Portrait von Ellen White
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Die Gefahr des Berichtens von Familienschwierigkeiten
Die Gefahr des Berichtens von Familienschwierigkeiten
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Lieber Bruder, liebe Schwester D, euer letzter Besuch und die Unterhaltung mit uns hat viele Gedanken angeregt, die ich zu Papier bringen möchte. Es hat mir sehr leid getan, dass E sich nicht immer gut betragen hat. Doch zieht das in Betracht: Ihr könnt von Jugendlichen in seinem Alter keine Vollkommenheit erwarten. Kinder haben Fehler, und sie brauchen viel geduldige Unterweisung. Z2.324.3 Teilen

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Dass seine Gefühle nicht immer rechter Art waren, müsst ihr bei einem Jungen seines Alters erwarten. Ihr müsst bedenken, dass er weder Vater noch Mutter hat, denen er seine Gefühle, seine Sorgen und Versuchungen anvertrauen könnte. Jeder Mensch fühlt, dass er jemand braucht, der mit ihm fühlt. Dieser Junge ist hin und her gestoßen worden, von einem Platz zum andern, und mag oftmals irren, mag sorglos, von beachtlicher Unabhängigkeit sein. Auch mag es ihm an Ehrfurcht fehlen. Aber er hat Unternehmungsgeist, und ich glaube, dass er mit rechter Unterweisung und freundlicher Behandlung unsere Hoffnungen nicht enttäuschen, sondern alle auf ihn angewandten Bemühungen zurückzahlen wird. Zieht seine Benachteilung in Betracht. Ich denke, er ist ein sehr guter Junge. Z2.325.1 Teilen

Als wir euch baten, euch seiner anzunehmen, taten wir dieses, weil wir voll davon überzeugt waren, dass es eure Pflicht sei und dass ihr dafür gesegnet werden würdet. Wir erwarteten nicht, dass ihr ihn nur um der Hilfe willen annehmen würdet, die ihr euch von ihm erhofftet, sondern um ihm zu nützen, eine Pflicht gegenüber einem Waisenkind zu erfüllen. Dies ist eine Pflicht, nach der jeder wahre Christ trachten und sie getreulich erfüllen sollte. Wir glaubten, dass es euch von Nutzen sei, dieser heiligen Pflicht nachzukommen, wenn ihr sie freudig erfüllt und euch als Werkzeug Gottes betrachtet, eine Seele aus Satans Schlingen zu erretten, einen Sohn zu retten, dessen Vater sein kostbares Leben der Rettung von Seelen weihte, und sie auf das Lamm Gottes hinwies, welches der Welt Sünden trägt. Z2.325.2 Teilen

Wie mir gezeigt wurde, haben Sabbat haltende Adventisten nur einen schwachen Begriff davon, wie viel Raum die Welt und Selbstsucht in ihrem Herzen einnimmt. Wenn ihr den Wunsch habt, Gutes zu tun und Gott zu verherrlichen, könnt ihr das auf vielerlei Art und Weise tun. Ihr habt jedoch nicht empfunden, dass dies das Resultat wahrer Religion war. Dies ist die Frucht, die jeder gute Baum tragen wird. Ihr habt nicht gefühlt, dass von euch gefordert wird, Interesse an anderen zu zeigen, ihren Fall zu eurem zu machen und euch derer selbstlos anzunehmen, die am meisten der Hilfe bedürfen. Ihr habt euch nicht bemüht, den Bedürftigsten und Hilflosesten zu helfen. Hättet ihr eigene Kinder, die Fürsorge, Zuneigung und Liebe erforderten, würdet ihr euch nicht so abkapseln und euren eigenen Interessen nachgehen. Wenn diejenigen, die keine eigenen Kinder haben, und die Gott zu Haushaltern über seine Güter gesetzt hat, ihre Herzen öffneten, um für Kinder zu sorgen, die Liebe, Fürsorge, Zuneigung und Unterstützung mit den Gütern dieser Welt brauchen, dann könnten sie viel glücklicher sein, als es heute der Fall ist. Solange Jugendliche, die weder eines Vaters mitleidige Fürsorge noch einer Mutter zärtliche Liebe besitzen, den verderblichen Einflüssen dieser letzten Tage ausgesetzt sind, ist es irgendjemandes Pflicht, für einige von ihnen die Stelle von Vater und Mutter einzunehmen. Lernt es, ihnen Liebe, Zuneigung und Mitgefühl entgegenzubringen. Alle, die vorgeben, einen Vater im Himmel zu haben, von dem sie erwarten, dass er für sie sorgt und sie schließlich dem Heim zuführt, dass er für sie bereitet hat, sollten es als feierliche Pflicht ansehen, Freunde der Freundlosen, Vater der Waisen, Versorger der Witwen und von praktischem Nutzen in dieser Welt zu sein. Viele haben diese Dinge nicht im rechten Licht betrachtet. Wenn sie nur für sich selbst leben, werden sie auch nur soviel Kraft besitzen, wie dies fordert. Z2.325.3 Teilen

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Den Jugendlichen, die unter uns aufwachsen, wird nicht die Fürsorge zuteil, die sie brauchen. Einige Geschwister haben Pflichten, die sie weder sehen noch erfüllen wollen. Die Furcht, etwas von ihrer Bequemlichkeit einzubüßen, ist ihnen genug Grund für eine Entschuldigung. Der Tag Gottes wird unerfüllte Pflichten offenbaren — Verlust von Seelen, weil die Egoisten sich nicht bemühten, ihnen Interesse entgegenzubringen. Z2.326.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass bekenntliche Christen vierfach belohnt würden, wenn sie mehr Zuneigung und freundliches Mitgefühl für andere entwickeln würden. Gott sieht alles. Er weiß, was unser Lebensziel ist, ob wir leben, der armen, gefallenen Menschheit zu dienen, oder ob unsere Augen verfinstert sind für alles andere, nur nicht für unsere eigenen Interessen und die Sorge um unser ärmliches Ich. Ich ersuche euch um Christi willen, um eurer eigenen Seelen und um der Jugend willen, nicht so leichtfertig über diese Angelegenheit hinwegzugehen, wie viele es tun. Es ist eine feierliche, ernste Sache und betrifft euer Interesse am Reich Christi ebenso, wie sie die Rettung kostbarer Seelen einschließt. Warum macht ihr, die ihr dazu imstande seid, es nicht zu eurer euch von Gott auferlegten Pflicht, etwas zum Nutzen der Heimatlosen zu unternehmen, selbst wenn sie unwissend und unerzogen sind? Wollt ihr eure Sinne nur darauf richten, wie ihr das beste selbstsüchtige Vergnügen und den größten Nutzen erlangen könnt? Es schickt sich für euch nicht, die göttliche Gunst zu verwirken, die der Himmel euch anbietet, wenn ihr für jene sorgt, die eurer Fürsorge bedürfen, und Christum umsonst an eurer Tür anklopfen zu lassen. Er steht dort in Gestalt der Armen, der heimatlosen Waisen, der angefochtenen Witwen, die Liebe, Mitgefühl, Zuneigung und Ermutigung brauchen. Beweist ihr es nicht an ihnen, würdet ihr es auch nicht für Christum tun, wenn er auf Erden wäre. Z2.326.2 Teilen

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Ruft euch eure frühere Erbärmlichkeit, eure geistliche Blindheit und die euch umgebende Finsternis ins Gedächtnis zurück, ehe Christus, ein zärtlicher, liebevoller Erlöser, euch zu Hilfe kam und euch erreichte, wo ihr euch befandet. Wenn ihr diese Gelegenheiten vorübergehen lasst, ohne sichtbare Beweise eurer Dankbarkeit für diese wunderbare, erstaunliche Liebe zu erbringen, die ein mitleidiger Heiland euch erwies, die ihr dem Reiche Israels fremd wart — dann besteht Grund zu befürchten, dass noch dichtere Finsternis und größeres Elend über euch kommen wird. Jetzt ist die Zeit der Saat. Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt. Benutzt jedes Vorrecht zum Gutestun. Wenn ihr alle Vorrechte nutzt, werden sie euch wie ein Regenschauer sein, der euch wässert und erquickt. Ergreift jede Gelegenheit in eurer Reichweite, um Gutes zu tun. Träge Hände werden nur eine magere Ernte einbringen. Zu welchem anderen Zweck leben denn ältere Menschen, als den Jungen und Hilflosen zu helfen und für sie zu sorgen? Gott hat sie uns anvertraut, die wir älter sind und Erfahrung haben. Er wird uns zur Verantwortung ziehen, wenn wir unsere Pflichten diesbezüglich vernachlässigen. Was macht es schon aus, wenn unsere Arbeit nicht gewürdigt wird? Was ist, wenn sie sich oft als Fehlschlag erweist und nur ein einziges Mal als Erfolg? Dieses eine Mal wird uns für alle Enttäuschungen, die wir bisher erlitten, entschädigen. Z2.327.1 Teilen

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Nur wenige wissen, was das Wort Christ alles einschließt. Es heißt, Christo gleich sein, andern Gutes tun, aller Selbstsucht entledigt zu sein und unser Leben mit Taten selbstloser Wohltätigkeit zu schmücken. Unser Erlöser legt Seelen in die Arme der Gemeinde, damit sie selbstlos umsorgt und für den Himmel erzogen werden, und dass sie dadurch seine Mitarbeiter werden. Aber die Gemeinde stößt sie zu oft ab und überlässt sie dem Seelenfeind. Das eine Gemeindeglied sagt: „Das ist nicht meine Aufgabe“, und bringt eine nichts sagende Entschuldigung vor. „Nun“, sagt ein anderes Gemeindeglied, „meine Pflicht ist es auch nicht“. Schließlich ist es niemandes Aufgabe, und die Seele wird dem Verderben überlassen. Es ist die Pflicht eines jeden Christen, dieses Werk in Selbstverleugnung und Opferbereitschaft in Angriff zu nehmen. Kann Gott nicht ihre Kornspeicher füllen und ihre Herden vermehren, so dass sie anstatt Verlust Gewinn zu verzeichnen haben? „Einer teilt aus, und hat immer mehr; ein anderer kargt, da er nicht soll, und wird doch ärmer.“ Sprüche 11,24. Z2.328.1 Teilen

Eines jeden Menschen Werk wird untersucht und kommt vor Gericht, und er wird belohnt werden nach seinen Werken. „Ehre den Herrn von deinem Gut und von den Erstlingen all deines Einkommens, so werden deine Scheunen voll werden und deine Kelter mit Most übergehen.“ Sprüche 3,9.10. „Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch.“ Jesaja 58,6.7. Lest den nächsten Vers und beachtet den Lohn, der denen verheißen ist, die so handeln. „Alsdann wir dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Besserung wird schnell wachsen.“ Vers 8. Hierin ist eine überaus kostbare Verheißung für alle enthalten, die sich mit den Fällen solcher befassen, die der Hilfe bedürfen. Wie kann Gott denjenigen Segen und Gedeihen schenken, die für niemand anders sorgen als nur für sich selbst, und die die ihnen anvertrauten Gaben nicht nutzen, um Gottes Namen auf Erden zu verherrlichen? Z2.328.2 Teilen

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Schwester Hannah More ist tot. Sie starb als Märtyrerin durch die Selbstsucht eines Volkes, das bekennt, nach der Herrlichkeit, der Ehre, der Unsterblichkeit und dem ewigen Leben zu trachten. Abgeschlossen von Gläubigen während des vergangenen kalten Winters starb diese selbstaufopfernde Missionarin, weil kein Herz offen war, sich ihrer anzunehmen. Ich klage niemand an. Ich bin nicht Richter. Wenn aber der Weltenrichter seine Untersuchung vornimmt, wird er jemand finden, der schuldig ist. Wir alle sind in unserer Selbstsucht eingeschlossen und werden von ihr verzehrt. Möge Gott diese verfluchte Ichbezogenheit zerbrechen und uns Herzen von Fleisch, erfüllt mit Barmherzigkeit, Zärtlichkeit und Mitgefühl schenken, ist mein Gebet, dargebracht von einer bedrückten, gepeinigten Seele. Ich bin mir dessen sicher, dass ein Werk für uns geschehen muss, andernfalls werden wir am Tage Gottes als zu leicht erfunden werden. Z2.329.1 Teilen

Was E betrifft, bitte ich euch ernstlich, nicht zu vergessen, dass er ein Kind ist, mit nur einer kindlichen Erfahrung. Messt diesen armen, schwachen Jungen nicht an euch selbst und erwartet nichts Dementsprechendes. Ich bin davon überzeugt, dass es in eurer Macht liegt, das Rechte für dieses Waisenkind zu tun. Ihr könnt ihn so behandeln, dass er nicht empfindet, dass sein Dasein freudlos ist, unerhellt durch einen Lichtstrahl der Ermutigung. Ihr, mein Bruder und meine Schwester, könnt euch eures gegenseitigen Vertrauens erfreuen, ihr könnt miteinander fühlen, euch füreinander interessieren und euch gegenseitig Freude machen und eure Schwierigkeiten und Lasten miteinander tragen. Ihr habt etwas, was euch ergötzen kann; er ist allein. Er ist ein nachdenklicher Junge, hat aber niemand, dem er sich anvertrauen kann, der ihm ein ermutigendes Wort inmitten seiner Entmutigungen und schweren Prüfungen gönnt, denen er ebenso unterworfen ist, wie jeder andere, der älter ist als er. Dessen bin ich mir gewiss. Z2.329.2 Teilen

Wenn ihr euch nur auf euch selbst konzentriert, ist es eine selbstsüchtige Liebe, unbegleitet vom Segen des Himmels. Ich hoffe sehr, dass ihr das Waisenkind um Christi Willen lieben und dass ihr fühlen werdet, dass eure Besitztümer wertlos sind, wenn sie nicht zu guten Werken benutzt werden. Befleißigt euch der Wohltätigkeit, werdet reich an guten Werken, seid willig, mitzuteilen, sammelt Schätze und legt euch selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, damit ihr das ewige Leben ergreifen könnt. „Dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gern geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, dass sie ergreifen das wahre Leben.“ 1.Timotheus 6,18.19. Niemand wird den Lohn des ewigen Lebens davontragen, außer denen, die sich selbst aufopfern. Ein sterbender Vater und eine sterbende Mutter überließen ihre Juwelen der Obhut der Gemeinde, um sie in göttlichen Dingen zu unterweisen und sie für den Himmel geschickt zu machen. Wenn diese Eltern nach ihren Kindern Ausschau halten und eines fehlt wegen Vernachlässigung — was wird die Gemeinde antworten? Sie ist in großem Maße für die Errettung dieser Waisenkinder verantwortlich. Z2.329.3 Teilen

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Aller Wahrscheinlichkeit nach habt ihr versäumt, das Vertrauen und die Zuneigung des Jungen zu gewinnen, weil ihr nicht mehr fühlbare Beweise eurer Liebe geliefert habt, indem ihr ihm entgegenkommt. Wenn ihr schon kein Geld aufwenden konntet, solltet ihr ihn wenigstens irgendwie ermutigen und ihn wissen lassen, dass er euch nicht gleichgültig ist. Dass Liebe und Zuneigung nur von einer Seite kommen muss, ist eine Fehleinschätzung. Zu wie viel Zuneigung habt ihr euch erzogen? Ihr habt euch zu viel in euch selbst abgekapselt und empfindet nicht die Notwendigkeit, euch mit einer Atmosphäre des Zartgefühls und der Freundlichkeit zu umgeben, die wahrem Seelenadel entspringt. Bruder und Schwester F überließen ihre Kinder der Obhut der Gemeinde. Sie hatten viele reiche Verwandte in der Welt, welche die Kinder haben wollten. Aber sie waren Ungläubige, und wenn ihnen gestattet würde, für die Kinder zu sorgen und ihre Beschützer zu werden, würden sie ihre Herzen von der Wahrheit abwendig machen, sie zum Irrtum verleiten und ihre Seligkeit gefährden. Weil diesen Verwandten nicht erlaubt wurde, die Sorge für die Kinder zu übernehmen, waren sie unzufrieden, und haben nichts für sie getan. Das Vertrauen der Eltern in die Gemeinde darf nicht enttäuscht und aus lauter Selbstsucht vergessen werden. Z2.330.1 Teilen

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Wir haben tiefstes Interesse an diesen Kindern. Eines von ihnen hat bereits einen schönen christlichen Charakter entwickelt und einen Prediger des Evangeliums geheiratet. Aus Dank für die Fürsorge und die Lasten, die für sie getragen wurden, ist sie eine wahre Lastenträgerin in der Gemeinde geworden. Seelen mit weniger Erfahrung suchen bei ihr Rat und Unterweisung, und sie suchen nicht umsonst. Sie besitzt wahre christliche Demut mit angemessener Würde, die nur Achtung und Vertrauen bei allen weckt, die mit ihr bekannt sind. Diese Kinder stehen mir so nahe wie meine eigenen. Ich werde sie nicht aus den Augen verlieren noch aufhören, mich um sie zu kümmern. Ich liebe sie aufrichtig, zärtlich und mitfühlend. Z2.331.1 Teilen

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