Portrait von Ellen White
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Kapitel 8: Wachstum in Christus
Kapitel 8: Wachstum in Christus
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Das Wort Gottes nennt die Herzenserneuerung, durch die wir seine Kinder werden, eine Geburt: Außerdem wird diese Veränderung mit dem Aufgehen des guten Samens verglichen, den der Hausvater gesät hat. In diesen Bildern bleiben, nennt die Heilige Schrift die Neubekehrten „die jetzt geborenen Kindlein“, die „wachsen“ müssen, wenn sie die volle Reife der Männer und Frauen in Christus Jesus erreichen wollen, oder die gleich dem guten Samen, der ins Feld gesät worden ist, aufgehen und Frucht bringen müsse. 1.Petrus 2,2; Epheser 4,15. Jesaja sagt von ihnen, „dass sie genannt werden Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn zum Preise“. Jesaja 61,3. Es werden also Beispiele aus dem natürlichen Leben genommen, um uns das Verständnis der geheimnisvollen Wahrheiten des geistlichen Lebens zu erleichtern. WZC.48.1 Teilen

Keinerlei Weisheit und Geschicklichkeit der Menschen ist in der Lage, in dem kleinsten Gegenstand der Natur Leben zu erwecken. Nur vermittels des von Gott gegebenen Lebens können Pflanzen und Tiere bestehen. Ebenso wird das geistliche Leben im Herzen des Menschen nur durch die vom Allwaltenden verliehene Kraft erzeugt. Wenn der Mensch nicht „von neuem geboren“ wird, hat er nicht teil an dem Leben, um dessentwillen Christus auf die Erde kam. Johannes 3,3. WZC.48.2 Teilen

Wie mit dem Leben, so verhält es sich auch mit dem Wachstum. Gott allein bringt die Knospe zur Blüte und die Blume zur Frucht. Durch seine Kraft werden aus dem Samen „zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach der volle Weizen in den Ähren“ (Markus 4,28) hervorgebracht. Der Gotteskünder Hosea erklärt, dass Israel „soll blühen wie eine Rose ... Sie sollen wieder unter seinem Schatten sitzen; von Korn sollen sie sich nähren und blühen wie ein Weinstock“. Hosea 14,6.8. Jesus ermahnt uns mit den Worten: „Nehmet wahr der Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen.“ Lukas 12,27. Die Pflanzen und Blumen gedeihen nicht aus eigener Sorgfalt, Anstrengung oder Kraft, sondern durch die Annahme dessen, was Gott ihnen zum Leben verliehen hat. So wenig wie ein Kind aus eigenem Verlangen oder eigener Stärke seiner Länge einen Zoll zusetzen kann, so wenig können wir durch eigenes Trachten oder Bemühen unser geistliches Wachstum sichern. Das Kind und die Pflanze werden groß nur vermittels der sie beeinflussenden Lebenskräfte, der Luft, des Sonnenscheins und der Nahrung. Solche Gaben der Natur sind für die Pflanzen und Tiere genau dasselbe, was Christus für die ist, welche ihm vertrauen. Er ist für sie ein „ewiges Licht“, „Sonne und Schild“. Jesaja 60,19; Psalm 84,12. Er ist für sein Volk „wie ein Tau“. Hosea 14,6. „Er wird herabfahren wie der Regen ... wie die Tropfen, die das Land feuchten.“ Psalm 72,6. Er ist Lebenswasser, „das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben“. Johannes 6,33. WZC.48.3 Teilen

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In der unvergleichlichen Gabe seines Sohnes legt Gott um die Erde eine Gnadenhülle, so wirklich wie der Luftring, der den Erdball umschließt. Alle, die diese lebenspendende Luft einatmen, werden leben und zur vollen Reife von Männern und Frauen in Christus heranwachsen. Wie sich die Blumen der Sonne zukehren, damit ihre leuchtenden Strahlen sie in ihrer Schönheit und ihrem Ebenmaß vervollkommnen, so müssen auch wir uns der Sonne der Gerechtigkeit zuwenden, damit uns das Himmelslicht umscheine und wir mehr und mehr dem Herrn ähnlich werden. WZC.49.1 Teilen

Jesus lehrt dasselbe, wenn er sagt: „Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,4.5. Um ein heiliges Leben zu führen, seid ihr ebenso abhängig von Christus wie ein Zweig, der wachsen und Frucht bringen soll, vom Stamme. Von ihm getrennt, besitzt ihr kein Leben, habt keine Kraft, den Versuchungen zu widerstehen oder in der Gnade und Heiligung Fortschritte zu machen. Wenn ihr in ihm bleibt, werdet ihr gedeihen; und wenn euer Leben aus dem seinigen hervorgeht, werdet ihr nicht verdorren oder unfruchtbar bleiben. Ihr werdet einem Baum gleich sein, der am Bache gepflanzt ist. WZC.49.2 Teilen

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Viele meinen, dass sie einen Teil des Werkes selbst tun müssen. Was die Vergebung ihrer Sünden anbelangt, so vertrauen sie auf Christus, dann aber versuchen sie aus eigener Kraft, recht zu leben. Alle derartigen Bemühungen müssen fehlschlagen. Jesus spricht dies aus mit den Worten: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,4.5. Unser Wachstum in der Gnade, unsere Freude, unsere Brauchbarkeit hängen gänzlich von unserer Gemeinschaft mit Christus ab. Wenn wir täglich, ja stündlich mit ihm leben und verkehren, wenn wir in ihm bleiben, dann schreiten wir auch in der Gnade voran. Er ist nicht nur der Anfänger, sondern auch der Vollender unseres Glaubens. Christus ist der Erste und der Letzte und der Ewige. Er soll aber nicht nur am Anfang und am Ende unseres Wandels bei uns sein, sondern bei jedem Schritt und Tritt. David drückt dies aus mit den Worten: „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; weil er mir zur Rechten ist, wanke ich nicht.“ Psalm 16,8. WZC.50.1 Teilen

Du fragst: „Wie kann ich in Christus bleiben?“ Auf die gleiche Weise, wie du ihn zuerst angenommen hast. „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in ihm.“ Kolosser 2,6. „Der Gerechte aber wird des Glaubens leben.“ Hebräer 10,10,38. Ihr übergabt euch Gott, um gänzlich sein eigen zu sein, um ihm zu dienen und zu gehorchen, ihr nahmt Christus als euren Heiland an. Ihr konntet euch nicht selbst von euern Sünden reinigen, konntet nicht eure Herzen umschaffen; aber mit eurer Hingabe an Gott bekundet ihr das feste Vertrauen, dass er dies alles um Christi willen für euch tun würde. Durch den Glauben wurdet ihr Christi Eigentum, und durch den Glauben müßt ihr in ihm wachsen, indem ihr gebt und nehmt. Ihr müßt alles geben, eure Herzen, euren Willen, eure Dienste, euer eigenes Ich, wenn ihr alle seine Gebote erfüllen wollt; ihr müßt alles nehmen — Christus als die Fülle alles Segens, damit er in euern Herzen wohne, eure Stärke, eure Gerechtigkeit und euer ewiger Helfer sei und euch Kraft zum Gehorsam schenke. WZC.50.2 Teilen

Eure erste Pflicht in der Morgenstunde sei es, euch Gott zu weihen. Euer Gebet laute: „Nimm mich, o Herr, ganz als dein Eigentum. Ich lege alle meine Pläne zu deinen Füßen. Gebrauche mich heute in deinem Dienst. Bleibe in mir und gib mir Kraft, mein ganzes Werk in dir zu vollbringen.“ Dies sei eure tägliche Aufgabe. Jeden Morgen ergebt euch dem Herrn für den bevorstehenden Tag. Stellt ihm alle eure Pläne anheim, damit sie nach seiner göttlichen Weisheit zur Ausführung gelangen oder unterbleiben. So legt euer Leben Tag für Tag in Gottes Hände, dann wird es Christi Leben immer ähnlicher werden. WZC.50.3 Teilen

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Ein Wandel in Christus ist ein Leben voller Ausgeglichenheit. Es mag nicht immer von Wonnegefühlen erfüllt sein, sollte aber in einem dauernden, friedlichen Vertrauen bestehen. Eure Hoffnung liegt nicht in euch, sondern in Christus. Eure Schwachheit verbindet sich mit seiner Stärke, eure Unwissenheit mit seiner Weisheit, eure Gebrechlichkeit mit seiner Ausdauer und Kraft. So sollt ihr nicht auf euch selbst sehen, nicht euch selbst zum Mittelpunkt eurer Gedanken machen, sondern auf Christus blicken. Denkt seiner Liebe, der Schönheit und Vollkommenheit seines Wesens nach. Christus in seiner Selbstverleugnung, in seiner Demut, in seiner Reinheit und Heiligkeit, in seiner unbeschreiblichen Liebe sollte euch mit ernsten Betrachtungen erfüllen. Nur wenn wir ihn lieben, wenn wir seinem Beispiel folgen, wenn wir uns gänzlich auf ihn verlassen, werden wir in sein Bild verwandelt werden. WZC.51.1 Teilen

Christus drückt in den Worten: „Bleibet in mir“ den Gedanken der Ruhe, des Beharrens und Vertrauens aus. Er läßt die Einladung ergehen: „Kommet her zu mir ... ich will euch erquicken.“ Die Worte des Psalmängers sagen dasselbe: „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.“ Psalm 37,7. Jesaja gibt uns folgende Versicherung: „Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.“ Jesaja 30,15. Diese Ruhe findet man nicht in Untätigkeit. Denn in der Einladung des Heilandes zu dieser Ruhe und in der Verheißung dafür finden wir zugleich die Aufforderung zur Arbeit: „Nehmet auf euch mein Joch ... so werdet ihr Ruhe finden.“ Matthäus 11,29. Das Herz, das völlig in Christus ruht, wird auch in seiner Arbeit für ihn am ernstesten und am tätigsten sein. WZC.51.2 Teilen

Wenn die Gedanken bei dem eigenen Ich verweilen, wenden sie sich von Christus, der Quelle des Lebens und der Kraft, ab. Darum ist es Satans fortwährendes Bestreben, unsere Aufmerksamkeit von Christus abzulenken, damit jegliche Gemeinschaft mit ihm verhindert werde. Die Freuden der Welt, die Sorgen, Schwierigkeiten und Trübsale des Lebens, die Gebrechen anderer oder die eigenen Schwächen und Unvollkommenheiten sind es, auf die er eure Aufmerksamkeit ziehen will. Laßt euch nicht durch seine List täuschen. Selbst gewissenhafte Menschen, die in Gemeinschaft mit Gott zu leben wünschen, verleitet er dazu, ihr Augenmerk auf ihre Fehler und Schwächen zu richten; indem er sie damit von dem Heiland trennt, hofft er den Sieg davonzutragen. WZC.51.3 Teilen

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Wir sollten uns nicht zum Mittelpunkt unserer Gedanken machen oder in Angst und Furcht leben, ob wir auch erlöst seien. Dies alles dient nur dazu, die Herzen von der Quelle der Kraft abzuwenden. Übergebt eure Rettung Gott und vertraut ihm. Redet von Jesus und denkt an ihn. Laßt das eigene Ich in ihm aufgehen. Laßt alle Zweifel, alle Befürchtungen fahren. Sprecht mit dem Apostel Paulus: „Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben.“ Galater 2,20. Ruhet in Gott. Er wird das, was ihr ihm anvertraut habt, bewahren. Wenn ihr euch ganz und gar seinen Händen überlaßt, dann werdet ihr durch den, der euch liebt, in allem weit überwinden. WZC.52.1 Teilen

Als Christus menschliche Natur annahm, verband er die Menschheit durch die Liebe so fest mit sich, dass keine andere Gewalt außer der eigenen Wahl des Menschen diese Bindung aufzulösen imstande ist. Satan sucht uns immerfort mit allen möglichen Vorspiegelungen zur Lösung dieses Bandes zu veranlassen, um uns von Christus zu trennen. Deswegen müssen wir wachen, ringen und beten, damit wir durch nichts verleitet werden, einen andern Meister zu wählen, obgleich wir vermöge unseres freien Willens immer dazu befähigt sind. Heften wir vielmehr unsern Blick auf Christus, so wird er uns bewahren; wenn wir auf ihn sehen, dann sind wir in Sicherheit. Nichts kann uns aus seiner Hand reißen. Durch ein beständiges Aufschauen zu ihm werden wir „verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist“. 2.Korinther 3,18. WZC.52.2 Teilen

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Auf diese Weise wurden die ersten Jünger dem Heiland ähnlich. Als sie seine Worte hörten, erkannten sie die Notwendigkeit seiner Hilfe. Sie suchten ihn, fanden ihn und folgten ihm. Sie waren mit ihm im Hause, bei Tisch, im Kämmerlein und auf dem Felde. Sie verkehrten mit ihm wie Schüler mit ihrem Lehrer und erhielten täglich von ihm Unterricht in heiligen Wahrheiten. Sie blickten auf ihn wie die Diener auf ihren Herrn, um ihre Pflichten kennenzulernen. Jene Jünger waren Menschen „gleich wie wir“. Jakobus 5,17. Sie hatten denselben Kampf mit der Sünde zu kämpfen wie wir; sie bedurften derselben Gnade, ein heiliges Leben zu führen. WZC.53.1 Teilen

Selbst der Lieblingsjünger Jesu, Johannes, der dem Heiland am ähnlichsten war, besaß dieses liebevolle Wesen nicht von Natur aus. Er war nicht nur anmaßend und ehrgeizig, sondern auch ungestüm und empfindlich, wenn er beleidigt wurde. Als sich ihm aber die Göttlichkeit Christi offenbarte, erkannte er seine Mangelhaftigkeit und ließ sich durch diese Erkenntnis demütigen. Die Kraft und Geduld, die Macht und Langmut, die Hoheit und Sanftmut, die er im täglichen Leben des Gottessohnes beobachtete, erfüllten ihn mit Bewunderung und Liebe. Von Tag zu Tag wurde sein Herz näher zu Christus gezogen, bis er zuletzt in der Liebe zu seinem Meister das eigene Ich verlor. Seine anmaßende und ehrgeizige Gemütsart verschwand, der erneuernde Einfluß des Heiligen Geistes gab ihm ein neues Herz. Die Macht der Liebe Christi bildete seine Naturanlagen gänzlich um. Dies ist das Ergebnis der Gemeinschaft mit Jesu. Wohnt Christus erst in unserm Innern, dann tritt auch eine gänzliche Veränderung unseres Wesens ein. Der Geist Jesu Christi und seine Liebe erweichen das Herz, demütigen uns und erheben unsere Gedanken und Wünsche in den Himmel und zu Gott. WZC.53.2 Teilen

Als Christus gen Himmel fuhr, blieb doch das Gefühl seiner Gegenwart bei seinen Nachfolgern; es war eine persönliche Gegenwart voller Licht und Liebe. Der Heiland Jesus, der mit ihnen gewandelt, mit ihnen geredet, mit ihnen gebetet, der ihren Herzen Trost und Hoffnung zugesprochen hatte, wurde mit der Friedensbotschaft auf den Lippen von ihnen gen Himmel entrückt. Während die Scharen der himmlischen Heere ihn empfingen, hörten die Jünger noch den Klang seiner Stimme: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20. Er war in menschlicher Gestalt gen Himmel gefahren. Sie wußten, dass er vor dem Throne Gottes noch immer ihr Freund und Heiland blieb, dass seine Liebe unverändert war, dass er aufs engste mit der leidenden Menschheit in Fühlung stand. Er brachte das Verdienst seines eigenen Blutes vor Gott dar und zeigte ihm seine durchbohrten Hände und Füße in Erinnerung an den Preis, den er für seine Erlösten bezahlt hatte. Sie wußten, dass er gen Himmel gefahren war, um für sie Wohnungen zu bereiten, wußten auch, dass er wiederkommen würde, um sie zu sich zu nehmen. WZC.53.3 Teilen

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Wenn diese Jünger sich nach der Himmelfahrt ihres Herrn versammelten, brachten sie ihre Bitten in Jesu Namen vor den Vater. Mit Ehrfurcht beugten sie sich im Gebet und wiederholten die Verheißung: „So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.“ Johannes 16,23.24. Sie erhoben ihre Glaubenshände höher und höher mit dem Zeugnis: „Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.“ Römer 8,34. Das Pfingstfest brachte ihnen die Gegenwart des Beistandes, der nach Christi Worten in ihnen sein sollte. Weiter hatte er ihnen gesagt: „Es ist euch gut, dass ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.“ Hinfort musste Christus durch seinen Geist beständig in den Herzen seiner Kinder weilen. Ihre Geistesgemeinschaft mit ihm war jetzt enger als vorher die persönliche. Das Licht, die Liebe und Stärke des in ihnen wohnenden Christus fanden einen Widerschein in ihren Gesichtszügen, so dass die Menschen bei ihrem Anblick sich verwunderten; denn sie „kannten sie auch wohl, dass sie mit Jesu gewesen waren“. Apostelgeschichte 4,13. WZC.54.1 Teilen

Was Christus seinen ersten Jünger gewesen ist, will er auch heute seinen Kindern sein. Denn als er die kleine Schar seiner Jünger zum letzten Gebet um sich gesammelt hatte, sagte er: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Johannes 17,20. WZC.54.2 Teilen

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Jesus hat für uns gefleht, dass wir in der gleichen Weise mit ihm eins würden, wie er mit dem Vater eins ist. Welch eine Vereinigung ist das! Von sich selbst zeugte der Heiland: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun.“ Johannes 5,19. „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke.“ Johannes 14,10. Wohnt Christus erst in unsern Herzen, dann wird er auch in uns wirken „beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“. Philipper 2,13. Wir werden wirken, wie er gewirkt hat; wir werden dabei den gleichen Geist offenbaren wie er. Wenn wir ihn so lieben und in ihm bleiben, dann werden wir „wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus“. Epheser 4,15. WZC.55.1 Teilen

Kapitel 9: Leben und Wirken

Gott ist für das ganze Weltall die Quelle des Lebens, des Lichtes und der Freude. Wie die Lichtstrahlen von der Sonne, wie die Wasserströme von einer lebendigen Quelle ausgehen, so strömen die Segnungen von ihm über alle seine Geschöpfe. Wenn aber dieses göttliche Leben in den Herzen der Menschen wohnt, dann wird es sich von ihnen in Liebe und Wohltat über andere ergießen. WZC.55.2 Teilen

Unseres Erlösers Freude bestand darin, die in Sünden gefallenen Menschen aufzurichten und zu erlösen. Darum hielt er sein Leben nicht selbst für teuer, sondern erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht. Deshalb haben auch die Engel die Aufgabe, für die Glückseligkeit anderer Geschöpfe zu sorgen. Das ist für sie eine Lust. Was hochmütige und selbstsüchtige Menschen für einen erniedrigenden Dienst halten würden, nämlich den in Sünden Gefallenen, in Rang und Stellung tief unter ihnen Stehenden zu dienen, das ist gerade das Werk der sündlosen Engel. Der Geist der selbstaufopfernden Liebe Christi durchdringt den Himmel und ist die Quelle aller Segnungen. Diesen Geist sollen die Jünger Christi besitzen, ein solches Werk tun. WZC.55.3 Teilen

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Wenn die Liebe des Heilandes im Herzen bewahrt wird, dann kann sie gleich einem süßen Wohlgeruch nicht verborgen bleiben. Ihr heiliger Einfluß wird sich bei allen fühlbar machen, mit denen wir in Verbindung treten. Christi Geist in dem Herzen ist gleich einer Quelle in der Wüste, die zur Stärkung aller fließt und in denen, die dem Tode nahe sind, das Verlangen weckt, vom Wasser des Lebens zu trinken. WZC.56.1 Teilen

Die Liebe zu Jesus offenbart sich in dem herzlichen Wunsch, ebenso wie er zum Segen und zur Rettung der Menschheit tätig zu sein. Sie wird auch stets zur Liebe, zum herzlichen Mitgefühl für alle Geschöpfe führen, die unter der Obhut des himmlischen Vaters stehen. WZC.56.2 Teilen

Das Leben des Heilandes auf Erden war kein Leben der Ruhe und Bequemlichkeit, nein er arbeitete unermüdlich, ernsthaft und mit heiligem Eifer daran, das gefallene Menschengeschlecht zu erlösen. Von der Krippe in Bethlehem bis zum Kreuz auf Golgatha ging er den Pfad der Selbstverleugnung; nie scheute er schwere Arbeit, anstrengende Reisen, aufopfernde Sorge und Mühe. Der Heiland sagt von sich selbst: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Matthäus 20,28. Dies war der Hauptzweck seines Lebens; alles andere kam erst in zweiter Linie und musste jenem Ziel untergeordnet werden. Es war Speise und Trank für ihn, den Willen Gottes zu tun und sein Werk zu vollenden. Das eigene Ich und die Selbstliebe hatten mit diesem Werk nichts zu tun. WZC.56.3 Teilen

So müssen alle, welche die Gnade Christi genießen wollen, stets zu irgendeinem Opfer bereit sein, damit auch andere, für die Christus in den Tod ging, dieses himmlischen Geschenkes teilhaftig werden können. Sie werden alles aufbieten, die Welt und damit den Aufenthalt in ihr besser zu gestalten. Dieser Geist ist die Frucht eines wahrhaft bekehrten Herzens. Sobald jemand zu Christus kommt, wird sich auch in seinem Herzen das Verlangen regen, andern kundzutun, welch einen köstlichen Freund er in Jesus gefunden hat; solch eine rettende und heiligende Wahrheit läßt sich nicht im Herzen verschlossen halten. Wenn wir mit der Gerechtigkeit des Herrn bekleidet und mit der heiligen Freude seines Geistes erfüllt sind, können wir nicht schweigen. Sobald wir die Güte Gottes gesehen und geschmeckt haben, müssen wir auch davon erzählen. Wir werden gleich Philippus, als er den Heiland gefunden hatte, andere einladen, zu ihm zu kommen; wir werden versuchen, ihnen die Anziehungskraft Christi sowie die unsichtbaren Dinge der zukünftigen Welt vor Augen zu stellen. Wir werden nichts sehnlicher wünschen, als in die Fußtapfen des Meisters zu treten. Ein ernstes Verlangen wird in uns erwachen, unserer Umgebung das Lamm zu zeigen, das „der Welt Sünde trägt“. Johannes 1,29. WZC.56.4 Teilen

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Das Bestreben, andern ein Segen zu sein, wird reiche Segnungen für uns selbst bringen. Das war auch die Absicht Gottes, als er uns an dem Werke der Erlösung teilnehmen ließ. Er gewährte uns Menschen die Gnade, Teilhaber seiner göttlichen Natur zu werden, und verlangt dafür, dass wir Segensströme über unsere Mitmenschen ausgießen. Dies ist die höchste Ehre, die größte Freude, mit der Gott den Menschen bedenken konnte. Wer sich so an der Liebestätigkeit beteiligt, kommt dem Schöpfer am nächsten. WZC.57.1 Teilen

Gott hätte die Botschaft des Heils, das ganze Werk der dienenden Liebe den Engeln des Himmels zur Ausführung übergeben und andere Mittel zur Verwirklichung seines Planes anwenden können. Jedoch in seiner unendlichen Liebe zu uns Menschen wollte er uns mit Christus und den Engeln zu seinen Mitarbeitern machen, damit wir teilhaftig werden des Segens, der Freude und der geistlichen Erhebung, die sich aus solchem uneigennützigen Dienst ergeben. WZC.57.2 Teilen

Wir werden dem Heiland durch die Gemeinschaft seiner Leiden nahegebracht. Jede Selbstaufopferung für andere stärkt die liebevolle Gesinnung des Wohltäters, verbindet ihn immer enger mit dem Erlöser der Welt, der, „ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet“. 2.Korinther 8,9. Nur wenn wir so den göttlichen Plan unserer Erschaffung ausführen, ist das Leben für uns ein Segen. WZC.57.3 Teilen

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Gehst du an die Arbeit, wie ein Jünger Christi es tun soll, andere Menschen für ihn zu gewinnen, dann wirst du die Notwendigkeit einer tieferen Erfahrung und größeren Erkenntnis in göttlichen Dingen einsehen, und es wird dich hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Du wirst in Gott dringen, dein Glaube wird gestärkt werden, und dein Herz wird sich an dem Brunnen des Heils laben. Prüfungen und Kämpfe werden dich zum Worte Gottes und zum Gebet treiben. Auch wirst du in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi wachsen und reiche Erfahrungen sammeln. WZC.58.1 Teilen

Der Geist des uneigennützigen Wirkens für andere verleiht Tiefe und Beständigkeit, macht liebevoll wie Christus und bringt Frieden und Glück. Das Herz strebt nach Höherem. Da gibt es keinen Raum mehr für Trägheit und Selbstsucht. Wer so die christlichen Gnadengaben übt, wird voranschreiten und im Werke Gottes erstarken. Er wird ein klares geistliches Bewußtsein erhalten, beständig zunehmen im Glauben und wachsen in der Macht des Gebets. Der Geist Gottes arbeitet an seinem Herzen und ruft als ein Widerspiel der göttlichen Berührung heiligen Wohlklang in seinem Innern hervor. Wer sich so in selbstlosem Bemühen für das Wohlergehen anderer aufopfert, wird seiner eigenen Erlösung damit gewisser. WZC.58.2 Teilen

Das einzige Mittel, in der Gnade Christi zu wachsen, ist, dass wir ohne jeden Eigennutz das gerade uns von Christus aufgetragene Werk tun, dass wir nach besten Kräften denen helfend und segnend zur Seite stehen, die unserer Unterstützung und unserer Hilfe bedürfen. Kraft kommt durch Übung; Tätigkeit ist Lebensbedingung. Wer sein inneres Leben dadurch bewahren will, dass er die Segnungen der Gnade annimmt, ohne selbst für den Herrn zu wirken, handelt wie einer, der versucht, vom Essen zu leben, ohne zu arbeiten. Sowohl in der geistlichen wie in der natürlichen Welt führt dieses Nichtstun Entartung und Verfall herbei. Ein Mensch, der sich weigert, seine Gliedmaßen zu bewegen, wird bald alle Kraft zu ihrem Gebrauch einbüßen. So wird auch ein Christ, der die gottgegebenen Fähigkeiten nicht üben will, weder die vorhandene Kraft bewahren noch in der Gnade des Herrn wachsen. WZC.58.3 Teilen

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Die Gemeinde Christi ist von Gott dazu bestimmt, die Menschheit zu erlösen. Ihre Aufgabe ist es, aller Welt die Frohbotschaft zu bringen, und zwar ruht diese Pflicht auf allen Christen. Jeder soll nach seinem Geschick und seiner Begabung den Befehl des Heilandes erfüllen. Die uns offenbar gewordene Liebe Christi macht uns zu Schuldnern aller, die von ihr noch nichts wissen. Gott hat uns Licht gegeben, nicht damit wir es für uns selbst behalten, sondern es auf alle Menschen fallen lassen, die in der Finsternis sind. Wären sich die Bekenner Christi dieser Aufgabe bewußt, dann würden heute Tausende in den Heidenländern die Heilsbotschaft verkündigen, wo jetzt nur einer zu finden ist. Wer dieses Werk nicht persönlich treiben kann, würde es mit seinen Mitteln, seiner herzlichen Teilnahme und seinen Gebeten unterstützen. Auch für die Errettung von Menschen in christlichen Ländern würde mit heiligerem Ernst gearbeitet werden. WZC.59.1 Teilen

Wir brauchen nicht in die Heidenwelt zu gehen, brauchen nicht den engen Kreis der Heimat zu verlassen, wenn wir für Christus wirken wollen. Unsere Pflichten mögen daheim liegen; dann können wir in unserer eigenen Wohnung, im Hause, in der Gemeinde, im Kreise unserer Freunde und Bekannten, ja sogar in unserem Geschäftsverkehr für Christus tätig sein. WZC.59.2 Teilen

Unser Erlöser verbrachte den größten Teil seines irdischen Lebens in der kleinen Zimmermannswerkstätte zu Nazareth, wo er geduldig seiner Arbeit nachging. Dienende Engel umgaben den Herrn in seinem Leben, in seinem Verkehr mit Arbeitern und Landleuten, ohne dass er erkannt und geehrt wurde. Der Heiland erfüllte ebenso getreulich seine Sendung beim Ausüben seines einfachen Handwerks wie beim Heilen der Kranken und auf den sturmbewegten Wogen des Galiläischen Meeres. So können auch wir in den einfachsten Pflichten und niedrigsten Lebensstellungen mit dem Meister wandeln und wirken. WZC.59.3 Teilen

Der Apostel Paulus schreibt: „Ein jeglicher, liebe Brüder, worin er berufen ist, darin bleibe er bei Gott.“ 1.Korinther 7,24. Ein Geschäftsmann kann sein Geschäft so betreiben, dass er durch seine Treue den Meister verherrlicht. Ist er ein aufrichtiger Nachfolger des Herrn, dann wird sich seine Glaubenshaltung in allen seinen Unternehmungen bemerkbar machen, er wird seinen Mitmenschen den Geist Christi in allem offenbaren. In einem fleißigen und treuen Arbeitsmann kann sich das Bild dessen widerspiegeln, der während seines schlichten Lebens auf den Hügeln Galiläas wandelte. Jeder Christ sollte durch seine guten Werke so auf andere Menschen wirken, dass sie sich gedrungen fühlen, ihren Schöpfer und Erlöser zu preisen. WZC.59.4 Teilen

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Viele haben ihre Anlagen dem Dienst Christi entzogen und sich damit entschuldigt, dass andere bessere Fähigkeiten und Vorzüge besäßen; sie haben geglaubt, dass nur ganz besonders Begabte ihre Dienste Gott weihen sollten. Ja viele haben sogar gemeint, dass Gott nur eine gewisse Klasse mit solchen Gaben bedacht und andere davon ausgeschlossen habe, die dann natürlich keinen Anteil an den Mühen und der Arbeit wie auch an dem Lohne hätten. Von all dem wird uns im Gleichnis nichts berichtet Als der Hausherr seine Knechte zusammenrief, gab er einem jeden seine Arbeit. WZC.60.1 Teilen

Selbst bei Erfüllung der niedrigsten Aufgaben des Lebens können wir „dem Herrn“ in Liebe dienen. Wenn die Liebe Gottes in unsern Herzen wohnt, offenbart sie sich auch in unserm Leben. Christi süßer Geruch wird uns umgeben, und unser Einfluß wird erheben und beglücken. WZC.60.2 Teilen

Wartet nicht auf besondere Gelegenheiten oder auf außerordentliche Gaben, ehe ihr euer Wirken für Gottes Sache beginnt. Ihr braucht nicht darum zu sorgen, was die Welt von euch denkt. Ist euer tägliches Leben ein Beweis für die Reinheit und Aufrichtigkeit eures Glaubens und sind andere davon überzeugt, dass ihr ihnen gern helfen möchtet, dann werden auch eure Bemühungen nicht ganz vergeblich sein. WZC.60.3 Teilen

Die geringsten und ärmsten Jünger Jesu können zum Segen für andere werden. Vielleicht wissen sie gar nicht, dass sie etwas Gutes tun, und doch gehen gerade von ihnen reiche und tiefe Segensströme aus; aber die gesegneten Früchte ihres Wirkens werden nicht sichtbar bis zum Tage der großen Abrechnung. Sie wissen oder fühlen nicht, dass sie etwas Großes tun, sie sind um den Erfolg ihrer Bemühungen nicht besorgt. Sie gehen ruhig vorwärts und erfüllen getreulich den Dienst, den Gott ihnen in seiner Weisheit zugeteilt hat; daher ist ihr Leben nicht vergeblich. In ihren eigenen Herzen gewinnt das Bild Christi eine immer festere Gestalt. Sie wirken vereint mit Gott in diesem Leben und bereiten sich auf die höhere Arbeit und die ungetrübte Freude des zukünftigen Lebens vor. WZC.60.4 Teilen

Kapitel 10: Erkenntnis Gottes
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Gar mancherlei Wege hat Gott, sich mit uns bekannt zu machen und uns in enge Gemeinschaft mit sich zu bringen. Die Natur spricht unaufhörlich zu uns, das geöffnete Herz wird empfänglich für die Liebe und den Lichtglanz Gottes, wie sie sich durch seiner Hände Werk offenbaren. Ein lauschendes Ohr vermag die Stimme des Allwaltenden in der Natur zu vernehmen und zu verstehen. Die grünen Felder, die stattlichen Bäume, die Knospen und Blüten, die segelnde Wolke, der fallende Regen, der murmelnde Bach, die Herrlichkeit des Himmels reden zu uns und laden uns ein, den Schöpfer aller Dinge kennenzulernen. WZC.61.1 Teilen

Unser Heiland flocht stets Gleichnisse aus der Natur in seine köstlichen Lehren. Die Bäume, die Vögel, die Blumen in den Tälern, die Berge, der See und das prächtig geschmückte Himmelszelt sowie alle Umstände und Vorkommnisse in unserm täglichen Leben stehen in engster Verbindung mit dem Worte der Wahrheit. Dadurch sollten uns die Weisungen des Erlösers, gerade unter den Sorgen und Plagen des menschlichen Lebens, oft in die Erinnerung zurückgerufen werden. WZC.61.2 Teilen

Gott will, dass seine Kinder auch seine Werke zu schätzen wissen, dass sie sich an der einfachen, stillen Pracht ergötzen, mit der er unsere irdische Heimat geschmückt hat. Er selbst aber hat das Schöne gern, aber vor allem äußerlich Gefälligen liebt er die Schönheit des Herzens. Er möchte, dass wir Reinheit und Schlichtheit, die stillen Zierden der Blumenwelt, pflegen. WZC.61.3 Teilen

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Wollten wir nur lauschen, dann würden uns Gottes Schöpfungswerke wertvolle Belehrungen über das Vertrauen und den Gehorsam erteilen. Von den Sternen, die in ihrem erdfreien Lauf durch das Weltall seit Jahrtausenden ihrer vorgezeichneten Bahn folgen, bis zum kleinsten Sonnenstäubchen gehorchen alle dem Willen des Schöpfers. Der Allwaltende sorgt für alles und erhält alles, was er geschaffen hat. In seinen Händen ruhen die zahllosen Welten des Alls, aber er gedenkt zu gleicher Zeit der Bedürfnisse des kleinen braunen Sperlings, der furchtlos sein einfaches Lied singt. Wenn der Mensch an seine Tagesarbeit geht und sich zum Gebet anschickt, wenn er sich zur Ruhe begibt oder wenn er am Morgen erwacht, wenn der reiche Mann in seinem Palaste schwelgt oder wenn der Arme seine Kinder zur kärglichen Mahlzeit ruft über jedem einzelnen wacht das zärtliche Auge des himmlischen Vaters. Keine Träne fällt, die Gott nicht kennt; kein fröhliches Lächeln gibt es, das er nicht bemerkt. WZC.62.1 Teilen

Glaubten wir dies nur recht, dann schwänden bald alle unnötigen Beklemmungen. Wir fühlten uns im Leben nicht so enttäuscht, würden getrost alle großen und kleinen Nöte in die Hand Gottes befehlen, der sich nie durch die Fülle der Sorgen verwirren oder sich von ihrer Last erdrücken läßt. Wir verspürten dann eine Seelenruhe, die uns lange Zeit fremd gewesen ist. WZC.62.2 Teilen

Wenn unsere Sinne an der Lieblichkeit und Schönheit der Erde Gefallen finden, dann laßt uns an jene zukünftige Welt denken, die nichts vom Elend der Sünde und des Todes weiß, in der die Natur nicht mehr den Schatten des Fluches trägt. Macht euch im Geiste ein Bild von der Heimat der Seligen, wißt aber, dass sie noch viel herrlicher ist, als die kühnste Einbildung sie auszumalen vermag. In den verschiedenen Gaben, die Gott uns in der Natur mitteilt, erkennen wir doch nur einen äußerst schwachen Abglanz seiner Herrlichkeit. „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.“ 1.Korinther 2,9. WZC.62.3 Teilen

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Dichter und Naturforscher haben viel über die Natur zu sagen, ein Christ jedoch kann sich an den Erdenschönheiten mit der höchsten Freude ergötzen; denn er erkennt in ihnen des Vaters Werk, er erblickt sowohl in der Blume wie im Busch und im Baum seine Liebe. Niemand versteht die Bedeutung von Berg und Tal, Fluß und See recht, der nicht darin einen Ausdruck der göttlichen Liebe zu uns Menschen erkennt. WZC.63.1 Teilen

Gott redet zu uns durch sein fürsorgliches Wirken sowie durch den Einfluß seines Geistes auf das Herz. Aus unsern Verhältnissen, aus unserer Umgebung und aus dem täglichen Wechsel können wir wertvolle Weisungen entnehmen, wenn unsere Herzen dafür empfänglich sind. Der Psalmdichter singt im Loblied über die fürsorgliche Tätigkeit Gottes: „Die Erde ist voll der Güte des Herrn.“ Psalm 31,5. Und an einer andern Stelle: „Wer ist weise und behält dies? So werden sie merken, wie viel Wohltaten der Herr erzeigt.“ Psalm 107,43. WZC.63.2 Teilen

Gott redet zu uns durch sein Wort. Darin offenbart sich noch klarer sein Wesen, sein Handeln an uns Menschen, sein großes Erlösungswerk. Es liegt vor uns aufgeschlagen die Geschichte der Erzväter, Gotteskinder und anderer heiliger Männer vor alters. Sie waren Menschen „gleich wie wir“. Jakobus 5,17. Wir sehen, dass auch sie mit Enttäuschungen zu kämpfen hatten, der Versuchung unterlagen, sich aber doch wieder aufrichteten und durch die Gnade Gottes den Sieg davontrugen. Durch solche Beispiele werden wir in unserm Trachten nach der Gerechtigkeit ermutigt. Wenn wir von den herrlichen Erfahrungen dieser Männer lesen, von dem Licht, der Liebe und dem Segen, worüber sie erfreut sein durften; wenn wir von den Werken lesen, die sie durch die ihnen verliehene Gnade verrichteten, dann zündet noch heute der gleiche Geist, der in ihnen mächtig war, eine Flamme heiliger Begeisterung in unsern Herzen an; ein Verlangen wird in uns wach, ihnen ähnlich zu werden und, gleich ihnen, mit Gott zu wandeln. WZC.63.3 Teilen

Jesus sagt von der Schrift des Alten Bundes wie viel mehr gilt dasselbe von der des Neuen : „Sie ist’s, die von mir zeuget“, von ihm, dem Erlöser, in dem sich alle unsere Hoffnungen auf ein ewiges Leben vereinigen. Johannes 5,39. Ja, die ganze Heilige Schrift redet von Christus. Von dem ersten Bericht der Schöpfung an, dass ohne Christus „ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Johannes 1,3), bis zu der Schlußverheißung „Siehe, ich komme bald“ (Offenbarung 22,12) lesen wir von seinen Werken und hören ihm zu. Wenn ihr den Heiland Jesus Christus kennenlernen wollt, dann forscht in der Heiligen Schrift! WZC.63.4 Teilen

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Erfüllt eure Herzen mit den Worten Gottes. Sie sind das lebendige Wasser, das euren brennenden Durst löscht; sie sind das lebendige Brot vom Himmel. Jesus sagt davon: „Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch“ (Johannes 6,53), und kurz darauf als Erklärung: „Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben.“ Johannes 6,63. Unser Körper wächst und gedeiht von dem, was wir essen und trinken. Wie in der natürlichen Ordnung der Dinge, so ist es auch in der geistlichen: das, was wir in uns aufnehmen, verleiht unserer geistlichen Natur Kraft und Stärke. WZC.64.1 Teilen

Die Tatsache der Erlösung wünschen selbst die Engel zu erforschen. Sie wird der Inhalt des Lobliedes der Erlösten durch die endlosen Jahrtausende der Ewigkeit sein. Ist dies nicht einer sorgfältigen Betrachtung wert? Die unbeschreibliche Barmherzigkeit und Liebe Jesu, das für uns gebrachte Opfer, erfordern unser ernstestes und gründlichstes Nachdenken. Wir sollten über das Wesen unseres Erlösers und Vermittlers und über seine Aufgabe alle, die an ihn glauben, von ihren Sünden zu erlösen mehr nachsinnen. Wenn wir solchen himmlischen Dingen unsere Aufmerksamkeit schenken, werden Glaube und Liebe in uns stärker; unsere Gebete werden Gott angenehmer sein, weil sie immer mehr von Glauben und Liebe durchdrungen sind. Unser Vertrauen auf Jesus wird wachsen, unsere tägliche Erfahrung mit seiner Wundermacht, alle zu retten, die ihn um Rettung anflehen, wird reicher. WZC.64.2 Teilen

Betrachten wir die Vollkommenheit unseres Heilandes, dann wird sich unser ein Verlangen nach gänzlicher Umbildung und Erneuerung unserer Herzen nach seinem reinen Bild bemächtigen. Wir werden hungern und dürsten, dem ähnlich zu werden, den wir anbeten. Je mehr sich unsere Gedanken auf Christus richten, desto mehr werden wir von ihm zu andern reden und ihn der Welt verkündigen. WZC.64.3 Teilen

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Die Bibel ist nicht für die Gelehrten allein geschrieben, im Gegenteil, sie ist für das Volk bestimmt. Die großen, zur Erlösung notwendigen Heilswahrheiten sind klar wie das Mittagslicht. Niemand wird im Irrtum befangen sein und den rechten Weg verfehlen, außer denen, die ihrem eigenen Urteil statt dem klar mitgeteilten Willen Gottes folgen. WZC.65.1 Teilen

Betreffs der Lehre der Heiligen Schrift sollen wir uns nicht nach dem Zeugnis irgendeines Menschen richten, sondern selbst in dem Worte Gottes forschen. Wenn wir andere für uns denken lassen, wird unsere eigene Kraft darunter leiden, unsere eigenen Fähigkeiten werden zu Schaden kommen; üben wir unsere Geisteskräfte nicht in der Betrachtung wertvoller Gegenstände, so werden sie im Wachstum gehindert und verlieren die Kraft für einen tieferen Einblick in das göttliche Wort. Wenn wir aber den Gegenständen der Bibel rechte Aufmerksamkeit schenken, wenn wir Schriftstelle mit Schriftstelle und geistliche Dinge mit geistlichen Dingen vergleichen, dann wird unser Verständnis für die Heilswahrheiten zunehmen. WZC.65.2 Teilen

Nichts ist besser dazu angetan, unsern Geist zu stärken, als die eingehende Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. Kein anderes Buch ist so geeignet, unsere Gedanken zu erheben, unsere geistigen Fähigkeiten zu kräftigen, wie die tiefen, veredelnden Wahrheiten des Wortes Gottes. Würde dieses Wort so durchforscht, wie es der Fall sein sollte, so fände man eine geistliche Erleuchtung, einen Edelsinn und eine Zuverlässigkeit unter den Menschen, wie man sie selten trifft. WZC.65.3 Teilen

Von einem schnellen Lesen der Heiligen Schrift haben wir aber nur geringen Nutzen. Es mag jemand das göttliche Wort von Anfang bis Ende durchlesen und dennoch keinen Blick für seine Schönheiten, kein Verständnis für seine tiefen und verborgenen Schätze haben. Das gründliche Durchdenken einer Schriftstelle, bis ihr Inhalt uns klar geworden, bis wir den Heils- und Erlösungsplan Gottes erfaßt haben, ist mehr wert als das flüchtige Lesen vieler Kapitel ohne einen bestimmten Zweck und ohne die Absicht, belehrt zu werden. Habt eure Bibeln stets bei euch. Lest, so oft ihr Gelegenheit dazu habt; versucht es, euch bestimmte Abschnitte einzuprägen. Selbst wenn ihr auf der Straße geht, könnt ihr den einen oder andern Spruch aus der Heiligen Schrift lesen, darüber nachdenken und ihn im Gedächtnis behalten. WZC.65.4 Teilen

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Ohne ernstes Forschen, ohne andachtsvolle Vertiefung können wir nicht zur wahren Weisheit gelangen. Manche Teile der Heiligen Schrift sind so klar, dass sie unmöglich mißverstanden werden können; doch gibt es viele andere, deren Inhalt nicht so klar zutage liegt, dass er auf den ersten Blick verstanden werden könnte. Schriftstelle muss mit Schriftstelle verglichen werden; sorgfältiges Forschen und Nachdenken unter Gebet sind Hauptbedingungen. Solche geistige Betätigung lohnt sich jedoch reichlich. Wie der Bergmann Adern des edlen Metalls tief unter der Erdoberfläche entdeckt, so wird jeder, der unermüdlich im Worte Gottes nach verborgenen Schätzen forscht, Wahrheiten von größter Bedeutung finden; aber dem Auge des nachlässigen Lesers entziehen sie sich. Die geistdurchhauchten Worte Gottes werden, recht im Herzen erwogen, wie Ströme aus der Quelle des Lebens fließen. WZC.66.1 Teilen

Das Wort Gottes sollte niemals ohne Gebet gelesen werden. Ehe wir seine Blätter öffnen, sollten wir um die Erleuchtung des Heiligen Geistes bitten, und sie wird uns gegeben werden. Als Nathanael zu Jesus kam, rief der Heiland aus: „Siehe, ein rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist!“ Nathanael antwortete darauf: „Woher kennst du mich?“ Die Antwort Jesu lautete: „Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.“ Johannes 1,47.48. Jesus sieht uns jetzt noch so, wenn wir im Kämmerlein zu ihm beten, wenn wir ihn um Erleuchtung bitten, die Wahrheit recht zu erkennen. Engel aus der Welt des Lichts werden die Führer derer sein, die demütigen Herzens um göttlichen Beistand bitten. WZC.66.2 Teilen

Der Heilige Geist erhebt und verherrlicht den Heiland. Er sucht den Herrn in seiner Reinheit und Gerechtigkeit und die Erlösung, die durch ihn geschehen ist, uns vor Augen zu führen. Jesus sagt über den Heiligen Geist: „Von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.“ Johannes 16,14. Dieser Geist ist der einzige wirksame Lehrer der göttlichen Wahrheit. Wie hoch muss doch Gott das menschliche Geschlecht schätzen, dass er seinen einzigen Sohn zu unserer Errettung dem Tod überantwortet und uns seinen Geist zum beständigen Lehrer und Begleiter gegeben hat! WZC.66.3 Teilen

Kapitel 11: Das Gebet als Gnadengabe
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Gott redet zu uns durch die Natur, durch die Offenbarung seines Wortes, durch seine Vorsehung wie durch das Walten seines Geistes. Dies genügt jedoch nicht; wir müssen ihm auch unsere Herzen auftun. Um rechtes geistliches Leben zu besitzen, müssen wir in tatsächlicher Verbindung mit unserm himmlischen Vater stehen. Mag auch unser Innerstes sich zu ihm hingezogen fühlen, mögen wir auch seine Werke, seine Barmherzigkeit und seine Segnungen vor Augen haben und bewundern, so heißt das doch nicht im vollsten Sinne des Wortes, mit ihm in enger Gemeinschaft zu stehen. Wenn wir das wollen, müssen wir ihn in den Angelegenheiten unseres täglichen Lebens zu Rate ziehen. WZC.67.1 Teilen

Im Gebet öffnen wir uns Gott wie einem Freunde, nicht, als wäre es notwendig, ihm zu sagen, was wir sind und wessen wir bedürfen, sondern um ihn in unsere Herzen aufzunehmen. Das Gebet bringt Gott nicht zu uns, vielmehr uns zu Ihm. WZC.67.2 Teilen

Als Christus auf Erden wandelte, lehrte er seine Jünger, wie man recht beten müsse. Er unterwies sie, täglich ihr Anliegen vor Gott zu bringen und alle ihre Sorgen auf ihn zu werfen. Die Verheißung, dass er ihre Bitten und Gebete erhören wollte, gilt auch für uns. WZC.67.3 Teilen

Jesus selbst betete oft, während er unter den Menschen wandelte. Der Heiland nahm unsere Not und unsere Schwächen auf sich und erflehte inbrünstig für seine Lebensaufgabe von seinem himmlischen Vater Beistand und Hilfe. Er ist in allem ein Vorbild, er wurde uns ein Bruder in unsern Schwachheiten, „der versucht ist allenthalben gleichwie wir“ (Hebräer 4,15); als der Sündlose schreckte er jedoch zurück vom Bösen und erduldete Pein und Seelenschmerz in der sündhaften Welt. Da er wahrhaftiger Mensch war, brauchte er das Gebet und schätzte es hoch ein. Im Umgang mit seinem Vater fand er Trost und Freude. Wenn der Erlöser der Menschheit, der Sohn Gottes, die Unentbehrlichkeit des Gebets empfand, wie viel mehr sollten wir schwachen, sündigen Menschen erkennen, dass wir innig und beständig zu Gott beten müssen! WZC.67.4 Teilen

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Unser himmlischer Vater wartet darauf, die Fülle seiner Segnungen über uns auszugießen. Dank seiner Gnadenerweisung können wir unaufhörlich aus dem Brunnen unbegrenzter Liebe trinken. Ist es nicht fast ein Wunder, dass wir so wenig beten? Gott ist immer willens, das aufrichtige Flehen seiner geringsten Kinder zu erhören; dennoch offenbaren wir so viel Abneigung, ihm unsere Bedürfnisse vorzutragen. Was mögen die Engel des Himmels beim Anblick der armen, hilflosen, der Versuchung unterworfenen Wesen denken, wenn Gottes Herz in seiner unendlichen Liebe nach ihnen sucht, stets bereit, ihnen über Bitten und Verstehen zu geben? Trotzdem beten wir so wenig und haben so wenig Glauben. Es ist die Freude der Engel, dem Allwaltenden zu dienen, in seiner Nähe zu weilen. Innige Gemeinschaft mit Gott ist ihre höchste Wonne; aber die Kinder dieser Welt, die der göttlichen Hilfe so sehr bedürfen, scheinen ohne das Licht seines Geistes, ohne Gemeinschaft mit ihm zufrieden zu sein. WZC.68.1 Teilen

Finsternis des Bösen umgibt die Gläubigen, die das Gebet vernachlässigen. Die Einflüsterungen des Feindes verleiten sie nur deshalb zur Sünde, weil sie die Gnadengabe nicht beanspruchen, die Gott ihnen mit der göttlichen Einrichtung des Gebets gegeben hat. Dürften die Kinder Gottes so mit ihrem Gebet zurückhalten? Das Gebet ist der Schlüssel in der Hand des Glaubens, der uns die Kammern des Himmels öffnet, in denen unermeßliche Schätze der Allmacht aufbewahrt liegen! Ohne ununterbrochenes Flehen und eifriges Wachen setzen wir uns der Gefahr aus, nachlässig zu werden und vom rechten Pfade abzuweichen. Unser Widersacher sucht uns fortwährend den Weg zum Gnadenthron zu versperren, damit wir nicht durch inniges Gebet und ernsten Glauben die Kraft der Gnade erhalten, der Versuchung zu widerstehen. WZC.68.2 Teilen

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Unter gewissen Bedingungen dürfen wir erwarten, dass Gott unsere Gebete erhört. Die erste ist, dass wir die Notwendigkeit seiner Hilfe fühlen. Er hat ja verheißen: „Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre.“ Jesaja 44,3. Die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit und ein inniges Verlangen nach Gott haben, dürfen fest davon überzeugt sein, dass er ihr Sehnen stillt. Das Herz muss aber zuerst für den Einfluß des Heiligen Geistes geöffnet sein, ehe es die Segnungen Gottes empfangen kann. WZC.69.1 Teilen

Unsere große Not ist selbst der beredteste Beweis. Der Herr wünscht jedoch, dass wir ihm unsere Anliegen im Gebet vorlegen. Er sagt: „Bittet, so wird euch gegeben.“ Matthäus 7,7. Und er, der „auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken“? Römer 8,32. WZC.69.2 Teilen

Wenn wir Ungerechtigkeit im Innern dulden und irgendeiner bewußten Sünde nachhängen, wird der Herr uns nicht erhören; nur das Gebet eines reuigen und zerschlagenen Herzens wird stets von ihm angenommen. Wenn alles erkannte Unrecht gutgemacht ist, schenkt er sicherlich unsern Bitten Gehör. Unser eigener Verdienst wird uns nie der Gnade Gottes empfehlen; nur Jesu Würdigkeit und Gerechtigkeit werden uns erlösen; sein Blut wird uns reinigen. Doch müssen wir solchen Bedingungen der Annahme als Kinder Gottes nachkommen. WZC.69.3 Teilen

Eine andere Eigenschaft des ernsten Gebets ist der Glaube. „Wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde.“ Hebräer 11,6. Jesus sprach zu den Jüngern: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr’s empfangen werdet, so wird’s euch werden.“ Markus 11,24. Nehmen wir ihn aber bei seinem Wort? WZC.69.4 Teilen

Seine Versicherung ist unbeschränkt, und der die Verheißung gegeben hat, ist getreu. Empfangen wir auch nicht sofort das, worum wir bitten, so sollen wir doch glauben, dass der Herr uns hört und unsere Bitten beantwortet. Wir sind so im Irrtum befangen und so kurzsichtig, dass wir oft unnütze Dinge erbitten. Liebevoll geht unser himmlischer Vater auf unsere Gebete ein und gibt uns jeweils gerade das, wonach wir selbst von Herzen verlangten, wenn wir durch göttliche Erleuchtung die wahre Sachlage richtig erkennen könnten. Findet auch unser Flehen anscheinend keine Antwort, sollten wir trotzdem an der Verheißung festhalten. Die Zeit der Erhörung wird sicherlich kommen, und wir werden die Segnungen empfangen, die uns am meisten nottun. Es ist jedoch Vermessenheit, wenn wir mit Gebetserhörung so rechnen, auch was die einzelnen Dinge betrifft, wie wir es wünschen. Gott ist zu weise, als dass er einen Irrtum beginge; zu gut, als dass er den Aufrichtigen das vorenthielte, was zu ihrem Besten dient. Deshalb vertraut ihm getrost, obschon eure Gebete nicht sofort erhört werden. Verlaßt euch felsenfest auf seine Verheißung: „Bittet, so wird euch gegeben.“ Matthäus 7,7. WZC.69.5 Teilen

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Wenn wir unsere Befürchtungen und Zweifel zu Rate ziehen oder alle Geheimnisse zu durchdringen versuchen, noch ehe wir den rechten Glauben haben, dann werden unsere Schwierigkeiten immer größer werden. Kommen wir aber im Gefühl unserer Hilflosigkeit und Schwäche, gerade wie wir sind, zu Gott, vertrauen wir ihm, der alle Dinge am besten weiß, der alle seine Geschöpfe kennt und der durch sein Wort und seinen Willen alles lenkt, demütig und gläubig alles an, was unsere Herzen bedrückt, dann kann und wird er auf unsern Notschrei achten und unsere Sinne erleuchten. Ein aufrichtiges Gebet versetzt uns in innige Gemeinschaft mit dem Herzen des Unendlichen. Wenn wir auch im Augenblick keinen merkbaren Beweis dafür haben, dass der Heiland und Erlöser sich in Liebe und Mitgefühl zu uns neigt es ist doch so. Wir mögen seine Nähe vielleicht nicht sofort verspüren, dennoch ruht seine Hand in Liebe und zartfühlendem Mitleid auf uns. WZC.70.1 Teilen

Erflehen wir Gnade und Segen von Gott, dann müssen auch unsere Herzen vom Geist der Liebe und Vergebung durchdrungen sein. Wie können wir beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie wir unsern Schuldigern vergeben“ und doch der Unversöhnlichkeit Raum geben? Matthäus 6,12. Hoffen wir auf Erhörung unserer Gebete, so müssen wir in gleicher Art und in gleichem Maße andern vergeben, wie wir Vergebung unserer Sünden erwarten. WZC.70.2 Teilen

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Ausdauer im Gebet ist eine weitere Bedingung der Erhörung. Wir müssen täglich beten, wollen wir im Glauben wachsen und an Erfahrung zunehmen. Wir müssen anhalten am Gebet und darin wachsen mit Danksagung. Petrus spricht zu den Gläubigen: „So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet.“ 1.Petrus 4,8; vgl. Römer 12,12; Kolosser 4,2. Der Apostel Paulus ermahnt: „In allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden.“ Philipper 4,6. Im Brief des Judas heißt es: „Ihr aber, meine Lieben, erbauet euch auf euren allerheiligsten Glauben durch den heiligen Geist und betet, und erhaltet euch in der Liebe Gottes.“ Judas 20,21. Anhaltendes Gebet ist ununterbrochene Gemeinschaft mit Gott; das von Gott ausgehende Leben ergießt sich in das unsrige, während von unserem Reinheit und Heiligkeit zu Gott zurückströmen. WZC.71.1 Teilen

Weiter sind Fleiß und Beharrlichkeit im Gebet nötig! Laßt euch durch nichts daran behindern, sondern haltet mit allen euren Kräften die Verbindung zwischen Jesus und euch aufrecht. Sucht jede Gelegenheit zum Gebet, wo sie sich auch darbietet. Wer in Wahrheit nach Gemeinschaft mit Gott verlangt, wird die Gebetsversammlungen regelmäßig besuchen, treulich seine Pflicht erfüllen und mit ernstem Eifer alle nur möglichen Segnungen für sich einernten. Er wird jede Gelegenheit benutzen, sich von den Strahlen des himmlischen Lichtes bescheinen zu lassen. WZC.71.2 Teilen

Wir sollten auch im häuslichen Kreise beten, aber vor allen Dingen das Gebet im Kämmerlein nicht vernachlässigen; denn diese Art der Verbindung mit Gott verleiht uns besonderes Leben. Unser innerer Mensch kann unmöglich wachsen und gedeihen, wenn wir das Gebet vernachlässigen. Das Gebet im häuslichen Kreise und in den Versammlungen genügt nicht. In der Einsamkeit bringe dein Herz vor das alles durchforschende Auge Gottes. Das Gebet in der Einsamkeit soll allein zu dem Ohr dessen dringen, der Gebete erhört. Kein neugieriges Ohr soll solche Bitten vernehmen. Im stillen Gebet fühlt man sich frei von umgebenden Einflüssen und von Aufregung. Ruhig, jedoch inbrünstig soll dein Gebet zu Gott dringen. Heilend und fortdauernd wird der Einfluß dessen sein, der in das Verborgene sieht, dessen Ohr stets den Bitten derer geöffnet ist, die von Herzensgrund beten. Durch ruhigen, einfachen Glauben erhält man die Gemeinschaft mit Gott und empfängt Strahlen des göttlichen Lichts, die Kraft und Ausdauer im Kampf gegen Satan verleihen. Gott ist unsere Stärke! WZC.71.3 Teilen

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Betet im Kämmerlein; erhebt eure Herzen bei eurer täglichen Arbeit oft zum Herrn. So wandelte Henoch mit Gott. Gleich einem kostbaren Rauchopfer steigen diese Gebete zum Thron der Gnade auf. Satan kann den nicht überwinden, der auf Gott vertraut. WZC.72.1 Teilen

Keine Zeit, kein Ort ist ungeeignet, zu Gott zu beten. Nichts vermag uns davon abzuhalten, unsere Herzen im Geiste inbrünstigen Gebets zu Gott zu wenden. Im Gedränge der Straßen, inmitten unserer täglichen Geschäfte können wir zu ihm beten und um seinen göttlichen Beistand flehen, wie es Nehemia tat, als er seine Bitte vor den König Artaxerxes brachte. Innige Gemeinschaft mit Gott können wir allenthalben pflegen. Wir sollten unsere Herzenstür stets offenhalten und Jesus mit diesen Worten einladen: Komm, wohne als himmlischer Gast in meinem Herzen! WZC.72.2 Teilen

Mag unsere Umwelt noch so verderbt sein, so brauchen wir deshalb ihr Gift doch nicht in uns aufzunehmen. Wir können in der reinen Welt des Himmels leben, können unreinen Begierden und unheiligen Gedanken jeden Zugang fest verschließen, wenn wir unsern Sinn in innigem Gebet zum Allwaltenden emporheben. Die ihre Herzen der Hilfe und dem Segen Gottes geöffnet halten, werden in einer heiligeren Luft als der irdischen wandeln; sie werden in steter inniger Verbindung mit dem Himmel stehen. WZC.72.3 Teilen

Wir müssen einen klaren Begriff von Jesus, ein volles Verständnis für den Wert der ewigen Wahrheit haben. Seine heilige Schönheit muss die Kinder Gottes erfüllen, und zu diesem Zweck müssen wir um göttliche Enthüllung himmlischer Dinge beten. WZC.72.4 Teilen

Richten wir unsern Sinn aufwärts, damit Gott uns einen Hauch des himmlischen Lebens zuteil werden lasse! Wir können uns so nahe zu Gott halten, dass unsere Gedanken sich ihm in jeder unerwarteten Prüfung so natürlich zuwenden wie die Blume dem Licht der Sonne. WZC.72.5 Teilen

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Bringt eure Sorgen, eure Freuden, eure Anliegen, eure Befürchtungen, alles, was euch drückt und quält, vor Gott. Eure Lasten können ihm nie beschwerlich sein; ihr werdet ihn nie ermüden. Er, der die Haare auf eurem Haupt gezählt, ist nicht gleichgültig gegen die Bedürfnisse seiner Kinder. „Der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.“ Jakobus 5,11. Sein Herz wird gerührt von unserm Elend, von unserm Notschrei. Alles, was eure Gemüter belastet, bringt vor ihn. Nichts ist so schwer, dass er es nicht tragen könnte; denn er trägt alle Welten und herrscht über alle Dinge des Weltalls. Nichts, was zu unserm Frieden gereicht, ist zu unbedeutend, als dass er es nicht beachtete. Kein Abschnitt in unserer Lebenserfahrung ist zu dunkel, als dass er ihn nicht lesen, keine Lage, in die wir geraten sind, zu schwierig, als dass er sie nicht meistern könnte. Kein Schaden kann die geringsten seiner Kinder befallen, keine Sorge das Herz quälen, keine Freude uns ergötzen, kein aufrichtiges Gebet von unsern Lippen kommen, die unser himmlischer Vater nicht beobachtete und an denen er nicht unmittelbar Anteil nähme. „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Schmerzen.“ Psalm 147,3. Das Verhältnis zwischen Gott und jedem Gläubigen ist von solcher Zartheit und Innigkeit, als habe er nur für diesen einen seinen geliebten Sohn in den Tod gegeben. WZC.73.1 Teilen

Jesus sagte: „Ihr werdet bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, darum dass ihr mich liebet“. Johannes 16,26.27. Vorher sagt er schon: „Ich habe euch erwählt ... auf dass, so ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe.“ Johannes 15,16. In Jesu Namen beten heißt jedoch mehr, als nur seinen Namen am Anfang oder am Ende des Gebets erwähnen. Wir müssen im Verständnis und im Geiste Jesu beten, an seine Verheißungen glauben, seiner Gnade vertrauen und seine Werke vollbringen. WZC.73.2 Teilen

Gott verlangt von uns nicht, dass wir Einsiedler oder Mönche werden und uns gänzlich von der Welt zurückziehen, um uns seinem Dienst zu weihen. Unser Leben muss dem Leben Christi gleichen: wir brauchen Einsamkeit und Gemeinsamkeit. Wer nur betet und sonst nichts tut, wird bald aufhören zu beten, oder seine Gebete werden zur bloßen Form. Sobald die Menschen sich von dem gesellschaftlichen Leben, von den Pflichten und dem Kreuztragen eines Christen absondern, sobald sie aufhören, ernstlich für ihren Herrn und Meister zu arbeiten, der so treu für sie gewirkt hat, haben sie nichts, worum sie beten sollen, und verlieren den Trieb zur Andacht. Ihre Gebete werden eigennützig. Sie können nicht mehr für die Bedürfnisse der Menschheit oder um Kraft zur Mitarbeit am Aufbau des Reiches Gottes beten. WZC.73.3 Teilen

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Es bedeutet einen schweren Verlust für uns, wenn wir die Gnadengabe vernachlässigen, uns im Verein mit andern zur Arbeit für Gott zu stärken und zu ermutigen. Die Lehren seines Wortes büßen an Klarheit und Bedeutung für uns ein und hören auf, unsere Herzen zu erleuchten und durch ihren heiligenden Einfluß zu erwecken. Dadurch wird unsere Geistesstärke beeinträchtigt. In unserm Verkehr als Christen verlieren wir viel durch den Mangel an Mitgefühl füreinander. Wer nur für sich selbst lebt, füllt nicht die ihm von Gott anvertraute Stellung aus. Die richtige Pflege unserer gesellschaftlichen Fähigkeiten bringt uns in enge Gemeinschaft mit andern und fördert in uns die Entwicklung und Kraft für den Dienst Gottes. WZC.74.1 Teilen

Sprächen Christen in ihrem täglichen Verkehr miteinander mehr von der Liebe des Allwaltenden und der Erlösung, so würde ihren Herzen Erquickung zuteil, und sie würden sich gegenseitig mehr stärken. Wenn wir Tag für Tag mehr von unserm himmlischen Vater lernen und neue Erfahrungen mit seiner Gnade machen, wird auch der Wunsch in uns rege, mehr von seiner Liebe zu reden; ein solches Zeugnis aber würde unsere Herzen erwärmen und ermutigen. Wenn wir mehr an Jesus dächten und über ihn sprächen, würden wir auch mehr seine Gegenwart verspüren. WZC.74.2 Teilen

Wenn wir unsere Gedanken nur so oft zu Gott schickten, wie wir Beweise seiner Gnade an uns erleben, müßte unser geistiges Leben stets bei ihm verweilen; es würde für uns ein Vergnügen bedeuten, von ihm zu reden und ihn zu preisen. Wir sprechen gern von zeitlichen Dingen, weil sie uns am nächsten liegen; wir reden von unsern Angehörigen, weil wir sie lieben, weil wir Freud und Leid vereint mit ihnen tragen. Doch haben wir viel größere Ursache, Gott mehr zu lieben als unsere irdischen Freunde, und es sollte für uns das Allernatürlichste sein, zuerst über ihn nachzusinnen, von seiner Güte zu sprechen und seine Wundermacht zu rühmen. Die Gnadengeschenke, mit denen er uns überhäuft, sollten unsere Liebe nicht so in Anspruch nehmen, dass wir nichts für ihn selbst übrig haben, sie sollten uns vielmehr täglich auf ihn hinweisen und uns mit Banden der Liebe und Dankbarkeit an unsern himmlischen Wohltäter fesseln. Wir beschäftigen uns zuviel mit den irdischen Niederungen. Heben wir unsere Augen auf zu der offenen Tür des himmlischen Heiligtums, wo wir das herrliche Licht Gottes sich im Antlitz Christi widerspiegeln sehen, der auch kann „selig machen immerdar, die durch ihn zu Gott kommen“! Hebräer 7,25. WZC.74.3 Teilen

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Preisen wir daher Gott mehr „für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut“! Psalm 107,8. Unsere Andachtsübungen sollten nicht allein im Bitten und Empfangen bestehen, unsere Gedanken nicht nur auf unsere Bedürfnisse gerichtet sein, sondern wir sollten auch dankbar der Wohltaten gedenken, die wir erhalten. Wir beten niemals zuviel, allein wir sind zu sparsam mit unserm Dank. Täglich schenkt uns Gott seine Gnadengaben; aber wie wenig zeigen wir ihm unsere Dankbarkeit, wie wenig loben und preisen wir ihn für das, was er uns getan hat! WZC.75.1 Teilen

Vor alters gebot der Herr dem Volke Israel als Anweisung für die Zusammenkunft zum Gottesdienst: Ihr „sollt daselbst vor dem Herrn, eurem Gott, essen und fröhlich sein, ihr und euer Haus, über alles, was eure Hand vor sich bringt, darin dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat“. 5.Mose 12,7. Mit freuderfülltem Herzen, mit Liedern des Lobes und der Danksagung, nicht mit Trauer und Betrübnis, sollten wir alles zur Ehre Gottes ausrichten. WZC.75.2 Teilen

Unser Gott ist ein liebevoller, barmherziger Vater. Wir sollten unsern Dienst für ihn darum nicht als schwer und niederdrückend ansehen. Es sollte uns eine Freude sein, ihm zu dienen und an seinem Werke teilzunehmen. Gott will nicht, dass seine Kinder, für die er eine überaus erhabene Erlösung vorgesehen hat, so handeln, als ob er ein harter, unnachsichtiger Werkmeister wäre. Er ist ihr bester Freund, und wenn sie ihm dienen, können sie von ihm Trost und Segnungen erwarten, die ihre Herzen mit Freude und Liebe erfüllen. Gott will, dass seine Kinder aus ihrer Anbetung Trost schöpfen und in seinem Dienst mehr Freude als Bürde erblicken. Es ist sein innigster Wunsch, dass alle, die ihn anbeten, daraus köstliche Gedanken von seiner Vorsehung und Liebe lernen. Dadurch werden sie in ihrer alltäglichen Arbeit aufgeheitert und empfangen die Gnadengabe, in allen Dingen ehrlich und treu zu handeln. WZC.75.3 Teilen

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Wir müssen uns unter das Kreuz stellen. Christus, der Gekreuzigte, soll der Gegenstand unserer Betrachtung, unserer heiligsten Freude sein. Wir sollten stets der Segnungen Gottes eingedenk sein, und wenn wir seine große Liebe erkannt haben, dann sollten wir auch gern alles der Hand anbefehlen, die um unsertwillen an das Kreuz geschlagen wurde. WZC.76.1 Teilen

Unser Herz nähert sich dem Himmel auf den Flügeln des Gebets. In den oberen Höfen wird Gott verherrlicht mit Gesang und Saitenspiel, und wenn wir ihm unsere Dankbarkeit darbringen, wird unsere Anbetung derjenigen der himmlischen Heerscharen immer ähnlicher. „Wer Dank opfert, der preiset mich“, sagt der Herr. Psalm 50,23. Laßt uns alle mit ehrerbietiger Freude vor unseren Schöpfer hintreten, mit „Dank und Lobgesang“. Jesaja 51,3. WZC.76.2 Teilen

Kapitel 12: Die Gefahr des Zweifelns

Viele und besonders solche, die noch Anfänger im Christentum sind, werden zuzeiten von Zweifeln angefochten: Die Bibel enthält manche Dinge, die ihnen unverständlich und dunkel sind; Satan verwendet dieses Unvermögen dazu, ihren Glauben an die Schrift als das geoffenbarte Wort Gottes zu erschüttern. Sie sagen: „Wie soll ich den wahren Heilsweg erkennen? Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes, wie kann ich von solchen Zweifeln und Anfechtungen befreit werden?“ WZC.76.3 Teilen

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Gott verlangt nie von uns, dass wir etwas glauben sollen, ohne eine genügende Grundlage dafür zu geben. Sein Dasein, sein Wesen, die Wahrhaftigkeit seines Wortes sind von Zeugnissen begleitet, die sich an unsern Verstand wenden, und solche Zeugnisse gibt es in großer Menge. Doch hat Gott niemals die Möglichkeit des Zweifelns vollständig entfernt. Unser Glaube muss sich auf das innere Zeugnis, nicht auf äußere Beweise gründen. Die nach Zweifeln suchen, werden dazu Gelegenheit finden, während aufrichtige Wahrheitsforscher hinreichende innere Zeugnisse entdecken können, auf die sich ihr Glaube stützen kann. WZC.77.1 Teilen

Es ist für einen Menschen unmöglich, die Werke des Unendlichen in ihrem Kern zu begreifen. Selbst für das schärfste Verständnis, den gelehrtesten Menschen ist Gottes heiliges Wesen stets mit einem Geheimnis umgeben. „Meinst du, dass du wissest, was Gott weiß, und wollest es so vollkommen treffen wie der Allmächtige? Es ist höher denn der Himmel; was willst du tun? tiefer denn die Hölle; was kannst du wissen?“ So lesen wir in Hiob 11,7.8. WZC.77.2 Teilen

Der Apostel Paulus ruft aus: „Welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ Römer 11,33. Mag es auch heißen: „Wolken und Dunkel ist um ihn her“, so ist doch „Gerechtigkeit und Gericht ... seines Stuhles Festung“. Psalm 97,2. Wir sind imstande, sein Werk an uns und die Beweggründe dazu insoweit zu verstehen, als wir seine unendliche Liebe und Barmherzigkeit, verbunden mit seiner Allmacht, wahrnehmen. Wir erkennen seinen Plan, soweit dies für uns gut ist. Über allem aber müssen wir uns getrost der Hand des Allmächtigen und seinem liebevollen Herzen anvertrauen. WZC.77.3 Teilen

Das Wort Gottes, wie auch die Wesenheit seines Urhebers, stellt uns vor Geheimnisse, die wir sterblichen Wesen nie vollkommen erfassen. Das Eindringen der Sünde in die Welt, die Fleischwerdung Christi, die Wiedergeburt, die Auferstehung und viele andere Dinge, die uns die Bibel berichtet, sind zu tiefe Geheimnisse, als dass sie der menschliche Verstand erklären oder nur recht begreifen könnte. Wir haben keine Ursache, sein Wort deshalb zu bezweifeln, weil wir in die Geheimnisse seiner Vorsehung nicht eindringen können. In der natürlichen Welt umgibt uns täglich so viel Geheimnisvolles, das wir nicht zu ergründen vermögen. Die geringsten Lebenserscheinungen sind oft so große Rätsel für uns, dass sie der weiseste Denker nicht zu lösen imstande ist. Überall sehen wir Wunder, deren Erklärung über unsere Geisteskraft geht. Sollten wir daher staunen, dass es auch in der geistlichen Welt Geheimnisse gibt, deren Enthüllung uns verborgen ist? Doch die Schwierigkeit liegt allein in der Schwäche und Beschränktheit des menschlichen Geistes. Gott hat uns in der Heiligen Schrift hinreichende Beweise ihres göttlichen Ursprungs gegeben; wir sollten daher an seinem Wort nicht zweifeln, weil wir nicht in alle Geheimnisse seiner Vorsehung zu blicken vermögen. WZC.77.4 Teilen

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Sogar der Apostel Petrus sagt, dass die Heilige Schrift Stellen enthalte, „in welchen sind etliche Dinge schwer zu verstehen, welche die Ungelehrigen und Leichtfertigen verdrehen ... zu ihrer eigenen Verdammnis“. 2.Petrus 3,16. Diese Tatsache wurde von den Zweiflern als Beweismittel dagegen angeführt, dass die Bibel das Wort Gottes ist; aber weit gefehlt, sie ist gerade ein starker Beleg für die göttliche Eingebung der Bibel. Wenn diese uns nichts weiter von Gott erzählte, als was leicht verständlich ist, wenn Größe und Hoheit des Allwaltenden von uns armen Menschen erfaßt werden könnte, dann trüge die Heilige Schrift nicht die unverkennbare Beglaubigung der göttlichen Urheberschaft. Gerade die Erhabenheit und die Unerforschlichkeit einzelner Gedanken sollten in uns den Glauben erwecken, dass sie Gottes Wort ist. WZC.78.1 Teilen

So einfach und genau die Heilige Schrift den Bedürfnissen des menschlichen Herzens angepaßt ist, so ungekünstelt entfaltet sie die Wahrheit, welche die Gelehrtesten in Erstaunen versetzt und entzückt, während auch der schlichte und ungebildete Mensch darin den Weg der Erlösung finden kann. Dennoch behandeln diese einfachen Wahrheiten Gegenstände, die so weit reichen und das menschliche Begriffsvermögen so unendlich übersteigen, dass wir sie nur als von Gott eingegeben annehmen können. So liegt der Erlösungsplan klar vor unsern Augen, und jeder erkennt leicht, welche Schritte er in Reue vor Gott und im Glauben an unsern Herrn Jesus Christus tun muss, um auf dem vom Allwaltenden selbst vorgezeichneten Wege errettet zu werden. Doch diese so leicht verständlichen Wahrheiten bergen Geheimnisse, die seine Herrlichkeit verhüllen, Geheimnisse, die den Geist beim Forschen in der Schrift überwältigen, aber den aufrichtigen Wahrheitssucher mit Ehrfurcht und Glauben erfüllen. Je mehr er in der Heiligen Schrift liest, desto fester wird seine Überzeugung, dass sie das Wort des lebendigen Gottes ist. Vor der Hoheit dieser göttlichen Offenbarung beugt sich der menschliche Geist in Demut. WZC.78.2 Teilen

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Mit der Erklärung, dass wir die großen Wahrheiten der Schrift nicht völlig durchschauen können, geben wir zu, dass unser begrenztes Verständnis nicht hinreicht, die ewigen Wahrheiten zu begreifen; wir geben zu, dass wir Menschen mit unserm beschränkten Begriffsvermögen die Pläne der Allweisheit nicht fassen können. WZC.79.1 Teilen

Zweifler und Ungläubige verwerfen Gottes Wort, weil sie nicht alle Geheimnisse zu ergründen vermögen; ja, nicht einmal alle, die angeblich an die Heilige Schrift glauben, sind in dieser Beziehung außer Gefahr. Der Apostel sagt: „Sehet zu, liebe Brüder, dass nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herz habe, das da abtrete von dem lebendigen Gott.“ Hebräer 3,12. Es ist recht, die Lehren der Heiligen Schrift mit aller Genauigkeit zu durchsinnen und „die Tiefen der Gottheit“ zu erforschen, soweit sie in der Heiligen Schrift offenbart sind. 1.Korinther 2,10. Obgleich „das Geheimnis ist des Herrn, unsers Gottes; was aber offenbart ist, das ist unser und unserer Kinder ewiglich“, so läßt es sich Satan doch sehr angelegen sein, unsere nachspürenden Geisteskräfte in Verwirrung zu bringen. 5.Mose 29,28. WZC.79.2 Teilen

Ein gewisser Stolz ist mit der Betrachtung der biblischen Wahrheiten verbunden; die Menschen werden ungeduldig und mutlos, wenn sie nicht jede Stelle der Schrift zu ihrer Befriedigung auszulegen vermögen. Sie halten das Geständnis, die geistdurchhauchten Worte nicht völlig zu begreifen, für eine zu große Demütigung und wollen nicht geduldig warten, bis Gott ihnen seine Wahrheiten enthüllt. Sie meinen, dass ihre hilflose, menschliche Weisheit ausreiche, die Schrift zu verstehen; da sie dies jedoch nicht können, leugnen sie einfach ihre Geltungshoheit. Es ist ja wahr, dass manche Lehren und Anschauungen, die man allgemein als aus der Bibel stammend annimmt, nicht in der Heiligen Schrift begründet sind, sondern mit ihr in Widerspruch stehen. Diese Dinge wurden vielen Menschen eine Ursache zum Zweifel und zur Verwirrung. Mit solchen falschen Gedankengängen dürfen wir nicht das Wort Gottes beschuldigen, sondern nur die Menschen, die es verkehrt haben. WZC.79.3 Teilen

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Wäre es den geschaffenen Wesen möglich, einen völlig klaren Begriff von dem Allwaltenden und seinen Werken zu bekommen, dann gäbe es für sie, wenn sie das erreicht hätten, keine weitere Entdeckung der Wahrheit, kein Wachsen in der Erkenntnis, keine weitere Entfaltung des Verstandes und Gemütes. Gott wäre dann nicht mehr das höchste Wesen, und die Menschen könnten, wenn sie die höchste Stufe der Erkenntnis und des Wissens erklommen hätten, nicht mehr fortschreiten. Laßt uns Gott dafür danken, dass es sich nicht so verhält. Er ist unendlich; in ihm liegen verborgen „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“. Kolosser 2,3. Die Menschen mögen bis in alle Ewigkeit suchen und lernen und werden dennoch niemals die Schätze seiner Weisheit, Güte und Macht erschöpfen. WZC.80.1 Teilen

Es ist Gottes Absicht, dass sich die Wahrheiten seines Wortes seinem Volke schon in diesem Leben immer mehr entfalten. Ein sich so entwickelndes Verständnis können wir jedoch nur durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes erlangen, von dem es heißt: „Also auch weiß niemand, was in Gott ist, als der Geist Gottes ... Der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“ 1.Korinther 2,11.10. Der Heiland hat seinen Jüngern und Nachfolgern verheißen: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden ... von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.“ Johannes 16,13.14. WZC.80.2 Teilen

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Gott verlangt von uns Menschen Übung der Geisteskräfte. Das Durchdenken der Heiligen Schrift wird derart stärken und erheben, wie kein anderer Lehrstoff es zu tun vermag. Doch müssen wir uns davor hüten, unsere Vernunft, die der menschlichen Schwäche und Gebrechlichkeit unterworfen ist, zu vergöttern. Wenn die Heilige Schrift unserm Verständnis nicht dunkel bleiben soll, so dass wir selbst ihre klarsten Lehren nicht fassen können, dann müssen wir die Einfachheit und den Glauben eines kleinen Kindes haben, müssen bereit sein zu lernen und um die Hilfe des Heiligen Geistes bitten. Die Vorstellung von Gottes Macht und Weisheit einerseits, von unserm Unvermögen, seine Größe zu verstehen, anderseits, sollte uns mit Demut erfüllen; mit derselben heiligen Ehrfurcht, mit der wir vor seinem Angesicht erscheinen würden, sollten wir auch sein Wort öffnen. Wenn wir an die Heilige Schrift herantreten, müssen wir ihre für uns geltende Hoheit anerkennen, müssen das Herz wie den Verstand stille sein lassen vor dem erhabenen Ich bin. WZC.81.1 Teilen

Augenscheinlich gibt es viele schwierige oder dunkle Dinge, die Gott denen klar und begreiflich machen kann, die nach dem Verständnis suchen; jedoch ohne Führung und Leitung des Heiligen Geistes werden sie die Schrift stets verdrehen oder falsch auslegen. Es wird oft ohne jeglichen Nutzen, ja selbst zum tatsächlichen Schaden in der Bibel gelesen. Wenn wir das göttliche Wort ohne Ehrfurcht und Gebet öffnen, wenn unsere Gedanken und Herzen nicht auf Gott gerichtet sind oder nicht in Einklang mit seinem Willen stehen, werden wir leicht mit Zweifeln erfüllt. Gerade das Forschen in der Bibel bestärkt uns dann in unserm Zweifel. Satan hält unsere Gedanken gefangen und unterbreitet uns falsche Auslegungen. Solange die Menschen nicht in Wort und Tat danach trachten, in Gemeinschaft mit Gott zu leben, werden sie Gefahr laufen, mögen sie auch noch so gelehrt sein, die Worte der Schrift mißzuverstehen; es ist daher nicht ratsam, ihren Darlegungen zu vertrauen. Suchen wir in der Heiligen Schrift nur nach Widersprüchen, so werden wir nie ein geistliches Verständnis ihres Inhaltes bekommen. Mit unserer verkehrten Anschauung werden wir viele Gründe für Zweifel und Unglauben in Dingen finden, die in Wirklichkeit klar und einfach sind. WZC.81.2 Teilen

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Mögen wir auch noch so sehr die tatsächlichen Ursachen unserer Zweifel bemänteln, in den meisten Fällen ist es die Liebe zur Sünde. Die Lehren und Einschränkungen des Wortes Gottes sind unserm stolzen, die Sünde liebenden Herzen zuwider, und wer Gottes Geboten den Gehorsam verweigert, ist stets bereit, ihre Geltungshoheit in Zweifel zu ziehen. Um die Wahrheit zu erkennen, müssen wir ein aufrichtiges Verlangen nach ihr haben und zum Gehorsam willig sein. Alle, die in solchem Geiste die Bibel betrachten, werden hinreichende Beweise in ihr finden, dass sie Gottes Wort ist, und aus ihr ein Verständnis der Heilslehren schöpfen, das sie zur Erlösung geschickt macht. WZC.82.1 Teilen

Christus sagt darüber: „So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei.“ Johannes 7,17. Anstatt nach verhüllten Dingen zu fragen und dagegen spitzfindige Einwürfe zu erheben, sollten wir auf die Erleuchtung achten, die uns schon zuteil geworden ist. Bald werden wir mehr Licht erhalten. Durch Gottes Gnade müssen wir jede Pflicht erfüllen, die uns klargeworden ist. Denn werden wir auch imstande sein, das zu verstehen und zu tun, worüber wir jetzt noch im Zweifel sind. WZC.82.2 Teilen

Ein Beweis steht allen offen, den gebildetsten wie den ungebildetsten Menschen: es ist der Beweis der Erfahrung. Gott ladet uns alle ein, die Wahrhaftigkeit seines Wortes und seiner Verheißungen zu prüfen. Diese Einladung lautet: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.“ Psalm 34,9. Anstatt uns auf die Worte anderer zu verlassen, sollten wir uns selbst überzeugen. Der Herr hat verheißen: „Bittet, so werdet ihr nehmen“, und seine Verheißungen werden sich erfüllen. Johannes 16,24. Sie sind niemals fehlgeschlagen, sie können nie trügen. Wenn wir näher zu Jesus kommen und uns an der Fülle seiner Liebe ergötzen, dann werden unsere Zweifel und unsere Geistesfinsternis im Lichte seiner Gegenwart verschwinden. WZC.82.3 Teilen

Der Apostel Paulus schreibt, dass Gott „uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden; welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen“. Kolosser 1,13-15. Wer vom Tode zum Leben durchgedrungen ist, kann besiegeln, „dass Gott wahrhaftig sei“. Johannes 3,33. Er kann bezeugen: „Ich brauchte Hilfe und fand sie in Jesus. Jedem Mangel wurde abgeholfen, mein Hunger wurde gestillt. Nunmehr ist die Bibel für mich die Offenbarung Jesu Christi. Fragst du aber, weshalb ich an Jesus glaube? Weil er mein göttlicher Erlöser ist. Fragst du, weshalb ich an die Bibel glaube? Weil sie die Stimme Gottes an mich ist.“ Wir haben dann das Zeugnis in unserer eigenen Brust, dass Christus der Sohn Gottes ist. Wir wissen, dass wir nicht schlau ausgedachten Fabeln folgen. WZC.82.4 Teilen

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Petrus ermahnt seine Brüder: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi.“ 2.Petrus 3,18. Wenn Gottes Volk in der göttlichen Gnade zunimmt, wird es auch beständig einen klareren Begriff von seinem Wort erhalten; es wird ein neues Licht und neue Schönheiten in seiner heiligen Wahrheit erblicken. Diese Tatsache hat sich in der Geschichte der Kirche durch alle Jahrhunderte hindurch bestätigt und wird so bis an das Ende der Zeiten zeugen. „Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag.“ Sprüche 4,18.19. WZC.83.1 Teilen

Durch den Glauben können wir in die Zukunft schauen, dürfen Gottes Wort als Bürgschaft für unser geistliches Wachstum nehmen, dürfen davon überzeugt sein, dass sich seine göttlichen Eigenschaften mit unsern menschlichen vereinigen und jede Kraft unseres Gemüts in unmittelbare Verbindung mit der Quelle des Lichts tritt. Wir dürfen dann darüber jauchzen, dass Gott in seiner Weisheit alle Dinge, die uns vorher dunkel erschienen waren, erhellt hat, dass wir für das, was wir vorher nicht deuten konnten, nunmehr eine Erklärung gefunden haben; dass da, wo wir vorher nur Verwirrung und Zwecklosigkeit erblickten, jetzt die schönste und vollkommenste Einheit herrscht. „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich’s stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ 1.Korinther 13,12. WZC.83.2 Teilen

Kapitel 13: Die Freude im Herrn
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Die Kinder Gottes sind dazu berufen, Stellvertreter Gottes zu sein und die Güte und Barmherzigkeit Gottes zu verkünden: Wie Jesus uns das Wesen des Vaters gezeigt hat, so sollen wir der Welt, die doch nichts von seiner innigen, barmherzigen Liebe weiß, den Erlöser nahebringen. „Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt“, sagte Jesus, „so sende ich sie auch in die Welt ... ich in ihnen und du in mir, auf dass ... die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast.“ Johannes 17,18.23. Der Apostel Paulus spricht zu den Jüngern Jesu: „... die ihr offenbar geworden seid, dass ihr ein Brief Christi seid ... der erkannt und gelesen wird von allen Menschen.“ 2.Korinther 3,3.2. WZC.84.1 Teilen

In jedem seiner Kinder sendet Christus der Welt einen Brief. Seid ihr Christi Nachfolger, so sendet er mit euch einen Brief an die Hausgenossenschaft, die Straße und die Stadt, in der ihr lebt. Wenn Christus in euch wohnt, wünscht er sehnlichst, durch euch mit denen zu reden, die ihn noch nicht kennen, die vielleicht die Bibel nicht lesen, die seine Stimme, die aus jeder Seite seines Wortes zu ihnen spricht, nicht hören, oder die Liebe Gottes, die aus seinem Wirken hervorleuchtet, noch nicht sehen. Seid ihr jedoch wahre Jünger Jesu, so mögen sie vielleicht zum Verständnis seiner Güte geleitet und gewonnen werden, Gott zu lieben und ihm zu dienen. WZC.84.2 Teilen

Christen sind dazu bestimmt, Lichtträger auf dem Weg zum Himmel zu sein. Sie sollten einen Abglanz des Lichtes, das sie von Christus erhalten, in die Welt ausstrahlen. Durch ihr Leben und Wesen sollten andere ein rechtes Verständnis von Christus und seinem hehren Amt bekommen. WZC.84.3 Teilen

Als Nachfolger Christi sollten wir seinen Dienst andern so anziehend darzustellen suchen, wie er wirklich ist. Christen, die Traurigkeit und Betrübnis in ihrem Herzen ansammeln, die murren und klagen, geben ihren Mitmenschen eine falsche Vorstellung von Gott und von dem Leben in Christus. Sie erwecken den Eindruck, dass Gott seine Kinder nicht glücklich sehen wolle, und legen damit ein falsches Zeugnis gegen unsern himmlischen Vater ab. WZC.84.4 Teilen

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Satan frohlockt, wenn es ihm gelingt, Gottes Kinder zum Unglauben und zur Verzweiflung zu verleiten. Es ist seine Freude, wenn wir dem Allwaltenden mißtrauen oder an seiner Willigkeit und Macht, uns zu erlösen, zweifeln; es ist seine Lust, wenn wir meinen, der Herr wolle uns durch seine Schickungen Schaden zufügen. Satans Werk ist es auch, den Herrn so darzustellen, als habe er für uns kein Mitleid und kein Erbarmen. Er verdreht die Wahrheit in allem, was auf Gott Bezug hat; er erfüllt unsere Herzen mit falschen Vorstellungen vom himmlischen Vater. Statt dass wir die göttliche Wahrheit in uns aufnehmen, denken wir nur zu oft an die Vorspiegelungen Satans und entehren Gott, indem wir ihm mißtrauen und gegen ihn murren. Satan versucht, unser Glaubensleben zu verdüstern; er versucht, unser Dasein als mühselig und beschwerlich hinzustellen. Wenn ein Christ dieser Glaubensanschauung in seinem eigenen Leben huldigt, so unterstützt er durch diesen Unglauben den Betrug Satans. WZC.85.1 Teilen

Viele Menschen beschäftigen sich während der Pilgerfahrt hienieden gern mit ihren Fehlern, Schwächen und Enttäuschungen. Infolgedessen werden ihre Herzen mit Trauer und Mutlosigkeit erfüllt. Eine bekannte Dame, die das getan hatte, schrieb während meines Aufenthalts in Europa an mich und bat um einige ermunternde Worte. In der darauffolgenden Nacht hatte ich einen Traum. Ich sah mich in einem Garten und wurde von einem Manne, der mir der Eigentümer des Gartens zu sein schien, hindurchgeführt. Ich pflückte Blumen und ergötzte mich an ihrem Wohlgeruch, als die Bekannte, die an meiner Seite wandelte, meine Aufmerksamkeit auf häßliche Disteln lenkte, die ihr im Wege waren. Da stand sie betrübt und klagte. Sie folgte nicht ihrem Führer auf dem richtigen Pfad, sondern wanderte umher unter Dornen und Disteln. „Oh“, jammerte sie, „ist es nicht betrübend, dass dieser herrliche Garten durch das Unkraut so entstellt wird?“ Ihr Begleiter antwortete darauf: „Kümmere dich nicht um die Dornen, sie stechen und verwunden dich nur. Pflücke die Rosen, die Lilien und Nelken.“ WZC.85.2 Teilen

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Habt ihr nicht auch einige angenehme Erfahrungen in eurem Leben gemacht? Durchlebt ihr nicht wertvolle Augenblicke, in denen eure Herzen dem Geiste Gottes freudig entgegenschlagen? Finden sich bei der Rückschau auf euer Leben nicht auch einige freundliche Erinnerungen? Stehen nicht Gottes Verheißungen gleich den blühenden Blumen überall auf eurem Erdenweg? Soll nicht ihre Schönheit und ihre Pracht eure Herzen mit Freude erfüllen? WZC.86.1 Teilen

Die Dornen und Disteln werden euch nur Wunden beibringen und Schmerzen bereiten; wenn ihr sie aber sammelt und andern gebt, dann verachtet ihr nicht nur selbst Gottes Güte, sondern haltet auch andere von dem Pfad des Lebens fern. WZC.86.2 Teilen

Wir handeln nicht weise, wenn wir nur der trüben und bitteren Erinnerungen der Vergangenheit gedenken, nur über die Ungerechtigkeiten und Enttäuschungen des Lebens nachgrübeln, von ihnen reden, über sie klagen, bis wir von Mutlosigkeit übermannt werden. Ein Verzagter ist mit Finsternis erfüllt; er schließt das Licht Gottes aus dem eigenen Herzen aus und wirft einen Schatten auf den Lebensweg anderer Menschen. WZC.86.3 Teilen

Gott sei Dank für die hellen, freundlichen Ausblicke, die er uns gewährt hat. Laßt uns die Segensverheißungen seiner Liebe so zusammenstellen, dass wir sie allezeit vor Augen haben. Der Sohn Gottes, der seines Vaters Thron verläßt und seine Göttlichkeit mit der Menschlichkeit bekleidet, um uns von der Gewalt Satans zu erlösen, sein Sieg, den er erringt, indem er den Himmel öffnet und uns einen Einblick in das Reich göttlicher Herrlichkeit gestattet; das gefallene Menschengeschlecht, errettet vom Verderben, in das es durch die Sünde gestürzt ist, wie es zurückgebracht wird in die Gemeinschaft mit dem unendlichen Gott, wie es die Prüfung durch den Glauben an unsern Erlöser besteht, mit der Gerechtigkeit Christi angetan und zu seinem Thron erhöht wird diese Bilder empfiehlt der Allwaltende unserer Betrachtung. WZC.86.4 Teilen

Wenn wir Gottes Liebe bezweifeln oder seinen Verheißungen mißtrauen, entehren wir ihn und betrüben seinen Heiligen Geist. Welche Gefühle stiegen wohl in einer Mutter auf, wenn ihre Kinder fortwährend über sie klagten, als meinte sie es nicht gut mit ihnen, während doch ihr ganzes Leben in dem Bestreben aufging, das Wohl ihrer Kinder zu fördern und sie mit allen Annehmlichkeiten zu umgeben? Gesetzt, solche Kinder bezweifelten die Liebe der Mutter, würde dies nicht ihr Herz brechen? Wie empfände es ein Vater, würde er so von seinen Kindern behandelt? Was soll nun unser himmlischer Vater von uns denken, wenn wir seiner Liebe nicht vertrauen? Sie allein hat ihn bewogen, seinen eingeborenen Sohn in den Tod zu geben, damit wir das ewige Leben erlangen. Der Apostel schreibt: „Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ Römer 8,32. Dennoch, wie viele sprechen, obschon nicht mit Worten, so doch durch ihre Handlungen: „Gott hat dies nicht für mich beabsichtigt. Er liebt vielleicht andere, aber nicht mich.“ WZC.86.5 Teilen

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Solche Gedanken sind ein Schaden für euch; denn jedes geäußerte Wort des Zweifels ist eine Einladung für Satans Versuchungen; es bestärkt in euch den Hang zum Zweifel und treibt die dienenden Engel von euch hinweg. Wenn Satan euch versucht, so äußert nicht ein Wort der Unsicherheit oder des Unglaubens. Wenn ihr seinen Einflüsterungen Gehör schenkt, dann werden Mißtrauen und trotzige Gedanken in eure Herzen einziehen. Gebt ihr euren Gefühlen Ausdruck, dann wird jeder ausgesprochene Zweifel nicht nur auf euch selbst zurückwirken, sondern als Samen in den Herzen anderer Wurzel schlagen und schädliche Früchte tragen; auch ist es unmöglich, dem Einfluß eurer Worte entgegenzuarbeiten. Ja, ihr selbst mögt von der Zeit der Versuchung wieder genesen und euch von dem Fallstrick Satans losmachen, andern aber, angesteckt von eurem bösen Einfluß, können vielleicht nicht von dem Unglauben frei werden, den eure Worte auf sie übertragen haben. Wie wichtig ist es deshalb, dass wir nur von solchen Dingen reden, die geistliche Stärke und Leben verleihen! WZC.87.1 Teilen

Engel merken auf und hören, welchen Bericht ihr der Welt von eurem himmlischen Meister gebt. Sprecht in euren Unterhaltungen von dem, der euch vor dem Vater vertritt! Wenn ihr einem Freunde die Hand zum Gruß reicht, dann laßt das Lob Gottes auf euren Lippen und in euren Herzen sein. Das wird auch seine Gedanken auf Jesus lenken. WZC.87.2 Teilen

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Alle leiden unter Prüfungen, Schmerz und Trauer, die schwer zu ertragen sind, Versuchungen, denen nur mühsam zu widerstehen ist. Klagt eure Sorgen nicht euren Mitmenschen, sondern bringt sie im Gebet vor Gott. Macht es euch zur Regel, nie ein Wort des Zweifels oder der Niedergeschlagenheit auszusprechen. Ihr könnt viel dazu beitragen, das Leben anderer zu erheitern und sie in ihren Bestrebungen durch Worte der Hoffnung und heiliger Aufmunterung zu stärken. WZC.88.1 Teilen

Manche, die sonst unerschrocken sind, werden empfindlich von Versuchungen gepeinigt; sie sind nahe daran, im Kampfe mit sich selbst und den Mächten Satans zu unterliegen. Entmutigt solche nicht in ihren schweren Anfechtungen. Richtet sie mit begeisternden, hoffnungsfreudigen Worten auf, die sie auf ihrem Wege anspornen. Wenn ihr so handelt, wird Christi Licht von euch ausstrahlen; „denn unser keiner lebt sich selber“. Römer 14,7. Durch unsern unbewußten Einfluß werden andere entweder gestärkt oder von Christus und seiner Wahrheit weggetrieben. WZC.88.2 Teilen

Viele Menschen haben eine irrige Vorstellung von dem Leben und Wesen Christi. Sie meinen, dass dem Erlöser Wärme und Sonnenschein gemangelt habe, dass er ernst, streng und freudlos gewesen sei. In vielen Fällen enthält die ganze christliche Erfahrung durch so dunkle Bilder einen trüben Anstrich. WZC.88.3 Teilen

Man hört so oft sagen, Jesus habe geweint, aber es sei nichts davon bekannt, dass er jemals gelächelt habe. Unser Heiland war wohl ein Mann der Schmerzen; Kummer und Betrübnis waren ihm nicht fremd; denn sein Herz stand den Leiden aller offen. Aber obgleich sein Leben ein Leben der Selbstverleugnung war und von Mühen und Sorgen beschattet wurde, ließ sich doch sein Geist nicht niederdrücken. Sein Antlitz trug nicht den Ausdruck von Gram und Verdruß, sondern war stets heiter und voller Frieden. Sein Herz war die tiefe Lebensquelle; wohin er auch immer ging, brachte er Ruhe und Frieden, Freude und Wonne mit sich. WZC.88.4 Teilen

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Unser Heiland zeigte stets einen tiefen und heiligen Ernst, niemals aber Trübsinn oder mürrische Laune. Das Leben derer, die ihn zum Vorbild nehmen, wird von festen Vorsätzen erfüllt sein; sie werden ein wirkliches Verständnis persönlicher Verantwortung haben. Der Leichtsinn wird schwinden; es ist keine Rede mehr von ungezügelter Lustigkeit und rohen Scherzen. Die Gottesanschauung Jesu wirkt Frieden wie ein Wasserstrom. Dieser Glaube löscht das Licht der Freude nicht aus, er unterdrückt nicht den Frohsinn und verdunkelt nicht das sonnige Lächeln auf den Gesichtern. Christus kam nicht in die Welt, dass er sich dienen lasse, sondern vielmehr, dass er diene; wenn daher seine Liebe unsere Herzen lenkt, werden wir seinem Beispiel folgen. WZC.89.1 Teilen

Solange wir nur immer an die lieblosen, ungerechten Handlungen unserer Mitmenschen denken, werden wir es für unmöglich halten, sie so zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Wenn aber die wunderbare Liebe und Barmherzigkeit Christi in unsern Herzen wohnt, wird sich derselbe Geist auch über andere verbreiten. Wir sollten einander lieben und schätzen, ungeachtet der Fehler und Unvollkommenheiten, die wir nicht übersehen können. Es gilt, demütig zu sein, uns selbst nicht zu sicher zu fühlen und die Schwächen anderer geduldig zu tragen. Dies wird alle engherzige Ichsucht töten und uns edelmütig und großherzig machen. WZC.89.2 Teilen

Der Psalmdichter singt: „Hoffe auf den Herrn und tue Gutes; so wirst du im Lande wohnen und sollst wahrlich gespeist werden.“ Psalm 37,3 (englische Übersetzung). Vertraut auf Gott! Jeder Tag hat seine Lasten, Mühsale und Schwierigkeiten, und wie leicht sind wir dann geneigt, darüber zu reden, wenn wir uns sehen. Wie viele sogenannte geborgte Sorgen drängen sich ein; wie viel unnötige Furchtanwandlungen überkommen uns; wie oft erdrückt uns die Last unserer Besorgnisse, dass wir meinen, wir hätten keinen barmherzigen, liebevollen Heiland, der stets bereit ist, unsere Bitten zu hören und uns zu jeglicher Zeit, in jeder Not hilfreich beizustehen. WZC.89.3 Teilen

Etliche Menschen leben in steter Furcht und bereiten sich unnötig Kummer. Jeden Tag haben sie handgreifliche Beweise der Liebe Gottes. Sie nehmen wohl die Gnadengeschenke seiner väterlichen Fürsorge hin, aber sind sich doch dieser Wohltaten nicht bewußt. Sie beschäftigen sich in ihren Gedanken mit unangenehmen Dingen und fürchten ihr Kommen. Treten dann wirklich Schwierigkeiten ein, so machen die kleinen Hindernisse diese bedauernswerten Menschen blind gegen die vielen Guttaten, für die sie dankbar sein sollten. Statt dass solche Notstände sie zu Gott, der einzigen Hilfsquelle, treiben, lassen sie sich dadurch von ihm trennen, weil die Mühsale Unruhe und Murren in ihren Herzen wachrufen. WZC.89.4 Teilen

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Tun wir wohl daran, wenn wir in solchem Unglauben dahinleben? Weshalb sollten wir so undankbar und mißtrauisch sein? Jesus ist unser Freund; der ganze Himmel nimmt Anteil an unserm Wohlergehen. Wir sollten nicht dulden, dass die Mühen und Beschwerden des Tages unser Gemüt beunruhigen und unsere Stirn verdüstern. Lassen wir es zu, so werden wir stets etwas finden, was uns peinigt und quält. Wir sollten nicht Besorgnissen nachhängen; denn sie reiben uns nur auf und verzehren unser Leben, helfen uns aber nicht, die uns auferlegten Bürden zu tragen. WZC.90.1 Teilen

Wirtschaftliche Nöte mögen über euch kommen, die Zukunft mag trübe und dunkel vor euch liegen, Verluste mögen euch bedrohen verzagt deshalb nicht! Werft eure Sorgen auf Gott, bleibt ruhigen und gelassenen Herzens! Betet um Weisheit und Verstand, eure Geschäfte in rechter Weise abzuwickeln, um dadurch Einbuße und Unheil fernzuhalten. Erstrebt mit all euren Kräften günstige Ergebnisse! Jesus hat euch seinen Beistand verheißen, aber nur für den Fall, dass ihr selbst eure Schuldigkeit tut. Wenn ihr auf euren himmlischen Helfer gestützt, alles getan habt, was ihr tun konntet, dann dürft ihr dem, was kommt, ruhig ins Auge sehen. WZC.90.2 Teilen

Es ist nicht der Wille Gottes, dass seine Kinder mit Sorgen beladen dahinwandeln. Aber unser Herr täuscht uns nicht. Er sagt nicht: „Fürchtet euch nicht; auf euren Lebenswegen gibt es keine Gefahren.“ Er weiß, dass Prüfungen und Fährnisse unser warten, und handelt demgemäß mit uns. Es liegt nicht in seiner Absicht, uns aus einer Welt voll Sünde und Übel zu entrücken, sondern er weist auf die Hilfe hin, die uns nie im Stich läßt. Betet er doch für seine Jünger: „Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt nehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Übel.“ Johannes 17,15. „In der Welt“, spricht er, „habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Johannes 16,33. WZC.90.3 Teilen

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In der Bergpredigt unterwies Christus seine Jünger mit herrlichen Worten über die Notwendigkeit, auf Gott allein zu vertrauen. Diese Betrachtungen waren dazu bestimmt, die Kinder Gottes aller Zeiten zu ermutigen; sie sind auch uns zur Belehrung und zum Trost gegeben. Der Heiland lenkte die Blicke seiner Nachfolger auf die Vöglein unter dem Himmel, die ohne Sorgen ihre Loblieder erschallen lassen; denn „sie säen nicht, sie ernten nicht“. Gleichwohl sorgt der Vater im Himmel für alle ihre Bedürfnisse. Der Heiland fragt uns: „Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Matthäus 6,26. WZC.91.1 Teilen

Der erhabene Versorger der Menschen und Tiere öffnet seine Hand und erhält alle seine Geschöpfe. Er läßt die Vögel unter dem Himmel nicht unbeachtet; er legt ihnen die Nahrung zwar nicht in ihre Schnäbel, aber er versieht sie mit dem Nötigen. Sie müssen die Körner selbst sammeln, die er für sie ausstreut, sie müssen den Bedarf für ihre Nestlein vorbereiten und die Jungen füttern. Sie gehen mit einem Lobgesang an ihre Arbeit; denn „euer himmlischer Vater nährt sie“. „Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Matthäus 6,26. Steht ihr als vernünftige, geistlich gerichtete Anbeter nicht höher im Werte als die Vögel des Himmels? Will nicht der Schöpfer unseres Daseins, der Erhalter unseres Lebens, der uns nach seinem Bilde geschaffen hat, auch für unsere Bedürfnisse sorgen, wenn wir ihm vertrauen? WZC.91.2 Teilen

Christus wies seine Jünger auf die Blumen des Feldes hin, die in reicher Mannigfaltigkeit, in schlichtem Schmuck, den ihnen der himmlische Vater als einen Ausdruck seiner Liebe zu uns Menschen gegeben hat, wachsen und blühen. Er sprach: „Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen.“ Matthäus 6,28. Die Schönheit und Einfachheit dieser Blumen übertreffen bei weitem die Pracht Salomos. Das kostbarste Kleid, das menschliche Geschicklichkeit anfertigt, hält keinen Vergleich aus mit der natürlichen Anmut und dem strahlenden Glanz der Blumen, die der Allwaltende erstehen ließ. Jesus fragt: „So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen?“ Matthäus 6,30. Wenn Gott, der Meister der Schöpfung, den einfachen Blumen, die doch in einem Tag verwelken, ihre zarten und mannigfaltigen Farben verleiht, wie viel größere Sorge muss er da um die Menschen tragen, die er nach seinem Bilde geschaffen hat! Diese Lehre Christi ist ein Tadel für all die ängstlichen Gedanken, Sorgen und Zweifel der ungläubigen Herzen. WZC.91.3 Teilen

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Der Herr möchte gern alle seine Söhne und Töchter glücklich, friedvoll und gehorsam sehen. Denn Jesus sagt: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch ... Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Johannes 14,27. Und an anderer Stelle: „Solches rede ich zu euch, auf dass meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“ Johannes 15,11. WZC.92.1 Teilen

Ein Glück, das aus selbstsüchtigen Beweggründen erjagt wird und außerhalb des Weges der Pflicht liegt, ist unbeständig, launisch und vergänglich; es schwindet bald und hinterläßt das Gefühl der Einsamkeit und des Grams. Im Dienste Gottes aber sind Freude und volle Genüge. Ein Christ wandelt ja nicht auf ungewissen Pfaden, er ist nicht nutzlosen Kümmernissen und Enttäuschungen unterworfen. Wenn uns die Annehmlichkeiten dieses Lebens versagt sind, so können wir doch desto freudiger auf das zukünftige harren. WZC.92.2 Teilen

Allein schon hier auf Erden darf sich ein Christ der Gemeinschaft mit seinem Erlöser erfreuen; er darf das Licht seiner Liebe erblicken und immerwährend seine tröstende Gegenwart genießen. Jeder Schritt im Leben knüpft das Band mit Jesus enger, gibt uns tiefere Erfahrung mit seiner Liebe und bringt uns der herrlichen Heimat des Friedens näher. Werfen wir daher unser Vertrauen nicht weg, sondern seien wir zuversichtlicher als je zuvor! WZC.92.3 Teilen

„Bis hierher hat uns der Herr geholfen“ und er wird uns auch beistehen bis ans Ende. 1.Samuel 7,12. Laßt uns auf die Gedenksäulen schauen als Beweis dafür, was der Herr getan hat, um uns zu erquicken und aus der Hand des Widersachers zu erretten. Halten wir in frischem Angedenken die vielen Gnadengaben, mit denen Gott uns überhäuft hat, die Tränen, die er getrocknet, die Schmerzen, die er gestillt hat, erinnern wir uns der Schwierigkeiten, die er gelöst, der Furcht, die er verscheucht, der Bedürfnisse, für die er gesorgt, der Segnungen, die er über uns ausgeschüttet hat! Dadurch sammeln wir Stärke für die noch vor uns liegende Pilgrimschaft. WZC.92.4 Teilen

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Wohl müssen wir mit neuen Verwicklungen in dem bevorstehenden Kampf rechnen, aber wir können sowohl auf das Vergangene als auch auf das Zukünftige blicken und sagen: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ 1.Samuel 7,12. Und: „Wie deine Tage sei deine Kraft.“ 5.Mose 33,25 (Parallelbibel). Die uns auferlegten Prüfungen werden unsere Kraft nicht übersteigen. Laßt uns da wirken, wo wir gerade Arbeit finden, und glauben, dass in allen Fällen die Widerstandsfähigkeit der Größe der Versuchung entspricht! WZC.93.1 Teilen

Zur gegebenen Zeit werden sich die Pforten des Himmels öffnen und den Kindern Gottes Eintritt gewähren. Dann werden von den Lippen des Königs der Herrlichkeit wie der lieblichste Wohlklang die Worte zu ihren Ohren dringen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ Matthäus 25,34. WZC.93.2 Teilen

Dann werden die Erlösten in der Heimat, die Jesus für sie bereitet, bewillkommnet werden. Ihre Gefährten werden dann andere sein als auf der sündigen Erde; sie werden dann nicht mit Lügnern und Götzendienern, mit Unreinen und Ungläubigen verkehren, sondern mit denen Umgang pflegen, die Satan und die Sünde überwunden haben und durch die göttliche Gnade zur Vollkommenheit hindurchgedrungen sind. Jede Neigung zur Sünde, jedwede Unvollkommenheit, die ihnen auf Erden anhaftete, ist durch das Blut Christi weggewaschen, und der Glanz seiner Herrlichkeit, der bei weitem den der Sonne übertrifft, wird ihnen zuteil. Die Schönheit und Vollkommenheit des Wesens Christi, von viel größerem Wert als all der äußere Schimmer, wird aus ihnen leuchten. Ohne Sünde umstehen sie den großen weißen Thron und haben teil an der Hoheit und den Vorrechten der Engel. WZC.93.3 Teilen

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Im Hinblick auf dieses herrliche Erbteil, das seiner wartet, „was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?“ Matthäus 16,26. Mag er auch arm sein, er besitzt einen Reichtum und eine Würde, die die Welt ihm nicht geben kann. Der errettete, von Sünden gereinigte Mensch mit allen seinen edlen Kräften ist im Dienste Gottes von unübertrefflichem Wert. Freude herrscht im Himmel in der Gegenwart Gottes und seiner heiligen Engel über einen einzigen Erlösten, eine Freude, die in Gesängen und lieblichen Jubelliedern ihren Ausdruck findet. WZC.94.1 Teilen

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