Keine Aufgabe, die sich Menschen vorgenommen haben, erfordert mehr Sorgfalt und Geschick, als die rechte Gewöhnung und Erziehung der Jugend und der Kinder. Keine Einflüsse sind stärker als jene, die uns in den ersten Lebensjahren umgeben. Die Natur des Menschen ist dreifältig. Das „Gewöhnen“, das Salomo meint, spricht von rechter Entfaltung körperlicher, geistiger und sittlicher Kräfte. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen Eltern und Lehrer selbst den Weg kennen, den die Kinder gehen sollen. Das ist mehr als bloßes Bücherwissen oder Schulkenntnisse. Es meint, dass man Mäßigkeit, brüderliche Liebe und Frömmigkeit auslebt und die Pflichten sich selbst, dem Nächsten und Gott gegenüber erfüllt. Das „Training“ der Kinder verläuft nach anderen Grundsätzen als die Dressur unvernünftiger Tiere. Das Tier muss lediglich daran gewöhnt werden, seinem Herrn zu gehorchen, das Kind aber muss lernen, sich selbst in der Gewalt zu haben. Der Wille muss geübt werden, damit er der Vernunft und dem Gewissen gehorcht. Man kann Kinder wie Tiere dressieren, so dass sie keinen eigenen Willen mehr haben und ihre Persönlichkeit in der des Lehrers aufgeht. Solch eine Erziehung ist unklug und wirkt sich unheilvoll aus. Kinder, die so erzogen wurden, haben keine Festigkeit und eigene Entscheidungskraft. Sie haben nicht gelernt, nach Grundsätzen zu handeln, ihre Urteilsfähigkeit ist nicht durch Übung erstarkt. Soweit wie möglich sollte jedes Kind zur Selbstverantwortung angeleitet werden. Indem es in Übungssituationen die verschiedenen Fähigkeiten anwendet, merkt es, auf welchem Gebiet es stark ist und wo es Schwächen hat. Ein kluger Lehrer wird sich besonders bemühen, die schwachen Anlagen zu trainieren, damit das Kind einen ausgewogenen, harmonischen Charakter entwickelt. — Fundamentals of Christian Education 57. WFK.27.1 Teilen

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