Portrait von Ellen White
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Besuch in Texas
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Die Botschafter Christi haben ein feierliches und wichtiges Werk, welches etliche gar zu leicht nehmen. Während Christus im himmlischen Heiligtum dient, ist er zu gleicher Zeit durch seine Sendboten der Diener seiner Gemeinde auf Erden. Durch auserwählte Männer redet er zu den Menschen und fördert sein Werk durch sie, als ob er wie in den Tagen seiner Niedrigkeit sichtbar auf Erden umher wandelte. Obgleich Jahrhunderte verflossen sind, ist seine Verheißung, die er seinen Jüngern beim Abschied gab, heute noch dieselbe: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20. Von Christi Himmelfahrt bis auf den heutigen Tag sind von Gott erkorene und von ihm mit Macht ausgerüstete Männer Lehrer des Glaubens geworden. Christus, der wahre Hirte, leitet sein Werk durch seine Unterhirten. Darum ist auch die Stellung derer, die mit Wort und Lehre dienen, von so großer Wichtigkeit. An Christi Statt bitten sie die Menschen, sich mit Gott versöhnen zu lassen. Z4.427.3 Teilen

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Die Leute sollten ihre Prediger nicht nur als öffentliche Redner, sondern als Christi Botschafter ansehen, die ihre Weisheit und Kraft von dem großen Haupt der Gemeinde empfangen. Das Wort zu verachten und gering zu schätzen, welches von Christi Stellvertreter geredet wird, heißt nicht nur den Mann, sondern den Meister, der ihn gesandt hat, verachten. Er steht an Christi Statt, und die Stimme des Heilandes sollte in seinem Stellvertreter vernommen werden. Viele unserer Prediger haben einen großen Fehler begangen, indem sie Predigten hielten, die gänzlich beweisführender Art waren. Es gibt Seelen, welche auf die Theorie der Wahrheit lauschen, auf welche die vorgeführten Beweise einen tiefen Eindruck machen; würde ihnen nun in einem Teil des Vortrags Christus als der Heiland der Welt vorgeführt, so möchte der ausgestreute Samen aufgehen und zur Ehre Gottes Früchte tragen. In vielen Vorträgen wird jedoch das Kreuz Christi den Menschen gar nicht vor Augen geführt. Für etliche mag dies die letzte Predigt sein, welche sie je hören; andere mögen nie wieder eine Gelegenheit haben, dass die ganze Wahrheit mit der praktischen Anwendung auf ihre Herzen einwirken kann. Diese versäumte köstliche Gelegenheit ist auf immer verloren. Wäre aber Christus und seine erlösende Liebe in Verbindung mit der Theorie der Wahrheit verkündigt worden, so hätten sie sich vielleicht auf Christi Seite gestellt. Z4.428.1 Teilen

Viel mehr Seelen als wir vielleicht denken, sehnen sich danach zu wissen, wie sie zu Jesu kommen können. Viele lauschen den allgemein üblichen Predigten von der Kanzel, ohne nachher zu wissen, wie sie Jesu finden oder die ersehnte Ruhe und den Frieden ihrer Seelen erlangen können. Prediger, die der Welt die letzte Gnadenbotschaft bringen, sollten stets bedenken, dass Christus als die Zuflucht des Sünders erhöht werden muss. Viele glauben, es sei nicht notwendig, mit einem von der Liebe Gottes gebeugten Herzen Buße und Glauben zu predigen. Sie nehmen es als selbstverständlich an, dass ihre Zuhörer mit dem Evangelium völlig vertraut sind und meinen, dass ihnen andere Gegenstände vorgeführt werden müssen, um ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, und wenn ihre Zuhörer Interesse zeigen, so betrachten sie dies als Beweis des Erfolgs. Aber die Menschen sind mit dem Heilsplan sehr wenig bekannt und bedürfen über diesen so wichtigen Gegenstand mehr Belehrung als über irgend einen anderen Punkt. Z4.428.2 Teilen

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Versammeln sich Seelen, um die Wahrheit zu hören, so sollten sie auch erwarten, einen Nutzen daraus zu ziehen, wie einst Kornelius und seine Freunde: „Nun sind wir alle hier gegenwärtig vor Gott, zu hören alles, was dir von Gott befohlen ist.“ Apostelgeschichte 10,33. Z4.429.1 Teilen

Theoretische Vorträge sind wohl notwendig, damit alle mit der Art der Lehre bekannt werden und sehen, wie sich die Kette der Wahrheit Glied für Glied zu einem vollkommenen Ganzen aneinander reiht. Aber jede Predigt sollte Christum, den Gekreuzigten, zur Grundlage des Evangeliums haben, sollte eine praktische Anwendung der verkündigten Wahrheiten machen und den Zuhörern zeigen, dass Christi Lehre nicht Ja und nein, sondern Ja und Amen in ihm sind. Z4.429.2 Teilen

Nachdem die Theorie der Wahrheit vorgeführt worden ist, folgt der schwierigere Teil der Arbeit. Die Leute dürfen nicht ohne Anweisungen über die praktischen Wahrheiten, die sich auf ihr tägliches Leben beziehen, gelassen werden. Sie müssen einsehen und empfinden, dass sie Sünder sind und zu Gott bekehrt werden müssen. Was Christus sagte, wie er handelte und was er lehrte, sollte ihnen auf die eindringlichste Art und Weise vorgeführt werden. Z4.429.3 Teilen

Das Werk des Predigers hat erst angefangen, wenn er dem Verständnis der Menschen die Wahrheit klar gemacht hat. Christus ist unser Mittler und unser Hoherpriester vor dem Angesichte Gottes. Er wurde Johannes als ein Lamm gezeigt, das erwürgt wurde und sein Blut zu Gunsten des Sünders vergoss. Wenn dem Sünder das Gesetz Gottes vor Augen geführt ist, welches ihm die Tiefe seiner Sünden zeigt, dann sollte man ihn auf das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt, hinweisen, sollte ihm die Buße vor Gott und den Glauben an den Herrn Jesum Christum verkündigen. Auf diese Weise wird das Wirken des Vertreters Christi in Übereinstimmung mit dem Werk des Heilandes im himmlischen Heiligtum sein. Z4.429.4 Teilen

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Die Prediger würden in mehr Herzen Eingang finden, wenn sie mehr von der praktischen Gottseligkeit redeten. Wenn die Wahrheit in neuen Feldern eingeführt wird, so wird die Arbeit fast ganz theoretisch betrieben. Die Leute geraten ins Wanken; sie sehen die überzeugende Kraft der Wahrheit und verlangen nach einem sicheren Grund unter ihren Füßen. Wenn das Herz bewegt worden ist, bietet sich die beste Gelegenheit, die Religion Jesu Christi ihrem Gewissen einzuprägen. Doch nur zu oft wird eine Reihe von Vorträgen beendet, ohne dass für die Leute das für sie so nötige Werk getan wurde. Das ganze Bemühen ist demjenigen Kains ähnlich, dem das Opferblut fehlte, um es vor Gott angenehm zu machen. Es war recht, dass Kain opferte, aber er beachtete nicht das, was dem Opfer seinen Wert gab, das Blut der Versöhnung. Z4.430.1 Teilen

Es ist eine traurige Tatsache, dass manche so viel Zeit auf die Vorführung der Lehrpunkte verwenden und so wenig von praktischer Gottseligkeit reden, weil Christus nicht in ihrem Herzen wohnt. Sie haben keine lebendige Verbindung mit Gott. Viele Seelen stellen sich infolge der überwältigenden Beweise auf die Seite der Wahrheit, ohne wahrhaft bekehrt zu sein. Wäre das Praktische mit der Theorie verbunden worden, dann hätten die Zuhörer durch das Beschauen der herrlichen Kette von Wahrheiten Liebe zu deren Urheber empfunden und wären durch Gehorsam geheiligt worden. Der Prediger hat sein Werk nicht eher vollendet, bis er seinen Zuhörern die Notwendigkeit einer Umwandlung des Charakters in Übereinstimmung mit den reinen Grundsätzen der Wahrheit, die sie erkannt haben, vorgestellt hat. Z4.430.2 Teilen

Eine Formreligion ist etwas Abschreckendes, denn sie hat keinen Heiland. Christus hat klare, einfache, packende und praktische Unterweisungen erteilt, und seine Botschafter sollten seinem Beispiel in jedem Vortrag folgen. Christus und der Vater waren eins. Allen Forderungen des Vaters kam der Heiland freudig nach. Er hatte die Gesinnung Gottes. Der Erlöser war das vollkommene Vorbild und Jehova wurde durch ihn offenbart. Der Himmel war in Menschengestalt gehüllt und die Menschheit ruhte in dem Schoß der unendlichen Liebe. Wenn die Prediger demütig zu den Füßen Jesu sitzen, werden sie bald einen richtigen Begriff von dem Charakter Gottes bekommen und imstande sein, andere zu belehren. Einige treten ins Predigtamt ein ohne wahre Liebe zu Gott und zu ihren Mitmenschen. In ihrem Leben wird sich Selbstsucht und Selbstbefriedigung bekunden, und während diese ungeheiligten, ungetreuen Wächter für sich selbst leben, anstatt die Herde zu weiden und ihren Hirtenpflichten nachzukommen, geht das Volk aus Mangel an richtiger Belehrung zugrunde. Z4.430.3 Teilen

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In jeder Predigt sollten die Leute ernstlich ermahnt werden, von ihren Sünden zu lassen und sich zu dem Heiland zu bekehren. Die volkstümlichen Sünden und zeitlichen Befriedigungen sollten verurteilt und besonderer Nachdruck auf praktische Gottseligkeit gelegt werden. Der Prediger muss selbst von diesem Ernst durchdrungen sein, seine Worte müssen von Herzen kommen, und die Besorgnis um Seelen — Männer und Frauen, für die Jesus starb — muss ihn überwältigen. Von unserem Heiland heißt es: „Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.“ Johannes 2,17. Dieselbe Inbrunst müssen seine Stellvertreter fühlen. Z4.431.1 Teilen

Ein unendlich großes Opfer ist für die Menschen dargebracht worden, aber es ist vergeblich für jede Seele, die das Heil nicht annehmen will. Wie wichtig ist es daher, dass derjenige, der die Wahrheit verkündigt, sein Werk in vollem Bewusstsein der Verantwortung, die auf ihm ruht, ausführt. Wie zartfühlend, mitleidsvoll, freundlich und herzlich wird sein Benehmen im Umgang mit Seelen sein, wenn der Erlöser der Welt ihm gezeigt hat, wie wert sie ihm sind. Christus fragt: „Welcher aber ist ein treuer und kluger Knecht, den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde?“ Matthäus 24,45. Jesus fragt: „Welcher?“ Jeder Prediger des Evangeliums sollte sich in seinem Herzen selbst diese Frage stellen. Indem er die ernsten Wahrheiten überblickt und das Bild betrachtet, das den treuen und klugen Haushalter darstellt, sollte sein Inneres aufs tiefste bewegt werden. Z4.431.2 Teilen

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Einem jedem ist seine Arbeit zugeteilt; keiner kann sich entschuldigen. Jeder hat je nach seiner Fähigkeit etwas zu tun. Derjenige, der die Wahrheit verkündigt, hat die Pflicht, sorgfältig und unter Gebet die Gaben aller derer kennen zu lernen, welche die Wahrheit annehmen. Dann muss er sie belehren und Schritt für Schritt weiterführen, damit sie die Verantwortlichkeit erkennen, die auf ihnen ruht, das Werk zu tun, welches der Herr für sie hat. Es muss ihnen wiederholt gesagt werden, dass niemand der Versuchung widerstehen, der Absicht Gottes entsprechen und ein christliches Leben führen kann, wenn er nicht sein Werk, sei es groß oder klein, aufnimmt und dasselbe treulich und gewissenhaft ausführt. Es gibt für eine jede Seele mehr zu tun als nur dem Gottesdienste beizuwohnen und das Wort Gottes zu hören. Sie muss die verkündigte Wahrheit praktisch ausleben, indem sie sich täglich nach deren Grundsätzen richtet. Sie muss beständig etwas für den Heiland tun, nicht aus selbstsüchtigen Beweggründen, sondern indem sie die Ehre dessen im Auge hat, dem kein Opfer zu groß war, um sie von dem Verderben zu erretten. Z4.432.1 Teilen

Die Prediger sollten es den Seelen, welche die Wahrheit annehmen, einprägen, dass sie Christum in ihrem Heim haben müssen, dass sie seiner Gnade und Weisheit in der Kindererziehung bedürfen. Es ist ein Teil des Werkes, das Gott ihnen aufgetragen hat, die Kinder zu erziehen und in Zucht zu halten, damit sie untertan seien. Güte und Freundlichkeit sollte der Prediger besonders gegen die Kinder bekunden und stets bedenken, dass diese die jüngeren Glieder der Gottesfamilie sind. Sie sind dem Herrn sehr teuer und wert und können, wenn sie richtig belehrt werden, schon in ihrer Jugend dem Herrn dienen. Jedes harte, unfreundliche, unüberlegte Wort, das zu Kindern gesprochen wird, betrübt den Heiland. Man beachtet nicht immer ihre Rechte und behandelt sie nur zu häufig, als ob sie keinen persönlichen Charakter hätten, der richtig entwickelt werden muss, damit er nicht verdorben und Gottes Absicht mit ihnen vereitelt wird. Z4.432.2 Teilen

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Timotheus kannte von Kindheit an die Heilige Schrift; und diese Kenntnis bot ihm einen sicheren Schutz gegen die ihn umgebenden bösen Einflüsse und gegen die Versuchung, Vergnügungen und Selbstbefriedigung der Pflicht vorzuziehen. Eines solchen Schutzmittels bedürfen alle unsere Kinder, und die Eltern sowie die Botschafter Christi sollten es sich zur Pflicht machen, die Kinder im Worte Gottes zu unterrichten. Z4.433.1 Teilen

Will der Prediger die Billigung seines Herrn haben, so muss er mit Fleiß daran gehen, eine jede Seele vollkommen in Christo darzustellen. Er darf in der Art und Weise seines Wirkens nicht den Eindruck erwecken, als ob es nichts ausmache, ob die Menschen die Wahrheit annehmen und wahre Gottseligkeit üben oder nicht. Die Treue und Selbstaufopferung, die sich in seinem Wandel bekunden, sollten vielmehr derart sein, dass sie den Sünder überzeugen, dass das ewige Leben auf dem Spiel und seine Seele in Gefahr steht, wenn er sich dem ernstem Werk, das für ihn geschieht, widersetzt. Mit denen, die von dem Irrtum und der Finsternis zur Wahrheit und zum Licht gebracht worden sind, muss eine große Veränderung vor sich gehen. Wird ihrem Gewissen nicht die Notwendigkeit einer gründlichen Reform nahegebracht, werden sie dem Manne gleich sein, der sich in dem Spiegel, dem Gesetze Gottes, besah, die Mängel in seinem moralischen Charakter entdeckte, sich aber abwandte und seinen Zustand bald vergaß. Sie müssen sich beständig der Verantwortlichkeit bewusst sein, sonst werden sie in eine noch schlimmere Gleichgültigkeit verfallen, als vor ihrer Erweckung. Z4.433.2 Teilen

Das Werk der Botschafter Christi ist weit größer und verantwortlicher als manche denken mögen. Sie sollten nicht eher mit ihrem Erfolg zufrieden sein, bis sie durch ihren Fleiß und Gottes Segen ihm zum Dienst bereite Christen darstellen können, welche die große Verantwortung, die auf ihnen ruht, erkennen und das ihnen zugeteilte Werk ausführen wollen. Richtige Arbeit und Belehrung werden Männer und Frauen zum tätigen Handeln bewegen, deren Charakter so stark und deren Überzeugung so fest ist, dass kein selbstsüchtiger Gedanke ihr Werk hindern, ihren Glauben schwächen oder sie von ihrer Pflicht abhalten kann. Hat ein Prediger seine Gemeinde gründlich unterrichtet, ehe er sie verlässt, um ein neues Feld in Angriff zu nehmen, so wird das angefangene Werk sich nicht auflösen, denn es ist so fest gegründet, dass es sicher steht. Wenn aber die, welche die Wahrheit annehmen, nicht gründlich bekehrt sind, wenn sich in ihrem Leben und Charakter kein sichtlicher Unterschied bemerkbar macht, so ist die Seele nicht auf den ewigen Felsen gegründet, und wenn der Prediger seine Arbeit einstellt und die Neuheit der Sache geschwunden ist, wird der Eindruck bald vergessen, die Wahrheit verliert ihre Anziehungskraft, kein heiligender Einfluss geht von ihnen aus und das bloße Bekenntnis der Wahrheit macht sie nicht besser. Z4.433.3 Teilen

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Es wundert mich, dass wir trotz der vielen Beispiele vor Augen, was der Mensch sein und tun kann, nicht mehr angespornt werden, den guten Werken der Gerechten nachzukommen. Nicht alle können eine hervorragende Stellung einnehmen, aber alle können nützlich sein und durch stete Treue weit mehr Gutes erzielen als sie selbst glauben, tun zu können. Wer die Wahrheit annimmt, muss ein klares Verständnis der Heiligen Schrift und die persönliche Erfahrung von einem lebendigen Heiland haben. Der Verstand muss ausgebildet, das Gedächtnis gestärkt werden. Alle geistige Trägheit ist Sünde; die geistige Schläfrigkeit ist Tod. Z4.434.1 Teilen

O, dass ich Worte von genügender Kraft finden könnte, um den gewünschten Eindruck auf meine Mitarbeiter im Evangelium zu machen. Meine Brüder, ihr geht mit dem Wort des Lebens um; ihr habt mit Seelen zu tun, welche die höchste Entwicklung erlangen können, wenn sie richtig geleitet werden. Die Vorträge aber enthalten zu viel vom eigenen Ich. Der Prediger des Evangeliums sollte von dem gekreuzigten, zum Himmel aufgefahrenen, bald wiederkehrenden Christus so durchdrungen und sein Herz so bewegt und erfreut sein, dass er in Liebe und tiefem Ernst dem Volk diese herrlichen Wahrheiten vorführt. Dann wird der Prediger aus den Augen verloren und Christus verherrlicht werden, und die Zuhörer werden von diesen alles in Anspruch nehmenden Gegenständen so bewegt sein, dass sie darüber sprechen und sie preisen, anstatt den Prediger, der nur ein Werkzeug ist. Wenn aber die Zuhörer den Prediger loben und nur wenig Interesse für das gepredigte Wort bekunden, dann kann Gottes Diener wissen, dass die Wahrheit ihn selbst noch nicht geheiligt hat und dass er zu seinen Zuhörern nicht in der Weise redet, dass Jesus geehrt und seine Liebe verherrlicht wird. Z4.434.2 Teilen

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Christus sagte: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Matthäus 5,16. Lasst euer Licht so leuchten, dass Gott dadurch verherrlicht wird und nicht ihr selbst. Werdet ihr gelobt, dann habt ihr Ursache zu zittern und euch zu schämen, denn der große Zweck ist verfehlt; nicht Gott, sondern der Diener wird verherrlicht. Lasst euer Licht leuchten, aber seid vorsichtig, Diener Christi, wie euer Licht leuchtet. Sendet es seine Strahlen himmelwärts und offenbart die Herrlichkeit Christi, dann leuchtet es recht. Bestrahlt es aber euch, so dass das Volk euch bewundert, dann wäre es besser, ihr würdet schweigen; denn euer Licht leuchtet in einer verkehrten Richtung. Z4.435.1 Teilen

Diener Christi, ihr könnt mit Gott verbunden sein, wenn ihr wacht und betet. Lasst eure Worte mit Salz gewürzt sein und christliche Zuvorkommenheit und wahre Würde euer Benehmen durchdringen. Wenn der Frieden Gottes eure Herzen regiert, wird seine Kraft euch nicht nur stärken, sondern auch eure Herzen erweichen, und ihr werdet lebendige Botschafter an Christi Statt sein. Das Volk, das sich zur Wahrheit bekennt, wendet sich vom Herrn ab. Jesus wird bald kommen, und sie sind nicht bereit. Der Prediger muss selbst eine höhere Stufe einnehmen, einen festeren Glauben gewinnen, eine lebendige Erfahrung haben, die nicht stumpfsinnig und gewöhnlich ist wie die der Namenschristen. Das Wort Gottes setzt euch ein hohes Ziel vor Augen. Wollt ihr durch Fasten und andachtsvolles Bemühen die Vollkommenheit eines festen, christlichen Charakters erlangen? Ihr müsst gewisse Tritte mit euren Füßen tun, damit der Lahme nicht ausgleite. Eine enge Verbindung mit Gott wird euch in eurem Wirken jene Lebenskraft bringen, die das Gewissen erweckt und den Sünder von der Sünde überzeugt, so dass er ausruft: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“ Z4.435.2 Teilen

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Der Auftrag, den Christus seinen Jüngern unmittelbar vor seiner Himmelfahrt gab, lautet: „Gehet hin, und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,19.20. „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Johannes 17,20. Der Auftrag erstreckt sich auf alle, die durch seine Jünger an sein Wort glauben werden. Und alle, die von Gott berufen sind, seine Botschafter zu sein, sollten die von Jesu in seinem Wort gegebenen Lehren betreffs praktischer Gottseligkeit beherzigen und sie dem Volke vorlegen. Z4.436.1 Teilen

Christus eröffnete seinen Jüngern die Heilige Schrift, indem er mit Mose und den Propheten anfing; er unterwies sie in allen Dingen betreffs seiner eigenen Person und legte ihnen die Prophezeiungen aus. Die Apostel gingen in ihren Predigten auf Adams Tage zurück, führten ihre Zuhörer durch die Prophezeiungen und schlossen mit dem gekreuzigten Christo, indem sie die Sünder zur Buße und zur Umkehr von ihren Sünden zu Gott aufforderten. Heute sollen die Stellvertreter Jesu ihrem Beispiel folgen und in jeder Predigt Christum als den Erhabenen, als den, der alles in allem ist, verherrlichen. Z4.436.2 Teilen

Das Formenwesen findet sich nicht nur in den Namenskirchen, sondern nimmt auch auf erschreckende Weise unter denen überhand, die vorgeben, Gottes Gebote zu halten und auf die baldige Wiederkunft Christi in den Wolken des Himmels zu warten. Wir dürfen in unseren Ansichten nicht beschränkt sein und unsere Fähigkeiten, Gutes zu tun, nicht begrenzen, müssen aber, während wir unseren Einfluss ausdehnen und unsere Pläne erweitern, je nachdem die Vorsehung den Weg bahnt, eifriger als je sein, den Götzendienst der Welt zu meiden. Im Einklang mit den größeren Anstrengungen, die wir machen, um brauchbarer zu werden, müssen wir uns auch bemühen, Weisheit von Gott zu erhalten, um alle Zweige des Werkes zu fördern nach der Anordnung Gottes und nicht von einem weltlichen Standpunkte aus. Wir dürfen uns kein Vorbild an den Gebräuchen der Welt nehmen, sondern die uns vom Herrn verliehenen Gaben so viel wie möglich dazu benutzen, unsern Mitmenschen die Wahrheit zu bringen. Z4.436.3 Teilen

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Wenn die Werke unseres Volkes mehr mit unserem Glaubensbekenntnis übereinstimmten, dann würde viel mehr ausgeführt werden als jetzt geschieht. Wenn wir solche Gott ergebenen Männer wie Elia unter uns haben, dann wird Gott sich uns wie den heiligen Männern vor alters offenbaren. Wenn wir Männer haben, die, während sie ihre Mängel und Gebrechen bekennen, mit Gott im Glauben ringen wie Jakob, dann werden wir auch dieselben Früchte sehen. Die Kraft Gottes wird in Erhörung des im Glauben dargebrachten Gebets auf die Menschen herabkommen. Es gibt nur wenig Glauben in der Welt. Nur wenige leben in einer engen Verbindung mit Gott. Wie können wir aber mehr Kraft erwarten und glauben, dass der Herr sich den Menschenkindern offenbaren wird, wenn sein Wort so nachlässig behandelt wird und die Herzen nicht durch die Wahrheit geheiligt sind? Männer, die noch nicht halb bekehrt, die selbstvertrauend und mit sich selbst zufrieden sind, predigen andern die Wahrheit. Aber Gott wirkt nicht mit ihnen, denn sie führen kein geheiligtes Leben. Sie wandeln nicht demütig vor ihrem Gott. Wir bedürfen wahrhaft bekehrter Prediger, alsdann werden wir das Licht Gottes sehen, und seine Kraft wird unsere Bemühungen unterstützen. Z4.437.1 Teilen

Die zu früheren Zeiten auf die Mauern Jerusalems und anderer Städte gestellten Wächter bekleideten einen sehr verantwortlichen Posten. Von ihrer Treue hing die Sicherheit aller Einwohner jener Städte ab. Wenn Gefahr drohte, durften sie Tag und Nacht nicht schweigen. Alle paar Minuten mussten sie einander zurufen, damit alle wach blieben und sie wussten, dass keinem irgendein Unglück zugestoßen sei. Auf einigen Anhöhen, von wo aus die wichtigsten Orte, die bewacht werden mussten, zu sehen waren, standen Wachen und ließen, wenn notwendig, Warnungs- und Freudenrufe erschallen, die dann von einem dem andern zugerufen wurden, bis sie die ganze Stadt umkreist hatten. Z4.437.2 Teilen

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Diese Wächter versinnbilden die Prediger, von deren Treue das Heil von Menschenseelen abhängt. Die Verwalter der Geheimnisse Gottes sollten wie Wächter auf den Mauern Jerusalems stehen und, sobald sie das Schwert erblicken, einen Warnungsruf ergehen lassen. Sind diese Wächter aber schläfrig und ihre geistigen Empfindungen so abgestumpft, dass sie keine Gefahr sehen noch erkennen, so wird Gott das Blut von ihren Händen fordern. Z4.438.1 Teilen

„Und nun du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel; du sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen.“ Hesekiel 3,17. Die Wächter müssen in enger Verbindung mit Gott leben, um seine Stimme zu hören und von seinem Geist geleitet zu werden, so dass das Volk sich nicht vergebens an sie wendet. „Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage: Du Gottloser musst des Todes sterben, und du sagst ihm solches nicht, dass sich der Gottlose warnen lasse vor seinem Wesen, so wird wohl der Gottlose um seines gottlosen Wesens willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Warnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, dass er sich bekehre, und er sich nicht will von seinem Wesen bekehren, so wird er um seiner Sünde willen sterben, und du hast deine Seele errettet.“ Hesekiel 33,8.9. Botschafter Christi sollten auf der Hut sein, damit durch ihre Untreue nicht ihre eigenen Seelen und die Seelen ihrer Zuhörer verloren gehen. Z4.438.2 Teilen

Mir wurden Gemeinden in den verschiedenen Staaten gezeigt, welche vorgeben, die Gebote Gottes zu halten und auf die Wiederkunft Christi zu warten. Unter ihnen herrschen ungeheure Gleichgültigkeit, Stolz, Weltliebe und kalte Formalität. Diese Leute werden dem alten Israel immer ähnlicher, soweit es den Mangel an Frömmigkeit betrifft. Viele rühmen sich ihrer Gottseligkeit, besitzen aber gar keine Selbstbeherrschung. Genusssucht und Leidenschaft nehmen überhand; das eigene Ich nimmt die erste Stelle ein. Viele sind launisch, gebieterisch, stolz, prahlerisch und unheilig. Und dennoch sind einige von ihnen Prediger, die heilige Wahrheiten verkünden. Wenn sie nicht Buße tun, wird der Herr kommen und ihren Leuchter wegstoßen von seiner Stätte. Der Fluch des Heilandes über den unfruchtbaren Feigenbaum ist eine Predigt für alle prahlerischen Heuchler und Scheinheiligen, die vor der Welt mit ihren Blättern prangen, aber jeder Frucht ermangeln. Welch ein Vorwurf für diejenigen, welche den Schein eines gottseligen Wesens haben und doch in ihrem christlichen Leben die Kraft desselben verleugnen! Er, der den größten Sünder mit Liebe behandelte, der niemals wahre Demut und Reue verschmähte, wie groß die Schuld auch sein mochte, gebrauchte die härtesten Aussprüche gegen die, welche den Schein eines gottseligen Wesens hatten, aber seine Kraft verleugneten. Z4.438.3 Teilen

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