Portrait von Ellen White
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Bücher
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Besuch in Texas
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Der große Tag des Gerichtes schien gekommen zu sein. Zehntausendmal zehntausend waren vor einem großen Thron versammelt, auf dem eine majestätische Erscheinung saß. Vor ihr lagen verschiedene Bücher. Auf dem Deckel eines jeden Buches stand in Goldbuchstaben, die flammendem Feuer glichen, „Hauptbuch des Himmels“. Dann wurde eins dieser Bücher geöffnet, das die Namen derer enthielt, die den Anspruch erhoben, an die Wahrheit zu glauben. Ganz unvermittelt verlor ich die zahllosen Millionen um den Thron aus den Augen. Nun richtete sich mein Augenmerk allein auf die bekenntlichen Kinder des Lichts und der Wahrheit. Als diese Menschen, einer nach dem anderen, aufgerufen und ihre guten Taten erwähnt wurden, erstrahlte ihr Angesicht in heiliger Freude, die sich nach allen Seiten widerspiegelte. Aber diese Tatsache schien mich nicht besonders nachhaltig zu beeindrucken. Z4.418.2 Teilen

Ein anderes Buch wurde geöffnet, in dem die Sünden derer eingetragen waren, die sich zur Wahrheit bekennen. Selbstsucht lautete die Gesamtüberschrift. Auch jede einzelne Spalte trug eine Überschrift und darunter, jedem Namen gegenüber, waren in ihren entsprechenden Spalten die geringeren Sünden verzeichnet. Z4.418.3 Teilen

Unter Habsucht waren Unehrlichkeit, Diebstahl, Raub, Betrug und Geiz angeführt; unter Ehrgeiz waren Hochmut und Überheblichkeit zu lesen; Eifersucht stand an der Spitze von Bosheit, Neid und Hass. Unmäßigkeit führte eine lange Liste schrecklicher Vergehen an, z.B. Lüsternheit, Ehebruch, Befriedigung niederer Leidenschaften u.a.m. Als ich so schaute, wurde ich mit unsagbarer Angst erfüllt und rief aus: „Wer kann da errettet werden? Wer wird vor Gott gerechtfertigt sein? Wessen Kleider sind ohne Makel? Wer ist in den Augen eines reinen und heiligen Gottes ohne Fehler?“ Z4.418.4 Teilen

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Als der Heilige auf dem Thron die Blätter des Hauptbuches langsam umwendete und seine Augen für einen Augenblick auf Einzelnen hafteten, schien sein Blick tief in ihre Seelen zu brennen. Im gleichen Augenblick zog jedes Wort und jede Tat ihres Lebens vor ihrem Gedächtnis so deutlich vorüber, als wären sie ihrem inneren Auge mit feurigen Buchstaben eingeprägt. Zittern erfasste sie, und ihre Angesichter erbleichten. Als sie sich um den Thron versammelt hatten, schienen sie unbekümmerte Gleichgültigkeit auszustrahlen. Aber wie veränderte sich jetzt ihr Aussehen! Das Gefühl der Sicherheit war dahin. An seine Stelle trat namenloser Schrecken. Grauen lastete auf jeder Seele aus Furcht, unter denen zu sein, die zu leicht befunden werden. Aller Augen richteten sich auf das Angesicht des Einen auf dem Thron. Als sein ernstes, forschendes Auge über diese Gruppe schweifte, bebte das Herz; denn diese hatten sich selbst verurteilt, ohne dass ein Wort gesprochen worden war. In panischer Seelenangst bekannte jeder seine Schuld und sah mit furchtbarer Deutlichkeit, dass er die kostbare Gabe des ewigen Lebens durch sein sündiges Verhalten von sich geworfen hatte. Z4.419.1 Teilen

Zu einer Gruppe gehörten Menschen, als solche eingetragen, die das Land hinderten. Als das Auge des Richters mit durchdringendem Blick auf diesen Menschen ruhte, traten ihre Versäumnissünden klar zutage. Mit bleichen, bebenden Lippen bekannten sie, Verräter des heilig Anvertrauten gewesen zu sein. Sie hatten Warnungen und Vorrechte empfangen, diese jedoch weder beachtet noch verwertet. Nun konnten sie erkennen, dass sie sich vermessen auf Gottes Barmherzigkeit verlassen hatten. Gewiss, sie hatten nicht solche Bekenntnisse abzulegen wie die der gemeinen und niederträchtigen Verdorbenen; sie wurden aber gleich dem Feigenbaum im Gleichnis verflucht, weil sie keine Frucht getragen und mit den ihnen anvertrauten Zentnern nicht gewuchert hatten. Z4.419.2 Teilen

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Die zu dieser Gruppe gehörten, hatten das Ich an die erste Stelle gerückt und nur für ihre eigenen Interessen gearbeitet. Sie waren nicht reich in Gott und sind auf seine Forderungen, die er ihnen stellte, nicht eingegangen. Obgleich sie vorgaben, Christi Diener zu sein, brachten sie ihm keine Seelen. Wäre das Werk Gottes von ihren Bemühungen abhängig gewesen, es wäre ins Stocken geraten; denn sie hielten nicht nur die Mittel zurück, die Gott ihnen verliehen hatte, sondern sie versagten sich selbst dem Dienst Gottes. Diese konnten jetzt erkennen und fühlen, dass sie sich selbst auf die linke Seite begeben hatten, indem sie sich zu Gottes Werk unverantwortlich verhielten. Gelegenheiten hatte es für sie genug gegeben. Aber sie wollten die Aufgabe nicht erfüllen, die sie erfüllt haben könnten und sollten. Z4.420.1 Teilen

Die Namen aller wurden genannt, die sich zur Wahrheit bekannt hatten. Etliche wurden wegen ihres Unglaubens getadelt, andere, weil sie träge Knechte gewesen waren. Sie hatten andere die Arbeit im Weinberg des Meisters tun und die schwersten Verantwortungen tragen lassen, während sie selbstsüchtig ihren eigenen vergänglichen Interessen gedient hatten. Hätten sie die Fähigkeiten gefördert, die ihnen von Gott verliehen worden waren, wären sie zuverlässige Lastenträger gewesen und würden zum Nutzen des Meisters gearbeitet haben. Der Richter sagte: „Alle werden durch ihren Glauben gerechtfertigt und durch ihre Werke gerichtet.“ Wie grell trat dann ihr Versäumnis zutage, und wie weise erwies sich die Einrichtung Gottes, jedermann eine Aufgabe zu übertragen, um Gottes Sache zu fördern und seine Mitmenschen zu retten. Von jedem war erwartet worden, dass er in seiner Familie und Nachbarschaft einen lebendigen Glauben offenbare, den Armen freundlich begegne, den Betrübten Mitgefühl zeige, sich an der Missionsarbeit beteilige und mit seinen Mitteln Gottes Werk unterstütze. Aber wie auf Meros ruhte der Fluch Gottes auf ihnen für das, was sie zu tun unterlassen hatten. Sie waren der Arbeit nachgegangen, die ihnen in diesem Leben den größten Gewinn abgeworfen hatte. In dem himmlischen Verzeichnis der guten Werke aber befand sich neben ihrem Namen eine beklagenswerte Leere. Z4.420.2 Teilen

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Die zu dieser Gruppe gesprochenen Worte waren sehr feierlich: „Ihr seid auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Wegen eurer geschäftigen Tätigkeit in weltlichen Dingen habt ihr die geistliche Verantwortung vernachlässigt, während es gerade eure Vertrauensstellung bedingt hätte, über menschliche Weisheit und irdische Urteilskraft hinauszuragen. Diese brauchtet ihr schon, um eure Routinearbeit auszuführen. Als ihr jedoch Gott und Gottes Verherrlichung bei euren Angelegenheiten außer acht ließet, da habt ihr euch auch von seinem Segen abgekehrt.“ Z4.421.1 Teilen

Dann wurde die Frage gestellt: „Warum habt ihr das Kleid eures Charakters nicht gewaschen und hell gemacht in dem Blut des Lammes? Der Vater hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn selig werde. Meine Liebe zu euch war noch selbstverleugnender als die Liebe einer Mutter. Ich liebte euch, um die verhängnisvolle Eintragung eurer Missetaten zu löschen und den Kelch der Erlösung an eure Lippen zu setzen. Ich liebte euch, deshalb erlitt ich den Kreuzestod und nahm die Last und den Fluch eurer Schuld auf mich. Ich ertrug die Qualen des Todes und die Schrecken des Grabes, um den zu besiegen, der die Macht über den Tod hatte, das Gefängnis zu entriegeln und die Tore des Lebens für euch zu öffnen. Ich überließ mich Schmach und Todesqual, weil ich euch unsagbar liebte und meine eigensinnigen, verirrten Schafe zum Paradies Gottes und zum Baum des Lebens zurückbringen wollte. Dieses Leben der Seligkeit, das ich für euch zu solch einem Preis erkaufte, habt ihr missachtet. Der Schmach, Schmähung und Schande, die der Meister für euch ertrug, seid ihr ausgewichen. Die Vorrechte, für die er starb, damit ihr euch ihrer erfreuen solltet, habt ihr nicht geschätzt. Ihr wolltet an seinen Leiden nicht teilhaben und seid jetzt von seiner Herrlichkeit ausgeschlossen.“ Dann wurden folgende feierliche Worte geäußert: „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.“ Offenbarung 22,11. Z4.421.2 Teilen

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Das Buch wurde geschlossen, und der Mantel fiel von dem Wesen auf dem Thron und enthüllte die Furcht einflößende Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Z4.422.1 Teilen

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