Portrait von Ellen White
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Besuch in Texas
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Vor drei Jahren zeigte der Herr mir Dinge, die in der Vergangenheit lagen, die gegenwärtig und zukünftig sind. Ich sah junge Männer die Wahrheit predigen, von denen einige sie zu der Zeit selbst noch nicht angenommen hatten. Seitdem haben sie die Wahrheit erfasst und versuchen, sie andern nahezubringen. Dein Fall, Bruder I, wurde mir vorgeführt. Dein vergangenes Leben war nicht so, dass es dich veranlasst hätte, dein eigenes Ich aufzugeben. Von Natur aus bist du ichbezogen und selbstgenügsam. Du vertraust völlig auf deine eigene Kraft. Dies wird dich daran hindern, die Erfahrung zu erlangen, die notwendig ist, um aus dir einen demütigen, leistungsfähigen Prediger Christi zu machen. Z4.404.3 Teilen

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Es sind viele im Feld, die sich in ähnlichem Zustand befinden. Sie können die Theorie der Wahrheit vorführen, ermangeln aber wahrer Gottseligkeit. Wenn die Prediger, die jetzt im Evangeliumsfeld tätig sind, du mit eingeschlossen, die Notwendigkeit fühlten, sich täglich selbst zu prüfen und Umgang mit Gott zu pflegen, dann könnten sie sich in einer Stellung befinden, wo sie Worte von Gott empfangen und an das Volk weitergeben könnten. Deine Worte und dein tägliches Leben werden entweder ein Geruch des Lebens zum Leben sein oder ein Geruch des Todes zum Tode. Z4.405.1 Teilen

Du magst einen verständigen Glauben an die Wahrheit besitzen. Doch noch liegt die Aufgabe vor dir, jede Handlung deines Lebens und jede Herzensregung in Übereinstimmung mit deinem Glauben zu bringen. Christi Gebet für seine Jünger unmittelbar vor seiner Kreuzigung lautete: „Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“ Johannes 17,17. Der Einfluss der Wahrheit sollte nicht nur der Verstand ergreifen, sondern auch Herz und Leben. Echte, praktische Religion wird ihren Besitzer dahin führen, seine Neigungen zu beherrschen. Sein äußeres Verhalten sollte durch die Wahrheit geheiligt sein. Ich versichere dir vor Gott, dass du sehr praktischer Frömmigkeit ermangelst. Prediger sollten nicht die Verantwortung eines Lehrers fürs Volk, in Nachahmung Christi, des großen Vorbildes, auf sich nehmen, ehe sie nicht für die große Aufgabe geheiligt sind und Vorbilder für Gottes Herde sein können. Ein ungeheiligter Prediger kann unermesslichen Schaden anrichten. Da er vorgibt, ein Botschafter Christi zu sein, wird sein Beispiel von andern nachgeahmt. Wenn ihm die wahren Wesenszüge eines Christen fehlen, werden sich seine Fehler und seine Mängel bei ihnen wiederholen. Z4.405.2 Teilen

Männer mögen imstande sein, beredt die großen Wahrheiten, die gründlich und vollkommen in unserer Literatur zum Ausdruck kommen, zu wiederholen. Sie mögen eifrig und verständlich die Abnahme der Religion in den Kirchen beklagen. Sie mögen die Richtlinien des Evangeliums sehr geschickt vor dem Volk erhöhen. Und doch mögen die täglichen Pflichten des Christenlebens, welche Handeln und Gefühl erfordern, von ihnen nicht so wichtig genommen werden. Darin bestand deine Gefahr. Praktische Religion fordert sowohl Herz und Gemüt als auch das praktische Leben. Unser heiliger Glaube besteht nicht in Gefühlen oder in Taten; beide müssen sich im christlichen Leben ergänzen. Praktische Religion besteht nicht unabhängig vom Wirken des Heiligen Geistes. Du benötigst diese Kraft, mein Bruder. Und so ist es mit allen, die versuchen, die Übertreter von ihrem verlorenen Zustand zu überzeugen. Diese Wirksamkeit des Geistes Gottes enthebt uns nicht der Notwendigkeit, unsere Fähigkeiten und Talente zu üben, sondern lehrt uns, wie wir jede Kraft zur Verherrlichung Gottes anwenden können. Wenn die menschlichen Begabungen unter der besonderen Leitung der Gnade Gottes stehen, können sie zum besten Zweck sowohl auf Erden als auch im zukünftigen, ewigen Leben benutzt werden. Z4.405.3 Teilen

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Mein Bruder, es wurde mir gezeigt, dass du ein sehr erfolgreicher Lehrer werden kannst, wenn du dich völlig dem Werk weihen würdest, dass du aber, wenn ungeheiligt, ein sehr armseliger Arbeiter sein wirst. Du bist nicht bereit, wie der Welterlöser, die Stellung eines Dieners einzunehmen und den anstrengenden Teil der Pflicht eines Predigers des Evangeliums zu verrichten. Darin kommen, neben dir, viele andere zu kurz. Sie nehmen ihr Gehalt entgegen, mit kaum einem Gedanken daran, ob sie mehr sich selbst als dem Werk gedient, ob sie ihre Zeit und ihre Talente völlig dem Werke Gottes zur Verfügung gestellt haben, oder ob sie nur vom Pult gepredigt und die übrige Zeit ihren eigenen Interessen, Neigungen und Vergnügungen gewidmet haben. Z4.406.1 Teilen

Christus, die Majestät des Himmels, legte seine könig-lichen Gewänder ab und kam in diese vom Fluch versengte und verdorbene Welt, um Menschen zu lehren, wie sie ein Leben der Selbstverleugnung und Hingabe führen und wie sie täglich lebendige Religion praktizieren können. Er kam, um einem Diener des Evangeliums ein korrektes Beispiel zu geben. Immer hatte er nur ein Ziel vor Augen: die Rettung der Menschen. All seine Kräfte, jede Tat seines Lebens galt diesem Zweck. Er ging zu Fuß. Unterwegs belehrte er seine Nachfolger. Seine Kleider waren staubig, von der Reise beschmutzt. Seine Erscheinung war wenig einladend. Aber die einfachen, bestimmten Wahrheiten, die von seinen göttlichen Lippen kamen, ließen seine Zuhörer sein Aussehen vergessen. Sie waren nicht vom Menschen entzückt, sondern von der Lehre, die er verkündigte. Nachdem er den ganzen Tag lang gelehrt hatte, verbrachte er oftmals die Nacht im Gebet. Er brachte seine Bitten mit „starkem Geschrei und Tränen“ vor Gott. Er betete, nicht für sich selbst, sondern für diejenigen, die er retten wollte. Z4.406.2 Teilen

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Nur wenige Prediger beten die ganzen Nacht wie unser Heiland oder widmen am Tage Stunden dem Gebet, damit sie fähige Diener des Evangeliums sein mögen, die Menschen mit Erfolg dahin bringen können, die Schönheit der Wahrheit zu erkennen und durch Christi Verdienste gerettet zu werden. Daniel betete dreimal am Tag, aber viele, die das höchste Bekenntnis ablegen, demütigen ihre Seele nicht einmal des Tages vor Gott. Z4.407.1 Teilen

Jesus, unser teurer Heiland, hat allen Menschen deutlich vorgelebt, wie man Demut übt. Besonders gelten diese Lehren den Dienern des Evangeliums. In seiner Erniedrigung, als seine irdische Aufgabe nahezu vollendet war und er im Begriff stand, zu dem Thron seines Vaters zurückzukehren, von dem er mit all der Macht in seinen Händen und all dem Glanz auf seinem Haupt gekommen war, galt eine der letzten Lehren an seine Jünger der Bedeutung der Demut. Während sich seine Jünger stritten, wer der Größte im verheißenen Gottesreich sein würde, umgürtete er sich und wusch denen die Füße, die ihn Herr und Meister nannten. Z4.407.2 Teilen

Sein Dienst war fast vollendet; er hatte nur noch einige wenige Lektionen mitzuteilen. Damit seine Jünger niemals die demütige Haltung des reinen und fleckenlosen Gotteslammes vergessen sollten, erniedrigte sich Jesus, der als großes, wirksames Opferlamm für den Menschen bestimmt war, so weit, ihnen die Füße zu waschen. Es wird für dich und überhaupt für unsere Prediger gut sein, die letzten Begebenheiten im Leben unseres Erlösers des öfteren zu überschauen. So bedrängt Jesus auch von Anfechtungen war, hier können wir alle Lehren von ihm annehmen, die für uns von äußerster Wichtigkeit sind. Wir täten gut daran, jeden Tag für eine besinnliche Stunde das Leben Christi von der Krippe an bis zum Kreuz auf Golgatha im Geist an uns vorüberziehen zu lassen. Dabei sollten wir schrittweise vorgehen und jedes Geschehnis, vor allem die Schlussereignisse seines Erdenlebens, lebendig in uns aufnehmen. Durch solch eine Betrachtungsweise seiner Lehren, Leiden und seines unermesslichen Opfers, das er für die Erlösung der Menschheit dargebracht hat, können wir unseren Glauben stärken, unsere Liebe beleben und tiefer von dem Geist durchdrungen werden, der unseren Heiland aufrecht erhielt. Um zuletzt gerettet zu werden, müssen wir alle zu Füßen des Kreuzes Buße und Glauben lernen. Christus erlitt Demütigungen, um uns von ewiger Schmach zu erretten. Er nahm Spott, Hohn und Schmähungen auf sich, um uns zu schirmen. Unsere Übertretung war schuld daran, dass sich der Schleier der Finsternis um seine göttliche Seele legte und er aufschrie, wie ein von Gott Geschlagener und Verlassener. Er trug unsere Schmerzen; um unserer Sünden willen wurde er von Gram gequält. Er gab sein Leben zum Schuldopfer, damit wir durch ihn vor Gott gerechtfertigt würden. Alles Edle und Erhabene im Menschen wird sich regen, wenn wir das Bild Christi am Kreuz an unserem inneren Auge vorüberziehen lassen. Z4.407.3 Teilen

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Mich verlangt danach, unsere Prediger mehr bei dem Kreuz Christi verweilen zu sehen, damit ihre Herzen währenddessen durch die unermessliche Liebe des Heilandes, die dieses grenzenlose Opfer veranlasste, besänftigt und überwältigt würden. Wenn unsere Prediger in Verbindung mit der Theorie der Wahrheit mehr bei praktischem Christentum verweilten und aus einem mit dem Geist der Wahrheit erfüllten Herzen sprächen, scharten sich viel mehr Seelen um das Banner der Wahrheit. Ihre Herzen würden von dem Kreuz Christi, von seiner unendlichen Hochherzigkeit und seinem Erbarmen in dem Leiden für den Menschen berührt werden. Diese wesentlichen Gegenstände in Verbindung mit unseren Glaubenspunkten würden unter den Menschen viel Gutes wirken. Das Herz des Lehrers muss jedoch von der erfahrungsgemäßen Erkenntnis der Liebe Christi erfüllt sein. Z4.408.1 Teilen

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Das gewaltige Argument des Kreuzes wird von Sünden überzeugen. Die göttliche Liebe für die Sünder, die in der Dahingabe seines Sohnes, der Schmach und Tod erlitt, zum Ausdruck gekommen ist, damit sie geadelt werden und das ewige Leben empfangen können, umfasst ein ganzes Lebensstudium. Ich fordere dich auf, erneut das Kreuz Christi zu erforschen. Wenn alle Stolzen und Ruhmredigen, deren Herz nach menschlichem Beifall lechzt und nach Bevorzugung vor ihren Kameraden, den Wert höchsten irdischen Glanzes im Verhältnis zu der Bedeutung des Sohnes Gottes, der von denen, die er erretten wollte, verworfen, verachtet und angespieen wurde, richtig einschätzen würden, wie unbedeutend erschiene ihnen dann alle Ehre, die der sterbliche Mensch zu verleihen hat. Z4.409.1 Teilen

Lieber Bruder, du glaubst, mit deiner unvollkommenen Bildung für beinahe jede Stellung befähigt zu sein. Aber bis jetzt warst du nicht fähig, dich selbst zu beherrschen. Du fühlst dich geeignet, Männern von Erfahrung zu diktieren, wo du doch bereit sein solltest, geführt zu werden und die Stellung eines Schülers einzunehmen. Je weniger du über Christum und seine unendliche Liebe nachsinnst und je weniger du sein Ebenbild ausstrahlst, desto besser erscheinst du in deinen eigenen Augen und desto mehr Selbstvertrauen und Eigendünkel wirst du besitzen. Eine wahre Erkenntnis Christi, ein fortwährender Blick auf den Anfänger und Vollender unseres Glaubens wird dir solche Anschauung vom Charakter eines echten Christen vermitteln, dass du nicht verfehlen wirst, dein eigenes Leben und Wesen in Gegenüberstellung mit jenen des großen Vorbildes richtig einzuschätzen. Du wirst dann deine eigene Schwäche, deine Unwissenheit, deine Liebe zur Bequemlichkeit und deine Unwilligkeit, das eigene Ich zu verleugnen, erkennen. Z4.409.2 Teilen

Du hast eben erst begonnen, Gottes heiliges Wort zu studieren. Du hast einige Schätze der Wahrheit aufgelesen, die von andern unter viel Mühe und Gebet zu Tage gefördert wurden. Die Bibel ist voll davon. Mache jenes Buch zu deinem Studium und zu deiner Lebensregel. Deine Gefahr wird immer darin bestehen, Rat zu verachten und dich selbst höher einzuschätzen als Gott es tut. Es gibt viele, die nur allzu bereit sind, einen Prediger, der reden kann, zu loben und ihm zu schmeicheln. Ein junger Prediger steht immer in Gefahr, zu seinem eigenen Schaden verwöhnt und gepriesen zu werden, während er zu gleicher Zeit unzulänglich in solchen Qualitäten ist, die Gott von allen verlangt, die ein Sprachrohr für ihn sein sollen. Du bist gerade erst in Christi Schule eingetreten. Die Erlangung der Befähigung für deine Arbeit ist eine Lebensaufgabe, ein täglicher, schwieriger Nahkampf mit erstarkten Gewohnheiten, Neigungen und ererbten Vorlieben. Es erfordert fortwährende, ernstliche und wachsame Anstrengungen, das eigene Ich zu überwachen und zu überwinden, Christo den ersten Platz einzuräumen und das Ich aus den Augen zu verlieren. Z4.409.3 Teilen

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Es ist wichtig für dich, deine Charakterschwächen zu überwachen, die verkehrten Neigungen zu unterdrücken und die edlen Fähigkeiten, die nicht gebührend geübt wurden, zu stärken und zu entwickeln. Die Welt wird niemals von dem Werk Kenntnis haben, das zwischen Gott und der Seele vor sich geht. Sie weiß nichts von der Bitterkeit des Geistes, der Selbstverachtung und dem fortwährenden Bemühen, das Ich zu besiegen. Aber viele in der Welt werden die Resultate dieser Bemühungen würdigen. Sie werden Christum in deinem täglichen Leben erkennen. Du wirst ein lebendiger Brief sein, erkannt und gelesen von allen Menschen, und wirst einen ebenmäßigen, edel entwickelten Charakter besitzen. Z4.410.1 Teilen

Christus hat gesagt: „Lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ Matthäus 11,29. Die ihn um Erkenntnis bitten, wird er unterweisen. Es gibt eine Unmenge falscher Lehrer in dieser Welt. Der Apostel erklärt, dass die Menschen in den letzten Tagen „sich selbst Lehrer aufladen, nach dem ihnen die Ohren jücken“ (2.Timotheus 4,3), weil sie gerne sanfte Reden hören möchten. Christus hat uns vor ihnen gewarnt: „Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Matthäus 7,15.16. Die hier beschriebenen Lehrer bekennen, Christen zu sein. Sie haben den Schein der Gottseligkeit und scheinen für das Heil von Seelen zu wirken, während sie von Herzen habgierig, egoistisch, bequemlichkeitsliebend sind und den Eingebungen ihrer ungeheiligten Herzen folgen. Sie stehen in Widerstreit mit Christo und seinen Lehren und ermangeln seines sanftmütigen und demütigen Geistes. Z4.410.2 Teilen

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Der Prediger, der die heilige Wahrheit für diese letzten Tage verkündigt, muss entgegengesetzte Eigenschaften offenbaren. Durch sein Leben praktischer Frömmigkeit muss er deutlich den Unterschied zeigen, der zwischen dem falschen und dem wahren Hirten besteht. Jesus, der gute Hirte, kam, um das Verlorene zu suchen und zu retten. In seinen Werken kam seine Liebe zu den Schafen zum Ausdruck. Alle Hirten, die unter seiner Leitung stehen, werden seine Charaktereigenschaften besitzen. Sie werden sanftmütig und von Herzen demütig sein. Kindlicher Glaube bringt der Seele Ruhe. Er ist durch die Liebe tätig und hat immer Interesse an andern. Wenn Christi Geist in ihnen wohnt, werden sie Christo ähnlich sein und seine Werke tun. Viele, die sich Diener Christi nennen, haben ihren Meister missverstanden. Sie erheben den Anspruch, Christo zu dienen und bemerken nicht, dass sie sich unter Satans Banner eingereiht haben. Sie mögen weltlich weise und eifrig im Kämpfen und aufgeblasen sein und den Anschein erwecken, als verrichteten sie ein großes Werk. Aber Gott kann sie nicht gebrauchen. Die Beweggründe entscheiden über den Charakter des Werkes. Obgleich Menschen die Unzulänglichkeit nicht bemerken mögen — Gott sieht sie. Z4.411.1 Teilen

Der Buchstabe der Wahrheit mag einige Seelen überzeugen; sie mögen die Wahrheit annehmen und zuletzt gerettet werden. Doch der selbstsüchtige Lehrer, der ihnen die Wahrheit vorführte, wird vor Gott keinen Verdienst für ihre Bekehrung haben. Er wird um seiner Untreue willen gerichtet werden, da er vorgab, ein Wächter auf den Mauern Zions zu sein. Stolz des Herzens ist ein furchtbarer Charakterzug. „Hochmut kommt vor dem Fall.“ Sprüche 16,18. Dies betrifft die Familie, die Gemeinde und die Nation. So, wie der Heiland der Welt es tat, als er auf Erden war, so erwählt er auch heute einfache, ungelehrte Männer und unterweist sie, seine Wahrheit, schön in ihrer Einfachheit, der Welt mitzuteilen, besonders den Armen. Der Oberhirte möchte die Unterhirten fest mit sich verbinden. Es entspricht nicht seiner Absicht, dass diese ungelehrten Männer in ihrer Unwissenheit beharren sollen, während sie ihre Arbeit verrichten. Sie sollen vielmehr Erkenntnis von ihm, der Quelle aller Weisheit, allen Lichtes und aller Macht, empfangen. Z4.411.2 Teilen

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Es ist auf die Abwesenheit des Heiligen Geistes und der Gnade Gottes zurückzuführen, dass der Evangeliumsdienst so kraftlos ist, zu überzeugen und zu bekehren. Nach der Himmelfahrt Christi lauschten Doktoren, Rechtsgelehrte, Priester, Herrscher, Schriftgelehrte und Theologen mit Erstaunen den Worten der Weisheit und Kraft, die von den Lippen der ungelehrten und einfachen Jünger kamen. Schließlich schrieben sie es zu ihrer Zufriedenheit dem Umstand zu, dass sie mit Jesu gewesen waren und von ihm gelernt hatten. Ihr Charakter und die Einfachheit ihrer Lehrweise waren dem Charakter und der Lehrweise Christi ähnlich. Der Apostel beschreibt dies mit folgenden Worten: „... was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er zu Schanden mache, was stark ist; und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt und das da nichts ist, dass er zunichte mache, was etwas ist, auf dass sich vor ihm kein Fleisch rühme.“ 1.Korinther 1,27-29. Z4.412.1 Teilen

Diejenigen, die heute unvolkstümliche Wahrheiten lehren, müssen mit ihren Lehren Kraft von oben verbinden, oder ihre Bemühungen werden nur wenig Erfolg haben. Leider fehlt im Predigtdienst der Gemeinde die köstliche Gnadengabe der Demut. Männer, die die Wahrheit verkündigen, schätzen ihre eigenen Fähigkeiten zu hoch ein. Wahre Demut wird einen Menschen veranlassen, Christum und die Wahrheit zu erhöhen und seine völlige Abhängigkeit vom Gott der Wahrheit zu erkennen. Es ist schmerzlich, Lektionen der Demut zu lernen, und doch ist zuletzt nichts nützlicher als gerade das. Der Schmerz, der das Lernen von Demut begleitet, ist darauf zurückzuführen, dass wir durch falsche Selbsteinschätzung stolz geworden und unfähig sind, unser großes Bedürfnis einzusehen. Die Herzen der Menschen sind mit Eitelkeit und Stolz erfüllt. Nur Gottes Gnade kann eine Reformation bewirken. Z4.412.2 Teilen

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Es ist deine Aufgabe, mein Bruder, dich selbst zu demütigen, anstatt darauf zu warten, dass Gott es tut. Gottes Hand ruht oftmals schwer auf Menschen, um sie zu demütigen und sie in eine angemessene Stellung vor ihm zu bringen. Wie viel besser ist es doch, das Herz täglich demütig vor Gott zu erhalten! Wir können uns selbst erniedrigen, oder wir können uns in Stolz erheben und warten, dass Gott uns erniedrigt. Heute leiden die Prediger des Evangeliums wenig um der Wahrheit willen. Würden sie verfolgt wie Christi Apostel und heilige Männer Gottes in früheren Zeiten, dann würden sie sich näher zu Christo halten, und diese engere Verbindung mit dem Heiland würde ihre Worte zu einer Macht im Lande machen. Christus war ein Mann der Sorgen und mit dem Kummer bekannt. Er erduldete die Verfolgung und den Widerspruch der Sünder. Er war arm und litt unter Hunger und Müdigkeit. Er wurde vom Teufel versucht. Seine Werke und Lehren riefen bitteren Hass hervor. Wo verleugnen wir uns um Christi willen? Wo ist unsere Hingabe an die Wahrheit? Wir scheuen das, was uns nicht gefällt, und drücken uns vor Sorgen und Verantwortung. Können wir erwarten, dass die Macht Gottes unsere Bemühungen begleitet, wenn wir so wenig Hingabe ans Werk offenbaren? Z4.413.1 Teilen

Mein Bruder, es wurde mir gezeigt, dass deine Frömmigkeit einen niederen Stand einnimmt. Du benötigst ein tieferes Empfinden deiner Verantwortlichkeit Gott und der Gesellschaft gegenüber. Du wirst keine Zufriedenheit empfinden noch entschuldigt sein, wenn du auf die Fehler anderer verweist. Du besitzt keine so gründliche Erkenntnis der Wahrheit, dass du in deinem Bemühen, dich fürs Lehramt zu qualifizieren, nachlassen könntest. Du benötigst eine neue Bekehrung, damit du ein fähiger, geweihter Prediger des Evangeliums, ein frommer und heiliger Mann, werden kannst. Wenn du all deine Kräfte dem Werke Gottes weihen würdest, gäbst du nicht zu viel. Immer wird es nur ein lahmes Opfer sein, das jeder von uns bringen kann. Wenn du dich fortwährend mit Gott beschäftigst und nach tieferer Weihe trachtest, wirst du neue Erkenntnis durch persönliches Schriftstudium erlangen. Z4.413.2 Teilen

414

Um die Wahrheit verstehen zu können, musst du deinen Verstand erziehen und schulen und danach trachten, die Gnadengaben wahrer Frömmigkeit zu erlangen. Bis jetzt weißt du sehr wenig davon. Wenn Christus in dir wohnt, wirst du mehr als nur eine Theorie der Wahrheit besitzen. Du wirst nicht nur Christi Lehren während seines Erdenlebens wiederholen, sondern wirst andere durch dein Leben der Selbstverleugnung und Hingabe an Gottes Werk erziehen. Dein Leben wird eine lebendige Predigt sein und größere Macht besitzen als jede Predigt, die vom Rednerpult gehalten wird. Z4.414.1 Teilen

Du solltest jenen selbstlosen Geist, jene selbstverleugnende Gnadengabe und reine Hingabe pflegen, von welchen du wünscht, dass andere sie in ihrem Leben offenbaren. Um fortwährend in geistlichem Verständnis zu wachsen und immer brauchbarer zu werden, musst du Gewohnheiten der Nützlichkeit in den kleinen Pflichten hegen, die am Wege liegen. Du darfst nicht auf Gelegenheiten warten, ein großes Werk zu tun. Nimm die erste Gelegenheit wahr, dich treu in kleinen Dingen zu erweisen. Dann magst du von Stufe zu Stufe höher steigen, von einem Vertrauensposten zum andern. Du bist geneigt zu denken, dass es dir nicht an Erkenntnis fehlt. Du bist geneigt, das stille Gebet, Wachsamkeit und das Schriftstudium zu vernachlässigen. Das Resultat wird sein, dass du vom Feind überwunden wirst. In deinen Augen mögen dir deine eigenen Wege recht erscheinen, während du in Wirklichkeit sehr fehlerhaft bist. Du hast keine Zeit, mit dem Seelenfeind zu unterhandeln. Jetzt ist die Zeit, deine Stellung zu beziehen und den Feind zu enttäuschen. Du solltest dich selbst genauer und eifersüchtiger Kritik unterziehen. Du bist geneigt, deine Meinung als Maßstab aufzustellen, ohne Rücksicht auf die Meinung und das Urteil erfahrener Männer, die Gott benutzt hat, sein Werk voranzutreiben. Junge Männer im Predigtamt wissen wenig von Härten. Viele werden verfehlen, so brauchbar zu werden, wie es ihnen möglich wäre, weil alles zu leicht für sie gemacht wird. Z4.414.2 Teilen

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Du trägst Verantwortlichkeiten in deiner Familie, die du zu verstehen glaubst. Aber in Wirklichkeit weißt du sehr wenig darüber. Du hast viele Dinge zu verlernen, deren Kenntnis du dich rühmtest. Es wurde mir gezeigt, dass du Ideen für wirklich und wahrheitsgemäß hältst, die der Bibel direkt widersprechen. Paulus musste diesen Dingen in seinen Tagen begegnen, in seinem Kampf mit jungen Predigern. Du bist zu eifrig gewesen, die Worte und Standpunkte von Menschen als Licht anzunehmen. Sei vorsichtig, deine Ideen als Bibelwahrheit vorzuführen. Bewache deine Schritte. Ich hatte gehofft, dass solche Reformation in deinem Leben stattgefunden hätte, dass ich niemals berufen worden wäre, dir diese Worte zu schreiben. Z4.415.1 Teilen

Du hast daheim eine Aufgabe zu erfüllen, die du nicht versäumen darfst, ohne deinem Gott und der dir zugewiesenen Pflicht untreu zu werden. Was ich jetzt erwähne, ist mir in deinem Fall nicht direkt gezeigt worden, jedoch in Hunderten anderer ähnlicher Fälle. Wenn ich nun sehe, dass du den gleichen Irrtum begehst wie viele Eltern in diesem Zeitalter der Welt, kann ich dein Pflichtversäumnis nicht entschuldigen. Du hast ein Kind, eine Seele, die dir anvertraut ist. Wenn du schon solche Schwäche und solchen Mangel an Weisheit in der Erziehung dieses einen Kindes offenbarst, während du lieber deinen eigenen Ideen als der biblischen Regel folgst, wie kann Vertrauen in dich gesetzt werden zu lehren und Angelegenheiten zu regeln, wo das ewige Interesse von vielen auf dem Spiel steht? Z4.415.2 Teilen

Ich wende mich an dich persönlich und an deine Frau. Meine Stellung im Werke Gottes macht erforderlich, dass ich mich in Erziehungsfragen klar äußere. Dein Beispiel im häuslichen Leben wird dem Werke Gottes großen Schaden zufügen. Die Welt ist ein Missionsfeld. Du möchtest dieses Feld mit Evangeliumssamen besäen und erwartest von Gott, dass er den Samen bewässert, damit er Frucht bringt. Ein kleines Stück Land ist dir anvertraut worden. Aber in deinem eigenen Garten wachsen Dornen und Disteln, während du bemüht bist, andere Gärten zu jäten. Dies ist keine geringe Aufgabe, sondern ein Werk mit großen Folgen. Du predigst andern das Evangelium. Lebe es zuerst bei dir daheim aus. Du gibst den Wünschen und Leidenschaften eines verwöhnten Kindes nach. Auf diese Weise trägst du zur Entwicklung von Wesenszügen bei, die Gott hasst und die das Kind unglücklich machen. Satan zieht Vorteil aus deiner Vernachlässigung und beherrscht das Gemüt. Du musst etwas unternehmen und zeigen, dass du die Pflichten verstehst, die ein christlicher Vater hat, die darin bestehen, in deinem Kind einen Charakter nach göttlichem Ebenbild zu entwickeln. Hättest du damit in früheren Jahren begonnen, wäre es jetzt einfacher für dich, und das Kind wäre viel glücklicher. Aber unter deiner Zucht wurden der Wille und die Verkehrtheiten des Kindes ständig weiter entwickelt. Jetzt wird es mehr Strenge und fortwährendes, anhaltendes Bemühen kosten, das zu ändern, was bisher verkehrt gelaufen ist. Wenn du mit einem kleinen Kind nicht fertig werden kannst, das du verpflichtet bist, in Schranken zu halten, dann wird es dir gewiss an Weisheit mangeln, die geistlichen Interessen der Gemeinde Christi zu wahren. Z4.415.3 Teilen

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Irrtümer haben sich in deine Erfahrung eingeschlichen, die ausgerottet werden müssen. Du musst ein Schüler in der Schule Christi werden. Öffne deine Augen, damit du siehst, wo die Schwierigkeiten liegen. Dann beeile dich, diese Dinge zu bereuen und beginne, nach richtigen Grundsätzen zu handeln. Arbeite nicht nach eigenem Gutdünken, sondern richte dich nach Gott. Lege Stolz, Selbsterhöhung und Eitelkeit ab und lerne von Christo die süßen Lehren des Kreuzes. Du musst dich rückhaltlos dem Werk hingeben. Sei ein lebendiges Opfer auf Gottes Altar. Z4.416.1 Teilen

Wenn das Kind eines Predigers leidenschaftliches Verhalten an den Tag legt, wenn ihm beinahe jeder Wunsch erfüllt wird, übt das einen Einfluss aus, der den Zeugnissen, die Gott mir für Eltern betreffs der rechten Erziehung ihrer Kinder gegeben hat, direkt zuwider handelt. Du stehst in Widerspruch zu dem Licht, das Gott gegeben hat. Du folgst einer Theorie, die du irgendwo aufgeschnappt hast. Aber dieses Experiment, das den Anweisungen des Wortes Gottes direkt widerspricht, sollte nicht zum Schaden derer durchgeführt werden, die wir nach Gottes Willen betreffs der Erziehung ihrer Kinder unterweisen sollen. Z4.416.2 Teilen

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Dein Interesse sollte nicht völlig in deiner eigenen Familie aufgehen, unter Ausschluss aller andern. Wenn du die Gastfreundschaft der Geschwister in Anspruch nimmst, ist es nur vernünftig, dass sie auch etwas von dir erwarten. Habe ein Interesse an andern Eltern und Kindern und versuche zu unterweisen und ihnen zum Segen zu sein. Weihe dich dem Werke Gottes und sei denen zum Nutzen, die dir Gastfreundschaft gewähren. Unterhalte dich mit den Eltern, und übersieh auf keinen Fall die Kinder. Denke nicht, dein Kind sei in Gottes Augen wertvoller als andere Kinder. Du neigst dazu, andere zu vernachlässigen, während du dein Kind verwöhnst und ihm in allem nachgibst. Und dieses Kind ist ein Beweis für deine fehlerhafte Erziehung. Es ist ungehorsam und leidenschaftlich, sobald sein Wille durchkreuzt wird. Welch einen Einfluss übt dies auf Familien aus, die Gott gerne unterweisen möchte und von denen er wünscht, dass sie ihre lockeren Erziehungsmethoden ändern! Z4.417.1 Teilen

In eurer blinden und törichten Zärtlichkeit habt ihr euch beide eurem Kind unterworfen. Ihr habt gestattet, dass es die Zügel in seinen zarten Händen hält, und es hat euch beide beherrscht, bevor es zu Gehen imstande war. Was kann angesichts der Vergangenheit für die Zukunft erwartet werden? Lasst das Beispiel dieses verwöhnten und verzogenen Kindes nicht gegen euch zeugen, wenn im Gericht offenbar wird, wie viel Kinder dadurch verloren gegangen sind. Wenn Männer und Frauen dich als göttlichen Lehrer betrachten, werden sie nicht auch geneigt sein, deinem verderblichen Beispiel im Verwöhnen ihrer Kinder zu folgen? Wird nicht Elis Sünde eure Sünde sein? Und wird die Strafe, die ihn befiel, nicht auch über euch kommen? Mit seinen gegenwärtigen Gewohnheiten und seinem jetzigen Verhalten wird euer Kind niemals das Reich Gottes sehen. Und ihr Eltern seid es, die ihm die Himmelstür verschlossen haben. Wie wird es dann mit eurer eigenen Errettung beschaffen sein? Denkt daran, ihr werdet ernten, was ihr gesät habt. Z4.417.2 Teilen

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