Portrait von Ellen White
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Junge Prediger
Junge Prediger
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Gott erwählte Abraham als seinen Boten, um der Welt Licht mitzuteilen. Gottes Wort kam zu ihm, nicht mit dem Versprechen schmeichelhafter Aussichten in diesem Leben auf viel Geld, auf große Anerkennung und weltliche Ehre. Die göttliche Botschaft an Abraham lautete: „Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.“ 1.Mose 12,1. Der Patriarch gehorchte „und ging aus und wusste nicht, wo er hin käme.“ Hebräer 11,8. Er ging als Gottes Lichtträger, um Gottes Namen auf Erden lebendig zu erhalten. Er verließ sein Vaterland, sein Heim, seine Verwandten und alle freundschaftlichen Verbindungen seines irdischen Lebens und wurde ein Pilger und Fremdling. Z4.568.1 Teilen

Es ist oft wichtiger als viele einsehen, dass irdische Verbindungen aufgegeben werden, damit solche, die „an Christi Statt“ reden sollen, sich in einer Stellung befinden, wo Gott sie für sein großes Werk erziehen und heranbilden kann. Verwandte und Freunde üben oft einen Einfluss aus, der in Gottes Augen den Unterweisungen, die er seinen Dienern zu geben beabsichtigt, hinderlich im Wege steht. Jene, die nicht in enger Verbindung mit dem Himmel stehen, werden Ratschläge geben, die, wenn sie beachtet werden, jene von ihrem heiligen Werk abwendig machen, die für die Welt Lichtträger sein sollten. Z4.568.2 Teilen

Ehe Gott Abraham brauchen konnte, musste er von seinen früheren Verbindungen getrennt werden, damit er nicht von menschlichem Einfluss beherrscht und sich auf menschliche Hilfe verlassen würde. Jetzt, wo dieser Mann mit Gott verbunden ist, muss er unter Fremden wohnen. Sein Charakter musste ein ganz besonderer sein, musste sich von der übrigen Welt unterscheiden. Er konnte seine Handlungsweise nicht einmal so erklären, dass seine Freunde, die Götzendiener waren, ihn verstehen konnten. Geistliche Dinge müssen geistlich beurteilt werden. Deshalb konnten seine Beweggründe und sein Verhalten von seinen Verwandten und Freunden nicht verstanden werden. Z4.568.3 Teilen

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Abrahams blinder Gehorsam war einer der treffendsten Beispiele von Glauben und völligen Verlassens auf Gott, das in der Heiligen Schrift gefunden werden kann. Nur mit der nackten Verheißung, dass seine Nachkommen Kanaan besitzen sollten, ohne den geringsten äußerlichen Beweis, folgte er, wohin Gott ihn führen würde, völlig und aufrichtig im Einklang mit den Bedingungen, die ihn betrafen, darauf vertrauend, dass der Herr getreulich sein Wort erfüllen würde. Der Patriarch ging dorthin, wo Gott ihm eine Pflicht zuwies. Ohne Furcht wanderte er durch die Wüste. Er durchquerte heidnische Länder mit nur dem einen Gedanken: „Gott hat gesprochen. Ich gehorche seiner Stimme. Er wird mich führen und beschützen.“ Z4.569.1 Teilen

Ebensolchen Glauben und gleiches Vertrauen wie Abraham benötigen Gottes Boten heute. Aber viele, die der Herr gebrauchen könnte, wollen nicht vorangehen und der einen Stimme vor allen andern zuhören und gehorchen. Die Verbindung mit Verwandten und Freunden, frühere Gewohnheiten und der frühere Umgang haben oftmals einen so großen Einfluss auf Gottes Diener, dass er ihnen nur wenig Unterweisungen geben kann. Er kann ihnen nur wenig Erkenntnis seiner Absichten vermitteln. Und manchmal stellt er sie nach einer bestimmten Zeit auf die Seite und beruft andere an ihrer Stelle, die er auf gleiche Art und Weise prüft. Der Herr würde viel mehr für seine Diener tun, wenn sie sich ihm völlig weihten und seinen Dienst höher als verwandtschaftliche Bindungen und jeden anderen irdischen Umgang schätzten. Z4.569.2 Teilen

Prediger des Evangeliums haben eine heilige Aufgabe. Sie müssen der Welt eine feierliche Warnungsbotschaft bringen — eine Botschaft, die sich entweder als ein Geruch des Lebens zum Leben oder als ein Geruch des Todes zum Tode erweisen wird. Sie sind Gottes Boten, zum Menschen gesandt, und sie dürfen ihre Mission oder ihre Verantwortung niemals aus den Augen verlieren. Sie sind keine Weltmenschen. Sie können ihnen nicht gleich sein. Wenn sie Gott treu sein wollen, müssen sie ihren abgesonderten, heiligen Charakter bewahren. Wenn sie ihre Verbindung mit dem Himmel aufgeben, sind sie in größerer Gefahr als andere. Sie werden einen stärkeren Einfluss in die verkehrte Richtung hin ausüben. Satan hält seinen Blick ständig auf sie gerichtet, wartet darauf, dass sie irgendeine Schwäche entwickeln, worauf er erfolgreich seinen Angriff richten kann. Und wie er triumphiert, wenn es ihm gelingt! Wenn nämlich einer der Botschafter Christi in seiner Wachsamkeit nachlässt, kann sich der große Widersacher durch ihn viele Seelen sichern. Z4.569.3 Teilen

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Die sich eng mit Gott verbinden, mögen es in dieser Welt nicht zum Wohlstand bringen. Sie mögen oftmals schwer geprüft und angefochten werden. Joseph wurde verleumdet und verfolgt, weil er seine Tugendhaftigkeit und Aufrichtigkeit bewahrte. David, der erwählte Bote Gottes, wurde durch böse Feinde gejagt wie ein Wild. Daniel wurde wegen seiner Treue und seiner unverbrüchlichen Ergebenheit Gott gegenüber in die Löwengrube geworfen. Hiob wurde all seiner irdischen Güter beraubt und körperlich so geplagt, dass seine Verwandten und Freunde ihn verabscheuten. Und doch bewahrte er seine Redlichkeit und blieb Gott treu. Jeremia wollte die Worte sprechen, die Gott ihm in den Mund legte, und sein klares Zeugnis erzürnte den König und die Fürsten dermaßen, dass sie ihn in eine ekelhafte Grube warfen. Stephanus wurde gesteinigt, weil er den gekreuzigten Christum predigte. Paulus wurde eingekerkert, mit Ruten geschlagen, gesteinigt und schließlich getötet, weil er ein treuer Botschafter war und den Heiden das Evangelium verkündigte. Der geliebte Johannes wurde nach Patmos verbannt, um „des Wortes Gottes und des Zeugnisses von Jesu Christo“ willen. Z4.570.1 Teilen

Diese Beispiele menschlicher Standhaftigkeit in der Stärke göttlicher Macht bezeugen der Welt die Treue von Gottes Verheißungen, zeugen von seiner bleibenden Gegenwart und seiner erhaltenden Gnade. Wenn die Welt diese demütigen Männer betrachtet, erkennt sie nicht ihren moralischen Wert bei Gott. Es ist eine Glaubenstat, in der dunkelsten Stunde still in Gott zu ruhen — ganz gleich, wie schwer die Versuchung ist und der Sturm wütet —, zu fühlen, dass unser Vater das Ruder in Händen hält. Nur das Glaubensauge kann über die zeitlichen Dinge hinausblicken und den Wert ewiger Reichtümer ermessen. Z4.570.2 Teilen

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Der berühmte General des Heeres besiegt Nationen und lässt die Heere der halben Welt erzittern, aber stirbt enttäuscht in Gefangenschaft. Der Philosoph, der das Universum durchstreift und überall den Offenbarungen der Macht Gottes begegnet und sich an ihrer Harmonie ergötzt, verfehlt oftmals, in diesen herrlichen Wundern die Hand dessen zu erkennen, die alles erschuf. „Wenn ein Mensch in Ansehen ist und hat keinen Verstand, so fährt er davon wie ein Vieh.“ Psalm 49,21. Die Zukunft der Feinde Gottes wird nicht durch Hoffnung auf herrliche Unsterblichkeit erhellt. Aber jenen Glaubenshelden gilt die Verheißung eines Erbteils von höherem Wert als irdische Reichtümer — eines Erbteils, das das Verlangen der Seele stillt. Die Welt mag sie weder kennen noch anerkennen; aber in den Berichtsbüchern des Himmels sind sie als Bürger eingetragen. Eine erhabene Größe, eine fortdauernde, ewige Herrlichkeit wird der schließliche Lohn derer sein, die Gott zu Erben aller Dinge eingesetzt hat. Z4.571.1 Teilen

Diener des Evangeliums sollten die göttliche Wahrheit zum Gegenstand ihres Studiums, des Nachsinnens und der Unterhaltung machen. Das Gemüt, das viel bei dem Menschen geoffenbarten Willen Gottes verweilt, wird in der Wahrheit erstarken. Jene, die mit dem ernsten Wunsch nach göttlichem Licht lesen und studieren, ob sie Prediger sind oder nicht, werden in der Schrift bald eine Schönheit und Harmonie entdecken, die ihre Aufmerksamkeit gefangen nimmt und ihre Gedanken erhebt. Sie werden mit solch kraftvollen Argumenten ausgerüstet, wodurch Seelen überzeugt und bekehrt werden. Z4.571.2 Teilen

Es besteht die Gefahr, dass Prediger, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen, sich mit der Darlegung der Theorie zufrieden geben, ohne dass sie selbst ihre heiligende Macht erfahren haben. Einige besitzen nicht Gottes Liebe in ihren Herzen, die ihr Leben besänftigen, formen und veredeln würde. Der Psalmist sagt von dem guten Menschen: Er „hat Lust zum Gesetz des Herrn und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht.“ Psalm 1,2. Er verweist auf seine eigene Erfahrung, indem er erklärt: „Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich rede ich davon.“ Psalm 119,97. „Ich wache auf, wenn‘s noch Nacht ist, zu sinnen über dein Wort.“ Psalm 119,148. Z4.571.3 Teilen

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Niemand ist befähigt, am heiligen Rednerpult zu stehen, ehe er nicht selbst den umgestaltenden Einfluss der göttlichen Wahrheit erfahren hat. Dann, und erst dann, kann er durch Wort und Beispiel Christi Leben darstellen. Viele hingegen erhöhen sich während ihrer Arbeit selbst, anstatt ihren Meister. Das Volk wird zum Prediger anstatt zu Christo bekehrt. Z4.572.1 Teilen

Es schmerzt mich zu wissen, dass einige, die heute die gegenwärtige Wahrheit predigen, ganz unbekehrt sind. Sie haben keine Verbindung mit Gott. Sie besitzen eine Verstandesreligion, sind aber nicht von Herzen bekehrt. Und gerade diese sind am meisten selbstgenügsam und selbstvertrauend. Dieser Eigendünkel wird sie daran hindern, jene Erfahrung zu erlangen, die sie zu tüchtigen Arbeitern im Weinberg des Herrn machen würde. Ich wünsche, ich könnte jene, die vorgeben, Wächter auf den Mauern Zions zu sein, erwecken, damit sie ihre Verantwortung erkennen. Sie sollten aufwachen und eine bessere Stellung vor Gott einnehmen, denn durch ihre Nachlässigkeit gehen Seelen verloren. Sie müssen jene aufrichtige Weihe zu Gott besitzen, die sie veranlasst, so zu sehen, wie Gott sieht. Sie müssen Worte der Warnung von Gott empfangen und jene alarmieren, die sich in Gefahr befinden. Der Herr wird seine Wahrheit dem treuen Wächter nicht vorenthalten. Wer den Willen Gottes tun will, wird mit seiner Lehre bekannt sein. „Die Verständigen werden‘s achten,“ aber „die Gottlosen alle werden‘s nicht achten.“ Daniel 12,10. Z4.572.2 Teilen

Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Matthäus 11,29. Ich möchte diejenigen, die eine Stellung als Lehrer angenommen haben, anflehen, zuerst demütige Lernende zu sein und immer Schüler in der Schule Christi zu bleiben, um vom Meister Lektionen in Sanftmut und Herzensdemut zu empfangen. Demut des Geistes, verbunden mit ernster Tätigkeit, wird die Rettung von Seelen, die so teuer durch Christi Blut erkauft wurden, zur Folge haben. Der Prediger mag die Theorie der Wahrheit verstehen und an sie glauben. Er mag imstande sein, sie anderen vorzuführen. Doch das ist nicht alles, was von ihm gefordert wird. „Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber.“ Jakobus 2,17. Er benötigt den Glauben, der durch die Liebe tätig ist und die Seele reinigt. Ein lebendiger Glaube in Christo bringt jede Handlung des Lebens und jede Regung der Seele in Übereinstimmung mit Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit. Z4.572.3 Teilen

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Ärger, Selbsterhöhung, Stolz, Leidenschaft und jeder dem heiligen Vorbild unähnliche Charakterzug muss überwunden werden. Dann werden Demut, Sanftmut und aufrichtige Dankbarkeit zu Jesu für seine große Erlösung fortwährend aus der reinen Quelle des Herzens hervorsprudeln. Jesu Stimme soll in der Botschaft, die von den Lippen seines Boten kommt, vernommen werden. Z4.573.1 Teilen

Wir brauchen eine bekehrte Predigerschaft. Der Nutzeffekt und die Kraft, die eine wahrhaft bekehrte Predigerschaft begleiten, werden die Heuchler in Zion erzittern lassen und Sünder erschrocken machen. Die Fahne der Wahrheit und Heiligkeit wird durch den Staub gezogen. Wenn jene, welche die feierliche Warnung für diese Zeit verkündigen, ihre Verantwortung vor Gott wahrnähmen, würden sie die Notwendigkeit inbrünstigen Gebets erkennen. Wenn die Städte sich in mitternächtlichem Schlummer befanden, wenn alle Menschen nach Hause gegangen waren, begab sich Christus, unser Vorbild, auf den Ölberg, wo er inmitten schattiger Bäume die ganze Nacht im Gebet verbrachte. Er, der selbst ohne Befleckung der Sünde war, — ein Schatzhaus des Segens; dessen Stimme in der vierten Nachtwache von den verängstigten Jüngern auf dem stürmischen See in himmlischem Segensgruß vernommen wurde, und dessen Wort Tote aus ihren Gräbern hervorrufen konnte, — er war es, der mit starkem Geschrei und Tränen seine Fürbitten vorbrachte. Er bat nicht für sich selbst, sondern für diejenigen, die er zu retten kam. Als er zu einem Bittsteller wurde, von seinem Vater frischen Kraftvorrat erbat, und als des Menschen Stellvertreter erfrischt und neu belebt aus dem Gebet hervorging, stellte er sich der leidenden Menschheit gleich und gab ihr ein Beispiel von der Notwendigkeit des Gebets. Z4.573.2 Teilen

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Seine Natur war von Sünde unbefleckt. Als Menschensohn betete er zum Vater und zeigte, dass die menschliche Natur alle göttliche Unterstützung benötigt, die der Mensch erlangen kann, um für die Pflicht gestärkt und für die Prüfung vorbereitet zu sein. Als Fürst des Lebens besaß er Macht bei Gott und trug er den Sieg für sein Volk davon. Dieser Heiland, der für solche betete, die kein Bedürfnis nach Gebet empfanden, der um solche weinte, die glaubten, keiner Tränen zu bedürfen, steht jetzt vor dem Thron, um die Bitten derer, für die er auf Erden betete, zu empfangen und sie vor seinen Vater zu bringen. Wir sollen Christi Beispiel folgen. In unserer Arbeit zur Rettung von Seelen ist Gebet eine Notwendigkeit. Nur Gott kann dem von uns ausgestreuten Samen Gedeihen geben. Z4.574.1 Teilen

Wir erleiden oftmals eine Niederlage, weil wir nicht wahrnehmen, dass Christus durch seinen Geist ebenso wirklich bei uns ist wie in den Tagen seiner Erniedrigung, als er sichtbar auf Erden wandelte. Das Verstreichen der Zeit hat nichts an der Verheißung geändert, die er seinen Aposteln hinterließ, ehe er gen Himmel fuhr: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20. Er hat angeordnet, dass es immer eine Aufeinanderfolge von Männern geben soll, die von den ersten Lehrern des Glaubens Autorität empfangen, um die Verkündigung des gekreuzigten Christus fortzuführen. Der große Lehrer hat seinen Dienern, die „solchen Schatz in irdischen Gefäßen“ (2.Korinther 4,7) besitzen, Macht verliehen. Wenn seine Botschafter auf seine Unterweisung und Leitung warten, wird er die Oberaufsicht über ihre Arbeit führen. Z4.574.2 Teilen

Prediger, die wirklich Christi Stellvertreter sind, werden Männer des Gebets sein. Mit einem Ernst und einem Glauben, der nicht abgewiesen werden wird, bitten sie Gott um Kraft und Stärkung zur Verrichtung ihrer Pflicht und zum Bestehen der Prüfung. Sie bitten darum, dass ihre Lippen durch Berührung mit der lebendigen Kohle vom Altar geheiligt werden möchten, damit sie dem Volke Gottes Worte verkündigen können. „Der Herr Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre wie ein Jünger.“ Jesaja 50,4. Z4.574.3 Teilen

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Christus sagte zu Petrus: „Simon, Simon, siehe, der Satanas hat euer begehrt, dass er euch möchte sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Lukas 22,31.32. Wer kann den Wert der Gebete des Welterlösers ermessen? Wenn Christus den Lohn seiner Mühen sehen und zufrieden sein wird, dann wird der Wert seiner ernsten Gebete zurzeit, als seine Göttlichkeit in der menschlichen Gestalt verborgen war, gesehen und wahrgenommen werden. Z4.575.1 Teilen

Jesus bat nicht nur für einen seiner Jünger, sondern für alle: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast.“ Johannes 17,24. Sein Auge durchdrang den dunklen Schleier der Zukunft und las die Lebensgeschichte eines jeden Sohnes und einer jeden Tochter Adams. Er empfand die Lasten und Sorgen jeder sturmgepeitschten Seele. Jenes ernste Gebet umschloss mit seinen lebenden Jüngern auch alle seine Nachfolger bis zum Abschluss der Zeit. „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Johannes 17,20. Ja, dieses Gebet umschließt auch uns. Der Gedanke, dass wir einen großen Fürsprecher im Himmel haben, der unsere Bitten vor Gott bringt, darf uns Trost sein. „Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist.“ 1.Johannes 2,1. In der Stunde größter Not, wenn Entmutigung die Seele zu überwältigen droht, dann sieht Jesu wachsames Auge, dass wir seine Hilfe brauchen. Gerät der Mensch in eine Zwangslage, ist Gottes Gelegenheit gekommen, etwas zu unternehmen. Wenn menschliche Hilfe versagt, leistet Jesus uns Beistand. Seine Gegenwart zerstreut die Finsternis und vertreibt die Wolke des Trübsinns. Z4.575.2 Teilen

In ihrem kleinen Boot auf dem See Genezareth, inmitten von Sturm und Finsternis, arbeiteten die Jünger schwer, um die Küste zu erreichen. All ihre Anstrengungen waren umsonst. Als sie schon ganz verzweifelt waren, sahen sie Jesum auf den schäumenden Wellen wandeln. Selbst Christi Gegenwart gewahrten sie zunächst nicht, und ihre Angst nahm zu, bis sie seine Stimme vernahmen: „Ich bin‘s; fürchtet euch nicht.“ Matthäus 14,27. Diese Worte verbannten ihre Furcht und gaben ihnen Hoffnung und Freude. Wie willig gaben die armen, müden Jünger dann ihr Bemühen auf und überließen alles dem Meister. Z4.575.3 Teilen

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Dieser bezeichnende Vorfall illustriert die Erfahrung der Nachfolger Christi. Wie oft mühen wir uns mit dem Ruder ab, als genügten unsere eigene Kraft und Weisheit, bis wir erkennen, dass unser Bemühen nutzlos ist. Dann überlassen wir das Werk mit zitternden Händen und nachlassender Kraft Jesu und bekennen, dass wir dazu unfähig sind. Unser mitleidiger Erlöser erbarmt sich unserer Schwachheit. In Beantwortung des glaubensvollen Hilferufs übernimmt er das Werk, das wir ihm zu tun übergeben, und wie einfach ist es für ihn, das zu vollbringen, was uns so schwierig schien! Z4.576.1 Teilen

Die Geschichte des alten Volkes Gottes liefert uns viele ermutigende Beispiele siegreichen Gebets. Als die Amalekiter in der Wüste gegen das Lager der Israeliten marschierten, wusste Mose, dass sein Volk nicht auf den Zusammenstoß vorbereitet war. Er sandte Josua mit einer Schar Soldaten, um dem Feind zu begegnen, während er selbst mit Aaron und Hur Stellung auf einem Hügel bezog, von wo er den Kampfplatz überblicken konnte. Dort legte der Gottesmann den Fall dem Einen vor, der allein imstande war, ihnen den Sieg zu geben. Mit zum Himmel emporgehobenen Händen betete Mose ernsthaft um den Erfolg der Heere Israels. Man beobachtete, dass Israel die Oberhand über den Feind hatte, solange seine Hände erhoben blieben. Ließ er sie vor Müdigkeit sinken, siegten die Amalekiter. Aaron und Hur stärken dann Moses Hände, bis Israel den vollständigen Sieg errungen hatte und der Feind vom Kampffeld vertrieben war. Z4.576.2 Teilen

Dieser Vorfall sollte dem ganzen Israel bis zum Ende der Zeit als Beispiel dienen, dass Gott die Stärke seines Volkes ist. So wie Israel siegte, wenn Mose seine Hände zum Himmel empor hielt und für sie betete, so wird auch das gesamte Israel nur siegen, weil der Allmächtige ihren Fall übernimmt und den Kampf für sie ausficht. Mose bat nicht darum noch glaubte er, dass Gott ihre Feinde besiegen würde, während Israel untätig blieb. Er beruft sein Heer ein, so vorbereitet, wie die Möglichkeiten es erlauben, und dann legt er Gott die ganze Angelegenheit im Gebet vor. Mose auf dem Berg ringt im Gebet mit dem Herrn, während Josua mit seinen tapferen Nachfolgern sich im Tal befinden und ihr Bestes hergeben, den Feinden Israels und Gottes zu begegnen und sie zurückzuschlagen. Z4.576.3 Teilen

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Das Gebet, das aus einem ernsten, gläubigen Herzen emporsteigt, ist ein wirksames, inniges Gebet und bringt großen Nutzen. Gott beantwortet unsere Gebete nicht immer so, wie wir es erwarten, denn wir mögen um etwas bitten, was nicht zu unserem Besten wäre. In seiner unendlichen Liebe und Weisheit wird er uns aber das geben, dessen wir am meisten bedürfen. Glücklich ist der Prediger, der einen treuen Aaron und Hur zur Seite hat, die seine Hände stärken, wenn er müde wird, sie im Glauben und Gebet empor zu halten. Solch eine Unterstützung ist dem Diener Christi in seinem Werk eine kraftvolle Hilfe und wird oft dazu beitragen, dass die Sache der Wahrheit siegreich triumphiert. Z4.577.1 Teilen

Nach der Übertretung Israels, als sie das goldene Kalb gemacht hatten, tritt Mose wiederum vor Gott, um für sein Volk zu bitten. Er kennt diejenigen, die seiner Fürsorge anvertraut sind. Er ist vertraut mit der Verkehrtheit des menschlichen Herzens und kennt die Schwierigkeiten, gegen die er ankämpfen muss. Er hat jedoch durch Erfahrung gelernt, dass er zuerst Macht bei Gott erlangen muss, ehe er Einfluss beim Volk haben kann. Der Herr liest die aufrichtige und selbstlose Absicht seines Dieners und lässt sich herab, mit diesem schwachen Sterblichen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, wie ein Mann mit seinem Freunde spricht. Mose wirft sich und all seine Lasten völlig auf Gott und schüttet seine Seele vor ihm aus. Der Herr tadelt seinen Diener nicht. Er neigt sich herab, seinen Bitten zu lauschen. Z4.577.2 Teilen

Mose empfindet tief seine Unwürdigkeit und Unfähigkeit zu der großen Aufgabe, zu der Gott ihn berufen hat. Er fleht mit größter Ernsthaftigkeit, dass der Her mit ihm gehen möchte. Die Antwort kommt: „Mein Angesicht soll vorangehen, damit will ich dich leiten.“ 2.Mose 33,14. Aber Mose fühlt, dass er hier nicht aufhören kann. Er hat viel erreicht. Doch er möchte Gott noch näher kommen, eine noch stärkere Zusicherung seiner bleibenden Gegenwart erlangen. Er hat die Bürde von Israel getragen. Er hat ein überwältigendes Gewicht an Verantwortung getragen. Als das Volk sündigte, empfand er heftigste Gewissensbisse, als wäre er selbst schuldig. Und jetzt wird seine Seele von einem Gefühl der schrecklichen Folgen niedergedrückt, falls Gott Israel der Härte und Unbußfertigkeit ihrer Herzen überlassen würde. Sie würden nicht zögern, Mose zu töten, und durch ihre Unüberlegtheit und Verdorbenheit würden sie bald ihren Feinden zum Opfer fallen und damit den Namen Gottes vor den Heiden entehren. Mose bringt seine Fürbitte mit solchem Ernst und solcher Innigkeit vor, dass die Antwort kommt: „Was du jetzt geredet hast, will ich auch tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen.“ 2.Mose 33,17. Z4.577.3 Teilen

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Jetzt würden wir erwarten, dass der Prophet seine Bitten beendet. Aber nein, ermutigt durch seinen Erfolg, kommt er Gott mit einer heiligen Vertraulichkeit, die beinahe außerhalb unseres Verständnisses liegt, noch näher. Er äußert jetzt eine Bitte, die bisher kein menschliches Wesen geäußert hat: „So lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ 2.Mose 33,18. Welch eine Bitte von einem Sterblichen! Wird er zurückgewiesen? Tadelt Gott ihn wegen Anmaßung? Nein! Wir vernehmen die gnadenvollen Worte: „Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorübergehen lassen.“ 2.Mose 33,19. Z4.578.1 Teilen

Gottes unverhüllte Herrlichkeit könnte kein Mensch anschauen und am Leben bleiben. Mose wird zugesichert, so viel von der göttlichen Herrlichkeit zu sehen, wie er in seinem augenblicklichen sterblichen Zustand ertragen kann. Jene Hand, die die Welt erschuf, welche die Berge an ihrem Ort erhält, nimmt diesen Menschen aus Staub — diesen Mann machtvollen Glaubens — und bedeckt ihn gnädig in der Felskluft, während Gottes Herrlichkeit und all seine Güte an ihm vorüberzieht. Wundert es uns, dass „die überaus große Herrlichkeit“ des Allmächtigen sich in Moses Angesicht widerspiegelte, so dass das Volk ihn nicht anschauen konnte? Gottes Prägung haftete an ihm, was ihm das Aussehen wie einem der strahlenden Engel vor Gottes Thron verlieh. Z4.578.2 Teilen

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Diese Erfahrung, vor allem die Zusicherung, dass Gott sein Gebet erhören und dass seine Gegenwart ihn begleiten würde, war für Mose als Leiter von weit größerem Wert als alle Gelehrtheit Ägyptens oder all seine Errungenschaften in der militärischen Wissenschaft. Keine irdische Macht oder Geschicklichkeit oder Bildung kann die Stelle von Gottes unmittelbarer Gegenwart einnehmen. Aus der Geschichte von Mose können wir sehen, welch vertrautem Umgang mit Gott sich der Mensch erfreuen kann. Für den Übertreter ist es schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Mose jedoch fürchtete sich nicht, mit dem Herausgeber jenes Gesetzes, das unter so gewaltiger Prachtentfaltung vom Sinai verkündigt worden war, allein zu sein, denn seine Seele war in Übereinstimmung mit dem Willen seines Schöpfers. Z4.579.1 Teilen

Im Gebet öffnen wir Gott unser Herz wie vor einem Freund. Das Auge des Glaubens entdeckt Gott in nächster Nähe. Der Bittsteller darf den kostbaren Beweis göttlicher Liebe und Fürsorge erlangen. Wie kommt es dann, dass so viele Gebete niemals erhört werden? David sagt: „Zu ihm rief ich mit meinem Munde, und pries ihn mit meiner Zunge. Wo ich Unrechtes vorhätte in meinem Herzen, so würde der Herr nicht hören.“ Psalm 66,17.18. Ein anderer Prophet des Herrn gibt uns die Verheißung: „Ihr werdet mich suchen und finden. Denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ Jeremia 29,13.14. Wiederum spricht er von einigen, die „nicht von Herzen zu mir gerufen“ (Hosea 7,14) haben. Solche Bitten sind Gebete nur der Form nach, Lippenbekenntnisse, die der Herr nicht akzeptiert. Z4.579.2 Teilen

Das Gebet, das Nathanael unter dem Feigenbaum äußerte, kam aus aufrichtigem Herzen. Es wurde vom Meister gehört und beantwortet. Christus zeugte von ihm: „Siehe, ein rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist.“ Johannes 1,47. Der Herr liest in den Herzen aller und ist mit ihren Beweggründen und Absichten bekannt. „Das Gebet des Frommen ist ihm angenehm.“ Sprüche 15,8. Er wird nicht säumen, jene zu erhören, die ihre Herzen vor ihm öffnen, die nicht sich selbst erhöhen, sondern aufrichtig ihre große Schwäche und Unwürdigkeit fühlen. Z4.579.3 Teilen

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Gebet tut Not — ernstestes, innigstes, ringendes Gebet — solches Gebet, wie David es darbrachte, als er sprach: „Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir.“ Psalm 42,2. „Siehe, ich begehre deiner Befehle.“ „Herr, mich verlangt nach deinem Heil.“ Psalm 119,40.174. „Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.“ Psalm 84,3. „Meine Seele ist zermalmt vor Verlangen nach deinen Rechten allezeit.“ Psalm 119,20. Dies ist der Geist ringenden Gebets, wie ihn der königliche Psalmdichter besaß. Z4.580.1 Teilen

Daniel betete zu Gott. Er erhöhte weder sich selbst noch beanspruchte er irgendeine Tugend. „Ach Herr, höre, ach Herr, sei gnädig, ach Herr, merke auf und tue es, und verzieh nicht um deiner selbst willen, mein Gott!“ Daniel 9,19. Ein solches Gebet beschreibt Jakobus als wirksames Gebet des Glaubens. Von Christo heißt es: „Und es kam, dass er mit dem Tode rang und betete heftiger.“ Lukas 22,44. In welchem Kontrast zu dieser Fürbitte der Majestät des Himmels stehen doch die schwachen, gefühllosen Gebete, die Gott dargebracht werden! Viele geben sich mit Lippendienst zufrieden. Nur wenige fühlen ein aufrichtiges, ernstes, herzliches Verlangen nach Gott. Z4.580.2 Teilen

Umgang mit Gott vermittelt der Seele eine vertrauliche Erkenntnis seines Willens. Aber viele, die sich zum Glauben bekennen, wissen nichts von wahrer Bekehrung. Sie haben keine Erfahrung im Verkehr mit dem Vater durch Christum Jesum. Sie haben niemals die Kraft göttlicher Gnade in der Heiligung des Herzens erfahren. Sie beten und sündigen, sündigen und beten, und ihr Leben ist angefüllt mit Bosheit, Betrug, Neid, Eifersucht und Eigenliebe. Die Gebete dieser Menschenklasse sind Gott ein Gräuel. Wahres Gebet nimmt die Seelenkräfte in Anspruch und beeinflusst das Leben. Wer so seine Bedürfnisse vor Gott ausschüttet, empfindet, wie nichtig alles andere unter der Sonne ist. „Herr, vor dir ist alle meine Begierde,“ sagt David, „und mein Seufzen ist dir nicht verborgen.“ Psalm 38,10. „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“ Psalm 42,3. „Wenn ich des innewerde, so schütte ich mein Herz aus bei mir selbst.“ Psalm 42,5. Z4.580.3 Teilen

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Während die Zahl unserer Glieder zunimmt, müssen weitreichendere Pläne gelegt werden, um den wachsenden Anforderungen der Zeit zu genügen. Leider sehen wir keine besondere Zunahme an inniger Frömmigkeit, christlicher Einfachheit und ernster Weihe. Die Gemeinde scheint sich mit den ersten Schritten der Bekehrung zu begnügen. Eine größere Anzahl ist eher zu aktiver Arbeit bereit als zu demütiger Hingabe, eher zu äußerlichem Dienst als zum Werk am eigenen Herzen. Weihe und Gebet werden vernachlässigt wegen Geschäftigkeit und Zurschaustellung. Religion muss mit dem Entleeren und der Reinigung des Herzens beginnen und muss durch tägliches Gebet genährt werden. Z4.581.1 Teilen

Der stetige Fortschritt unseres Werkes und unsere zunehmenden Möglichkeiten erfüllen die Herzen und Gemüter vieler unseres Volkes mit Befriedigung und Stolz, und wir fürchten, dass diese die Stelle von Gottes Liebe in der Seele einnehmen. Geschäftige Aktivität im mechanischen Teil des Werkes, selbst im Werke Gottes, mag die Sinne so gefangen nehmen, dass das Gebet vernachlässigt wird. Aufgeblasenheit und Selbstgenügsamkeit, die sich so gerne ihren Weg bahnen, werden die Stelle wahrer Güte, Sanftmut und Herzensdemut einnehmen. Man mag den eifrigen Ruf vernehmen: „Hier ist des Herrn Tempel, hier ist des Herrn Tempel, hier ist des Herrn Tempel!“ Jeremia 7,4. „Komm mit mir und siehe meinen Eifer um den Herrn!“ 2.Könige 10,16. Wo sind aber die Bürdenträger, die Väter und Mütter in Israel? Wo sind solche, die auf ihren Herzen eine Last für Seelen tragen, die in enge Verbindung mit ihren Mitmenschen treten, die bereit sind, eine jede Stellung einzunehmen, wenn diese Seelen nur vom ewigen Verderben gerettet werden? Z4.581.2 Teilen

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Sacharja 4,6. „Ihr seid das Licht der Welt,“ sagt Christus. Matthäus 5,14. Welch eine Verantwortung! Fasten, Demütigung und Gebet wegen unseres nachlassenden Eifers und unserer Abnahme geistlicher Gesinnung tun Not. Die Liebe vieler ist erkaltet. Die Bemühungen vieler unserer Prediger sind nicht das, was sie sein sollten. Wenn einige, die des Geistes und der Kraft Gottes ermangeln, ein neues Arbeitsfeld betreten, denunzieren sie andere Glaubensgemeinschaften. Sie meinen, sie können die Leute von der Wahrheit überzeugen, wenn sie die Ungereimtheiten der volkstümlichen Kirchen darlegen. In einigen Fällen mag es notwendig scheinen, dies zu tun. Im allgemeinen wird dies jedoch nur Vorurteil gegen unser Werk erwecken und die Ohren vieler verschließen, die andernfalls der Wahrheit gelauscht hätten. Wären diese Lehrer eng mit Christo verbunden, würden sie göttliche Weisheit besitzen und wissen, wie man die Leute anspricht. Sie würden nicht so bald die Finsternis und den Irrtum, die Leidenschaft und das Vorurteil vergessen, die sie selbst von der Wahrheit ferngehalten hatten. Z4.581.3 Teilen

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Wirkten diese Lehrer im Geiste des Meisters, wären andere Resultate zu verzeichnen. In Sanftmut und Geduld, in Freundlichkeit und Liebe und dennoch in entschiedenem Ernst würden sie jene irrenden Seelen auf einen gekreuzigten und auferstandenen Heiland verweisen. Wird so gehandelt, werden wir sehen, wie Gott Menschenherzen bewegt. Der große Apostel sagt: „Wir sind Gottes Mitarbeiter.“ 1.Korinther 3,9. Welch eine Aufgabe für arme Sterbliche! Wir sind mit geistlichen Waffen ausgerüstet, „den guten Kampf des Glaubens“ auszufechten. Aber einige scheinen aus der Rüstkammer des Himmels nur die Geißel entliehen zu haben. Wie lange muss dieses Fehlverhalten existieren? Z4.582.1 Teilen

Inmitten einer religiösen Erweckung vernachlässigen einige den wichtigsten Teil des Werkes. Sie versäumen es, jene zu besuchen und Bekanntschaft mit ihnen zu machen, die ein Interesse bekunden und Abend für Abend den Auslegungen der Schrift lauschen. Gespräche über religiöse Themen und ernstes Gebet mit ihnen zur rechten Zeit mögen vielen Seelen die rechte Richtung weisen. Prediger, die ihre Pflicht in dieser Richtung versäumen, sind keine wahren Hirten der Herde. Zu einer Zeit, wo sie sehr eifrig bemüht sein sollten, die Interessierten zu besuchen, mit ihnen zu sprechen und zu beten, beschäftigen sich einige damit, unnötig lange Briefe an Personen in der Ferne zu schreiben. Was tun wir für den Meister? Wie viele werden, wenn die Gnadenzeit endet, die Gelegenheiten, Dienst für ihren lieben Herrn, der für sie starb, erkennen, die sie aber versäumt haben. Und selbst solche, die für sehr treu angesehen wurden, werden sehen, dass sie viel mehr hätten tun können, wären ihre Sinne nicht durch weltliche Dinge abgelenkt worden. Z4.582.2 Teilen

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Wir ersuchen die Herolde des Evangeliums Christi, nie im Werk entmutigt zu werden, den verhärtetsten Sünder nie als außerhalb der Reichweite von Gottes Gnade anzusehen. Solche mögen die Wahrheit in ihrer Liebe annehmen und zum Salz der Erde werden. Er, der Menschenherzen wie Wasserbäche lenkt, kann die selbstsüchtigste, in Sünden verhärtete Seele dahin bringen, sich Christo zu unterwerfen. Gibt es irgend etwas, das für Gott zu schwer wäre? Er sagt: „Das Wort ... soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich‘s sende.“ Jesaja 55,11. Z4.583.1 Teilen

Gott wird seinen Segensgruß nicht an jene richten, die nachlässig, egoistisch und bequemlichkeitsliebend sind, die in seinem Werk keine Bürde auf sich nehmen wollen. Das Wort „Ei, du frommer und getreuer Knecht“ wird nicht an solche ergehen, die sich nicht als treu erwiesen haben. Jeder wird belohnt nach „seinen Werken“. Wir brauchen eine aktive Predigerschaft — Männer des Gebets, die mit Gott ringen wie Jakob: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ 1.Mose 32,27. Wenn wir die Siegeskrone erringen wollen, müssen wir jeden Nerv und jede Kraft anspannen. Wir können niemals in Trägheit gerettet werden. Ein Faulenzer im Weinberg des Herrn zu sein, heißt, das Anrecht am Lohn der Gerechten preiszugeben. Z4.583.2 Teilen

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