Portrait von Ellen White
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Vorwort
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Das fünfte Buch des Neuen Testaments ist seit früher Zeit unter dem Namen „Apostelgeschichte“ bekannt, obwohl sich dieses Wort im Buch selbst nicht findet. Eine der ältesten Bibelhandschriften, der Codex Sinaiticus, gibt als Titel nur „Die Taten“ an, ohne die Apostel zu erwähnen. Das hat natürlich seinen Grund. „Die Taten“ sollten mehr sein als nur eine kurze Geschichte über den hingebungsvollen Dienst der Jünger und auch weitaus mehr als ein Bericht über die Hauptereignisse im Leben der vier führenden Männer Petrus, Jakobus, Johannes und Paulus. WA.5.1 Teilen

Die Apostelgeschichte wurde von dem Arzt Lukas, einem Heidenchristen, für die gesamte Christenheit geschrieben, für die Judenchristen und die nichtjüdischen Christen gleicherweise. Während sie einen Zeitraum von etwas mehr als drei Jahrzehnten umspannt, enthält sie doch eine Fülle bedeutender Lehren für die Christen in allen Zeitaltern. Die Apostelgeschichte weist klar darauf hin, dass der heutige Christ die Gegenwart desselben Geistes erfahren soll, der zu Pfingsten mit Macht in Erscheinung trat und die Evangeliumsbotschaft zum Leuchten brachte. Das Wirken des Heiligen Geistes durch Petrus und Paulus, durch Johannes, Jakobus und andere kann sich im modernen Nachfolger Christi wiederholen. WA.5.2 Teilen

Die Plötzlichkeit, mit der die Apostelgeschichte endet, ist nicht zufallig. Es ist ein versteckter Hinweis, dass der fesselnde Bericht noch nicht abgeschlossen ist und dass das Wirken Gottes durch den Heiligen Geist in der christlichen Heilsgeschichte seine Fortsetzung findet — jede folgende Generation fügt ein weiteres Kapitel voller Schönheit und Kraft hinzu. Die in diesem einzigartigen Buch berichteten Taten sind im wahrsten Sinne des Wortes Taten des Geistes, denn in apostolischer Zeit war der Heilige Geist der Ratgeber und Helfer der christlichen Führer. Zu Pfingsten wurden die betenden Jünger mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie predigten das Evangelium mit Macht. Die sieben gewählten Almosenpfleger waren „voll heiligen Geistes und Weisheit“. Apostelgeschichte 6,3. Der Heilige Geist war es, der zur Berufung des Paulus, zur Aufnahme der Nichtjuden in die Gemeinde, zur Erwählung von Barnabas und Paulus für den Missionsdienst und zu den Beschlüssen des Apostelkonzils führte und der Paulus bei seinen Missionsreisen den Weg wies. Als die Gemeinde unter der Verfolgung durch Römer und Juden zu leiden hatte, war es wiederum der Heilige Geist, der die Gläubigen tröstete und sie vor Irrtum bewahrte. WA.5.3 Teilen

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„Das Wirken der Apostel“ ist eines der letzten Bücher aus der unermüdlichen Feder von E. G. White. Es wurde wenige Jahre vor ihrem Tod veröffentlicht. Der Leser wird in ihm den Weg zum christlichen Zeugnis finden. Die Botschaft dieses Buches ist modern, und seine Bedeutung spiegelt sich in der Überzeugung der Verfasserin, dass das zwanzigste Jahrhundert eine Bekundung geistlicher Kraft erleben wird, die noch über das hinausgeht, was damals zu Pfingsten geschah. Die Bekundung des Heiligen Geistes wird am Ende des Evangeliumswerkes nicht geringer sein, als sie für seinen Anfang kennzeichnend war. WA.6.1 Teilen

Möge der Leser Anteil haben an dem Wiederaufleben jener herrlichen Taten der frühen Christen und zu gleicher Zeit bewahrt bleiben vor den listigen Täuschungen des Feindes der Seele. WA.6.2 Teilen

Kapitel 1: Gottes Absicht mit seiner Gemeinde
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Die Gemeinde ist das von Gott erwählte Werkzeug, Menschen zum Heil zu führen. Sie wurde gegründet, um zu dienen, und ihre Aufgabe ist es, der Welt das Evangelium zu bringen. Von Anbeginn war es Gottes Plan, dass seine Gemeinde der Welt die „Fülle seines Wesens“ (Kolosser 2,10, GN) und seiner Kraft widerspiegelt. Die Glieder der Gemeinde, die Gott aus „der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1.Petrus 2,9) berufen hat, sollen seinen Ruhm verkündigen. Die Gemeinde ist das Schatzhaus des Reichtums der Gnade Christi; durch sie wird schließlich sogar „den Mächten und Gewalten im Himmel“ (Epheser 3,10) die letzte und völlige Entfaltung der Liebe Gottes kundgetan werden. WA.9.1 Teilen

Viele wunderbare Verheißungen über die Gemeinde stehen in der Heiligen Schrift. „Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.“ Jesaja 56,7. „Ich will sie und alles, was um meinen Hügel her ist, segnen und auf sie regnen lassen zu rechter Zeit. Das sollen gnädige Regen sein ... Sie sollen sicher wohnen, und niemand soll sie schrecken. Und ich will ihnen eine Pflanzung aufgehen lassen zum Ruhm, dass sie nicht mehr Hunger leiden sollen im Lande und die Schmähungen der Heiden nicht mehr ertragen müssen. Und sie sollen erfahren, dass ich, der Herr, ihr Gott, bei ihnen bin und dass die vom Hause Israel mein Volk sind, spricht Gott der Herr. Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr.“ Hesekiel 34,26.29-31. WA.9.2 Teilen

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„Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wißt und mir glaubt und erkennt, dass ih’s bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland. Ich hab’s verkündigt und habe auch geholfen und hab’s euch sagen lassen; und es war kein fremder Gott unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott.“ Jesaja 43,10-12. „Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.“ Jesaja 42,6.7. WA.10.1 Teilen

„So spricht der Herr: Ich habe dich erhört zurzeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, dass du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst, zu sagen den Gefangenen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor! Am Wege werden sie weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben. Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten. Ich will alle meine Berge zum ebenen Wege machen, und meine Pfade sollen gebahnt sein ... Jauchzet, ihr Himmel, freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden. Zion aber sprach: Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen. Kann auch ein Weib ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen. Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.“ Jesaja 49,8-16. WA.10.2 Teilen

Die Gemeinde ist Gottes feste Burg, sein Ort der Zuflucht inmitten einer aufrührerischen Welt. Jeder Verrat an der Gemeinde ist zugleich ein Treubruch dem gegenüber, der die Menschheit mit dem Blut seines eingeborenen Sohnes erkaufte. Von Anfang an bildeten gläubige Menschen die irdische Gemeinde Gottes. Zu allen Zeiten hatte der Herr seine Wächter die vor ihren Mitmenschen ein zuverlässiges Zeugnis ihres Glaubens ablegten. Diese Wächter verkündigten die Warnungsbotschaft. Mussten sie ihre Waffenrüstung ablegen, dann übernahmen andere den Dienst. Gott schloß mit diesen Zeugen einen Bund und vereinigte so die irdische Gemeinde mit der himmlischen. Er hat seine Engel ausgesandt, dass sie seiner Gemeinde dienen, und die Pforten der Hölle haben sein Volk nicht zu überwältigen vermocht. WA.10.3 Teilen

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In Jahrhunderten der Verfolgung, des Kampfes und der Dunkelheit hat Gott seine Gemeinde erhalten. Kein Schatten fiel auf sie, ohne dass Gott nicht Vorsorge getroffen hatte. Keine widerstrebende Macht erhob sich gegen Gottes Gemeinde, mit der der Herr nicht gerechnet hatte. Alles traf so ein, wie er es vorhergesagt hatte. Er hat seine Gemeinde nicht verlassen, sondern alles, was geschehen würde, durch das prophetische Wort angekündigt. Was immer sein Geist den Propheten vorauszusagen eingab, erfüllte sich auch. Sein Gesetz ist mit seinem Thron verbunden, und keine böse Macht kann es zerstören. Gott selbst vermittelt die Wahrheit und wacht über sie. Sie wird über allen Widerstreit siegen. WA.11.1 Teilen

In Zeiten geistlicher Finsternis glich die Gemeinde Gottes einer Stadt auf dem Berge. Von Generation zu Generation haben sich in ihr Jahrhunderte hindurch die reinen Lehren des Himmels entfaltet. Mag die Gemeinde auch schwach und fehlerhaft erscheinen, dennoch schenkt Gott gerade ihr in besonderer Weise seine höchste Aufmerksamkeit. Sie ist der Schauplatz seiner Gnade, und es bereitet ihm Freude, in ihr seine Herzen umwandelnde Kraft zu offenbaren. WA.11.2 Teilen

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Jesus fragte: „Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?“ Markus 4,30. Die Reiche der Welt konnte er nicht als Beispiel nehmen, und auch in der menschlichen Gesellschaft fand er nichts Vergleichbares. Irdische Königreiche herrschen durch die Überlegenheit ihrer bewaffneten Macht; aber aus Christi Reich ist jede weltliche Waffe, jedes Mittel des Zwanges verbannt. Seine Herrschaft soll die Menschheit emporheben und veredeln. Gottes Gemeinde ist die Stätte heiligen Lebens, ausgestattet mit mannigfaltigen Gaben und ausgerüstet mit dem Heiligen Geist. Ihre Glieder sollen ihr Glück in dem Glück derer finden, denen sie helfen und Segen bringen. WA.12.1 Teilen

Wunderbar ist das Werk, das der Herr durch seine Gemeinde zu vollbringen beabsichtigt, damit sein Name verherrlicht werde. Bildhaft dargestellt wird dies durch Hesekiels Gesicht vom Strom des Heils: „Dies Wasser flieht hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer flieht, soll dessen Wasser gesund werden, und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. Und es soll sehr viele Fische dort geben, wenn dieses Wasser dorthin kommt; und alles soll gesund werden und leben, wohin dieser Strom kommt. Und es werden an ihm Fischer stehen. Von En-Gedi bis nach En-Eglajim wird man die Fischgarne aufspannen; denn es wird dort sehr viele Fische von aller Art geben wie im großen Meer. Aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern man soll daraus Salz gewinnen. Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Blume wachsen; und ihre Blätter werden nicht verwelken, und mit ihren Früchten hat es kein Ende. Sie werden alle Monate neue Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.“ Hesekiel 47,8-12. WA.12.2 Teilen

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Von Anfang an hat Gott durch sein Volk gewirkt, um die Welt zu segnen. Für das alte Ägypten machte Gott Joseph zu einer Lebensquelle. Durch Josephs Rechtschaffenheit wurde das Leben jenes ganzen Volkes bewahrt. Durch Daniel rettete Gott den Weisen Babylons das Leben. Und diese Befreiungen sind für uns ein Anschauungsunterricht, veranschaulichen sie doch, welche geistlichen Segnungen der Welt durch die Verbindung mit dem Gott, den Joseph und Daniel anbeteten, angeboten werden. Jeder in dessen Herz Christus wohnt, jeder, der des Herrn Liebe der Welt kundtun will, ist Gottes Mitarbeiter zum Segen der Menschheit. Wie er Gnade vom Heiland empfängt, um sie andern mitzuteilen, fließt von seinem ganzen Wesen eine Flut geistlichen Lebens. WA.13.1 Teilen

Gott erwählte die Israeliten, um den Menschen sein Wesen zu offenbaren und in der Welt Brunnen des Heils zu sein. Ihnen war die Botschaft des Himmels, die Offenbarung des Willens Gottes anvertraut. In der frühen Geschichte Israels hatten die Völker der Welt durch lasterhafte Gewohnheiten das Wissen um Gott verloren. Einst hatten sie ihn gekannt; aber sie „haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern haben ihre Gedanken dem Nichtigen zugewandt, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“. Römer 1,21. Doch in seiner Barmherzigkeit ließ sie Gott am Leben. Er wollte ihnen Gelegenheit geben, durch sein auserwähltes Volk wieder mit ihm bekannt zu werden. Durch die Lehren des Opferdienstes sollte Christus vor allen Völkern emporgehoben werden, und alle, die zu ihm aufblickten, sollten leben. Christus war die Grundlage der jüdischen Ordnung. Das gesamte System aus Vorbildern und Symbolen war eine geraffte Vorschau auf das Evangelium, eine Darstellung, mit der die Verheißung auf Erlösung verknüpft war. WA.13.2 Teilen

Aber die Israeliten verloren ihre hohe Berufung aus dem Auge, Gottes Repräsentanten zu sein. Sie vergaßen Gott und erfüllten ihren heiligen Auftrag nicht. Die Segnungen, die sie empfingen, brachten der Welt keinen Segen. Ihre Vorteile benutzten sie nur zur eigenen Verherrlichung. Sie schlossen sich von der Welt ab, um von ihr nicht versucht zu werden. Die Beschränkungen, die Gott ihnen hinsichtlich des Umgangs mit Götzendienern auferlegt hatte, um sie vor heidnischem Brauchtum zu bewahren, benutzten sie, um eine Trennungsmauer zwischen sich und allen anderen Völkern aufzurichten. Sie verweigerten Gott den Dienst, den er von ihnen forderte, und beraubten ihre Mitmenschen der geistlichen Wegweisung und eines heiligen Vorbildes. WA.13.3 Teilen

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Priester und Oberste waren festgelegt auf die Gleise einer äußerlichen Religiosität. Sie begnügten sich mit einer gesetzlichen Religion und vermochten es nicht, andern die lebendigen Wahrheiten des Himmels zu vermitteln. Ihre eigene Gerechtigkeit hielten sie für völlig ausreichend und trugen kein Verlangen danach, dass ein neuer Bestandteil in ihre Religion gebracht wurde. Gottes Wohlwollen den Menschen gegenüber faßten sie nicht als eine von ihnen unabhängige Gabe auf, sondern beanspruchten es als eigenes Verdienst aufgrund ihrer Werke. Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist und die Seele veredelt, war unvereinbar mit der religiösen Auffassung der Pharisäer, die aus kultischen Handlungen und menschlichen Vorschriften bestand. WA.14.1 Teilen

Gott sagte über Israel: „Ich ... hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?“ Jeremia 2,21. „Israel ist ein üppig rankender Weinstock, der seine Frucht trägt. Aber je mehr Früchte er hatte, desto mehr Altäre machten sie; wo das Land am besten war, da richteten sie die schönsten Steinmale auf.“ Hosea 10,1. „Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“ Jesaja 5,3-7. „Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt.“ Hesekiel 34,4. WA.14.2 Teilen

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Die jüdischen Führer hielten sich für zu weise, um der Belehrung, für zu gerecht, um der Erlösung und für zu erhaben, um der Ehre zu bedürfen, die Christus verleiht. Deshalb wandte sich der Heiland von ihnen ab und anvertraute anderen die Vorrechte, die sie verschmähten, und das Werk, das sie geringschätzten. Gottes Ehre muss offenbart und sein Wort ausgebreitet werden. Christi Reich muss auf dieser Erde gebaut und die Botschaft von der Erlösung überall in der Welt verkündigt werden. Zu diesem Werk, dem sich die jüdischen Führer versagt hatten, wurden nun die Jünger berufen. WA.15.1 Teilen

Kapitel 2: Die Ausbildung der Zwölf
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Zur Weiterführung seines Werkes bediente sich Christus weder der Gelehrsamkeit und Beredsamkeit des Hohen Rates der Juden noch der Macht Roms. Er überging die selbstgerechten jüdischen Lehrer und erwählte bescheidene, ungelehrte Männer für die Verkündigung der Wahrheiten, die die Welt bewegen sollten. Diese Männer wollte er zu Lehrern seiner Gemeinde ausbilden und erziehen. Sie wiederum sollten andere heranbilden und mit der Evangeliumsbotschaft aussenden. Damit ihr Werk erfolgreich sei, sollten sie mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet werden. Nicht durch menschliche Macht oder Weisheit sollte das Evangelium gepredigt werden, sondern durch die Kraft Gottes. WA.17.1 Teilen

Dreieinhalb Jahre lang wurden die Jünger von dem größten Lehrer unterwiesen, den die Welt je gekannt hat. Durch persönlichen Kontakt und Umgang bildete Christus sie für seinen Dienst aus. Tag für Tag gingen und sprachen sie mit ihm, hörten seine trostreichen Worte an die Mühseligen und Beladenen, sahen, wie sich seine göttliche Kraft an den Kranken und Niedergeschlagenen kundtat. Manchmal lehrte er sie, wenn er mit ihnen am Bergeshang saß; manchmal eröffnete er ihnen die Geheimnisse des Reiches Gottes, wenn sie am Ufer des Sees entlanggingen. Wo immer Herzen für die göttliche Botschaft aufgeschlossen waren, offenbarte er die Wahrheiten über den Weg des Heils. Er befahl seinen Jüngern nicht, dies oder jenes zu tun, sondern sagte: „Folget mir nach!“ Er nahm sie mit auf seine Reisen durch das Land und die Städte, damit sie erlebten, wie er das Volk lehrte. Von Ort zu Ort reisten sie mit ihm, teilten sein einfaches Mahl und waren wie er zuweilen hungrig und müde. Sie waren bei ihm im Gedränge auf den Straßen, am Ufer des Sees und in der Einsamkeit der Wüste. Sie erlebten ihn in jeder Lebenslage. WA.17.2 Teilen

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Die Berufung der Zwölf war der erste Schritt zur Gründung der Gemeinde, die nach Christi Weggang sein Werk auf Erden weiterführen sollte. Von dieser Berufung wird berichtet: „Er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm. Und er ordnete zwölf, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete, zu predigen.“ Markus 3,13.14. WA.18.1 Teilen

Welch ein ergreifendes Bild: Christus in himmlischer Majestät umgeben von den Zwölf, die er erwählt hat, ist dabei, sie in ihr Werk einzuweisen. Ausgerüstet mit seinem Wort und Geist, sollten diese schwachen Helfer allen Menschen das Angebot der Erlösung bringen. WA.18.2 Teilen

Als Zeugen Christi sollten die Jünger hinausgehen, um der Welt zu verkündigen, was sie bei ihrem Herrn gesehen und gehört hatten. Ihr Dienst war der wichtigste, zu dem Menschen jemals berufen wurden, allein überragt vom Werke Christi. Gemeinsam mit Gott sollten die Jünger zur Errettung von Menschen wirken. Wie die zwölf Patriarchen das alttestamentliche Israel verkörperten, so stehen die zwölf Apostel für die neutestamentliche Gemeinde. WA.18.4 Teilen

Während seines irdischen Lehramtes begann Christus die Trennwand zwischen Juden und Heiden niederzureißen und das Heil für alle Menschen zu predigen. Obwohl er Jude war, verkehrte er freimütig mit den Samaritern und setzte sich über die pharisäischen Gewohnheiten diesem geringgeschätzten Volk gegenüber hinweg. Er schlief unter ihrem Dach, aß an ihren Tischen und lehrte auf ihren Straßen. WA.18.5 Teilen

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Der Heiland wollte seinen Jüngern die Wahrheit darlegen, wie „die trennende Scheidewand“ (Epheser 2,14, Menge) zwischen Israel und den anderen Völkern niedergerissen werde, so dass auch „die Heiden Miterben sind ... und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus ... durch das Evangelium“. Epheser 3,6. Diese Wahrheit wurde zum Teil offenbart, als er den Glauben des Hauptmanns zu Kapernaum belohnte und auch als er den Einwohnern von Sichar das Evangelium predigte. Noch deutlicher zeigte sich dies bei seinem Besuch in Phönizien, als er die Tochter der kanaanaischen Frau heilte. Diese Erfahrungen halfen den Jüngern zu verstehen, dass unter den Menschen, die man der Erlösung für unwürdig erachtete, viele waren, die sich nach dem Licht der Wahrheit sehnten. WA.19.1 Teilen

Auf diese Weise suchte Christus die Jünger mit der Wahrheit vertraut zu machen, dass es im Reiche Gottes keine territorialen Grenzen, keine Gesellschaftsklassen und keine Oberschicht gibt und dass sie zu allen Völkern gehen und ihnen die Botschaft von der Liebe des Heilandes verkündigen sollten. Doch erst später begriffen sie in vollem Umfang, was es heißt, das Gott gemacht hat, „dass das ganze Menschengeschlecht von einem einzigen her auf der ganzen Oberfläche der Erde wohnt, und hat für sie bestimmte Zeiten ihres Bestehens und auch die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt; sie sollten Gott suchen, ob sie ihn wohl wahrnehmen und finden möchten, ihn, der ja nicht ferne von einem jeden unter uns ist“. Apostelgeschichte 17,26.27 (Menge). WA.19.2 Teilen

Diese zwölf Jünger waren von erstaunlicher Verschiedenartigkeit. Sie sollten die Lehrer der Welt werden und verkörperten die unterschiedlichsten Charaktere. Um das Werk, zu dem sie berufen waren, erfolgreich weiterführen zu können, mussten diese Männer, die sich in ihren natürlichen Veranlagungen und in ihren Lebensgewohnheiten so unterschieden, zu einem einheitlichen Fühlen, Denken und Handeln kommen. Diese Einheit wollte Jesus in ihnen schaffen, und deshalb suchte er sie zu dieser Einheit mit ihm zu führen. Die Last seiner Bemühungen um sie kommt in seinem Gebet zu seinem Vater zum Ausdruck: „Ich bete darum, dass sie alle eins seien. So wie du in mir bist und ich in dir, Vater, so sollen auch sie durch uns eins werden! Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast ... Ich wirke in ihnen, und du wirkst in mir: so werden sie zu einer vollkommenen Einheit. Dann erkennt die Welt, dass du mich gesandt hast und dass du sie ebenso liebst wie mich.“ Johannes 17,21.23 (GN). Beständig betete er darum, dass seine Jünger durch die Wahrheit geheiligt würden. Und er betete dies mit voller Zuversicht, wußte er doch, dass der Allmächtige dies schon vor Grundlegung der Welt verordnet hatte. Er wußte, das Evangelium vom Reich Gottes würde allen Völkern zu einem Zeugnis gepredigt werden, die Wahrheit, ausgerüstet mit der Kraft des Heiligen Geistes, würde im Kampf mit dem Bösen siegen, und das blutbefleckte Banner würde eines Tages siegreich über seinen Nachfolgern wehen. WA.19.3 Teilen

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Als Christi Dienst auf Erden sich dem Abschluß näherte und er sich vergegenwärtigte, dass er es bald seinen Jüngern würde überlassen müssen, das Werk ohne seine persönliche Leitung weiterzuführen, suchte er sie zu ermutigen und auf die Zukunft vorzubereiten. Er weckte keine falschen Hoffnungen in ihnen. Wie aus einem offenen Buch lesend sagte er ihnen, was kommen würde. Er wußte, dass er im Begriff war, sich von ihnen zu trennen und sie wie Schafe unter Wölfen zurückzulassen. Ferner wußte er, dass sie Verfolgung erleiden, aus den Synagogen ausgeschlossen und ins Gefängnis geworfen werden würden. Und er war sich bewußt, dass einige von ihnen den Tod erleiden würden, weil sie sich zu ihm als dem Messias bekannten. Einiges hierüber sagte er ihnen. Wenn er über ihre Zukunft sprach, tat er es klar und bestimmt, damit sie sich in der kommenden Prüfungszeit seiner Worte erinnerten und im Glauben an ihn als ihren Erlöser bestärkt würden. WA.20.1 Teilen

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Aber auch Worte der Hoffnung und Ermutigung richtete er an sie. „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, würde ich dann zu euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, — den Weg wisset ihr.“ Johannes 14,1-4. Mit anderen Worten: Um euretwillen bin ich in die Welt gekommen, für euch habe ich gearbeitet. Wenn ich fortgehe, werde ich dennoch mit allem Eifer für euch wirken. Ich kam in die Welt, um mich euch zu offenbaren, auf dass ihr glauben könnt. Ich gehe zu meinem und zu eurem Vater, um gemeinsam mit ihm für euch zu wirken. WA.21.1 Teilen

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater.“ Johannes 14,12. Damit meinte Christus nicht, dass die Jünger größere Anstrengungen machen würden als er, sondern dass ihr Werk sich weiter ausbreiten würde. Er bezog das nicht nur auf das Wirken von Wundern, sondern auf alles, was in der Kraft des Heiligen Geistes geschehen sollte. „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir. Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen.“ Johannes 15,26.27. WA.21.2 Teilen

Diese Worte haben sich wunderbar erfüllt. Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes waren die Jünger so von inniger Liebe für ihren Herrn und für alle jene ergriffen, für die er starb, dass durch ihre Worte und Gebete die Herzen berührt wurden. Sie sprachen in der Kraft des Heiligen Geistes, und unter dem Einfluß dieser Macht wurden Tausende bekehrt. WA.21.3 Teilen

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Als Christi Vertreter sollten die Apostel einen nachhaltigen Eindruck auf die Welt machen. Die Tatsache, dass sie Männer einfacher Herkunft waren, sollte ihren Einfluß nicht verringern, sondern sogar vergrößern; denn die Gedanken ihrer Zuhörer würden von ihnen weg hin auf den Heiland gelenkt werden, der unsichtbar noch immer mit ihnen wirkte. Die wunderbaren Lehren der Apostel, ihre Worte der Ermutigung und des Vertrauens sollten allen beweisen, dass sie nicht aus eigener Kraft, sondern in der Kraft Christi tätig waren. In Selbstbescheidenheit sollten sie erklären, dass Jesus, den die Juden gekreuzigt hatten, der Fürst des Lebens und Sohn des lebendigen Gottes sei und dass sie in seinem Namen Taten wie er vollbrachten. WA.22.1 Teilen

In seinem Abschiedsgespräch mit den Jüngern in der Nacht vor seiner Kreuzigung erwähnte der Heiland mit keinem Wort weder seine erduldeten noch bevorstehenden Leiden. Er sprach nicht von der Schmach, die ihn erwartete, sondern wollte ihre Gedanken auf das lenken, was ihren Glauben stärken konnte. Deshalb richtete er ihren Blick auf das Glück, das den Überwinder erwartet. Er freute sich in dem Bewußtsein, dass er für seine Nachfolger mehr tun konnte und tun würde, als er ihnen versprochen hatte, dass von ihm Liebe und Anteilnahme fließen, die den Tempel der Seele reinigen und Menschen ihm wesensähnlich machen würden. Ja, seine Wahrheit würde — ausgerüstet mit der Kraft des Heiligen Geistes — von Sieg zu Sieg schreiten. WA.22.2 Teilen

„Solches habe ich mit euch geredet, dass ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Johannes 16,33. Christus wurde weder schwach noch mutlos. Einen ebenso ausdauernden Glauben sollten auch seine Jünger zeigen. Sie sollten so arbeiten, wie er gearbeitet hat, und sich auf seine Kraft verlassen. Und falls ihnen unüberwindbar scheinende Schwierigkeiten den Weg versperrten, sollten sie durch seine Gnade dennoch vorangehen, nicht verzweifeln und alles hoffen. WA.22.3 Teilen

23

Christus hatte das ihm übertragene Werk vollendet. Er hatte diejenigen ausgewählt, die es unter den Menschen fortsetzen sollten. Nun sagte er: „Alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht. Und ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien gleichwie wir ... Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und liebst sie, gleichwie du mich liebst.“ Johannes 17,10.11.20-23. WA.23.1 Teilen

Kapitel 3: Der große Auftrag
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Nach Christi Tod hatte Mutlosigkeit die Jünger beinahe überwältigt. Ihr Meister war verworfen, verurteilt und gekreuzigt worden. Die Priester und Obersten hatten gespottet: „Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben.“ Matthäus 27,42. Alle Hoffnung der Jünger war erloschen. Nacht senkte sich auf ihre Herzen. Oft wiederholten sie die Worte: „Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen würde. Und über das alles ist heute der dritte Tag; dass solches geschehen ist.“ Lukas 24,21. Einsam und traurigen Herzens gedachten sie seiner Worte: „So man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden?“ Lukas 23,31. WA.25.1 Teilen

Mehrmals hatte Jesus versucht, seinen Jüngern die Zukunft zu eröffnen, aber sie waren zu gleichgültig gewesen, um über seine Worte nachzudenken. Deshalb war sein Tod für sie überraschend gekommen. Wenn sie später auf das Gewesene zurückblickten und die Folgen ihres Unglaubens erkannten, empfanden sie Kummer darüber. Nach Christi Kreuzigung glaubten sie nicht, dass er auferstehen werde. Wohl hatte er ihnen deutlich erklärt, dass er am dritten Tage auferstehen werde, aber vor lauter Verwirrung begriffen sie nicht, was er meinte. Dieses mangelnde Verständnis brachte sie in der Stunde seines Todes in äußerste Hoffnungslosigkeit. Sie waren bitter enttäuscht. Ihr Glaube durchdrang nicht den Schatten, den Satan über ihren Gesichtskreis ausgebreitet hatte. Alles erschien ihnen unklar und geheimnisvoll. Wieviel Kummer wäre ihnen erspart geblieben, hätten sie den Worten des Heilandes geglaubt! WA.25.2 Teilen

26

Niedergedrückt von Verzweiflung, Schmerz und Hoffnungslosigkeit kamen die Jünger in einem Obergemach zusammen. Aus Furcht, dass das Schicksal ihres geliebten Lehrers auch sie treffen könnte, schlossen und verriegelten sie die Türen. Genau dort erschien ihnen der Heiland nach seiner Auferstehung. WA.26.1 Teilen

Vierzig Tage lang weilte Christus noch auf der Erde, um die Jünger auf ihr künftiges Werk vorzubereiten und ihnen das zu erklären, was sie bislang nicht hatten begreifen können. Er sprach über die Prophezeiungen, die sein Kommen, seine Verwerfung durch die Juden und seinen Tod betrafen, und zeigte, dass sich diese Voraussagen bis in alle Einzelheiten erfüllt hatten. Die Erfüllung der Prophezeiung, so sagte er ihnen, sollten sie als eine Bestätigung jener Kraft erkennen, die ihr künftiges Wirken begleiten würde. „Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: Also it’s geschrieben, dass Christus musste leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt werden muss in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Hebt an zu Jerusalem und seid des alles Zeugen.“ Lukas 24,45-48. WA.26.2 Teilen

In diesen Tagen, die Christus mit seinen Jüngern verbrachte, machten sie eine neue Erfahrung. Als sie hörten, wie ihr geliebter Meister die Schrift im Lichte des Geschehenen erklärte, festigte sich ihr Glaube an ihn. Nunmehr konnten sie sagen: „Ich schäme mich dessen nicht; denn ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiß, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.“ 2.Timotheus 1,12. Ihnen wurde bewußt, welcher Art das Wesen und die Größe ihrer Aufgabe sei, und sie erkannten, dass sie die ihnen anvertrauten Wahrheiten der Welt verkündigen sollten. Die Begebenheiten im Leben Christi, seinen Tod und seine Auferstehung, die prophetischen Hinweise auf diese Ereignisse, die Geheimnisse des Erlösungsplanes, die sündenvergebende Macht Jesu — all dieses hatten sie als Zeugen miterlebt und konnten es nun der Welt bekanntmachen. Durch Umkehr und durch die Kraft des Heilandes sollten sie das Evangelium des Friedens und des Heils verkündigen. WA.26.3 Teilen

27

Vor seiner Himmelfahrt erteilte Christus den Jüngern ihren Auftrag. Er beauftragte sie, Vollstrecker seines Testamentes zu sein, in dem er der Welt die Schätze des ewigen Lebens vermachte. So etwa sagte er zu ihnen: Ihr seid Zeugen meines Lebens als Opfer für die Welt. Ihr habt mein Bemühen um Israel gesehen. Obwohl mein Volk nicht zu mir kommen wollte, um das Leben zu haben, obwohl die Priester und Obersten nach ihrem Gutdünken mit mir verfuhren, obwohl sie mich verworfen haben, soll ihnen doch noch eine weitere Gelegenheit geboten werden, den Sohn Gottes anzunehmen. Ihr habt miterlebt, dass ich alle, die zu mir kommen und ihre Sünden bekennen, gern annehme. Wer zu mir kommt, den werde ich in keiner Weise hinausstoßen. Euch, meinen Jüngern, anvertraue ich diese Gnadenbotschaft. Sie soll den Juden wie auch den Heiden gebracht werden — Israel zuerst und dann allen Völkern, Sprachen und Menschen. Alle, die glauben, sollen zu einer Gemeinde zusammengeschlossen werden. WA.27.1 Teilen

Der Auftrag zur Evangeliumsverkündigung ist zugleich die bedeutungsvolle Missionsurkunde des Reiches Christi. Mit allem Ernst sollten die Jünger für alle Menschen zu wirken suchen, indem sie die Einladung der Gnade an sie ergehen lassen. Sie sollten nicht darauf warten, dass die Leute zu ihnen kamen, sondern sollten mit der Botschaft zu ihnen gehen. WA.27.2 Teilen

Die Jünger sollten ihr Werk im Namen Jesu fortführen. Mit jedem Wort und jeder Tat sollten sie die Aufmerksamkeit auf seinen Namen lenken, weil er die lebendige Kraft besitzt, die Sünder zu erretten vermag. Ihr Glaube sollte auf ihn, die Quelle der Gnade und Kraft, gegründet sein. In seinem Namen sollten sie ihre Bitten dem Vater unterbreiten, und sie würden erhört werden. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sollten sie taufen. Christi Name sollte ihr Losungswort, das Merkmal ihrer Eigenart, das sie einigende Band und die Quelle ihres Erfolges sein. Nichts sollte in Gottes Reich anerkannt werden, das nicht Christi Namen und Aufschrift trägt. WA.27.3 Teilen

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Als Christus seinen Jüngern gebot, in seinem Namen hinauszugehen und alle, die an ihn glauben, zur Gemeinde zu bringen, erläuterte er ihnen die Notwendigkeit, schlicht und einfach zu bleiben. Je weniger Wert sie auf Gepränge und bloßen Schein legten, desto größer würde ihr Einfluß zum Guten sein. Sie sollten genauso einfach sprechen wie Christus und ihren Hörern einprägen, was er sie gelehrt hatte. WA.28.1 Teilen

Christus sagte seinen Jüngern nicht, dass ihr Werk leicht sein werde, sondern zeigte ihnen, welch ungeheures Aufgebot an Bösem sich ihnen entgegenstellen würde. Sie müßten kämpfen „mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“. Epheser 6,12. Doch sie sollten nicht auf sich allein gestellt kämpfen. Er versicherte ihnen, dass er bei ihnen sein werde und dass der Schild des Allmächtigen sie decken würde, wenn sie im Glauben vorangingen. Er gebot ihnen, tapfer und standhaft zu sein, denn ein Stärkerer als die Engel — der Führer der himmlischen Heerscharen — würde bei ihnen sein. Er traf genaue Vorsorge für die Durchführung ihres Werkes und übernahm selbst die Verantwortung für den Erfolg. Solange sie seinem Wort gehorchten und gemeinsam mit ihm wirkten, konnten sie nicht scheitern. Er befahl ihnen: Geht zu allen Völkern, geht in die entlegensten Gebiete der bewohnten Welt! Seid gewiß, dass ich auch dort bei euch sein werde. Wirkt im Glauben und Vertrauen; nie und Nimmer werde ich euch verlassen. Allezeit werde ich bei euch sein, euch helfen bei der Erfüllung eurer Aufgaben, euch leiten, trösten, heiligen, unterstützen und befähigen, die Worte zu reden, die die Aufmerksamkeit der Menschen auf das Reich Gottes lenken. WA.28.2 Teilen

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Christi Opfer für die Menschen war vollkommen und vollständig und erfüllte die Voraussetzung für die Versöhnung. Vollendet war das Werk, um dessentwillen er in die Welt gekommen war. Er hatte das Reich eingenommen, hatte es Satan entrissen und war der Erbe aller Dinge geworden. Jetzt war er auf dem Weg zum Thron Gottes, um von den himmlischen Scharen geehrt zu werden. In unumschränkter Vollmacht erteilte er nun seinen Jüngern den Auftrag: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,19.20. WA.29.1 Teilen

Ehe Jesus seine Jünger verließ, verdeutlichte er ihnen noch einmal das Wesen seines Reiches. Er erinnerte sie an das, was er schon früher diesbezüglich gesagt hatte, und erklärte, dass es nicht seine Absicht sei, ein zeitliches Königreich in dieser Welt aufzurichten. Er sei nicht dazu bestellt, als irdischer König auf Davids Thron zu regieren. Auf die Frage der Jünger: „Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ antwortete er: „Es gebührt euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater in seiner Macht bestimmt hat.“ Apostelgeschichte 1,6.7. Es war unnötig für sie, weiter in die Zukunft zu blicken, als er es ihnen durch seine Offenbarungen möglich gemacht hatte. Ihre Aufgabe bestand darin, das Evangelium zu verkündigen. WA.29.2 Teilen

Christi sichtbare Gegenwart sollte den Jüngern nun genommen werden, dafür aber sollte sich ihnen eine neue Kraftquelle erschließen. Der Heilige Geist sollte ihnen in ganzer Fülle gegeben werden, um sie in ihrem Werk zu bekräftigen. Der Heiland sagte: „Siehe, ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis dass ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“ Lukas 24,49. WA.29.3 Teilen

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„Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen ... Ihr werdet aber die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Apostelgeschichte 1,5.8. WA.30.1 Teilen

Der Heiland wußte, dass keine Beweisführung, wie vernunftbegründet sie auch sei, harte Herzen erweichen oder den Panzer des Weltsinns und der Selbstsucht sprengen kann. Er wußte, dass seine Jünger der himmlischen Zurüstung benötigten und dass das Evangelium nur wirkungsvoll sein könnte, wenn es verkündigt werden würde von Herzen, die warm, und von Lippen, die beredt geworden sind durch ein lebendiges Wissen um den, der Weg, Wahrheit und Leben ist. Das den Jüngern anvertraute Werk werde ihnen große Leistungen abverlangen, weil die Flut des Bösen stark und mächtig gegen sie anlaufen werde. Da die Mächte der Finsternis von einem wachsamen und entschlossenen Herrscher angeführt werden, können Jesu Nachfolger nur mit der Hilfe Gottes, die sein Geist ihnen vermitteln sollte, für das Recht kämpfen. WA.30.2 Teilen

Christus gebot seinen Jüngern, ihre Arbeit in Jerusalem zu beginnen. Diese Stadt war der Schauplatz seines wunderbaren Opfers für die Menschheit gewesen. Dort hatte er, gekleidet in das Gewand der menschlichen Natur, unter Menschen gewandelt und mit ihnen gesprochen. Aber nur wenige hatten erkannt, wie nahe der Himmel der Erde gekommen war. Dort war er verurteilt und gekreuzigt worden. In Jerusalem gab es viele, die insgeheim Jesus von Nazareth für den Messias hielten, und viele andere, die von den Priestern und Obersten irregeleitet worden waren. Ihnen musste das Evangelium verkündigt werden. Sie sollten zur Umkehr gerufen werden. Die beglückende Wahrheit, dass Sündenvergebung allein durch Christus erlangt werden könne, musste ihnen deutlich dargelegt werden. Und da Jerusalem noch von den sensationellen Ereignissen der letzten Wochen erregt war, musste die Predigt der Jünger einen tiefen Eindruck hinterlassen. WA.30.3 Teilen

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Während seines Lehramtes hatte Jesus seinen Jüngern immer wieder eingeprägt, dass sie mit ihm in dem Bemühen eins sein müßten, die Welt aus der Knechtschaft der Sünde zu befreien. Als er die Zwölf und später die Siebzig aussandte, das Reich Gottes zu verkündigen, wies er sie auf ihre Pflicht hin, andern mitzuteilen, was er sie gelehrt hatte. In all seinem Wirken bildete er sie für die persönliche Arbeit aus, die sich mit zunehmender Jüngerschar ausdehnen und schließlich die fernsten Gebiete der Erde erreichen sollte. In der letzten Unterweisung ermahnte er seine Nachfolger, die ihnen für die Welt anvertraute frohe Botschaft des Heils treu zu verwalten. WA.31.1 Teilen

Als die Zeit gekommen war, dass Christus zu seinem Vater auffahren sollte, führte er die Jünger hinaus nach Bethanien. Dort hielt er an, und sie scharten sich um ihn. Während er segnend seine Hände ausbreitete, als wolle er sie seiner bewahrenden Fürsorge versichern, stieg er langsam aus ihrer Mitte auf „Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“ Lukas 24,51. WA.31.2 Teilen

Die Jünger blickten empor, um ihren auffahrenden Herrn bis zum letzten Augenblick zu sehen, der in die jubelnde Schar der himmlischen Engel aufgenommen wurde. Sie geleiteten ihn gen Himmel und sangen dabei triumphierend: „Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott, lobsinget dem Herrn! Er fährt einher durch die Himmel, die von Anbeginn sind. Siehe, er läßt seine Stimme erschallen, eine gewaltige Stimme. Gebt Gott die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel und seine Macht in den Wolken.“ Psalm 68,33-35. WA.31.3 Teilen

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Noch immer schauten die Jünger nachdenklich zum Himmel, „siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird so kommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“ Apostelgeschichte 1,10.11. WA.32.1 Teilen

Die Verheißung des zweiten Kommens Christi sollte seinen Jüngern stets frisch im Gedächtnis bleiben. Dieser Jesus, den sie zum Himmel hatten auffahren sehen, würde wiederkommen, um alle zu sich zu nehmen, die auf Erden zu seinem Dienst bereit waren. Dieselbe Stimme, die gesagt hatte: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende“, würde sie auch bei sich im Himmelreich willkommen heißen. WA.32.2 Teilen

So wie Israels Hoherpriester in seinem irdisch-sinnbildhaften Dienst das hohepriesterliche Gewand ablegte und im weißen Leinenrock eines einfachen Priesters amtierte, so hatte Christus sein Königsgewand abgelegt, Menschengestalt angenommen und das Opfer dargebracht, wobei er Priester und Opfer zugleich war. Und wie der Hohepriester nach seinem Dienst im Allerheiligsten im hohenpriesterlichen Kleid zur wartenden Gemeinde heraustrat, so wird auch Christus wiederkommen in Gewändern von reinstem Weiß, „wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann“. Markus 9,3. In seiner und des Vaters Herrlichkeit wird er erscheinen, und das ganze Engelheer wird ihn auf seinem Weg begleiten. WA.32.3 Teilen

Christi Verheißung an seine Jünger: „Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14,3), wird erfüllt werden. Alle, die ihn geliebt und auf ihn gewartet haben, wird er mit Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit krönen. Die gerechten Toten werden aus ihren Gräbern „auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und übrigbleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft, und werden so bei dem Herrn sein allezeit“. 1.Thessalonicher 4,16.17. Mit einer Stimme, die angenehmer klingt als irgendwelche Musik, die sterbliche Ohren je vernommen haben, wird Jesus sagen: Euer Kampf ist beendet. „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ Matthäus 25,34. WA.32.4 Teilen

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Da freuten sich die Jünger in dieser Gewißheit auf die Wiederkunft ihres Herrn. WA.33.1 Teilen

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