Portrait von Ellen White
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Die Wahl der Leiter
Die Wahl der Leiter
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Der Apostel Paulus schreibt an Titus: „Du solltest vollends ausrichten, was ich gelassen habe, und besetzen die Städte hin und her mit Ältesten, wie ich dir befohlen habe; wo einer ist untadelig, eines Weibes Mann, der gläubige Kinder habe, nicht berüchtigt, dass sie Schwelger und ungehorsam sind. Denn ein Bischof soll untadelig sein als ein Haushalter Gottes.“ Titus 1,5-7. Es wäre gut, wenn alle unsere Prediger diese Anweisung befolgten und nicht übereilt Männer zu einem Amt beriefen ohne reifliche Überlegung und ernstliches Gebet zu Gott, damit er durch seinen Heiligen Geist kundtue, wen er annehmen wolle. Z5.647.1 Teilen

Der Apostel sagt unter der Eingebung des Heiligen Geistes: „Die Hände lege niemand zu bald auf.“ 1.Timotheus 5,22. In manchen unserer Gemeinden schritt man zu schnell zur Organisierung und zur Einsegnung von Ältesten; die biblischen Regeln wurden mißachtet, und große Schwierigkeiten in der Gemeinde waren die Folge. Man sollte es nicht so eilig haben, Leiter zu wählen oder Männer einzusegnen, die sich in keiner Weise zu dem verantwortungsvollen Werk eignen — Männer, die der Bekehrung, der Heranbildung, der Veredelung und Läuterung bedürfen, bevor sie im Werke Gottes in irgendeinem Amt dienen können. Z5.647.2 Teilen

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Das Netz des Evangeliums fängt Gute und Böse. Es erfordert Zeit, den Charakter zu entwickeln; es erfordert Zeit, Menschen wirklich kennenzulernen. Wird jemand für ein Amt vorgesehen, dann sollte man sich seine Familie genau ansehen. Ist sie dem Herrn ergeben? Kann der Mann seinem eigenen Hause in Ehren vorstehen? Welchen Charakter haben seine Kinder? Werden sie dem Einfluß ihres Vaters Ehre machen? Hat er kein Taktgefühl, keine Weisheit und Kraft der Gottesfurcht, um daheim seiner Familie vorzustehen, so kann man mit Sicherheit schlußfolgern, dass er dieselben Mängel auch in die Gemeinde hineintragen wird und dass in ihr dieselbe unheilige Leitung zu finden sein wird. Es ist entschieden besser, einen Mann zu beurteilen, bevor er in ein Amt berufen wird, als nachträglich; es ist besser, vor dem entscheidenden Schritt zu beten und zu beraten, als nachträglich die Folgen einer falschen Wahl korrigieren zu wollen. Z5.648.1 Teilen

In manchen Gemeinden ist der Leiter nicht befähigt, die Glieder zur Arbeit zu erziehen. Es fehlt am Takt und rechten Urteil, um ein lebendiges Interesse am Werke Gottes wachzuhalten. Er ist etwas langsam und weitschweifig, spricht zuviel, und seine öffentlichen Gebete sind zu lang. Er unterhält keine lebendige Verbindung mit Gott, die ihm neue Erfahrung schenken würde. Z5.648.2 Teilen

An allen Orten müssen die Leiter der Gemeinden ernst, voller Eifer und selbstloser Hingabe sein, Männer Gottes, die dem Werk das rechte Gepräge geben können. Sie sollen Gott ihre Bitten im Glauben vortragen. Zum Gebet im Kämmerlein können sie sich so viel Zeit nehmen, wie sie es wünschen, in der Öffentlichkeit aber sollten ihre Gebete und Zeugnisse kurz und zum Punkt sein. Lange und trockene Gebete sowie endlose Ermahnungen soll man vermeiden. Wenn Geschwister etwas zur Stärkung und Erbauung anderer zu sagen haben, muss es erst in ihren Herzen leben. Sie müssen täglich mit Gott verbunden sein und ihre Bedürfnisse aus seinem unerschöpflichen Vorratshause decken, aus dem sie Altes und Neues hervorbringen können. Sind ihre eigenen Seelen durch den Geist Gottes belebt, dann können sie auch andere erfreuen, stärken und ermutigen; aber wenn sie selbst nicht aus der lebendigen Quelle des Heils getrunken haben, werden sie andere auch nicht dorthin führen können. Z5.648.3 Teilen

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Die Notwendigkeit religiöser Erfahrung muss denen nahegelegt werden, welche die Theorie der Wahrheit annehmen. Die Prediger müssen selbst in der Liebe Gottes beharren und dann dem Volke die Notwendigkeit der persönlichen Übergabe und Bekehrung einprägen. Alle müssen für sich eine lebendige Erfahrung gewinnen. Christus muss in ihren Herzen wohnen, und sein Geist muss ihre Neigungen beherrschen, sonst ist ihr Glaubensbekenntnis wertlos, und ihr Zustand wird schlimmer sein, als hätten sie die Wahrheit nie gehört. Z5.649.1 Teilen

Für kleinere Gruppen, welche die Wahrheit annehmen, sollte eine Anordnung getroffen werden, die das Gedeihen der Gemeinde sichert. Die Leitung könnte einem Mann für eine Woche oder für einen Monat übertragen werden, dann einem anderen für einige Wochen. Auf diese Weise könnten verschiedene Glieder zur Arbeit herangezogen werden. Nach einer angemessenen Probezeit könnte einer durch Abstimmung der Gemeinde zum ständigen Leiter gewählt werden, freilich niemals für länger als ein Jahr. Dann kann ein anderer herangezogen oder derselbe wiedergewählt werden, wenn sein Dienst der Gemeinde zum Segen gewesen ist. Auf gleiche Weise sollte man bei der Wahl von Männern für andere verantwortungsvolle Ämter vorgehen, auch bei den Ämtern der Vereinigung. Unerprobte Männer sollten nicht zum Vereinigungsvorsteher gewählt werden. Viele lassen bei der Erledigung dieser wichtigen Angelegenheiten, die doch Fragen der Ewigkeit berühren, den erforderlichen Scharfsinn vermissen. Z5.649.2 Teilen

Wir bekennen uns als Hüter des Gesetzes Gottes. Wir behaupten, größeres Licht zu haben und einem höheren Ziel zuzustreben als jedes andere Volk auf Erden. Dann müssen wir aber auch größere Vollkommenheit des Charakters und eine ernstere Hingabe aufweisen. Wer das Licht der gegenwärtigen Wahrheit empfangen hat, dem ist eine überaus feierliche Botschaft anvertraut worden. Unser Licht soll hinausstrahlen, um den Pfad derer zu erhellen, die im Finstern wandeln. Alle Glieder der sichtbaren Gemeinde, alle Arbeiter im Weinberg des Herrn, alle bekenntlichen Christen sollten ihr Äußerstes tun, um Frieden, Eintracht und Liebe in der Gemeinde zu erhalten. Beachtet die Bitte Christi: „Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt.“ Johannes 17,21. Die Einigkeit der Gemeinde ist der überzeugende Beweis dafür, dass Gott Jesum als Erlöser in die Welt gesandt hat. Dieses Argument kann kein Weltmensch bestreiten. Darum arbeitet Satan unablässig darauf hin, diese Einigkeit und Harmonie zu verhindern, damit Ungläubige Abscheu vor der Religion empfinden und in ihrer Unbußfertigkeit beharren, wenn sie Abfall, Uneinigkeit und Streit unter denen sehen, die sich zur Wahrheit bekennen. Gott wird entehrt, wenn sie untereinander in Meinungsverschiedenheiten und Feindschaft leben. Satan ist der große Verkläger der Brüder, und alle, die an solchem Tun beteiligt sind, stehen in seinem Dienst. Z5.649.3 Teilen

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Wir behaupten, dass wir mehr Wahrheit haben als andere Gemeinschaften. Was nützt uns das, wenn es uns nicht zu größerer Hingabe und zu einem reineren und heiligeren Leben führt? Es wäre besser für uns, das Licht der Wahrheit nie empfangen zu haben, als sich zu ihr zu bekennen und sich nicht durch sie heiligen zu lassen. Z5.650.1 Teilen

Um ermessen zu können, wie wichtig die Bekehrung einer Seele vom Irrtum zur Wahrheit ist, müssen wir den Wert der Unsterblichkeit kennen und uns über die schrecklichen Qualen des zweiten Todes klar sein. Wir müssen die Ehre und die Herrlichkeit begreifen, die der Erlösten wartet, und verstehen, was es heißt, in der Nähe dessen zu leben, der gestorben ist, um den Menschen zu erheben und zu veredeln und dem Überwinder ein Königsdiadem zu schenken. Z5.650.2 Teilen

Den Wert einer Seele kann unser begrenztes Denken nicht genügend einschätzen. Wie dankbar werden sich die Erlösten und Verherrlichten an die erinnern, die Werkzeuge ihrer Rettung waren! Dann wird niemand sein selbstloses Bemühen und sein unermüdliches Wirken, seine Geduld und Langmut, sein inniges und herzliches Verlangen nach Seelen bereuen, die vielleicht verlorengegangen wären, hätte er seine Pflicht versäumt oder wäre er müde geworden, Gutes zu tun. Z5.650.3 Teilen

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Nun sind sie, mit weißen Gewändern bekleidet, in der Hürde des Guten Hirten versammelt. Der treue Arbeiter und die durch seine Arbeit gerettete Seele werden von dem Lamm auf dem Thron begrüßt und zu dem Lebensbaum und zur Quelle lebendigen Wassers geführt. Mit welcher Freude sieht der Diener Christi diese Erlösten, die an der Herrlichkeit des Heilandes teilhaben dürfen! Wieviel köstlicher ist der Himmel doch für die, die an der Rettung von Seelen treu mitgearbeitet haben! „Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Daniel 12,3. Z5.651.1 Teilen

Lieber Bruder O, ich habe deinen Brief erhalten und brauche nicht zu sagen, wie überaus traurig ich über deine plötzliche Kehrtwendung bin, die du vor kurzem unternommen hast. Wenn ich auf dein bisheriges Leben zurückblicke, erinnere ich mich an deine Erfahrung in Colorado, an deine Überlegungen auf jenem Berg, von dem ein Abstieg unmöglich schien. Ich denke an die darauf folgende teilweise Wiederherstellung deines Glaubens, an deine Versuchungen durch falsche und ehrgeizige Hoffnungen, woanders mehr Chancen geboten zu bekommen als bei uns; deine Enttäuschungen; dein lobenswertes Verhalten im Stillschweigen; an die Gebete und das Mitgefühl des Volkes Gottes, die deinetwegen zum Himmel emporstiegen; an meine anhaltenden Gebete: „Verlaß ihn nicht. Bitte, rette ihn. Er ist verführt. Er hat seinen Halt an Gott verloren.“ Z5.651.2 Teilen

Ich denke daran, wie ich zum letzten Mal mit deiner Frau unterwegs war, bevor sie starb. Ihre Sorge galt dir und ihren Kindern. Sie sagte, dass sie sich wegen ihrer Kinder und der Zweifelsucht ihres Mannes vor der Zukunft fürchte. Ihre Worte waren: „Wenn ich sterben sollte, und er würde den Glauben fahren lassen und meine Kinder veranlassen, den Sabbat aufzugeben, wie schrecklich wäre das, nachdem er so viel Licht und viele Beweise erhalten hat! Aus diesem Grund habe ich mich so ans Leben geklammert. Er ist nicht so tief gegründet, dass er standhalten wird, wenn Versuchungen kommen. O Schwester White, nur um der Seelen meines Mannes und meiner Kinder willen hänge ich so am Leben. Ich möchte dir jetzt sagen, dass es mir von Herzen leid tut, dass ich das Zeugnis, das an mich und meinen Mann gerichtet war, nicht in einem besseren Geist angenommen habe. Jetzt erst erkenne ich, dass die Botschaft genau das war, was wir gerade brauchten. Hätten wir sie angenommen, befänden wir uns heute in einer viel besseren geistlichen Stellung. Wir beide waren stolzen Geistes. Seit jener Zeit wollte ich dich meiden, denn ich dachte, du hättest keinen Glauben und kein Vertrauen zu uns. Aber während der letzten Monate ist dies alles verschwunden, und ich fühlte das gleiche Vertrauen, die gleiche enge Sympathie und Liebe dir gegenüber wie früher; aber ich weiß, dass mein Mann nicht so empfindet, und es hat keinen Zweck, mit ihm darüber zu sprechen. Ich fühle mich so schwach, ihm die Dinge so darzulegen, wie ich sie verstehe, und er ist zu fest und entschlossen in seinen Ansichten und Gefühlen. Mein Wunsch war es, dir zu sagen, dass ich volles Vertrauen in die Zeugnisse und dein Werk habe. Lange habe ich auf eine Gelegenheit gewartet, dir dies zu sagen. Jetzt fühle ich mich frei. Willst du mir meine Gefühle und meine Worte gegen dich vergeben? Ich habe den Geist Gottes betrübt. Manchmal glaubte ich, er habe mich verlassen. Aber dieses Gefühl habe ich jetzt seit längerem nicht mehr. Ich erkannte nie zuvor deutlicher die Gefahr, Unglauben zu äußern, wie in den letzten paar Wochen. Um meinen Mann fürchte ich sehr, denn er äußert Unglauben. Ich fürchte, er wird alles aufgeben und ein Ungläubiger werden. Ach, wie sehr wünsche ich, ihm helfen zu können!“ Z5.651.3 Teilen

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Bruder O, als du mir sagtest, dass deine Frau im Unglauben an die Zeugnisse gestorben sei, habe ich dir nicht widersprochen. Aber ich dachte, dass du nicht die Wahrheit sprichst. Hinterher kam ich zu der Ansicht, dass du absolut im Finstern tappst; denn ich habe einen Brief von ihr erhalten, in dem sie sagt, sie habe volles Vertrauen in die Zeugnisse und wisse, dass alles, was dich und sie selbst betreffe, der Wahrheit entspricht. Ich besuchte die Lagerversammlung in ..., und du warst anwesend. Du machtest dort eine Erfahrung, die dir von bleibendem Nutzen gewesen wäre, wenn du zu jener Zeit demütig vor Gott gewandelt wärest. Du demütigtest dein Herz und batest mich auf Knien, dir alles zu vergeben, was du über mich und mein Werk gesagt hattest. Du sagtest: „Du weißt nicht, wie gemein ich über dich gesprochen habe.“ Ich versicherte dir, dass ich dir so völlig vergeben würde, wie ich hoffte, dass Jesus mir meine Sünden und Verirrungen vergibt. Du sagtest dort in Gegenwart von einigen anderen Personen, dass du viele Dinge zu meinem Schaden geäußert hättest. Ich gab dir mein Wort, dass ich dir alles vergeben hätte; denn es war nicht gegen mich gerichtet. Nichts davon war gegen mich; denn ich war nur eine Dienerin, die die Botschaft Gottes weitergab. Deine Angriffe richteten sich nicht gegen meine Person. Sie richteten sich gegen die Botschaft, die Gott dir durch das demütige Werkzeug sandte. Du hast Christum verletzt, nicht mich. Ich sagte zu dir: „Ich möchte nicht, dass du vor mir bekennst. Bringe alles zwischen Gott und dir in Ordnung, und alles ist dann gut zwischen dir und mir.“ Einige Worte, die an dich gerichtet waren, hattest du als zu streng aufgefaßt. Nachdem du sie sorgfältig ein zweites Mal gelesen hattest, sagtest du, wären sie dir nicht mehr so hart erschienen, und du warst versöhnt. Nach dieser Unterredung sagtest du, du hättest nie zuvor gewußt, was Bekehrung sei, aber jetzt wärest du neu geboren, zum erstenmal bekehrt. Du könntest sagen, dass du deine Brüder liebst. Dein Herz war leicht und glücklich. Du erkanntest die Heiligkeit des Werkes wie nie zuvor, und deine Briefe brachten die tiefgreifende Veränderung, durch Gottes Geist bewirkt, zum Ausdruck. Z5.652.1 Teilen

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Und doch wußte ich, dass sich die Sache wiederholen könnte, und dass du in den gleichen Punkten geprüft werden würdest, worin du früher versagt hattest. So handelte der Herr mit den Kindern Israel und mit seinem Volk zu allen Zeiten. Er wird sie dort prüfen, worin sie früher fielen. Er wird sie erproben, und fallen sie in der Prüfung ein zweites Mal, wird er sie wieder in die gleiche Lage bringen. Z5.653.1 Teilen

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Mein Herz tut mir jedesmal weh, wenn ich an dich denke. Ich bin ja so traurig. Jede Seele ist kostbar, weil sie durch das kostbare Blut Jesu Christi erkauft ist. Manchmal denke ich, dass wir dem durch Christi Blut Erkauften — der Erlösung der Seele — nicht den wahren Wert beimessen. Wenn ich den unendlichen Preis betrachte, der für die Erlösung der einzelnen Seelen bezahlt wurde, dann denke ich: „Was ist, wenn jene Seele schließlich verloren geht? Was ist, wenn sie sich weigert, in Christi Schule Sanftmut und Demut zu lernen und auszuleben und Christi Joch nicht tragen will?“ Dieses, mein Bruder, ist dein größtes Versäumnis gewesen. Wenn du dich weniger mit dir selbst beraten und Christum zu deinem Ratgeber gemacht hättest, wärest du jetzt stark in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi. Du hast dich nicht unter Christi Joch gebeugt. Du bist nicht von seinem Geist erfüllt. Wie sehr bedarf dein Charakter der göttlichen Prägung! Z5.654.1 Teilen

In Anbetracht unserer großen Vorteile und Erkenntnisse tragen wir viel Verantwortung. Wir wissen, dass wir nach dem Licht und den Vorrechten, die der Herr uns gewährt hat, gerichtet werden. Wir können uns nicht ausreden, dass wir weniger mit Licht gesegnet seien als das Volk, das für ganze Zeitalter für die Welt ein Erstaunen und ein Vorwurf war. Wir können kein mildes Urteil erwarten, weil wir, gleich Kapernaum, bis an den Himmel erhoben wurden. Der Herr hat für sein Volk, das die Gebote hält, gewirkt. Das Licht, das uns vom Himmel geschienen hat, wurde Sodom und Gomorra nicht gewährt, andernfalls ständen sie noch heute. Und wenn die machtvollen Taten, die Erkenntnis und Gnade, die sich unserem Volk offenbarten, den Nationen, die im Finstern sitzen, bekannt gemacht worden wären, wissen wir nicht, um wie viel weiter sie fortgeschritten wären als wir. Wir können nicht ermessen, wie viel erträglicher es ihnen am Tage des Gerichts ergehen würde als jenen, denen das Licht so klar schien wie dir, die sich aber aus unerklärlichen Gründen vom heiligen Gebot, das ihnen übergeben wurde, abwandten. Wir können auf deinen Fall nur mit Sorgen als eine Warnung für andere hinweisen. „Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle.“ 1.Korinther 10,12. Der Herr sieht nicht, wie ein Mensch sieht. Seine Gedanken und Wege sind nicht, was blinde, egoistische Menschen glauben oder sich wünschen. Der Herr schaut aufs Herz. Er arbeitet in seinen Geschöpfen und durch sie zum Wollen und Vollbringen dessen, was seine Gebote fordern oder was er von ihnen verlangt, es sei denn, sie verwerfen seinen Rat und weigern sich, seinen Geboten zu gehorchen. Z5.654.2 Teilen

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Den größten Teil deines Lebens hast du damit zugebracht, Lehren zu verkündigen, die du während der restlichen Tage deines Lebens verwerfen und verdammen wirst. Was ist das Echte, was das Falsche? Können wir deinem Urteil vertrauen? Können wir uns auf deine Auslegung der Heiligen Schrift verlassen? Wir können es nicht. Wir wären in Gefahr, verführt zu werden. Du kannst dich weder jetzt noch in der Zukunft darauf verlassen, dass deine Füße auf solidem Fels stehen. Ich kann nicht aufhören, über deine Zukunft nachzusinnen. Für mich ist die Wahrheit lebendige Wirklichkeit. Ich weiß, dass es die Wahrheit ist. Gottes Wort ist sicher. „Ja, nach dem Gesetz und Zeugnis! Werden sie das nicht sagen, so werden sie die Morgenröte nicht haben.“ Jesaja 8,20. Wird dein Licht zu Finsternis werden? Z5.655.1 Teilen

Ich bin gerade dabei, den Band „Der große Kampf“ zu erweitern, der die Geschichte von Satans Fall und dem Eintritt der Sünde in unsere Welt beschreibt, und ich habe größere Einsicht als je zuvor in diesen großen Streit zwischen Christo, dem Fürsten des Lichtes, und Satan, dem Fürsten der Finsternis. Wenn ich die verschiedenen Verführungen Satans sehe, die er anwendet, um den Untergang des irrenden Menschen herbeizuführen und ihn zum Übertreter des heiligen Gesetzes Gottes zu machen, wie er selbst einer ist, wünschte ich, dass Engel Gottes auf die Erde herabkommen und die große Bedeutung dieser Sache darlegen möchten. Dann übermannen mich meine Gefühle für die Seelen, die sich vorsätzlich vom Licht, von der Erkenntnis und dem Gehorsam gegen Gottes heiliges Gesetz abwenden. Wie Adam und Eva der Lüge Satans glaubten: „Ihr werdet sein wie Gott“, so hoffen auch diese Seelen, durch Ungehorsam größere Höhe zu erreichen und eine vorteilhafte Position zu erlangen. Ich bin so besorgt, dass ich, während andere schlafen, Stunden im Gebet mit Gott ringe, dass er machtvoll wirken möchte, um die verhängnisvolle Täuschung von Menschen abzuwenden und sie in Einfachheit zum Kreuz von Golgatha zu führen. Dann beruhige ich mich mit dem Gedanken, dass alle diese Seelen mit dem Blut unseres Herrn Jesu erkauft sind. Wir mögen Liebe für diese Seelen hegen, aber Golgatha bezeugt, wie sehr Gott sie liebt. Dieses Werk ist des Herrn, nicht unser Werk. Wir sind nur Werkzeuge in seiner Hand, seinen Willen auszuführen und nicht unseren. Wir schauen auf jene, die dem Geist der Gnade Trotz bieten, und zittern um sie. Es tut uns leid, und wir sind enttäuscht, dass sie sich untreu gegen Gott und die Wahrheit erweisen. Doch es betrübt uns mehr, wenn wir an Jesum denken, der sie mit seinem Blut erkauft hat. Wir würden unseren ganzen Besitz opfern, wenn wir einen von ihnen retten könnten; doch wir erkennen, dass es uns unmöglich ist. Wir würden selbst das Leben hingeben, um einer Seele zum ewigen Leben zu verhelfen. Auch dieses Opfer würde nichts bewirken. Das eine große Opfer wurde im Leben, in der Mission und durch den Tod Jesu Christi gebracht. O, dass die Menschen doch die Größe dieses Opfers ermessen könnten! Dann wären sie besser imstande, die Erhabenheit der Erlösung zu begreifen. Z5.655.2 Teilen

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Bruder O, du, der du so großes Licht und reiche Beweise für die biblische Wahrheit empfangen hast, gehst nicht vorwärts und aufwärts mit der Schar, die zuletzt mit der Wahrheit triumphieren wird. Du nimmst jetzt deine Stellung mit dem ersten großen Rebellen ein, Gottes Gesetz für null und nichtig zu erklären. Er wird andere den gleichen Weg der Übertretung von Gottes heiligem Gesetz führen, um unseren Glauben lächerlich zu machen. Wie wird es um dich bestellt sein, wenn Gericht gehalten und jeder nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, gerichtet werden wird? Du wirst auf den einen und anderen schauen, der in den Wegen des Gehorsams gegen Gottes Gebote gewandelt wäre, hättest du sie nicht mit einer Atmosphäre des Unglaubens umgeben, hättest du nicht die Heilige Schrift durch falsche Auslegung verdreht und sie vom strikten Gehorsam gegenüber dem heiligen Gesetz Gottes abgehalten. Wirst du dann mit Vergnügen in diese Angesichter schauen? Du wirst die Stimme des großen Richters hören: „Wer hat das von dir gefordert?“ Z5.656.1 Teilen

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Deine jetzige Frau hat keine tiefe religiöse Erfahrung in Selbstverleugnung, Opferbereitschaft, im Umgang mit Gott und im Glauben an die Wahrheit. Sie könnte leicht vom Gehorsam gegenüber Gott abgewandt und zur Übertretung verführt werden. Deine Kinder werden dahin gehen, wohin ihr Vater sie führt. Werden sie durch keine besondere Vorsehung gerettet, dann wird ihr Ungehorsam und ihre Übertretung dir zur Last gelegt werden. Der Richter der Welt stellt dich dem heiligen Gesetz gegenüber, dessen Ansprüche dir nicht unbekannt sind. Dein Charakter und die Charaktere deiner Frau und deiner Kinder werden anhand des heiligen Maßstabes der Gerechtigkeit beurteilt. Du hast sie zur Übertretung verführt, und Gottes heiliges Gesetz legt dir ihren Untergang zur Last. Durch verschiedene Täuschungen, mit denen Satan völlig vertraut ist, hast du für Zeit und Ewigkeit gewirkt und andere glauben gemacht, dass du ein ehrlicher Mann seist, indem du das Licht der Wahrheit aufgibst. Bist du das wirklich? Nein, nein! Es ist eine schreckliche Täuschung. Was wirst du Gott an jenem Tage antworten können? Dich wird Furcht und Schrecken vor deinem Schöpfer befallen. Du wirst versuchen, eine Entschuldigung für dein Verhalten vorzubringen, aber es wird dir nichts einfallen. Du wirst schuldig und verdammt vor ihm stehen. Du magst ärgerlich über mich sein, weil ich deinen Fall so darstelle. Es ist aber so und wird mit jedem Übertreter von Gottes heiligem Gesetz so sein. Z5.657.1 Teilen

Halte dir immer diese Tatsache vor Augen: „Wo ich auch bin, was ich auch tue, du, o Gott, siehst mich.“ Es ist nicht möglich, die geringste Kleinigkeit unseres Verhaltens vor der Beobachtung dessen zu verbergen, der gesagt hat: „Ich weiß deine Werke.“ Offenbarung 3,1. Gottes forschendem Blick stehen die Tiefen eines jeden Herzens offen. Jede Handlung, jede Absicht, jedes Wort ist exakt vermerkt, als gäbe es nur diese eine Person im ganzen Universum und als wäre alle Wachsamkeit und jeder Blick nur auf ihr Verhalten gerichtet. Würden wir es in Gegenwart des Gesetzgebers wagen, auch nur eine Vorschrift seines Gesetzes zu brechen und andere Personen durch Ausflüchte, Behauptungen und Falschheit dazu zu verleiten, das gleiche zu tun? Würden wir dem Urteilsspruch vor dem Angesicht des Richters trotzen? Darin liegt eine Kühnheit, die die schlimmste menschliche Anmaßung übertrifft. Ich weiß, mein Bruder, den ich am Tage des Gerichts treffen werde, dass du keine Worte der Entschuldigung für deinen heutigen Abfall finden wirst. Z5.657.2 Teilen

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O, dass ich doch vor dir und meinen anderen Brüdern die Wichtigkeit darlegen könnte, immer Gottes Gegenwart im Gedächtnis zu behalten, die eurem Leben solche Einschränkung auferlegen würde, dass euer moralisches und religiöses Verhalten vor dem Volk ganz anders wäre. Wir müssen einen höheren Standard erreichen. Jede Seele sollte in ihrem Betragen, in allen geschäftlichen Angelegenheiten immer und überall im Bewußtsein der Aufsicht Gottes und heiliger Engel leben. Sie sollte daran denken, dass jenes Wesen, das einen jeden Menschen nach seinen Werken richten wird, sie auf jedem Schritt begleitet und all ihr Tun beobachtet und ihre Beweggründe prüft. Ein Bewußtsein der Gegenwart Gottes und der Gefahr, seine Vorschriften zu übertreten, würde das ganze Wesen beeinflussen. Welch eine Veränderung fände im Menschen, ja in der ganzen Gesellschaft statt! Wieviel Böses bliebe ungetan! Von allen Gesellschaftsschichten und in allen Zeitaltern hätte man die Worte vernehmen können: „Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und wider Gott sündigen?“ 1.Mose 39,9. Z5.658.1 Teilen

Wer wird durch die Tore zur Gottesstadt eingehen? „Selig sind, die seine Gebote halten, auf dass sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt.“ Offenbarung 22,14. Du weißt ebenso wie ich, was diese Gebote sind. Ich liebe deine Seele, die Seelen deiner Frau und deiner unschuldigen Kinder. Deshalb schreibe ich dir. Achte sorgfältig darauf, welchen Weg du einschlägst. Ich hätte mehr zu sagen, aber nicht jetzt. Möchtest du mir bitte antworten und den Brief zurücksenden, der den Traum enthielt, wie ich dich gebeten habe. Z5.658.2 Teilen

Ich verbleibe in tiefer Sorge, Mitleid und Liebe. Z5.658.3 Teilen

20. April 1888. Z5.658 Teilen

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Lieber Bruder P, anhand deines Briefes erkenne ich, dass du dich in einem Zustand des Unglaubens und Zweifels befindest, ob Hoffnung in deinem Fall besteht. Als Botschafter Christi möchte ich dir sagen: „Setze deine Hoffnung in Gott.“ „Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Offenbarung 3,16. Kannst du nicht Mut aus dieser gnadenvollen Verheißung schöpfen? Satan mag dir oft vorhalten, dass du ein Sünder bist. Aber du kannst antworten: „Ja, ich bin ein Sünder. Doch Christus Jesus kam in diese Welt, um Sünder zu retten.“ Z5.659.1 Teilen

Jesus hat gesagt: „Ich bin gekommen, zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.“ Markus 2,17; Lukas 5,32. Und wieder spricht er: „Ich sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen.“ Lukas 15,7. Willst du diesen kostbaren Worten nicht glauben? Möchtest du sie nicht zu Herzen nehmen? „Suchet den Herrn, solange er zu finden ist; rufet ihn an, solange er nahe ist. Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich sein erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.“ Jesaja 55,6.7. Ist diese Verheißung nicht weitreichend, tief und vollständig? Kannst du mehr erbitten? Willst du dem Herrn nicht gestatten, gerade hier für dich ein Panier gegen den Feind aufzurichten? Satan ist stets bereit, die segensreichen Zusicherungen Gottes zu stehlen. Er möchte der Seele jeden Hoffnungsfunken und jeden Lichtstrahl rauben; aber du darfst ihm das nicht gestatten. Übe Glauben. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens. Ringe mit diesen Zweifeln. Mache dich mit den Verheißungen bekannt. Z5.659.2 Teilen

„Denn wo ich zu dem Gerechten spreche, er soll leben, und er verläßt sich auf seine Gerechtigkeit und tut Böses, so soll aller seiner Frömmigkeit nicht gedacht werden; sondern er soll sterben in seiner Bosheit, die er tut. Und wenn ich zum Gottlosen spreche, er soll sterben, und er bekehrt sich von seiner Sünde und tut, was recht und gut ist ..., so soll er leben und nicht sterben, und aller seiner Sünden, die er getan hat, soll nicht gedacht werden; denn er tut nun, was recht und gut ist; darum soll er leben.“ Hesekiel 33,13-16. Z5.659.3 Teilen

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„Womit soll ich den Herrn versöhnen, mich bücken vor dem hohen Gott? Soll ich mit Brandopfern und jährigen Kälbern ihn versöhnen? Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen Öl? Oder soll ich meinen ersten Sohn für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für die Sünde meiner Seele? Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Micha 6,6-8. Bete mit David: „Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen; gedenke aber mein nach deiner Barmherzigkeit um deiner Güte willen! Der Herr ist gut und fromm; darum unterweist er die Sünder auf dem Wege. Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden seinen Weg.“ Psalm 25,7-9. Z5.660.1 Teilen

„So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden. Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen. Weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden; denn der Mund des Herrn sagt es.“ Jesaja 1,18-20. Hier sind die Verheißungen, deutlich, endgültig, reichhaltig und vollständig; aber sie sind alle an Bedingungen geknüpft. Erfüllst du die Bedingungen — kannst du dann nicht Vertrauen haben, dass der Herr sein Wort erfüllen wird? Hänge diese kostbaren Verheißungen, eingerahmt mit Glauben, in den Gemächern der Erinnerung auf. Nicht eine von ihnen wird unerfüllt bleiben. Alles, was Gott versprochen hat, wird er halten. „Er ist treu, der sie verheißen hat.“ Hebräer 10,23. Z5.660.2 Teilen

Das Werk, das du zu tun hast, ist klar beschrieben: „Waschet, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, laßt ab vom Bösen; lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helfet dem Unterdrückten, schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache.“ Jesaja 1,16.17. Wenn „der Gottlose das Pfand wiedergibt und bezahlt, was er geraubt hat, und nach dem Wort des Lebens wandelt, dass er kein Böses tut: so soll er leben und nicht sterben ...“ Hesekiel 33,15. Der Herr erklärt: „Doch sprecht ihr: Der Herr handelt nicht recht. So höret nun, ihr vom Hause Israel: Ist‘s nicht also, dass ich recht habe und ihr unrecht habt?“ Hesekiel 18,25. „Meinest du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der Herr Herr, und nicht vielmehr, dass er sich bekehre von seinem Wesen und lebe?“ Hesekiel 18,23. „Darum will ich euch richten, ihr vom Hause Israel, einen jeglichen nach seinem Wesen, spricht der Herr Herr. Darum so bekehret euch von aller eurer Übertretung, auf dass ihr nicht fallen müsset um der Missetat willen. Werfet von euch alle eure Übertretung, damit ihr übertreten habt, und machet euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Denn warum willst du sterben, du Haus Israel? Denn ich habe kein Gefallen am Tode des Sterbenden, spricht der Herr Herr. Darum bekehret euch, so werdet ihr leben.“ Hesekiel 18,30-32. Z5.660.3 Teilen

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Hier hat der Herr deutlich seinen Willen betreffs der Rettung von Sündern zum Ausdruck gebracht. Und die Haltung, welche viele einnehmen, indem sie Zweifel und Unglauben äußern, ob der Herr sie auch retten werde, wirft einen Schatten auf Gottes Charakter. Diejenigen, die ihn der Strenge bezichtigen, sagen in Wirklichkeit: „Der Herr handelt nicht recht.“ Aber der Herr weist die Beschuldigung entschieden zurück und richtet sie an den Sünder: „Ist‘s nicht also, ... dass ihr unrecht habt?“ „Kann ich eure Übertretungen vergeben, wenn ihr nicht bereut und euch von euren Sünden abwendet?“ Gottes Charakter ist mit diesen Schriftworten, die ich angeführt habe, völlig gerechtfertigt. Der Herr wird den Sünder annehmen, wenn er bereut und seine Sünden aufgibt, so dass Gott mit seinem Bemühen in der Vervollkommnung seines Charakters zusammenarbeiten kann. Die Verheißungen sind nicht ja und nein. Wenn der Mensch den Bedingungen nachkommt, sind sie in Christo: „Ja, in ihm und sind Amen in ihm, Gott zu Lobe durch uns.“ 2.Korinther 1,20. Der ganze Zweck der Dahingabe seines Sohnes für die Sünden der Welt besteht darin, dass der Mensch erlöst werde, nicht in Übertretung und Ungerechtigkeit, sondern durch Aufgeben der Sünde und durch Waschen im Blute des Lammes. Er beabsichtigt, vom Menschen das Widerwärtige, das er haßt, zu beseitigen; aber der Mensch muss in diesem Werk mit Gott zusammenarbeiten. Die Sünde muss aufgegeben und gehaßt und die Gerechtigkeit Christi muss im Glauben angenommen werden. Auf diese Weise wird das Göttliche mit dem Menschlichen zusammenwirken. Z5.661.1 Teilen

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Wir müssen uns davor hüten, Zweifel und Unglauben Raum zu geben und durch unsere verzweifelte Haltung Gott anzuklagen und ihn vor der Welt falsch darzustellen. Damit begeben wir uns auf die Seite Satans. Er spricht: Z5.662.1 Teilen

„Arme Seelen, wie bedaure ich euch, die ihr um der Sünde willen trauert; aber Gott hat kein Mitleid. Ihr verlangt nach einem Hoffnungsschimmer. Doch Gott überläßt euch dem Verderben und ergötzt sich an eurem Elend.“ Z5.662.2 Teilen

Dies ist ein schrecklicher Betrug. Hört nicht auf den Versucher, sondern sagt: „Jesus ist gestorben, damit ich leben kann. Er liebt mich und will nicht, dass ich verloren gehe. Ich habe einen mitleidsvollen himmlischen Vater; und obgleich ich seine Liebe mißbraucht, obgleich ich die mir gnädig verliehenen Segnungen vergeudet habe, will ich mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und sagen: ‚Ich habe gesündigt ... und bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner‘“. Lukas 15,18.19. Das Gleichnis sagt uns, wie der Wanderer empfangen werden wird. „Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater; und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn“. Lukas 15,20. So zeigt die Bibel Gottes Bereitwilligkeit, den reumütigen, zurückkehrenden Sünder anzunehmen. Z5.662.3 Teilen

Doch selbst dieses Gleichnis, so zärtlich und rührend es ist, kann nur sehr unzureichend das unendliche Mitleid des himmlischen Vaters beschreiben. Der Herr erklärt durch den Propheten: „Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“. Jeremia 31,3. Während der Sünder noch fern vom Vaterhaus ist und seine Güter im fernen Land vergeudet, brennt seines Vaters Herz vor Verlangen nach ihm. Und jedes in der Seele geweckte Verlangen, zu Gott zurückzukehren, ist nur die zärtliche Stimme seines Geistes, die lockt, einladet und den Wanderer zum liebenden Vaterherzen zieht. Z5.662.4 Teilen

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Kannst du dem Zweifel noch Raum geben, während die Verheißungen der Bibel dir vor Augen stehen? Kannst du annehmen, dass, wenn der arme Sünder umkehren und seine Sünden aufgeben möchte, der Herr ihn finster davon abhalten wird, ihm reumütig zu Füßen zu fallen? Hinweg mit solchen Gedanken! Nichts kann Gott mehr entehren als ein solcher Gedanke. Nichts kann unsere eigene Seele mehr verwunden, als eine solche Vorstellung von unserem himmlischen Vater zu haben. Unser ganzes geistliches Leben wird von einem solchen Gottesbegriff in Mitleidenschaft gezogen werden. Solche Gedanken entmutigen jede Anstrengung, Gott zu suchen und ihm zu dienen. Wir dürfen uns Gott nicht nur als einen Richter vorstellen, der bereit steht, uns zu verdammen. Er haßt die Sünde; aber aus Liebe zu Sündern gab er sich selbst in der Person Christi dahin, damit alle, die es wollen, gerettet werden und ewige Glückseligkeit im Reiche der Herrlichkeit haben können. Z5.663.1 Teilen

Der Herr selbst erklärt seinen Charakter, den Satan böswillig falsch dargestellt hat. Er hat sich offenbart als „Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue! der da bewahret Gnade in tausend Glieder und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde ...“ 2.Mose 34,6.7. Welche machtvolleren, zärtlicheren Worte hätten gebraucht werden können, um seine Liebe zu uns auszudrücken? Er erklärt: „Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselben vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen.“ Jesaja 49,15. Z5.663.2 Teilen

Im Erlösungsplan sehen wir, „dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“. Psalm 85,11. Der allweise, allmächtige Gott, der da wohnt in einem unnahbaren Licht, ist voller Liebe und Güte. Ihr, die ihr zweifelt und zittert, gebt Gott die Ehre, denn Christus lebt und legt Fürsprache für uns ein. Gebt Gott die Ehre für die Gabe seines teuren Sohnes und dass er nicht umsonst für uns gestorben ist. Z5.663.3 Teilen

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Bruder P, du stellst die Frage, ob du die Sünde begangen hast, für die es weder in diesem noch im zukünftigen Leben Vergebung gibt. Ich sehe in deinem Fall nicht den geringsten Beweis dafür. Worin besteht die Sünde wider den Heiligen Geist? Wenn jemand vorsätzlich das Werk des Heiligen Geistes dem Satan zuschreibt. Nimm beispielsweise an, jemand ist Zeuge eines besonderen Wirkens des Heiligen Geistes. Er hat den überzeugenden Beweis, dass jenes Wirken mit der Schrift übereinstimmt, und der Geist bezeugt seinem Geist, dass es von Gott ist. Hinterher jedoch fällt er in Versuchung. Stolz, Selbstgenügsamkeit oder irgendein anderer übler Charakterzug gewinnt die Herrschaft über ihn. Nun weist er alle Gründe für den göttlichen Ursprung jenes Wirkens zurück und erklärt das, was er zuvor als die Macht des Heiligen Geistes bezeichnete, jetzt als eine satanische Macht. Gott wirkt auf das menschliche Herz durch Vermittlung seines Geistes ein. Wenn nun Menschen den Geist mutwillig zurückstoßen und für satanisch erklären, dann durchtrennen sie den Kanal, durch den Gott mit ihnen verkehrt. Leugnen sie den von Gott gegebenen Beweis ab, verwehren sie dem Licht, das in ihre Herzen schien, den Zugang, und sie werden in Finsternis zurückgelassen. So bewahrheiten sich die Worte Christi: „Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!“ Matthäus 6,23. Menschen, die diese Sünde begangen haben, mögen noch eine Zeitlang als Gotteskinder erscheinen; wenn aber Umstände eintreten, die ihren wahren Charakter entwickeln und zeigen, wes Geistes Kinder sie sind, wird man herausfinden, dass sie sich auf Satans Grund und Boden befinden und unter seinem schwarzen Banner stehen. Z5.664.1 Teilen

Mein Bruder, der Geist läßt heute eine Einladung an dich ergehen. Komm mit deinem ganzen Herzen zu Jesu. Bereue deine Sünden, bekenne sie vor Gott, gib alle Ungerechtigkeit auf, und du wirst all seine Verheißungen in Anspruch nehmen können. „Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig“ (Jesaja 45,22), so lautet seine gnadenvolle Einladung. Z5.664.2 Teilen

Der Tag wird kommen, an dem der schreckliche Spruch des Zornes Gottes über alle ausgesprochen wird, die beharrlich an ihrer Untreue ihm gegenüber festhielten. Das ist der Augenblick, wo Gott in Gerechtigkeit schreckliche Dinge den Übertretern seines Gesetzes sagen und antun muss. Aber du brauchst nicht zu denen zu gehören, die unter Gottes Zorn geraten. Jetzt ist der Tag des Heils. Das Licht des Kreuzes von Golgatha leuchtet heute noch mit klaren und hellen Strahlen und offenbart uns Jesus als unser Sündopfer. Wenn du die Verheißungen liest, die ich angeführt habe, denke daran, dass sie ein Ausdruck unaussprechlicher Liebe und Güte sind. Das große Herz grenzenloser Liebe neigt sich mit schrankenloser Barmherzigkeit dem Sünder entgegen. „Wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden.“ Epheser 1,7. Ja, glaube mir, dass Jesus dein Helfer ist. Er will sein moralisches Ebenbild im Menschen wiederherstellen. Wenn du dich durch Bekenntnis und Reue zu ihm nahst, wird er sich dir mit Gnade und Vergebung nahen. Wir verdanken dem Herrn alles. Er ist der Urheber unserer Erlösung. Wenn du deine eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern schaffst, dann wirkt Gott in dir „beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ Philipper 2,13. Z5.664.3 Teilen

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Die Bedingungen für das Erlangen von Gottes Barmherzigkeit sind einfach, gerecht und vernünftig. Gott verlangt nicht von uns, irgendwelche schmerzhaften Dinge zu tun, um die Vergebung unserer Sünden zu erhalten. Wir brauchen nicht lange und ermüdende Pilgerreisen zu unternehmen oder schmerzvolle Bußübungen auszuführen, um unsere Seelen dem Gott des Himmels zu empfehlen oder für unsere Übertretungen zu sühnen. Wer aber seine Missetat bekennt und läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen. Das ist eine wertvolle Verheißung, die dem gefallenen Menschen gegeben wurde, um ihn zu ermutigen, auf den Gott der Liebe zu vertrauen und nach dem ewigen Leben in seinem Reich zu trachten. Z5.665.2 Teilen

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Wir lesen, dass Daniel, der Prophet Gottes, dem Himmel „lieb und wert“ war. Daniel 9,23. Er hatte am Hofe Babylons eine hohe Position inne, und dabei diente und ehrte er Gott im Wohlstand wie in Prüfungen. Dennoch demütigte er sich und bekannte sowohl seine als auch die Sünden seines Volkes. Mit tiefem Kummer im Herzen bekannte er: „Wir haben gesündigt, unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten gewichen. Wir gehorchten nicht deinen Knechten, den Propheten, die in deinem Namen unsern Königen, Fürsten, Vätern und allem Volk im Lande predigten. Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns schämen; wie es denn jetzt geht denen von Juda und denen von Jerusalem und dem ganzen Israel, denen, die nahe und fern sind in allen Landen, dahin du sie verstoßen hast um ihrer Missetat willen, die sie an dir begangen haben.“ Daniel 9,5-7. Z5.666.1 Teilen

Daniel wollte sich oder sein Volk nicht vor Gott entschuldigen, sondern er bekannte in Demut und Reue ihr Fehlverhalten und das volle Ausmaß ihrer Übertretungen. Er verteidigte Gottes Handlungen als gerecht gegenüber einer Nation, die sich nicht um seine Forderungen gekümmert hatte und aus seinen inständigen Bitten keinen Nutzen ziehen wollte. Z5.666.2 Teilen

Heutzutage herrscht ein großer Mangel an ebenso aufrichtiger, von Herzen kommender Reue und Bekenntnis. Diejenigen, die sich nicht vor Gott gedemütigt und ihm ihre Schuld bekannt haben, erfüllen nicht die erste Voraussetzung, um angenommen zu werden. Wenn wir diese echte Reue nicht erfahren haben, und wenn wir nicht unsere Sünden mit wahrer Herzensdemut, gebrochenem Geist und einem Abscheu vor unserer Missetat bekannt haben, dann haben wir nie wirklich nach Vergebung unserer Sünden getrachtet; und wenn wir nie danach getrachtet haben, dann haben wir auch nie Frieden in Gott gefunden. Der einzige Grund dafür, dass wir keine Vergebung unserer vergangenen Sünden bekommen können, ist die Unwilligkeit, unsere stolzen Herzen zu demütigen und die Bedingungen des Wortes der Wahrheit zu erfüllen. Es gibt ausdrückliche Anweisungen bezüglich dieser Angelegenheit. Das Sündenbekenntnis, ob öffentlich oder privat, sollte aufrichtig und offen zum Ausdruck gebracht werden. Der Sünder sollte nicht dazu gedrängt werden. Es sollte nicht auf eine leichtfertige, gedankenlose Art und Weise geschehen, und es sollte auch nicht von denen, welche die Verwerflichkeit des Charakters der Sünde nicht erkennen, erzwungen werden. Ein Bekenntnis, vermischt mit Tränen und Leid, das sich aus tiefster Seele ergießt, findet den Weg zu dem Gott unendlichen Erbarmens. Der Psalmist sagt: „Wenn die [Gerechten] schreien, so hört der Herr und errettet sie aus all ihrer Not.“ Psalm 34,18. Z5.666.3 Teilen

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Es gibt zu viele Bekenntnisse wie die des Pharao, als er unter den Gerichten Gottes litt. Er bekannte seine Sünde, um weiteren Strafen zu entgehen. Sobald jedoch die Plagen aufhörten, kehrte er zur Mißachtung des Himmels zurück. Bileams Bekenntnis war von ähnlichem Charakter. Aus Angst vor dem Engel, der ihm mit gezogenem Schwert im Wege stand, bekannte er seine Schuld, um sein Leben nicht zu verlieren. Es gab keine aufrichtige Reue für seine Sünde, keine Änderung der Absichten, keine Abscheu vor der Sünde, und so hatte sein Bekenntnis keinen Wert. Judas Ischariot kehrte, nachdem er seinen Herrn verraten hatte, zu den Priestern zurück und rief: „Ich habe übel getan, dass ich unschuldig Blut verraten habe.“ Matthäus 27,4. Doch sein Bekenntnis hatte nicht den richtigen Charakter, um ihn der Gnade Gottes zu empfehlen. Es wurde seiner schuldigen Seele durch ein furchtbares Gefühl der Verdammnis und des kommenden Gerichts abgerungen. Die Folgen, die ihn ereilen würden, trieben ihn zum Bekenntnis seiner großen Sünde. In seiner Seele war kein tiefer, herzzerbrechender Kummer darüber, dass er den Sohn Gottes dem Spott, der Geißelung und der Kreuzigung ausgeliefert, dass er den Heiligen Israels verraten und den Händen sündhafter, skrupelloser Männer überlassen hatte. Sein Bekenntnis wurde einem selbstsüchtigen, verdunkelten Herzen entlockt. Z5.667.1 Teilen

Nachdem Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatten, waren sie von einem Gefühl der Scham und panischer Angst erfüllt. Zuerst war ihr einziger Gedanke, wie sie ihre Sünde vor Gott entschuldigen und dem gefürchteten Todesurteil entkommen könnten. Als der Herr sich nach ihrer Sünde erkundigte, antwortete Adam, indem er die Schuld teilweise auf Gott und teilweise auf seine Gefährtin schob: „Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.“ 1.Mose 3,12. Die Frau beschuldigte die Schlange, als sie sagte: „Die Schlange betrog mich also, dass ich aß.“ 1.Mose 3,13. Warum hast du die Schlange geschaffen? Warum hast du zugelassen, dass sie in den Garten Eden kommt? Das waren die Fragen, die in ihrer Entschuldigung für die Sünde enthalten waren, womit sie Gott die Verantwortung für ihren Fall gab. Der Geist der Selbstrechtfertigung stammt von dem Vater der Lügen und zeigte sich bei allen Söhnen und Töchtern Adams. Bekenntnisse dieser Art sind nicht vom göttlichen Geist angeregt und werden von Gott nicht angenommen. Wahre Reue wird einen Menschen dazu führen, seine Schuld selbst zu tragen und sie ohne Betrug oder Heuchelei zu bekennen. Er wird wie der arme Zöllner seine Augen nicht zum Himmel aufheben wollen, sondern an seine Brust schlagen und sagen: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13); und solche, die ihre Schuld bekennen, werden gerechtfertigt, denn Jesus wird sein Blut zugunsten der reumütigen Seele sprechen lassen. Z5.667.2 Teilen

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Es ist keine Erniedrigung für einen Menschen, sich vor seinem Schöpfer zu beugen, seine Sünden zu bekennen und durch die Verdienste des gekreuzigten und auferstandenen Heilands um Vergebung zu bitten. Es ist edel, euer eigenes Unrecht demjenigen zu bekennen, den ihr durch Übertretung und Rebellion verwundet habt. Dadurch werdet ihr vor Menschen und Engeln erhöht, denn „wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.“ Lukas 14,11. Doch derjenige, der vor gefallenen Menschen kniet und in einem Bekenntnis die geheimen Gedanken und Vorstellungen seines Herzens eröffnet, entehrt sich selbst, indem er seine Manneswürde bloßstellt und jedes edle Empfinden seiner Seele erniedrigt. Wenn er die Sünden seines Lebens vor einem Priester beichtet, der durch Wein und Zügellosigkeit verdorben ist, wird das Niveau seines Charakters herabgewürdigt, und er wird infolgedessen auch befleckt. Gott wird in seinen Gedanken erniedrigt und mit der sündigen Menschheit auf eine Stufe gestellt, weil der Priester als ein Stellvertreter Gottes angesehen wird. Gerade dieses erniedrigende Bekenntnis von einem zum anderen gefallenen Menschen ist für die zunehmende Bosheit verantwortlich, die die Welt verdirbt und der endgültigen Zerstörung entgegenführt. Z5.668.1 Teilen

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Der Apostel sagt: „Bekenne einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet.“ Jakobus 5,16. Diese Textstelle ist so ausgelegt worden, als unterstütze sie die Praxis, sich um Absolution an den Priester zu wenden. Man kann sie jedoch nicht so anwenden. Bekennt Gott eure Sünden, denn er ist der Einzige, der sie vergeben kann, und bekennt eure Fehler einer dem anderen. Wenn man einen Freund oder Nachbarn gekränkt hat, muss man vor ihm den Fehler zugeben, und es ist seine Pflicht, freimütig zu vergeben. Dann muss man Gott um Vergebung bitten, denn der Bruder, den man verletzt hat, ist Gottes Eigentum. Indem man ihn verletzt hat, hat man gegen den Schöpfer und Erlöser gesündigt. Der Fall soll überhaupt nicht vor einen Priester gebracht werden, sondern nur vor den einzigen wahren Vermittler, den großen Hohenpriester, der „versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde“, „der Mitleiden ... mit unseren Schwachheiten“ hat (Hebräer 4,15) und der imstande ist, uns von aller Befleckung der Missetat zu reinigen. Z5.669.1 Teilen

Als David an Uriah und seiner Frau gesündigt hatte, bat er Gott inständig um Vergebung. Er erklärte: „An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan.“ Psalm 51,6. Jedes Unrecht, das anderen zugefügt wird, geht von dem Betroffenen auf Gott über. Deshalb fleht David um Vergebung. Er wendet sich aber nicht an einen Priester, sondern an den Schöpfer des Menschen. Er betet: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.“ Psalm 51,3. Z5.669.2 Teilen

Wahres Bekenntnis hat immer einen besonderen Charakter und gesteht bestimmte Sünden ein. Diese können solcher Natur sein, dass sie nur Gott vorgebracht werden sollten; oder es können Fehler sein, die denen bekannt werden müssen, welche durch sie verletzt wurden. Sie können aber auch allgemeiner Natur sein, so dass sie vor der Gemeinde bekannt gemacht werden sollen. Aber bei jedem Bekenntnis soll eindeutig und sachbezogen zugegeben werden, welcher Sünden ihr euch schuldig gemacht habt. Z5.669.3 Teilen

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Als Israel von den Ammonitern unterdrückt wurde, richtete das auserwählte Volk eine Bitte an Gott, die den eindeutigen Charakter eines wahren Bekenntnisses veranschaulicht: „Da schrien die Kinder Israel zu dem Herrn und sprachen: Wir haben an dir gesündigt; denn wir haben unsern Gott verlassen und den Baalim gedient. Aber der Herr sprach zu den Kindern Israel: Haben euch nicht auch gezwungen die Ägypter, die Amoriter, die Kinder Ammon, die Philister ... und ich half euch aus ihren Händen ...? Und doch habt ihr mich verlassen und andern Göttern gedient; darum will ich euch nicht mehr helfen. Gehet hin und schreiet die Götter an, die ihr erwählt habt; laßt euch dieselben helfen zurzeit eurer Trübsal. Aber die Kinder Israel sprachen zu dem Herrn: Wir haben gesündigt, mache es nur du mit uns, wie dir‘s gefällt; allein errette uns zu dieser Zeit.“ Richter 10,10-15. Dann begannen sie, im Einklang mit ihrem Bekenntnis und ihren Gebeten zu handeln. „Und sie taten von sich die fremden Götter und dienten dem Herrn.“ Und das große liebevolle Herz des Herrn war betrübt. „Es jammerte ihn, dass Israel so geplagt ward.“ Richter 10,16. Z5.670.1 Teilen

Ein Bekenntnis wird ohne ernsthafte Reue und Reformation für Gott nie annehmbar sein. Es muss entschiedene Änderungen im Leben geben. Alles, was in Gotten Augen anstößig ist, muss entfernt werden. Das wird das Resultat aufrichtigen Kummers über die Sünde sein. Über die Reue sagt Paulus: „Siehe, dass ihr seid betrübt worden, welchen Fleiß hat das in euch gewirkt, dazu Verantwortung, Zorn, Furcht, Verlangen, Eifer, Rache! Ihr habt euch bewiesen in allen Stücken, dass ihr rein seid in der Sache.“ 2.Korinther 7,11. Z5.670.2 Teilen

In der Zeit Samuels hatten sich die Israeliten von Gott entfernt. Sie litten an den Folgen der Sünde, denn sie hatten den Glauben an Gott und das Vertrauen in seine Macht und Weisheit, eine Nation zu regieren, verloren. Sie hatten auch den Glauben an seine Fähigkeit, sein Werk zu verteidigen und zu retten, eingebüßt. Sie wandten sich von dem großen Herrscher des Universums ab und wünschten, wie die Nationen um sie herum regiert zu werden. Bevor sie Frieden fanden, legten sie dieses eindeutige Bekenntnis ab: „Über all unsere Sünden haben wir auch das Übel getan, dass wir uns einen König erbeten haben.“ 1.Samuel 12,19. Genau die Sünde, von der sie überzeugt waren, musste bekannt werden. Ihre Undankbarkeit bedrückte ihre Seelen und trennte sie von Gott. Z5.670.3 Teilen

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Wenn Sünde die moralischen Grundsätze abstumpfen läßt, nimmt der Übeltäter weder seine Charakterfehler wahr noch erkennt er die Ungeheuerlichkeit des Bösen, das er begangen hat. Solange er sich nicht der bekehrenden Macht des Heiligen Geistes übergibt, bleibt er seinen Sünden gegenüber teilweise blind. Seine Bekenntnisse sind nicht aufrichtig und ernsthaft. Jedem Eingeständnis seiner Schuld fügt er eine Entschuldigung für seine Vorgehensweise hinzu, indem er erklärt, dass er ohne die bestimmten Umstände dies oder jenes nicht getan hätte, dessentwegen er getadelt wird. Doch die Beispiele von echter Reue und Demut in Gottes Wort offenbaren einen Geist des Bekenntnisses, in dem keine Entschuldigung für Sünde und kein Versuch der Selbstrechtfertigung zu finden ist. Z5.671.1 Teilen

Paulus versuchte nicht, sich zu schützen. Er malt seine Sünde in ihrem dunkelsten Farbton und bemüht sich nicht, seine Schuld zu mildern. Er sagt: „... da ich viele Heilige in das Gefängnis verschloß, darüber ich Macht von den Hohenpriestern empfing; und wenn sie erwürgt wurden, half ich das Urteil sprechen. Und durch alle Schulen peinigte ich sie oft und zwang sie zu lästern; und war überaus unsinnig auf sie, verfolgte sie auch bis in die fremden Städte.“ Apostelgeschichte 26,10.11. Er zögerte nicht zu erklären, „dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen, unter welchen ich der vornehmste bin.“ 1.Timotheus 1,15. Z5.671.2 Teilen

Das demütige und zerbrochene Herz, von aufrichtiger Reue überwältigt, wird die Liebe Gottes und den Preis, der auf Golgatha bezahlt wurde, schätzen. Wie ein Sohn seinem liebenden Vater bekennt, so wird der wahrhaft reuige Sünder alle seine Sünden vor Gott bringen. Es steht geschrieben: „So wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.“ 1.Johannes 1,9. Z5.671.3 Teilen

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Liebe Geschwister in ...: Ich habe von der guten Arbeit gehört, die unter euch getan wurde, und es hat mein Herz erfreut. Seit ich nach Battle Creek gekommen bin, hat sich mein Gemüt sehr mit der Gemeinde hier beschäftigt. Während der Gebetstage wirkte der Herr für uns, und in allen unseren Einrichtungen hat sich ein ständiges, ausgewogenes Interesse fortgesetzt. Z5.672.1 Teilen

In der Schule wurden mit deutlichem Erfolg Versammlungen abgehalten. Von den weltlichen Schülern haben sich einige bekehrt. Diese Bekehrungen waren um so erstaunlicher, weil die Einzelnen keine religiösen Erfahrungen hatten, bevor sie in die Schule kamen. Einige von ihnen waren fest entschlossen, sich nicht dem Licht auszusetzen, indem sie die Versammlungen besuchten. Doch sie besuchten sie trotzdem und wurden vom Geist des Herrn überzeugt und gänzlich bekehrt. Sie sagen, sie seien in ihrem Leben nie so glücklich gewesen, wie sie jetzt sind. Einige sind nach Hause gegangen, um dort die Ferien zu verbringen. Ihre Eltern sind keine Bekenner der Religion, so dass ihr Glaube stark geprüft werden wird. Doch gute Briefe erreichen uns, in denen sie erklären, dass sie ihre neuen Verantwortungen wahrnehmen. Ihren Freunden versuchen sie zu erklären, dass der neue Glaube, den sie angenommen haben, sie nicht zu Extremisten oder Fanatikern macht, sondern zu ausgeglichenen Christen, die in jeder Hinsicht besser sind als vor ihrer Bekehrung; dass sie die Prinzipien eines reinen Glaubens und Liebe zu Gott und ihren Nächsten besitzen und dies bekunden, indem sie ein wohlgeordnetes Leben und gottgefällige Gespräche führen. Diese gute Arbeit in der Schule war eine Quelle großer Freude für uns alle. Z5.672.2 Teilen

Wir hatten drei Wochen lang morgens um halb sechs Versammlungen für die Helfer im Sanatorium. Bei diesen Gelegenheiten habe ich mit gutem Erfolg gesprochen. Ich habe auch mehrere Male mit den Patienten geredet. Z5.672.3 Teilen

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Mit den Arbeitern vom Büro des Review hatten wir mittags Versammlungen. Hier ist der Herr offensichtlich am Werk. Menschen, die sich jahrelang zur Wahrheit bekannt haben und doch nie Wärme der Seele bekundeten, wurden vom Geist des Herrn berührt. Ihr hättet das herzbewegende Zeugnis hören sollen, das von der kostbaren Liebe Gottes in ihren Seelen zeugte. Einige von ihnen sagen, sie seien vorher nie bekehrt gewesen. Z5.673.1 Teilen

Zwei Wochen lang wurden zweimal am Tag Versammlungen im Gotteshaus abgehalten, und die vermittelten Botschaften wurden zu Herzen genommen. Die abgelegten Zeugnisse waren rechter Art. Ich bin dem Herrn dankbar für dieses gute Werk. Wir hatten auch einige besondere Versammlungen im Haus des Herrn. Da die Gemeinde sehr groß ist, haben wir am Nachmittag des letzten Sabbats im alten Jahr, nachdem wir die Leute zum Gebet aufgefordert hatten, diejenigen, die sich zu einem Bekenntnis gedrungen fühlten, in einen der Gemeinderäume eingeladen, wo besondere Möglichkeit dazu gegeben wurde. Ich hatte über das letzte Kapitel in Maleachi gesprochen: „Ist‘s recht, dass ein Mensch Gott täuscht?“ „Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“ Maleachi 3,8.10. Viele Bekenntnisse wurden bezüglich dieses Punktes gemacht. Z5.673.2 Teilen

Manche waren zu ihren Nachbarn nicht ehrlich gewesen und bekannten diese Sünden. Seitdem erstatten sie es wieder zurück. Während der darauffolgenden Woche begannen einige, die gegenüber Gott nicht korrekt gehandelt und sich demzufolge von ihm getrennt hatten, ihm das zurückzuerstatten, was sie ihm vorenthalten hatten. Ein Bruder hatte zwei Jahre lang keinen Zehnten bezahlt. Er gab die Notiz seiner Schulden dem Sekretär der Vereinigung. Der Zehnte, den er zurückgehalten hatte, und die Zinsen davon betrugen $ 571,50. Ich danke dem Herrn, dass dieser Mann den Mut dazu hatte. Ein anderer gab seine Notiz über $ 300. Ein anderer Mann, der so weit von Gott abgefallen war, dass nur eine winzige Hoffnung bestand, ihn je wieder den Weg der Gerechtigkeit betreten zu sehen, gab eine Notiz über $ 1.000. Es wurde vorgeschlagen, diese lange vorenthaltenen Zehnten und Gaben der mitteleuropäischen Mission zukommen zu lassen. Mit diesen und den Weihnachtsgaben kamen fast $ 6.000 in die Schatzkammern dieser Gemeinde, um für das Missionswerk verwendet zu werden. Z5.673.3 Teilen

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Die Seele, die im Glauben an Christum lebt, wünscht sich kein anderes oder größeres Gut, als den Willen Gottes zu kennen und zu tun. Es ist Gottes Wille, dass der Glaube an Christum durch Werke vollkommen wird. Er verbindet die Erlösung und das ewige Leben derer, die glauben, mit diesen Werken, und durch sie sorgt er dafür, dass das Licht der Wahrheit alle Länder und Völker erreicht. Das ist die Frucht des Wirkens des Geistes Gottes. Z5.674.1 Teilen

Die Wahrheit hat im Herzen Halt gewonnen. Es ist nicht ein launischer Impuls, sondern ein wahres Hinwenden zum Herrn. Der verstockte Wille des Menschen wird dem Willen Gottes unterworfen. Den Herrn in Zehnten und Gaben zu berauben, ist eine Verletzung von Jehovas deutlicher Verfügung und bewirkt großen Schaden bei denen, die es tun. Es beraubt sie nämlich des Segens Gottes, der denen verheißen ist, die ihm gegenüber ehrlich sind. Z5.674.2 Teilen

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Satan, wenn er Seelen nicht im Eis der Gleichgültigkeit gefangen halten kann, er versuchen wird, sie in das Feuer des Fanatismus zu stoßen. Wenn der Geist des Herrn unter seinem Volk wirkt, nutzt der Feind die Gelegenheit, um auch zu wirken, indem er versucht, das Werk Gottes durch seltsame, ungeheiligte Wesenszüge verschiedener Menschen zu formen, die mit dem Werk verbunden sind. Deshalb besteht immer Gefahr, dass unkluge Schritte unternommen werden. Viele verrichten eine Arbeit nach eigenen Plänen, eine Arbeit, die Gott nicht veranlaßt hat. Z5.674.3 Teilen

Doch soweit es das Werk hier in Battle Creek bis jetzt betrifft, gab es keinen Fanatismus. Wir haben die Notwendigkeit gespürt, es überall mit größter Vorsicht zu bewachen. Denn wenn der Feind Einzelne ins Extrem treiben kann, freut er sich sehr darüber. Er kann so mehr Schaden anrichten, als wenn es keine religiöse Erweckung gegeben hätte. Wir wissen, dass noch nie eine religiöse Anstrengung unternommen wurde, ohne dass Satan sein Bestes getan hätte, sich einzumischen. In diesen letzten Tagen wird er das wie nie zuvor tun. Er sieht, dass seine Zeit kurz ist, und er wird mit allem Betrug der Ungerechtigkeit arbeiten, um Irrtümer und falsche Ansichten mit dem Werk des Herrn zu verbinden und Menschen in eine falsche Stellung zu drängen. Z5.674.4 Teilen

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In vielen religiösen Erweckungen wurden Fehler in Bezug auf Bekenntnisse gemacht. Während Bekenntnisse für die Seele gut sind, ist es notwendig, klug vorzugehen. Z5.675.1 Teilen

Mir wurde gezeigt, dass viele, viele Bekenntnisse nie vor den Ohren von Sterblichen gemacht werden sollten. Denn das Ergebnis ist derart, wie das begrenzte Urteilsvermögen sterblicher Wesen es nie voraussehen kann. Der Same des Bösen wird in die Gemüter und Herzen derer ausgestreut, die es hören, und wenn sie in Versuchung geraten, wird diese Saat aufgehen und Frucht tragen, und die gleiche traurige Erfahrung wird wiederholt. Die Versuchten denken, diese Sünden können doch nicht so schwerwiegend sein, da doch diejenigen langjährige Christen sind, die das Bekenntnis abgelegt und solche Dinge getan haben. So wird sich herausstellen, dass offene Bekenntnisse dieser geheimen Sünden in der Gemeinde eher ein Geruch des Todes als ein Geruch des Lebens sind. Z5.675.2 Teilen

Es sollten keine unbedachten, allgemeinen Schritte in dieser Richtung unternommen werden, weil das Werk des Herrn in den Augen von Ungläubigen zwielichtig erscheinen könnte. Wenn sie von denen, die behaupten, Nachfolger Christi zu sein, Bekenntnisse schlechten Verhaltens hören, könnte sein Werk in Schande geraten. Wenn Satan den Eindruck erwecken könnte, dass Siebenten-Tags-Adventisten der Abschaum der Gesellschaft sind, würde er es gerne tun. Gott möge verhüten, dass er Gelegenheit dazu bekommt! Gott wird besser verherrlicht, wenn wir die geheime, angeborene Verdorbenheit des Herzens nur Jesu allein bekennen, als wenn wir die Tiefen unseres Herzens einem sterblichen, fehlerhaften Menschen öffnen, der nicht gerecht urteilen kann, solange sein Herz nicht ständig vom Geist Gottes durchdrungen ist. Gott kennt das Herz und jedes Geheimnis der Seele. Erzählt deshalb nicht menschlichen Ohren jene Geschichte, die nur Gott allein hören sollte. Z5.675.3 Teilen

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Es gibt Bekenntnisse, die einigen Auserwählten vorgelegt und vom Sünder in tiefster Demut abgelegt werden sollten. Diese Angelegenheit soll nicht so gehandhabt werden, dass Laster als Tugenden aufgefaßt werden und der Sünder auf seine schlechten Taten stolz ist. Wenn schändliche Dinge vorhanden sind, die der Gemeinde vorgelegt werden müssen, dann laßt sie von einigen Ausgewählten gehört werden. Gebt das Werk Christi nicht offener Schande preis, indem ihr die Heuchelei, die in der Gemeinde vorhanden war, überall bekanntmacht. Das würde gegen diejenigen Zweifel erwecken, die versucht haben, im Charakter Christo ähnlich zu sein. Diese Dinge sollten beachtet werden. Z5.676.1 Teilen

Es gibt Bekenntnisse, die der Herr uns geboten hat, voreinander abzulegen. Wenn du deinem Bruder in Worten oder Taten Unrecht getan hast, musst du erst mit ihm versöhnt sein, bevor dein Gebet vom Himmel angenommen werden kann. Bekennt denen euer Unrecht, die ihr verletzt habt, macht den angerichteten Schaden gut und bringt wahre Früchte der Reue. Wenn irgend jemand Gefühle der Bitterkeit, des Zorns oder der Bosheit gegenüber einem Bruder hat, dann laßt ihn zu dem Betreffenden persönlich gehen, um seine Sünde zu bekennen und um Vergebung zu bitten. Z5.676.2 Teilen

Von der Art und Weise, wie Christus die Irrenden behandelt hat, können wir nützliche Lehren ziehen, die genauso auf den Umgang mit Bekenntnissen anwendbar sind. Er gebietet uns, zu demjenigen zu gehen, der in Versuchung gefallen ist, und uns persönlich um ihn zu bemühen. Wenn es wegen der Verfinsterung seines Gemüts und seiner Trennung von Gott nicht möglich ist, ihm zu helfen, dann sollen wir es mit Hilfe von zwei oder drei Brüdern erneut versuchen. Wenn das Unrecht nicht berichtigt wird, dann — aber nur dann — sollen wir es der Gemeinde sagen. Es ist weit besser, wenn Fehler berichtigt und Verletzungen geheilt werden können, ohne dass man die Angelegenheit vor die ganze Gemeinde bringt. Die Gemeinde soll nicht zum Behälter gemacht werden, in den man alle Klagen und Bekenntnisse hineingießt. Z5.676.3 Teilen

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Andererseits erkenne ich die Gefahr, der Versuchung nachzugeben, die Sünde zu verheimlichen oder mit ihr Kompromisse zu schließen und auf diese Weise heuchlerisch zu handeln. Stellt sicher, dass das Bekenntnis den Einfluß des begangenen Übels vollkommen abdeckt, dass keine Pflicht gegenüber Gott, dem Nächsten oder der Gemeinde unverrichtet geblieben ist. Erst dann kann man sich vertrauensvoll an Christum klammern und Segen erwarten. Doch die Frage, wie und wem Sünden bekannt werden sollen, erfordert sorgfältiges Studium unter Gebet. Wir müssen es von allen Seiten betrachten, es vor Gott abwägen und nach göttlicher Erleuchtung trachten. Wir müssen prüfen, ob ein öffentliches Bekenntnis der Sünden, derer wir schuldig sind, Gutes bewirken oder Schaden anrichten würde. Wird es den preisen, der uns aus der Dunkelheit zu seinem wunderbaren Licht berufen hat? Wird es dazu beitragen, die Gedanken der Menschen zu reinigen, oder wird die offene Wiedergabe der Täuschungen, die durch das Verleugnen der Wahrheit ausgeübt wurden, einen späteren Einfluß ausüben und die Gedanken anderer verunreinigen und das Vertrauen in uns zerstören? Z5.677.1 Teilen

Menschen haben nicht die Weisheit von Gott und eine ständige Erleuchtung von der Quelle aller Macht, die das Befolgen von Impulsen und Eindrücken gefahrlos machen würde. Ich habe sehen können, wie diese Praktik bis zur Zerstörung nicht nur derer, die nach diesem Prinzip handelten, sondern auch vieler anderer, die unter diesen Einfluß kamen, geübt wurde. Das Ergebnis eines solchen impulsiven Werkes war wildeste Überspanntheit. Ein Nachlassen im Glauben folgte, Unglaube und Zweifel erstarkten entsprechend der extremen religiösen Begeisterung. Ein Werk, das nicht in Gott getan wird, hört auf, sobald die Begeisterung vorüber ist. Z5.677.2 Teilen

Ob der Herr durch menschliche Werkzeuge oder auf andere Weise wirkt, was er tut, hat Macht und Beständigkeit. Der Fortschritt und die Vervollkommnung des Werkes der Gnade im Herzen, sind nicht abhängig von Begeisterung und übertriebenen Bekundungen. Herzen, die unter dem Einfluß des Geistes Gottes stehen, werden in süßer Harmonie mit seinem Willen sein. Mir wurde gezeigt, dass wenn der Herr durch seinen Heiligen Geist wirkt, nichts in seinem Vorgehen das Volk des Herrn vor der Welt erniedrigt, sondern es erhebt. Die Religion Christi macht die, die sie bekennen, nicht ungehobelt und grob. Die Untertanen der Gnade sind nicht unbelehrbar, sondern willig, von Jesu zu lernen und sich gegenseitig zu beraten. Z5.677.3 Teilen

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Was wir vom großen Lehrer der Wahrheit lernen, wird dauerhaft sein. Es wird nicht nach Selbstgenügsamkeit schmecken, sondern zu Demut und Sanftmut führen. Die Arbeit, die wir tun, wird erbaulich, rein und erhebend sein, da sie mit Gott gewirkt wurde. Diejenigen, die so wirken, zeigen in ihrem Heim und in ihrer Verbindung zu Menschen, dass sie den Geist Christi besitzen. Gnade und Wahrheit werden in ihren Herzen herrschen, ihre Beweggründe inspirieren und erheben und ihr Handeln kontrollieren. Z5.678.1 Teilen

Ich hoffe, dass niemand auf den Gedanken kommt, Gottes Gunst durch das Bekennen von Sünden erlangen zu wollen, oder denkt, das Bekenntnis vor Menschen wäre eine besondere Tugend. In der Erfahrung muss jener Glaube vorhanden sein, der durch die Liebe tätig ist und die Seele reinigt. Die Liebe Christi wird die fleischlichen Neigungen besiegen. Die Wahrheit trägt nicht nur den Beweis ihres himmlischen Ursprungs in sich, sondern beweist auch, dass sie durch die Gnade des Geistes Gottes an der Läuterung der Seele wirksam ist. Der Herr möchte, dass wir täglich mit all unseren Schwierigkeiten und Sündenbekenntnissen zu ihm kommen, denn er kann uns Ruhe geben beim Tragen seines Jochs und seiner Last. Sein Heiliger Geist wird mit seinen gnädigen Einflüssen die Seele erfüllen, und jeder Gedanke wird in Einklang mit dem Gehorsam Christi gebracht werden. Z5.678.2 Teilen

Ich habe jetzt Angst, dass durch einen Fehler eurerseits der Segen Gottes, den ihr in ... bekommen habt, in einen Fluch verwandelt wird; dass einige falsche Ideen verbreitet werden, so dass ihr in einigen Monaten in einen schlimmeren Zustand verfallt, als in dem ihr euch vor dem Werk der Erweckung befandet. Wenn ihr euch nicht in acht nehmt, werdet ihr im schlechtesten Licht vor den Ungläubigen erscheinen. Gott würde durch diesen launenhaften Dienst nicht verherrlicht werden. Seid vorsichtig, dass ihr die Dinge nicht ins Extrem treibt und Gottes heiligem Werk bleibende Schande zufügt. Nachdem sie von Gott gesegnet wurden, machen viele den Fehler, sich nicht darum zu bemühen, in der Demut Christi ein Segen für andere zu sein. Jetzt, da Worte des ewigen Lebens in eure Herzen gesät wurden, bitte ich euch inständig, demütig vor Gott zu wandeln, die Werke Christi zu tun und viel Früchte der Gerechtigkeit hervorzubringen. Ich hoffe und bete, dass ihr wie Söhne und Töchter des Höchsten handelt und keine Extremisten werdet oder etwas tut, das den Geist Gottes betrübt. Z5.678.3 Teilen

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Schaut nicht auf Menschen, von denen ihr vielleicht denkt, sie wären unfehlbar, und setzt eure Hoffnungen nicht auf sie, sondern schaut ständig auf Jesum. Sagt nichts, das unserem Glauben Schande bringen könnte. Bekennt eure geheimen Sünden nur eurem Gott. Bekennt die Irrwege eures Herzens ihm, der genau weiß, wie er euren Fall behandeln soll. Wenn ihr eurem Nächsten Unrecht getan habt, bekennt ihm eure Sünde und zeigt ihm die Früchte eures Bekenntnisses, indem ihr es wieder gut macht. Nehmt dann den Segen in Anspruch. Kommt zu Gott so, wie ihr seid, und laßt ihn eure Gebrechen heilen. Bringt euren Fall vor den Thron des Himmels. Verrichtet gründliche Arbeit. Seid aufrichtig Gott und euch selbst gegenüber. Wenn ihr mit einem wirklich zerknirschten Herzen zu ihm kommt, wird er euch den Sieg geben. Dann könnt ihr ein süßes Zeugnis der Freiheit ablegen und den preisen, der euch aus der Dunkelheit in sein wunderbares Licht gerufen hat. Er wird euch nicht mißverstehen oder falsch beurteilen. Eure Mitmenschen können euch nicht von Sünde freisprechen oder euch von eurer Missetat reinigen. Jesus ist der einzige, der euch Frieden geben kann. Er hat euch geliebt und gab sich selbst für euch hin. Sein großes Herz der Liebe hat „Mitleiden ... mit unsern Schwachheiten“. Hebräer 4,15. Welche Sünden sind zu groß für seine Vergebung? Welche Seele ist zu schwarz und mit zuviel Sünde beladen, um von ihm gerettet zu werden? Er ist gnädig und schaut nicht auf unseren Verdienst, sondern in seiner grenzenlosen Güte heilt er unsere Gebrechen und liebt uns freimütig, während wir noch Sünder sind. Er ist „langmütig und von großer Güte“. Jona 4,2. „Er hat Geduld mit uns und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre.“ 2.Petrus 3,9. Z5.679.1 Teilen

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Steigert euch nicht in künstliche Erregung hinein, sondern arbeitet für andere und unterweist sie geduldig. Ihr werdet sonst zu der Vermutung neigen, dass jeder eine Menge Böses zu bekennen hat, und ihr werdet in Gefahr stehen, dies zu eurem Angriffspunkt zu machen. Ihr werdet wollen, dass jeder den gleichen Weg verfolgt wie ihr und werdet fühlen, dass nichts getan werden kann, solange nicht alle Bekenntnisse abgelegt haben. Ihr werdet euch nicht dazu veranlaßt fühlen, anderen zu helfen mit dem Geist Gottes, der auf euch ruht, und der eure eigenen Herzen durch das tiefgehende Werk der Reinigung weich und gefügig macht. Ihr werdet in großer Gefahr sein, das Werk Gottes durch das Ausleben eures eigenen Geistes zu beeinträchtigen. Wenn ihr mit demütiger, vertrauensvoller Abhängigkeit von Gott für Seelen arbeitet, wenn das Strahlen seines Geistes von euch durch einen christusähnlichen Charakter widergespiegelt wird, wenn Mitleid, Freundlichkeit, Nachsicht und Liebe feststehende Grundsätze in eurem Leben sind, werdet ihr für alle in eurer Umgebung ein Segen sein. Ihr werdet andere nicht kritisieren noch einen rücksichtslosen, beschuldigenden Geist offenbaren. Ihr werdet nicht denken, dass ihre Vorstellungen euren Maßstäben entsprechen müssen, vielmehr werden sich Jesu Liebe und die friedfertigen Früchte der Gerechtigkeit in euch offenbaren. Z5.680.1 Teilen

„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit [Mäßigkeit — KJV] ... Welche aber Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln. Lasset uns nicht eitler Ehre geizig sein, einander zu entrüsten und zu hassen.“ Galater 5,22-26. Z5.680.2 Teilen

Der Feind wird danach trachten, sich sogar in eure religiösen Übungen einzumischen. Jeder Zugang wird treu bewacht werden müssen, damit nicht Selbstsucht und Stolz mit eurer Arbeit verflochten wird. Wenn das Ich mit seinen Neigungen und Lüsten wirklich gekreuzigt wurde, werden sich Früchte in guten Taten zur Ehre Gottes zeigen. Ich bitte euch inständig in der Furcht Gottes, eure Arbeiten nicht entarten zu lassen. Seid beständige, ausgeglichene Christen. Wenn ihr eure Neigungen Christo übergeben habt, ist das Alte vergangen, es ist alles neu geworden. Z5.680.3 Teilen

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Unsere Religion muss verständig sein. Die Weisheit von oben muss uns stärken, gründen und festigen. Wir müssen immer vorangehen, vorwärts und aufwärts, vom Licht zu noch größerem Licht; und Gott wird uns immer weiter seine Herrlichkeit offenbaren, wie er es für die Welt nicht tut. Z5.681.1 Teilen

6. Januar 1889 Z5.681 Teilen

Lieber Bruder Q: Ich bin froh, dass du heute in ... bist, und wenn du deinen Verpflichtungen gut nachkommst, wirst du der rechte Mann am rechten Platz sein. Verliere dein eigenes Ich aus den Augen. Laß nicht zu, dass es dein Werk entstellt, obwohl das natürlich wäre. Wandle demütig vor Gott. Laß uns mit uneigennütziger Energie für den Meister arbeiten und uns einen Sinn für die ständige Gegenwart Gottes bewahren. Denk an Mose und welche Aussicht und Geduld sein Leben charakterisierten. Paulus schreibt in seinem Brief an die Hebräer: „denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.“ Hebräer 11,27. Der Charakter, den Paulus auf diese Weise dem Mose zuschreibt, bedeutet nicht einfach passiven Widerstand gegen das Böse, sondern Ausdauer im Richtigen. Er behielt den Herrn immer vor Augen, und der Herr war ihm stets zur Seite, um ihm zu helfen. Z5.681.2 Teilen

Mose hatte ein tiefes Empfinden für die persönliche Gegenwart Gottes. Er schaute nicht nur voraus auf die Zeit, in der Christus sich im Fleische offenbaren würde, sondern er sah Christum auf eine besondere Art und Weise, wie er die Kinder Israel auf all ihren Reisen begleitete. Gott war für ihn real und in seinen Gedanken immer anwesend. Wenn er mißverstanden wurde, wenn er aufgerufen wurde, einer Gefahr entgegenzutreten und Beleidigungen um Christi willen über sich ergehen zu lassen, ertrug er es, ohne Vergeltung zu üben. Mose glaubte an Gott als jemanden, den er brauchte und der ihm aufgrund seines Bedürfnisses helfen würde. Gott war für ihn eine gegenwärtige Hilfe. Z5.681.3 Teilen

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Vieles von dem Glauben, den wir sehen, ist lediglich eine Form. Der wahre, vertrauende und ausdauernde Glaube ist selten. Mose sah in seiner eigenen Erfahrung die Verheißung verwirklicht, dass Gott diejenigen belohnt, die ihn eifrig suchen. Er hatte die zukünftige Belohnung im Auge. Hier ist noch ein Gedanke bezüglich des Glaubens, mit dem wir uns beschäftigen wollen: Gott wird die gläubigen und gehorsamen Menschen belohnen. Wenn der Glaube mit den Erfahrungen des Lebens verwoben wird, befähigt er jeden, der Gott fürchtet und liebt, Verfolgung zu ertragen. Mose hatte volles Vertrauen zu Gott, denn er hatte den entsprechenden Glauben. Er brauchte Hilfe, bat darum, ergriff sie im Glauben und wob in seine Erfahrung den Glauben mit ein, dass Gott für ihn sorgte. Er glaubte, dass Gott sein Leben in allen Einzelheiten leitete. Er sah und erkannte Gott in jeder Kleinigkeit seines Lebens, und er fühlte, dass die Augen des Allsehenden auf ihm ruhten, der alle Beweggründe abwägt und das Herz prüft. Er schaute auf Gott und vertraute seiner Macht, ihn unbeschadet durch jede Form der Versuchung zu führen. Er wußte, dass er mit einer besonderen Aufgabe betraut worden war und wünschte, dieses Werk so erfolgreich wie irgend möglich zu verrichten. Doch er wußte, dass er es nicht ohne himmlische Hilfe tun konnte, denn er hatte es mit einem uneinsichtigen Volk zu tun. Gottes Gegenwart war ausreichend, um ihn durch die anstrengendsten Situationen zu tragen, in die ein Mensch gelangen kann. Z5.682.1 Teilen

Mose hat nicht nur an Gott gedacht. Er sah ihn. Gott stand ihm ständig vor Augen. Sein Angesicht war ihm stets gegenwärtig. Er sah Jesus als seinen Erlöser und glaubte, dass die Verdienste des Heilandes ihm zugerechnet würden. Für Mose war dieser Glaube nicht nur eine Vermutung. Er war Realität. Diese Art von Glauben brauchen wir, einen Glauben, der die Prüfung besteht. Ach, wie oft geben wir der Versuchung nach, weil wir nicht auf Jesum schauen! Unser Glaube ist nicht ausdauernd, weil wir wegen unserer Maßlosigkeit sündigen, und so können wir uns nicht an den halten, den wir nicht sehen, als sähen wir ihn. Hebräer 11,27. Z5.682.2 Teilen

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Mein Bruder, mache Christum zu deinem täglichen, stündlichen Begleiter, und du wirst nicht darüber klagen, keinen Glauben zu besitzen. Denke über Christum nach. Betrachte seinen Charakter. Rede von ihm. Je weniger du dich selbst erhebst, um so mehr wirst du in Jesu Dinge sehen, die zu erhöhen sind. Gott hat ein Werk für dich, das du verrichten sollst. Behalte den Herrn immer vor Augen. Bruder und Schwester Q, trachtet ständig nach klarerer Erkenntnis des Charakters Christi. Als Mose betete: „Laß mich deine Herrlichkeit sehen!“ (2.Mose 33,18), tadelte ihn der Herr nicht, sondern erhörte sein Gebet. Gott erklärte seinem Diener: „Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen des Herrn Namen vor dir.“ 2.Mose 33,19. Wir halten uns fern von Gott, und deshalb sehen wir nicht die Offenbarungen seiner Macht. Z5.683.1 Teilen

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