Portrait von Ellen White
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Kapitel 13: Der Zweck persönlicher Zeugnisse
Kapitel 13: Der Zweck persönlicher Zeugnisse
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Liebe Geschwister, der Herr hat sich mir wiederum offenbart. Am 12. Juni 1868, als ich zu den Geschwistern im Gotteshaus in Battle Creek, Michigan, sprach, kam der Geist Gottes über mich, und sofort befand ich mich in einem Gesicht. Es war eine inhaltsreiche Schau. Ich hatte mit dem Schreiben des fünften Bandes von Spiritual Gifts begonnen. Da ich aber Zeugnisse von praktischem Nutzen besaß, die ihr sofort bekommen solltet, ließ ich die Arbeit liegen, um diese Broschüre vorzubereiten. Z2.115.1 Teilen

In diesem letzten Gesicht wurde mir etwas vorgeführt, was meine Handlungsweise, private Zeugnisse zu veröffentlichen, völlig rechtfertigt. Wenn der Herr einige persönliche Fälle auswählt und ihre Verkehrtheiten herausstellt, dann nehmen es andere, die mir nicht im Gesicht vorgeführt wurden, oftmals als bewiesen an, dass sie recht stehen oder nahezu recht ständen. Wenn irgendjemand für eine spezielle Sünde gerügt wird, sollten Brüder und Schwestern sich sorgfältig prüfen, worin sie zu kurz kommen und ob sie sich nicht der gleichen Sünde schuldig gemacht haben. Sie sollten den Geist demütigen Bekenntnisses pflegen. Wenn andere von ihnen denken, sie stünden recht, so muss dies noch lange nicht der Fall sein. Gott schaut aufs Herz. Er prüft und erprobt Seelen auf diese Weise. Indem er die Sünden des einen tadelt, beabsichtigt er viele zu korrigieren. Wenn sie aber versäumen, sich selbst zu prüfen und sich schmeicheln, dass Gott ihre Fehler übersehen werde, weil er sie nicht besonders namentlich erwähnt hat, dann betrügen sie sich selbst. Sie werden in Finsternis gehüllt und ihren eigenen Wegen und den Einbildungen ihres eigenen Herzens überlassen bleiben. Z2.115.2 Teilen

Viele handeln falsch gegen ihre eigene Seele und sind hinsichtlich ihrer wahren Stellung vor Gott betrogen. Er wendet Mittel und Wege an, die am besten seinem Zweck dienen, um zu offenbaren, was in den Herzen seiner bekenntlichen Nachfolger verborgen ist. Er stellt die Verkehrtheiten einiger heraus, damit andere gewarnt werden, sich fürchten und diese Sünden meiden. Indem sie sich selbst prüfen, können sie herausfinden, dass sie der gleichen Dinge schuldig sind, die Gott in andern verurteilt. Wenn sie wirklich Gott dienen wollen und sich fürchten, ihn zu beleidigen, werden sie nicht darauf warten, dass ihre Sünden ihnen vorgeführt werden, sondern werden dieselben bekennen und in demütiger Reue zum Herrn zurückkehren. Sie werden die Dinge aufgeben, die Gottes Missfallen erregt haben, nach dem Licht, das anderen gegeben wurde. Wenn im Gegensatz dazu diejenigen, die nicht recht stehen, sehen, dass sie der gleichen Sünden schuldig sind, die bei andern gerügt wurden, weiter ihren ungeheiligten Wandel beibehalten, weil sie nicht besonders benannt werden, dann gefährden sie ihre eigene Seele und werden von Satan nach seinem Willen gefangengeführt werden. Z2.115.3 Teilen

Kapitel 14: Umzug nach Battle Creek
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Im Gesicht, das mir am 12. Juni 1868 gegeben wurde, sah ich, dass ein großes Werk, Seelen zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen, vollbracht werden könnte, wenn ernsthafte Anstrengungen gemacht würden. In jeder Stadt und jedem Ort gibt es Personen, die sich der Wahrheit zuwenden würden, wenn man sie ihnen vernünftig vorführte. Es werden Missionare unter uns benötigt, opferbereite Missionare, die, unserem großen Vorbild gleich, nicht sich selbst zum Gefallen leben, sondern anderen Gutes erweisen wollen. Z2.116.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass unter uns als Volk ein großer Mangel herrscht. Unsere Werke stimmen nicht mit unserem Glauben überein. Unser Glaube bezeugt, dass wir in der Zeit der Verkündigung der feierlichsten und wichtigsten Botschaft leben, die je Sterblichen übertragen wurde. Doch im vollen Bewusstsein dieser Tatsache entsprechen unsere Bemühungen, unser Eifer und unser Geist der Selbstaufopferung nicht dem Charakter des Werkes. Wir sollten von den Toten erwachen, so wird uns Christus mit Leben erfüllen. Z2.116.2 Teilen

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Viele unserer Geschwister wollen in Battle Creek leben. Aus allen Richtungen strömen Familien herzu, um sich hier niederzulassen, und viele andere planen das Gleiche. Einige, die nach Battle Creek gezogen sind, bekleideten Ämter in den kleinen Gemeinden, aus denen sie gekommen sind, und ihre Hilfe und Kraft wurde dort sehr benötigt. Wenn diese nach Battle Creek kommen und dort die vielen Sabbathalter sehen, haben sie oft das Gefühl, dass ihr Zeugnis hier nicht benötigt wird, und ihre Talente werden begraben. Z2.117.1 Teilen

Einige kommen nach Battle Creek wegen der religiösen Vorteile, die sie hier vorfinden. Dann wundern sie sich darüber, dass einige Monate nach ihrem Umzug ihre geistliche Gesinnung im Abnehmen begriffen ist. Gibt es da nicht eine Ursache? Das Hauptziel vieler bestand darin, finanzielle Vorteile zu erlangen — ein Geschäft anzufangen, das größeren Gewinn verspricht. Ihre Erwartungen mögen sich in dieser Hinsicht erfüllen, während ihre Seele dabei verkümmert und sie in geistigen Dingen Schaden erleiden. Sie übernehmen keine Verantwortlichkeiten, weil sie denken, es wäre für sie nicht angebracht. Sie wissen nicht, welche Arbeit sie in einer so großen Gemeinde leisten könnten, und so werden sie zu Müßiggängern im Weinberg ihres Meisters. Alle, die diesen Weg verfolgen, werden nur die Arbeit derjenigen vermehren, die die Lasten des Werkes in der Gemeinde tragen. Sie sind nur toter Ballast. In Battle Creek gibt es viele, die rasch zu toten Zweigen werden. Z2.117.2 Teilen

Einige, die Arbeiter gewesen sind und Erfahrung im Werk der gegenwärtigen Wahrheit haben, ziehen nach Battle Creek und legen ihre Bürde ab. Anstatt die Notwendigkeit zu fühlen, doppelten Eifer, Wachsamkeit, Gebet und fleißige Pflichterfüllung an den Tag zu legen, tun sie beinahe überhaupt nichts mehr. Die in der Verlagsanstalt Verantwortung zu tragen haben und denen die Zeit fehlt, anderweitige Pflichten auf sich zu nehmen, sind gezwungen, auch noch verantwortliche Stellungen in der Gemeinde zu übernehmen, dort wichtige und anstrengende Arbeit zu leisten, die sonst ungetan bliebe, weil diese anderen nicht willig sind, Lasten zu tragen. Z2.117.3 Teilen

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Brüder, die ihren Wohnort wechseln möchten, die Gottes Verherrlichung im Auge haben und sich persönlich verantwortlich fühlen, andern Gutes zu tun und Seelen zu nützen und zu retten, für die Christus sein kostbares Leben dahingab, sollten sich in Städten und Orten niederlassen, wo nur wenig oder kein Licht geschienen hat. Dort können sie wirklichen Dienst leisten und anderen mit ihrer Arbeit und Erfahrung eine Hilfe sein. Es werden Missionare benötigt, die in Städte und Ortschaften gehen und dort das Banner der Wahrheit erhöhen. Auf diese Weise werden Gottes Zeugen über das ganze Land verteilt. Das Licht der Wahrheit wird dahin gelangen, wo es bisher nicht geschienen hat, und die Standarte der Wahrheit wird aufgepflanzt, wo sie bisher unbekannt war. Die Geschwister sollten sich nicht auf einen Haufen zusammenscharen, weil ihnen das angenehmer ist, sondern sollten danach trachten, ihrer hohen Berufung nachzukommen, andern Gutes zu erweisen und wenigstens eine einzige Seele zu retten. Doch können mehr als nur eine Seele gerettet werden. Z2.118.1 Teilen

Das Hauptziel dieser Arbeit sollte jedoch nicht darin gesehen werden, unseren Lohn im Himmel zu vermehren. Einige sind in dieser Hinsicht selbstsüchtig. Angesichts dessen, was Christus für uns getan hat und was er für Sünder gelitten hat, sollten wir aus reiner, selbstloser Liebe zu Seelen sein Beispiel nachahmen, indem wir unser eigenes Vergnügen und unsere Bequemlichkeit zu ihrem Besten aufgeben. Die Freude, die Christum in all seinen Leiden unterstützte, war die Rettung armer Sünder. Dies sollte auch unsere Freude und unser Antrieb im Werk unseres Meisters sein. Wenn wir das tun, gefallen wir Gott und offenbaren unsere Liebe und Hingabe an ihn als seine Diener. Er hat uns zuerst geliebt. Er hat uns seinen geliebten Sohn nicht vorenthalten, sondern gab ihn für uns in den Tod, auf dass wir leben könnten. Liebe, wahre Liebe zu unseren Mitmenschen gibt den Beweis, dass wir Gott lieben. Wir mögen ein hohes Bekenntnis ablegen; aber ohne Liebe ist alles nichts. Unser Glaube mag uns veranlassen, unseren Leib dem Feuertod preiszugeben. Aber ohne selbstaufopfernde Liebe, wie sie in Jesu Brust lebte und in seinem Leben zum Ausdruck kam, gleichen wir nur einem tönenden Erz oder einer klingenden Schelle. Z2.118.2 Teilen

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Es gibt Familien, die geistliche Kraft empfangen, indem sie nach Battle Creek ziehen. Es ist der Ort, wo einige Hilfe empfangen; aber das trifft nicht auf alle zu. Bruder und Schwester A mögen als Beispiel für jene gelten, die durch ihren Umzug an diesen Ort Nutzen empfangen können. Der Herr wies sie an, diesen Weg zu gehen. Battle Creek war genau der Platz, der ihnen helfen konnte, und er hat sich als Segen für die ganze Familie erwiesen. Hier haben sie Kraft empfangen, ihre Füße fest auf das Fundament der Wahrheit zu stellen. Wenn sie fortfahren auf dem Weg demütigen Gehorsams, dürfen sie sich über die Hilfe freuen, die ihnen in Battle Creek zuteil wurde. Z2.119.1 Teilen

Kapitel 15: Ratschläge für Prediger

Im Gesicht, das mir am 12. Juni 1868 gegeben wurde, war ich tief von dem großen Werk beeindruckt, das getan werden muss, um ein Volk auf das Kommen des Menschensohnes vorzubereiten. Ich sah, dass die Ernte groß ist, aber nur wenige sind der Arbeiter. Viele, die heute im Feld stehen und arbeiten, um Seelen zu retten, sind schwach. Sie haben schwere Lasten getragen, die sie geprüft und ermüdet haben. Doch wurde mir gezeigt, dass einige unserer Prediger sich zu sehr verausgabt haben, was nicht unbedingt erforderlich war. Einige beten zu lange und zu laut, was ihre schwachen Kräfte erschöpft und ihre Vitalität untergräbt. Andere ziehen ihre Predigten um ein Drittel oder die Hälfte zu sehr in die Länge. Das ermüdet sie sehr, und die Aufmerksamkeit der Zuhörer nimmt ab, ehe die Predigt endet. Vieles geht verloren, weil sie es nicht behalten können. Die Hälfte von dem, was gesagt wurde, hätte genügt. Obwohl die Materie wichtig sein mag, würde der Erfolg weit größer sein, wären Gebet und Ansprache nicht so langatmig. Das Resultat könnte mit weit weniger ermüdender Anstrengung erreicht werden. Die Prediger verzehren unnötigerweise ihre Kraft und Vitalität, die zum Nutzen des Werkes erhalten bleiben sollten. Gerade diese in die Länge gezogene Anstrengung, nachdem die Ermüdung bereits eintrat, ist es, wodurch die Erschöpfung und der Zusammenbruch gefördert werden. Z2.119.2 Teilen

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Ich sah, dass es diese zusätzliche Arbeit war, wenn der Körper bereits erschöpft war, die das Leben unseres lieben Bruders Sperry aufzehrte und ihn vorzeitig ins Grab brachte. Hätte er besser auf seine Gesundheit geachtet, könnte er heute noch leben und arbeiten. Diese zusätzliche Arbeit war es auch, welche die Lebenskraft von Bruder Cranson erschöpfte und sein Leben der Brauchbarkeit auslöschte. Z2.120.1 Teilen

Auch vieles Singen ist ebenso ermüdend wie zu langes Beten und Sprechen. In den meisten Fällen sollten unsere Prediger nicht länger als eine Stunde sprechen. Sie sollten lange Einleitungen vermeiden, sofort zum Thema kommen und die Predigt beenden, wenn das Interesse am größten ist. Sie sollten in ihrem Bemühen nicht fortfahren, bis ihre Zuhörer wünschen, sie möchten endlich aufhören. Viel von diesem zusätzlichen Bemühen geht den Leuten verloren, weil sie oft zu müde sind, um Nutzen aus dem Gehörten zu ziehen; und wer kann ermessen, wie groß der Verlust für die Prediger ist, die so arbeiten? Am Ende ist nichts gewonnen durch diese Überbeanspruchung der Vitalität. Z2.120.2 Teilen

Oftmals ist die Kraft bereits am Anfang eines in die Länge gezogenen Bemühens erschöpft. Und gerade zu der Zeit, wo viel gewonnen oder verloren gehen kann, besitzt der ergebene Prediger Christi, der das notwendige Interesse und die Bereitwilligkeit zur Arbeit hat, nicht die notwendige Stärke. Er hat sie durch Singen, lange Gebete und eine lange Predigt vergeudet. Der Sieg ist durch Mangel an ernster, wohlgezielter Arbeit zur rechten Zeit verloren gegangen. Der goldene Augenblick ist vorbei. Der hinterlassene Eindruck hat keine Frucht getragen. Es wäre besser gewesen, kein Interesse zu wecken; denn wenn der Überzeugung einmal widerstanden und sie überwunden wird, ist es sehr schwierig, das Gemüt noch einmal mit der Wahrheit zu beeindrucken. Z2.120.3 Teilen

Mir wurde gezeigt, dass unsere Prediger durch vernünftige, wohldurchdachte Arbeit in einem Jahr weit mehr ausrichten könnten, wenn sie ihre Kräfte schonten, anstatt sie so nutzlos durch langes Predigen, Beten und Singen zu vergeuden, was so ermüdend und erschöpfend ist. Im letzteren Fall werden die Leute oft der Arbeit beraubt, die so notwendig zur rechten Zeit getan werden müsste, denn der Arbeiter braucht Ruhe und würde seine Gesundheit und sein Leben gefährden, wenn er in seinen Anstrengungen fortführe. Z2.120.4 Teilen

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Unsere lieben Brüder Matteson und D.T. Bourdeau haben hierin gefehlt und sollten ihre Arbeitsweise korrigieren. Sie sollten kurze Predigten halten und kurz beten. Sie sollten sofort zum Thema kommen und aufhören, bevor sie erschöpft sind. Sie können beide mehr ausrichten, wenn sie so handeln. Gleichzeitig werden sie ihre Kräfte schonen für weitere Arbeit, der ihre ganze Liebe gilt, ohne völlig zusammenzubrechen. Z2.121.1 Teilen

Kapitel 16: Schaut auf Jesum

In dem Gesicht vom 12. Juni 1868 wurde mir die Gefahr des Volkes Gottes vor Augen geführt, auf Bruder und Schwester White zu schauen, mit dem Gedanken, sie müssten mit ihren Lasten zu ihnen gehen und sie um Rat bitten. Dies soll nicht sein. Ihr mitleidiger, liebevoller Heiland hat sie eingeladen, zu ihm zu kommen, wenn sie mühselig und beladen sind, und er will ihnen Ruhe geben. Indem sie ihre Sorgen und Schwierigkeiten zu Jesu bringen, werden sie die Erfüllung der Verheißung an sich selbst erfahren. Wenn sie in ihrem Kummer die Erquickung finden, die sie nur durch ihn empfangen können, erlangen sie eine höchst wertvolle Erfahrung. Bruder und Schwester White streben nach Reinheit des Lebens und möchten Frucht bringen, die zur Heiligkeit führt. Doch sie sind irrende Sterbliche. Viele kommen zu uns mit mancherlei Fragen: Soll ich dies tun? Soll ich jenes unternehmen? Oder was die Kleidung anbetrifft: Soll ich dieses oder jenes Kleid tragen? Ich antworte ihnen dann: Ihr bekennt, Jünger Christi zu sein. Lest eure Bibel. Studiert sorgfältig und unter Gebet das Leben unseres teuren Heilandes, als er auf Erden unter den Menschen wandelte. Ahmt sein Leben nach, und ihr werdet nicht vom schmalen Pfad abirren. Wir lehnen es strikt ab, Gewissen für euch zu sein. Wenn wir euch genau sagen, was ihr tun sollt, werdet ihr um Leitung auf uns schauen, anstatt direkt zu Jesu zu gehen. Eure Erfahrung wird sich auf uns gründen; sie sollte aber auf Gott gegründet sein. Dann werdet ihr inmitten der Gefahren der letzten Tage feststehen, gereinigt sein und nicht durch das Feuer der Anfechtung verzehrt werden, durch das alle Heiligen gehen müssen, damit alle Unreinheiten von ihren Charakteren entfernt werden, bevor sie zur Unsterblichkeit verwandelt werden können. Z2.121.2 Teilen

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Viele unserer Geschwister denken, sie könnten keine große Versammlung haben, wenn nicht Bruder und Schwester White anwesend sind. An vielen Orten wird erkannt, dass etwas geschehen muss, um die Geschwister zu mehr Ernsthaftigkeit und entschiedene Anstrengungen im Werk der Wahrheit zu bewegen. Sie hatten Prediger, die unter ihnen gewirkt haben; aber sie sehen, dass mehr getan werden müsste, und sie schauen auf Bruder und Schwester White, dass sie dies in Angriff nehmen. Doch wie ich sah, entspricht dies nicht dem Willen Gottes. Zuerst einmal besteht eine Unzulänglichkeit bei einigen unserer Prediger. Es mangelt ihnen an Gründlichkeit. Sie nehmen nicht die Last des Werkes auf sich und erkennen nicht, welche Hilfe die Leute benötigen. Sie haben kein Unterscheidungsvermögen, um zu erkennen, wo Korrektur, Warnung, Aufbauen und Stärkung vonnöten sind. Einige von ihnen arbeiten Wochen und Monate an einem Ort, und wenn sie weggehen, hinterlassen sie mehr Arbeit, als sie bei ihrem Arbeitsbeginn vorfanden. Systematische Wohltätigkeit wird vernachlässigt. Es ist ein Teil der Arbeit eines Predigers, diesen Zweig des Werkes zu fördern. Da diese Arbeit nicht angenehm ist, vernachlässigen einige ihre Pflicht. Sie verkündigen die Wahrheit aus dem Worte Gottes, prägen den Leuten aber nicht die Notwendigkeit des Gehorsams ein. Deshalb sind viele nur Hörer, aber nicht Täter des Wortes. Die Geschwister empfinden den Mangel. Die Dinge werden nicht in Ordnung gebracht, und so blicken sie auf Bruder und Schwester White, dass sie dem Mangel abhelfen sollen. Z2.122.1 Teilen

Einige unserer Brüder im Predigtamt sind oberflächlich dahingesegelt, ohne das Werk fest in den Griff zu bekommen und die Herzen des Volkes zu gewinnen. Sie haben sich mit dem Gedanken entschuldigt, dass Bruder und Schwester White das ergänzen werde, was fehlt und dass sie besonders zu diesem Werk befähigt seien. Diese Männer haben gearbeitet, aber nicht in der rechten Art und Weise. Sie haben keine Last getragen. Sie haben nicht geholfen, wo Hilfe nötig war. Sie haben Unzulänglichkeiten nicht korrigiert, die abgestellt werden mussten. Sie haben sich nicht mit ganzem Herzen, ganzer Seele und allen Kräften bemüht, den Bedürfnissen des Volkes abzuhelfen. Die Zeit ist vergangen, und sie haben nichts vorzuweisen. Die Last ihrer Unzulänglichkeit fällt auf uns zurück. Und sie ermutigen die Geschwister, auf uns zu schauen. Sie verbreiten die Idee, dass nichts das Werk zu vollbringen vermag, außer unserem speziellen Zeugnis. Dies gefällt Gott nicht. Prediger sollten größere Verantwortlichkeiten auf sich nehmen und nicht den Gedanken hegen, dass sie nicht die Botschaft bringen können, die den Geschwistern helfen kann, wo sie der Hilfe bedürfen. Können sie dies wirklich nicht, dann sollten sie in Jerusalem verweilen, bis sie mit Kraft aus der Höhe angetan sind. Sie sollten keine Arbeit beginnen, die sie nicht vollenden können. Sie sollten mit Tränen säen, köstliche Früchte tragen und mit Freuden von ihrer Arbeit zurückkehren und die Garben mit sich bringen. Z2.122.2 Teilen

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Prediger sollten den Gemeindegliedern die Notwendigkeit persönlicher Bemühungen einprägen. Keine Gemeinde kann gedeihen, wenn ihre Glieder keine Arbeiter sind. Sie müssen mit anfassen, wo der Prediger hebt. Ich sah, dass für die Gemeinden an den verschiedenen Plätzen nichts Dauerhaftes erreicht werden kann, bis sie fühlen, dass eine Verantwortung auf ihnen ruht. Jedes Glied des Leibes sollte fühlen, dass die Rettung der eigenen Seele von eigenem persönlichem Bemühen abhängt. Ohne Anstrengung können Seelen nicht gerettet werden. Der Prediger kann die Glieder nicht retten. Er kann ein Kanal sein, durch den Gott seinem Volk Licht sendet; aber nachdem das Licht gegeben ist, ist es dem Volk überlassen, das Licht zu würdigen und es auf andere scheinen zu lassen. Die Geschwister sollten fühlen, dass eine persönliche Verantwortung auf ihnen ruht, nicht nur ihre eigene Seele zu retten, sondern sich auch eifrig zu bemühen, solche zu retten, die in der Finsternis beharren. Anstatt auf Bruder und Schwester White zu schauen, dass sie ihnen aus der Finsternis heraushelfen, sollten sie sich ernsthaft anstrengen, sich selbst daraus zu befreien. Würden sie damit beginnen, jene aufzuspüren, die noch schlimmer dran sind als sie selbst, und würden sie versuchen, ihnen zu helfen, würden sie viel eher wieder selber ins Licht zurückfinden als auf jede andere Weise. Wenn die Geschwister sich auf Bruder und Schwester White stützen und ihr Vertrauen auf sie setzen, wird der Herr sie unter euch demütigen oder sie von euch entfernen. Ihr müsst auf Gott schauen und ihm vertrauen. Stützt euch auf ihn, und er wird euch nicht verlassen. Er wird euch nicht dem Untergang preisgeben. Das Wort Gottes ist köstlich. „Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin.“ Johannes 5,39. Dieses sind Worte Christi. Die Worte der Inspiration, sorgfältig und andächtig studiert und praktisch ausgelebt, werden euch zu allem guten Werk geschickt machen. Prediger und Volk müssen auf Gott schauen. Z2.123.1 Teilen

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Wir leben in einem bösen Zeitalter. Die Gefahren der letzten Tage verdichten sich um uns her. Weil die Ungerechtigkeit überhand nimmt, erkaltet die Liebe in vielen. Henoch wandelte dreihundert Jahre mit Gott. Jetzt drängt uns die Kürze der Zeit, Gerechtigkeit zu suchen. Muss es notwendig sein, uns die Schrecken des Tages Gottes vor Augen zu halten, um uns zu rechtem Handeln zu veranlassen? Wir haben Henochs Leben vor Augen. Hunderte von Jahren wandelte er mit Gott. Er lebte in einem verdorbenen Zeitalter, als moralische Verdorbenheit ihn von allen Seiten umgab. Doch er erzog sein Gemüt zur Hingabe und die Reinheit zu lieben. Seine Unterhaltung drehte sich um himmlische Dinge. Er erzog seine Gedanken, sich in diesen Bahnen zu bewegen, und er war göttlich geprägt. Sein Angesicht wurde von dem Licht erleuchtet, das von Jesu Angesicht ausstrahlt. Henoch wurde versucht wie auch wir. Er war von einer Gesellschaft umgeben, die der Gerechtigkeit nicht freundlicher gesinnt war, als diejenige, die uns umgibt. Die Luft, die er einatmete, war von Sünde und Verdorbenheit vergiftet, genauso, wie es bei uns der Fall ist. Und doch führte er ein heiliges Leben. Von den vorherrschenden Sünden seines Zeitalters blieb er unbefleckt. So können auch wir rein und unverdorben bleiben. Er war ein Stellvertreter der Heiligen, die inmitten der Gefahren und Verderbtheiten der letzten Tage leben. Weil er Gott getreulich gehorchte, wurde er verwandelt. So werden auch die Treuen, die leben und übrig bleiben, verwandelt werden. Sie werden aus einer sündigen und verdorbenen Welt entrückt und zu den Freuden des Himmels emporgeführt werden. Z2.124.1 Teilen

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Der Kurs des Volkes Gottes sollte aufwärts und vorwärts zum Sieg führen. Ein Größerer als Josua befehligt die Armeen Israels. Einer ist in unserer Mitte, der Herzog unserer Seligkeit, der zu unserer Ermutigung gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20. „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Johannes 16,33. Er wird uns voranführen zum sicheren Sieg. Was Gott verheißt, kann er zu jeder Zeit verwirklichen. Und das Werk, das er seinem Volk übergibt, kann er auch durch dasselbe zum Abschluss bringen. Wenn wir ein Leben völligen Gehorsams führen, werden sich seine Verheißungen an uns erfüllen. Z2.125.1 Teilen

Gott fordert von seinem Volk, als Lichter in der Welt zu scheinen. Dies wird nicht nur von den Predigern erwartet, sondern von einem jeden Jünger Christi. Ihre Unterhaltung sollte sich um himmlische Dinge drehen. Und während sie sich der Gemeinschaft mit Gott erfreuen, werden sie den Wunsch haben, Verbindung mit ihren Mitmenschen aufzunehmen, um durch ihre Worte und Taten die Liebe Gottes zum Ausdruck zu bringen, die ihre Herzen belebt. Auf diese Weise werden sie Lichter in der Welt sein. Das Licht, das durch sie vermittelt wird, verlischt nicht noch wird es hinweggenommen. Es wird in der Tat zu Finsternis für jene werden, die nicht darin wandeln wollen. Doch wird es mit zunehmender Helle den Pfad derer erleuchten, die dem Licht gehorchen und darin wandeln. Z2.125.2 Teilen

Der Geist, die Weisheit und die Güte Gottes, in seinem Wort offenbart, müssen sich beispielhaft im Leben der Jünger Christi zeigen, und dadurch wird die Welt verdammt. Gott verlangt dies von seinen Kindern nach der Gnade und Wahrheit, die ihnen zuteil wurden. Allen seinen gerechten Forderungen muss nachgekommen werden. Verantwortliche Wesen müssen in dem Licht wandeln, das ihnen scheint. Wenn sie versäumen, dies zu tun, wird ihr Licht zu Finsternis, und ihre Finsternis entspricht dann in ihrem Ausmaß der Fülle empfangenen Lichtes. Immer helleres Licht hat dem Volk Gottes geschienen. Aber viele haben es versäumt, dem Licht zu folgen, und aus diesem Grund befinden sie sich in einem Zustand großer geistlicher Schwäche. Z2.125.3 Teilen

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Gottes Volk kommt nicht um aus Mangel an Erkenntnis. Die Gemeindeglieder werden nicht verurteilt, weil sie den Weg, die Wahrheit und das Leben nicht kennen. Die Wahrheit hat ihren Verstand erreicht. Das Licht, das auf ihre Seele geschienen hat, aber vernachlässigt oder verworfen wurde, das wird sie verdammen. Diejenigen, die nie vom Licht erreicht wurden und es nicht verworfen haben, stehen nicht unter Verdammnis. Was hätte mehr für Gottes Weinberg getan werden können, als bereits getan wurde? Licht, kostbares Licht scheint Gottes Volk. Doch kann es sie nicht retten, wenn sie nicht zustimmen, sich retten zu lassen, es völlig auszuleben und es andern mitzuteilen, die sich in Finsternis befinden. Gott ruft sein Volk zur Tat auf. Ein persönliches Werk des Bekennens und der Aufgabe von Sünden und der Rückkehr zum Herrn ist erforderlich. Der eine kann es nicht für den andern tun. Religiöse Erkenntnis hat zugenommen, und dies bringt zusätzliche Verpflichtungen mit sich. Die Gemeinde hat großes Licht empfangen, und dies verurteilt alle, die sich weigern, darin zu wandeln. Wären sie blind, hätten sie keine Sünde. Aber sie haben das Licht gesehen und viel Wahrheit gehört, und doch sind sie nicht weise und heilig. Viele haben seit Jahren keinen Fortschritt in der Erkenntnis und wahrer Heiligkeit gemacht. In geistlicher Hinsicht sind sie Zwerge. Anstatt zur Vollkommenheit zu schreiten, gehen sie zurück in die Dunkelheit und Knechtschaft Ägyptens. Ihre Sinne sind nicht auf Gottseligkeit und wahre Heiligkeit gerichtet. Z2.126.1 Teilen

Wird das Israel Gottes erwachen? Werden alle, die sich zur Frömmigkeit bekennen, jede Verkehrtheit aufgeben, Gott jede geheime Sünde bekennen und ihre Seelen vor ihm kasteien? Werden sie in tiefster Demut die Beweggründe zu jeder Tat erforschen und sich dessen bewusst werden, dass Gottes Auge alles liest und alles Verborgene kennt? Lasst das Werk ein gründliches sein, die Hingabe an Gott eine völlige Weihe. Er fordert eine vollständige Unterwerfung von allem, was wir haben und sind. Prediger und Glieder benötigen eine neue Bekehrung, eine Umgestaltung des Geistes, ohne die wir kein Geruch des Lebens zum Leben sein werden, sondern ein Geruch des Todes zum Tode. Dem Volke Gottes sind große Vorrechte eingeräumt worden. Großes Licht hat seinen Kindern geschienen, damit sie ihre hohe Berufung in Christo Jesu erreichen können. Doch sind sie nicht das, was sie nach Gottes Willen sein sollten oder was seine Absicht für sie ist. Z2.126.2 Teilen

Kapitel 17: Trennung von der Welt
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Liebe Geschwister, Gott beabsichtigt, dass das Licht der Gemeinde zunehmen und immer heller leuchten soll bis zum vollen Tag. Unter der Bedingung des Gehorsams sind Gottes Kindern köstliche Verheißungen gegeben. Wäret ihr wie Kaleb und Josua völlig dem Herrn gefolgt, hätte er seine Macht unter euch offenbart. Sünder hätten sich bekehrt und Abgefallene wären durch euren Einfluss zurückgekehrt. Selbst die Feinde unseres Glaubens, obgleich sie die Wahrheit bekämpfen und gegen sie sprechen, könnten nur zustimmen, dass Gott mit euch gewesen ist. Z2.127.1 Teilen

Viele des bekenntlichen, besonderen Volkes Gottes haben sich der Welt so angepasst, dass ihr abgesonderter Charakter nicht in Erscheinung tritt, und es ist schwer „zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (Maleachi 3,18), zu unterscheiden. Gott würde große Dinge für seine Kinder tun, wenn sie von der Welt ausgingen und sich von ihr getrennt hielten. Würden sie sich von ihm leiten lassen, könnte er sie überall auf der Welt zu einem Lobpreis machen. Der Treue Zeuge sagt: „Ich weiß deine Werke.“ Offenbarung 3,15. Engel Gottes, die ausgesandt sind zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit, sind mit dem Zustand aller vertraut und kennen das Maß des Glaubens, das jeder persönlich besitzt. Der Unglaube, der Stolz, die Habsucht und die Liebe zur Welt, die in den Herzen von Gottes bekenntlichem Volk existieren, haben die sündlosen Engel betrübt. Als sie die schrecklichen, anmaßenden Sünden, die in den Herzen vieler bekenntlicher Nachfolger Christi existierten, sahen, und dass Gott durch ihr widersprüchliches, verkehrtes Verhalten entehrt wurde, haben sie geweint. Und doch fühlen jene, die am fehlerhaftesten sind, die in der Gemeinde die größte Schwäche verursachen und ihr heiliges Bekenntnis verunglimpfen, dass sie im Herrn wachsen und gedeihen, anstatt alarmiert und überführt zu sein. Z2.127.2 Teilen

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Viele glauben, auf dem wahren Fundament zu stehen und die Wahrheit zu haben. Sie erfreuen sich deren Klarheit und rühmen sich der machtvollen Argumente als Beweise für die Richtigkeit unserer Stellung. Solche rechnen sich zu Gottes auserwähltem, abgesondertem Volk; doch besitzen sie nicht seine Gegenwart und Macht, sie vor Versuchung und Torheit zu bewahren. Sie geben vor, Gott zu kennen, verleugnen ihn aber durch ihre Werke. Wie groß ist ihre Finsternis! Sie lieben die Welt mit den vielen, den Betrug des Reichtums mit anderen; sie haben das Wort erstickt und sind unfruchtbar geworden. Z2.128.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass die Gemeinde in ... vom Geist der Welt durchsäuert und in alarmierendem Ausmaß lau geworden ist. Wenn Anstrengungen gemacht werden, die Dinge in der Gemeinde in Ordnung zu bringen und die Geschwister in die Stellung zu bringen, die sie nach Gottes Willen einnehmen sollen, werden einige unter ihnen durch die Arbeit beeindruckt und sich ernsthaft bemühen, von der Finsternis zum Licht hindurchzudringen. Aber viele werden in ihren Bemühungen nicht lange genug beharren, um den heiligenden Einfluss der Wahrheit an ihren Herzen und in ihrem Leben zu erfahren. Die Sorgen der Welt nehmen die Gedanken so in Anspruch, dass Selbstprüfung und das stille Gebet vernachlässigt werden. Die Waffenrüstung wird abgelegt und Satan hat freien Zugang zu ihnen. Er kann ihr Empfindungsvermögen abstumpfen und sie arglos gegenüber seinen Verführungskünsten machen. Z2.128.2 Teilen

Einige offenbaren keinen Wunsch, ihren wahren Zustand zu erkennen und Satans Fallstricken zu entgehen. Sie sind kränklich und dem Tode nahe. Manchmal werden sie vom Feuer anderer erwärmt, doch sind sie so von Formenwesen, von Stolz und vom Einfluss der Welt erstarrt, dass sie nicht empfinden, Hilfe zu bedürfen. Z2.128.3 Teilen

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Es gibt viele, denen es sehr an geistlicher Gesinnung und den christlichen Tugenden mangelt. Sie sollten sich täglich ihrer feierlichen Verantwortung bewusst sein, wenn sie die gefahrvollen Zeiten betrachten, in denen wir leben, und die verderblichen Einflüsse, von denen wir umgeben sind. Ihre einzige Hoffnung, Teilhaber der göttlichen Natur zu werden, besteht darin, der Verdorbenheit der Welt zu entrinnen. Diese Geschwister benötigen eine gründliche Erfahrung in göttlichen Dingen, und diese können sie nur durch persönliche Anstrengung erlangen. Ihre Position verlangt Ernsthaftigkeit und unermüdlichen Fleiß, damit sie auf ihrem Posten nicht schlafend erfunden werden. Satan und seine Engel schlafen nicht. Z2.129.1 Teilen

Christi Nachfolger sollten Werkzeuge der Gerechtigkeit, Arbeiter, lebendige Steine sein, die Licht ausstrahlen, damit sie die Gegenwart heiliger Engel ermutigen. Sie sollen Kanäle sein, durch welche der Geist der Wahrheit und Gerechtigkeit fließen kann. Viele haben in solchem Ausmaß am Geist und Einfluss der Welt teilgenommen, dass sie wie die Welt handeln. Sie hegen Vorlieben und Abneigung und erkennen nicht die Vorzüglichkeit von Charakteren. Ihr Verhalten ist nicht von reinen christlichen Grundsätzen geprägt. Darum denken sie nur an sich selbst und ihre Vergnügen und Ergötzungen, ohne Rücksicht auf andere. Sie sind nicht durch die Wahrheit geheiligt. Deshalb nehmen sie das Einssein der Nachfolger Christi in der ganzen Welt nicht wahr. Gott liebt die am meisten, die am wenigsten Selbstvertrauen besitzen und mit einem sanftmütigen und demütigen Geist geschmückt sind. Er liebt solche, deren Leben rein und selbstlos, deren Herzen durch ein reiches Maß des Geistes Christi geneigt sind, gehorsam, gerecht, rein und wahrhaft heilig zu sein. Z2.129.2 Teilen

Wären alle Gott ergeben, ginge kostbares Licht von ihnen aus, das einen unmittelbaren Einfluss auf alle ausübte, die mit ihnen in Kontakt kommen. Aber für alle muss ein Werk getan werden. Einige sind weit von Gott entfernt, veränderlich und unstet wie Wasser. Sie wissen nichts vom Opferbringen. Wenn sie irgendeinen speziellen Genuss oder ein Vergnügen oder irgendein Kleidungsstück wünschen, überdenken sie nicht, ob sie auch ohnedem auskommen oder sich das Vergnügen versagen und Gott eine freiwillige Gabe bringen könnten. Wie viele haben daran gedacht, dass von ihnen gefordert wird, Opfer zu bringen? Obgleich es von geringerem Wert sein mag als das Opfer eines reichen Mannes, der Tausende besitzt, ist es ein köstliches Opfer für Gott, weil es Selbstverleugnung gekostet hat. Es wäre ein süßer Geruch, der von seinem Altar wie Weihrauch emporsteigt. Z2.129.3 Teilen

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Die Jugend hat nicht das Recht, mit ihrem Geld zu tun, was ihr gefällt, ohne Rücksicht auf Gottes Forderungen zu nehmen. Mit David sollten sie sagen: „Ich will dem Herrn, meinem Gott, nicht Brandopfer tun, das ich umsonst habe.“ 2.Samuel 24,24. Eine ziemliche Summe wurde ausgegeben, um ihre Fotografien zu vervielfältigen. Würden alle das Geld zusammenzählen, das sie dem Fotografen für diesen Zweck gaben, käme eine ansehnliche Summe heraus. Dies ist nur eine Art, Geld zu verschwenden, es zur Befriedigung des eigenen Ichs auszugeben, ohne wirklichen Nutzen. Diese Ausgabe versorgt sie nicht mit Kleidung noch Nahrung noch hilft sie Witwen und Waisen. Die Hungrigen werden nicht dadurch gespeist, die Nackten nicht bekleidet. Z2.130.1 Teilen

Während leichtsinnig Geld zur Selbstbefriedigung ausgegeben wird, werden Gott nur knauserige Opfer dargebracht, und das noch unwillig. Wie viel von den Löhnen, welche die Jugendlichen verdienen, finden ihren Weg in die Schatzkammer des Herrn, um das Werk der Seelenrettung zu fördern? Sie geben jede Woche eine Kleinigkeit und denken, es sei viel. Aber sie bedenken nicht, dass sie ebenso Haushalter sind über das Wenige wie die Wohlhabenden über ihren größeren Besitz. Gott wurde beraubt, das Ich befriedigt, ihr Vergnügen zu Rate gezogen, ihr Geschmack zufrieden gestellt, ohne einen Gedanken daran, dass er eine genaue Untersuchung anstellen wird, wie sie seine Güter verwendet haben. Während solche ohne zu zögern ihre eingebildeten Bedürfnisse befriedigen und Gott die Gaben vorenthalten, die sie ihm bringen sollten, wird er die Kleinigkeit, die sie ihm darbringen, ebenso wenig akzeptieren wie das Opfer von Ananias und Saphira, die ihn absichtlich mit ihrem Opfer betrogen. Z2.130.2 Teilen

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Im Allgemeinen gesehen sind die Jugendlichen unter uns mit der Welt verbunden. Nur wenige von ihnen unterhalten einen ernsten Kampf gegen den inneren Feind. Nur wenige haben einen innigen Wunsch, Gottes Willen kennen zu lernen. Nur wenige hungern und dürsten nach Gerechtigkeit und wissen etwas vom Geiste Gottes als Ermahner oder Tröster. Wo sind die Missionare? Wo sind diejenigen, die sich selbst verleugnen und selbst aufopfern? Wo sind die Kreuzträger? Das eigene Ich und Eigennutz haben alle hohen und edlen Prinzipien aufgezehrt. Dinge von ewiger Bedeutung hinterlassen keinen besonderen Eindruck auf dem Gemüt. Gott fordert von allen persönlich eine völlige Unterwerfung. „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Matthäus 6,24. Ihr könnt nicht euch selbst dienen und gleichzeitig Diener Christi sein. Ihr müsst dem Ich, eurer Liebe zum Vergnügen absterben und lernen, die Frage zu stellen: Werden Gott die Gegenstände gefallen, für die ich mein Geld ausgeben will? Werde ich ihn damit ehren? Z2.131.1 Teilen

Uns ist geboten, alles zu Gottes Ehre zu tun, ganz gleich, ob wir essen, trinken oder was es nur immer sein mag. Wie viele haben diesem Gebot wortgetreu Folge geleistet und aus Grundsatz und nicht aus Gefühlen gewissenhaft danach gehandelt? Wie viele der jugendlichen Nachfolger in ... haben Gott zu ihrer Zuversicht und ihrem Teil erwählt? Wie viele von ihnen haben sich aufrichtig bemüht, den Willen Gottes zu erkennen und ihm zu folgen? Es gibt genug, die nur dem Namen nach Christi Diener sind, aber nicht in Wirklichkeit. Wo religiöse Grundsätze herrschen, ist die Gefahr gering, große Irrtümer zu begehen; denn die Selbstsucht, die immer verblendet und betrügt, ist unterworfen. Das aufrichtige Verlangen, anderen Menschen Gutes zu tun, überwiegt so sehr, dass das eigene Ich vergessen ist. Feste religiöse Grundsätze stellen einen unschätzbaren Schatz dar. Sie vermitteln den reinsten, höchsten und erhabensten Einfluss, den Sterbliche besitzen können. Solche Menschen haben einen festen Anker. Jede ihrer Handlungen ist wohlüberlegt, damit sie in ihrer Auswirkung einem anderen keinen Schaden zufüge und ihn von Christo wegführe. Das ständige Gebet ihres Herzens lautet: Herr, wie kann ich dir am besten dienen und deinen Namen auf Erden verherrlichen? Wie kann ich mein Leben gestalten, um deinem Namen hier auf Erden zum Ruhme zu verhelfen? Wie kann ich andere Menschen dahin bringen, dich zu lieben, zu ehren und dir zu dienen? Schaffe in mir den Wunsch, nur deinen Willen zu tun! Lass die Worte und das beispielhafte Leben des Erlösers das Licht und die Kraft meines Herzens sein! Solange ich ihm folge und vertraue, wird er mich nicht dem Verderben überlassen. Er wird meine Freude und meine Krone sein. Z2.131.2 Teilen

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Wenn wir Menschenweisheit mit der Weisheit Gottes verwechseln, werden wir durch die Torheit des menschlichen Verstandes irregeführt. Hierin liegt eine große Gefahr für viele in ... . Sie haben keine persönliche Erfahrung. Sie haben es sich nicht zur Gewohnheit gemacht, neu auftauchenden Fragen und Problemen mit unvoreingenommenem und unbefangenem Urteil zu begegnen und diese für sich selbst unter Gebet zu überlegen. Sie warten ab, um zu erfahren, was andere darüber denken. Wenn diese anderer Meinung sind, genügt es ihnen bereits, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass das anstehende Problem der Beachtung gar nicht wert ist. Obgleich es genügend solcher Menschen gibt, ändert dies nichts an der Tatsache, dass sie durch lange Nachgiebigkeit gegenüber dem Feind unerfahren und charakterschwach sind. Diese Menschen werden stets so schwächlich sein wie Säuglinge, im Licht anderer wandeln, nach den Erfahrungen anderer leben und handeln und sie in jeder Weise nachahmen. Sie benehmen sich so, als hätten sie kein Eigenleben. Ihre Eigenpersönlichkeit haben sie völlig aufgegeben. Sie sind nur Schatten derer, die nach ihrer Meinung richtig handeln. Wenn solche Menschen sich ihres wankelmütigen Charakters nicht bewusst werden und ihn nicht ändern, werden sie alle des ewigen Lebens verlustig gehen. Sie werden den Gefahren der letzten Tage nicht gewachsen sein. Ihnen wird es an Kraft mangeln, dem Teufel zu widerstehen, weil sie ihn gar nicht erkennen. Es muss sich jemand an ihrer Seite befinden, der sagt, ob sich ihnen ein Feind oder ein Freund nähert. Sie sind nicht geistlich gesinnt, deshalb können sie auch geistliche Dinge nicht beurteilen. Sie wissen nichts von den Dingen, die das Reich Gottes betreffen. Für Alt und für Jung ist es unentschuldbar, sich auf die Erfahrungen eines anderen Menschen zu stützen. Der Engel sprach: „Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm.“ Jeremia 17,5. In der christlichen Erfahrung und im christlichen Kampf ist edles Selbstvertrauen erforderlich. Z2.132.1 Teilen

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Männer, Frauen, Jugendliche! Gott erwartet von euch, dass ihr sittliche Kraft, Zielstrebigkeit, Seelenstärke und Beharrlichkeit besitzt sowie einen Verstand, der nicht den Behauptungen anderer Menschen folgt, sondern diese Aussagen, ehe er sie annimmt oder zurückweist, untersucht, wägt, prüft und dem Herrn im Gebet vorlegt. „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket‘s niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden.“ Nun die Bedingung: „Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebt wird. Solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde.“ Jakobus 1,5-7. Diese Bitte um Weisheit soll kein gedankenloses Gebet sein, das nach seiner Beendigung alsbald vergessen wäre, sondern es soll aus einem bewussten Mangel an Weisheit, den starken, ernsthaften Wunsch des Herzens ausdrücken, sich für den Willen Gottes zu entscheiden. Z2.133.1 Teilen

Werdet des Wartens nicht müde und werdet nicht wankelmütig, wenn euer Gebet nicht sofort Erhörung findet. Zweifelt nicht, sondern klammert euch an die Verheißung: „Getreu ist er, der euch ruft; er wird‘s auch tun.“ 1.Thessalonicher 5,24. Bringt euer Anliegen, gleich der zudringlichen Witwe, immer wieder vor und haltet an eurem Vorsatz entschlossen fest. Ist die Sache für euch von Bedeutung und von großer Tragweite? Sicherlich! Dann wankt nicht; denn euer Glaube mag einer Prüfung unterzogen werden. Wenn das Gewünschte so wertvoll ist, verdient es ernsthafte, überzeugende Anstrengungen. Die Verheißung gehört euch; wacht und betet unentwegt, und euer Gebet wird erhört werden. Ist es nicht Gott, der dies verheißen hat? Wenn euch die Erfüllung eures Verlangens etwas kostet, schätzt ihr es um so mehr, nachdem es erfüllt ist. Euch ist deutlich gesagt worden, dass ihr nicht denken dürft, etwas von dem Herrn zu empfangen, wenn ihr daran zweifelt. Hier wird der mahnende Rat gegeben, nicht müde zu werden, sondern fest auf die Verheißung Gottes zu trauen. Wenn ihr bittet, wird er euch reichlich geben und euch nicht enttäuschen. Z2.133.2 Teilen

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Hierin begehen viele einen Fehler. Sie zweifeln an ihrem Vorhaben, und ihr Glaube versagt. Aus diesem Grunde empfangen sie nichts von dem Herrn, der unsere Kraftquelle ist. Niemand braucht in der Finsternis zu gehen und wie ein Blinder zu straucheln; denn der Herr hält das Licht bereit, wenn sie es in der von ihm verordneten Weise annehmen und nicht ihren eigenen Weg wählen wollen. Er verlangt von allen eine gewissenhafte Erfüllung der täglichen Pflichten; besonders jedoch von denen, die mit der außerordentlich wichtigen Verlagstätigkeit betraut sind, ganz gleich, ob sie eine mehr oder weniger verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen. Dies kann nur geschehen im Aufblick zu Gott. Er verleiht ihnen die Fähigkeit, alles gewissenhaft ausführen zu können, was im himmlischen Urteil für recht angesehen wird. Er gibt ihnen die Kraft, so selbstlos zu handeln, als ob das Auge Gottes, das alles überschaut, allen sichtbar wäre. Z2.134.1 Teilen

Selbstsucht ist die Sünde, der am meisten gefrönt wird. Sie trennt uns von Gott und erzeugt viele verderbliche geistliche Verwirrungen. Ohne Selbstverleugnung gibt es keine Umkehr zum Herrn. Aus uns selbst können wir nichts tun. Doch wenn Gott uns Kraft gibt, vermögen wir zu leben, um anderen Menschen Gutes zu erweisen. Auf diese Weise können wir das Übel der Selbstsucht bannen. Es ist nicht notwendig, dass wir uns in heidnische Länder begeben, um unser Verlangen zu beweisen, in einem nützlichen und selbstlosen Leben alles Gott zu weihen. Dies sollten wir im Familienkreis, in der Gemeinde und unter den Menschen tun, die durch gesellschaftlichen und geschäftlichen Umgang mit uns verbunden sind. Gerade in den alltäglichen Lebensäußerungen muss unser eigenes Ich unterdrückt und überwunden werden. Paulus konnte sagen: „Ich sterbe täglich.“ Das tägliche Sterben des Ichs in den kleinen Verrichtungen des Lebens macht uns zu Überwindern. In dem Wunsch, anderen Menschen Wohltaten zu erweisen, sollten wir alle selbstsüchtigen Gedanken vergessen. Leider fehlt vielen entschiedene Liebe zu anderen Menschen. Statt gewissenhaft ihre Pflichten zu erfüllen, suchen sie lieber ihr eigenes Vergnügen. Z2.134.2 Teilen

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Gott erlegt allen seinen Nachfolgern ausdrücklich die Verpflichtung auf, durch ihren Einfluss und ihre Mittel andere glücklich zu machen und von ihm die Weisheit zu erbitten, die sie befähigt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Gedanken und Empfindungen der unter ihrem Einfluss befindlichen Menschen zu heben. Wer anderen wirkliche Hilfe geleistet hat, den wird ein Gefühl tiefer Befriedigung erfüllen, und er wird den inneren Frieden finden, der dafür ein genügender Lohn ist. Wer sich von dem edlen und großmütigen Verlangen leiten lässt, anderen Gutes zu erweisen, wird in der gewissenhaften Erledigung der mannigfachen Lebensaufgaben sein wahres Glück finden. Dies bringt mehr mit sich als nur irdischen Lohn; denn jede gewissenhafte, selbstlose Pflichterfüllung wird von den Engeln im Lebensbericht vermerkt. Im Himmel wird niemand an sich denken oder sein eigenes Vergnügen suchen. Jeder wird aus reiner, echter Liebe das Glück der andern himmlischen Wesen in seiner Umgebung erstreben. Wenn wir an dem Leben auf der neuen Erde teilhaben wollen, müssen wir hier die Grundsätze des Himmels ausleben. Z2.135.1 Teilen

Jede Tat unseres Lebens wirkt auf andere zum Guten oder zum Bösen. Unser Einfluss führt empor oder zieht hinab. Er wird empfunden, man richtet sich nach ihm, und er wird mehr oder weniger stark von anderen nachgeahmt. Wenn wir anderen Menschen durch unser Beispiel bei der Entwicklung guter Grundsätze helfen, vermitteln wir ihnen auch die Kraft, Gutes zu tun. Sie üben dann ihrerseits den gleichen segensreichen Einfluss auf andere aus, wodurch Hunderte und Tausende mit unserem im Grunde genommen unbewusst ausgeübten Einfluss in Berührung kommen. Bestärken wir durch unsere Taten die üblen Züge, die die Menschen in unserer Umgebung aufweisen, haben wir teil an ihrer Sünde. Wir werden Rechenschaft zu geben haben für das Gute, das wir zu tun versäumten, weil wir Gott nicht zu unserer Stärke, zu unserem Führer und Ratgeber erwählten. Z2.135.2 Teilen

Kapitel 18: Wahre Liebe
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Wahre Liebe äußert sich nicht in einer heftigen, feurigen und ungestümen Leidenschaft. Im Gegenteil; sie ist ihrer Natur nach ruhig und tief. Sie schaut über bloße Äußerlichkeiten hinweg und würdigt allein echte Werte. Sie ist vernünftig und einsichtsvoll. Ihre Hingabe ist echt und bleibt sich immer gleich. Gott prüft und erprobt uns in den alltäglichen Ereignissen, die das Leben mit sich bringt. Es sind die kleinen Dinge, die die Gesinnung des Herzens offenbaren: Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten und die zahllosen unscheinbaren Geschehnisse und einfachen Gefälligkeiten, die das ganze Lebensglück ausmachen. Die Vernachlässigung freundlicher, ermutigender, teilnahmsvoller Worte und kleiner Gefälligkeiten lässt das Leben wenig lebenswert erscheinen. Dereinst wird sich zeigen, dass der Selbstverleugnung zugunsten der Wohlfahrt und des Glückes unseres Nächsten beim himmlischen Gericht große Bedeutung beigemessen wird. Ebenso wird die Tatsache offenbar werden, dass alle egoistischen Bestrebungen, ohne Rücksicht auf das Glück und Wohlergehen anderer, der Beachtung unseres himmlischen Vaters nicht entgangen sind. Z2.136.1 Teilen

Bruder B, der Herr wirkt für dich und will dich auf dem Weg des Rechtes segnen und stärken. Du verstehst die Theorie der Wahrheit. Du solltest dir nun nach Möglichkeit alles Wissen über den Willen und das Werk Gottes aneignen, um vorbereitet zu sein, eine noch verantwortungsvollere Stellung ausfüllen zu können, wenn Gott es von dir fordert, nachdem er erkannt hat, dass du dann seinen Namen auf diese Weise am besten verherrlichen kannst. Du musst aber noch Erfahrungen sammeln. Du bist zu impulsiv und zu leicht durch Umstände zu beeinflussen. Gott ist bereit, dich zu stärken, zu festigen und zurechtzurücken, wenn du von ihm, dem Unfehlbaren, ernstlich und demütig Weisheit erbittest. Er hat verheißen, dass du nicht vergeblich bitten sollst. Z2.136.2 Teilen

Wenn du anderen Menschen die Wahrheit vorträgst, unterliegst du der Gefahr, zu scharf zu sprechen; in einer Art und Weise, die mit deiner kurzen Erfahrung nicht in Einklang steht. Du begreifst die einzelnen Dinge sofort und vermagst ihre Tragweite leicht zu erkennen. Nicht alle sind so begabt wie du. Du bist nicht bereit, geduldig und ruhig auf diejenigen zu warten, die das Beweismaterial erst prüfen müssen, weil sie nicht so rasch zu urteilen vermögen wie du. Damit andere ebenso schnell begreifen und den Eifer und die Notwendigkeit des Handelns ebenso fühlen sollen wie du selbst, bist du in Gefahr, andere zu sehr zu nötigen. Erfüllen sich deine Erwartungen nicht, wirst du leicht entmutigt und ruhelos und wünschst eine Veränderung. Der Veranlagung, zu verurteilen und niederzureißen, musst du entgegenwirken. Halte dich von allem fern, was den Anschein eines anklägerischen Geistes erwecken könnte. Es gefällt Gott nicht, wenn irgendeiner seiner Diener mit langer Erfahrung von diesem Geist beherrscht wird. Es steht einem Jüngling gut an, Eifer und Begeisterung zu zeigen, vorausgesetzt, dass er demütig und bescheiden ist. Wenn aber ein Jüngling, der nur wenige Jahre Erfahrung besitzt, einen unbesonnenen Eifer und einen anklägerischen Geist an den Tag legt, so wirkt das höchst unziemlich und abstoßend. Nichts vermag seinen Einfluss so schnell zu untergraben wie diese Charakterfehler. Sanftmut, Güte, Geduld, Langmut, Verträglichkeit, Duldsamkeit und Zuversicht, das sind die Früchte, die auf dem köstlichen Baum der Liebe gedeihen, der himmlischen Ursprungs ist. Dieser Baum wird bei entsprechender Pflege unverwelkbar sein. Seine Zweige werden nicht verdorren und seine Blätter nicht welken. Er ist unsterblich, ewig und wird ständig vom Tau des Himmels benetzt. Z2.136.3 Teilen

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Liebe ist Macht. Geistige und moralische Stärke liegen in diesem Grundsatz beschlossen und können von ihm nicht getrennt werden. Die Macht des Reichtums neigt dazu, zu verderben und zu zerstören; die Macht der Gewalt versucht, Schaden anzurichten, aber die Vorzüglichkeit und die Vollkommenheit echter Liebe bestehen in dem Vermögen, Gutes und nichts als Gutes zu tun. Was immer aus echter Liebe getan wird, ist durchaus fruchtbar, sei es in den Augen der Menschen auch noch so gering oder verächtlich. Gott schaut nicht so sehr darauf, wie viel jemand tut, als vielmehr nach der Größe der Liebe, mit der es geschieht. Die Liebe ist von Gott. Das unbekehrte Herz kann diese Pflanze himmlischer Herkunft weder hervorbringen noch sichtbar machen. Sie lebt und gedeiht nur dort, wo Christus regiert. Z2.137.1 Teilen

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Liebe kann nicht bestehen, ohne Ausdruck zu finden. Jede Tat macht sie größer, stärker und umfassender. Liebe wird den Sieg erringen, wo Beweise und Autorität machtlos sind. Liebe arbeitet weder für Lohn noch Gewinn. Doch Gott hat bestimmt, dass großer Gewinn die unausbleibliche Frucht jeder Liebestat ist. Liebe verströmt sich nach allen Seiten und ist schlicht und still in ihrer Wirksamkeit, aber sie ist stark und mächtig in ihrer Absicht, große Übel zu überwinden. Ihr Einfluss wirkt begütigend und umgestaltend. Sie packt das Leben der Sünder und rührt ihre Herzen, wo alle anderen Mittel versagen. Wo auch immer die Macht des Verstandes, der Autorität und der Gewalt angewandt wird und die Liebe offenbar ausgeschaltet ist, nehmen die Gefühle und der Wille der Menschen, die wir zu erreichen trachten, eine abwehrende, ja zurückweisende Haltung ein, und ihr Widerstand nimmt zu. Jesus war der Friedensfürst. Er kam in die Welt, um sich Widerstand und Gewalt zu unterwerfen. Er verfügte über Weisheit und Stärke. Doch die von ihm benutzten Mittel zur Unterwerfung des Bösen waren die Weisheit und die Kraft der Liebe. Dulde nicht, dass irgendetwas dein Interesse von der augenblicklichen Arbeit ablenkt, bis Gott die Zeit für gekommen hält, dir eine andere Aufgabe im gleichen Bereich zu geben. Jage nicht nach dem Glück, denn es wird niemals gefunden werden, indem man es sucht. Geh deiner Pflicht nach. All dein Tun sei von Treue gekennzeichnet und sei demütig! Z2.138.1 Teilen

„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ Matthäus 7,12. Herrliche Resultate wären das Ergebnis eines solchen Wandels. „Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.“ Vers 2. Das sind starke Gründe, die uns drängen müssten, uns untereinander aus reinem Herzen inbrünstig zu lieben. Christus ist unser Vorbild. Er zog umher und tat Gutes. Er lebte, um anderen zum Segen zu werden. Liebe verschönte und adelte all sein Tun. Uns ist nicht befohlen, uns selbst das zu sichern, was wir von anderen erwarten; wir sollen vielmehr anderen das zubilligen, was wir unter gleichen Umständen auch von ihnen erwarten. Das Maß, mit dem wir messen, wird in jedem Falle an uns selbst angelegt. Echte Liebe ist in ihrem Wesen einfach und schlicht und von allen anderen Zweckhandlungen verschieden. Das Verlangen, Einfluss zu gewinnen und von anderen geschätzt zu werden, kann ein wohlgeordnetes Leben und häufig einen einwandfreien Umgang ermöglichen. Selbstachtung mag uns helfen, allen bösen Schein zu meiden. Ein selbstsüchtiges Herz mag großherzige Taten vollbringen, die gegenwärtige Wahrheit anerkennen und äußerlich Demut und Liebe zeigen. Dennoch können die Motive trügerisch und unlauter sein. Alles Handeln, das einem solchen Herzen entspringt, entbehrt nicht nur der Frische des Lebens und der Früchte echter Frömmigkeit, sondern ermangelt auch der Grundsätze unverfälschter Liebe. Liebe sollte gehegt und gepflegt werden, denn sie strahlt einen göttlichen Einfluss aus. Z2.138.2 Teilen

Kapitel 19: Vergnügungen im Gesundheitsinstitut
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Als die Vergnügungen im Gesundheitsinstitut eingeführt wurden, haben einige in ... ihren oberflächlichen Charakter offenbart. Es hat ihnen gefallen und sie befriedigt und ihrer leichtfertigen Gesinnung geschmeichelt. Die Dinge, die den Kranken empfohlen wurden, sahen sie auch als gut für sich selbst an. Dr. C ist nicht für alle Folgen verantwortlich, die aus seinem Rat an seine Patienten resultierten. Diejenigen in den verschiedenen Gemeinden ringsumher, die ungeheiligt waren, ergriffen sofort die Gelegenheit als eine Entschuldigung, sich dem Vergnügen, der Ausgelassenheit und Torheiten hinzugeben. Sobald bekannt wurde, dass die Ärzte der Anstalt Spiele und Vergnügungen befürworteten, um die Gedanken der Patienten von sich selbst abzulenken und sie in freudigere Bahnen zu lenken, war dies wie ein Feuer in Stoppeln. Die Jugendlichen in ... und anderen Gemeinden dachten, dass sie genau diese Dinge benötigten, und viele legten den Panzer der Gerechtigkeit ab. Als sie nicht länger in Schranken gehalten wurden, gaben sie sich diesen Dingen mit so viel Ernst und Ausdauer hin, als hinge das ewige Leben von ihrem Eifer in dieser Richtung ab. Hier war eine Gelegenheit, zwischen den gewissenhaften Nachfolgern Christi und den Selbstbetrogenen zu unterscheiden. Einigen lag nicht das Werk Gottes am Herzen. Ihre Seelen waren ungeheiligt. Sie hatten versäumt, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und waren wankelmütig. Es war nur ein geringer Windhauch nötig, ihre Füße straucheln zu lassen und hin und her bewegt zu werden. Sie zeigten, dass sie nur wenig Festigkeit besaßen und keine moralische Unabhängigkeit. Sie hatten keine eigene Erfahrung und wandelten deshalb in den Funken, die andere entzündet hatten. Sie wollten Christum nicht vor der Welt bekennen, denn er war nicht in ihrem Herzen. Sie gaben vor, seine Nachfolger zu sein; aber irdische und zeitliche Dinge hielten ihre leichtfertigen, selbstsüchtigen Herzen in Unterwerfung. Z2.139.1 Teilen

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Es gab andere, die sich nicht so eifrig für die Frage betreffs Vergnügungen einsetzten. Sie vertrauten darauf, dass Gott alles recht machen werde, so dass ihr Seelenfriede nicht gestört war. Sie beschlossen, dass ein Rezept für Kranke keine Anwendung auf sie hatte, deshalb fühlten sie sich nicht beunruhigt. Was andere in der Gemeinde oder in der Welt auch tun mochten, bedeutete ihnen nichts. Sie sagten sich: Wem hatten sie nachzufolgen außer Christo? Er hinterließ uns das Gebot, zu wandeln wie er. Wir müssen so leben, als sähen wir den Unsichtbaren, und alles, was wir tun, von Herzen tun, als dem Herrn und nicht den Menschen. Z2.140.1 Teilen

Wenn sich solche Dinge ereignen, entwickelt sich der Charakter. Moralischer Wert wird dann richtig eingeschätzt. Es ist dann nicht schwer zu entdecken, wo jene zu finden sind, die sich zur Gottseligkeit bekennen, aber ihr Vergnügen und ihr Glück in der Welt finden. Ihre Zuneigungen sind nicht auf himmlische Dinge gerichtet, sondern auf irdische, wo Satan regiert. Sie bewegen sich im Finstern und können himmlische Dinge nicht lieben und würdigen, weil sie diese nicht erkennen. Sie sind dem Leben Christi entfremdet. Ihr Verstand ist verfinstert. Geistliche Dinge sind für sie Torheit. Ihr Streben richtet sich nach dem Kurs dieser Welt; ihr Interesse und ihre Aussichten sind mit der Welt und irdischen Dingen verwoben. Wenn sie als Christen gelten können, während sie beiden, Gott und dem Mammon, dienen, sind sie zufrieden. Aber es werden sich Dinge ereignen, welche die Herzen derer offenbaren, die für die Gemeinde nur eine Last und ein Fluch sind. Z2.140.2 Teilen

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Der Geist, der in der Gemeinde vorherrscht, führt von Gott und vom Pfad der Heiligkeit weg. Viele in der Gemeinde haben ihren Zustand geistlicher Blindheit dem Einfluss zugeschrieben, der von den im Gesundheitsinstitut gelehrten Grundsätzen ausgeht. Das ist nicht ganz korrekt. Hätte die Gemeinde im Rate Gottes gestanden, hätte sie die Anstalt unter Kontrolle gehabt. Das Licht der Gemeinde hätte sich auf jenen Zweig des Werkes ausgebreitet, und die dort existierenden Irrtümer wären nicht passiert. Die moralische Finsternis in der Gemeinde war es, die den größten Einfluss hatte, moralische Finsternis und geistlichen Tod in die Anstalt hineinzubringen. Hätte die Gemeinde sich in einem gesunden Zustand befunden, wäre von ihr ein belebender, gesunder Strom zu diesem Arm des Körpers geflossen. Doch die Gemeinde war krank und erfreute sich nicht der Gunst Gottes noch des Lichts von seinem Angesicht. Ein krankhafter, tödlicher Einfluss zirkulierte durch den lebendigen Körper, bis die Krankheit überall augenscheinlich wurde. Z2.141.1 Teilen

Der liebe Bruder D hat seinen eigenen Zustand nicht erkannt. Selbstsucht hatte in seinem Herzen Fuß gefasst, und Friede, gesunder, ruhiger Friede, war daraus gewichen. Was dir am meisten fehlt, ist Liebe — Liebe zu Gott und zum Nächsten. Das Leben, das du jetzt führst, ist kein Leben im Glauben an den Sohn Gottes. Es besteht ein Mangel an festem Gottvertrauen, eine Furcht, alles in seine Hände zu legen, als könne er das nicht bewahren, was seiner Fürsorge anvertraut ist. Du fürchtest, dass dir irgendein Übel bestimmt ist, das dir Schaden zufügen wird, wenn du nicht in Abwehrstellung gehst und dagegen ankämpfst. Die Kinder Gottes sind in dem Maße weise und machtvoll, in welchem sie sich auf seine Weisheit und Macht verlassen. Sie sind stark und glücklich, wenn sie sich von der Weisheit und Hilfe der Menschen trennen. Z2.141.2 Teilen

Daniel und seine Freunde befanden sich als Gefangene in einem fremden Land, aber Gott ließ nicht zu, dass der Hass und Neid ihrer Feinde ihnen schaden konnte. Die Gerechten haben immer Hilfe von oben empfangen. Wie oft haben die Feinde Gottes sich verbündet, um den Ruf und den Einfluss von ein paar einfachen Personen, die auf Gott vertrauten, zu vernichten. Weil Gott aber für sie war, konnte niemand etwas gegen sie ausrichten. Wollten die Nachfolger Christi sich nur zusammenschließen, dann würden sie die Oberhand haben. Lass sie sich von ihren Götzen und der Welt trennen, dann kann die Welt sie nicht von Gott trennen. Christus ist unser allgegenwärtiger, allgenügender Heiland, in ihm wohnt alle Fülle. Es ist das Vorrecht der Christen zu wissen, dass Christus in der Tat in ihnen lebt. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ 1.Johannes 5,4. Alle Dinge sind dem möglich, der da glaubt. Worum wir auch im Gebet bitten mögen, wir werden es empfangen, wenn wir im Glauben bitten. Dieser Glaube wird die dunkelste Wolke durchdringen und der müden, verzagten Seele Strahlen des Lichts und der Hoffnung bringen. Die Abwesenheit dieses Glaubens und dieses Vertrauens ist es, welche Verwirrung, quälende Furcht und Vorahnung von Übeln mit sich bringt. Gott wird große Dinge für sein Volk tun, wenn es ihm völlig vertraut. „Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet sich genügen.“ 1.Timotheus 6,6. Reine und unbefleckte Religion wird sich beispielhaft im Leben offenbaren, Christus wird sich als nie versiegende Quelle von Kraft, als gegenwärtige Hilfe in jeder Notzeit erweisen. Z2.141.3 Teilen

Kapitel 20: Das Versäumnis im Fall Hannah More
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Im Fall von Schwester Hannah More wurde mir gezeigt, dass die Vernachlässigung, die ihr zuteil wurde, einer Vernachlässigung Christi in ihrer Person gleichkommt. Wäre Gottes Sohn in der einfachen, anspruchslosen Weise gekommen, in der er bei seinem Erdendasein von Ort zu Ort pilgerte, wäre ihm keine bessere Aufnahme zuteil geworden. Der tiefe Grundsatz der Liebe, der im Herzen des einfachen Mannes von Golgatha wohnte, tut Not. Hätte die Gemeinde sich im Licht befunden, würde sie diese demütige Missionarin gewürdigt haben, deren Leben dem Dienst ihres Meisters gewidmet war. Ihr äußerst ernsthaftes Interesse wurde missdeutet. Ihr Äußeres war nicht so, dass es dem Geschmack und der Mode entsprach, denn strikte Sparsamkeit und Armut hatten ihren Eindruck auf ihrem Erscheinungsbild hinterlassen. Ihr schwer verdientes Geld wurde zum Nutzen anderer verwendet, sobald es in ihren Besitz kam, um jenen Licht zu vermitteln, von denen sie hoffte, dass sie die Wahrheit annehmen würden. Z2.142.1 Teilen

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Selbst die bekenntliche Gemeinde Christi mit ihren erhabenen Vorrechten und ihrem hohen Bekenntnis erkannte in diesem selbstverleugnenden Gotteskind nicht das Ebenbild Christi. Die Glieder der Gemeinde waren so weit von Christo entfernt, dass sie nicht sein Ebenbild widerspiegelten. Sie richteten nach der äußeren Erscheinung und bemühten sich nicht, die inwendige Schönheit zu entdecken. Hier war eine Frau, deren Hilfsquellen der Erkenntnis und echter Erfahrung im Geheimnis der Gottseligkeit bei weitem alle übertrafen, die in ... wohnten, und deren Art und Weise, die Jugendlichen und Kinder anzusprechen, wohlgefällig, belehrend und heilsam war. Sie war nicht schroff, sondern korrekt und mitfühlsam. Sie hätte sich als eine der nützlichsten Arbeiter im Feld erwiesen, als Unterweiser der Jugend und als eine verständnisvolle Gefährtin und Ratgeberin für Mütter. Durch ihre ernste, anschauliche Darstellung von Ereignissen in ihrem religiösen Leben, das sie dem Dienst ihres Erlösers geweiht hatte, konnte sie Herzen erreichen. Hätte die Gemeinde sich von der Finsternis und Täuscherei abgewandt und sich dem klaren Licht zugewandt, hätten die Herzen sich diesem einsamen Fremdling erschlossen. Ihre Gebete, ihre Tränen, ihr Kummer, weil sie kein Betätigungsfeld für sich offen sah, wurden im Himmel gesehen und gehört. Der Herr bot seinem Volk talentierte Hilfe an; aber es war reich und satt und bedurfte nichts. Es wandte sich von einer sehr kostbaren Segnung ab und verwarf sie; aber es kommt die Zeit, wo sich das Bedürfnis spürbar machen wird. Hätte Ältester E sich im klaren Licht Gottes befunden, und wäre er von seinem Geist erfüllt gewesen, als diese Dienerin Jesu, einsam, heimatlos und nach Arbeit dürstend, die sie für ihren Meister tun wollte, ihm zur Kenntnis kam, würde er sie verstanden haben. Geist und Herzen hätten zueinander gefunden, gleichwie sich das Angesicht im Spiegelbild wiedererkennt. So war es auch mit den Gliedern der Gemeinde. Sie befanden sich in einer solchen geistlichen Verblendung, dass sie den Klang der Stimme des wahren Hirten nicht mehr unterscheiden konnten und der Stimme eines Fremden folgten, der sie von der Herde Christi weglockte. Z2.143.1 Teilen

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Viele schauen auf das große Werk, das für Gottes Volk getan werden soll, und ihre Gebete steigen auf zu ihm um Hilfe in der großen Ernte. Kommt die Hilfe aber nicht genau in der Art und Weise, wie sie diese erwarten, werden sie sie nicht annehmen, sondern sich von ihr abwenden, wie die jüdische Nation sich von Christo abwandte, weil sie die Art seiner Erscheinung enttäuschte. Zu viel Armut und Erniedrigung kennzeichneten sein Erscheinen. In ihrem Stolz verwarfen sie den, der gekommen war, um ihnen Leben zu geben. Dadurch wollte Gott seine Kinder veranlassen, ihre Herzen zu demütigen und ihr großes Bedürfnis zu erkennen, ihre Wege vor ihm zu korrigieren, damit er sie nicht mit Gerichten heimsuchen muss. Viele, die sich zur Gottseligkeit bekennen, legen viel größeren Wert auf äußeren Schmuck als auf den inneren. Hätten die Gemeindeglieder sich vor Gott gedemütigt und ihre früheren Verfehlungen so völlig korrigiert, wie es seinen Vorstellungen entsprach, dann wäre es ihnen nicht so schwer gefallen, einen sittlich hervorragenden Charakter zu schätzen. Z2.144.1 Teilen

Das Licht von Schwester Hannah More ist erloschen, wo es doch so hell hätte scheinen können, um den Pfad vieler zu erleuchten, die sich auf dem dunklen Weg des Irrtums und der Rebellion befinden. Gott ruft die Gemeinde auf, aus ihrem Schlaf zu erwachen und mit tiefem Ernst die Ursache dieser Selbstsucht unter Bekennern zu erforschen, deren Namen im Gemeindebuch stehen. Satan verführt und täuscht sie, was ihr Seelenheil anbetrifft. Es ist der Gott dieser Welt, der verführt, verblendet und zum Untergang führt. Er kommt nicht gleich mit seiner ganzen Mannschaft, um zu versuchen. Er versteckt seine Versuchungen unter einem Anschein von etwas Gutem. Er mischt etwas Gewinnbringendes unter die Torheiten und Vergnügungen, und er betrügt Seelen, als Entschuldigung anzuführen, dass durch Teilnahme an denselben viel Gutes bewirkt werden kann. Darin besteht ja gerade die Täuschung — Satans höllische Kunstgriffe sind maskiert. Betrogene Seelen unternehmen einen Schritt und sind vorbereitet für den nächsten. Es ist viel angenehmer, den Neigungen des eigenen Herzens zu folgen, als der ersten Einflüsterung des verschlagenen Feindes zu widerstehen und so sein Hereinkommen zu verhindern. Oh, wie Satan darüber lacht, dass Seelen seinen Köder bereitwillig annehmen und genau den Weg betreten, den er für sie vorbereitet hat! Er wünscht nicht, dass sie ihr Gebet aufgeben. Sie sollen ruhig eine Form religiöser Pflichten beibehalten, umso brauchbarer sind sie in seinem Dienst. Er verbindet seine Spitzfindigkeit und seine betrüglichen Schlingen mit ihrer Erfahrung und ihrem Bekenntnis und kann seine Sache dadurch wunderbar fördern. Die heuchlerischen Pharisäer beteten und fasteten und bewahrten die Formen der Frömmigkeit, während ihre Herzen verdorben waren. Satan steht da und verhöhnt Christum und seine Engel mit seinen Schmähreden und sagt: „Ich habe sie! Ich habe sie! Ich habe meine Täuschungen für sie parat. Hier ist dein Blut wertlos. Du hörst besser mit deiner Fürbitte, deiner Macht und deinen Wunderwerken auf; ich habe sie! Sie gehören mir! Trotz ihres hohen Bekenntnisses als Untertanen Christi, trotzdem sie sich einst der Erleuchtung seiner Gegenwart erfreuten, will ich sie mir angesichts des Himmels sichern, von dem sie reden. Solche Untertanen wie diese kann ich benutzen, andere zu ködern.“ Z2.144.2 Teilen

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Salomo sagt: „Wer sich auf sein Herz verlässt, ist ein Narr.“ Sprüche 28,26. Unter den Bekennern der Gottseligkeit gibt es Hunderte von solchen. Der Apostel sagt: „Uns ist nicht unbewusst, was er [Satan] im Sinn hat.“ 2.Korinther 2,11. Oh, welche Kunstgriffe, welche Gewandtheit, welche List werden ausgeübt, um die bekenntlichen Nachfolger Christi zur Verbindung mit der Welt zu veranlassen, indem sie ihr Glück in den Vergnügungen der Welt suchen, unter der Täuschung, dass dabei etwas Gutes erlangt werden kann! So gehen die Unwachsamen geradezu ins Netz und schmeicheln sich, dass nichts Böses auf sie lauert. Auf ihre Zuneigung und ihre Sympathie wird eingewirkt, und dies legt ein schlüpfriges Fundament, worauf sie ihr Vertrauen bauen, Kinder Gottes zu sein. Sie vergleichen sich mit anderen und geben sich damit zufrieden, besser als manche wahre Christen zu sein. Wo aber erstrahlt Christi tiefe Liebe in ihrem Herzen, die sich über andere ergießt? Wo ist ihre Bibel, und wie viel wird sie studiert? Wohin richten sich ihre Gedanken? Sind sie im Himmel und verweilen sie bei himmlischen Dingen? Es ist nicht natürlich für sie, diese Richtung einzuschlagen. Das Studium des Wortes Gottes ist ihnen uninteressant. Es enthält nicht das, was ihre Gemüter erregt und erhitzt. Das natürliche, unbekehrte Herz zieht andere Bücher dem Worte Gottes vor. Ihre Aufmerksamkeit ist auf die eigene Person gerichtet. Sie haben kein tiefes, ernstes Verlangen nach dem Einfluss des Geistes Gottes auf Gemüt und Herz. Ihre Gedanken beschäftigen sich nicht mit Gott. Z2.145.1 Teilen

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Wie kann ich den Gedanken ertragen, dass die meisten Jugendlichen dieses Zeitalters des ewigen Lebens verlustig gehen werden? Oh, dass der Klang der Musikinstrumente schweigen möchte und sie nicht so viel Zeit damit vergeuden möchten, ihren Liebhabereien zu frönen! Oh, dass sie weniger Zeit auf ihre Kleidung und törichte Unterhaltung verwenden möchten und stattdessen ernste, innige Gebete zu Gott emporschicken möchten um eine gesunde Erfahrung! Es besteht ein großes Bedürfnis für genaue Selbstprüfung im Licht von Gottes Wort. Jeder sollte sich fragen: „Stehe ich recht, oder ist mein Herz verdorben? Bin ich in Christo wiedergeboren, oder ist mein Herz noch fleischlich und nur äußerlich in ein neues Gewand gehüllt?“ Halte inne und denke an das große Gericht; dann prüfe dich im Lichte Gottes, ob du noch eine geheime Sünde hegst, irgendeinen Götzen, den du nicht aufgegeben hast. Bete, Bete, wie du noch nie gebetet hast, dass du nicht in Satans Täuschungen gefangen wirst, dass du dich keinem unachtsamen, sorglosen, eitlen Geist hingibst und religiösen Pflichten nur nachkommst, um dein Gewissen zu beruhigen. Z2.146.1 Teilen

Zu allen Zeiten ist es für Christen nicht angebracht, Liebhaber des Vergnügens zu sein, um wie viel weniger heute, wo sich die Szenen dieser Weltgeschichte ihrem Abschluss nähern. Der Grund deiner Hoffnung aufs ewige Leben kann nicht zu tief gelegt werden. Das Wohlergehen deiner Seele und dein ewiges Glück hängen davon ab, ob dein Fundament auf Christum gegründet ist. Während andere nach irdischen Ergötzungen verlangen, lechze du nach der unmissverständlichen Zusicherung der Liebe Gottes und rufe mit Inbrunst aus: „Wer wird mir zeigen, wie ich meine Berufung und Erwählung fest machen kann?“ Eines der Zeichen der letzten Tage ist, dass bekenntliche Christen Vergnügungen mehr lieben als Gott. Handle ehrlich gegenüber dir selbst. Erforsche dich mit aller Sorgfalt. Wie wenige können nach sorgsamer Selbstprüfung zum Himmel aufschauen und sagen: „Die Beschreibung trifft auf mich nicht zu! Ich liebe Vergnügungen nicht mehr als Gott!“ Wie wenige können sagen: „Ich bin der Welt abgestorben! Mein Leben ist mit Christo in Gott verborgen; und wenn er, der mein Leben ist, erscheint, werde ich mit ihm in der Herrlichkeit sein.“ Wie groß ist doch Gottes Liebe und Gnade! O köstliche Gnade, wertvoller als reines Gold! Sie erhöht und veredelt den Geist über alle Prinzipien hinaus und richtet die Zuneigungen auf den Himmel. Während alle in unserer Umgebung eitel und auf Jagd nach Vergnügen und Torheit sein mögen, ist unsere Unterhaltung im Himmel, von wo wir den Heiland erwarten. Unsere Seele ist im Verlangen nach Vergebung und Frieden, nach Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit, auf Gott gerichtet. Gespräche mit Gott und Betrachten himmlischer Dinge gestalten die Seele nach Christi Ebenbild. Z2.146.2 Teilen

Kapitel 21: Das Gebet für die Kranken
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Im Falle von Schwester F hätte ein besonderes Werk vollbracht werden müssen. Alle, die sich im Gebet für sie vereinten, bedurften selbst noch eines Werkes. Hätte Gott ihre Gebete erhört, würde es zu ihrem Untergang geführt haben. In solchen Fällen der Bedrängnis, in denen Satan den Geist beherrscht, sollte sich jeder vor dem Gebet genauestens prüfen, um zu sehen, ob nicht irgendwelche Sünden begangen wurden, die bereut, bekannt und aufgegeben werden müssen. Tiefe Herzensdemut vor Gott ist erforderlich sowie unerschütterliches, ergebenes Vertrauen allein auf die Verdienste des Blutes Christi. Fasten und Beten können nichts vollbringen, wenn das Herz durch falsches Verhalten Gott entfremdet ist. „Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch. ... Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei dir beschweren wirst noch mit Fingern zeigen noch übel reden und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz und die elende Seele sättigen, so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt.“ Jesaja 58,6.7.9-11. Z2.147.1 Teilen

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Der Herr fordert Herzensarbeit, gute Werke, die einem von Liebe erfüllten Herzen entspringen. Jeder sollte sorgfältig und unter Gebet diese Schriftstellen betrachten und seine Beweggründe und Taten erforschen. Die Verheißung Gottes stützt sich auf die Bedingung des Gehorsams, der Erfüllung all seiner Forderungen. Der Prophet Jesaja sagt: „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden. Sie suchen mich täglich und wollen meine Wege wissen wie ein Volk, das Gerechtigkeit schon getan und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern mich zu Recht und wollen mit ihrem Gott rechten. ‚Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum tun wir unserm Leibe wehe, und du willst‘s nicht wissen?‘ Siehe, wenn ihr fastet, so übet ihr doch euren Willen und treibet alle eure Arbeiter.“ Jesaja 58,1-3. Z2.148.1 Teilen

Hier wird ein Volk angesprochen, das ein feierliches Bekenntnis ablegt, das gewohnt ist, zu beten und das Freude am Gottesdienst hat; dennoch ist nicht alles in Ordnung. Die Glieder erkennen, dass ihre Gebete nicht erhört, ihre eifrigen, ernsten Bemühungen im Himmel nicht beachtet werden, und sie fragen eindringlich, warum der Herr ihnen nicht antwortet. Das liegt nicht etwa daran, dass Gott sie vernachlässigen will. Die Schwierigkeit liegt vielmehr bei den Menschen. Während sie sich zur Frömmigkeit bekennen, bringen sie keine Frucht zur Verherrlichung Gottes. Ihre Werke entsprechen nicht den an sie gestellten Anforderungen. Sie versäumen vorgeschriebene Pflichten. Solange aber diese nicht erfüllt sind, kann Gott um seiner Ehre willen ihre Gebete nicht beantworten. Als für Schwester F gebetet wurde, herrschte in den Herzen eine eigenartige Gefühlsverwirrung. Einige waren fanatisch und handelten nach Gefühlen. Sie zeigten einen Eifer, der jedoch in keiner Weise ihrer Erkenntnis entsprach. Etliche schauten auf das große Werk, das in diesem Fall bewältigt werden sollte, und triumphierten, noch ehe der Sieg errungen war. Es wurde viel von Jehus Geist offenbar: „Komm mit mir und siehe meinen Eifer um den Herrn!“ 2.Könige 10,16. An Stelle dieser selbstsicheren Aussage hätte das Anliegen mit demütigem Geist, mit Misstrauen gegen sich selbst und mit zerbrochenem, reuigem Herzen Gott vorgelegt werden sollen. Z2.148.2 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass im Krankheitsfall, wo dem Darbringen von Gebeten für den Kranken nichts im Wege steht, die Angelegenheit dem Herrn nicht in leidenschaftlicher Erregung, sondern in stillem Glauben übergeben werden sollte. Er allein ist mit dem vergangenen Leben des Einzelnen vertraut und weiß, wie sich dessen Zukunft gestalten wird. Er, der die Herzen aller Menschen kennt, weiß, ob der Kranke, wenn er wieder gesund wird, seinen Namen verherrlichen oder ihn durch Abtrünnigkeit und Abfall entehren würde. Alles, was wir zu tun haben, besteht darin, Gott zu bitten, den Kranken zu heilen, wenn dies seinem Willen entspricht, und zu glauben, dass er die Gründe, die wir ins Feld führen, ebenso hört wie die aufrichtigen Gebete, die wir darbringen. Sieht der Herr, dass er dadurch wirklich geehrt wird, erhört er unsere Gebete. Aber es ist nicht recht, auf Genesung des Kranken zu drängen, ohne sich dem Willen Gottes unterworfen zu haben. Z2.149.1 Teilen

Was Gott verheißen hat, kann er zu jeder Zeit erfüllen, und auch das Werk, das er seinen Kindern übertragen hat, kann er durch sie vollbringen. Leben sie getreulich nach jedem Wort, das er gesprochen hat, so wird sich jede Zusage und jede Verheißung an ihnen erfüllen. Mangelt es ihnen jedoch an völligem Gehorsam, bleiben die bedeutenden und kostbaren Verheißungen in weiter Ferne, und sie können nicht in Erfüllung gehen. Z2.149.2 Teilen

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Alles, was im Gebet für die Kranken getan werden kann, ist, Gottes Hilfe um ihretwillen ernstlich zu erbitten und in völligem Vertrauen die Angelegenheit seinen Händen zu überlassen. Wenn wir Unrecht in unserem Herzen dulden, wird der Herr uns nicht erhören. Er kann mit den Seinen verfahren, wie es ihm beliebt. Er wird sich selbst verherrlichen, wenn er in denen und durch diejenigen wirkt, die ihm bedingungslos folgen, so dass man erkennen wird, dass es der Herr ist und dass ihre Werke in Gott vollbracht werden. Christus sprach: „Wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ Johannes 12,26. Wenn wir zu ihm kommen, sollten wir beten, dass wir seinen Willen erfassen und ausführen können und dass unsere Wünsche und Interessen in ihm aufgehen. Wir müssen bereit sein, seinen Willen anzuerkennen und ihn nicht bitten, sich unserem Willen zu fügen. Es ist besser für uns, Gott erhört unsere Gebete nicht immer, wann und genau auf die Weise wie wir es wünschen. Er vermag für uns mehr und Besseres zu tun, als all unsere Wünsche zu erfüllen, denn unsere Weisheit ist Torheit. Z2.150.1 Teilen

Wir scharten uns in ernstem Gebet um das Krankenbett von Männern, Frauen und Kindern und empfanden, dass sie durch die Erhörung unserer aufrichtigen Gebete dem Tode entrissen wurden. Wir glaubten, in diesen Gebeten müssten wir zuversichtlich sein und dürften, wenn wir schon den Glauben auf die Probe stellen, nichts weniger als das Leben erbitten. Wir wagten nicht zu sagen: „Wenn es zur Ehre Gottes ist“, weil wir fürchteten, dass es den Anschein des Zweifels haben könnte. Besorgt haben wir die uns gewissermaßen von den Toten Zurückgegebenen beobachtet. Wir sahen etliche von ihnen, besonders junge Menschen, die gesund wurden, aber dann Gott vergaßen, ein zügelloses Leben führten, ihren Eltern und Freunden Kummer und Schmerz bereiteten und sogar denen zur Schande gereichten, die sich fürchteten zu beten. Sie lebten nicht zur Ehre und Verherrlichung Gottes, sondern sie schmähten ihn durch ihr lasterhaftes Leben. Z2.150.2 Teilen

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Wir schreiben dem Herrn nicht länger den Weg vor, noch versuchen wir, ihn zu unseren Wünschen zu bekehren. Wenn ihn das Leben der Kranken verherrlichen kann, beten wir für die Erhaltung ihres Lebens; doch nicht unser Wille, sondern sein Wille geschehe. Unser Glaube kann genauso fest und noch zuverlässiger sein, wenn wir unsere Wünsche dem allweisen Gott anheim stellen und ihm ohne fieberhafte Unruhe alles vertrauensvoll überlassen. Wir besitzen seine Verheißung. Wir wissen, dass er uns erhört, wenn wir nach seinem Willen bitten. Unsere Bitten dürfen nicht die Form eines Befehls annehmen. Wir müssen vielmehr um seine Vermittlung bitten, uns das zu gewähren, was wir von ihm wünschen. Wenn die Gemeinde zusammenhält, wird sie mächtig und stark sein; doch wenn ein Teil von ihr mit der Welt verbunden ist und manche dem Geiz ergeben sind, den Gott verabscheut, kann er nur wenig für sie tun. Unglaube und Sünde trennen sie von Gott. Wir sind so schwach, dass wir Gnadenerweise kaum ertragen; wir beanspruchten sonst zu leicht Ehre und schrieben uns Frömmigkeit und Gerechtigkeit zu als Folge des außergewöhnlichen Segens Gottes. Dabei offenbart sich doch nur die große Gnade und Barmherzigkeit unseres mitleidsvollen himmlischen Vaters. Wir erlangten sie nicht, weil sich irgendetwas Gutes in uns gefunden hätte. Z2.151.1 Teilen

Wir sollten stets einen Einfluss ausüben, der auf alle um uns her heiligend wirkt. Dieser rettende, veredelnde Einfluss war in ... sehr schwach. Viele haben sich mit der Welt eingelassen und an ihrem Geist und Einfluss teilgenommen, und diese Freundschaft hat sie von Gott getrennt. Jesus ist ihnen eine Tagereise voraus. Sie können nicht länger seine Stimme des Rats und der Warnung vernehmen und folgen ihrer eigenen Weisheit und ihrem eigenen Urteil. Sie verfolgen einen Weg, der in ihren Augen recht erscheint, der sich aber als Torheit erweisen wird. Gott will nicht, dass sein Werk mit weltlicher Politik vermischt wird. Schlaue, berechnende Weltmenschen eignen sich nicht für leitende Stellungen in diesem feierlichen, heiligen Werk. Sie müssen sich entweder bekehren oder sich Beschäftigung in einem andern Beruf suchen, der ihren weltlichen Neigungen entspricht und nicht solch ewige Folgen in sich schließt. Gott wird niemals auf eine Teilhaberschaft mit Weltmenschen eingehen. Christus lässt jedem seine Wahl: Willst du mich oder die Welt? Willst du Vorwürfe und Schande erdulden, für absonderlich gelten, eifrig sein zu guten Werken und meinen Namen bekennen, selbst wenn die Welt dich hasst, oder willst du die Achtung, die Ehre, den Beifall und die Vorteile, die die Welt zu geben hat, erwählen und keinen Teil an mir haben? „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Z2.151.2 Teilen

Kapitel 22: Mut beim Prediger
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Lieber Bruder G, es wurde mir gezeigt, dass du in deinen Pflichten als Prediger sehr nachlässig bist. Dir mangelt es an notwendigen Befähigungen. Du besitzt keinen Missionsgeist. Du bist nicht geneigt, deine Bequemlichkeit und dein Vergnügen aufzuopfern, um Seelen zu retten. Da sind Männer, Frauen und Jugendliche, die zu Christo geführt werden können und die die Wahrheit annehmen würden, wenn sie ihnen in rechter Weise vorgeführt würde. In deiner eigenen Nachbarschaft gibt es Seelen, die Ohren haben, zu hören. Z2.152.1 Teilen

Ich sah, wie du einige unterrichtet hast. Doch gerade zu einer Zeit, wo du Ausdauer, Mut und Tatkraft benötigtest, wurdest du kleinmütig, misstrauisch und entmutigt und gabst die Arbeit auf. Du wünschtest deine eigene Bequemlichkeit und hast zugelassen, dass das Interesse, das hätte vermehrt werden können, erstarb. Es hätte eine Seelenernte eingeheimst werden können. Aber die goldene Gelegenheit ging vorüber durch deinen Mangel an Tatkraft. Wenn du dich nicht entscheidest, die ganze Rüstung anzulegen, wenn du nicht bereit bist, Härten als ein guter Streiter des Kreuzes Christi zu ertragen und nicht fühlst, dass du dich aufopfern kannst, um Seelen zu Christo zu führen, dann solltest du deinen Beruf als Prediger aufgeben und eine andere Beschäftigung suchen. So wurde mir gezeigt. Z2.152.2 Teilen

Deine Seele ist nicht dem Werk geweiht. Du nimmst die Last des Werkes nicht auf dich. Du erwählst ein leichteres Los als jenes, das einem Diener Christi bestimmt ist. Er erachtete sein Leben nicht für zu teuer. Er lebte nicht sich selbst zum Gefallen, sondern tat anderen Gutes. Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Es ist nicht genug, fähig zu sein, den Leuten die Argumente unseres Glaubens vorzuführen. Der Diener Christi braucht eine nie endende Liebe zu Seelen, einen Geist der Selbstverleugnung und Opferbereitschaft. Er sollte bereit sein, wenn nötig, sein Leben hinzugeben, um zur Rettung seiner Mitmenschen zu wirken, für die Christus starb. Z2.152.3 Teilen

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Du musst zum Werk Gottes bekehrt werden. Du benötigst Weisheit und Urteilsfähigkeit, dich dem Werk hinzugeben und deine Arbeit zu planen. Die Gemeinden brauchen deine Arbeit nicht. Du solltest in neue Gebiete gehen und dich in der Arbeit bewähren. Gehe mit einem Arbeitsgeist ans Werk und bekehre Seelen zur Wahrheit. Wenn du den Wert von Seelen empfindest, wirst du beim leisesten Anzeichen von Gutem im Herzen frohlocken, und du wirst ausharren, obgleich Arbeit und Ermüdung mit der Anstrengung verbunden sind. Wenn du die Wahrheit einmal vorgeführt hast, verlasse den Ort nicht, solange auch nur das geringste Anzeichen von Interesse vorhanden ist. Erwartest du eine Ernte ohne Arbeit? Erwartest du, dass Satan bereitwillig seinen Untertanen gestattet, aus seinen Reihen in Christi Reihen überzuwechseln? Er wird jede Anstrengung machen, sie in Ketten der Finsternis unter seinem schwarzen Banner zu halten. Kannst du hoffen, in der Seelengewinnung für Christum erfolgreich zu sein, wenn du einem solchen Feind im Kampf begegnen musst? Z2.153.1 Teilen

Du brauchst mehr Mut, mehr Eifer, musst dich mehr anstrengen, oder du wirst dich entscheiden müssen, ob du den richtigen Beruf hast. Ein leicht entmutigter Prediger schadet dem Werk, das er doch im Grund fördern möchte, und ist ungerecht gegen sich selbst. Alle, die vorgeben, Diener Christi zu sein, sollten Weisheit lernen, indem sie das Leben des Mannes von Nazareth studieren und auch die Geschichte von Luther und anderen Reformatoren. Ihre Arbeit war mühsam; aber sie erduldeten Härten als treue Kämpfer des Kreuzes Christi. Du solltest keine Verantwortung scheuen. Mit Anstand solltest du bereit sein, Rat und Unterweisung anzunehmen. Nachdem du Rat von den Weisen und Verständigen angenommen hast, gibt es noch einen Ratgeber, dessen Weisheit niemals irrt. Versäume nicht, ihm deinen Fall vorzulegen und ihn um Leitung zu bitten. Er hat verheißen, dass er die Weisheit in reichem Maße geben wird, wenn es dir an Weisheit fehlt und du ihn darum bittest. Das heilige, feierliche Werk, mit dem du dich befasst, erfordert ganzherzige, gründlich bekehrte Männer, deren Leben mit dem Leben Christi verwoben ist. Sie ziehen Saft und Nahrung aus dem lebendigen Weinstock und bringen Frucht in dem Herrn. Obgleich sie die Erhabenheit des Werkes empfinden und erklären: „Wer ist hierzu tüchtig?“, schrecken sie doch nicht vor Arbeit und Mühe zurück, sondern werden sich ernsthaft anstrengen, um Seelen zu retten. Wenn die Unterhirten treu ihren Pflichten nachkommen, werden sie zur Freude ihres Herrn eingehen und Befriedigung darin finden, durch ihr treues Bemühen Seelen gerettet im Himmel zusehen. Z2.153.2 Teilen

Kapitel 23: Übervorteilung im Geschäftsleben
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Lieber Bruder H, ich habe auf eine Gelegenheit gewartet, dir zu schreiben, war aber verhindert. Nach meinem letzten Gesicht fühlte ich mich verpflichtet, dir bald zu sagen, was der Herr mir vorgeführt hatte. Ich wurde auf die vergangenen Jahre deines Lebens zurückverwiesen, noch vor deiner Heirat, und ich sah deine Neigung, andere im Handel zu übervorteilen. Du besaßest einen Geist der Gewinnsucht, der Unehrlichkeit im Geschäft, der deinem geistlichen Fortschritt sehr hinderlich war und deinem Einfluss schadete. Die Familie deines Vaters sah die Angelegenheit eher von einem weltlichen Standpunkt aus als von einem hohen und erhabenen Maßstab, wie unser Herr ihn zitierte: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Lukas 10,27. Hierin hast du gefehlt. In irgendeiner Weise knauserig und ungerecht zu handeln, missfällt Gott. Er wird Verfehlungen und Sünden dieser Art nicht übersehen, wenn sie nicht aufrichtig bekannt und aufgegeben werden. Z2.154.1 Teilen

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Ich wurde weit zurückverwiesen und sah, wie leicht du diese Dinge genommen hast. Der Herr merkte darauf, wie du jene Ladung Vieh auf den Markt brachtest, das zu kümmerlich war, als dass es sich gelohnt hätte, es weiter zu behalten. Deshalb wurde es geschlachtet und auf dem Markt als Nahrung verkauft, um in den menschlichen Magen zu gelangen. Eines dieser Tiere gelangte für eine Zeit lang auf unseren Tisch, um in den Tagen unserer Armut unserer großen Familie als Nahrung zu dienen. Du warst nicht der allein Schuldige in dieser Sache. Andere aus deiner Familie waren mitschuldig. Es tut nichts zur Sache, ob es beabsichtigt war, dass wir das Fleisch kaufen und essen sollten oder Weltmenschen. Es geht hier ums Prinzip. Du übertratest Gottes Gebot, und das missfiel ihm. Du hast deinen Nächsten nicht wie dich selbst geliebt, denn es wäre dir nicht recht gewesen, hätten andere so mit dir gehandelt. Du hättest dich in diesem Fall betrogen gefühlt. Ein habsüchtiger Geist verführte dich zu einem Abweichen vom christlichen Grundsatz und veranlasste dich zu einem Handel, der dir Vorteil zum Nachteil anderer verschaffte. Z2.155.1 Teilen

Als mir vor fünf Jahren der Gegenstand des Fleischessens vorgeführt wurde, sah ich, wie unwissend die Leute betreffs der Qualität der Fleischspeisen sind, die sie essen, und ich wurde auf dein Verhalten diesbezüglich hingewiesen. Der Verzehr des Fleisches von solch ungesunden Tieren verursacht verdorbenes Blut, Krankheiten und Fieber. Viele Vergehen dieser Art wurden mir gezeigt, derer Weltmenschen sich täglich schuldig machen. Du, mein lieber Bruder, hast dieses Vergehen nicht in dem Licht betrachtet, wie der Herr es sieht. Du hast niemals empfunden, dass dies eine große Sünde deinerseits war. Vieles gleicher Art hat in deinem Leben stattgefunden, was der Bericht führende Engel getreulich verzeichnet hat und dem du wieder begegnen musst, wenn du diese Dinge nicht durch Reue und Bekenntnis in Ordnung bringst. Z2.155.2 Teilen

Mir wurde geboten, zu warten und zu schauen. Ich wurde angewiesen, deutlich zu sprechen, allgemeine Grundregeln zu geben und es dann dir zu überlassen, es auf dich anzuwenden. Es wurde mir gezeigt, dass Gott nicht regelmäßig die Verkehrtheiten genau bezeichnen würde, die von seinem Volk begangen werden. Er würde veranlassen, in ihrem Beisein allgemeine Grundregeln zu erörtern, genaue, bestimmte Wahrheiten vorzuführen, und dann sollten alle bereit sein zu sehen, zu fühlen und zu verstehen, ob die Sache auch sie betrifft oder nicht. Du hast nicht aufrichtig und getreulich deiner eigenen Seele gegenüber gehandelt. Der Engel sagte: „Ich will ihn auf die Probe stellen. Ich will ihn prüfen. Ich will ihm entgegenstehen, bis er anerkennt, dass es Gottes Hand ist, die so mit ihm verfährt.“ Z2.155.3 Teilen

156

Ich sah, dass, während ihr euch in ... befandet, diejenigen, die mit deiner Familie verbunden waren, nicht recht handelten. Ihr offenbartet einen betrügerischen Geist, ihr habt übervorteilt und wart unehrlich. Ihr konntet an jenem Ort keinen guten Einfluss ausüben, es sei denn, ihr hättet die Vergangenheit durch völliges Verändern eures Verhaltens im Verkehr mit euren Mitmenschen gutgemacht. Euer Licht erwies sich für die Leute als Finsternis. Euer Einfluss, während ihr dort wart, bereitete der Sache der gegenwärtigen Wahrheit große Schande; und euer unredlicher Handel wurde unter den Leuten sprichwörtlich. Oftmals richteten sich Weltmenschen, was ehrlichen Handel anbetraf, nach einem höheren Standard als ihr. Der Älteste I kann in ... keinen guten Einfluss ausüben. Seine Worte sind wie Wasser, das auf die Erde ausgeschüttet wird, aus dem einfachen Grund, weil er mit euch verbunden war und sich an eurem unredlichen Handel beteiligte. In mancherlei Hinsicht, was sein Geschäftsgebaren anbetraf, wurde er den Weltmenschen gleich. Er war geizig und wurde zunehmend selbstsüchtig. Sein Verhalten war dazu angetan, seinen Einfluss zu zerstören und schickte sich nicht für einen Diener Christi. In dem Gesicht, das mir in Rochester, New York, 1866 gegeben wurde, sagte der Engel: „Meine Hand wird ihn in Unglück bringen. Er mag sammeln, aber ich werde zerstreuen, bis er mit der Vergangenheit aufräumt und alles bereinigt für die Ewigkeit.“ Jeder wahre Christ sollte sich erhaben fühlen über den niedrigen, betrügerischen Geschäftsgeist der Weltmenschen. Z2.156.1 Teilen

Du bist kein Geizhals. Du bist gerne freigiebig, freizügig, offenherzig und hast eine offene Hand. Was in dir verkehrt ist, ist der in diesem Brief erwähnte Geist, du liebst deinen Nächsten nicht wie dich selbst. Du versäumst es, deine Verkehrtheiten einzusehen und sie abzustellen, wenn das klare, eindringliche Licht der Wahrheit dir sehr deutlich deine Pflichten vor Augen hält. Du liebst Gastfreundschaft, und Gott wird nicht zulassen, dass der große Verführer der Menschheit dich überwindet. Er wird direkt zu dir kommen und dir zeigen, worin du irrst, damit du innehalten kannst. Er ruft dich jetzt auf, die Vergangenheit gutzumachen, dein Verhalten zu ändern und deinen Lebensbericht unbefleckt von Übervorteilung und eigensüchtiger Liebe zu Gewinn zu erhalten. Z2.156.2 Teilen

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Dein Urteil in weltlichen Belangen wird zur Torheit werden, wenn du nicht alles Gott weihst. Dir und deiner Frau mangelt es an Frömmigkeit. Eure geistliche Gesinnung entspricht nicht Gottes Wunsch. Lähmung scheint euch befallen zu haben; doch ihr seid beide befähigt, einen starken Einfluss für Gott und seine Wahrheit auszuüben, wenn ihr euer Bekenntnis mit einem wohlgeordneten Leben und göttlicher Unterhaltung schmückt. Oftmals gerätst du in große Hast, dann wirst du ungeduldig und ärgerlich und gibst Hilfe auf ungestüme Art. Dies behindert deinen geistlichen Fortschritt. Z2.157.1 Teilen

Die Zeit ist kurz. Du hast keine Zeit, die notwendige Herzensvorbereitung hinauszuzögern und ernsthaft und getreulich für deine eigene Seele und die Rettung deiner Freunde und Nachbarn und aller in deinem Einflussbereich zu sorgen. Habe stets das Ziel vor Augen, so im Licht zu wandeln, dass du einen heiligenden Einfluss auf alle ausüben kannst, mit denen du in geschäftlichen oder gesellschaftlichen Verbindungen stehst. In Jesu wohnt die Fülle. Du kannst Kraft von ihm erhalten, die dich befähigt, so zu wandeln, wie er wandelte, wenn du eng mit ihm verbunden bist. Er fordert den ganzen Menschen — Seele, Leib und Geist. Wenn du deinerseits alles tust, was er verlangt, wird er für dich wirken, dich segnen und dich stärken durch seine große Gnade. Z2.157.2 Teilen

Kapitel 24: Unterdrückung der Dienstboten
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Lieber Bruder J, seit dem Gesicht, das mir am Freitagabend, den 12. Juni 1868 gegeben wurde, ist mir sehr ernst zu Mute. Es wurde mir gezeigt, dass du dich nicht selbst erkennst. Du hast dich nicht nach dem dir gegebenen Zeugnis gerichtet. Du hast keine gründliche Reform durchgeführt. Ich wurde auf Jesaja hingewiesen: „Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch.“ Jesaja 58,6.7. Z2.158.1 Teilen

Du magst fragen: „Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum tun wir unserm Leibe wehe, und du willst‘s nicht wissen?“ Jesaja 58,3. Gott hat Gründe angegeben, weshalb deine Gebete nicht beantwortet wurden. Du glaubtest, du hättest Gründe in andern gefunden und hast ihnen die Schuld zugeschoben. Aber ich sah, dass in dir selbst genügend Ursache zu finden ist. Du musst dein eigenes Herz in Ordnung bringen. Du solltest erkennen, dass das Werk bei dir selbst beginnen muss. Du hast die Bedürftigen unterdrückt und Nutzen aus ihren Bedürfnissen gezogen. Was Geld anbetrifft, warst du geizig und hast ungerecht gehandelt. Du hast nicht jenen freundlichen, edlen und freigebigen Geist besessen, der das Leben eines Nachfolgers Christi kennzeichnen sollte. Du hast die Dienstboten um ihren Lohn betrogen. Du sahst eine ärmlich gekleidete, hart arbeitende Person, von der du wusstest, dass sie gewissenhaft und gottesfürchtig war; und doch zogst du Vorteile aus ihr, weil es in deiner Macht stand. Ich sah, dass die Nachlässigkeit, ihre Bedürfnisse zu sehen und zu verstehen, und der geringe ihr gezahlte Lohn im Himmel verzeichnet wurde als Jesu in der Person einer seiner Heiligen angetan. Wenn du so mit einer der geringsten Jüngerin Jesu verfuhrst, hast du es ihm angetan. Der Himmel hat all deine Knauserigkeit gegenüber denen, die in deinem Haus gedient haben, bemerkt, und es wird getreulich berichtet in den Büchern stehen bleiben, bist du bereust und Wiedererstattung leistest. Eine verkehrte Handlung kann mehr Schaden anrichten, als in Jahren gutgemacht werden kann. Könnte der Missetäter das Ausmaß des Übels erkennen, er würde in Angstgeschrei ausbrechen. Du bist selbstsüchtig, was Geld anbetrifft. Im Falle von Bruder K deutete der Engel Gottes auf dich und sagte: „Was du an diesem einen der Jünger Christi getan hast, das hast du Jesu angetan.“ Z2.158.2 Teilen

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Die erwähnten Fälle sind nicht die einzigen dieser Art. Ich wünschte, dass du diese Dinge so sehen könntest, wie der Himmel sie mir eröffnet hat. Gemüter befinden sich in bedauernswerter Täuschung. Du benötigst die Religion Christi. Er lebte nicht sich selbst zum Gefallen, sondern zum Wohl anderer. Du hast ein Werk zu tun, und du solltest keine Zeit verlieren, dein Herz vor Gott zu demütigen und durch demütige Bekenntnisse die Flecken von deinem Charakter zu entfernen. Dann kannst du das feierliche Werk auf dich nehmen, zur Rettung anderer zu arbeiten, ohne so viele Fehler zu machen. Z2.159.1 Teilen

Welchen Wert hat deine Zeit gehabt, die du damit zubrachtest, ein Werk zu tun, das Gott dir nicht aufgetragen hat? Es wurden Eindrücke auf Gemütern hinterlassen und Erfahrungen gemacht, die viel Arbeit erfordern, um sie wieder zu löschen. Seelen werden in Finsternis, Verwirrung und Unglauben wandeln, und einige werden nie wieder zurechtkommen. Unter Fasten, ernstem Gebet, tiefer Herzenserforschung und strenger Selbstprüfung lege deine Seele offen. Lass nichts deiner kritischen Untersuchung entgehen. Ist dein eigenes Ich gestorben und dein Leben mit Christo in Gott geborgen, dann bringe deine demutsvollen Bitten dar. Wenn du Unrechtes in deinem Herzen vorhast, wird der Herr dich nicht hören. Hätte der Herr deine Gebete erhört, würdest du dich überhoben haben. Satan stand an deiner Seite, bereit, das meiste aus den erlangten Vorteilen zu machen. Z2.159.2 Teilen

Wie wichtig ist doch jene Treue in kleinen Dingen, die unser Leben charakterisieren soll, dass wahre Redlichkeit all unser Tun kennzeichnet und dass wir immer daran denken, dass Engel Gottes auf jede unserer Handlungen achten. Mit welcherlei Maß wir messen, wird uns gemessen werden. Habe immer die Furcht vor Augen, ungerecht und selbstsüchtig zu handeln. Durch Krankheit und Unglück wird der Herr viel mehr wegnehmen, als was wir durch Bedrückung der Armen erlangen können. Ein gerechter Gott beurteilt all unsere Beweggründe und Taten. Z2.159.3 Teilen

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Mir wurden Bruder und Schwester L vorgeführt. Die Liebe zur Welt hat wahre Frömmigkeit aufgezehrt und die Verstandeskräfte umnebelt, so dass die Wahrheit keine Kraft hat, einen umgestaltenden Einfluss auf ihr Leben und ihren Charakter auszuüben. Die Liebe zur Welt hat ihre Herzen dem Mitgefühl und der Beachtung der Nöte anderer verschlossen. Der Weltgeist hat sie von Gott getrennt. Bruder und Schwester, ihr müsst euch vom Plunder dieser Welt trennen. Ihr müsst euch ernstlich bemühen, eure Liebe zur Welt, euren Egoismus und euren Geiz zu überwinden. Dies sind Sünden, die ein Fluch für Gottes Volk sind. Ich wurde zurückgeführt an euren früheren Wohnort, bevor ihr nach ... gezogen seid. Ihr wart dort geizig und genau in eurem Geschäftsgebaren. Aus allem habt ihr Vorteile gezogen, wo es nur möglich war. Ich versuchte, in eurem Leben Taten der Opferbereitschaft und Wohltätigkeit zu entdecken, fand sie aber nicht, es gab ja so wenige. Euer Licht hat vor anderen so geschienen, dass sie sich von euch und eurem Glauben angeekelt fühlten. Durch euren Geiz und eure Übervorteilung im Handel habt ihr der Wahrheit Schande bereitet. Möge Gott euch helfen, alles im rechten Licht zu sehen und diese Übel zu hassen, wie er sie hasst. Lasst euer Licht so scheinen, dass andere eure guten Werke sehen und veranlasst werden, euren Vater im Himmel zu verherrlichen. Gott hat euer Tun missfallen, denn es war von Eigeninteresse gekennzeichnet. Es missfällt ihm immer noch, und er wird euch mit Gerichten heimsuchen, wenn ihr euren Geist der Kleinlichkeit nicht aufgebt und danach strebt, durch die Wahrheit geheiligt zu werden. Der Glaube ohne Werke ist tot. Der Glaube wird euch niemals retten, wenn er nicht durch Werke gerechtfertigt wird. Gott fordert von euch, reich zu werden an guten Werken, dass ihr bereit seid, mitzuteilen und auszustreuen, euch einen guten Grund aufs Zukünftige zu legen, damit ihr das wahre ewige Leben erlangen könnt. Z2.160.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass ihr die Dienstboten um ihren Lohn betrogen habt. Ihr habt Vorteil aus den Umständen gezogen und euch ihre Hilfe um geringsten Lohn gesichert. Das hat Gott missfallen. Ihr hättet eure Helfer freigebig entlohnen sollen, alles, was sie verdienten. Gott sieht und weiß alles. Der Herzenserforscher ist bekannt mit den Gedanken, den Vorhaben und den Absichten des Herzens. Jeder Dollar, den ihr auf diese Weise erlangt habt, wird durch Unglück und Leiden zerstreut werden, wenn ihr ihn behaltet. Die Welt und nochmals die Welt war eure Tagesordnung. Die Rettung der Seele nahm den zweiten Platz ein. Dass ihr doch im Lichte der Ewigkeit sehen könntet, wie Gott diese Dinge betrachtet! Ihr wäret alarmiert und würdet nicht ruhen, bis ihr Wiedererstattung geleistet habt. Z2.160.2 Teilen

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Ihr besaßt Erkenntnis über die Gesundheitsreform, habt sie aber weder angenommen noch ausgelebt. Ihr habt eure Esslust befriedigt und eurem Sohn eine traurige Lektion erteilt, indem er essen durfte wann und was ihm gefiel. In eurer Weltliebe habt ihr euch übermäßiger Arbeitsleistung ausgesetzt. Gott entfernte seine Hand, und ihr wurdet eurer eigenen Schwäche überlassen. Dann befandet ihr beide euch am Rand des Grabes. Doch ihr versäumtet, die Lektion in so vielen Dingen zu lernen, die Gott euch lehren wollte. Ihr fuhrt in eurer Weltliebe fort. Eure selbstsüchtige Liebe zum Gewinn, euer habgieriges, knauseriges Verhalten wurde nicht aufgegeben. Ihr habt das Mitgefühl, die freundliche Fürsorge und wachsame Zärtlichkeit der Pflegerin, die in eurer Krankheit für euch sorgte, nicht gewürdigt. Hättet ihr es geschätzt, dann hätte es euch veranlasst, ihr gegenüber einen Geist der Wohltätigkeit zu offenbaren, anstatt euch so engherzig zu verhalten. Ihr habt die Armen ausgenutzt und ungerecht behandelt. „Einer teilt aus und hat immer mehr; ein anderer kargt, da er nicht soll, und wird doch ärmer.“ Sprüche 11,24. Z2.161.1 Teilen

Als mir diese Dinge vorgeführt wurden, schien es mir, dass Satan so viel Macht hatte, die Gemüter durch Weltliebe zu verblenden, dass selbst bekenntliche Christen vergaßen oder die Tatsache aus den Augen verloren, dass Gott lebt und dass seine Engel über alles Tun der Menschen Bericht führen. Jedes knauserige Verhalten, jeder Betrug im Handel wird getreulich niedergeschrieben. Jeder Tag füllt die Himmelsbücher mit seinen Berichten über unerfüllte Pflichten, Vernachlässigung, Selbstsucht, Betrug, Unehrlichkeit und Übervorteilung: Welch eine Menge böser Werke wird angehäuft auf den Tag des letzten Gerichts! Wenn Christus kommt, ist „sein Lohn bei ihm und seine Vergeltung vor ihm“ (Jesaja 40,10) „zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ Offenbarung 22,12. Was wird dann alles offenbar werden! Welche Verwirrung wird dann über etliche kommen, wenn die Handlungen ihres Lebens erscheinen, wie sie auf den Seiten der Geschichte verzeichnet wurden! Z2.161.2 Teilen

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„Höret zu, meine lieben Brüder! Hat nicht Gott erwählt die Armen in dieser Welt, die am Glauben reich sind und Erben des Reichs, welches er verheißen hat denen, die ihn lieb haben? Ihr aber habt den Armen Unehre getan.“ Jakobus 2,5.6. „Was hilft‘s, liebe Brüder, so jemand sagt, er habe den Glauben, und hat doch die Werke nicht? Kann auch der Glaube ihn selig machen? So aber ein Bruder oder eine Schwester bloß wäre und Mangel hätte an der täglichen Nahrung, und jemand unter euch spräche zu ihnen: Gott berate euch, wärmet euch und sättiget euch! ihr gäbet ihnen aber nicht, was des Leibes Notdurft ist — was hülfe ihnen das? Also auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber.“ Jakobus 2,14-17. Ihr mögt der ganzen Wahrheit glauben, wenn ihr aber ihre Grundsätze nicht in eurem Leben in die Tat umsetzt, wird euer Bekenntnis euch nicht retten. Satan glaubt auch und zittert. Er arbeitet. Er weiß, dass seine Zeit kurz ist, und er ist herniedergekommen mit großer Macht, seine bösen Werke nach seinem Glauben zu tun. Doch Gottes bekenntliches Volk unterstützt den Glauben nicht durch Werke. Gemeindeglieder glauben an die Kürze der Zeit, und doch haschen sie so nach den Gütern dieser Welt, als stünde sie noch tausend Jahre. Z2.162.1 Teilen

Selbstsucht bestimmt das Verhalten vieler. „Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, — wie bleibt dann die Liebe Gottes bei ihm? Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor ihm damit stillen, dass, so uns unser Herz verdammt, Gott größer ist denn unser Herz und erkennt alle Dinge. Ihr Lieben, so uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott, und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist.“ 1.Johannes 3,17-22. Z2.162.2 Teilen

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Gebt eure Selbstsucht auf und bereitet euch gründlich auf die Ewigkeit vor. Macht die Vergangenheit gut und stellt die heilige Wahrheit, zu der ihr euch bekennt, dort, wo ihr jetzt wohnt, nicht im gleichen Licht dar, wie ihr es an eurem vorigen Wohnort getan habt. Lasst euer Licht so leuchten, dass andere eure guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel preisen. Stellt euch auf das erhabene Fundament der ewigen Wahrheit. Richtet euch in all euren Geschäftsverbindungen strikt nach dem Worte Gottes. Z2.163.1 Teilen

Kapitel 25: Kampfgeist gerügt

Lieber Bruder M, als wir dir in ... begegneten, waren wir bemüht, dir zu helfen. Wir befürchteten, dass du die so nötige Hilfe nicht annehmen würdest. Ich schlug dein Kommen zu uns und die Verbindung mit uns und anderen von Gottes teuren Kindern vor, damit du Lektionen lernen konntest, die so wichtig für dich sind, ehe du stark sein kannst, den Versuchungen und Gefahren der letzten Tage zu begegnen. Ich erinnerte mich an dein Gesicht als eines von jenen, die der Herr mir vorgeführt hatte. Ich sah, wie du um die Herrschaft über machtvolle üble Gewohnheiten rangst, die nicht nur zur Zerstörung deines Körpers gereichten, sondern auch zu deiner ewigen Vernichtung. Du hast Siege erlangt, aber hast noch größere Siege zu erringen. Du hast einen Kampf gegen innere Feinde zu führen, die dein eigenes Glück und das Glück derer zerstören, die mit dir verbunden sind, wenn du sie nicht überwindest. Z2.163.2 Teilen

Deine üblen Wesenszüge müssen überwunden werden. Du musst das Werk mit Ernst angreifen, dich demutsvoll Gott nahen im Gebet und deine Hilflosigkeit ohne seine besondere Gnade empfinden. Der Glaube an die Wahrheit hat bereits eine Reformation in deinem Leben bewirkt. Doch diese Reformation ist nicht so durchgreifend, wie sie sein sollte, damit sie Gottes Maßstab entspricht. Du liebst die Wahrheit, aber sie muss tieferen Halt in deinem Leben gewinnen und deine Worte und dein ganzes Verhalten beeinflussen. Du hast eine große Lektion zu lernen und solltest keine Zeit verlieren, damit zu beginnen. Du hast dich nicht zur Selbstbeherrschung erzogen. Hier musst du noch einen Sieg erringen. Du bist eher zum Krieg als zum Frieden geneigt. Du musst dich in wahrer Höflichkeit üben. „Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.“ Römer 12,10. „Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst.“ Philipper 2,3. Z2.163.3 Teilen

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Dein Kampfgeist ist groß. Du stehst immer auf der Hut, stets bereit, zurückzuschlagen, wo sich eine Gelegenheit bietet. Du bist nicht bestrebt zu sehen, wie du deine Ideen und Ansichten den Meinungen anderer anpassen kannst, sondern du willst in allem anderer Meinung sein, wenn sich nur eine Gelegenheit dazu bietet. Dies schadet dir selbst, mindert deinen geistlichen Fortschritt, und es betrübt und verwundet nicht nur diejenigen, die deine aufrichtigen Freunde sein möchten, sondern widert sie auch an, so dass deine Gesellschaft ihnen nicht angenehm ist, sondern lästig. Es ist dir so natürlich wie dein Atemholen, dass du die Ansichten und Meinungen anderer als den deinigen unterlegen betrachtest. Hierin irrst du oftmals sehr. Du besitzt nicht all jene Weisheit und Erkenntnis, derer du dich rühmst. Oft stellst du deine Meinungen über diejenigen von Männern und Frauen, die weit mehr Jahre der Erfahrung haben als du und die weit besser geeignet sind, Anweisungen und Ratschläge zu erteilen, als du selbst. Du hast diese unangenehmen Gewohnheitssünden jedoch nicht erkannt, und deshalb hast du nicht die bösen und bitteren Früchte wahrgenommen, die sie hervorgebracht haben. Du hast lange einem Geist des Streits und des Kampfes gehuldigt. Deine eigenartige Gemütsverfassung erfreut sich an Gegensätzlichkeiten. Z2.164.1 Teilen

Deine Erziehung ist beklagenswert gewesen. Sie ist nicht geeignet gewesen, dir zu einer korrekten religiösen Erfahrung zu verhelfen. Du hast beinahe alles zu verlernen und vieles aufs Neue zu lernen. Du besitzt ein übereiltes Temperament, das deine Freunde und die heiligen Engel betrübt und deine eigene Seele verwundet. Dies ist dem Geist der Wahrheit und wahrer Heiligkeit entgegen. Du musst lernen, Anstand im Reden zu bewahren. Das eigene Ich muss unterdrückt und in Unterwerfung gehalten werden. Ein Christ wird sich nicht auf Gezänk und Streit einlassen, selbst nicht mit dem gottlosesten und ungläubigsten Menschen. Wie verkehrt ist es dann, diesen Geist gegen jene zu offenbaren, die an die Wahrheit glauben und danach trachten, Frieden, Liebe und Harmonie zu bewahren! Paulus hat gesagt: „Habt einerlei Sinn, seid friedsam!“ 2.Korinther 13,11. Dieser Kampfgeist steht in Widerspruch zu allen Prinzipien des Himmels. In seiner Bergpredigt sagte Christus: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Matthäus 5,9. „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Matthäus 5,5. Du wirst in Schwierigkeiten geraten, wohin du auch gehst, es sei denn, du lernst die Lektion, die Gott dich lehren möchte. Du solltest weniger auf deine eigene Meinung geben und sie besser zurückhalten und einen gelehrigen Geist, den eines Schülers, offenbaren. „Ein Geduldiger ist besser denn ein Starker, und der seines Mutes Herr ist, denn der Städte gewinnt.“ Sprüche 16,32. „Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, der offenbart seine Torheit.“ Sprüche 14,29. Jakobus sagt: „Darum, liebe Brüder, ein jeglicher Mensch sei schnell, zu hören, langsam aber, zu reden, und langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.“ Jakobus 1,19.20. Z2.164.2 Teilen

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Mit deiner Erfahrung ist ein Geist des Selbstvertrauens verbunden. Hättest du mehr Erfahrung in göttlichen Dingen, würdest du erkennen, dass du schlechte Früchte bringst. Sie enthalten keine Nährkraft, sondern erfüllen alle, die davon essen, mit Bitterkeit. Du musst deinen herrschsüchtigen, diktatorischen Geist überwinden. Ich habe die gute Hoffnung, mein lieber Bruder, dass du an die Arbeit gehen und den Sieg erlangen wirst. Du hast bereits bewiesen, dass du moralischen Mut besitzt, dem Feind in dir selbst zu begegnen. Du hast Seelenstärke gezeigt, mit dem Feind Appetit und starker böser Gewohnheit zu kämpfen. Du hast einen unbekümmerten Geist offenbart, hast empfunden, dass sich niemand besonders um dich kümmert, dass beinahe jeder dein Feind war, und dass es deshalb nichts ausmachte, was aus dir wurde. Z2.165.1 Teilen

166

Als die Wahrheit dich fand, warst du in einem erbärmlichen Zustand. Du sahst in ihr eine Macht, die dich erheben und dir Stärke und Kraft vermitteln würde, deren du ermangeltest. Du ergriffst die Lichtstrahlen, die dir schienen. Wenn du dich jetzt völlig dem Einfluss der Wahrheit hingibst, wird sie dich gründlich bekehren und heiligen und auf die Verwandlung zur Unsterblichkeit vorbereiten. Du weist viele gute Charakterzüge auf. Du hast ein freigebiges Herz. Gott wünscht, dass du in Ordnung kommst. Du bist unwillig, dir diktieren oder dich leiten zu lassen. Du wünschst, selbst zu diktieren. Aber du musst dich um einen demütigen lehrhaften Geist bemühen und leutselig, geduldig, langmütig und voller Freundlichkeit und Barmherzigkeit sein. Z2.166.1 Teilen

Wir haben ein Interesse an dir und möchten dir gerne helfen. Ich bitte dich, empfange diese Zeilen in einem rechten Geist und lass sie dein Herz und dein Leben günstig beeinflussen. Z2.166.2 Teilen

Die Antwort auf diesen Brief: Z2.166 Teilen

Schwester White, das Zeugnis, das ich gestern erhielt, betrachte ich als wohlverdienten Tadel, wofür ich dir sehr dankbar bin. Ich hoffe sehr, ein Überwinder zu werden. Mir ist die Bedeutung des Werkes wohl bewusst, das ich zu tun habe. Doch vertraue ich darauf, dass ich durch Hilfe der göttlichen Gnade imstande sein werde, den Sieg zu erlangen. Z2.166.3 Teilen

Kapitel 26: Lastenträger in der Gemeinde

Lieber Bruder und liebe Schwester N, am 12. Juni 1868 wurden mir einige Dinge gezeigt, die euch betrafen. Ihr habt ein Werk zu tun, seht es aber nicht. Ihr seid keine Lastenträger gewesen. Es ist notwendig, dass ihr ein tieferes Interesse am Werk Gottes empfindet. Ihr seid so von der Liebe zur Welt verblendet, dass ihr nicht erkennt, welch großen Einfluss die Welt auf euch hat. Ihr fühlt nicht, dass eine besondere Verantwortung auf euch ruht, noch erkennt ihr die Wichtigkeit der Zeit und des Werkes, das getan werden muss. Ihr habt euch dem Schlaf überlassen. Einigkeit macht stark. In der Gemeinde herrscht große Schwäche, weil so viele Träge darin sind, die keine Lasten aufnehmen. Ihr seid nicht Christi Mitarbeiter. Der Geist der Welt hält von euren Herzen die Eindrücke fern, welche die Wahrheit hinterlassen sollte. Z2.166.4 Teilen

167

Es ist von großer Wichtigkeit, dass alle sich jetzt aufmachen und ans Werk gehen, als seien sie lebendige Menschen, um für die Rettung von Seelen zu arbeiten, die verloren gehen. Kämen alle Glieder der Gemeinde dem Herrn zu Hilfe, so würden wir eine solche Erweckung in seinem Werk sehen, wie wir es bisher nicht erlebt haben. Gott fordert dies von euch und von jedem Gemeindeglied. Es ist nicht euch überlassen, zu entscheiden, ob es gut für euch wäre, den Ruf Gottes zu befolgen. Gehorsam wird gefordert, und wenn ihr nicht gehorcht, steht es schlechter um euch, als nähmet ihr eine neutrale Stellung ein. Besitzt ihr nicht die Gunst des Segens Gottes, habt ihr seinen Fluch. Er fordert von euch, willig und gehorsam zu sein, dann, sagt er, werdet ihr das Gute des Landes genießen. Ein bitterer Fluch ist gegen diejenigen ausgesprochen, die dem Herrn nicht zu Hilfe kommen. „Fluchet der Stadt Meros, sprach der Engel des Herrn, fluchet ihren Bürgern, dass sie nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden.“ Richter 5,23. Satan und seine Engel sind auf dem Plan, um jeden Schritt voran, den Gottes Volk unternimmt, zu verhindern. Deshalb ist die Hilfe eines jeden erforderlich. Z2.167.1 Teilen

Bruder und Schwester N, der Einfluss ungläubiger Freunde hat mehr Einwirkung auf euch, als ihr euch bewusst seid. Sie vermitteln euch keine Kraft, sondern Finsternis und Unglauben. Ihr habt ein individuelles Werk im Weinberg des Herrn zu erfüllen. Ihr habt zu viel an euch gedacht und für euch selbst gesorgt. Bringt eure Herzen in Ordnung. Dann geht an die Arbeit. Fragt: „Was willst du, Herr, das ich tun soll?“ Gott wünscht, dass ihr euch ernsthaft zu ihm wendet. Er gebietet euch, eure Herzen fleißig zu erforschen, damit ihr entdeckt, was euch daran hindert, viel Frucht zu tragen, die Bestand hat. Der Grund, weshalb ihr nicht mehr vom Geist Gottes besitzt, liegt darin, dass ihr nicht freudig das Kreuz Christi aufnehmt. In meinem letzten Gesicht sah ich, dass ihr betreffs der Stärke eurer Liebe zur Welt getäuscht seid. Die Sorgen dieses Lebens und der Betrug des Reichtums haben das Wort erstickt, und ihr werdet unfruchtbar. Gott fordert von uns, viel Frucht zu tragen. Er gibt keine Befehle heraus, ohne nicht auch die Kraft zu vermitteln, sie auszuführen. Er wird nicht unseren Teil der Arbeit verrichten, noch verlangt er von uns, den seinen zu tun. Es ist Gott, der es in uns bewirkt; und doch müssen wir unsere eigene Seligkeit schaffen mit Furcht und Zittern. „Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber.“ Jakobus 2,17. Der Glaube muss durch Werke unterstützt werden. Die Täter des Wortes sind vor Gott gerechtfertigt. Ihr missfallt Gott, weil ihr von Armut sprecht, wo ihr doch reichlich habt. Alles, was ihr besitzt, gehört ihm. Er hat es für gut befunden, euch für kurze Zeit zu seinen Haushaltern darüber zu machen, um euch zu prüfen und zu erproben. Wie werdet ihr die Prüfung bestehen? Er wird das Seine mit Zinsen zurückfordern. Z2.167.2 Teilen

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Ihr hattet euren Blick auf das gerichtet, was ihr zur Unterstützung der verschiedenen Unternehmen gegeben habt, und es scheint euch sehr viel zu sein. Hättet ihr weit mehr getan, wäret ihr großzügiger gewesen und hättet eure Hände dem Werke Gottes und den Bedürftigen geöffnet, würdet ihr nicht mehr als eure Pflicht getan haben; aber ihr wäret viel glücklicher gewesen. Der Herr ruft euch auf, eure Opfer auf den Altar zu legen, sie nicht nur in seine Nähe zu bringen, sondern sie wirklich auf dem Altar darzubringen. Der Altar heiligt die Gabe, wenn sie darauf dargebracht wird; vorher ist sie nicht geheiligt. Z2.168.1 Teilen

Ihr seid nicht so von der Welt getrennt, wie Gott es von euch fordert. Doch ihr seht und versteht nicht eure Gefahr. Eure Liebe zur Welt führt euch in die Irre. Ihr beide müsst reichlicher von der Quelle der Wahrheit trinken. Wenn ihr nicht in ein besseres Verhältnis kommt, wo ihr Gott durch euren Einfluss und euer Vermögen ehren könnt, wird sein Fluch über euch kommen. Ihr mögt sammeln, er aber wird zerstreuen. Statt dass eure Besserung schnell wachsen wird, werdet ihr verdorrten Zweigen gleichen. Der Herr ruft nach Arbeitern — nach Menschen, die sich um die Rettung von Seelen kümmern und zu jedem Opfer bereit sind, damit sie gerettet werden. Niemand anders kann diese Arbeit für euch tun. Die Opfer anderer, seien sie auch noch so großzügig, können eure Opfer nicht ersetzen. Ihr selbst müsst euch Gott übergeben, das kann kein anderer an eurer Stelle tun. Ihr könnt nur durch die Macht des Geistes, die durch kraftvollen Glauben wirksam wird, den vielen Schlingen Satans erfolgreich entgehen, die er für eure Füße ausgelegt hat. Die Worte und das Beispiel eures Erlösers werden für eure Herzen Licht und Kraft sein. Wenn ihr im nachfolgt und ihm vertraut, wird er euch nicht umkommen lassen. Ihr fürchtet euch zu sehr vor dem Missfallen derer, die Gott nicht lieben und dienen. Warum wollt ihr Freundschaft mit den Feinden eures Herrn unterhalten und euch von ihren Meinungen beeinflussen lassen? „Wisset ihr nicht, dass der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist?“ Jakobus 4,4. Ständen die Herzen recht, gäbe es mehr entschiedene Trennung von der Welt. Z2.168.2 Teilen

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Der Herr hätte letztes Frühjahr in dieser Gegend ein großes und gutes Werk getan, wenn alle das Bedürfnis dieses Werkes erkannt hätten und dem Herrn zu Hilfe geeilt wären. Es gab kein vereintes Handeln. Nicht alle erkannten die Notwendigkeit des Werkes und beteiligten sich ganzherzig daran. Es wurde nicht alles Gott unterstellt. Ich sah euch bekümmert und verstört, in Nebel und Finsternis gehüllt. Ihr wart von Zweifel erfüllt und nicht in der Lage, Kraft zu empfangen noch anderen Stärke zu vermitteln. Es ist eine feierliche, furchtbare Zeit. Jetzt ist keine Zeit, Götzen zu hegen, noch ist es angebracht, mit Belial übereinzustimmen oder Freundschaft mit der Welt zu suchen. Diejenigen, die Gott anerkennt und für sich heiligt, sind berufen, fleißig und treu in seinem Dienst zu sein, getrennt von der Welt und ihm geweiht. Nicht der Schein der Gottseligkeit noch ein im Gemeindebuch eingetragener Name entscheidet darüber, ob jemand ein „lebendiger Stein“ im geistlichen Tempel ist. Nur eine Erneuerung der Erkenntnis und wahrer Heiligkeit, der Welt gekreuzigt und in Christo lebendig zu sein, verbindet die Seele mit Gott. Die Nachfolger Christi haben nur ein Hauptziel, eine große Aufgabe im Auge: die Rettung ihrer Mitmenschen. Jedes andere Anliegen sollte an zweiter Stelle stehen. Diese eine Aufgabe fordert die ernstesten Anstrengungen und das tiefste Interesse. Z2.169.1 Teilen

170

Gott fordert zuerst das Herz, die ganze Zuneigung. Er fordert von seinen Nachfolgern, ihn von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von allen Kräften zu lieben und ihm zu dienen. Z2.170.1 Teilen

Seine Gebote und seine Gnade sind unseren Bedürfnissen angepasst. Ohne sie können wir nicht gerettet werden, was wir auch sonst tun mögen. Annehmbarer Gehorsam wird verlangt. Das Opfern von Gaben noch jeder andere Dienst wird nicht akzeptiert werden, wenn das Herz vorenthalten wird. Der Wille muss in Unterwerfung gebracht werden. Der Herr fordert von euch eine tiefere Weihe und Übergabe an ihn und eine größere Trennung vom Geist und Einfluss der Welt. Z2.170.2 Teilen

„Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ 1.Petrus 2,9. Christus hat euch als seine Nachfolger berufen, damit ihr sein Leben der Opferbereitschaft und Selbstverleugnung nachahmt und am großen Erlösungswerk der gefallenen Rasse interessiert seid. Ihr habt keinen rechten Begriff von dem Werk, das Gott von euch verlangt. Christus ist euer Vorbild. Euch fehlt es an der Liebe. Dieser reine und heilige Grundsatz unterscheidet den Charakter und das Verhalten des Christen von den Weltmenschen. Göttliche Liebe hat einen machtvollen, reinigenden Einfluss. Sie wird nur in einem erneuerten Herzen gefunden und ergießt sich ganz natürlich über die Mitmenschen. Z2.170.3 Teilen

„Liebet einander,“ sagt unser Heiland, „wie ich euch geliebt habe.“ „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Johannes 15,12.13. Christus hat uns ein Beispiel in reiner, selbstloser Liebe gegeben. Bis jetzt habt ihr euren Mangel in dieser Hinsicht und euer Bedürfnis an dieser himmlischen Eigenschaft noch nicht erkannt. Ohne sie sind all eure guten Absichten, euer Eifer nichts, selbst wenn es eure Natur wäre, eure Güter den Armen zu geben und euren Leib brennen zu lassen. Ihr benötigt jene Liebe, die langmütig, die nicht leicht erbittert ist, die das Böse nicht zurechnet, alles glaubt, alles hofft und alles duldet. Ohne den Geist der Liebe kann niemand Christo gleich sein. Lebt dieser Grundsatz aber in der Seele, kann andererseits niemand der Welt gleich sein. Z2.170.4 Teilen

171

Das Verhalten der Christen gleicht dem ihres Herrn. Er richtete das Banner auf, und es ist uns überlassen, ob wir uns darum versammeln wollen oder nicht. Unser Herr und Heiland legte seine Herrschaft nieder, seinen Reichtum und seine Herrlichkeit und suchte uns, damit er uns aus dem Elend erretten und uns ihm gleich machen konnte. Er erniedrigte sich selbst, nahm unsere Natur an, damit wir imstande sein könnten, von ihm zu lernen, sein Leben der Wohltätigkeit und Selbstverleugnung nachzuahmen und ihm Schritt für Schritt zum Himmel zu folgen. An Rang könnt ihr dem Vorbild nicht gleich sein; aber ihr könnt ihm ähnlich werden und nach eurer Fähigkeit so handeln wie er. „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Lukas 10,27. Solche Liebe muss in euren Herzen wohnen, damit ihr bereit seid, die Schätze und Ehren dieser Welt preiszugeben, wenn ihr dadurch eine Seele beeinflussen könnt, in Christi Dienst einzutreten. Z2.171.1 Teilen

Gott heißt euch, mit der einen Hand, dem Glauben, seinen Arm zu erfassen und mit der anderen Hand, der Liebe, verloren gehende Seelen zu erreichen. Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Folgt ihm, wandelt nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Wandelt genauso, wie er wandelte. Das ist Gottes Wille, eure Heiligung. Das Werk, das ihr zu verrichten habt, ist, den Willen dessen zu tun, der euer Leben erhält zu seiner Verherrlichung. Wenn ihr nur für euch selbst schafft, wird es euch keinen Nutzen bringen. Für das Wohl anderer zu arbeiten, weniger um sich selbst besorgt zu sein und ernstlicher alles Gott zu weihen, wird ihm wohlgefallen und durch seine reiche Gnade belohnt werden. Z2.171.2 Teilen

172

Gott hat euch nicht das Los zugeteilt, nur über euch selbst zu wachen und für euch selbst zu sorgen. Es wird von euch gefordert, andern zu dienen, über andere zu wachen, und in dieser Übung werden jene Übel in eurem Charakter zum Vorschein kommen, die korrigiert werden müssen, und jene schwachen Punkte, die gefördert werden müssen, werden erstarken. Dies ist der Teil des Werkes, den wir selbst tun müssen, nicht ungeduldig, ärgerlich und unwillig, sondern gern und freudig, damit wir die christliche Vollkommenheit erreichen können. Von uns alles zu entfernen, was nicht genau der Liebenswürdigkeit entspricht, heißt noch nicht Christum nachahmen. Ihr müsst sehr eifrig auf Gottes Ehre bedacht sein. Wie vorsichtig solltet ihr in eurem Betragen sein, wo euer Verhalten jetzt nicht ist, wie es sein sollte. Wenn ihr die heiligen Engel sehen könntet, wie sie mit ihren leuchtenden, erforschenden Augen auf euch blicken, um berichten zu können, wie der Christ seinen Meister verherrlicht! Oder könntet ihr den frohlockenden, spöttischen Triumph der bösen Engel beobachten, wie sie jeden krummen Weg herausfinden und dann die Schrift anführen, die übertreten wurde, wie sie euer Leben mit diesen Schriftworten, denen ihr bekennt zu folgen, von denen ihr aber abweicht, vergleichen; wie erstaunt und alarmiert wäret ihr! Es fordert den ganzen Menschen, ein tapferer Christ zu sein. Was sind wir doch für blinde, kurzsichtige Geschöpfe! Wie wenig unterscheiden wir heilige Dinge, und wie wenig verstehen wir von den Reichtümern seiner Gnade! Z2.172.1 Teilen

Eines möchte ich besonders eurem Gemüt einprägen. Ihr habt euch eng mit den speziellen Medien Satans verbunden, und ihre Macht und ihr Einfluss haben Eindrücke auf euch hinterlassen, weil ihr euch nicht nahe genug zu Gott haltet, um euch die besondere Hilfe der Engel zu sichern, die stark und mächtig sind. Eure Verbindung mit den Feinden des Herrn ist sehr eng, und ihr seid euch der Gefahr nicht bewusst, Schiffbruch im Glauben zu erleiden. Wenn ihr nur in geringster Weise die Versuchungen Satans herausfordert, begebt ihr euch auf seinen Grund und Boden, und dann ist der Kampf lang und hart, bevor ihr den Sieg und Triumph im Namen Christi erringen könnt, der den Feind überwunden hat. Z2.172.2 Teilen

173

Satan besitzt gewaltige Vorteile. Er hatte die wunderbare Verstandeskraft eines Engels, von der sich nur wenige eine richtige Vorstellung machen können. Satan war sich seiner Macht bewusst, sonst hätte er sich nicht in einen Kampf mit dem Allmächtigen, dem Ewig-Vater und Friedefürst, eingelassen. Satan verfolgt unausgesetzt alle Ereignisse, und wenn er jemand findet, der einen besonders stark ausgeprägten Widerstandsgeist gegen Gottes Wahrheit aufweist, wird er diesem sogar zukünftige Dinge offenbaren, um sich dadurch noch fester und sicherer in seinem Herzen einzunisten. Satan, der nicht zögerte, eine Auseinandersetzung mit Gott, dem Erhalter, zu wagen, besitzt die Bosheit, andere zu verfolgen und zu verführen. Er hält jetzt sterbliche Menschen in seinen Fesseln. Während seiner nahezu sechstausendjährigen Erfahrung hat er nichts von seiner Gewandtheit und Verschlagenheit eingebüßt. In dieser ganzen Zeit hat er alles das, was die Menschheit angeht, sorgfältig beobachtet. Z2.173.1 Teilen

Satan ist ein Meister in seiner Art. Seine teuflische Weisheit wendet er mit gutem Erfolg an. Er ist bereit und fähig, alle die zu unterrichten, die Gottes Rat für ihr eigenes Seelenheil zurückweisen. Der Köder, den er ausgeworfen hat, wird ihm dabei helfen, Menschen in sein Netz zu locken. Um sich mit seiner teuflischen Habgier auf sie stürzen zu können, wird er sich die Maske des Guten aufsetzen und sich so anziehend wie nur möglich benehmen. Alle, die auf diese Weise in das Netz Satans geraten, werden bitter dafür bezahlen, nur um zu erfahren, welch eine Torheit es ist, Himmel und Unsterblichkeit für einen Betrug zu verschleudern, dessen Folgen unübersehbar sind. Unser Widersacher, Satan, ist nicht um Weisheit und Stärke verlegen. Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. Er wird arbeiten „mit allerlei lügenhaftigen Kräften und Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf dass sie selig würden“. 2.Thessalonicher 2,9.10. Weil sie die Wahrheit von sich wiesen, „wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, dass sie glauben der Lüge, auf dass gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit“. 2.Thessalonicher 2,11.12. Wir haben mit einem mächtigen, betrügerischen Feind zu kämpfen. Unsere einzige Sicherheit finden wir in dem wiederkommenden Herrn, der dem Erzbetrüger „durch die Erscheinung seiner Zukunft“ ein Ende machen wird. Z2.173.3 Teilen

174

Ich übermittle euch dieses in der Furcht Gottes, und bitte euch inständig, von den Toten aufzustehen, so wird Christus euch Leben geben. Z2.174.1 Teilen

Kapitel 27: Der Stolz der Jugend

Liebe Schwester O, es war meine Absicht, mit dir zu sprechen, bevor ich ... verließ. Doch durch viele Dinge wurde ich daran gehindert. Während ich dir schreibe, habe ich wenig Hoffnung, dass dieser Brief zu einer wirklichen Veränderung in deinem Verhalten beitragen wird, was deine religiöse Erfahrung anbetrifft. Z2.174.2 Teilen

175

Ich bin sehr traurig über dich gewesen. In den Versammlungen, die in ... abgehalten wurden, verweilte ich bei allgemeinen Grundsätzen. Durch das Vorbringen eines Zeugnisses versuchte ich Herzen zu erreichen in der Hoffnung, dass es eine Veränderung in deinem religiösen Leben hervorrufen würde. Im Zeugnis Nr. 12 versuchte ich die Gefahren aufzuführen, die der Jugend drohen. Dieses Gesicht wurde mir in Rochester gegeben. Es wurde mir gezeigt, dass du von Kindheit an falsch unterwiesen wurdest. Deine Eltern glaubten und wiederholten es vor deinen Ohren, dass du von Natur aus ein Christ seist. Deine Schwestern hegten eine Liebe zu dir, die mehr mit Abgötterei als mit Heiligung zu tun hatte. Deine Eltern hatten eine unheilige Liebe zu ihren Kindern, die ihre Augen verblendet hat, so dass sie ihre Fehler nicht sahen. Manchmal, wenn sie ein wenig zum Nachdenken kamen, war es anders. Aber du wurdest verwöhnt und gelobt, bis dein ewiges Interesse in Gefahr geriet. Z2.175.1 Teilen

Ich sah, dass du dich nicht selbst erkennst. Du besitzt eine Selbstgerechtigkeit, die dich betreffs deiner geistlichen Errungenschaften betrügt. Zu Zeiten verspürtest du etwas vom Einfluss des Geistes Gottes. Aber der Umgestaltung durch Erneuerung deines Gemüts bist du fremd. „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.“ Römer 12,2. Du hast diese Erfahrung nicht gemacht, deshalb hast du keinen Anker. Du bist kein Christ, und doch hat man dir dein Leben lang gesagt, du seist von Natur aus ein Christ. Du hast es für selbstverständlich angesehen, dass mit dir alles in Ordnung sei, während du weit davon entfernt warst, von Gott anerkannt zu sein. Diese Täuschung ist gewachsen mit deinem Wachstum und erstarkt mit Zunahme deiner Stärke und droht deinen Untergang herbeizuführen. Deine Eltern waren sehr eifersüchtig um ihre Kinder bemüht. Wenn ihre Kinder sich über vermutete Geringschätzung bei ihnen beklagten, haben sie es sofort aufgegriffen und ihnen beigestanden und ihrem geistlichen Wohlergehen dadurch großen Schaden zugefügt. Z2.175.2 Teilen

Du und deine Schwester P habt großen Stolz gezeigt, der sich am Tage Gottes als Heu und Stoppeln erweisen wird. Eigenliebe und Stolz aufs eigene Ich, auf Kleidung und Aussehen haben bei euch vorgeherrscht. Egoismus hat euch vom Guten ferngehalten. Ihr beide benötigt eine gründliche Bekehrung, eine völlige Erneuerung eures Gemüts, eine gänzliche Umgestaltung, andernfalls werdet ihr keinen Teil am Reiche Gottes haben. Eure Erscheinung, euer gutes Aussehen und eure Kleidung werden euch nicht die Gunst Gottes sichern. Der große ICH BIN schaut auf den moralischen Wert. Es gibt keine wahre Schönheit der Person oder des Charakters ohne Christum, keine wirkliche Vollkommenheit der Haltung oder des Betragens ohne die heiligenden Tugenden des Geistes der Demut, des Mitgefühls und wahrer Heiligkeit. Z2.175.3 Teilen

176

Es wurde mir gezeigt, dass Seelen durch euren Einfluss und euer Beispiel verloren gehen werden. Ihr habt Licht und Vorrechte erhalten, wofür ihr Rechenschaft ablegen müsst. Ihr seid nicht von Natur aus religiös oder hingebungsvoll; ihr müsst euch anstrengen, eure Gedanken auf geistliche Dinge zu richten. Das eigene Ich steht bei euch im Vordergrund. Euer Eigendünkel ist sehr ausgeprägt. Denkt daran, dass der Himmel auf moralische Werte schaut. Er bewertet den Charakter als köstlich und wertvoll wegen des inneren Schmucks, eines sanften und stillen Geistes — das hat Wert bei Gott. Kostbare Kleidung, äußerlicher Schmuck, persönlicher Charme — all das versinkt in Bedeutungslosigkeit im Vergleich zu dieser wertvollen Eigenschaft, einem sanften und stillen Geist. Eure Liebe zu eigenem Vergnügen und zur Befriedigung des Ichs, euer Mangel an Hingabe und Weihe haben vielen zum Schaden gereicht. Denen, die abgefallen sind, konntet ihr keinen Nutzen bringen, denn euer Leben glich im Allgemeinen dem eines Weltmenschen. Z2.176.1 Teilen

Diejenigen, die ... besuchen, nehmen den Eindruck mit, der von euch und anderen Jugendlichen, die sich keiner erfahrungsgemäßen Religion erfreuen, ausgeht, dass Religion keine Wirklichkeit ist. Der Stolz wird in ihnen bestärkt. Liebe zur Schau, zu Leichtfertigkeit und zum Vergnügen nehmen zu und heilige Dinge finden keine Beachtung. Sie haben den Eindruck gehabt, dass sie zu gewissenhaft waren, es zu genau genommen haben. Denn wenn jene, die der Zentrale des Werkes so nahe waren, so wenig von den feierlichen Wahrheiten, die so oft vorgetragen werden, beeinflusst werden, warum sollten sie dann so kleinlich sein? Warum sollten sie sich fürchten, sich der Vergnügen zu erfreuen, wenn dies doch das Bestreben derer zu sein scheint, die in ... eine längere Erfahrung besitzen als sie? Z2.176.2 Teilen

177

Der Einfluss der Jugend in ... dehnt sich in die ganze Umgebung aus. Ihre unheilige Lebensführung ist sprichwörtlich, und niemand hat mehr Einfluss in die falsche Richtung hin ausgeübt, als gerade ihr beiden. Ihr habt euer Bekenntnis entehrt und wart erbärmliche Stellvertreter der Wahrheit. Der treue Zeuge sagt: „Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Offenbarung 3,15.16. Wäret ihr kalt, bestünde noch Hoffnung, dass ihr euch bekehren würdet. Wo aber jemand mit Selbstgerechtigkeit umgürtet ist anstatt mit der Gerechtigkeit Jesu Christi, da ist es sehr schwer, die Täuschung zu erkennen. Es ist so schwierig, die Selbstgerechtigkeit abzulegen, dass der Betreffende kaum zu erreichen ist. Ein unbekehrter, gottloser Sünder befindet sich in einer günstigeren Stellung als eine solche Person. Z2.177.1 Teilen

Für Sünder seid ihr ein Stein des Anstoßes. Euer Mangel an Hingabe ist zu offensichtlich. Ihr zerstreut von Christo anstatt mit ihm zu sammeln. Wenn Gott mir hilft, euch von eurem Gewand der Selbstgerechtigkeit zu befreien, dann habe ich noch Hoffnung, dass ihr umkehrt und ein vorbildliches Leben führt. Ihr wurdet oft erweckt, aber ebenso oft seid ihr in euren vorigen Zustand der Untätigkeit und Selbstgerechtigkeit zurückgefallen. Ihr habt den Namen, dass ihr lebt, seid aber tot. Euer Stolz wird sich als euer Untergang erweisen. Gott hat deswegen zu euch gesprochen. Wenn ihr euch nicht reformiert, werdet ihr in Trübsal geraten. Eure Freude wird in Trauer verwandelt werden, bis ihr eure Herzen unter die Hand Gottes demütigt. Gott nimmt eure Gebete nicht an. Sie kommen aus Herzen, erfüllt von Stolz und Selbstsucht. Du, meine liebe Schwester, bist eitel. Du hast ein zielloses Leben geführt. Wärst du demütig gewesen und hättest du ein Leben zum Segen für andere geführt, wärst du dir selbst und allen in deiner Umgebung zum Segen gewesen. Möge Gott deinen Eltern und deinen Schwestern vergeben, worin sie gefehlt haben, dich zu dem zu machen, was du bist — genau das, was Gott nicht akzeptieren kann, genau das, was sich als Stoppeln erweisen wird, um vom Feuer des Tages Gottes verzehrt zu werden, falls du dich nicht änderst. Z2.177.2 Teilen

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Als ich den selbstsüchtigen Geist sah, der bei denjenigen vorherrscht, die im Verlagswerk arbeiten, dass es etliche gab, die nur für Lohn arbeiten, wie in irgendeinem weltlichen Betrieb, befandet ihr beide euch auch unter diesen. Ihr beide wart selbstsüchtig darauf bedacht, nur dem Ich zu dienen, euch selbst zu gefallen und nach höherem Lohn zu trachten. Dieser Geist hat in großem Maße die Verlagsanstalt durchsäuert und ist ein Fluch für sie, und der Himmel ist erzürnt darüber. Viele sind zu eifrig gewesen, Geld an sich zu reißen. Das alles ist verkehrt. Ein weltlicher Geist hat Eingang gefunden, und Christus wurde ausgeschlossen. Möge Gott sich seines Volkes erbarmen. Ich hoffe, dass ihr euch bekehrt. Z2.178.1 Teilen

Ihr habt einen leichtfertigen Geist offenbart und seid in eurer Unterhaltung eitel und oberflächlich gewesen. Ach, wie selten wurde Jesus erwähnt! Seine erlösende Liebe hat keine Dankbarkeit, kein Lob, keine Ausdrücke hervorgerufen, um seinen Namen und seine unendliche, selbstaufopfernde Liebe zu verherrlichen. Was war das Thema eurer Unterhaltung? Welche Gedanken bereiteten euch das größte Vergnügen? In Wahrheit kann gesagt werden, dass Jesus und sein opfervolles Leben, seine überaus kostbare Gnade und die Erlösung, die er so teuer für euch erworben hat, kaum Platz in euren Gedanken gefunden hat. Nichtige Dinge nehmen die Sinne gefangen. Euch selbst zu ergötzen, Ziele im Leben zu erreichen, die eurem Vergnügen dienen, damit beschäftigen sich die Gedanken. Ich möchte nur wünschen, ihr hättet nie bekannt, mit Christo ein neues Leben begonnen zu haben, denn ihr seid den Bedingungen nicht nachgekommen. „Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“ Kolosser 3,1-3. Stellt euch selbst folgende Fragen: Habe ich die Anforderungen erfüllt, die der inspirierte Apostel hier niedergeschrieben hat? Habe ich in meinem Leben bezeugt, dass ich der Welt abgestorben bin, dass mein Leben mit Christo in Gott verborgen ist? Bin ich in Christo aufgegangen? Beziehe ich den Unterhalt meines Lebens, alle Unterstützung von ihm, der verheißen hat, eine gegenwärtige Hilfe in jeder Zeit der Not zu sein? Ihr habt eine förmliche Religion, seid euch aber nicht eurer Schwäche, eurer Verdorbenheit und Schlechtigkeit von Natur aus bewusst. Z2.178.2 Teilen

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„Ein Christ von Natur aus!“ Diese betrügliche Idee hat vielen als Kleid der Selbstgerechtigkeit gedient. Sie hat viele zu einer vermeintlichen Hoffnung in Christo verführt, die keine erfahrungsgemäße Erkenntnis von ihm, von seiner Erfahrung, seinen Prüfungen und seinem Leben der Selbstverleugnung und Selbstaufopferung besaßen. Ihre Gerechtigkeit, von der sie so viel halten, ist nur wie ein schmutziges Kleid. Christus, der geliebte Lehrer, sagt: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ Matthäus16,24. Ja, folgt ihm in guten und in schlechten Tagen. Folgt ihm, indem ihr euch mit den Bedürftigsten und Freundlosen anfreundet. Folgt ihm in Selbstvergessenheit, in Taten der Selbstverleugnung und Opferbereitschaft zum Nutzen anderer. Folgt ihm, indem ihr nicht wiederscheltet, wenn man euch schilt, indem ihr den Gefallenen Liebe und Mitgefühl entgegenbringt. Er hielt sein Leben nicht für zu teuer, sondern gab es für uns alle dahin. Er war unser Vorbild. Er sagt uns, dass wir unser Kreuz, das verhasste Kreuz, aufnehmen und ihm nachfolgen müssen, wenn wir seine Jünger sein wollen. Könnt ihr den Kelch trinken? Könnt ihr mit der Taufe getauft werden? Z2.179.1 Teilen

Eure Handlungen beweisen, dass ihr Christo fremd seid. „Quillt auch ein Brunnen aus einem Loch süß und bitter? Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Ölbeeren oder ein Weinstock Feigen tragen? Also kann auch ein Brunnen nicht salziges und süßes Wasser geben. Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine Werke in der Sanftmut und Weisheit. Habt ihr aber bitteren Neid und Zank in eurem Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht wider die Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit, die von obenherab kommt, sondern irdisch, menschlich und teuflisch. Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und eitel böses Ding. Die Weisheit von obenher ist auf‘s erste keusch, darnach friedsam, gelinde, lässt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesät im Frieden denen, die den Frieden halten.“ Jakobus 3,11-18. Z2.179.2 Teilen

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Hier sind die Früchte aufgezählt, die ein deutlicher Beweis dafür sind, dass derjenige, der in der Kraft des Lebens wandelt, eine Veränderung durchgemacht hat — eine Veränderung, die so kennzeichnend ist, dass sie durch den Tod dargestellt wird. Von einem lebendigen, tätigen Leben, zum Tod! Welch ein treffendes Sinnbild! Niemand braucht sich hier zu täuschen. Habt ihr diese Umwandlung nicht erfahren, dann ruht nicht. Sucht den Herrn von ganzem Herzen. Macht dies zum wichtigsten Geschäft eures Lebens. Z2.180.1 Teilen

Ihr müsst Rechenschaft ablegen für das Gute, das ihr während eures Lebens hättet tun können, wenn ihr die Stellung eingenommen hättet, die Gott von euch fordert und euch ermöglicht hat. Aber ihr habt versäumt, Gott auf Erden zu verherrlichen und Seelen in eurer Umgebung zu retten, weil ihr euch nicht jener Gnade und Kraft, Weisheit und Erkenntnis bedient habt, die Christus für euch vorgesehen hat. Ihr kanntet seinen Willen, habt ihn aber nicht ausgeführt. In euch beiden muss eine sehr offenkundige Reformation stattfinden, sonst werdet ihr nie Jesu Worte vernehmen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht.“ Matthäus 25,21. Z2.180.2 Teilen

Am Abend des 12. Juni, nachdem ich das Vorausgegangene der Gemeinde vorgelegt hatte, wurde mir gezeigt, dass der Tod seine Werke verrichtet, während ihr sorglos, stolz, selbstsüchtig und gleichgültig gegenüber der Rettung von Seelen seid. Einer nach dem anderen verlässt euch und sinkt ins Grab. Welchen Einfluss habt ihr auf jene ausgeübt, die euren geselligen Zusammenkünften beigewohnt haben? Was wurde gesagt oder unternommen, um Seelen zu Christo zu führen? Habt ihr zurzeit und zur Unzeit immer eure Pflicht getan? Seid ihr bereit, vor Gottes Richterstuhl jenen zu begegnen, unter die ihr euch bei euren geselligen Zusammenkünften gemischt habt, besonders jener Klasse, die unter euren Einfluss geriet, und die ohne Christum dahingerafft wurde? Wagt ihr zu sagen, dass ihr Blut nicht an euren Kleidern klebt? Ich will einen Fall erwähnen, den von Q. Wird sie euch nicht anklagen, euch, die ihr von so guten häuslichen Einflüssen umgeben gewesen seid, die ihr alle günstigen Voraussetzungen hattet, einen guten christlichen Charakter zu entwickeln, die ihr aber keine Seelenlast fühltet? Stolz, Eitelkeit und Liebe zum Vergnügen habt ihr stattdessen gehegt und habt euer Bekenntnis entehrt. Diese arme Seele, die von Satan hin und her getrieben und angefochten wurde, habt ihr dazu gebracht, die Wahrhaftigkeit der Wahrheit und die Echtheit der christlichen Religion anzuzweifeln. Z2.180.3 Teilen

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Eure leichtfertige Unterhaltung zusammen mit anderen jungen Leuten, war widerwärtig. Es war nichts Edles und Erhebendes in euren Worten. Es war ganz ordinäres Geplauder und Geschwätz, das alberne, törichte Gelächter, das Scherzen und Spaßen. Die Engel haben die Szenen niedergeschrieben, die sich oft wiederholten. Ungeachtet der feierlichsten Aufrufe, die an euch ergingen — ihr wurdet getadelt, zurechtgewiesen und gewarnt — seid ihr schuldiger als die anderen Jugendlichen, da ihr eine längere Erfahrung und größere Erkenntnis in der Wahrheit hattet. Die längste Zeit habt ihr in ... gewohnt. Ihr wart unter den ersten, die vorgaben, an die Wahrheit zu glauben und Christi Nachfolger zu sein. Doch euer eitles und stolzes Verhalten hat mehr dazu beigetragen, die Erfahrung der Jugend an jenem Ort zu prägen als das von allen anderen. Die sich zur Wahrheit bekehrten, habt ihr an die Hand genommen und mit der Welt verbunden. Z2.181.1 Teilen

Auf euch ruht große Schuld und ebenso auf euren Eltern, die eurem Stolz und eurer Torheit geschmeichelt haben. Wenn ihr getadelt wurdet, haben sie euch beigestanden und zu verstehen gegeben, dass der Tadel nicht gerechtfertigt war. Du, Schwester O, hast gedacht, du seist hübsch. Deine Eltern haben dir geschmeichelt. Du hast die Bekanntschaft Ungläubiger gesucht. Außer deinem Bekenntnis hast du dich nicht wie ein verständiges, sittsames Mädchen verhalten. Wenn man aber berechnet, dass du bekennst, eine Nachfolgerin des sanftmütigen und demütigen Jesu zu sein, hast du dein Bekenntnis entehrt. O meine Schwester, glaubst du, jene Büroangestellten konnten den äußerlichen Firnis, womit du dich umgeben hattest, nicht durchdringen? Denkst du, sie seien von deinem schönen Angesicht so geblendet worden, dass sie nicht unter die Oberfläche sehen und deinen wahren oberflächlichen Charakter lesen konnten? Als du deinen Kopf mit dem von Schwester R‘s Geschäft geborgten Hut schmücktest und dich damit vor den Büroangestellten präsentiertest, denkst du, sie hätten dich nicht durchschaut? Vergaßest du, dass Engel Gottes gegenwärtig waren, dass ihre reinen Augen deine Gedanken lasen, die Ziele und Absichten deines Herzens und jede Handlung wahrnahmen und deinen wahren, leichtsinnigen Charakter aufzeichneten? Hättest du, während du mit dem Büroangestellten plaudertest, von dem du fasziniert warst, weil er deiner Eitelkeit schmeichelte, in den Spiegel schauen können, würdest du die Gesten und das Geflüster derer gesehen und das Lachen derer gehört haben, die dich beobachteten und über deine törichte Schau spotteten. Du hast Schande über Gottes Werk gebracht. Hättest du unbemerkt jenes Geschäft noch einmal betreten, nachdem du es verlassen hattest und der Unterhaltung lauschen können, die geführt wurde, nachdem du dich dort so lange aufgehalten hattest, wie es der Anstand eben noch gestattete, würdest du einiges gelernt haben, woran du zuvor nie gedacht hast. Du wärest verwundet und gedemütigt worden, zu lernen, wie du sogar von leichtfertigen Büroangestellten betrachtet wurdest. Der Gleiche, der dir ins Angesicht geschmeichelt hatte, beteiligte sich am Lachen seiner Gefährten über dein lächerliches Betragen. Z2.181.2 Teilen

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Du hättest in ... einen guten Einfluss haben und deinen Erlöser ehren können. Stattdessen hast du dich zu einem Sprichwort unter schmeichelnden Büroangestellten und unreifen Jugendlichen gemacht. Dieses unziemliche Verhalten wurde von vielen bemerkt, und jene, die diese Ungereimtheiten beobachtet haben, wenn sie auch ungläubig waren und vorgaben, dich zu respektieren, haben dich in ihrem Herzen verachtet. Du folgst den Fußstapfen von S, und wenn deine Eltern nicht erwachen und deine Torheit sehen, werden sie mitschuldig sein. Sie und deine Schwestern haben Sünde auf sich geladen, indem sie deinen Stolz begünstigt und dir in deiner Eitelkeit geschmeichelt haben. Befändest du und befänden deine Schwestern sich in einem geretteten Zustand, würdet ihr die Gefahr der Ungeretteten erkennen. Wenn keine große Veränderung in euch stattfindet, wird der Tag kommen, wo ihr von vielen Lippen die Worte vernehmen werdet: „Ich verband mich mit diesen Christen, aber sie sprachen nie von meiner Gefahr. Sie haben mich nie gewarnt. Ich dachte, wenn ich in Gefahr wäre, verloren zu gehen, würden sie weder Tag noch Nacht geruht haben, mich aus meinem verlorenen Zustand zu retten. Jetzt bin ich verloren. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen und hätte jemand in ähnlicher Lage gesehen, würde ich nicht geruht haben, bis sie ihren Zustand eingesehen hätten, und bis ich sie auf den Einen verwiesen hätte, der sie retten kann.“ Ihr seid gute, wohlgefällige Diener Satans gewesen, während ihr vorgabt, Diener Christi zu sein. Z2.182.1 Teilen

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Schwester O, du bist durch deinen Eigendünkel so erhaben gewesen, dass du dir nicht bewusst gewesen bist, für wie oberflächlich Beobachter deinen Charakter eingeschätzt haben. Sie betrachten dich als eine kokette, gefallsüchtige Frau, und diesen Ruf hast du verdient. Es wäre dir sehr nützlich gewesen, den Rat des Apostels zu beachten: „Ihr Schmuck soll nicht auswendig sein. ... Sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste, das ist köstlich vor Gott.“ 1.Petrus 3,3.4. Z2.183.1 Teilen

Deine Eltern haben in der Erziehung ihrer Kinder einen bedenklichen Fehler gemacht. Sie haben sie von Lasten befreit, wo es doch sehr wichtig für sie gewesen wäre, solche aufzunehmen. Weil sie vorzogen, zu ihrem Vergnügen zu leben, wurde ihnen gestattet, im Bett zu bleiben und die besten und lieblichsten Morgenstunden zu verschlafen, während ihre nachsichtigen Eltern auf waren und sich mit den Lasten des Lebens abplagten. Diese Kinder haben nicht gelernt, ihren Neigungen zu widerstehen und gegen ihre Wünsche anzukämpfen. Sie haben nicht gelernt, Härten zu begegnen. Sie wurden in großem Maße von häuslichen Arbeiten entschuldigt, und dies hat ihnen zum Schaden gedient. Sie haben nie Selbstverleugnung und Opferwilligkeit gelernt. Sie würden nie eine Aufgabe übernehmen, die nicht ihrem Geschmack entspricht. Ihre Erziehung ist sehr fehlerhaft. Doch Stolz — eitler, prahlerischer Stolz — erfüllt ihre Herzen. Schwester O hat sich als ihren Gefährtinnen überlegen betrachtet, dass sie nicht zu großer Aufmerksamkeit und Höflichkeit von ihrer Seite würdig wären. Dazu hat sie einen störrischen Eigenwillen, nach eigenem Ermessen zu handeln, ohne Rücksicht auf die Wünsche, Bequemlichkeiten und Bedürfnisse anderer. Diese Haltung ist ein unglücklicher Wesenszug, der noch so manchen Schatten auf ihren Lebensweg werfen und das Leben ihrer besten Freunde verbittern wird, falls sie ihn nicht überwindet. Z2.183.2 Teilen

Kapitel 28: Weltlichkeit in der Gemeinde
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Liebe Geschwister in ... . Am 12. Juni 1868 wurde mir gezeigt, dass die Liebe zur Welt in großem Maße die Stelle der Liebe zu Gott eingenommen hat. Ihr wohnt in einem angenehmen Land, das weltlichem Wohlergehen sehr förderlich ist. Das bringt euch in eine Lage, wo ihr fortwährend in Gefahr seid, euer ganzes Interesse der Welt zuzuwenden und euch Schätze auf Erden anzulegen. Euer Herz wird da sein, wo euer Schatz ist. Ihr wohnt, wo ihr versucht seid, euch immer mehr mit der Welt zu verstricken, völlig in ihr aufzugehen und immer mehr Reichtum anzuhäufen. Und während ihr damit beschäftigt seid, nehmen euch die Sorgen dieses Lebens so gefangen, dass wahre Frömmigkeit keinen Raum mehr hat. Nur wenige erkennen den Betrug des Reichtums. Diejenigen, die so eifrig bemüht sind, Geld zu erwerben, haben ihr Augenmerk nur auf dieses eine Ziel gerichtet, und die Religion Christi steht an zweiter Stelle. Geistliche Dinge werden nicht geschätzt noch wird danach getrachtet, denn die Liebe zum Gewinn hat den himmlischen Schatz verdunkelt. Wenn der Preis des ewigen Lebens nach dem Eifer, der Ausdauer und dem Ernst bewertet werden müsste, den bekenntliche Christen dafür aufwenden, wäre er nur halb so viel wert wie die irdischen Besitztümer. Vergleicht die ernsten Anstrengungen, die gemacht werden, um die Dinge dieser Welt zu erlangen, mit dem trägen, schwachen, unzulänglichen Bemühen, geistliche Gesinnung und einen himmlischen Schatz zu erwerben. Kein Wunder, dass wir so wenig von dem erleuchtenden Einfluss verspüren, der vom himmlischen Heiligtum ausgeht. Unsere Wünsche gehen nicht in diese Richtung. Sie sind meist auf irdische Unternehmungen gerichtet. Wir trachten nach weltlichen Dingen und vernachlässigen die ewigen. Wohlstand verblendet die Augen und betrügt die Seele. Gott mag sprechen, aber der Tand der Welt verhindert, dass seine Stimme gehört wird. Z2.184.1 Teilen

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Unser betagter Vater T hat seine Zuneigung auf irdische Dinge gerichtet, wo er sie doch davon abwenden sollte, um dem Himmel entgegenzureifen. Das Leben, das er jetzt führt, sollte ein Leben im Glauben an den Sohn Gottes sein. Seine Zuneigung gelte dem besseren Land, während ewige Dinge, die von höchster Wichtigkeit sind, sein ganzes Interesse in Anspruch nehmen sollten. Seine Prüfungszeit ist fast zu Ende. Ach, wie wenig Zeit verbleibt für die Hingabe an Gott! Seine Kraft ist erschöpft, sein Verstand gebrochen. Wenn er sich anstrengt, ist es nur noch ein schwaches Bemühen, doch, wenn es von Herzen und völlig geschieht, wird es angenommen. Mit deinem Alter, Bruder T, hat deine Selbstsucht noch zugenommen. Die Schätze dieser Welt liebst du mehr als je zuvor. Z2.185.1 Teilen

Schwester T schätzt diese Welt. Sie ist von Natur aus egoistisch. Sie hat viel unter körperlichen Beschwerden zu leiden. Gott hat zugelassen, dass diese Leiden über sie kamen. Doch war es Satan nicht gestattet, ihr das Leben zu nehmen. Durch den Feuerofen der Anfechtung beabsichtigt Gott, ihren Griff nach irdischen Schätzen zu lockern. Nur durch Leiden kann dies geschehen. Sie ist eine von jenen, deren Körper durch Medizinen vergiftet wurde. Indem sie diese einnahm, hat sie sich unwissend zu dem gemacht, was sie ist. Doch Gott ließ nicht zu, dass sie starb. Er hat ihre Prüfungszeit und ihr Leiden verlängert, damit sie durch die Wahrheit geheiligt, geläutert und gereinigt wird. Im Feuerofen der Trübsal soll sie ihre Schlacken verlieren und köstlicher werden als feines Gold, als Goldesstücke aus Ophir. Die Liebe zur Welt hat sich in den Herzen dieses Bruders und dieser Schwester so eingewurzelt, dass es ein schwieriger Prozess sein wird, sie zu entfernen. Lieber Bruder, liebe Schwester, es mangelt euch an Hingabe an Gott. Ihr seid ganz versessen auf die Dinge dieser Welt. Die Welt hat Macht, euer Gemüt umzugestalten, während das Geistliche und Himmlische nicht genügend Gewalt über euch hat, euren Sinn zu verändern. Z2.185.2 Teilen

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Männer und Frauen in ..., die ihr bekennt, Christi Nachfolger zu sein, warum folgt ihr ihm nicht wirklich? Warum seid ihr so wahnsinnig darauf bedacht, euch irdische Schätze zu sichern, die irgendein Unglück so leicht hinwegfegen kann? Und die Reichtümer des Himmels, die unvergänglich und unsterblich sind, vernachlässigt ihr. Z2.186.1 Teilen

Mir wurde der Fall von Bruder U‘s Frau vorgeführt. Sie hat den Wunsch, recht zu handeln, aber sie hat Schwächen, die ihr selbst und ihren Freunden viel Verdruss bereiten. Sie redet zu viel. Es mangelt ihr an Erfahrung in göttlichen Dingen. Wenn sie sich nicht bekehrt und in Erneuerung ihres Gemüts umgestaltet wird, kann sie nicht inmitten der Gefahren der letzten Tage bestehen. Herzensarbeit ist von Nöten. Dann wird die Zunge geheiligt. Wo viele Worte sind, geht es ohne Sünde nicht ab, und das muss vermieden werden. Sie sollte einen strengen Wächter vor das Tor ihrer Lippen stellen und ihre Zunge zähmen, damit ihre Worte nichts Böses anrichten. Sie sollte aufhören, über die Fehler anderer zu sprechen, bei ihren Eigentümlichkeiten zu verweilen und die Schwächen anderer zu entdecken. Solche Unterhaltung ist bei allen zu tadeln. Solche Reden sind ohne Nutzen und äußerst sündhaft. Sie neigen nur zum Bösen. Der Feind weiß, dass dieses Verhalten von Seiten der bekenntlichen Nachfolger Christi ihm eine Tür öffnet, durch die er eintreten und wirken kann. Z2.186.2 Teilen

Ich sah, dass Satan immer zugegen ist, wenn Schwestern zum Schwätzen zusammenkommen, denn dann findet er Beschäftigung. Er steht daneben und erregt die Gemüter und macht das meiste aus dem ihm gebotenen Vorteil. Er weiß, dass all dies Klatschen, diese Zuträgerei, das Offenbaren von Heimlichkeiten und dies Zerpflücken von Charakteren die Seele von Gott trennt. Es tötet die geistliche Gesinnung und schwächt den religiösen Einfluss. Schwester U sündigt sehr mit ihrer Zunge. Durch ihre Worte sollte sie einen guten Einfluss ausüben, doch meistens spricht sie wahllos. Manchmal gibt sie Tatsachen durch ihre Worte eine andere Auslegung. Oftmals übertreibt sie. Dann gibt sie etwas völlig falsch wieder. Es besteht bei ihr nicht die Absicht, etwas falsch darzustellen. Aber die Gewohnheit des vielen Redens und des Sprechens über nutzlose Themen wurde so lange gehegt, dass sie unbekümmert und achtlos in ihren Worten geworden ist. Manchmal weiß sie selbst nicht was sie spricht. Dies zerstört jeden guten Einfluss, den sie haben könnte. Es ist höchste Zeit für eine Reform in diesen Dingen. Ihre Gesellschaft wurde nicht so geschätzt, wie es hätte sein können, wenn sie sich nicht diesem sündigen Geschwätz hingeben würde. Z2.186.3 Teilen

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Christen sollen auf ihre Worte achten. Sie sollten niemals ungünstige Berichte von einem ihrer Freunde zum anderen tragen, besonders, wenn sie wissen, dass zwischen ihnen ein Mangel an Einigkeit besteht. Es ist grausam, Andeutungen und Bemerkungen fallen zu lassen, als wüsstet ihr viel von diesem Freund oder jenem Bekannten, was andere nicht wissen. Solche Andeutungen verbreiten sich weiter und schaffen mehr ungünstige Eindrücke, als deutlich ausgesprochene Tatsachen, die ohne Übertreibung berichtet werden. Welch unermesslichen Schaden hat die Gemeinde doch durch diese Dinge erlitten! Das widersprüchliche, unbedachte Verhalten ihrer Glieder hat sie schwach gemacht wie Wasser. Vertrauen wurde von Gliedern der gleichen Gemeinde verraten, und doch beabsichtigte der Schuldige kein Unheil. Mangel an Weisheit im Auswählen des Gesprächsthemas hat viel Schaden angerichtet. Die Unterhaltung sollte sich hauptsächlich um geistliche und göttliche Dinge drehen; aber es ist leider nicht so. Wenn die Verbindung mit christlichen Freunden sich mit der Vervollkommnung von Gemüt und Herz befasst, gibt es nachher kein Bedauern. Jeder kann mit freudiger Befriedigung auf die Unterhaltung zurückblicken. Wenn jedoch die Stunden mit leichtfertigen, eitlen Reden verbracht und die kostbare Zeit damit vergeudet wurde, das Leben und den Charakter anderer zu zerpflücken, dann wird sich die freundschaftliche Zusammenkunft als Quelle des Übels erweisen, und euer Einfluss wird ein Geruch des Todes zum Tode sein. Z2.187.1 Teilen

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Ich kann mich nicht genau an alle Personen in eurer Gemeinde erinnern, die mir vorgeführt wurden. Doch sah ich, dass viele ein großes Werk zu tun hatten. Nahezu alle reden zu viel und sinnen zu wenig nach und beten zu wenig. Viele sind sehr ichbezogen. Die Gedanken sind nur mit dem eigenen Ich beschäftigt und nicht auf das Wohlergehen anderer gerichtet. Satan hat in großem Maße Macht über euch. Es gibt einige kostbare Lichter unter euch und solche, die nach Gottes Willen wandeln. Stolz und Liebe zur Welt sind Schlingen, die sich als großes Hindernis für Frömmigkeit und das Wachstum in der Gnade erweisen. Z2.188.1 Teilen

Die Welt ist nicht des Christen Himmel, sondern nur Gottes Werkstatt, wo wir zugerichtet werden, uns mit den sündlosen Engeln in einem heiligen Himmel vereinigen zu können. Wir sollten uns fortwährend bemühen, edle, selbstlose Gedanken zu hegen. Diese Erziehung ist notwendig, um die Kräfte anzuregen, die Gott uns verliehen hat, damit sein Name auf Erden verherrlicht werde. Wir sind für all diese uns verliehenen edlen Kräfte verantwortlich. Wenn wir diese Fähigkeiten aber zu Zwecken benutzen, die er nie beabsichtigt, zeigen wir ihm gegenüber verächtliche Undankbarkeit. Der Dienst für Gott fordert alle Kräfte unseres Wesens, und wir kommen der Absicht Gottes nicht nach, es sei denn, wir entwickeln diese Kräfte zur Vollkommenheit und erziehen unser Gemüt dazu, eine Liebe zu himmlischen Dingen zu hegen und durch richtiges Handeln die Kräfte der Seele zu stärken und zu veredeln, so dass sie zur Verherrlichung Gottes beitragen. Z2.188.2 Teilen

Frauen, die sich zur Gottseligkeit bekennen, versäumen im Allgemeinen ihren Verstand zu schulen. Sie beherrschen ihre Gedanken nicht, sondern lassen ihnen ihren freien Lauf. Dies ist ein großer Fehler. Einige scheinen keine Verstandeskräfte zu besitzen. Sie haben sich nicht zum Denken erzogen. Und weil sie es daran fehlen ließen, nehmen sie an, sie könnten es nicht. Nachdenken und Gebet gehören zum Wachstum in der Gnade. Es ist so wenig Festigkeit unter den Frauen zu finden, weil die Verstandeskräfte nicht geübt wurden und weil sie so wenig nachdenken. Sie strengen ihren Verstand nicht an, er bleibt untätig. Dann verlassen sie sich auf andere, das Denken für sie zu übernehmen, zu planen und sich zu erinnern, wodurch sie immer unfähiger werden. Bei einigen muss der Verstand durch Übung herangebildet werden. Sie sollten ihn zum Denken zwingen. Während sie sich auf jemand anderes verlassen, für sie zu denken und ihre Schwierigkeiten zu lösen, bleibt ihre Unfähigkeit, sich zu erinnern und vorauszudenken, bestehen. Jeder Einzelne muss sich bemühen, den Verstand zu erziehen. Z2.188.3 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass Bruder V sich um mehr geistliche Gesinnung bemühen muss. Du besitzt nicht das stille Vertrauen auf Gott, das er von dir fordert. Du übst deinen Verstand nicht, sich in geistlichen Bahnen zu bewegen. Du gibst dich viel eitlem, unnützem Geschwätz hin, das deiner eigenen Seele und deinem Einfluss schadet. Du musst Ruhe und Seelenstärke in dir ermutigen. Du bist leicht erregt. Du hast starke Gefühle und bringst in energischen Worten deine Zuneigung und Abneigung zum Ausdruck. Du benötigst mehr gute Religion, die einen besänftigenden Einfluss auf dich hat. Du hast die Einladung Christi, von ihm Sanftmut und Demut zu lernen. Welch köstliche Lektion! Wenn sie richtig gelernt wird, gestaltet sie das ganze Leben neu. Leichtfertigkeit und seichtes Geschwätz behindern deinen geistlichen Fortschritt. Du solltest nach Vollkommenheit des Charakters trachten. Lass deinen Einfluss in Worten und Taten für Gott zeugen. Du musst den Herrn ernstlicher suchen und ausgiebiger von der Quelle der Wahrheit trinken, damit ihr Einfluss dein Leben heiligen kann. Deine Gedanken beschäftigen sich zu viel mit der Welt. Dein Interesse sollte auf das bessere Leben als das irdische gerichtet sein. Du darfst keine Zeit verlieren. Beeile dich, die wenigen Stunden der Prüfungszeit zu nutzen. Z2.189.1 Teilen

Deine Frau ist von Stolz und Selbstsucht geprägt. Gott hat sie durch den Feuerofen der Trübsal geführt, um diese Flecken von ihrem Charakter zu entfernen. Sie muss sehr Acht geben, dass das Feuer der Anfechtung nicht umsonst um sie gelodert hat. Es sollte die Schlacken entfernen und sie Gott näher bringen und ihre geistliche Gesinnung vermehren. Sie muss ihre Liebe zur Welt aufgeben. Die Liebe zum eigenen Ich muss überwunden werden und ihr Wille in Gottes Willen aufgehen. Z2.189.2 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass die Weltliebe in großem Maße Jesum von der Gemeinde ausgeschlossen hat. Gott fordert eine Veränderung, eine völlige Hingabe von allem an ihn. Wenn der Geist nicht dazu erzogen wird, bei religiösen Themen zu verweilen, wird er in dieser Hinsicht kränklich und schwach sein. Wenn er bei weltlichen Unternehmungen verweilen kann, erweist er sich als stark, weil er in dieser Richtung erzogen wurde, und durch Übung ist er erstarkt. Der Grund, weshalb es Männern und Frauen so schwer fällt, ein religiöses Leben zu führen, liegt darin, weil sie den Verstand nicht in Frömmigkeit üben. Er ist dazu erzogen, sich entgegengesetzt zu bewegen. Wenn der Verstand nicht ständig angehalten wird, sich geistliche Erkenntnis anzueignen und das Geheimnis Gottes zu verstehen, ist er unfähig, ewige Dinge zu würdigen, weil keine Erfahrung in dieser Richtung vorhanden ist. Das ist der Grund, weshalb nahezu alle es so schwierig finden, dem Herrn zu dienen. Z2.190.1 Teilen

Wenn das Herz zerteilt ist und in der Hauptsache bei den Dingen dieser Welt verweilt und nur wenig bei göttlichen Dingen, kann keine besondere Zunahme an geistlicher Stärke stattfinden. Weltliche Unternehmungen beanspruchen den größten Teil des Verstandes und üben seine Kräfte. Deshalb ist in dieser Richtung Kraft und Stärke vorhanden, welche mehr und mehr Interesse und Zuneigung in Anspruch nehmen, während für die Weihe an Gott immer weniger übrig bleibt. Ohne ständige Übung im Gebet ist es der Seele unmöglich zu gedeihen. Das Gebet in der Familie oder in der Öffentlichkeit genügt keineswegs. Das Gebet im Kämmerlein ist von großer Wichtigkeit. In der Stille liegt die Seele dem forschenden Blick Gottes offen, und jeder Beweggrund wird genau geprüft. Das stille Gebet. Wie kostbar! Die Seele pflegt Unterredung mit Gott! Das stille Gebet wird nur von Gott vernommen, der Gebete erhört. Kein neugieriges Ohr soll diese Bitten hören. Im stillen Gebet ist die Seele frei von allen sie umgebenden Einflüssen, frei von Erregung. Ruhig, doch innig ist sie zu Gott erhoben. Oft wird das stille Gebet verfälscht durch lautes Sprechen, und die süße Gemeinschaft geht verloren. Anstatt des ruhigen stillen Vertrauens und Glaubens an Gott, während die Seele leise und demutsvoll ihre Bitten äußert, erhebt sich die Stimme zu lauten Tönen, gerät in Erregung, und das stille Gebet verliert seinen besänftigenden, heiligenden Einfluss. Ein Gefühlssturm erhebt sich, ein Sturm von Worten, und macht es unmöglich, die sanfte, leise Stimme zu vernehmen, die zur Seele spricht, während sie in geheimer, wahrer von Herzen kommender Hingabe beharrt. Wenn das Gebet im Kämmerlein in rechter Weise durchgeführt wird, bringt es viel Gutes hervor. Aber das Gebet, das von der ganzen Familie oder selbst von der Nachbarschaft vernommen werden kann, ist kein stilles Gebet, mag es auch als solches betrachtet werden. Keine göttliche Kraft wird dadurch erlangt. Süß und dauerhaft wird der Einfluss sein, der von Dem ausgeht, der ins Geheime sieht, dessen Ohr offen ist, um Gebete zu beantworten, die aus dem Herzen zu ihm emporsteigen. Durch ruhigen, einfältigen Glauben unterhält die Seele Verbindung mit Gott und sammelt göttliche Lichtstrahlen, die sie stärken und unterstützen im Kampf gegen Satan. Gott ist unsere Feste der Kraft. Z2.190.2 Teilen

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Jesus hat uns das Wort hinterlassen: „So wachet nun [denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens], auf dass er nicht schnell komme und finde euch schlafend. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“ Markus 13,35-37. Z2.191.1 Teilen

Wir warten auf die Rückkehr des Meisters, der uns den Morgen bringt, und wir müssen wachen, dass er nicht plötzlich komme und finde uns schlafend. Auf welche Zeit beziehen sich diese Worte? Nicht auf die Zeit, wenn er in den Wolken des Himmels erscheint; da wird er kein schlafendes Volk vorfinden. Nein, sie beziehen sich auf die Zeit, wo er seinen Dienst im Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums beendet, seine hohepriesterlichen Gewänder ablegt und die Kleider der Rache anzieht und die Verfügung ergeht: „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.“ Offenbarung 22,11. Z2.191.2 Teilen

Wenn Jesus seine Fürsprache für den Menschen beendet, sind die Fälle aller für immer entschieden. Es ist die Zeit, wo er mit seinen Knechten abrechnet. Für diejenigen, welche die Vorbereitung versäumt haben, rein und heilig zu werden, welche sie geschickt macht, zu den Wartenden zu gehören, die ihren Herrn willkommen heißen, geht die Sonne in Trübsinn und Dunkelheit unter, um nie wieder aufzugehen. Die Prüfungszeit ist beendet, Christus hört mit seiner Vermittlung im Himmel auf. Diese Zeit bricht schließlich plötzlich über alle herein; und jene, die versäumt haben, ihre Seelen durch Gehorsam zur Wahrheit zu reinigen, werden schlafend erfunden. Sie wurden des Wartens und Wachens müde. Sie wurden gleichgültig betreffs des Kommens ihres Meisters. Sie verlangten nicht nach seinem Erscheinen und dachten, solch fortwährendes, ausdauerndes Wachen sei unnötig. Sie waren in ihrer Erwartung getäuscht worden und dachten, sie könnten wieder enttäuscht werden. Sie schlussfolgerten, es wäre noch Zeit genug, sich zu erheben. Sie wollten die Gelegenheit nicht versäumen, sich irdische Schätze zu sichern. Es wäre sicherer, alles von dieser Welt zu erlangen, was nur möglich sei. Und indem sie sich diese Dinge sicherten, verloren sie allen Eifer und alles Interesse am Erscheinen des Meisters. Sie wurden gleichgültig und sorglos, als sei sein Kommen noch in weiter Ferne. Doch während ihr Interesse ihrem weltlichen Gewinn galt, schloss das Werk im himmlischen Heiligtum, und sie waren nicht vorbereitet. Z2.191.3 Teilen

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Wenn solche nur gewusst hätten, dass Christi Werk im himmlischen Heiligtum so bald aufhören würde, wie anders hätten sie sich verhalten, wie ernstlich hätten sie gewacht! Der Meister, der alles im Vorhinein weiß, gibt ihnen zeitgemäße Warnungen, indem er ihnen gebietet, zu wachen. Er betont deutlich die Plötzlichkeit seines Kommens. Er bemisst nicht die Zeit, damit wir eine augenblickliche Vorbereitung nicht versäumen und in unserer Trägheit auf eine zukünftige Zeit blicken, zu der er unserer Meinung nach erscheinen würde, und die Vorbereitung hinausschieben. „Darum wachet, denn ihr wisst nicht ...“ Doch diese vorausgesagte Ungewissheit und zuletzt die Plötzlichkeit verfehlen, uns von unserem Stumpfsinn zu ernster Wachsamkeit zu erwecken und unsere Wachsamkeit für unseren erwarteten Meister neu zu beleben. Diejenigen, die nicht wartend und wachend erfunden werden, werden schließlich in ihrer Untreue überrascht. Der Meister kommt, und anstatt bereit zu sein, ihm sofort zu öffnen, sind sie in weltlichem Schlummer befangen und gehen zuletzt verloren. Z2.192.1 Teilen

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Im Gegensatz zu dieser Gruppe wurde mir eine andere Schar vorgeführt. Sie warteten und wachten. Ihre Augen waren himmelwärts gerichtet, und die Worte ihres Meisters waren auf ihren Lippen: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“ Markus 13,37. „So wachet nun, [denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens], auf dass er nicht schnell komme und finde euch schlafend.“ Markus 13,35.36. Der Herr hat eine Verzögerung angedeutet, ehe der Morgen schließlich anbricht. Doch er wollte nicht, dass sie sich der Müdigkeit hingeben noch in ihrer ernsten Wachsamkeit nachlassen, weil der Morgen nicht so bald kommt, wie sie erwartet haben. Die Wartenden wurden mir als himmelwärts schauend dargestellt. Sie ermutigten sich gegenseitig mit folgenden Worten: „Die erste und die zweite Wache sind vorüber. Wir befinden uns in der dritten und warten auf des Meisters Wiederkunft. Es bleibt jetzt nur noch eine kurze Periode des Wachens.“ Ich sah, wie einige müde wurden. Ihre Blicke waren niederwärts gerichtet. Sie beschäftigten sich mit irdischen Dingen und waren untreu im Wachen. Sie sagten: „In der ersten Wache erwarteten wir unseren Meister, doch wir wurden enttäuscht. Wir dachten zuversichtlich, er würde in der zweiten Wache kommen, doch sie ging vorüber und er kam nicht. Wir möchten wiederum enttäuscht werden. Wir brauchen es nicht so genau zu nehmen. In der folgenden Wache mag er wieder nicht kommen. Wir befinden uns in der dritten Wache und jetzt sehen wir es als das Beste an, uns Schätze auf der Erde anzulegen, damit wir vor Mangel bewahrt bleiben.“ Viele schliefen, betäubt von den Sorgen des Lebens und verlockt vom Betrug des Reichtums, und gaben ihre wartende, wachsame Stellung auf. Z2.193.1 Teilen

Engel wurden mir gezeigt, wie sie mit innigstem Interesse auf die müden, aber treuen Wächter schauen, damit sie nicht zu schwer geprüft und unter mühsamer Arbeit und Härten niedersinken, doppelt erschwert, weil ihre Geschwister sich vom Wachen abgewandt haben, von weltlichen Sorgen trunken geworden und von weltlichem Wohlergehen betrogen sind. Diese himmlischen Engel sind betrübt, weil jene, die einst wachten, durch ihre Trägheit und Untreue die Prüfungen und Lasten derer vermehrten, die ernstlich und ausdauernd bemüht waren, ihre wartende, wachende Stellung beizubehalten. Z2.193.2 Teilen

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Ich sah, wie unmöglich es war, weltlichen Sorgen alle Zuneigung und alles Interesse zu widmen, um irdische Besitztümer zu vermehren, und sich dennoch in einer wartenden, wachenden Stellung zu befinden, wie unser Heiland es geboten hat. Der Engel sagte: „Sie können sich nur eine Welt sichern. Wenn sie den himmlischen Schatz erlangen wollen, müssen sie die irdischen Schätze aufgeben. Sie können nicht beides haben.“ Ich sah, wie notwendig fortwährende Treue im Wachen war, um den verführerischen Schlingen Satans zu entrinnen. Er verführt jene, die warten und wachen sollten, sich mit einem Schritt der Welt zu nähern. Sie haben nicht die Absicht, weiterzugehen. Aber jener eine Schritt entfernte sie weiter von Jesu, und machte es leichter, den nächsten Schritt zu tun. Und so nähern sie sich Schritt für Schritt der Welt, bis aller Unterschied zwischen ihnen und der Welt nur noch in einem Bekenntnis, in einem Namen, besteht. Sie haben ihren abgesonderten heiligen Charakter verloren, und es ist nichts mehr vorhanden, was sie von den Liebhabern der Welt um sie her unterscheidet, außer ihrem Bekenntnis. Z2.194.1 Teilen

Ich sah, dass Wache um Wache in der Vergangenheit lag. Sollte aus diesem Grund ein Mangel an Wachsamkeit herrschen? O nein! Unaufhörliche Wachsamkeit ist jetzt dringlicher notwendig, denn jetzt gibt es weniger Augenblicke als vor dem Vorübergehen der ersten Wache. Die Periode des Wartens ist jetzt notwendigerweise kürzer als bei der ersten Wache. Wenn wir damals unermüdlich wachten, um wie viel wichtiger war dann die doppelte Wachsamkeit in der zweiten Wache. Das Vorübergehen der zweiten Wache hat uns in die Zeit der dritten gebracht, und jetzt ist es unentschuldbar, wenn wir die Wachsamkeit verringern. Die dritte Wache erfordert dreifache Ernsthaftigkeit. Jetzt ungeduldig zu werden, heißt, alles zu verlieren, was wir bisher durch ernste, anhaltende Wachsamkeit erlangt haben. Die lange Nacht der Dunkelheit ist eine Prüfung; aber der Morgen wird in Barmherzigkeit hinausgezögert, weil wir nicht bereit wären, wenn der Meister jetzt käme. Gottes Unwilligkeit, dass sein Volk umkomme, ist der Grund für die lange Verzögerung gewesen. Doch das Kommen des Morgens für die Treuen und der Nacht für die Untreuen, steht uns nahe bevor. Durch Warten und Wachen sollen die Kinder Gottes ihren abgesonderten Charakter, ihre Trennung von der Welt, bekunden. Durch unsere wachsame Haltung sollen wir zeigen, dass wir wirklich Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. Der Unterschied zwischen denjenigen, die diese Welt lieben und jenen, die Christum lieben, ist so deutlich, dass kein Irrtum möglich ist. Während die Weltmenschen eifrig darauf bedacht sind, sich irdischen Reichtum zu sichern, haben die Kinder Gottes sich nicht dieser Welt angepasst, sondern zeigen durch ihre ernsthafte wachsame und wartende Haltung, dass sie umgewandelt sind, dass ihr Heim nicht in dieser Welt ist, dass sie ein besseres Vaterland suchen, nämlich das himmlische. Z2.194.2 Teilen

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Meine lieben Geschwister, ich hoffe, dass ihr eure Augen nicht über diese Worte schweifen lasst, ohne ihre Bedeutung gründlich zu überdenken. Als die Männer von Galiläa ihre Blicke fest auf den Himmel gerichtet hatten, um noch einen Schein ihres auffahrenden Erlösers zu erhaschen, standen bei ihnen zwei Männer in lichten Gewändern — himmlische Engel, die beauftragt waren, sie wegen des Verlustes der Gegenwart ihres Heilandes zu trösten. Sie sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr gesehen habt gen Himmel fahren.“ Apostelgeschichte 1,11. Z2.195.1 Teilen

Gott wünscht, dass seine Kinder ihre Augen himmelwärts richten und nach dem herrlichen Erscheinen ihres Herrn und Heilandes, Jesu Christi, Ausschau halten. Während die Aufmerksamkeit der Weltmenschen auf die verschiedensten Unternehmungen gerichtet ist, sollte unser Augenmerk auf den Himmel gerichtet sein. Unser Glaube sollte sich immer tiefer in die glorreichen Geheimnisse des himmlischen Schatzes versenken und die kostbaren göttlichen Lichtstrahlen einfangen, die vom himmlischen Heiligtum in unsere Herzen scheinen, wie sie Christi Angesicht erleuchten. Die Spötter verhöhnen die Wartenden und Wachenden, indem sie fragen: „Wo ist die Verheißung seines Kommens? Ihr seid enttäuscht worden. Tut euch mit uns zusammen, und ihr werdet Erfolg in weltlichen Dingen haben. Erlangt Gewinn, verdient Geld und empfangt Ehre von der Welt.“ Die Wartenden schauen aufwärts und sagen: „Wir wachen.“ Und indem sie sich vom irdischen Vergnügen und Ruhm abwenden, zeigen sie, dass sie sich in einer solchen Stellung befinden. Durch Wachen werden sie stark. Sie überwinden Trägheit, Selbstsucht und die Liebe zur Bequemlichkeit. Das Feuer der Anfechtung umgibt sie, und die Wartezeit erscheint lang. Manchmal grämen sie sich, der Glaube gerät ins Wanken. Aber sie erholen sich, überwinden ihre Ängste und Zweifel, und während sie ihre Blicke dem Himmel zuwenden, sagen sie zu ihren Widersachern: „Ich wache und warte auf die Wiederkunft meines Herrn. Ich will mich der Trübsal, der Anfechtung und der Nöte rühmen.“ Z2.195.2 Teilen

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Der Wunsch unseres Herrn ist, dass wir wachen, damit wir ihm sofort öffnen können, sobald er kommt und anklopft. Ein Segen ist über jene Knechte ausgesprochen, die er wartend findet. „Er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tische setzen und vor ihnen gehen und ihnen dienen.“ Lukas 12,37. Wer von uns in diesen letzten Tagen wird auf diese Weise speziell geehrt werden vom Meister der Versammlungen? Sind wir bereit, ihm ohne zu zögern sofort aufzutun und ihn willkommen zu heißen? Wacht, wacht, wacht! Nahezu alle haben ihr Wachen und Warten aufgegeben. Wir sind nicht bereit, ihm sofort zu öffnen. Die Liebe zur Welt hat unsere Gedanken so beansprucht, dass unsere Augen nicht aufwärts zum Himmel gerichtet sind, sondern niederwärts zur Erde. Wir hasten umher, beschäftigen uns mit Eifer und Ernst mit den verschiedensten Dingen, aber Gott ist vergessen. Der himmlische Reichtum wird nicht geschätzt. Wir befinden uns nicht in einer wartenden, wachsamen Stellung. Die Liebe zur Welt und der Betrug des Reichtums haben unseren Glauben verdunkelt, und wir verlangen nicht nach dem Erscheinen unseres Heilandes noch gilt ihm unsere Liebe. Wir bemühen uns zu sehr, selbst für uns zu sorgen. Wir sind ruhelos und es mangelt uns an starkem Gottvertrauen. Viele quälen sich ab, schaffen und planen, in der Furcht, Mangel zu leiden. Sie können es sich in ihrer Sorge um sich selbst nicht leisten, sich Zeit zum Gebet zu nehmen und religiösen Versammlungen beizuwohnen. Sie räumen Gott keine Möglichkeit ein, für sie zu sorgen. Der Herr tut auch nicht viel für sie, weil sie ihm keine Möglichkeit dazu geben. Sie tun viel für sich selbst und glauben und vertrauen Gott zu wenig. Z2.196.1 Teilen

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Die Liebe zur Welt hat das Volk schrecklich im Griff, dem der Herr geboten hat, immer zu wachen und zu beten, damit er nicht plötzlich komme und es schlafend finde. „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ 1.Johannes 2,15-17. Z2.197.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass Gottes Volk, welches sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennt, keine wartende, wachende Stellung einnimmt. Ihr Reichtum nimmt zu und sie legen ihre Schätze auf Erden an. Sie werden reich an weltlichen Dingen, aber nicht reich in Gott. Sie glauben nicht an die Kürze der Zeit, dass das Ende aller Dinge vor der Tür steht und dass Christus bald kommt. Sie mögen vorgeben, viel Glauben zu haben. Sie betrügen jedoch sich selbst, denn sie werden genau allen Glauben ausüben, den sie wirklich besitzen. Ihre Werke zeigen den Charakter ihres Glaubens und bezeugen den Menschen in ihrer Umgebung, dass Christus nicht zurzeit ihrer Generation kommt. Nach diesem Glauben handeln sie. Sie treffen Vorbereitungen, in dieser Welt zu bleiben. Sie kaufen ein Haus nach dem anderen, Acker um Acker und sind Bewohner dieser Welt. Z2.197.2 Teilen

Der Zustand des armen Lazarus, der sich von den Brotsamen ernährte, die von des Reichen Tisch fielen, ist demjenigen dieser Bekenner vorzuziehen. Wenn sie wahren Glauben besäßen, würden sie irdische Besitztümer verkaufen, anstatt sie zu vermehren. Sie würden sich von den lästigen Dingen dieser Welt befreien und ihren Schatz im Himmel anlegen und nach dort vorausschicken. Dann wären ihre Interessen und Herzen dort, denn das Herz des Menschen ist immer da, wo sein größter Schatz ist. Die meisten derer, die sich zum Glauben an die Wahrheit bekennen, bezeugen, dass die Dinge, denen sie den größten Wert beimessen, in dieser Welt sind. Diesen Dingen gilt ihre Sorge, ihr eifriges Streben und ihre ermüdende Arbeit. Ihren Reichtum zu erhalten und zu vermehren, ist ihr ganzer Lebensinhalt. Sie haben so wenig zum Himmel vorausgeschickt, haben ein so geringes Kapital im Himmel angelegt, dass ihre Gemüter sich von jenem besseren Land nicht besonders angezogen fühlen. Sie haben ihr Kapital in irdischen Unternehmungen angelegt, und diese Anlagen ziehen ihre Sinne gleich einem Magnet von dem Himmlischen und Unvergänglichen ab zu dem Irdischen und Vergänglichen. „Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Matthäus 6,21. Z2.197.3 Teilen

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Selbstsucht umschließt viele wie mit einem eisernen Band. Das ist „meine Farm“, „mein Gut“, „mein Geschäft“, das sind „meine Waren“. Selbst die Ansprüche der Menschheit bleiben unbeachtet. Männer und Frauen, die vorgeben, Christi Erscheinen zu lieben und darauf zu warten, sind völlig dem eigenen Ich ergeben. Von allem Edlen und Göttlichen haben sie sich getrennt. Die Liebe zur Welt, Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben haben sie so in Besitz genommen, dass sie blind geworden sind. Sie sind von der Welt verdorben und merken es nicht. Sie sprechen von ihrer Liebe zu Gott, aber ihre Früchte zeigen nicht jene Liebe, die sie mit Worten zum Ausdruck bringen. Sie berauben Gott an Zehnten und Opfergaben, und der vernichtende Fluch Gottes ruht auf ihnen. Die Wahrheit hat ihren Pfad von allen Seiten erleuchtet. Gott hat in der Rettung von Seelen wunderbar in ihren eigenen Familien gewirkt. Wo aber sind ihre Opfergaben, die ihm als Dank für seine Zeichen der Barmherzigkeit an ihnen dargebracht werden? Viele von ihnen sind so undankbar wie die unvernünftigen Tiere. Das Opfer für den Menschen war unendlich groß, außerhalb des Begriffsvermögens des schärfsten Verstandes. Doch die Menschen, die sich als Teilhaber dieser himmlischen Segnungen betrachten, die unter so unendlichen Kosten für sie erworben wurden, sind so durch und durch selbstsüchtig, dass sie kein wirkliches Opfer für Gott bringen. Ihre Sinne sind auf die Welt, die Welt und nochmals die Welt gerichtet. Wir lesen im 49. Psalm: „... die sich verlassen auf ihr Gut und trotzen auf ihren großen Reichtum. Kann doch einen Bruder niemand erlösen noch ihn Gott versöhnen, denn es kostet zu viel, ihre Seele zu erlösen; man muss es lassen anstehen ewiglich.“ Psalm 49,7-9. Wenn alle an das unermessliche Opfer, das Christus brachte, gedächten und es nur im Geringsten schätzen würden, dann fühlten sie sich getadelt für ihre Furchtsamkeit und äußerst große Selbstsucht. „Unser Gott kommt und schweigt nicht. Fressend Feuer geht vor ihm her und um ihn her ein mächtiges Wetter. Er ruft Himmel und Erde, dass er sein Volk richte: ‚Versammelt mir meine Heiligen, die den Bund mit mir gemacht haben beim Opfer.‘“ Psalm 50,3-5. Aus Egoismus und Liebe zur Welt wird Gott vergessen, und die Seelen von vielen sind unfruchtbar, und sie rufen aus: „Mein Mangel, mein Mangel!“ Der Herr hat seinen Kindern Mittel geliehen, um sie zu prüfen, um die Tiefe ihrer bekenntlichen Liebe zu ihm zu erproben. Viele würden lieber ihn und ihren himmlischen Schatz aufgeben, als ihre irdischen Besitztümer zu verringern und einen Bund zu machen beim Opfer. Er fordert sie auf, Opfer zu bringen. Aber die Liebe zur Welt verschließt ihre Ohren, sie wollen nicht hören. Z2.198.1 Teilen

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Ich schaute, wer von denen, die vorgaben, auf Christi Kommen zu warten, willig war, Gott ein Opfer von seinem Überfluss zu bringen. Ich sah ein paar demütige Arme, die gleich der armen Witwe, sich selbst verleugneten und ihr Scherflein einwarfen. Eine jede solcher Opfergabe wird von Gott als ein kostbarer Schatz betrachtet. Doch diejenigen, die Mittel erwerben und ihre Besitztümer erweitern, sind weit dahinten. Vergleichsweise tun sie nichts von dem, das sie tun könnten. Sie halten ihre Mittel zurück, berauben Gott, denn sie befürchten, in Not zu geraten. Sie wagen nicht, auf Gott zu vertrauen. Dies ist einer von den Gründen, weshalb wir als Volk so krank sind und viele sinken ins Grab. Die Geizigen sind unter uns. Liebhaber der Welt, auch solche, welche ihre Arbeiter um ihren Lohn betrogen haben, sind unter uns. Menschen, die nichts in dieser Welt besaßen, die arm und von ihrer Arbeit abhängig waren, wurden betrogen und ungerecht behandelt. Der Liebhaber der Welt hat mit hartem Angesicht und noch härterem Herzen den geringen Lohn, der durch harte Arbeit verdient wurde, noch geschmälert. Gerade so haben sie ihren Meister behandelt, dessen Diener sie sich nennen. Genauso sparsam verhalten sie sich mit ihren Gaben für Gottes Schatzhaus. Der Mann im Gleichnis wusste nicht wohin mit seinen Gütern, und der Herr verkürzte sein nutzloses Leben. So wird er auch mit vielen umgehen. Wie schwierig ist es doch in diesem verdorbenen Zeitalter, nicht weltlich und selbstsüchtig zu werden. Wie einfach ist es hingegen, gegen den Geber aller Gnadengaben undankbar zu sein. Große Wachsamkeit und anhaltendes Gebet sind notwendig, um die Seele mit allem Fleiß zu bewahren. „Sehet zu, wachet und betet, denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist.“ Markus 13,33. Z2.199.1 Teilen

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