seit dem Sündenfalle der Menschen ist dies auch sein Werk auf Erden gewesen und wird es in ganz besonderem Sinne sein, je mehr wir uns dem Abschluß der Geschichte dieser Welt nähern. Da er sieht, dass seine Zeit kurz ist, wird er mit größerem Ernst arbeiten, um zu betrügen und zu vernichten. Er ist zornig, wenn er hier auf Erden Menschen sieht, die selbst in ihrer Schwäche und Sündigkeit dem Gesetze Jehovas Achtung erzeigen. Er will nicht, dass sie Gott gehorchen sollen. Er freut sich über ihre Unwürdigkeit und hat für eine jede Seele Schlingen gelegt, damit alle gefangen und von Gott abwendig gemacht werden möchten. Er trachtet darnach, Gott und alle, die dessen Pläne und Absichten in dieser Welt in Barmherzigkeit, Liebe, Mitleid und einem vergebenden Geist ausführen wollen, zu beschuldigen und zu verdammen. CGl.165.1 Teilen

166

Eine jede Offenbarung der Kraft Gottes zugunsten seines Volkes erregt die Feindschaft Satans. Jedesmal, wenn Gott für seine Kinder wirkt, wirken auch Satan und seine Engel mit erneuter Kraft, um ihr Verderben herbeizuführen. Er ist eifersüchtig auf alle, die Christum zu ihrer Stärke machen. Er stachelt zum Bösen auf, um dann, wenn er erfolgreich gewesen ist, die ganze Schuld auf die Versuchten zu werfen. Er weist hin auf ihre unreinen Kleider, ihre mangelhaften Charaktere; er zeigt ihnen ihre Schwäche und Torheit, ihre Undankbarkeit und ihr Christo so unähnliches Wesen, wodurch sie ihren Erlöser entehrt haben. Alles dies benutzt er als Beweisführung, um sein Recht zu behaupten, sie zu verderben. Er versucht ihre Seelen durch den Gedanken zu erschrecken, dass ihr Fall hoffnungslos ist und sie nie von ihrer Befleckung gereinigt werden können. Er will ihren Glauben so sehr zerstören, dass sie seinen Versuchungen willig nachgeben und sich von Gott gänzlich abwenden. CGl.166.1 Teilen

Die Kinder Gottes können in sich selbst den Beschuldigungen Satans nicht entgegentreten, noch sie in Abrede stellen. Wenn sie auf sich selbst blicken, können sie nur verzweifeln. Aber sie wenden sich an den göttlichen Fürsprecher. Sie klammern sich an die Verdienste des Erlösers. Gott kann gerecht machen „den, der da ist des Glaubens an Jesum“. Römer 3,26. Mit Vertrauen schreien sie zu Gott und bitten ihn, Satan mit seinen Beschuldigungen zum Stillschweigen zu bringen und seine Pläne zu vereiteln. „Rette mich von meinem Widersacher,“ beten sie und durch die mächtigen Beweise des Kreuzes bringt Christus den zudringlichen Verkläger zum Stillschweigen. CGl.166.2 Teilen

„Und der Herr sprach zu dem Satan: Der Herr schelte dich, du Satan; ja, der Herr schelte dich, der Jerusalem erwählet hat! Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist?“ Wenn Satan es versucht, die Kinder Gottes anzuschwärzen und sie zu verderben, so tritt Christus ins Mittel. Obgleich sie gesündigt haben, hat Christus die Schuld ihrer Sünden auf seine eigene Seele genommen. Er hat das Menschengeschlecht wie einen Brand aus dem Feuer gerissen. Durch seine menschliche Natur ist er mit dem Menschen verbunden, während er durch seine göttliche Natur eins ist mit dem unendlichen Gott. Auf diese Weise wird den Seelen, die dem Verderben entgegengehen, Hilfe gebracht. Der Widersacher ist abgewiesen. CGl.166.3 Teilen

167

„Und Josua hatte unreine Kleider an und stand vor dem Engel, welcher antwortete und sprach zu denen, die vor ihm standen: Tut die unreinen Kleider von ihm! Und er sprach zu ihm: Siehe, ich habe deine Sünde von dir genommen und habe dich mit Feierkleidern angezogen. Und er sprach: Setzt einen reinen Hut auf sein Haupt! Und sie setzten einen reinen Hut auf sein Haupt, und zogen ihm Kleider an.“ Dann machte der mit der Autorität des Herrn der Heerscharen bekleidete Engel dem Josua, dem Vertreter des Volkes, ein feierliches Versprechen. „Wirst du in meinen Wegen wandeln und meiner Hut warten, so sollst du regieren mein Haus und meine Höfe bewahren; und ich will dir geben von diesen, die hier stehen, dass sie dich geleiten sollen“ (Sacharja 3,3-7) — nämlich von den Engeln, die um den Thron Gottes stehen. CGl.167.1 Teilen

Ungeachtet der Mängel des Volkes Gottes wendet Christus sich nicht ab von den Gegenständen seiner Fürsorge. Er ist imstande ihr Gewand zu ändern. Er entfernt die unreinen Kleider, bekleidet die reumütigen, gläubigen Seelen mit dem Gewande seiner eigenen Gerechtigkeit und schreibt Vergebung gegenüber ihren Namen in den Büchern des Himmels. Er bekennt sie als die Seinen vor dem himmlischen Weltall, und Satan, ihr Widersacher, wird als ein Verkläger und Betrüger bloßgestellt. Gott wird seinen Erwählten Recht verschaffen. CGl.167.2 Teilen

Die Bitte: „Rette mich von meinem Widersacher!“ bezieht sich nicht nur auf Satan, sondern auch auf alle Werkzeuge, die sich gebrauchen lassen, um die Kinder Gottes falsch darzustellen, zu versuchen und zu vernichten. Die sich entschieden haben, den Geboten Gottes Gehorsam zu leisten, werden aus Erfahrung wissen, dass sie Widersacher haben, die durch eine von unten aus dem Abgrund kommende Macht beherrscht werden. Solche Widersacher verfolgten Christum auf jedem Schritt; wie beständig und entschlossen sie dabei vorgingen, kann kein Mensch verstehen. Christi Jünger sind, ihrem Meister gleich, fortwährend Versuchungen ausgesetzt. CGl.167.3 Teilen

168

Die Heilige Schrift beschreibt den Zustand der Welt, wie er gerade vor der Wiederkunft Christi sein wird. Der Apostel Jakobus zeigt uns die Habsucht und die Unterdrückung, die dann vorherrschen werden. Er sagt: „Wohlan nun, ihr Reichen, ... ihr habt euch Schätze gesammelt in den letzten Tagen. Siehe, der Arbeiter Lohn, die euer Land eingeerntet haben, der von euch abgebrochen ist, der schreiet, und das Rufen der Ernter ist kommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth. Ihr habt wohlgelebet auf Erden und eure Wollust gehabt und eure Herzen geweidet auf den Schlachttag. Ihr habt verurteilt den Gerechten und getötet und er hat euch nicht widerstanden.“ Jakobus 5,1-6. Dies ist ein Bild der heutigen Zustände. Indem die Menschen auf allerlei Art und Weise Bedrückung und Erpressung ausüben, häufen sie sich kolossale Schätze an, während die Klagerufe der darbenden Menschheit zu Gott aufsteigen. CGl.168.1 Teilen

„Das Recht ist zurückgewichen und Gerechtigkeit ferne getreten; denn die Wahrheit fällt auf der Gasse, und Recht kann nicht einhergehen, und die Wahrheit ist dahin; und wer vom Bösen weichet, der muss jedermanns Raub sein.“ Jesaja 59,14.15. Dies wurde im Leben Christi auf Erden erfüllt. Er gehorchte den Geboten Gottes und verachtete menschliche Überlieferungen und Forderungen, welche die Stelle ersterer eingenommen hatten. Aus diesem Grunde wurde er gehaßt und verfolgt. Die Sache wiederholt sich. Menschensatzungen und Überlieferungen werden über das Gesetz Gottes gestellt und wer sich an den Geboten Gottes hält, leidet Schmach und Verfolgung. CGl.168.2 Teilen

Christus wurde wegen seiner Treue gegen Gott beschuldigt, ein Sabbatbrecher und Lästerer zu sein. Man erklärte, dass er vom Teufel besessen sei, ja, er wurde sogar als Beelzebub selbst hingestellt. In gleicher Weise werden seine Nachfolger beschuldigt und in ein falsches Licht gebracht. Satan will sie dadurch zur Sünde verleiten und sie veranlassen, Gott zu entehren. CGl.168.3 Teilen

169

Der Charakter des Richters im Gleichnis, der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen scheute, wurde von Christo vorgeführt, um zu zeigen, wie damals Gericht gehalten wurde und wie es auch bald bei seinem Verhör zugehen würde. Christus möchte, dass die Seinen allezeit erkennen, wie wenig sie sich zurzeit der Trübsal und Not auf irdische Herrscher und Richter verlassen können. Die Erwählten Gottes müssen oft vor Männern in amtlichen Stellungen stehen, die das Wort Gottes nicht zu ihrem Führer und Ratgeber machen, sondern ihren eigenen ungeheiligten und Gott nicht unterstellten Trieben folgen. CGl.169.1 Teilen

170

In dem Gleichnis vom ungerechten Richter hat Christus gezeigt, was wir tun sollen. „Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwähleten, die zu ihm Tag und Nacht rufen?“ Christus, unser Vorbild und Muster, tat nichts, um sich zu rechtfertigen oder zu befreien. Er überließ seine Sache Gott. So sollen auch seine Nachfolger, um sich zu befreien, nicht verklagen oder verurteilen, noch zur Gewalt ihre Zuflucht nehmen. CGl.170.1 Teilen

Wenn Prüfungen kommen, die uns unerklärlich scheinen, so sollten wir uns doch unseren Frieden nicht stören lassen. Wie ungerecht wir auch behandelt werden mögen, sollte doch keine Leidenschaft in uns aufkommen. Indem wir den Geist der Wiedervergeltung nähren, schaden wir uns selbst. Wir zerstören unser Gottvertrauen und betrüben den Heiligen Geist. Uns zur Seite steht ein Zeuge, ein himmlischer Bote, der für uns eine Standarte gegen den Feind erheben wird. Er wird uns mit den hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit umhüllen. Dahindurch kann Satan nicht dringen; an diesem Schild heiligen Lichtes kann er sich nicht vorbeidrängen. CGl.170.2 Teilen

Während die Welt in ihrer Gottlosigkeit fortschreitet, braucht keiner von uns zu denken, dass wir keine Schwierigkeiten haben werden. Aber gerade diese Schwierigkeiten sind es, die uns in das Audienzzimmer des Allerhöchsten bringen. Wir können Rat erbitten von einem, dessen Weisheit unendlich ist. CGl.170.3 Teilen

Der Herr sagt: „Rufe mich an in der Not.“ Psalm 50,15. Er ladet uns ein, unsere Schwierigkeiten, Bedürfnisse und die Notwendigkeit göttlicher Hilfe ihm vorzulegen. Er fordert uns auf, anzuhalten im Gebet. Sobald sich Schwierigkeiten erheben, sollen wir ernstlich und aufrichtig zu ihm beten. Durch unsere inbrünstigen Gebete beweisen wir unser starkes Gottvertrauen. Das Gefühl unserer Bedürftigkeit veranlaßt uns, ernstlich zu beten, und unser himmlischer Vater wird durch unser Flehen und Bitten bewegt. CGl.170.4 Teilen

Oft werden solche, die um ihres Glaubens willen Schmach und Verfolgung leiden, versucht zu denken, dass sie von Gott verlassen seien. In den Augen der Menschen werden sie gering geachtet. Allem Anschein nach triumphieren ihre Feinde über sie. Dennoch sollten sie nicht gegen ihr Gewissen handeln. Er, der für sie gelitten, der ihren Kummer und ihre Trübsal getragen hat, hat sie nicht verlassen. CGl.170.5 Teilen

171

Die Kinder Gottes werden nicht allein und verteidigungslos gelassen. Das Gebet bewegt den Arm der Allmacht. Das Gebet hat „Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirket, Verheißungen erlanget, der Löwen Rachen verstopfet, des Feuers Kraft ausgelöscht“ — wir werden begreifen, was dies bedeutet, wenn wir die Berichte von den Märtyrern hören, die um ihres Glaubens willen gestorben sind — „der Fremden Heere darniedergelegt.“ Hebräer 11,33.34. CGl.171.1 Teilen

Wenn wir unser Leben seinem Dienste weihen, können wir niemals in eine Lage kommen, für welche Gott keine Vorkehrung getroffen hat. CGl.171.2 Teilen

Was auch unsere Lage sein mag, wir haben stets einen Führer, der uns den Weg zeigt; welcher Art auch unsere Schwierigkeiten sein mögen, wir haben doch einen sicheren Ratgeber; worin auch unser Kummer und unsere Sorge bestehen mag, oder wie einsam wir auch sein mögen, wir haben stets einen mitfühlenden Freund! Wenn wir in unserer Unwissenheit Fehltritte tun, so verläßt uns Christus nicht. Wir werden seine Stimme klar und deutlich hören: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Johannes 14,6. „Er wird den Armen erretten, der da schreiet, und den Elenden, der keinen Helfer hat.“ Psalm 72,12. CGl.171.3 Teilen

Der Herr erklärt, dass er durch die, welche sich ihm nahen und ihm treu dienen, geehrt wird. „Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage; denn man verlässet sich auf dich.“ Jesaja 26,3. Der Arm der Allmacht ist ausgestreckt, um uns vorwärts und immer weiter vorwärts zu führen. Geht vorwärts! Sagt der Herr, ich will euch Hilfe schicken. Ihr bittet, damit mein Name verherrlicht werde, ihr sollt empfangen. Ich will vor denen geehrt werden, die auf euer Mißlingen, euren Untergang warten; sie sollen sehen, dass mein Wort herrlich triumphiert. „Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, werdet ihr’s empfangen.“ Matthäus 21,22. CGl.171.4 Teilen

172

Alle, die ihr in Trübsal seid oder ungerecht behandelt werdet, ruft Gott an. Wendet euch ab von denen, deren Herzen wie Stahl sind und bringt eure Bitten eurem Schöpfer vor! Niemals wird einer, der mit zerbrochenem Herzen zu ihm kommt, abgewiesen. Nicht ein aufrichtiges Gebet geht verloren. Inmitten der Gesänge des himmlischen Chores hört Gott das Rufen des schwächsten menschlichen Wesens. Wir schütten im Kämmerlein unser Herz vor Gott aus, wir lispeln ein Gebet, während wir unseres Weges gehen, und unsere Worte steigen empor zum Throne des Weltenherrschers. Wohl mögen sie von keinem menschlichen Ohr gehört werden, aber sie können nicht im Stillschweigen ersterben, noch im Geschäftsgetriebe um uns verloren gehen. Nichts kann das Verlangen der Seele ersticken; es steigt über das Getöse der Straßen, über das Gewirre der Menge zu den Himmelshallen empor. Gott ist es, zu dem wir sprechen, und von ihm wird unser Gebet gehört. CGl.172.1 Teilen

Du, der du dich am unwürdigsten fühlst, fürchte dich nicht, deine Sache Gott anzuvertrauen. Als er sich selbst in Christo für die Sünden der Welt dahingab, übernahm er den Fall einer jeden Seele. „Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ Römer 8,32. Wird er diese gnadenvolle Verheißung, die er zu unserer Ermutigung und Stärkung gegeben hat, nicht auch erfüllen? CGl.172.2 Teilen

Christus wünscht nichts sehnlicher, als sein Erbteil von der Herrschaft Satans zu erlösen. Ehe wir aber äußerlich von Satans Macht erlöst werden, müssen wir innerlich von seiner Macht frei sein. Der Herr läßt Prüfungen zu, damit wir von irdischer Gesinnung, von Selbstsucht, von strengen, Christo unähnlichen Charakterzügen gereinigt werden. Er läßt die tiefen Wasser der Trübsal über unsere Seele gehen, damit wir ihn und Jesum Christum, den er gesandt hat, erkennen, damit wir ein herzliches Verlangen bekommen, von aller Befleckung gereinigt zu werden und reiner, heiliger und glücklicher aus der Trübsal hervorgehen möchten. Oft, wenn Trübsal über uns kommt, sind unsere Seelen durch Selbstsucht verfinstert; bleiben wir aber geduldig unter der Prüfung, dann werden wir nach derselben den göttlichen Charakter widerstrahlen. Wenn Gott seinen Zweck durch die Trübsal erreicht hat, wird er „deine Gerechtigkeit hervorbringen, wie das Licht, und dein Recht, wie den Mittag.“ Psalm 37,6. CGl.172.3 Teilen

173

Wir brauchen nicht zu befürchten, dass der Herr die Gebete seiner Kinder unbeachtet läßt; aber die Gefahr ist vorhanden, dass sie in der Versuchung und Prüfung entmutigt werden und es unterlassen, im Gebet anzuhalten. CGl.173.1 Teilen

Der Heiland bekundete göttliches Mitleid gegen das syrisch-phönizische Weib. Sein Herz wurde gerührt, als er ihren Kummer sah. Es verlangte ihn darnach, ihr die sofortige Versicherung zu geben, dass ihr Gebet erhört sei; aber er wollte seinen Jüngern eine Lehre geben und ließ deshalb das Rufen ihres gequälten Herzens eine Zeitlang unbeachtet erscheinen. Als aber ihr Glaube offenbar geworden war, redete er Worte des Trostes zu ihr und ließ sie von sich, nachdem er ihre Bitte gewährt hatte. Die Jünger vergaßen diese Lehre nie, und sie ist verzeichnet worden, um das Ergebnis eines anhaltenden Gebetes zu zeigen. CGl.173.2 Teilen

Christus selbst war es, der diese Beharrlichkeit, die sich nicht abweisen ließ, in das Herz jener Mutter legte. Christus war es auch, der jener bittenden Witwe Mut und Entschlossenheit vor dem Richter gab. Es war Christus, welcher Jahrhunderte vorher in jenem geheimnisvollen Ringen am Jabok dem Jakob den ausharrenden Glauben verlieh, und er unterließ es nicht, das Vertrauen, welches er selbst eingepflanzt hatte, zu belohnen. CGl.173.3 Teilen

Er, der im himmlischen Heiligtum wohnt, richtet recht. Er hat mehr Wohlgefallen an seinen Kindern, die mit den Versuchungen in einer Welt der Sünde kämpfen, als an den Scharen der Engel, die seinen Thron umgeben. CGl.173.4 Teilen

An dieser kleinen Erde nimmt das himmlische Weltall den tiefsten Anteil, denn Christus hat einen unendlich großen Preis für die Seelen ihrer Bewohner bezahlt. Der Erlöser der Welt hat diese Erde mit dem Himmel verbunden, denn die Erlösten des Herrn sind hier. Himmlische Wesen besuchen noch immer die Erde, wie in den Tagen, da sie mit Abraham und Moses wandelten und sprachen. Inmitten des geschäftigen Getriebes unserer großen Städte, inmitten der Massen, welche die Verkehrswege und die Handelsmärkte füllen, wo die Menschen vom Morgen bis zum Abend handeln, als ob Geschäft und Vergnügen alles wäre, wonach in diesem Leben zu trachten sei, wo so wenige über die ungesehenen wirklichen Dinge nachdenken — selbst hier hat der Himmel noch seine Wächter und Heiligen. Unsichtbare Wesen beobachten ein jedes Wort und eine jede Handlung der menschlichen Wesen. In jeder Zusammenkunft, sei es des Geschäfts oder des Vergnügens wegen, in jeder gottesdienstlichen Versammlung sind mehr Hörer, als mit dem natürlichen Auge gesehen werden können. Manchmal ziehen die himmlischen Wesen den Schleier, welcher die ungesehene Welt verhüllt, beiseite, damit unsere Gedanken von dem Getriebe des Lebens abgezogen werden und wir daran denken möchten, dass ungesehene Zeugen zugegen sind bei allem, was wir tun oder sagen. CGl.173.5 Teilen

174

Wir sollten die Aufgabe der himmlischen Besucher besser verstehen. Wir würden wohl tun, daran zu denken, dass wir in all unserer Arbeit die Mitwirkung und Fürsorge himmlischer Wesen haben. Unsichtbare Scharen des Lichts und der Kraft begleiten die Sanftmütigen und Demütigen, die den Verheißungen Gottes glauben und sich daran anklammern. Cherubim, Seraphim und starke Engel — zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend an der Zahl — stehen zu seiner Rechten und sind „allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit.“ Hebräer 1,14. CGl.174.1 Teilen

Diese Engelsboten führen genauen Bericht über die Worte und Handlungen der Menschenkinder. Jede grausame oder ungerechte Handlung gegen Gottes Volk, alles, was es von seiten der Bösen leiden muss, wird im Himmel verzeichnet. CGl.174.2 Teilen

„Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s mit ihnen verziehen? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze.“ CGl.174.3 Teilen

„Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not, auf dass ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfahet. Denn noch über eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und nicht verziehen.“ Hebräer 10,35-37. „Siehe, ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis sie empfahe den Frühregen und Spatregen. Seid ihr auch geduldig und stärket eure Herzen; denn die Zukunft des Herrn ist nahe.“ Jakobus 5,7-8. CGl.174.4 Teilen

175

Die Langmut Gottes ist wirklich wunderbar. Die Gerechtigkeit wartet lange, während die Gnade den Sünder bittet und mahnt. Aber „Gerechtigkeit und Gericht ist seines Stuhls Festung.“ Psalm 97,2. „Der Herr ist geduldig“; aber er ist „von großer Kraft, vor welchem niemand unschuldig ist; er ist der Herr, des Weg in Wetter und Sturm ist, und Gewölke der Staub unter seinen Füßen.“ Nahum 1,3. CGl.175.1 Teilen

Die Welt ist in der Übertretung des Gesetzes Gottes kühn geworden. Weil er so langmütig ist, haben die Menschen seine Autorität mit Füßen getreten. Sie haben sich gegenseitig bestärkt in der Bedrückung und Grausamkeit gegen sein Erbteil und gesagt: „Was sollte Gott nach jenen fragen? Was sollte der Höchste ihrer achten?“ Psalm 73,11. Aber es gibt eine Linie, die sie nicht überschreiten können, und die Zeit ist nahe, da sie die festgesetzte Grenze der Langmut Gottes, die Grenzen seiner Gnade und Barmherzigkeit fast überschritten. Der Herr wird einschreiten, um seine Ehre zu rechtfertigen, um die Seinen zu befreien und um dem Brüsten der Ungerechtigkeit Einhalt zu tun. Zu Noahs Zeiten hatten die Menschen das Gesetz Gottes mißachtet, bis fast alle Erinnerung an den Schöpfer von der Erde verschwunden war. Ihre Missetat war so groß geworden, dass der Herr eine Wasserflut über die Erde kommen ließ und alle ihre gottlosen Einwohner dahinraffte. CGl.175.2 Teilen

Von Zeit zu Zeit hat der Herr die Art und Weise seines Wirkens bekannt gemacht. Wenn eine Krisis kam, hat er sich offenbart und sich ins Mittel gelegt, um die Ausführung der Pläne Satans zu verhindern. Er hat es oft zugelassen, dass für Völker, Familien und einzelne Personen eine Krisis gekommen ist, damit sein Dazwischentreten bemerkbar werden möchte. Dann hat er es kund gemacht, dass ein Gott in Israel ist, der sein Gesetz behauptet und die Seinen rechtfertigt und schützt. In dieser Zeit, da die Missetat überhand nimmt, können wir wissen, dass die letzte große Krisis vor der Tür ist. Wenn dem Gesetze Gottes beinahe auf der ganzen Welt Hohn gesprochen wird, wenn die Seinen von ihren Mitmenschen bedrückt und geplagt werden, dann wird der Herr sich ins Mittel legen. CGl.175.3 Teilen

176

Die Zeit ist nahe, wenn er sagen wird: „Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer, und schließ die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorüber gehe. Denn siehe, der Herr wird ausgehen von seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes über sie, dass das Land wird offenbaren ihr Blut, und nicht mehr weiter verhehlen, die drinnen erwürget sind.“ Jesaja 26,20.21. Vorgebliche Christenbekenner mögen jetzt die Armen betrügen und unterdrücken, mögen die Witwen und Waisen berauben, mögen ihrem satanischen Haß die Zügel schießen lassen, weil sie das Gewissen der Kinder Gottes nicht beherrschen können; aber Gott wird sie für dies alles ins Gericht bringen. „Es wird aber ein unbarmherzig Gericht über den gehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat.“ Jakobus 2,13. Sie werden in Kürze vor dem Richter der ganzen Welt stehen, um Rechenschaft zu geben für die Schmerzen, welche sie den Leibern und Seelen seines Erbteils verursacht haben. Sie mögen sich jetzt in falschen Beschuldigungen ergehen, mögen die, welche Gott zu seinem Werk berufen hat, verspotten und schmähen, mögen seine Gläubigen ins Gefängnis werfen, mit Ketten belasten, sie verbannen oder zum Tode verurteilen; aber jedes erduldeten Schmerzes, jeder vergossenen Träne wegen werden sie zur Verantwortung gezogen. Gott wird sie zwiefältig bezahlen für ihre Sünden. Betreffs Babylons, des Symbols der abgefallenen Gemeinde, sagt er seinen Dienern, die sein Urteil ausführen: „Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel. Bezahlet sie, wie sie bezahlet hat, und macht’s ihr zwiefältig nach ihren Werken; und in welchem Kelch sie eingeschenkt hat, schenket ihr zwiefältig ein.“ Offenbarung 18,5.6. CGl.176.1 Teilen

Von Indien, von Afrika, von China, von den Inseln des Meeres, von den mit Füßen getretenen Millionen in sogenannten christlichen Ländern steigt der Schrei menschlichen Wehes zu Gott empor. Dieser Schrei, dieser Ruf, wird nicht lange unerhört bleiben. Gott wird die Erde von ihrer sittlichen Verderbtheit reinigen, nicht durch eine Wasserflut, wie zurzeit Noahs, sondern durch ein Feuermeer, welches durch keine menschlichen Erfindungen gelöscht werden kann. CGl.176.2 Teilen

177

„Es wird eine solche trübselige Zeit sein, als sie nicht gewesen ist, seit dass Leute gewesen sind, bis auf dieselbige Zeit. Zur selbigen Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen.“ Daniel 12,1. CGl.177.1 Teilen

Aus elenden Dachzimmern, aus ärmlichen Hütten, aus Gefängnissen, von Schafotten, von Bergen und Wüsten, aus den Höhlen der Erde und den Felsklüften wird Christus die Seinen zu sich sammeln. Auf Erden haben sie Mangel gelitten und sind geplagt und gequält worden. Millionen sind unter Schimpf und Schande ins Grab gegangen, weil sie sich weigerten, den trügerischen Ansprüchen Satans Folge zu leisten. Von menschlichen Gerichtshöfen sind die Kinder Gottes als die gemeinsten Verbrecher verurteilt worden. Aber der Tag ist nahe, an welchem Gott selbst Richter sein wird. Psalm 50,6. Dann werden die auf Erden gefällten Urteilssprüche umgestoßen werden. Dann wird Gott „aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen“. Ein jedes seiner Kinder wird dann ein weißes Gewand erhalten. „Man wird sie nennen das heilige Volk, die Erlösten des Herrn.“ Jeremia 25,8; Offenbarung 6,11; Jesaja 62,12. CGl.177.2 Teilen

Welcherlei Kreuz sie auch haben tragen müssen, welche Verluste sie auch erlitten und welche Verfolgung sie auch erduldet haben, selbst der Verlust des zeitlichen Lebens — alles wird den Kindern Gottes reichlich wiedererstattet werden. Sie „sehen sein Angesicht, und sein Name wird an ihren Stirnen sein“. Offenbarung 22,4. CGl.177.3 Teilen

„Gott ist unserer Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben.“ Psalm 46,2-6. CGl.177.4 Teilen

178

„Jauchze, du Tochter Zion! Rufe, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Denn der Herr hat deine Strafe weggenommen und deine Feinde abgewendet. Der Herr, der König Israels, ist bei dir, dass du dich vor keinem Unglück mehr fürchten darfst. Zur selbigen Zeit wird man sprechen zu Jerusalem: Fürchte dich nicht! Und zu Zion: Laß deine Hände nicht laß werden! Denn der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland; er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein und vergeben und wird über dir mit Schall fröhlich sein. Die Geängsteten, so auf kein Fest kommen, will ich zusammenbringen; denn sie gehören dir zu und müssen Schmach tragen. Siehe, ich will’s mit allen denen ausmachen zur selbigen Zeit, die dich beleidigen, und will den Hinkenden helfen und die Verstoßenen sammeln und will sie zu Lob und Ehren machen in allen Landen, darin man sie verachtet. Zur selbigen Zeit will ich euch hereinbringen und euch zur selbigen Zeit versammeln. Denn ich will euch zu Lob und Ehren machen unter allen Völkern auf Erden, wenn ich euer Gefängnis wenden werde vor euren Augen, spricht der Herr.“ Zephanja 3,14-18. CGl.178.1 Teilen

„Ich ließ sie ein menschliches Joch ziehen und in Seilen der Liebe gehen.“ Hosea 11,4. CGl.178 Teilen

[Auf der Grundlage von Lukas 15,1-10.] CGl.178 Teilen

183

Als die „Zöllner und Sünder“ sich um Christum versammelten, drückten die Rabbiner ihr Mißfallen aus. „Dieser nimmt die Sünder an“, sagten sie, „und isset mit ihnen.“ CGl.183.1 Teilen

Durch diese Beschuldigung deuteten sie an, dass Christus gern mit den Sündhaften und Gemeinen verkehre und ihre Gottlosigkeit ihm kein Anstoß sei. Die Rabbiner waren enttäuscht. Wie kam es, dass jemand, der einen so hohen Charakter bekundete, nicht mit ihnen verkehrte und ihre Lehrmethoden nicht befolgte? Warum ging er so anspruchslos umher und wirkte unter allen Klassen? Wenn er ein wahrer Prophet wäre, sagten sie, so würde er im Einklang mit ihnen sein und die Zöllner und Sünder mit Gleichgültigkeit behandeln, wie sie es verdienten. Es ärgerte diese Hüter der menschlichen Gesellschaft, dass er, mit dem sie beständig Streitfragen hatten, dessen lauterer Lebenswandel sie aber verdammte, mit dem Auswurf der Menschheit anscheinend so teilnehmend verkehrte. Sie billigten seine Methoden durchaus nicht. Sie hielten sich für gebildet, feinfühlend und außerordentlich religiös, aber das Beispiel Christi legte ihre Selbstsucht bloß. CGl.183.2 Teilen

Es ärgerte sie auch, dass die, welche den Rabbinern nur Verachtung bezeigten und nie in den Synagogen gesehen wurden, sich um Jesum scharten und seinen Worten mit solcher Aufmerksamkeit lauschten. Die Schriftgelehrten und Pharisäer fühlten sich in der Gegenwart dieses Reinen und Edlen verdammt; wie kam es denn aber, dass die Zöllner und Sünder sich zu Jesu hingezogen fühlten? CGl.183.3 Teilen

184

Sie wußten es nicht, dass die Erklärung gerade in den Worten lag, die sie als Beschuldigung ausgesprochen hatten: „Dieser nimmt die Sünder an.“ Die Seelen, die zu Jesu kamen, empfanden in seiner Gegenwart, dass es selbst für sie noch Rettung aus dem Abgrund der Sünde gebe. Die Pharisäer hatten nur Hohn und Verachtung für sie; Christus aber begrüßte sie als Kinder Gottes, die zwar dem Vaterhause entfremdet, aber vom Vaterherzen nicht vergessen worden waren, desto ernster war sein Verlangen und desto größer seine Opferwilligkeit, sie zu retten. CGl.184.1 Teilen

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