Portrait von Ellen White
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Die Gefahren für die Jugend
Die Gefahren für die Jugend
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[Dieser Aufruf wurde am 30. Mai 1882 in Healdsburg, Kalifornien, geschrieben und sollte auf den Lagerversammlungen vorgelesen werden. Er bringt Warnungen und Unterweisungen, welche sich die Schreiberin gedrungen fühlte, der Gemeinde zu geben, weil sie selbst nicht anwesend sein konnte. Zum Nutzen derer, die diese Versammlungen nicht besuchen konnten und auch aller, die ihn in bleibender Form wünschen, ist er hier wiedergegeben.] Z5.227.1 Teilen

Ich bin mit Traurigkeit erfüllt, wenn ich über unseren Zustand als Volk nachdenke. Der Herr hat den Himmel nicht vor uns verschlossen. Unser eigener Kurs fortwährenden Abfalls hat uns von Gott getrennt. Stolz, Habsucht und Liebe zur Welt haben in den Herzen geherrscht, ohne Furcht vor Verbannung oder Verdammnis. Schlimme und anmaßende Sünden haben unter uns gewohnt. Und doch wird allgemein angenommen, dass die Gemeinde gedeihe und dass Friede und geistliches Wohlergehen in all ihren Grenzen herrsche. Z5.227.2 Teilen

Die Gemeinde hat sich von der Nachfolge Christi, ihres Leiters, abgewandt und geht stetig nach Ägypten zurück. Nur wenige sind alarmiert oder erstaunt über ihren Mangel an geistlicher Kraft. Zweifel und selbst Unglauben an die Zeugnisse des Geistes Gottes durchsäuern überall unsere Gemeinden. So möchte Satan es haben. Prediger, die sich selbst anstatt Christum predigen, wollen es so haben. Die Zeugnisse bleiben ungelesen und ungewürdigt. Gott hat zu euch gesprochen. Licht hat aus seinem Wort und den Zeugnissen geschienen. Beide sind geringgeschätzt und mißachtet worden. Das Resultat wird sichtbar im Mangel an Reinheit, Weihe und ernstem Glauben unter uns. Z5.227.3 Teilen

Jeder sollte sich selbst in seinem Herzen die Frage vorlegen: „Wie sind wir in diesen Zustand geistlicher Schwäche und Zwietracht geraten? Haben wir nicht selbst Gottes Mißfallen erregt, weil unser Tun nicht mit unserem Glauben übereinstimmt? Haben wir nicht die Freundschaft und die Anerkennung der Welt mehr gesucht als Christi Gegenwart und tiefere Erkenntnis seines Willens?“ Erforscht eure eigenen Herzen, beurteilt euren eigenen Fall. Achtet darauf, wen ihr euch zum Gefährten wählt. Sucht ihr die Gesellschaft der Weisen, oder wählt ihr weltliche Gefährten, Kameraden, die weder Gott fürchten noch dem Evangelium gehorchen? Z5.227.4 Teilen

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Ist das, was ihr zu eurer Entspannung unternehmt, solcherart, dass es moralische und geistliche Stärke vermittelt? Wird es zu reinen Gedanken und Handlungen führen? Unreinheit ist heute weit verbreitet, selbst unter bekenntlichen Nachfolgern Christi. Die Leidenschaft wird nicht unterdrückt. Die tierischen Neigungen gewinnen Kraft durch Übung, während die moralischen Kräfte ständig abnehmen. Viele nehmen eifrig an weltlichen, demoralisierenden Vergnügungen teil, die Gottes Wort verbietet. So lösen sie ihre Verbindung mit Gott und verbinden sich mit den Vergnügungssüchtigen der Welt. Die Sünden, welche die vorsintflutlichen Menschen und die Städte der Ebene vernichteten, herrschen heutzutage — nicht nur in heidnischen Ländern, nicht nur unter den volkstümlichen Bekennern des Christentums, sondern auch unter einigen, die vorgeben, auf das Kommen des Menschensohnes zu warten. Würde Gott euch diese Sünden vor Augen stellen, wie er sie ansieht, müßtet ihr mit Scham und Entsetzen erfüllt werden. Z5.228.1 Teilen

Was hat diesen alarmierenden Zustand hervorgerufen? Viele haben die Theorie der Wahrheit angenommen, ohne wahrhaft bekehrt zu sein. Ich weiß, wovon ich spreche. Es gibt nur wenige, die aufrichtige Reue über die Sünde verspüren, die eine tiefe, scharfe Überzeugung von der Verdorbenheit ihrer unerneuerten Natur haben. Das steinerne Herz ist nicht in ein Herz aus Fleisch umgewandelt. Nur wenige sind bereit, auf den Felsen zu fallen und zu zerbrechen. Z5.228.2 Teilen

Ganz gleich, wer du bist oder wie dein Leben gewesen ist, du kannst nur auf dem von Gott vorgeschriebenen Weg gerettet werden. Du musst bereuen. Du musst hilflos auf den Felsen Jesum Christum fallen. Du musst fühlen, dass du einen Arzt brauchst, dass du das einzige Heilmittel für die Sünde — das Blut Christi — benötigst. Dieses Heilmittel kann nur durch Reue Gott gegenüber und durch Glauben an unseren Herrn Jesum Christum erlangt werden. Hier muss das Werk noch von vielen begonnen werden, die sich als Christen bekennen oder gar als Prediger Christi. Gleich den Pharisäern vor alters fühlen viele von euch nicht das Bedürfnis nach einem Erlöser. Ihr seid selbstgenügsam, selbsterhoben. Christus sagte: „Ich bin gekommen, zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.“ Markus 2,17. Das Blut Christi wird nur für diejenigen von Nutzen sein, die ihr Bedürfnis nach seiner reinigenden Kraft verspüren. Z5.228.3 Teilen

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Welche unübertreffliche Liebe und Herablassung! Wir hatten keinen Anspruch auf göttliche Gnade, und doch war Christus willig, unsere Erlösung zu unternehmen. Deshalb fordert unser großer Arzt von jeder Seele bedingungslose Unterwerfung. Wir können uns niemals ein eigenes Rezept für unseren eigenen Fall verschreiben. Christus muss völlige Herrschaft über den Willen und unser Tun eingeräumt werden. Z5.229.1 Teilen

Viele sind sich ihres Zustands und ihrer Gefahr nicht bewußt. In der Natur und der Art des Werkes Christi ist vieles, was jedem weltlichen Prinzip und dem Stolz des menschlichen Herzens widerstrebt. Jesus fordert, dass wir uns völlig seinen Händen anvertrauen und uns auf seine Liebe und Weisheit verlassen. Z5.229.2 Teilen

Wir mögen uns selbst schmeicheln, wie Nikodemus es tat, dass unser moralischer Charakter einwandfrei ist und dass wir es nicht nötig haben, uns vor Gott wie der gewöhnliche Sünder zu demütigen. Und doch müssen wir uns damit begnügen, auf die gleiche Weise zum Leben einzugehen wie der größte aller Sünder. Wir müssen unserer eigenen Gerechtigkeit entsagen und darum bitten, dass uns Christi Gerechtigkeit zugerechnet wird. Wir müssen uns völlig auf Christum verlassen, um Kraft zu empfangen. Das eigene Ich muss sterben. Wir müssen anerkennen, dass alles, was wir haben, uns durch die überschwenglichen Reichtümer göttlicher Gnade zuteil wird. Laßt die Sprache unseres Herzens sein: „Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deine Gnade und Wahrheit willen!“ Psalm 115,1. Z5.229.3 Teilen

Echtem Glauben folgt Liebe, und der Liebe folgt Gehorsam. Alle Kräfte und Neigungen des bekehrten Menschen sind der Herrschaft Christi unterstellt. Sein Geist ist eine erneuernde Kraft. Sie gestaltet alle ins göttliche Ebenbild um, die sie annehmen. Es macht mich traurig, dass diese Erfahrung nur von wenigen verstanden wird, die sich zur Wahrheit bekennen. Sehr viele folgen ihren eigenen Wegen und geben ihren sündigen Wünschen nach, während sie bekennen, Christi Jünger zu sein. Sie haben ihre Herzen niemals Gott unterworfen. Gleich den törichten Jungfrauen haben sie versäumt, ihre Gefäße samt ihren Lampen mit dem Öl der Gnade zu füllen. Ich sage euch, meine Brüder, dass eine große Anzahl derer, die vorgeben zu glauben und sogar die Wahrheit zu lehren, durch Sünden gebunden sind. Niedrige Leidenschaften beflecken das Gemüt und verderben die Seele. Einige, die in schrecklichste Sünden verstrickt sind, haben sich das Gewand des Himmels geborgt, damit sie Satan noch wirkungsvoller dienen können. Z5.229.4 Teilen

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„Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde.“ 1.Johannes 3,9. Er fühlt, dass er durch Christi Blut erkauft und durch feierlichste Gelübde gebunden ist, Gott in seinem Leibe und in seinem Geist zu verherrlichen, welche Gottes sind. Die Liebe zur Sünde und zum eigenen Ich ist in ihm gedämpft. Er stellt sich täglich die Frage: „Was soll ich dem Herrn geben für all seine mir erwiesenen Wohltaten?“ „Herr, was willst du, dass ich tun soll?“ Der wahre Christ wird niemals klagen, dass Christi Joch dem Nacken zu schwer ist. Er betrachtet den Dienst Jesu als wahrste Freiheit. Gottes Gesetz ist ihm eine Freude. Anstatt danach zu trachten, die göttlichen Gebote herabzuwürdigen, um sie seinen Unvollkommenheiten anzupassen, ist er fortwährend bemüht, das Niveau ihrer Vollkommenheit anzuheben. Z5.230.1 Teilen

Solch eine Erfahrung müssen wir besitzen, wenn wir am Tage Gottes bestehen wollen. Jetzt, während die Gnadenzeit noch währt und die Stimme der Gnade noch vernommen wird, ist es an der Zeit, unsere Sünden abzulegen. Während die Welt in moralische Finsternis gehüllt ist, muss das Licht von Gottes Bannerträgern um so heller erstrahlen, damit der Kontrast zwischen dem Licht des Himmels und Satans Finsternis deutlich erkannt werden kann. Z5.230.2 Teilen

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Gott hat genügend Vorsorge getroffen, dass wir durch seine Gnade vollkommen sein können, dass es uns an nichts mangelt, während wir auf das Erscheinen unseres Herrn warten. Bist du bereit? Bist du mit dem hochzeitlichen Kleid angetan? Jenes Kleid wird niemals Betrug, Unreinheit, Verdorbenheit oder Heuchelei bedecken. Gottes Auge ruht auf dir. Es kennt die Gedanken und Absichten des Herzens. Wir mögen unsere Sünden vor den Augen von Menschen verstecken; aber vor unserem Schöpfer können wir nichts verbergen. Z5.231.1 Teilen

Gott hat seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern hat ihn für unsere Übertretungen in den Tod gegeben und ihn zu unserer Rechtfertigung auferweckt. Durch Christum können wir unsere Gebete zum Gnadenthron emporsenden. Durch ihn können wir, so unwürdig wir auch sind, alle geistlichen Segnungen erlangen. Kommen wir zu ihm, damit wir Leben haben? Z5.231.2 Teilen

Wie können wir für uns persönlich Gottes Güte und Liebe erfahren? Der Psalmist sagt uns nicht: „Hört und sehet, lest und sehet oder glaubt und sehet“ — sondern: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.“ Psalm 34,9. Anstatt euch auf die Worte anderer zu stützen, schmeckt für euch selbst. Z5.231.3 Teilen

Erfahrung ist eine Erkenntnis, die durch Ausprobieren erlangt wird. Erprobte Religion ist das, was heute benötigt wird. „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.“ Einige — ja, eine große Anzahl — haben eine theoretische Erkenntnis religiöser Wahrheit, haben aber nie die erneuernde Macht göttlicher Gnade an ihren eigenen Herzen verspürt. Diese Personen sind immer sehr langsam, die Zeugnisse der Warnung, Ermahnung und Unterweisung, diktiert vom Heiligen Geist, anzunehmen. Sie glauben an Gottes Zorn, machen aber keine ernsten Anstrengungen, ihm zu entgehen. Sie glauben an den Himmel; bringen aber kein Opfer, ihn zu erlangen. Sie glauben an den Wert der Seele und dass die Erlösung bald für immer ein Ende hat. Sie versäumen jedoch die kostbarsten Gelegenheiten, mit Gott Frieden zu schließen. Z5.231.4 Teilen

Sie mögen die Bibel lesen, aber ihre Drohungen alarmieren sie nicht, oder ihre Verheißungen locken sie nicht. Sie heißen hervorragende Dinge gut, doch folgen sie einem Kurs, den Gott ihnen verboten hat. Sie kennen einen Zufluchtsort, machen ihn aber nicht für sich nutzbar. Sie wissen ein Heilmittel für die Sünde, doch sie benutzen es nicht. Sie kennen das Rechte, aber es gefällt ihnen nicht. All ihre Erkenntnis wird nur ihre Verdammnis vermehren. Sie haben nie geschmeckt und durch Erfahrung gelernt, dass der Herr gut ist. Z5.231.5 Teilen

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Ein Jünger Christi zu werden bedeutet, sich selbst zu verleugnen und Jesu nachzufolgen „durch böse Gerüchte und gute Gerüchte“. 2.Korinther 6,8. Nur wenige handeln jetzt so. Viele prophezeien falsch, und das Volk liebt es so. Was wird das Ende davon sein? Wie wird das Urteil ausfallen, wenn ihr Werk mit all seinen Folgen vor Gottes Richterstuhl gebracht wird? Z5.232.1 Teilen

Das Leben des Christen ist ein Kampf. Der Apostel Paulus spricht davon, dass er gegen Fürsten und Gewaltige ankämpfen musste, als er den guten Kampf des Glaubens kämpfte. Wiederum erklärt er: „Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden in dem Kämpfen wider die Sünde.“ Hebräer 12,4. O nein; heute wird die Sünde gepflegt und entschuldigt. Das scharfe Schwert des Geistes, das Wort Gottes, hat die Seele nicht geschnitten. Hat sich die Religion verändert? Hat Satans Feindschaft gegen Gott abgenommen? Einst begegneten dem religiösen Leben Schwierigkeiten, und es erforderte Selbstverleugnung. Jetzt wird alles leicht gemacht. Warum ist es so? Das bekenntliche Volk Gottes hat mit den Mächten der Finsternis Kompromisse geschlossen. Z5.232.2 Teilen

Es muss eine Wiederbelebung des strengen Zeugnisses stattfinden. Der Pfad zum Himmel ist heute nicht bequemer als in den Tagen unseres Heilandes. Wir müssen all unsere Sünden ablegen. Jede Lieblingssünde, die unser religiöses Leben behindert, muss aufgegeben werden. Das rechte Auge oder die rechte Hand muss geopfert werden, wenn sie uns zur Übertretung veranlassen. Sind wir willens, unsere eigene Weisheit aufzugeben und das Himmelreich anzunehmen wie ein kleines Kind? Sind wir bereit, uns unserer Selbstgerechtigkeit zu entledigen? Sind wir bereit, uns von unseren weltlichen Freunden zu trennen? Sind wir willens, den Beifall der Menschen aufzuopfern? Der Preis des ewigen Lebens ist von unschätzbarem Wert. Wollen wir uns bemühen und Opfer bringen, die dem Wert des zu erlangenden Gegenstandes angepaßt sind? Z5.232.3 Teilen

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Jede Verbindung, die wir herstellen, ganz gleich wie gering, übt einen gewissen Einfluß auf uns aus. Wie stark wir beeinflußt werden, richtet sich nach der Intimität, der Dauer des Umganges und unserer Liebe und Verehrung desjenigen, mit dem wir Gemeinschaft haben. So können wir durch Bekanntschaft und Verbindung mit Christo ihm, unserem fehlerlosen Vorbild, gleich werden. Z5.233.1 Teilen

Umgang mit Christo — wie unsagbar köstlich! Es ist unser Vorrecht, uns solcher Gemeinschaft zu erfreuen, wenn wir sie suchen und zu jedem Opfer bereit sind, um sie zu erlangen. Als die ersten Jünger Christi Worte vernahmen, fühlten sie, dass sie ihn brauchten. Sie suchten und fanden ihn, und sie folgten ihm. Sie waren zusammen mit ihm im Hause, zu Tisch, in der Abgeschiedenheit und draußen auf dem Feld. Sie waren bei ihm wie Schüler bei ihrem Lehrer und empfingen täglich Lektionen heiliger Wahrheit aus seinem Munde. Sie schauten auf ihn wie Knechte auf ihren Meister, um ihre Pflicht zu erlernen. Sie dienten ihm glücklich und mit Freuden. Sie folgten ihm wie Soldaten ihrem Kommandeur und kämpften den guten Kampf des Glaubens. Sie sind „die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“ Offenbarung 17,14. Z5.233.2 Teilen

„Wer da sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat.“ 1.Johannes 2,6. „Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“ Römer 8,9. Diese Übereinstimmung mit Jesus wird von der Welt nicht unbeobachtet bleiben. Sie ist Gegenstand der Beachtung und Gesprächsthema. Der Christ mag sich der großen Veränderung nicht bewußt sein, denn je mehr er in seinem Wesen Christo gleicht, desto geringer denkt er von sich selbst. Doch alle in seiner Umgebung sehen und fühlen den Wechsel. Wer die tiefste Erfahrung in göttlichen Dingen hat, wird am weitesten von Stolz und Selbsterhöhung entfernt sein. Er denkt niedrig von sich selbst und hat den höchsten Begriff von der Herrlichkeit und Erhabenheit Christi. Er empfindet, dass der geringste Platz in seinem Dienst zu ehrenhaft für ihn ist. Z5.233.3 Teilen

234

Mose wußte nicht, dass sein Angesicht von einem Glanz erleuchtet war, der schmerzlich und beängstigend auf diejenigen wirkte, die nicht, gleich ihm, Umgang mit Gott pflegten. Paulus hatte eine sehr geringe Meinung von seinem eigenen Fortschritt im christlichen Leben. Er erklärte: „Nicht, dass ich‘s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei.“ Philipper 3,12. Er spricht von sich als dem „größten aller Sünder“. Doch war Paulus vom Herrn hoch geehrt worden. Im Gesicht war er bis in den dritten Himmel entrückt worden und hatte dort Offenbarungen göttlicher Herrlichkeit geschaut, die er nicht bekanntmachen durfte. Z5.234.1 Teilen

Johannes der Täufer wurde von unserem Heiland als der größte unter den Propheten bezeichnet. Aber wie groß ist der Kontrast zwischen der Sprache dieses Gottesmannes und vielen, die sich Prediger des Kreuzes nennen. Als er gefragt wurde, ob er Christus sei, erklärte er sich für unwürdig, auch nur seines Meisters Schuhriemen zu lösen. Als seine Jünger mit der Klage zu ihm kamen, dass sich die Aufmerksamkeit des Volkes dem neuen Lehrer zuwandte, erinnerte Johannes sie daran, dass er selbst zu ihnen gesagt hatte, er sei nur der Vorläufer des Verheißenen. Ihm, Christo, dem Bräutigam, gehört der erste Platz in der Zuneigung seines Volkes. „Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams steht und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllt. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. Der von obenher kommt, ist über alle.“ Johannes 3,29-31. „Wer es [sein Zeugnis] aber annimmt, der besiegelt‘s, dass Gott wahrhaftig sei.“ Johannes 3,33. Z5.234.2 Teilen

Solche Arbeiter werden heute im Werke Gottes benötigt. Auf die Selbstgenügsamen, Neidischen und Eifersüchtigen, die Kritiker und Fehlerfinder kann Gottes heiliges Werk sehr gut verzichten. Sie sollten nicht im Predigtamt geduldet werden, selbst wenn sie scheinbar Gutes bewirkt haben. Gott ist nicht von bestimmten Menschen oder Mitteln abhängig. Er ruft nach Arbeitern, die wahr und treu, rein und heilig sind; nach solchen, die ihr Bedürfnis des versöhnenden Blutes Christi und der heiligenden Gnade seines Geistes gefühlt haben. Z5.234.3 Teilen

235

Meine Brüder, Gott ist betrübt über euren Neid, eure Eifersucht, eure Bitterkeit und Uneinigkeit. In all diesem gehorcht ihr Satan und nicht Christo. Wenn wir Männer sehen, die fest im Grundsatz, furchtlos in der Pflichterfüllung, eifrig im Werke Gottes und dennoch demütig und bescheiden, freundlich und zartfühlend, geduldig mit allen, zur Vergebung bereit sind und Liebe zu Seelen bekunden, für die Christus starb — dann brauchen wir nicht zu fragen, ob sie Christen sind. Sie liefern den unmißverständlichen Beweis, dass sie mit Jesu gewesen sind und von ihm gelernt haben. Wenn Männer entgegengesetzte Wesenszüge offenbaren, wenn sie stolz, eitel, leichtfertig, weltlich gesinnt, habgierig, unfreundlich und tadelsüchtig sind, muss man uns nicht sagen, mit wem sie verbunden sind, wer ihr bester Freund ist. Sie mögen nicht an Zauberei glauben; aber trotzdem hegen sie Umgang mit einem bösen Geist. Z5.235.1 Teilen

Zu dieser Klasse möchte ich sagen: „.rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit, die von obenherab kommt, sondern irdisch, menschlich und teuflisch. Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und eitel böses Ding. Die Weisheit aber von obenher ist aufs erste keusch, darnach friedsam, gelinde, läßt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesät im Frieden denen, die den Frieden halten.“ Jakobus 3,14-18. Z5.235.2 Teilen

Als die Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe des Johannes kamen, sprach dieser furchtlose Prediger der Gerechtigkeit sie mit folgenden Worten an: „Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, tut rechtschaffene Frucht der Buße!“ Matthäus 3,7. Diese Männer kamen aus unwürdigen Beweggründen zu Johannes. Sie wurden von vergifteten Prinzipien und verdorbenen Praktiken geleitet. Jedoch erkannten sie ihren wahren Zustand nicht. Von Stolz und Ehrgeiz erfüllt, würden sie nicht zögern, sich unter allen Umständen vor dem Volk zu erhöhen und ihren Einfluß zu festigen. Sie kamen zur Taufe des Johannes, um diese Absichten um so besser ausführen zu können. Z5.235.3 Teilen

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Johannes las ihre Beweggründe und begegnete ihnen mit der erforschenden Frage: „Wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?“ Hätten sie die Stimme Gottes vernommen, die zu ihren Herzen sprach, hätten sie den Beweis erbracht, indem sie rechtschaffene Frucht der Buße brachten. Man konnte keine solche Frucht bei ihnen feststellen. Sie hatten die Warnung nur als Stimme eines Mannes bewertet. Sie bewunderten die Macht und Kühnheit, mit der Johannes sprach. Der Geist Gottes konnte ihre Herzen nicht überzeugen und als Resultat Frucht zum ewigen Leben hervorbringen. Sie lieferten keinen Beweis von einer Veränderung des Herzens. Johannes wollte ihnen verständlich machen, dass eine äußerliche Form ohne die umgestaltende Macht des Heiligen Geistes ohne Nutzen für sie sei. Z5.236.1 Teilen

Der Tadel des Propheten trifft auf viele in unseren Tagen zu. Sie können den klaren und überzeugenden Argumenten, welche die Wahrheit unterstützen, nicht widersprechen. Aber sie nehmen sie nur als Resultat menschlicher Schlußfolgerung und nicht als göttliche Offenbarung an. Sie haben keine wahre Erkenntnis ihres Zustandes als Sünder. Ihre Herzen sind nicht zerbrochen. Gleich den Pharisäern empfinden sie es als große Herablassung, die Wahrheit anzunehmen. Z5.236.2 Teilen

Niemand ist weiter vom Reich Gottes entfernt als selbstgerechte Formalisten, die mit Stolz über ihre eigenen Errungenschaften erfüllt sind, während sie des Geistes Christi völlig ermangeln. Sie sind neidisch, eifersüchtig und werden von Sucht nach Lob und Beliebtheit beherrscht. Sie gehören zur gleichen Klasse, die Johannes als Otterngezüchte bezeichnete, als Kinder des Bösewichts. Solche Personen befinden sich unsichtbar und unverdächtigt unter uns. Sie dienen Satans Sache besser als der liederlichste, verkommenste Mensch. Der letztere verbirgt seinen wahren Charakter nicht. Er erscheint als das, was er ist. Z5.236.3 Teilen

Gott fordert Frucht der Buße. Ohne diese Frucht ist unser Glaubensbekenntnis wertlos. Der Herr ist imstande, wahre Gläubige aus denen zu erwecken, die nie seinen Namen gehört haben. „Denket nur nicht, dass ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken.“ Matthäus 3,9. Z5.236.4 Teilen

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Gott ist nicht von Männern abhängig, die von Herzen unbekehrt sind und dies in ihrem Leben zeigen. Er wird niemanden begünstigen, der Ungerechtigkeit praktiziert. „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ Matthäus 3,10. Z5.237.1 Teilen

Diejenigen, die den Prediger loben und ihm schmeicheln, während sie die Werke der Gerechtigkeit vernachlässigen, beweisen unmißverständlich, dass sie zum Prediger und nicht zu Gott bekehrt sind. Wir fragen: „Wer hat euch gewiesen, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?“ War es die Stimme des Heiligen Geistes oder nur die Stimme eines Mannes, die ihr in der von Gott gesandten Botschaft gehört habt? Die Frucht wird von der Art des Baumes zeugen. Z5.237.2 Teilen

Keine äußerlichen Formen können uns reinigen. Keine heilige Handlung, die der frömmste Diener Gottes vornehmen mag, kann die Stelle der Taufe mit dem Heiligen Geist einnehmen. Der Geist Gottes muss sein Werk am Herzen verrichten. Alle, die seine erneuernde Macht nicht erfahren haben, sind Spreu unter dem Weizen. Unser Herr hat die Wurfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich fegen. Am zukünftigen Tag wird er unterscheiden „zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.“ Maleachi 3,18. Z5.237.3 Teilen

Der Geist Christi wird sich in allen offenbaren, die von Gott geboren sind. Streit und Uneinigkeit können nicht unter denen aufkommen, die von seinem Geist regiert werden. „Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt!“ Jesaja 52,11. Die Gemeinde wird kaum einen höheren Stand einnehmen als ihre Prediger. Wir benötigen einen bekehrten Predigerstand und ein bekehrtes Volk. Hirten, die über die Seelen wachen als solche, die Rechenschaft abzulegen haben, werden die Herde auf Pfade des Friedens und der Heiligkeit führen. Ihr Erfolg in diesem Werk wird ihrem eigenen Wachstum in der Gnade und der Erkenntnis der Wahrheit entsprechen. Wenn Lehrer an Seele, Leib und Geist geheiligt sind, können sie das Volk mit der Wichtigkeit einer solchen Heiligung beeindrucken. Z5.237.4 Teilen

238

Auf gewöhnliche Weise von religiösen Dingen zu sprechen und ohne wirklichen Seelenhunger und lebendigen Glauben um geistliche Segnungen zu bitten, bewirkt wenig. Die verwunderte Volksmenge, die sich um Christum drängte, empfing durch ihren Kontakt keine belebende Kraft. Als aber die arme, leidende Frau in ihrer großen Not ihre Hand ausstreckte und den Saum des Kleides Jesu berührte, fühlte sie die heilende Wirksamkeit. Es war eine Berührung des Glaubens. Christus nahm diese Berührung wahr, und er war entschlossen, allen seinen Nachfolgern bis zum Ende der Zeit eine Lehre zu hinterlassen. Er wußte, dass Kraft von ihm ausgegangen war, und indem er sich zur Volksmenge umwandte, fragte er: „Wer hat meine Kleider angerührt?“ Erstaunt über solch eine Frage, antworteten seine Jünger: „Du siehst, dass dich das Volk drängt, und sprichst: Wer hat mich angerührt?“ Markus 5,30.31. Z5.238.1 Teilen

Jesus heftete seinen Blick auf sie, die es getan hatte. Sie war von Furcht erfüllt. Ihre Freude war groß; aber hatte sie die Grenze ihrer Pflicht überschritten? Sie wußte, was mit ihr geschehen war, sie kam zitternd, fiel zu seinen Füßen nieder und erzählte ihm die volle Wahrheit. Christus tadelte sie nicht. Freundlich sagte er: „Gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner Plage!“ Markus 5,34. Z5.238.2 Teilen

Hier wurde der gewöhnliche Kontakt von der Berührung des Glaubens unterschieden. Gebet und Predigen ohne Ausübung lebendigen Glaubens an Gott wird umsonst sein. Aber die Glaubensberührung öffnet uns das göttliche Schatzhaus der Kraft und der Weisheit. Auf diese Weise bewirkt Gott durch Werkzeuge aus Erdenstaub die Wunder seiner Gnade. Z5.238.3 Teilen

Dieser lebendige Glaube ist heute unser größtes Bedürfnis. Wir müssen wissen, dass Jesus uns wirklich gehört, dass sein Geist unsere Herzen reinigt und läutert. Welch ein Werk könnte getan werden, wenn Christi Prediger echten Glauben, verbunden mit Sanftmut und Liebe, besäßen! Welche Frucht würde zu Gottes Verherrlichung gebracht werden! Z5.238.4 Teilen

Was soll ich euch sagen, liebe Brüder, damit ihr aus eurer fleischlichen Sicherheit erwacht? Eure Gefahren sind mir gezeigt worden. In der Gemeinde gibt es Gläubige und Ungläubige. Christus stellt beide in seinem Gleichnis vom Weinstock und den Reben dar. Er ermahnt seine Nachfolger: „Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,4.5. Z5.238.5 Teilen

239

Es besteht ein großer Unterschied zwischen einer vorgeblichen und einer wirklichen Verbindung mit Christo im Glauben. Das Bekenntnis der Wahrheit bringt Menschen in die Gemeinde, aber es beweist nicht, dass sie die lebenswichtige Verbindung mit dem lebendigen Weinstock haben. Es gibt eine Regel, nach der man die echten Jünger von denen unterscheiden kann, die behaupten, Christi Nachfolger zu sein, aber doch nicht an ihn glauben: Die einen bringen Früchte, die anderen nicht. Die einen werden oft dem Winzermesser Gottes unterworfen, damit sie mehr Frucht bringen; die anderen werden als verdorrte Reben von dem lebendigen Weinstock getrennt. Z5.239.1 Teilen

Ich bin sehr besorgt, ob unser Volk das lebendige Zeugnis bewahren und die Gemeinde von dem Element des Unglaubens reinhalten wird. Können wir uns eine engere, vertrautere Beziehung zu Christo vorstellen, als sie in den Worten ausgedrückt wird: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“? Die Fasern der Rebe sind nahezu eins mit denen des Weinstocks. Das Überströmen des Lebens, der Kraft und der Fruchtbarkeit vom Stamm in die Reben geht ungehindert und ständig vor sich. Die Wurzel sendet ihre Nährstoffe in den Zweig. So ist auch die Beziehung des Gläubigen zu Christo. Er bleibt in Christo und empfängt seine Nahrung von ihm. Z5.239.2 Teilen

Nur die Ausübung persönlichen Glaubens kann diese geistliche Beziehung begründen. Diesen Glauben müßten wir über alles stellen, uns ganz auf ihn verlassen und durch ihn geheiligt werden. Unser Wille muss dem göttlichen Willen völlig unterstellt werden. Unsere Gefühle, Wünsche, Interessen und Ehre sollen gleichbedeutend sein mit dem Gedeihen des Königreiches Christi und der Ehre seiner Sache, da uns ständig seine Gnade zuteil wird und Christus unseren Dank dafür entgegennimmt. Z5.239.3 Teilen

240

Wenn diese innige Verbindung und Gemeinschaft hergestellt ist, werden unsere Sünden auf Christum gelegt, und seine Gerechtigkeit wird uns zugerechnet. Er wurde für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Durch ihn haben wir Zugang zu Gott, und in dem Geliebten werden wir angenommen. Wer durch Wort und Tat einem Gläubigen Unrecht tut, verletzt damit Jesum. Reicht jemand einem Jünger als einem Kinde Gottes einen Becher kalten Wassers, so sieht Christus das als ihm persönlich gespendet an. Z5.240.1 Teilen

Als Christus im Begriff war, von seinen Jüngern Abschied zu nehmen, gab er ihnen jenes schöne Sinnbild seiner Beziehung zu den Gläubigen. Er hatte ihnen die enge Verbindung mit sich gezeigt, durch die sie ihr geistliches Leben weiterführen könnten, wenn ihnen seine sichtbare Gegenwart entzogen war. Um ihnen diese Vorstellung recht eindrucksvoll zu machen, nannte er ihnen den Weinstock als das passendste und geeignetste Symbol. Z5.240.2 Teilen

Die Juden hatten den Weinstock immer als die edelste Pflanze und als Beispiel für alles Starke, Ausgezeichnete und Fruchtbare angesehen. „Der Weinstock“, wollte unser Herr ihnen anscheinend sagen, „den ihr so hoch schätzt, ist ein Symbol. Ich bin es in Wirklichkeit, ich bin der wahre Weinstock. Als Volk schätzt ihr diese Pflanze. Als Sünder solltet ihr mich über alle Dinge auf Erden wert halten. Die Rebe kann nicht getrennt vom Weinstock leben; ebensowenig könnt ihr leben, wenn ihr nicht an mir bleibt.“ Z5.240.3 Teilen

Alle Nachfolger Christi haben genau so ein tiefes Interesse an seinen Lehren, wie einst die Jünger, die seinen Worten lauschten. Durch den Abfall trennte der Mensch sich von Gott. Die Trennung ist tief und gefahrvoll. Christus jedoch traf Vorsorge, dass wir wieder mit ihm vereint werden können. Die Macht des Bösen ist so mit der menschlichen Natur verknüpft, dass niemand überwinden kann, wenn er nicht mit Christo verbunden ist. Durch diese Verbindung erlangen wir moralische und geistliche Stärke. Besitzen wir Christi Geist, werden wir Frucht der Gerechtigkeit hervorbringen, die Menschen zum Segen gereicht und Gott verherrlicht. Z5.240.4 Teilen

241

Der Vater ist der Weingärtner. Er beschneidet jede fruchttragende Rebe mit Geschick und Barmherzigkeit. Diejenigen, die jetzt an Christi Leiden und Schmach Anteil nehmen, werden hernach auch Teilhaber seiner Herrlichkeit sein. Er „schämt sich nicht, sie Brüder zu heißen“. Hebräer 2,11. Seine Engel dienen ihnen. Bei seinem zweiten Kommen erscheint er als der Menschensohn. So stellt er sich selbst in seiner Herrlichkeit der Menschheit gleich. Allen, die sich mit ihm verbunden haben, erklärt er: „Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselben vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen. Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind [du bist] immerdar vor mir.“ Jesaja 49,15.16. O, welche erstaunlichen Vorrechte werden uns angeboten! Z5.241.1 Teilen

Möchten wir nicht ernsteste Anstrengungen machen, diese Verbindung mit Christo herzustellen, durch welche allein diese Segnungen erlangt werden können? Möchten wir nicht unsere Sünden gegen Gerechtigkeit eintauschen und unsere Übertretungen aufgeben, indem wir uns zum Herrn wenden? Zweifel und Unglauben sind weit verbreitet. Christus stellte die Frage: „Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, dass er auch werde Glauben finden auf Erden?“ Lukas 18,8. Wir müssen lebendigen, tätigen Glauben üben. Ausdauer im Glauben ist die Bedingung zu unserer Verbindung. Z5.241.2 Teilen

Eine Verbindung mit Christo durch lebendigen Glauben ist von Dauer. Jede andere Verbindung vergeht. Christus hat uns zuerst erwählt. Er bezahlte einen unermeßlichen Preis für unsere Erlösung. Der wahre Gläubige erwählt Christum als Erstes, Letztes und Bestes von allem. Aber diese Vereinigung kostet uns etwas. Sie ist ein Verhältnis äußerster Abhängigkeit, das von einem stolzen Wesen eingegangen werden muss. Alle, die zu diesem Verhältnis bereit sind, müssen ihr Bedürfnis des versöhnenden Blutes Christi spüren. Ihr Herz muss umgestaltet werden. Sie müssen ihren eigenen Willen dem Willen Gottes unterwerfen. Es wird ein Kampf mit äußerlichen und inneren Widerständen sein. Es muss ein schmerzliches Werk sowohl des Loslösens als auch neuer Bindungen stattfinden. Stolz, Selbstsucht, Eitelkeit, Weltlichkeit — die Sünde in all ihren Formen — müssen überwunden werden, wenn wir eine Verbindung mit Christo eingehen wollen. Der Grund, weshalb viele das christliche Leben so beklagenswert hart finden, weshalb sie so wankelmütig, so wetterwendisch sind, ist der, dass sie versuchen, sich an Christo zu binden, ohne sich vorher von diesen gehegten Götzen getrennt zu haben. Z5.241.3 Teilen

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Wenn die Verbindung mit Christo hergestellt ist, kann sie nur durch ernstes Gebet und unermüdliche Anstrengungen aufrechterhalten werden. Wir müssen Widerstand leisten, das Ich verleugnen und überwinden. Durch Christi Gnade, durch Mut, durch Glauben und Wachsamkeit können wir den Sieg erlangen. Z5.242.1 Teilen

Die Gläubigen werden eins in Christo. Aber ein Zweig kann den andern nicht unterhalten. Die Nahrung wird durch eine lebendige Verbindung mit dem Weinstock erlangt. Wir müssen uns unserer totalen Abhängigkeit von Christo bewußt sein. Wir müssen durch Glauben an den Sohn Gottes leben. Das ist die Bedeutung der Worte: „Bleibet in mir.“ Wir leben in dieser Welt nicht, um menschlichem Willen zu folgen oder den Feinden unseres Herrn zu gefallen, sondern um ihm zu dienen und ihn zu verherrlichen, der uns geliebt und sich für uns aufgeopfert hat. Eine bloße Zustimmung zu dieser Vereinigung, während die Zuneigungen nicht von der Welt, ihren Vergnügungen und Zerstreuungen losgelöst sind, wird das Herz nur im Ungehorsam bestärken. Z5.242.2 Teilen

Als Volk entbehren wir leider sehr des Glaubens und der Liebe. Unsere Bemühungen sind einfach zu schwach für die Gefahren der Zeit, in der wir leben. Der Stolz und die Hemmungslosigkeit, die Gottlosigkeit und Bosheit, womit wir umgeben sind, haben einen Einfluß auf uns. Nur wenige machen sich klar, wie wichtig es ist, alle Verbindungen, die dem Glaubensleben abträglich sind, soweit wie möglich zu meiden. Bei der Wahl ihrer Umgebung setzen nur wenige das geistliche Gedeihen an die erste Stelle. Z5.242.3 Teilen

In Scharen strömen Eltern mit ihren Kindern in die Städte, weil sie meinen, ihren Lebensunterhalt dort leichter zu verdienen als auf dem Lande. Die Kinder, die außerhalb der Schule keine Beschäftigung haben, erhalten eine Straßenerziehung. Von schlechten Kameraden nehmen sie ausschweifende und lasterhafte Gewohnheiten an. Die Eltern sehen das alles, aber da die Berichtigung ihres Irrtums ein Opfer erfordert, bleiben sie, wo sie sind, bis Satan volle Herrschaft über die Kinder gewonnen hat. Opfert lieber alle weltlichen Rücksichten, als dass ihr die kostbaren Seelen gefährdet, die eurer Fürsorge anvertraut sind. Sie werden von Versuchungen bestürmt und sollten unterwiesen werden, ihnen zu begegnen. Es ist eure Pflicht, jeden Einfluß zu unterbinden, mit jeder Gewohnheit zu brechen und jedes Band durchzuschneiden, das euch zurückhalten will, euch und eure Familie ganz frei, aufrichtig und von Herzen Gott zu übergeben. Z5.242.4 Teilen

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Statt der übervölkerten Stadt sucht euch einen stillen Ort, wo eure Kinder so gut wie möglich vor Versuchung behütet sind. Dort bildet sie zur Brauchbarkeit heran. Der Prophet Hesekiel zählt die Gründe, die Sodoms Sünde und Untergang verursachten, folgendermaßen auf: „Hoffart, Brot in Fülle und sorglose Ruhe [oder: Wohlleben] war ihr samt ihren Tochterstädten eigen; aber den Armen und Notleidenden reichten sie niemals die Hand zur Hilfe.“ Hesekiel 16,49 (Menge). Alle, die dem Schicksal Sodoms entrinnen wollen, müssen das Leben meiden, das Gottes Gericht über diese lasterhafte Stadt brachte. Z5.243.1 Teilen

Meine Geschwister, ihr mißachtet die heiligsten Forderungen Gottes, weil ihr es versäumt, euch und eure Kinder ihm zu weihen. Viele von euch wiegen sich in falsche Sicherheit, gehen ganz in selbstsüchtigen Interessen auf und lassen sich von irdischen Schätzen locken. Ihr fürchtet nichts Böses. Die Gefahr scheint euch weit entfernt zu sein. Zu eurem ewigen Schaden werdet ihr betrogen und getäuscht, falls ihr nicht aufwacht und in Reue und tiefer Demut zum Herrn zurückkehrt. Z5.243.2 Teilen

Immer wieder hat euch die Stimme vom Himmel angesprochen. Wollt ihr dieser Stimme gehorchen? Wollt ihr den Rat des treuen Zeugen beachten, im Feuer geläutertes Gold, weiße Kleider und Augensalbe zu suchen? Das Gold ist Glaube und Liebe; die weißen Kleider sind die Gerechtigkeit Christi; die Augensalbe ist das geistliche Unterscheidungsvermögen, das euch befähigt, Satans Tücken zu erkennen und zu meiden, die Sünde zu entdecken und zu verabscheuen und die Wahrheit zu sehen und ihr zu gehorchen. Z5.243.3 Teilen

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Der Todesschlaf der Welt lähmt eure Sinne. Die Sünde erscheint euch nicht mehr abstoßend, weil ihr von Satan verblendet seid. Die Gerichte Gottes werden bald auf die Erde ausgegossen werden. „Rette dich: es gilt dein Leben!“ 1.Mose 19,17 (Menge). lautet die Warnung der Engel Gottes. Aber andere Stimmen sagen: „Seid nicht so aufgeregt, es gibt keinen Grund zu besonderer Sorge.“ Die in Zion bequem geworden sind, rufen „Friede und Sicherheit“, während der Himmel verkündet, dass die schnelle Vernichtung, die den Übertreter hinwegraffen wird, vor der Türe steht. Die Jungen, die Leichtsinnigen und Vergnügungssüchtigen sehen diese Warnungen als müßiges Geschwätz an und wenden sich mit einem Scherz ab. Eltern sind geneigt zu denken, dass ihre Kinder in der Sache schon recht haben, und alle schlafen ruhig weiter. So war es auch beim Untergang der alten Welt, und als Sodom und Gomorra vom Feuer verzehrt wurden. In der Nacht vor ihrer Zerstörung schwelgten die Städte in Vergnügungen. Lot wurde wegen seiner Besorgnisse und Warnungen verspottet. Aber gerade diese Spötter kamen dann in den Flammen um. In eben derselben Nacht wurde für die sorglosen, lasterhaften Einwohner Sodoms die Gnadentür für immer geschlossen. Z5.244.1 Teilen

Gott hält das Schicksal der Menschen in seiner Hand. Er wird seiner nicht immer spotten und mit sich scherzen lassen. Seine Gerichte gehen schon durch das Land. Wilde, furchtbare Stürme hinterlassen Zerstörung und Tod. Verzehrende Feuersbrünste verwüsten Wälder und bevölkerte Städte. Sturm und Schiffbruch erwarten die Seereisenden. Unfälle und Katastrophen bedrohen alle Reisenden auf dem Lande. Orkane, Erdbeben, Schwert und Hungersnot lösen einander in schneller Folge ab. Trotzdem sind die Herzen der Menschen verhärtet. Sie erkennen die warnende Stimme Gottes nicht. Sie wollen die einzige Zuflucht vor dem heraufziehenden Sturm nicht aufsuchen. Z5.244.2 Teilen

Viele, die auf die Mauern Zions gestellt wurden, um das Herannahen der Gefahr mit Adleraugen zu erspähen und ihre warnende Stimme zu erheben, sind selber eingeschlafen. Gerade diejenigen, die in dieser Stunde der Gefahr am aktivsten und wachsamsten sein sollten, vernachlässigen ihre Pflicht und bringen damit das Blut von Seelen über sich. Z5.244.3 Teilen

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Meine Geschwister, hütet euch vor einem bösen, ungläubigen Herzen. Gottes Wort ist deutlich, kurz und bündig, was Einschränkungen anbetrifft. Es stört euch dabei, eurem eigenen Ich nachzugeben, deshalb gehorcht ihr ihm nicht. Die Zeugnisse seines Geistes lenken eure Aufmerksamkeit auf die Schrift, weisen auf eure Charakterfehler hin und tadeln eure Sünden; deshalb beachtet ihr sie nicht. Um euren fleischlichen, bequemlichkeitsliebenden Kurs zu rechtfertigen, beginnt ihr zu zweifeln, dass die Zeugnisse von Gott sind. Gehorchtet ihr ihren Lehren, würdet ihr von ihrem göttlichen Ursprung überzeugt sein. Denkt daran, euer Unglaube beeinträchtigt ihre Glaubwürdigkeit nicht. Sind sie von Gott, werden sie bestehen. Wer den Glauben des Volkes Gottes an diese Zeugnisse abschwächt, die seit der letzten sechsunddreißig Jahre der Gemeinde gegeben wurden, kämpft gegen Gott. Ihr verachtet und schmäht nicht das Werkzeug, sondern Gott, der durch diese Warnungen und Rügen zu euch gesprochen hat. Z5.245.1 Teilen

In den Unterweisungen, die unser Heiland seinen Jüngern gab, sind Ermahnungen enthalten, die besonders uns gelten: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch.“ Lukas 21,34. Wacht, betet und arbeitet — das ist wahres Glaubensleben. „Betet ohne Unterlaß“ (1.Thessalonicher 5,17), das heißt, pflegt immer einen Geist des Gebets. Dann werdet ihr für des Herrn Kommen bereit sein. Z5.245.2 Teilen

Die Wächter sind verantwortlich für den Zustand des Volkes. Wenn ihr dem Stolz, dem Neid, dem Zweifel und anderen Sünden die Tür öffnet, wird es Streit, Haß und alles Böse geben. Jesus, der Sanftmütige und Demütige, bittet um Eintritt als euer Gast. Aber ihr fürchtet euch, ihn einzulassen. Er hat im Alten und im Neuen Testament zu uns gesprochen. Er spricht noch immer zu uns durch seinen Geist und seine Vorsehung. Seine Unterweisungen beabsichtigen, Menschen treu gegenüber Gott und sich selbst zu machen. Z5.245.3 Teilen

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Jesus nahm die menschliche Natur an, damit er der Menschheit ein vollständiges, vollkommenes Vorbild hinterlassen konnte. Er möchte uns in sein Ebenbild umgestalten, beständig in jeder Absicht, jedem Gefühl und Gedanken — treu im Herzen, treu in der Seele und im ganzen Leben. Das ist Christentum. Unsere gefallene Natur muss gereinigt, veredelt und durch Gehorsam zur Wahrheit geheiligt werden. Christlicher Glaube wird niemals mit weltlichen Grundsätzen harmonieren. Christliche Redlichkeit stimmt nicht mit Betrug und Verstellung überein. Derjenige, der die meiste Liebe Christi im Herzen hegt, der Christi Ebenbild am vollkommensten widerspiegelt, ist in Gottes Augen der treueste, edelste und ehrenhafteste Mensch auf Erden. Z5.246.1 Teilen

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