Portrait von Ellen White
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Selbstbetrug und Egoismus
Selbstbetrug und Egoismus
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Abraham war ein alter Mann, als er von Gott den erschreckenden Befehl empfing, seinen Sohn Isaak zum Brandopfer darzubringen. Selbst von seinen Zeitgenossen wurde er als ein alter Mann angesehen. Das Feuer seiner Jugend war erloschen, und für ihn war es nicht mehr so einfach, Schwierigkeiten zu ertragen und Gefahren zu begegnen. In jugendlicher Tatkraft mag der Mensch im stolzen Bewusstsein seiner Kraft dem Sturm die Stirn bieten und sich über entmutigende Schwierigkeiten erheben. In vorgerücktem Alter jedoch, wenn seine Schritte dem Grabe zuwanken, lassen diese Schwierigkeiten sein Herz matt werden. Z4.161.1 Teilen

In seiner Vorsehung aber stellte Gott seine letzte, schwierigste Prüfung für Abraham zurück, bis die Bürde der Jahre schwer auf ihm lastete und ihn nach Ruhe von Sorgen und Mühen verlangte. Der Herr sprach zu ihm: „Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast ... und opfere ihn ... zum Brandopfer.“ 1.Mose 22,2. Das Herz des alten Mannes stand vor Entsetzen still. Der Verlust eines solchen Sohnes durch Krankheit wäre für den liebenden Vater schon herzzerreißend gewesen und hätte sein ergrautes Haupt vor Kummer niedergebeugt. Und nun wurde ihm gar geboten, das kostbare Blut jenes Sohnes mit eigener Hand zu vergießen. Das schien ihm eine schreckliche Unmöglichkeit zu sein! Z4.161.2 Teilen

Gleichwohl, Gott hatte gesprochen, und sein Wort musste befolgt werden. Abraham war wohl hochbetagt, allein diese Tatsache entband ihn nicht des Gehorsams. Er ergriff den Stab des Glaubens und nahm in stummem Schmerz sein Kind — prächtig anzuschauen in der blühenden Gesundheit seiner Jugend — bei der Hand und zog aus, um dem Wort Gottes zu gehorchen. Der ehrwürdige alte Patriarch war ein Mensch; seine Erregungen und Neigungen glichen den unsrigen; er liebte seinen Sohn, der der Trost seines hohen Alters war und dem die Verheißung des Herrn galt. Z4.161.3 Teilen

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Abraham hielt jedoch nicht inne, um zu fragen, wie Gottes Verheißungen denn erfüllt werden können, wenn Isaak geschlachtet würde. Er blieb nicht stehen, um mit seinem schmerzenden Herzen zu rechten, sondern er führte den göttlichen Befehl buchstäblich aus, bis der Engel Gottes rief, gerade als sich das Messer in den zuckenden Leib des Kindes senken wollte: „Lege deine Hand nicht an den Knaben ... denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.“ 1.Mose 22,12. Z4.162.1 Teilen

Wir brauchen den Glauben Abrahams in unseren heutigen Gemeinden, damit die sich um sie her sammelnde Finsternis, die das freundliche Sonnenlicht göttlicher Liebe ausschließt und geistliches Wachstum hindert, erhellt werde. Alter kann uns niemals vom Gehorsam gegenüber Gott entbinden. Unser Glaube sollte fruchtbar an guten Werken sein, denn ein Glaube ohne Werke ist tot. Jede Pflicht, die wir erfüllen, jedes Opfer, das wir im Namen Jesu bringen, trägt einen großen Lohn in sich. Gott spricht, während wir gehorsam seinen Weisungen folgen, und gibt seinen Segen. Er fordert aber von uns eine völlige Unterwerfung aller Fähigkeiten. Herz und Verstand, den ganzen Menschen müssen wir ihm darbringen, oder wir erreichen nicht das Ziel, echte Christen zu werden. Z4.162.3 Teilen

Gott hat dem Menschen nichts vorenthalten, was ihm die ewigen Reichtümer sicherstellen könnte. Er hat die Erde mit Schönheit bekleidet und für die menschliche Nutznießung während seines vergänglichen Lebens ausgestattet. Er hat seinen Sohn für die Erlösung einer Welt in den Tod gegeben, die durch Sünde und Torheit gefallen war. Solch unvergleichliche Liebe und unermessliches Opfer fordern unseren strengsten Gehorsam, unsere heiligste Liebe und unseren uneingeschränkten Glauben. Dennoch stehen alle diese Tugenden, selbst wenn wir völlig mit ihnen verschmelzen, in keinem Verhältnis zu dem großen Opfer, das Christus für uns dargebracht hat. Z4.162.4 Teilen

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Gott erwartet unverzügliche und bedingungslose Befolgung seines Gesetzes. Die Menschen sind jedoch durch die Täuschungsmanöver Satans eingeschläfert und gelähmt. Er veranlasst sie zu Entschuldigungen und Ausflüchten und überwindet ihre Bedenken, indem er ebenso zu ihnen spricht wie zu Eva im Garten Eden: „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben.“ 1.Mose 3,4. Ungehorsam verhärtet nicht nur das Herz und das Gewissen des Schuldigen, sondern er zielt dahin, den Glauben anderer Menschen zu verderben. Was ihnen anfänglich völlig falsch erschien, verliert dieses Vorzeichen nach und nach, wenn es ihnen ständig vor Augen steht, bis sie schließlich fragen, ob es wirklich Sünde sei. So fallen sie unbewusst in den gleichen Irrtum. Z4.163.1 Teilen

Gott befahl Saul durch seinen Propheten Samuel, hinzuziehen und die Amalekiter zu schlagen und sie mit all ihrem Besitz völlig zu vernichten. Aber Saul gehorchte dem Befehl nur teilweise. Er tötete, was an Vieh schnöde und untüchtig war, und verschonte das beste. Auch den gottlosen König Agag ließ er am Leben. Am nächsten Tag begegnete er dem Propheten Samuel mit schmeichlerischen Worten, sich selbst beglückwünschend: „Gesegnet seist du dem Herrn! Ich habe des Herrn Wort erfüllt.“ Aber der Prophet antwortete sofort: „Was ist denn das für ein Blöken der Schafe in meinen Ohren und ein Brüllen der Rinder, die ich höre?“ 1.Samuel 15,13.14. Z4.163.2 Teilen

Saul war verwirrt und versuchte, sich mit folgenden Worten der Verantwortung zu entziehen: „Von den Amalekitern haben sie sie gebracht; denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder um des Opfers willen des Herrn, deines Gottes; das andere haben wir verbannt.“ 1.Samuel 15,15. Samuel tadelte daraufhin den König und erinnerte ihn an den ausdrücklichen Befehl Gottes, der ihn anwies, alle Besitztümer der Amalekiter zu vernichten. Er wies ihn auf seine Übertretung hin und erklärte, dass er dem Herrn nicht gehorcht hätte. Saul aber wollte nicht anerkennen, dass er unrecht gehandelt hatte, und entschuldigte seine Sünde, indem er erneut erklärte, dass er das beste Vieh zurückbehalten habe, um es dem Herrn zu opfern. Z4.163.3 Teilen

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Wir sollten der Pflicht nicht ins Angesicht schauen und dann zögern, ihren Forderungen nachzukommen. Solch Zögern lässt Zeit für Zweifel; Unglaube schleicht sich ein, die Urteilskraft wird beeinträchtigt, der Verstand verfinstert. Zuletzt erreichen die Verweise des Geistes Gottes das Herz des betrogenen Menschen nicht mehr; er ist geblendet worden und denkt, dass diese Tadel doch unmöglich ihn oder seinen Fall betreffen können. Z4.164.2 Teilen

Die wertvolle Zeit der Prüfung geht vorüber, und nur wenige erkennen, dass sie ihnen gegeben ist, um sich für die Ewigkeit vorzubereiten. Die kostbaren Stunden werden in weltlichem Streben, in Vergnügen und unumschränkter Sünde verbracht. Gottes Gesetz wird geringschätzig behandelt und vergessen; nichtsdestoweniger ist jedes Gebot verbindlich. Jeder Übertretung folgt die entsprechende Strafe. Liebe zu irdischem Gewinn führt zur Entheiligung des Sabbats. Die Ansprüche dieses heiligen Tages sind jedoch weder aufgehoben noch geschmälert. Gottes Gebot in dieser Hinsicht ist klar und unmissverständlich. Gott hat uns nachdrücklichst untersagt, am siebenten Tag zu arbeiten. Er hat ihn als einen ihm selbst geheiligten Tag abgesondert. Z4.164.3 Teilen

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Es gibt viele Hindernisse auf dem Weg der Menschen, die sonst im Gehorsam der Gebote Gottes wandeln würden. Es gibt starke und heimtückische Einflüsse, die sie an die Sitten der Welt binden, aber die Macht des Herrn kann diese Fesseln zerbrechen. Wenn sie ernstlich seine Hilfe erflehen, wird er seinen Getreuen jedes Hindernis aus dem Weg räumen oder ihnen zum Überwinden jeder Schwierigkeit Kraft und Mut verleihen. Vor dem ernsthaften Verlangen und beharrlichen Bemühen, Gottes Willen zu tun, sei es unter persönlichem Nachteil, ja selbst unter Hingabe des eigenen Lebens, werden alle Hindernisse schwinden. Himmlisches Licht wird die Finsternis der Gläubigen erhellen, die in Anfechtung und Unruhe vorwärts schreiten und dabei auf Jesum blicken, den Anfänger und Vollender ihres Glaubens. Z4.165.1 Teilen

Der Herr gebot Mose, Männer auszusenden, um das Land Kanaan zu erkunden, das er den Kindern Israel geben wollte. Zu diesem Zweck sollte von jedem Stamm ein Mann gewählt werden. Sie gingen hin. Nach vierzig Tagen kehrten sie von ihrer Reise zurück. Sie traten vor Mose und Aaron und das ganze Israel und zeigten die Früchte des Landes. Alle stimmten darin überein, dass es ein gutes Land sei, und sie stellten die reichen Früchte zur Schau, die sie als Beweis mitgebracht hatten. Eine Traube war so groß, dass zwei Männer sie an einem Stab zwischen sich tragen mussten. Sie brachten auch Feigen und Granatäpfel mit, die dort in Fülle wuchsen. Nachdem sie von der Fruchtbarkeit des Landes gesprochen hatten, redeten alle, außer zwei Männern, in entmutigenden Worten, dass sie das Land unmöglich in ihren Besitz bringen könnten. Sie sagten, dass die Bewohner des Landes sehr stark und die Städte mit großen, hohen Mauern umgeben seien. Und über all dem sahen sie die Kinder des Riesen Enak dort. Dann beschrieben sie, wie das Volk rings um Kanaan wohnte. Sie brachten die Befürchtung zum Ausdruck, dass es ihnen für immer unmöglich sein würde, das Land zu besitzen. Z4.165.3 Teilen

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Als das Volk diesem Bericht lauschte, äußerten sie ihre Enttäuschung in bitteren Anklagen und Gejammer. Sie hielten nicht inne, um darüber nachzudenken, dass der Gott, der sie bis hierher gebracht hatte, auch imstande sein würde, ihnen das Land zu geben. Sie verloren Gott aus den Augen. Sie betrugen sich so, als ob sie bei der Einnahme der Stadt Jericho, dem Schlüssel zum Lande Kanaan, völlig auf Waffengewalt angewiesen wären. Gott hatte ihnen das Land verheißen, und sie hätten fest darauf vertrauen sollen, dass er sein Wort erfüllen würde. Aber ihre halsstarrigen Herzen waren nicht in Übereinstimmung mit seinen Plänen. Sie dachten nicht daran, wie wunderbar er für sie gewirkt hatte, indem er sie aus der Knechtschaft Ägyptens befreite, ihnen einen Weg durchs Schilfmeer ebnete und das Heer Pharaos vernichtete, das ihnen nachjagte. In ihrem Unglauben ließen sie Gottes Wirken gering erscheinen und misstrauten der Hand, die sie bisher sicher geleitet hatte. Bei dieser Gelegenheit wiederholten sie ihren früheren Fehler, gegen Mose und Aaron zu murren. „Das ist also das Ende all unserer hohen Erwartungen“, sagten sie. „Dies ist das Land, um dessentwillen wir den weiten Weg von Ägypten hergezogen sind, um es in Besitz zu nehmen.“ Sie klagten ihre Leiter an, Unglück über Israel zu bringen, das Volk betrogen und es in die Irre geführt zu haben. Z4.166.1 Teilen

Mose und Aaron lagen ausgestreckt vor Gott, ihre Angesichter im Staube. Kaleb und Josua, die beiden, die als einzige von allen zwölf Männern dem Wort Gottes glaubten, zerrissen vor Kummer ihre Kleider, als sie erkannten, dass diese ungünstigen Berichte das ganze Lager entmutigt hatten. Sie waren entschlossen, mit ihnen vernünftig zu reden. Doch die Versammlung war mit Zorn und Enttäuschung erfüllt. Sie weigerten sich, auf diese beiden Männer zu hören. Schließlich bahnte Kaleb sich seinen Weg nach vorne, und seine klare, deutliche Stimme durchdrang das Klagegeschrei der Menge. Er widersprach den feigen Ansichten seiner Mitkundschafter, die den Glauben und den Mut des ganzen Israels geschwächt hatten. Er forderte die Aufmerksamkeit des Volkes, und sie schwiegen für einen Augenblick, um ihm zuzuhören. Er sprach über das Land, das sie erkundet hatten. Er sagte: „Lasst uns hinaufziehen und das Land einnehmen; denn wir können es überwältigen.“ 4.Mose 13,30. Aber als er sprach, wurde er von den untreuen Kundschaftern unterbrochen: „Wir vermögen nicht hinaufzuziehen gegen das Volk; denn sie sind uns zu stark.“ 4.Mose 13,31. Z4.166.2 Teilen

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Diese Männer, die einmal einen falschen Weg eingeschlagen hatten, stählten ihre Herzen gegen Gott, gegen Mose und Aaron und gegen Kaleb und Josua. Jeder Schritt, den sie in der verkehrten Richtung weitergingen, machte sie entschlossener in ihrer Absicht, jeden Versuch, das Land Kanaan in Besitz zu nehmen, zu entmutigen. Sie verdrehten die Wahrheit, um ihre verderbliche Absicht durchzuführen. Sie sagten, das Klima sei unerträglich, und alle Leute seien Riesen. „Wir sahen auch Riesen daselbst, Enaks Kinder von den Riesen; und wir waren vor unsern Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch vor ihren Augen.“ 4.Mose 13,33. Z4.167.1 Teilen

Dies war nicht nur ein böser, sondern auch ein verlogener Bericht. Er stand im Widerspruch mit sich selbst; denn wenn das Land ungesund war und seine Einwohner gefressen hatte, wie konnten sie dann zu einer solchen Größe gelangen? Wenn Männer in verantwortlichen Stellungen ihre Herzen dem Unglauben öffnen, gibt es nichts, was sie zurückhalten könnte, auf ihrem verkehrten Weg voranzuschreiten. Nur wenige wissen, wohin Satan sie führen wird, wenn sie einmal einen falschen Kurs eingeschlagen haben. Z4.167.2 Teilen

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Der schlechte Bericht hatte eine schreckliche Auswirkung auf das Volk. Sie äußerten bittere Anklagen gegen Mose und Aaron. Einige jammerten und klagten: „Ach, dass wir in Ägyptenland gestorben wären oder noch stürben in dieser Wüste!“ 4.Mose 14,2. Dann erhoben sich ihre Gefühle gegen den Herrn, und sie weinten und jammerten: „Warum führt uns der Herr in dies Land, dass wir durchs Schwert fallen und unsere Weiber und unsere Kinder ein Raub werden? Ist‘s nicht besser, wir ziehen wieder nach Ägypten?“ 4.Mose 14,3. Z4.168.1 Teilen

Mit diesen Worten offenbarten sie ihre Unehrerbietigkeit gegenüber Gott und den von ihm erwählten Leitern. Sie fragten den Herrn nicht, was sie tun sollten, sondern sprachen: „Lasst uns einen Hauptmann aufwerfen und wieder nach Ägypten ziehen.“ 4.Mose 14,4. Sie nahmen die Sache in ihre eigenen Hände und fühlten sich kompetent, ihre Angelegenheiten ohne göttliche Hilfe zu regeln. Sie klagten nicht nur Mose des Betrugs an, sondern auch Gott, indem er ihnen ein Land verhieß, das sie nicht einnehmen konnten. Sie gingen in der Tat so weit, einen Hauptmann aus ihren Reihen zu wählen, der sie ins Land ihrer Leiden und ihrer Knechtschaft zurückführen sollte, aus dem Gott sie mit seinem starken Arm befreit hatte. Z4.168.2 Teilen

Mose und Aaron blieben noch liegen vor Gott vor den Augen der ganzen Versammlung und flehten still um Gnade für das empörerische Israel. Ihre Qual war zu groß für Worte. Wieder drängen sich Kaleb und Josua nach vorn; wieder ertönt Kalebs Stimme und erhebt sich in sorgenvollem Ernst über den Tumult des Volkes: „Das Land, das wir durchwandelt haben, es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der Herr uns gnädig ist, so wird er uns in das Land bringen und es uns geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt. Fallet nur nicht ab vom Herrn und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht; denn wir wollen sie wie Brot fressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen; der Herr aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen.“ 4.Mose 14,7-9. Z4.168.3 Teilen

Die Bewohner Kanaans hatten das Maß ihrer Bosheit vollgemacht. Der Herr wollte sie nicht länger ertragen. Weil sein Schutz von ihnen gewichen war, wären sie eine leichte Beute für die Hebräer. Sie waren auf keinen Kampf vorbereitet, denn sie fühlten sich so stark, dass sie sich mit dem Gedanken betrogen, keine Armee sei schrecklich genug, sie besiegen zu können. Z4.168.4 Teilen

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Kaleb erinnerte das Volk daran, dass Gott den Israeliten das Land mit einem Eid verheißen hatte; aber ihre Herzen waren mit Wahnsinn erfüllt, und sie wollten nichts mehr hören. Hätten nur zwei der Männer einen bösen Bericht gebracht, und hätten alle zehn sie ermutigt, das Land im Namen der Herrn in Besitz zu nehmen, dann hätten sie um ihres bösen Unglaubens willen dem Rat der zwei den Vorzug gegeben. Doch es waren nur zwei, die das Rechte verteidigten, während zehn sich in offener Rebellion gegen ihre Leiter und gegen Gott befanden. Z4.169.1 Teilen

Das Volk ist nun in höchster Erregung. Ihre schlimmsten Leidenschaften sind geweckt. Sie weigern sich, auf die Vernunft zu hören. Die zehn untreuen Kundschafter stimmen in ihre Anklagen gegen Kaleb und Josua mit ein. Der Ruf ertönt, sie zu steinigen. Der wahnsinnige Pöbelhaufen versieht sich mit Wurfgeschossen, um diese treuen Männer zu erschlagen. Mit lautem Geschrei preschen sie vorwärts — aber siehe — die Steine entfallen ihren Händen, der Lärm erstirbt und Schrecken ergreift sie. Gott ist dazwischengetreten, um ihre vorschnelle Absicht zu verhindern. Die Herrlichkeit seiner Gegenwart erleuchtet mit flammendem Schein das Heiligtum, und die ganze Versammlung ist Zeuge von dem außerordentlichen Zeichen des Herrn. Ein Mächtigerer als sie selbst hat sich offenbart, und nicht einer fährt in seinem Widerstand fort. Jeder Murrende muss schweigen, und die Kundschafter, die den bösen Bericht gebracht haben, ducken sich schreckensbleich mit angehaltenem Atem. Z4.169.2 Teilen

Mose erhebt sich aus seiner demutsvollen Stellung und betritt das Heiligtum, um mit Gott zu sprechen. Der Herr schlägt vor, das rebellische Volk unmittelbar zu vernichten. Er möchte von Mose eine größere Nation machen als Israel. Aber der sanftmütige Leiter seines Volkes will diesem Vorschlag nicht zustimmen. „Mose aber sprach zu dem Herrn: So werden‘s die Ägypter hören; denn du hast dies Volk mit deiner Kraft mitten aus ihnen geführt. Und man wird es sagen zu den Einwohnern dieses Landes, die da gehört haben, dass du, Herr, unter diesem Volk seiest, dass du von Angesicht gesehen werdest und deine Wolke stehe über ihnen und du, Herr, gehest vor ihnen her in der Wolkensäule des Tages und Feuersäule des Nachts. Würdest du nun dies Volk töten wie einen Mann, so würden die Heiden sagen, die solch Gerücht von dir hörten, und sprechen: Der Herr konnte mitnichten dies Volk in das Land bringen, das er ihnen geschworen hatte; darum hat er sie geschlachtet in der Wüste.“ 4.Mose 14,13-16. Z4.169.3 Teilen

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Wieder weigert sich Mose, dass Israel vernichtet und er selbst zu einer größeren Nation als sie gemacht werden soll. Dieser begünstigte Diener Gottes offenbart seine Liebe zu Israel und zeigt seinen Eifer für die Herrlichkeit seines Meisters und die Ehre seines Volkes. Du hast diesem Volk von Ägypten an bis hierher vergeben. Du warst gegenüber dieser undankbaren Nation langmütig und geduldig. Wie unwürdig sie auch sein mögen — deine Barmherzigkeit ist immer noch die gleiche. So bittet er: Willst du sie nicht auch dieses Mal verschonen und ihnen Barmherzigkeit erweisen, wie du es schon so oft getan hast? Z4.170.1 Teilen

Mose hatte Erfolg bei Gott, das Volk zu verschonen. Aber wegen ihrer Anmaßung und ihrem Unglauben konnte der Herr nicht mit ihnen gehen und auf wunderbare Weise für sie wirken. Deshalb gebot er ihnen in seiner göttlichen Barmherzigkeit, den sichersten Kurs einzuschlagen und in die Wüste zurückzukehren, dem Roten Meer entgegen. Er verordnete ebenfalls, dass alle Erwachsenen, die Ägypten verließen, als Strafe für ihre Empörung für immer von Kanaan ausgeschlossen bleiben sollten, mit Ausnahme von Kaleb und Josua. Sie hatten völlig versagt, ihr Versprechen des Gehorsams Gott gegenüber zu erfüllen, und dies entband ihn von dem Bund, den sie so häufig gebrochen hatten. Er versprach, dass ihre Kinder das gute Land besitzen würden, aber ihre eigenen Leiber sollten in der Wüste begraben werden. Und die zehn untreuen Kundschafter, deren böser Bericht Israel zu murren und zu rebellieren verleitet hatte, wurden vor den Augen des Volkes durch Gottes Macht vernichtet. Z4.170.2 Teilen

Als Mose den Israeliten Gottes Willen für sie kundtat, schienen sie aufrichtig ihr sündhaftes Verhalten zu bereuen. Der Herr wusste jedoch, dass sie nur die Folgen ihrer bösen Tat betrauerten. Sie hegten kein tiefes Empfinden für ihre Undankbarkeit und ihren Ungehorsam. Ihre Reue kam zu spät. Der gerechte Zorn Gottes war erwacht und ihr Schicksal beschlossen, von dem es kein Entrinnen gab. Als sie herausfanden, dass der Herr seinen Ratschluss nicht zurückzog, erhob sich ihr Eigenwille erneut, und sie erklärten, dass sie nicht in die Wüste zurückgehen würden. Z4.170.3 Teilen

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Indem Gott gebot, sich vom Land ihrer Feinde abzuwenden, prüfte er ihre augenscheinliche Unterwerfung und fand heraus, dass sie nicht echt war. Sie wussten, dass sie sich sehr versündigt hatten, indem sie sich von ihren Gefühlen beherrschen ließen und die Kundschafter steinigen wollten, die sie drängten, Gott zu gehorchen. Jetzt waren sie nur erschrocken herauszufinden, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht hatten, dessen Folgen sich bitter auf sie auswirken würden. Ihre Herzen waren unverändert. Sie brauchten nur einen Anlass, und ihr Ausbruch würde sich wiederholen. Dies offenbarte sich, als Mose ihnen in Gottes Autorität gebot, in die Wüste zurückzukehren. Z4.171.1 Teilen

Sie hatten sich gegen Gottes Gebote empört, als er ihnen gebot, das verheißene Land einzunehmen, und jetzt, als er sie anwies, davon Abstand zu nehmen, waren sie ebenso widerspenstig und erklärten, sie würden hingehen und mit ihren Feinden kämpfen. Sie kleideten sich in Kriegsgewänder und Rüstungen und präsentierten sich so vor Mose in der Einbildung, sie seien für den Kampf wohl vorbereitet, aber sehr unzulänglich in Gottes und seines sorgenvollen Dieners Augen. Sie weigerten sich, auf die feierlichen Warnungen ihrer Leiter zu hören, dass Unheil und Tod die Folge ihrer Dreistigkeit sein würden. Z4.171.2 Teilen

Als Gott sie anwies, Jericho einzunehmen, verhieß er ihnen, dass seine Gegenwart sie begleiten würde. Die Bundeslade, die sein Gesetz enthielt, war ein Symbol seiner selbst. Mose und Aaron, Gottes erwählte Leiter, sollten unter seiner wachsamen Führung das Unternehmen in die Hand nehmen. Unter solcher Oberaufsicht konnte ihnen kein Übel begegnen. Doch jetzt — entgegen Gottes Gebot und dem ernsten Verbot ihrer Leiter, ohne Bundeslade und ohne Mose — marschierten sie los, um dem Heer der Feinde zu begegnen. Z4.171.3 Teilen

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Während der Zeit, welche die Israeliten mit ihrer gottlosen Aufsässigkeit vergeudeten, hatten sich die Amalekiter und Kanaaniter zum Kampf gerüstet. Die Israeliten forderten vermessen den Feind heraus, der nicht gewagt hatte, sie anzugreifen. Als sie sich aber direkt auf Feindesgebiet begaben, begegneten ihnen die Amalekiter und Kanaaniter gewappnet, griffen sie heftig an und trieben sie unter großen Verlusten zurück. Das Schlachtfeld war rot von ihrem Blut, und ihre Leichname bedeckten den Grund. Sie wurden gänzlich geschlagen und besiegt. Vernichtung und Tod waren das Resultat ihres empörerischen Experiments. Der Glaube Kalebs und Josuas hingegen wurde reichlich belohnt. Gemäß seinem Wort brachte Gott diese getreuen Diener ins verheißene Land. Die Feiglinge und Empörer starben in der Wüste. Die gerechten Kundschafter aßen von den Trauben Eskols. Z4.172.1 Teilen

Die Geschichte vom Bericht der zwölf Kundschafter hat eine Anwendung auf uns als Volk. Die Szenen des feigen Klagens und der Verweigerung zu handeln, wenn es etwas zu riskieren gibt, wiederholen sich heute unter uns. Die gleiche Unwilligkeit, auf gute Berichte und rechten Rat zu hören, offenbart sich heute wie in den Tagen Kalebs und Josuas. Die Diener Gottes, welche die Last des Werkes tragen, strikte Selbstverleugnung üben und Entbehrungen erdulden, um seinem Volk zu helfen, werden heute selten besser geschätzt als damals. Z4.172.2 Teilen

Das alte Israel wurde wiederholt geprüft und zu leicht erfunden. Nur wenige beachten die getreulichen Warnungen, die Gott ihnen sendet. Finsternis und Unglauben nehmen nicht ab, während wir uns dem zweiten Kommen Christi nähern. Die Wahrheit wird den fleischlich Gesinnten immer weniger angenehm. Ihre Herzen sind nur langsam bereit zu glauben und zögerlich zu bereuen. Die Diener Gottes könnten sehr wohl entmutigt werden, hätten sie nicht fortwährend Beweise, die ihr Meister ihnen betreffs seiner Weisheit und Unterstützung liefert. Der Herr hat lange Geduld mit seinem Volk. Er hat ihnen ihr Abweichen vergeben und darauf gewartet, dass sie ihm Raum in ihren Herzen einräumen. Aber verkehrte Ideen, Eifersucht und Misstrauen haben ihn ausgeschlossen. Z4.172.3 Teilen

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Nur wenige vom bekenntlichen Israel, deren Gemüter von den Offenbarungen göttlicher Weisheit erleuchtet sind, wagen es, kühn aufzutreten wie Kaleb und fest für Gott und das Rechte einzustehen. Weil diejenigen, die der Herr als Verwalter seines Werkes berufen hat, sich nicht von ihrer Redlichkeit abwenden wollen, um die Selbstsüchtigen und Ungeheiligten zufrieden zu stellen, werden sie zur Zielscheibe für Hass und boshafte Falschheit. Satan ist hellwach und in diesen letzten Tagen unermüdlich tätig. Gott ruft nach Männern mit geistlicher Gesinnung und Widerstandsfähigkeit, seiner List entgegenzutreten. Z4.173.1 Teilen

Unter denen, die sich zur Wahrheit bekennen, ist gründliche Bekehrung notwendig, damit sie Jesu nachfolgen und Gottes Willen gehorchen können — nicht eine durch die Umstände bedingte Unterwerfung, wie es bei den erschrockenen Israeliten der Fall war, als sich ihnen die Macht des Unendlichen offenbarte, sondern tief empfundene Reue und Aufgabe der Sünde. Halbbekehrte sind wie ein Baum, dessen Zweige sich auf die Seite der Wahrheit neigen, dessen Wurzeln aber, fest in der Erde verankert, sich von der unfruchtbaren Krume der Welt ernähren. Jesus sucht umsonst Früchte an seinen Zweigen. Er findet nichts als Blätter. Z4.173.2 Teilen

Tausende würden die Wahrheit annehmen, wenn es keine Selbstverleugnung erforderte. Diese Klasse würde nie Gottes Werk aufbauen. Sie würden niemals tapfer dem Feind entgegengehen — der Welt, der Liebe zum eigenen Ich und den Lüsten des Fleisches —, darauf vertrauend, dass ihr göttlicher Leiter ihnen zum Sieg verhilft. Die Gemeinde braucht treue Männer wie Kaleb und Josua, die bereitwillig das ewige Leben unter Gottes einfacher Bedingung willigen Gehorsams annehmen. Unsere Gemeinden leiden unter Arbeitermangel. Die Welt ist unser Arbeitsfeld. In Städten und Dörfern werden Missionare benötigt, denn sie sind mehr an den Götzendienst gebunden als die Heiden in den östlichen Ländern, denen nie das Licht der Wahrheit schien. Der wahre Missionsgeist hat die Gemeinden verlassen, die ein so hohes Bekenntnis ablegen. Die Herzen der Gläubigen erglühen nicht länger in der Liebe zu Seelen und einem Wunsch, sie der Herde Christi zuzuführen. Wir brauchen ernste Arbeiter. Gibt es niemand, der den dringenden Ruf beachtet, der aus allen Richtungen zu uns gelangt: „Komm herüber ... und hilf uns!“? Apostelgeschichte 16,9. Z4.173.3 Teilen

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Können jene, die sich Bewahrer des Gesetzes Gottes nennen, die auf das baldige Kommen Jesu in den Wolken des Himmels warten, vom Blut der Seelen frei sein, wenn sie für die Bedürfnisse des Volkes, das im Schatten der Finsternis wandelt, ein taubes Ohr haben? Es müssen Bücher geschrieben und verbreitet, Lektionen erteilt und selbstverleugnende Pflichten erfüllt werden. Wer will zur Befreiung antreten? Wer will um Christi willen das eigene Ich verleugnen und jenen das Licht bringen, die in der Finsternis sind? Z4.174.1 Teilen

Nach Moses Tod war Josua der erwählte Leiter Israels, um sie in das verheißene Land zu bringen. Er besaß alle Fähigkeiten für dieses wichtige Amt. Während des größeren Teils der Zeit der Wanderung der Israeliten durch die Wüste war er Ministerpräsident unter Mose gewesen. Er hatte die wunderbaren Werke gesehen, die Gott durch Mose wirkte, und wusste um den Charakter des Volkes. Er war einer der zwölf Kundschafter, die das verheißene Land erkundeten und einer von den zweien, der einen treuen Bericht von seinem Reichtum gab und das Volk ermutigte, hinaufzuziehen und es mit Gottes Kraft in Besitz zu nehmen. Z4.174.2 Teilen

Der Herr versprach Josua, dass er mit ihm sein würde, wie er mit Mose gewesen war. Er würde Kanaan mit Leichtigkeit erobern, vorausgesetzt, dass er treu all seine Gebote befolgte. Josua hatte sich vor der Aufgabe, das Volk ins Land Kanaan zu führen, gefürchtet; aber diese Zusicherung zerstreute seine Ängste. Er gebot den Israeliten, sich für eine dreitägige Reise zu rüsten, und allen Kriegsmännern, sich auf den Kampf vorzubereiten. „Und sie antworteten Josua und sprachen: Alles, was du uns geboten hast, das wollen wir tun; und wo du uns hin sendest, da wollen wir hin gehen. Wie wir Mose gehorsam sind gewesen, so wollen wir dir auch gehorsam sein; allein, dass der Herr, dein Gott, nur mit dir sei, wie er mit Mose war. Wer deinem Mund ungehorsam ist und nicht gehorcht deinen Worten in allem, was du uns gebietest, der soll sterben. Sei nur getrost und unverzagt!“ Josua 1,16-18. Z4.174.3 Teilen

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Es war Gottes Absicht, den Übergang der Israeliten über den Jordan zu einem Wunder zu machen. Josua gebot dem Volk, sich zu heiligen, denn am folgenden Tag würde der Herr Wunder unter ihnen tun. Zur vorgegebenen Zeit wies er die Priester an, die Bundeslade, die Gottes Gesetz enthielt, aufzunehmen und sie vor dem Volk herzutragen. „Und der Herr sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor dem ganzen Israel, dass sie wissen, wie ich mit Mose gewesen bin, also sei ich auch mit dir.“ Josua 3,7. Z4.175.1 Teilen

Die Priester befolgten das Gebot ihres Leiters und setzten sich mit der Bundeslade an die Spitze des Volkes. Das Heer der Hebräer folgte in Marschlinie diesem Symbol göttlicher Gegenwart. Die breite Kolonne begab sich ans Ufer des Jordans, und als die Füße der Priester das Wasser berührten, „da stand das Wasser, das von oben herniederkam, aufgerichtet auf einem Haufen, sehr ferne ...; aber das Wasser das zum Meer hinunterlief, zum Salzmeer, das nahm ab und verfloss“ (Josua 3,16) und ließ das Flussbett trocken zurück. Die Priester mit der Bundeslade bewegten sich vorwärts und Israel folgte nach. Als sie den Jordan halb durchschritten hatten, wurde den Priestern geboten stillzustehen, bis das ganze Heer der Hebräer das gegenüberliegende Ufer erreicht hatte. Dies sollte ihren Gemütern nachhaltig die Tatsache einprägen, dass die Macht, die das Wasser des Jordans zurückhielt, die gleiche war, welche vor vierzig Jahren ihre Väter befähigt hatte, das Rote Meer zu durchqueren. Z4.175.2 Teilen

Viele, die als Kinder durch das Rote Meer gingen, überquerten als Kriegsmänner, zum Kampf gewappnet, durch ein gleiches Wunder den Jordan. Nachdem das ganze Heer der Israeliten hinübergegangen war, gebot Josua den Priestern, das Flussbett zu verlassen. Als sie mit der Bundeslade sicher am jenseitigen Ufer angelangt waren, entfernte Gott seine machtvolle Hand, und das aufgehäufte Wasser ergoss sich wie ein gewaltiger Wasserfall ins natürliche Strombett. Der Jordan strömte dahin, eine unwiderstehliche Wassermasse, seine Ufer überflutend. Z4.175.3 Teilen

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Doch bevor die Priester das Flussbett verließen, gebot der Herr Josua, aus jedem Stamm Männer von Bedeutung zu wählen, die von der Stelle mitten im Jordan, wo die Priester gestanden hatten, Steine aufheben und sie auf ihren Schultern nach Gilgal tragen sollten. Das Denkmal, das von diesen Steinen dort errichtet wurde, sollte an die Tatsache erinnern, dass Israel auf trockenem Land den Jordan überquert hatte. Es würde ihnen ständig das Wunder ins Gedächtnis rufen, das der Herr für sie gewirkt hatte, und dies sollten sie nie vergessen. Während die Jahre dahingingen, würden ihre Kinder sie bezüglich des Denkmals fragen, und stets aufs neue würden sie die wunderbare Geschichte wiederholen, bis sie sich unauslöschlich bis zur letzten Generation allen Gemütern eingeprägt hatte. Z4.176.1 Teilen

Als die Könige der Amoriter und die Könige der Kanaaniter die Kunde vernahmen, dass der Herr das Wasser des Jordans vor den Kindern Israel zurückgehalten hatte, zerschmolzen ihre Herzen vor Furcht. Die Israeliten hatten zwei Könige der Moabiter geschlagen, und die wunderbare Überquerung des angeschwollenen, ungestümen Jordans erfüllte das Volk mit großem Schrecken. Dann beschnitt Josua alles Volk, das in der Wüste geboren worden war. Nach dieser Zeremonie hielten sie in der Ebene Jerichos das Passahfest. „Und der Herr sprach zu Josua: Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch gewendet.“ Josua 5,9. Z4.176.2 Teilen

Heidnische Nationen hatten den Herrn und sein Volk gelästert, weil die Hebräer nicht in den Besitz Kanaans gelangt waren, wie sie es kurz nach ihrem Auszug aus Ägypten erwartet hatten. Ihre Feinde hatten triumphiert, dass Israel so lange in der Wüste umhergewandert war. Sie erhoben sich stolz gegen Gott und erklärten, dass er nicht imstande sei, sie ins Land Kanaan zu bringen. Jetzt aber hatte der Herr sichtbar seine Macht und Gunst kundgetan, indem er sein Volk auf trockenem Land durch den Jordan führte. Ihre Feinde konnten sie nicht länger verlästern. Das Manna, das bis zu dieser Zeit gefallen war, hörte nun auf. Da die Israeliten jetzt Kanaan in Besitz nehmen und von den Früchten des guten Landes essen sollten, wurde es nicht mehr benötigt. Z4.176.3 Teilen

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Als Josua sich von den Heeren Israels entfernte, um Gott in Weihe und Gebet um seine besondere Gegenwart zu bitten, sah er einen Mann von erhabener Gestalt, bekleidet mit einer Rüstung und ein gezogenes Schwert in seiner Hand. Josua erkannte in ihm keinen der Kämpfer Israels, und doch sah er nicht wie einer der Feinde aus. In seinem Eifer redete er ihn mit den Worten an: „Gehörst du uns an oder unsern Feinden? Er sprach: Nein, sondern ich bin ein Fürst über das Heer des Herrn und bin jetzt gekommen. Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und betete an und sprach zu ihm: Was sagt mein Herr seinem Knecht? Und der Fürst über das Heer des Herrn sprach zu Josua: Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig. Und Josua tat also.“ Josua 5,13-15. Z4.177.1 Teilen

Die Herrlichkeit Gottes weihte das Heiligtum, und aus diesem Grund betraten die Priester den Ort niemals mit Schuhen an ihren Füßen. Staubpartikel könnten an ihnen haften und den heiligen Ort entweihen. Deshalb war den Priestern geboten, ihre Schuhe im Vorhof zurückzulassen, bevor sie das Heiligtum betraten. Im Vorhof neben der Tür zum Heiligtum stand ein ehernes Waschbecken, worin die Priester ihre Hände und Füße wuschen, bevor sie ins Heiligtum gingen, damit alle Unreinigkeit entfernt war. Von allen, die im Heiligtum dienten, forderte Gott, besondere Vorbereitungen zu treffen, bevor sie den Ort betraten, wo sich seine Herrlichkeit offenbarte. Z4.177.2 Teilen

Es war der Sohn Gottes, der als gewappneter Krieger vor dem Leiter Israels stand. Es war Derjenige, der die Hebräer durch die Wüste geleitet hatte, verborgen in der Wolkensäule bei Tage und in einer Feuersäule bei Nacht. Um Josuas Gemüt die Tatsache einzuprägen, dass er kein Geringerer als Christus, der Erhabene, sei, sagte er: „Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen.“ Josua 5,15. Dann unterwies er Josua, was bezüglich der Einnahme Jerichos unternommen werden sollte. Allen Kriegsleuten sollte er gebieten, sechs Tage lang die Stadt einmal zu umrunden, und am siebenten Tag sollten sie siebenmal um die Stadt marschieren. Z4.177.3 Teilen

178

Josua gab die Befehle des Herrn an die Priester und das Volk weiter. Er ließ die Heere Israels in vollkommener Ordnung antreten. Zuerst kam eine ausgewählte Schar gerüsteter Krieger, nicht um ihre Waffenkunst anzuwenden, sondern nur um zu glauben und den ihnen gegebenen Anweisungen zu gehorchen. Als nächste folgten sieben Priester mit Posaunen. Dann kam Gottes Bundeslade, strahlend von Gold und von einem Schein der Herrlichkeit umgeben, getragen von Priestern in ihren reichen, speziellen Gewändern, die ihr heiliges Amt betonten. Das große Heer Israels folgte in vollkommener Ordnung, jeder Stamm unter seinem besonderen Banner. So umrundeten sie die Stadt mit der Bundeslade. Nicht ein Laut war zu hören, als nur das Marschieren der gewaltigen Heerschar und der feierliche Klang der Posaunen, der von den Hügeln widerhallte und die Straßen Jerichos erfüllte. Z4.178.1 Teilen

Verwundert und alarmiert beobachteten die Wächter der verurteilten Stadt die Bewegungen und berichteten sie der Obrigkeit. Sie konnten sich nicht vorstellen, was diese Vorkommnisse bedeuten sollten. Jericho hatte die Heere Israels und den Gott des Himmels verspottet. Als sie jedoch sahen, wie das gewaltige Heer einmal jeden Tag in aller Machtentfaltung und Kriegsordnung die Stadt umrundete, begleitet vom Glanz der heiligen Bundeslade und den Priestern, erfüllte das eindrucksvolle Geheimnis der Szene die Herzen der Fürsten und des Volkes mit Schrecken. Wieder überprüften sie ihre starken Verteidigungsmöglichkeiten und waren sich sicher, dass sie auch dem stärksten Angriff standhalten konnten. Viele spotteten über den Gedanken, dass ihnen durch diese sonderbaren Demonstrationen vonseiten ihrer Feinde irgendein Schaden entstehen könnte. Andere wiederum waren von Ehrfurcht erfüllt, als sie die Majestät und Pracht sahen, die von der Prozession ausging, die sich jeden Tag um ihre Stadt wand. Sie erinnerten sich daran, dass sich vor vierzig Jahren das Rote Meer vor ihnen geteilt hatte und dass gerade jetzt ein Weg durch den Jordan für sie gebahnt worden war. Sie wussten nicht, welche weiteren Wunder Gott für sie wirken mochte. Deshalb hielten sie ihre Tore sorgfältig geschlossen und besetzten sie mit starken Kriegern. Z4.178.2 Teilen

179

Sechs Tage lang setzten die Israeliten ihre Stadtumrundung fort. Der siebente Tag kam, und beim ersten Morgengrauen ordnete Josua die Heere des Herrn. Jetzt waren sie angewiesen, siebenmal um Jericho zu marschieren und beim machtvollen Blasen der Posaunen ein lautes Geschrei zu erheben, denn Gott hatte ihnen jetzt die Stadt gegeben. Die imponierende Armee marschierte feierlich um die todgeweihten Mauern. Die prächtige göttliche Bundeslade erhellte die frühe Morgendämmerung. Die Priester mit ihrem glitzernden Brustschild und den mit Edelsteinen besetzten Kennzeichen ihrer Würde und die Krieger in ihrer leuchtenden Rüstung boten einen herrlichen Prachtaufzug. Es herrschte Totenstille, außer dem Tritt vieler Füße und dem gelegentlichen Blasen der Posaunen, das die Stille des frühen Morgens unterbrach. Die massiven Mauern aus solidem Stein wirkten einschüchternd, der Einnahme durch Menschen Trotz bietend. Z4.179.1 Teilen

Plötzlich kommt das gewaltige Heer zum Stillstand. Die Posaunen erheben ihre Stimme, dass die Erde erzittert. Die vereinten Stimmen des ganzen Israel erfüllen die Luft mit einem mächtigen Geschrei. Die Mauern aus solidem Stein mit ihren festen Türmen und Zinnen wanken, erheben sich aus ihren Fundamenten und fallen mit einem Krach wie tausend Donnerschläge als formlose Ruinen zur Erde. Die Stadtbewohner und die Armee des Feindes bieten, gelähmt von Schrecken und Verblüffung, keinen Widerstand. Israel marschiert hinein und nimmt die mächtige Stadt Jericho ein. Z4.179.2 Teilen

Wie leicht war es für die Heere des Himmels, die furchteinflößenden Mauern niederzureißen, die den treulosen Kundschaftern so uneinnehmbar schienen! Gottes Wort war die einzige angewandte Waffe. Der Mächtige Israels hatte gesagt: „Siehe da, ich habe Jericho ... in deine Hand gegeben.“ Josua 6,2. Wenn nur ein einziger Krieger seine Kraft benutzt hätte, um die Mauern zu Fall zu bringen, wäre Gottes Herrlichkeit vermindert und sein Wille vereitelt worden. Das Werk wurde völlig dem Allmächtigen überlassen. Wären die Fundamente der Zinnen auch im Zentrum der Erde gelegt gewesen, hätten ihre Spitzen auch den Himmelsbogen erreicht, so wäre das Resultat doch das gleiche gewesen, wenn der Fürst über das Heer seiner Legionen von Engeln den Angriff leitet. Z4.179.3 Teilen

180

Lange zuvor hatte der Herr beabsichtigt, seinem begünstigten Volk die Stadt Jericho zu übergeben und seinen Namen vor den Nationen der Erde zu verherrlichen. Vor vierzig Jahren, als er Israel aus der Knechtschaft befreite, hegte er den Wunsch, ihnen das Land Kanaan zu geben. Doch durch ihr gottloses Murren und ihre Eifersucht hatten sie seinen Zorn herausgefordert, und er veranlasste, dass sie viele Jahre in der Wüste umherwandern mussten, bis alle, die ihn durch ihren Unglauben beleidigt hatten, gestorben waren. Durch die Einnahme Jerichos lehrte Gott die Hebräer, dass ihre Väter die Stadt bereits vor vierzig Jahren hätten in Besitz nehmen können, wenn sie ihm vertraut hätten wie ihre Kinder. Z4.180.1 Teilen

Die Geschichte des alten Israels wurde zu unserem Nutzen niedergeschrieben. Paulus sagt: „Aber an ihrer vielen hatte Gott kein Wohlgefallen; denn sie wurden niedergeschlagen in der Wüste. Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen, dass wir nicht uns gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet hat ... Solches alles widerfuhr jenen zum Vorbilde; es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf welche das Ende der Welt gekommen ist. Darum, wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle.“ 1.Korinther 10,5.6.11.12. Z4.180.2 Teilen

Viele, die vorgeben, Gottes Gebote zu halten, haben ein ungläubiges Herz, gleich dem alten Israel, während sie nach außen hin Gottes Statuten beobachten. Obgleich mit großem Licht und kostbaren Vorrechten ausgestattet, werden sie doch das himmlische Kanaan verlieren, ebenso wie das empörerische Israel verfehlte, in das irdische Kanaan einzugehen, das Gott ihnen als Lohn ihres Gehorsams verheißen hatte. Z4.180.3 Teilen

Wir als Volk ermangeln des Glaubens. Heute würden nur wenige den Anweisungen Gottes durch seine erwählten Diener ebenso bereitwillig folgen wie die Heere Israels bei der Einnahme Jerichos. Der Fürst über das Heer des Herrn offenbarte sich nicht der ganzen Versammlung. Er sprach nur mit Josua, der die Geschichte seiner Unterredung an die Hebräer weitergab. Es lag bei ihnen, Josuas Worten zu glauben oder sie anzuzweifeln, den Geboten zu folgen, die er ihnen im Namen des Fürsten über das Heer des Herrn übermittelte, oder gegen seine Anweisungen zu rebellieren und seine Autorität abzuleugnen. Sie konnten das himmlische Heer der Engel, angeführt vom Sohne Gottes, der die Vorhut leitete, nicht sehen. Sie hätten denken können: „Was sind das für unsinnige Unternehmen. Wie lächerlich, täglich um die Mauern der Stadt zu marschieren und mit Posaunen aus Bockshörnern zu blasen. Dies alles kann doch keine Auswirkung auf diese starken Befestigungen haben.“ Z4.180.4 Teilen

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Aber gerade dieser Plan, die Zeremonie so lange Zeit fortzuführen, ehe die Mauern schließlich fielen, war der Anlass, Israels Glauben zu stärken. Z4.181.1 Teilen

Sie mussten völlig von dem Gedanken durchdrungen werden, dass ihre Kraft nicht in menschlicher Weisheit bestand, noch in seiner Macht, sondern einzig und allein in dem Gott ihres Heils. Sie sollten daran gewöhnt werden, sich selbst ganz aus dem Spiel zu lassen und sich vollkommen auf ihren göttlichen Leiter zu verlassen. Z4.181.2 Teilen

Würde das heutige Volk Gottes unter ähnlichen Umständen sich dementsprechend verhalten? Ohne Zweifel würden viele es vorziehen, ihren eigenen Plänen zu folgen. Sie würden andere Wege und Mittel vorschlagen, das gewünschte Ziel zu erreichen. Sie wären nur langsam bereit, sich einer so einfachen Anweisung zu unterwerfen, die so wenig zu ihrer eigenen Ehre beitragen würde, außer des Verdienstes des Gehorsams. Sie würden auch die Möglichkeit in Frage stellen, dass die Stadt auf diese Weise erobert werden könnte. Aber das Gesetz der Pflicht ist bestimmend. Es muss über menschliche Schlussfolgerungen erhaben sein. Der Glaube ist eine lebendige Kraft, die jede Schranke durchbricht, alle Hindernisse überwindet und ihr Banner inmitten des Heerlagers der Feinde aufpflanzt. Z4.181.3 Teilen

Gott will wunderbare Dinge für jene tun, die ihm vertrauen. Weil sein bekenntliches Volk so sehr der eigenen Weisheit vertraut und dem Herrn keine Gelegenheit gibt, seine Macht zu ihren Gunsten zu entfalten, haben sie nicht mehr Kraft. Er wird seinen gläubigen Kindern in jeder Not beistehen, wenn sie ihm ihr volles Vertrauen schenken und ihm blind gehorchen. Z4.181.4 Teilen

182

In Gottes Wort gibt es tiefe Geheimnisse. Unergründlich und geheimnisvoll sind die Fügungen seiner Vorsehung. Auch im Erlösungsplan sind Geheimnisse enthalten, die der Mensch nicht entschlüsseln kann. Aber das sterbliche Gemüt, stark in seinem Wunsch, seine Neugier zu befriedigen und die Probleme des Unendlichen zu lösen, versäumt es, dem deutlichen Weg zu folgen, der vom offenbarten Willen Gottes vorgeschrieben ist, und versucht, in die Geheimnisse einzudringen, die von Grundlegung der Erde an verschwiegen sind. Der Mensch baut Theorien auf, verliert die Einfachheit echten Glaubens, nimmt sich selbst zu wichtig, um den Erklärungen des Herrn zu glauben, und hüllt sich in seine Einbildungen. Z4.182.1 Teilen

Viele, die sich zu unserem Glauben bekennen, befinden sich in einer solchen Geisteshaltung. Sie sind schwach und kraftlos, weil sie ihrer eigenen Kraft vertrauen. Gott wirkt machtvoll für Gläubige, die seinem Wort fraglos und ohne Zweifel gehorchen. Die Majestät des Himmels, mit einem Heer von Engeln, warf die Mauern Jerichos ohne menschliche Hilfe in den Staub. Die gewappneten Krieger Israels hatten keine Ursache, sich ihrer Heldentat zu rühmen. Alles geschah durch die Macht Gottes. Lasst das Volk das eigene Ich aufgeben und den Wunsch, nach eigenen Plänen zu wirken, sich demütig dem Willen Gottes beugen, und er wird ihre Kraft erneuern und seinen Kindern Freiheit und Sieg verleihen. Z4.182.2 Teilen

Der Herr gab Jeremia eine Botschaft des Tadels für sein Volk. Er beschuldigte sie, fortwährend Gottes Rat zu verwerfen: „Ich aber habe stets euch predigen lassen; doch gehorchtet ihr mir nicht. So habe ich auch stets zu euch gesandt alle meine Knechte, die Propheten, und lassen sagen: Bekehret euch ein jeglicher von seinem bösen Wesen, und bessert euren Wandel und folget nicht andern Göttern nach, ihnen zu dienen, so sollt ihr in dem Lande bleiben, welches ich euch und euren Vätern gegeben habe.“ Jeremia 35,14.15. Z4.182.3 Teilen

183

Gott appellierte an sie, ihn doch nicht durch die Werke ihrer Hände und Herzen herauszufordern; aber sie „gehorchten nicht“. Dann sagte Jeremia die Gefangenschaft der Juden als Strafe dafür voraus, dass sie dem Wort des Herrn nicht gehorchten. Die Chaldäer sollten als Werkzeuge benutzt werden, um sein ungehorsames Volk zu züchtigen. Ihre Strafe war dem Maß ihres Verständnisses und der verachteten Warnungen angepasst. Gott hatte seine Gerichte lange hinausgezögert, da er nicht willens war, sein erwähltes Volk zu demütigen. Jetzt wollte er sie als letztes Bemühen, sie in ihrem bösen Weg aufzuhalten, sein Missfallen spüren lassen. Z4.183.1 Teilen

Heute hat der Herr keinen neuen Plan, um die Reinheit seines Volkes zu bewahren. Wie vor alters ladet er die Irrenden, die seinen Namen bekennen, ein, zu bereuen und sich vom bösen Wege abzuwenden. Heute wie damals sagt er durch den Mund seiner erwählten Diener die drohenden Gefahren voraus. Er warnt und tadelt die Sünde ebenso getreulich wie in den Tagen Jeremias. Aber das heutige Israel ist der gleichen Versuchung unterworfen, Tadel zu verschmähen und Rat zu hassen, wie das alte Israel. Zu oft haben sie ein taubes Ohr für die Worte, die Gott seinen Dienern zum Nutzen derer in den Mund legt, die sich zur Wahrheit bekennen. Obgleich der Herr in Barmherzigkeit eine Zeitlang die Strafe für ihre Sünde zurückhält — ebenso wie in Jeremias Tagen —, wird er nicht immer Geduld haben, sondern die Ungerechtigkeit mit gerechtem Urteil heimsuchen. Z4.183.2 Teilen

Der Herr gebot Jeremia, am Eingang zum Hause des Herrn zu stehen und zu allen vom Volke Juda, die zur Anbetung erschienen, jene Worte zu reden, die er ihm eingeben würde. Nicht ein Wort durfte abgeschwächt werden, damit sie doch hören und sich vom bösen Wege abwenden möchten. Dann würde Gott von der Strafe absehen, die er ihnen um ihrer Sünden willen auferlegen wollte. Z4.183.3 Teilen

184

Hier wird die Unwilligkeit des Herrn, sein irrendes Volk zu züchtigen, lebendig geschildert. Er hält seine Strafgerichte zurück. Er bittet sie inständig, zu ihrer Untertanentreue zurückzukehren. Er hatte sie aus der Knechtschaft befreit, dass sie ihm, dem einzig wahren und lebendigen Gott, treu dienen konnten. Sie aber hatten sich dem Götzendienst zugewandt. Sie hatten die Warnungen verachtet, die er ihnen durch seine Propheten sandte. Und doch hält er seine Strafe zurück, um ihnen noch eine weitere Gelegenheit zur Buße zu geben und der Strafe für ihre Sünde zu entrinnen. Durch seinen erwählten Propheten sendet er ihnen eine klare und deutliche Warnung. Er legt ihnen die einzige Möglichkeit vor, wie sie noch der verdienten Züchtigung entgehen können. Es ist völlige Reue über ihre Sünde und Abkehr von derselben. Z4.184.1 Teilen

Der Herr gebot Jeremia, dem Volk zu sagen: „So spricht der Herr: Werdet ihr mir nicht gehorchen, dass ihr in meinem Gesetz wandelt, das ich euch vorgelegt habe, dass ihr hört auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, welche ich stets zu euch gesandt habe, und ihr doch nicht hören wolltet: so will ich‘s mit diesem Hause machen wie mit Silo und diese Stadt zum Fluch allen Heiden auf Erden machen.“ Jeremia 26,4-6. Sie verstanden die Bezugnahme auf Silo und die Zeit, als die Philister Israel besiegten und die Bundeslade raubten. Z4.184.2 Teilen

Die Sünde Elis bestand darin, leicht über die Sünde seiner Söhne hinwegzusehen, die heilige Ämter bekleideten. Die Nachlässigkeit des Vaters, seine Söhne zu tadeln und in Schranken zu weisen, brachte schreckliches Unglück über Israel. Die Söhne Elis wurden erschlagen, Eli selbst verlor sein Leben, die Bundeslade wurde Israel weggenommen und dreißigtausend des Volkes fielen im Krieg. All dies geschah, weil die Sünde leichtgenommen und ihr gestattet wurde, im Volke zu bleiben. Welch eine Lehre ist dies für Männer, die in Gottes Gemeinde verantwortliche Stellungen einnehmen! Wie ernsthaft sollten sie bemüht sein, Verkehrtheiten zu entfernen, die das Werk der Wahrheit entehren! Z4.184.3 Teilen

In den Tagen Samuels dachten die Israeliten, dass die Anwesenheit der Bundeslade, welche Gottes Gebote enthielt, ihnen den Sieg über die Philister geben würde, ob sie ihre bösen Werke bereuten oder nicht. So glaubten die Juden auch in Jeremias Tagen, dass eine strikte Beobachtung der göttlich verordneten Gottesdienste im Tempel sie vor der gerechten Strafe wegen ihrer Übertretungen retten würde. Z4.184.4 Teilen

185

Die gleiche Gefahr besteht heute für das Volk, das vorgibt, Bewahrer des göttlichen Gesetzes zu sein. Sie sind zu leicht geneigt, sich selbst zu schmeicheln, sie würden vor der Macht der göttlichen Gerechtigkeit bewahrt, nur weil sie die Gebote schätzen. Sie weigern sich, für Böses gerügt zu werden, und beschuldigen Gottes Diener, im Entfernen der Sünde aus dem Lager zu eifrig zu sein. Ein Gott, der die Sünde hasst, fordert von allen, die vorgeben, seine Gebote zu halten, von aller Ungerechtigkeit abzulassen. Vernachlässigung von Buße und Gehorsam gegenüber seinem Wort wird heute ebenso ernste Folgen für Gottes Volk haben wie beim alten Israel. Es gibt eine Grenze; ist sie überschritten, dann wird er seine Gerichte nicht länger zurückhalten. Die Zerstörung Jerusalems steht als feierliche Warnung vor den Augen des heutigen Israel. Sie zeigt, dass die Verweise, durch Gottes erwählte Werkzeuge gegeben, nicht ungestraft missachtet werden können. Z4.185.1 Teilen

Als die Priester und das Volk die Botschaft hörten, die Jeremia ihnen im Namen des Herrn verkündigte, waren sie sehr zornig und erklärten, dass er sterben müsse. „Warum weissagst du im Namen des Herrn und sagst: Es wird diesem Hause gehen wie Silo und diese Stadt soll so wüst werden, dass niemand mehr darin wohne? Und das ganze Volk sammelte sich im Hause des Herrn wider Jeremia.“ Jeremia 26,9. So wurde Gottes Botschaft zurückgewiesen und der Diener, dem er sie anvertraut hatte, mit dem Tode bedroht. Die Priester, die falschen Propheten und alles Volk wandten sich im Zorn gegen den, der ihnen nicht sanfte Reden hielt und Täuschung prophezeite. Z4.185.2 Teilen

Die standfesten Diener Gottes erlitten gewöhnlich die bitterste Verfolgung von falschen Religionslehrern. Aber die wahren Propheten werden lieber Schmach und selbst den Tod erdulden, als sich gegenüber Gott untreu erweisen. Das Auge des Unendlichen ruht auf den Überbringern göttlichen Tadels. Sie tragen eine schwere Verantwortung. Gott betrachtet das Unrecht, das ihnen durch Verdrehung der Tatsachen, Falschheit oder Misshandlung geschieht, als ihm selbst angetan. Dementsprechend wird die Strafe sein. Z4.185.3 Teilen

186

Die Fürsten Judas hatten von den Worten Jeremias gehört. Sie kamen vom Hause des Königs und setzten sich an den Eingang zum Haus des Herrn. „Und die Priester und Propheten sprachen vor den Fürsten und allem Volk: Dieser ist des Todes schuldig; denn er hat geweissagt wider diese Stadt, wie ihr mit euren Ohren gehört habt.“ Jeremia 26,11. Aber Jeremia stand unerschrocken vor den Fürsten und dem Volk und erklärte: „Der Herr hat mich gesandt, dass ich solches alles, was ihr gehört habt, sollte weissagen wider dies Haus und wider diese Stadt. So bessert nun euer Wesen und Wandel und gehorcht der Stimme des Herrn, eures Gottes, so wird den Herrn auch gereuen das Übel, das er wider euch geredet hat. Siehe, ich bin in euren Händen; ihr mögt es machen mit mir, wie es euch recht und gut dünkt. Doch sollt ihr wissen: wo ihr mich tötet, so werdet ihr unschuldig Blut laden auf euch selbst, auf diese Stadt und ihre Einwohner. Denn wahrlich, der Herr hat mich zu euch gesandt, dass ich solches alles vor euren Ohren reden soll.“ Jeremia 26,12-15. Z4.186.1 Teilen

Hätte der Prophet sich von den Drohungen der Männer in hoher Position und dem Geschrei des Pöbels einschüchtern lassen, wäre seine Botschaft wirkungslos gewesen, und er würde sein Leben eingebüßt haben. Doch der Mut, mit dem er seiner schmerzlichen Aufgabe nachkam, gebot dem Volk Respekt und beeinflusste die Fürsten zu seinen Gunsten. So erweckte Gott für seinen Diener Verteidiger. Sie redeten mit den Priestern und falschen Propheten und zeigten ihnen, wie unklug doch die Maßnahmen seien, die sie vorschlugen. Z4.186.2 Teilen

Der Einfluss dieser hohen Persönlichkeiten hinterließ Eindrücke beim Volk. Die Ältesten vereinigten sich im Protest gegen den Beschluss der Priester, Jeremias Los betreffend. Sie führten den Fall von Micha an, der Strafgerichte über Jerusalem voraussagte: „Zion wird wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zum Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer wilden Höhe.“ Dann sprachen sie: „Doch ließ ihn Hiskia, der König Juda‘s und das ganze Juda darum nicht töten; ja sie fürchteten vielmehr den Herrn und beteten vor dem Herrn. Da reute auch den Herrn das Übel, das er wider sie geredet hatte. Darum täten wir sehr übel wider unsre Seelen.“ Jeremia 26,18.19. Z4.186.3 Teilen

187

Durch die Fürsprache Ahikams und anderer wurde des Propheten Jeremia Leben verschont; obgleich es vielen der Priester und falschen Propheten gefallen hätte, ihn wegen Aufruhrs zu töten, wie sie behaupteten, denn sie konnten die Wahrheit nicht ertragen, die ihre Gottlosigkeit bloßstellte. Z4.187.1 Teilen

Leider blieb Israel unbußfertig. Der Herr sah, dass sie um ihrer Sünde willen bestraft werden mussten. So unterwies er Jeremia, ein Joch zu machen und es an seinen Hals zu hängen. Auch den Königen zu Edom, Moab, Ammon, Tyrus und Sidon sollte er je ein Joch senden und den Boten gebieten zu sagen, dass Gott all diese Länder Nebukadnezar, dem König in Babylon, gegeben hat und dass all diese Nationen ihm und seinen Nachkommen eine bestimmte Zeit dienen sollten, bis Gott sie befreite. Sie sollten sagen, dass, wenn diese Nationen sich weigerten, dem König von Babylon zu dienen, sie mit Hunger, Schwert und Pestilenz gezüchtigt werden würden, bis sie aufgerieben wären. „Darum“, sagte der Herr, „so gehorchet nicht euren Propheten, Weissagern, Traumdeutern, Tagewählern und Zauberern, die euch sagen: Ihr werdet nicht dienen müssen dem König zu Babel. Denn sie weissagen euch falsch, auf dass sie euch fern aus eurem Lande bringen und ich euch ausstoße und ihr umkommt. Denn welches Volk seinen Hals ergibt unter das Joch des Königs zu Babel und dient ihm, das will ich in seinem Lande lassen, dass es dasselbe baue und bewohne, spricht der Herr.“ Jeremia 27,9-11. Z4.187.2 Teilen

Jeremia erklärte, dass sie das Knechtschaftsjoch siebzig Jahre lang tragen müssten, und dass die Gefangenen, die sich schon in den Händen des Königs von Babylon befanden, und die Gefäße aus dem Hause des Herrn, die er mitgenommen hatte, auch in Babylon verbleiben sollten, bis die Zeit verstrichen war. Am Ende der siebzig Jahre hingegen würde Gott sie aus ihrer Knechtschaft befreien, ihre Unterdrücker bestrafen und den stolzen König Babylons unterwerfen. Z4.187.3 Teilen

188

Botschafter aus den genannten Nationen kamen zum König von Juda, um über einen Krieg mit dem babylonischen König zu beraten. Aber der Prophet Gottes, der die Symbole der Unterwerfung trug, richtete diesen Nationen die Botschaft des Herrn aus und gebot ihnen, diese an die verschiedenen Könige weiterzugeben. Dies war die leichteste Strafe, die ein barmherziger Gott über ein so empörerisches Volk verhängen konnte. Würden sie sich gegen diese Verordnung der Knechtschaft auflehnen, dann sollten sie die ganze Strenge seiner Züchtigung zu spüren bekommen. Sie wurden getreulich gewarnt, nicht auf die falschen Lehrer zu hören, die ihnen Lügen prophezeiten. Z4.188.1 Teilen

Das Erstaunen des versammelten Rates der Nationen kannte keine Grenzen, als Jeremia, das Joch der Unterwerfung an seinem Hals, den Willen Gottes kundtat. Aber Hananja, einer der falschen Propheten, vor denen Gott sein Volk gewarnt hatte, erhob seine Stimme in Widerspruch zu der gegebenen Prophezeiung. Um die Gunst des Königs und seines Hofes zu erlangen, behauptete er, Gott habe ihm Worte der Ermutigung für die Juden gegeben. Er sagte: „Ehe zwei Jahre um sind, will ich alle Gefäße des Hauses des Herrn, welche Nebukadnezar, der König zu Babel, hat von diesem Ort weggenommen und gen Babel geführt, wiederum an diesen Ort bringen; dazu Jechonja, den Sohn Jojakims, den König Juda‘s samt allen Gefangenen aus Juda, die gen Babel geführt sind, will ich auch wieder an diesen Ort bringen, spricht der Herr; denn ich will das Joch des Königs zu Babel zerbrechen.“ Jeremia 28,3.4. Z4.188.2 Teilen

Jeremia erklärte in Gegenwart aller Priester und des Volkes, dass es sein ernster Herzenswunsch wäre, Gott möchte sein Volk so begünstigen, dass die Gefäße vom Hause des Herrn und die Gefangenen von Babylon zurückkehren möchten. Doch dies könnte nur unter der Bedingung geschehen, dass das Volk bereute, sich vom bösen Wege abwandte und Gottes Gesetz gehorchte. Jeremia liebte sein Land und wünschte innig, dass die geweissagte Zerstörung durch Demütigung vonseiten des Volkes verhindert würde. Andererseits wusste er, dass dieser Wunsch umsonst war. Er hoffte, dass die Bestrafung Israels so leicht wie möglich sein möchte. Darum bat er sie aufs ernstlichste, sich dem König von Babylon für die vorbestimmte Zeit zu unterwerfen. Z4.188.3 Teilen

189

Er bat sie inständig, auf die Worte zu hören, die er sprach. Er zitierte ihnen die Prophezeiungen von Hosea, Habakuk, Zephanja und anderer, deren Botschaften des Tadels und der Warnung den seinen ähnlich waren. Er verwies sie auf Ereignisse, die in ihrer Vergangenheit als Erfüllung von Prophetien der Vergeltung für unbereute Sünden geschehen waren. Manchmal hatten sich, wie in diesem Fall, Männer im Widerspruch zu Gottes Botschaft erhoben und hatten Frieden und Wohlergehen geweissagt, um die Furcht des Volkes zu beschwichtigen und die Gunst der Obrigkeit zu erlangen. Aber in jedem früheren Fall kamen Gottes Gerichte über Israel, wie die wahren Propheten vorausgesagt hatten. Er sagte: „Wenn aber ein Prophet von Frieden weissagt, den wird man kennen, ob ihn der Herr wahrhaftig gesandt hat, wenn sein Wort erfüllt wird.“ Jeremia 28,9. Wenn Israel es riskieren wollte, würden die zukünftigen Entwicklungen wirksam entscheiden, wer der falsche Prophet war. Hananja, wütend über diese Worte, nahm das Joch von Jeremias Hals und zerbrach es. „Und Hananja sprach in Gegenwart des ganzen Volks: So spricht der Herr: Ebenso will ich zerbrechen das Joch Nebukadnezars, des Königs zu Babel, ehe zwei Jahre um kommen, vom Halse aller Völker. Und der Prophet Jeremia ging seines Weges.“ Jeremia 28,11. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Er hatte das Volk vor der Gefahr gewarnt. Er hatte den einzigen Weg gewiesen, auf dem sie Gottes Gunst wiedererlangen konnten. Obgleich sein einziges Verbrechen darin bestand, dass er treu Gottes Botschaft an ein ungläubiges Volk weitergegeben hatte, waren seine Worte verspottet worden. Männer in verantwortlichen Stellungen hatten ihn verklagt und versucht, das Volk anzustacheln, ihn zu töten. Z4.189.1 Teilen

Aber Jeremia wurde eine weitere Botschaft gegeben: „Geh hin und sage Hananja: So spricht der Herr: Du hast das hölzerne Joch zerbrochen und hast nun ein eisernes Joch an jenes Statt gemacht. Denn so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Ein eisernes Joch habe ich allen diesen Völkern an den Hals gehängt, damit sie dienen sollen Nebukadnezar, dem König zu Babel, und müssen ihm dienen; denn ich habe ihm auch die wilden Tiere gegeben. Und der Prophet Jeremia sprach zum Propheten Hananja: Höre doch, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, und du hast gemacht, dass dies Volk auf Lügen sich verlässt. Darum spricht der Herr also: Siehe, ich will dich vom Erdboden nehmen; dies Jahr sollst du sterben; denn du hast sie mit deiner Rede vom Herrn abgewendet. Also starb der Prophet Hananja desselben Jahres im siebenten Monat.“ Jeremia 28,13-17. Z4.189.2 Teilen

190

Dieser falsche Prophet hatte den Unglauben des Volkes bezüglich Jeremias und seiner Botschaft ermutigt. Er hatte fälschlich erklärt, des Herrn Bote zu sein, und erlitt den Tod für sein furchtbares Verbrechen. Im fünften Monat sagte Jeremia Hananjas Tod voraus, und im siebenten Monat bewies sein Tod, dass die Worte des Propheten der Wahrheit entsprachen. Z4.190.1 Teilen

Gott hatte gesagt, dass sein Volk bewahrt bleiben und das auferlegte Joch leicht sein würde, wenn sie sich klaglos seinem Plan unterwerfen würden. Ihre Dienstbarkeit wurde durch ein hölzernes Joch dargestellt, das leicht zu tragen war. Widerstand würde jedoch mit entsprechender Härte begegnet werden, dargestellt durch ein eisernes Joch. Gott beabsichtigte, den König von Babylon in Schranken zu halten, so dass es keinen Verlust an Menschenleben oder schwere Unterdrückung geben würde. Aber durch die Verachtung seiner Warnung und seiner Gebote brachten sie die Knechtschaft in ihrer ganzen Grausamkeit über sich. Es war dem Volk viel angenehmer, auf die Botschaft des falschen Propheten zu hören, der ihnen Wohlergehen predigte; deshalb wurde sie angenommen. Es verwundete ihren Stolz, dass ihnen ständig ihre Sünden vor Augen gehalten wurden. Sie wollten sie am liebsten nicht mehr sehen. Wie viel besser wäre es, sie totzuschweigen! Sie befanden sich in solcher moralischen Finsternis, dass sie die Schwere ihrer Schuld weder erkannten noch die Botschaften des Tadels und der Warnung würdigten, die Gott ihnen sandte. Wäre ihnen ihr Ungehorsam recht zum Bewusstsein gekommen, so würden sie Gottes gerechtes Handeln anerkannt und die Autorität seines Propheten respektiert haben. Gott ersuchte sie, Buße zu tun, damit er ihnen die Demütigung ersparen konnte. Er wollte nicht, dass ein Volk, das seinen Namen trug, einer heidnischen Nation tributpflichtig wurde. Aber sie verspotteten seinen Rat und folgten falschen Propheten. Z4.190.2 Teilen

191

Der Herr gebot Jeremia dann, Briefe an die Fürsten, Ältesten, Priester, Propheten und alle vom Volk zu schreiben, die sich als Gefangene in Babylon befanden, dass sie sich nicht durch den Glauben an eine nahe Befreiung verführen lassen sollten, sondern sich still ihren Unterwerfern beugen, ihrer Beschäftigung nachgehen und sich ein friedliches Heim bei ihren Eroberern schaffen sollten. Der Herr gebot ihnen, ihren Propheten oder Wahrsagern nicht zu gestatten, sie durch falsche Erwartungen zu betrügen. Er versicherte ihnen hingegen durch Jeremia, dass sie nach siebzigjähriger Gefangenschaft wieder nach Jerusalem zurückkehren dürften. Er würde auf ihre Gebete hören und ihnen seine Gunst zuwenden, wenn sie sich ihm von ganzem Herzen zuwandten. „So will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr, und will euer Gefängnis wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, dahin ich euch verstoßen habe, spricht der Herr, und will euch wiederum an diesen Ort bringen, von dem ich euch habe lassen wegführen.“ Jeremia 29,14. Z4.191.1 Teilen

Mit welch zärtlichem Mitgefühl informierte Gott sein gefangenes Volk betreffs seiner Pläne für Israel! Er wusste, welche Leiden und welches Unglück sie erleiden würden, wenn sie zu der Annahme verführt werden könnten, dass sie bald der Bande ledig sein und nach Jerusalem zurückkehren könnten, wie die falschen Propheten behaupteten. Er wusste, dass dieser Glaube ihre Lage sehr erschweren würde. Der geringste Anschein von Aufstand ihrerseits hätte die Wachsamkeit und Strenge des Königs erweckt, und ihre Freiheit wäre sehr eingeschränkt worden. Gott wollte, dass sie sich still in ihr Schicksal ergaben und dass sich ihre Knechtschaft so leicht wie möglich gestaltete. Z4.191.2 Teilen

Es gab noch zwei weitere falsche Propheten, Ahab und Zedekia, die im Namen des Herrn Lügen prophezeiten. Diese Männer gaben sich als heilige Lehrer aus, aber ihr Leben war verdorben, und sie waren Sklaven der Sünde. Der Prophet Gottes hatte ihren bösen Wandel verurteilt und sie vor ihrer Gefahr gewarnt. Anstatt aber Buße zu tun und sich zu ändern, waren sie zornig auf den, der ihre Sünden gestraft hatte, und suchten nun, sein Werk zu hintertreiben, indem sie das Volk veranlassten, seinen Worten nicht zu glauben und sich — entgegen dem göttlichen Rat — dem König von Babylon nicht zu unterwerfen. Der Herr bezeugte durch Jeremia, dass diese falschen Propheten den Händen des Königs von Babylon überliefert und vor seinen Augen erschlagen werden würden. Diese Voraussage erfüllte sich genau. Z4.191.3 Teilen

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Andere falsche Propheten erhoben sich und säten Verwirrung unter dem Volk. Sie veranlassten es, den göttlichen Befehlen durch Jeremia keine Beachtung zu schenken. Als Folge ihrer furchtbaren Sünde, das Volk zur Empörung gegen Gott anzustacheln, wurden seine Gerichte über sie angekündigt. Z4.192.1 Teilen

Gerade solche Männer erheben sich in diesen Tagen, um Verwirrung und Empörung unter dem Volk zu verbreiten, das sich zum Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz bekennt. Aber genauso gewiss, wie das göttliche Gericht jene falschen Propheten heimsuchte, werden auch diese bösen Arbeiter vom vollen Maß der Vergeltung getroffen werden, denn der Herr hat sich nicht geändert. Solche, die Lügen predigen, ermutigen die Menschen, die Sünde leicht zu nehmen. Wenn die schrecklichen Folgen ihrer Sünden offenbar werden, dann versuchen sie, wenn möglich, den für ihre Schwierigkeiten verantwortlich zu machen, der sie zuvor getreulich warnte, gleichwie die Juden Jeremia wegen ihres üblen Schicksals verklagten. Z4.192.2 Teilen

Die den Kurs der Rebellion gegen den Herrn einschlagen, können immer falsche Propheten finden, die ihr Handeln rechtfertigen und ihnen zu ihrem Untergang schmeicheln. Lügenhafte Worte schaffen oftmals Freunde, wie im Falle von Ahab und Zedekia. Diese falschen Propheten in ihrem vorgeblichen Eifer für Gott fanden viel mehr, die ihnen glaubten und nachfolgten, als der wahre Prophet, der die schlichte Botschaft des Herrn übermittelte. Z4.192.3 Teilen

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