Portrait von Ellen White
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Der Kampf des Christen
Der Kampf des Christen
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Lieber Bruder, liebe Schwester F, ich will jetzt versuchen zu schreiben, was mir euch betreffend vorgeführt wurde; denn ich fühle, dass es an der Zeit ist, dass die Herzen der Glieder dieser Gemeinde in Ordnung gebracht werden und sich mit Eifer der Ewigkeit zuwenden. Ihr beide habt die Wahrheit lieb und wollt ihr gehorchen. Aber ihr habt wenig Erfahrung. Es wurde mir gezeigt, dass ihr durch die Umstände geprüft und erprobt werden müsst. Dann werden sich bei euch Charakterzüge offenbaren, die euch bisher verborgen geblieben sind, von denen ihr keine Ahnung hattet. Z4.63.2 Teilen

Viele, die niemals in prüfende Situationen geraten sind, scheinen hervorragende Christen zu sein, die ein fehlerloses Leben führen. Aber Gott sieht, dass sie Charakterzüge besitzen, die ihnen bewusst werden müssen, ehe sie dieselben korrigieren können. Unter Inspiration des Heiligen Geistes prophezeite Simeon betreffs Jesu, indem er sich an Maria wandte: „Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird [und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen], auf dass vieler Herzen Gedanken offenbar werden.“ Lukas 2,34.35. Durch Gottes Vorsehung werden wir in bestimmte Situationen gebracht, um Wesenszüge zu betätigen, die den Charakter unter vielerlei Umständen entwickeln. „Denn so jemand das ganze Gesetz hält und sündigt an einem, der ist‘s ganz schuldig.“ Jakobus 2,10. Bekenntliche Christen mögen, rein äußerlich gesehen, ein untadeliges Leben führen; geraten sie aber in Umstände, die sie völlig veränderten Situationen aussetzen, machen sich starke Wesenszüge bemerkbar, die unbemerkt geblieben wären, wenn ihre Umgebung sich nicht verändert hätte. Z4.63.3 Teilen

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Mir wurde gezeigt, dass du selbstsüchtige Charakterzüge aufweist, gegen die du ankämpfen musst. Du bist in Gefahr, dein eigenes Wohlergehen und deine Bequemlichkeit durchzusetzen, ohne Rücksicht auf das Wohlergehen anderer. Du besitzt nicht den Geist der Selbstverleugnung, den unser großes Vorbild an den Tag legte. Du solltest Wohltätigkeit üben, die dich in bessere Übereinstimmung mit dem Geist Christi in seinem selbstlosen Dienst bringen würde. Du benötigst mehr menschliches Mitgefühl. Dies ist ein Wesenszug, den Gott in uns hineingelegt hat, damit wir nachsichtig und freundlich mit unseren Mitmenschen umgehen und ihnen Gutes tun. Wir finden ihn in Männern und Frauen, deren Herzen nicht im Einklang mit Jesu sind, und es ist in der Tat beklagenswert, wenn seine bekenntlichen Nachfolger dieses so notwendigen Wesenszuges des Christentums ermangeln. Sie eifern dem Vorbild nicht nach, und es ist ihnen unmöglich, Jesu Bild in ihrem Leben und ihrem Verhalten widerzuspiegeln. Z4.64.1 Teilen

Wenn menschliches Mitgefühl mit Liebe und Wohltätigkeit verbunden und durch den Geist Christi geheiligt ist, dann ist es ein Element, das viel Gutes bewirken kann. Jene, die Wohltätigkeit üben, verrichten nicht nur ein gutes Werk für andere, die Empfänger dieser guten Tat sind, sondern haben auch selbst persönlichen Nutzen davon, indem sie ihre Herzen dem heilsamen Einfluss wahrer Wohltätigkeit öffnen. Jeder Lichtstrahl, den wir anderen mitteilen, wird einen Widerschein in unseren eigenen Herzen erwecken. Jedes freundliche und mitfühlende Wort, das wir zu anderen Betrübten sprechen, jede Tat, die den Unterdrückten hilft, jede Gabe, die den Bedürfnissen unserer Mitmenschen dient, wobei wir Gottes Verherrlichung im Auge haben, werden dem Geber Segen bringen. Die in dieser Weise tätig sind, gehorchen dem Gesetz des Himmels und werden Gottes Wohlgefallen haben. Das Vergnügen, anderen Gutes getan zu haben, erweckt frohe Gefühle, welche die Nerven und den Blutkreislauf beleben und geistige und körperliche Gesundheit vermitteln. Z4.64.2 Teilen

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Jesus kannte den Einfluss der Wohltätigkeit auf Herz und Leben dessen, der sie ausübt, und er versuchte, seinen Jüngern den Nutzen einzuprägen, der von der Ausübung dieser Tugend ausgeht. Er sagt: „Geben ist seliger denn Nehmen.“ Er illustriert den Geist freudiger Wohltätigkeit, der Freunden, Nachbarn und Fremden entgegengebracht werden sollte, durch das Gleichnis von dem Mann, der von Jerusalem nach Jericho reiste und unter die Räuber fiel, „die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen.“ Lukas 10,30. Obgleich der Priester und der Levit ein hohes Bekenntnis der Frömmigkeit ablegten, wurden ihre Herzen nicht von mitleidiger Zärtlichkeit für den Leidenden bewegt. Ein Samariter, der keine hohen Ansprüche auf Gerechtigkeit erhob, ging vorüber, und als er des Fremden Not sah, betrachtete er ihn nicht mit Neugier. Er sah ein menschliches Wesen in Not, und sein Mitleid wurde erregt. Sofort eilte er „zu ihm, verband ihm seine Wunden und goss darein Öl und Wein und hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge und pflegte sein.“ Lukas 10,33.34. Am Morgen ließ er ihn unter der Obhut des Wirts mit der Zusicherung, dass er alle Unkosten auf seiner Rückreise ersetzen würde. Christus fragte: „Welcher dünkt dich, der unter diesen Dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin und tue desgleichen!“ Lukas 10,36.37. Z4.65.1 Teilen

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Hier wollte Jesus seinen Jüngern zeigen, welche moralische Verpflichtung Menschen an ihre Mitmenschen bindet. Wer immer es versäumt, die Grundsätze dieser Lektion auszuführen, hält die Gebote nicht. Gleich dem Leviten bricht er Gottes Gesetz, das er zu ehren vorgibt. Es gibt Menschen wie den Samariter, die nicht vorgeben, fromm zu sein, die aber ein hohes Verantwortungsgefühl gegenüber ihren Mitmenschen haben und weit mehr Nächstenliebe und Freundlichkeit besitzen als einige, die große Liebe zu Gott bekennen, aber seinen Geschöpfen nichts Gutes erweisen. Z4.66.1 Teilen

Wer seine Verantwortlichkeit erkennt und die Ansprüche der leidenden Menschheit an ihn wahrnimmt, der liebt den Nächsten wie sich selbst und führt die Grundsätze des Gesetzes Gottes in seinem täglichen Leben aus. „Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie liesest du?“ Lukas 10,25.26. „Er antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten wie dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben.“ Lukas 10,27.28. Hier zeigt Christus dem Schriftgelehrten, dass die Liebe zu Gott von ganzem Herzen und die Liebe zum Nächsten die Frucht wahrer Frömmigkeit ist. „Tue das“, sagt er, meine nicht nur, du tätest es, „so wirst du leben.“ Nicht der bekenntliche Glaube an die bindenden Ansprüche des Gesetzes Gottes macht einen Christen aus, sondern die wirkliche Ausführung desselben. Z4.66.2 Teilen

Im Gleichnis stellt Christus den Samariter über den Priester und den Leviten, die sehr großen Wert auf den Buchstaben des Gesetzes der Zehn Gebote legten. Der erste gehorchte dem Geist dieser Gebote, während die beiden anderen damit zufrieden waren, einen erhabenen Glauben an die Gebote zu bekennen. Aber was ist der Glaube ohne entsprechende Werke? Wenn die Verteidiger des Gesetzes Gottes sich fest an seine Prinzipien halten und zeigen, dass sie ihnen nicht nur dem Namen nach, sondern von ganzem Herzen gehorchen; wenn ihr tägliches Leben bezeugt, dass sie im Geist der göttlichen Gebote wandeln und den Menschen wahre Wohltätigkeit erweisen, dann werden sie moralische Kraft besitzen, die Welt zu bewegen. Es ist für solche, die sich zur Treue gegenüber Gottes Gesetz bekennen, unmöglich, die Grundsätze jenes heiligen Dekalogs richtig darzustellen, während sie den ausdrücklichen Befehl, ihren Nächsten wie sich selbst zu lieben, missachten. Z4.66.3 Teilen

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Die beste Predigt, die über die Zehn Gebote gehalten werden kann, besteht darin, sie auszuleben. Gehorsam sollte als persönliche Pflicht betrachtet werden. Das Versäumnis, sie zu erfüllen, ist eine abscheuliche Sünde. Gott hat uns die Verpflichtung auferlegt, den Himmel nicht nur uns selbst zu sichern, sondern es auch als eine bindende Pflicht zu betrachten, anderen den Weg dorthin zu zeigen. Durch unsere Fürsorge und selbstlose Liebe sollen wir alle zu Christo führen, die in unseren Einflussbereich gelangen. Die sonderbare Abwesenheit von Grundsätzen im Leben so mancher bekenntlicher Christen ist alarmierend. Ihre Missachtung des göttlichen Gesetzes entmutigt jene, die seine heiligen Ansprüche anerkennen, und wendet solche von der Wahrheit ab, die sie anderenfalls angenommen hätten. Z4.67.1 Teilen

Um eine genaue Erkenntnis über uns selbst zu erlangen, ist es notwendig, in den Spiegel zu schauen. Darin werden wir unsere eigenen Fehler erkennen und innewerden, dass wir des Blutes Christi bedürfen, des Borns, der für Sünde und Unreinigkeit geöffnet wurde, worin wir die Gewänder unseres Charakters waschen und alle Flecken der Sünde reinigen können. Aber viele weigern sich, ihre Fehler einzusehen und sie abzulegen. Sie wollen sich gar nicht selbst erkennen. Z4.67.2 Teilen

Wenn wir einen hohen moralischen und geistlichen Stand erreichen wollen, müssen wir etwas dafür tun. Wir sind der Gesellschaft gegenüber dazu verpflichtet, damit wir fortwährend einen Einfluss zugunsten des Gesetzes Gottes ausüben können. Wir sollten unser Licht so leuchten lassen, dass alle erkennen können, dass das heilige Gesetz Einfluss auf Herz und Leben hat, so dass wir seinen Geboten gehorchen und keinen seiner Grundsätze übertreten. Wir sind der Welt in großem Maße für die Seelen in unserer Umgebung verantwortlich. Unsere Worte und Handlungen sprechen ständig für oder gegen Christum und jenes Gesetz, das er während seines Erdenlebens verteidigte. Lasst die Welt sehen, dass wir uns nicht selbstsüchtig nur um eigene Interessen kümmern und uns der Religion erfreuen, sondern dass wir freigebig sind und unsere Segnungen und Vorrechte durch die Heiligung in der Wahrheit gern mit ihnen teilen wollen. Lasst sie sehen, dass die Religion, zu der wir uns bekennen, die Zugänge zur Seele nicht verschließt, noch gefrieren lässt und uns nicht mitleidslos und streng macht. Lasst alle, die vorgeben, Christum gefunden zu haben, dem Nutzen der Menschheit dienen, wie er es tat, und einen Geist weiser Wohltätigkeit offenbaren. Dann werden wir erfahren, dass viele Seelen dem Licht folgen, das aus unseren Worten und unserem Beispiel scheint. Z4.67.3 Teilen

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Wir sollten uns alle einer liebenswürdigen Haltung befleißigen und sorgfältig unser Gewissen bewachen. Der Geist der Wahrheit macht alle zu besseren Männern und Frauen, die ihn in ihren Herzen aufnehmen. Er wirkt wie der Sauerteig, bis das ganze Wesen mit seinen Prinzipien übereinstimmt. Er öffnet das Herz, das durch Habsucht versteinert war; er öffnet die Hand, die immer vor menschlichem Leiden verschlossen war, und Wohltätigkeit und Freundlichkeit erscheinen als Früchte. Z4.68.1 Teilen

Gott fordert von uns allen, selbstverleugnende Arbeiter zu sein. Jeder Teil der Wahrheit hat eine praktische Anwendung auf unser tägliches Leben. Gesegnet sind, die das Wort des Herrn hören und halten. Hören ist nicht genug; wir müssen handeln, wir müssen tun. Das Halten der Gebote bringt großen Lohn. Wer durch seine Sympathie und sein mitfühlendes Handeln gegenüber den Armen, Leidenden und Unglücklichen einen praktischen Anschauungsunterricht von seiner Wohltätigkeit gibt, hilft nicht nur den Leidenden, sondern trägt auch sehr viel zu seinem eigenen Frohsinn und zur Gesundheit von Seele und Leib bei. Jesaja hat deutlich dargelegt, welches Werk Gott annehmen und segnen wird: „Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch. Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird schnell wachsen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird dich zu sich nehmen. Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei dir beschweren wirst noch mit Fingern zeigen noch übel reden und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz und die elende Seele sättigen: so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt.“ Jesaja 58,6-11. Z4.68.2 Teilen

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Es besteht eine enge Verbindung zwischen Gemüt und Körper. Wenn das eine angegriffen wird, empfindet das andere mit. Der Gemütszustand hat sehr viel mit der Gesundheit des Körpers zu tun. Ist der Geist unter dem Bewusstsein von Recht tun und der Gewissheit, anderen Freude bereitet zu haben, frei und glücklich, dann wird er das ganze Wesen günstig beeinflussen, die Blutzirkulation fördern und den ganzen Körper neu beleben. Der Segen Gottes besitzt heilende Kraft, und alle, die anderen helfen, werden jenen wunderbaren Segen in ihren eigenen Herzen und ihrem Leben verspüren. Z4.69.1 Teilen

Richteten sich eure Gedanken, lieber Bruder und liebe Schwester, mehr darauf, ein Kanal des Segens für andere zu sein, so würdet ihr größeren Segen empfangen. Ihr beide habt zu wenig menschliches Mitgefühl. Ihr kümmert euch nicht um die Bedürfnisse anderer. Ihr seid hart und gefühllos. Ihr seid streng, genau und anmaßend geworden. Ihr seid in Gefahr, euch zum Gewissen für andere zu machen. Ihr habt eure eigenen Ansichten über christliche Pflichten und Anstand. Ihr wollt anderen mit diesen euren Ideen einen Maßstab setzen. Dies ist außerhalb der Grenzen von Recht und Gerechtigkeit. Z4.69.2 Teilen

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Andere Menschen haben auch ihre Meinung und auffallende Wesenszüge, die sich nicht mit euren speziellen Ansichten vertragen. Ihr habt ebenso Mängel und Fehler wie eure Geschwister; dies sollte bedacht werden, wenn sich Schwierigkeiten erheben. Euer unrechtes Handeln ist für sie genauso kränkend wie das Ihre für euch, und ihr solltet sie mit der Milde behandeln, die ihr euch gegenüber von ihnen erwartet. Ihr beide benötigt größere Liebe und Sympathie für andere — eine Liebe und ein Mitgefühl, wie Jesus sie offenbarte. In eurem eigenen Heim solltet ihr Freundlichkeit walten lassen, liebevoll zu eurem Kind sprechen, es mit Zartgefühl behandeln und es nicht für jeden kleinen Irrtum tadeln, damit es nicht durch ständiges Fehlerfinden verhärtet wird. Z4.70.1 Teilen

Ihr solltet euch in der Liebe und Langmut Christi üben. Indem ihr über die Beweggründe und das Verhalten anderer argwöhnisch wacht, wirkt ihr oftmals dem Guten entgegen, das ihr getan habt. Ihr hegt Gefühle, die einen frostigen Einfluss hinterlassen, die zurückweisen anstatt anzuziehen und zu gewinnen. Ihr müsst willig sein, anderen gegenüber eine so nachgiebige und geduldige Haltung einzunehmen, wie ihr es von ihnen euch gegenüber wünscht. Selbstsüchtige Liebe zu euren eigenen Meinungen und Wegen wird in großem Maße eure Macht, das gewünschte Gute zu vollbringen, zerstören. Z4.70.2 Teilen

Schwester F, dein größter Wunsch ist darauf gerichtet, zu herrschen. Du bist sehr empfindlich. Wird dein Wille durchkreuzt, fühlst du dich ungerecht behandelt. Dein eigenes Ich gerät in Harnisch, denn du besitzt keinen sanftmütigen und gelehrigen Geist. Du solltest dich in diesem Punkt überwachen. Du musst dich gründlich bekehren, ehe dein Einfluss so ist, wie er sein sollte. Der Geist, den du offenbarst, wird dich unglücklich machen, wenn du dich nicht änderst. Du wirst die Fehler der anderen sehen und so eifrig sein, diese zu korrigieren, dass du deine eigenen Fehler übersiehst. Es wird dir eine schwere Aufgabe sein, den Splitter aus deines Bruders Auge zu entfernen, während ein Balken in deinem Auge die klare Sicht behindert. Gottes Wille ist es nicht, dass du dein eigenes Gewissen zum Maßstab für andere machst. Du hast die Pflicht, eine heitere Gemütsverfassung und Selbstlosigkeit zu entwickeln, bis es dir zum größten Vergnügen wird, alle in deiner Umgebung glücklich zu machen. Z4.70.3 Teilen

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Für euch beide ist es notwendig, dass eure Herzen besänftigt und mit dem Geiste Christi erfüllt werden, damit ihr in einer Atmosphäre des Frohsinns und der Wohltätigkeit lebt, allen in eurem Einflussbereich zu helfen, sowohl gesund als auch glücklich zu sein. Ihr habt geglaubt, dass Frohsinn sich nicht mit der Religion Christi vereinbaren ließe. Dies ist ein Fehler. Wir können echte christliche Würde besitzen und trotzdem freudig und angenehm in unserem Verhalten sein. Frohsinn ohne Leichtfertigkeit ist eine christliche Charaktereigenschaft. Hütet euch davor, engstirnige Ansichten über Religion zu nähren, oder ihr werdet euren Einfluss einbüßen und zu untreuen Haushaltern Gottes werden. Z4.71.1 Teilen

Unterlasst Verweise und Tadel. Ihr seid nicht dazu geeignet, Tadel auszuteilen. Eure Worte verwunden und betrüben nur, anstatt zu heilen und zu reformieren. Überwindet die Gewohnheit, nach kleinen Fehlern Ausschau zu halten, die ihr eines Verweises wert erachtet. Seid weitherzig, großzügig und nachsichtig in eurem Urteil über Menschen und Dinge. Öffnet eure Herzen dem Licht. Denkt daran, dass Pflicht eine Zwillingsschwester hat — die Liebe. Diese beiden gemeinsam können beinahe alles zuwege bringen, während das eine ohne das andere kaum Gutes stiften kann. Z4.71.2 Teilen

Es ist richtig, dass ihr beide Redlichkeit üben und eurem Empfinden von Recht folgen sollt. Der gerade Pfad der Pflicht sei eure Wahl. Die Liebe zu Besitz, Vergnügen und Freundschaft sollte euch nie beeinflussen, auch nur einen rechten Grundsatz zu opfern. Seid fest im Befolgen des Diktats eines erleuchteten Gewissens und eurer Überzeugung von Pflicht; aber hütet euch vor Blindgläubigkeit und Vorurteil. Enthaltet euch eines pharisäischen Geistes. Z4.71.3 Teilen

Ihr streut jetzt Samen aus im großen Acker des Lebens, und was ihr heute sät, werdet ihr eines Tages ernten. Jeder Gedanke, den ihr hegt, jede Gefühlsregung und alles, was ihr tut, ist ein Same, der entweder gute oder böse Frucht hervorbringen wird. Die Erntezeit ist nicht weit entfernt. All unsere Werke wird Gott in Betracht ziehen. All unsere Handlungen und ihre Beweggründe liegen offen vor den Engeln und vor Gott. Z4.71.4 Teilen

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Ihr solltet so weit wie möglich mit euren Geschwistern in Übereinstimmung kommen. Unterwerft euch Gott und hört auf damit, Strenge und Fehlerfinden zu offenbaren. Gebt euren eigenen Sinn auf und setzt an seine Stelle die Gesinnung des teuren Heilandes! Blickt empor und ergreift seine Hand, damit die Berührung euch entflamme und mit den lieblichen Eigenschaften seines unvergleichlichen Wesens erfülle! Öffnet eure Herzen seiner Liebe. Lasst euch durch seine Kraft verändern. Lasst seine Gnade euch zur Stärke dienen. Dann werdet ihr einen Einfluss zum Guten ausüben können. Eure sittliche Kraft wird der feurigsten Prüfung standhalten. Eure Rechtschaffenheit wird geläutert und geheiligt sein. Alsdann wird euer Licht hervorbrechen wie die Morgenröte. Z4.72.1 Teilen

Ihr beide müsst euch enger an andere anschließen. Christus ist unser Vorbild. Er stellt sich der leidenden Menschheit gleich. Er macht die Bedürfnisse anderer zu seinen eigenen. Wenn seine Brüder litten, dann litt auch er. Jede Geringschätzung oder Vernachlässigung seiner Jünger betrachtete er als ihm persönlich angetan. Deshalb sagt er: „Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt.“ Matthäus 25,42. Z4.72.2 Teilen

Lieber Bruder, liebe Schwester, ihr solltet euch um einen ausgeglicheneren Charakter bemühen. Das Fehlen eines notwendigen Wesenszuges mag alle anderen nutzlos machen. Das Prinzip, zu dem ihr euch bekennt, sollte jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat beeinflussen. Kreuzigt euer eigenes Ich und unterwerft es dem Herrn. Z4.72.3 Teilen

Der Gemeinde mangelt es sehr an Liebe und Menschlichkeit. Einige nehmen eine kalte, frostige Haltung ein, offenbaren eine eiserne Würde, die alle abschreckt, mit denen sie in Kontakt kommen. Dieser Geist wirkt ansteckend und schafft eine Atmosphäre, die alle guten Impulse und Vorsätze erstickt. Er bringt den natürlichen Strom menschlichen Mitgefühls, der Zärtlichkeit und Liebe zum Stillstand. Unter diesem Einfluss geraten die Menschen in eine Zwangslage, und ihre geselligen und großherzigen Wesenszüge verkümmern durch Mangel an Übung. Darunter leidet nicht nur die seelische Gesundheit, sondern auch der Körper leidet durch diese unnatürliche Zurückhaltung. Das Angesicht zeugt von Trübsinn und Kälte dieser gesellschaftswidrigen Atmosphäre. Die Gesichter derer, die sich wohlwollend und mitfühlend verhalten, werden durch den Glanz wahrer Güte erhellt; während solche, die keine freundlichen Gedanken und selbstlosen Gefühle hegen, in ihren Angesichtern die Empfindungen zum Ausdruck bringen, die sie in ihren Herzen hegen. Z4.72.4 Teilen

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Schwester F, deine Gefühle gegenüber deiner Schwester sind nicht so, wie Gott es wünscht. Sie brauchte deine schwesterliche Zuneigung und weniger Diktatur und Fehlerfinderei. Deine Handlungsweise ihr gegenüber hat Depression und Angst in ihrem Gemüt hervorgerufen, was ihre Gesundheit beeinträchtigt hat. Gib acht, dass du nicht deine eigene Schwester unterdrückst und entmutigst. Du erträgst nicht alles von ihr. Wenn sie etwas sagt, was irgendwie deinem Willen entgegen ist, fühlst du dich beleidigt. Z4.73.1 Teilen

Deine Schwester ist etwas eigensinnig und muss dagegen ankämpfen. Sie sollte nachgiebiger sein. Aber du kannst nicht erwarten, einen nutzbringenden Einfluss auf sie auszuüben, während du hart und lieblos mit ihr umgehst, die doch als Schwester eine nahe Verwandte von dir ist und dazu noch deine Glaubensschwester. Ihr beide habt geirrt. Ihr beide habt dem Feind Raum gegeben. Euer eigenes Ich beeinflusst eure Gefühle und Handlungen, die ihr gegeneinander an den Tag legt. Z4.73.2 Teilen

Schwester F, du neigst dazu, deinen Mann, deine Schwester und alle in deiner Umgebung zu beherrschen. Das Gemüt deiner Schwester hat sehr darunter gelitten. Wenn sie sich Gott unterworfen und ihm vertraut hätte, würde sie es ertragen haben; aber Gott missfällt dein Verhalten ihr gegenüber. Es ist widernatürlich und entschieden verkehrt. Sie ist nicht unnachgiebiger, als du es bist. Wenn zwei solch eigensinnige Naturen aufeinanderstoßen, ist das sehr schlecht für beide. Ihr beide müsst euch bekehren und in das göttliche Ebenbild umgestaltet werden. Wenn ihr schon irrt, dann auf Seiten von Barmherzigkeit und Nachsicht, aber nicht in Unduldsamkeit. Z4.73.3 Teilen

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Milde Maßnahmen, sanfte Antworten und angenehme Worte sind viel besser geeignet, zu reformieren und zu retten, als Strenge und Härte. Ein bisschen zu viel Unfreundlichkeit mag Personen dahin bringen, wo du sie nie mehr erreichen kannst, während ein versöhnlicher Geist sie dir näher bringt und du sie vielleicht auf den rechten Weg bringen kannst. Befleißige dich auch eines vergebenden Geistes und zeige, dass du jede gute Absicht und Tat anderer anerkennst. Bedenke deinen Mann, dein Kind, deine Schwester und alle, mit denen du Umgang pflegst, mit einem Wort des Lobes. Fortwährender Tadel vergiftet und verdunkelt das Leben eines jeden. Z4.74.1 Teilen

Bringe durch Eifersucht und Unduldsamkeit gegen andere keine Schande über die christliche Religion. Dies wird keine Empfehlung für deinen Glauben sein. Durch Tadel und Anklagen wurde noch niemand von einer verkehrten Stellung abgebracht, ganz im Gegenteil, viele wurden dadurch von der Wahrheit weggetrieben und haben ihre Herzen gegen die Überzeugung gestählt. Ein zartfühlender Geist, ein freundliches, gewinnendes Wesen mag den Irrenden retten und eine Menge Sünden bedecken. Gott fordert von uns, jene Liebe zu offenbaren, die „langmütig und freundlich“ ist. Z4.74.2 Teilen

Die Religion Christi verlangt von uns nicht die Aufgabe unserer charakterlichen Eigenart. Wir sollten uns nur in gewissem Maße dem Empfinden und der Denkweise anderer Menschen anpassen. Viele Menschen, deren Auffassungen, Gewohnheiten und Geschmack in weltlichen Dingen unterschiedlich sind, mögen in religiösem Glauben zusammengeführt werden. Aber wenn die Liebe Christi in ihrem Herzen brennt und sie nach demselben Himmel als ihrer ewigen Heimat Ausschau halten, können sie in angenehmster, verständnisvollster Gemeinschaft und schöner Eintracht miteinander leben. Es gibt kaum zwei Menschen, deren Erfahrungen in jeder Einzelheit übereinstimmen. Die Prüfungen des einen bereiten dem anderen keine Schwierigkeit. Unser Herz sollte hilfsbereitem Mitgefühl stets offen sein. Alle sollten die gleiche Liebe hegen, die Jesus allen seinen Brüdern entgegenbrachte. Z4.74.3 Teilen

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Überwinde die Neigung, mit deinem Sohn streng zu sein, sonst könnte es geschehen, dass zu häufiges Tadeln ihm deine Gegenwart unerträglich macht und deine Ratschläge verhasst. Binde ihn an dein Herz — nicht mit törichtem Verwöhnen, sondern mit dem silbernen Band der Liebe. Du kannst fest und dennoch freundlich sein. Christus muss dir dabei helfen. Liebe wird das Mittel sein, die Herzen anderer mit deinem zu verbinden, und dein Einfluss mag sie auf dem guten und rechten Weg festigen. Z4.75.1 Teilen

Ich habe dich vor einem tadelsüchtigen Geist gewarnt, und möchte dich nochmals vor diesem Fehler warnen. Manchmal tadelte Christus mit Strenge, und in einigen Fällen mag es auch für uns notwendig sein, so zu handeln. Aber wir sollten bedenken, dass Christus genau den Zustand derer kannte, die er zurechtwies, und wusste, wie viel Tadel er ihnen zumuten konnte und was nötig war, um ihren verkehrten Kurs zu korrigieren. Aber er wusste auch, die Irrenden zu bemitleiden, die Unglücklichen zu trösten und die Schwachen zu ermutigen. Er wusste genau, wie man Seelen vor Verzagtheit bewahren und sie mit Hoffnung erfüllen kann, weil er mit den wahren Beweggründen und besonderen Schwierigkeiten jeden Gemüts vertraut war. Er konnte keinen Fehler machen. Z4.75.2 Teilen

Wir aber mögen Beweggründe falsch auslegen; wir mögen durch den Anschein betrogen werden. Wir mögen glauben, im Recht zu sein, das Verkehrte zu tadeln, und dann zu weit gehen, zu streng urteilen und verwunden, wo wir heilen wollten. Andererseits mögen wir auch unkluger Weise Sympathie zum Ausdruck bringen und in unserer Unwissenheit verdientem und zeitgemäßem Tadel entgegenwirken. Wir mögen in unserem Urteil verkehrt sein; aber Jesus war zu weise, um zu irren. Er tadelte in Mitleid und liebte jene, die er verwies, mit göttlicher Liebe. Z4.75.3 Teilen

Der Herr fordert, dass wir uns seinem Willen unterwerfen; besänftigt durch seinen Geist und seinem Dienst geweiht. Die Selbstsucht müssen wir aufgeben und jeden Charakterfehler überwinden, wie er überwand. Um dieses tun zu können, müssen wir täglich dem eigenen Ich absterben. Paulus sagte: „Ich sterbe täglich.“ Er durchlebte jeden Tag eine neue Bekehrung. Schritt für Schritt kam er dem Himmel näher. Nur dann können wir Gottes Wohlgefallen haben, wenn wir täglich neue Siege im göttlichen Leben erringen. Der Herr ist voller Gnade, voll zärtlichen Mitleids und sehr barmherzig. Er kennt unsere Bedürfnisse und Schwächen und wird uns helfen, wenn wir ihm vertrauen und glauben, dass er uns segnen und große Dinge für uns tun wird. Z4.75.4 Teilen

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