Portrait von Ellen White
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Kapitel 29: Die Leiden Christi
Kapitel 29: Die Leiden Christi
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Um den Wert der Erlösung in seiner ganzen Größe schätzen zu können, ist es notwendig, zu erkennen, was sie gekostet hat. Viele Menschen schätzen das große Werk der Versöhnung nur wenig, da sie sich von dem Leiden Christi kaum eine Vorstellung machen können. Der herrliche Plan, die Menschheit zu erlösen, wurde geboren aus der unermesslichen Liebe Gottes, unseres Vaters. Dieser göttliche Plan ist die wunderbare Offenbarung der Liebe Gottes zur gefallenen Menschheit. Solche Liebe, die in der Hingabe des geliebten Gottessohnes offenbart wurde, setzte die heiligen Engel in Erstaunen. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3,16. Dieser Erlöser war der Abglanz der Herrlichkeit seines Vaters und das genaue Ebenbild seiner Person. Er besaß göttliche Majestät, Vollkommenheit und Erhabenheit. Er war dem Allmächtigen gleich. „Denn es ist das Wohlgefallen gewesen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte.“ Kolosser 1,19. „Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er‘s nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden; er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ Philipper 2,6-8. Z2.201.1 Teilen

Christus war bereit, an Stelle des Sünders in den Tod zu gehen, damit der Mensch durch ein Leben des Gehorsams der Bestrafung nach dem Gesetz Gottes entgehen kann. Sein Tod machte das Gesetz nicht wirkungslos, hob es nicht auf; weder verminderte er seinen Anspruch noch beeinträchtigte er seine heilige Würde. Der Tod Christi bezeugte, dass das göttliche Gesetz die Bestrafung des Sünders zu Recht forderte. Daher war er bereit, die Strafe des Gesetzes auf sich zu nehmen, um den gefallenen Menschen von dessen Fluch zu befreien. Der Tod des eingeborenen Sohnes Gottes am Kreuz zeigt die Unveränderlichkeit des göttlichen Gesetzes. Sein Tod verherrlicht das Gesetz, macht es ehrenwert und zeugt den Menschen gegenüber von seinem unveränderlichen Charakter. Von seinen eigenen heiligen Lippen vernehmen wir die Worte: „Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Matthäus 5,17. Der Tod Jesu Christi bestätigt, dass die Forderungen des Gesetzes zu Recht bestehen. Z2.201.2 Teilen

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In Christo fanden sich das Menschliche und das Göttliche zu einer Einheit zusammen. Seine Aufgabe bestand in der Versöhnung Gottes mit dem Menschen, um das Endliche mit dem Unendlichen zu verbinden. Das war der einzige Weg, um gefallene Menschen durch das Blut Christi aufrichten zu können und sie an der göttlichen Natur teilhaben zu lassen. Die Annahme der menschlichen Natur befähigte Christum, die Anfechtungen und das Leid der Menschen zu verstehen, einschließlich aller Versuchungen, die jeden bedrängen. Engel, denen die Sünde unbekannt blieb, konnten die Gefühle der Menschen in ihren besonderen Anfechtungen nicht nachempfinden. Christus entäußerte sich selbst, nahm die Natur des Menschen an und wurde in allen Dingen versucht, gleichwie wir, um zu wissen, wie all denen geholfen werden kann, die versucht werden. Z2.202.1 Teilen

Nachdem er Mensch geworden war, fühlte er das Bedürfnis, von seinem Vater gestärkt zu werden. Er hatte auserwählte Gebetsstätten. Er liebte es, in der Einsamkeit der Berge mit seinem Vater Gemeinschaft zu pflegen. In diesen Zwiesprachen empfing seine heilige, menschliche Natur die Kraft, die Pflichten und Anfechtungen des Tages bewältigen zu können. Unser Heiland nahm unsere Nöte und Schwächen auf sich, insofern, als er ein nächtlicher Bittsteller wurde, der von seinem Vater neue Kraftfülle erbat, um für alle Pflichten und Versuchungen belebt, erquickt und gerüstet zu sein. Er ist in allem unser Vorbild. Er ist uns ein Bruder in unseren Unvollkommenheiten, aber er hat nichts mit unseren Leidenschaften gemein. Als einziger Sündloser schreckte sein Wesen vor dem Bösen zurück. In einer sündigen Welt ertrug er Kämpfe und Seelenqualen. Sein Menschsein machte das Gebet zu einer Notwendigkeit und einem Vorrecht. Umso mehr verlangte er nach göttlicher Hilfe und göttlichem Trost. Sein Vater war bereit, ihm, der zum Wohle der Menschen die himmlischen Freuden verlassen und seine Wohnung in einer lieblosen und undankbaren Welt gewählt hatte, beides zu geben. Christus fand Trost und Erquickung in der Gemeinschaft mit seinem Vater. Hier konnte er sein Herz von den Sorgen erleichtern, die ihn quälten. Er war ein Mann der Sorgen und mit dem Kummer bekannt. Z2.202.2 Teilen

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Am Tage arbeitete er mit allem Eifer, um anderen Menschen Gutes zu tun und sie vor dem Verderben zu bewahren. Er heilte die Kranken, tröstete die Betrübten, brachte den Verzagten Frohsinn und Hoffnung und rief Tote ins Leben zurück. Nachdem sein Tagewerk beendet war, kehrte er Abend für Abend dem städtischen Treiben den Rücken und beugte seine Gestalt in einem abgelegenen Hain in demütigem Gebet vor seinem Vater. Zuweilen ließ der Mond seinen glänzenden Lichtschein auf die gebeugte Gestalt Jesu fallen, bis schließlich Wolken und Finsternis alles Licht wieder vertrieben. Während er in der Haltung eines Bittstellers verharrte, legten sich Tau und Reif auf sein Haupt und seinen Bart. Oftmals betete er die ganze Nacht hindurch. Er ist unser Vorbild. Wenn wir uns dessen erinnerten und ihm nacheiferten, würden wir viel stärker in Gott sein. Z2.203.1 Teilen

Wenn der Erlöser der Menschheit, voll göttlicher Kraft, die Notwendigkeit des Gebets empfand, wie viel mehr sollten wir schwache, sündhafte Sterbliche das Bedürfnis fühlen, zu beten, inbrünstig und beständig zu beten! Christus aß nichts, wenn ihn die Versuchung am Ärgsten überfiel. Er vertraute sich Gott an, und durch ernstes Gebet und völlige Unterwerfung unter den Willen des Vaters ging er als Sieger hervor. Alle, die sich zur Wahrheit für diese letzten Tage bekennen, sollten mehr als alle anderen Christen dem beispielhaften Gebetsleben Jesu folgen. Z2.203.2 Teilen

„Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr.“ Matthäus 10,25. Unsere Tische sind oft genug mit Leckerbissen bedeckt, die weder gesund noch notwendig sind, weil wir diese Dinge der Selbstbeherrschung und der Gesundheit des Leibes und der Seele vorziehen. Jesus bat seinen Vater ernstlich um Kraft. Dies schätzte der Gottessohn für sich selbst höher ein, als an der reichgedecktesten Tafel Platz zu nehmen. Er hat uns bewiesen, dass das Gebet unentbehrlich ist, um für den Kampf mit den Mächten der Finsternis Kraft zu empfangen und die uns aufgetragene Aufgabe zu meistern. Unsere eigene Kraft ist Schwäche, doch die Kraft, die Gott verleiht, ist gewaltig und lässt jeden, der sie empfängt, mehr als Sieger sein. Z2.203.3 Teilen

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Als sich der Sohn Gottes im Garten Gethsemane zum Gebet niederbeugte, trieb seine Seelenqual den Schweiß wie große Blutstropfen aus seinen Poren. An diesem Ort umgab ihn das Grauen tiefer Finsternis. Die Sünden der Welt lasteten auf ihm. Er litt an Stelle der Menschheit als Übertreter des göttlichen Gesetzes. Gethsemane wurde zur Stätte der Versuchung. Das göttliche Licht wich von ihm, und er war den Mächten der Finsternis ausgeliefert. In seiner Herzensangst warf er sich auf die kalte Erde. Er empfand den Unwillen seines Vaters. Der Kelch des Leidens war den schuldigen Menschen von den Lippen gerissen. Christus trank ihn selbst, um dadurch den Menschen den Kelch des Segens reichen zu können. Der Zorn, den eigentlich der Mensch verdient hätte, entlud sich nun über Christum. Hier im Garten Gethsemane zitterte der geheimnisvolle Kelch in seinen Händen. Z2.204.1 Teilen

Jesus hatte oft mit seinen Jüngern in Gethsemane Zuflucht gesucht, zu stiller Betrachtung und zum Gebet. Ihnen allen war dieser geweihte Zufluchtsort wohlvertraut. Selbst Judas wusste, wohin er die mordlustige Schar zu führen hatte, um ihnen Jesus auszuliefern. Nie zuvor hatte der Heiland diese Stätte mit einem so leiderfüllten Herzen aufgesucht. Es war kein körperlicher Schmerz, vor dem der Sohn Gottes zurückschreckte, so dass in Gegenwart seiner Jünger diese traurigen Worte von seinen Lippen kamen: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir!“ Matthäus 26,38. Z2.204.2 Teilen

Er entfernte sich ein wenig von seinen Jüngern, so dass sie ihn noch hören konnten, fiel nieder auf sein Angesicht und betete. Seine Seele rang mit dem Tode, und er bat: „Mein Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!“ Matthäus 26,39. Die Sünden einer verlorenen Welt lasteten auf ihm und überwältigten ihn. Das Gefühl gottväterlichen Zorns, als Folge der Sünde, zerriss sein Herz mit heftigen Todesqualen und trieb große Blutstropfen auf seine Stirn, die seine bleichen Wangen hinabrollten, auf den Boden fielen und die Erde feuchteten. Z2.204.3 Teilen

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Als Jesus sich wieder erhoben hatte und zu seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend und sprach zu Petrus: „Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“ Matthäus 26,40.41. Im bedeutungsvollsten Augenblick — nachdem Jesus an sie die besondere Bitte gerichtet hatte, mit ihm zu wachen — fand er seine Jünger schlafend. Er wusste, dass ihnen schwere Kämpfe und furchtbare Versuchungen bevorstanden. Er hatte sie mit sich genommen, damit sie ihn in seinem Ringen stärken könnten. Die Ereignisse, deren Zeugen sie in jener Nacht wurden, und die Lektionen der Unterweisung, die sie empfangen würden, sollten sich ihrem Gedächtnis unauslöschlich einprägen. All diese Erlebnisse waren erforderlich, um ihren Glauben an ihren Herrn für die ihnen unmittelbar bevorstehende Prüfung zu stärken. Z2.205.1 Teilen

Sie brachen unter der Last ihres Kummers zusammen und schliefen ein, statt mit Christo zu wachen. Selbst der übereifrige Petrus schlief ein, obwohl er noch vor wenigen Stunden erklärt hatte, nicht nur leiden, sondern, wenn nötig, auch mit seinem Herrn sterben zu wollen. Im kritischsten Augenblick, als der Sohn Gottes ihrer Anteilnahme und ihrer innigen Gebete am meisten bedurfte, wurden sie schlafend gefunden. Sie haben dadurch viel verloren. Unser Heiland beabsichtigte, sie für die schwere Glaubensprüfung zu stärken, der sie bald unterworfen werden würden. Hätten die Jünger jene trauererfüllten Stunden damit zugebracht, mit dem Heiland zu wachen und zu Gott zu beten, wäre Petrus nie seiner Schwachheit erlegen und in Versuchung geraten, den Herrn im Augenblick der Prüfung zu verleugnen. Z2.205.2 Teilen

Der Sohn Gottes ging zum zweiten Mal wieder hin, betete und sprach: „Mein Vater, ist‘s nicht möglich, dass dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille!“ Matthäus 26,42. Wieder kam er zu seinen Jüngern und fand sie abermals schlafend. Ihre Augen waren voll Schlafs. Diese schlafenden Jünger stellen eine schlafende Gemeinde dar, wenn die Zeit der Heimsuchung Gottes naht. Es wird eine Zeit voll Wolken und tiefster Finsternis sein, und es bedeutet höchste Gefahr, dann zu schlafen. Z2.205.3 Teilen

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Jesus hinterließ uns diese Warnung: „So wachet nun [denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens], auf dass er nicht schnell komme und finde euch schlafend.“ Markus 13,35.36. Von der Gemeinde Gottes wird gefordert, dass sie auch in der Nacht auf der Hut ist, ganz gleich, wie gefahrvoll oder ob die Nacht lang oder kurz sein wird. Leiden ist keine Entschuldigung für sie, weniger wachsam zu sein. Drangsal darf auch nicht zu Gleichgültigkeit führen, sondern muss die Wachsamkeit verdoppeln. Christus hat die Gemeinde durch sein Beispiel auf die Quelle ihrer Kraft in Zeiten der Not, der Bedrängnis und Gefahr hingewiesen. Ständige Wachsamkeit ist tatsächlich das Kennzeichen der Gemeinde als des Volkes Gottes. Durch dieses Merkmal unterscheiden sich die Wartenden von der Welt und zeigen, dass sie hier auf Erden Gäste und Fremdlinge sind. Z2.206.1 Teilen

Abermals wandte sich der Heiland traurig von seinen schlafenden Jüngern ab, betete zum dritten Male mit denselben Worten. Dann kam er zu ihnen und sprach: „Ach wollt ihr nun schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist hier, dass des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird.“ Matthäus 26,45. Wie grausam handelten die Jünger, als sie schliefen und ihre Augen und Sinne verschlossen, während ihr Meister unaussprechliche seelische Qualen litt! Wären sie wachsam geblieben, hätten sie ihren Glauben nicht verloren, als sie den Sohn Gottes am Kreuz sterben sahen. Edles seelisches Ringen und aufrichtige Gebete, die ihnen Kraft verliehen hätten, den unsäglichen Todeskampf des Sohnes Gottes mitzuerleben, hätten diese bedeutsame Nachtwache auszeichnen müssen. Sie wären damit auch vorbereitet gewesen, angesichts seiner Leiden am Kreuz etwas von dem Wesen der übermächtigen Qual zu verstehen, die er im Garten Gethsemane zu erleiden hatte. Außerdem hätten sie sich die Worte, die er hinsichtlich seiner Leiden, seines Todes und seiner Auferstehung gesprochen hatte, viel besser ins Gedächtnis zurückrufen können. Inmitten des Trübsinns jener schrecklichen Versuchungsstunde würden dann sicher einige Hoffnungsstrahlen die Finsternis erhellt und ihren Glauben gestützt haben. Z2.206.2 Teilen

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Christus hatte ihnen vorausgesagt, dass diese Ereignisse stattfinden würden, doch sie verstanden ihn nicht. Der Schauplatz seiner Leiden sollte für seine Jünger zur Feuerprobe werden. Daher ergab sich für sie auch die Notwendigkeit, zu wachen und zu beten. Ihr Glaube bedurfte der Stärkung durch eine unsichtbare Kraft, da sie den Sieg der Mächte der Finsternis erleben sollten. Wir können uns nur eine schwache Vorstellung von dem unsagbaren Leiden des Gottessohnes in Gethsemane machen, als er sich von seinem Vater getrennt sah, weil er die Sünden der Menschheit auf sich genommen hatte. Er wurde für die gefallene Menschheit zur Sünde. Das Gefühl, dass sich die Liebe seines Vaters von ihm zurückgezogen hatte, ließ seine geängstete Seele diese traurigen Worte ausstoßen: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod. ... Ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch von mir.“ Dann fügte er in völliger Unterwerfung unter den Willen seines Vaters hinzu: „Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!“ Matthäus 26,38.39. Z2.207.1 Teilen

Der Sohn Gottes war der Ohnmacht, dem Tode nahe. Der Vater sandte einen Boten aus seiner Gegenwart, um den göttlichen Dulder zu stärken und zu kräftigen, damit er den blutbefleckten Weg gehen konnte. Die sterblichen Wesen verständen besser, wie widerwärtig die Sünde in Gottes Augen ist, wenn sie die Bestürzung und die Trauer der Engelheere gesehen hätten, die in stillem Schmerz zusahen, als der Vater die Strahlen seines Lichtes, seiner Liebe und seiner Herrlichkeit seinem eingeborenen Sohn entzog. Das Schwert der Gerechtigkeit erhob sich nun gegen seinen Sohn. Durch einen Kuss wurde er seinen Feinden ausgeliefert, die mit ihm zu einem irdischen Gerichtshof eilten, damit er von sündigen Sterblichen verspottet und zum Tode verurteilt würde. Dort wurde der glorreiche Sohn Gottes „um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen“. Jesaja 53,5. Er ertrug Beschimpfungen, Spott und schändliche Schmähungen, bis seine Gestalt hässlicher [war] denn anderer Leute und sein Ansehen denn der Menschenkinder. Jesaja 52,14 (Menge). Z2.207.2 Teilen

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Wer kann die Liebe begreifen, die sich hier offenbart! Mit Verwunderung und Kummer blickten die Engelscharen auf ihn, der die Majestät des Himmels gewesen war und die Krone der Herrlichkeit getragen hatte, wie er nun die Dornenkrone trug — ein Blutopfer, dem Toben eines rasenden Pöbels, der durch Satans Zorn zu irrer Wut angefeuert wurde, schutzlos preisgegeben. Schaut auf den geduldig leidenden Erlöser! Auf seinem Haupt trägt er die Dornenkrone. Sein Herzblut fließt aus jeder verletzten Ader. Und all das als Folge der Sünde! Nichts als ewige Erlöserliebe, die uns immer ein Geheimnis bleiben wird, konnte Christum veranlassen, seine Ehre und die Herrlichkeit des Himmels aufzugeben und in eine sündige Welt zu kommen, um von denen, die er zu retten kam, verachtet, geschmäht und verworfen zu werden und schließlich am Kreuz zu sterben. Z2.208.1 Teilen

Staunet, ihr Himmel, und wundere dich, du Erde! Schaut den Bedränger und den Bedrängten! Eine unübersehbare Menge umgibt den Heiland der Welt. Hohn und Spott vermischen sich mit gemeinen Gotteslästerungen. Über seine niedrige Geburt und sein bescheidenes Leben wird von gefühllosen Kreaturen gesprochen, und über seinen Anspruch, der Sohn Gottes zu sein, lachen die Hohenpriester und Ältesten. Gemeine Witze und beleidigende Spottreden gehen von Mund zu Mund. Satan beherrscht vollkommen die Gemüter seiner Diener. Um seine Wirksamkeit richtig zur Geltung zu bringen, beginnt er bei den Hohenpriestern und Ältesten und erfüllt sie mit religiöser Raserei. Sie werden von dem gleichen satanischen Geist angetrieben, der auch die verkommensten und gefühllosesten Subjekte mit fortreißt. Die verderbte Einmütigkeit ihrer Gefühle verbindet sie alle, angefangen von den scheinheiligen Priestern und Ältesten bis hinunter zu den Allerniedrigsten. Christus, der eingeborene Sohn Gottes, wurde hinausgeführt und das Kreuz auf seine Schultern gelegt. Das aus seinen Wunden fließende Blut kennzeichnete seinen Weg. Von einer gewaltigen Menge erbitterter Feinde und gefühlloser Neugieriger umdrängt, wurde er zur Kreuzigung geführt. „Da er gestraft und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.“ Jesaja 53,7. Z2.208.2 Teilen

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Seine besorgten Jünger folgen ihm von ferne, hinter der mordlustigen Menge zurückbleibend. Er wird ans Kreuz genagelt und hängt nun zwischen Himmel und Erde. Ihre Herzen zerbrechen vor Schmerz, als ihr geliebter Meister wie ein Verbrecher zu leiden hat. Unmittelbar am Kreuz stehen die verblendeten, scheinheiligen und ungläubigen Priester und Ältesten. Sie schmähen, spotten und höhnen: „Der du den Tempel Gottes zerbrichst und baust ihn in drei Tagen, hilf dir selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz! Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: Andern hat er geholfen, und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, hat er Lust zu ihm; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.“ Matthäus 27,40-43. Z2.209.1 Teilen

Kein Wort der Klage kam von den Lippen Jesu. Ja, während sich die Nägel immer tiefer in seine Hände bohrten und der Todesschweiß aus seinen Poren drang, beteten die bleichen, zuckenden Lippen des unschuldig Leidenden für seine Mörder: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Lukas 23,34. Der ganze Himmel blickte mit tiefer Anteilnahme auf diese Szene herab. Der herrliche Erlöser einer verlorenen Welt nahm die Strafe für die Übertretung des göttlichen Gesetzes durch die Menschen auf sich. Er war im Begriff, sein Volk mit seinem eigenen Blut loszukaufen und damit den berechtigten Anspruch des heiligen Gesetzes Gottes zu begleichen. Dies war das Mittel, wodurch schließlich die Macht der Sünde, die Gewalt Satans und seiner Engelscharen gebrochen wurde. Z2.209.2 Teilen

Oh, gab es je Leiden und Schmerzen gleich denen, die der sterbende Heiland ertrug? Das Gefühl des Missfallens Gottes ließ ihm den Kelch so bitter werden. Nicht körperlicher Schmerz setzte dem Leben Christi am Kreuz ein so schnelles Ende, sondern es war die erdrückende Last der Sünden der Welt und sein Wissen um den Zorn seines Vaters. Die Herrlichkeit des Vaters und dessen stärkende Gegenwart waren von ihm gewichen. Das Gefühl der Verzweiflung lastete dunkel und schwer auf ihm. Seinen bleichen und zitternden Lippen entrang sich der qualvolle Schrei: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. Z2.209.3 Teilen

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Jesus erschuf gemeinsam mit seinem Vater die Welt. Angesichts der Todesqualen des Sohnes Gottes blieben nur verblendete und irregeführte Menschen gefühllos. Die Hohenpriester und Ältesten schmähten den eingeborenen Sohn Gottes während seines letzten Ringens. Dennoch nimmt selbst die unbelebte Natur an dem Schicksal ihres blutenden, sterbenden Schöpfers Anteil. Die Erde erzittert, die Sonne verliert ihren Schein und der Himmel wird finster. Die Engel waren Zeugen der Leidensszene, bis sie nicht mehr länger hinschauen können und ihr Antlitz von dem schrecklichen Geschehen abwenden. Christus stirbt! Er verzagt! Die zustimmende Gunst des Vaters ist geschwunden; und die Engel dürfen den Bann dieser furchtbaren Stunde nicht lösen. Ihnen bleibt nur, in Bewunderung auf ihren geliebten Herrn, den König des Himmels, zu schauen, der die Strafe für die Übertretung des Gesetzes durch die gefallene Menschheit, dem Willen seines Vaters folgend, auf sich genommen hat. Z2.210.1 Teilen

Sogar Zweifel überfielen den mit dem Tode ringenden Sohn Gottes; denn er vermochte nicht, durch die Pforten des Grabes hindurchzuschauen. Keine strahlende Hoffnung sagte ihm, dass er als Sieger aus dem Grabe hervorgehen und dass sein Opfer von seinem Vater angenommen würde. Die Sünde der Welt wurde von Gottes Sohn in all ihrer Schrecklichkeit aufs tiefste empfunden. Die einzige Erkenntnis, die ihn in dieser unbegreiflichen Finsternis durchdrang, war das Missfallen des Vaters an der Sünde und deren Vergeltung durch den Tod. Er war versucht, zu befürchten, dass die Sünde in den Augen seines Vaters so anstößig sein könnte, dass er sich mit seinem Sohn nicht aussöhnen würde. Die feurige Anfechtung, dass sein Vater ihn für immer verlassen haben könnte, ließ ihn am Kreuz jenen durchdringenden Schrei ausstoßen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. Z2.210.2 Teilen

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In vielem empfand Christus genauso wie die Sünder, wenn die Schalen des göttlichen Zorns über sie ausgegossen werden. Gleich einem Mantel des Todes wird sie dumpfe Verzweiflung umhüllen, und sie werden dann das vollste Ausmaß der Verworfenheit der Sünde erkennen. Durch das Leiden und Sterben des Sohnes Gottes wurde für sie die Erlösung erkauft. Sie könnten das Heil empfangen, wenn sie es gern und freudig annehmen würden; doch wird keiner von ihnen gezwungen, dem Gesetz Gottes gehorsam zu sein. Wenn sie den himmlischen Segen zurückweisen und die Vergnügungen und den Betrug der Sünde wählen, haben sie sich schon entschieden und erhalten am Ende ihren Lohn. Sie werden den Zorn Gottes verspüren und den ewigen Tod erleiden. Für immer sind sie dann von der Gegenwart Jesu getrennt, dessen unermessliches Opfer sie gering schätzten. Um zeitweiliger Vergnügungen willen haben sie ein Leben der Glückseligkeit und die ewige Herrlichkeit preisgegeben. Z2.211.1 Teilen

Während des Todesringens Christi schwankten Glaube und Hoffnung, weil Gott die seinem Sohn gegebene vormalige Zusicherung seines Wohlgefallens und seiner Gunst zurückzog. Der Heiland der Welt stützte sich alsdann auf die Zeugnisse, die ihn gestärkt hatten, solange sein Vater seine Werke annahm und sie mit Wohlgefallen betrachtete. In seinem Todeskampf, in der Hingabe seines kostbaren Lebens konnte er allein durch den Glauben seinem Vater vertrauen, dem er stets freudig Gehorsam gezollt hatte. Weder zur Rechten noch zur Linken wurde er durch helle, lichte Hoffnungsstrahlen aufgemuntert. Alles war von bedrückender Schwermut eingehüllt. Inmitten der schrecklichen Finsternis, die selbst von der mitempfindenden Natur wahrgenommen wurde, leerte der Erlöser den geheimnisvollen Kelch bis auf den Grund; entsagte sogar der herrlichen Hoffnung und dem klaren Vertrauen auf den Sieg, der ihm verheißen war, und rief mit lauter Stimme: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ Lukas 23,46. Er kennt den Charakter seines Vaters, kennt seine Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und seine große Liebe. Er sinkt in seine Hände. Inmitten der Erschütterung der Natur, vernehmen die verwunderten Zuschauer die Sterbeworte des Mannes von Golgatha. Z2.211.2 Teilen

212

Die Natur nahm an dem Leiden ihres Urhebers Anteil. Die bebende Erde und die zerrissenen Felsen verkündeten, dass der Sterbende Gottes Sohn war. Ein mächtiges Erdbeben ließ die Erde erzittern. Der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke. Entsetzen erfasste Henker und Zuschauer, als sich die Sonne in Dunkel hüllte, als die Erde unter ihnen erbebte und die Felsen zerrissen. Das Schmähen und Spotten der Hohenpriester und Ältesten verstummte, als Christus seinen Geist in die Hände des Vaters befahl. Die bestürzte Menge zog sich zurück und tappte in der Finsternis zurück zur Stadt. Unterwegs schlugen sie sich an die Brust, und noch von Entsetzen gepackt, sprachen sie nur flüsternd miteinander: „Ein Unschuldiger ist hingerichtet worden. Was soll werden, wenn er wirklich Gottes Sohn ist, wie er behauptete?“ Z2.212.1 Teilen

Jesus gab sein Leben nicht eher hin, bis er das Werk, zu dem er gekommen war, vollendet hatte und mit dem letzten Atemzug ausrufen konnte: „Es ist vollbracht!“ Johannes 19,30. Hier und jetzt erhielt Satan eine Niederlage. Er wusste, dass sein Reich verloren war. Die Engel triumphierten, als die Worte fielen: „Es ist vollbracht!“ Der große Erlösungsplan, der vom Tode Christi abhängig war, war insoweit durchgeführt. Es herrschte Freude im Himmel, dass die Nachkommen Adams durch ein Leben des Gehorsams schließlich zum Throne Gottes erhoben werden konnten. Oh, welche Liebe! Welche erstaunliche Liebe, die den Sohn Gottes zur Erde herniederbrachte und ihn für uns zur Sünde machte, damit wir mit Gott versöhnt werden und zu einem Leben mit ihm in den Wohnungen der Herrlichkeit emporsteigen können. Was ist der Mensch, dass für seine Erlösung solch ein Preis bezahlt werden musste! Z2.212.2 Teilen

Wenn Männer und Frauen die Größe des Opfers, das von der Majestät des Himmels dargebracht wurde, im Sterben anstelle des Menschen, besser begreifen, wird der Erlösungsplan verherrlicht werden. Eine Versenkung in das Golgathageschehen wird dann im Herzen des Christen zärtliche, heilige und lebendige Regungen wachrufen. Mit Herz und Mund verherrlichen sie Gott und das Lamm. Stolz und Hochmut können nicht in Herzen gedeihen, die das Geschehen von Golgatha stets in ihrem Gedächtnis behalten. All denen, die den unermesslich hohen Preis für die Erlösung der Menschheit, das teure Blut des geliebten Sohnes Gottes, recht schätzen, wird diese Welt nur wenig bedeuten. Alle Reichtümer der Welt genügen nicht, um eine untergehende Seele zu erretten. Wer kann die Liebe Christi ermessen, die er einer verlorenen Welt entgegenbrachte, als er am Kreuz hing und für die Sünden schuldiger Menschen litt? Diese Liebe war wirklich unermesslich und unendlich. Z2.212.3 Teilen

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Christus hat bewiesen, dass seine Liebe stärker war als der Tod. Er erlöste die Menschheit. Obwohl er mit den Mächten der Finsternis gewaltig rang, wurde seine Liebe immer stärker. Er ertrug es, dass sich das Antlitz seines Vaters vor ihm verbarg, bis er in Bitternis seiner Seele ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. Sein Arm brachte Erlösung. Der Preis für die Erlösung des Menschen wurde bezahlt, als er am Ende seines Ringens die segensreichen Worte sprach, die in der ganzen Schöpfung widerzuklingen scheinen: „Es ist vollbracht!“ Z2.213.1 Teilen

Viele von denen, die Christen zu sein vorgeben, werden durch weltliche Unternehmungen angeregt, und ihr Interesse wird für neue und aufreizende Vergnügungen geweckt, während sie dem Werke Gottes kaltherzig und teilnahmslos gegenüberstehen. Hier aber ist ein Gegenstand, armer Formenmensch, der wichtig genug ist, um dich dafür zu begeistern, denn Ewigkeitswerte stehen dabei auf dem Spiel. Bei dieser Aufgabe ist es geradezu eine Sünde, ruhig und unbeteiligt zu bleiben. Die Szenen von Golgatha rufen tiefste innere Bewegung hervor. Wenn du über dieses Thema in Verzückung gerätst, wird dir verziehen werden. Unsere Gedanken und Vorstellungen können niemals völlig verstehen, dass Christus, der unschuldig war, einen so qualvollen Tod erleiden und die Sündenlast der Welt tragen musste. Nie und nimmer werden wir die Länge, Breite, Höhe und Tiefe dieser wundersamen Liebe ergründen können. Die unvergleichliche Liebe des Heilandes sollte unsere Gedanken ganz in Anspruch nehmen, unser Herz anrühren und erweichen, unsere Neigungen läutern und veredeln und unser ganzes Wesen völlig umgestalten. Nichts anderes meint der Apostel, wenn er sagt: „Denn ich hielt mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch, als allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.“ 1.Korinther 2,2. Lasst auch uns unentwegt nach Golgatha blicken und in den Ruf einstimmen: „Es sei aber ferne von mir, mich zu rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“ Galater 6,14. Z2.213.2 Teilen

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Was wird in Anbetracht des unvorstellbaren Preises, für den die Erlösung erkauft wurde, das Schicksal derer sein, die dieses große Heil geringachten? Welche Strafe werden die empfangen, die sich Christi Nachfolger nennen und doch unterlassen, sich in demütigem Gehorsam den Forderungen ihres Heilandes zu beugen, die nicht als gehorsame Jünger Christi das Kreuz auf sich nehmen und ihm von der Krippe bis nach Golgatha folgen? „Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“, spricht Christus. Matthäus 12,30. Z2.214.1 Teilen

Manche besitzen nur eine sehr beschränkte Auffassung von der Versöhnung. Sie glauben, dass Christus nur einen geringen Teil der Strafe des Gesetzes Gottes erduldete. Weiterhin behaupten sie, dass er in all seinen qualvollen Leiden die Gewissheit der väterlichen Liebe und der Annahme seines Opfers besessen hätte, während der Zorn Gottes über ihm war; die Pforten des Grabes wären vor ihm mit lichter Hoffnung erleuchtet gewesen, und er hätte die bleibende Gewissheit seiner zukünftigen Herrlichkeit in sich getragen. Hierin liegt ein schweres Missverständnis. Das Missfallen seines Vaters verursachte Christo die bitterste Qual. Aus diesem Grunde war sein seelischer Kampf von solcher Heftigkeit, dass wir Menschen uns davon nur eine schwache Vorstellung machen können. Z2.214.2 Teilen

Bei vielen erweckt die Geschichte von der Herablassung, von der Demütigung und von dem Opfer unseres göttlichen Herrn weder tiefere Anteilnahme noch berührt sie das Herz und beeinflusst das Leben mehr, als die Schilderungen vom Tode der christlichen Märtyrer. Gewiss haben viele den Tod durch Folterung, andere durch Kreuzigung erlitten. Worin unterscheidet sich aber der Tod des geliebten Sohnes Gottes von diesen? Es ist wahr, er starb am Kreuz eines sehr qualvollen Todes, doch andere haben um seinetwillen das Gleiche erduldet, soweit es körperliche Qualen betrifft. Warum litt Christus mehr als andere Menschen, die um seinetwillen ihr Leben hingegeben haben? Wenn die Leiden Christi nur aus körperlichem Schmerz bestanden hätten, dann wäre sein Tod nicht schmerzhafter gewesen als der vieler Märtyrer. Z2.214.3 Teilen

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Körperliche Schmerzen jedoch waren in dem Todeskampf des eingeborenen Sohnes Gottes nur ein geringer Teil. Die Sünden der Welt lasteten ebenso auf ihm wie der Zorn Gottes, als er die Strafe für die Übertretungen des Gesetzes erlitt. Dies beugte seine göttliche Seele nieder. Verzweiflung überkam ihn, weil sein Vater das Angesicht vor ihm verbarg — ein Gefühl, dass sein eigener Vater ihn verlassen hatte. Die weite Kluft, die die Sünde zwischen Gott und Mensch hervorgerufen hatte, wurde von dem unschuldigen, leidenden Mann von Golgatha in aller Klarheit empfunden. Er wurde von den Mächten der Finsternis bedrängt. Es gab für ihn nicht einen einzigen Hoffnungsstrahl, der die Zukunft erhellt hätte. Er kämpfte gegen die Macht Satans, der erklärte, Christum in seiner Gewalt zu haben und dem Sohne Gottes an Stärke überlegen zu sein. Ebenso behauptete er, dass Gott seinen Sohn verstoßen habe und dieser nun, gleichwie auch er, nicht mehr das Wohlgefallen Gottes besitze. Warum musste er sterben, wenn er wirklich noch unter der Gunst Gottes stand? Gott konnte ihn ja vom Tode erretten! Z2.215.1 Teilen

Christus gab seinem Peiniger nicht im Geringsten nach, selbst nicht während seiner bittersten Seelenpein. Legionen böser Engel umlagerten den Sohn Gottes; dennoch wurde den heiligen Engeln nicht gestattet, deren Reihen zu durchbrechen und sich mit dem höhnenden und schmähenden Feind in einen Kampf einzulassen. Sie durften der ringenden Seele des Sohnes Gottes nicht zu Hilfe eilen. In dieser schrecklichen Stunde der Finsternis, als ihm das Angesicht seines Vaters verborgen war, als ihn Legionen böser Engel umgaben und die Sündenlast der Welt auf ihm lag, da geschah es, dass sich seinen Lippen die Worte entrangen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27,46. Z2.215.2 Teilen

216

Der Tod der Märtyrer hält keinem Vergleich stand mit den Todesqualen, die der Sohn Gottes erdulden musste. Unser Wissen vom Leben, Leiden und Sterben des eingeborenen Sohnes Gottes muss viel umfassender und tiefgreifender werden. Erst wenn wir die Bedeutung des Versöhnungswerkes voll erfasst haben, werden wir den unermesslichen Wert von Seelen erkennen. Im Vergleich zum ewigen Leben sinkt jedes andere Unternehmen zur Bedeutungslosigkeit herab. Doch wie wenig wurden die Ratschläge unseres gütigen Heilandes beachtet! Die Herzen der Menschen haben sich der Welt zugewandt. Selbstsüchtige Interessen verschließen dem Sohn Gottes die Türen. Hohle Heuchelei und eitler Stolz, Egoismus und Habsucht, Neid, Bosheit und Begierden erfüllen die Herzen vieler Menschen so sehr, dass für Christum kein Raum mehr darin bleibt. Z2.216.1 Teilen

Er war unendlich reich und wurde um unsertwillen arm, auf dass wir durch seine Armut reich würden. Licht und Herrlichkeit waren sein Gewand; himmlische Heerscharen umgaben ihn, seiner Befehle harrend. Dennoch nahm er unsere menschliche Natur an und kam auf diese Erde, um unter sündigen Sterblichen zu verweilen. Für die Größe dieser Liebe gibt es keine Worte; sie übertrifft alle Erkenntnis. Groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit! Unsere Herzen sollten von der Liebe des Vaters und des Menschensohnes belebt, geadelt und hoch erfreut sein. Für die Nachfolger Christi gilt es, schon hier zu lernen, jene geheimnisvolle Liebe in einem gewissen Ausmaß als Vorbereitung auf die Vereinigung mit allen Erlösten widerzuspiegeln, indem sie „Lob und Ehre und Preis und Gewalt“ dem darbringen, „der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm ... von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Offenbarung 5,13. Z2.216.2 Teilen

Kapitel 30: Warnungen an die Gemeinde

Liebe Geschwister in ..., ihr steht nicht im Licht, wie Gott es von euch wünscht. Ich wurde zurückverwiesen auf die Seelenernte in ... im vergangenen Frühling und mir wurde gezeigt, dass ihr nicht auf das Werk vorbereitet gewesen seid. Ihr habt nicht erwartet noch geglaubt, dass ein solches Werk unter euch bewirkt werden könnte. Aber es geschah trotz eures Unglaubens und ohne Mitwirkung vieler unter euch. Z2.216.3 Teilen

217

Als ihr solche Beweise hattet, dass Gott darauf wartete, sich seinem Volk gnädig zu erweisen, dass die Stimme der Gnade Sünder und Rückfällige einlud, zum Kreuz Christi zu kommen — weshalb habt ihr euch auch dann nicht mit jenen vereinigt, die die Last des Werkes trugen? Warum kamt ihr dem Herrn nicht zu Hilfe? Einige von euch schienen betäubt, gelähmt und erstaunt zu sein und waren nicht bereit, sich an der Arbeit zu beteiligen. Viele haben die Arbeit gebilligt, aber sie waren nicht mit dem Herzen dabei. Dies war ein deutlicher Beweis für den lauen Zustand der Gemeinde. Z2.217.1 Teilen

Eure weltliche Gesinnung macht euch nicht geneigt, die Tür eurer harten Herzen beim Anklopfen Jesu weit zu öffnen, dass er eintreten kann. Der Herr der Herrlichkeit, der euch durch sein eigenes Blut erlöst, hat vor eurer Tür gewartet, Einlass zu finden; ihr habt sie jedoch nicht weit geöffnet und ihn willkommen geheißen. Einige haben die Tür einen Spalt breit geöffnet und gestattet, dass ein Lichtschein von seiner Gegenwart ins Herz fiel, hießen den himmlischen Besucher aber nicht willkommen. Es war kein Platz darin für Jesum. Der Platz, der für ihn hätte reserviert sein sollen, wurde von anderen Dingen eingenommen. Jesus ersuchte euch: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Offenbarung 3,20. Es gab ein Werk für euch zu tun, die Tür zu öffnen. Eine Zeit lang wart ihr geneigt zu hören und die Tür zu öffnen. Aber selbst diese Neigung verging, und ihr versäumtet, euch das Abendmahl mit dem himmlischen Gast zu sichern, was euer Vorrecht gewesen wäre. Es gab jedoch einige, welche die Tür öffneten und ihren Heiland von Herzen hereinbaten. Z2.217.2 Teilen

Jesus wird sich den Eingang nicht erzwingen. Ihr selbst müsst die Tür öffnen und zeigen, dass ihr seine Gegenwart wünscht, indem ihr ihn aufrichtig willkommen heißt. Hätten alle gründliche Arbeit geleistet, den Schutt der Welt fortzuschaffen und Jesu einen Platz zu bereiten, würde er eingetreten und bei euch geblieben sein. Er hätte ein großes Werk durch euch verrichtet zur Rettung von anderen. Obgleich ihr für das Werk unvorbereitet wart, geschah es unter euch mit Macht. Abgefallene bekehrten sich aufs neue, Sünder wurden bekehrt und die Neuigkeit verbreitete sich in der ganzen Gegend. Die Öffentlichkeit war in Bewegung. Wäre die Gemeinde dem Herrn zu Hilfe geeilt und wäre der Weg für weitere Arbeit geebnet worden, hätte in ... und in ... und in der ganzen Gegend umher ein Werk getan werden können, wie ihr es nie zuvor gesehen habt. Aber die Gemüter der Geschwister waren nicht erweckt. Sie standen der ganzen Sache gleichgültig gegenüber. Einige, die immer nur eigenen Interessen gefolgt waren konnten sich nicht vorstellen, ihre Gedanken anlässlich dieser Gelegenheit vom eigenen Ich abzuwenden, selbst wenn die Rettung von Seelen auf dem Spiel stand. Z2.217.3 Teilen

218

Der Herr hatte uns die Lasten auferlegt. Wir waren bereit, uns für eine Zeit aufzuopfern und alles einzusetzen, wenn ihr nur mit uns gemeinsam dem Herrn zu Hilfe gekommen wäret. Aber da war ein entschiedener Fehlschlag. Große Undankbarkeit war die Antwort auf die Offenbarung der Macht Gottes unter euch. Hättet ihr die Zeichen der Barmherzigkeit und der liebevollen Freundlichkeit Gottes angenommen wie es sein sollte, mit dankbarem Herzen, und hättet ihr euer Interesse am Werk mit dem Geist Gottes verbunden, dann befändet ihr euch nicht in eurem gegenwärtigen Zustand. Doch seit jenes kostbare Werk unter euch geschah, seid ihr rückfällig geworden und geistlich verdorrt. Z2.218.1 Teilen

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf habt ihr bis jetzt noch nicht verstanden. Ihr habt die Lektion des göttlichen Lehrers nicht gelernt, wie es seine Absicht war. Ihr seid schwerfällige Schüler gewesen. Lest das Gleichnis in Lukas 15: „Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, so er der eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste und hingehe nach dem einen verlorenen, bis dass er‘s finde? Und wenn er‘s gefunden hat, so legt er‘s auf seine Achseln mit Freuden. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.“ Lukas 15,4-6. Z2.218.2 Teilen

219

Hier gab es einige, die rückfällig geworden waren, die sich in Finsternis befanden und sich von der Herde verirrt hatten. Dies betraf besonders den Fall von Bruder A. Es war nicht genug unternommen worden, um ihn durch ernstes Bemühen vom Verlassen der Herde abzuhalten. Und nachdem er abgeirrt war, wurde sich nicht eifrig darum bemüht, ihn zur Herde zurückzuführen. Es gab mehr Klatsch über seinen Fall als aufrichtiges Trauern. All das hielt ihn von der Herde fern und veranlasste ihn, sich immer weiter von seinen Geschwistern zu entfernen, was seine Rückkehr nur erschwerte. Wie anders wurde in seinem Fall gehandelt als von dem Hirten im Gleichnis, der ausging, um das verlorene Schaf zu suchen. Die übrigen neunundneunzig Schafe wurden sich selbst überlassen, allen Gefahren ausgesetzt. Aber das eine Schaf, getrennt von der Herde, befand sich in größerer Gefahr, und um das eine zu retten, wurden die neunundneunzig allein gelassen. Z2.219.1 Teilen

Einige von der Gemeinde waren an einer Rückkehr von Bruder A nicht besonders interessiert. Sie bemühten sich nicht genug, von ihrer Erhabenheit und dem Stolz herabzusteigen und besondere Anstrengungen zu machen, ihm ans Licht zu helfen. Sie verschanzten sich hinter ihrer Würde und sagten: „Wir werden ihm nicht nachgehen, lass ihn zu uns kommen.“ Da er die Gefühle seiner Brüder ihm gegenüber sah, war ihm dies unmöglich. Hätten sie die von Christo gelehrte Lektion befolgt, wären sie bereit gewesen, ihre Würde und ihren Stolz abzulegen und den Verlorenen nachzugehen. Sie würden über sie geweint, für sie gebetet und sie angefleht haben, Gott und der Wahrheit die Treue zu bewahren und in der Gemeinde zu bleiben. Aber die Gefühle vieler waren: „Wenn er gehen will, soll er gehen.“ Z2.219.2 Teilen

Als der Herr seine Diener sandte, das für diese Verirrten zu tun, was ihr hättet tun sollen, und selbst als ihr den Beweis hattet, dass der Herr diesen Seelen eine Botschaft der Gnade sandte, wart ihr nicht bereit, eure Ansichten aufzugeben. Ihr hegtet nicht die Absicht, die Neunundneunzig zu lassen und nach dem verlorenen Schaf zu suchen, bis es gefunden war. Und als das Schaf gefunden war und mit Freude zur Herde zurückgebracht wurde, habt ihr es da mit Freuden aufgenommen? Wir versuchten, euch zusammenzurufen, wie der Hirte seine Nachbarn und Freunde herbeirief, damit ihr euch mit uns freuen solltet, aber ihr schient unwillig zu sein. Ihr empfandet, dass das Schaf eine schwere Sünde getan hatte, indem es die Herde verließ. Anstatt Freude zu zeigen, dass der Bruder zurückgekommen war, wart ihr eifrig bemüht, ihn fühlen zu lassen, dass er es sehr bedauern müsse, die Herde verlassen zu haben, und dass er nur in Übereinstimmung mit euren Ideen zurückkehren könne. Seit seiner Rückkehr seid ihr eifersüchtig auf ihn gewesen. Ihr habt darüber gewacht, ob auch alles seine Richtigkeit habe. Einige sind nicht ganz zufrieden gewesen. Sie waren unwillig, die Dinge als gegeben hinzunehmen. Z2.219.3 Teilen

220

Ihr besitzt keine Selbsterkenntnis. Einige sind selbstsüchtig, was ihren Einfluss und ihre Bemühungen einschränkt. Es ist mehr Freude im Himmel über einen Sünder, der bereut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Wäre die Gemeinde vorbereitet gewesen, das Werk zu schätzen, das der Herr unter ihnen tat, hätten sie seit dieser Seelenernte an Stärke zugenommen. Aber anstatt, dass alle ihre volle Kraft und ihr ganzes Interesse einsetzten, um das Werk fortzuführen, nachdem wir es zurückgelassen hatten, verhalten sie sich, als ginge es sie eigentlich nichts an, als seien sie nur Zuschauer gewesen, bereit, zu misstrauen und Fehler zu finden, sobald sich eine Gelegenheit bot. Z2.220.1 Teilen

Mir wurde Bruder B vorgeführt. Er ist unglücklich. Er ist mit seinen Brüdern unzufrieden. Er beschäftigte sich eine Zeit lang mit dem Gedanken, dass es seine Pflicht sei, die Botschaft zu verkündigen. Er hat die Befähigung, und soweit es seine Erkenntnis der Wahrheit anbetrifft, wäre er dazu imstande. Doch es fehlt ihm an Kultur. Er hat nicht gelernt, sich zu beherrschen. Es erfordert große Weisheit, mit Menschen umzugehen, und dazu ist er nicht befähigt. Er versteht die Theorie, aber er hat sich selbst nicht zu Nachsicht, Geduld, Zuvorkommenheit, Freundlichkeit und wahrer Höflichkeit erzogen. Wenn sich irgendetwas erhebt, was ihm nicht passt, bedenkt er nicht, ob es klug ist, Notiz davon zu nehmen oder zu warten, bis es einer näheren Betrachtung unterzogen wurde. Er begibt sich sofort in Kampfstellung. Er ist grob, streng, nimmt eine drohende Haltung ein und stiftet Unruhe, sobald ihm etwas gegen den Strich geht. Z2.220.2 Teilen

221

Er ist eher zum Kampf geneigt als zu süßem Frieden und Harmonie. Er besitzt nicht die Weisheit, allen Speise zur rechten Zeit auszuteilen. „Und haltet diesen Unterschied, dass ihr euch etlicher erbarmet, etliche aber mit Furcht selig machet und rücket sie aus dem Feuer; und hasset auch den Rock, der vom Fleische befleckt ist.“ Judas 22.23. Bruder B besitzt nur wenig Erkenntnis, diesen Unterschied zu machen. Er ist rau in seinen Umgangsformen und unbesonnen in seinem Verhalten gegenüber anderen. Dies macht ihn untauglich, ein weiser, sorgsamer Hirte zu sein. Ein Seelenhirte muss Großherzigkeit, Mut, Geistesstärke, Liebe und Zartgefühl miteinander verbinden. Z2.221.1 Teilen

Bruder B ist in Gefahr, mehr niederzureißen, als er aufbauen kann. Er hat nicht all seine Kräfte dem Willen Gottes untergeordnet. Er ist nicht umgewandelt durch Erneuerung seines Gemüts. Er ist selbstgenügsam und verlässt sich nicht völlig auf die Gnade Gottes. Seine Werke sind nicht in Gott getan. Ein Seelenhirte zu sein bedeutet, eine sehr wichtige, verantwortliche Stellung einzunehmen. Die Herde Gottes zu speisen ist ein erhabenes, heiliges Werk. Bruder B, der Herr betrachtet dich nicht als geeignet, ein Aufseher über seine Herde zu sein. Hättest du in deiner religiösen Erfahrung Selbstbeherrschung gelernt; hättest du es für notwendig befunden, dein Herz durch die Heiligung des Geistes Gottes zu reinigen und alle Kräfte dem göttlichen Willen zu unterwerfen; hättest du nach Sanftmut und Demut getrachtet — dann könntest du dich jetzt in einer Stellung befinden, Gutes zu tun und einen erhebenden und rettenden Einfluss auszuüben. Z2.221.2 Teilen

Bruder und Schwester B, ihr habt ein Werk zu tun für euch selbst, das niemand anderes für euch tun kann. Ihr seid geneigt zu murren und zu klagen. Ihr müsst eure natürlichen Gefühle unterdrücken. Führt selbst ein Leben für Gott; die Verkehrtheiten anderer müsst ihr nicht verantworten. Bruder B, ich sah, dass du gewiss von Satan überwunden und Schiffbruch im Glauben erleiden wirst, wenn du deine Krittelei nicht aufgibst und nach reiner und unbefleckter Religion vor Gott trachtest. In deinen Gedanken und in deinen Gesprächen musst du einen höheren Stand einnehmen. Du bedarfst einer gründlichen Bekehrung. Z2.221.3 Teilen

222

Leben und Tod liegen vor dir. Du solltest für dich in Betracht ziehen, dass du es mit dem großen Gott zu tun hast, und sollst immer wissen, dass er kein Kind ist, mit dem man spielen kann. Du kannst nicht in seinen Dienst eintreten und ihn wieder aufgeben, wie es dir passt. Deine innerste Seele bedarf einer Bekehrung. Alle, die gleich dir, mein Bruder, versäumt haben, in der Gnade Gottes zu wachsen und in seinem Namen die Heiligung zu vervollkommnen, werden in diesen Tagen der Gefahr und Prüfung großen Verlust erleiden. Ihr Fundament wird sich als Flugsand erweisen, anstatt auf den Felsen Jesu Christo gegründet zu sein. Z2.222.1 Teilen

Du lässt dich von Gefühlen leiten. Du hegst unversöhnliche Gedanken gegenüber deinen Brüdern, weil du nicht ausgesandt wirst, die Wahrheit zu verkündigen. Du bist nicht geeignet für diese Vertrauensstellung. Es wären mehr als ein fähiger Prediger nötig, um deinem Kielwasser zu folgen und die Wunden und Verletzungen zu verbinden, die du anderen durch dein gefühlloses Vorgehen beigebracht hast. Du besitzt nicht Gottes Wohlgefallen, und ich befürchte, dass du nicht das ewige Leben erlangst. Z2.222.2 Teilen

Du hast keine Zeit zu verlieren. Strenge dich gewaltig an, aus Satans Schlingen frei zu kommen. Es ist für dich notwendig, von Jesu Sanftmut und Demut zu lernen. Dann wirst du zur Ruhe kommen. Welche Aufgabe liegt doch vor dir, Heiligkeit in der Furcht Gottes zu vervollkommnen und dich auf die Gesellschaft der reinen und heiligen Engel vorzubereiten! Du musst dein Herz vor Gott demütigen und nach Sanftmut und Gerechtigkeit trachten, damit du am Tage des grimmigen Zornes des Herrn geborgen sein kannst. Z2.222.3 Teilen

Bruder B, letztes Frühjahr hat Gottes Segen auf dir geruht. Aber du hast nicht erkannt, in welchem Verhältnis Wachsamkeit und Gebet zu einem Fortschritt im göttlichen Leben stehen. Du hast diese Pflichten versäumt, deshalb bist du von Finsternis umgeben. Du hast dich in einem Zustand der Ungewissheit und des Misstrauens befunden und hast oft die Gesellschaft derer gesucht, die sich im Dunkeln befinden und die Satan benutzt, um von Christo zu zerstreuen. Du wärst imstande, unter den Verdorbensten zu leben und doch unbefleckt zu bleiben, wenn Gott in seiner Vorsehung dich in eine solche Lage bringen würde. Es ist jedoch gefährlich für jene, die Gott zu ehren wünschen, wenn sie ihr Vergnügen und ihre Ergötzung bei Gefährten suchen, die ihn nicht fürchten. Satan hüllt solche immer in dicke Finsternis, und wenn diejenigen, die sich zu Christo bekennen, sich ungeheißen in diese Finsternis begeben, laden sie den Teufel ein, sie zu versuchen. Wenn der Herr von uns fordert, um des Guten und der Verherrlichung seines Namens willen uns unter höllische Geister zu begeben, wo die dichteste Finsternis herrscht, dann werden uns seine heiligen Engel umgeben und uns unbefleckt erhalten. Wenn wir aber die Gesellschaft von Sündern suchen und Gefallen an ihren rauen Späßen finden und uns von ihren Geschichten, Spielen und Zoten unterhalten lassen und Freude daran haben, dann ziehen die reinen und heiligen Engel ihren Schutz zurück und überlassen uns der Finsternis, die wir erwählt haben. Z2.222.4 Teilen

223

Bruder B, ich möchte dich aufwecken und zum Handeln anregen. Ich lade dich ernstlich ein, Gott zu suchen, so lange er dich ruft, zu ihm zu kommen, damit du Leben haben kannst. „Wachen, beten, arbeiten“ heißt des Christen Losung. Satan ist wachsam in seinen Anstrengungen; seine Ausdauer ist unermüdlich, sein Eifer ernst und anhaltend. Er wartet nicht, dass sein Opfer zu ihm kommt. Er sucht nach ihm. Seelen aus Christi Hand zu reißen ist seine entschlossene Absicht. Doch bekenntliche Christen schlafen in ihrer Blindheit, unsinnig in ihrem Streben. Gott ist nicht in ihren Gedanken. Ein wachsamer Feind folgt ihren Fußstapfen. Wenn sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, sind sie in keiner Gefahr. Tun sie das nicht, wird sich ihre Stärke als Schwachheit erweisen und Satan wird sie überwinden. Z2.223.1 Teilen

Bruder B, es ist gefährlich für dich, Zweifel zu hegen. Du darfst nicht in derselben Richtung weitergehen, die du bisher verfolgt hast. Du bist ständig in Gefahr. Satan stellt dir nach und flüstert dir Zweifel ein und verursacht Unglauben. Hättest du im Rate Gottes gestanden, würdest du einen guten Einfluss auf jene gehabt haben, die jetzt deine Gesellschaft lieben. Z2.223.2 Teilen

224

Der arme Bruder C fühlte den Einfluss des Geistes Gottes, hatte aber wenig Erfahrung. Er gab seine früheren Gewohnheiten nicht völlig auf. Er machte Gott nicht zu seiner bleibenden Stärke und seine Füße kamen ins Gleiten. Es besteht keine Übereinstimmung zwischen Christo und Belial. Du hättest ihm helfen können, wärst du mit dem Himmel verbunden gewesen, wie es hätte sein sollen. Aber deine Untätigkeit, deine Art der Unterhaltung und dein Einfluss bestärkten ihn in seinem Abfall und brachten die Stimme seines Gewissens zum Schweigen. Dein Verhalten war ihm kein Tadel auf seinem abwärts führenden Weg. Du könntest Gutes tun, wenn du für Gott lebtest. Deine Stärke ist äußerste Schwäche, deine Weisheit Torheit; aber du erkennst es nicht. Du hast dich zu sehr mit einer Theorie, einer korrekten Form der Lehre zufrieden gegeben. Aber du hast nicht die Notwendigkeit der Macht Gottes gefühlt. Du hast den geistlichen Teil der Religion vernachlässigt. Dein ganzes Wesen sollte nach dem Geist Gottes hungern und dürsten — nach dem Leben und der Kraft der Religion in der Seele, die zur Kreuzigung des eigenen Ichs und zu einem festen Vertrauen auf deinen Erlöser führen würde. Z2.224.1 Teilen

Du befindest dich in einer schrecklichen Finsternis, und wenn du dich nicht im Namen Gottes erhebst, die Fesseln Satans zerbrichst und deine Freiheit behauptest, wirst du im Glauben Schiffbruch erleiden. Der Unwille des Herrn, dich aufzugeben und seine Liebe zu dir sind so groß, dass die Majestät des Himmels sich herablässt, dich um das Vorrecht zu bitten, dir einen Besuch abstatten zu dürfen und dir einen Segen zu hinterlassen: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an“ (Offenbarung 3,20) — und das alles, obwohl dein Leben nicht in Übereinstimmung mit seinem Willen war und deine Werke und Wege ihm missfielen. Die Wohnungen der Herrlichkeit und die Wonnen der himmlischen Wohnstätte gehören ihm. Doch er erniedrigt sich, um Eingang in deinem Herzen zu finden, damit er dich mit seinem Licht segnen kann und du dich seiner Herrlichkeit erfreuen möchtest. Sein Werk besteht darin, zu suchen und zu retten, was verloren und bereit zum Sterben ist. Er möchte so viele wie möglich von Sünde und Tod erretten, damit er sie zu seinem Thron erhöhen und ihnen ewiges Leben geben kann. Z2.224.2 Teilen

225

Bruder B, lass dich erbitten, dich zu erheben und deine Zweifel aufzugeben. Was ist es, was dich so zum Zweifeln geneigt macht? Es ist dein Abweichen von Gott, dein ungeheiligtes Leben, dein Spaßen und Herumschäkern. Dein Mangel an Ernsthaftigkeit gefährdet deine ewigen Belange. Christus lädt dich ein, dich von diesen Torheiten abzuwenden, hin zu ihm. Du wächst nicht in der Gnade und Erkenntnis der Wahrheit. Du gereichst dem Werk nicht zur Ehre. Anstatt veredelt zu werden, sinkst du immer tiefer. Du bildest keinen Charakter für den Himmel und das ewige Leben. Z2.225.1 Teilen

Du lebst deinen Vergnügungen und vergeudest die Zeit in Leichtfertigkeit, die du mit deiner Familie verbringen solltest, um deine Kinder in den Wegen und Werken Gottes zu unterrichten. Die Stunden, die du mit denen zubringst, die dir nur schaden, sollten dem Gebet und dem Studium des Wortes Gottes gewidmet sein. Als Haupt deiner Familie solltest du dir der Verantwortung bewusst sein, deine Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn zu erziehen. Welchen Rechenschaftsbericht wirst du dem Herrn für die vergeudete Zeit abgeben? Welchen Einfluss übst du über jene aus, die keine Gottesfurcht besitzen? „Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Matthäus 5,16. Möge Gott deine Augen salben, damit du deine Gefahr erkennst. Meine Gefühle für dich reichen tief. Mein Herz verlangt nach deiner Errettung. Ich wünsche so sehr, dass du den hohen Stand erreichst, den zu erlangen dein Vorrecht ist. Du kannst recht tun. Dein Einfluss wird zählen, wenn er rechter Art ist. Bruder B, du bewegst dich auf dem abwärtsführenden Pfad. „Kehre um, kehre um“, warum willst du sterben? Z2.225.2 Teilen

Wenn du deinen bisherigen Weg weiter verfolgst, wirst du deinen Glauben an die Wahrheit und Gottes Wort verlieren. Wache und bete ohne Unterlass. Weihe dich rückhaltlos dem Herrn, dann wird es dir nicht schwer sein, ihm zu dienen. Du hast ein geteiltes Herz. Dies ist der Grund, weshalb dich Finsternis, statt Licht umgibt. Jetzt wird die letzte Gnadenbotschaft verkündigt. Komm, lautet jetzt die Einladung. Komm, es ist alles bereit. Dies ist der letzte Gnadenaufruf. Als Nächstes kommt die Rache eines beleidigten Gottes. Z2.225.3 Teilen

226

Bruder B, ermutige in dir Einfachheit, Liebe, Nachsicht und süße Einigkeit mit deinen Brüdern. Ach, verkaufe das ewige Leben nicht um einen so billigen Preis! Wenn du die Wahrheit verlässt, wirst du nicht wirklich glücklich sein. Du wirst dich in der Tat elend fühlen. Der Himmel ist jedes Opfer wert. Zerbrich Satans Bande. Jesus lässt jetzt seine Einladung an dich ergehen. Willst du auf seine Stimme achten? Dann musst du einen höheren Stand einnehmen als bisher. Mache es zu deinem ersten Anliegen, das Himmelreich und die Gerechtigkeit Christi zu erlangen. Lebe für Gott und den Himmel, und am Ende des Laufs ist dir der ewige Lohn gewiss. Z2.226.1 Teilen

Kapitel 31: Die Absicht zu heiraten

Ich wurde zurückgewiesen auf den letzten Mai, als der Herr ein Werk in ... tat. Mir wurde der Fall von Bruder D vorgeführt. Er war nicht vorbereitet, sich an dem Werk zu beteiligen. Seine Gedanken und sein Herz waren woanders. Er beabsichtigte, zu heiraten und konnte nicht auf die Einladung Jesu hören: „Kommt, denn es ist alles bereit!“ Lukas 14,17. Seine bevorstehende Heirat nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Er hatte weder die Zeit noch die Absicht, dem gnadenvollen Besucher die Herzenstür zu öffnen. Hätte er dies getan, würde Christus ihm guten Rat erteilt haben, der, falls befolgt, von unendlichem Wert für ihn gewesen wäre. Er würde ihm seine Gefahr im rechten Licht vor Augen gestellt haben, dem Diktat eigensinniger Zuneigung zu folgen und Gottes Verherrlichung und die Entscheidung nüchterner Vernunft beiseite zu schieben. Er würde ihm anbefohlen haben, sich davor zu hüten, in die Fußstapfen derer zu treten, die gefallen sind und ruiniert wurden. Dieser Bruder beachtete nicht, dass Gott Ansprüche an ihn hatte, dass er keine Entscheidung treffen sollte, ohne den um Rat zu fragen, der ihn erkauft hatte. Wir sind angewiesen, alles, was wir tun, zu seiner Ehre zu tun. Z2.226.2 Teilen

Bist du, Bruder D, als ein Jünger, ein Schüler Christi in demütigem, aufrichtigem Gebet zu ihm gegangen und hast ihm deine Wege anbefohlen? Du hast es versäumt. Du hast deine Beweggründe nicht erforscht und bist nicht vorsichtig ans Werk gegangen, um ja keine Schande über das Werk Christi, deines Erlösers, zu bringen. Du hast nicht bedacht, ob dieser Schritt dein geistliches Empfindungsvermögen vermehren, deinen Eifer beleben und deine Standhaftigkeit zur Wahrheit und dein Bemühen, dich selbst zu verleugnen, stärken würde. Du kanntest dich selbst nicht. Gottes Wirken tat sich in der Gemeinde kund, aber du hattest kein Verlangen nach dem Heiligen Geist. Du hattest keinen Geschmack an himmlischen Dingen. Deine neue Hoffnung, deine Interessen mit denen eines anderen zu verbinden, hatte dich verblendet. Du hast nicht in Betracht gezogen, dass eine Ehe dein ganzes weiteres Leben beeinflussen würde, so kurz es auch sein möchte. Z2.226.3 Teilen

227

Du solltest empfunden haben, dass eine Verbindung mit einem Einfluss, der es dir noch schwieriger machen würde, das Ich zu überwinden, deinen Weg zum Himmel nur dornenreicher machen würde, falls du nicht zuvor dein eigenes böses Herz unterwerfen würdest. Du hast jetzt deinen religiösen Fortschritt tausendmal schwieriger gemacht, als vorher, als du allein warst. Es ist wahr, du warst allein, weil du ein kostbares Juwel verloren hattest. Hättest du dich aber mit deinen Brüdern beraten und deine Wege dem Herrn anbefohlen, würde er dir geholfen haben, dich mit jemand zu verbinden, der dir eine Hilfe, statt ein Hindernis sein würde. Z2.227.1 Teilen

Wenn du dich jetzt demutsvoll von ganzem Herzen zum Herrn wendest, wird er Mitleid mit dir haben und dir helfen. Aber du befindest dich in einem Zustand, wo du aller Kraft beraubt und vorbereitet bist, deinen Glauben und deine Treue zu Gott aufzugeben, um deiner neuen Frau zu gefallen. Möge Gott sich deiner erbarmen, denn Untergang steht dir bevor, wenn du dich nicht als treuer Kämpfer erweist und aufs Neue den Kampf ums ewige Leben aufnimmst. Deine einzige Sicherheit besteht darin, in Verbindung mit deinen Brüdern zu bleiben und alle Stärkung von ihnen zu erhalten, um in der Wahrheit zu beharren. Um irdischen Friedens und Glücks willen bist du bereit, die Wahrheit zu opfern. Du verkaufst deine Seele um einen billigen Preis. Deine Pflicht besteht jetzt darin, deine Frau so glücklich wie möglich zu machen und trotzdem den Grundsätzen der Wahrheit nicht untreu zu werden. Du solltest Nachsicht, Geduld und wahre Höflichkeit üben. Auf diese Weise kannst du die Macht wahrer Güte und den Einfluss der Wahrheit unter Beweis stellen. Z2.227.2 Teilen

228

Es wurde mir gezeigt, dass die Liebe zum Geld ein Fallstrick für dich ist. Wenn Geld nicht als Gelegenheit betrachtet wird, Gutes zu tun, den Bedürftigen zu helfen und Gottes Werk zu fördern, ist es wirklich von geringem Wert. Das Wenige, das du besitzt, ist eine Schlinge für dich und wenn du es nicht als ein treuer und kluger Haushalter im Dienst deines Meisters benutzt, wird es dir nur Elend einbringen. Du bist geizig und habgierig. Du solltest einen edlen und freigebigen Geist entwickeln und der Welt deine Zuneigung entziehen, oder du wirst überwunden werden. Der Betrug des Reichtums wird deine Seele so verderben, dass das Gute vom Bösen überwunden wird. Selbstsucht und Liebe zum Gewinn werden den Sieg davontragen. Z2.228.1 Teilen

Wenn du, mein Bruder, gerettet wirst, wird es in der Tat ein Wunder der Gnade sein. Die Liebe zur Welt nimmt in dir zu. Bedenke sorgfältig die Worte Christi: „Jesus aber sprach zu ihm: ‚Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte.‘ Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ Matthäus 22,37-40. Mein Bruder, du hast weder das erste noch das zweite dieser Gebote gehalten. Du würdest nicht zögern, dir selbst Vorteile zu verschaffen, obgleich du weißt, dass es nur zum großen Nachteil für deinen Nächsten geschehen kann. Du schaust auf deine eigenen selbstsüchtigen Interessen und sagst: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ 1.Mose 4,9. Z2.228.2 Teilen

Du legst dir keinen Schatz im Himmel an, um reich in Gott zu werden. Das eigene Ich und egoistische Interessen verzehren wahre Gottseligkeit aus deiner Seele. Du beugst dich vor dem Gott dieser Welt. Dein Herz ist von Gott getrennt. Der inspirierte Schreiber sagt: „Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag.“ Sprüche 4,18. Die Schritte eines Christen mögen manchmal schwach und schwankend erscheinen, aber in der ihm bewussten Schwäche sucht er Unterstützung beim Allmächtigen. Ihm wird geholfen, und er macht sichere Fortschritte voran und aufwärts zur Vollkommenheit. Täglich erringt er neue Siege und kommt dem Maßstab völliger Heiligkeit immer näher. Seine Blicke sind nicht niederwärts auf die Erde gerichtet, sondern aufwärts. Sein himmlisches Vorbild behält er stets im Auge. Z2.228.3 Teilen

229

Bruder D, das Flittergold und der Glanz der vergänglichen Dinge auf Erden haben die Schönheit des Himmels verdunkelt und den Wert des ewigen Lebens in deinen Augen sehr herabgesetzt. Als Dienerin Christi bitte ich dich ernstlich, zur Selbsterkenntnis zu erwachen. Der Nutzen, den du auf dem Weg erlangst, den du jetzt verfolgst, wird sich als ewiger Verlust erweisen. Zuletzt wirst du herausfinden, dass du einen schrecklichen Fehler begangen hast, der nie wieder gutzumachen ist. Z2.229.1 Teilen

Du kannst jetzt umkehren, den Ruf der Gnade beachten und leben. Freue dich, dass deine Prüfungszeit noch nicht beendet ist, dass du jetzt durch geduldiges Beharren im Gutestun, im Streben nach Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit, das ewige Leben erlangen kannst. Freue dich, dass sie, die jahrelang deine treue Gefährtin war, auferstehen wird, dass das Sterbliche die Unsterblichkeit anziehen wird. Schaue vorwärts auf den Auferstehungsmorgen, wenn sie, die mehr als zwanzig Jahre deine Freuden und Leiden teilte, aus ihrem Gefängnis hervorkommen wird. Möchtest du, dass sie umsonst nach dir Ausschau halten wird? Wirst du dann fehlen, wenn ihre Stimme sich im Triumph erhebt: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ 1.Korinther 15,55. Oh, jener Tag wird allen Heiligen Ehre bringen. Dann gibt es keine Scham, keine Schande, kein Leiden mehr. Jede Zunge der Erlösten spricht nur von Frieden, Freude, nie endendem Lob und Preis. Dass Gott doch zu deinem Herzen sprechen möchte und dich den Wert des ewigen Lebens so richtig erkennen ließe! Und möchtest du, mein Bruder, dahin gebracht werden, immer einen Geist edler Freigebigkeit zu hegen und die Pflichten deiner Haushalterschaft getreulich zu erfüllen, während du Gottes Ehre im Auge hast, damit der Meister zu dir sagen kann: „Ei, du frommer und getreuer Knecht ..., gehe ein zu deines Herrn Freude.“ Matthäus 25,21. Z2.229.2 Teilen

Kapitel 32: Die Gefahr des Reichtums
230

Es wurde mir gezeigt, dass einige sich selbst betrügen. Sie schauen auf diejenigen, die viele Besitztümer haben und glauben, dass diese die Einzigen sind, welche die Welt lieb haben und in besonderer Gefahr stehen, geizig zu sein. Dies ist nicht der Fall. Solche, die Mittel besitzen, sind ständig in Gefahr, und sie sind verantwortlich für die ihnen vom Meister anvertrauten Zentner. Aber diejenigen, die nur wenig von dieser Welt ihr eigen nennen, sind oftmals geneigt, nur für sich selbst zu sorgen. Sie tun nicht, was in ihrem Vermögen steht, und was Gott von ihnen fordert. Oftmals bietet sich ihnen die Gelegenheit, Gutes zu tun, aber sie haben so lange nur für sich selbst gesorgt und waren nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, dass sie denken, sie können gar nicht anders handeln. Z2.230.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass für Brüder und Schwester E die Gefahr besteht, ihre Gedanken zu sehr auf sich selbst zu beschränken. Hierin fehlt besonders Schwester E. Sie besitzt große Eigenliebe. Du, meine Schwester, bist nicht vorbereitet, inmitten der Gefahren des Tages Gottes zu bestehen. Du folgst nicht dem wahren Vorbild, Jesum. In seinem ganzen Leben finden wir nicht eine einzige eigensüchtige Tat. Du hast ein Werk zu verrichten, das kein anderer für dich tun kann. Entledige dich deiner Selbstsucht und lerne Gottes Wegen und seinem Willen zu folgen. Denke darüber nach, wie du Gott gefallen kannst. Du bist leicht erregbar und von Natur aus gereizt und verdrießlich. Du arbeitest weit über deine Kräfte hinaus. Darin liegt keine Tugend, denn Gott fordert es nicht. Selbstsucht liegt diesem Verhalten zu Grunde. Die Beweggründe sind nicht lobenswert. Du scheust dich vor Verantwortung und Aufnehmen von Bürden. Du glaubtest, man solle dich bevorzugen. Es ist bedauerlich, dass du von Kind an verwöhnt und bevorzugt wurdest, und dein Wille wurde nie unterjocht. Jetzt hast du im fortgeschrittenen Alter das Werk zu tun, das man in deiner Kindheit versäumte. Dein Mann hat deinen Wünschen und Launen nachgegeben, und das zu deinem Schaden. Z2.230.2 Teilen

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Selbstsucht, die sich auf verschiedenste Art und Weise unter bestimmten Umständen und je nach der Veranlagung des Einzelnen offenbart, muss überwunden werden. Wenn du Kinder hättest, für die du sorgen und die du unterweisen und denen du ein Beispiel geben müsstest, wäre dir dies zum Vorteil, weil sie dich von der Sorge um dich selbst ablenken würden. Du hast in deinem Heim die Aufmerksamkeit und Nachsicht gefordert, die im Allgemeinen Kindern zukommt. Diese Aufmerksamkeit verlangst du und sie wird dir gewährt. Doch du hast es nie als Teil deiner Pflicht angesehen, für andere zu sorgen und ihnen Vorteile einzuräumen. Du bist eigenwillig und sehr entschlossen, deine eigenen Pläne durchzusetzen. Wenn alles nach deinem Willen geht, offenbarst du die Früchte, die man bei einem Christen erwartet. Wenn jedoch deine Wege durchkreuzt werden, geschieht das Gegenteil. Gleich einem verzogenen Kind, das Strafe verdient, verhältst du dich sehr widerspenstig. Wenn zwei Personen eine Familie bilden, wie es bei euch der Fall ist, wo keine Kinder sind, die Geduld, Nachsicht und wahre Liebe erfordern, ist große Wachsamkeit von Nöten, sich nicht selbst als Mittelpunkt zu betrachten und Aufmerksamkeit, Fürsorge und Interesse zu verlangen, die man nicht gewillt ist, anderen zu gewähren. Die Sorge für Kinder in einer Familie macht es notwendig, einen Großteil der Zeit im Heim zu verbringen, und es ist Gelegenheit vorhanden, in Verbindung mit den Pflichten des häuslichen Lebens Gemüt und Herz zu schulen. Z2.231.1 Teilen

Du versäumst, dein Herz zu überwachen und mit den Mitteln, die Gott dir anvertraut hat, Gutes zu tun. Du könntest einen guten Einfluss ausüben, wenn du dir bewusst würdest, dass etwas von dir gefordert wird, nämlich denen zu helfen, die der Hilfe, der Ermutigung und Stärkung bedürfen. Du hast dich aber so lange nur um dein eigenes Wohlergehen gekümmert, dass du unfähig bist, Menschen in deiner Umgebung von Nutzen zu sein. Du solltest dich selbst dazu erziehen, deine Neigungen und Gedanken in Unterwerfung zu bringen. Nimm dir Zeit zur Selbstprüfung, damit du all deine Kräfte den Gedanken und dem Willen Gottes unterordnen kannst. Gib dem eigenen Ich keinen Raum. Es ist das Vorrecht jedes einzelnen Christen, auf alle, mit denen er verkehrt, einen guten Einfluss auszuüben. Z2.231.2 Teilen

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Du, meine Schwester, wirst nach deinen Taten belohnt werden. Überprüfe deine Beweggründe sehr genau und entscheide aufrichtig, ob du reich an guten Werken bist. Ich wurde zurückverwiesen auf letztes Frühjahr, als der Herr ein gutes Werk in ... und Umgebung verrichtete. Engel der Gnade schwebten über seinem Volk, und Herzen, die Gott und die Wahrheit nicht kannten, waren tief berührt. Der Herr würde das begonnene Werk gnädiglich fortgeführt haben, wenn die Geschwister mitgewirkt hätten. Du hattest dich so lange nach deinen eigenen Wünschen und Bequemlichkeiten gerichtet, dass die Möglichkeit, dieser beraubt zu werden, dich veranlasste, die Tür zu schließen, die du hättest öffnen können, um das Werk zu unterstützen. Z2.232.1 Teilen

Du spieltest deine Rolle, und einige zogen sich zurück und fürchteten die Auslagen und kalkulierten, dass sie Zeit verlieren würden, wenn sie den Versammlungen beiwohnen würden. Es mangelte an christlichem Eifer. Eine Welt lag vor uns, wegen ihrer Gottlosigkeit dem Zorn Gottes preisgegeben, und arme Seelen, vom Fürsten der Finsternis gefangen gehalten. Doch diejenigen, die hellwach und in der edelsten Unternehmung hätten beschäftigt sein sollen — der Rettung verloren gehender Seelen — hatten nicht genug Interesse, jedes nur mögliche Mittel anzuwenden, um den Pfad zum Verderben abzuriegeln und die Füße der Strauchelnden auf den Pfad zum ewigen Leben zu lenken. Das ewige Leben sollte für jeden Christen von tiefstem Interesse sein. Welche Arbeit kann einen Vergleich aushalten mit dem Bemühen, ein Mitarbeiter Christi und heiliger Engel zu sein im großen Erlösungsplan? Jede gerettete Seele trägt zur Herrlichkeit Gottes bei, die wieder auf den Geretteten und auf denjenigen zurückstrahlt, der zu seiner Rettung beigetragen hat. Z2.232.2 Teilen

Kapitel 33: Christlicher Eifer
233

Es gibt einen geräuschvollen Eifer ohne Sinn und Ziel, der unverständig, blind in seinen Handlungen und zerstörend in seinen Folgen ist. Das ist kein christlicher Eifer! Christlicher Eifer wird von bestimmten Grundsätzen beherrscht und tritt nicht sprunghaft auf. Er ist ernsthaft, tief und stark, erfasst den ganzen Menschen und weckt die sittlichen Fähigkeiten. Die Seelenrettung und die Belange des Reiches Gottes sind Dinge von höchster Wichtigkeit. Was erfordert größeren Eifer als die Seelenrettung oder die Verherrlichung Gottes? Hierin liegen Erwägungen, die nicht leicht genommen werden dürfen. Sie sind so schwerwiegend wie die Ewigkeit selbst, denn ewiges Schicksal steht dabei auf dem Spiel. Männer und Frauen haben sich für Wohl oder Wehe zu entscheiden. Christlicher Eifer erschöpft sich nicht in Reden, sondern fühlt und handelt mit Mut und Tatkraft. Dennoch geschieht das nicht, um damit vor anderen zu glänzen. Bescheidenheit wird jede Bemühung und jede Tätigkeit kennzeichnen. Christlicher Eifer führt zu ernstem Gebet, tiefer Demut und zu Gewissenhaftigkeit in den häuslichen Pflichten. Liebe und Güte, Wohlwollen und Barmherzigkeit, die immer Früchte christlichen Eifers sind, werden sich dann im Familienleben bekunden. Z2.233.1 Teilen

Mir wurde gezeigt, dass du Fortschritte machen musst, Schwester E. Dein Schatz im Himmel ist nicht sehr groß. Du bist nicht reich in Gott. Möge der Herr deine Augen öffnen und dein Herz empfinden lassen, dass du christlichen Eifer benötigst. Wie wertvoll ist jede einzelne Seele! Doch nur wenige sind bereit, Opfer zu bringen, um diese Seelen zur Erkenntnis Christi zu führen. Es wird um verlorene Seelen viel geredet und ihnen scheinbare Liebe entgegengebracht, aber Reden ist billig. Ernster christlicher Eifer ist notwendig, ein Eifer, der sich dadurch beweist, dass etwas Positives geschieht. Jeder muss nun an sich selbst arbeiten, und wer Christum im Herzen trägt, wird sich auch vor anderen Menschen zu ihm bekennen. Ein Mensch, der ein Kind Gottes geworden ist, kann ebenso wenig daran gehindert werden, Christum zu bekennen, wie man den Niagarafall aufhalten kann, in die Tiefe zu stürzen. Z2.233.2 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass Bruder F im Schutt dieser Welt begraben ist. Er kann sich nicht die Zeit nehmen, Gott zu dienen, noch nicht einmal zu ernstem Studium und Gebet, um zu erfahren, was der Herr von ihm wünscht. Er hat seinen Zentner in der Erde vergraben. Die Sorgen dieses Lebens haben sein Interesse an ewigen Dingen aufgezehrt. Das Reich Gottes und die Gerechtigkeit Christi stehen an zweiter Stelle. Er liebt das Geschäftsleben. Aber ich sah, wenn er sein Verhalten nicht ändert, steht Gottes Hand gegen ihn. Er mag zusammenraffen, aber Gott wird zerstreuen. Er könnte Gutes tun. Viele hegen jedoch die Ansicht, wenn sie ein Arbeits- und Geschäftsleben führen, könnten sie nichts für die Rettung der Seelen tun, nichts zur Förderung des Werkes ihres Erlösers beitragen. Sie sagen, sie könnten keine Arbeit halb tun, deshalb wenden sie sich von religiösen Pflichten und Übungen ab und vergraben sich in der Welt. Sie räumen ihrem Geschäft den ersten Platz ein und vergessen Gott, und sie missfallen ihm. Wenn jemand einer Beschäftigung nachgeht, in der er keine Fortschritte im göttlichen Leben machen und in der Furcht Gottes seine Heiligung nicht vervollkommnen kann, dann sollte er zu einem Beruf überwechseln, wo er Jesu Gegenwart in jeder Stunde haben kann. Z2.234.1 Teilen

Bruder F, du gereichst deinem Bekenntnis nicht zur Ehre. Dein Eifer ist ein weltlicher Eifer, dein Interesse ein weltliches Interesse. Du neigst zum geistlichen Tod. Du weißt nichts von deiner gefahrvollen Stellung. Die Liebe zur Welt zerstört deine Religion. Du musst erwachen, du musst Gott suchen und deine Rückfälligkeit bereuen. Wende dich in Zerknirschung zum Herrn. Deine religiösen Pflichten sind zur bloßen Form geworden. Du hast keine Freude an der Religion, denn diese Freude ist vom willigen Gehorsam abhängig. Die Willigen und Gehorsamen werden des Landes Gut genießen. Du hast keine leuchtende Aussicht, dass du mit Gott in seinem Reich wohnen wirst. Manchmal kommst du nach außen hin religiösen Pflichten nach; aber du bist nicht mit dem Herzen dabei. Manchmal gibst du ein Wort der Warnung an Sünder von dir oder ein Wort zu Gunsten der Wahrheit. Es ist ein solch zögernder Dienst, als gelte er einem Arbeitgeber, anstatt ein freudiger Dienst zu sein, der aus kindlicher Zuneigung geschieht. Wenn dein Herz von christlichem Eifer erglüht, werden die schwierigsten Pflichten dir angenehm und leicht erscheinen. Z2.234.2 Teilen

235

Vielen erscheint das Christenleben so schwierig, weil sie ein zerteiltes Herz haben. Sie sind unbeständig, deshalb mangelt es ihnen überall an Festigkeit. Wären sie von wahrem christlichen Eifer beseelt, der immer das Resultat der Hingabe an Gott ist, würde ihre Sprache lauten: „Höre, was der Herr für mich getan hat“, anstatt immerfort zu jammern: „Meine Armut, meine Armut!“ Selbst, wenn du gerettet wirst, was wegen des Wegs, den du verfolgst, sehr zweifelhaft ist, wird das Gute, das du vollbracht hast, äußerst gering sein. Nicht eine einzige Seele wird durch dein Mitwirken gerettet werden. Wird der Meister zu dir sagen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht“? Welche Arbeit hast du getreu getan? Harte Arbeit hast du im Geschäft und den Sorgen dieses Lebens geleistet. Wird dir dies Christi segensreiche Worte einbringen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht“? Z2.235.1 Teilen

Mein Bruder, Jesus liebt dich, und er bittet dich, eine Kehrtwendung zu machen, deine Augen von der Welt abzuwenden und auf deine hohe Berufung in Christo Jesu zu heften. Gib alle Leichtfertigkeit und Tändelei auf. Mache dir die Feierlichkeit der Zeit, in der wir leben bewusst, bis der Kampf vorüber ist. Gehe an die Arbeit; wenn du Gott geweiht bist, wirst du einen guten Einfluss haben. Z2.235.2 Teilen

Die meisten von Bruder G‘s Familie befinden sich auf dem abwärts führenden Pfad. H führt ein zielloses Leben. Sie ist voller Narrheit, Eitelkeit und Stolz. Ihr Einfluss wirkt nicht veredelnd, führt nicht zu Tugend und Heiligkeit. Sie liebt nicht die Einschränkungen, welche die Religion auferlegt. Deshalb wird sie sich nicht ihrer Herrschaft unterwerfen. Sie liebt sich selbst, liebt das Vergnügen und trachtet nach eigenem Ergötzen. Traurig, sehr traurig wird das Resultat sein, wenn sie nicht umkehrt und jetzt nach echter Frömmigkeit trachtet. Sie könnte über ihre Brüder einen besänftigenden, veredelnden, erhebenden Einfluss ausüben. Gott liebt diese Kinder, aber sie sind keine Christen. Wenn sie versuchen würden, ein demütiges, christliches Leben zu führen, könnten sie Kinder des Lichts und Arbeiter für Gott werden. Sie können Missionare in ihren eigenen Familien und unter ihren Gefährten sein. Z2.235.3 Teilen

Kapitel 34: Die Verantwortlichkeit der Jugend
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Wenn unsere Jugendlichen nur erkennen würden, wie viel Gutes sie leisten könnten, wenn sie Gott zu ihrer Stärke und Weisheit machten! Sie beschritten dann nicht mehr den Weg sorgloser Gleichgültigkeit und ließen sich auch nicht länger vom Einfluss ungeheiligter Menschen beherrschen. Statt sich der persönlichen Verantwortung bewusst zu sein und sich um das Wohl anderer zu bemühen und sie zur Rechtschaffenheit anzuleiten, trachten sie nach eigenem Vergnügen. Indem ihr Dasein dem ziellosen Leben der Schmetterlinge gleicht, erweisen sie sich als unnütze Glieder der Gesellschaft. Junge Menschen kennen vielleicht die Wahrheit und glauben daran, aber sie leben nicht danach. Solche besitzen einen toten Glauben. Ihre Herzen sind nicht so davon erfasst, dass ihre Lebensweise und ihr Charakter in Gottes Augen bestehen können. Sie sind genauso weit entfernt, seinem Willen zu folgen, wie die Ungläubigen. Ihre Herzen sind nicht Gottes Willen unterworfen, und sie stehen ihm feindlich gegenüber. Wer Vergnügungen nachläuft und sich in Gesellschaft vergnügungssüchtiger Menschen wohlfühlt, hegt Widerwillen gegenüber religiösen Übungen. Ob der Meister wohl zu diesen jungen Menschen, die sich zu seinem Namen bekennen, sagen wird: Ei, ihr frommen und getreuen Knechte, wenn sie nicht fromm und treu sind? Z2.236.1 Teilen

Unsere Jugend ist großen Gefahren ausgesetzt. Vor allem übt ihre seichte Unterhaltungslektüre einen schlechten Einfluss aus. Viel Zeit geht dadurch verloren, die zu nutzbringender Beschäftigung verwendet werden sollte. Viele versäumen sogar den Schlaf, um irgendeine alberne Liebesgeschichte zu Ende zu lesen. Die Welt ist von Romanen jeder Art förmlich überflutet. Nicht alle Bücher sind unbedingt gefährlich. Manche sind unsittlich in ihrem Inhalt und wenden sich an niedrigste Instinkte; andere wieder strahlen eine etwas günstigere Wirkung aus. Aber nachteilig sind sie der Entwicklung des Jugendlichen in jedem Fall. Wenn sich doch die jungen Menschen einmal vor Augen hielten, welchen Einfluss diese aufreizenden Romane auf ihr Gemüt ausüben. Könnt ihr denn nach solch einer Lektüre das Wort Gottes aufschlagen und die Worte des Lebens mit Interesse lesen? Findet ihr die Heilige Schrift nicht uninteressant? Der Reiz jener Liebesgeschichten hat eure Sinne gefangen genommen und euer normales Verhalten gestört, so dass es euch unmöglich geworden ist, euch auf die ernsten und feierlichen Wahrheiten zu konzentrieren, die euer ewiges Schicksal betreffen. Ihr versündigt euch an euren Eltern, wenn ihr die Zeit, die ihnen gehört, für solch einen armseligen Zweck hingebt, und ihr versündigt euch an Gott, weil ihr die Zeit missbraucht, die ihm gewidmet sein sollte. Z2.236.2 Teilen

237

Es gehört zu den Aufgaben der Jugend, sich der Ernsthaftigkeit zu befleißigen. Leichtsinn, Scherz und Ausgelassenheit führen zu seelischer Armut und zum Verlust des göttlichen Wohlgefallens. Viele von euch meinen, dass sie auf andere keinen schlechten Einfluss ausüben und fühlen darin eine gewisse Genugtuung. Übt ihr aber einen Einfluss zum Wohle anderer Menschen aus? Bemüht ihr euch durch Wort und Tat, andere zu Christo zu führen oder, wenn sie sich zu ihm bekennen, sie in ein noch engeres Verhältnis zu ihm zu bringen? Z2.237.1 Teilen

Junge Menschen sollten einen Geist der Weihe und Frömmigkeit hegen. Sie können Gott nicht verherrlichen, es sei denn, sie streben ständig nach Vollendung ihres Wesens in Christo. Euer Handeln richte sich nach christlichen Tugenden! Weiht eurem Heiland eure besten und heiligsten Gefühle! Unterwerft euch seinem Willen in völligem Gehorsam! Weniger wird er nicht annehmen. Lasst euch in eurer Standhaftigkeit nicht durch den Hohn und Spott derer erschüttern, die nur nach eitlen Dingen trachten! Folgt eurem Heiland, durch „böse Gerüchte und gute Gerüchte.“ 2.Korinther 6,8. Achtet es für eitel Freude und eine heilige Ehre, das Kreuz Christi zu tragen! Jesus liebt euch. Er starb für euch. Wenn ihr nicht danach strebt, ihm mit eurer ungeteilten Liebe zu dienen, wird es euch nicht gelingen, eure Heiligung in der Furcht Gottes zu vervollkommnen, und zuletzt werdet ihr das furchtbare Wort vernehmen müssen: „Weichet von mir ...“ Z2.237.2 Teilen

Kapitel 35: Diener des Mammons
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Der Fall von Bruder I ist beängstigend. Diese Welt ist sein Gott. Er betet das Geld an. Er hat die Warnung, die ihm vor Jahren erteilt wurde, nicht beachtet. Während er im Vollbesitz seiner Fähigkeiten war, hat er die Liebe zur Welt nicht überwunden. Die Dollars, die er seitdem angehäuft hat, sind für ihn ebenso viele Bande gewesen, seine Seele zu fesseln und ihn an diese Welt zu binden. Je mehr Besitztümer er erlangte, desto habgieriger wurde er nach Gewinn. Alle seine Kräfte sind nur auf den einen Gegenstand gerichtet, sich Geld zu sichern. Dies war der Schwerpunkt seiner Gedanken, sein ganzes Lebenswerk, sein einziges Ziel, bis er im wahrsten Sinne des Wortes ein Anbeter des Mammons geworden ist. Dies grenzt bei ihm schon an Wahnsinn. Das Beispiel, das er seiner Familie gibt, verleitet sie zu dem Gedanken, dass Besitztum höher zu bewerten sei als der Himmel und die Unsterblichkeit. Seit Jahren hat er seinen Verstand dazu erzogen, Eigentum zu erwerben. Seine ewigen Belange opfert er für Schätze auf Erden auf. Er liebt die Wahrheit, er liebt ihre Grundsätze, und er freut sich, wenn andere in der Wahrheit gedeihen. Doch sich selbst hat er so sehr zum Sklaven des Mammons gemacht, dass er sich verpflichtet fühlt, diesem Meister bis ans Ende seines Leben zu dienen. Doch je länger er lebt, desto größer wird seine Liebe zum Gewinn, es sei denn, er reißt sich los von diesem schrecklichen Gott, dem Geld. Es wird ihm sein, als verlöre er sein Leben, aber es muss sein, wenn er Wert auf den Himmel legt. Z2.238.1 Teilen

Anstatt ihn zu tadeln, sollten alle ihn bemitleiden. Sein Leben ist ein schrecklicher Fehlschlag gewesen. Er hat unter eingebildetem Geldmangel gelitten, während er im Vollen saß. Satan hat von seinen Sinnen Besitz ergriffen, hat seine Erwerbssucht angestachelt und ihn, was diesen Gegenstand anbetrifft, mit Wahnsinn erfüllt. Die höheren, edleren Kräfte seines Wesens sind in großem Maße dieser habgierigen, selbstsüchtigen Neigung unterworfen. Seine einzige Hoffnung besteht darin, Satans Bande zu zerreißen und dieses Übel in seinem Charakter zu überwinden. Nachdem sein Gewissen erweckt wurde, hat er versucht, etwas in dieser Richtung zu unternehmen, aber das genügt nicht. Diese mächtige Anstrengung, ein wenig von seinem Mammon herzugeben und dabei immer zu empfinden, als zerrisse seine Seele, ist nicht die Frucht wahrer Religion. Er muss sich zu guten Werken erziehen. Er muss sich gegen die Neigung, zu erwerben, stählen. Er muss gute Werke sein ganzes Leben durchdringen lassen. Er muss Liebe zum Gutestun entwickeln und über den kleinlichen, habgierigen Geist hinauswachsen, den er gepflegt hat. Z2.238.2 Teilen

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In ihrem Handel mit den Geschäftsleuten in ... verfolgen Bruder und Schwester I keinen Kurs, der Gott wohlgefällig ist. Sie feilschen, um die Ware so billig wie möglich zu bekommen und halten sich über einen Unterschied von ein paar Cent auf. Sie verhalten sich so, als sei Geld ihr ein und alles — ihr Gott. Wenn sie nur unbemerkt hören könnten, was die Leute reden, nachdem sie gegangen sind, dann würden sie einen klaren Begriff über den Einfluss von Knauserigkeit bekommen. Unser Glaube wird in Verruf gebracht, und Gott wird entehrt um dieses geizigen, habgierigen Verhaltens willen. Engel wenden sich mit Abscheu ab. Alles im Himmel ist edel und erhaben. Alle beachten die Belange und das Glück des andern. Niemand trachtet danach, sich selbst zu dienen. Es ist die Hauptfreude aller heiligen Wesen, die Freude und das Glück derer in ihrer Umgebung wahrzunehmen. Z2.239.1 Teilen

Wenn diese Engel vom Himmel kommen, um den Erben der Erlösung zu dienen, und Zeugen der Zurschaustellung von Selbstsucht, Habgier, Übervorteilung und Eigennutz zum Nachteil anderer werden, wenden sie sich kummervoll ab. Wenn sie sehen müssen wie jene, die vorgeben, Erben eines unvergänglichen Erbteils zu sein, sich so knauserig gegen diejenigen verhalten, die sich nicht zu einem höheren Ziel bekennen, als ihre Schätze auf Erden anzulegen, dann schämen sie sich, denn die heilige Wahrheit ist in Schande geraten. Z2.239.2 Teilen

Der Herr kann nicht besser verherrlicht werden und die Wahrheit mehr geehrt werden, als wenn Ungläubige sehen, dass die Wahrheit ein gutes Werk im Leben derer vollbracht hat, die von Natur aus habgierig und geizig sind. Wenn offenbar würde, dass der Glaube solcher Menschen ihre Charaktere ändern kann, dass sie anstatt geizig, egoistisch, auf Übervorteilung bedacht und geldgierig zu sein, jetzt zu Menschen geworden sind, die Gutes tun, die nach Gelegenheiten suchen, anderen zu helfen, die Witwen und Waisen in ihrer Trübsal zu besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten — dann wäre das der Beweis, dass ihre Religion echt ist. Solche werden ihr Licht scheinen lassen, dass andere ihre guten Werke sehen und ihren Vater im Himmel preisen. Diese Früchte würden zur Heiligung gereichen, und sie wären lebendige Stellvertreter Christi auf Erden. Sünder würden überzeugt, dass in der Wahrheit eine Kraft liegt, die sie nicht besitzen. Diejenigen, die vorgeben, auf das Erscheinen des Herrn zu warten und eine wachsame Haltung einzunehmen, sollten ihr Bekenntnis nicht durch Betrug im Geschäft und Herauspressen des letzten Cents entehren. Solche Frucht gedeiht nicht auf dem Baum des Christen. Z2.239.3 Teilen

240

Bruder I, der Herr möchte nicht, dass du umkommst. Er möchte, dass du seine Hilfe in Anspruch nimmst und Frieden mit ihm machst, indem du deinen Willen dem seinen unterstellst. Könnte dir ein genaues Bild von der Art und Weise, wie du zu Geld gelangst, vor Augen gehalten werden, dann würdest du erschrecken. Du wärest angewidert von deinem Geiz, deiner Genauigkeit und deiner Liebe zum Geld. Du würdest es zu deiner Lebensaufgabe machen, die umgestaltende Gnade Gottes zu erlangen, die dich zu einem neuen Menschen machen kann. Die Mittel, die du von deinen Verwandten erhieltest, waren nur ein Fluch für dich. Sie vermehrten nur deinen Hang zur Geldliebe und stellten ein zusätzliches Gewicht dar, dich ins Verderben hinabzuziehen. Z2.240.1 Teilen

„Geiz ist eine Wurzel alles Übels.“ 1.Timotheus 6,10. Wenn Menschen ihre Kräfte des Verstandes und ihres Körpers einsetzen, um Reichtum zu erlangen, wenn sie sich mit dem Vergnügen zufrieden geben, Güter anzuhäufen, die sie nie gebrauchen werden, und die ihren Kindern nur zum Schaden dienen, dann missbrauchen sie die Kräfte, die Gott ihnen verliehen hat. Sie offenbaren dadurch, dass ihre Charaktere durch die Sucht nach Gewinn verdorben sind. Anstatt glücklich zu sein, fühlen sie sich elend. Sie haben ihre Herzen vor dem Mangel des Bedürftigen verschlossen und haben bewiesen, dass sie kein Mitgefühl für die Leidenden haben. Z2.240.2 Teilen

241

Mein Bruder, dein Herz ist nicht unempfindlich gegenüber dem Mangel und dem Bedürfnis anderer. Du hast großzügige Impulse und möchtest gefällig sein. Häufig bist du bereit, ein gutes Werk für einen deiner Brüder und einen Nächsten zu tun. Aber du machst Geld zu deinem Gott und bist in Gefahr, den Himmel geringer zu schätzen als dein Geld. Im Gelderwerb liegt immer Gefahr, es sei denn, die Gnade Gottes ist der herrschende Grundsatz in der Seele. Wenn Christen vom Prinzip des Himmels beherrscht werden, teilen sie mit einer Hand aus, während die andere einnimmt. Dies ist die einzige vernünftige Einstellung, die ein Christ haben kann, während er Geld hat und Geld erwirbt. Wir möchten Bruder I fragen: Was willst du mit deinem Geld tun? Du bist Gottes Haushalter. Du besitzt Mittel und kannst viel Gutes mit ihnen tun. Du kannst sie auf der Bank im Himmel anlegen und reich in guten Werken werden. Sei andern ein Segen. „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Matthäus 6,19-21. Z2.241.1 Teilen

Denke daran, dass im Himmel angelegte Schätze nicht verloren gehen. Sie sind gesichert für dich durch klugen Gebrauch der Mittel, über welche dich der Himmel zum Verwalter gemacht hat. Der Apostel sagt: „Den Reichen von dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gern geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, dass sie ergreifen das wahre Leben.“ 1.Timotheus 6,17-19. Z2.241.2 Teilen

Es besteht die Gefahr, Bruder I, dass die Gaben, die Gott dir verliehen hat, dem Teufel zufallen, wenn dein Leben endet, und dass du nach seinem Willen gefangen geführt wirst. Kannst du diesen Gedanken ertragen? Willst du die Wahl treffen, in diesem kurzen Leben dem eigenen Ich zu dienen, dein Geld zu lieben und dich dann von allem zu trennen, ohne ein Anrecht auf den Himmel und das ewige Leben zu haben? Du hast einen gewaltigen Kampf vor dir, deine Neigungen von dem irdischen Schatz loszureißen. Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. Wachen, beten und arbeiten ist die Losung des Christen. Ich flehe dich an, wache auf! Trachte nach unvergänglichen Dingen. Die irdischen Dinge werden bald vergehen. Bist du bereit, die Welten zu wechseln? Bildest du einen Charakter heran fürs ewige Leben? Wenn du zuletzt verloren gehst, dann wirst du wissen, was deinen Untergang herbeiführte — die Liebe zum Geld. Dann wirst du bitterlich klagen: „Ach, der Betrug des Reichtums! Ich habe meine Seele verloren. Ich verkaufte sie um Geld. Ich tauschte meine Seele und meinen Leib um Gewinn ein. Ich gab den Himmel preis aus Furcht, dass ich mein Geld opfern müsste, um ihn zu erlangen.“ Der Meister wird sagen: Nehmt den unnützen Knecht, bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn in die Finsternis hinaus. Wir hoffen, dass dies nicht dein Los sein wird. Wir hoffen, dass du deinen Schatz noch im Himmel anlegen und deine Zuneigung auf Gott und den unvergänglichen Schatz richten wirst. Z2.241.3 Teilen

242

Ich habe gesehen, dass die ganze Familie in Gefahr war, in gewissem Grade den Geist des Vaters zu teilen. Schwester I, du bist bereits von diesem Geist angesteckt. Möchte Gott dir helfen, dies zu erkennen und eine völlige Veränderung vorzunehmen. Entwickle eine Liebe zum Gutestun. Trachte danach, reich in guten Werken zu werden. In vielen Dingen kannst du viel mehr als bisher tun. Du trägst eine persönliche Verantwortung vor Gott. Du hast eine Pflicht, von der du dich nicht entschuldigen kannst. Unterhalte eine enge Verbindung mit Gott. Bete ohne Unterlass. Du hast eine schwere Aufgabe vor dir, deine Seele zu retten. Versuche einen entgegenwirkenden Einfluss in deiner Familie auszuüben. Stehe edel für Gott ein. Du bist anders geartet als dein Mann, und du wirst von Gott verdammt werden, es sei denn, du handelst für dich selbst. Sei eifrig bemüht, deine eigene Seele zu retten und einen rettenden Einfluss auf deine Familie auszuüben. Zeige durch dein Beispiel, dass dein Schatz im Himmel ist, dass du alles in einem besseren Heim und einem besseren, ewigen Leben investiert hast. Übe deine Gedanken, himmlische Dinge zu schätzen, sich mit erhabenen Themen zu beschäftigen, Gott zu lieben und willig seinem Willen zu gehorchen. Z2.242.1 Teilen

243

Du magst geprüft werden. Du magst erprobt werden, um zu sehen, wie stark deine Zuneigung zu den Dingen dieser Welt ist. Du magst mit einer Seite deines Herzen bekannt gemacht werden, die dir bis jetzt verborgen blieb. Gott kennt deine Prüfungen angesichts des Zustandes deines Mannes und deiner Kinder, denen es so sehr am rettenden Glauben mangelt. Von dir hängt viel mehr ab, als dir bewusst ist. Vergeude deine kostbare Kraft nicht mit erschöpfender Arbeit, die andere tun können. Ermutige deine Tochter, sich nützlich zu beschäftigen und dich im Tragen der Lasten dieses Lebens zu unterstützen. Sie benötigt Erziehung. Sie ist eitel. Sie benötigt Hingabe an Gott. Dann kann sie nützlich sein und ihrem Erlöser gefallen. Z2.243.1 Teilen

Meine Schwester, arbeite weniger, bete mehr und denke nach. Ewige Interessen sollen den Vorrang bei dir haben. Möge Gott verhüten, dass deine Kinder zu Liebhabern des Mammons werden. Wahre Bildung und freundliches Verhalten können nie in einem Heim gefunden werden, wo Selbstsucht regiert. Die wahrhaft Gebildeten haben Verstand und Herz und nehmen immer Rücksicht auf andere. Wahrer Edelsinn findet keine Befriedigung in der Ausschmückung und Zurschaustellung des Körpers. Wahre Bildung und Adel der Seele zeigen sich in dem Bemühen, andere zu segnen und zu erhöhen. Deine Kinder legen wenig Wert auf ewige Dinge. Möge Gott sie erwecken, ehe es zu spät ist und sie erklären müssen: „Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin, und uns ist keine Hilfe gekommen.“ Jeremia 8,20. Z2.243.2 Teilen

Bruder J, dein Fall wurde mir vorgeführt. Du nimmst eine verantwortliche Position ein. Dir sind Zentner in Form von Geld und Einfluss anvertraut. Jedem Menschen ist ein Werk übertragen — irgendetwas zu tun, nicht nur seinen Verstand, seine Knochen und Muskeln in gewöhnlicher Arbeit einzusetzen. Etwas zu tun, bedeutet mehr als dies. Du bist mit diesem Werk bekannt von einem weltlichen Gesichtspunkt aus, und hast einige Erfahrung darin durch die Position, die du bekleidest. Aber seit einigen Jahren hast du Zeit verloren, und nun liegt es an dir, nachzuholen, was du in der vergangenen Zeit versäumt hast. Gaben zu besitzen, ist nicht genug. Du musst sie nicht nur zu deinem eigenen Nutzen verwenden, sondern zum Vorteil dessen, der sie dir verlieh. Alles, was du besitzt, ist ein Darlehen von deinem Herrn. Er wird es mit Zinsen von dir zurückfordern. Z2.243.3 Teilen

244

Christus hat ein Recht auf deinen Dienst. Durch seine Gnade bist du zu seinem Diener geworden. Du sollst nicht deinen eigenen Interessen folgen, sondern den Interessen dessen, der dich angestellt hat. Als bekenntlicher Christ bist du Gott verpflichtet. Das Vermögen gehört nicht dir, es ist dir anvertraut, damit du es anlegst. Wäre es dein eigen, könntest du darüber verfügen nach deinem Gutdünken. Das Kapital gehört dem Herrn, und du bist dafür verantwortlich, ob du es benutzt oder missbrauchst. Das Kapital kann so angelegt werden — den „Wechslern“ übergeben werden — dass es dem Herrn etwas einbringt. Wird es in der Erde vergraben, bringt es weder dem Herrn noch dir irgendeinen Nutzen, und du wirst alles verlieren, was dir anvertraut wurde. Möge Gott dir helfen, mein Bruder, deine wahre Stellung als ein von ihm angestellter Diener zu erkennen. Mit seinen Leiden und seinem Tod hat er den Preis bezahlt, um sich deinen willigen Dienst und bereitwilligen Gehorsam zu sichern. Z2.244.1 Teilen

Während der Prüfungen der letzten Jahre hast du seelisch gelitten und hast es als Erleichterung empfunden, deine Aufmerksamkeit völliger den Dingen dieser Welt zu widmen und Vermögen zu erwerben. Gott in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit hat dich wieder zu seiner Herde zurückgebracht. Neue Pflichten und Verantwortlichkeiten sind dir jetzt auferlegt. Deine Liebe zur Welt ist stark. Du hast Schätze auf Erden angelegt. Jesus lädt dich ein, deine Schätze jetzt auf den Himmel zu übertragen, denn wo dein Schatz ist, da wird dein Herz sein. Sei in all deinen Geschäften mit Gläubigen und mit Ungläubigen vorsichtig. Sei deinem Bekenntnis treu, bewahre echten Seelenadel, wodurch der Wahrheit, zu der du dich bekennst, Ansehen verschafft wird. Z2.244.2 Teilen

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Du bekleidest eine Position, wo andere zu dir aufschauen. Du besitzt mehr als eine gewöhnliche Intelligenz. Du bist von schneller Auffassungsgabe und tiefem Empfinden. Einige deiner Brüder haben nicht klug gehandelt. Sie haben über dich gewacht, sich mit deinem Fall beschäftigt und gewünscht, du wärst freigebiger, was deine Mittel anbetrifft. Sie haben sich deinetwegen unglücklich gefühlt. All das ist unnötig. Gerade diesen mangelt es auch in mancherlei Hinsicht. Wenn sie treu sind in dem bescheidenen Dienst, den der Meister von ihnen fordert, dann genügt es für sie. Sie können es sich nicht leisten, ihre Zeit damit zu vergeuden, ängstlich darauf zu achten, ob ihr Nächster, dem ein großes Werk anvertraut ist, es auch richtig verrichtet. Während sie sich so um andere kümmern, vernachlässigen sie ihre eigene Arbeit und sind wirklich unnütze Knechte. Sie wären eifrig, das Werk ihres Nächsten zu tun, anstatt der Pflicht nachzukommen, die ihnen aufgetragen ist. Z2.245.1 Teilen

Sie denken, wären ihnen doch die fünf Zentner anvertraut worden, dann hätten sie viel besser mit ihnen gehandelt, als derjenige, dem sie übergeben wurden. Doch der Meister weiß es besser. Niemand sollte darüber klagen, dass er Gott nicht durch Zentner ehren kann, die er ihnen nie übergab und für die sie nicht verantwortlich sind. Sie haben nicht nötig zu sagen: „Wenn ich mich in der Lebensstellung eines anderen befände, würde ich mit meinem Kapital viel Gutes tun.“ Gott fordert nicht mehr von ihnen, als dass sie dasjenige als Haushalter seiner Gnade nutzen, was sie haben. Z2.245.2 Teilen

Der eine Zentner, der geringste Dienst, ist genauso annehmbar wie die Anwendung des größten Talents, wenn er völlig geheiligt ist und zur Verherrlichung Gottes dient. Die verschiedenen Gaben sind unseren unterschiedlichen Fähigkeiten angepasst. Jeder bekommt das, wozu er befähigt ist. Niemand sollte sein Werk geringschätzig behandeln und denken, weil es so klein ist, kommt es nicht darauf an, es gut zu verrichten. Wenn er so handelt, dann spielt er mit seiner moralischen Verantwortung und verachtet „die geringen Tage“. Der Himmel teilt allen ihr Werk zu, und es sollte ihr Ehrgeiz sein, es gut zu verrichten gemäß ihrer Fähigkeiten. Gott fordert, dass alle, der Schwächste sowohl wie der Stärkste, das ihm zugewiesene Werk tut. Die erwarteten Zinsen richten sich nach dem anvertrauten Kapital. Z2.245.3 Teilen

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Jeder sollte fleißig und mit vollem Interesse seiner eigenen Aufgabe nachkommen, und andere ihrem eigenen Meister überlassen, sie stehen oder fallen. Es gibt zu viele Übereifrige in ..., zu viele, die ein Interesse daran haben, ihre Brüder zu überwachen. Aus diesem Grund sind sie ständig schwach. Sie werden in der Versammlung Zeugnis ablegen, und weil sie Jesum nicht in ihrem Herzen haben, um ihn zu bekennen, versuchen sie ihren Brüdern ihre Pflichten vorzuschreiben. Diese armen Seelen kennen nicht ihr eigene Pflicht, und doch übernehmen sie die Verantwortung, andere betreffs deren Pflichten zu erleuchten. Wenn solche ihrer eigenen Arbeit nachkämen, würden sie eine Macht in der Gemeinde darstellen, an der es jetzt mangelt. Z2.246.1 Teilen

Bruder J, du kannst Gutes tun. Du besitzt gute Urteilskraft, und Gott führt dich aus der Finsternis ans Licht. Nutze deine Talente zur Verherrlichung Gottes. Übergib sie den Wechslern, damit der Meister sein Eigentum mit Zinsen zurückerhalten kann, wenn er kommt. Löse deine Ranken von den weltlichen Dingen der Erde und richte sie empor, dass sie sich um Gott ranken. Die Rettung von Seelen ist von größerer Bedeutung als die ganze Welt. Eine gerettete Seele, die ewig lebt und Gott und das Lamm immerdar preisen wird, hat größeren Wert als Millionen in irdischer Währung. Reichtum versinkt in Bedeutungslosigkeit, verglichen mit dem Wert der Seelen, für die Christus starb. Du bist vorsichtig und wirst nicht übereilt handeln. Bringe Opfer für die Wahrheit und werde reich in Gott. Möge der Herr dir beistehen, rasche Fortschritte zu machen und ewige Dinge richtig einzuschätzen. Z2.246.2 Teilen

Deine Kinder benötigen ein tieferes Gnadenwerk an ihren Herzen. Sie müssen Ernsthaftigkeit und Charakterfestigkeit entwickeln. Wenn sie sich Gott übergeben, können sie gut sein und einen rettenden Einfluss auf ihre Gefährten ausüben. Z2.246.3 Teilen

Die Armen sollen nicht empfinden, dass sie nichts tun können, weil sie nicht so reich sind wie ihre Geschwister. Sie können auf manche Art und Weise Opfer bringen. Sie können sich selbst verleugnen. Sie können ein geheiligtes Leben führen und durch ihre Worte und ihr Verhalten ihren Erlöser ehren. Besonders Schwestern können einen starken Einfluss ausüben, wenn sie ihren Klatsch aufgeben und ihre Zeit mit Wachen und Beten verbringen. Sie können Gott verherrlichen. Sie können ihr Licht anderen scheinen lassen, indem diese ihre guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel preisen. Z2.246.4 Teilen

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Als Illustration des Versäumnisses eurerseits, Gottes Werk zu verrichten, wie es euer Vorrecht war, wurde ich auf die Worte hingewiesen: „Fluchet der Stadt Meros, sprach der Engel des Herrn, fluchet ihren Bürgern, dass sie nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden!“ Richter 5,23. Was tat Meros? Nichts, und das war ihre Sünde. Sie kamen dem Herrn nicht zu Hilfe wider den Mächtigen. Z2.247.1 Teilen

Kapitel 36: Sentimentalität und Heiratsvermittlung

Liebe Schwester K, im Gesicht, das mir letzten Juni gegeben wurde, sah ich, dass du einen entschlossenen Charakter und Absichten besitzt, die schon an Halsstarrigkeit grenzen. Du bist nicht gewillt, dich leiten zu lassen, und doch möchtest du Gottes Willen gerne wissen und tun. Du bist selbstbetrogen, du kennst dein eigenes Herz nicht. Du hast geglaubt, dein Wille sei dem Willen Gottes untertan, aber hierin hast du falsch geurteilt. Du bist Schwierigkeiten begegnet und hast deinen Gedanken gestattet, bei enttäuschten Hoffnungen zu verweilen. Seit einigen Jahren hat dein Leben eine eigentümliche Wendung genommen. Du scheinst von Unrast umhergetrieben zu werden. Du bist nicht glücklich gewesen, obwohl in deiner Umgebung nichts ist, das einen düsteren Schatten auf dich wirft. Du hast deine Gedanken nicht dazu erzogen, bei freundlichen Gegenständen zu verweilen. Du bist imstande, einen starken Einfluss zu Gunsten der Wahrheit auszuüben, wenn du deine Gedanken dazu erziehst, in rechten Bahnen zu gehen. All deine Worte und Taten sollen darauf gerichtet sein, deinen Erlöser zu ehren, seine Liebe zu erhöhen und seine Schöne zu bekunden. Z2.247.2 Teilen

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Du bist einem traurigen Irrtum verfallen, der in diesem verdorbenen Zeitalter so vorherrschend ist, speziell bei Frauen. Du fühlst dich zu sehr zu Männern hingezogen. Du liebst ihre Gesellschaft. Deine Aufmerksamkeit ihnen gegenüber ist schmeichelhaft, und du ermutigst oder gestattest eine Vertraulichkeit, die nicht immer mit der Ermahnung des Apostels, allen bösen Schein zu meiden, übereinstimmt. Z2.248.1 Teilen

Du hast keine rechte Selbsterkenntnis. Du wandelst im Finstern. Du hast etwas mit Heiratsvermittlung zu tun gehabt. Das ist eine sehr zweifelhafte Angelegenheit, denn du kennst nicht die Herzen. Du magst einen sehr schlechten Dienst verrichten und den großen Empörer in seinem Werk der Heiratsvermittlung unterstützen. Er ist sehr eifrig beschäftigt, Einfluss auf solche auszuüben, die völlig ungeeignet sind, ihre Interessen miteinander zu verbinden. Er frohlockt, denn durch dieses Werk kann er mehr Elend und hoffnungsloses Weh über die menschliche Familie bringen, als durch Ausübung seiner Geschicklichkeit auf jede andere Weise. Z2.248.2 Teilen

Du hast viele Briefe geschrieben, was dich sehr angestrengt hat. Deine Briefe befassten sich ein wenig mit unserem Glauben und unserer Hoffnung; aber vermischt mit diesem hast du Fragen aufgeworfen und Vermutungen angestellt, ob dieser oder jener heiraten wollte und hast diesbezüglich bestimmte Vorschläge gemacht. Du scheinst viel über vorgesehene Heiraten zu wissen, und du sprichst und schreibst von diesen Dingen. Dies fügt dir selbst Schaden zu. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ Matthäus 12,34. Du warst sehr ungerecht gegen dich selbst, indem du deine Gedanken und Worte bei Liebe und Heirat verweilen ließest. Du bist nicht glücklich gewesen, weil du nach Glück getrachtet hast. Das bringt dir keinen Nutzen. Wenn du ernstlich bestrebt bist, deine Pflicht zu tun und anderen zu dienen, wirst du innerlich zur Ruhe kommen. Deine Gedanken drehen sich ums eigene Ich. Du musst davon Abstand nehmen, indem du versuchst, die Lasten anderer zu erleichtern. Wenn du andere glücklich machst, wirst auch du glücklich und froh sein. Z2.248.3 Teilen

Du besitzt eine krankhafte Einbildungskraft. Du glaubst krank zu sein, aber das ist mehr Einbildung als Wirklichkeit. Du bist dir selbst untreu geworden. Du hast dich mit jungen Männern unterhalten und ihnen gestattet, sich in deiner Gegenwart Freiheiten herauszunehmen, die nur einem Bruder zustehen. Es wurde mir gezeigt, dass dein Einfluss in ... nicht so war, wie es sein sollte. Du hast deinen Gedanken gestattet, sich auf niederer Ebene zu bewegen. Du konntest plaudern, lachen und Unsinn daherreden, der eines Christen unwürdig ist. Dein Verhalten ließ sehr zu wünschen übrig. Du betrugst dich wie ein Mensch ohne Rückgrat. Du stütztest dich halb auf andere. Eine solche Haltung nimmt eine Dame nicht in Gegenwart anderer ein. Du hättest sehr wohl gehen und aufrecht sitzen können wie andere, wenn du nur gewollt hättest. Der Zustand deines Gemüts verführt dich zu Trägheit und zur Scheu vor Anstrengung, während gerade Bewegung sich als großes Hilfsmittel für deine Wiederherstellung erweisen würde. Du wirst niemals gesunden, wenn du nicht die lustlose, träumerische Gemütsverfassung ablegst und dich dazu zwingst, zu arbeiten, so lange der Tag währt. Denke und plane nicht nur, sondern handle. Lenke deine Gedanken ab von romantischen Projekten. Du vermengst mit deiner Religion eine romantische, liebeskranke Gefühlsduselei, die nicht erhebt, sondern nur erniedrigt. Dies übt nicht nur auf dich selbst einen Einfluss aus, sondern auch auf andere, die durch dein Beispiel angesteckt werden. Z2.248.4 Teilen

249

Du neigst von Natur aus zur Frömmelei. Wenn du dein Gemüt erziehen würdest, bei erhabenen Themen zu verweilen, die nichts mit dir selbst zu tun haben, sondern himmlischer Natur sind, könntest du noch von Nutzen sein. Aber viel Zeit deines Lebens hast du mit Träumereien, in Zukunft ein großes Werk zu tun, vergeudet, während gegenwärtige Pflichten, so gering sie dir erscheinen mögen, versäumt wurden. Du hast dich als untreu erwiesen. Der Herr wird dir kein größeres Werk anvertrauen, bis du die Arbeit, die vor dir liegt, gesehen und bereitwillig und freudig getan hast. Wenn das Herz nicht bei der Arbeit ist, wird sie sich mühsam dahinschleppen, was es auch für Arbeit sein mag. Der Herr prüft unsere Fähigkeit, indem er uns zunächst kleine Pflichten auferlegt. Wenden wir uns von diesen Pflichten unzufrieden und murrend ab, wird uns nicht mehr anvertraut, bis wir diese geringen Aufgaben freudig erfüllen und sie gut verrichten. Dann erst werden uns größere Verantwortlichkeiten auferlegt. Z2.249.1 Teilen

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Dir wurden Zentner anvertraut, nicht zum Vergeuden, sondern dass du sie zu den Wechslern tust, damit der Meister sie bei seinem Kommen mit Zinsen zurückbekommt. Gott hat diese Zentner nicht wahllos ausgeteilt. Er hat dieses heilige Pfand nach dem Vermögen seiner Knechte ausgeteilt. „Jedem seine Arbeit.“ Er gibt unparteiisch und erwartet dementsprechend Rückerstattung. Wenn alle ihre Pflicht nach dem Maß ihrer Verantwortung erfüllen, wird das ihnen Anvertraute, sei es viel oder wenig, verdoppelt. Ihre Treue wird geprüft und erprobt, und sie ist Beweis ihrer klugen Haushalterschaft und ihrer Würdigkeit, mit dem wahren Reichtum betraut zu werden, nämlich mit der Gabe des ewigen Lebens. Z2.250.1 Teilen

Auf der Konferenz in New York, Oktober 1868, wurden mir viele vorgeführt, die nichts tun, aber Gutes vollbringen könnten. Es wurde mir eine Klasse von Gläubigen gezeigt, die sich großzügiger Impulse, frommer Gefühle und einer Liebe, Gutes zu tun, wohl bewusst waren, gleichzeitig aber nichts taten. Sie hegen selbstgefällige Empfindungen und schmeicheln sich, dass sie ein großes und gutes Werk tun könnten und wollten, wenn sich nur die Gelegenheit dazu böte und die Umstände günstig wären. Sie wollen jedoch die Gelegenheit abwarten. Sie verachten die Kleinlichkeit des armen Geizhalses, der die Bedürftigen mit einem armseligen Almosen abspeist. Sie sehen, dass er nur für sich selbst lebt und nicht aufgefordert werden will, anderen Gutes zu tun. Er will andern mit den Gaben seines Einflusses und seiner Mittel nicht beistehen, die ihm zum Gebrauch, aber nicht zum Missbrauch, anvertraut wurden oder um sie in der Erde zu vergraben. Diejenigen, die sich ihrer Selbstsucht und ihrem Geiz hingeben, sind verantwortlich für ihre Knauserigkeit und die Gaben, die sie missbräuchlich verwenden. Aber mehr verantwortlich sind jene, die wohltätige Empfindungen haben und geistliche Dinge rasch erfassen, wenn sie unwillig bleiben, auf Gelegenheiten warten, die ihrer Auffassung nach noch nicht gekommen sind, und dann ihre Bereitwilligkeit mit der Unwilligkeit des Geizhalses vergleichen und ihren Zustand als besser einschätzen als den ihres geizigen Nachbarn. Solche betrügen sich selbst. Der bloße Besitz von Fähigkeiten, die nicht benutzt werden, vermehrt nur ihre Verantwortung; und wenn sie ihres Meisters Gaben unbenutzt lassen oder horten, ist ihr Zustand nicht besser als der ihres Nachbarn, für den sie solche Verachtung empfinden. Zu ihnen wird gesagt werden: Ihr kanntet eures Meisters Willen, habt ihn aber nicht getan. Z2.250.2 Teilen

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Hättest du deine Gedanken dazu erzogen, sich mit erhabenen Gegenständen zu befassen und über himmlische Themen nachzusinnen, hättest du viel Gutes ausrichten können. Du hättest einen Einfluss auf andere ausüben können, ihre selbstsüchtigen Gedanken und ihre weltliche Haltung in Kanäle geistlicher Gesinnung zu leiten. Wären deine Zuneigung und deine Gedanken dem Willen Christi unterworfen, wärst du zum Gutestun befähigt. Deine Einbildungskraft ist krank, weil du ihr gestattet hast, sich in verbotenen Bahnen zu bewegen und träumerisch zu werden. Tagträumerei und das Bauen von Luftschlössern haben dich zur Brauchbarkeit unfähig gemacht. Du hast in einer Welt der Einbildung gelebt. Du bist ein imaginärer Märtyrer und imaginärer Christ. Z2.251.1 Teilen

Im heutigen Zeitalter der Welt gibt es unter den Jugendlichen viel von dieser niedrigen Gefühlsduselei, die sich mit ihrer religiösen Erfahrung vermischt. Meine Schwester, Gott fordert von dir eine Umgestaltung. Ich bitte dich inständig, bringe deine Neigung auf ein höheres Niveau. Weihe deine geistigen und körperlichen Kräfte dem Dienst deines Erlösers, der dich erkauft hat. Heilige deine Gedanken und deine Gefühle, damit all deine Werke in Gott getan sind. Z2.251.2 Teilen

Du befindest dich in einer traurigen Täuschung. Gott möchte, dass du jeden Gedanken und jede Absicht deines Herzens einer Prüfung unterziehst. Gehe ehrlich mit dir selbst um. Wären deine Zuneigungen auf Gott gerichtet gewesen, wie er es fordert, hättest du nicht durch solche Prüfungen gehen müssen, wie es der Fall gewesen ist. Du bist ruhelos, und das wird sich auch nicht ändern, bis deine Gedanken in eine andere Richtung gehen, bis Tagträumerei und das Bauen von Luftschlössern aufhören und du die Arbeit der Gegenwart verrichtest. Z2.251.3 Teilen

252

In deinen Briefen, die du schreibst, sprich nicht mehr von Ehestiften und von Vermutungen über das Heiraten deiner Freunde. Der Ehebund ist heilig, aber in diesem entarteten Zeitalter verdeckt er Verdorbenheiten jeder Beschreibung. Die Ehe wird missbraucht und ist zu einer Sünde geworden, die heute eines der Zeichen der letzten Tage bildet, ebenso wie die Eheschließungen vor der Sintflut, die damals eine Sünde darstellten. Satan ist fortwährend bemüht, unerfahrene Jugendliche anzutreiben, übereilt eine eheliche Verbindung einzugehen. Aber je weniger wir uns über die Ehen freuen, die heute geschlossen werden, desto besser. Wenn die heilige Natur und die Anforderungen der Ehe verstanden werden, wird sie selbst jetzt noch vom Himmel gutgeheißen, und das Resultat bedeutet Glück für beide Parteien, und Gott wird verherrlicht werden. Möge der Herr dich befähigen, das Werk zu verrichten, das vor dir liegt. Z2.252.1 Teilen

Ich bin dabei, über dieses verkehrte, betrügliche Werk zu schreiben, das unter dem Deckmantel der Religion betrieben wird. Die Fleischeslust beherrscht Männer und Frauen. Der Verstand ist durch verkehrte Gedanken und Gefühle moralisch verdorben. Und doch hat die betrügerische Macht Satans ihre Augen so verblendet, dass getäuschte Seelen sich schmeicheln, sie seien geistlich gesinnt und besonders geheiligt, während ihre religiöse Erfahrung mehr aus liebeskranker Gefühlsduselei als aus Reinheit, wahrer Frömmigkeit und Demut der Seele besteht. Ihr Gemüt ist nicht vom eigenen Ich entleert und geübt und veredelt, indem sie durch gute Werke anderen zum Segen werden. „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt erhalten.“ Jakobus 1,27. Wahre Religion veredelt den Verstand, läutert den Geschmack, heiligt das Urteilsvermögen und macht ihren Besitzer zum Teilhaber der Reinheit und des Einflusses vom Himmel. Sie zieht die Engel an und trennt mehr und mehr vom Geist und Einfluss der Welt. Z2.252.2 Teilen

Kapitel 37: Strenge in der Leitung der Familie
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Bruder L, im letzten Juni wurde mir gezeigt, dass du Korrekturen in deinem Verhalten vorzunehmen hast. Du erkennst dich selbst nicht. Dein Leben ist ein Fehlschlag gewesen. Du behandelst deine Familie nicht klug und barmherzig. Du bist zu streng. Wenn du so weitermachst wie bisher, wirst du das Leben deiner Frau verkürzen und deine Kinder werden dich nicht lieben, sondern fürchten. Du glaubst, du handelst nach christlicher Vernunft, aber darin betrügst du dich selbst. Z2.253.1 Teilen

Du hast eigenartige Ansichten, was die Führung deiner Familie anbelangt. Du übst eine unabhängige despotische Herrschaft aus, die niemand in deiner Umgebung seinen freien Willen lässt. Du denkst, als Haupt der Familie seist du hinlänglich geeignet, alle Familienmitglieder nach deinem Kopf zu regieren, wie eine Maschine von den Händen des Arbeiters in Bewegung gesetzt wird. Du diktierst und maßt dir Autorität an. Dies missfällt dem Himmel und macht die mitleidigen Engel traurig. Du hast dich in deiner Familie verhalten, als wärst du allein fähig zur Selbstverwaltung. Du hast dich verletzt gefühlt, dass deine Frau es wagt, sich deiner Meinung zu widersetzen oder deine Entscheidungen in Frage zu stellen. Z2.253.2 Teilen

Nach viel Langmut ihrerseits und geduldiger Nachsicht gegenüber deinen Launen hat sie sich gegen die ungerechte Autoritätsanmaßung empört. Sie ist nervös und zerstreut geworden und hat Verachtung gegenüber deinem Verhalten gezeigt. Du hast dies Betragen von ihrer Seite in den schlimmsten Farben geschildert, hast sie der Sünde beschuldigt und gesagt, sie lasse sich vom Geist des Teufels leiten, wo die Schuld doch bei dir zu finden ist. Du hast sie beinahe zur Verzweiflung gebracht, und sie dann damit verhöhnt. Wie leicht wäre es für dich gewesen, ihr Leben froh und angenehm zu gestalten. Doch du hast das Gegenteil getan. Z2.253.3 Teilen

Du bist träge gewesen. Du warst nicht bestrebt, die Kräfte anzuwenden, die dir der Herr verliehen hat. Diese sind dein Kapital. Ein vernünftiger Gebrauch dieser Kräfte und Gewohnheiten der Ausdauer und des Fleißes würden dich zur Erlangung der Bequemlichkeiten des Lebens befähigt haben. Du hast geirrt und angenommen, dass Stolz deine Frau veranlasst, mehr Behaglichkeit in ihrem Heim zu wünschen. Du hast sie sehr eingeschränkt und knapp gehalten. Sie benötigt eine größere Auswahl an Lebensmitteln zu ihrer Ernährung, einen reichlicher gedeckten Tisch. In ihrem Haushalt benötigt sie Dinge, so bequem und angenehm wie du es eben machen kannst, Dinge, die ihre Arbeit erleichtern. Du hast die Sache ganz verkehrt angesehen. Du hast gedacht, dass beinahe alles, was essbar ist, gut genug zum Leben sei, wenn du selbst damit auskamst und deine Kraft erhalten konntest. Du hast Nachdruck darauf gelegt, dass magere Kost das richtige für deine Frau sei. Aber sie kann kein gutes Blut und Fleisch bilden und mit der Kost gedeihen, auf welche du dich beschränkst. Nicht alle Personen können mit der gleichen Nahrung bestehen wie andere, selbst, wenn sie auf die gleiche Art zubereitet ist. Z2.253.4 Teilen

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Du bist in Gefahr, ein Fanatiker zu werden. Dein Körper war imstande, sehr raue, ärmliche Kost in gutes Blut umzuwandeln. Deine blutbildenden Organe befinden sich in guter Verfassung. Aber deine Frau benötigt eine ausgewähltere Nahrung. Gib ihr die gleiche Kost, die dein Körper in gutes Blut umwandeln kann, und ihr Organismus kann sie nicht verarbeiten. Ihr mangelt es an Lebenskraft. Deshalb benötigt sie eine reichhaltige, stärkende Ernährung. Sie sollte eine gute Auswahl an Früchten haben und nicht Tag für Tag auf die gleichen Dinge beschränkt sein. Sie hat einen schwachen Halt am Leben. Sie ist krank, und die Bedürfnisse ihres Körpers sind sehr verschieden von denen eines Gesunden. Z2.254.1 Teilen

Bruder L, du beanspruchst beachtliche Würde. Hast du diese Würde auch verdient? O nein! Du hast sie dir zugeeignet. Du liebst deine Bequemlichkeit. Du und harte Arbeit — ihr stimmt nicht überein. Wärst du nicht so träge in deinem Geschäft gewesen, könntest du über manche Bequemlichkeit des Lebens verfügen, die du jetzt entbehren musst. Du hast deiner Frau und deinen Kindern durch deine trägen Gewohnheiten Unrecht zugefügt. Stunden, die mit emsiger Arbeit hätten zugebracht werden sollen, wurden von dir mit Geschwätz, Lesen und eitlem Müßiggang vergeudet. Z2.254.2 Teilen

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Du bist ebenso verantwortlich für dein Kapital an Kraft wie der Reiche für seinen Reichtum. Ihr beide seid Haushalter. Jedem ist ein Werk zugewiesen. Du darfst deine Kraft nicht missbrauchen, sondern sollst sie anwenden, dass du die Bedürfnisse deiner Familie großzügig befriedigen kannst und dass du etwas hast, um Gottes Werk der gegenwärtigen Wahrheit zu fördern. Du hast gesehen, dass in ... Stolz, Aufwand und Eitelkeit existieren, und du warst entschlossen, dass dein Beispiel diesen Stolz und diese Verschwendung nicht unterstützen soll. In deinem Bemühen, so zu handeln, ist deine Sünde jedoch ebenso groß, nur in anderer Richtung. Z2.255.1 Teilen

Deine religiöse Erfahrung ist sehr fehlerhaft. Du hast dich als Beobachter betätigt, der über das Zukurzkommen und die Fehler anderer wacht, und weil du Verkehrtheiten in ihnen siehst, hast du dich über sie erhoben. Du bist vorsichtig und ehrlich im Handel gewesen, und wenn du Nachlässigkeit in dieser Hinsicht bei anderen bemerkt hast, die ein hohes Bekenntnis ablegen, hast du ihr Unrecht mit deinen Geschäftsprinzipien verglichen und in deinem Herzen gesagt: „Ich bin besser als sie.“ Aber zur gleichen Zeit hieltest du dich von der Gemeinde entfernt, wachtest und fandest Fehler, tatest aber nichts, um dem Herrn zu Hilfe zu kommen und das Übel zu beseitigen. Du hattest einen Maßstab, nach dem du andere richtetest. Wenn sie deinen Ideen nicht entsprachen, hatten sie nicht deine Sympathie. Du verfielst in Selbstgefälligkeit. Z2.255.2 Teilen

Deine religiöse Erfahrung ist von Strenge gekennzeichnet. Würde Gott mit dir so verfahren, wie du jene in der Gemeinde behandelt hast, die du im Irrtum glaubtest, und wie du mit deiner eigenen Familie verfährst, wäre es in der Tat schlecht um dich bestellt. Aber ein barmherziger Gott, der von zartem Mitgefühl ist und dessen liebevolle Freundlichkeit sich nicht ändert, hat dir vergeben und dich nicht verworfen noch dich deiner Übertretungen, deiner zahllosen Irrtümer und deines Abfalls wegen beiseite geschoben. O nein! Er liebt dich immer noch. Z2.255.3 Teilen

Hast du je ernstlich daran gedacht: „Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden“? Du hast in ... Stolz, Eitelkeit und einen weltlichen Geist in einigen gesehen, die sich Christen nennen. Dies ist ein großes Übel; und weil dieser Geist gepflegt wird, sind die Engel betrübt. Diejenigen, die auf diese Weise die Ungeheiligten nachahmen, zerstreuen von Christo, und das Blut von Seelen klebt an ihren Kleidern. Wenn sie diesen Weg weiter verfolgen, werden sie ihre eigene Seele verlieren und werden eines Tages zu spüren bekommen, was es heißt, an anderen Seelen schuldig zu sein, die durch ihren ungeheiligten Lebenswandel in die Irre geführt wurden, während sie vorgaben, durch religiöse Grundsätze geleitet zu werden. Z2.255.4 Teilen

256

Du hast guten Grund, über den Stolz und den Mangel an Einfachheit bei denen, die sich zu besseren Dingen bekennen, betrübt zu sein. Aber du hast auf andere aufgepasst und über ihre Fehler und Verkehrtheiten gesprochen und dabei deine eigene Seele vernachlässigt. Du bist nicht verantwortlich für irgendeine Sünde deiner Geschwister, es sei denn, dass dein Beispiel sie zum Straucheln gebracht und ihre Füße vom schmalen Pfad hinweggeführt hat. Dir steht ein großes und feierliches Werk bevor, dich selbst zu beherrschen und zu besänftigen, sanftmütig und von Herzen demütig zu werden, dich zum Zartgefühl zu erziehen, mitleidsvoll mit deiner Familie umzugehen, und jenen edlen Geist und wahre Großmut der Seele zu besitzen, die alle Kleinlichkeit verabscheut. Z2.256.1 Teilen

Du hast gedacht, dass zu viel Mühe auf das Versammlungshaus angewandt wurde und hast Bemerkungen fallen lassen über unnötige Ausgaben. Diese spezielle Gewissenhaftigkeit deinerseits ist völlig unnötig. Es gibt nichts in dem Haus, was mit zu viel Sorgfalt, zu viel gutem Geschmack und zu viel Ordnung bereitet wurde. Die Arbeit ist nicht zu gut gemacht. Die Anordnung ist nicht übertrieben. Beachten jene, die über dieses Haus der Anbetung murren, für wen es erbaut wurde? Es wurde errichtet, um Gottes Haus zu sein, ihm geweiht zu werden, ein Platz, wo sich die Geschwister versammeln, um Gott zu begegnen. Viele handeln so, als ob der Schöpfer Himmels und der Erde, der alles Liebliche und Schöne in der Welt geschaffen hat, daran Gefallen fände, wenn ihm ein Haus errichtet wird, dem es an Ordnung und Schönheit mangelt. Einige bauen große und kostspielige Häuser für sich selbst, können es sich aber nicht leisten, viel auf ein Haus zu verwenden, das sie Gott weihen wollen. Jeder Dollar in ihren Händen ist des Herrn. Er hat ihnen das Geld für eine kurze Zeit geliehen, um es zu seiner Verherrlichung anzuwenden. Sie aber geben diese Mittel zur Förderung des Werkes Gottes, als ob jeder so verausgabte Dollar ein totaler Verlust wäre. Z2.256.2 Teilen

257

Gott möchte von seinen Kindern nicht, dass sie Mittel ausgeben für bloße Schau oder Ausschmückungen; wenn sie ihm aber ein Haus zurichten, wo er seinem Volk begegnen will, dann soll dies von schlichter Eleganz, Ordnung, Geschmack und einfacher Schönheit gekennzeichnet sein. Diejenigen, die ein Haus für Gott bauen, sollten größeres Interesse, mehr Sorgfalt und Geschmack in seiner Anordnung an den Tag legen, als der Zweck für den es errichtet wird erhabener und heiliger ist, als das Bauen eines gewöhnlichen Wohnhauses. Z2.257.1 Teilen

Der Herr liest die Absichten und Vorhaben der Menschen. Diejenigen, welche erhabene Ansichten von seinem Charakter haben, werden ihr höchstes Vergnügen darin finden, dass alles, was in irgendeiner Verbindung zu ihm steht, auf allerbeste Art und Weise ausgeführt wird und von ausgewähltem Geschmack zeugt. Jene jedoch, die geizig ein ärmlicheres Haus errichten, um es Gott zu weihen, als sie für sich selbst akzeptieren würden, um darin zu wohnen, zeigen dadurch ihren Mangel an Ehrfurcht vor Gott und heiligen Dingen. Ihre Werke zeigen, dass ihnen ihre eigenen Belange wichtiger sind, als Angelegenheiten geistlicher Natur. Ewige Dinge nehmen bei vielen den zweiten Platz ein. Es wird nicht für notwendig angesehen, gute und zweckdienliche Dinge zum Gebrauch im Dienste Gottes zu haben; aber sie werden als sehr wichtig eingestuft, wenn es sich um das irdische Leben dreht. Die Menschen offenbaren die wahre Natur der Prinzipien, von denen sie sich leiten lassen. Z2.257.2 Teilen

Viele unserer Geschwister sind in ihren Ansichten engstirnig geworden. Ordnung, Sauberkeit, Geschmack und Zweckmäßigkeit werden Stolz und Liebe zur Welt gleichgestellt. Hier liegt ein Irrtum vor. Eitler Stolz, der sich durch auffällige Putzsucht und nutzlosen Schmuck bekundet, gefällt Gott nicht. Aber er, der für den Menschen eine wunderbare Welt erschuf, der in Eden einen lieblichen Garten mit einer großen Auswahl an Bäumen mit Früchten und zur Zier pflanzte und die Erde mit lieblichen Blumen in vielerlei Farben schmückte, hat ausgiebigen Beweis geliefert, dass er das Schöne liebt. Doch wird er von den ärmsten seiner Kinder das bescheidenste Opfer akzeptieren, wenn es das Beste ist, was sie ihm zu geben vermögen. Der Herr nimmt die Aufrichtigkeit der Seele an. Der Mensch, in dessen Herzen Gott den Thron einnimmt, erhaben über alles andere, wird von einer völligen Unterwerfung seines Willens unter den göttlichen Willen geleitet werden, und wird sich vollkommen seiner Herrschaft und Regierung unterordnen. Z2.257.3 Teilen

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Kurzsichtige Sterbliche können Gottes Wege und Werke nicht begreifen. Ihre Blicke sind nicht zum Himmel gerichtet, wie es der Fall sein sollte. Sie hegen keine erhabenen Ansichten über ewige Dinge. Sie betrachten diese mit umwölkten Sinnen. Sie finden keine Ergötzung darin, Gottes Liebe, die Herrlichkeit und Pracht des Himmels, den erhabenen Charakter der heiligen Engel und die Majestät und unaussprechliche Lieblichkeit Jesu, unseres Erlösers, zu betrachten. Sie haben ihre Augen so lange auf irdische Dinge gerichtet, dass ewige Szenen ihnen unbestimmt und undeutlich erscheinen. Sie haben beschränkte Ansichten von Gott, Himmel und Ewigkeit. Z2.258.1 Teilen

Heilige Dinge werden irdischen gleichgestellt. Deshalb offenbaren Menschen Gott gegenüber den gleichen habsüchtigen, engherzigen Geist wie im Umgang mit ihren Mitmenschen. Ihre Opfer für den Herrn sind lahm, krank und mangelhaft. Sie berauben ihn auf gleiche Weise wie sie ihre Mitmenschen berauben. Ihre Gemüter erreichen keinen hohen moralischen Stand, sondern bewegen sich auf niedriger Ebene. Sie atmen ständig die unreinen Ausdünstungen der Niederungen der Erde ein. Z2.258.2 Teilen

Bruder L, du beherrschst deine Familie mit eiserner Rute. Du gehst streng mit deinen Kindern um. Durch dieses Verhalten wirst du nicht die Liebe deiner Kinder ernten. Du bist nicht zärtlich, liebevoll, herzlich und höflich zu deiner Frau, sondern barsch, anklagend und tadelsüchtig. Eine gut verwaltete, ordentliche Familie ist Gott und dienstbaren Engeln wohlgefällig. Du musst lernen, ein Heim ordentlich, behaglich und angenehm zu gestalten. Dann schmücke das Heim mit schicklicher Würde. Die Kinder werden diesen Geist verspüren, und ihr beide werdet bereitwilliger Ordnung, Regelmäßigkeit und Gehorsam von ihrer Seite erwarten können. Z2.258.3 Teilen

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Bruder L, hast du daran gedacht, was ein Kind ist und wohin es geht? Deine Kinder sind die jüngeren Glieder der Familie des Herrn — Brüder und Schwestern, die dir dein himmlischer Vater anvertraut hat, damit du sie für den Himmel erziehst und heranbildest. Wenn du sie so rau anfasst, wie es oft geschieht, denkst du daran, dass Gott dich dafür zur Verantwortung ziehen wird? Du sollst deine Kinder nicht so hart behandeln. Ein Kind ist kein Pferd oder Hund, die du nach deinem anmaßenden Willen dirigieren oder mit dem Stecken, einer Peitsche oder mit Schlägen deiner Hand zur Unterwerfung zwingen kannst. Einige Kinder haben ein so ungezügeltes Temperament, dass sie eine fühlbare Strafe brauchen, aber sehr viele Fälle werden durch diese Art der Zucht nur verschlimmert. Z2.259.1 Teilen

Du musst Selbstbeherrschung üben. Strafe deine Kinder nie, wenn du ungeduldig oder ärgerlich bist oder unter dem Einfluss von Leidenschaft stehst. Strafe sie mit Liebe und zeige ihnen, dass es dir keine Freude macht, ihnen Schmerzen zu bereiten. Erhebe nie deine Hand wider sie, ihnen einen Schlag zu versetzen, wenn du dich nicht mit gutem Gewissen vor Gott beugen und ihn um seinen Segen zu dieser Korrektur, die du vornehmen willst, anflehen kannst. Ermutige Liebe im Herzen deiner Kinder. Stelle ihnen hohe und rechte Beweggründe der Selbstbeherrschung vor Augen. Erwecke bei ihnen nicht den Eindruck, dass sie sich der Kontrolle unterwerfen müssen, weil es dein despotischer Wille ist, weil sie schwach sind, du aber stark bist, und weil du der Vater bist und sie die Kinder sind. Wenn du deine Familie ruinieren willst, dann fahre fort, sie mit brutaler Gewalt zu beherrschen, und der Erfolg wird dir sicher sein. Z2.259.2 Teilen

Deine Frau ist weichherzig und leicht erregt. Sie fühlt die Härte deiner Strafe und dies verleitet sie zum anderen Extrem. Sie versucht deiner Strenge entgegenzuwirken, und du bemängelst es als große Pflichtvergessenheit ihrerseits, ihre Kinder unter Kontrolle zu halten. Du glaubst, sie verwöhne sie, sei zu nachsichtig und zu weich. Du kannst ihr in dieser Hinsicht nicht helfen, solange du dich nicht selbst korrigierst und jenes elterliche Zartgefühl in deiner Familie offenbarst, wie es sich gebührt. Es ist dein verkehrtes Verhalten, das deine Frau veranlasst, zu weich in ihrer Erziehung zu sein. Du musst deine Natur besänftigen. Du musst durch den Einfluss des Geistes Gottes veredelt werden. Du benötigst eine gründliche Bekehrung. Dann kannst du aus rechten Prinzipien handeln. Du musst der Liebe Eingang in deiner Seele verschaffen und gestatten, dass sie die Stelle deiner angemaßten Würde einnimmt. Das eigene Ich muss sterben. Z2.259.3 Teilen

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Deine Frau braucht Zärtlichkeit und Liebe. Der Herr liebt sie. Sie ist dem Himmelreich viel näher als du. Aber sie stirbt dahin in Zentimetern, und du bist derjenige, der ihr langsam das Leben nimmt. Wenn du willst, kannst du ihr Leben glücklich machen. Du kannst sie ermutigen, sich auf deine große Zuneigung zu stützen, ihr Vertrauen in dich zu setzen und dich zu lieben. Du entfremdest ihr Herz von dir. Sie schreckt davor zurück, vor dir ihre Gefühle zu offenbaren, denn du hast über ihre Ängste gespottet und prahlerisch deine Meinung geäußert, als wäre sie das einzig Richtige. Ihre Hochachtung vor dir wird mit Sicherheit schwinden, wenn du deinen Kurs beibehältst wie bisher. Und wenn erst der Respekt verloren gegangen ist, wird auch die Liebe nicht mehr lange bleiben. Z2.260.1 Teilen

Ich bitte dich allen Ernstes, eine völlige Kehrtwendung zu machen, dich zu demütigen und zu bekennen, dass du deiner Frau Unrecht zugefügt hast. Sie ist nicht vollkommen. Sie hat Fehler, aber sie wünscht aufrichtig Gott zu dienen und geduldig dein Verhalten ihr und deinen Kindern gegenüber zu ertragen. Du bist schnell dabei, die Fehler deiner Frau zu entdecken, und wenn du einen Makel aufschnappen kannst, wirst du es tun. Sie ist schwach, aber mit ihrer geringen Stärke verherrlicht sie Gott mehr als du mit deiner großen Kraft. Z2.260.2 Teilen

Kapitel 38: Ein Brief zum Geburtstag
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Mein lieber Sohn! Ich schreibe dir dies zu deinem neunzehnten Geburtstag. Wir haben uns gefreut, dass du einige Wochen bei uns sein konntest. Du wirst uns nun verlassen, begleiten aber werden dich unsere Gebete. Z2.261.1 Teilen

Heute vollendest du wieder ein Lebensjahr. Welchen Rückblick kannst du darüber halten? Bist du im Glaubensleben gewachsen? Hast du an geistlicher Gesinnung zugenommen? Hast du alle Selbstsucht samt den Lüsten und Begierden abgelegt? Hat dein Interesse am Studium der Heiligen Schrift zugenommen? Hast du deine Gefühle und deinen Eigensinn entscheidend bezwingen können? Wie lautet der Bericht über dein vergangenes Lebensjahr, das nun der Ewigkeit angehört und nie mehr zurückkehren kann? Z2.261.2 Teilen

Wenn du nun in ein neues Lebensjahr eintrittst, dann nimm dir ernsthaft vor, deinen Kurs vorwärts und aufwärts zu richten. Führe ein edleres und vortrefflicheres Leben als bisher! Setz dir zum Ziel, weniger deinen eigenen Interessen und Vergnügen nachzugehen als dem Fortschritt des Werkes Gottes zu dienen! Lass dich nicht in eine Stellung bringen, in der du ständig Hilfe benötigst und in der andere auf dich achten müssen, um dich auf dem schmalen Pfad zu halten! Du musst stark sein, um einen heiligenden Einfluss auf andere Menschen ausüben zu können. Dein Platz ist dort, wo sich dein Herz angesprochen fühlt, anderen Gutes zu tun, die Traurigen zu trösten, die Hilflosen zu stärken und dein Zeugnis für Christum abzulegen, sooft sich Gelegenheit dazu bietet. Ehre Gott in allen Dingen, immer und überall. Verbinde deine Religion mit allen Lebenslagen. Sei gründlich in allem, was du unternimmst! Z2.261.3 Teilen

Du hast die errettende Kraft Gottes nicht so erfahren, wie es hätte der Fall sein können, weil du die Verherrlichung Christi nicht zum Hauptziel deines Lebens gemacht hast. Lass jedes Vorhaben, das du planst, jede Arbeit, die du aufnimmst, und jedes Vergnügen, dessen du dich erfreust, zur Ehre Gottes gereichen! Die Sprache deines Herzens sei: O Gott, ich bin dein, um für dich zu leben, zu wirken und zu leiden. Z2.261.4 Teilen

262

Viele bekennen, sich auf des Herrn Seite zu befinden; doch in Wirklichkeit liegt das Schwergewicht ihres Tun und Lassens auf Satans Seite. Wodurch können wir unterscheiden, auf wessen Seite wir uns befinden? Wer besitzt unser Herz? Bei wem verweilen unsere Gedanken? Über wen unterhalten wir uns am liebsten? Wem gelten unsere innigsten Gefühle und besten Kräfte? Wenn wir uns auf der Seite des Herrn befinden, sind unsere Gedanken bei ihm, und er allein wird zum Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns. Freundschaft mit der Welt kennen wir nicht. Alles, was wir sind und haben, ist ihm geweiht. Wir sehnen uns danach, seinem Bild ähnlich zu werden, seinen Geist zu atmen, seinen Willen zu tun und ihm in allen Dingen zu gefallen. Z2.262.1 Teilen

Du solltest einen so entschiedenen Lebenswandel führen, dass sich niemand in dir täuschen kann. Ohne Entschlossenheit ist es dir nicht möglich, deine Umwelt zu beeinflussen. Deine Entschlüsse mögen gut und aufrichtig sein, aber sie werden erfolglos bleiben, wenn du Gott nicht zu deiner Stärke machst und selbst mit unerschütterlicher Zielstrebigkeit vorangehst. Deine Aufgabe sei, dein ganzes Herz im Werke Gottes einzusetzen und im christlichen Leben ernsthaft Erfahrungen zu sammeln. Folge dem beispielhaften Leben des Heilandes! Z2.262.2 Teilen

Du kannst nicht Gott und dem Mammon zu gleicher Zeit dienen. Entweder bist du völlig auf der Seite des Herrn oder auf der Seite des Feindes. „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ Matthäus 12,30. Das religiöse Leben mancher Menschen endet als Fehlschlag, weil sie immer hin und her schwanken und sich nicht entscheiden können. Häufig sind sie überzeugt und nahezu bereit, Gott alles auszuliefern, aber dann verlieren sie diese Bereitwilligkeit und fallen wieder zurück. Auf diese Weise verhärtet sich das Gewissen und wird gegenüber den Einwirkungen des Geistes Gottes immer unempfindlicher. Sein Geist, der warnt und überzeugt, wurde so lange missachtet, bis er sich betrübt zurückzog. Gott lässt sich nicht spotten. Er zeigt uns deutlich unsere Pflicht, und wenn wir versäumen, dem Licht zu folgen, wird es zu Finsternis. Z2.262.3 Teilen

Gott fordert dich auf, mit ihm in seinem Weinberg zu arbeiten. Beginne dort, wo du dich gerade befindest! Komm zum Kreuz, und dort sage dich los von aller Ichsucht, von der Welt und von jedem Götzen! Nimm Jesus ganz in dein Herz auf! Du befindest dich an einem Platz, wo es dir nicht leicht ist, die Hingabe zu bewahren und einen Einfluss auszuüben, der andere Menschen von Sünde, Vergnügen und Ausschweifung wegführt und sie auf den schmalen Weg bringt, der vom Herrn durch die Erlösung bereitet wurde, dass man darauf wandle. Z2.262.4 Teilen

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Unterwirf dich völlig dem Herrn; gib alles rückhaltlos hin, und trachte dann nach dem Frieden, welcher höher ist denn alle Vernunft. Nur wenn du in Christo lebst, kannst du von ihm Nahrung bekommen, sonst gleichst du einer vertrockneten Rebe. Dein Mangel an Reinheit und wahrer Heiligkeit kommt dir nicht zum Bewusstsein. Ernsthaft solltest du nach dem Heiligen Geist verlangen und aufrichtig darum beten. Du kannst nicht den Segen Gottes erwarten, ohne danach zu trachten. Wenn du alle dir erreichbaren Mittel benutzen würdest, verspürtest du ein Wachstum in der Gnade Gottes und könntest dich zu einem erhabeneren Leben aufschwingen. Z2.263.1 Teilen

Es ist für dich nicht selbstverständlich, geistliche Dinge zu lieben; doch du kannst dich dafür begeistern, wenn du dein Gemüt, die Kraft deines Wesens, in dieser Richtung schulst. Dir fehlt die Tatkraft. Wahre Erziehung besteht darin, unsere Fähigkeiten so einzusetzen, dass nützliche Ergebnisse erzielt werden. Warum vermag Religion unsere Aufmerksamkeit so wenig zu fesseln, während das weltliche Leben unsere Geistes- und Körperkräfte mit Beschlag belegt? Es kommt daher, weil die ganze Kraft unseres Seins in diese Richtung zielt. Wir haben uns so lange ernsthaft und nachdrücklich mit weltlichen Angelegenheiten beschäftigt, bis es für unsere Gedanken selbstverständlich ist, sich in dieser Richtung zu bewegen. Aus diesem Grunde finden es Christen so schwer, ein religiöses Leben zu führen und so leicht, der Welt zu dienen. Die Fähigkeiten sind daran gewöhnt worden, ihre Kraft auf diesem Gebiet anzuwenden. Im Glaubensleben hat man wohl den Wahrheiten aus Gottes Wort zugestimmt, doch fehlt es an der praktischen Durchführung dieser Wahrheiten im wirklichen Leben. Z2.263.2 Teilen

Man hat versäumt, Frömmigkeit und religiöses Gedankengut in die Erziehung einzubeziehen; denn sie sollten das ganze Wesen beeinflussen und beherrschen. Es fehlt die Gewohnheit, recht zu handeln. Hie und da ein Anlauf, ja, aber über göttliche Dinge bereitwillig und in natürlicher Weise nachzudenken, gehört nicht zum alles beherrschenden Grundsatz. Z2.263.3 Teilen

264

Es ist nicht nötig, geistlich zu verkümmern, wenn der Verstand fortgesetzt in geistlichen Dingen geübt wird. Jedoch dafür lediglich zu beten, kann den Erfordernissen eines solchen Falles niemals gerecht werden. Du musst deinen Geist daran gewöhnen, sich auch auf geistliche Dinge zu konzentrieren, denn die Übung stärkt dieses Bestreben. Viele bekenntliche Christen sind auf dem besten Wege, beide Welten zu verlieren. Halb Christ und halb Weltmensch zu sein, heißt, dass du nur zum hundertsten Teil ein Christ bist; der Rest ist weltlich. Z2.264.1 Teilen

Gott fordert ein Leben aus dem Geist. Doch Tausende rufen: „Ich weiß nicht, was mit mir ist. Mir fehlt die geistliche Kraft, und ich besitze nicht den Geist Gottes.“ Die gleichen Menschen aber werden munter und gesprächig, ja sogar beredt, wenn sie von weltlichen Angelegenheiten erzählen. Hör ihnen jedoch einmal in der Versammlung zu: Dort wissen sie nur ungefähr ein Dutzend Wörter mit kaum hörbarer Stimme zu sagen. Sie sind Männer und Frauen der Welt. Sie haben ihre weltlichen Neigungen so lange gepflegt, bis ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet erstarkt sind. In geistlichen Dingen aber erscheinen sie so hilflos wie Säuglinge, während man von ihnen erwartet, dass sie tüchtig und erfahren seien. Sie lieben es nicht, über das Geheimnis der Gottseligkeit nachzusinnen. Die Sprache des Himmels ist ihnen unbekannt. Sie erziehen sich nicht dazu, in die himmlischen Chöre oder in die Huldigungen mit einzustimmen, denen dort alle Aufmerksamkeit gehört. Z2.264.2 Teilen

Namenschristen, weltliche Christen sind mit himmlischen Dingen nicht vertraut. Sie werden niemals zu den Toren des neuen Jerusalem gebracht werden, um dort an Gottesdiensten teilzunehmen, die sie bisher nicht sonderlich interessierten. Sie haben ihre Gemüter nicht darin geübt, an der Hingabe für Gott und an der Betrachtung göttlicher und himmlischer Dinge Gefallen zu finden. Wie sollte es dann möglich sein, dass sie sich an himmlischen Gottesdiensten beteiligen? Wie würden sie sich an geistlichen, reinen und heiligen Dingen im Himmel erfreuen können, wenn ihnen dies auf Erden keine besondere Freude bereitet? Dort herrscht wahre Reinheit. Aber dies alles ist ihnen fremd. Als sie noch ihren weltlichen Beschäftigungen nachgingen, wussten sie genau, woran sie sich zu halten hatten und was zu tun war. Durch ständige Gewohnheit nahmen die weniger wertvollen Fähigkeiten zu, während die wertvolleren, edleren Kräfte des Geistes — weil sie brachlagen —unfähig wurden, sich plötzlich auf geistliche Dinge einzustellen. Diese geistlichen Dinge werden nicht erkannt, weil sie mit weltliebenden Augen betrachtet werden, die nicht beurteilen können, um wie viel der Wert und die Herrlichkeit des Göttlichen höher einzuschätzen sind als alle Güter der Welt. Z2.264.3 Teilen

265

Der Geist muss erzogen und angehalten werden, die Reinheit zu schätzen. Liebe zu geistlichen Dingen sollte ermutigt werden, ja, muss ermutigt werden, wenn du in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen willst. Der Wunsch nach Güte und wahrer Heiligkeit ist schon richtig, sofern du danach handelst; hältst du dich aber hier zurück, nützen alle Bemühungen nichts. Gute Vorsätze sind recht, doch sie bringen nichts ein, solange sie nicht entschlossen ausgeführt werden. Viele werden verloren gehen, während sie hoffen und wünschen, Christen zu sein. Weil sie sich aber nicht ernsthaft darum bemüht haben. werden sie einst gewogen und zu leicht befunden werden. Dem menschlichen Willen muss ständig das rechte Ziel vor Augen stehen. Ich will von ganzem Herzen ein Christ sein. Ich will die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe vollkommener Liebe erkennen. Beachte das Wort Jesu: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ Matthäus 5,6. Christus hat reichlich vorgesorgt, um die nach Gerechtigkeit hungernde und dürstende Seele zu sättigen. Z2.265.1 Teilen

Das reine Element der Liebe weitet die Aufnahmefähigkeit der Seele für eine tiefere Erkenntnis göttlicher Dinge, so dass sie sich mit nichts weniger als der Fülle zufrieden gibt. Die meisten bekenntlichen Christen haben keinen Begriff von der geistlichen Stärke, die sie empfangen könnten, wenn sie ebenso ehrgeizig, eifrig und ausdauernd nach göttlicher Erkenntnis trachteten wie nach den armseligen, vergänglichen Dingen dieses Lebens. Die Mehrzahl dieser Scheinchristen ist mit ihrem geistlich verkümmerten Zustand zufrieden. Sie verspüren keinerlei Neigung, das Trachten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit zum Hauptgegenstand ihres Lebens zu machen, daher bleibt ihnen die Gottseligkeit ein unerforschliches Geheimnis, das sie nicht begreifen können. Sie kennen Christum nicht aus Erfahrung. Z2.265.2 Teilen

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Diese Männer und Frauen mit ihrer zwergenhaften, verkümmerten göttlichen Erkenntnis sollten einmal plötzlich in den Himmel versetzt werden und für einen Augenblick Zeuge der erhabenen und heiligen Vollkommenheit sein, die dort immer herrscht. Jede Seele ist dort voll Liebe; jedes Antlitz strahlt vor Freude; gewaltige Chöre erklingen zur Ehre Gottes und des Lammes; unaufhörlich ergießen sich Lichtströme über die Heiligen vom Angesichte Gottes, der auf dem Stuhl sitzt, und von dem Lamm. Jene Menschen sollten sich bewusst werden, dass man noch größere und stolzere Freuden erleben kann; denn je mehr göttliche Freuden man empfängt, desto größer wird die Fähigkeit, ewige Freuden aufzunehmen. Ständig müssten sie bemüht sein, noch mehr von den unerschöpflichen Quellen der Herrlichkeit und Wonne zu empfangen. Könnten solche Menschen, so frage ich, sich mit den himmlischen Scharen vereinen, teilhaben an ihren Liedern und die reine, erhabene und großartige Herrlichkeit ertragen, die von Gott und dem Lamm ausgeht? O nein! Ihre Prüfungszeit wurde um Jahre verlängert, damit sie die Sprache des Himmels lernen könnten und teilhaftig würden der göttlichen Natur, so sie fliehen die vergängliche Lust der Welt. 2.Petrus 1,4. Sie aber handelten nach eigenen Plänen, die ihre Geisteskräfte und die Energien ihres Wesens voll in Anspruch nahmen. Sie konnten es sich nicht leisten, Gott uneingeschränkt zu dienen und darin ihre Aufgabe zu erblicken. Zuerst wurden die weltlichen Angelegenheiten erledigt, die ihre besten Kräfte verschlangen, während Gott nur ein sehr flüchtiger Gedanke gewidmet wurde. Können solche umgestaltet werden, nachdem die letzte Entscheidung gefallen ist: „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig“? Offenbarung 22,11. Diese Zeit wird kommen. Z2.266.1 Teilen

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Wem es zu einer Gewohnheit geworden ist, sich an geistlichen Übungen zu erfreuen, kann auch verwandelt werden, ohne von der Reinheit und unvorstellbaren Herrlichkeit des Himmels niedergeschmettert zu werden. Du magst ein guter Kunstkenner sein, auch als Wissenschaftler Erfolg haben, magst dich als Musiker und Schriftsteller auszeichnen und mit deinen Manieren bei deinen Freunden Anklang finden, aber was haben diese Dinge mit der Vorbereitung auf den Himmel zu tun? Können sie dich vorbereiten, einmal vor Gottes Gericht zu stehen? Z2.267.1 Teilen

Irre dich nicht! Gott lässt seiner nicht spotten. Nichts anderes als Heiligkeit kann dich auf den Himmel vorbereiten. Nur echte, aufrichtige und auf Erfahrung beruhende Frömmigkeit kann dir einen reinen, edlen Charakter vermitteln und dich befähigen, in die Gegenwart Gottes einzugehen, der in einem Licht wohnt, da niemand zukommen kann. 1.Timotheus 6,16. Wenn der himmlische Charakter nicht auf Erden erworben wird, kann er überhaupt nie erlangt werden. Deshalb beginne damit sofort! Schmeichle dir nicht, dass eine Zeit kommen wird, wo es dir gelänge, dich ernsthafter um echte Frömmigkeit zu bemühen. Jeder Tag vergrößert den Abstand zwischen dir und Gott. Bereite dich für die Ewigkeit mit einem Eifer vor, den du bisher nicht an den Tag gelegt hast! Erziehe dich so, dass du dich nach dem Wort Gottes sehnst, nach den Gebetsversammlungen, nach den Stunden der Erbauung und vor allem nach den Zwiegesprächen mit ihm. Werde himmlisch gesinnt, wenn du einst in den himmlischen Chor in den Wohnungen droben mit einstimmen willst! Z2.267.2 Teilen

Nun beginnt für dich ein neues Lebensjahr. In den Büchern des Himmels schlägt der berichtführende Engel eine neue Seite um. Was wird wohl auf dieser Seite stehen? Soll sie durch die Nichtachtung Gottes und durch unerfüllte Pflichten befleckt werden? Gott verhüte das! Möge dort ein Zeugnis eingetragen werden, dessen du dich nicht zu schämen brauchst, wenn es dem prüfenden Blick von Menschen und Engeln offenbar wird. — Greenville, Michigan, 27. Juli 1868. Z2.267.3 Teilen

Kapitel 39: Der Betrug des Reichtums
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Liebe Schwester M! Als mir der Herr deinen Fall vor Augen führte, wurde ich im Geist viele Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, als du den Glauben an die baldige Wiederkunft Christi annahmst. Du schautest nach ihm aus und liebtest sein Erscheinen. Z2.268.1 Teilen

Dein Mann war von Natur aus ein liebevoller, edelgesinnter Mann, aber er verließ sich auf seine eigene Kraft, die sich als Schwäche erwies. Er empfand nicht die Notwendigkeit, Gott zu seiner Stärke zu machen. Alkohol betäubte sein Gehirn und lähmte schließlich die hohen Verstandeskräfte. Seine göttliche Manneswürde wurde geopfert, um seinen Durst auf starke Getränke zu befriedigen. Z2.268.2 Teilen

Du hast Widerstand und Beschimpfungen erlitten. Doch Gott war die Quelle deiner Kraft. Weil du ihm vertrautest, half er dir. Trotz all deiner Prüfungen wurdest du nicht überwunden. Wie oft haben die heiligen Engel dich gestärkt, wenn du verzweifelt warst. Sie haben deine Gedanken lebhaft auf Schriftstellen verwiesen, die von der nie erlahmenden Liebe Gottes zeugten und dass seine liebevolle Freundlichkeit kein Ende hat. Du hast dein Vertrauen auf Gott gesetzt. Es war dir Speise und Trank, den Willen deines himmlischen Vaters zu tun. Zeitweilig vertrautest du fest Gottes Verheißungen; dann aber wurde dein Glaube aufs Äußerste geprüft. Gottes Handlungen schienen geheimnisvoll zu sein. Die meiste Zeit jedoch hattest du den Beweis, dass er deine Anfechtungen sah und nicht zulassen würde, dass die Lasten dich erdrücken. Z2.268.3 Teilen

Der Meister sah, dass du eine Tauglichkeit für das Himmelreich benötigtest. Er ließ nicht zu, dass die Feuer der Anfechtung dich verzehrten. Als derjenige, der das Silber läutert und reinigt, war sein Blick auf dich gerichtet und wachte über den Reinigungsprozess, bis er in dir sein Ebenbild erkannte. Obgleich die Flammen der Anfechtung dich oftmals umloderten und du dachtest, sie würden dich verzehren, war Gottes liebevolle Freundlichkeit ebenso stark auf dich gerichtet wie zu den Zeiten, als du festen Geistes warst und in ihm triumphiertest. Der Feuerofen sollte dich reinigen und läutern, aber nicht verzehren und vernichten. Z2.268.4 Teilen

269

Ich sah deinen Kampf mit der Not, wie du danach strebtest, dich selbst und deine Kinder zu ernähren. Oftmals wusstest du keinen Ausweg mehr, und die Zukunft lag dunkel und ungewiss vor dir. In deinem Elend riefst du zum Herrn, und er tröstete dich und half dir, und Lichtstrahlen der Hoffnung erleuchteten deinen Pfad. Wie teuer war dir zu solchen Zeiten Gott! Wie wohltuend seine trostreiche Liebe! Du warst dir bewusst, einen köstlichen Schatz im Himmel zu haben. Als du den Lohn der schwergeprüften Kinder Gottes erblicktest, wurde dir die Tatsache, dass du Gott als deinen Vater in Anspruch nehmen darfst, zu einer ungemein tröstlichen Gewissheit. Z2.269.1 Teilen

Dein Fall war wirklich schlimmer, als wenn du Witwe geworden wärst. Dein Herz verzagte wegen der Bosheit deines Mannes. Aber seine Verfolgung, seine Drohungen und seine Gewaltanwendungen verleiteten dich nicht, auf deine eigene Weisheit zu vertrauen und Gott zu vergessen. Im Gegenteil, du fühltest deutlich deine Schwachheit und dass du nicht im Stande gewesen warst, deine Last zu tragen, und in deiner empfundenen Schwäche erfuhrst du Erleichterung, indem du die schweren Bürden zu Jesu, dem großen Bürdenträger, brachtest. Wie schätztest du jeden Lichtstrahl von seiner Gegenwart! Wie stark fühltest du dich in seiner Kraft! Wenn ein Sturm der Verfolgung und Grausamkeit plötzlich über dich hereinbrach, ließ der Herr nicht zu, dass du überwältigt wurdest. In jenen Zeiten der Prüfung empfandest du eine Kraft, eine Ruhe und einen Frieden, die dich erstaunten. Z2.269.2 Teilen

Wenn schmähende Anklagen und Sticheleien, grausamer als Speere und Pfeile, auf dich niederprasselten, veranlasste dich der Einfluss des Geistes Gottes, ruhig und leidenschaftslos zu sprechen. Es war nicht natürlich, so zu handeln. Es war die Frucht des Geistes Gottes. Es war Gottes Gnade, die deinen Glauben inmitten der Betrübnis enttäuschter Hoffnungen aufrechterhielt. Die Gnade stärkte dich für den Kampf und die Mühsal und ließ dich als Sieger daraus hervorgehen. Die Gnade lehrte dich, zu beten, zu lieben und zu vertrauen trotz deiner ungünstigen Umgebung. Wenn du oftmals bemerktest, dass deine Gebete auf ganz spezielle Art und Weise erhört wurden, fühltest du nicht, dass es deinen Verdiensten zuzuschreiben war, sondern deiner großen Not. Deine Verlegenheit war Gottes Gelegenheit. Dein Leben in jenen Prüfungstagen bestand darin, Gott zu vertrauen. Und die Offenbarung seiner besonderen Befreiung aus schwierigsten Lagen waren gleich einer Oase in der Wüste für den ermatteten, müden Reisenden. Z2.269.3 Teilen

270

Der Herr ließ dich nicht zugrunde gehen. Der Herr erweckte dir oftmals Freunde, wenn du es am wenigsten erwartetest. Engel Gottes dienten dir, während sie dich Schritt für Schritt auf dem rauen Pfad leiteten. Du wurdest von Armut bedrückt, aber das war noch die geringste Schwierigkeit, mit der du zu kämpfen hattest. Als N seine Macht ausübte, dich zu misshandeln und dir Schaden zuzufügen, fühltest du, dass der Kelch in der Tat bitter war, den du zu trinken hattest. Und als er sich selbst herabwürdigte, um einen anderen Kurs der Ungerechtigkeit zu verfolgen und du in deinem Haus beschimpft und beleidigt wurdest, schuf er einen Abgrund zwischen sich und dir, der nie mehr überbrückt werden konnte. In diesem schlimmen Elend und dieser Verlegenheit erweckte der Herr dir Freunde. Er ließ dich nicht allein. Seine Kraft wurde dir mitgeteilt, und du konntest sagen: „Der Herr ist mein Helfer.“ Z2.270.1 Teilen

Durch all deine Prüfungen hindurch, die nie vor anderen völlig offenbar wurden, hattest du einen nie versagenden Freund, der gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20. Während er auf Erden weilte, wurde er immer von menschlichem Weh berührt. Obgleich er zu seinem Vater aufgefahren ist und jetzt von Engeln angebetet wird, die bereitstehen, rasch seinen Befehlen zu gehorchen, hat sein Herz, das liebt, bemitleidet und mitfühlt, keine Veränderung erfahren. Es bleibt ein Herz voll unveränderlicher Zärtlichkeit. Der gleiche Jesus war bekannt mit all deinen Prüfungen und ließ dich nicht allein in deinem Kampf mit Versuchungen und dem Bösen. Er ließ nicht zu, dass du schließlich von Lasten und Sorgen niedergewalzt wurdest. Durch seine Engel flüsterte er dir zu: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir.“ Jesaja 41,10. Ich bin „der Lebendige, ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Offenbarung 1,18. „Ich kenne deinen Kummer; ich habe ihn selbst erfahren. Ich bin mit deinen Kämpfen bekannt; auch ich hatte zu kämpfen. Ich weiß von deinen Versuchungen; auch mir blieben sie nicht erspart. Ich habe deine Tränen gesehen; auch ich habe geweint. Deine irdischen Hoffnungen wurden zerstört; aber lass die Augen des Glaubens emporgerichtet sein und den Vorhang durchdringen, und dort verankere deine Hoffnungen. Die ewige Verheißung wird dir gehören, dass du einen Freund besitzt, der mehr liebt als ein Bruder.“ Z2.270.2 Teilen

271

O meine Schwester, wenn du nur die Wege und Werke Gottes erkennen könntest, wie sie mir gezeigt wurden, die er in den Schwierigkeiten und Prüfungen deiner früheren Erfahrungen offenbarte, als du von Armut niedergebeugt wurdest, dann würdest du ihn nie vergessen, deine Liebe würde statt dessen zunehmen und dein Eifer, seine Ehre zu fördern, würde nie erlahmen. Z2.271.1 Teilen

Als Folge deiner Anfechtungen und absonderlichen Prüfungen hat deine Gesundheit gelitten. Es gab nur wenige Freunde des Werkes Gottes, und viele von ihnen waren arm. Du konntest nur wenig Hilfe von rechts und links erwarten. Du blicktest auf deine Kinder und deinen verlassenen, hilflosen Zustand, und dein Herz verzagte fast. In dieser Zeit wurdest du durch den Einfluss von Adventisten, die sich mit den „Shakers“ verbunden hatten, und in die du Vertrauen setztest, weil sie deine Freunde in der Not gewesen waren, veranlasst, die Versammlung dieser Sekte eine Zeit lang zu besuchen. Aber die Engel Gottes verließen dich nicht. Sie dienten dir und umgaben dich wie eine feurige Mauer. Besonders behüteten sie dich von den betrüglichen Einflüssen, die unter jenen Leuten herrschten. Die „Shakers“ dachten, du würdest deine Interessen mit den ihren verbinden, du würdest ihnen und ihrer Sache eine gute Hilfe sein, wenn du veranlasst werden könntest, dich ihnen anzuschließen; denn du würdest ein ehrenhaftes Glied ihrer Gesellschaft sein. Sie würden dir eine hohe Stellung angeboten haben. Einige der „Shakers“ hatten geistliche Offenbarungen empfangen und sagten ihnen, dass du von Gott erwählt seist, ein prominentes Glied ihrer Gesellschaft zu werden. Du würdest dich jedoch nicht drängen lassen; dass aber Freundlichkeit einen machtvollen Einfluss ausüben würde, wo Gewalt und Druck verfehlen würden, ihre Hoffnungen zu erfüllen. Unter ihnen wurde auf machtvolle Weise Magnetismus ausgeübt. Sie schmeichelten sich, dass du durch diese Macht dahin gebracht werden könntest, die Dinge im gleichen Licht zu sehen wie sie. Du warst dir all der Künste und der Täuschungen nicht bewusst, die angewendet wurden, um ihren Zweck zu erreichen. Der Herr bewahrte dich. Du schienst von einem Lichtkreis umgeben zu sein, der von den dienstbaren Engeln ausging. Der Herr öffnete einen Weg für dich, so dass du jene verführte Gemeinschaft unbeschadet und mit den Grundsätzen deines Glaubens unverändert verlassen konntest. Z2.271.2 Teilen

272

Dein kranker Arm war eine große Prüfung. Du hattest dich überall um Hilfe hingewandt. Du hattest einer Frau gestattet, ihre vergebliche Geschicklichkeit bei dir anzuwenden. Diese Frau war ein spezielles Werkzeug Satans. Durch ihre Experimente verlorst du fast dein Leben. Das Gift, das deinem Organismus einverleibt wurde, hätte genügt, eine starke Person zu töten. Wieder trat Gott dazwischen, oder dein Leben wäre aufgeopfert worden. Z2.272.1 Teilen

Alle Mittel, die du einsetztest zur Wiederherstellung der Gesundheit, sind fehlgeschlagen. Nicht nur dein Arm, sondern dein ganzer Körper war krank. Deine Lungen waren angegriffen, und du gingst rasch dem Tod entgegen. Zu dieser Zeit fühltest du, dass Gott allein dir helfen konnte. Du konntest noch etwas mehr tun; du konntest der Anweisung des Apostels in Jakobus 5 folgen. Dort machtest du einen Bund mit Gott, dass, wenn er dein Leben erhielte, um den Bedürfnissen deiner Kinder zu dienen, du ihm allein dienen würdest. Du würdest dein Leben seiner Verherrlichung weihen, deine Kraft dem Fortschritt seines Werkes widmen und auf Erden Gutes tun. Engel berichteten das Versprechen, das du Gott machtest. Z2.272.2 Teilen

Wir besuchten dich in deinem Leiden und beanspruchten Gottes Verheißung zu deinen Gunsten. Wir wagten nicht, auf den Anschein zu blicken, denn sonst hätten wir wie Petrus gehandelt, den der Herr einlud, zu ihm aufs Wasser zu kommen. Er hätte seinen Blick auf Jesum gerichtet halten sollen, aber er schaute auf die bewegten Wellen und sein Glaube geriet ins Wanken. Wir klammerten uns ruhig und fest an Gottes Verheißungen, ohne Rücksicht auf den Anschein, und im Glauben beanspruchten wir den Segen. Mir wurde speziell gezeigt, dass Gott auf wunderbare Weise wirkte, und durch ein Wunder der Gnade wurde dein Leben bewahrt, um ein lebendiges Denkmal seiner heilenden Macht zu sein und von seinen wunderbaren Werken für die Menschenkinder zu zeugen. Z2.272.3 Teilen

273

Zu genau dieser Zeit fühltest du eine entschiedene Veränderung, deine Knechtschaft wendete sich, und Freude und Frohsinn an Stelle von Zweifel und Verzagtheit erfüllten dein Herz. Das Lob Gottes war in deinem Herzen und auf deinen Lippen. „Oh, was der Herr gewirkt hat“ war das Empfinden deiner Seele. Der Herr erhörte die Gebete seiner Diener und richtete dich auf, um weiter zu leben, Prüfungen zu ertragen und auf sein Erscheinen zu warten und seinen Namen zu verherrlichen. Armut und Sorgen lagen schwer auf dir. Eine finstere Wolke hüllte dich zu Zeiten ein, und du konntest nicht unterlassen zu fragen: „O Gott, hast du mich verlassen?“ Aber du warst nicht verlassen, obgleich du keinen offenen Weg vor dir sehen konntest. Der Herr wollte, dass du inmitten von Wolken und Finsternis ebenso wie im Sonnenschein seiner Liebe und Barmherzigkeit vertrauen solltest. Manchmal lichteten sich die Wolken und erleuchteten die Finsternis, um dein verzweifelndes Herz zu stärken und dein wankendes Vertrauen zu vermehren, und du konntest deinen zitternden Glauben erneut auf die sicheren Verheißungen deines himmlischen Vaters heften. Du riefst unwillkürlich aus: „O Gott, ich will glauben. Ich will dir vertrauen. Du bist bisher mein Helfer gewesen, und du wirst mich auch jetzt nicht verlassen.“ Z2.273.1 Teilen

Du erlangtest einen Sieg, Licht umgab dich wieder, und du konntest keine Worte finden, deine aufrichtige Dankbarkeit gegenüber deinem gnadenvollen himmlischen Vater auszudrücken. Du dachtest, dass du nie wieder an seiner Liebe zweifeln und seiner Fürsorge misstrauen würdest. Du hast nicht nach Bequemlichkeit getrachtet. Du hast schwere Arbeit nicht als Last empfunden, wenn nur ein Weg offen war, für deine Kinder zu sorgen und sie vor der Ungerechtigkeit zu schützen, die heute in der Welt herrscht. Es war die Last deiner Seele, dass sie sich zum Herrn hinwenden möchten. Du batest Gott mit starkem Geschrei und Tränen, deinen Kindern zu helfen. Ihre Bekehrung war so sehr erwünscht. Manchmal wollte dein Herz verzagen und schwach werden und du fürchtetest, dass deine Gebete nicht beantwortet würden. Dann weihtest du deine Kinder dem Herrn aufs Neue, dein verlangendes Herz legte sie wiederum auf den Altar. Z2.273.2 Teilen

274

Als sie zum Heeresdienst gingen, folgten ihnen deine Gebete. Sie wurden wunderbar vor Schaden bewahrt. Sie nannten es Glück. Aber einer Mutter Gebete aus einem besorgten, belasteten Herzen, als sie die Gefahr ihrer Kinder fühlte und dass sie in ihrer Jugend hinweggerafft werden könnten, ohne Hoffnung in Gott, hatten sehr viel mit ihrer Bewahrung zu tun. Wie viele Gebete stiegen zum Himmel empor, dass diese Söhne behütet werden möchten, Gott zu gehorchen und ihr Leben zu seiner Verherrlichung zu verbringen? In deiner Angst um deine Kinder flehtest du Gott an, sie dir zurückzugeben, und du würdest ernstlicher darum bemüht sein, sie auf den Pfad der Heiligkeit zu führen. Du nahmst dir vor, treuer zu arbeiten als je zuvor. Z2.274.1 Teilen

Der Herr ließ zu, dass du in Widerwärtigkeiten und Anfechtung geschult wurdest, um dir eine Erfahrung zu geben, die für dich und andere wertvoll war. In den Tagen deiner Armut liebtest du den Herrn und religiöse Vorteile. Die Nähe des Kommens Christi war dein Trost. Es war dir eine lebendige Hoffnung, dass du bald Ruhe finden würdest von deiner Arbeit, dass all deine Schwierigkeiten enden würden und du herausfändest, dass du nicht zu viel gearbeitet und gelitten hattest, denn der Apostel Paulus erklärt: „Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit.“ 2.Korinther 4,17. Z2.274.2 Teilen

Dich mit dem Volke Gottes zu versammeln erschien dir fast so, als besuchtest du den Himmel. Hindernisse hielten dich nicht davon ab. Du konntest Müdigkeit und Hunger an zeitlicher Nahrung ertragen, aber du wolltest die geistliche Speise nicht entbehren. Du suchtest allen Ernstes die göttliche Gnade, und deine Suche war nicht umsonst. Gemeinschaft mit dem Volke Gottes war dir der reichste Segen, dessen du dich erfreuen konntest. Z2.274.3 Teilen

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In deiner christlichen Erfahrung verabscheutest du Eitelkeit, Stolz und Schaugepränge. Wenn du Zeuge davon warst, wie bekenntliche Christen Mittel verausgabten, um Prunk und Stolz zu pflegen, sagtest du in deinem Herzen und mit deinen Lippen: „Oh, wenn ich nur die Mittel hätte, die jene besitzen, die untreu in ihrer Haushalterschaft sind, dann würde ich es als das größte Vorrecht betrachten, den Bedürftigen zu helfen und Gottes Werk zu fördern!“ Z2.275.1 Teilen

Du verspürtest oftmals Gottes Gegenwart, wenn du in demütiger Weise versuchtest, anderen die Wahrheit für diese letzten Tage nahe zu bringen. Du hattest die Wahrheit an dir selbst erfahren. Von dem, was du gesehen, gehört, erfahren hattest und du bezeugen konntest, war dir bewusst, dass es nicht erdichtet war. Du warst entzückt, es in privaten Gesprächen anderen kundzutun, wie wunderbar Gott sein Volk leitete. Du erzähltest von seinen Werken mit einer solchen Gewissheit, dass die Herzen derer, die dir zuhörten, überzeugt wurden. Du sprachst, als ob du eine Kenntnis der Dinge hattest, die du behauptetest. Wenn du zu anderen über die gegenwärtige Wahrheit sprachst, sehntest du dich nach größeren Gelegenheiten und weitreichenderem Einfluss, um das Licht, das auf deinen Pfad geschienen hatte, an viele weiterzugeben, die sich in Finsternis befanden. Wenn du manchmal auf deine Armut, deinen beschränkten Einfluss und deine besten Bemühungen schautest, die oft von den bekenntlichen Freunden der Wahrheit missdeutet wurden, warst du nahezu entmutigt. Z2.275.2 Teilen

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