Portrait von Ellen White
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Eine unberechtigte Unterscheidung
Eine unberechtigte Unterscheidung
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Manche haben die Stellung eingenommen, dass die Warnungen, Ratschläge und Zurechtweisungen, die der Herr durch seine Dienerin gegeben hat, nicht mehr Wert haben als Ratschläge und Warnungen aus anderen Quellen, es sei denn, das Gesicht bezieht sich auf einen speziellen Einzelfall. In verschiedenen Fällen wurde es so dargestellt, dass ich durch Briefe von Gemeindegliedern beeinflußt worden sei, Zeugnisse an Gemeinden oder auch an einzelne so abzufassen, wie ich es tat. Es gab solche, die behaupteten, dass Zeugnisse, die vom Geiste Gottes eingegeben wurden, nur der Ausdruck meines eigenen Urteils seien, wobei ich mich auf Mitteilungen aus menschlichen Quellen stütze. Diese Behauptung ist völlig falsch. Wenn jedoch ein Zeugnis als Antwort auf Anfragen, Mitteilungen oder Bitten von Gemeinden oder auch von Einzelgliedern geschrieben wurde, welches das darüber von Gott geschenkte Licht wiedergab, so macht die Tatsache, dass es auf diesen Anlaß zurückgeht, seine Gültigkeit oder seine Bedeutung um nichts geringer. Ich führe aus Zeugnis Nr. 31 einige Stellen an, die sich unmittelbar auf diesen Einwand beziehen: Z5.714.1 Teilen

„. Wie war es mit dem Apostel Paulus? Die Nachricht, die er aus dem Haushalt der Kloe bezüglich des Zustandes der Gemeinde zu Korinth erhielt, veranlaßte ihn, den ersten Brief an jene Gemeinde zu schreiben. Private Briefe hatten ihn erreicht, in welchen die bestehenden Tatsachen geschildert wurden, und in seiner Antwort legte er allgemeine Grundregeln nieder, welche die Übel korrigieren würden, wenn man sie befolgte. Mit großem Zartgefühl und Weisheit ermahnt er alle, eines Sinnes zu sein, damit es keine Spaltung unter ihnen gebe. Z5.714.2 Teilen

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Er sollte Verteidiger der Gemeinden sein. Er sollte über Seelen wachen als jemand, der sich vor Gott zu verantworten hatte. Konnte er es sich da leisten, den Berichten über ihren Zustand der Gesetzlosigkeit und Trennung keine Beachtung zu schenken? Natürlich musste er Notiz davon nehmen, und der Tadel, den er ihnen sandte, war ebenso unter der Inspiration des Geistes Gottes geschrieben wie jeder andere seiner Briefe. Aber als diese Verweise kamen, wollten einige die Zurechtweisung nicht annehmen. Sie nahmen die Stellung ein, dass Gott nicht durch Paulus zu ihnen gesprochen hatte, dass es nur seine menschliche Meinung war, und sie erachteten ihr eigenes Urteil als ebenso gut wie das des Paulus. So verhält es sich mit vielen unter unserem Volk, die sich von den alten Grenzsteinen entfernt haben und ihrem eigenen Verständnis gefolgt sind.“ Z5.715.2 Teilen

Wenn unser Volk diese Stellung einnimmt, dann können die besonderen Warnungen und Ratschläge Gottes durch den Geist der Weissagung keinen Einfluß ausüben und keine Reformation im Leben und Charakter bewirken. Der Herr gibt nicht für jede Schwierigkeit, die bei der unterschiedlichen Haltung seines Volkes in der Entwicklung seines Werkes aufkommen kann, ein Gesicht. Aber er hat mir gezeigt, dass er in der Vergangenheit seine Gemeinde führte, indem er seine erwählten Diener die Bedürfnisse und Gefahren seines Werkes oder einzelner Glieder fühlen ließ und ihnen die Last auferlegte, zu warnen und zu raten. Z5.715.3 Teilen

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So hat Gott mir in vielen Fällen Erkenntnis über besondere Charakterfehler von Gemeindegliedern und über Gefahren geschenkt, die dem Einzelglied und dem Werk drohen, wenn diese Fehler nicht beseitigt werden. Unter gewissen Umständen können sich falsche Neigungen entwickeln und festsetzen, die dem Werke Gottes schaden und das Einzelglied vernichten. Wenn besondere Gefahren das Werk Gottes oder auch Einzelglieder bedrohen, wird mir zuweilen durch einen Traum oder durch ein nächtliches Gesicht vom Herrn eine Mitteilung gegeben und diese Angelegenheit lebendig vor Augen gestellt. Ich höre, wie eine Stimme zu mir spricht: „Stehe auf und schreibe; diese Seelen sind in Gefahr.“ Ich gehorche dem Einwirken des Geistes Gottes, und meine Feder beschreibt ihren wirklichen Zustand. Wenn ich auf Reisen bin und an den verschiedenen Orten vor dem Volke stehe, bringt mir der Geist des Herrn die mir vorher gezeigten Fälle klar zum Bewußtsein und läßt den Vorgang vor mir lebendig werden, den er mich vorher hat schauen lassen. Z5.716.1 Teilen

Während der letzten fünfundvierzig Jahre hat der Herr mir die Bedürfnisse seines Werkes und die Fälle von Einzelgliedern in jeder Entwicklungsstufe offenbart und mir gezeigt, wo und wie sie es versäumt haben, einen christlichen Charakter zu entwickeln. Die Geschichte Hunderter solcher Fälle wurde vor mir entrollt; dabei wurde mir offen dargelegt, was Gott gefällt, aber auch, was er verurteilt. Gott hat mir gezeigt, welche Folgen es hat, wenn man einen bestimmten Weg weitergeht oder gewisse Charakterzüge duldet. Auf diese Weise hat Gott mich erzogen und unterwiesen, Gefahren zu sehen, die den Seelen drohen, und sein Volk immer wieder durch Vorschriften und Unterweisungen zu belehren und zu warnen, damit es Satans List erkennen und seinem Netz entfliehen kann. Z5.716.2 Teilen

Der Auftrag, den Gott mir insbesondere erteilt hat, lautet: Junge und Alte, Gelehrte und Ungelernte dringend zu mahnen, selbst in der Heiligen Schrift zu forschen; allen einzuprägen, dass das Studium des Wortes Gottes das Verständnis weitet, jede Fähigkeit stärkt und das Denken befähigt, sich mit tiefen und weitreichenden Fragen der Wahrheit auseinanderzusetzen; allen die Zusicherung zu geben, dass klares Bibelwissen jede andere Erkenntnis übertrifft, weil es den Menschen zu dem macht, was er nach dem Plane Gottes sein sollte. „Die Erschließung deiner Worte erleuchtet und macht die Einfältigen verständig.“ Psalm 119,130 (Zürcher). Kann ich mit dem durch das Studium seines Wortes gewonnenen Licht und mit der besonderen Kenntnis, die mir über Einzelfälle seines Volkes unter allen Umständen und auf jeder Entwicklungsstufe der Erfahrung verliehen worden ist, jetzt noch in der gleichen Unwissenheit, derselben geistigen Unsicherheit und geistlichen Blindheit sein wie beim Beginn dieser Erfahrung? Wollen meine Brüder sagen, dass Schwester White ein so schlechter Schüler gewesen ist, dass ihr diesbezügliches Urteil nicht klarer geworden ist als vor ihrem Eintritt in die Schule Christi, in der sie für dieses besondere Werk erzogen und herangebildet wurde? Habe ich kein besseres Verständnis von den Pflichten und Gefahren des Volkes Gottes als die, denen diese Dinge niemals gezeigt worden sind? Ich möchte meinen Schöpfer nicht mit dem Eingeständnis entehren, dass all dies Licht und alle Entfaltung seiner gewaltigen Macht in meinem Wirken und in meiner Erfahrung nutzlos gewesen und dass dadurch meine Urteilskraft nicht entwickelt oder ich für sein Werk nicht brauchbarer geworden sei. Z5.716.3 Teilen

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Sollte ich nicht bestürzt sein, wenn ich sehe, dass Männer und Frauen den gleichen Weg einschlagen und die gleichen Schwächen hegen, die andre Menschen gefährdeten und dem Werke Gottes geschadet haben, obwohl der Herr sie immer wieder tadelte? Viele verzagte Seelen sind durch das Gefühl ihrer Unvollkommenheit bedrückt und suchen dennoch gewissenhaft das zu tun, was Gott für richtig erklärt hat. Ich weiß, dass der Herr mit Wohlgefallen auf ihre treuen Bemühungen herabschaut. — Soll ich diesen armen, zitternden Herzen nicht ein Wort zu ihrer Ermutigung sagen? Soll ich nur deshalb schweigen, weil ich nicht durch ein besonderes Gesicht auf jeden einzelnen Fall hingewiesen worden bin? Z5.717.1 Teilen

„Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und er stößt nicht in die Posaune, und das Volk wird so nicht gewarnt, und es kommt nun das Schwert und rafft einen aus ihnen hinweg, so wird dieser zwar um seiner Schuld willen weggerafft, sein Blut aber fordere ich von dem Wächter. Dich nun, o Menschensohn, dich habe ich zum Wächter bestellt dem Hause Israel; wenn du ein Wort aus meinem Munde vernimmst, so sollst du sie in meinem Namen verwarnen. Wenn ich zum Frevler sage: ‚Du musst sterben!‘ und du sagst nichts, den Frevler vor seinem Wandel zu warnen, so wird der Frevler um seiner Schuld willen sterben, sein Blut aber fordere ich von dir. Hast du aber den Frevler vor seinem Wandel gewarnt, dass er davon abstehe, und er steht nicht ab von seinem Wandel, so wird er um seiner Schuld willen sterben, du aber hast deine Seele gerettet.“ Hesekiel 33,6-9 (Zürcher). Z5.717.2 Teilen

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Unlängst befand ich mich im Traum vor einer Versammlung. Einige der Anwesenden bemühten sich, den Eindruck eines feierlichen Warnungszeugnisses zu verwischen, das ich ihnen gegeben hatte. Sie sagten: „Wir glauben an Schwester Whites Zeugnisse. Aber wenn sie uns Dinge sagt, die sich nicht auf ein ausdrücklich aus bestimmtem Anlaß gegebenes Gesicht beziehen, dann haben ihre Worte für uns nicht mehr Wert als die Worte jeder anderen Person.“ Dann kam der Geist Gottes über mich. Ich stand auf und tadelte sie im Namen des Herrn. Im wesentlichen wiederholte ich das, was ich soeben über den Wächter gesagt habe. Dieses Wort, so fügte ich hinzu, entspricht eurer, aber auch meiner Lage. Z5.718.1 Teilen

Wenn nun diejenigen, an die sich diese ernsten Mahnungen richten, sagen: „Das ist lediglich eine eigene Meinung von Schwester White, ich werde mich nach meinem eigenen Urteil richten“, und wenn sie fortfahren, eben das zu tun, wovor sie gewarnt worden sind, dann zeigen sie, dass sie den Rat Gottes verachten. Die Folge wird so sein, wie sie mir der Geist Gottes gezeigt hat — Schaden für das Werk Gottes und Untergang für sie selbst. Es gibt einige, die ihre eigene Meinung stützen wollen und sich dazu auf Zitate aus den Zeugnissen berufen. Sie meinen, dass diese Stellen ihre Ansichten bestätigen, und errichten auf ihnen das stärkstmögliche Gebäude. Aber Zitate, die ihre Handlungsweise in Frage stellen oder sich nicht mit ihren Auffassungen decken, nennen sie Schwester Whites eigene Meinung; sie bestreiten ihren himmlischen Ursprung und stellen sie ihrem eigenen Urteil gleich. Z5.718.2 Teilen

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Wenn ihr, liebe Brüder, die ihr mich und mein Werk seit vielen Jahren kennt, den Standpunkt vertretet, dass mein Rat nicht mehr Wert hat als der Rat von Leuten, die für dieses Werk nicht besonders herangebildet wurden, dann bittet mich nicht, mit euch zusammenzuarbeiten. Denn solange ihr diesen Standpunkt einnehmt, werdet ihr unausweichlich dem Einfluß meines Wirkens entgegenstehen. Fühlt ihr euch ebenso sicher, wenn ihr euren eigenen Gefühlen folgt, wie in der Beachtung des Lichts, das euch durch Gottes auserwählte Dienerin vermittelt wird, dann tut ihr das auf eigene Gefahr. Ihr werdet verdammt werden, weil ihr das Licht verwerft, das der Himmel euch sandte. Z5.719.1 Teilen

Als ich in ... war, erschien mir der Herr in der Nacht, sprach köstliche Worte der Ermutigung betreffs meines Werkes und wiederholte dieselbe Botschaft, die er mir vorher bereits einige Male gegeben hatte. Bezug nehmend auf die, die dem erhaltenen Licht den Rücken kehren, sagte er: „Wenn sie das Zeugnis, das ich dir gab, verachten und verwerfen, dann haben sie nicht dich verachtet, sondern mich, deinen Herrn.“ Z5.719.2 Teilen

Wenn Starrköpfige und Aufgeblasene ungehindert ihren Weg gehen, in welchen Zustand wird dann die Gemeinde geraten? Wie kann man die Fehler solcher eigenwilligen Ehrgeizigen korrigieren? Auf welche Weise wird Gott sie erreichen? Wie wird er seine Gemeinde wieder in Ordnung bringen? Meinungsverschiedenheiten kommen unablässig auf, die Gemeinde hat oft unter Abfall vom Glauben zu leiden. Wenn Streitigkeiten oder Spaltungen auftreten, behaupten alle Parteien, sie seien im Recht und hätten ein unverletztes Gewissen. Aber sie lassen sich nicht von denen belehren, die lange die Last des Werkes getragen haben und von denen sie wissen können, dass sie unter der Leitung des Herrn standen. Licht ist ihnen gesandt worden, die Finsternis zu vertreiben, doch sie sind zu stolzen Herzens, es anzunehmen. Sie wählten daher die Finsternis. Sie verachten den Rat Gottes, weil er sich nicht mit ihren Ansichten und Plänen übereinstimmt, und beschönigen ihre verkehrten Charakterzüge. Das Werk des Geistes Gottes, das sie in die rechte Stellung bringen würde, wenn sie es annehmen wollten, kam nicht so, dass es ihnen gefiel und ihrer Selbstgerechtigkeit schmeichelte. Die von Gott verliehene Erkenntnis ist für sie kein Licht, und sie wandeln in der Finsternis. Sie behaupten, dass man zu dem Urteil eines Menschen, der eine so lange Erfahrung hinter sich hat und der vom Herrn unterwiesen und zu einem besonderen Werk gebraucht worden ist, kein größeres Vertrauen haben darf als zu dem Urteil eines anderen Menschen. Ist es der Plan Gottes, dass sie so handeln, oder ist dies das besondere Wirken des Feindes aller Gerechtigkeit, um Seelen im Irrtum und durch grobe Täuschungen zu binden, die nicht zu durchbrechen sind, weil sie sich dem Wirken entzogen haben, das Gott für seine Gemeinde verordnet hat? Z5.719.3 Teilen

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Zu allen Zeiten der Weltgeschichte sind seiner Gemeinde Zurechtweisungen, Ratschläge und Warnungen vom Herrn gegeben worden. Solche Warnungen wurden in den Tagen Christi von den selbstgerechten Pharisäern verschmäht und zurückgewiesen; sie meinten, dass sie solchen Tadel nicht bedürften und dass sie ungerecht behandelt würden. Sie wollten das Wort des Herrn durch seine Diener nicht annehmen, weil es ihren eigenen Neigungen nicht schmeichelte. Würde der Herr in unseren Tagen durch ein Gesicht gerade diese Klasse von Leuten ansprechen, auf ihre Fehler hinweisen, ihre Selbstgerechtigkeit tadeln und ihre Sünden verurteilen, dann würden sie sich in heller Rebellion entrüsten, wie die Einwohner von Nazareth es taten, als Christus ihnen ihren wirklichen Zustand offenbarte. Z5.720.1 Teilen

Demütigen diese Leute ihre Herzen nicht vor Gott, sondern leihen sie weiterhin ihr Ohr den Einflüsterungen Satans, so werden Zweifel und Unglaube von ihren Seelen Besitz ergreifen, und sie werden alles in einem falschen Licht sehen. Ist der Same des Zweifels erst einmal in ihre Herzen gesät, dann wird er reiche Frucht tragen. Sie werden dahin kommen, Wahrheiten in Frage zu stellen und anzuzweifeln, die für andere, die den Unglauben nicht genährt haben, voller Klarheit und Schönheit sind. Wer sich darin übt, alles aufzugreifen, was sich als Nagel gebrauchen läßt, um einen Zweifel daran zu hängen, und diese Gedanken anderen einflüstert, wird immer Gelegenheit zum Zweifeln finden. Alles, was bei der Erschließung der Wahrheit aufkommt, werden sie in Frage stellen und kritisieren. Sie werden an der Arbeit und an der Stellung anderer, an jedem Zweig des Werkes herumnörgeln, an dem sie selbst nicht beteiligt sind. Sie werden sich an den Fehlern und Verirrungen anderer weiden „bis“, so sagte der Engel „der Herr Jesus sein Mittleramt im himmlischen Heiligtum beenden, sich mit dem Gewand der Rache bekleiden und sie bei ihrem unheiligen Tun überraschen wird. Solche Leute werden nicht bereit sein zum Hochzeitsmahl des Lammes.“ Ihr Geschmack ist so verdorben, dass sie dazu neigen würden, sogar am Tisch des Herrn in seinem Reich Kritik zu üben. Z5.720.2 Teilen

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Hat Gott diesen Leuten, die sich selbst betrügen, jemals offenbart, dass Zurechtweisungen und Mahnungen nur dann einen Wert haben, wenn sie in einem besonderen Gesicht ausgesprochen werden? Ich verweile bei diesem Punkt, weil er auf einer satanischen Täuschung zum Verderben der Seele beruht und sich bei vielen festgesetzt hat. Wenn er sie durch seine Spitzfindigkeiten verstrickt und geschwächt hat, dass sie sich einem Tadel widersetzen und so den Einfluß des Geistes Gottes wirkungslos machen, wird sein Triumph über sie vollständig sein. Einige, die sich für gerecht halten, werden wie Judas ihren Herrn den Händen seiner bittersten Feinde ausliefern. Leute voller Selbstvertrauen, die entschlossen sind, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre eigenen Ansichten zu verfechten, verfallen immer mehr dem Bösen, bis sie lieber jeden beliebigen Weg gehen, als dass sie ihren eigenen Willen aufgeben. In ihrer Verblendung werden sie den Weg des Bösen weitergehen, sie sind — wie die verblendeten Pharisäer — so voller Selbstbetrug, dass sie meinen, Gott einen Dienst zu erweisen. Christus schildert die Art, wie gewisse Leute handeln werden, wenn sie eine Möglichkeit haben, ihren wahren Charakter zu entfalten: „Ihr werdet aber überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Gefreunden und Freunden; und sie werden euer etliche töten.“ Lukas 21,16. Z5.721.1 Teilen

Gott hat mir eine bestimmte, feierliche Erfahrung in seinem Werk gegeben; und ihr dürft versichert sein, dass ich, solange Gott mich am Leben erhält, nicht aufhören werde, meine Stimme zur Warnung zu erheben, so wie es mir durch den Geist Gottes eingegeben wird, gleichgültig, ob Menschen mir ihr Gehör schenken wollen oder nicht. Ich selbst habe keine besondere Weisheit in mir; ich bin lediglich ein Werkzeug in der Hand des Herrn, um das Werk zu tun, das er mir aufgetragen hat. Die Unterweisungen, die ich schriftlich oder mündlich erteilte, sind ein Ausdruck des Lichtes, das Gott mir schenkte. Ich war bemüht, euch die Grundsätze darzulegen, die der Geist Gottes seit Jahren in mein Gemüt eingeprägt und mir ins Herz geschrieben hat. Z5.721.2 Teilen

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Und nun, liebe Brüder, bitte ich euch, euch nicht zwischen mich und das Volk zu stellen und das Licht abzuwenden, das Gott ihm schenken will. Beraubt die Zeugnisse nicht durch eure Kritik ihrer Kraft, ihres Sinnes und ihres Einflusses. Glaubt nicht, dass ihr sie zerpflücken könnt, um sie euren eigenen Ideen anzupassen, weil ihr meint, Gott habe euch die Fähigkeit verliehen zu unterscheiden, was Licht vom Himmel und was nur ein Ausdruck menschlicher Weisheit ist. Stimmen die Zeugnisse nicht mit dem Worte Gottes überein, dann verwerft sie. Christus und Belial können nicht zusammengehen. Verwirrt die Gemüter des Volkes um Christi willen nicht durch menschliche Spitzfindigkeiten und durch Zweifelsucht. Beraubt das Werk, das der Herr tun will, nicht seiner Wirkung. Macht dieses Wirken Gottes durch euren Mangel an geistlichem Unterscheidungsvermögen nicht zu einem Stein des Ärgernisses, denn daran könnten sich viele stoßen und zu Fall kommen, so dass sie „umgarnt und gefangengenommen werden“. Z5.722.1 Teilen

Verschiedentlich kamen mir während des vergangenen Winters (1888/89) Berichte zu Ohren, dass Schwester White während der Konferenz in Minneapolis gezeigt wurde, „dass das Gericht, das seit 1844 über die gerechten Toten ergeht, jetzt mit den Lebenden begonnen hat.“ Dieser Bericht entspricht nicht der Wahrheit. Ein ähnliches Gerücht, das vor ca. zwei Jahren in Umlauf war, entstand folgendermaßen: In einem Brief, den ich von Basel/Schweiz an einen Prediger in Kalifornien schrieb, machte ich die Bemerkung: „Das Gericht ergeht nun bereits seit über vierzig Jahren über die Fälle der Toten, und wir wissen nicht, wie bald es auf die Fälle der Lebenden übergehen wird.“ Der Brief wurde von verschiedenen Personen gelesen, und unachtsame Hörer berichteten, was sie dachten, gehört zu haben. So fing die Sache an. Der Bericht über Minneapolis entstand ebenfalls durch das Mißverständnis von irgend jemand bezüglich einer Aussage. Beide Berichte haben den gleichen Ursprung. Z5.722.2 Teilen

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Zweitens wird berichtet, dass ich einen jetzt lebenden Prediger im Gesicht als im Reiche Gottes gerettet gesehen hätte, was beweise, dass seine ewige Seligkeit gesichert sei. Diese Darlegung stimmt ganz und gar nicht. Gottes Wort beschreibt die Bedingungen für unsere Errettung. Es liegt bei jedem persönlich, ob er diesen Bedingungen nachkommen will oder nicht. Z5.723.1 Teilen

Der Schreiber der Offenbarung sagt: „Aber du hast etliche Namen zu Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind‘s wert. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ Offenbarung 3,4.5. Z5.723.2 Teilen

„Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt. Darum, meine Lieben, dieweil ihr darauf warten sollt, so tut Fleiß, dass ihr vor ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet.“ 2.Petrus 3,13.14. „Ihr aber, meine Lieben, weil ihr das zuvor wisset, so verwahret euch, dass ihr nicht durch den Irrtum der ruchlosen Leute samt ihnen verführt werdet und entfallet aus euer eigenen Festung.“ 2.Petrus 3,17. „Euch aber vermehre der Herr und lasse die Liebe völlig werden untereinander und gegen jedermann [wie denn auch wir sind gegen euch], dass eure Herzen gestärkt werden und unsträflich seien in der Heiligkeit vor Gott und unserm Vater auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi samt allen seinen Heiligen.“ 1.Thessalonicher 3,12.13. „‚Der Gerechte aber wird des Glaubens leben. Wer aber weichen wird, an dem wird meine Seele kein Gefallen haben.‘ Wir aber sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die da glauben und die Seele erretten.“ Hebräer 10,38.39. Z5.723.3 Teilen

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Hier wird klar die biblische Erwählung dargelegt. Hier wird gesagt, wer in der Stadt Gottes gekrönt wird und wer nicht zu den Gerechten gehört. „Selig sind, die seine Gebote halten, auf dass sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt.“ Offenbarung 22,14. Z5.724.1 Teilen

Der dritte Bericht besagt, dass Schwester White auf der Konferenz in Minneapolis „bekannte, dass sie in einigen ihrer Bemerkungen auf jener Versammlung im Irrtum war und einen verkehrten Geist offenbarte.“ Dieser Bericht entbehrt ebenfalls jeder Grundlage. Ich konnte es nicht unerlassen, der Konferenz das Licht mitzuteilen, das Gott mir gegeben hatte. Dies brachte ich sowohl in Worten der Warnung und des Tadel als auch in Worten der Hoffnung und des Glaubens zum Ausdruck. Aber nichts, was ich in dieser Versammlung äußerte, wurde zurückgenommen oder als verkehrt bekannt. Noch immer betrachte ich die Dinge vom gleichen Standpunkt und bin der gleichen Meinung wie in Minneapolis. Alle Gefahren, die ich damals sah und die mich so sehr belasteten, haben sich seit jener Versammlung deutlicher entwickelt. Je völliger ich mit dem Zustand unserer Gemeinden vertraut werde, desto mehr sehe ich, dass die in Minneapolis erteilten Warnungen notwendig waren. Z5.724.2 Teilen

Der Einfluß dieses Berichtes über Minneapolis hat dazu beigetragen, dass Vertrauen des Volkes in alle Tadel und Warnungen, die ich erteilte, zu zerstören. Ein Beispiel dafür möchte ich hier berichten. Z5.724.3 Teilen

Eine Schwester, die mit einer unserer Missionen in Verbindung stand, wurde wegen ihres verkehrten Einflusses auf die jungen Leute, mit denen sie Umgang pflegte, getadelt. Sie hatte einen Geist der Leichtfertigkeit, der Tändelei und der Oberflächlichkeit ermutigt, der den Geist Gottes vertrieb und die Arbeiter demoralisierte. Als der Bericht per Brief kam, dass Schwester White in Minneapolis verkehrt gehandelt habe, was ein Bekenntnis notwendig machte, bemerkten die Verwandten von Schwester T sofort: „Also, wenn Schwester White sich in der Angelegenheit der Konferenz in Minneapolis irrte und dies bekennen musste, dann kann sie ja auch in der Botschaft, die sie meiner Schwester gab, einen Fehler gemacht haben, und wird dies ebenfalls bekennen müssen.“ Auf diese Weise rechtfertigten sie die Übeltäterin in ihrem Kurs. Schwester T hat dann aber das Unrecht inzwischen anerkannt, weswegen sie einen Verweis erhalten hatte. Z5.724.4 Teilen

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Diejenigen, die diesen Bericht erfanden und verbreiteten, haben einen Einfluß ausgeübt, der Missetäter ermutigt hat, Tadel zu verwerfen, und sie haben dadurch Seelen in Gefahr gebracht. Laßt alle, die an diesem Werk beteiligt waren, sich in acht nehmen, damit das Blut dieser Seelen am Tage des endgültigen Gerichts nicht an ihren Kleidern gefunden werde. Z5.725.1 Teilen

Die erwähnten Fälle zeigen, wie wenig Vertrauen in Berichte gesetzt werden kann betreffs dessen, was ich getan oder gelehrt habe. Während meiner Arbeit im Werke des Herrn ist es nie meine Gewohnheit gewesen, mich selbst zu verteidigen oder Berichten zu widersprechen, die über mich in Umlauf gebracht wurden. Dies würde Zeit beanspruchen, die ich besser dem mir von Gott aufgetragenen Werk widmen soll. Diese Angelegenheit habe ich dem überlassen, der für seine Diener und sein Werk Sorge trägt. Z5.725.2 Teilen

Doch möchte ich meinen Geschwistern sagen: Seid vorsichtig, solchen Berichten Glauben zu schenken. Der Heiland gebot seinen Jüngern: „So sehet nun darauf, wie ihr zuhöret.“ Lukas 8,18. Und er sagte von einer bestimmten Klasse, dass sie hören und nicht verstehen wollen, um nicht bekehrt und geheilt zu werden. Wiederum sagte er: „Sehet zu, was ihr höret!“ Markus 4,24. „Wer von Gott ist, der höret Gottes Worte.“ Johannes 8,47. Z5.725.3 Teilen

Diejenigen, die den Worten Christi lauschten, hörten und berichteten seine Lehre gemäß dem Geiste, der in ihnen war. So ist es mit allen, die Gottes Wort hören. Die Art und Weise, wie sie verstehen und annehmen, ist von dem Geist abhängig, der in ihren Herzen wohnt. Z5.725.4 Teilen

Es gibt viele, die dem, was sie hören, ihre eigene Auslegung geben, so dass bei der Wiedergabe etwas ganz anderes herauskommt, als der Sprecher beabsichtigte. Einige hören, gefärbt durch eigene Vorurteile oder Voreingenommenheit, und verstehen die Sache so, wie sie wünschen, dass es sein sollte — wie es ihrem Zweck am besten dient —, und so berichten sie es. Indem sie den Eingebungen eines ungeheiligten Herzens folgen, legen sie das übel aus, was ein Mittel zu großem Segen sein könnte, wenn es recht verstanden wird. Z5.725.5 Teilen

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Wiederum kann ein Ausdruck, der völlig wahrheitsgemäß und richtig ist, sehr entstellt werden, wenn er durch verschiedene neugierige, sorglose oder kritische Gemüter weitergegeben wird. Wohlmeinende Personen sind oft unachtsam und begehen schwerwiegende Fehler, und es ist unwahrscheinlich, dass andere korrekter wiedergeben. Jemand, der die Meinung des Sprechers selbst nicht richtig verstanden hat, wiederholt eine Bemerkung und Aussage und gibt ihr seine eigene Färbung. Der auf den Hörer gemachte Eindruck entspricht genau seinen Vorurteilen und Einbildungen. Er berichtet das Gehörte einem Dritten, der noch etwas hinzufügt und es so weitergibt. Und ehe irgend jemand von ihnen es merkt, haben sie Satans Absicht erfüllt, indem sie Samen des Zweifels, der Eifersucht und des Argwohns in viele Gemüter gestreut haben. Z5.726.1 Teilen

Wenn Personen Gottes Botschaft des Tadels, der Warnung oder der Ermutigung lauschen, während ihre Herzen mit Vorurteil erfüllt sind, werden sie die Wichtigkeit und wahre Bedeutung dessen, was ihnen als ein Geruch des Lebens zum Leben gesandt wurde, nicht erkennen. Satan steht an ihrer Seite, um ihrem Verständnis alles in falschem Licht vorzuführen. Aber Seelen, die nach göttlicher Erkenntnis hungern und dürsten, werden alles richtig verstehen und die köstlichen Segnungen erlangen, die Gott ihnen vermitteln will. Ihre Gemüter stehen unter dem Einfluß des Heiligen Geistes. Sie hören richtig. Wenn die Herzen von Selbstsucht und Selbstüberheblichkeit gereinigt sind, dann sind sie in Übereinstimmung mit der Botschaft, die Gott ihnen sendet. Ihr Auffassungsvermögen ist belebt und ihr Empfinden veredelt. Gleiches schätzt Gleiches. „Wer von Gott ist, der höret Gottes Worte.“ Z5.726.2 Teilen

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Allen, die einen Wunsch nach Wahrheit haben, möchte ich raten: Glaubt nicht jedem unzuverlässigen Bericht, was Schwester White getan, gesagt oder geschrieben hat. Wenn ihr wissen wollt, was der Herr durch sie offenbart hat, dann lest ihre veröffentlichten Werke. Wenn es irgendeinen Gegenstand von Interesse gibt, über den sie nichts geschrieben hat, dann seid nicht eifrig bemüht, Gerüchte aufzufangen und weiterzugeben betreffs dessen, was sie gesagt haben soll. Z5.727.1 Teilen

Manche hatten Schwierigkeiten damit, eine Aussage aus den Zeugnissen für die Gemeinde, Bd (orig.) S. 292 mit einer aus Great Controversy Bd. 1, (orig.) S. 184 [zu finden in Patriarchen und Propheten 239-240] zu vereinbaren. Diese Textstellen beziehen sich auf das Werk der Zauberer, die das Wunder nachahmten, das Aaron vollbracht hatte, als der Stab sich in eine Schlange verwandelte. Das Zeugnis sagt: „Die Zauberer konnten nicht alle diese Wunder vollbringen, die Gott durch Mose wirkte. Nur einige von ihnen konnten sie tun. Die Stäbe der Zauberer wurden zu Schlangen, doch Aarons Stab verschlang sie.“ Dieser letzte Satz ist einer der fraglichen und lautet im wesentlichen wie der biblische Bericht: „Ein jeglicher warf seinen Stab von sich, da wurden Schlangen daraus; aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe.“ 2.Mose 7,12. Die Aussage im Bd. 1 von Great Controversy lautet: „Es schien, als ob die Zauberer mit ihrem Zauber einige Dinge tun konnten, ähnlich denen, die Gott durch Mose und Aaron tat. Sie verwandelten nicht wirklich ihre Stäbe in Schlangen, sondern durch Zauberei, bei der ihnen der große Betrüger half, ließen sie die Stäbe wie Schlangen aussehen, um Gottes Werk nachzuahmen.“ Anstatt der vorherigen Aussage zu widersprechen, ist sie nur eine Erklärung derselben. Z5.727.2 Teilen

Im Zeugnis wird der Gedanke, den ich übermitteln wollte, nicht ganz ausgedrückt. Auf der (orig. S. 293) befindet sich ein Satz, der die Meinung deutlicher zum Ausdruck bringt: „Die Zauberer wirkten nicht nur durch ihre eigene Wissenschaft, sondern durch die Macht ihres Gottes, des Teufels, der geschickt sein täuschendes Werk der Nachahmung von Gottes Wunder ausführte.“ Mose hat durch die Kraft Gottes den Stab in eine lebendige Schlange verwandelt. Satan hat durch die Zauberer dieses Wunder vorgetäuscht. Er konnte keine lebendigen Schlangen hervorbringen, denn er hat nicht die Macht, Leben zu schaffen oder zu geben. Diese Macht hat Gott allein. Doch alles, was Satan tun konnte, das tat er — er brachte eine Fälschung hervor. Durch seine Macht, indem er durch die Zauberer wirkte, veranlaßte er, dass die Stäbe den Anschein von Schlangen erweckten. Z5.727.3 Teilen

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Die Aussage, sie wären zu Schlangen geworden, bedeutet einfach, dass sie aussahen wie echt, wofür sie von Pharao und seinem Hof auch gehalten wurden. Es gab nichts in ihrem Aussehen, das sie von der Schlange, die Mose und Aaron geschaffen hatten, unterschieden hätte. Doch während die eine echt war, waren die anderen eine Nachahmung. Und der Herr veranlaßte, dass die lebendige Schlange die nachgeahmten verschlang. Z5.728.1 Teilen

Pharao wollte seine Halsstarrigkeit, sich dem göttlichen Gebot zu widersetzen, rechtfertigen. Er suchte eine Entschuldigung dafür, dass er das Wunder, das Gott durch Mose gewirkt hatte, ignorierte. Satan gab ihm genau das, was er wollte. Durch das Werk, das er mit Hilfe der Zauberer verrichtete, ließ er es vor den Ägyptern so aussehen, als ob Mose und Aaron nur Magier und Zauberer wären, und dass die Botschaft, die sie brachten, folglich keinen Anspruch erheben könnte, von einem übergeordneten Wesen zu kommen. Z5.728.2 Teilen

Sogar das Verschlingen der nachgeahmten Schlangen wurde von Pharao nicht als das besondere Werk von Gottes Macht betrachtet, sondern lediglich als eine Art Magie, die der seiner Diener überlegen war. So ermutigte ihn dieses vorgetäuschte Werk in seiner Rebellion und veranlaßte ihn, sich gegen die Überzeugung zu stählen. Z5.728.3 Teilen

Durch die Demonstration übernatürlicher Macht verursachte Satan, indem er die Schlange zu seinem Medium machte, den Fall von Adam und Eva im Garten Eden. Vor dem Abschluß der Zeit wird er sogar noch größere Wunder tun. Soweit seine Macht reicht, wird er wirkliche Wunder tun. Die Schrift sagt: „und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun“ (Offenbarung 13,14), nicht, die er nur vorgibt zu tun. Etwas mehr als bloßer Betrug wird hier vorausgesagt. Doch es gibt eine Grenze, die Satan nicht überschreiten kann. Hier nimmt er dann Betrug zu Hilfe und täuscht Dinge vor, die er nicht zu vollbringen bemächtigt ist. In den letzten Tagen wird er in einer Art erscheinen, dass die Menschen glauben, er wäre Christus, der zum zweiten Male auf die Erde kommt. Er wird sich tatsächlich in einen Engel des Lichts verwandeln. Doch während er Christum der äußeren Erscheinung nach in jeder Einzelheit gleicht, wird er doch niemand täuschen können, außer diejenigen, die wie Pharao entschlossen sind, der Wahrheit zu widerstehen. Z5.728.4 Teilen

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„Kannst du die Tiefen Gottes ergründen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen fassen? die höher als der Himmel ist — was kannst du tun? tiefer als die Unterwelt — was kannst du verstehen?“ Hiob 11,7 (Zürcher). „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern so viel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken.“ Jesaja 55,8.9. „Ich bin Gott, und keiner mehr, ein Gott, desgleichen nirgend ist, der ich verkündige zuvor, was hernach kommen soll und vorlängst, ehe denn es geschieht.“ Jesaja 46,9.10. Es ist dem begrenzten Verstand des Menschen unmöglich, den Charakter oder das Tun des Unendlichen völlig zu erfassen. Dem schärfsten und höchstgebildeten Verstand muss dieses heilige Wesen stets in ein Geheimnis gehüllt bleiben. Z5.729.1 Teilen

Der Apostel Paulus erklärt: „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ Römer 11,33. Aber wenn auch „Wolken und Dunkel“ um ihn her sind, so sind doch „Gerechtigkeit und Gericht seines Stuhles Festung“. Psalm 97,2. Sein Handeln mit uns und die ihn leitenden Beweggründe können wir soweit verstehen, dass wir seine grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit, aber auch seine unendliche Macht wahrnehmen können. Von seinen Absichten können wir so viel erkennen, wie zu unserem Wohl dienlich ist; in allem, was darüber hinausgeht, müssen wir der Kraft des Allmächtigen, der Liebe und Weisheit des Vaters und des Herrschers vertrauen, der über allem steht. Z5.729.2 Teilen

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Wie sein göttlicher Urheber, birgt auch das Wort Gottes Geheimnisse, die sterbliche Wesen niemals völlig ergründen können. Es lenkt unser Denken auf den Schöpfer, „der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann“. 1.Timotheus 6,16. Es gewährt uns Einblick in seine Absichten, die alle Zeitalter menschlicher Geschichte umfassen und ihre Erfüllung erst im endlosen Zyklus der Ewigkeit finden. Es lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Gegenstände von unendlicher Tiefe und Tragweite, die mit der Herrschaft Gottes und dem Schicksal des Menschen zu tun haben. Z5.730.1 Teilen

Das Aufkommen der Sünde in der Welt, die Mensch-werdung Christi, die Wiedergeburt, die Auferstehung und viele andere Gegenstände, die in der Bibel behandelt werden, sind zu tiefe Geheimnisse, als dass menschlicher Verstand sie erklären oder auch nur völlig begreifen könnte. Doch Gott hat uns in der Heiligen Schrift genügend Beweise für ihren göttlichen Cha-rakter gegeben; darum brauchen wir an seinem Wort nicht zu zweifeln, weil wir nicht alle Geheimnisse seiner Vorsehung ergründen können. Z5.730.2 Teilen

An den Teilen der Heiligen Schrift, die sich mit diesen großen Gegenständen befassen, darf man nicht vorbeigehen, als seien sie von keinem Nutzen für den Menschen. Alles, was Gott zu offenbaren für gut angesehen hat, sollen wir auf die Autorität seines Wortes hin annehmen. Es mag eine bloße Tatsache ohne eine Erklärung über das Warum oder das Wie mitgeteilt sein; aber selbst wenn wir sie nicht begreifen können, sollten wir uns damit zufriedengeben, dass sie auf Wahrheit beruht, weil Gott sie ausgesprochen hat. Die ganze Schwierigkeit liegt in der Schwäche und der Begrenztheit des menschlichen Denkens begründet. Z5.730.3 Teilen

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Der Apostel Petrus sagt, dass die Heilige Schrift Dinge enthält, „[die] schwer zu verstehen [sind], welche die Ungelehrigen und Leichtfertigen verdrehen ... zu ihrer eigenen Verdammnis“. 2.Petrus 3,16. Schwer verständliche Stellen der Heiligen Schrift sind von Zweiflern als Argument gegen die Bibel herangezogen worden, während sie im Gegenteil ein starker Beweis für ihre göttliche Inspiration sind. Wenn die Bibel nur das von Gott berichten würde, was wir leicht verstehen können, und wenn der begrenzte menschliche Verstand seine Größe und Majestät fassen könnte, dann würde ihr das unverkennbare Kennzeichen ihrer göttlichen Autorität fehlen. Gerade die Er-habenheit und das Geheimnisvolle ihrer Themen sollte uns mit Glauben an die Bibel als das Wort Gottes inspirieren. Z5.731.1 Teilen

Die Enthüllung der Wahrheit durch die Bibel ist so einfach und dem Bedürfnis und Verlangen des menschlichen Herzens so vollendet angepaßt, dass die Gelehrtesten darüber verwundert und davon ergriffen sind, aber auch der einfache und ungeschulte Mensch in der Lage ist, den Weg zur Seligkeit zu erkennen. Und dennoch umfassen diese in so einfacher Weise dargestellten Wahrheiten Gegenstände von so hoher und weitreichender Bedeutung, dass sie das menschliche Fassungsvermögen bei weitem übersteigen und wir sie nur annehmen können, weil Gott sie verkündet hat. Auf diese Weise ist uns der Erlösungsplan eröffnet worden, damit jede Seele erkennen kann, was sie zu tun hat, um durch Buße zu Gott und Glauben an unseren Herrn Jesum Christum auf dem von Gott vorgeschriebenen Wege Erlösung zu finden. Aber unter diesen so leicht verständlichen Wahrheiten liegen Geheimnisse, in denen sich seine Herrlichkeit verbirgt — Geheimnisse, die das forschende Gemüt überwältigen, die aber den aufrichtigen Wahrheitssucher mit Ehrfurcht und Glauben erfüllen. Je mehr er in der Bibel forscht, desto tiefer wird seine Überzeugung, dass sie das Wort des lebendigen Gottes ist, und menschliche Vernunft beugt sich vor der Majestät der göttlichen Offenbarung. Z5.731.2 Teilen

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Alle, die bereit sind, die lebendigen Gottesworte auf seine Autorität hin anzunehmen, werden mit hellstem Licht gesegnet werden. Wenn man von ihnen eine Erklärung bestimmter Darlegungen verlangt, können sie nur antworten: „So steht es in der Heiligen Schrift.“ Sie müssen eingestehen, dass sie das Wirken der Kraft Gottes oder die Offenbarung göttlicher Weisheit nicht erklären können. Gott hat gewollt, dass wir gezwungen sind, manches allein im Glauben anzunehmen. Dies zuzugeben bedeutet nur das Eingeständnis, dass unser begrenzter Verstand nicht in der Lage ist, das Unendliche zu erfassen, und dass wir mit nur menschlicher Erkenntnis die Absichten des Allwissenden nicht begreifen können. Z5.732.1 Teilen

Zweifler und Ungläubige verwerfen das Wort Gottes, weil sie nicht alle seine Geheimnisse ergründen können. Nicht jeder, der bekennt, an die Bibel zu glauben, ist vor Versuchungen solcher Art sicher. Der Apostel sagt: „Sehet zu, liebe Brüder, dass nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herz habe, das da abtrete von dem lebendigen Gott.“ Hebräer 3,12. Gemüter, die sich daran gewöhnt haben, an allem herumzukritisieren, zu zweifeln und zu nörgeln, weil sie nicht in die Absichten Gottes eindringen können, fallen „in dasselbe Beispiel des Unglaubens“. Hebräer 4,11. Es ist durchaus recht, die Lehren der Bibel gründlich zu erforschen, ja „auch die Tiefen der Gottheit“ (1.Korinther 2,10), soweit sie in der Schrift offenbart sind. Zwar ist das Geheimnis „des Herrn, unsers Gottes; was aber offenbart ist, das ist unser und unserer Kinder ewiglich“. 5.Mose 29,28. Satans Wirken läuft jedoch darauf hinaus, die forschenden Geisteskräfte entarten zu lassen. In die Betrachtung biblischer Wahrheit mischt sich ein gewisser Stolz, man fühlt sich geschlagen und wird ungeduldig, wenn man nicht jeden Abschnitt der Schrift zu seiner Zufriedenheit erklären kann. Anerkennen zu müssen, dass sie die Worte göttlicher Inspiration nicht verstehen, bedeutet für gewisse Menschen eine zu große Demütigung. Sie sind nicht bereit, geduldig auszuharren, bis Gott es für gut hält, ihnen die Wahrheit zu eröffnen. Sie meinen, dass ihre menschliche Weisheit ohne Hilfe ausreicht, die Schrift zu fassen; und wenn sie es dennoch nicht können, leugnen sie einfach die Autorität der Bibel. Es ist wahr, dass viele Auffassungen und Lehren, die man im allgemeinen für biblisch hält, keine Grundlage in der Heiligen Schrift haben, ja sogar im Widerspruch zu dem ganzen Inhalt göttlicher Offenbarung stehen. Dadurch sind bei vielen Zweifel und Verwirrung hervorgerufen worden. Solche Widersprüche darf man jedoch nicht dem Worte Gottes zur Last legen, sondern seiner Verdrehung durch Menschen. Die schwierigen Stellen der Bibel werfen aber keinen Schatten auf die Weisheit Gottes. Sie werden niemand zum Verderben gereichen, der nicht auch ohne sie verlorengehen würde. Wenn es keine Geheimnisse in der Bibel gäbe, die sie in Frage stellen könnten, würden dieselben Leute sich an den deutlichsten Aussagen Gottes stoßen, weil es ihnen an geistlicher Unterscheidungskraft fehlt. Z5.732.2 Teilen

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Wenn Menschen sich für so begabt halten, dass sie meinen, für alle Wege und Werke Gottes eine Erklärung finden zu können, dann versuchen sie, menschliche Weisheit der göttlichen gleichzustellen und den Menschen als Gott zu verherrlichen. Sie wiederholen nur das, was Satan im Paradiese zu Eva sagte: Ihr „werdet sein wie Gott“. 1.Mose 3,5. Satan fiel durch seinen Ehrgeiz, Gott gleich sein zu wollen. Er hatte das Verlangen, in die Ratschläge und Pläne Gottes einzudringen, von denen er ausgeschlossen war, weil er als erschaffenes Wesen nicht fähig war, die Weisheit des Unendlichen zu fassen. Dieser ehrgeizige Stolz trieb ihn zur Empörung. Nun sucht er den Untergang des Menschen auf dieselbe Weise herbeizuführen. Z5.733.1 Teilen

Im Erlösungsplan gibt es Geheimnisse, über die die Engel im Himmel unablässig staunen: die Erniedrigung des Gottessohnes, dass er an Gebärden als ein Mensch erfunden wurde, und die wunderbare Liebe und Herablassung des Vaters, der seinen Sohn dahingab. Als der Apostel Petrus von den Offenbarungen sprach, die den Propheten über „die Leiden“ Christi „und die Herrlichkeit darnach“ gegeben wurden, sagte er, dass dies Dinge sind, die „auch die Engel gelüstet zu schauen“. 1.Petrus 1,11.12. All dies werden die Erlösten während aller Zeitalter der Ewigkeit studieren. Wenn sie das Werk Gottes in der Schöpfung und in der Erlösung betrachten, werden sich dem staunenden und beglückten Gemüt immer neue Wahrheiten erschließen. Während sie immer mehr von der Weisheit, der Liebe und der Macht Gottes erkennen, wird ihr Verstand sich ständig weiten und ihre Freude fortwährend zunehmen. Z5.733.2 Teilen

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Wäre es erschaffenen Wesen möglich, zu einem vollen Verständnis Gottes und seiner Werke zu gelangen, gäbe es für sie, wenn sie diese Höhe erreichten, keine Wahrheit mehr zu entdecken, kein Wachsen in der Erkenntnis und keine weitere Entwicklung des Verstandes und des Herzens mehr. Dann hätte Gott dem Menschen nichts mehr voraus, und dieser hörte auf, sich zu vervollkommnen, weil er die Grenzen des Wissens und der Erkenntnis erreichte. Laßt uns Gott danken, dass das nicht so ist. Gott ist unendlich, in ihm sind „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ verborgen. Kolosser 2,3. Bis in alle Ewigkeit kann der Mensch unaufhörlich forschen und lernen, ohne dabei je die Schätze der Weisheit und Güte Gottes und seiner Macht auszuschöpfen. Z5.734.1 Teilen

Gott will, dass sich seinem Volk schon in diesem Leben die Wahrheit immer mehr entfaltet. Dabei gibt es nur einen Weg, diese Erkenntnis zu erlangen. Zu einem Verständnis des Wortes Gottes können wir nur durch die Erleuchtung jenes Geistes gelangen, durch den das Wort eingegeben worden ist. Niemand weiß, „was in Gott ist, als der Geist Gottes.“ „Denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“ 1.Korinther 2,11.10. Und der Heiland gab seinen Nachfolgern die Verheißung: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. ... Denn von dem Meinen wird er‘s nehmen und euch verkündigen.“ Johannes 16,13.14. Z5.734.2 Teilen

Gott will, dass der Mensch seine Verstandeskräfte übt; das Studium der Bibel wird den Geist so stärken und heben wie kein anderes. Es ist die beste geistige und geistliche Übung für den menschlichen Verstand. Doch müssen wir uns davor hüten, den Verstand zum Abgott zu machen, weil ja auch er der Unzulänglichkeit und Schwachheit des Menschlichen unterworfen ist. Soll die Heilige Schrift nicht für unser Verständnis verhüllt sein, so dass wir nicht einmal die einfachsten Wahrheiten fassen können, dann müssen wir den schlichten Glauben eines kleinen Kindes haben, das zum Lernen willig ist, und müssen um den Beistand des Heiligen Geistes bitten. Es sollte uns mit Demut erfüllen, wenn wir die Macht und die Weisheit Gottes, aber auch unsere Unfähigkeit erkennen, seine Größe zu fassen; wir sollten sein Wort mit derselben heiligen Ehrfurcht öffnen, als träten wir in seine persönliche Gegenwart. Wenn wir an die Bibel herantreten, muss unser Denken eine uns überlegene Autorität anerkennen, und Herz und Sinn müssen sich vor dem großen ICH BIN beugen. Z5.734.3 Teilen

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Zu wahrer geistlicher Erkenntnis werden wir nur dann gelangen, wenn wir uns unserer eigenen Nichtigkeit und unserer völligen Abhängigkeit von Gott bewußt sind; aber alle, die die Bibel mit willigem und andachtsvollem Geist zur Hand nehmen, um ihre Aussagen als das Wort Gottes zu betrachten, werden göttliche Erleuchtung empfangen. Denen, die so nach Verständnis suchen, wird Gott vieles, was zunächst schwierig oder dunkel erscheint, einfach und klar machen. Z5.735.1 Teilen

Es kommt bisweilen vor, dass geschulte und gebildete Menschen mit geistigen Fähigkeiten gewisse Schriftabschnitte nicht verstehen können, während andere mit geringerer Schulung, mit weniger Wissen und anscheinend geringerem Fassungsvermögen ihren Sinn erfassen. Sie finden Kraft und Trost in den Schriftstellen, die erstere als geheimnisvoll bezeichnen oder die sie als unwichtig übergehen. Woher kommt das? Mir wurde erklärt, dass sich die weniger Gebildeten nicht auf ihre eigene Weisheit verlassen. Sie wenden sich an die Quelle des Lichts, an den, der die Heilige Schrift eingegeben hat; sie bitten Gott mit demütigem Herzen um Weisheit und empfangen sie. Es gibt noch Minen der Wahrheit, die der ernste Sucher entdecken kann. Christus verglich die Wahrheit mit einem im Acker verborgenen Schatz. Sie liegt nicht offen an der Oberfläche, wir müssen nach ihr graben. Aber unser Erfolg hängt weniger von unserer geistigen Befähigung ab als von der Demut des Herzens und dem Glauben, mit dem wir die Hilfe Gottes ergreifen. Z5.735.2 Teilen

Ohne die Leitung des Heiligen Geistes sind wir immer in Gefahr, die Schrift zu verdrehen oder falsch auszulegen. Die Bibel wird oft ohne jeden Gewinn gelesen, bisweilen sogar zum Schaden. Wenn man das Wort Gottes ohne Ehrfurcht und ohne Gebet öffnet, wenn die Sinne und Gedanken nicht auf Gott gerichtet und in Übereinstimmung mit seinem Willen sind, dann wird der Zweifel den Geist in Dunkel hüllen, ja er wird durch das Bibelstudium geradezu gestärkt. Dann beherrscht der Feind die Gedanken und flüstert verkehrte Auslegungen ein. Z5.735.3 Teilen

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Wenn Menschen nicht bemüht sind, in Wort und Tat mit Gott in Übereinstimmung zu stehen, dann können sie sich, so gelehrt sie auch sein mögen, im Verständnis der Schrift irren; dann ist es nicht ratsam, ihren Erklärungen zu trauen. Wenn wir aufrichtig danach verlangen, den Willen Gottes zu tun, dann macht der Heilige Geist die Anweisungen seines Wortes zu Grundsätzen unseres Lebens und schreibt sie auf die Herzenstafeln. Nur diejenigen, die dem bereits gegebenen Licht folgen, dürfen hoffen, weitere Erleuchtung des Geistes zu empfangen. Dies ist klar in den Worten Christi ausgedrückt: „So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei.“ Johannes 7,17. Z5.736.1 Teilen

Diejenigen, die in der Bibel lesen, um Widersprüche zu finden, haben kein geistliches Verständnis. Durch ihren verzerrten Blick sehen sie in Stellen, die an sich einfach und durchaus deutlich sind, Ursache zu Zweifel und Unglauben. Doch bei denen, die an Gottes Wort mit Ehrfurcht herantreten und die seinen Willen zu erkennen suchen, um ihm zu gehorchen, ist das völlig anders. Wenn sie die Reinheit und die erhabene Vorzüglichkeit der offenbarten Wahrheiten betrachten, werden ihre Herzen mit Ehrfurcht und Bewunderung erfüllt. Gleiches zieht Gleiches an, Gleiches schätzt Gleiches. Heiligkeit verbindet sich mit Heiligkeit, Glaube mit Glaube. Für das demütige Herz und den aufrichtig suchenden Geist ist die Bibel voller Licht und Erkenntnis. Wer in diesem Geist an die Heilige Schrift herantritt, kommt in Gemeinschaft mit Propheten und Aposteln. Sein Geist paßt sich dem Geist Christi so an, dass er sich danach sehnt, mit ihm eins zu werden. Z5.736.2 Teilen

Viele halten sich für verantwortlich, jede augenscheinliche Schwierigkeit in der Bibel zu erklären, um den Spitzfindigkeiten der Zweifler und der Ungläubigen begegnen zu können. Aber bei ihrem Versuch, Dinge zu klären, die sie selbst nur halb verstehen, sind sie in Gefahr, die Sinne andrer betreffs Punkten, die klar und leicht verständlich sind, zu verwirren. Das ist nicht unsere Aufgabe. Auch sollen wir nicht klagen, dass es solche Schwierigkeiten gibt, sondern sie hinnehmen, weil Gott sie in seiner Weisheit zugelassen hat. Wir haben die Pflicht, sein Wort, das in allen zu unserem Seelenheil notwendigen Fragen völlig klar ist, anzunehmen, seine Grundsätze in unserem Leben zu verwirklichen und andere durch Belehrung und Beispiel darin zu unterweisen. Dann wird die Welt erkennen, dass wir in Verbindung mit Gott stehen und unbedingtes Vertrauen zu seinem Wort haben. Ein gottseliges Leben, ein tägliches Beispiel in Unbescholtenheit, Sanftmut und selbstloser Liebe wird eine lebendige Darstellung der Lehren des Wortes Gottes und ein Beweis zugunsten der Bibel sein, dem sich nur wenige widersetzen können. Dies wird sich als das wirksamste Mittel erweisen, der herrschenden Neigung zu Zweifel und Unglauben entgegenzutreten. Z5.736.3 Teilen

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Im Glauben sollten wir auf die Ewigkeit schauen und uns an die Verheißung klammern, dass unser Verständnis wachsen, unsere menschlichen Befähigungen sich mit den göttlichen verbinden und jede Kraft der Seele in direkte Verbindung mit der Quelle des Lichtes gebracht werden soll. Wir dürfen frohlocken, dass uns dann alles, was uns an der Vorsehung Gottes unverständlich erscheint, klar werden wird. Was wir hier nur schwer begreifen können, wird dort seine Erklärung finden. Und wo unser begrenztes Denken nur Verwirrung und durchkreuzte Absichten findet, werden wir dort die schönste und vollkommenste Harmonie erkennen. Der Apostel Paulus sagt: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich‘s stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ 1.Korinther 13,12. Z5.737.1 Teilen

Petrus ermahnt seine Brüder, zu wachsen „in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi“. 2.Petrus 3,18. Wenn Gottes Kinder in der Gnade wachsen, werden sie auch beständig ein klareres Verständnis seines Wortes erlangen. In seinen heiligen Wahrheiten werden sie neues Licht und Schönheit entdecken. So war es zu allen Zeiten in der Geschichte der Gemeinde, und so wird es bis ans Ende bleiben. Doch wo das wahre geistliche Leben abnimmt, herrscht stets die Neigung, im Suchen nach Erkenntnis der Wahrheit nachzulassen. Die Menschen geben sich mit dem Licht zufrieden, das sie bereits aus dem Worte Gottes empfangen haben, und vernachlässigen ein weiteres Forschen in der Heiligen Schrift. Sie erstarren geistlich und trachten danach, Diskussionen zu vermeiden. Z5.737.2 Teilen

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Die Tatsache, dass es unter dem Volke Gottes keine Lehrstreitigkeiten und keine Erörterungen gibt, sollte nicht als schlüssiger Beweis dafür gelten, dass es an der gesunden Lehre festhält. Es besteht Grund zur Befürchtung, dass es Wahrheit und Irrtum nicht deutlich unterscheiden kann. Wenn durchs Forschen in der Heiligen Schrift keine neuen Fragen und keine Meinungsverschiedenheiten aufkommen, durch die Menschen veranlaßt werden, selbst in der Bibel zu forschen, um sicher zu sein, dass sie die Wahrheit besitzen, dann wird es heute wie in früheren Zeiten viele geben, die sich an Überlieferungen halten und die nicht wissen, was sie anbeten. Z5.738.1 Teilen

Mir wurde gezeigt, dass viele, die angeblich die gegenwärtige Wahrheit kennen, in Wirklichkeit nicht wissen, was sie glauben. Sie können den Beweisen für unseren Glauben nicht folgen, sie haben auch kein rechtes Verständnis des Werkes für die jetzige Zeit. Wenn die Zeit der Prüfung kommen wird, werden Männer, die heute anderen predigen, bei einer gründlichen Prüfung ihrer Stellung vieles finden, wofür sie keine ausreichende Begründung anführen können. Bis zu dieser Prüfungszeit sind sich viele über ihre erschreckende Unwissenheit nicht im klaren. In der Gemeinde halten viele es für ausgemacht, dass sie das verstehen, was sie glauben, aber sie kennen ihre Schwäche nicht, bis sich Streitfragen erheben. Wenn sie von ihren Mitgläubigen getrennt und darauf angewiesen sind, allein zu stehen und allein ihren Glauben zu bekennen, werden sie zu ihrer Verwunderung sehen, welche verworrenen Ansichten sie als Wahrheit angenommen hatten. Es ist sicher, dass unter uns ein Abweichen vom lebendigen Gott und eine Hinwendung zu Menschen stattgefunden hat, indem man menschliche Weisheit an die Stelle der göttlichen setzt. Z5.738.2 Teilen

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Gott wird sein Volk aufrütteln. Wenn andere Mittel erfolglos bleiben, werden Irrlehren eindringen, die eine Sichtung herbeiführen und die Spreu vom Weizen trennen werden. Der Herr ruft alle auf, die an sein Wort glauben, aus dem Schlaf zu erwachen. In der biblischen Wahrheit, die die vor uns liegenden Gefahren zeigt, hat Gott uns köstliches und für unsere Zeit bestimmtes Licht geschenkt. Dieses Licht sollte uns zu einem fleißigen Studium der Schrift und zu einer ernsten Prüfung der Stellung, die wir einnehmen, veranlassen. Gott will, dass wir unter Gebet und Fasten alle Grundlagen der Wahrheit gründlich und mit Ausdauer erforschen. Die Gläubigen dürfen sich nicht mit Meinungen und schlecht begründeten Vorstellungen von der Wahrheit zufriedengeben. Ihr Glaube muss im Worte Gottes fest gegründet sein, damit sie, wenn die Zeit der Prüfung kommt und sie sich um ihres Glaubens willen vor Gerichtshöfen verantworten müssen, in der Lage sind, in Sanftmut und Ehrfurcht den Grund für die Hoffnung anzugeben, die in ihnen lebt. Z5.739.1 Teilen

Seid rührig, ja seid rührig! Die Gegenstände, die wir der Welt vorlegen, müssen für uns lebendige Wirklichkeit sein. Es ist wichtig, dass wir uns niemals gestatten, zur Verteidigung der Lehren, die wir als Grundlagen des Glaubens betrachten, Argumente heranzuziehen, die nicht stichhaltig sind. Sie mögen ausreichen, einen Gegner zum Schweigen zu bringen, bereiten aber der Wahrheit keine Ehre. Wir sollten überzeugende Gründe geltend machen, die nicht nur unsere Gegner zum Schweigen bringen, sondern die auch der schärfsten und genauesten Prüfung standhalten. Bei Männern, die sich zu Streitgesprächen geschult haben, besteht die Gefahr, dass sie das Wort Gottes nicht ehrenhaft anwenden. Bei der Begegnung mit einem Gegner sollten wir uns ernstlich bemühen, Gegenstände so darzulegen, dass er von ihrer Richtigkeit überzeugt wird, anstatt nur das Vertrauen dessen zu stärken, der bereits glaubt. Z5.739.2 Teilen

Wie weit jemand auch in geistiger Erkenntnis fortgeschritten sein mag, soll er doch keinen Augenblick meinen, dass er es nicht nötig habe, in der Schrift ernstlich und anhaltend nach größerem Licht zu suchen. In unserem Volk wird jeder persönlich zum Studium der Weissagungen aufgerufen. Wir müssen mit Ernst darauf achten, jeden Lichtstrahl zu erkennen, den Gott uns sendet. Die ersten Strahlen der Wahrheit müssen wir auffangen, dann können wir durch andachtsvolles Studium mehr Licht erlangen und es an andere weitergeben. Z5.739.3 Teilen

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Wenn Gottes Kinder es leicht nehmen und mit ihrem jetzigen Verständnis zufrieden sind, dürfen wir gewiß sein, dass sie nicht Gottes Wohlgefallen haben. Es ist sein Wille, dass sie unablässig voranschreiten, um das ständig zunehmende Licht aufzunehmen, das ihnen scheint. Die jetzige Haltung der Gemeinde mißfällt Gott. Selbstvertrauen hat sich eingeschlichen und läßt sie das Bedürfnis nach mehr Wahrheit und größerem Licht nicht sehen. Wir leben in einer Zeit, in der Satan zur Rechten und zur Linken, vor uns und hinter uns am Wirken ist; und dennoch schlafen wir als Volk. Gott möchte, dass eine Stimme ertönt, die sein Volk zum Handeln aufruft. Z5.740.1 Teilen

Anstatt die Seele den Lichtstrahlen vom Himmel zu öffnen, haben manche in entgegengesetzter Richtung gearbeitet. Sowohl durch die Presse als auch von der Kanzel wurden Ansichten über die Inspiration der Bibel verkündigt, die der Geist und das Wort Gottes nicht gutheißen kann. Sicher ist, dass kein Mensch, auch kein größerer Kreis, es wagen sollte, über einen so wichtigen Gegenstand Theorien aufzustellen, die sie nicht mit einem klaren: „So spricht der Herr“ stützen können. Und wenn Menschen mit vielerlei Unzulänglichkeiten behaftet und mehr oder weniger von den Einflüssen ihrer Umgebung geprägt, ererbten oder anerzogenen Neigungen folgen, die weit davon entfernt sind, ihnen Weisheit oder himmlischen Sinn zu vermitteln, sich trotzdem unterstehen, das Wort Gottes vor den Richterstuhl zu ziehen und darüber zu urteilen, was göttlich und was menschlich ist, dann entspricht das nicht dem Ratschluß Gottes. Der Herr wird ein solches Werk nicht gelingen lassen. Die Wirkung solcher Theorien wird verheerend sein, sowohl für die Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, als auch für die, die sie als ein Werk von Gott annehmen. Durch die Veröffentlichung von Theorien über die Art der göttlichen Inspiration ist bei vielen Menschen Zweifel geweckt worden. Sterbliche Wesen mit ihren begrenzten und kurzsichtigen Anschauungen fühlen sich berufen, die Schrift zu kritisieren, indem sie erklären: „Dieser Abschnitt ist notwendig, jener aber ist überflüssig und nicht von Gott eingegeben.“ Z5.740.2 Teilen

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Christus gab zu den Schriften des Alten Testaments, dem einzigen Teil der Bibel, den man in seiner Zeit besaß, keine derartige Unterweisung. Seine Lehren hatten das Ziel, die Gemüter der Menschen auf das Alte Testament zu lenken und ihnen ein klareres Licht von den darin enthaltenen großen Wahrheiten zu geben. Jahrhundertelang hatte das Volk Israel sich von Gott abgewandt und den Blick für die kostbaren Wahrheiten verloren, die er ihnen anvertraut hatte. Diese Wahrheiten waren durch abergläubische Formen und Zeremonien überlagert, so dass ihr wahrer Sinn verborgen blieb. Christus kam, um den Schutt wegzuräumen, der den Glanz der Wahrheiten verdunkelt hatte. Wie Edelsteinen gab er ihnen eine neue Fassung. Er legte dar, dass er weit davon entfernt war, die Wiederholung alter, vertrauter Wahrheiten zu verachten. Er kam vielmehr, um sie in ihrer wahren Kraft und Schönheit erstrahlen zu lassen, in einer Herrlichkeit, die kein Mensch seiner Zeit je entdeckt hatte. Als Urheber dieser offenbarten Wahrheiten konnte er dem Volk ihre wahre Bedeutung eröffnen und sie von den Entstellungen und falschen Theorien reinigen, welche die Leiter des Volkes sich zu eigen gemacht hatten, um sie ihrem unheiligen Zustand sowie ihrem Mangel an geistlicher Gesinnung und Gottes Liebe anzugleichen. Er beseitigte alles, was diese Wahrheiten ihres Lebens und ihrer Kraft beraubte, und schenkte sie der Welt in ihrer ursprünglichen Frische und Eindringlichkeit wieder. Z5.741.1 Teilen

Wenn wir den Geist Christi besitzen und seine Mitarbeiter sind, ist es unsere Pflicht, das Werk fortzusetzen, das er begonnen hat. Wieder sind die Wahrheiten der Bibel durch Gebräuche, durch Überlieferung und falsche Lehrsätze in den Schatten gestellt worden. Die irrigen Lehren der volkstümlichen Theologie haben Tausende und aber Tausende zu Zweiflern und Ungläubigen gemacht. Viele geben Irrtümer und Widersprüche als Lehren der Bibel aus, obwohl sie in Wirklichkeit nur auf falscher Auslegung der Schrift beruhen, die man in den Zeitaltern päpstlicher Finsternis übernommen hat. Dadurch sind viele zu falschen Vorstellungen von Gott geführt worden, wie die Juden durch die Irrlehren und Überlieferungen ihrer Zeit verblendet waren und sich falsche Vorstellungen über Christum bildeten. „Diese [Weisheit] hatte keiner von den Machthabern dieser Weltzeit erkannt; denn hätten sie sie erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht ans Kreuz geschlagen.“ 1.Korinther 2,8 (Menge). Es obliegt uns, der Welt den wahren Charakter Gottes zu offenbaren. Statt an der Bibel Kritik zu üben, laßt uns danach trachten, ihre heiligen und lebenspendenden Wahrheiten durch Unterweisung und durch unser Beispiel der Welt darzulegen, damit wir „verkündigen ... die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“. 1.Petrus 2,9. Z5.741.2 Teilen

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Die Übelstände, die sich allmählich bei uns eingeschlichen haben, haben unmerklich bei Einzelpersonen und bei Gemeinden die Ehrfurcht vor Gott schwinden lassen und die Kraft zurückgehalten, die er ihnen so gern geben möchte Z5.742.1 Teilen

Liebe Geschwister, laßt das Wort Gottes so stehen, wie es ist. Laßt menschliche Weisheit sich nicht erdreisten, die Autorität auch nur einer einzigen Aussage der Heiligen Schrift abzuschwächen. Die ernsten Worte der Offenbarung sollten uns davor warnen, einen solchen Boden zu betreten. Im Namen meines Meisters fordere ich euch auf: „Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!“ 2.Mose 3,5. Z5.742.2 Teilen

Eine große Krise steht dem Volke Gottes und der Welt bevor. Der bedeutendste Kampf aller Zeiten liegt unmittelbar vor uns. Ereignisse, auf deren Kommen wir seit mehr als vierzig Jahren auf Grund der Prophetie hingewiesen haben, finden vor unseren Augen statt. Schon ist den Gesetzgebern der USA die Frage eines Zusatzes zur Verfassung nahegelegt worden, durch den die Gewissensfreiheit eingeschränkt werden soll. Die Erzwingung der Sonntagsfeier ist eine Frage von nationalem Interesse und nationaler Bedeutung geworden. Wir wissen wohl, was das Resultat dieser Bewegung sein wird. Aber sind wir auf diese Entwicklung vorbereitet? Haben wir die uns von Gott übertragene Pflicht treu erfüllt und die Menschen vor den zu erwartenden Gefahren gewarnt? Z5.742.3 Teilen

743

Selbst unter denen, die die Bewegung zur Erzwingung der Sonntagsfeier befürworten, gibt es solche, deren Augen vor den Folgen dieser Bestrebung verblendet sind. Sie sehen nicht, dass sie geradezu gegen die Religionsfreiheit kämpfen. Viele Menschen haben nie erkannt, dass die Bibel die Feier des Sabbats fordert und dass die Begründung, auf der die Einrichtung des Sonntags beruht, falsch ist. Jede Bewegung zugunsten religiöser Gesetzgebung stellt in Wahrheit ein Zugeständnis dem Papsttum gegenüber dar, das jahrhundertelang unablässig gegen die Gewissensfreiheit gekämpft hat. Die Beobachtung des Sonntags im Sinne einer sogenannten christlichen Einrichtung verdankt ihr Dasein dem „Geheimnis der Bosheit“. Sie erzwingen zu wollen bedeutet eine wirksame Anerkennung der Grundsätze, die den eigentlichen Grundstein des Romanismus bilden. Wenn die USA die Grundsätze ihrer Verfassung soweit verlassen, dass sie ein Sonntagsgesetz erlassen, dann reicht dadurch der Protestantismus dem Papsttum die Hand; das bedeutet nichts anderes, als dass man sich einer Tyrannei ausliefert, die lange Zeit eifrig nur darauf gewartet hat, zu ihrer Gewaltherrschaft zurückzukehren. Z5.743.1 Teilen

Wenn die Nationale Reformbewegung die Macht der religiösen Gesetzgebung ausübt und zur vollen Entwicklung gekommen ist, wird sie dieselbe Unduldsamkeit und Unterdrückung an den Tag legen und ausüben, die in vergangenen Jahrhunderten herrschten. Damals maßten sich menschliche Körperschaften göttliche Vorrechte an, und mit despotischer Gewalt unterdrückten sie die Gewissensfreiheit. Einkerkerung, Verbannung und Tod waren das Schicksal derer, die sich ihren Anordnungen widersetzten. Wenn das Papsttum oder seine Lehren durch die Gesetzgebung wieder zur Macht kommen, werden die Feuer der Verfolgung wieder gegen alle entzündet werden, die ihr Gewissen und die Wahrheit nicht aus Rücksicht auf volkstümliche Irrlehren opfern wollen. Dieses Übel steht vor der Verwirklichung. Z5.743.2 Teilen

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Wenn Gott uns Licht über die vor uns liegenden Gefahren geschenkt hat, wie können wir dann vor seinen Augen recht stehen, wenn wir es versäumen, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um anderen diese Erkenntnis mitzuteilen? Können wir damit zufrieden sein, sie ungewarnt ihrem Geschick zu überlassen? Z5.744.1 Teilen

Verteidigen wir das Gesetz Gottes, das durch Menschengesetze für null und nichtig erklärt wird, so haben wir ständigen Kampf vor uns und stehen in Gefahr, eingekerkert zu werden oder unseren Besitz und selbst das Leben zu verlieren. In dieser Lage wird weltliche Klugheit um des Friedens und der Eintracht willen auf äußerliche Unterwerfung unter die Landesgesetze drängen. Es gibt einige, die sich nicht scheuen werden, ein solches Verhalten selbst mit der Schrift zu verteidigen: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit. ... Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.“ Römer 13,1. Z5.744.2 Teilen

Aber wie haben sich die Diener Gottes in der Vergangenheit verhalten? Als die Jünger nach der Auferstehung Christi von ihm als dem Gekreuzigten predigten, geboten ihnen die Behörden, nicht mehr im Namen Jesu zu reden oder zu lehren. „Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, dass wir euch mehr gehorchen denn Gott. Wir können‘s ja nicht lassen, dass wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben.“ Apostelgeschichte 4,19.20. Sie fuhren fort, die gute Botschaft von der Erlösung durch Christum zu predigen, und die Kraft Gottes bekannte sich zu ihrer Verkündigung. Kranke wurden geheilt und Tausende wurden der Gemeinde hinzugefügt. „Es stand aber auf der Hohepriester und alle, die mit ihm waren, [welches ist die Sekte der Sadduzäer], und wurden voll Eifers und legten die Hände an die Apostel und warfen sie in das gemeine Gefängnis.“ Apostelgeschichte 5,17.18. Z5.744.3 Teilen

Doch der Gott des Himmels, der mächtige Herrscher des Universums, nahm die Angelegenheit in seine eigene Hand; denn hier kämpften Menschen gegen sein Werk. Er zeigte ihnen deutlich, dass über den Menschen ein Herrscher steht, dessen Autorität respektiert werden muss. Der Herr sandte in der Nacht seinen Engel, die Gefängnistüren zu öffnen, und er führte diese Männer, die Gott zu seinem Werk berufen hatte, heraus. Die weltlichen Herrscher „geboten ihnen, dass sie sich allerdinge nicht hören ließen noch lehrten im Namen Jesu“ (Apostelgeschichte 4,18), doch der von Gott gesandte Himmelsbote sagte: „Gehet hin und tretet auf und redet im Tempel zum Volk alle Worte dieses Lebens.“ Apostelgeschichte 5,20. Z5.744.4 Teilen

745

Wer versucht, Menschen zur Unterwerfung unter eine Einrichtung des Papsttums zu zwingen und Gottes Autorität mit Füßen zu treten, tut etwas Ähnliches wie die jüdischen Leiter in den Tagen der Apostel. Wenn die Gesetze irdischer Machthaber den Gesetzen des höchsten Herrschers des Universums widersprechen, werden alle gehorsamen Untertanen Gottes ihm die Treue halten. Z5.745.1 Teilen

Wir haben als Volk das Werk noch nicht vollendet, das Gott uns aufgetragen hat. Wir sind für die Auseinandersetzung noch nicht vorbereitet, zu der wir durch die Erzwingung der Sonntagsfeier genötigt werden. Wenn wir die Anzeichen der herannahenden Gefahr erkennen, ist es unsere Pflicht zu handeln. Niemand darf untätig das Unheil abwarten und sich mit dem Glauben trösten, dass dieses Werk weitergehen muss, weil die Weissagung das vorhergesagt hat, und dass der Herr sein Volk schützen wird. Wir tun den Willen Gottes nicht, wenn wir in Gemütsruhe dasitzen und nichts unternehmen, um die Gewissensfreiheit zu bewahren. Ernste und wirksame Gebete sollten zum Himmel emporgesandt werden, damit dieses Unheil aufgehalten wird, bis wir das Werk vollenden können, das so lange vernachlässigt worden ist. Laßt uns mit größtem Ernst darum beten und dann in Übereinstimmung mit unseren Gebeten an die Arbeit gehen. Es mag den Anschein haben, dass Satan triumphiert und dass die Wahrheit durch Falschheit und Irrtum unterdrückt wird; das Volk, über das Gott seine schützende Hand gehalten hat, und das Land, das für Gottes Diener und für Verteidiger seiner Wahrheit ein Zufluchtsort gewesen ist, wenn sie um des Gewissens willen verfolgt wurden, können in Gefahr kommen. Aber Gott möchte, dass wir uns seines Handelns mit seinem Volk in der Vergangenheit erinnern, wenn er es vor seinen Feinden rettete. Stets hat er Zeiten größter Verlegenheit zur Offenbarung seiner Macht gewählt, wenn es keine Möglichkeit zur Befreiung aus Satans Hand zu geben schien. Des Menschen Verlegenheit ist Gottes Gelegenheit. Es mag sein, dass dem Volke Gottes noch ein Aufschub gewährt wird, um zu erwachen und sein Licht leuchten zu lassen. Wenn die Gegenwart von nur zehn Gerechten die verdorbenen Städte der Ebene gerettet hätte, wäre es dann nicht möglich, dass Gott als Antwort auf die Gebete seines Volkes auch heute das Wirken der Menschen aufhalten würde, die sein Gesetz aufheben wollen? Sollen wir nicht ernstlich und demütig zu dem Gnadenstuhl fliehen und Gott flehentlich bitten, seine gewaltige Macht zu offenbaren? Z5.745.2 Teilen

746

Wenn unser Volk weiterhin in seiner gleichgültigen Haltung beharrt wie bisher, kann Gott seinen Geist nicht auf sie ausgießen. Sie sind unvorbereitet, mit ihm zusammenzuarbeiten. Sie durchschauen die Lage nicht und sind sich der drohenden Gefahr nicht bewußt. Wie noch nie zuvor sollten sie jetzt die Notwendigkeit erkennen, wachsam zu sein und in der Arbeit zusammenzustehen. Z5.746.1 Teilen

Die Wichtigkeit des speziellen Werkes des dritten Engels hat man nicht erkannt. Gottes Wille war, dass sein Volk entschieden weiter vorankommen sollte, als das heute der Fall ist. Doch wenn jetzt für sie die Zeit zum Handeln gekommen ist, müssen sie die Vorbereitung treffen. Als die Nationale Reformbewegung anfing, Maßnahmen zur Einschränkung der religiösen Freiheit zu fordern, hätten unsere leitenden Männer der Lage gewachsen sein sollen. Sie hätten sich ernsthaft bemühen müssen, diesen Bestrebungen entgegenzutreten. Es entspricht nicht Gottes Plan, dass man seinem Volk Licht vorenthält — nämlich die gegenwärtige Wahrheit, die für diese Zeit benötigt wird. Nicht alle unsere Prediger, die über die Botschaft des dritten Engels predigen, verstehen wirklich, was diese Botschaft besagt. Manche haben der Nationalen Reformbewegung eine so geringe Bedeutung beigemessen, dass sie es nicht für erforderlich hielten, ihr viel Beachtung zu schenken; sie meinten sogar, wenn sie es dennoch täten, würden sie Zeit auf Fragen verwenden, die nichts mit der dritten Engelsbotschaft zu tun hätten. Möge der Herr unseren Brüdern vergeben, dass sie die eigentliche Botschaft für unsere Zeit auf diese Weise so falsch ausgelegt haben. Z5.746.2 Teilen

747

Dem Volk müssen die Augen über die Gefahren der gegenwärtigen Zeit geöffnet werden. Die Wächter schlafen. Wir sind um Jahre im Rückstand. Dass doch die Hauptwächter die dringende Notwendigkeit erkennten, auf sich selbst zu achten, andernfalls versäumen sie die ihnen gewährten Gelegenheiten, die Gefahren zu erkennen. Z5.747.1 Teilen

Wenn die leitenden Männer unserer Vereinigungen die ihnen von Gott gesandte Botschaft jetzt nicht annehmen und zur Tat übergehen, dann werden die Gemeinden großen Verlust erleiden. Wenn der Wächter das Schwert kommen sieht und mit der Posaune einen deutlichen Ton erschallen läßt, wird das Volk an der Front den warnenden Ruf aufnehmen, und alle werden sich auf den Kampf vorbereiten können. Doch nur zu oft stand der Leiter zögernd da und schien zu sagen: „Wir dürfen uns nicht überstürzen. Es kann ein Irrtum vorliegen. Wir müssen uns davor hüten, falschen Alarm zu geben.“ Sein Zögern und seine Unentschlossenheit besagte: „‚Frieden und gute Ruhe.‘ Seid nur nicht aufgeregt oder beunruhigt! Man hat diesem Zusatzvorschlag in religiösen Fragen mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als er verdient. Diese Erregung wird wieder abflauen.“ Auf solche Weise bestreitet er, dass die Botschaft von Gott kam, und die Warnung, die die Gemeinden aufrütteln sollte, verfehlt ihren Zweck. Die Posaune des Wächters gibt keinen deutlichen Ton, und das Volk bereitet sich nicht zum Kampf vor. Laßt den Wächter auf der Hut sein, dass durch sein Zögern nicht Seelen dem Verderben anheimfallen und ihr Blut von seiner Hand gefordert wird. Z5.747.2 Teilen

Seit vielen Jahren haben wir damit gerechnet, dass in den USA ein Sonntagsgesetz erlassen wird; und jetzt, wo diese Bewegung Wirklichkeit geworden ist, fragen wir: Wird unser Volk hier seine Pflicht erfüllen? Können wir nicht dazu beitragen, das Banner hochzuhalten und solche Männer an die Front zu berufen, die auf ihre religiösen Rechte und Freiheiten achten? Die Zeit rückt schnell näher, in der jeder, der es vorzieht, Gott zu gehorchen statt Menschen, Unterdrückung zu spüren bekommt. Sollen wir etwa Gott durch unser Schweigen entehren, wenn seine heiligen Gebote mit Füßen getreten werden? Z5.747.3 Teilen

748

Während die protestantische Welt durch ihre Haltung Rom Zugeständnisse macht, laßt uns erwachen, um die Lage zu begreifen; laßt uns den vor uns liegenden Kampf in seinem wahren Sachverhalt erkennen. Laßt die Wächter jetzt ihre Stimmen erheben und die Botschaft verkündigen, die die gegenwärtige Wahrheit für unsere Zeit darstellt. Laßt uns dem Volk zeigen, wo wir in der prophetischen Geschichte stehen. Laßt uns danach trachten, den Geist des wahren Protestantismus zu wecken und die Welt wachzurütteln, damit sie den Wert der Vorrechte religiöser Freiheit erkennt, deren sie sich so lange erfreuen durfte. Z5.748.1 Teilen

Gott ruft uns auf, wach zu werden, da das Ende nahe ist. Jede verrinnende Stunde ist eine solche des Handelns für den Himmel, um auf Erden ein Volk vorzubereiten, das in dem großen Geschehen, das bald über uns hereinbrechen wird, mitwirken kann. Diese enteilenden Augenblicke, deren Wert uns oft so gering erscheint, haben große Bedeutung für die Ewigkeit. Sie entscheiden über das Schicksal von Seelen zum ewigen Leben oder zum ewigen Tode. Die Worte, die wir heute dem Volke sagen, die Werke, die wir verrichten, der Geist der Botschaft, die wir tragen: alles wird ein Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tode sein. Z5.748.2 Teilen

Meine Geschwister, seid ihr euch darüber klar, dass eure eigene Seligkeit, aber auch das Schicksal anderer Seelen, von der Vorbereitung abhängt, die ihr jetzt für die vor uns liegende Prüfung trefft? Habt ihr jenen lebendigen Eifer, die Frömmigkeit und die Weihe, die euch befähigen werden, standzuhalten, wenn man euch Widerstand entgegensetzen wird? Wenn Gott jemals durch mich geredet hat: Die Zeit wird kommen, in der ihr vor Gericht gestellt werdet und jede Glaubensfrage, zu der ihr euch bekennt, einer strengen Kritik unterzogen wird. Die Zeit, die viele jetzt ungenutzt verstreichen lassen, sollten wir nach Gottes Willen dazu benutzen, uns auf die bevorstehende Krise vorzubereiten. Z5.748.3 Teilen

749

Das Gesetz Gottes sollte beim wahren Volk Gottes jetzt mehr als je zuvor geliebt und geehrt werden. Es ist dringend notwendig, Herzen und Gemütern aller Gläubigen, Männern und Frauen, der Jugend und den Kindern, die verpflichtende Forderung Christi einzuprägen: „Suchet in der Schrift!“ Johannes 5,39. Studiert eure Bibel, wie ihr es noch nie zuvor getan habt. Wenn ihr nicht zu einem höheren und heiligeren Zustand in eurem religiösen Leben kommt, werdet ihr für das Erscheinen unseres Herrn nicht bereit sein. Da uns großes Licht geschenkt wurde, erwartet Gott von seinem Volk nun dementsprechenden Eifer, Treue und Hingabe. Es muss mehr geistliche Gesinnung, eine tiefere Weihe vor Gott und einen Eifer in seinem Werk an den Tag legen, den es bis jetzt nicht erreicht hat. Auf das Gebet sollten wir viel Zeit verwenden, damit die Gewänder unseres Charakters im Blute des Lammes gewaschen und weiß gemacht werden. Z5.749.1 Teilen

Insbesondere sollten wir mit unerschütterlichem Glauben zu Gott flehen, dass er seinem Volk jetzt Gnade und Kraft schenken möge. Wir glauben nicht, dass die Zeit gekommen ist, in der unsere Freiheit völlig eingeschränkt wird. Der Prophet sah „vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde, auf dass kein Wind über die Erde bliese noch über das Meer noch über irgendeinen Baum“. Ein anderer Engel, der vom Osten heraufstieg, rief ihnen zu und sagte: „Beschädiget die Erde nicht noch das Meer noch die Bäume, bis dass wir versiegeln die Knechte unsers Gottes an ihren Stirnen!“ Offenbarung 7,1.3. Dies zeigt uns die Arbeit, die wir jetzt zu tun haben. Eine ungeheure Verantwortung ruht auf allen betenden Männern und Frauen im Lande, Gott anzuflehen, dass er die Wolke des Unheils zurückdrängen und noch einige Jahre der Gnade schenken möge, um für den Meister zu arbeiten. Laßt uns zu Gott rufen, dass die Engel die vier Winde halten mögen, bis Missionare in alle Teile der Welt hinausgesandt sind und vor dem Ungehorsam dem Gesetz des Herrn gegenüber gewarnt haben. Z5.749.2 Teilen

750

[Eine Zeitschrift: „Der amerikanische Wächter“] Z5.750 Teilen

Gott setzt verschiedene Hilfsmittel ein, um sein Volk darauf vorzubereiten, in der bevorstehenden Krise bestehen zu können. Er spricht durch sein Wort und durch seine Diener. Er erweckt Wächter und sendet sie aus mit Botschaften der Warnung, des Tadels und der Anweisungen, damit das Volk erleuchtet wird. Der „Sentinel“ war von Gott angeordnet, eine der Stimmen, die Alarm schlagen, damit die Menschen hören, ihre Gefahr erkennen und das Werk tun, das in der gegenwärtigen Zeit gefordert wird. Der Herr will, dass sein Volk alles beachtet, was er ihnen sendet. Wenn ihnen Licht vorgeführt wird, ist es ihre Pflicht, es nicht nur anzunehmen, sondern es auch weiterzugeben. Sie sollen diesem Licht durch ihren Einfluß Geltung verschaffen, damit seine ganze Kraft in der Gemeinde und in der Welt spürbar wird. Der „Sentinel“ ist wie eine Posaune, die einen bestimmten Ton abgibt. Alle Geschwister sollten ihn sorgfältig lesen und ihn dann an Verwandte oder Freunde weitergeben, um aus dem Licht, das Gott ihnen gegeben hat, den besten Nutzen zu ziehen. Z5.750.1 Teilen

Drei Jahre lang sind durch die Artikel des „Sentinel“ Warnungen an die Welt ausgegangen. Doch diejenigen, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen, wurden durch diese Gefahrensignale nicht so beeinflußt, wie es hätte sein sollen. Hätten unsere Geschwister den „Sentinel“ verwendet, wie es ihr Vorrecht war, und hätten sich alle vereinigt, ihn jeder Konferenz, und jeder Gemeinde zu empfehlen, wie Gott es beabsichtigte, wäre die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses Werk gerichtet worden, das unbedingt in dieser Zeit verrichtet werden soll; hätten sie das Licht geschätzt, das Gott ihnen durch Warnungen, Ratschläge und die klaren Darstellungen der Ereignisse, die stattfinden sollen, gab, dann wären wir jetzt als Volk nicht so weit hinten mit den Vorbereitungen für die Verrichtung des Werkes. Es war eine überraschende Gleichgültigkeit und Inaktivität in dieser Zeit der Gefahr vorhanden. Es ist die Wahrheit, die gegenwärtige Wahrheit, welche die Menschen brauchen. Wenn die bestürzende Bedeutung der fortschreitenden Bestrebungen bezüglich religiöser Abänderungen von unseren Geschwistern in allen Gemeinden erkannt worden wäre; wenn sie in diesen Bestrebungen die klare, direkte Erfüllung der Prophezeiung wahrgenommen hätten, die sie dazu aufruft, sich den Anforderungen der Krise zu stellen, dann befänden sie sich jetzt nicht in solch erstarrtem, todesähnlichem Schlummer. Z5.750.2 Teilen

751

Das Wort Gottes schweigt nicht angesichts dieser bedeutungsvollen Zeit, und es wird von allen verstanden werden, die seinem Geist nicht widerstehen, indem sie beschließen, nicht zu hören, nicht anzunehmen und nicht zu gehorchen. Die Botschaften des Lichts vom Herrn befinden sich schon jahrelang vor unseren Augen. Doch indirekte Einflüsse arbeiteten, um die Warnungen wirkungslos zu machen, die von dem „Sentinel“, von den Zeugnissen und von anderen Werkzeugen, die Gott seinem Volk schickt, ausgingen. Durch den „Sentinel“ hätte viel mehr bewirkt werden können, wenn nicht diese gegnerischen Einflüsse am Werk gewesen wären. Obwohl vielleicht nicht dagegen gesprochen wird, zeugen die Handlungen doch von Gleichgültigkeit. Und solange der Wächter der Posaune keinen bestimmten Ton gibt, werden die Menschen nicht gewarnt und nicht auf der Hut vor Gefahr sein. Z5.751.1 Teilen

Wegen der Vernachlässigung unserer feierlichen Verantwortungen lastet Gottes Tadel auf uns. Seine Segnungen wurden zurückgezogen, weil die Zeugnisse, die er gegeben hat, von denjenigen, die bekennen, an sie zu glauben, nicht beachtet wurden. Ach, wenn doch eine religiöse Erweckung stattfinden würde! Die Engel Gottes gehen von Gemeinde zu Gemeinde und tun ihre Pflicht, und Christus klopft an die Türen eurer Herzen, um Einlaß zu finden. Doch die Mittel, die Gott vorgesehen hat, um die Gemeinde zu einer Erkenntnis ihrer geistlichen Armut zu erwecken, wurden nicht beachtet. Die Stimme des Treuen Zeugen wurde zwar im Tadel gehört, doch ihr wurde nicht gehorcht. Die Menschen haben entschieden, ihrem eigenen Weg anstelle dem Weg Gottes zu folgen, weil ihr eigenes Ich nicht gekreuzigt wurde. So hatte das Licht nur wenig Wirkung auf die Gemüter und die Herzen. Z5.751.2 Teilen

752

Wird das Volk Gottes jetzt aus seiner fleischlichen Trägheit erwachen? Werden sie das Beste aus den gegenwärtigen Segnungen und Warnungen machen und nichts zwischen ihre Seelen und das Licht, das Gott ihnen scheinen lassen möchte, kommen lassen? Laßt jeden der Arbeiter Gottes die Situation verstehen und den „Sentinel“ vor die Gemeinden bringen, seinen Inhalt erklären und die Tatsachen und Warnungen, die er enthält, aufzeigen. Möge der Herr allen helfen, die Zeit auszunutzen! Laßt keine ungeheiligten Gefühle irgend jemand dazu führen, den Aufrufen des Heiligen Geistes zu widerstehen. Steht dem Licht nicht im Weg. Laßt es nicht unbeachtet und legt es nicht zur Seite, als wäre es der Beachtung und der Empfehlung nicht wert. Z5.752.1 Teilen

Wenn ihr auf Licht wartet, das in einer Art und Weise kommt, die allen gefällt, werdet ihr umsonst warten. Wenn ihr auf lautere Rufe oder bessere Gelegenheiten wartet, dann wird das Licht zurückgezogen, und ihr werdet in Dunkelheit gelassen. Nehmt jeden Lichtstrahl an, den Gott sendet. Menschen, die es vernachlässigen, den Ruf des Heiligen Geistes und des Wortes Gottes zu beachten, weil Gehorsam ein Kreuz einschließt, werden ihre Seelen verlieren. Wenn die Bücher geöffnet werden und von jedermann die Werke und die Motive, die ihn bewegt haben, vom Richter der ganzen Welt untersucht werden, dann werden sie sehen, welchen Verlust sie erlitten haben. Wir sollten immer die Furcht des Herrn hegen und erkennen, dass wir persönlich vor dem Herrn der Heerscharen stehen. Kein Gedanke, kein Wort und keine Tat in Verbindung mit dem Werk Gottes sollte den Anschein von Selbstsucht oder Gleichgültigkeit erwecken. Z5.752.2 Teilen

Der Umstand, dass sich eine so große Anzahl Geschwister in der Gemeinde von Battle Creek zusammengeschart hat, und dass dort so viele wichtige Zweige des Werkes konzentriert sind, macht es zu einem vorrangigen Missionsfeld. Leute aus allen Landesteilen kommen ins Sanatorium, und viele Jugendliche aus verschiedenen Staaten besuchen die Schule. Dieses Feld erfordert die frömmsten, treuesten Arbeiter und die besten Arbeitsmethoden, damit fortwährend ein starker Einfluß für Christum und zu Gunsten der Wahrheit ausgeübt wird. Wenn das Werk nach Gottes Absicht verwaltet wird, dann wird sich die Macht der Gnade Christi unter denen bekunden, die an die Wahrheit glauben, und sie werden anderen ein Licht sein. Z5.752.3 Teilen

753

Aber leider werden in Battle Creek die vielen vorhandenen Vorteile sträflich vernachlässigt, die das Herz des Werkes in einem gesunden Zustand erhalten sollten. In allen Teilen des Körpers sollte sich ein kräftiger Herzschlag von der Zentrale aus bemerkbar machen. Ist aber das Herz kränklich und schwach in seiner Tätigkeit, dann werden alle Zweige des Werkes geschwächt. Es ist äußerst notwendig, dass an diesem Mittelpunkt eine zuverlässige gesunde Kraft am Werke ist, damit die Wahrheit in die ganze Welt hinausgetragen werden kann. Die Erkenntnis dieser letzten Warnung muss durch Familien und Gemeinden überall verbreitet werden. Weise Leiterschaft ist erforderlich, um Pläne zu ersinnen und Menschen heranzubilden, in diesem Werk zu helfen. Z5.753.1 Teilen

Da sich das Werk von Jahr zu Jahr weiter ausdehnt, nimmt der Bedarf an erfahrenen, treuen Arbeitern ständig zu. Wenn das Volk im Rate des Herrn wandelt, werden solche Arbeiter entwickelt. Während wir uns um Weisheit und Kraft völlig auf Gott verlassen sollten, wünscht er doch, dass wir unsere Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen. Wenn die Arbeiter Verstandesschärfe und geistliche Kraft erlangen und mit den Absichten und der Handlungsweise Gottes bekannt werden, dann können sie das Werk für diese Zeit besser verstehen und eher imstande sein, Pläne zu ersinnen und zu seinem Fortschritt auszuführen. So können sie mit der Vorsehung Gottes, die Türen öffnet, Schritt halten. Z5.753.2 Teilen

Stets sollte man bemüht sein, neue Arbeiter anzuwerben. Talente müssen entdeckt und beachtet werden. Personen, die Frömmigkeit und Fähigkeiten besitzen, sollen ermutigt werden, sich die notwendige Ausbildung anzueignen, damit sie ertüchtigt werden, bei der Ausbreitung des Lichtes der Wahrheit zu helfen. Alle, die dazu geschickt sind, sollten in irgendeinem Zweig des Werkes, der ihrer Begabung entspricht, beschäftigt werden. Z5.753.3 Teilen

754

Das feierliche und bedeutsame Werk für diese Zeit soll nicht einzig und allein durch die Bemühungen von ein paar auserwählten Männern zum Abschluß gebracht werden, die bisher die Verantwortung für das Werk trugen. Wenn diejenigen, die Gott berufen hat, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, diese, soweit ihre Fähigkeit reichte, bewältigt haben, dann erlaubt der Herr nicht, dass das Werk auf dieser Stufe zum Stillstand kommt. In seiner Vorsehung wird er andere berufen und befähigen, sich mit den ersten Arbeitern zu verbinden, damit sie gemeinsam weitere Fortschritte erzielen und den Maßstab höher ansetzen. Z5.754.1 Teilen

Es gibt jedoch einige Gemüter, die nicht an der Aufgabe wachsen. Anstatt sich den zunehmenden Anforderungen anzupassen, gestatten sie, dass das Werk ihnen weit vorauseilt. So sind sie unfähig, die Lage richtig einzuschätzen und den Erfordernissen der Zeit zu begegnen. Wenn Männer, die Gott dazu befähigt, im Werk Verantwortung zu tragen, es auf andere Art und Weise als bisher üblich in Angriff nehmen, dann sollten die älteren Arbeiter sehr vorsichtig sein, dass sie diese Helfer nicht behindern oder das Werk einschränken. Einige mögen die Wichtigkeit gewisser Maßnahmen einfach deshalb nicht wahrnehmen, weil sie die Bedürfnisse des ausgedehnten Werkes nicht erkennen und nicht die Last empfinden, die Gott auf die Schultern anderer Männer gelegt hat. Diejenigen, die nicht besonders befähigt sind, ein spezielles Werk zu verrichten, sollten sich hüten, anderen im Wege zu stehen und sie davon abzuhalten, Gottes Absicht zu erfüllen. Z5.754.2 Teilen

Hierfür ist Davids Fall ein Beispiel. Er wollte dem Herrn einen Tempel bauen und sammelte zu diesem Zweck einen großen Vorrat an Material. Aber der Herr sagte ihm, dass dies nicht seine Aufgabe war. Er musste dieses Werk seinem Sohn Salomo überlassen. Davids lange Erfahrung würde ihn befähigen, Salomo zu beraten und zu ermutigen, aber der jüngere Mann musste den Tempel bauen. Der müde, abgenutzte Geist der älteren Arbeiter mag nicht immer die Größe des Werkes erkennen. Sie mögen nicht geneigt sein, mit der Vorsehung Gottes, die Wege öffnet, Schritt zu halten. Deshalb sollten keine wichtigen Verantwortungen auf ihnen allein ruhen. Es mag sein, dass sie nicht alles Notwendige erkennen, das zum Fortschritt des Werkes dient, und dass es dadurch verzögert würde. Z5.754.3 Teilen

755

Aus Mangel an kluger Verwaltung hinkt das Werk in Battle Creek im ganzen Staat Michigan weit hintennach. Während es für uns notwendig ist, die Situation und die Bedürfnisse der ausländischen Missionen zu verstehen, sollten wir ebenso den Bedarf des Werkes vor unserer Tür berücksichtigen. Wenn die Vorteile richtig genutzt würden, die Gott in unsere Reichweite gestellt hat, dann wären wir imstande, eine weitaus größere Anzahl von Arbeitern hinauszusenden. In unseren Gemeinden wird kraftvollere Arbeit benötigt. Die besondere Botschaft, welche die wichtigen Belange beleuchtet, um die es jetzt geht, und welche die Pflichten und Gefahren unserer Zeit anzeigt, muss ihnen vorgeführt werden, und zwar nicht zahm und leblos, sondern „durch Bekundung des Heiligen Geistes“. Den Gemeindegliedern müssen Verantwortlichkeiten auferlegt werden. Der Missionsgeist muss geweckt werden wie nie zuvor. Arbeiter müssen — je nach Bedarf — bestimmt werden, die als Hirten der Herde dienen und durch persönliches Bemühen die Gemeinde in den Zustand versetzen, in dem geistliches Leben und Aktivität in all ihren Grenzen geweckt wird. Z5.755.1 Teilen

Manche Talente sind dem Werk verlorengegangen, weil die Männer in Vertrauensstellungen sie nicht bemerkten. Ihre Sicht war nicht weitreichend genug, um zu erkennen, dass das Werk viel zu umfangreich wurde, um von den vorhandenen Arbeitern vorangebracht zu werden. Viel, sehr viel, blieb bis jetzt ungetan, das hätte vollbracht werden sollen, weil Männer alles fest in ihren Händen hielten, anstatt die Arbeit unter einer größeren Anzahl aufzuteilen und auf Gott zu vertrauen, dass er ihnen in ihrem Bemühen helfen würde. Sie haben versucht, alle Zweige des Werkes zu fördern, und haben befürchtet, dass andere sich als weniger leistungsfähig erweisen würden. Ihr Wille und ihr Urteil haben diese verschiedenen Abteilungen beherrscht, und weil sie unfähig waren, alle Bedürfnisse des Werkes in seinen verschiedenen Zweigen zu überblicken, hat es große Verluste gegeben. Z5.755.2 Teilen

756

Wir müssen die Lektion lernen, wenn Gott für eine bestimmte Arbeit Hilfsmittel bestimmt, dass wir diese nicht beiseite legen dürfen und dann beten und erwarten, er werde ein Wunder wirken, um diesem Mangel abzuhelfen. Wenn der Landwirt versäumt zu pflügen und zu säen, wirkt Gott kein Wunder, um den Folgen dieser Vernachlässigung entgegenzuwirken. Die Erntezeit findet seine Felder leer — es gibt kein heranreifendes Getreide, keine Garben, die heimgeholt werden können. Gott stellte den Samen und den Acker, die Sonne und den Regen zur Verfügung. Hätte der Landwirt die Mittel benutzt, die bereitstanden, dann würde er gemäß seines Säens und Arbeitens empfangen haben. Z5.756.1 Teilen

Machtvolle Gesetze beherrschen die natürliche Welt, und ewige Dinge werden ebenso sicher von Grundsätzen geleitet. Mittel müssen eingesetzt werden, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Gott hat jedem Menschen ein Werk nach seiner Befähigung übertragen. Durch Erziehung und Praxis werden Personen befähigt, dringenden Bedürfnissen abzuhelfen, die sich erheben mögen. Weises Planen wird benötigt, um jeden an den rechten Platz zu stellen, wo er die Erfahrung erlangen kann, die ihn geeignet macht, Verantwortung zu übernehmen. Z5.756.2 Teilen

Doch während Ausbildung, Übung und der Rat von Erfahrenen erforderlich sind, sollten die Arbeiter gelehrt werden, sich nicht völlig auf irgendeines Menschen Urteil zu verlassen. Als Gottes freie Mitarbeiter müssen alle von ihm Weisheit erbitten. Wenn der Lernende sich gänzlich auf die Gedanken eines anderen stützt und nicht weitergeht, als dessen Pläne reichen, dann sieht er nur durch die Augen dieses Mannes und ist bloß das Echo eines anderen. Gott behandelt die Menschen als verantwortliche Wesen. Er will durch seinen Geist auf den Geist des Menschen einwirken, wenn er ihm nur die Gelegenheit zum Wirken gibt und sein Verfahren anerkennt. Er beabsichtigt, dass jeder seinen Verstand und sein Gewissen benutzt. Es entspricht nicht seinem Plan, dass der eine Mensch zum Schatten eines anderen wird und nur die Gedanken eines anderen äußert. Z5.756.3 Teilen

757

Alle sollen ihre Brüder lieben und ihre Leiter achten. Aber sie sollen sie nicht zu ihren Lastenträgern machen. Wir dürfen nicht all unsere Schwierigkeiten und Verlegenheiten anderen aufbürden, damit sie sich damit abschleppen. „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket‘s niemand auf, so wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht.“ Jakobus 1,5.6. Jesus lädt uns ein: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Matthäus 11,28-30. Z5.757.1 Teilen

Das Fundament des Christentums ist Christus unsere Gerechtigkeit. Die Menschen sind jeder für sich Gott verantwortlich. Jeder soll so handeln, wie Gott auf ihn einwirkt, nicht so, wie er von jemand anderem bewegt wird. Würde solcher Weg eingeschlagen, dann könnten Seelen nicht durch den Geist des großen ICH BIN beeindruckt und geleitet werden. Sie würden unter einer Beschränkung gehalten, die keine Freiheit des Handelns oder der Wahl erlaubt. Z5.757.2 Teilen

Es ist nicht Gottes Wille, dass sein Volk in Battle Creek in seinem Zustand der Kälte und Untätigkeit beharrt, bis irgendeine wunderwirkende Macht die Gemeinde zu Leben und Aktivität erweckt. Wären wir weise, und würden wir fleißig, andächtig und dankbar die Mittel benutzen, durch die Licht und Segen zu Gottes Volk kommt, dann wäre keine Macht auf Erden imstande, diese Gaben von uns fernzuhalten. Verweigern wir aber Gottes Mittel, dann brauchen wir kein Wunder von ihm zu erwarten, uns Licht, Kraft und Macht mitzuteilen. Das wird niemals geschehen. Z5.757.3 Teilen

Der Herr hat mir gezeigt, dass Männer in verantwortlichen Stellungen seinem Werk direkt im Wege stehen, weil sie glauben, es muss genau auf eine bestimmte Art und Weise geschehen, und ebenso muss es sich auch mit dem Segen verhalten. Andernfalls werden sie es nicht anerkennen. Meine Brüder, möge der Herr uns diese Angelegenheit so erkennen lassen, wie es ist. Gott wirkt nicht, wie Menschen planen oder es wünschen. Er „wirkt auf geheimnisvolle Weise, seine Wunder zu vollbringen“. Warum wollen wir die Arbeitsmethode des Herrn verwerfen, weil sie nicht mit unseren Ansichten übereinstimmt? Gott hat Kanäle des Lichts gewählt; aber diese entsprechen nicht notwendigerweise dem Sinn gewisser Männer. Wenn alle den ihnen zugewiesenen Platz im Werke Gottes einnehmen und ernstlich nach Weisheit und Leitung von ihm trachten, dann wird ein großer Fortschritt darin erzielt werden, die Welt zu erleuchten. Wenn die Menschen aufhören, den Weg zu versperren, wird Gott für uns wirken wie nie zuvor. Z5.757.4 Teilen

758

Während ausgedehnte Pläne gelegt werden sollen, muss doch große Sorge dafür getragen werden, dass jeder Zweig des Werkes harmonisch mit allen anderen Zweigen verbunden ist, damit ein vollkommenes Ganzes entsteht. Aber oft ist das Gegenteil der Fall gewesen, und das Werk war fehlerhaft. Ein Mann, der die Oberaufsicht über einen bestimmten Zweig des Werkes hat, schätzt seine Verantwortung dermaßen hoch ein, bis seine Abteilung in seinen Augen die wichtigste von allen ist. Wird diese engstirnige Stellung eingenommen, dann wird ein starker Einfluß ausgeübt, andere zu verleiten, die Sache im gleichen Licht zu sehen. Dies ist die menschliche Natur, aber es ist nicht der Geist Christi. In dem Maße, wie diese Politik verfolgt wird, wird Christus vom Werk ausgeschlossen, und das eigene Ich tritt in den Vordergrund. Z5.758.1 Teilen

Der Apostel Paulus legt die Grundsätze nieder, von denen die Arbeiter in Gottes Werk sich leiten lassen sollten. Er sagt: „... wir sind Gottes Mitarbeiter.“ 1.Korinther 3,9. „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.“ Kolosser 3,23. Und Petrus ermahnt die Gläubigen: „Und dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: so jemand redet, dass er‘s rede als Gottes Wort; so jemand ein Amt hat, dass er‘s tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf dass in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum.“ 1.Petrus 4,10.11. Z5.758.2 Teilen

759

Wenn diese Prinzipien in unseren Herzen vorherrschen, werden wir erkennen, dass Gottes Werk nicht uns gehört, dass er die gleiche Sorge trägt für alle Teile des großen Ganzen. Nimmt Christus und seine Verherrlichung den ersten Platz ein, geht das eigene Ich in der Liebe für Seelen auf, um derentwillen Christus starb, dann wird kein Arbeiter so völlig von einem Zweig des Werkes in Anspruch genommen sein, dass er die Wichtigkeit aller anderen aus dem Auge verliert. Es ist der Selbstsucht zuzuschreiben, wenn Personen glauben, dass der Teil des Werkes, mit dem sie sich befassen, der wichtigste von allen ist. Z5.759.1 Teilen

Die Selbstsucht ist es auch, die bei den Arbeitern das Empfinden weckt, dass ihr Urteil am zuverlässigsten, ihre Arbeitsmethoden die besten sind oder dass es ihr Vorrecht sei, die Gewissen anderer irgendwie zu binden. Von diesem Geist wurden die jüdischen Leiter in Christi Tagen beherrscht. In ihrer Selbsterhöhung ersannen die Priester und Rabbiner solche strengen Regeln und so viele Formen von Zeremonien, dass die Gemüter des Volkes von Gott weggeführt und ihm keine Gelegenheit gegeben wurde, für sie zu wirken. So wurden seine Barmherzigkeit und Liebe aus den Augen verloren. Meine Brüder, geht nicht den gleichen Weg. Weist die Gedanken des Volkes auf Gott. Räumt ihm die Gelegenheit ein, für diejenigen zu wirken, die ihn lieben. Legt dem Volk keine Regeln und Vorschriften auf, die bei denen, die sie befolgen, einen solchen Mangel am Geiste Gottes zurücklassen, wie die Hügel von Gilboa des Taues und Regens ermangelten. Z5.759.2 Teilen

Unter unserem Volk besteht ein beklagenswerter Mangel an geistlicher Gesinnung. Bevor sie das werden können, was Christus für sie bestimmt hat, — nämlich das Licht der Welt zu sein — muss ein großes Werk für sie getan werden. Seit Jahren empfinde ich tiefe Seelenqual, da der Herr mir den Mangel an Jesu und seiner Liebe in unseren Gemeinden gezeigt hat. Es herrscht ein Geist der Selbstgenügsamkeit und eine Neigung, nach Position und Oberherrschaft zu streben. Ich habe gesehen, dass sich Selbstverherrlichung unter Siebenten-Tags-Adventisten breitmacht. Wenn der menschliche Stolz nicht erniedrigt und Christus erhöht wird, werden wir als Volk uns in keiner besseren Lage befinden, Christum bei seinem zweiten Kommen zu empfangen, als ihn das jüdische Volk bei seinem ersten Kommen empfing. Z5.759.3 Teilen

760

Die Juden warteten auf den Messias. Aber er erschien nicht in der Art und Weise, wie sie es angekündigt hatten; und wäre er als der Verheißene angenommen worden, so wären ihre gelehrten Männer gezwungen gewesen anzuerkennen, dass sie sich geirrt hatten. Diese Leiter hatten sich von Gott getrennt. Satan wirkte auf ihre Gemüter ein und verleitete sie dazu, den Heiland zu verwerfen. Anstatt ihren Meinungsstolz aufzugeben, verschlossen sie lieber ihre Augen vor den Beweisen seines Messiasamtes. Sie verwarfen die Heilsbotschaft nicht nur selbst, sondern verhärteten auch die Herzen des Volkes gegen ihn. Ihre Geschichte sollte uns eine feierliche Warnung sein. Wir können niemals erwarten, dass Satan, wenn der Herr für sein Volk Licht hat, ruhig daneben steht und keine Anstrengung macht, es daran zu hindern, das Licht anzunehmen. Er wird an Gemütern arbeiten, Mißtrauen, Eifersucht und Unglauben zu hegen. Wir sollten uns davor hüten, das von Gott gesandte Licht zu verwerfen, weil es nicht auf eine uns gefällige Art und Weise kommt. Möge uns Gottes Segen nicht entzogen werden, weil wir die Zeit unserer Heimsuchung nicht erkennen. Wo jemand das Licht weder sieht noch annimmt, sollte er anderen nicht im Wege stehen. Möge von diesem hoch begünstigten Volk nicht gesagt werden, wie einst von den Juden, als ihnen die gute Nachricht vom Reich verkündigt wurde: „Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen.“ Matthäus 23,13. Z5.760.1 Teilen

Uns wird im Worte Gottes gesagt, dass jetzt die Zeit ist wie nie zuvor, in der wir nach Licht vom Himmel Ausschau halten können. Jetzt können wir eine Erquickung aus der Gegenwart des Herrn erwarten. Wir sollten auf die Bewegungen von Gottes Vorsehung achten, wie das Heer Israels auf „das Rauschen auf den Wipfeln der Maulbeerbäume“ (2.Samuel 5,24) wartete — auf das angegebene Signal, dass der Himmel für sie wirken würde. Z5.760.2 Teilen

Gott kann seinen Namen nicht durch sein Volk verherrlichen, während es sich auf Menschen verläßt und Fleisch zu seinem Arm macht. Ihr gegenwärtiger Zustand der Schwäche wird anhalten, bis Christus allein erhöht wird, bis sie mit Johannes dem Täufer aus demutsvollem und ehrfürchtigem Herzen sagen: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Johannes 3,30. Dem Volke Gottes soll ich sagen: „Erhöht den Mann von Golgatha! Der Mensch trete zurück, damit alle Denjenigen sehen, in dem ihre Hoffnung auf ewiges Heil gipfelt. Der Prophet Jesaja spricht: ?Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst.‘ Jesaja 9,5. Die Gemeinde und die Welt soll auf ihren Erlöser blicken. Jede Stimme soll mit Johannes verkündigen: ?Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!‘“ Johannes 1,29. Z5.760.3 Teilen

761

Nur der durstigen Seele steht die Quelle des lebendigen Wassers offen. Gott erklärt: „Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre.“ Jesaja 44,3. Nur Seelen, die ernstlich nach Licht suchen und freudig jeden Lichtstrahl göttlicher Erleuchtung aus seinem heiligen Wort annehmen, wird Licht geschenkt werden. Durch diese Seelen wird Gott auch jenes Licht und jene Macht offenbaren, welche die ganze Erde mit seiner Herrlichkeit erfüllen soll. Z5.761.1 Teilen

„Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, — durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat, da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht ... und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu, auf dass er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christo Jesu.“ Epheser 2,4-7. Z5.761.3 Teilen

762

Mit solchen Worten versuchte „der alte Paulus“, „ein Gefangener Jesu Christi“ aus seinem Gefängnis in Rom seinen Brüdern das schriftlich darzulegen, was er durch Worte nicht in seiner ganzen Fülle beschreiben konnte — „den unausforschlichen Reichtum Christi“ die Schätze der Gnade, die den gefallenen Menschenkindern bereitwillig angeboten werden. Der Erlösungsplan wurde durch ein Opfer, durch eine Gabe begründet. Der Apostel sagt: „Denn ihr wisset die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, dass, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet.“ 2.Korinther. 8,9. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“ Johannes 3,16. Christus hat „sich selbst für uns gegeben“, „auf dass er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit“. Titus 2,14. Der krönende Segen unserer Erlösung ist „die Gabe Gottes, das ewige Leben in Christo Jesu, unserm Herrn“. Römer 6,23. Z5.762.1 Teilen

„Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.“ 1.Korinther 2,9. Sicherlich kann niemand, der den Reichtum seiner Gnade betrachtet, es unterlassen, mit dem Apostel auszurufen: „Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ 2.Korinther 9,15. Z5.762.2 Teilen

Wie der Erlösungsplan mit einer Gabe beginnt und endet, so soll er auch weitergeführt werden. Derselbe Opfergeist, der uns die Erlösung erwarb, wird in den Herzen aller wohnen, die Teilhaber der himmlischen Gabe werden. Der Apostel Petrus sagt: „Und dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“ 1.Petrus 4,10. Als Jesus seine Jünger aussandte, sprach er zu ihnen: „Umsonst habt ihr‘s empfangen, umsonst gebt es auch.“ Matthäus 10,8. Ist jemand in völliger Übereinstimmung mit Christo, dann ist er weder selbstsüchtig noch verschlossen. Wer vom lebendigen Wasser trinkt, wird finden, dass es in ihm ein Brunnen des Wassers wird, „das in das ewige Leben quillt“. Johannes 4,14. Der in ihm wohnende Geist Christi gleicht einer Quelle, die in der Wüste hervorquillt und alle, die am Sterben sind, erquickt und begierig macht, von dem Lebenswasser zu trinken. Derselbe Geist der Liebe und Selbstaufopferung, der in Christo wohnte, trieb den Apostel Paulus zu seiner vielseitigen Arbeit. Er sagte: „Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Ungriechen, der Weisen und der Unweisen.“ Römer 1,14. „Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, unter den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi.“ Epheser 3,8. Z5.762.3 Teilen

763

Gott hat bestimmt, dass seine Gemeinde vor der Welt die Fülle und das volle Genüge widerstrahlen soll, die wir in ihm finden. Fortwährend empfangen wir Gottes Wohltaten, und dadurch, dass wir sie anderen mitteilen, sollen wir der Welt die Liebe und die Wohltätigkeit Christi darstellen. Jetzt, da der ganze Himmel in Bewegung ist und in jeden Winkel der Erde Boten sendet, um das Erlösungswerk fortzusetzen, soll die Gemeinde des lebendigen Gottes ebenfalls mit Christo zusammenwirken. Wir sind Glieder an seinem geistlichen Leibe. Er ist das Haupt und regiert alle Glieder des Leibes. In seiner unendlichen Gnade wirkt Jesus selbst an Menschenherzen und ruft eine so erstaunliche geistliche Umwandlung hervor, dass die Engel es voller Bewunderung und Freude sehen. Die gleiche selbstlose Liebe, die den Meister charakterisiert, wird im Charakter und im Leben seiner wahren Nachfolger in Erscheinung treten. Christus erwartet, dass Menschen seiner göttlichen Natur teilhaftig werden, solange sie in dieser Welt leben, und dass sie nicht allein seine Herrlichkeit zum Preise des Vaters widerspiegeln, sondern auch die Finsternis der Welt mit dem Glanz vom Himmel erleuchten. So werden sich die Worte Christi erfüllen: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Matthäus 5,14. Z5.763.1 Teilen

„Denn wir sind Gottes Mitarbeiter“, „Haushalter der mancherlei Gnade Gottes“. 1.Korinther 3,9; 1.Petrus 4,10. Die Erkenntnis der Gnade Gottes, die Wahrheiten seines Wortes, sowie auch die irdischen Güter — Zeit und Geld, Fähigkeiten und Einfluß — das alles hat Gott uns anvertraut, damit wir es zu seiner Ehre und zur Rettung von Menschen benutzen sollen. Nichts ist Gott, der unablässig den Menschen mit seinen Gaben segnet, so widerwärtig, als wenn der Mensch selbstsüchtig nach diesen Gaben greift, ohne dem Geber dafür etwas zurückzuerstatten. Jesus bereitet jetzt im Himmel die Wohnungen für jene vor, die ihn lieben — ja, weit mehr als Wohnungen, ein Reich, das uns gehören soll. Aber alle, die diese Segnungen ererben wollen, müssen zum Wohle anderer auch an der Selbstverleugnung und der Selbstaufopferung Christi teilhaben. Z5.763.2 Teilen

764

Noch nie war ernste und aufopfernde Arbeit im Werke Christi notwendiger als jetzt, wo die Prüfungszeit ihrem Ende schnell entgegengeht und der Welt die letzte Gnadenbotschaft gebracht werden soll. Mein Herz ist ergriffen, denn der Mazedonische Ruf ertönt aus allen Himmelsrichtungen, aus den Städten und Dörfern unseres eigenen Landes, von jenseits des Atlantik, vom Pazifik und von den Inseln des Meeres: „Komm herüber ... und hilf uns!“ Apostelgeschichte 16,9. Liebe Geschwister, wollt ihr auf diesen Ruf antworten? Wollt ihr sagen: „Wir wollen unser Bestes tun und euch Missionare und Geld schicken. Wir wollen uns selbst verleugnen in der Ausschmückung unserer Häuser und unserer Person wie auch in der Befriedigung unserer Esslust. Die uns anvertrauten Mittel wollen wir dem Werke Gottes geben und uns rückhaltlos seinem Werk weihen.“ Die Bedürfnisse des Werkes sind uns dargelegt worden; die leeren Kassen appellieren in rührendster Weise an unsere Hilfsbereitschaft. Ein Dollar ist heute von größerem Wert als zehn in der Zukunft. Z5.764.1 Teilen

Arbeitet, meine Brüder, arbeitet, solange ihr die Möglichkeit dazu habt, solange es Tag ist. Arbeitet, denn „es kommt die Nacht, da niemand wirken kann“. Ihr könnt unmöglich sagen, wie bald diese Nacht kommen kann. Heute habt ihr die Gelegenheit; nutzt sie. Wenn jemand nicht persönlich im Missionswerk arbeiten kann, dann kann er doch sparsam leben und von seinem Einkommen geben. So kann er es durch seine Mittel ermöglichen, Schriften und Bücher an Leute zu senden, die das Licht der Wahrheit nicht haben. Er kann mithelfen, die Unkosten von Missionsschülern zu decken, die sich auf die Missionstätigkeit vorbereiten. Legt jeden Dollar, den ihr einsparen könnt, auf der Bank des Himmels an. Z5.764.2 Teilen

765

„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Matthäus 6,19-21. Z5.765.1 Teilen

Dies sind Worte Jesu, der euch so sehr liebte, dass er sein eigenes Leben gab, damit ihr ein Heim in seinem Reiche haben mögt. Entehrt euren Herrn nicht, indem ihr sein klares Gebot mißachtet. Z5.765.2 Teilen

Gott fordert alle auf, die Ländereien oder Häuser besitzen, zu verkaufen und das Geld so anzulegen, dass es dem großen Mangel in den Missionsfeldern abhilft. Wenn sie einmal die echte Befriedigung erfahren haben, die einem solchen Handeln folgt, dann werden sie diesen Weg weitergehen und die Mittel, die der Herr ihnen anvertraut, werden ständig in sein Schatzhaus fließen, damit Seelen bekehrt werden. Diese Seelen werden ihrerseits dieselbe Selbstverleugnung, Sparsamkeit und Einfachheit um Christi willen an den Tag legen, so dass sie ebenfalls Gott ein Opfer darbringen können. Durch weise Anwendung solcher Mittel können wiederum andere Seelen bekehrt werden; auf diese Weise geht das Werk voran und ist ein Zeichen dafür, dass die Gaben Gottes geschätzt werden. Der Geber wird anerkannt und durch die Treue seiner Haushalter verherrlicht. Z5.765.3 Teilen

Wenn wir so dringend für das Werk Gottes um Hilfe bitten und auf die augenblicklichen geldlichen Bedürfnisse unserer Missionsfelder hinweisen, werden dadurch gewissenhafte Seelen, die der Wahrheit glauben, tief bewegt. Gleich der armen Witwe, die Christus lobte, weil sie ihre zwei Scherflein in den Gotteskasten legte, geben sie bei ihrer Armut bis an die Grenze des Möglichen. Oft versagen sie sich selbst das offensichtlich zum Leben Notwendige; auf der anderen Seite gibt es Männer und Frauen, die Häuser und Ländereien besitzen, aber an ihren irdischen Schätzen mit eigensüchtiger Zähigkeit hängen und nicht genügend Glauben an Gott und seine Botschaft haben, um ihre Mittel dem Werk zu geben. Diesen letzteren gelten insbesondere die Worte Christi: „Verkaufet, was ihr habt, und gebet Almosen.“ Lukas 12,33. Z5.765.4 Teilen

766

Arme Männer und Frauen haben an mich geschrieben und um Rat gebeten, ob sie ihre Heimstätten verkaufen und den Ertrag dem Werk zur Verfügung stellen sollen. Sie sagen, dass die Aufrufe um Mittel ihre Herzen bewegt und dass sie etwas für den Meister tun möchten, der für sie alles getan hat. Ich möchte ihnen antworten: „Es mag nicht eure Pflicht sein, gerade jetzt eure kleinen Anwesen zu verkaufen. Aber wendet euch selbst an den Herrn. Gewiß wird der Herr eure ernsten Gebete um Weisheit zur Erkenntnis eurer Pflicht erhören.“ Bäte man Gott mehr um himmlische Weisheit und suchte weniger Weisheit bei Menschen, dann schenkte Gott weit größeres Licht vom Himmel, und Gott segnete den demütigen Beter. Aber wem Gott Güter anvertraut hat, wer Land oder Häuser besitzt, dem kann ich sagen: „Fangt an zu verkaufen, und gebt Almosen. Zögert nicht. Gott erwartet mehr von euch, als ihr bisher zu tun bereit wart.“ Euch, die ihr Mittel habt, bitten wir, unter ernstem Gebet zu fragen: Wie weit erstreckt sich die Forderung Gottes auf mich und auf mein Eigentum? Es gibt Arbeit, die heute geleistet werden muss, um ein Volk vorzubereiten, damit es am Tage des Herrn bestehen kann. Dem Werk müssen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um Menschen zu retten, die ihrerseits wieder für andere arbeiten können. Seid pünktlich darin, Gott das Seine zu geben. Einer der Gründe, dass es so sehr am Geiste Gottes mangelt, liegt darin, dass so viele Gott berauben. Z5.766.1 Teilen

Die Erfahrung der Gemeinden in Mazedonien, wie Paulus sie beschreibt, enthält eine Lehre für uns. Er sagt, dass sie zuerst sich selbst dem Herrn ergaben. 2.Korinther 8,5. Dann waren sie eifrig, auch ihre Mittel für Christum zu geben. „Denn ihre Freude war überschwenglich, da sie durch viel Trübsal bewährt wurden; und wiewohl sie sehr arm sind, haben sie doch reichlich gegeben in aller Einfalt. Denn nach allem Vermögen [das bezeuge ich] und über Vermögen waren sie willig und baten uns mit vielem Zureden, dass wir aufnähmen die Wohltat.“ 2.Korinther 8,2-4. Z5.766.2 Teilen

767

Paulus setzt für das Geben zum Werke Gottes eine Regel fest und sagt uns, zu welchem Ergebnis es sowohl für uns selbst wie für Gott führen wird. „Ein jeglicher nach seiner Willkür, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ „Ich meine aber das: Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ „Gott aber kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken. ... Der aber Samen reicht dem Säemann, der wird auch das Brot reichen zur Speise und wird vermehren euren Samen und wachsen lassen das Gewächs eurer Gerechtigkeit, dass ihr reich seid in allen Dingen mit aller Einfalt, welche wirkt durch uns Danksagung Gott.“ 2.Korinther 9,6-11. Z5.767.1 Teilen

Wir dürfen nicht meinen, dass wir etwas tun oder geben können, um uns die Gunst Gottes zu erkaufen. Der Apostel spricht: „Was hast du aber, das du nicht empfangen hast? So du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn, als ob du es nicht empfangen hättest?“ 1.Korinther 4,7. Als David und das Volk Israel das für den Tempelbau vorbereitete Material zusammenbrachten und der König den Schatz den Fürsten der Gemeinde übergab, freute er sich und dankte Gott mit Worten, die immer in den Herzen von Gotteskindern wohnen sollten. „Und [David] lobte den Herrn und sprach vor der ganzen Gemeinde: Gelobet seist du, Herr, Gott Israels, unsers Vaters, ewiglich. Dir, Herr, gebührt die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, ist dein. ... In deiner Hand steht es, jedermann groß und stark zu machen. Nun, unser Gott, wir danken dir und rühmen den Namen deiner Herrlichkeit. Denn was bin ich? Was ist mein Volk, dass wir sollten vermögen, freiwillig so viel zu geben? Denn von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir‘s gegeben. Denn wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsre Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten, und ist kein Aufhalten. Herr, unser Gott, aller dieser Haufe, den wir zugerichtet haben, dir ein Haus zu bauen, deinem heiligen Namen, ist von deiner Hand kommen und ist alles dein. Ich weiß, mein Gott, dass du das Herz prüfest, und Aufrichtigkeit ist dir angenehm. Darum habe ich dies alles aus aufrichtigem Herzen freiwillig gegeben und habe jetzt mit Freuden gesehen dein Volk, das hier vorhanden ist, dass es dir freiwillig gegeben hat.“ 1.Chronik 29,10-17. Z5.767.2 Teilen

768

Es war Gott, der sein Volk mit den Reichtümern der Erde ausgestattet hatte, und sein Geist hatte die Israeliten willig gemacht, ihre Schätze für den Tempel darzubringen. Alles war von dem Herrn gekommen; hätte seine göttliche Kraft nicht die Herzen des Volkes bewegt, dann wäre das Bemühen des Königs vergeblich gewesen, und der Tempel wäre nie errichtet worden. Z5.768.1 Teilen

Alles, was Menschen aus der Fülle Gottes empfangen, bleibt das Eigentum Gottes. Was immer an wertvollen und schönen Gütern der Erde uns anvertraut ist, ist uns in die Hände gegeben, um uns zu prüfen, um zu erfahren, wie tief unsere Liebe zu ihm ist und ob wir seine Gunst schätzen. Ob es materielle oder geistige Güter sind, wir sollen sie willig als Opfer Jesu zu Füßen legen. Z5.768.2 Teilen

Niemand von uns kann den Segen Gottes entbehren, aber wenn Gott es wollte, könnte er sein Werk ohne menschliche Unterstützung verrichten. Doch er hat jedermann sein Werk gegeben und vertraut Menschen als seinen Haushaltern materielle oder geistige Güter an. Was immer wir Gott geben, wird durch seine Gnade und Güte uns als seinen treuen Haushaltern zugerechnet. Aber wir sollen uns immer vor Augen halten, dass dieses Werk nicht auf menschlichen Leistungen aufgebaut ist. Wie groß auch die Fähigkeit eines Menschen sein mag, besitzt er dennoch nichts, was Gott ihm nicht gegeben hat und was er ihm nicht wieder entziehen kann, wenn solche kostbaren Beweise seiner Gunst nicht geschätzt oder richtig angewandt werden. Die Engel Gottes, deren Begriffsvermögen nicht durch die Sünde getrübt ist, erkennen, dass uns die Gaben des Himmels zu dem Zweck verliehen wurden, dass sie dem großen Geber zur Mehrung seines Ruhmes zurückerstattet werden. Mit der Oberherrschaft Gottes ist das Wohlergehen des Menschen aufs engste verbunden. Die Herrlichkeit Gottes gereicht all seinen Geschöpfen zur Freude und zum Segen. Suchen wir die Ehre Gottes zu fördern, dann trachten wir nach dem höchsten Gut, das wir überhaupt erlangen können. Brüder und Schwestern in Christo, Gott fordert euch auf, dass ihr jede Fähigkeit und jede von ihm empfangene Gabe seinem Dienste weiht. Er möchte, dass ihr mit David sprecht: „Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir‘s gegeben.“ Z5.768.3 Teilen

769

Der Heiland sprach: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ Johannes 17,3. Und durch den Propheten erklärt Gott: „Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums; sondern wer sich rühmen will, der rühme sich des, dass er mich wisse und kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr.“ Jeremia 9,22.23. Z5.769.1 Teilen

Kein Mensch kann ohne göttliche Hilfe diese Erkenntnis Gottes erlangen. Der Apostel sagt, dass „die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte“. 1.Korinther 1,21. Christus war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; und die Welt kannte ihn nicht. Johannes 1,10. Jesus erklärte seinen Jüngern: „Niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.“ Matthäus 11,27. Ehe der Heiland in den Schatten von Gethsemane trat, hob er in jenem letzten Gebet für seine Nachfolger seine Augen gen Himmel, und voller Mitleid mit der Unwissenheit des gefallenen Menschen sagte er: „Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich.“ „Ich habe deinen Namen offenbart den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast.“ Johannes 17,25.6. Z5.769.2 Teilen

Von Anbeginn war es Satans wohlüberlegter Plan, die Menschen zu veranlassen, Gott zu vergessen, um sie für sich zu sichern. Darum war er bemüht, den Charakter Gottes falsch darzustellen und die Menschen zu einer verkehrten Vorstellung von Gott zu führen. Er hat ihnen den Schöpfer so hingestellt, als habe er die Eigenschaften des Fürsten der Finsternis, als sei er willkürlich, streng und unversöhnlich, um die Menschen zur Furcht, zur Angst und sogar zum Haß gegen Gott zu bewegen. Satan hoffte, die von ihm Betrogenen so zu verwirren, dass sie Gott aus ihrem Bewußtsein auslöschten. Dann wollte er im Menschen das Bild Gottes zerstören und der Seele sein eigenes Bild aufprägen. Er wollte die Menschen mit seinem eigenen Geist erfüllen und sie zu Sklaven seines Willens machen. Z5.769.3 Teilen

770

Dadurch, dass Satan den Charakter Gottes entstellte und Mißtrauen gegen ihn weckte, verführte er Eva zur Sünde. Durch die Sünde wurde das Denken unserer Stammeseltern getrübt, ihre Natur herabgewürdigt und ihre Vorstellung von Gott durch ihre eigene Engherzigkeit und Selbstsucht geprägt. Und als die Menschen immer dreister sündigten, schwand in ihrem Denken und Fühlen die Kenntnis von Gott und die Liebe zu ihm immer mehr. „Dieweil sie wußten, dass ein Gott ist, und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott“, sind sie „in ihrem Dichten eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“. Römer 1,21. Z5.770.1 Teilen

Zeitweilig schien es, als ob Satans Kampf um die Herrschaft über die menschliche Familie von Erfolg gekrönt sei. In den Jahrhunderten vor dem ersten Kommen Christi schien die Welt fast gänzlich unter der Herrschaft des Fürsten der Finsternis zu stehen. Mit schrecklicher Gewalt übte er seine Herrschaft aus, als wären durch die Sünde unserer ersten Eltern die Reiche der Welt sein rechtmäßiges Eigentum geworden. Selbst das Bundesvolk, das Gott erwählt hatte, um in der Welt die Erkenntnis von ihm wachzuhalten, war so weit von ihm abgewichen, dass es jede wahre Vorstellung von seinem Charakter verloren hatte. Z5.770.2 Teilen

Christus kam, um der Welt Gott als einen Gott der Liebe, der Gnade, der Güte und der Barmherzigkeit zu offenbaren. Die dichte Finsternis, mit der Satan den Thron der Gottheit zu umgeben suchte, wurde durch den Erlöser der Welt vertrieben, und der Vater wurde den Menschen wieder als das Licht des Lebens dargestellt. Z5.770.3 Teilen

771

Als Philippus mit der Bitte zu Jesus kam: „Herr, zeige uns den Vater, so genügt uns“, gab der Heiland ihm die Antwort: „So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater?“ Johannes 14,8. Christus erklärte von sich, dass er in die Welt gesandt sei, um den Vater darzustellen. Im Adel seines Wesens, in seiner Gnade und seinem zärtlichen Mitgefühl, in seiner Liebe und Güte steht er als die Verkörperung göttlicher Vollkommenheit und als das Ebenbild des unsichtbaren Gottes vor uns. Z5.771.1 Teilen

Der Apostel sagt: „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber“. 2.Korinther 5,19. Nur wenn wir über den großen Erlösungsplan nachsinnen, können wir zu einem richtigen Verständnis des Charakters Gottes kommen. Das Werk der Schöpfung war eine Offenbarung seiner Liebe; aber erst die Gabe Gottes zur Rettung der schuldigen und verlorenen Menschheit enthüllt die unendliche Tiefe göttlicher Zärtlichkeit und göttlichen Erbarmens. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3,16. Obwohl das Gesetz Gottes beibehalten und seine Gerechtigkeit als verbindlich anerkannt wird, kann der Sünder Vergebung finden. Die wertvollste Gabe, die der Himmel besaß, ist dargebracht worden, auf dass Gott „allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesum.“ Römer 3,26. Durch diese Gabe werden Menschen aus dem Verderben und der Entwürdigung der Sünde emporgezogen, um Kinder Gottes zu werden. Paulus sagt: „Ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!“ Römer 8,15. Z5.771.2 Teilen

Geschwister, mit dem geliebten Johannes rufe ich euch zu: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen!“ Johannes 3,1. Welche Liebe, welche unvergleichliche Liebe, dass wir, obwohl wir Sünder und Entfremdete sind, zu Gott zurückgeführt und in seine Familie aufgenommen werden können! Als Zeichen unserer Liebe zu ihm und als Ausdruck seiner engen Bindung an uns und seiner Verwandtschaft mit uns dürfen wir ihn liebevoll mit „Unser Vater“ anreden. Und wenn der Sohn Gottes auf die Erben der Gnade schaut, „schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu heißen“. Hebräer 2,11. Ihr Verhältnis zu Gott ist geheiligter als das der Engel, die nie gefallen sind. Z5.771.3 Teilen

772

Alle väterliche Liebe, die von Generation zu Generation durch Menschenherzen geflossen ist, alle Quellen der Zärtlichkeit, die in Menschenseelen aufgebrochen sind, sind im Vergleich mit der unendlichen und unerschöpflichen Liebe Gottes nichts anderes als ein kleines Rinnsal gegenüber dem unermeßlichen Ozean. Die Zunge vermag diese Liebe nicht auszudrücken, die Feder sie nicht zu beschreiben. Ihr könnt alle Tage eures Lebens darüber nachsinnen; ihr könnt fleißig die Schrift erforschen, um sie zu begreifen; ihr mögt alle euch von Gott verliehenen Kräfte und Fähigkeiten aufbieten und euch bemühen, die Liebe und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters zu fassen: dennoch bleibt unendlich viel unverstanden. Ihr mögt über diese Liebe ein Menschenalter nachdenken und werdet doch niemals die Länge und Breite, die Tiefe und Höhe der Liebe Gottes völlig verstehen, die den Sohn dahingab, damit er für die Welt sterbe. Selbst die Ewigkeit wird sie nie ganz erschließen. Wenn wir jedoch in der Bibel forschen und über das Leben Christi und den Erlösungsplan nachdenken, werden diese großen Themen unserem Verständnis immer klarer werden. Dann werden wir den Segen erfahren können, den Paulus der Gemeinde zu Ephesus wünschte, als er betete: „Der Gott unsers Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu seiner selbst Erkenntnis und erleuchtete Augen eures Verständnisses, dass ihr erkennen möget, welche da sei die Hoffnung eurer Berufung, und welcher sei der Reichtum seines herrlichen Erbes bei seinen Heiligen, und welche da sei die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben.“ Epheser 1,17-19. Z5.772.1 Teilen

Satan sinnt fortwährend darüber nach, wie er das Denken der Menschen mit solchen Dingen beschäftigen kann, die sie daran hindern, zur Erkenntnis Gottes zu gelangen. Er sucht, sie bei solchen Dingen verweilen zu lassen, die das Verständnis verfinstern und die Seele entmutigen. Wir leben in einer Welt der Sünde und Verdorbenheit und sind Einflüssen ausgesetzt, die die Nachfolger Christi verlocken oder verzagt machen können. Der Heiland spricht: „Dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.“ Matthäus 24,12. Viele richten ihren Blick auf die erschreckende Gottlosigkeit, die überall herrscht, auf den Abfall und die Schwachheit auf jedem Gebiet. Sie reden davon, bis ihre Herzen von Trauer und Zweifel erfüllt sind. Sie verweilen zu sehr bei dem meisterhaften Wirken des Erzbetrügers und zu lange bei den entmutigenden Erfahrungen ihres Lebens, während sie die Macht des himmlischen Vaters und seine unendliche Liebe aus den Augen zu verlieren scheinen. Gerade das ist das Ziel Satans. Es ist ein Fehler, wenn wir uns den Feind der Gerechtigkeit mit solcher Macht ausgerüstet denken und so wenig bei der Liebe Gottes und seiner Macht verweilen. Von der Kraft Christi müssen wir sprechen. Wir selbst sind völlig machtlos, uns dem Griff Satans zu entwinden; aber Gott hat einen Weg des Entrinnens vorgesehen. Der Sohn des Allerhöchsten ist stark genug, für uns zu kämpfen, und „in dem allen überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat.“ Römer 8,37. Z5.772.2 Teilen

773

Das unablässige Grübeln über unsere Schwäche und unsere Fehltritte, aber auch die Klage über die Macht Satans, gibt keine geistliche Kraft. Diese große Wahrheit muss als lebendiger Grundsatz in unseren Herzen leben — das für uns dargebrachte Opfer ist wirksam: Gott kann retten und rettet immerdar jeden, der zu ihm kommt und dabei die in seinem Wort niedergelegten Bedingungen erfüllt. Es ist unsere Aufgabe, unseren Willen dem Willen Gottes anzugleichen. Dann werden wir durch das Blut der Versöhnung der göttlichen Natur teilhaftig. In Christo sind wir Kinder Gottes und haben die Zusicherung, dass Gott uns so liebhat wie seinen eigenen Sohn. Wir sind eins mit Jesu. Wir gehen den Weg, den Christus uns führt. Er hat die Macht, die dunklen Schatten zu vertreiben, die Satan auf unseren Pfad wirft. Dann scheint statt der Finsternis und der Mutlosigkeit der Sonnenschein seiner Herrlichkeit in unsere Herzen hinein. Z5.773.1 Teilen

774

Unsere Hoffnung bedarf der beständigen Stärkung durch die Erkenntnis, dass Christus unsere Gerechtigkeit ist. Laßt unseren Glauben auf diesem Fundament ruhen, denn es wird ewig standhalten. Anstatt bei der Finsternis Satans zu verweilen und seine Macht zu fürchten, sollten wir unsere Herzen öffnen, um von Christo Licht zu empfangen und es in die Welt hinausstrahlen zu lassen. Wir sollten verkünden, dass er stärker ist als alle Macht Satans und dass sein mächtiger Arm alle tragen wird, die ihm vertrauen. Z5.774.1 Teilen

Jesus sagte: „Er selbst, der Vater, hat euch lieb.“ Johannes 16,27. Wenn unser Glaube durch Christum auf Gott gerichtet ist, wird er sich erweisen als ein sicherer und fester „Anker unsrer Seele, der auch hineingeht in das Inwendige des Vorhangs, dahin der Vorläufer für uns eingegangen“ ist. Hebräer 6,19.20. Es ist wahr, dass Enttäuschungen eintreten werden. Wir müssen Trübsal erwarten. Wir dürfen aber alles, ob groß oder klein, in Gottes Hände legen. Er wird durch die Vielfalt unserer Kümmernisse nicht ratlos, noch durch das Gewicht unserer Lasten überwältigt. Seine Fürsorge erstreckt sich auf jeden Haushalt und umfaßt jeden einzelnen Menschen. An allen unseren Angelegenheiten und Sorgen nimmt er Anteil. Er bemerkt jede Träne. Er hat Mitleid mit unseren Schwächen. Alle Anfechtungen und Prüfungen, die uns hier begegnen, läßt er zu, um das Ziel seiner Liebe mit uns zu erreichen, „auf dass wir seine Heiligung erlangen“ (Hebräer 12,10) und so an der Fülle der Freuden in seiner Gegenwart teilhaben. Z5.774.2 Teilen

„Bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.“ 2.Korinther 4,4. Doch die Bibel weist mit stärksten Ausdrükken darauf hin, wie wichtig es ist, Gotteserkenntnis zu erlangen. Petrus sagt: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unsers Herrn! Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, uns geschenkt ist durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend.“ 2.Petrus 1,2.3. Und die Schrift gebietet uns: „Befreunde dich doch mit ihm und halte Frieden.“ Hiob 22,21 (Zürcher). Z5.774.3 Teilen

775

Gott hat uns geboten: „Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig.“ 1.Petrus 1,16. Und ein inspirierter Apostel erklärt, dass ohne Heiligung „wird niemand den Herrn sehen“. Hebräer 12,14. Heiligkeit ist Übereinstimmung mit Gott. Durch die Sünde ist das Bild Gottes im Menschen entstellt und beinahe ausgelöscht worden. Es ist das Werk des Evangeliums, das Verlorene wiederherzustellen, und wir sollen hierin mit dem göttlichen Bemühen zusammenwirken. Und wie können wir mit Gott in Harmonie kommen und ihm ähnlich werden, wenn wir ihn nicht kennen? Christus kam in die Welt, um uns diese Erkenntnis zu vermitteln. Z5.775.1 Teilen

Die dürftigen Vorstellungen, die viele über den erhabenen Charakter und Dienst Jesu haben, beengen sie in ihrer religiösen Erfahrung und hindern sie, im göttlichen Leben Fortschritte zu machen. Die persönliche Religion ist unter uns als Volk auf einem Tiefstand angelangt. Es herrscht viel Förmlichkeit, viel Gewohnheitsmäßiges und Lippendienst. Es muss aber mehr Tiefe und Festigkeit in unsere religiöse Erfahrung kommen. Mit allen uns zu Gebote stehenden Hilfsmitteln, mit unsern Verlagshäusern, unsern Schulen, unsern Heilanstalten und vielen, vielen anderen Vorteilen, sollten wir weit mehr erreicht haben, als es jetzt der Fall ist. Es ist die Aufgabe des Christen, Christum in diesem Leben der Welt darzustellen und durch Leben und Charakter den segensreichen Jesum zu offenbaren. Wenn Gott uns Licht gegeben hat, dann soll es dazu dienen, dass wir es anderen mitteilen. Aber im Verhältnis zu dem erhaltenen Licht und den uns geschenkten Gelegenheiten und Vorzügen, die Herzen der Menschen zu erreichen, sind die Erfolge unserer Arbeit bisher bei weitem zu gering gewesen. Gott wünscht, dass die Wahrheit, die er uns erkennen ließ, mehr Frucht bringt als bisher. Sind wir jedoch voller Trübsinn und Traurigkeit und haben unser Denken nur auf die uns umgebende Finsternis und das Böse gerichtet, wie können wir dann der Welt Christum darstellen? Wie kann unser Zeugnis die Kraft haben, Seelen zu gewinnen? Wir müssen Gott und die Macht seiner Liebe, wie sie sich in Christo offenbart, aus eigener Erfahrung kennen. Wir müssen fleißig und unter Gebet in der Heiligen Schrift suchen. Unser Verständnis muss durch den Heiligen Geist geweckt und unsere Herzen müssen im Glauben, in Hoffnung und unablässigem Lobpreis zu Gott emporgehoben werden. Z5.775.2 Teilen

776

Durch die Verdienste Christi und durch seine Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben zugerechnet wird, erlangen wir die Vollkommenheit eines christlichen Charakters. Unsere tägliche und stündliche Aufgabe ist in den Worten des Apostels ausgedrückt: „Aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Hebräer 12,2. Tun wir das, dann wird unser Verständnis klarer, unser Glaube fester und unsere Hoffnung stärker werden. Wir sind dann so erfüllt von der Betrachtung seiner Reinheit und Lieblichkeit sowie seines Opfers, das er dargebracht hat, um uns in Übereinstimmung mit Gott zu bringen, dass wir keine Neigung verspüren, von Zweifeln und Entmutigungen zu reden. Z5.776.1 Teilen

Die Offenbarung der Liebe, Gnade und Güte Gottes und das Wirken des Heiligen Geistes, unsere Herzen zu erleuchten und zu erneuern, bringt uns durch den Glauben in eine enge Gemeinschaft mit Christo, so dass wir einen klaren Begriff von seinem Charakter bekommen und die meisterhaften Täuschungen Satans zu erkennen vermögen. Wenn wir auf Jesum blicken und auf seine Verdienste vertrauen, werden wir uns die Segnungen des Lichtes, des Friedens und der Freude in dem Heiligen Geist aneignen. Im Hinblick auf die großen Dinge, die Christus für uns getan hat, sind wir bereit auszurufen: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen!“ 1.Johannes 3,1. Z5.776.2 Teilen

Liebe Geschwister, durch Anschauen werden wir umgewandelt. Dadurch, dass wir bei der Liebe Gottes und unseres Heilandes verweilen, dass wir die Vollkommenheit des göttlichen Charakters betrachten und durch den Glauben die Gerechtigkeit Christi für uns in Anspruch nehmen, sollen wir in das gleiche Bild umgeformt werden. Laßt uns darum nicht all die unerfreulichen Bilder sammeln — die Ungerechtigkeit, die Verderbnis, die Enttäuschungen, die Beweise der Macht Satans — um sie in unserem Gedächtnis zur Erinnerung aufzubewahren und darüber zu sprechen und zu jammern, bis wir völlig entmutigt sind. Eine entmutigte Seele ist verfinstert. Sie ist nicht nur selbst unfähig, Licht von Gott aufzunehmen, sondern hält es auch von anderen fern. Satan sieht die Wirkung nur zu gern, die von solchen Bildern seines Triumphes ausgeht, durch die er dem Menschen den Glauben und die Zuversicht raubt. Z5.776.3 Teilen

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Es gibt, Gott sei Dank dafür, hellere und freundlichere Bilder, die der Herr uns schauen läßt. Laßt uns die gesegneten Verheißungen seiner Liebe als kostbare Schätze zusammenstellen, um sie unaufhörlich betrachten zu können. Der Sohn Gottes, der des Vaters Thron verläßt und seine Göttlichkeit mit der Menschlichkeit umkleidet, um Menschen aus der Gewalt Satans zu befreien, sein um unseretwillen errungener Sieg, der den Menschen den Himmel aufschließt und ihrer Sicht die Herrlichkeit Gottes enthüllt, die gefallenen Menschen, die aus der Grube des Verderbens, in die sie durch die Sünde gestürzt wurden, herausgezogen und wieder in die Gemeinschaft mit dem unendlichen Gott gebracht werden, die durch den Glauben an unseren Erlöser die göttliche Prüfung bestehen und schließlich, mit der Gerechtigkeit Christi bekleidet, zu seinem Thron erhoben werden — dies alles sind Bilder, durch die Gott unser Inneres beglücken will. Und wenn wir „nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare“, werden wir selbst die Erfahrung machen, dass „unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit.“ 2.Korinther 4,18.17. Z5.777.1 Teilen

Im Himmel ist Gott alles in allem. Dort herrscht vollendete Heiligkeit, nichts stört die vollkommene Gemeinschaft mit Gott. Wenn wir wirklich auf dem Wege dorthin sind, dann wird hier bereits der Geist des Himmels in unseren Herzen wohnen. Doch wenn wir jetzt an der Betrachtung himmlischer Dinge keine Freude finden; wenn wir kein Interesse daran haben, die Erkenntnis Gottes zu suchen, und keine Freude daran, den Charakter Christi zu schauen; wenn Heiligkeit für uns nichts Anziehendes hat — dann können wir sicher sein, dass unsere Hoffnung auf den Himmel umsonst ist. Vollkommene Übereinstimmung mit dem Willen Gottes soll als hohes Ziel dem Christen unablässig vorschweben. Er wird gern von Gott und von Jesu reden, von der Heimat der Wonne und Reinheit, die Christus denen bereitet hat, die ihn liebhaben. Das Betrachten dieser Themen, wenn die Seele sich an den gesegneten Zusicherungen Gottes erfreut, bezeichnet der Apostel als ein Schmecken „der Kräfte der zukünftigen Welt“. Hebräer 6,5. Z5.777.2 Teilen

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Wir stehen unmittelbar vor der letzten Schlacht in dem großen Kampf, in dem Satan „mit allerlei lügenhaftigen Kräften und Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit“ (2.Thessalonicher 2,9.10) alles aufbieten wird, den Charakter Gottes zu entstellen und, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten zu verführen. Markus 13,22. Wenn je ein Volk einer ständig wachsenden Erleuchtung vom Himmel bedurfte, dann ist es das Volk, das Gott in dieser gefahrvollen Zeit berufen hat, Hüter seines heiligen Gesetzes zu sein und seinen Charakter vor der Welt zu verteidigen. Diejenigen, denen Gott ein so heiliges Vermächtnis anvertraut hat, müssen durch die Wahrheiten, an die sie glauben, vom Geist Gottes durchdrungen, veredelt und belebt werden. Noch nie war es nötiger und niemals wünschte der Herr es mehr, dass die Gemeinde die Erfahrung machen sollte, die in dem Brief des Paulus an die (Kolosser 1,9-11) beschrieben wird: Wir hören „nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verständnis, dass ihr wandelt würdig dem Herrn zu allem Gefallen und fruchtbar seid in allen guten Werken und wachset in der Erkenntnis Gottes.“ Z5.778.1 Teilen

Die Vereinigung der göttlichen mit der menschlichen Natur ist eine der köstlichsten und geheimnisvollsten Wahrheiten des Erlösungsplanes. Davon spricht Paulus, wenn er sagt: „Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis: Gott ist offenbart im Fleisch.“ 1.Timotheus 3,16. Z5.778.2 Teilen

Diese Wahrheit ist für viele eine Ursache zum Zweifel und zum Unglauben geworden. Als Christus, der Sohn Gottes und zugleich der Menschensohn, in die Welt kam, wurde er von dem Volk seiner Zeit nicht verstanden. Christus ließ sich herab und nahm die menschliche Natur an, um gefallene Menschen zu erreichen und emporzuheben. Doch die Gemüter der Menschen waren durch die Sünde verfinstert, ihre Fähigkeiten gelähmt und ihr Auffassungsvermögen abgestumpft, so dass sie unter dem Gewand der Menschlichkeit seinen göttlichen Charakter nicht erkennen konnten. Ihr Mangel an Verständnis hinderte das Werk, das er für sie vollbringen wollte. Um seinen Lehren Nachdruck zu verleihen, war es oft notwendig, dass er seine Stellung erklären und verteidigen musste. Indem er auf das Geheimnisvolle und Göttliche seines Charakters hinwies, suchte er ihre Gedanken auf eine Bahn zu leiten, die der umgestaltenden Kraft der Wahrheit dienlich war. Um göttliche Wahrheiten zu illustrieren, benutzte er Dinge aus der Natur, mit denen sie vertraut waren. So musste der Herzensboden vorbereitet werden, um guten Samen zu empfangen. Jesus ließ seine Zuhörer fühlen, dass seine Interessen dieselben waren wie ihre und dass sein Herz ihre Freuden und ihren Kummer mitempfand. Gleichzeitig sahen sie in ihm eine Hoheit und Kraft, welche die ihrer am meisten geehrten Rabbiner weit übertraf. Die Lehren Christi zeichneten sich durch eine ihnen bis dahin unbekannte Einfachheit, Würde und Kraft aus. Unwillkürlich riefen sie aus: „Es hat nie ein Mensch also geredet wie dieser Mensch.“ Johannes 7,46. Das Volk lauschte ihm gern, aber die Priester und Machthaber, selbst ihrem Amt als Hüter der Wahrheit untreu, haßten Christum um der von ihm geoffenbarten Gnade willen, welche die Menge von ihnen wegzog und sie dem Licht des Lebens folgen ließ. Ihr Einfluß hinderte die jüdische Nation daran, den göttlichen Charakter des Erlösers zu erkennen, so dass sie ihn verwarf. Z5.778.3 Teilen

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Die Vereinigung des Göttlichen mit dem Menschlichen, die sich in Christo offenbart, findet sich auch in der Bibel. Die in ihr offenbarten Wahrheiten sind alle „von Gott eingegeben“. 2.Timotheus 3,16. Und doch sind sie in menschlichen Worten ausgedrückt und menschlichen Bedürfnissen angepaßt. So kann vom Buche Gottes das gleiche gesagt werden wie von Christo: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Johannes 1,14. Diese Tatsache, weit davon entfernt, ein Argument gegen die Bibel zu sein, sollte unseren Glauben an die Bibel als das Wort Gottes stärken. Wer sich über die Inspiration der Schrift so äußert, dass er einige Teile als göttlich annimmt, während er andere als menschlich zurückweist, übersieht die Tatsache, dass Christus, der Göttliche, unsere menschliche Natur annahm, um die Menschheit zu erreichen. In Gottes Wirken zur Erlösung des Menschen verbindet sich Göttliches mit dem Menschlichen. Z5.779.1 Teilen

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Es gibt viele Schriftabschnitte, die von zweifelnden Kritikern als nicht von Gott eingegeben bezeichnet wurden, die aber in Wirklichkeit, dem Bedürfnis des Menschen fein angepaßt, Gottes eigene Botschaften zum Trost seiner auf ihn trauenden Kinder sind. Eine gute Illustration hierzu findet sich in der Geschichte des Apostels Petrus. Er war im Gefängnis und erwartete, am nächsten Tage hingerichtet zu werden. „In derselben Nacht schlief Petrus zwischen zwei Kriegsknechten, gebunden mit zwei Ketten, und die Hüter vor der Tür hüteten das Gefängnis. Und siehe, der Engel des Herrn kam daher, und ein Licht schien in dem Gemach; und er schlug Petrus an die Seite und weckte ihn und sprach: Stehe behende auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen.“ Apostelgeschichte 12,6.7. Der so plötzlich erwachende Petrus war erstaunt über die Helligkeit, die seinen Kerker durchflutete, und über die himmlische Schönheit des Boten vom Himmel. Er verstand nicht, was das bedeuten sollte, aber er wußte, dass er nun frei war. In seiner Verwirrung und Freude wäre er ohne Schutz gegen die kalte Nachtluft aus dem Gefängnis fortgeeilt. Der Engel Gottes sah das alles und sagte in zärtlicher Sorge um das Wohl des Apostels: „Gürte dich und tu deine Schuhe an!“ Apostelgeschichte 12,8. Petrus gehorchte mechanisch, war jedoch von der Offenbarung der himmlischen Herrlichkeit so benommen, dass er nicht daran dachte, seinen Mantel zu nehmen. Darauf gebot der Engel ihm: „Wirf deinen Mantel um dich und folge mir nach! Und er ging hinaus und folgte ihm und wußte nicht, dass ihm wahrhaftig solches geschähe durch den Engel; sondern es deuchte ihn, er sähe ein Gesicht. Sie gingen aber durch die erste und andere Hut und kamen zu der eisernen Tür, welche zur Stadt führt; die tat sich ihnen von selber auf. Und sie traten hinaus und gingen hin eine Gasse lang; und alsobald schied der Engel von ihm.“ Apostelgeschichte 12,8-10. Der Apostel befand sich allein in den Straßen Jerusalems. „Und da Petrus zu sich selber kam, sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig“ — es war kein Traum oder Gesicht, sondern Wirklichkeit —, „dass der Herr seinen Engel gesandt und mich errettet aus der Hand des Herodes und von allem Warten des jüdischen Volks.“ Apostelgeschichte 12,11. Z5.780.1 Teilen

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Zweifler mögen den Gedanken lächerlich finden, dass ein herrlicher Engel vom Himmel auf so gewöhnliche Dinge wie diese einfachen menschlichen Bedürfnisse achthaben sollte, und darum die göttliche Eingebung dieser Erzählung in Frage stellen. Aber durch die Weisheit Gottes ist dies in der heiligen Geschichte berichtet, nicht zum Wohle von Engeln, sondern zum Wohle von Menschen, damit sie in der Gewißheit, dass der Herr alles weiß, Trost finden mögen, wenn sie in schwierige Lagen geraten sollten. Jesus erklärte seinen Jüngern, dass nicht ein Sperling zur Erde fällt, ohne dass unser himmlischer Vater es wahrnimmt. Wenn nun Gott auf die Bedürfnisse aller kleinen Vögel in der Luft achthat, wie viel mehr wird er für die sorgen, die Untertanen seines Reiches und durch den Glauben an ihn Erben der Unsterblichkeit werden können! O wenn doch der menschliche Geist den Erlösungsplan verstehen wollte — soweit begrenzte Gemüter ihn zu fassen vermögen —, dass Jesus die menschliche Natur annahm und was er durch diese wunderbare Herablassung für uns vollbracht hat, dann würden die Herzen der Menschen von Dankbarkeit für Gottes große Liebe überfließen und in Demut die göttliche Weisheit anbeten, die das Geheimnis der Gnade ersann! Z5.781.1 Teilen

Unter schwierigen und entmutigenden Umständen wurde Jesaja schon als junger Mann zum Prophetenamt berufen. Unglück drohte seinem Land. Durch ihre Übertretung seines Gesetzes hatte das Volk von Juda den Schutz Gottes verwirkt, und die assyrischen Heere waren im Begriff, gegen das Königreich Juda vorzugehen. Doch die von den Feinden drohende Gefahr war nicht der schwerste Kummer; die Verdorbenheit des Volkes bereitete dem Diener des Herrn tiefste Niedergeschlagenheit. Durch Abfall und Rebellion forderte das Volk die Gerichte Gottes heraus. Der jugendliche Prophet war berufen worden, ihnen eine Warnungsbotschaft zu bringen. Er wußte, dass er auf hartnäckigen Widerstand stoßen würde. Er zitterte, wenn er auf sich selbst blickte und an die Verstocktheit und den Unglauben des Volkes dachte, für das er wirken sollte. Seine Aufgabe schien ihm fast hoffnungslos zu sein. Sollte er voller Verzweiflung seine Mission aufgeben und Israel ungestört seinem Götzendienst überlassen? Sollten dem Gott des Himmels zum Trotz die Götter von Ninive auf Erden herrschen? Z5.781.2 Teilen

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Solche Gedanken bedrängten sein Gemüt, als er in der Säulenhalle des heiligen Tempels stand. Plötzlich schien es so, als würden das Tor und der innere Vorhang des Tempels emporgehoben oder zur Seite gezogen und als könnte er in das Allerheiligste hineinschauen, das nicht einmal die Propheten betreten durften. Vor ihm stieg ein Gesicht von Jehova auf, der auf einem hohen und erhabenen Thron saß, während sein Gewand den Tempel füllte. Zu beiden Seiten des Thrones schwebten die Seraphim; sie wurden von zwei Flügeln getragen, mit zweien bedeckten sie in Anbetung ihr Antlitz und mit zwei weiteren ihre Füße. Diese Engelsfürsten erhoben ihre Stimmen zu dem feierlichen Ausruf: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll!“ (Jesaja 6,3), bis die Pfeiler, die Säulen und das Zederntor von der Gewalt der Stimmen zu erbeben schienen und das Haus von ihrem Lobpreis erfüllt war. Z5.782.1 Teilen

Nie zuvor hatte Jesaja die Größe und vollkommene Heiligkeit Jehovas so sehr erkannt. Er fühlte, dass er seiner menschlichen Unzulänglichkeit und Unwürdigkeit wegen in der Gegenwart Gottes umkommen müsse. „Weh mir“, so rief er aus, „ich vergehe! denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.“ Jesaja 6,5. Doch ein Seraph kam, um ihn für seine große Mission zuzurüsten. Mit einer glühenden Kohle vom Altar berührte er Jesajas Lippen mit den Worten: „Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei.“ Als der Prophet dann die Stimme Gottes vernahm: „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“ antwortete er in heiligem Vertrauen: „Hier bin ich; sende mich!“ Jesaja 6,7.8. Z5.782.2 Teilen

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Was bedeutete es schon, wenn irdische Mächte sich gegen Juda erhoben? Was bedeutete es, wenn Jesaja bei der Erfüllung seiner Mission auf Hindernisse und auf Widerstand stoßen würde? Er hatte den König, den Herrn Zebaoth, gesehen und den Gesang der Seraphim gehört: „Alle Lande sind seiner Ehre voll,“ und der Prophet war für das vor ihm liegende Werk gestärkt. Die Erinnerung an dieses Gesicht begleitete ihn durch seine lange und schwierige Mission. Z5.783.1 Teilen

Hesekiel, der trauernde Prophet der Verbannung im Lande der Chaldäer, erhielt ein Gesicht, das die gleiche Lehre des Glaubens an den mächtigen Gott Israels enthielt. Als er am Ufer des Flusses Chebar stand, schien ein Sturmwind vom Norden zu kommen „mit einer großen Wolke voll Feuer, das allenthalben umher glänzte, und mitten in dem Feuer war es lichthell“. Eine Anzahl fremdartig aussehender Räder, die sich gegenseitig zu durchschneiden schienen, wurde von vier Lebewesen bewegt. Hoch über ihnen „war es gestaltet wie ein Saphir, gleichwie ein Stuhl; und auf dem Stuhl saß einer, gleichwie ein Mensch gestaltet.“ „Und die Tiere waren anzusehen wie feurige Kohlen, die da brennen, und wie Fackeln; und das Feuer fuhr hin zwischen den Tieren und gab einen Glanz von sich, und aus dem Feuer gingen Blitze.“ „Und es erschien an den Cherubim gleichwie eines Menschen Hand unter ihren Flügeln.“ Hesekiel 1,4.26.13; Hesekiel 10,8. Z5.783.2 Teilen

Die Räder waren so kompliziert ineinander verschlungen, dass es Hesekiel beim ersten Anblick schien, als ob alles in Verwirrung sei. Doch wenn sie sich bewegten, lag darin eine wunderschöne Genauigkeit und vollkommene Harmonie. Himmlische Wesen bewegten diese Räder, und über allem saß der ewige Eine auf einem herrlichen Thron aus Saphir, während der Regenbogen, das Zeichen der Gnade und Liebe, den Thron umgab. Überwältigt von der schrecklichen Erhabenheit der Szene, fiel Hesekiel auf sein Angesicht, als eine Stimme ihm gebot, sich zu erheben und das Wort des Herrn zu vernehmen. Dann wurde ihm eine Warnungsbotschaft für Israel gegeben. Z5.783.3 Teilen

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Dieses Gesicht wurde Hesekiel in einer Zeit gegeben, als sein Gemüt mit trüben Vorahnungen erfüllt war. Er sah das Land seiner Väter verwüstet daliegen. Die einst so volkreiche Stadt war nun unbewohnt. Stimmen der Freude und Lobgesänge waren in ihren Mauern nicht mehr zu hören. Der Prophet selber lebte als Fremdling in einem fremden Lande, in dem grenzenloser Ehrgeiz und barbarische Grausamkeit vorherrschten. Was er an Tyrannei und von Menschen begangenem Unrecht sah und hörte, bedrückte seine Seele, und er klagte Tag und Nacht bitterlich. Aber die herrlichen Symbole, die ihm am Fluß Chebar gezeigt wurden, offenbarten ihm eine alles beherrschende Macht, mächtiger als die irdischer Herrscher. Über den stolzen und grausamen Monarchen Assyriens und Babylons thronte der Gott der Gnade und Wahrheit. Z5.784.1 Teilen

Die vielfach verschlungenen Räder, die dem Propheten in Verwirrung zu sein schienen, wurden von göttlicher Hand geleitet. Der Geist Gottes, der sich ihm als die Kraft offenbarte, die die Räder bewegt und lenkt, brachte Harmonie aus der Verwirrung hervor. So stand auch die ganze Welt unter seiner Herrschaft. Myriaden himmlischer Wesen standen auf sein Wort bereit, die Macht und Politik böser Menschen in Schach zu halten und seinen Getreuen Gutes zu erweisen. Z5.784.2 Teilen

Als Gott im Begriff war, dem geliebten Johannes die Geschichte seiner Gemeinde in den zukünftigen Zeiten zu eröffnen, gab er ihm ebenfalls eine Zusicherung von dem Interesse und der Fürsorge des Heilandes für sein Volk, indem er ihm einen, „der war eines Menschen Sohne gleich“ (Offenbarung 1,13) zeigte, der unter den Leuchtern wandelte, die ein Symbol für die sieben Gemeinden sind. Während Johannes der letzte große Kampf der Gemeinde mit irdischen Mächten gezeigt wurde, wurde ihm auch gestattet, den endgültigen Sieg und die Befreiung der Getreuen zu schauen. Er sah, wie die Gemeinde in einen tödlichen Kampf mit dem Tier und seinem Bild geriet; er sah auch, dass die Anbetung des Tieres unter Todesstrafe erzwungen wurde. Aber als er über den Rauch und das Getöse der Schlacht hinaussah, erblickte er auf dem Berg Zion eine Schar mit dem Lamm, die an Stelle des Malzeichens des Tieres den Namen Jesu und seines Vaters an ihrer Stirn geschrieben hatten. Offenbarung 14,1. Ein anderes Mal sah er die, „die den Sieg behalten hatten an dem Tier und seinem Bilde und seinem Malzeichen und seines Namens Zahl“, wie sie „standen an dem gläsernen Meer und hatten Harfen Gottes und sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes“. Offenbarung 15,2.3. Z5.784.3 Teilen

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Diese Lehren sollen uns zum Nutzen dienen. Unser Glaube muss sich auf Gott stützen, denn unmittelbar vor uns liegt eine Zeit, die Menschenseelen einer schweren Prüfung unterziehen wird. Auf dem Ölberg zählte Christus die furchtbaren Gerichte auf, die seinem zweiten Kommen vorangehen sollen: „Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen.“ „Es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder. Da wird sich allererst die Not anheben.“ Matthäus 24,6-8. Obwohl sich diese Prophezeiungen teilweise bei der Zerstörung Jerusalems erfüllten, haben sie eine direktere Anwendung auf die letzten Tage. Z5.785.1 Teilen

Wir stehen an der Schwelle großer und feierlicher Ereignisse. Die Prophezeiungen gehen schnell in Erfüllung. Der Herr steht vor der Tür. Bald bricht für uns eine Zeitperiode von überwältigender Bedeutung für alle Lebenden an. Alte Streitfragen werden wieder aufleben, neue werden sich erheben. Die Szenen, die sich in unserer Welt abspielen werden, kann man nicht einmal ahnen. Durch menschliche Werkzeuge ist Satan am Werk. Diejenigen, die sich bemühen, die Verfassung zu ändern und ein Gesetz zur Erzwingung der Sonntagsbeobachtung durchzusetzen, nehmen kaum wahr, was die Folgen sein werden. Wir stehen unmittelbar vor einer Krise. Z5.785.2 Teilen

Aber Gottes Diener sollen in dieser großen Not nicht auf sich selbst vertrauen. In den Gesichten, die Jesaja, Hesekiel und Johannes gegeben wurden, erkennen wir, wie eng der Himmel mit den Ereignissen auf Erden verbunden ist, und wie groß die Fürsorge Gottes für seine treuen Kinder ist. Die Welt ist nicht ohne einen Herrscher. Das Programm der kommenden Ereignisse Z5.785 Teilen

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