Portrait von Ellen White
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Kapitel 36: Sentimentalität und Heiratsvermittlung
Kapitel 36: Sentimentalität und Heiratsvermittlung
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Liebe Schwester K, im Gesicht, das mir letzten Juni gegeben wurde, sah ich, dass du einen entschlossenen Charakter und Absichten besitzt, die schon an Halsstarrigkeit grenzen. Du bist nicht gewillt, dich leiten zu lassen, und doch möchtest du Gottes Willen gerne wissen und tun. Du bist selbstbetrogen, du kennst dein eigenes Herz nicht. Du hast geglaubt, dein Wille sei dem Willen Gottes untertan, aber hierin hast du falsch geurteilt. Du bist Schwierigkeiten begegnet und hast deinen Gedanken gestattet, bei enttäuschten Hoffnungen zu verweilen. Seit einigen Jahren hat dein Leben eine eigentümliche Wendung genommen. Du scheinst von Unrast umhergetrieben zu werden. Du bist nicht glücklich gewesen, obwohl in deiner Umgebung nichts ist, das einen düsteren Schatten auf dich wirft. Du hast deine Gedanken nicht dazu erzogen, bei freundlichen Gegenständen zu verweilen. Du bist imstande, einen starken Einfluss zu Gunsten der Wahrheit auszuüben, wenn du deine Gedanken dazu erziehst, in rechten Bahnen zu gehen. All deine Worte und Taten sollen darauf gerichtet sein, deinen Erlöser zu ehren, seine Liebe zu erhöhen und seine Schöne zu bekunden. Z2.247.2 Teilen

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Du bist einem traurigen Irrtum verfallen, der in diesem verdorbenen Zeitalter so vorherrschend ist, speziell bei Frauen. Du fühlst dich zu sehr zu Männern hingezogen. Du liebst ihre Gesellschaft. Deine Aufmerksamkeit ihnen gegenüber ist schmeichelhaft, und du ermutigst oder gestattest eine Vertraulichkeit, die nicht immer mit der Ermahnung des Apostels, allen bösen Schein zu meiden, übereinstimmt. Z2.248.1 Teilen

Du hast keine rechte Selbsterkenntnis. Du wandelst im Finstern. Du hast etwas mit Heiratsvermittlung zu tun gehabt. Das ist eine sehr zweifelhafte Angelegenheit, denn du kennst nicht die Herzen. Du magst einen sehr schlechten Dienst verrichten und den großen Empörer in seinem Werk der Heiratsvermittlung unterstützen. Er ist sehr eifrig beschäftigt, Einfluss auf solche auszuüben, die völlig ungeeignet sind, ihre Interessen miteinander zu verbinden. Er frohlockt, denn durch dieses Werk kann er mehr Elend und hoffnungsloses Weh über die menschliche Familie bringen, als durch Ausübung seiner Geschicklichkeit auf jede andere Weise. Z2.248.2 Teilen

Du hast viele Briefe geschrieben, was dich sehr angestrengt hat. Deine Briefe befassten sich ein wenig mit unserem Glauben und unserer Hoffnung; aber vermischt mit diesem hast du Fragen aufgeworfen und Vermutungen angestellt, ob dieser oder jener heiraten wollte und hast diesbezüglich bestimmte Vorschläge gemacht. Du scheinst viel über vorgesehene Heiraten zu wissen, und du sprichst und schreibst von diesen Dingen. Dies fügt dir selbst Schaden zu. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ Matthäus 12,34. Du warst sehr ungerecht gegen dich selbst, indem du deine Gedanken und Worte bei Liebe und Heirat verweilen ließest. Du bist nicht glücklich gewesen, weil du nach Glück getrachtet hast. Das bringt dir keinen Nutzen. Wenn du ernstlich bestrebt bist, deine Pflicht zu tun und anderen zu dienen, wirst du innerlich zur Ruhe kommen. Deine Gedanken drehen sich ums eigene Ich. Du musst davon Abstand nehmen, indem du versuchst, die Lasten anderer zu erleichtern. Wenn du andere glücklich machst, wirst auch du glücklich und froh sein. Z2.248.3 Teilen

Du besitzt eine krankhafte Einbildungskraft. Du glaubst krank zu sein, aber das ist mehr Einbildung als Wirklichkeit. Du bist dir selbst untreu geworden. Du hast dich mit jungen Männern unterhalten und ihnen gestattet, sich in deiner Gegenwart Freiheiten herauszunehmen, die nur einem Bruder zustehen. Es wurde mir gezeigt, dass dein Einfluss in ... nicht so war, wie es sein sollte. Du hast deinen Gedanken gestattet, sich auf niederer Ebene zu bewegen. Du konntest plaudern, lachen und Unsinn daherreden, der eines Christen unwürdig ist. Dein Verhalten ließ sehr zu wünschen übrig. Du betrugst dich wie ein Mensch ohne Rückgrat. Du stütztest dich halb auf andere. Eine solche Haltung nimmt eine Dame nicht in Gegenwart anderer ein. Du hättest sehr wohl gehen und aufrecht sitzen können wie andere, wenn du nur gewollt hättest. Der Zustand deines Gemüts verführt dich zu Trägheit und zur Scheu vor Anstrengung, während gerade Bewegung sich als großes Hilfsmittel für deine Wiederherstellung erweisen würde. Du wirst niemals gesunden, wenn du nicht die lustlose, träumerische Gemütsverfassung ablegst und dich dazu zwingst, zu arbeiten, so lange der Tag währt. Denke und plane nicht nur, sondern handle. Lenke deine Gedanken ab von romantischen Projekten. Du vermengst mit deiner Religion eine romantische, liebeskranke Gefühlsduselei, die nicht erhebt, sondern nur erniedrigt. Dies übt nicht nur auf dich selbst einen Einfluss aus, sondern auch auf andere, die durch dein Beispiel angesteckt werden. Z2.248.4 Teilen

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Du neigst von Natur aus zur Frömmelei. Wenn du dein Gemüt erziehen würdest, bei erhabenen Themen zu verweilen, die nichts mit dir selbst zu tun haben, sondern himmlischer Natur sind, könntest du noch von Nutzen sein. Aber viel Zeit deines Lebens hast du mit Träumereien, in Zukunft ein großes Werk zu tun, vergeudet, während gegenwärtige Pflichten, so gering sie dir erscheinen mögen, versäumt wurden. Du hast dich als untreu erwiesen. Der Herr wird dir kein größeres Werk anvertrauen, bis du die Arbeit, die vor dir liegt, gesehen und bereitwillig und freudig getan hast. Wenn das Herz nicht bei der Arbeit ist, wird sie sich mühsam dahinschleppen, was es auch für Arbeit sein mag. Der Herr prüft unsere Fähigkeit, indem er uns zunächst kleine Pflichten auferlegt. Wenden wir uns von diesen Pflichten unzufrieden und murrend ab, wird uns nicht mehr anvertraut, bis wir diese geringen Aufgaben freudig erfüllen und sie gut verrichten. Dann erst werden uns größere Verantwortlichkeiten auferlegt. Z2.249.1 Teilen

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Dir wurden Zentner anvertraut, nicht zum Vergeuden, sondern dass du sie zu den Wechslern tust, damit der Meister sie bei seinem Kommen mit Zinsen zurückbekommt. Gott hat diese Zentner nicht wahllos ausgeteilt. Er hat dieses heilige Pfand nach dem Vermögen seiner Knechte ausgeteilt. „Jedem seine Arbeit.“ Er gibt unparteiisch und erwartet dementsprechend Rückerstattung. Wenn alle ihre Pflicht nach dem Maß ihrer Verantwortung erfüllen, wird das ihnen Anvertraute, sei es viel oder wenig, verdoppelt. Ihre Treue wird geprüft und erprobt, und sie ist Beweis ihrer klugen Haushalterschaft und ihrer Würdigkeit, mit dem wahren Reichtum betraut zu werden, nämlich mit der Gabe des ewigen Lebens. Z2.250.1 Teilen

Auf der Konferenz in New York, Oktober 1868, wurden mir viele vorgeführt, die nichts tun, aber Gutes vollbringen könnten. Es wurde mir eine Klasse von Gläubigen gezeigt, die sich großzügiger Impulse, frommer Gefühle und einer Liebe, Gutes zu tun, wohl bewusst waren, gleichzeitig aber nichts taten. Sie hegen selbstgefällige Empfindungen und schmeicheln sich, dass sie ein großes und gutes Werk tun könnten und wollten, wenn sich nur die Gelegenheit dazu böte und die Umstände günstig wären. Sie wollen jedoch die Gelegenheit abwarten. Sie verachten die Kleinlichkeit des armen Geizhalses, der die Bedürftigen mit einem armseligen Almosen abspeist. Sie sehen, dass er nur für sich selbst lebt und nicht aufgefordert werden will, anderen Gutes zu tun. Er will andern mit den Gaben seines Einflusses und seiner Mittel nicht beistehen, die ihm zum Gebrauch, aber nicht zum Missbrauch, anvertraut wurden oder um sie in der Erde zu vergraben. Diejenigen, die sich ihrer Selbstsucht und ihrem Geiz hingeben, sind verantwortlich für ihre Knauserigkeit und die Gaben, die sie missbräuchlich verwenden. Aber mehr verantwortlich sind jene, die wohltätige Empfindungen haben und geistliche Dinge rasch erfassen, wenn sie unwillig bleiben, auf Gelegenheiten warten, die ihrer Auffassung nach noch nicht gekommen sind, und dann ihre Bereitwilligkeit mit der Unwilligkeit des Geizhalses vergleichen und ihren Zustand als besser einschätzen als den ihres geizigen Nachbarn. Solche betrügen sich selbst. Der bloße Besitz von Fähigkeiten, die nicht benutzt werden, vermehrt nur ihre Verantwortung; und wenn sie ihres Meisters Gaben unbenutzt lassen oder horten, ist ihr Zustand nicht besser als der ihres Nachbarn, für den sie solche Verachtung empfinden. Zu ihnen wird gesagt werden: Ihr kanntet eures Meisters Willen, habt ihn aber nicht getan. Z2.250.2 Teilen

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Hättest du deine Gedanken dazu erzogen, sich mit erhabenen Gegenständen zu befassen und über himmlische Themen nachzusinnen, hättest du viel Gutes ausrichten können. Du hättest einen Einfluss auf andere ausüben können, ihre selbstsüchtigen Gedanken und ihre weltliche Haltung in Kanäle geistlicher Gesinnung zu leiten. Wären deine Zuneigung und deine Gedanken dem Willen Christi unterworfen, wärst du zum Gutestun befähigt. Deine Einbildungskraft ist krank, weil du ihr gestattet hast, sich in verbotenen Bahnen zu bewegen und träumerisch zu werden. Tagträumerei und das Bauen von Luftschlössern haben dich zur Brauchbarkeit unfähig gemacht. Du hast in einer Welt der Einbildung gelebt. Du bist ein imaginärer Märtyrer und imaginärer Christ. Z2.251.1 Teilen

Im heutigen Zeitalter der Welt gibt es unter den Jugendlichen viel von dieser niedrigen Gefühlsduselei, die sich mit ihrer religiösen Erfahrung vermischt. Meine Schwester, Gott fordert von dir eine Umgestaltung. Ich bitte dich inständig, bringe deine Neigung auf ein höheres Niveau. Weihe deine geistigen und körperlichen Kräfte dem Dienst deines Erlösers, der dich erkauft hat. Heilige deine Gedanken und deine Gefühle, damit all deine Werke in Gott getan sind. Z2.251.2 Teilen

Du befindest dich in einer traurigen Täuschung. Gott möchte, dass du jeden Gedanken und jede Absicht deines Herzens einer Prüfung unterziehst. Gehe ehrlich mit dir selbst um. Wären deine Zuneigungen auf Gott gerichtet gewesen, wie er es fordert, hättest du nicht durch solche Prüfungen gehen müssen, wie es der Fall gewesen ist. Du bist ruhelos, und das wird sich auch nicht ändern, bis deine Gedanken in eine andere Richtung gehen, bis Tagträumerei und das Bauen von Luftschlössern aufhören und du die Arbeit der Gegenwart verrichtest. Z2.251.3 Teilen

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In deinen Briefen, die du schreibst, sprich nicht mehr von Ehestiften und von Vermutungen über das Heiraten deiner Freunde. Der Ehebund ist heilig, aber in diesem entarteten Zeitalter verdeckt er Verdorbenheiten jeder Beschreibung. Die Ehe wird missbraucht und ist zu einer Sünde geworden, die heute eines der Zeichen der letzten Tage bildet, ebenso wie die Eheschließungen vor der Sintflut, die damals eine Sünde darstellten. Satan ist fortwährend bemüht, unerfahrene Jugendliche anzutreiben, übereilt eine eheliche Verbindung einzugehen. Aber je weniger wir uns über die Ehen freuen, die heute geschlossen werden, desto besser. Wenn die heilige Natur und die Anforderungen der Ehe verstanden werden, wird sie selbst jetzt noch vom Himmel gutgeheißen, und das Resultat bedeutet Glück für beide Parteien, und Gott wird verherrlicht werden. Möge der Herr dich befähigen, das Werk zu verrichten, das vor dir liegt. Z2.252.1 Teilen

Ich bin dabei, über dieses verkehrte, betrügliche Werk zu schreiben, das unter dem Deckmantel der Religion betrieben wird. Die Fleischeslust beherrscht Männer und Frauen. Der Verstand ist durch verkehrte Gedanken und Gefühle moralisch verdorben. Und doch hat die betrügerische Macht Satans ihre Augen so verblendet, dass getäuschte Seelen sich schmeicheln, sie seien geistlich gesinnt und besonders geheiligt, während ihre religiöse Erfahrung mehr aus liebeskranker Gefühlsduselei als aus Reinheit, wahrer Frömmigkeit und Demut der Seele besteht. Ihr Gemüt ist nicht vom eigenen Ich entleert und geübt und veredelt, indem sie durch gute Werke anderen zum Segen werden. „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt erhalten.“ Jakobus 1,27. Wahre Religion veredelt den Verstand, läutert den Geschmack, heiligt das Urteilsvermögen und macht ihren Besitzer zum Teilhaber der Reinheit und des Einflusses vom Himmel. Sie zieht die Engel an und trennt mehr und mehr vom Geist und Einfluss der Welt. Z2.252.2 Teilen

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