Portrait von Ellen White
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Besuch in Texas
Besuch in Texas
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Am Donnerstag besuchten wir das Heim von Bruder McDearman in Grand Prairie. Hier traf unsere Tochter mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Schwester zusammen, die dem Tode sehr nahe gewesen waren wegen einer Fiebererkrankung, die während der vergangenen Monate im Staat gewütet hatte. Es bereitete uns große Freude, dieser angefochtenen Familie beizustehen, die uns in früheren Jahren freigebig in unseren Schwierigkeiten geholfen hatte. Z4.333.1 Teilen

Als wir sie verließen, hatten sie sich etwas erholt. Wir besuchten die Lagerversammlung in Plano, die vom 12. bis 19. November dauerte. Bei der Eröffnung war das Wetter angenehm. Doch bald begann es zu regnen, und dies, verbunden mit starkem Wind, verhinderte eine allgemeine Teilnahme aus der weiteren Umgebung. Hier trafen wir unsere alten Freunde, Ältester. R.M. Kilgore und seine Frau. Wir waren hocherfreut, eine gute Anzahl von Geschwistern vorzufinden. Welche Vorurteile auch gegen die Leute aus dem Norden geherrscht haben mögen — nichts davon machte sich bei diesen Geschwistern bemerkbar. Z4.333.2 Teilen

Mein Zeugnis wurde nirgendwo bereitwilliger und herzlicher angenommen als von diesen Seelen. Ich wurde sehr an der Arbeit in dem großen Staat Texas interessiert. Es war immer Satans Absicht, jedes wichtige Feld vorher in Besitz zu nehmen. Und nie war er scheinbar mehr beschäftigt, dem Eingang der Wahrheit in irgendeinem Staat entgegenzuwirken, wie hier in Texas. Dies ist mir der beste Beweis, dass hier ein großes Werk getan werden muss. Z4.333.3 Teilen

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In meinem letzten Gesicht während unserer allgemeinen Lagerversammlung in Battle Creek sah ich, dass wir als Volk in der Gefahr stehen, eher der Welt als dem Bilde Christi ähnlich zu werden. Wir stehen jetzt unmittelbar an den Grenzen der ewigen Welt. Die Absicht Satans besteht aber darin, uns so zu führen, dass wir das Ende der Zeit in weite Ferne gerückt wähnen. Der Feind der Seelen wird auf jede nur denkbare Art alle angreifen, die sich zu dem Volk bekennen, das Gottes Gebote hält und das zweite Kommen unseres Heilandes „in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit“ erwartet. Er wird so viele wie möglich dazu verleiten, den unheilvollen Tag hinwegzudenken, im Geist der Welt ähnlich zu werden und ihre Gewohnheiten nachzuahmen. Ich war bestürzt, als ich sah, dass weltliche Gesinnung die Herzen und Sinne vieler Menschen beherrscht, die sich in besonderer Weise zur Wahrheit bekennen. Sie hegen Eigennutz und Nachsicht mit sich selbst, aber aufrichtige Frömmigkeit und echte Redlichkeit werden vernachlässigt. Z4.334.1 Teilen

Der Engel Gottes wies auf jene, die sich zur Wahrheit bekennen, und wiederholte mit ernster Stimme diese Worte: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid nun wach allezeit und betet, dass ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.“ Lukas 21,34-36. Z4.334.2 Teilen

Angesichts der Kürze der Zeit sollten wir als ein Volk wachen und beten und in keinem Fall das feierliche Werk vernachlässigen, uns auf das vor uns liegende große Ereignis vorzubereiten. Weil die Frist offenbar verlängert worden ist, wurden viele in ihren Worten und Taten sorglos und gleichgültig. Sie sind sich der Gefahr nicht bewusst, in der sie sich befinden. Sie sehen und erkennen in der Verlängerung ihrer Prüfungszeit nicht die Gnade Gottes, der ihnen Zeit gibt, gute Charaktere für das künftige, unsterbliche Leben zu formen. Jeder Augenblick ist von höchstem Wert. Zeit wird ihnen nicht gewährt, damit sie nach ihrem eigenen Wohlbehagen trachten und auf Erden sesshaft werden können, sondern damit sie sich bemühen, jeden Charakterfehler zu überwinden. Während dieser Zeit sollten sie anderen durch ihr Beispiel und ihr persönliches Bemühen helfen, die Schönheit der Heiligkeit zu schauen. Gott hat auf dieser Erde ein Volk, dessen Glieder die Schriften der sich schnell erfüllenden Prophezeiungen gläubig und in heiliger Hoffnung erforschen und danach trachten, ihre Seelen im Gehorsam der Wahrheit zu läutern, damit man sie nicht ohne hochzeitlich Kleid antreffe, wenn Christus erscheinen wird. Z4.334.3 Teilen

335

Viele, die sich selbst Adventisten nannten, haben eine bestimmte Zeit festgesetzt. Immer wieder ist der Zeitpunkt für das Kommen Christi vorhergesagt worden. Die Folge davon waren wiederholte Fehlschläge. Uns wird erklärt, dass die genaue Zeit der Wiederkunft unseres Herrn außerhalb des Erkenntnisvermögens Sterblicher liegt. Selbst die Engel, die dienstbaren Geister der zukünftigen Erben des Heils, wissen weder Tag noch Stunde. „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.“ Matthäus 24,36. Weil die wiederholt festgesetzten Zeitpunkte ereignislos vorübergingen, hat die Welt viel entschiedener als zuvor den Glauben an das nahe Kommen Christi verloren. Angewidert blicken die Menschen auf die Fehlschläge jener Zeitbestimmer. Sie wenden sich von der im Worte Gottes bekräftigten Wahrheit ab, dass das Ende aller Dinge nahe sei, weil sie so getäuscht worden sind. Z4.335.1 Teilen

Alle, die vermessen einen bestimmten Zeitpunkt predigen, befriedigen dadurch den Feind der Seelen, denn sie fördern eher den Unglauben als das Christentum. Sie führen Schrifttexte an und lehren mit Hilfe falscher Auslegungen eine Beweiskette, die ihre Stellung scheinbar bestätigt. Das Fehlschlagen ihrer Prophezeiungen zeigt jedoch, dass sie falsche Propheten sind und die Worte göttlicher Eingebung nicht richtig gedeutet haben. Gottes Wort ist wahr und wirklich, aber Menschen haben seinen Sinn verfälscht. Diese Irrtümer haben die für diese letzten Tage gegebene Wahrheit Gottes in Misskredit gebracht. Adventisten werden von Predigern aller Gemeinschaften verhöhnt. Dennoch dürfen Gottes Diener nicht schweigen. Die im prophetischen Wort vorausgesagten Zeichen erfüllen sich schnell ringsumher. Diese Tatsache sollte jeden wahren Nachfolger Christi zu eifrigem Handeln anspornen. Z4.335.2 Teilen

336

Wer da glaubt, er müsse einen bestimmten Zeitpunkt verkündigen, um auf die Menschen Eindruck zu machen, der geht von einem völlig falschen Standpunkt aus. Es mag sein, dass bei manchen Menschen Gefühle erregt und Ängste hervorgerufen werden. Sie handeln aber nicht aus grundsätzlichen Erwägungen. Eine Erregung macht sich bemerkbar. Wenn die Zeit aber vorübergeht, wie es wiederholt geschehen ist, werden die durch diese Zeitangabe erregten Menschen gleichgültig und fallen in Finsternis und Sünde zurück, und es ist fast unmöglich, ihr Gewissen ohne irgendeinen großen Antrieb wieder zu wecken. Z4.336.1 Teilen

In den Tagen Noahs verlachten die Bewohner der Alten Welt die, wie sie es nannten, übertriebenen Befürchtungen und Voraussagen des Predigers der Gerechtigkeit. Er wurde angeklagt, ein Phantast, Fanatiker und Bangemacher zu sein. „Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird‘s auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes.“ Lukas 17,26. Die Menschen werden die ernste Warnungsbotschaft in unseren Tagen ebenso zurückweisen, wie sie diese Botschaft zurzeit Noahs zurückwiesen. Sie werden auf jene falschen Lehrer verweisen, die das Ereignis vorhergesagt und die genaue Zeit festgesetzt haben, und sagen, dass sie unserer Warnung nicht mehr Glauben schenken können als deren Auffassungen. So verhält sich die Welt heute. Der Unglaube ist weit verbreitet, und die Verkündigung des Kommens Christi wird verlacht und verspottet. Um so nötiger ist es, dass alle, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen, ihren Glauben durch ihre Werke kundtun. Sie sollten durch die Wahrheit, die sie zu glauben bekennen, geheiligt werden, denn sie sind für andere ein Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tode. Z4.336.2 Teilen

Noah predigte den Menschen seiner Zeit, Gott würde ihnen hundertzwanzig Jahre geben, in denen sie ihre Sünden bereuen und in der Arche Zuflucht finden könnten. Sie aber verwarfen die gnädige Einladung. Ihnen wurde reichlich Zeit gegeben, sich von ihren Sünden abzukehren, ihre schlechten Gewohnheiten abzulegen und rechtschaffene Charaktere zu entwickeln. Aber die Neigung zu sündigen, wenngleich bei vielen anfänglich schwach entwickelt, erstarkte durch Wiederholung und trieb jene Menschen in nicht wiedergutzumachendes Verderben. Mit Hohngelächter, Gespött und Verachtung wiesen sie die gnädige Warnung Gottes zurück. So wurden sie der Finsternis überlassen, und sie folgten dem Weg, den ihr sündhaftes Herz gewählt hatte. Aber ihr Unglaube hielt die vorhergesagte Katastrophe nicht auf. Sie trat ein, und gewaltig war der Zorn Gottes, den man an dem allgemeinen Untergang erkennen konnte. Z4.336.3 Teilen

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Die folgenden Worte Christi sollten in die Herzen aller Menschen dringen, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch.“ Lukas 21,34. Die Gefahr, in der wir schweben, wird uns von Christo selbst vor Augen geführt, denn er kannte die Gefahren, denen wir in diesen letzten Tagen ausgesetzt sind, und möchte uns auf sie vorbereiten. „Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird‘s auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes.“ Lukas 17,26. Sie aßen und tranken, pflanzten und bauten, freiten und ließen sich freien und achteten‘s nicht, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging und die Flut kam und sie alle dahinnahm. Der Tag Gottes wird die Menschen in einem ähnlichen Zustand vorfinden, ganz in Anspruch genommen von weltlichen Geschäften und Vergnügungen, Festgelagen und Völlerei. Sie geben sich ganz der befleckenden Gewohnheit hin, alkoholischen Getränken und narkotischem Tabak zu frönen. Darin spiegelt sich bereits der Zustand unserer Welt. Diese Schwächen finden sich sogar unter den bekenntlichen Kindern Gottes, von denen einige die Gewohnheiten der Welt nachahmen und an deren Sünden teilnehmen. Rechtsanwälte, Handwerker, Landwirte, Kaufleute und selbst Prediger brechen in jene verhängnisvollen Worte aus: „Es ist Friede, es hat keine Gefahr“; dabei wird sie das Verderben schnell überfallen. Z4.337.1 Teilen

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Der Glaube an das baldige Kommen des Menschensohnes in den Wolken des Himmels wird den wahren Christen nicht veranlassen, seine alltäglichen Lebensaufgaben nachlässig und achtlos zu erfüllen. Wer Christus erwartet und nach seinem baldigen Erscheinen ausschaut, wird nicht untätig sein, sondern seinen geschäftlichen Angelegenheiten fleißig nachgehen. Er wird seine Arbeit nicht unachtsam und unredlich, sondern gewissenhaft, schnell und gründlich ausführen. Wer sich selbst schmeichelt, dass die unbekümmerte Nichtachtung weltlicher Dinge ein Beweis seiner geistlichen Einstellung und seiner Loslösung von der Welt sei, täuscht sich gewaltig. Seine Wahrhaftigkeit, Treue und Rechtschaffenheit werden an weltlich-vergänglichen Dingen geprüft und erprobt. Wer im Geringsten treu ist, wird auch im Großen treu sein. Z4.338.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass darin viele die Prüfung nicht bestehen werden. In der Handhabung ihrer weltlichen Interessen enthüllen sie ihren wahren Charakter. Im Umgang mit ihren Mitmenschen verhalten sie sich betrügerisch, unehrlich und ränkevoll. Sie bedenken weder, dass ihr zukünftiges, ewiges Heil davon abhängt, wie sie ihre Lebensinteressen wahrnehmen, noch dass peinlichste Lauterkeit für die Bildung eines rechtschaffenen Charakters unerlässlich ist. Überall in unseren Reihen kommt Unredlichkeit vor. Dies ist die Ursache des lauen Verhaltens bei vielen, die angeblich an die Wahrheit glauben. Sie sind nicht mit Christo verbunden und betrügen sich selbst. Mich betrübt die Feststellung, dass selbst unter Sabbathaltern eine beunruhigende Unaufrichtigkeit herrscht. Z4.338.2 Teilen

Ich wurde auf Christi Bergpredigt hingewiesen. Die Anweisung des großen Lehrers lautet: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten.“ Matthäus 7,12. Dieses Gebot Christi ist außerordentlich wichtig und sollte genauestens befolgt werden. Es gleicht goldenen Äpfeln auf silbernen Schalen. Wie viele führen in ihrem Leben die hier von Christo eingeschärften Grundsätze aus und behandeln andere Menschen so, wie sie selbst unter ähnlichen Umständen behandelt werden möchten? Bitte, Freunde, gebt Antwort! Z4.338.3 Teilen

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Wer unbeugsame Redlichkeit an den Tag legt, ist, gemessen an dem Maßstab Christi, ein rechtschaffener Mensch. Falsches Gewicht und fehlerhafte Waagen, mit denen viele ihren weltlichen Gewinn zu verbessern suchen, sind in Gottes Augen ein Gräuel. Dennoch gehen viele von denen, die angeblich die Gebote Gottes halten, mit falschen Gewichten und Waagen um. Wenn ein Mensch wirklich mit Gott verbunden ist und gewissenhaft sein Gesetz hält, wird sein Leben diese Tatsache offenbaren; denn all sein Handeln wird mit den Lehren Christi übereinstimmen. Er wird seine Ehre nicht um des Gewinns willen verkaufen. Seine Grundsätze stehen auf einem festen Fundament, und sein Verhalten in weltlichen Dingen ist das getreue Abbild dieser Grundsätze. Unerschütterliche Rechtschaffenheit leuchtet inmitten des Abfalls und Unrats der Welt wie Gold hervor. Falschheit und Untreue können bemäntelt und vor den Augen der Menschen verborgen werden, aber nicht vor den Augen Gottes. Die Engel Gottes, die die Charakterentwicklung aufmerksam beobachten und die sittlichen Werte abwägen, vermerken diese geringfügigen, den Charakter enthüllenden Verrichtungen in den Büchern des Himmels. Ist ein Arbeiter in seinen täglichen Lebensaufgaben unzuverlässig und in seiner Arbeit oberflächlich, so urteilt die Welt nicht ungerecht, wenn sie seine Glaubenshaltung dementsprechend einschätzt. Z4.339.1 Teilen

„Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.“ Lukas 16,10. Nicht durch ihre Größe wird eine Sache recht oder unrecht. Wie ein Mensch mit seinen Mitmenschen verfährt, so verfährt er auch mit Gott. Wer mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig ist, wird niemals mit den wahren Schätzen betraut werden. Die Kinder Gottes sollten stets daran denken, dass sie in all ihren geschäftlichen Verhandlungen geprüft und auf den Waagen des Heiligtums gewogen werden. Z4.339.2 Teilen

Christus sprach: „Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. ... Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Matthäus 7,18.20. Die Taten im Leben eines Menschen sind die Früchte, die er trägt. Wenn der Mensch in weltlichen Dingen unzuverlässig und unehrlich ist, bringt er Dornen und Disteln hervor; er ist im religiösen Leben untreu und täuscht Gott an Zehnten und Gaben. Z4.339.3 Teilen

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Die Bibel verurteilt alle Lügenhaftigkeit, betrügerische Handlungsweise und Unehrlichkeit in schärfsten Ausdrücken. Recht und Unrecht sind deutlich bezeichnet. Ich habe jedoch gesehen, dass sich Gottes Kinder auf das Gebiet des Feindes begeben haben. Sie haben sich seinen Versuchungen ergeben und folgen seinen Listen, bis ihr Empfindungsvermögen schrecklich abgestumpft ist. Eine geringe Abweichung von der Wahrheit und von den Forderungen Gottes wird schließlich als nicht mehr so sündhaft empfunden, wenn finanzielle Gewinne oder Verluste damit verbunden sind. Sünde bleibt jedoch Sünde, ganz gleich, ob sie von einem Millionär oder von dem Bettler auf der Straße begangen wird. Wer durch falsche Vorspiegelungen Besitztum erwirbt, spricht sich selbst das Verdammungsurteil. Alles, was durch List und Betrug hinzukommt, wird für den Empfänger zum Fluch werden. Z4.340.1 Teilen

Adam und Eva erfuhren die schrecklichen Folgen ihres Ungehorsams gegenüber dem ausdrücklichen Gebot Gottes. Sie mögen überlegt haben: Dies ist nur ein sehr geringfügiges Vergehen, das niemals angerechnet werden wird. Aber Gott behandelte diesen Fall als ein furchtbares Übel, und das Unheil ihrer Übertretung wird alle Zeiten hindurch fühlbar sein. In der gegenwärtigen Zeit werden von den bekenntlichen Kindern Gottes oftmals weitaus größere Sünden begangen. Sie lügen und betrügen in Geschäftsangelegenheiten, so dass sie Schande über das Werk Gottes bringen und sich den Zorn des Allmächtigen zuziehen. Die geringste Abkehr von Wahrheit und Redlichkeit ist eine Übertretung des Gesetzes Gottes. Ständige Nachsicht gegenüber der Sünde lässt dem Menschen die Missetat zur Gewohnheit werden, mildert aber nicht den verschlimmerten Charakter der Sünde. Gott hat unwandelbare Grundsätze aufgestellt, die er, ohne sein ganzes Wesen abzuwandeln, nicht ändern kann. Wenn alle, die angeblich der Wahrheit glauben, Gottes Wort gewissenhaft durchforschten, wären sie in geistlichen Dingen nicht so verkümmert. Wer Gottes Forderungen in diesem Leben missachtet, wird seine Autorität auch im Himmel nicht anerkennen. Z4.340.2 Teilen

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Im Wort Gottes wird uns jede Art von Unsittlichkeit deutlich geschildert; ihre Folgen werden vor uns ausgebreitet. Die Befriedigung niederer Leidenschaften wird uns in ihrem abstoßendsten Charakter gezeigt. Niemand braucht fehlzugehen, wie verfinstert sein Verständnis auch immer sein mag. Ich habe aber gesehen, dass viele Menschen, die angeblich allen Geboten Gottes folgen, diese Sünde nähren und pflegen. Gott wird jeden Menschen durch sein Wort richten. Z4.341.1 Teilen

Christus sagte: „Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist‘s, die von mir zeuget.“ Johannes 5,39. Die Bibel ist ein unfehlbarer Führer. Sie verlangt vollkommene Reinheit in Worten, Gedanken und Taten. Nur tugendhaften und makellosen Charakteren wird es gestattet sein, in die Gegenwart des reinen und heiligen Gottes zu treten. Würde das Wort Gottes durchforscht und befolgt, es führte die Menschenkinder, so wie die Israeliten des Nachts von einer Feuersäule und am Tage von einer Wolkensäule geführt wurden. Die Heilige Schrift enthält den Willen Gottes für die Menschen. Sie ist die einzig vollkommene Richtschnur für den Charakter und gibt die Pflicht des Menschen in allen Lebenslagen an. Wir haben in diesem Leben viele verantwortungsvolle Aufgaben zu erfüllen. Vernachlässigen wir sie, werden wir nicht nur über uns selbst Leid bringen, sondern dadurch auch über andere. Z4.341.2 Teilen

Männer und Frauen, die angeblich die Heilige Schrift verehren und ihren Lehren folgen, verfehlen in mancherlei Hinsicht, deren Ansprüche zu erfüllen. Ihre Kinder erziehen sie lieber nach ihrer eigenen verderbten Art als nach dem offenbarten Willen Gottes. Dieses Pflichtversäumnis verschuldet den Verlust tausender Seelen. Die Bibel enthält Regeln für die richtige Erziehung der Kinder. Wenn alle Eltern diese Forderungen Gottes beachtet hätten, sähen wir heute eine ganz anders geartete Klasse von Jugendlichen auf den Schauplatz des Lebens treten. Doch Eltern, die behaupten, die Heilige Schrift zu lesen und zu befolgen, widersprechen geradezu in ihrem Verhalten deren Lehren. Wir vernehmen den sorgen- und kummervollen Aufschrei der Väter und Mütter, die das Betragen ihrer Kinder beklagen, sich aber kaum bewusst werden, dass sie für diese Sorge und Qual selbst verantwortlich sind. Sie richten ihre Kinder durch ihre falsch angewandte Liebe zugrunde. Sie vergegenwärtigen sich nicht ihre ihnen von Gott aufgetragene Verantwortung, ihre Kinder von klein auf in rechten Gewohnheiten zu erziehen. Z4.341.3 Teilen

342

Liebe Eltern, ihr seid in hohem Maße für die Seelen eurer Kinder verantwortlich! Viele versäumen in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder diese Aufgabe. Sie meinen, wenn sie älter werden, dann wollten sie schon sehr sorgfältig allen falschen Einflüssen Einhalt gebieten und ihre Kinder recht erziehen. Doch die Eltern haben mit dieser Aufgabe schon dann zu beginnen, wenn die Kinder noch als Säuglinge in ihren Armen liegen. Außerdem ist es für Eltern nicht angebracht, ihre Kinder zu verhätscheln und ihren Launen nachzugeben. Ebenso wenig ist es ihr Recht, die Kinder zu misshandeln. Eine feste, entschlossene geradlinige Handlungsweise wird die besten Ergebnisse zeitigen. Z4.342.1 Teilen

Uns wurde eine erhabene und feierliche Wahrheit anvertraut, für die wir verantwortlich sind. Zu oft wird diese Wahrheit als kalte Theorie vorgeführt. Predigt um Predigt über Lehrpunkte wird Leuten gehalten, die kommen und gehen. Einige von ihnen werden nie wieder eine günstige Gelegenheit haben, überzeugt und zu Christo bekehrt zu werden. Goldene Gelegenheiten gehen verloren, indem sorgfältig ausgearbeitete Ansprachen gehalten werden, die das Ich zur Schau stellen, aber Christum nicht verherrlichen. Eine bloße Theorie der Wahrheit ohne lebendige Gottseligkeit kann nicht die moralische Finsternis durchdringen, wovon die Seele umgeben ist. Z4.342.2 Teilen

343

Kostbarste Schätze der Wahrheit werden oftmals durch die klugen Worte, in denen man sie vorführt, kraftlos gemacht, während es an der Macht des Geistes Gottes mangelt. Christus führte die Wahrheit in ihrer Einfachheit vor. Er erreichte nicht nur die Erhabensten, sondern auch die Niedrigsten auf Erden. Der Prediger, der Gottes Gesandter und Christi Stellvertreter auf Erden ist, der sich selbst erniedrigt, damit Gott erhöht werden kann, wird die wahre Beredsamkeit besitzen. Echte Frömmigkeit, eine enge Verbindung mit Gott und eine tägliche, lebendige Erfahrung in der Erkenntnis Christi wird selbst die stammelnde Zunge redegewandt machen. Z4.343.1 Teilen

Wenn ich den Mangel in jungen Gemeinden sehe, wenn ich ihr großes Bedürfnis lebendiger Gottseligkeit und ihren Mangel an wahrer religiöser Erfahrung wahrnehme, bin ich traurig. Ich weiß, dass jene, die ihnen die Botschaft der Wahrheit bringen, sie nicht richtig in allen Punkten unterweisen, die zur Vervollkommnung eines ebenmäßigen Charakters in Jesu Christo notwendig sind. Diese Dinge können von den Lehrern der Wahrheit zu lange vernachlässigt werden. Vom Evangelium sprechend, sagt Paulus: „Deren Diener ich geworden bin nach dem göttlichen Predigtamt, das mir gegeben ist unter euch, dass ich das Wort Gottes reichlich predigen soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott gewollt hat kundtun, welcher da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf dass wir darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu; daran ich auch arbeite und ringe, nach der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt.“ Kolosser 1,25-29. Z4.343.2 Teilen

Hier ist die Aufgabe der Diener Christi, ihre Qualifikation und die Macht der Gnade Gottes, die in ihnen wirkt, deutlich beschrieben. Gott hat es gefallen, mir kürzlich die große Unzulänglichkeit vieler zu zeigen, die sich Christi Stellvertreter nennen. Kurz gesagt, wenn es ihnen an Glauben und an einer Erkenntnis lebendiger Gottseligkeit mangelt, betrügen sie sich nicht nur selbst, sondern fehlen auch darin, jeden Menschen vollkommen in Christo darzustellen. Vielen, die sie zur Wahrheit bringen, fehlt die wahre Frömmigkeit, sie mögen eine Theorie der Wahrheit besitzen, sind aber nicht gründlich bekehrt. Ihre Herzen sind fleischlich. Sie bleiben nicht in Christo noch wohnt er in ihnen. Es ist die Pflicht der Prediger, die Theorie der Wahrheit vorzuführen. Aber sie dürfen sich nicht damit zufrieden geben. Sie sollten sich die Worte von Paulus zu eigen machen: „Daran ich auch arbeite und ringe, nach der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt.“ Kolosser 1,29. Z4.343.3 Teilen

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Eine lebendige Verbindung mit dem Oberhirten wird den Unterhirten zu einem lebendigen Stellvertreter Christi, wirklich zum Licht der Welt machen. Ein Verständnis all unserer Glaubenslehren ist tatsächlich notwendig. Aber von größerer Wichtigkeit ist, dass der Prediger durch die Wahrheit, die er zur Erleuchtung des Gewissens seiner Zuhörer vorführt, geheiligt ist. In einer Serie von Vorträgen sollte nicht eine Ansprache nur aus Theorie bestehen noch sollte ein einziges langatmiges, ermüdendes Gebet gesprochen werden. Solche Gebete erhört Gott nicht. Ich habe zu vielen prosaischen Gebeten, die einer Predigt glichen, gelauscht, die völlig fehl am Platz waren. Ein Gebet von halb so vielen Worten, innig und glaubensvoll dargebracht, hätte die Herzen der Zuhörer besänftigt. Statt dessen bemerkte ich, wie sie ungeduldig darauf warteten, dass jedes Wort das letzte sein möchte. Hätte der Prediger im Kämmerlein mit Gott gerungen, bis er im Glauben die ewige Verheißung: „Bittet, so werdet ihr empfangen“, ergreifen konnte, dann wäre er direkt zum Thema gekommen und hätte ernst und gläubig nur um das gebeten, was er brauchte. Z4.344.1 Teilen

Wir brauchen bekehrte Prediger. Andernfalls werden die durch ihre Arbeit gegründeten Gemeinden weder eingewurzelt noch imstande sein, allein zu stehen. Der treue Diener Christi wird Seelenlast fühlen. Er wird nicht nach Popularität trachten. Der christliche Prediger sollte nie das Podium betreten, ehe er nicht Gott im Kämmerlein gesucht und in enge Verbindung mit ihm getreten ist. In Demut kann er seine durstige Seele zu Gott erheben und mit dem Tau der Gnade erquickt werden, ehe er zum Volk spricht. Angetan mit der Salbung des Heiligen Geistes, die ihm Seelenlast auferlegt, wird er die Versammelten nicht entlassen, ohne ihnen Jesum Christum als des Sünders einzige Zuflucht vorgeführt und durch ernste Aufrufe ihre Herzen erreicht zu haben. Er sollte empfinden, dass er diesen Zuhörern vielleicht nie wieder begegnen mag bis zum großen Tag des Herrn. Z4.344.2 Teilen

345

Der Meister, der ihn erwählt hat, der die Herzen aller Menschen kennt, wird ihm helfen, Worte zur rechten Zeit und mit Macht zu sprechen. Und jene, die wahrhaft von der Sünde überzeugt und vom Weg der Wahrheit und dem Leben angezogen werden, haben genügend anderes zu tun, als den Prediger zu erhöhen und zu loben. Christus und seine Liebe werden über jedes menschliche Werkzeug erhöht werden. Der Mensch wird aus den Augen verloren, weil Christus verherrlicht wird und die Gedanken beansprucht. Viele sind zum Prediger bekehrt, ohne wahrhaft zu Christo bekehrt zu sein. Wir wundern uns über den Stumpfsinn, der die geistigen Sinne lähmt. Es mangelt an geistlicher Stärke. Leblose Gebete werden dargebracht, und die vorgetragenen Zeugnisse verfehlen, die Hörer zu erbauen und zu stärken. Jeder Diener Christi sollte sich fragen, was die Ursache ist. Z4.345.1 Teilen

Paulus schreibt an die Kolosser: „Wie ihr denn gelernt habt von Epaphrus, unserem lieben Mitdiener, welcher ist ein treuer Diener Christi für euch, der uns auch eröffnet hat eure Liebe im Geist,“ [nicht eine ungeheiligte Liebe der Verstandesschärfe, der Fähigkeit oder der Redegewandtheit des Predigers, sondern einer Liebe, vom Geiste Gottes geboren, die sein Diener in Wort und Charakter darstellte] „derhalben auch wir von dem Tage an, da wir‘s gehört haben, hören wir nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verständnis, dass ihr wandelt würdig dem Herrn zu allem Gefallen und fruchtbar seid in allen guten Werken und wachset in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft nach seiner herrlichen Macht zu aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden, und danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht.“ Kolosser 1,7-12. Z4.345.2 Teilen

346

Prediger, die in Orten und Städten die Wahrheit verkündigen, sollten sich nicht zufrieden geben noch ihre Arbeit als beendet betrachten, als bis jene, welche die Theorie der Wahrheit angenommen haben, in ihrem Verhalten die heiligende Kraft derselben beweisen und zeigen, dass sie wahrhaft zu Gott bekehrt sind. Es würde Gott mehr gefallen, sechs wahrhaft Bekehrte zur Wahrheit als Resultat ihrer Arbeit zu sehen als sechzig, die nur ein Lippenbekenntnis ablegen, ohne gründlich bekehrt zu sein. Diese Prediger sollten weniger Zeit aufs Predigen verwenden und einen Teil ihrer Kraft reservieren, um die Interessierten zu besuchen, mit ihnen zu beten und ihnen göttliche Unterweisung mit dem Ziel zu erteilen, „einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu“ (Kolosser 1,28) darzustellen. Z4.346.1 Teilen

Gottes Liebe muss im Herzen des Lehrers der Wahrheit lebendig sein. Sein eigenes Herz muss mit jener tiefen und innigen Liebe erfüllt sein, die Christus besaß. Dann kann sie auf andere überfließen. Prediger sollten lehren, dass alle, welche die Wahrheit annehmen, Frucht zur Ehre Gottes bringen müssen. Sie sollten lehren, dass täglich Selbstaufopferung praktiziert werden muss; dass viele Dinge, die gehegt wurden, aufgegeben werden und dass viele Pflichten, wie unangenehm sie scheinen mögen, erfüllt werden müssen. Geschäftsinteressen, soziale Zuneigungen, Bequemlichkeit, Ehre, Ansehen — alles muss gegenüber den höheren und größeren Ansprüchen Christi zurückstehen. Prediger, die keine lebendige Frömmigkeit besitzen, die ein Interesse bei den Leuten erwecken und dann die Arbeit unvollendet zurücklassen, machen es ihren Nachfolgern im Feld äußerst schwer, das Werk zu vollenden, das sie versäumten, zu beenden. Diese Männer werden einer Prüfung unterzogen, und wenn sie ihr Werk nicht treuer verrichten, werden sie nach einer nochmaligen Erprobung beiseitegesetzt als Bäume, die das Land hindern, als untreue Wächter. Z4.346.2 Teilen

Gott möchte nicht, dass Männer als Lehrer hinausgehen, die nicht ernsthaft ihre Lektionen gelernt haben und die nicht fortfahren zu studieren, damit sie jeden Punkt der gegenwärtigen Wahrheit verständlich und annehmbar vorführen können. Mit einer Erkenntnis der Theorie sollen sie fortwährend eine gründlichere Erkenntnis Jesu Christi verbinden. Regeln und Studium sind notwendig; aber der Prediger sollte ernstes Gebet damit verbinden. Ist er nicht treu, wird er Holz, Heu und Stoppeln zum Fundament bringen, welche durch das Feuer des letzten Tages verzehrt werden. Gebet und Studium müssen Hand in Hand gehen. Der Umstand, dass der Prediger Applaus erhält und gelobt wird, ist kein Beweis, dass er unter Einfluss des Heiligen Geistes gesprochen hat. Z4.346.3 Teilen

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Es ist zu oft der Fall, dass junge Bekehrte, wenn sie nicht überwacht werden, ihre Zuneigung mehr ihrem Prediger als ihrem Erlöser zuwenden. Sie erwägen, dass sie aus den Bemühungen ihres Predigers großen Nutzen gezogen haben. Sie denken, dass er die hervorragendsten Taten und Gnadengaben besitzt und dass kein anderer sich mit ihm messen kann. Deshalb messen sie dem Mann und seinen Arbeiten ungebührliche Wichtigkeit bei. Dies ist ein Vertrauen, das sie dahin bringt, den Mann zu vergöttern und mehr auf ihn zu schauen als auf Gott. Damit gefallen sie weder Gott noch wachsen sie in der Gnade. Sie fügen dem Prediger großen Schaden zu, besonders, wenn er jung ist und sich zu einem versprechenden Evangeliumsarbeiter entwickelt. Z4.347.1 Teilen

Diese Lehrer, wenn sie wirkliche Gottesmänner sind, empfangen ihre Worte von Gott. Ihr Verhalten und ihre Ansprache mögen fehlerhaft sein und große Vervollkommnung benötigen. Wenn Gott sie aber inspiriert, sind ihre Worte nicht von Menschen, sondern von Gott. Der Geber sollte alle Verherrlichung und des Herzens Zuneigung empfangen, während der Prediger geachtet, geliebt und um seiner Arbeit willen respektiert werden soll, weil er Gottes Diener ist, um dem Sünder die Gnadenbotschaft zu vermitteln. Der Sohn Gottes wird oftmals von dem Mann, der zwischen ihm und dem Volk steht, verdunkelt. Der Mann wird gepriesen, verwöhnt und erhöht, und das Volk empfängt kaum einen Schimmer von Jesu, der durch die kostbaren Lichtstrahlen, die von ihm ausgehen, alles andere in den Schatten stellen sollte. Z4.347.2 Teilen

Christi Diener, der mit dem Geist und der Liebe seines Meisters erfüllt ist, wird so arbeiten, dass der Charakter Gottes und seines teuren Sohnes voll und klar in Erscheinung tritt. Er wird danach trachten, dass seine Zuhörer einen deutlichen Begriff von Gottes Charakter bekommen, dass seine Herrlichkeit auf Erden anerkannt werde. Ein Mann ist nicht eher bekehrt, als bis in seinem Herzen der Wunsch erwacht, anderen kundzutun, welchen kostbaren Freund er in Jesu gefunden hat. Die rettende und heiligende Wahrheit kann nicht in seinem Herzen verschlossen bleiben. Der Geist Christi, der die Seele erleuchtet, wird als Licht dargestellt, das die Finsternis vertreibt. Auch wird er wegen seiner erhaltenden Eigenschaften mit dem Salz verglichen, wie auch mit dem Sauerteig, der im Geheimen seine umgestaltende Kraft entfaltet. Z4.347.3 Teilen

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Jene, die Christus mit sich verbunden hat, werden, soweit es in ihrer Kraft steht, fleißig und ausdauernd arbeiten, wie er gearbeitet hat, um Seelen, die in ihrer Umgebung verloren gehen, zu retten. Sie werden die Menschen durch ernstes, inbrünstiges Gebet und persönliche Bemühungen erreichen. Es ist solchen, die gründlich zu Gott bekehrt sind und mit ihm Umgang pflegen, unmöglich, gleichgültig an dem Schicksal derer vorüberzugehen, die ohne Christum verloren sind. Z4.348.1 Teilen

Der Prediger sollte nicht alle Arbeit allein tun, sondern sich mit denen verbinden, die die Wahrheit angenommen haben. Dadurch wird er andere lehren, die Arbeit anzugreifen, wenn er geht. Eine arbeitende Gemeinde wird immer eine wachsende Gemeinde sein. Indem sie versucht, andern zu helfen, wird es für sie ein Ansporn sein, mehr zu arbeiten, wodurch sie wiederum gestärkt und ermutigt wird. Z4.348.2 Teilen

Ich las von einem Mann, der, während er sich an einem Wintertag durch tiefe Schneeverwehungen quälte, durch die Kälte benommen wurde, die seine Lebenskräfte beinahe unmerklich aufzehrte. Als er dem Tode nahe war und den Kampf ums Leben schon aufgeben wollte, hörte er das Stöhnen eines anderen Wanderers, der ebenfalls der Kälte bald zum Opfer fallen würde. Sein menschliches Gefühl, ihn zu retten, wurde geweckt. Er rieb die eisigen Gliedmaßen des unglücklichen Mannes und stellte ihn nach beträchtlicher Anstrengung auf seine Füße, und da er nicht stehen konnte, trug er ihn auf seinen Armen durch die Schneewehen, von denen er geglaubt hatte, sie allein nicht überwinden zu können. Als er seinen Wandergenossen an einen sicheren Ort getragen hatte, kam ihm die Erleuchtung, dass er durch die Rettung seines Nächsten sich selbst gerettet hatte. Seine ernsthaften Anstrengungen, einen anderen zu retten, belebten das Blut in seinen erstarrten Adern und schufen eine gesunde Wärme in den Gliedmaßen des Körpers. Z4.348.3 Teilen

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Diese Lektion muss jungen Gläubigen fortwährend eingeschärft werden, nicht nur mit Worten, sondern durch Beispiel, damit sie in ihrer christlichen Erfahrung ähnliche Resultate erzielen können. Lasst die Verzagten, die versucht sind zu denken, der Weg zum Leben sei sehr anstrengend und schwierig, an die Arbeit gehen und versuchen, andern zu helfen. Bei solchen Bemühungen, verbunden mit Gebet um göttliches Licht, werden ihre eigenen Herzen durch den Einfluss der Gnade Gottes erquickt, und ihr ganzes christliches Leben wird realistischer, ernster und andachtsvoller sein. Z4.349.1 Teilen

Der Prediger Christi sollte ein Mann des Gebets, der Frömmigkeit sein; fröhlich, aber niemals grob und ungeschliffen, spaßig oder leichtfertig. Späße machen mag sich mit dem Beruf von Clowns und Theaterspielern vereinbaren; aber es ist absolut unter der Würde eines Mannes, der erwählt wurde, um zwischen den Toten und Lebenden zu stehen, ein Sprachrohr Gottes zu sein. Z4.349.2 Teilen

Die Arbeit eines jeden Tages ist sorgfältig in Gottes Büchern verzeichnet. Als Männer, die den Anspruch erheben, geistlich erleuchtet zu sein, werdet ihr Einfluss auf den Charakter aller haben, mit denen ihr Umgang pflegt. Als wahre Diener des Evangeliums solltet ihr alle Geisteskräfte und alle Gelegenheiten eures Lebens dazu benutzen, eure Arbeit erfolgreich zu machen und jeden Menschen vollkommen in Christo darzustellen. Um das tun zu können, müsst ihr ernsthaft beten. Diener des Evangeliums müssen jene Macht besitzen, die solche Wunder für die Fischer in Galiläa vollbrachte. Z4.349.3 Teilen

Moral und Geisteskräfte werden benötigt, treu die wichtigen Pflichten zu erfüllen, die auf euch ruhen. Jemand mag sie besitzen, und dennoch sehr der Frömmigkeit ermangeln. Die Salbung mit dem Heiligen Geist ist unentbehrlich, wenn wir in unserem großen Werk Erfolg haben wollen. Christus sagte: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,5. Wenn Christus euch stärkt, vermögt ihr alles zu tun. Z4.349.4 Teilen

350

Lieber Bruder A, ich bin früh aufgestanden, um dir zu schreiben. Vor kurzem erhielt ich zusätzliches Licht, für das ich verantwortlich bin. Zweimal während meines Aufenthaltes in diesem Staat hat der Herr sich mir offenbart. Als ich in der Nacht im Gebet vor ihm verharrte, wurden mir im Gesicht viele Dinge in Verbindung mit dem Werke Gottes gezeigt. Der Zustand der Gemeinde, der Schule, des Sanatoriums, der Verlagshäuser in Battle Creek und des Werkes Gottes in Europa, England, in Oregon und Texas sowie in andern neuen Feldern wurde mir vorgeführt. Es ist überaus notwendig, dass das Werk in neuen Gebieten in rechter Weise begonnen wird, damit es den Stempel des Göttlichen tragen kann. Viele in diesen neuen Feldern stehen in Gefahr, die Wahrheit anzunehmen oder ihr zuzustimmen, ohne eine echte Bekehrung des Herzens erfahren zu haben. Werden sie durch Sturm und Unwetter geprüft, wird sich offenbaren, dass sie ihr Haus nicht auf einen Felsen, sondern auf Sand gebaut haben. Der Prediger benötigt praktische Frömmigkeit, entwickelt in seinem täglichen Leben und in seinem Wesen. Seine Predigten dürfen nicht rein theoretisch sein. Z4.350.1 Teilen

Einige Dinge wurden mir gezeigt, die dem Fortschritt der Sache der Wahrheit in Texas hinderlich im Wege stehen. Die Brüder B und ihre Familien haben sich bisher nirgends als Segen oder Hilfe für die Gemeinde erwiesen. Bereits früher wurde mir gezeigt, dass ihr Einfluss kein Geruch des Lebens zum Leben gewesen ist. Sie können Gottes Werk nicht aufbauen, weil ihnen die Elemente fehlen, die sie befähigen würden, einen gesunden Einfluss auf Seiten Gottes und der Wahrheit auszuüben. Hättest du Gottes Sinn gehabt, hätte es dir nicht an Unterscheidungsgabe gemangelt, besonders, da du getreulich von jenen gewarnt wurdest, denen du vertrauen solltest. Schöne Worte und liebliche Reden haben dich betrogen. Diese Brüder sind nicht alle gleich, aber alle haben fehlerhafte Charaktere. Durch fortwährende Wachsamkeit über sich selbst und durch ernstes Gebet zu Gott im Glauben könnten sie sich zu rechtem Verhalten durchringen. Durch Jesum Christum können ihre Charaktere umgestaltet werden und sie können jenen moralischen Zustand erreichen, der sie befähigt, dem Herrn zu begegnen, wenn er kommt. Gott wird ihnen jedoch keine wichtige Verantwortung übertragen, weil Seelen dadurch gefährdet würden. Diese Männer sind unfähig, Gottes Herde zu leiten. Gerade dann, wenn ihre Worte wenige, auserwählt, schicklich und bescheiden sein sollten, werden ihre natürlichen Wesenszüge mit allem, was sie tun und sagen, verwoben, und das Werk Gottes wird herabgewürdigt. Z4.350.2 Teilen

351

Du und Bruder C habt kein rechtes Unterscheidungsvermögen offenbart. Ihr hattet zu großes Vertrauen in die Fähigkeit dieser Männer. Ein Schiff mag in jeder anderen Hinsicht vollkommen sein, ist aber ein einziger Fehler vorhanden — eine Planke morsch und wurmstichig — ist das Leben aller an Bord in Gefahr. Nahezu alle Glieder einer Kette mögen einwandfrei sein; aber ein zerbrochenes Glied macht die Kette wertlos. Personen, die hervorragende Qualitäten aufweisen, mögen einige hervorstechende Wesenszüge haben, die sie unfähig machen, mit dem feierlichen, heiligen Werk Gottes betraut zu werden. Diese Männer aber ermangeln beinahe allem, was zu einem christlichen Charakter gehört. Ihr Beispiel ist der Nachahmung nicht wert. Z4.351.1 Teilen

Es muss viel für dich getan werden, mein Bruder, ehe deine Arbeit das ist, was sie sein könnte und sein muss. Dein Verständnis ist verfinstert. Sympathie und Verbindung mit jenen Charakteren, die nicht in rechter Weise geprägt wurden, werden dich weder erhöhen noch veredeln, sondern werden deinen Geist einrosten lassen und zerfressen. Sie werden deine Brauchbarkeit vernichten und dich von Gott trennen. Du besitzt eine impulsive Natur. Die Lasten des Lebens und des Werkes ruhen nicht schwer auf dir. Wenn du nicht dauernd unter dem veredelnden Einfluss des Geistes Gottes stehst, bist du in Gefahr, raue Umgangsformen anzunehmen. Damit du Christi Charakter richtig darstellen kannst, musst du geistlich gesinnt und in engere Verbindung mit Gott in dem großen Werk mit dem du dich befasst, gebracht werden. Deine Gedanken müssen erhaben, dein Herz muss geheiligt werden, damit du Christi Mitarbeiter sein kannst. „Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt.“ Jesaja 52,11. Z4.351.2 Teilen

352

Das Werk in Texas würde heute einen höheren Stand einnehmen, wenn die Brüder B nicht damit verbunden wären. Ich könnte mehr spezielle Gründe anführen, warum das so ist, will es aber jetzt nicht tun. Es genügt zu sagen, dass diese Männer nicht recht vor Gott stehen. Während sie sich selbst als kompetent für beinahe jede Aufgabe einschätzen, haben sie keine Anstrengung gemacht, jene unangenehmen ererbten Charakterzüge zu korrigieren, die aber durch Erziehung, Kultur und Übung überwunden werden könnten. Sie haben einige Fortschritte darin gemacht, würden sie aber in der Waage gewogen, würden sie trotzdem als zu leicht erfunden werden. Z4.352.1 Teilen

Im Worte Gottes sind reichlich allgemeine Grundsätze zur Bildung korrekter Lebensgewohnheiten enthalten. Allgemeine und persönliche Zeugnisse haben ihre Aufmerksamkeit speziell auf diese Prinzipien gelenkt. Aber sie machten auf ihre Herzen und Gemüter nicht genügend Eindruck, die Notwendigkeit einer entschiedenen Reform zu erkennen. Hätten sie sich selbst, im Vergleich zu dem vollkommenen Vorbild, im wahren Licht gesehen, würden sie jenen Glauben gehegt haben, der durch die Liebe tätig ist und die Seele reinigt. Diese Brüder, AB ausgenommen, sind von Natur aus eigenwillig, herrschsüchtig und selbstgenügsam. Sie sind nicht geneigt, andere höher zu achten als sich selbst. Sie betrachten jedes Gemeindeglied, von dem sie vermuten, es werde höher angesehen als sie selbst, mit Neid und Eifersucht. Sie sagen, sie seien gewissenhaft. Aber in ihrem Umgang mit ihren Brüdern „seihen sie Mücken und verschlucken sie Kamele“ (Matthäus 23,24), die, wie sie befürchten, als ihnen überlegen betrachtet werden könnten. Sie greifen geringfügige Dinge auf, beschäftigen sich mit Besonderheiten und geben Worten und Handlungen ihre eigene Prägung. Dies betrifft besonders zwei dieser Brüder. Z4.352.2 Teilen

353

Diese Männer, speziell AB, sind gewandte Redner. Ihre angenehme Art, Dinge zu berichten, hat einen solchen Anschein von Aufrichtigkeit und echtem Interesse für Gottes Werk, dass die Gemüter derer, die ihnen zuhören, betrogen und umwölkt werden. Während ich schreibe, bin ich so mit Traurigkeit erfüllt, weil ich weiß, welchen Einfluss diese Familie überall, wohin dieser Einfluss reicht, ausübt. Eigentlich hatte ich nicht die Absicht, nochmals über diese Personen zu sprechen. Weil mir aber diese Angelegenheit in so feierlicher Weise eröffnet wurde, fühle ich mich gezwungen, nochmals darüber zu schreiben. Wenn Prediger des Wortes, die bekennen, mit Gott verbunden zu sein, den Einfluss solcher Männer nicht unterscheiden können, dann sind sie unfähig, die Wahrheit Gottes zu lehren. Würden diese Personen ihre wahre Stellung einnehmen und niemals versuchen zu lehren oder zu leiten, würde ich stille schweigen. Wenn ich aber sehe, dass Gottes Werk in Gefahr ist zu leiden, kann ich nicht länger schweigen. Z4.353.1 Teilen

Diesen Brüdern sollte nicht gestattet werden, sich an einem Ort niederzulassen und in der Gemeinde das beherrschende Element zu bilden. Sie ermangeln natürlicher Zuneigung. Sie offenbaren kein Mitgefühl, keine Liebe und keine edle Zuneigung für einander. Unter sich selbst hegen sie Neid, Eifersucht, Zank und Streit. Sie haben kein zartes Gewissen. Christi Liebe, Freundlichkeit und Sanftmut gehören nicht zu ihrer Erfahrung. Gott verhüte, dass ein solches Element in der Gemeinde existiert. Wenn diese Personen sich nicht bekehren, können sie nicht ins Reich Gottes eingehen. Für ihre Gefühle ist es viel angenehmer, niederzureißen, Geringfügigkeiten aufzugreifen und Fehler und Flecken bei andern zu suchen, als die Gewänder ihres eigenen Charakters von aller Befleckung zu reinigen und sie im Blute des Lammes zu waschen. Z4.353.2 Teilen

Jetzt will ich zum schmerzlichsten Teil der Geschichte kommen, zum Fall von Bruder D. Der Herr zeigte mir eine Untersuchung, an der du und Bruder C maßgeblich beteiligt gewesen seid. Gott war betrübt über euch beide. Ich sah und hörte Dinge, die mir Schmerz und Pein verursachten. In dieser Untersuchung wurde eine so unvernünftige, gottlose Handlungsweise an den Tag gelegt, wie man sie eher von den Brüdern B hätte erwarten können. Aber dass solche Brüder wie du und Bruder C an dieser schandbaren einseitigen Untersuchung aktiv teilgenommen habt, hat mich höchst erstaunt und bekümmert. Z4.353.3 Teilen

354

Zu Bruder C, der als Ankläger diente, um Fragen zu stellen und jede Einzelheit im stärksten Licht erscheinen zu lassen, möchte ich sagen: Nicht für alle Schätze der Welt würde ich wünschen, dass mir ein solches Werk zur Last gelegt würde. Du warst von einem fremden Geist betrogen und verführt, der nichts von Gnade und kein Körnchen von Respekt enthielt. Neid, Eifersucht, üble Nachrede und zweifelhafter Meinungsstreit beherrschten jene Zusammenkunft. Z4.354.1 Teilen

Ihr mögt denken, ich urteile zu hart. Aber ich kann nicht strenger sein, als die Sache verdient. Glaubtet ihr alle, die ihr den Unschuldigen verdammtet, dass Gott so einer sei wie ihr? Der spätere Zustand von Bruder D war die Folge der Stellung, die ihr bei jener Untersuchung einnahmt. Hättet Ihr Redlichkeit und Mitgefühl offenbart, würde er sich heute dort befinden, wo sein Einfluss mit der Macht, die ein sanfter und stiller Geist ausübt, zugunsten der Wahrheit zählt. Bruder D war kein guter Sprecher, und die schönen Worte und sanften Reden des AB, scheinbar vernünftig und unparteiisch, übten Einfluss aus. Der arme blinde Mann hätte mit Zartgefühl und Mitleid behandelt werden sollen. Statt dessen wurde er im schlechtesten Licht dargestellt. Gott sah es, und keiner von euch, der an dieser ungerechten Untersuchung teilnahm, wird ohne Schuld sein. Bruder A, dann wird es dir nicht so spaßig vorkommen wie damals, als du über einen blinden Bruder zu Gericht saßest. Du solltest aus dieser Erfahrung etwas lernen, nämlich, deine Ohren vor jenen zu verschließen, die bei dir Vorurteil erwecken wollen gegenüber solchen, die du nach Gottes Willen unterstützen, bemitleiden und stärken solltest. Z4.354.2 Teilen

355

Bruder C und du, ihr konntet bei den Brüdern B keine Fehler entdecken, noch konntet ihr die guten Charaktereigenschaften bei Bruder D sehen. Aber sein Einfluss, geheiligt durch den Geist Gottes, würde im Werke Gottes zehnfach stärker sein als derjenige der Brüder B. Ihr habt Bruder D großen Schaden zugefügt. Ich rate euch, dies ebenso von Herzen zu bereuen, wie ihr bereit wart, das Unrecht zu begehen. Im Namen des Meisters ersuche ich euch, euch von menschlichen Einflüssen frei zu machen und eure Ohren vor üblem Geschwätz zu verschließen. Seid kein Sprachrohr für andere. Lasst euch von Gott eine Last für sein Werk auferlegen, aber nicht von Männern, die daheim und in der Öffentlichkeit ein unheiliges Leben führen. Z4.355.1 Teilen

Bruder C bedarf des besänftigenden, veredelnden Geistes Gottes. Diesen sollte er in seinem Heim pflegen. „Die Liebe sei nicht falsch.“ Römer 12,9. Er sollte den despotischen, diktatorischen, tadelsüchtigen Geist aus seinem Heim verbannen, mitsamt allem Groll. Der gleiche herrschsüchtige, richtende Geist macht sich bei ihm in der Gemeinde bemerkbar. Wenn seine Gefühle zeitweise besänftigt sind, verhält er sich etwas freundlicher; sind sie aber entgegengesetzter Art, handelt er demgemäß. Er hat sich nicht in Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin geübt. Wo Bruder D einen Fehler hat, haben seine Richter und jene, die ihn verurteilten, zehn. Z4.355.2 Teilen

Bruder A, warum stelltest du dich nicht voll auf die Seite des Unterdrückten? Warum sorgtest du nicht für einen Vergleich? Warum erhobst du nicht deine Stimme, wie unser Heiland und sagtest: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“? Johannes 8,7. Du hast einen furchtbaren Fehler gemacht, der den Verlust von mehr als einer Seele nach sich ziehen wird, obgleich du in Unwissenheit handeltest. Wenn du ein Wort zarten, echten Mitgefühl geäußert hättest, wäre es im Himmel zu deinen Gunsten verzeichnet worden. Aber du hattest nicht mehr Empfinden für das Werk, das du für Zeit und Ewigkeit tatest als jene, die Christum verurteilten. Du hast den Heiland in Gestalt seines Heiligen gerichtet und verdammt. „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Matthäus 25,40. Heuchelei wurde von Jesu immer aufs schärfste getadelt, während der größte Sünder, der in aufrichtiger Reue zu ihm kam, angenommen, begnadigt und getröstet wurde. Z4.355.3 Teilen

356

Dachtest du, Bruder D könnte zu der Annahme, falsch sei richtig und richtig sei verkehrt, überzeugt werden, weil seine Brüder dies von ihm forderten? Er war krank und nervös. Alles schien ihm dunkel und ungewiss. Sein Vertrauen in dich und Bruder C war erschüttert, und an wen sollte er sich wenden? Bald wurde er für das eine, dann für das andere getadelt, bis er verwirrt, zerstreut und verzweifelt war. Die ihn in diesen Zustand brachten, haben die größere Sünde begangen. Z4.356.1 Teilen

Wo blieb das Mitgefühl, das allgemein ein Mensch dem andern schuldet? Im allgemeinen wären selbst Weltmenschen nicht so achtlos, so ohne Barmherzigkeit und Höflichkeit gewesen. Sie hätten mehr Mitleid mit einem Blinden gehabt und empfunden, dass er zu der zärtlichsten Beachtung und nachbarlicher Liebe berechtigt war. Aber hier war ein Blinder, ein Bruder in Christo, und einige seiner Brüder saßen zu Gericht über ihn. Z4.356.2 Teilen

Mehr als einmal, während die Untersuchung im Gange war, wo ein Bruder gleich einem Kaninchen zu Tode gehetzt wurde, brachst du in schallendes Gelächter aus. Da saß Bruder C, der von Natur so freundlich und mitfühlend war, dass er seine Brüder für ihre Grausamkeit tadelte, wenn sie auf Vögel schossen, um sie zu essen. Hier jedoch war ein armer blinder Mensch, von so viel höherem Wert als Vögel, zum Bilde Gottes erschaffen. „Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt“ (Matthäus 23,24), hätte das Urteil dessen gelautet, der gesprochen hat, wie zuvor nie ein Mensch, wenn seine Stimme in eurer Versammlung vernommen worden wäre. Z4.356.3 Teilen

Der so viel Mitleid mit den Vögeln hatte, hätte dieses lobenswerte Mitempfinden und seine Liebe zu Christo in der Person seines angefochtenen Heiligen offenbaren sollen. Aber ihr verhieltet euch wie Männer mit verbundenen Augen. Bruder B legte Beredsamkeit an den Tag. Bruder D konnte nicht so gut sprechen. Er konnte seine Gedanken nicht so gut zum Ausdruck bringen, wie es der Fall erforderte, und er war zu sehr erstaunt, um das Beste aus der Situation zu machen. Seine scharfzüngigen, kritisierenden Brüder warfen sich zu Richtern auf und drängten den blinden Mann in eine sehr ungünstige Stellung. Gott sah und hatte acht auf die Geschäfte an jenem Tag. Diese Männer, geschickt im Verbreiten von Nebel und einen Fall durchzuziehen, errangen scheinbar einen Triumph, während der blinde Bruder, missbraucht und misshandelt, den Grund unter den Füßen verlor. Sein Vertrauen in jene, die er als Christi Stellvertreter betrachtet hatte, war schrecklich erschüttert. Der moralische Schock, den er erlitt, hat nahezu seinen geistigen und körperlichen Ruin verursacht. Jeder, der an diesem Werk beteiligt war, sollte tiefste Reue und Buße vor Gott fühlen. Z4.356.4 Teilen

357

Bruder D hat einen Fehler gemacht, indem er unter dieser Last der Anklagen und unverdienter Kritik zusammenbrach, die auf die Häupter anderer hätte fallen sollen, anstatt auf ihn. Er hat das Werk Gottes von ganzem Herzen geliebt. Gott hat seine Fürsorge für den Blinden unter Beweis gestellt, indem er ihm Gedeihen gab. Aber selbst dies wurde von seinen neidischen Brüdern zu seinem Nachteil ausgelegt. Gott bewegte die Herzen von Ungläubigen, ihm wegen seiner Blindheit Freundlichkeit und Mitgefühl entgegenzubringen. Bruder D war ein christlicher Ehrenmann, und selbst seine weltlichen Feinde schlossen Frieden mit ihm. Gott war ihm ein zärtlicher Vater und ebnete seinen Weg. Er hätte seiner Überzeugung von der Wahrheit treu bleiben und Gott in Einfachheit des Herzens weiterhin dienen sollen, trotz allen Tadels, allen Neides und aller falschen Beschuldigungen. Deine Stellung, Bruder A, war es, die Bruder D den endgültigen Schlag versetzte. Aber er hätte seinen Halt an Gott nicht aufgeben sollen, selbst wenn Prediger und Gemeinde eine Handlungsweise offenbarten, in der er keine Gerechtigkeit erkennen konnte. Gegründet auf den ewigen Felsen, hätte er fest zum Grundsatz stehen und seinen Glauben an die Wahrheit trotz aller Risiken ausüben sollen. Wie notwendig wäre es für Bruder D gewesen, sich fester an den Arm zu klammern, der mächtig ist zu retten! Z4.357.1 Teilen

Aller Wert und alle Größe in diesem Leben sind abhängig von einer Verbindung mit dem Himmel und dem zukünftigen, ewigen Leben. Gottes ewiger Arm umfängt die Seele, die sich an ihn um Hilfe wendet, wie schwach sie auch sei. Die kostbaren Dinge der Berge werden vergehen; aber die Seele, die für Gott lebt, unbewegt durch Tadel, unverdorben durch Applaus, wird mit ihm ewiglich bleiben. Die Stadt Gottes wird ihre goldenen Tore öffnen, um den zu empfangen, der auf Erden lernte, sich um Führung und Weisheit, Trost und Hoffnung inmitten von Verlust und Anfechtung auf Gott zu stützen. Der Gesang der Engel wird ihn dort willkommen heißen. Der Baum des Lebens hält für ihn seine Früchte bereit. Z4.357.2 Teilen

358

Bruder D hat versäumt, dort zu überwinden, wo er hätte siegen sollen. Aber Gottes mitleidsvolles Auge ruht auf ihm. Obgleich das Mitgefühl der Menschen versagen mag, ist Gottes Liebe und Mitleid beständig und seine helfende Hand ausgestreckt. Wenn der Bruder sanftmütig und von Herzen demütig ist, wird der Herr sein Haupt erheben und seine Füße fest auf den Felsen aller Zeitalter gründen. „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Jesaja 54,10. Z4.358.1 Teilen

Nicht einer von uns hat eine Entschuldigung, wenn er unter irgendeiner Art von Prüfung seinen Halt an Gott fahren lässt. Er ist unsere Kraftquelle, unsere Festung in jeder Not. Wenn wir zu ihm um Hilfe rufen, wird er seine Hand ausstrecken, um uns machtvoll zu retten. Bruder D hätte fühlen sollen, dass er Hoffnung haben und frohlocken kann, weil Gott sein Vater ist, wenn ihn auch jeder menschliche Freund verlässt. Ich bitte ihn, Gott nicht seines Dienstes zu berauben, weil fehlerhafte Menschen ihn falsch beurteilt haben. Er möge sich beeilen, sich völlig Gott zu weihen und ihm mit allen Kräften seines Wesens zu dienen. Gott liebt ihn, und er liebt Gott. Seine Werke müssen mit seinem Glauben übereinstimmen, wie Menschen ihn auch behandeln mögen. Seine Feinde mögen auf seinen jetzigen Zustand hinweisen als Beweis, wie richtig ihr Urteil über ihn war. Bruder D hat übereilt und ohne Nachdenken gehandelt. Er ist angewidert und glaubt, zu tief verwundet worden zu sein, als dass er sich je davon erholen könnte. Die ihn so unbarmherzig verfolgt haben, waren, was ihr Leben und ihren Charakter anbetraf, alles andere als unschuldig. Hätte Gott sie ihrer krummen Wege und ihres unvollkommenen Wesens wegen so behandelt, wie sie mit Bruder D verfuhren, wären sie schon lange umgekommen. Doch ein mitleidiger Gott hat sie getragen und nicht mit ihnen gehandelt nach ihren Sünden. Z4.358.2 Teilen

359

Gott hat sich gegenüber Bruder D als treu erwiesen, und er hätte sich dankbar für sein gnadenvolles Verfahren erweisen sollen, selbst wenn ihm Menschen so wenig Zartgefühl und menschliches Mitleid entgegenbrachten. Es ist Bruder D‘s Vorrecht, sich in Christo vor dem Zungenstreit zu verbergen. Er sollte empfinden, dass ihm nie versiegende Quellen der Dankbarkeit, der Zufriedenheit und des Friedens jeden Augenblick zur Verfügung stehen. Besäße er auch irdische Schätze ohne Zahl, wäre er nicht so reich, wie er jetzt sein könnte, wenn er sich des Vorrechts bediente, auf Seiten des Rechts zu stehen und reichlich von den Strömen des Heils zu trinken. Z4.359.1 Teilen

Hätte Gott mehr für Bruder D tun können, als er in der Dahingabe seines Sohnes, um für ihn zu sterben, getan hat? Wird er ihm in Christo nicht alles schenken? Warum sollte er Gott untreu werden, weil Menschen sich ihm gegenüber als untreu erwiesen haben? Wie viel stärker als der Tod ist die Liebe, die das Herz einer Mutter an ihr leidendes Kind bindet? Doch Gott erklärt, dass selbst wenn eine Mutter ihr Kind vergessen würde, „so will ich doch dein nicht vergessen“ (Jesaja 49,15. Nein, nicht eine einzige Seele, die ihm vertraut, wird vergessen. Gott denkt mit größter Fürsorge an seine Kinder und führt ein Gedächtnisbuch, damit er nie die Kinder seiner Fürsorge vergisst. Z4.359.2 Teilen

Jede menschliche Bindung mag versagen,Freund dem Freund untreu werden,Mütter mögen die Ihren vergessen;Himmel und Erde vergehen zuletzt;Aber Jehovas Liebe vergeht nimmermehr! Z4.359.3 Teilen

360

Bruder und Schwester D hätten der Gemeinde eine kostbare Hilfe sein können, um ihr zu einem besseren Verständnis ihrer Stellung zu verhelfen, wenn die Gemeinde ihre Bemühungen akzeptiert hätte. Aber Neid, üble Nachrede und Eifersucht haben sie aus der Gemeinde vertrieben. Es wäre besser für sie gewesen, den Ort ihrer Prüfungen eher zu verlassen. Z4.360.1 Teilen

8. Juli 1878 Z4.360 Teilen

Der Herr hat mir vieles betreffs des Wirkens Satans in Texas und des unchristlichen Verhaltens einiger, die von Michigan dorthin gezogen sind, gezeigt. Ich sah, dass die Brüder B das Zeugnis, das ihnen gegeben wurde, nicht beherzigt haben. Sie setzen größeres Vertrauen in sich selbst als in den Geist der Weissagung. Sie empfanden, dass das erteilte Licht nicht vom Himmel stammte, sondern durch Berichte, die mir über sie zu Ohren kamen, hervorgerufen wurde. Das entspricht nicht der Wahrheit. Doch lasst mich die Frage stellen: Gab es keine Ursache für Berichte? Verurteilt ihre Lebensgeschichte nicht ihr Verhalten? Z4.360.2 Teilen

Nicht einer von dieser Familie besitzt eine religiöse Erfahrung, die ihn befähigen würde, irgendeine leitende Stellung einzunehmen, andere in der Wahrheit zu unterweisen. „Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt“, lauteten die Worte des Engels Gottes. „Ihr seid keine von Gott erwählten Gefäße, um teil an Gottes heiligstem Werk zu haben. Ihr verderbt und zerstört, aber ihr dient nicht zur Reinigung und zum Segen.“ Ihr, Brüder B, habt immer einen niedrigen Stand des Christentums eingenommen. Eine Zeitlang, solange man euch nicht richtig kennt, habt ihr Einfluss. Habt ihr ihn erlangt, werdet ihr sorgloser und offenbart die natürlichen Neigungen des Herzens, bis diejenigen, welche die Wahrheit lieben, erkennen, dass ihr dem Fortschritt des Werkes sehr hinderlich im Wege steht. Das ist keine üble Nachrede, sondern entspricht genau den Tatsachen. Z4.360.3 Teilen

361

Würdet ihr immer Freundlichkeit, Respekt, edle Liebe und Freigebigkeit offenbaren, selbst gegenüber bösen Menschen, könntet ihr annehmbaren Dienst für Christum leisten. Wohnte Christi Geist in euch, würdet ihr ihn in euren Worten, euren Handlungen und selbst in eurem Gesichtsausdruck darstellen. Eure Unterhaltung würde Sanftmut, nicht aber Stolz und Aufgeblasenheit bezeugen. Ihr würdet nicht danach trachten, das eigene Ich zu erhöhen und zu verherrlichen. Demut ist eine christliche Tugend, die ihr nicht besitzt. Ihr habt nach Oberherrschaft gedürstet und versucht, eure Macht und Überlegenheit zum Ausdruck zu bringen, indem ihr andere beherrscht und ihnen diktiert. Besonders ist dies bei AB der Fall. Er und seine Frau können den moralischen und geistigen Stand des Werkes Gottes durch ihren Einfluss nicht anheben. Je kleiner ihr Einflussbereich im Werke Gottes ist, desto besser. Ihre Worte und Handlungen im Umgang mit andern sind nicht zuverlässig. Dies verhält sich so bei AB und seinen Brüdern allgemein. Die Welt und die Gemeinde haben ein Recht, zu sagen, dass ihre Religion vergeblich ist. Sie sind weltlich und ränkevoll und warten nur auf eine Gelegenheit, ein günstiges Geschäft abzuschließen. Sie gehen mit jenen, die mit ihnen verbunden sind, hart und streng um. Sie sind neidisch, eifersüchtig und aufgeblasen. Z4.361.1 Teilen

Wer in dieser Weise die Wahrheit repräsentiert, richtet eine starke Schranke gegen die Errettung anderer auf. Es sei denn, solche bekehren sich, oder es wäre weit besser, sie hätten niemals die Wahrheit angenommen. Ihre Sinne werden eher von Satan als vom Geiste Gottes beherrscht. Bruder AB‘s Frau ist von Natur aus freundlich, aber sie ist von ihrem Mann umgeprägt worden. Sie ist eine sorglose Schwätzerin. Oft ist ihre Zunge von höllischem Feuer entzündet; sie ist unbezähmbar. „Wo viel Worte sind,“ sagt Salomo, „geht‘s ohne Sünde nicht ab.“ Sprüche 10,19. Dies ist in ihrem Fall wahr. Sie übertreibt und legt falsches Zeugnis ab und übertritt so ständig Gottes Gebot, während sie bekennt, die Gebote zu halten. Sie denkt nicht, dass sie verkehrt handelt; ihr Herz ist nicht durch die Wahrheit geheiligt. Z4.361.2 Teilen

362

Während ihr, Brüder B, euch hervortatet, mit andern über unsere Glaubenspunkte zu streiten, seid ihr ohne Ausnahme gleichgültig gegenüber dem, was zum Christentum gehört. Nicht im Traum fällt es euch ein, in welch gefährlicher Lage ihr euch befindet. Diese Teilnahmslosigkeit erstreckt sich über die Gemeinde und über jeden, der sich zu Christo bekennt, wie ihr es getan habt, ihn aber durch seine Werke verleugnet. Ihr führt andere den gleichen Weg der Unbekümmertheit, den ihr selbst beschritten habt. Gottes Wort erklärt, dass ihn ohne Heiligung niemand sehen wird. Jesus starb, um uns von aller Ungerechtigkeit zu erlösen und sich ein abgesondertes Volk zu reinigen, „das fleißig wäre zu guten Werken“. Titus 2,14. Z4.362.1 Teilen

„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und züchtigt uns, dass wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt.“ Titus 2,11.12. Christus sagt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Matthäus 5,48. Was bedeuten eure Gebete, wenn ihr Unrecht im Herzen hegt? Wenn ihr euch nicht gründlich verändert, werdet ihr bald, wie die Kinder Israel, des Tadels überdrüssig werden, und gleich ihnen werdet ihr von Gott abfallen. Einige von euch anerkennen in Worten den Tadel; aber ihr nehmt ihn nicht zu Herzen. Ihr geht weiter wie bisher, nur dass ihr für die Eindrücke des Heiligen Geistes weniger empfänglich seid. Eure Verblendung nimmt zu, ihr habt weniger Weisheit, weniger Selbstbeherrschung, weniger moralische Kraft und weniger Eifer und Geschmack an religiösen Übungen. Wenn ihr euch nicht bekehrt, werdet ihr schließlich euren Halt an Gott völlig aufgeben. Ihr habt in eurem Leben keine entschiedene Änderung vorgenommen, weil ihr eure Charakterfehler nie erkannt und den großen Unterschied, der zwischen Christi und eurem Leben besteht, nicht wahrgenommen habt. Es war euer Bestreben, eine solche Stellung einzunehmen, dass ihr das Vertrauen eurer Brüder nicht völlig verliert. Z4.362.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass die Gemeinde in ... sich in einem beklagenswerten Zustand befindet. Dein Einfluss, Bruder AB, und der deiner Frau, hat zu Unreinigkeit und Streit geführt, wie ihr alle sehen könnt, und bedeutet für die Gemeinde völligen Untergang, es sei denn, ihr wechselt euren Wohnort oder bekehrt euch. Ihr verderbt alle, die mit euch verbunden sind. Ihr habt Sympathisanten, weil nicht alle sehen, wie Gott sieht. Ihr Begriffsvermögen ist durch eure vielen Worte und angenehmen Reden verfinstert worden. Das ist eine traurige, entmutigende Tatsache. Z4.362.3 Teilen

363

Es wurde mir gezeigt, dass AB befähigt wäre, die Versammlungen zu leiten, was die Redegabe anbelangt. Zieht man aber moralische Tauglichkeit in Betracht, so wird er als zu leicht erfunden. Sein Herz steht nicht recht vor Gott. Wenn andere eine leitende Stellung übernehmen, müssen sie seinem und seiner Frau Widerstand begegnen. Dieser ungeheiligte Geist wirkt nicht öffentlich, sondern im Geheimen, um jene, die ihr Bestes tun wollen, zu hindern, zu verwirren und zu entmutigen. Gott sieht das alles, und er wird zur angemessenen Zeit seinen Lohn empfangen. Die Politik dieses Bruders besteht darin, entweder zu herrschen oder zu ruinieren, und seine Frau nimmt jetzt auch keine bessere Stellung ein. Ihre Sinne sind verdorben. Sie steht nicht recht vor Gott. Z4.363.1 Teilen

Bruder AB, im Himmel wird über deine traurige Geschichte Buch geführt. Im Herzen kämpfst du wider die tadelnden Zeugnisse. Die Familie E war und ist betreffs deiner Person betrogen. Andere sind mehr oder weniger verwirrt, da du gut über die gegenwärtige Wahrheit sprechen kannst. In der Gemeinde in ... herrscht keine Harmonie und Einigkeit. Du hast das dir geschenkte Licht weder angenommen noch befolgt. Hättest du den Rat Salomos beachtet, würdest du dich heute nicht auf einem so schlüpfrigen Pfad befinden. Er sagt: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“ Sprüche 3,5. Völlige Unterwerfung unter Gottes Willen und Wege, verbunden mit tiefem Misstrauen gegenüber deiner eigenen Weisheit, würde dich auf einen sicheren Pfad geführt haben. Z4.363.2 Teilen

Du besitzt sehr großes Selbstvertrauen. Wurde jemand aufgetragen, die Versammlungen zu leiten oder eine Vertrauensstellung einzunehmen, ohne Berücksichtigung deiner Person, dann hast du beschlossen, dass er zu keinem Erfolg kommen soll, soweit du es verhindern kannst, und mit der ganzen Kraft deines verkehrten Willens hast du dich ihm entgegengestellt. Z4.363.3 Teilen

364

Dein Betragen gegenüber Bruder D war schimpflich. Er hegte tiefe Sympathie für dich. Er war dein Freund gewesen. Aber dass er sich von dir trennte, genügte, in dir einen Geist der Eifersucht zu wecken, der grausamer war als das Grab, und dieser Geist offenbarte sich gegenüber einem Blinden, der freundlichste Fürsorge und tiefstes Mitgefühl von euch allen benötigte. Es war dein verdorbener und betrüglicher Geist, der andere verleitete, dir anstatt ihm beizustehen. Als er sah, dass es keine Möglichkeit gab, seinen Fall im wahren Licht vor den Brüdern darzustellen, war er völlig überzeugt, dass das Unrecht über Recht und Gerechtigkeit triumphierte, und sein Geist war so verwundet, dass er verzweifelte. Dann gab er seinen Halt an Gott auf. Ein teilweiser Schlaganfall warf ihn nieder. Er wurde geistig und körperlich fast ruiniert. In den Gemeindeversammlungen wurde über Geringfügigkeiten gesprochen, diskutiert und so viel wie möglich aus ihnen gemacht, und falsche, absolut falsche Eindrücke wurden den Anwesenden vermittelt. Z4.364.1 Teilen

Einem Mann, der im Vollbesitz aller seiner Sinne ist, solchen Schaden zuzufügen, ist eine schwere Sünde. Aber eine solche Handlungsweise gegenüber einem Blinden, der in einer Weise behandelt werden sollte, dass er den Verlust seines Augenlichtes so wenig wie möglich spürt, ist eine Sünde von weit größerer Tragweite. Wärest du ein Mann mit Feingefühl oder einfach ein Christ, als welchen du dich ausgibst, gewesen, hättest du ihn niemals so misshandelt. Bruder D hat einen Freund im Himmel, der seine Sache vertritt, und er hat ihn gestärkt, Gottes Verheißungen aufs neue zu ergreifen. Als Bruder D vor Kummer über die Behandlung beinahe verzweifelte, handelte er wie ein Unsinniger. Dies wurde gegen ihn verwandt als Beweis, dass er einen verkehrten Geist hatte. Aber der allsehende Richter wägt die Beweggründe, und er belohnt jeden nach seinen Werken. Z4.364.2 Teilen

Du, Bruder AB, bist aufgeblasen in deinem nichtigen Eigendünkel und hast geglaubt, du wärest für jede Aufgabe geeignet. Du hast die Zeugnisse des Geistes Gottes verworfen. Könntest du handeln, wie du wolltest, würdest du alle bestehende Ordnung umwerfen und neu gestalten. Wie schwer ist es für dich, alles im rechten Licht zu sehen, wenn die Pflicht in die eine Richtung weist und deine Neigung in eine andere. Deine Ansichten über Christi Charakter und die Vorbereitung fürs zukünftige Leben sind beschränkt und verkehrt. Z4.364.3 Teilen

365

Es wurde mir gezeigt, dass die Brüder B und ihre Familien eine fortschreitend schlechtere Haltung einnehmen. „Sie sind Wolken ohne Wasser, von dem Winde umgetrieben, kahle, unfruchtbare Bäume, zweimal erstorben und ausgewurzelt.“ Judas 12. Fahren sie so fort wie bisher, wird sich dieser Vers an ihnen erfüllen. Weil sie sich auf ihren eigenen Verstand verlassen, haben sie den Punkt erreicht, wo es ihnen an praktischer Frömmigkeit fehlt; sie haben keinen Himmel und keinen Gott. Z4.365.1 Teilen

Wenn alle Gemeindeglieder mit Gott verbunden wären, würden sie die beschränkten Fähigkeiten dieser Männer, ihr Vorurteil, ihren Neid, ihre Eifersucht und ihr Selbstvertrauen erkennen. Die Einwände, die ihre bösen Herzen gegen die Zeugnisse des Geistes Gottes erheben mögen, wird Gott in seiner Vorsehung nicht entfernen. Sie werden über ihre eigenen Zweifel stolpern und fallen. Aber die Geschwister sollten erkennen, dass ihre stolzen Herzen sich nie gedemütigt haben, ihr Hochmut niemals aufgegeben wurde. Die Bibel spricht deutlich über alles, was zu des Christen Pflicht gehört. Alle, die Gottes Willen tun wollen, werden mit der Lehre bekannt sein. Aber diese Personen suchen nach Licht von ihren eigenen Kerzen und nicht von der Sonne der Gerechtigkeit. Z4.365.2 Teilen

Niemand, der nicht das ausspricht, was er wirklich denkt, kann als vertrauenswürdig betrachtet werden. Falschheit besteht in der Absicht zu betrügen. Dies kann durch einen Blick oder ein Wort zum Ausdruck kommen. Selbst Tatsachen können so hingedreht und dargestellt werden, dass Falschheit herauskommt. Einige sind darin geübt, und sie werden sich wegen ihres Abweichens von der genauen Wahrheit rechtfertigen. Dann gibt es solche, die aus purer Bosheit Lügen erfinden, um den Ruf eines andern zu schädigen oder zu ruinieren. Um selbstsüchtigen Gewinnes willen werden im Kaufen und Verkaufen von Waren, von Vieh oder sonstigen Gütern Lügen geäußert. Menschen, die mehr scheinen wollen als was sie sind, werden aus Eitelkeit lügen. Keine Geschichte, die ihnen zu Ohren kommt, wird weitergegeben ohne Ausschmückung ihrerseits. Ach, wie viel geschieht in dieser Welt, wovon die Täter eines Tages wünschen werden, es nie getan zu haben! Aber der Bericht in den Himmelsbüchern wird die traurige Geschichte von Falschheit in Worten und Handlungen offenbaren. Z4.365.3 Teilen

366

Falschheit und Betrug jeder Art ist Sünde gegen den Gott der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit. Gottes Wort spricht klar darüber. „Lüget nicht untereinander.“ Kolosser 3,9. „... und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der andere Tod.“ Offenbarung 21,8. Gott ist ein Gott der Aufrichtigkeit und Wahrheit. Gottes Wort ist die Wahrheit. Jesus ist ein treuer und wahrhaftiger Zeuge. Die Gemeinde ist ein Zeuge und ein Grundpfeiler der Wahrheit. Alle Gebote des Allerhöchsten sind wahrhaft und gerecht. Wie müssen dann Ausflüchte und jede Übertreibung oder Betrug in seinen Augen erscheinen? Für die Falschheit, die Elisas Diener äußerte, weil er die Geschenke erlangen wollte, die der Prophet verweigert hatte, wurde er mit Aussatz behaftet, der zum Tode führte. Z4.366.1 Teilen

Selbst das Leben sollte nicht mit dem Preis einer Lüge erkauft werden. Durch ein Wort oder Kopfnicken hätten die Märtyrer die Wahrheit verleugnen und ihr Leben retten können. Wenn sie nur einen Krümel Weihrauch auf den Götzenaltar gestreut hätten, wären sie vor dem Scheiterhaufen, dem Schafott oder dem Kreuz bewahrt geblieben. Aber sie weigerten sich, durch Wort oder Tat eine Falschheit zu begehen, obgleich sie ihr Leben dadurch hätten retten können. Sie zogen Einkerkerung, Qualen und Tod der Verletzung ihres Gewissens vor. Sie wollten ihre Freiheit nicht durch Betrug, Falschheit und Abfall erkaufen. Durch Treue und Glauben an Christum erlangten sie ein fleckenloses Kleid und mit Edelsteinen geschmückte Kronen. In Gottes Augen war ihr Leben geadelt und erhaben, weil sie unter schwierigsten Umständen treu für die Wahrheit einstanden. Z4.366.2 Teilen

367

Menschen sind sterbliche Wesen. Sie mögen aufrichtig fromm sein und doch vieles falsch verstehen und mancherlei Charakterfehler haben. Sie können nicht Christi Nachfolger sein und sich gleichzeitig mit denen verbünden, „die da lieb haben und tun die Lüge“. Offenbarung 22,15. Solch ein Leben ist ein Betrug, eine fortgesetzte Lüge, eine schreckliche Täuschung. Es erfordert den ganzen Mut von Männern und Frauen, zur Erkenntnis ihrer Sünden zu gelangen und sie freimütig zu bekennen. Zu sagen: „Dieser Irrtum geht auf meine Rechnung“, fordert einen starken inneren Grundsatz, den die Welt nur in ganz geringem Maße aufweist. Wer aber den Mut besitzt, dies aufrichtig zu bekennen, hat einen entschiedenen Sieg über sich selbst davongetragen und dem Feind wirksam die Tür verschlossen. Z4.367.1 Teilen

Ein Festhalten an den striktesten Prinzipien der Wahrheit mag augenblickliche Unannehmlichkeiten und selbst zeitlichen Verlust mit sich bringen; aber es wird den Lohn im zukünftigen Leben vermehren. Religion besteht nicht nur in einem System von leblosen Lehren, sondern vielmehr in praktisch angewandtem Glauben, der das Leben heiligt und das Verhalten im Familienkreis und in der Gemeinde korrigiert. Viele mögen Minze, Dill und Kümmel verzehnten, aber das Schwerste im Gesetz, Barmherzigkeit und die Liebe Gottes, vernachlässigen. Demütig vor Gott zu wandeln ist notwendig zur Vervollkommnung des christlichen Charakters. Gott fordert unwandelbaren Grundsatz in den unbedeutendsten Einzelheiten in den Verrichtungen des Lebens. Christus sagte: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu.“ Lukas 16,10. Z4.367.2 Teilen

Weder die Bedeutung noch die scheinbare Unwichtigkeit eines Geschäftsvorganges macht ihn reell oder unreell, ehrlich oder unehrlich. Beim geringsten Abweichen von der Redlichkeit begeben wir uns auf des Feindes Grund und Boden, und wir mögen uns Schritt um Schritt in immer tiefere Ungerechtigkeit verstricken. Ein Großteil der christlichen Welt trennt Religion von ihren Geschäften. Tausende von kleinen Tricks und kleinen Unehrlichkeiten werden im Umgang mit ihren Mitmenschen praktiziert, die den wahren Herzenszustand offenbaren und seine Verderbtheit zeigen. Z4.367.3 Teilen

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Du, Bruder AB, bereitest der Wahrheit keine Ehre. Die Quelle muss gereinigt werden, damit der Strom rein sein kann. Deine Frau ist viel zu sehr damit beschäftigt, Flecken und Fehler im Charakter ihrer Geschwister festzustellen. Während sie den Garten ihrer Nachbarn vom Unkraut befreien will, vernachlässigt sie ihren eigenen. Sie muss sich ernstlich anstrengen, einen fleckenlosen Charakter zu entwickeln. Es besteht große Gefahr, dass sie dieses versäumt. Verliert sie den Himmel, hat sie alles verloren. Ihr beide müsst den Seelentempel reinigen, der sehr befleckt ist. Eure Gemüter sind sehr verdorben. „Des Herrn Furcht ist Anfang der Erkenntnis.“ Sprüche 1,7. Wacht eifersüchtig über euch selbst, misstraut euch; niemals aber benutzt eure Zunge, Eifersucht gegenüber andern zu äußern. Ihr beide habt eine große Aufgabe vor euch. Demütigt euch so vor Gott, dass er eure Reue annehmen kann. Bisher wart ihr nur Hörer, aber keine ausdauernden Täter des Wortes. Ihr habt oftmals zugegeben, dass ihr verkehrt gewesen seid; aber der fleischliche Sinn blieb unverändert. Unter dem Einfluss von Gefühlen habt ihr kleine Veränderungen vorgenommen. Doch hat keine Reform in den Grundsätzen stattgefunden. Ich sah, dass die Zeit jetzt gekommen ist, dass man euren Fall behandeln muss, wenn ihr in eurem Leben keine entschiedene Änderung vornehmt. Die Gemeinde Gottes darf keinen Vergleich mit eurem verkehrten Betragen und eurem niedrigen Stand im christlichen Leben eingehen. Z4.368.1 Teilen

Einer von euch Brüdern genügt vollkommen an einem Platz. Fortwährend streitet und kämpft ihr untereinander. Ihr hasst euch gegenseitig. Obgleich ihr bei Weltmenschen, mit denen ihr verkehrt, bereits zu einem Sprichwort geworden seid, befindet ihr euch so weit von Gott entfernt, dass ihr euch einbildet, recht zu stehen. Jeder von euch benötigt eine bessere Erkenntnis des Charakters Christi, damit ihr begreifen könnt, was es heißt, ihm gleich zu sein. Wenn ihr nicht alle euer Verhalten ändert und nicht euer hochtrabendes, diktatorisches und unhöfliches Betragen ablegt, werdet ihr dem Werk immer Schande bereiten, ganz gleich, wo ihr seid. Es wäre dann besser für euch, niemals geboren worden zu sein. Die Zeit ist für euch gekommen, euch für rechts oder für links zu entscheiden. „Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ist‘s aber Baal, so wandelt ihm nach.“ 1.Könige 18,21. Der entstellte Charakter, den ihr entwickelt habt, ist eine Schande für den christlichen Namen. Unter eurer Herrschaft oder Leitung wird keine Gemeinde gedeihen, denn ihr seid nicht mit Gott verbunden. Ihr seid prahlerisch, stolz und eingebildet und würdet andere nach eurem Ebenbild umgestalten. Z4.368.2 Teilen

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Gottes Gemeinde wurde lange durch eure unchristlichen Taten und euer unchristliches Betragen belastet. Gott möge euch helfen, zu sehen und zu fühlen, dass eure ewigen Interessen eine völlige Umgestaltung erfordern. Durch euer Beispiel werden andere vom reinen, erhabenen Pfad der Heiligkeit abwendig gemacht. Wahrhaft große Männer sind unverändert bescheiden. Sie sind mit Demut bekleidet wie mit einem Gewand. Jene, die ihr Gedächtnis mit nützlicher Erkenntnis angefüllt haben, die echte Fertigkeiten und Bildung besitzen, sind am bereitwilligsten, die Schwäche ihrer eigenen Weisheit anzuerkennen. Sie sind weder selbstvertrauend noch prahlsüchtig. Angesichts dessen, was sie an Verstandesgröße erreichen können, scheint es ihnen, als befänden sie sich noch ganz am Anfang. Es ist der oberflächliche Denker, dessen Kenntnisse noch äußerst gering sind, der sich weise dünkt und sich ekelhaft wichtig vorkommt. Z4.369.1 Teilen

Ihr hättet heute ehrenwerte und vertrauenswürdige Männer sein können. Ihr seid aber so selbstzufrieden gewesen, dass ihr das Licht und die Vorrechte, die euch gnädig gewährt wurden, nicht genützt habt. Eure Verstandeskräfte haben durch die christlichen Eigenschaften nicht zugenommen noch wurden eure Neigungen durch Umgang mit dem Lebensspender geheiligt. Da besteht eine solche Kleinlichkeit, eine solch irdische Gesinnung, die das äußere Wesen kennzeichnet und die ohne Zweifel die Tatsache bezeugen, dass ihr eigene Wege gegangen, eigenen Ansichten gefolgt und mit eigenen Plänen erfüllt seid. Z4.369.2 Teilen

Wenn der Mensch mit Gott verbunden ist und aufrichtig sein Wohlgefallen sucht, wird er verfeinert, veredelt und geheiligt. Das Werk der Veredelung muss der Mensch mit Christi Hilfe selbst durchführen. Der Himmel mag ihm jeden Vorteil bieten, was zeitliche und geistliche Dinge anbelangt; es wird aber alles umsonst sein, wenn er nicht willens ist, diese Segnungen anzuwenden und sich selbst zu helfen. Seine eigenen Kräfte müssen betätigt werden, oder er wird schließlich in der Waage gewogen und zu leicht erfunden werden. Sein Leben hier auf Erden wird ein Fehlschlag sein, und das zukünftige Leben wird er ebenfalls verlieren. Z4.369.3 Teilen

370

Alle, die sich entschlossen bemühen wollen, Hilfe von oben zu empfangen und das eigene Ich zu unterwerfen und zu kreuzigen, können in dieser Welt erfolgreich sein und das zukünftige, ewige Leben erlangen. Diese Welt ist des Menschen Arbeitsfeld. Seine Vorbereitung auf die zukünftige Welt ist davon abhängig, auf welche Weise er seine Pflichten in dieser Welt erfüllt. Ihm ist von Gott bestimmt, ein Segen für die Gesellschaft zu sein. Selbst wenn er es wollte, könnte er nicht allein für sich leben und sterben. Gott hat uns zu Gliedern einer Familie miteinander verbunden, und dieses Verwandtschaftsverhältnis ist jeder verpflichtet zu pflegen. Wir haben Dienstleistungen für andere zu erbringen, die wir nicht ignorieren können, wenn wir Gottes Geboten nachkommen wollen. Wünschen wir nur für uns selbst zu leben, zu denken und zu handeln, dann können wir niemals Gottes Diener werden. Hochklingende Titel und hervorragende Talente sind nicht notwendig, um gute Bürger oder beispielhafte Christen zu sein. Z4.370.1 Teilen

Wir haben in unseren Reihen zu viele, die ruhelos, geschwätzig und voller Eigenlob sind. Sie nehmen sich die Freiheit, sich in den Vordergrund zu drängen, und haben keine Ehrfurcht vor Alter, Erfahrung oder Amt. Die Gemeinde leidet heute unter Mangel an Männern mit entgegengesetzten Charakterzügen — an bescheidenen, ruhigen, gottesfürchtigen Männern, die bereit sind, unbequeme Lasten zu tragen, nicht um einen Namen zu haben, sondern um dem Meister zu dienen, der für sie starb. Personen dieses Charakters finden es nicht unter ihrer Würde, vor den Alten aufzustehen und graue Haare mit Respekt zu behandeln. Unsere Gemeinden benötigen des Ausjätens. Unter ihren Gliedern herrscht zu viel Selbsterhöhung und Selbstgenügsamkeit. Z4.370.2 Teilen

371

Gott wird Freude daran haben, solche zu ehren, die ihn fürchten und ehren. Der Mensch kann zu solcher Größe gelangen, dass er ein Bindeglied zwischen Himmel und Erde darstellt. Er ging mit völlig ausgeglichenem Charakter aus der Hand des Schöpfers hervor, mit solchen Fähigkeiten zur Weiterbildung ausgestattet, dass er, verbunden mit göttlichem Einfluss, beinahe die Sphäre der Engel erreichen kann. Hat er jedoch diese Höhe erreicht, wird er sich seiner Güte und Größe unbewusst sein. Z4.371.1 Teilen

Gott hat den Menschen mit Verstandeskräften ausgerüstet, die höchster Entwicklung fähig sind. Hätten die Brüder B ihre natürliche Grobheit und Ungeschliffenheit ihres Wesens erkannt und mit emsiger Sorgfalt ihren Verstand kultiviert und erzogen, die schwachen Charakterzüge gestärkt und die offenkundigen Fehler korrigiert, wären einige von ihnen als Christi Botschafter angenommen worden. So wie sie aber jetzt sind, kann Gott nicht einen von ihnen als seinen Stellvertreter akzeptieren. Sie haben die Notwendigkeit der Entwicklung nicht so erkannt, dass sie danach trachten würden. Ihr Verstand wurde nicht durch Studium, Beobachtung, Nachsinnen und fortwährendes Bemühen dahingehend erzogen, für die Pflichten des Lebens geschickt zu werden. Die Mittel zur Vervollkommnung stehen allen zur Verfügung. Niemand ist so arm oder so beschäftigt, dass er nicht mit Jesu Hilfe Fortschritte im Leben und im Charakter machen könnte. Z4.371.2 Teilen

Bruder und Schwester F, mir wurde die große Barmherzigkeit und unendliche Liebe Gottes gezeigt, indem er euch eine weitere Probezeit gewährte. Es ist notwendig, dass ihr euch um körperliche und geistliche Kraft an den mächtigen Heiler klammert. Ihr seid nicht gesund; doch es besteht die Gefahr, dass ihr euch für kränker haltet als ihr wirklich seid. Ihr hattet kein Durchhaltevermögen, weil ihr keinen geduldigen, hoffnungsvollen, beherzten Geist gehegt habt. Ihr gebt euch eurer Schwäche hin, anstatt dagegen anzukämpfen. Zur Rechten und zur Linken werdet ihr von Versuchungen umgeben sein. Fahrt ihr jedoch im Wohltun fort, könnt ihr eure Charakterfehler überwinden. Ihr wart dem Verderben tatsächlich recht nahe; aber Gott hat keinen von euch beiden völlig verlassen. Seine unendliche Barmherzigkeit, indem er euch eine weitere Gelegenheit einräumt, eure Treue zu ihm zu beweisen, ist ein Aufruf an euch, sehr demütig vor ihm zu wandeln und über euch zu wachen. Ihr seid so nachsichtig gegenüber eurem eigenen Ich gewesen und habt es so gepflegt, dass ihr eine völlige Kehrtwendung machen müsst. Z4.371.3 Teilen

372

Du, Bruder F, bist sehr selbstsüchtig gewesen, und dies war verächtlich in Gottes Augen. Du und auch deine Frau seid ständig von diesem Übel angefochten. Durch Genusssucht und Nachgiebigkeit gegen euch selbst sind eure Kräfte sehr geschwächt. Keinem von euch beiden mangelt es an natürlicher Vernunft und Unterscheidungsvermögen. Aber ihr seid lieber eurer Neigung anstatt der Pflicht gefolgt. Ihr habt versäumt, die verkehrten Charakterzüge zu unterdrücken und die moralische Kraft zu stärken. Z4.372.1 Teilen

Bruder F, daheim bist du von Natur aus ungeduldig, missmutig und streng. Sobald du dich in einer neuen Umgebung heimisch fühlst, offenbaren sich die gleichen Charakterzüge. Deine Worte sind oft ungeduldig und anmaßend. Darüber solltest du Buße tun. Du kannst jetzt neu beginnen, Gott hat dir in seiner großen Gnade eine neue Gelegenheit geschenkt. Deine Frau hat vieles in ihrem Charakter, wogegen sie ankämpfen muss. Du solltest achtgeben, sie nicht den Versuchungen Satans auszusetzen. Ärger, Krittelei und falsche Behauptungen müssen aufgegeben werden. Welchen Termin hast du dir gesetzt, bis wann du deinen verkehrten Willen und deine Charakterfehler überwunden haben willst? Bei dem Fortschritt, den du bisher gemacht hast, mag deine Prüfungszeit abschließen, ehe du entschlossen ans Werk gegangen bist, um den Sieg über dich selbst davonzutragen. Gottes Vorsehung wird dich in Lagen bringen, wo deine Eigenheiten, wenn sie existieren, herausgefordert und offenbart werden. Du siehst und erkennst nicht die Auswirkung deiner gedankenlosen, ungeduldigen, klagenden und jammervollen Worte. Z4.372.2 Teilen

373

Du und deine Frau, ihr habt eine weitere goldene Gelegenheit, um Christi willen zu leiden. Wenn ihr darüber jammert, werdet ihr keinen Lohn empfangen. Seid ihr aber willig und freudig und offenbart den gleichen Geist wie Petrus nach seinem Fall, könnt ihr Sieger sein. Während seines ganzen Lebens war er traurig, dass er Christum so feige verleugnet hatte. Als er um seines Glaubens willen den Märtyrertod erleiden sollte, stand ihm diese demütigende Tatsache immer noch vor Augen, und er bat darum, nicht auf die gleiche Art und Weise gekreuzigt zu werden wie sein Herr. Er fürchtete, dass dies nach seinem Fall zu ehrenhaft für ihn sein würde. Seine Bitte war, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt zu werden. Welch ein Empfinden hatte Petrus von seiner Sünde, indem er seinen Herrn verleugnete! Welche Bekehrung machte er durch! Hinfort führte er ein Leben der Reue und Demütigung. Z4.373.1 Teilen

Ihr habt alle Ursache, zu erzittern, wenn ihr Gott durch sein Gesetz betrachtet. Als Mose Gottes Majestät sah, erklärte er: „Ich bin erschrocken und zitterte.“ Hebräer 12,21. Das Gesetz verkündigte den Tod für den Übertreter. Dann wurde Mose das versöhnende Blut vorgeführt. Das reinigende Blut Christi, das den Sünder reinwäscht, wurde ihm offenbart, und seine Furcht wurde hinweggefegt, wie der Nebel vor den Strahlen der aufgehenden Sonne weicht. So kann es mit dem Sünder sein. Durch Reue Gott gegenüber und durch Glauben an unsern Herrn Jesum Christum wird Vergebung vermerkt, und die Sonne der Gerechtigkeit umhüllt ihn mit hellen, heilenden Strahlen und zerstreut den Zweifel und die Furcht, die seine Seele in Nebel hüllte. Mose kam vom Berg, wo er mit Gott geredet hatte, und sein Angesicht glänzte vom himmlischen Licht, das auf die Kinder Israel widerstrahlte. Er erschien ihnen wie ein Engel, der direkt aus der Herrlichkeit kam. Dieser göttliche Glanz war jenen Sündern schmerzlich. Sie flohen vor Mose und baten ihn, diese strahlende Herrlichkeit zu verdecken, damit sie nicht davon verzehrt würden, wenn sie sich ihr näherten. Z4.373.2 Teilen

374

Mose war ein Student gewesen. Er war in allen Wissenschaften der Ägypter wohl unterrichtet. Doch dies waren nicht die einzigen Fähigkeiten, die er benötigte, um ihn für seine Aufgabe vorzubereiten. In Gottes Vorsehung sollte er Geduld und Zügelung seiner Leidenschaften lernen. In der Schule der Selbstverleugnung und des harten Lebens sollte er eine Erziehung erlangen, die für ihn von größter Wichtigkeit war. Diese Schwierigkeiten würden ihn vorbereiten, väterliche Fürsorge allen angedeihen zu lassen, die seiner Hilfe bedurften. Keine Erkenntnis, kein Studium, keine Redekunst konnte diese Erfahrung in Schwierigkeiten ersetzen, die jemand benötigt, der über Seelen wachen und Rechenschaft darüber ablegen soll. Im Verrichten der Arbeit eines demütigen Hirten, in Selbstvergessenheit und Fürsorge für die Herde, über die er wachte, sollte er auf das erhabenste Werk, das Sterblichen je anvertraut wurde — ein Hirte der Herde des Herrn zu sein — vorbereitet werden. Diejenigen, die Gott in der Welt fürchten, müssen mit ihm verbunden sein. Christus ist der beste Erzieher, den die Welt je kannte. Von ihm Weisheit und Erkenntnis zu erlangen war für Mose wertvoller als alle Weisheit der Ägypter. Z4.374.1 Teilen

Bruder und Schwester F, ich bitte euch, macht Ernst und kommt zu Gott durch Jesum Christum. „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Galater 6,7. Wer seine Talente und Mittel fürs eigene Ich zur Befriedigung der niederen Leidenschaften vergeudet, wird Verderben ernten. Seine Ernte ist gewiss. Sein Verstand wird seine Aufnahmefähigkeit und Kraft verlieren. Sein Geist wird zerrüttet und sein Leben verkürzt. Gott fordert von euch, gründlichere Anstrengungen zu machen, das eigene Ich zu unterwerfen und zu beherrschen. Es wurde mir gezeigt, dass Gott und die Engel bereit sind und darauf warten, euch in dieser wichtigen Aufgabe zu helfen. Wenn ihr sie aufschiebt, ja, wenn ihr nur zögert, mag es zu spät sein. Eure Prüfungszeit ist verlängert worden, jetzt formt ihr euren Charakter, und bald, mein lieber Bruder und meine Schwester, wird er für immer festgelegt sein. Halbherziges Werk wird euch den Himmel nicht einen Schritt näher bringen. Unentschlossenheit artet bald in Entschlossenheit für die falsche Richtung aus. Viele entscheiden sich, dem eigenen Ich und Satan zu dienen, indem sie keine entschiedene Anstrengungen machen, ihre Charakterfehler zu überwinden. Während viele ihre sündigen Neigungen hegen und erwarten, sie irgendwann einmal zu überwinden, entscheiden sie sich fürs Verderben. Bruder und Schwester F, im Namen Jesu Christi könnt ihr jetzt, zu „dieser eurer Zeit“ den Sieg erlangen. Plant und studiert nicht, wie ihr euch selbst dienen könnt. Ihr könnt nicht völlig dem Herrn angehören, während ihr auch nur in geringster Weise Selbstsucht ermutigt. Eine solch große Liebe, wie sie der Erlöser euch erwiesen hat, sollte nur mit großer Demut und fortwährender Dankbarkeit angenommen werden. Um glücklich sein zu können, müsst ihr eure Gedanken und Worte unter Kontrolle halten. Es wird euch eine große Anstrengung kosten. Aber es muss sein, wenn ihr als Gottes Kinder anerkannt werden wollt. Lasst nicht nach in euren Anstrengungen. Satan kämpft um eure Seelen, und er muss enttäuscht werden. Z4.374.2 Teilen

375

Wenn du, Bruder F, an einem Ort mit der Arbeit beginnst, gewinnst du im allgemeinen das Vertrauen der Leute. Werden sie aber näher mit dir bekannt, treten deine Charakterfehler so offensichtlich hervor, dass viele ihr Vertrauen in deine Frömmigkeit verlieren. Damit wirfst du einen Schatten auf alle Prediger der Gemeinschaft. Ein kurzer Aufenthalt an einem Ort würde deinem Ruf keinen Schaden zufügen. Wenn du ernstlich beschäftigt und von widrigen Einflüssen umgeben bist, ist dein Geist so von der Arbeit beansprucht, dass du weder Zeit noch Gelegenheit hast, so viel an dich selbst zu denken. Wenn dann die Arbeit getan ist und du anfängst, dich mit der eigenen Person zu beschäftigen — und das zu tun ist für dich natürlich — verwöhnst du dich, benimmst dich kindisch, dein Temperament macht sich durch Empfindlichkeit und Verdrießlichkeit bemerkbar, und du fügst dem Werke Gottes großen Schaden zu. Den gleichen Geist offenbarst du in der Gemeinde. Dadurch wird dein Einfluss in der Öffentlichkeit sehr geschwächt, in einigen Fällen unwiderruflich. Oftmals hast du ein kindisches Verhalten an den Tag gelegt, selbst in deiner Arbeit, Seelen zur Wahrheit zu bringen. Die Eindrücke, die die Zeugen davon erhielten, sind furchtbar. Zwischen zwei Dingen musst du dich jetzt entscheiden: Entweder musst du ein geheiligter Mann im Heim, in der Familie und in der Gemeinde sein, stets freundlich und geduldig, oder du darfst dich nicht in einer Gemeinde niederlassen; denn deine Fehler werden offen zutage treten, und der Erlöser, den du bekennst zu lieben und dem zu dienen du vorgibst, wird entehrt. Z4.375.1 Teilen

376

Der Glaube Moses brachte ihn dahin, nach unsichtbaren, ewigen Dingen Ausschau zu halten. Er verließ die glänzenden Attraktionen des Hoflebens, weil dort die Sünde lauerte. Er gab Zeitliches, anscheinend Gutes, auf, das jedoch darauf abzielte, Untergang und Vernichtung herbeizuführen. Die wirklichen, ewigen Attraktionen waren ihm wertvoll. Die Opfer, die Mose brachte, waren in Wirklichkeit keine Opfer. Er vertauschte ein gegenwärtiges, nur scheinbares Gut gegen ein sicheres, erhabenes, ewiges Gut. Z4.376.1 Teilen

Mose erduldete die Schmach Christi, und diese hielt er für größeren Reichtum als alle Schätze Ägyptens. Er glaubte den Worten Gottes und konnte durch nichts in der Welt beeinflusst werden, von seiner Redlichkeit abzulassen. Er wandelte auf der Erde als freier Gottesmann. Christi Liebe wohnte in seiner Seele. Diese verlieh ihm nicht nur Würde, sondern fügte der Würde auch den Glanz wahrer christlicher Tugenden hinzu. Mose wandelte einen rauen, gefährlichen Pfad; aber er schaute auf das Unsichtbare und zauderte nicht. Die verheißene Belohnung zog ihn an. So kann es auch mit uns sein. Er war mit Gott vertraut. Z4.376.2 Teilen

Vor dir liegt die Aufgabe, den Rest deines Lebens mit Reformieren und Verbesserung des Charakters auszukaufen. Ein neues Leben beginnt mit der Erneuerung der Seele. Christus ist der innewohnende Erlöser. Das, was scheinbar schwer aufzugeben ist, muss preisgegeben werden. Das herrschsüchtige, diktatorische Wort muss unausgesprochen bleiben. Dann wird ein köstlicher Sieg errungen. Wahres Glück wird das Resultat jeder Selbstverleugnung, jeder Kreuzigung des eigenen Ichs sein. Ein errungener Sieg macht den nächsten leichter. Hätte Mose die ihm von Gott gewährten Gelegenheiten und Vorrechte versäumt, würde er damit das Licht vom Himmel verworfen haben und wäre ein enttäuschter, elender Mensch gewesen. Die Sünde stammt aus dem Abgrund. Wird sie gehegt, nimmt Satan Besitz von der Seele, um dort die höllischen Feuer zu entzünden. Gott hat sein Gesetz nicht gegeben, um die Rettung von Seelen zu verhindern. Er wünscht vielmehr, dass alle gerettet werden. Der Mensch hat Licht und Gelegenheiten. Wenn er sie nutzt, kann er überwinden. Durch Überwindung kann dein Leben von der Macht der göttlichen Gnade zeugen. Satan möchte im Seelentempel seinen Thron aufrichten. Regiert er dort, macht er sich durch ärgerliche und bittere Worte und Leidenschaften, die bekümmern und verwunden, bemerkbar. Da Licht nicht mit Finsternis und Christus nicht mit Belial übereinstimmen, muss der Mensch sich entweder für die eine oder andere Seite entscheiden. Wenn er der Selbstbefriedigung, der Habsucht, dem Betrug, der Täuschung oder anderen Sünden nachgibt, ermutigt er die Prinzipien Satans in seiner Seele und verschließt sich selbst die Himmelstür. Wegen der Sünde wurde Satan aus dem Himmel geworfen; und kein Mensch, der in die Sünde einwilligt und sie hegt, kann in den Himmel eingehen, denn in diesem Fall würde Satan dort wieder Fuß fassen. Z4.376.3 Teilen

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Wenn ein Mensch ernsthaft Tag und Nacht damit beschäftigt ist, seine Charakterfehler zu überwinden, pflegt er Christum in seinem Seelentempel. Christi Licht wohnt in ihm. Unter den hellen Strahlen des Lichtes von Christi Angesicht wird sein ganzes Wesen verfeinert und veredelt. Der Frieden des Himmels wohnt in seiner Seele. Viele geben der Leidenschaft, dem Betrug, der Selbstsucht und der Falschheit nach, und dann entschuldigen sie sich jedesmal mit den Umständen, die sie in Versuchung führten. Das entspricht deinem Fall. Gott ließ es zu, dass die Umstände in deiner Umgebung so waren, dass sie zur Entwicklung des Charakters beitrugen. Aber du hattest es in der Hand, deine Umgebung zu gestalten; denn wenn die Versuchung erduldet und ihr widerstanden wird, können die Umstände im Namen Christi durch die Macht des Willens beherrscht werden. Das heißt zu überwinden, wie Christus überwand. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ 1.Johannes 5,4. Z4.377.1 Teilen

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Bruder F, Gott ist dir gnädig. Dein Leben ist ein Fehlschlag gewesen, nicht wie es hätte sein können und sein sollen. Du besitzt keine wahre Männlichkeit, keine erhabene Reinheit der Gefühle. Du hegtest keine angemessene Selbstachtung, und deshalb hattest du auch keinen wahren Respekt für andere. Du hast nicht Christum und die Macht seiner Gnade verherrlicht. Während deines ganzen Lebens warst du auf jemand angewiesen, der dich überwachte. Die gleiche Leichtfertigkeit und Wankelmütigkeit, die gleiche Rücksichtslosigkeit und der Mangel an Selbstbeherrschung, die gleiche Eigensucht und Ungeduld, die während deinen jüngeren Lebensjahren zum Ausdruck kamen, haben sich jetzt in deinem Alter entwickelt und verschärft. Das müsste nicht so sein, wenn du alle kindischen Gefühle und Ausbrüche abgelegt und dir Mannhaftigkeit angeeignet hättest. Du hast dich zu deinem eigenen Schaden begünstigt. Deine Schmerzen und Schwächen hast du so groß wie möglich dargestellt. Du schaust auf sie und beklagst dich darüber, aber du wendest deinen Blick nicht von ihnen ab, um auf Jesum zu schauen. Denke doch, wie wenig du im Vergleich zu den Leiden Christi zu leiden und zu erdulden hast. Er war sündlos und litt als Gerechter für die Ungerechten. Z4.378.1 Teilen

Ein guter Baum wird keine verdorbene Frucht hervorbringen. Gute Unterhaltung wird ein gutes Gewissen zur Folge haben, geradeso, wie gute Frucht von einem guten Baum hervorgebracht wird. Wenn ein Mann unfreundlich und grob in seiner Familie und zu allen, mit denen er in Verbindung steht, ist, braucht sich niemand zu fragen, wie er die Gemeinde verwalten wird. Er wird die gleiche launische, herrschsüchtige Haltung einnehmen, wie er sie daheim offenbart. Niemand kann Christi Sinn und Geist besitzen, ohne in allen Verbindungen und Pflichten des Lebens eine bessere Stellung einzunehmen. Murren, Klagen und ärgerliche Leidenschaft sind keine Früchte von guten Grundsätzen. Du bedarfst des anhaltenden Gebets, weil du die hohen, edlen und moralischen Charakterzüge nicht gestärkt hast. Dies ist, was du jetzt zu tun hast. Dieses Werk ist schwierig, aber äußerst notwendig. Z4.378.2 Teilen

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Während deines Aufenthaltes in Texas warst du ohne Hoffnung und fühltest dich von Gott und Menschen verlassen. Jetzt, wo du einen neuen Anfang machst, lass das Werk der Reformation gründlich und deine Reue solcherart sein, wie sie „niemand gereut“. Deine besten Tage, was Gesundheit und Kraft anbelangt, liegen in der Vergangenheit. Doch durch rechte Gewohnheiten, einen fröhlichen Geist und ein reines Gewissen betreffs deines gegenwärtigen Verhaltens kannst du dein Versagen noch in einen Sieg verwandeln. Du hast keine Zeit zu verlieren. Deine Frau kann dir bei deiner Arbeit im Erntefeld behilflich sein. Wenn sie durch die Wahrheit geheiligt ist, kann sie ein Segen für dich und für Gottes Werk sein, indem sie mit andern spricht und geselligen Umgang pflegt. Z4.379.1 Teilen

Viele straucheln und fallen, weil sie einem verkehrten Temperament nachgeben. Alexander und Cäsar fanden es sehr viel leichter, Königreiche zu überwinden als sich selbst zu beherrschen. Nachdem sie Nationen besiegt hatten, fielen diese von der Welt „groß“ genannten Männer, der eine durch unbeherrschte Esslust als Opfer der Unmäßigkeit, der andere durch Anmaßung und wahnsinnigen Ehrgeiz. Z4.379.2 Teilen

Der Herr ruft dich auf, Stolz und Starrsinn aufzugeben und seinem Frieden Raum in deinem Herzen zu schaffen. Hege einen sanften und stillen Geist. Nimm Christi Sanftmut mit in deine Arbeit. Ein aufgeregtes Temperament und schneidender Tadel werden die Leute nicht beeindrucken noch Sympathie erwecken. Wenn wir die Wahrheit haben, können wir es uns leisten, uns ruhig und ohne Aufregung zu verhalten. Unsere Sprache sollte bescheiden und erhaben sein. Der Geist, den du im Innern gepflegt hast, hat Eindrücke auf deinem Gesicht hinterlassen. Wenn Christus im Seelentempel wohnt, wird er jenen ärgerlichen, verdrießlichen, unglücklichen Blick verbannen. Und wenn die Wolke von Zeugen auf einen Menschen blickt, der Christi Ebenbild widerstrahlt, wird sie feststellen, dass er von einer angenehmen Atmosphäre umgeben ist. Die Welt wird sehen, dass er inmitten der Stürme von Misshandlung unbewegt dasteht, gleich einer stolzen Zeder. Dieser Mann ist einer von Gottes Helden. Er hat sich selbst besiegt. Z4.379.3 Teilen

380

Der größte Teil der Widrigkeiten des Lebens, der täglichen verdrießlichen Sorgen, seines Herzenskummers, seiner Verbitterung ist die Folge eines unbeherrschten Temperamentes. Die Harmonie des häuslichen Kreises wird oft durch ein hastiges Wort und ärgerliches Verhalten zerstört. Wie viel besser wäre es, dies zu unterlassen. Ein freundliches Lächeln, ein friedliches, anerkennendes Wort, im Geist der Sanftmut gesprochen, würde eine Macht sein, zu beruhigen, zu trösten und zu segnen. Selbstbeherrschung ist die beste Herrschaft, die jemand in der Welt ausüben kann. Durch Anlegen des Schmuckes eines sanften und stillen Geistes würden neunundneunzig von hundert Schwierigkeiten, die das Leben so verbittern, vermieden. Viele entschuldigen ihre übereilten Worte und ihr leidenschaftliches Temperament mit den Worten: „Ich bin empfindsam. Ich habe ein hastiges Temperament.“ Dies wird niemals die Wunden heilen, die übereilte, leidenschaftliche Worte verursacht haben. Einige sind tatsächlich von Natur aus leidenschaftlicher veranlagt als andere; aber dieser Geist wird niemals mit Gottes Geist harmonieren. Der natürliche Mensch muss sterben, und der neue Mensch, Jesus Christus, muss von der Seele Besitz ergreifen, so dass der Nachfolger Jesu wahrheitsgemäß bekennen kann: „Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Galater 2,20. Z4.380.1 Teilen

Das eigene Ich ist schwer zu überwinden. Menschliche Verdorbenheit in jeder Form kann nicht leicht Christi Geist unterworfen werden. Aber allen muss die Tatsache nahegebracht werden, dass es keine Hoffnung für sie gibt, es sei denn, dass sie durch Christum den Sieg erringen. Der Sieg kann erlangt werden. Bei Gott ist nichts unmöglich. Durch seine unterstützende Gnade kann jede üble Leidenschaft, alle menschliche Verdorbenheit überwunden werden. Jeder Christ muss von Christo lernen, der „nicht widerschalt, da er gescholten ward.“ 1.Petrus 2,23. Z4.380.2 Teilen

Das Werk vor dir ist keine leichte Aufgabe, kein Kinderspiel. Du hast versäumt, zur Vollkommenheit zu schreiten. Beginne aufs neue. Du kannst durch dein Leben bezeugen, was die Macht und Gnade Gottes in Umgestaltung des natürlichen Menschen in einen neuen Menschen in Christo Jesu zu tun vermag. Ihr beide könnt Überwinder werden, wenn ihr im Namen Christi entschlossen das Werk in Angriff nehmt. Z4.380.3 Teilen

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Eine feierliche Tatsache möchte ich eurem Herzen einprägen: Wenn Personen Satans Täuschungen nachgegeben und sich damit auf Satans Grund und Boden begeben haben und sich dann durch Gottes Gnade aus seinen Schlingen befreien wollen, müssen sie in enge Verbindung mit Gott treten. Sie müssen das eigene Ich kreuzigen und völlig umgewandelt werden, um den Sieg und das ewige Leben erringen zu können. Ihr beide habt euch sehr weit von Gott entfernt. Ihr habt große Schande über sein Werk gebracht. Ihr müsst jetzt sehr eifrig und ernsthaft an die Arbeit gehen, um jeden eurer Charakterfehler zu überwinden und ein Leben der Demut, des Vertrauens und inständigen Gebets zu führen. Im Glauben bittet Gott, um Christi willen die Vergangenheit auszulöschen, so dass der böse Same, den ihr ausgestreut habt, sich nicht vermehrt und aufbewahrt wird, um euch am Tage des Zorns zu verklagen. Z4.381.1 Teilen

Wenn ihr so weitermacht wie bisher, in reizbarem Geist, dem Ich dienend, indem ihr kindisch von euren Gebrechen sprecht, euch weitläufig über eure Gefühle auslasst und alles negativ seht, wird euch dies schwach und verzagt machen. Gerade durch diese Dinge seid ihr den Täuschungen Satans zum Opfer gefallen. Schlagt ihr aufs neue den gleichen Kurs ein wie zuvor, als eure Füße begannen zu straucheln, wird euer Fall hoffnungslos sein. Wenn ihr in Reue mit euren Sünden brecht und die furchtbaren Folgen vermeidet, indem ihr Zuflucht in eines Heilandes Vermittlung sucht und ernstlich um seinen Geist bittet, damit ihr geleitet, belehrt und erquickt werdet, könnt ihr das ewige Leben ernten. Versäumt nicht, vereint und demutsvoll, hilflos wie ihr seid, im Glauben die Verdienste Christi in Anspruch zu nehmen. Z4.381.2 Teilen

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Bruder G, im letzten Gesicht wurde mir dein Fall vorgeführt. Ich sah, dass du die Wahrheit, zu der du dich bekennst, liebst. Aber du bist nicht durch sie geheiligt. Deine Zuneigung ist geteilt, du versuchst Gott und dem Mammon zu dienen. Diese geteilte Zuneigung hindert dich daran, ein Missionar für Gott zu sein. Während du angeblich dem Werke Gottes dienst, hat Eigeninteresse dein Werk verdorben und deinem Einfluss beträchtlich geschadet. Gott konnte nicht mit dir zusammenarbeiten, weil dein Herz nicht vor ihm in Ordnung war. Z4.382.1 Teilen

Was deine Worte anbetrifft, bist du sehr an der Wahrheit interessiert. Kommt es jedoch darauf an, deinen Glauben durch Werke zu bekunden, besteht ein großer Mangel. Du hast deinen Glauben nicht in rechter Weise dargestellt. Du hast dem Werke Gottes durch deine Gewinnsucht Schaden zugefügt. Deine Liebe für Handel und Gezänk diente weder zu deinem Besten noch zur geistlichen Gesundheit derer, mit denen du in Kontakt gekommen bist. Du bist scharfsinnig im Handel, und oft übervorteilst du. Du hast eine besondere Gabe, ein gutes Geschäft zu wittern und dies zu deinem Vorteil und zum Nachteil für andere zu nutzen. Würde jemand sich selbst betrügen, so würdest du ihn dabei lassen, sofern es dir Gewinn bringt. Dies hat nichts mit dem Befolgen der goldenen Regel zu tun, die besagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihr ihnen auch.“ Matthäus 7,12. Z4.382.2 Teilen

Während du Missionsarbeit verrichtetest, hast du gleichzeitig eine ränkevolle Neigung zu kaufen und zu verkaufen offenbart. Das ist eine armselige Kombination. Du solltest entweder das eine oder das andere tun. „Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ist‘s aber Baal, so wandelt ihm nach.“ 1.Könige 18,21. „Erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt.“ Josua 24,15. Gott wird deine Arbeit im Kolportage- und Missionswerk nicht annehmen, während du versuchst, dir Vorteile zu verschaffen. Du bist in Gefahr, Gewinn als Gottseligkeit zu betrachten. Der Versucher wird dir schmeichelhafte Anreize bieten, um dich zu betören und zu ködern, Ränke zu schmieden, die deine geistliche Gesinnung abtöten werden. Z4.382.3 Teilen

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Die Welt, Engel und Menschen betrachten dich als Gauner, als einen Mann, der nur eigene Interessen vertritt und sich Vorteile sichert, ohne gewissenhaft und sorgfältig auch die Interessen anderer, mit denen er zu tun hat, in Betracht zu ziehen. In deinem geschäftlichen Umgang tritt eine Neigung zu Unehrlichkeit zutage, welche die Seele befleckt, die religiöse Erfahrung und das Wachstum in der Gnade verkümmern lässt. Mit scharfem Geschäftssinn wachst du darüber, wo du einen vorteilhaften Handel abschließen kannst. Diese betrügerische Neigung ist dir zur zweiten Natur geworden, und du siehst und erkennst nicht, wie böse es ist, diese Neigung zu pflegen. Z4.383.1 Teilen

Ein Geschäft, redlich und ehrlich durchgeführt, wobei auch der Partner einen Vorteil erlangt, wäre schon recht, was die Ehrenhaftigkeit anbelangt. Doch hätte der Herr deinen Dienst angenommen und deine Kräfte und deine scharfe Wahrnehmungsgabe lieber benutzt, um Seelen zu retten, wenn du durch die Wahrheit geheiligt wärest. Der Augen Lust in der Liebe zum Gewinn war im Widerstreit gegen den Geist. Die Gewohnheiten und die Erziehung von Jahren haben ihren entstellenden Eindruck auf deinem Charakter hinterlassen, und du hast dich für Gottes Werk disqualifiziert. Fortwährend denkst du nur an den Handel. Wäre dieses Verlangen dem Dienste Gottes geweiht, könntest du ein ernster, ausdauernder Arbeiter für den Meister sein. Missbraucht, wie es ist, hat es deine eigene Seele gefährdet und auch andere sind in Gefahr, durch deinen Einfluss verloren zu gehen. Z4.383.2 Teilen

Zu Zeiten wirst du durch Vernunft und Gewissen ermahnt, und du fühlst dich wegen deines Verhaltens getadelt. Deine Seele verlangt nach Heiligkeit und nach der Gewissheit des Himmels. Der Wirrwarr der Welt erscheint dir abstoßend und du legst ihn beiseite und hegst den Geist von Gott. Dann überkommt dich wieder deine weltliche Neigung und überwindet alles andere. Mit Sicherheit wirst du den Angriffen Satans zu begegnen haben, und du solltest dich darauf vorbereiten, indem du deinen eigenen Neigungen entschieden widerstehst. Z4.383.3 Teilen

384

Während der Apostel Paulus von Kerkermauern eingeschlossen war, dampfend von Feuchtigkeit, und unter Gebrechen litt, wünschte er sehr, Timotheus, seinen Sohn im Evangelium, zu sehen und ihm sein Vermächtnis zu hinterlassen. Er hatte keine Hoffnung, noch einmal vor seinem Tode von seinen Banden befreit zu werden. Das böse Herz Neros war völlig satanisch, und nur ein Wort oder ein Nicken von ihm würde Paulus‘Tod bedeuten. Paulus drängte auf das sofortige Kommen von Timotheus, um ihm sein letztes Zeugnis zu übermitteln; und doch fürchtete er, dass er zu spät kommen könnte. Deshalb teilte er einem seiner Mitarbeiter, dem gestattet war, an seinen Banden teilzuhaben, jene Worte mit, die er zu Timotheus sprechen wollte. Dieser treue Gehilfe schrieb die letzten Abschiedsworte von Paulus nieder, wovon wir einen kleinen Teil hier zitieren möchten: Z4.384.1 Teilen

„Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke und viel törichte und schädliche Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis. Denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels; das hat etliche gelüstet und sind vom Glauben irregegangen und machen sich selbst viel Schmerzen. Aber du, Gottesmensch, fliehe solches! Jage aber nach — der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut; kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist und bekannt hast ein gutes Bekenntnis vor vielen Zeugen. ... Den Reichen von dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gern geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, dass sie ergreifen das wahre Leben.“ 1.Timotheus 6,9-12.17-19. „Und was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren. Leide mit als ein guter Streiter Jesu Christi. Kein Kriegsmann flicht sich in Händel der Nahrung, auf dass er gefalle dem, der ihn angenommen hat. Und so jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht.“ 2.Timotheus 2,2-5. Ein Mann mag habsüchtig sein und sich dennoch damit entschuldigen, dass er im Dienste des Werkes Gottes steht. Aber er empfängt keine Belohnung, weil Gott kein Geld haben will, das durch Übervorteilung oder irgendeinen Anschein von Unehrlichkeit erworben wurde. Z4.384.2 Teilen

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Paulus drängt dann Timotheus: „Befleißige dich, dass du bald zu mir kommst. Denn Demas hat mich verlassen und diese Welt liebgewonnen und ist gen Thessalonich gezogen.“ 2.Timotheus 4,9.10. Diese Worte diktierte Paulus unmittelbar vor seinem Tod und wurden von Lukas zu unserem Nutzen und zur Warnung niedergeschrieben. Z4.385.1 Teilen

Christus lehrte seine Jünger und sprach: „Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jegliche Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jegliche, die da Frucht bringt, wird er reinigen [beschneiden], dass sie mehr Frucht bringe.“ Johannes 15,1.2. Wer mit Christus verbunden ist und an dem Saft und der Nahrung des Weinstocks teilhat, wird die Werke Christi wirken. Die Liebe Christi muss in ihm wohnen, sonst kann er nicht mit dem Weinstock verbunden sein. Gott über alles zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst, das ist das Fundament wahrer Religion. Z4.385.2 Teilen

Wer genau in den Fußspuren seines opferbereiten und selbstverleugnenden Erlösers wandelt, wird die Gesinnung Christi in seinem Herzen widerspiegeln. Reinheit und Christi Liebe werden aus seinem täglichen Leben und aus seinem Charakter hervorleuchten, während ihn Demut und Wahrheit des Weges führen. Jede fruchttragende Rebe wird beschnitten, damit sie mehr Frucht hervorbringe. Selbst fruchttragende Reben können zuviel Laubwerk haben und als etwas erscheinen, was sie in Wirklichkeit gar nicht sind. Die Nachfolger Christi mögen für den Meister manche Arbeit leisten und doch nicht die Hälfte von dem tun, was sie tun könnten. Dann beschneidet er sie, weil sie nicht nur weltlich gesinnt sind, sondern auch stolz und nachsichtig gegen sich selbst. Weingärtner schneiden die überzähligen Ranken aus, die sich an den Schutt des Erdbodens klammern, damit die Reben auf diese Weise fruchtbarer werden. Diese hemmenden Ursachen müssen beseitigt und schädliche Auswüchse weggeschnitten werden, um den milden Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit Zugang zu verschaffen. Z4.385.4 Teilen

386

Gott beabsichtigte durch Christum, dem gefallenen Menschen eine weitere Bewährungsprobe zu gewähren. Viele missverstehen den Sinn ihrer Erschaffung, der darin besteht, die menschliche Gemeinschaft glücklich zu machen und Gott zu verherrlichen und nicht sich selbst. Gott beschneidet ständig sein Volk. Er entfernt überreiche, sich ausbreitende Zweige, damit es zu seiner Ehre Frucht trage und nicht nur Blätter hervorbringe. Gott beschneidet uns mit Trübsal, Enttäuschungen und Widerwärtigkeiten, um die Auswüchse starker, eigensinniger Charakterzüge zu unterbinden und den besseren Eigenschaften eine Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Götzen müssen wir aufgeben. Unser Gewissen muss empfindsamer werden, und das Sinnen des Herzens sollte auf geistliche Dinge gerichtet sein, ja der ganze Charakter sollte ein ausgeglichenes Wesen an den Tag legen. Wer wirklich Gott verherrlichen will, wird für die Aufdeckung jedes Götzen und jeder Sünde dankbar sein. Wir sollen diese Übel erkennen und sie abtun. Das geteilte Herz behandelt diese Übel eher zu nachsichtig, als dass es ihnen gänzlich absagte. Z4.386.1 Teilen

Jede offensichtlich trockene Rebe wird ein Teil des lebendigen Weinstocks, wenn man sie mit ihm verbindet. Faser auf Faser und Ader auf Ader heftet sie sich an den Weinstock, bis sie Leben und Nahrung vom Mutterstamm erhält. Das eingepfropfte Reis sprosst, blüht und bringt Frucht. Das Herz, durch Übertretungen und Sünden abgestorben, muss einen ähnlichen Prozess durchmachen, um mit Gott versöhnt zu sein und des Lebens und Heils in Christo teilhaftig zu werden. Wie die Rebe Leben empfängt, sobald sie mit dem Weinstock vereint ist, so wird der Sünder der göttlichen Natur teilhaftig, sobald er mit Christo verbunden ist. Der vergängliche Mensch ist mit dem ewigen Gott vereint. Nachdem wir so vereint sind, bleiben die Worte Christi in uns, und wir werden nicht von sprunghaften Gefühlen angetrieben, sondern von lebendigen, unwandelbaren Grundsätzen. Wir müssen über Christi Worte nachdenken, sie hegen und ins Herz schließen. Sie sollten aber nicht gedankenlos wiederholt werden; denn sie bleiben dann doch nicht im Gedächtnis haften und gewinnen keinen Einfluss auf Herz und Leben. Z4.386.2 Teilen

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So wie die Rebe am Weinstock bleiben muss, um den lebensnotwendigen Saft zu bekommen, der sie zur Blüte treibt, so müssen alle, die Gott lieben und alle seine Worte halten, in seiner Liebe bleiben. Ohne Christum können wir nicht eine einzige Sünde bezwingen oder die geringste Verlockung überwinden. Viele brauchen den Geist Christi und seine Kraft zur Erleuchtung ihres Verstandes ebenso nötig, wie der blinde Bartimäus sein natürliches Augenlicht brauchte. „Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir.“ Johannes 15,4. Alle Menschen, die wirklich in der Liebe Christi leben, werden den Segen dieser Verbindung verspüren. Der Vater nimmt sie um des geliebten Sohnes willen an. Er umhegt und umsorgt sie mit seiner zärtlichen, liebevollen Fürsorge. Diese Verbindung mit Christo läutert das Herz und führt zu einem wachsamen Leben und einwandfreien Charakter. Die Frucht, die der Baum des Christen trägt, ist „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit“. Galater 5,22. Z4.387.1 Teilen

Mein Bruder, du benötigst eine enge Verbindung mit Gott. Du hast Wesenszüge, für die du verantwortlich bist. Du hast deine Kräfte verkehrt angewandt. Gott kann dein Verhalten nicht billigen. Deine Maßstab ist der eines Weltmenschen, nicht jener, den Christus uns vorgelebt hat. Du betrachtest die Dinge, wie die Welt es tut, und richtest dich nach ihrem ungeheiligten Urteil. Deine Seele muss von dem befleckenden Einfluss der Welt gereinigt werden. Du hast dich wiederholt von strikter Redlichkeit abgewandt um Gewinnes willen. In Wirklichkeit war es Verlust. Jede Übervorteilung im Geschäft wird deine Belohnung im Himmel schmälern, solltest du wirklich dorthin gelangen. Jeder Mensch wird nach seinen Werken belohnt. Z4.387.2 Teilen

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Du darfst keine Zeit verlieren. Sei eifrig bemüht, jene Wesenszüge zu überwinden, die dir, wenn du sie hegst, die Pforten der Herrlichkeit verschließen würden. Du kannst es dir nicht leisten, den Himmel zu verlieren. Du musst in deinen Worten und Werken eine entschiedene Änderung vornehmen, damit du deinen betrügerischen Geist überwinden kannst und deine Gedanken sich der heiligenden Wahrheit zuwenden. Mit wenigen Worten: Du musst umgestaltet werden. Dann kann Gott deine Arbeit in seinem Werk annehmen. Du solltest so unwandelbar wahrhaftig sein, dass die Gewinnsucht dich nicht anficht und du von keiner Versuchung überwunden wirst. Der Herr fordert von allen, die seinen Namen bekennen, striktes Festhalten an der Wahrheit. Dies wird wie Salz sein, das seine Würzkraft nicht verloren hat, wie ein Licht inmitten der moralischen Finsternis und des Betruges der Welt. Z4.388.1 Teilen

„Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14) sagt Christus. Die wirklich mit Gott verbunden sind, indem sie das Licht des Himmels widerstrahlen, werden eine rettende Kraft in der Gemeinde sowie in der Welt darstellen. Der Wohlgeruch guter Taten und ehrlicher Handlungen wird ihnen einen guten Ruf verschaffen, selbst unter denen, die nicht unseres Glaubens sind. Die Gottesfürchtigen werden einen solchen Charakter respektieren und ehren, und selbst die Feinde unseres Glaubens werden Gott, die Quelle ihrer Kraft und Ehre, verherrlichen, wenn sie sehen, wie Christi Geist und Leben sich durch ihre täglichen Werke offenbart. Z4.388.2 Teilen

Mein Bruder, schon vor Jahren hättest du dich wahrhaft zur Wahrheit bekehren und dich völlig dem Werke Gottes weihen sollen. Kostbare Jahre, in welchen du eine reiche Erfahrung in göttlichen Dingen und in praktischer Arbeit in seinem Werk hättest erlangen können, gingen verloren. Worin du jetzt imstande sein solltest, andere zu belehren, hast du versäumt, selbst zur völligen Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen. Du solltest jetzt eine erfahrungsgemäße Erkenntnis der Wahrheit besitzen und befähigt sein, der Welt die Warnungsbotschaft zu bringen. Dein Dienst ging dem Werke Gottes beinahe verloren, weil dein Gemüt geteilt war. Du hast geplant und Ränke geschmiedet, gekauft und verkauft und dich mit geringfügigen Dingen abgegeben. Z4.388.3 Teilen

389

Der Mehltau der Welt hat dein Auffassungsvermögen und deinen Verstand verdorben, so dass deine schwachen Bemühungen keine annehmbaren Opfer vor Gott dargestellt haben. Hättest du dich von deinen berechnenden Neigungen abgewandt und die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen, wärest du jetzt reich an göttlicher Erkenntnis und hättest in geistlicher Hinsicht viel gewonnen. Jetzt aber hast du die geistliche Kraft verloren und deine religiöse Erfahrung geschwächt. Z4.389.1 Teilen

Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesu Christo zu haben, bedeutet, veredelt und erhöht und Teilhaber unaussprechlicher Freuden und voller Herrlichkeit zu werden. Nahrung, Kleidung, Geschäft und Reichtum haben ihren angemessenen Wert. Doch eine Verbindung mit Gott und Teilhaber seiner göttlichen Natur zu sein, übersteigt alles andere bei weitem an Wert. Unser Leben sollte durch Christum in Gott geborgen sein. Wir lesen: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ 1.Johannes 3,2. Die fürstliche Würde des christlichen Charakters wird hevorleuchten wie die Sonne, und die Strahlen des Lichts von Christi Angesicht wird auf jene widerstrahlen, die sich selbst gereinigt haben, gleichwie er rein ist. Das Vorrecht, Gottes Kinder zu werden, ist billig genug erkauft, selbst wenn es die Aufgabe all unseres Besitztums, ja selbst das Leben erfordert. Z4.389.2 Teilen

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Mein lieber Bruder, du solltest dir fest vornehmen, ein Mann nach dem Herzen Gottes zu werden. Was andere wagen zu tun oder zu sagen, sollte, wenn es nicht in genauer Übereinstimmung mit dem christlichen Standard ist, keine Entschuldigung für dich sein. Wenn du einst vor dem Weltenrichter stehst, musst du dich nicht für andere verantworten, sondern für dich selbst. Wir tragen eine persönliche Verantwortung, und keines Menschen Charakterfehler werden unsere Schuld auch nur im geringsten entschuldigen. Christus hat uns in seinem Wesen ein vollkommenes Vorbild, ein fehlerloses Leben vor Augen gestellt. Z4.390.1 Teilen

Der Seelenfeind richtet seinen Hauptangriff auf die Wahrheit, zu der wir uns bekennen, und jedes Abweichen vom Recht verunehrt dieselbe. Unsere größte Gefahr besteht darin, unsere Gedanken von Christo abzuwenden. Der Name Jesu hat Macht, die Versuchungen Satans zurückzuweisen und ein Panier gegen ihn aufzurichten. Solange die Seele in unerschütterlichem Vertrauen auf die Verdienste und Macht der Versöhnung beharrt, wird sie fest wie ein Fels zu den Grundsätzen stehen, und alle Macht Satans und seiner Engel kann sie nicht von ihrer Redlichkeit abwendig machen. Die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, gleicht einer feurigen Mauer rund um die Seele, die sich an ihn klammert. Versuchungen werden uns umgeben, denn durch sie werden wir während unserer Probezeit auf Erden geprüft. Es ist eine Prüfung von Gott, eine Offenbarung dessen, was in unseren Herzen ist. Versuchung ist keine Sünde. Die Sünde erscheint erst dann, wenn der Versuchung nachgegeben wird. Z4.390.2 Teilen

Wenn du deine Geschicklichkeit und Gewandtheit, die du beim Erzielen von Gewinnen und beim Vermehren deiner irdischen Besitztümer angewandt hast, zur Rettung von Seelen und zur Verbreitung der Wahrheit benutzt hättest, könntest du viele Sterne in deiner Krone im Reich der Herrlichkeit haben. Es gibt nur wenige, die im Dienste Gottes ebenso treu sind wie im Nachgehen ihrer eigenen irdischen Belange. Eine entschlossene Absicht führt zum gewünschten Ziel. Viele empfinden nicht, dass es notwendig ist, im Werke Gottes ebenso scharfsinnig, geschickt und beschlagen vorzugehen wie in ihrem eigenen Geschäft. Die Sinne und Herzen derer, die vorgeben, der Wahrheit zu glauben, sollten erhaben, geläutert, veredelt und geistlich gerichtet sein. Die Erziehung des Verstandes für diese große und wichtige Angelegenheit wird sträflich vernachlässigt. Die Arbeit für Gott wird nachlässig, träge und sehr stümperhaft getan, weil sie sich oft nach einem launenhaften Gefühl richtet anstatt nach geheiligtem Grundsatz und heiliger Absicht. Z4.390.3 Teilen

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Es ist äußerst notwendig, dass Männer und Frauen, die eine Erkenntnis des Willens Gottes besitzen, lernen, wie sie erfolgreiche Arbeiter in seinem Werk werden können. Sie sollten gebildet und verständig sein, ohne den betrüglichen äußeren Schein und der einfältigen Affektiertheit der Weltmenschen. Sie sollten jene Veredelung und wahre Höflichkeit besitzen, die vom Himmel stammt und die jeder Christ besitzt, der ein Teilhaber der göttlichen Natur ist. Der Mangel an wahrer Würde und christlicher Bildung in den Reihen der Sabbathalter spricht gegen uns als Volk und macht die Wahrheit, zu der wir uns bekennen, wirkungslos. Das Werk der Heranbildung von Verstand und Umgangsformen kann bis zur Vollkommenheit durchgeführt werden. Wenn jene, die sich zur Wahrheit bekennen, ihre Vorrechte und Gelegenheiten, zum vollkommenen Mannesalter in Christo Jesu heranzuwachsen, jetzt nicht nutzen, werden sie weder eine Ehre für Gottes Werk noch für Christum sein. Z4.391.1 Teilen

Wenn du, mein Bruder, die Heilige Schrift ebenso eifrig studiert hättest wie du nach Gewinn getrachtet hast, wärest du jetzt im Worte Gottes bewandert und imstande, andere zu belehren. Es ist dein eigener Fehler, dass du untauglich bist, andere in der Wahrheit zu unterrichten. Du hast nicht jene Fähigkeiten geübt, die dich zu einem verständigen, erfolgreichen und geistlich gesinnten Arbeiter für deinen Meister gemacht haben würden. Solche Wesenszüge wie Erwerbstüchtigkeit und Scharfsinn im weltlichen Handel wurden in solchem Maße entwickelt, dass deine Sinne sich nur dahin verschärft haben, zu kaufen und zu verkaufen und den besten Gewinn zu erzielen. Anstatt dir das Vertrauen der Geschwister und Freunde als ein Mann, der wahren Charakteradel besitzt, zu erwerben, als ein Mann, der über jeder Gemeinheit und Habgier steht, fürchten sie sich vor dir. Dein religiöses Glaubensbekenntnis hast du benutzt, um das Vertrauen deiner Geschwister zu gewinnen, damit du sie um so leichter betrügen und Gewinn einstecken kannst. Dies hast du so oft getan, dass es dir zur zweiten Natur geworden ist. Du bist dir nicht bewusst, wie dein Verhalten auf andere wirkt. Wahre Frömmigkeit muss dein ganzes zukünftiges Leben und deine Handlungsweise kennzeichnen, wenn du dem Einfluss entgegenwirken willst, den du ausgeübt hast und der dazu diente, von Christo und der Wahrheit abwendig zu machen. Z4.391.2 Teilen

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Dein Verhältnis zu Gott und deinen Mitmenschen erfordert eine Veränderung in deinem Leben. In der Bergpredigt lautete der ausdrückliche Befehl des Welterlösers: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten.“ Matthäus 7,12. Diese Worte sind für uns von höchstem Wert, eine goldene Regel, an der unser Verhalten gemessen wird. Dies ist die wahre Regel der Aufrichtigkeit. Diese Worte umschließen viel. Es wird hier von uns gefordert, unseren Nächsten so zu behandeln, wie wir gerne behandelt werden möchten, wenn wir uns in gleichen Umständen befänden.. Z4.392.1 Teilen

Plano, Texas Z4.392 Teilen

24. November 1878 Z4.392.2 Teilen

Bruder H, es wurde mir gezeigt, dass du die Wahrheit wirklich lieb hast, doch bist du nicht durch sie geheiligt. Vor dir liegt eine große Aufgabe. „Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.“ 1.Johannes 3,3. Du hast dieses Werk zu tun und hast keine Zeit zu verlieren. Mir wurde gezeigt, wie stürmisch dein Leben verlaufen ist. Du selbst hast nicht recht gestanden; aber man hat dir großes Unrecht getan. Deine Beweggründe wurden falsch ausgelegt. Diese Enttäuschungen und finanziellen Verluste dienten in Gottes Vorsehung trotzdem zu deinem Besten. Z4.392.3 Teilen

Es war dir schwer, in deinem himmlischen Vater noch deinen freundlichen Wohltäter zu sehen. Deine Trübsal und deine Schwierigkeiten haben dich entmutigt, und du hattest das Gefühl, dass der Tod dem Leben vorzuziehen sei. Wären dir die Augen geöffnet worden, hättest du wahrgenommen, wie die Engel Gottes zu einer bestimmten Zeit versuchten, dich vor dir selbst zu retten. Die Engel Gottes führten dich dorthin, wo du die Wahrheit annehmen und deine Füße auf einem Fundament gründen konntest, das stabiler ist als die ewigen Berge. Hier sahst du Licht und nahmst es an. Neuer Glaube, neues Leben erwachte auf deinem Pilgerpfad. Gott in seiner Vorsehung verband dich mit seinem Werk in der Pacific-Druckerei. Er hat für dich gewirkt, und du solltest seine leitende Hand erkennen. Sorgen sind dein Teil gewesen. Viele davon hast du dir selbst bereitet, weil es dir an Selbstbeherrschung mangelte. Manchmal warst du sehr heftig. Du hast ein hitziges Temperament, das überwunden werden muss. In deinem Leben warst du in Gefahr, entweder Selbstvertrauen zu hegen oder andrerseits dich aufzugeben und in Verzagtheit zu versinken. Eine fortwährende Abhängigkeit vom Worte und der Vorsehung Gottes wird dich befähigen, deine Kräfte völlig für deinen Erlöser einzusetzen, der gesagt hat: „Folge mir nach!“ Du solltest dich völlig Gottes Willen unterwerfen, ernst und demütig seinen Willen zu erkennen trachten und der Führung seines Geistes folgen. Du darfst dich nicht auf deinen Verstand verlassen. Du solltest deiner eigenen Weisheit und vermeintlichen Klugheit wirklich misstrauen. Dein Zustand erfordert diese Vorsicht. Es ist für einen Menschen nicht sicher, seinem eigenen Urteil zu vertrauen. Er hat nur beschränkte Fähigkeiten, viele haben beides, starke und schwache Wesenszüge geerbt, die in Wirklichkeit Fehler sind. Diese Besonderheiten färben auf das ganze Leben ab. Z4.392.4 Teilen

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Die Weisheit, die Gott verleiht, führt die Menschen zur Selbstprüfung. Die Wahrheit wird sie von ihren Irrtümern und bestehenden Verkehrtheiten überzeugen. Das Herz muss offen sein, diese Fehler zu sehen, wahrzunehmen und anzuerkennen. Dann muss jeder mit Jesu Hilfe danach trachten, sie zu überwinden. Die Erkenntnis, die von den Weisen dieser Welt erlangt werden kann, wie eifrig man sich auch bemüht, sie zu erfassen, ist trotz allem beschränkt und vergleichsweise minderwertig. Nur wenige begreifen Gottes Wege und Werke in den Geheimnissen seiner Vorsehung. Sie gehen ein paar Schritte, und dann sind sie unfähig, Grund oder Ufer zu erreichen. Nur der oberflächliche Denker dünkt sich weise zu sein. Männer von solidem Wert und hoher Bildung sind am ehesten bereit, die Schwäche ihres eigenen Verstandes zuzugeben. Gott wünscht von jedem, der sich sein Jünger nennt, mehr Lernender als Lehrer zu sein. Z4.393.1 Teilen

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Wie viele Menschen in diesem Zeitalter der Welt versäumen es, tief genug zu graben! Sie bleiben an der Oberfläche. Sie wollen nicht tiefer nachdenken, um Schwierigkeiten zu erkennen und sie zu überwinden. Sie wollen nicht jeden wichtigen Gegenstand, mit dem sie in Berührung kommen, sorgfältig, andächtig und mit angemessener Vorsicht und mit Interesse untersuchen, um den strittigen Punkt zu erfassen, auf den es ankommt. Sie reden von Dingen, die sie nicht völlig und sorgfältig erwogen haben. Oftmals vertreten Personen von Verstand und Offenheit eigene Meinungen, denen entschieden widersprochen werden muss, weil dadurch Menschen mit weniger Verstandeskraft leicht verführt werden könnten. Aufgrund der menschlichen Tendenz werden Gewohnheiten gebildet, und Gebräuche, Gefühle und Wünsche üben mehr oder weniger Einfluss aus. Manchmal wird ein gewisses Verhalten jeden Tag fortgesetzt und darin beharrt, nur weil es zur Gewohnheit geworden ist, nicht weil es die Vernunft billigt. In diesem Fall gewinnt nicht die Pflicht die Oberhand, sondern das Gefühl. Z4.394.1 Teilen

Wenn wir unsere eigene Schwäche erkennen und die schlechten Wesenszüge, die unterdrückt werden müssen, sehen würden, dann würde uns aufgehen, wie viel wir noch an uns arbeiten müssen, und wir würden uns unter die gewaltige Hand Gottes demütigen. Während wir uns hilflos an Christum klammern, können wir unsere Unwissenheit gegen seine Weisheit, unsere Schwachheit gegen seine Stärke, unsere Fehlerhaftigkeit gegen seine bleibende Macht eintauschen, und verbunden mit Gott werden wir in der Tat Lichter in der Welt sein. Z4.394.2 Teilen

Lieber Bruder, Gott liebt dich. Trotz deiner vielen Irrtümer und Fehler ist er sehr geduldig mit dir. Solltest du, angesichts der zärtlichen, mitleidsvollen Liebe, die Gott dir erzeigt, nicht freundlicher, geduldiger und versöhnlicher gegenüber deinen Kindern sein? Deine Härte und Strenge entfremdet ihre Herzen von dir. Du kannst sie nicht in Geduld, Nachsicht, Langmut und Freundlichkeit unterweisen, wenn du herrisch und leidenschaftlich mit ihnen umgehst. Ihr Charakter wird von ihren Eltern geprägt, und wenn du sie beraten, ihnen die Richtung weisen und sie vom falschen Weg abhalten willst, wirst du das Ziel nicht durch Strenge erreichen, die sie als Tyrannei betrachten. Wenn du sie aber in der Furcht Gottes mit aller Besorgtheit und zärtlichen Liebe unterweist, die ein Vater gegenüber seinem irrenden Kind offenbaren sollte, dann hast du ihnen vorgeführt, dass in der Wahrheit Kraft ist, den Empfänger umzugestalten. Wenn deine Kinder nicht das tun, was deinen Ansichten entspricht, wirst du wütend und verfolgst einen Kurs, der ihnen nicht gut tut, der nur dazu angetan ist, ihre Zuneigung von dir abzuwenden, und der sie schließlich von dir trennen wird. Statt dessen solltest du zeigen, dass ihre Verkehrtheiten dir Sorge bereiten. Du solltest ernsthaft mit ihnen sprechen und für sie beten. Z4.394.3 Teilen

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Dein jüngster Sohn ist eigensinnig. Er handelt nicht recht. Sein Herz befindet sich in Empörung gegen Gott und die Wahrheit. Er ist Einflüssen ausgesetzt, die ihn nur grob, ungestüm und unfreundlich machen. Er stellt eine Prüfung für dich dar. Wenn er sich nicht bekehrt, wird er deine Geduld sehr auf die Probe stellen. Aber Härte und unterdrückende Strenge werden ihn nicht reformieren. Du musst versuchen, alles zu tun, was dir möglich ist, aber nicht in deinem eigenen Geist und unter dem Einfluss von Leidenschaft, sondern im Geiste Christi. Im Umgang mit deinen Kindern musst du dich selbst beherrschen. Du musst daran denken, dass Gerechtigkeit eine Zwillingsschwester hat, nämlich Barmherzigkeit. Wenn du Gerechtigkeit üben willst, dann zeige Barmherzigkeit, Zartgefühl und Liebe, und du wirst dich nicht umsonst bemühen. Z4.395.1 Teilen

Dein Sohn ist eigenwillig. Er benötigt die verständnisvollste Disziplin. Beachte, welcher Umgebung deine Kinder ausgesetzt waren, und wie ungünstig diese zur Bildung eines guten Charakters gewesen ist. Sie brauchen Mitgefühl und Liebe. Der Jüngste befindet sich in einem sehr kritischen Lebensalter. Sein Verstand entwickelt sich jetzt und seine Neigungen werden geprägt. Die Zukunft dieses jungen Mannes hängt davon ab, welchen Weg er jetzt einschlägt. Er betritt entweder den Pfad der Tugend oder des Lasters. Ich rufe den jungen Mann auf, seine Sinne auf Bilder der Wahrheit und Reinheit zu richten. In die Sünde einzuwilligen wird ihm keinen Vorteil bringen. Er mag sich schmeicheln, dass es sehr angenehm ist zu sündigen und seinem eigenen Willen zu folgen; aber dies ist ein sehr gefährlicher Weg. Wenn er die Gesellschaft derer liebt, die die Sünde lieben und gerne Böses tun, werden seine Gedanken sich auf niedriger Ebene bewegen, und Reinheit und Heiligkeit werden ihn nicht anziehen. Könnte er aber das Ende des Übertreters sehen und erkennen, dass der Tod der Sünde Sold ist, würde er alarmiert sein und ausrufen: „O mein Vater, sei du der Führer meiner Jugend.“ Z4.395.2 Teilen

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Sein Erfolg in diesem Leben hängt viel von dem Lauf ab, den er jetzt einschlägt. Er wird die Verantwortlichkeiten des Lebens tragen müssen. Er ist kein versprechender Jugendlicher gewesen. Er war ungeduldig, und es hat ihm an Selbstbeherrschung gefehlt. Das ist der Same, den sein Vater gesät hat, der eine Ernte hervorbringen wird, die der Sämann einheimsen muss. „Was der Mensch sät, wird er ernten.“ Wie sorgfältig sollten wir im Ausstreuen des Samens sein, wo wir doch wissen, dass wir das ernten werden, was wir gesät haben. Jesus liebt diesen jungen Mann immer noch. Er starb für ihn und lädt ihn ein, in seine Arme zu kommen und in ihm Frieden und Glück, Stille und Ruhe zu finden. Dieser Jugendliche stellt Verbindungen her, die sein ganzes Leben gestalten werden. Er sollte sich mit Gott verbinden und ihm ohne Zögern und rückhaltlos seine Neigungen schenken. Er sollte nicht zaudern. Satan wird ihn mit feurigsten Angriffen bestürmen. Doch muss er nicht von der Versuchung überwunden werden. Z4.396.1 Teilen

Mir wurde die Gefahr der Jugend gezeigt. Ihre Herzen sind voll hoher Erwartungen, und sie sehen, dass der abwärts führende Weg mit einladenden, verlockenden Vergnügungen angefüllt ist. Aber er führt zum Tode. Der schmale Weg des Lebens mag ihnen wenig anziehend erscheinen, ein Pfad der Dornen und Disteln; aber er ist es nicht. Es ist ein Weg, der Aufgabe sündiger Vergnügungen fordert. Es ist der schmale Pfad, der für die Erlösten des Herrn bereitet ist, dass sie darauf wandeln sollen. Niemand kann diesen Weg gehen und doch die Lasten von Stolz, Eigenwille, Betrug, Falschheit, Unehrlichkeit, Leidenschaft und fleischlichen Lüsten mit sich führen. Der Weg ist so schmal, dass diese Dinge von denen, die ihn gehen, zurückgelassen werden müssen. Der breite Weg ist breit genug für Sünder, so dass sie ihn mit all ihren sündigen Neigungen beschreiten können. Z4.396.2 Teilen

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Junger Mann, wenn du Satan mit all seinen Versuchungen ablehnst, kannst du in den Fußtapfen deines Erlösers wandeln und den Frieden des Himmels und die Freuden Christi besitzen. Du kannst im Nachgeben der Sünde kein Glück finden. Du magst denken, du seiest glücklich; aber du weißt nichts von wahrem Glücklichsein. Durch Sünde wird der Charakter entstellt. Auf jedem Schritt abwärts lauert Gefahr. Und jene, die der Jugend helfen könnten, sehen und merken es nicht. Das freundliche und zärtliche Interesse, das man der Jugend entgegenbringen sollte, fehlt. Viele könnten von sündigen Einflüssen zurückgehalten werden, wenn sie von guter Gesellschaft umgeben wären und wenn freundliche und liebevolle Worte zu ihnen gesprochen würden. Z4.397.1 Teilen

Mein lieber Bruder, ich hoffe, du wirst nicht entmutigt, wenn deine Gefühle oft die Oberhand gewinnen, wenn dein Wille durchkreuzt wird. Verzweifle nicht. Fliehe zur Festung. Wache und bete und versuche es stets aufs neue. „Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch; nahet euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“ Jakobus 4,7.8. Z4.397.2 Teilen

Einen weiteren Punkt solltest du beachten. Du bist nicht immer vorsichtig, allen bösen Schein zu meiden, wie es sein sollte. Du bist in Gefahr, zu vertraulich mit den Schwestern umzugehen, indem du dich leichtfertiger und törichter Worte bedienst. Dies wird deinem Einfluss schaden. Wache sorgfältig über die ersten Annäherungsversuche des Feindes. Du bist sehr nervös und reizbar. Tee neigt dazu, die Nerven zu erregen, und Kaffee lähmt das Gehirn. Beides ist sehr schädlich. Du solltest auf deine Ernährungsweise achten. Iß die gesündeste und nahrhafteste Speise. Bewahre einen ruhigen Gemütszustand, damit du nicht so leicht erregt und leidenschaftlich wirst. Z4.397.3 Teilen

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Du kannst gute Arbeit im Verlag leisten und dort eine wichtige Stelle einnehmen, wenn du umgewandelt wirst. So wie du jetzt bist, wird dies nicht der Fall sein. Es wurde mir gezeigt, dass du groben, ungeschliffenen Gemüts bist. Es muss besänftigt, geläutert und veredelt werden. In deinem ganzen Verhalten musst du dich zu Gewohnheiten der Selbstbeherrschung erziehen. Mit dem Geist, den du heute besitzt, kannst du nie in den Himmel eingehen. Z4.398.1 Teilen

„Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.“ 1.Johannes 3,2. Kann menschliche Würde sich je damit messen? Welch höhere Stellung könnten wir einnehmen, als Kinder des unendlichen Gottes genannt zu werden? Du wärest bereit, ein großes Werk für den Meister zu tun; aber das, was ihm am meisten gefallen würde, tust du nicht. Möchtest du nicht bemüht sein, das eigene Ich zu überwinden, damit du Christi Frieden und einen innewohnenden Heiland haben kannst? Z4.398.2 Teilen

Dein angefochtener Sohn benötigt eine ruhige und zartfühlende Behandlung. Er braucht dein Mitleid. Er sollte nicht deinem unsinnigen Temperament und deinen unvernünftigen Forderungen ausgesetzt werden. Du musst dich betreffs des Geistes, den du offenbarst, reformieren. Unbeherrschte Leidenschaft kann nicht in einem Augenblick überwunden werden. Dein Lebenswerk besteht darin, den Herzensgarten von dem giftigen Unkraut der Ungeduld, der Krittelei und der herrschsüchtigen Haltung zu befreien. „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.“ Galater 5,22. Die Christo angehören, haben das Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden gekreuzigt. Bei dir jedoch übernimmt der unvernünftige Teil deiner Natur die Zügel und beherrscht den Geist. Das ist das Entgegengesetzte von dem, wie es nach Gottes Ordnung sein sollte. Z4.398.3 Teilen

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Deine Treue in der Arbeit ist lobenswert. Andere im Verlag täten gut daran, dein Beispiel der Genauigkeit, des Fleißes und der Gründlichkeit nachzuahmen. Aber dir mangeln die Gnadengaben des Geistes Gottes. Du bist ein intelligenter Mann. Doch deine Kräfte wurden missbraucht. Jesus bietet dir seine Gnade, Geduld und Liebe an. Willst du die Gabe annehmen? Gib auf deine Worte und Handlungen acht. Jeder Gedanke, jedes geäußerte Wort und jede vollführte Handlung ist Same, der in die Erde ausgestreut und aufgehen und Frucht tragen wird, entweder zum ewigen Leben oder zum Elend und Verderben. Denke daran, mein Bruder, wie die Engel Gottes deinen traurigen Zustand betrachten, wenn du dich von Leidenschaft beherrschen lässt. Alles wird in die Himmelsbücher eingetragen. Wie der gesäte Same, so wird die Ernte sein. Du musst ernten, was du gesät hast. Z4.399.1 Teilen

Du solltest die Esslust beherrschen und in Jesu Namen in diesem Punkt überwinden. Deine Gesundheit wird sich durch rechte Gewohnheiten bessern. Dein Nervensystem ist sehr zerrüttet. Der große Arzt kann dich an Leib und Seele heilen. Verlass dich auf seine Macht. Seine Gnade sei deine Kraft, und deine körperlichen, moralischen und geistlichen Kräfte werden sehr zunehmen. Du hast mehr zu überwinden als einige andere. Deshalb wirst du mehr Kämpfe haben, aber Jesus wird deine ernsten Bemühungen beachten. Er weiß, wie sehr du dich anstrengen musst, das eigene Ich seinem Geist zu unterwerfen. Leg deine Hände in Jesu Hand. Selbsterziehung muss deine Aufgabe sein, mit dem Ziel vor Augen, deinen Kindern und allen, mit denen du Umgang pflegst, zum Segen zu sein. Der Himmel wird mit Freuden jeden Sieg beachten, den du in der Selbstüberwindung davonträgst. Wenn du Zorn und Leidenschaft ablegst und auf Jesum, den Anfänger und Vollender deines Glaubens, blickst, kannst du durch seine Verdienste einen christlichen Charakter entwickeln. Nimm eine entschiedene Veränderung vor und sei entschlossen, eine Rolle zu spielen, dem Verstand würdig, womit Gott dich ausgestattet hat. Z4.399.2 Teilen

Als mir der gegenwärtige Zustand des Menschen in körperlicher, geistiger und moralischer Kraft vorgeführt wurde und was er durch Christi Verdienste werden könnte, staunte ich darüber, wieso er sich mit einem so niedrigen Niveau zufrieden gibt. Der Mensch kann in Christo, dem lebendigen Haupt, heranwachsen. Dies geschieht nicht in einem Augenblick, es ist ein lebenslanges Werk. Indem er täglich im göttlichen Leben wächst, kann er doch nicht eher das vollkommene Mannesalter in Christo erreichen, als bis seine Prüfungszeit endet. Das Wachstum ist ein fortschreitendes Werk. Ein Mensch mit hitzigen Leidenschaften muss fortwährend mit dem eigenen Ich ringen. Doch je härter der Kampf ist, desto herrlicher wird der Sieg und die ewige Belohnung sein. Z4.399.3 Teilen

400

Du stehst in Verbindung mit dem Verlag. In dieser Position werden sich deine besonderen Wesenszüge entwickeln. Pflege die kleinen Gefälligkeiten des Lebens. Ein angenehmes, liebenswürdiges Verhalten, verbunden mit einem festen Grundsatz der Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit, wird dich zu einem einflussreichen Mann machen. Jetzt ist die Zeit, Tauglichkeit für den Himmel zu erwerben. Die Gemeinde, zu der du gehörst, bedarf der veredelnden, erhebenden Gnade Christi. Gott fordert von seinen Nachfolgern, dass sie einen guten Ruf haben, dass sie sowohl rein und edel als auch ehrlich, freundlich und treu sind. Es ist notwendig, treu im Großen zu sein. Aber dies ist keine Entschuldigung, Dinge von scheinbar geringerer Bedeutung zu vernachlässigen. Die Grundsätze von Gottes Gesetz müssen im Leben und Charakter entwickelt werden. Liebenswürdigkeit, verbunden mit fester Redlichkeit und Ehrlichkeit, wird eine moralische Befähigung zu jeder Stellung darstellen. Der Apostel Petrus ermahnt uns: „Seid freundlich.“ 1.Petrus 3,8. Z4.400.1 Teilen

Wir müssen in Christi Schule lernen. Wir können sein Vorbild nicht nachahmen, wenn wir nicht angenehm von Gemüt und leutselig im Verhalten sind. Wahre christliche Höflichkeit sollte gepflegt werden. Nichts kann unseren Einfluss mehr schädigen als unbeherrschtes Temperament. Ein von Natur aus launischer Mensch weiß nichts von Glück und ist selten zufrieden. Er hofft immer auf günstigere Verhältnisse oder seine Umgebung zu ändern, damit er zu Seelenfrieden und Ruhe kommt. Sein Leben scheint mit einem schweren Kreuz und Prüfungen belastet zu sein, während er viele dieser Widerwärtigkeiten hätte vermeiden können, hätte er nur sein Temperament und seine Zunge beherrscht. Es ist „die linde Antwort“, die „den Zorn stillt“. Sprüche 15,1. Rache hat niemals einen Feind überwunden. Ein gezügeltes Temperament übt immer auf alle einen guten Einfluss aus; aber „ein Mann, der seinen Geist nicht halten kann, ist wie eine offene Stadt ohne Mauern“. Sprüche 25,28. Z4.400.2 Teilen

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Betrachte das Leben von Mose. Sanftmut inmitten von Murren, Anklagen und Herausforderungen stellte seine hervorragendsten Wesenszüge dar. Daniel war demütigen Geistes. Obgleich er von Misstrauen und Argwohn umgeben war und seine Feinde ihm eine Falle stellten, um ihn um sein Leben zu bringen, wich er nicht vom Grundsatz ab. Er bewahrte ein ruhiges und freudiges Vertrauen in Gott. Vor allem aber ziehe eine Lehre aus dem Leben Christi. Als er beschimpft wurde, schalt er nicht zurück. Als er litt, drohte er nicht. Diese Lektion musst du lernen, oder du wirst niemals zum Himmel eingehen können. Du musst Christum zu deiner Stärke machen. In seinem Namen kannst du mehr als Sieger sein. Keine Zauberei gegen Jakob und keine Wahrsagerei gegen Israel wird Erfolg haben. Wenn deine Seele fest mit dem ewigen Felsen verbunden ist, bist du sicher. Kommt Freude oder Leid, nichts kann dich vom Rechten trennen. Z4.401.1 Teilen

In der Welt hast du ein unstetes Leben geführt; aber die ewige Wahrheit wird sich dir als ein sicherer Anker erweisen. Du musst auf deinen Glauben Acht geben. Handle nicht aus Gefühlen heraus und unterhalte keine unsteten Theorien. Erfahrungsgemäßer Glaube an Christum und Unterwerfung unter Gottes Gesetz sind für dich von höchster Bedeutung. Sei bereit, Rat von solchen anzunehmen, die Erfahrung haben. Zögere das Werk des Überwindens nicht hinaus. Sei treu gegen dich selbst, deine Kinder und Gott. Dein angefochtener Sohn bedarf zartfühlender Behandlung. Als Vater solltest du wissen, dass die Nerven von Glücksgefühl erbeben können, genauso aber auch von tiefstem Schmerz. Der Herr stellt sich der leidenden Menschheit gleich. Z4.401.2 Teilen

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Viele Eltern vergessen ihre Verantwortlichkeit Gott gegenüber, ihre Kinder zu Brauchbarkeit und Pflichttreue zu erziehen, so dass sie sich selbst und andern zum Segen gereichen. Kinder werden oft vom jüngsten Alter an verwöhnt. Verkehrte Gewohnheiten festigen sich. Die Eltern haben dem jungen Baum seine Form gegeben. Durch ihr Erziehungssystem entwickelt sich der Charakter, entweder wird er entstellt oder symmetrisch und gut. Während manche auf Seiten des Verwöhnens irren, gehen andere ins entgegengesetzte Extrem und beherrschen ihre Kinder mit einer eisernen Rute. Keine von diesen folgen den Anweisungen der Bibel. Sie verrichten ein schreckliches Werk. Sie formen die Gemüter ihrer Kinder und müssen am Tage Gottes Rechenschaft über die Art und Weise ablegen, wie sie dieser Aufgabe nachkamen. Die Ewigkeit wird die Resultate des Werkes, das in diesem Leben getan wurde, offenbaren. „Das Bäumchen biegt sich, der Baum nicht mehr.“ Z4.402.1 Teilen

Die von dir ausgeübte Herrschaft ist absolut verkehrt. Du bist kein zärtlicher, mitleidsvoller Vater. Welch ein Beispiel gibst du deinen Kindern, wenn du deinem unbeherrschten, leidenschaftlichen Temperament nachgibst! Wie willst du dich vor Gott wegen deiner launenhaften Zucht verantworten? Wenn du von deinen Kindern Liebe und Achtung haben willst, musst du ihnen Zuneigung schenken. Leidenschaftliche Ausbrüche sind nicht zu entschuldigen, sie sind immer blind und verkehrt. Z4.402.2 Teilen

Gott fordert eine Veränderung deines Verhaltens. Du kannst im Verlag ein brauchbarer und tüchtiger Arbeiter sein, wenn du entschiedene Anstrengungen machst, zu überwinden. Mache deine Ansichten nicht zu einem Maßstab. Der Herr verband dich mit seinem Volk, damit du ein Schüler in Christi Schule sein möchtest. Du hegst verkehrte Ansichten. Du solltest dich jetzt nicht auf deinen Verstand verlassen. Du kannst nicht gerettet werden, wenn dein Geist sich nicht ändert. Trotz der Tatsache, dass Mose der sanftmütigste Mensch war, der je auf Erden lebte, zog er sich doch bei einer Gelegenheit Gottes Missfallen zu. Er war des Murrens der Kinder Israel wegen Wasser müde geworden. Die unverdienten Anklagen des Volkes gegen ihn ließen ihn für einen Moment vergessen, dass ihr Murren sich nicht gegen ihn, sondern gegen Gott richtete. Anstatt darüber betrübt zu sein, dass der Geist Gottes geschmäht wurde, fühlte er sich gereizt und beleidigt, und eigenwillig und ungeduldig schlug er den Felsen zweimal und sagte: „Höret, ihr Ungehorsamen, werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels?“ 4.Mose 20,10. Mose und Aaron maßten sich Gottes Stellung an, als hätten sie das Wunder getan. Sie erhöhten nicht Gott, sondern sich selbst vor dem Volk. Viele werden schließlich des ewigen Lebens verlustig gehen, weil sie sich ebenso verhalten. Z4.402.3 Teilen

403

Mose bewies große Schwäche vor dem Volk. Er offenbarte einen bemerkenswerten Mangel an Selbstbeherrschung, den gleichen Geist wie die Murrenden. Er hätte vor der Menge eine nachsichtige und geduldige Haltung einnehmen sollen, die nur zu bereitwillig war, sich um seines Ausbruchs willen wegen ihres Versagens, ihrer Unzufriedenheit und ihres unvernünftigen Murrens zu entschuldigen. Die größte Sünde war, Gottes Platz einzunehmen. Die Vertrauensstellung, die Mose bis jetzt bekleidet hatte, verminderte seine Schuld nicht, im Gegenteil, sie wurde dadurch größer. Er war bisher ein tadelloser Mann gewesen, jetzt aber gefallen. Viele in ähnlichen Umständen würden glauben, dass ihre Sünde übersehen würde, weil sie ein Leben unwandelbarer Treue führten. Aber nein! Für einen Mann, den Gott hoch geehrt hatte, war es schlimmer, solche Charakterschwäche zu zeigen, indem er seiner Leidenschaft nachgab, als wenn er eine weniger wichtige Stellung bekleidet hätte. Mose war Christi Stellvertreter. Doch wie wurde dieses Bild verzerrt! Mose hatte gesündigt, und seine frühere Treue konnte nicht für seine gegenwärtige Sünde sühnen. Das gesamte Heer Israel machte Geschichte für zukünftige Generationen. Die unfehlbare Feder der Inspiration musste diese Geschichte getreulich niederschreiben. Die Menschen aller zukünftigen Zeiten mussten sehen, dass Gott ein unwandelbarer Herrscher ist, der in keinem Fall die Sünde rechtfertigt. Mose und Aaron mussten sterben, ohne Kanaan zu betreten. Sie mussten sich der gleichen Strafe unterziehen, die auch jene in niedrigeren Stellungen traf. Sie unterwarfen sich diesem Urteil, wenn auch mit unaussprechlicher Seelenpein. Aber ihre Liebe und ihr Vertrauen zu Gott wankten nicht. Ihr Beispiel ist eine Lektion, die viele übersehen, ohne das daraus zu lernen, was sie lernen sollten. Die Sünde erscheint nicht sündhaft. Selbsterhöhung betrachten sie nicht als so schlimm. Z4.403.1 Teilen

404

Nur wenige erkennen das Verwerfliche der Sünde. Sie schmeicheln sich, dass Gott zu gut ist, um den Übertreter zu strafen. Die Fälle von Mose, Aaron, David und vieler anderer zeigen, dass es nicht sicher ist, in Wort oder Tat zu sündigen. Gott ist ein Wesen von unendlicher Liebe und Mitleid. In seiner Abschiedsrede an Israel sagte Mose: „Der Herr, dein Gott, ist ein verzehrend Feuer und ein eifriger Gott.“ 5.Mose 4,24. Die bewegende Bitte Moses, dass er doch das Vorrecht haben möge, in Kanaan einzugehen, wurde standhaft verweigert. Die Übertretung zu Kades war offensichtlich und kennzeichnend. Je höher die Stellung des Übertreters, je geehrter der Mann war, desto unbeweglicher war der Erlass und desto gewisser die Strafe. Z4.404.1 Teilen

Lieber Bruder, lass dich warnen. Folge dem Licht, das auf deinen Weg scheint. Paulus sagte: „Ich betäube meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.“ 1.Korinther 9,27. Z4.404.2 Teilen

Vor drei Jahren zeigte der Herr mir Dinge, die in der Vergangenheit lagen, die gegenwärtig und zukünftig sind. Ich sah junge Männer die Wahrheit predigen, von denen einige sie zu der Zeit selbst noch nicht angenommen hatten. Seitdem haben sie die Wahrheit erfasst und versuchen, sie andern nahezubringen. Dein Fall, Bruder I, wurde mir vorgeführt. Dein vergangenes Leben war nicht so, dass es dich veranlasst hätte, dein eigenes Ich aufzugeben. Von Natur aus bist du ichbezogen und selbstgenügsam. Du vertraust völlig auf deine eigene Kraft. Dies wird dich daran hindern, die Erfahrung zu erlangen, die notwendig ist, um aus dir einen demütigen, leistungsfähigen Prediger Christi zu machen. Z4.404.3 Teilen

405

Es sind viele im Feld, die sich in ähnlichem Zustand befinden. Sie können die Theorie der Wahrheit vorführen, ermangeln aber wahrer Gottseligkeit. Wenn die Prediger, die jetzt im Evangeliumsfeld tätig sind, du mit eingeschlossen, die Notwendigkeit fühlten, sich täglich selbst zu prüfen und Umgang mit Gott zu pflegen, dann könnten sie sich in einer Stellung befinden, wo sie Worte von Gott empfangen und an das Volk weitergeben könnten. Deine Worte und dein tägliches Leben werden entweder ein Geruch des Lebens zum Leben sein oder ein Geruch des Todes zum Tode. Z4.405.1 Teilen

Du magst einen verständigen Glauben an die Wahrheit besitzen. Doch noch liegt die Aufgabe vor dir, jede Handlung deines Lebens und jede Herzensregung in Übereinstimmung mit deinem Glauben zu bringen. Christi Gebet für seine Jünger unmittelbar vor seiner Kreuzigung lautete: „Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“ Johannes 17,17. Der Einfluss der Wahrheit sollte nicht nur der Verstand ergreifen, sondern auch Herz und Leben. Echte, praktische Religion wird ihren Besitzer dahin führen, seine Neigungen zu beherrschen. Sein äußeres Verhalten sollte durch die Wahrheit geheiligt sein. Ich versichere dir vor Gott, dass du sehr praktischer Frömmigkeit ermangelst. Prediger sollten nicht die Verantwortung eines Lehrers fürs Volk, in Nachahmung Christi, des großen Vorbildes, auf sich nehmen, ehe sie nicht für die große Aufgabe geheiligt sind und Vorbilder für Gottes Herde sein können. Ein ungeheiligter Prediger kann unermesslichen Schaden anrichten. Da er vorgibt, ein Botschafter Christi zu sein, wird sein Beispiel von andern nachgeahmt. Wenn ihm die wahren Wesenszüge eines Christen fehlen, werden sich seine Fehler und seine Mängel bei ihnen wiederholen. Z4.405.2 Teilen

Männer mögen imstande sein, beredt die großen Wahrheiten, die gründlich und vollkommen in unserer Literatur zum Ausdruck kommen, zu wiederholen. Sie mögen eifrig und verständlich die Abnahme der Religion in den Kirchen beklagen. Sie mögen die Richtlinien des Evangeliums sehr geschickt vor dem Volk erhöhen. Und doch mögen die täglichen Pflichten des Christenlebens, welche Handeln und Gefühl erfordern, von ihnen nicht so wichtig genommen werden. Darin bestand deine Gefahr. Praktische Religion fordert sowohl Herz und Gemüt als auch das praktische Leben. Unser heiliger Glaube besteht nicht in Gefühlen oder in Taten; beide müssen sich im christlichen Leben ergänzen. Praktische Religion besteht nicht unabhängig vom Wirken des Heiligen Geistes. Du benötigst diese Kraft, mein Bruder. Und so ist es mit allen, die versuchen, die Übertreter von ihrem verlorenen Zustand zu überzeugen. Diese Wirksamkeit des Geistes Gottes enthebt uns nicht der Notwendigkeit, unsere Fähigkeiten und Talente zu üben, sondern lehrt uns, wie wir jede Kraft zur Verherrlichung Gottes anwenden können. Wenn die menschlichen Begabungen unter der besonderen Leitung der Gnade Gottes stehen, können sie zum besten Zweck sowohl auf Erden als auch im zukünftigen, ewigen Leben benutzt werden. Z4.405.3 Teilen

406

Mein Bruder, es wurde mir gezeigt, dass du ein sehr erfolgreicher Lehrer werden kannst, wenn du dich völlig dem Werk weihen würdest, dass du aber, wenn ungeheiligt, ein sehr armseliger Arbeiter sein wirst. Du bist nicht bereit, wie der Welterlöser, die Stellung eines Dieners einzunehmen und den anstrengenden Teil der Pflicht eines Predigers des Evangeliums zu verrichten. Darin kommen, neben dir, viele andere zu kurz. Sie nehmen ihr Gehalt entgegen, mit kaum einem Gedanken daran, ob sie mehr sich selbst als dem Werk gedient, ob sie ihre Zeit und ihre Talente völlig dem Werke Gottes zur Verfügung gestellt haben, oder ob sie nur vom Pult gepredigt und die übrige Zeit ihren eigenen Interessen, Neigungen und Vergnügungen gewidmet haben. Z4.406.1 Teilen

Christus, die Majestät des Himmels, legte seine könig-lichen Gewänder ab und kam in diese vom Fluch versengte und verdorbene Welt, um Menschen zu lehren, wie sie ein Leben der Selbstverleugnung und Hingabe führen und wie sie täglich lebendige Religion praktizieren können. Er kam, um einem Diener des Evangeliums ein korrektes Beispiel zu geben. Immer hatte er nur ein Ziel vor Augen: die Rettung der Menschen. All seine Kräfte, jede Tat seines Lebens galt diesem Zweck. Er ging zu Fuß. Unterwegs belehrte er seine Nachfolger. Seine Kleider waren staubig, von der Reise beschmutzt. Seine Erscheinung war wenig einladend. Aber die einfachen, bestimmten Wahrheiten, die von seinen göttlichen Lippen kamen, ließen seine Zuhörer sein Aussehen vergessen. Sie waren nicht vom Menschen entzückt, sondern von der Lehre, die er verkündigte. Nachdem er den ganzen Tag lang gelehrt hatte, verbrachte er oftmals die Nacht im Gebet. Er brachte seine Bitten mit „starkem Geschrei und Tränen“ vor Gott. Er betete, nicht für sich selbst, sondern für diejenigen, die er retten wollte. Z4.406.2 Teilen

407

Nur wenige Prediger beten die ganzen Nacht wie unser Heiland oder widmen am Tage Stunden dem Gebet, damit sie fähige Diener des Evangeliums sein mögen, die Menschen mit Erfolg dahin bringen können, die Schönheit der Wahrheit zu erkennen und durch Christi Verdienste gerettet zu werden. Daniel betete dreimal am Tag, aber viele, die das höchste Bekenntnis ablegen, demütigen ihre Seele nicht einmal des Tages vor Gott. Z4.407.1 Teilen

Jesus, unser teurer Heiland, hat allen Menschen deutlich vorgelebt, wie man Demut übt. Besonders gelten diese Lehren den Dienern des Evangeliums. In seiner Erniedrigung, als seine irdische Aufgabe nahezu vollendet war und er im Begriff stand, zu dem Thron seines Vaters zurückzukehren, von dem er mit all der Macht in seinen Händen und all dem Glanz auf seinem Haupt gekommen war, galt eine der letzten Lehren an seine Jünger der Bedeutung der Demut. Während sich seine Jünger stritten, wer der Größte im verheißenen Gottesreich sein würde, umgürtete er sich und wusch denen die Füße, die ihn Herr und Meister nannten. Z4.407.2 Teilen

Sein Dienst war fast vollendet; er hatte nur noch einige wenige Lektionen mitzuteilen. Damit seine Jünger niemals die demütige Haltung des reinen und fleckenlosen Gotteslammes vergessen sollten, erniedrigte sich Jesus, der als großes, wirksames Opferlamm für den Menschen bestimmt war, so weit, ihnen die Füße zu waschen. Es wird für dich und überhaupt für unsere Prediger gut sein, die letzten Begebenheiten im Leben unseres Erlösers des öfteren zu überschauen. So bedrängt Jesus auch von Anfechtungen war, hier können wir alle Lehren von ihm annehmen, die für uns von äußerster Wichtigkeit sind. Wir täten gut daran, jeden Tag für eine besinnliche Stunde das Leben Christi von der Krippe an bis zum Kreuz auf Golgatha im Geist an uns vorüberziehen zu lassen. Dabei sollten wir schrittweise vorgehen und jedes Geschehnis, vor allem die Schlussereignisse seines Erdenlebens, lebendig in uns aufnehmen. Durch solch eine Betrachtungsweise seiner Lehren, Leiden und seines unermesslichen Opfers, das er für die Erlösung der Menschheit dargebracht hat, können wir unseren Glauben stärken, unsere Liebe beleben und tiefer von dem Geist durchdrungen werden, der unseren Heiland aufrecht erhielt. Um zuletzt gerettet zu werden, müssen wir alle zu Füßen des Kreuzes Buße und Glauben lernen. Christus erlitt Demütigungen, um uns von ewiger Schmach zu erretten. Er nahm Spott, Hohn und Schmähungen auf sich, um uns zu schirmen. Unsere Übertretung war schuld daran, dass sich der Schleier der Finsternis um seine göttliche Seele legte und er aufschrie, wie ein von Gott Geschlagener und Verlassener. Er trug unsere Schmerzen; um unserer Sünden willen wurde er von Gram gequält. Er gab sein Leben zum Schuldopfer, damit wir durch ihn vor Gott gerechtfertigt würden. Alles Edle und Erhabene im Menschen wird sich regen, wenn wir das Bild Christi am Kreuz an unserem inneren Auge vorüberziehen lassen. Z4.407.3 Teilen

408

Mich verlangt danach, unsere Prediger mehr bei dem Kreuz Christi verweilen zu sehen, damit ihre Herzen währenddessen durch die unermessliche Liebe des Heilandes, die dieses grenzenlose Opfer veranlasste, besänftigt und überwältigt würden. Wenn unsere Prediger in Verbindung mit der Theorie der Wahrheit mehr bei praktischem Christentum verweilten und aus einem mit dem Geist der Wahrheit erfüllten Herzen sprächen, scharten sich viel mehr Seelen um das Banner der Wahrheit. Ihre Herzen würden von dem Kreuz Christi, von seiner unendlichen Hochherzigkeit und seinem Erbarmen in dem Leiden für den Menschen berührt werden. Diese wesentlichen Gegenstände in Verbindung mit unseren Glaubenspunkten würden unter den Menschen viel Gutes wirken. Das Herz des Lehrers muss jedoch von der erfahrungsgemäßen Erkenntnis der Liebe Christi erfüllt sein. Z4.408.1 Teilen

409

Das gewaltige Argument des Kreuzes wird von Sünden überzeugen. Die göttliche Liebe für die Sünder, die in der Dahingabe seines Sohnes, der Schmach und Tod erlitt, zum Ausdruck gekommen ist, damit sie geadelt werden und das ewige Leben empfangen können, umfasst ein ganzes Lebensstudium. Ich fordere dich auf, erneut das Kreuz Christi zu erforschen. Wenn alle Stolzen und Ruhmredigen, deren Herz nach menschlichem Beifall lechzt und nach Bevorzugung vor ihren Kameraden, den Wert höchsten irdischen Glanzes im Verhältnis zu der Bedeutung des Sohnes Gottes, der von denen, die er erretten wollte, verworfen, verachtet und angespieen wurde, richtig einschätzen würden, wie unbedeutend erschiene ihnen dann alle Ehre, die der sterbliche Mensch zu verleihen hat. Z4.409.1 Teilen

Lieber Bruder, du glaubst, mit deiner unvollkommenen Bildung für beinahe jede Stellung befähigt zu sein. Aber bis jetzt warst du nicht fähig, dich selbst zu beherrschen. Du fühlst dich geeignet, Männern von Erfahrung zu diktieren, wo du doch bereit sein solltest, geführt zu werden und die Stellung eines Schülers einzunehmen. Je weniger du über Christum und seine unendliche Liebe nachsinnst und je weniger du sein Ebenbild ausstrahlst, desto besser erscheinst du in deinen eigenen Augen und desto mehr Selbstvertrauen und Eigendünkel wirst du besitzen. Eine wahre Erkenntnis Christi, ein fortwährender Blick auf den Anfänger und Vollender unseres Glaubens wird dir solche Anschauung vom Charakter eines echten Christen vermitteln, dass du nicht verfehlen wirst, dein eigenes Leben und Wesen in Gegenüberstellung mit jenen des großen Vorbildes richtig einzuschätzen. Du wirst dann deine eigene Schwäche, deine Unwissenheit, deine Liebe zur Bequemlichkeit und deine Unwilligkeit, das eigene Ich zu verleugnen, erkennen. Z4.409.2 Teilen

Du hast eben erst begonnen, Gottes heiliges Wort zu studieren. Du hast einige Schätze der Wahrheit aufgelesen, die von andern unter viel Mühe und Gebet zu Tage gefördert wurden. Die Bibel ist voll davon. Mache jenes Buch zu deinem Studium und zu deiner Lebensregel. Deine Gefahr wird immer Z4.409 Teilen

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