Portrait von Ellen White
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Kapitel 8: Liebe zu den Irrenden
Kapitel 8: Liebe zu den Irrenden
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Es wurde mir gezeigt, dass Schwester J und Geschwister K, während sie Fehler bei andern sahen, sich nicht bemühten, diese Verkehrtheiten zu korrigieren und denen zu helfen, denen sie helfen sollten. Sie haben sie zu viel allein gelassen und sich von ihnen ferngehalten und empfunden, es nütze nichts, etwas für sie zu tun. Dies ist verkehrt. Sie irren, indem sie so handeln. Christus hat gesagt: „Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen, und nicht die Gerechten.“ Matthäus 9,13. Der Herr möchte, dass wir jenen helfen, die am meisten der Hilfe bedürfen. Während ihr die Irrtümer und Verkehrtheiten bei andern gesehen habt, habt ihr euch zu sehr abgesondert und euch selbstsüchtig der Wahrheit erfreut. Gott schätzt es nicht, wenn wir uns mit der Wahrheit zufrieden geben und kein Opfer bringen, um solche zu unterstützen und zu stärken, die Kraft benötigen. Wir sind nicht alle gleich, und viele haben keine rechte Erziehung genossen. Sie war fehlerhaft. Einigen wurde ein hitziges Temperament vererbt, und ihre Erziehung in der Kindheit war nicht solcherart, sie Selbstbeherrschung zu lehren. Mit diesem hitzigen Wesen sind oft Neid und Eifersucht verbunden. Anderen haften andere Fehler an. Einige sind in ihrem Geschäft unehrlich und übervorteilen im Handel. Andere wieder handeln in ihren Familien mit Willkür und lieben zu herrschen. Ihr Leben ist weit davon entfernt, korrekt zu sein. Ihre Erziehung war verkehrt. Ihnen wurde nicht gesagt, dass es Sünde ist, diesen bösen Neigungen zu folgen. Deshalb erscheint ihnen die Sünde nicht so überaus sündhaft. Andere, die besser erzogen wurden, haben einen weniger unangenehmen Charakter entwickelt. Das christliche Leben wird durch frühere Erziehung sehr zum Guten oder Bösen beeinflusst. Z2.78.1 Teilen

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Jesus, unser Fürsprecher, ist mit allen Umständen, die uns umgeben, bekannt und behandelt uns nach dem Licht, das uns schien, und den Verhältnissen, in denen wir leben. Einige haben eine viel glücklichere Gemütsverfassung als andere. Während einige fortwährend beunruhigt, angefochten und wegen ihrer unglücklichen Charakterzüge in Not sind, und mit inneren Feinden und der Verderbtheit ihrer Natur zu kämpfen haben, haben andere nicht halb so viel Kämpfe. Sie haben im Gegensatz zu ihren Brüdern und Schwestern, die nicht so günstig veranlagt sind, kaum mit Schwierigkeiten zu kämpfen. In vielen Fällen müssen sie nicht halb so hart ringen, um zu überwinden und das Leben eines Christen zu führen wie einige der Unglücklichen, die ich erwähnt habe. Die Letzteren erscheinen die meiste Zeit unvorteilhaft, während die Ersteren ein viel besseres Bild abgeben, einfach deshalb, weil es ihrer Natur entspricht. Es ist für sie viel einfacher, zu wachen und ihren Körper zu beherrschen; und doch vergleichen sie ihr Leben mit dem Leben anderer, die unglücklich veranlagt sind und falsch erzogen wurden, und schmeicheln sich, weit besser zu sein als diese. Sie sprechen über die Mängel, die Irrtümer und Verkehrtheiten der Unglücklichen, fühlen aber keinerlei Verantwortung in dieser Sache, als bei den Verkehrtheiten zu verweilen, und diejenigen, die sie begehen, zu meiden. Z2.79.1 Teilen

Die herausragende Stellung, die ihr als Familie in der Gemeinde einnehmt, macht es sehr notwendig für euch, Lastenträger zu sein. Es ist nicht so, dass ihr die Lasten derer auf euch nehmen sollt, die sie selbst tragen und andern noch behilflich sein könnten. Ihr sollt denen helfen, die am meisten der Hilfe bedürfen, die ungünstiger gestellt, die irren und fehlerhaft sind, die euch vielleicht sogar Unrecht zugefügt und eure Geduld aufs Äußerste beansprucht haben. Gerade mit solchen hat Jesus Mitleid, weil Satan größere Macht über sie hat. Ständig zieht er Vorteil aus ihren Schwächen und schießt seine Pfeile auf sie ab, um sie dort zu verwunden, wo sie am wenigsten geschützt sind. Jesus übt seine Macht und Barmherzigkeit gerade für solche bemitleidenswerte Fälle aus. Als er die Frage stellte, wer ihn wohl am meisten lieben würde, antwortete Simon: „Dem er am meisten vergeben hat.“ So ist es. Jesus zog sich nicht von den Schwachen, Unglücklichen und Hilflosen zurück, sondern half ihnen. Er beschränkte seine Besuche und Arbeiten nicht auf eine Menschenklasse, die intelligenter und fehlerloser war, unter Vernachlässigung der Unglücklichen. Er fragte nicht, ob ihm der Umgang mit den Ärmsten und Bedürftigsten angenehm war. Gerade ihre Gesellschaft suchte er — die verlorenen Schafe vom Hause Israel. Z2.79.2 Teilen

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Dieses Werk habt ihr vernachlässigt. Ihr habt unangenehme Pflichten versäumt, habt die Irrenden nicht besucht, ihnen Interesse und Liebe entgegengebracht und euch mit ihnen bekannt gemacht. Ihr habt nicht den Geist christlicher Vergebensbereitschaft offenbart. Ihr habt genau den Kurs angegeben, dem alle entsprechen müssen, ehe ihr ihnen Wohltätigkeit erweisen wollt. Es wird nicht von euch gefordert, Sünde zuzudecken, sondern mitfühlende Liebe den Irrenden zu erweisen, wie Christus sie euch erwiesen hat. Z2.80.1 Teilen

Ihr befindet euch zur Entwicklung guter christlicher Charaktere in äußerst günstigen Verhältnissen. Ihr leidet keinen drückenden Mangel. Eure Seele wird nicht verbittert und geplagt durch das Verhalten ungehorsamer, rebellischer Kinder. In eurer Familie erhebt sich keine Stimme des Widerspruchs. Ihr besitzt alles, was das Herz wünscht. Doch trotz eurer günstigen Umgebung habt ihr Fehler und Sünden und viel zu überwinden, um von geistlichem Stolz, Selbstsucht, einem hastigen Wesen, Eifersucht und übler Nachrede frei zu sein. Z2.80.2 Teilen

Bruder K hat nicht die Sünde des Afterredens zu bereuen, wie viele andere, aber es mangelt ihm an Bereitschaft, Hilfsbedürftigen beizustehen. Er ist egoistisch. Er liebt sein Heim, liebt ein ruhiges, bequemes Leben, Freiheit von Sorgen, Verlegenheiten und Prüfungen. Er lebt sich selbst zum Gefallen. Er nimmt nicht die Lasten auf, die ihm vom Himmel bestimmt sind. Er vermeidet unangenehme Pflichten und gibt sich der Ruhe hin. Mit Geld ist er freizügig gewesen. Wenn es aber notwendig ist, sich selbst zu verleugnen, um Gutes zu tun, wenn wirkliches Opferbringen gefragt ist — dann mangelt es ihm diesbezüglich an Erfahrung, und die muss er noch erlangen. Z2.80.3 Teilen

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Er fürchtet, dass man ihn tadeln werde, wenn er es wagt, den Irrenden zu helfen. „Wir aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen und nicht Gefallen an uns selber haben. Es stelle sich ein jeglicher unter uns also, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten, zur Besserung. Denn auch Christus hatte nicht an sich selber Gefallen, sondern wie geschrieben steht: ‚Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.‘“ Römer 15,1-3. Alle, die Teilhaber dieser großen Seligkeit sind, haben etwas für diejenigen zu tun, die am Rockzipfel Zions hängen. Sie sollten ihren Griff nicht lösen und sie fortjagen, ohne sich zu bemühen, ihnen beim Überwinden zu helfen und sie auf das Gericht vorzubereiten. Nein, wirklich nicht! Während sie die Herde „blökend“ umkreisen, sollten sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften ermutigt und gestärkt werden. Ihr als Familie habt zu strenge Regeln und zu starre Ansichten, die nicht auf alle Fälle anzuwenden sind. Es mangelt euch an Liebe, Freundlichkeit, Zartgefühl und Mitleid für jene, die sich nicht so schnell voranbewegen, wie sie sollten. Dieser Geist hat sich so stark entwickelt, dass ihr geistlich dahinwelkt, anstatt im Herrn zu gedeihen. Euer Interesse, eure Anstrengungen und Sorgen gelten eurer Familie und euren Verwandten. Aber ihr habt euch nicht bemüht, andere in eurer Umgebung zu erreichen. Ihr zögert, euren Einfluss außerhalb eines besonderen Zirkels auszudehnen. Ihr vergöttert das Eure und verschließt euch vor andern. Möge der Herr mich und die Meinen retten, das ist eure Sorge. Dieser Geist muss begraben werden, ehe ihr im Herrn gedeihen und geistliche Fortschritte machen könnt. Eher kann die Gemeinde nicht wachsen und sich neuer Seelen erfreuen, die hinzugefügt und gerettet werden. Z2.81.1 Teilen

Eure Arbeit ist zu beschränkt, ihr müsst das Gebiet erweitern. Eure Verwandten sind in Gottes Augen nicht wertvoller als andere arme Seelen, die der Erlösung bedürfen. Wir müssen das eigene Ich und Selbstsucht überwinden und in unserem Leben den Geist der Selbstaufopferung und selbstloser Wohltätigkeit offenbaren, den Christus hegte, als er auf Erden war. Alle sollten sich für ihre Verwandten interessieren, sich aber nicht erlauben, sich nur um sie zu kümmern, als wären sie die Einzigen, die Jesus retten will. Z2.81.2 Teilen

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