Portrait von Ellen White
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Kapitel 28: Weltlichkeit in der Gemeinde
Kapitel 28: Weltlichkeit in der Gemeinde
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Liebe Geschwister in ... . Am 12. Juni 1868 wurde mir gezeigt, dass die Liebe zur Welt in großem Maße die Stelle der Liebe zu Gott eingenommen hat. Ihr wohnt in einem angenehmen Land, das weltlichem Wohlergehen sehr förderlich ist. Das bringt euch in eine Lage, wo ihr fortwährend in Gefahr seid, euer ganzes Interesse der Welt zuzuwenden und euch Schätze auf Erden anzulegen. Euer Herz wird da sein, wo euer Schatz ist. Ihr wohnt, wo ihr versucht seid, euch immer mehr mit der Welt zu verstricken, völlig in ihr aufzugehen und immer mehr Reichtum anzuhäufen. Und während ihr damit beschäftigt seid, nehmen euch die Sorgen dieses Lebens so gefangen, dass wahre Frömmigkeit keinen Raum mehr hat. Nur wenige erkennen den Betrug des Reichtums. Diejenigen, die so eifrig bemüht sind, Geld zu erwerben, haben ihr Augenmerk nur auf dieses eine Ziel gerichtet, und die Religion Christi steht an zweiter Stelle. Geistliche Dinge werden nicht geschätzt noch wird danach getrachtet, denn die Liebe zum Gewinn hat den himmlischen Schatz verdunkelt. Wenn der Preis des ewigen Lebens nach dem Eifer, der Ausdauer und dem Ernst bewertet werden müsste, den bekenntliche Christen dafür aufwenden, wäre er nur halb so viel wert wie die irdischen Besitztümer. Vergleicht die ernsten Anstrengungen, die gemacht werden, um die Dinge dieser Welt zu erlangen, mit dem trägen, schwachen, unzulänglichen Bemühen, geistliche Gesinnung und einen himmlischen Schatz zu erwerben. Kein Wunder, dass wir so wenig von dem erleuchtenden Einfluss verspüren, der vom himmlischen Heiligtum ausgeht. Unsere Wünsche gehen nicht in diese Richtung. Sie sind meist auf irdische Unternehmungen gerichtet. Wir trachten nach weltlichen Dingen und vernachlässigen die ewigen. Wohlstand verblendet die Augen und betrügt die Seele. Gott mag sprechen, aber der Tand der Welt verhindert, dass seine Stimme gehört wird. Z2.184.1 Teilen

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Unser betagter Vater T hat seine Zuneigung auf irdische Dinge gerichtet, wo er sie doch davon abwenden sollte, um dem Himmel entgegenzureifen. Das Leben, das er jetzt führt, sollte ein Leben im Glauben an den Sohn Gottes sein. Seine Zuneigung gelte dem besseren Land, während ewige Dinge, die von höchster Wichtigkeit sind, sein ganzes Interesse in Anspruch nehmen sollten. Seine Prüfungszeit ist fast zu Ende. Ach, wie wenig Zeit verbleibt für die Hingabe an Gott! Seine Kraft ist erschöpft, sein Verstand gebrochen. Wenn er sich anstrengt, ist es nur noch ein schwaches Bemühen, doch, wenn es von Herzen und völlig geschieht, wird es angenommen. Mit deinem Alter, Bruder T, hat deine Selbstsucht noch zugenommen. Die Schätze dieser Welt liebst du mehr als je zuvor. Z2.185.1 Teilen

Schwester T schätzt diese Welt. Sie ist von Natur aus egoistisch. Sie hat viel unter körperlichen Beschwerden zu leiden. Gott hat zugelassen, dass diese Leiden über sie kamen. Doch war es Satan nicht gestattet, ihr das Leben zu nehmen. Durch den Feuerofen der Anfechtung beabsichtigt Gott, ihren Griff nach irdischen Schätzen zu lockern. Nur durch Leiden kann dies geschehen. Sie ist eine von jenen, deren Körper durch Medizinen vergiftet wurde. Indem sie diese einnahm, hat sie sich unwissend zu dem gemacht, was sie ist. Doch Gott ließ nicht zu, dass sie starb. Er hat ihre Prüfungszeit und ihr Leiden verlängert, damit sie durch die Wahrheit geheiligt, geläutert und gereinigt wird. Im Feuerofen der Trübsal soll sie ihre Schlacken verlieren und köstlicher werden als feines Gold, als Goldesstücke aus Ophir. Die Liebe zur Welt hat sich in den Herzen dieses Bruders und dieser Schwester so eingewurzelt, dass es ein schwieriger Prozess sein wird, sie zu entfernen. Lieber Bruder, liebe Schwester, es mangelt euch an Hingabe an Gott. Ihr seid ganz versessen auf die Dinge dieser Welt. Die Welt hat Macht, euer Gemüt umzugestalten, während das Geistliche und Himmlische nicht genügend Gewalt über euch hat, euren Sinn zu verändern. Z2.185.2 Teilen

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Männer und Frauen in ..., die ihr bekennt, Christi Nachfolger zu sein, warum folgt ihr ihm nicht wirklich? Warum seid ihr so wahnsinnig darauf bedacht, euch irdische Schätze zu sichern, die irgendein Unglück so leicht hinwegfegen kann? Und die Reichtümer des Himmels, die unvergänglich und unsterblich sind, vernachlässigt ihr. Z2.186.1 Teilen

Mir wurde der Fall von Bruder U‘s Frau vorgeführt. Sie hat den Wunsch, recht zu handeln, aber sie hat Schwächen, die ihr selbst und ihren Freunden viel Verdruss bereiten. Sie redet zu viel. Es mangelt ihr an Erfahrung in göttlichen Dingen. Wenn sie sich nicht bekehrt und in Erneuerung ihres Gemüts umgestaltet wird, kann sie nicht inmitten der Gefahren der letzten Tage bestehen. Herzensarbeit ist von Nöten. Dann wird die Zunge geheiligt. Wo viele Worte sind, geht es ohne Sünde nicht ab, und das muss vermieden werden. Sie sollte einen strengen Wächter vor das Tor ihrer Lippen stellen und ihre Zunge zähmen, damit ihre Worte nichts Böses anrichten. Sie sollte aufhören, über die Fehler anderer zu sprechen, bei ihren Eigentümlichkeiten zu verweilen und die Schwächen anderer zu entdecken. Solche Unterhaltung ist bei allen zu tadeln. Solche Reden sind ohne Nutzen und äußerst sündhaft. Sie neigen nur zum Bösen. Der Feind weiß, dass dieses Verhalten von Seiten der bekenntlichen Nachfolger Christi ihm eine Tür öffnet, durch die er eintreten und wirken kann. Z2.186.2 Teilen

Ich sah, dass Satan immer zugegen ist, wenn Schwestern zum Schwätzen zusammenkommen, denn dann findet er Beschäftigung. Er steht daneben und erregt die Gemüter und macht das meiste aus dem ihm gebotenen Vorteil. Er weiß, dass all dies Klatschen, diese Zuträgerei, das Offenbaren von Heimlichkeiten und dies Zerpflücken von Charakteren die Seele von Gott trennt. Es tötet die geistliche Gesinnung und schwächt den religiösen Einfluss. Schwester U sündigt sehr mit ihrer Zunge. Durch ihre Worte sollte sie einen guten Einfluss ausüben, doch meistens spricht sie wahllos. Manchmal gibt sie Tatsachen durch ihre Worte eine andere Auslegung. Oftmals übertreibt sie. Dann gibt sie etwas völlig falsch wieder. Es besteht bei ihr nicht die Absicht, etwas falsch darzustellen. Aber die Gewohnheit des vielen Redens und des Sprechens über nutzlose Themen wurde so lange gehegt, dass sie unbekümmert und achtlos in ihren Worten geworden ist. Manchmal weiß sie selbst nicht was sie spricht. Dies zerstört jeden guten Einfluss, den sie haben könnte. Es ist höchste Zeit für eine Reform in diesen Dingen. Ihre Gesellschaft wurde nicht so geschätzt, wie es hätte sein können, wenn sie sich nicht diesem sündigen Geschwätz hingeben würde. Z2.186.3 Teilen

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Christen sollen auf ihre Worte achten. Sie sollten niemals ungünstige Berichte von einem ihrer Freunde zum anderen tragen, besonders, wenn sie wissen, dass zwischen ihnen ein Mangel an Einigkeit besteht. Es ist grausam, Andeutungen und Bemerkungen fallen zu lassen, als wüsstet ihr viel von diesem Freund oder jenem Bekannten, was andere nicht wissen. Solche Andeutungen verbreiten sich weiter und schaffen mehr ungünstige Eindrücke, als deutlich ausgesprochene Tatsachen, die ohne Übertreibung berichtet werden. Welch unermesslichen Schaden hat die Gemeinde doch durch diese Dinge erlitten! Das widersprüchliche, unbedachte Verhalten ihrer Glieder hat sie schwach gemacht wie Wasser. Vertrauen wurde von Gliedern der gleichen Gemeinde verraten, und doch beabsichtigte der Schuldige kein Unheil. Mangel an Weisheit im Auswählen des Gesprächsthemas hat viel Schaden angerichtet. Die Unterhaltung sollte sich hauptsächlich um geistliche und göttliche Dinge drehen; aber es ist leider nicht so. Wenn die Verbindung mit christlichen Freunden sich mit der Vervollkommnung von Gemüt und Herz befasst, gibt es nachher kein Bedauern. Jeder kann mit freudiger Befriedigung auf die Unterhaltung zurückblicken. Wenn jedoch die Stunden mit leichtfertigen, eitlen Reden verbracht und die kostbare Zeit damit vergeudet wurde, das Leben und den Charakter anderer zu zerpflücken, dann wird sich die freundschaftliche Zusammenkunft als Quelle des Übels erweisen, und euer Einfluss wird ein Geruch des Todes zum Tode sein. Z2.187.1 Teilen

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Ich kann mich nicht genau an alle Personen in eurer Gemeinde erinnern, die mir vorgeführt wurden. Doch sah ich, dass viele ein großes Werk zu tun hatten. Nahezu alle reden zu viel und sinnen zu wenig nach und beten zu wenig. Viele sind sehr ichbezogen. Die Gedanken sind nur mit dem eigenen Ich beschäftigt und nicht auf das Wohlergehen anderer gerichtet. Satan hat in großem Maße Macht über euch. Es gibt einige kostbare Lichter unter euch und solche, die nach Gottes Willen wandeln. Stolz und Liebe zur Welt sind Schlingen, die sich als großes Hindernis für Frömmigkeit und das Wachstum in der Gnade erweisen. Z2.188.1 Teilen

Die Welt ist nicht des Christen Himmel, sondern nur Gottes Werkstatt, wo wir zugerichtet werden, uns mit den sündlosen Engeln in einem heiligen Himmel vereinigen zu können. Wir sollten uns fortwährend bemühen, edle, selbstlose Gedanken zu hegen. Diese Erziehung ist notwendig, um die Kräfte anzuregen, die Gott uns verliehen hat, damit sein Name auf Erden verherrlicht werde. Wir sind für all diese uns verliehenen edlen Kräfte verantwortlich. Wenn wir diese Fähigkeiten aber zu Zwecken benutzen, die er nie beabsichtigt, zeigen wir ihm gegenüber verächtliche Undankbarkeit. Der Dienst für Gott fordert alle Kräfte unseres Wesens, und wir kommen der Absicht Gottes nicht nach, es sei denn, wir entwickeln diese Kräfte zur Vollkommenheit und erziehen unser Gemüt dazu, eine Liebe zu himmlischen Dingen zu hegen und durch richtiges Handeln die Kräfte der Seele zu stärken und zu veredeln, so dass sie zur Verherrlichung Gottes beitragen. Z2.188.2 Teilen

Frauen, die sich zur Gottseligkeit bekennen, versäumen im Allgemeinen ihren Verstand zu schulen. Sie beherrschen ihre Gedanken nicht, sondern lassen ihnen ihren freien Lauf. Dies ist ein großer Fehler. Einige scheinen keine Verstandeskräfte zu besitzen. Sie haben sich nicht zum Denken erzogen. Und weil sie es daran fehlen ließen, nehmen sie an, sie könnten es nicht. Nachdenken und Gebet gehören zum Wachstum in der Gnade. Es ist so wenig Festigkeit unter den Frauen zu finden, weil die Verstandeskräfte nicht geübt wurden und weil sie so wenig nachdenken. Sie strengen ihren Verstand nicht an, er bleibt untätig. Dann verlassen sie sich auf andere, das Denken für sie zu übernehmen, zu planen und sich zu erinnern, wodurch sie immer unfähiger werden. Bei einigen muss der Verstand durch Übung herangebildet werden. Sie sollten ihn zum Denken zwingen. Während sie sich auf jemand anderes verlassen, für sie zu denken und ihre Schwierigkeiten zu lösen, bleibt ihre Unfähigkeit, sich zu erinnern und vorauszudenken, bestehen. Jeder Einzelne muss sich bemühen, den Verstand zu erziehen. Z2.188.3 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass Bruder V sich um mehr geistliche Gesinnung bemühen muss. Du besitzt nicht das stille Vertrauen auf Gott, das er von dir fordert. Du übst deinen Verstand nicht, sich in geistlichen Bahnen zu bewegen. Du gibst dich viel eitlem, unnützem Geschwätz hin, das deiner eigenen Seele und deinem Einfluss schadet. Du musst Ruhe und Seelenstärke in dir ermutigen. Du bist leicht erregt. Du hast starke Gefühle und bringst in energischen Worten deine Zuneigung und Abneigung zum Ausdruck. Du benötigst mehr gute Religion, die einen besänftigenden Einfluss auf dich hat. Du hast die Einladung Christi, von ihm Sanftmut und Demut zu lernen. Welch köstliche Lektion! Wenn sie richtig gelernt wird, gestaltet sie das ganze Leben neu. Leichtfertigkeit und seichtes Geschwätz behindern deinen geistlichen Fortschritt. Du solltest nach Vollkommenheit des Charakters trachten. Lass deinen Einfluss in Worten und Taten für Gott zeugen. Du musst den Herrn ernstlicher suchen und ausgiebiger von der Quelle der Wahrheit trinken, damit ihr Einfluss dein Leben heiligen kann. Deine Gedanken beschäftigen sich zu viel mit der Welt. Dein Interesse sollte auf das bessere Leben als das irdische gerichtet sein. Du darfst keine Zeit verlieren. Beeile dich, die wenigen Stunden der Prüfungszeit zu nutzen. Z2.189.1 Teilen

Deine Frau ist von Stolz und Selbstsucht geprägt. Gott hat sie durch den Feuerofen der Trübsal geführt, um diese Flecken von ihrem Charakter zu entfernen. Sie muss sehr Acht geben, dass das Feuer der Anfechtung nicht umsonst um sie gelodert hat. Es sollte die Schlacken entfernen und sie Gott näher bringen und ihre geistliche Gesinnung vermehren. Sie muss ihre Liebe zur Welt aufgeben. Die Liebe zum eigenen Ich muss überwunden werden und ihr Wille in Gottes Willen aufgehen. Z2.189.2 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass die Weltliebe in großem Maße Jesum von der Gemeinde ausgeschlossen hat. Gott fordert eine Veränderung, eine völlige Hingabe von allem an ihn. Wenn der Geist nicht dazu erzogen wird, bei religiösen Themen zu verweilen, wird er in dieser Hinsicht kränklich und schwach sein. Wenn er bei weltlichen Unternehmungen verweilen kann, erweist er sich als stark, weil er in dieser Richtung erzogen wurde, und durch Übung ist er erstarkt. Der Grund, weshalb es Männern und Frauen so schwer fällt, ein religiöses Leben zu führen, liegt darin, weil sie den Verstand nicht in Frömmigkeit üben. Er ist dazu erzogen, sich entgegengesetzt zu bewegen. Wenn der Verstand nicht ständig angehalten wird, sich geistliche Erkenntnis anzueignen und das Geheimnis Gottes zu verstehen, ist er unfähig, ewige Dinge zu würdigen, weil keine Erfahrung in dieser Richtung vorhanden ist. Das ist der Grund, weshalb nahezu alle es so schwierig finden, dem Herrn zu dienen. Z2.190.1 Teilen

Wenn das Herz zerteilt ist und in der Hauptsache bei den Dingen dieser Welt verweilt und nur wenig bei göttlichen Dingen, kann keine besondere Zunahme an geistlicher Stärke stattfinden. Weltliche Unternehmungen beanspruchen den größten Teil des Verstandes und üben seine Kräfte. Deshalb ist in dieser Richtung Kraft und Stärke vorhanden, welche mehr und mehr Interesse und Zuneigung in Anspruch nehmen, während für die Weihe an Gott immer weniger übrig bleibt. Ohne ständige Übung im Gebet ist es der Seele unmöglich zu gedeihen. Das Gebet in der Familie oder in der Öffentlichkeit genügt keineswegs. Das Gebet im Kämmerlein ist von großer Wichtigkeit. In der Stille liegt die Seele dem forschenden Blick Gottes offen, und jeder Beweggrund wird genau geprüft. Das stille Gebet. Wie kostbar! Die Seele pflegt Unterredung mit Gott! Das stille Gebet wird nur von Gott vernommen, der Gebete erhört. Kein neugieriges Ohr soll diese Bitten hören. Im stillen Gebet ist die Seele frei von allen sie umgebenden Einflüssen, frei von Erregung. Ruhig, doch innig ist sie zu Gott erhoben. Oft wird das stille Gebet verfälscht durch lautes Sprechen, und die süße Gemeinschaft geht verloren. Anstatt des ruhigen stillen Vertrauens und Glaubens an Gott, während die Seele leise und demutsvoll ihre Bitten äußert, erhebt sich die Stimme zu lauten Tönen, gerät in Erregung, und das stille Gebet verliert seinen besänftigenden, heiligenden Einfluss. Ein Gefühlssturm erhebt sich, ein Sturm von Worten, und macht es unmöglich, die sanfte, leise Stimme zu vernehmen, die zur Seele spricht, während sie in geheimer, wahrer von Herzen kommender Hingabe beharrt. Wenn das Gebet im Kämmerlein in rechter Weise durchgeführt wird, bringt es viel Gutes hervor. Aber das Gebet, das von der ganzen Familie oder selbst von der Nachbarschaft vernommen werden kann, ist kein stilles Gebet, mag es auch als solches betrachtet werden. Keine göttliche Kraft wird dadurch erlangt. Süß und dauerhaft wird der Einfluss sein, der von Dem ausgeht, der ins Geheime sieht, dessen Ohr offen ist, um Gebete zu beantworten, die aus dem Herzen zu ihm emporsteigen. Durch ruhigen, einfältigen Glauben unterhält die Seele Verbindung mit Gott und sammelt göttliche Lichtstrahlen, die sie stärken und unterstützen im Kampf gegen Satan. Gott ist unsere Feste der Kraft. Z2.190.2 Teilen

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Jesus hat uns das Wort hinterlassen: „So wachet nun [denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens], auf dass er nicht schnell komme und finde euch schlafend. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“ Markus 13,35-37. Z2.191.1 Teilen

Wir warten auf die Rückkehr des Meisters, der uns den Morgen bringt, und wir müssen wachen, dass er nicht plötzlich komme und finde uns schlafend. Auf welche Zeit beziehen sich diese Worte? Nicht auf die Zeit, wenn er in den Wolken des Himmels erscheint; da wird er kein schlafendes Volk vorfinden. Nein, sie beziehen sich auf die Zeit, wo er seinen Dienst im Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums beendet, seine hohepriesterlichen Gewänder ablegt und die Kleider der Rache anzieht und die Verfügung ergeht: „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.“ Offenbarung 22,11. Z2.191.2 Teilen

Wenn Jesus seine Fürsprache für den Menschen beendet, sind die Fälle aller für immer entschieden. Es ist die Zeit, wo er mit seinen Knechten abrechnet. Für diejenigen, welche die Vorbereitung versäumt haben, rein und heilig zu werden, welche sie geschickt macht, zu den Wartenden zu gehören, die ihren Herrn willkommen heißen, geht die Sonne in Trübsinn und Dunkelheit unter, um nie wieder aufzugehen. Die Prüfungszeit ist beendet, Christus hört mit seiner Vermittlung im Himmel auf. Diese Zeit bricht schließlich plötzlich über alle herein; und jene, die versäumt haben, ihre Seelen durch Gehorsam zur Wahrheit zu reinigen, werden schlafend erfunden. Sie wurden des Wartens und Wachens müde. Sie wurden gleichgültig betreffs des Kommens ihres Meisters. Sie verlangten nicht nach seinem Erscheinen und dachten, solch fortwährendes, ausdauerndes Wachen sei unnötig. Sie waren in ihrer Erwartung getäuscht worden und dachten, sie könnten wieder enttäuscht werden. Sie schlussfolgerten, es wäre noch Zeit genug, sich zu erheben. Sie wollten die Gelegenheit nicht versäumen, sich irdische Schätze zu sichern. Es wäre sicherer, alles von dieser Welt zu erlangen, was nur möglich sei. Und indem sie sich diese Dinge sicherten, verloren sie allen Eifer und alles Interesse am Erscheinen des Meisters. Sie wurden gleichgültig und sorglos, als sei sein Kommen noch in weiter Ferne. Doch während ihr Interesse ihrem weltlichen Gewinn galt, schloss das Werk im himmlischen Heiligtum, und sie waren nicht vorbereitet. Z2.191.3 Teilen

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Wenn solche nur gewusst hätten, dass Christi Werk im himmlischen Heiligtum so bald aufhören würde, wie anders hätten sie sich verhalten, wie ernstlich hätten sie gewacht! Der Meister, der alles im Vorhinein weiß, gibt ihnen zeitgemäße Warnungen, indem er ihnen gebietet, zu wachen. Er betont deutlich die Plötzlichkeit seines Kommens. Er bemisst nicht die Zeit, damit wir eine augenblickliche Vorbereitung nicht versäumen und in unserer Trägheit auf eine zukünftige Zeit blicken, zu der er unserer Meinung nach erscheinen würde, und die Vorbereitung hinausschieben. „Darum wachet, denn ihr wisst nicht ...“ Doch diese vorausgesagte Ungewissheit und zuletzt die Plötzlichkeit verfehlen, uns von unserem Stumpfsinn zu ernster Wachsamkeit zu erwecken und unsere Wachsamkeit für unseren erwarteten Meister neu zu beleben. Diejenigen, die nicht wartend und wachend erfunden werden, werden schließlich in ihrer Untreue überrascht. Der Meister kommt, und anstatt bereit zu sein, ihm sofort zu öffnen, sind sie in weltlichem Schlummer befangen und gehen zuletzt verloren. Z2.192.1 Teilen

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Im Gegensatz zu dieser Gruppe wurde mir eine andere Schar vorgeführt. Sie warteten und wachten. Ihre Augen waren himmelwärts gerichtet, und die Worte ihres Meisters waren auf ihren Lippen: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“ Markus 13,37. „So wachet nun, [denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens], auf dass er nicht schnell komme und finde euch schlafend.“ Markus 13,35.36. Der Herr hat eine Verzögerung angedeutet, ehe der Morgen schließlich anbricht. Doch er wollte nicht, dass sie sich der Müdigkeit hingeben noch in ihrer ernsten Wachsamkeit nachlassen, weil der Morgen nicht so bald kommt, wie sie erwartet haben. Die Wartenden wurden mir als himmelwärts schauend dargestellt. Sie ermutigten sich gegenseitig mit folgenden Worten: „Die erste und die zweite Wache sind vorüber. Wir befinden uns in der dritten und warten auf des Meisters Wiederkunft. Es bleibt jetzt nur noch eine kurze Periode des Wachens.“ Ich sah, wie einige müde wurden. Ihre Blicke waren niederwärts gerichtet. Sie beschäftigten sich mit irdischen Dingen und waren untreu im Wachen. Sie sagten: „In der ersten Wache erwarteten wir unseren Meister, doch wir wurden enttäuscht. Wir dachten zuversichtlich, er würde in der zweiten Wache kommen, doch sie ging vorüber und er kam nicht. Wir möchten wiederum enttäuscht werden. Wir brauchen es nicht so genau zu nehmen. In der folgenden Wache mag er wieder nicht kommen. Wir befinden uns in der dritten Wache und jetzt sehen wir es als das Beste an, uns Schätze auf der Erde anzulegen, damit wir vor Mangel bewahrt bleiben.“ Viele schliefen, betäubt von den Sorgen des Lebens und verlockt vom Betrug des Reichtums, und gaben ihre wartende, wachsame Stellung auf. Z2.193.1 Teilen

Engel wurden mir gezeigt, wie sie mit innigstem Interesse auf die müden, aber treuen Wächter schauen, damit sie nicht zu schwer geprüft und unter mühsamer Arbeit und Härten niedersinken, doppelt erschwert, weil ihre Geschwister sich vom Wachen abgewandt haben, von weltlichen Sorgen trunken geworden und von weltlichem Wohlergehen betrogen sind. Diese himmlischen Engel sind betrübt, weil jene, die einst wachten, durch ihre Trägheit und Untreue die Prüfungen und Lasten derer vermehrten, die ernstlich und ausdauernd bemüht waren, ihre wartende, wachende Stellung beizubehalten. Z2.193.2 Teilen

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Ich sah, wie unmöglich es war, weltlichen Sorgen alle Zuneigung und alles Interesse zu widmen, um irdische Besitztümer zu vermehren, und sich dennoch in einer wartenden, wachenden Stellung zu befinden, wie unser Heiland es geboten hat. Der Engel sagte: „Sie können sich nur eine Welt sichern. Wenn sie den himmlischen Schatz erlangen wollen, müssen sie die irdischen Schätze aufgeben. Sie können nicht beides haben.“ Ich sah, wie notwendig fortwährende Treue im Wachen war, um den verführerischen Schlingen Satans zu entrinnen. Er verführt jene, die warten und wachen sollten, sich mit einem Schritt der Welt zu nähern. Sie haben nicht die Absicht, weiterzugehen. Aber jener eine Schritt entfernte sie weiter von Jesu, und machte es leichter, den nächsten Schritt zu tun. Und so nähern sie sich Schritt für Schritt der Welt, bis aller Unterschied zwischen ihnen und der Welt nur noch in einem Bekenntnis, in einem Namen, besteht. Sie haben ihren abgesonderten heiligen Charakter verloren, und es ist nichts mehr vorhanden, was sie von den Liebhabern der Welt um sie her unterscheidet, außer ihrem Bekenntnis. Z2.194.1 Teilen

Ich sah, dass Wache um Wache in der Vergangenheit lag. Sollte aus diesem Grund ein Mangel an Wachsamkeit herrschen? O nein! Unaufhörliche Wachsamkeit ist jetzt dringlicher notwendig, denn jetzt gibt es weniger Augenblicke als vor dem Vorübergehen der ersten Wache. Die Periode des Wartens ist jetzt notwendigerweise kürzer als bei der ersten Wache. Wenn wir damals unermüdlich wachten, um wie viel wichtiger war dann die doppelte Wachsamkeit in der zweiten Wache. Das Vorübergehen der zweiten Wache hat uns in die Zeit der dritten gebracht, und jetzt ist es unentschuldbar, wenn wir die Wachsamkeit verringern. Die dritte Wache erfordert dreifache Ernsthaftigkeit. Jetzt ungeduldig zu werden, heißt, alles zu verlieren, was wir bisher durch ernste, anhaltende Wachsamkeit erlangt haben. Die lange Nacht der Dunkelheit ist eine Prüfung; aber der Morgen wird in Barmherzigkeit hinausgezögert, weil wir nicht bereit wären, wenn der Meister jetzt käme. Gottes Unwilligkeit, dass sein Volk umkomme, ist der Grund für die lange Verzögerung gewesen. Doch das Kommen des Morgens für die Treuen und der Nacht für die Untreuen, steht uns nahe bevor. Durch Warten und Wachen sollen die Kinder Gottes ihren abgesonderten Charakter, ihre Trennung von der Welt, bekunden. Durch unsere wachsame Haltung sollen wir zeigen, dass wir wirklich Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. Der Unterschied zwischen denjenigen, die diese Welt lieben und jenen, die Christum lieben, ist so deutlich, dass kein Irrtum möglich ist. Während die Weltmenschen eifrig darauf bedacht sind, sich irdischen Reichtum zu sichern, haben die Kinder Gottes sich nicht dieser Welt angepasst, sondern zeigen durch ihre ernsthafte wachsame und wartende Haltung, dass sie umgewandelt sind, dass ihr Heim nicht in dieser Welt ist, dass sie ein besseres Vaterland suchen, nämlich das himmlische. Z2.194.2 Teilen

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Meine lieben Geschwister, ich hoffe, dass ihr eure Augen nicht über diese Worte schweifen lasst, ohne ihre Bedeutung gründlich zu überdenken. Als die Männer von Galiläa ihre Blicke fest auf den Himmel gerichtet hatten, um noch einen Schein ihres auffahrenden Erlösers zu erhaschen, standen bei ihnen zwei Männer in lichten Gewändern — himmlische Engel, die beauftragt waren, sie wegen des Verlustes der Gegenwart ihres Heilandes zu trösten. Sie sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr gesehen habt gen Himmel fahren.“ Apostelgeschichte 1,11. Z2.195.1 Teilen

Gott wünscht, dass seine Kinder ihre Augen himmelwärts richten und nach dem herrlichen Erscheinen ihres Herrn und Heilandes, Jesu Christi, Ausschau halten. Während die Aufmerksamkeit der Weltmenschen auf die verschiedensten Unternehmungen gerichtet ist, sollte unser Augenmerk auf den Himmel gerichtet sein. Unser Glaube sollte sich immer tiefer in die glorreichen Geheimnisse des himmlischen Schatzes versenken und die kostbaren göttlichen Lichtstrahlen einfangen, die vom himmlischen Heiligtum in unsere Herzen scheinen, wie sie Christi Angesicht erleuchten. Die Spötter verhöhnen die Wartenden und Wachenden, indem sie fragen: „Wo ist die Verheißung seines Kommens? Ihr seid enttäuscht worden. Tut euch mit uns zusammen, und ihr werdet Erfolg in weltlichen Dingen haben. Erlangt Gewinn, verdient Geld und empfangt Ehre von der Welt.“ Die Wartenden schauen aufwärts und sagen: „Wir wachen.“ Und indem sie sich vom irdischen Vergnügen und Ruhm abwenden, zeigen sie, dass sie sich in einer solchen Stellung befinden. Durch Wachen werden sie stark. Sie überwinden Trägheit, Selbstsucht und die Liebe zur Bequemlichkeit. Das Feuer der Anfechtung umgibt sie, und die Wartezeit erscheint lang. Manchmal grämen sie sich, der Glaube gerät ins Wanken. Aber sie erholen sich, überwinden ihre Ängste und Zweifel, und während sie ihre Blicke dem Himmel zuwenden, sagen sie zu ihren Widersachern: „Ich wache und warte auf die Wiederkunft meines Herrn. Ich will mich der Trübsal, der Anfechtung und der Nöte rühmen.“ Z2.195.2 Teilen

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Der Wunsch unseres Herrn ist, dass wir wachen, damit wir ihm sofort öffnen können, sobald er kommt und anklopft. Ein Segen ist über jene Knechte ausgesprochen, die er wartend findet. „Er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tische setzen und vor ihnen gehen und ihnen dienen.“ Lukas 12,37. Wer von uns in diesen letzten Tagen wird auf diese Weise speziell geehrt werden vom Meister der Versammlungen? Sind wir bereit, ihm ohne zu zögern sofort aufzutun und ihn willkommen zu heißen? Wacht, wacht, wacht! Nahezu alle haben ihr Wachen und Warten aufgegeben. Wir sind nicht bereit, ihm sofort zu öffnen. Die Liebe zur Welt hat unsere Gedanken so beansprucht, dass unsere Augen nicht aufwärts zum Himmel gerichtet sind, sondern niederwärts zur Erde. Wir hasten umher, beschäftigen uns mit Eifer und Ernst mit den verschiedensten Dingen, aber Gott ist vergessen. Der himmlische Reichtum wird nicht geschätzt. Wir befinden uns nicht in einer wartenden, wachsamen Stellung. Die Liebe zur Welt und der Betrug des Reichtums haben unseren Glauben verdunkelt, und wir verlangen nicht nach dem Erscheinen unseres Heilandes noch gilt ihm unsere Liebe. Wir bemühen uns zu sehr, selbst für uns zu sorgen. Wir sind ruhelos und es mangelt uns an starkem Gottvertrauen. Viele quälen sich ab, schaffen und planen, in der Furcht, Mangel zu leiden. Sie können es sich in ihrer Sorge um sich selbst nicht leisten, sich Zeit zum Gebet zu nehmen und religiösen Versammlungen beizuwohnen. Sie räumen Gott keine Möglichkeit ein, für sie zu sorgen. Der Herr tut auch nicht viel für sie, weil sie ihm keine Möglichkeit dazu geben. Sie tun viel für sich selbst und glauben und vertrauen Gott zu wenig. Z2.196.1 Teilen

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Die Liebe zur Welt hat das Volk schrecklich im Griff, dem der Herr geboten hat, immer zu wachen und zu beten, damit er nicht plötzlich komme und es schlafend finde. „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ 1.Johannes 2,15-17. Z2.197.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass Gottes Volk, welches sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennt, keine wartende, wachende Stellung einnimmt. Ihr Reichtum nimmt zu und sie legen ihre Schätze auf Erden an. Sie werden reich an weltlichen Dingen, aber nicht reich in Gott. Sie glauben nicht an die Kürze der Zeit, dass das Ende aller Dinge vor der Tür steht und dass Christus bald kommt. Sie mögen vorgeben, viel Glauben zu haben. Sie betrügen jedoch sich selbst, denn sie werden genau allen Glauben ausüben, den sie wirklich besitzen. Ihre Werke zeigen den Charakter ihres Glaubens und bezeugen den Menschen in ihrer Umgebung, dass Christus nicht zurzeit ihrer Generation kommt. Nach diesem Glauben handeln sie. Sie treffen Vorbereitungen, in dieser Welt zu bleiben. Sie kaufen ein Haus nach dem anderen, Acker um Acker und sind Bewohner dieser Welt. Z2.197.2 Teilen

Der Zustand des armen Lazarus, der sich von den Brotsamen ernährte, die von des Reichen Tisch fielen, ist demjenigen dieser Bekenner vorzuziehen. Wenn sie wahren Glauben besäßen, würden sie irdische Besitztümer verkaufen, anstatt sie zu vermehren. Sie würden sich von den lästigen Dingen dieser Welt befreien und ihren Schatz im Himmel anlegen und nach dort vorausschicken. Dann wären ihre Interessen und Herzen dort, denn das Herz des Menschen ist immer da, wo sein größter Schatz ist. Die meisten derer, die sich zum Glauben an die Wahrheit bekennen, bezeugen, dass die Dinge, denen sie den größten Wert beimessen, in dieser Welt sind. Diesen Dingen gilt ihre Sorge, ihr eifriges Streben und ihre ermüdende Arbeit. Ihren Reichtum zu erhalten und zu vermehren, ist ihr ganzer Lebensinhalt. Sie haben so wenig zum Himmel vorausgeschickt, haben ein so geringes Kapital im Himmel angelegt, dass ihre Gemüter sich von jenem besseren Land nicht besonders angezogen fühlen. Sie haben ihr Kapital in irdischen Unternehmungen angelegt, und diese Anlagen ziehen ihre Sinne gleich einem Magnet von dem Himmlischen und Unvergänglichen ab zu dem Irdischen und Vergänglichen. „Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Matthäus 6,21. Z2.197.3 Teilen

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Selbstsucht umschließt viele wie mit einem eisernen Band. Das ist „meine Farm“, „mein Gut“, „mein Geschäft“, das sind „meine Waren“. Selbst die Ansprüche der Menschheit bleiben unbeachtet. Männer und Frauen, die vorgeben, Christi Erscheinen zu lieben und darauf zu warten, sind völlig dem eigenen Ich ergeben. Von allem Edlen und Göttlichen haben sie sich getrennt. Die Liebe zur Welt, Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben haben sie so in Besitz genommen, dass sie blind geworden sind. Sie sind von der Welt verdorben und merken es nicht. Sie sprechen von ihrer Liebe zu Gott, aber ihre Früchte zeigen nicht jene Liebe, die sie mit Worten zum Ausdruck bringen. Sie berauben Gott an Zehnten und Opfergaben, und der vernichtende Fluch Gottes ruht auf ihnen. Die Wahrheit hat ihren Pfad von allen Seiten erleuchtet. Gott hat in der Rettung von Seelen wunderbar in ihren eigenen Familien gewirkt. Wo aber sind ihre Opfergaben, die ihm als Dank für seine Zeichen der Barmherzigkeit an ihnen dargebracht werden? Viele von ihnen sind so undankbar wie die unvernünftigen Tiere. Das Opfer für den Menschen war unendlich groß, außerhalb des Begriffsvermögens des schärfsten Verstandes. Doch die Menschen, die sich als Teilhaber dieser himmlischen Segnungen betrachten, die unter so unendlichen Kosten für sie erworben wurden, sind so durch und durch selbstsüchtig, dass sie kein wirkliches Opfer für Gott bringen. Ihre Sinne sind auf die Welt, die Welt und nochmals die Welt gerichtet. Wir lesen im 49. Psalm: „... die sich verlassen auf ihr Gut und trotzen auf ihren großen Reichtum. Kann doch einen Bruder niemand erlösen noch ihn Gott versöhnen, denn es kostet zu viel, ihre Seele zu erlösen; man muss es lassen anstehen ewiglich.“ Psalm 49,7-9. Wenn alle an das unermessliche Opfer, das Christus brachte, gedächten und es nur im Geringsten schätzen würden, dann fühlten sie sich getadelt für ihre Furchtsamkeit und äußerst große Selbstsucht. „Unser Gott kommt und schweigt nicht. Fressend Feuer geht vor ihm her und um ihn her ein mächtiges Wetter. Er ruft Himmel und Erde, dass er sein Volk richte: ‚Versammelt mir meine Heiligen, die den Bund mit mir gemacht haben beim Opfer.‘“ Psalm 50,3-5. Aus Egoismus und Liebe zur Welt wird Gott vergessen, und die Seelen von vielen sind unfruchtbar, und sie rufen aus: „Mein Mangel, mein Mangel!“ Der Herr hat seinen Kindern Mittel geliehen, um sie zu prüfen, um die Tiefe ihrer bekenntlichen Liebe zu ihm zu erproben. Viele würden lieber ihn und ihren himmlischen Schatz aufgeben, als ihre irdischen Besitztümer zu verringern und einen Bund zu machen beim Opfer. Er fordert sie auf, Opfer zu bringen. Aber die Liebe zur Welt verschließt ihre Ohren, sie wollen nicht hören. Z2.198.1 Teilen

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Ich schaute, wer von denen, die vorgaben, auf Christi Kommen zu warten, willig war, Gott ein Opfer von seinem Überfluss zu bringen. Ich sah ein paar demütige Arme, die gleich der armen Witwe, sich selbst verleugneten und ihr Scherflein einwarfen. Eine jede solcher Opfergabe wird von Gott als ein kostbarer Schatz betrachtet. Doch diejenigen, die Mittel erwerben und ihre Besitztümer erweitern, sind weit dahinten. Vergleichsweise tun sie nichts von dem, das sie tun könnten. Sie halten ihre Mittel zurück, berauben Gott, denn sie befürchten, in Not zu geraten. Sie wagen nicht, auf Gott zu vertrauen. Dies ist einer von den Gründen, weshalb wir als Volk so krank sind und viele sinken ins Grab. Die Geizigen sind unter uns. Liebhaber der Welt, auch solche, welche ihre Arbeiter um ihren Lohn betrogen haben, sind unter uns. Menschen, die nichts in dieser Welt besaßen, die arm und von ihrer Arbeit abhängig waren, wurden betrogen und ungerecht behandelt. Der Liebhaber der Welt hat mit hartem Angesicht und noch härterem Herzen den geringen Lohn, der durch harte Arbeit verdient wurde, noch geschmälert. Gerade so haben sie ihren Meister behandelt, dessen Diener sie sich nennen. Genauso sparsam verhalten sie sich mit ihren Gaben für Gottes Schatzhaus. Der Mann im Gleichnis wusste nicht wohin mit seinen Gütern, und der Herr verkürzte sein nutzloses Leben. So wird er auch mit vielen umgehen. Wie schwierig ist es doch in diesem verdorbenen Zeitalter, nicht weltlich und selbstsüchtig zu werden. Wie einfach ist es hingegen, gegen den Geber aller Gnadengaben undankbar zu sein. Große Wachsamkeit und anhaltendes Gebet sind notwendig, um die Seele mit allem Fleiß zu bewahren. „Sehet zu, wachet und betet, denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist.“ Markus 13,33. Z2.199.1 Teilen

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