Portrait von Ellen White
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Eine unberechtigte Unterscheidung
Eine unberechtigte Unterscheidung
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„Kannst du die Tiefen Gottes ergründen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen fassen? die höher als der Himmel ist — was kannst du tun? tiefer als die Unterwelt — was kannst du verstehen?“ Hiob 11,7 (Zürcher). „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern so viel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken.“ Jesaja 55,8.9. „Ich bin Gott, und keiner mehr, ein Gott, desgleichen nirgend ist, der ich verkündige zuvor, was hernach kommen soll und vorlängst, ehe denn es geschieht.“ Jesaja 46,9.10. Es ist dem begrenzten Verstand des Menschen unmöglich, den Charakter oder das Tun des Unendlichen völlig zu erfassen. Dem schärfsten und höchstgebildeten Verstand muss dieses heilige Wesen stets in ein Geheimnis gehüllt bleiben. Z5.729.1 Teilen

Der Apostel Paulus erklärt: „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ Römer 11,33. Aber wenn auch „Wolken und Dunkel“ um ihn her sind, so sind doch „Gerechtigkeit und Gericht seines Stuhles Festung“. Psalm 97,2. Sein Handeln mit uns und die ihn leitenden Beweggründe können wir soweit verstehen, dass wir seine grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit, aber auch seine unendliche Macht wahrnehmen können. Von seinen Absichten können wir so viel erkennen, wie zu unserem Wohl dienlich ist; in allem, was darüber hinausgeht, müssen wir der Kraft des Allmächtigen, der Liebe und Weisheit des Vaters und des Herrschers vertrauen, der über allem steht. Z5.729.2 Teilen

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Wie sein göttlicher Urheber, birgt auch das Wort Gottes Geheimnisse, die sterbliche Wesen niemals völlig ergründen können. Es lenkt unser Denken auf den Schöpfer, „der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann“. 1.Timotheus 6,16. Es gewährt uns Einblick in seine Absichten, die alle Zeitalter menschlicher Geschichte umfassen und ihre Erfüllung erst im endlosen Zyklus der Ewigkeit finden. Es lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Gegenstände von unendlicher Tiefe und Tragweite, die mit der Herrschaft Gottes und dem Schicksal des Menschen zu tun haben. Z5.730.1 Teilen

Das Aufkommen der Sünde in der Welt, die Mensch-werdung Christi, die Wiedergeburt, die Auferstehung und viele andere Gegenstände, die in der Bibel behandelt werden, sind zu tiefe Geheimnisse, als dass menschlicher Verstand sie erklären oder auch nur völlig begreifen könnte. Doch Gott hat uns in der Heiligen Schrift genügend Beweise für ihren göttlichen Cha-rakter gegeben; darum brauchen wir an seinem Wort nicht zu zweifeln, weil wir nicht alle Geheimnisse seiner Vorsehung ergründen können. Z5.730.2 Teilen

An den Teilen der Heiligen Schrift, die sich mit diesen großen Gegenständen befassen, darf man nicht vorbeigehen, als seien sie von keinem Nutzen für den Menschen. Alles, was Gott zu offenbaren für gut angesehen hat, sollen wir auf die Autorität seines Wortes hin annehmen. Es mag eine bloße Tatsache ohne eine Erklärung über das Warum oder das Wie mitgeteilt sein; aber selbst wenn wir sie nicht begreifen können, sollten wir uns damit zufriedengeben, dass sie auf Wahrheit beruht, weil Gott sie ausgesprochen hat. Die ganze Schwierigkeit liegt in der Schwäche und der Begrenztheit des menschlichen Denkens begründet. Z5.730.3 Teilen

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Der Apostel Petrus sagt, dass die Heilige Schrift Dinge enthält, „[die] schwer zu verstehen [sind], welche die Ungelehrigen und Leichtfertigen verdrehen ... zu ihrer eigenen Verdammnis“. 2.Petrus 3,16. Schwer verständliche Stellen der Heiligen Schrift sind von Zweiflern als Argument gegen die Bibel herangezogen worden, während sie im Gegenteil ein starker Beweis für ihre göttliche Inspiration sind. Wenn die Bibel nur das von Gott berichten würde, was wir leicht verstehen können, und wenn der begrenzte menschliche Verstand seine Größe und Majestät fassen könnte, dann würde ihr das unverkennbare Kennzeichen ihrer göttlichen Autorität fehlen. Gerade die Er-habenheit und das Geheimnisvolle ihrer Themen sollte uns mit Glauben an die Bibel als das Wort Gottes inspirieren. Z5.731.1 Teilen

Die Enthüllung der Wahrheit durch die Bibel ist so einfach und dem Bedürfnis und Verlangen des menschlichen Herzens so vollendet angepaßt, dass die Gelehrtesten darüber verwundert und davon ergriffen sind, aber auch der einfache und ungeschulte Mensch in der Lage ist, den Weg zur Seligkeit zu erkennen. Und dennoch umfassen diese in so einfacher Weise dargestellten Wahrheiten Gegenstände von so hoher und weitreichender Bedeutung, dass sie das menschliche Fassungsvermögen bei weitem übersteigen und wir sie nur annehmen können, weil Gott sie verkündet hat. Auf diese Weise ist uns der Erlösungsplan eröffnet worden, damit jede Seele erkennen kann, was sie zu tun hat, um durch Buße zu Gott und Glauben an unseren Herrn Jesum Christum auf dem von Gott vorgeschriebenen Wege Erlösung zu finden. Aber unter diesen so leicht verständlichen Wahrheiten liegen Geheimnisse, in denen sich seine Herrlichkeit verbirgt — Geheimnisse, die das forschende Gemüt überwältigen, die aber den aufrichtigen Wahrheitssucher mit Ehrfurcht und Glauben erfüllen. Je mehr er in der Bibel forscht, desto tiefer wird seine Überzeugung, dass sie das Wort des lebendigen Gottes ist, und menschliche Vernunft beugt sich vor der Majestät der göttlichen Offenbarung. Z5.731.2 Teilen

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Alle, die bereit sind, die lebendigen Gottesworte auf seine Autorität hin anzunehmen, werden mit hellstem Licht gesegnet werden. Wenn man von ihnen eine Erklärung bestimmter Darlegungen verlangt, können sie nur antworten: „So steht es in der Heiligen Schrift.“ Sie müssen eingestehen, dass sie das Wirken der Kraft Gottes oder die Offenbarung göttlicher Weisheit nicht erklären können. Gott hat gewollt, dass wir gezwungen sind, manches allein im Glauben anzunehmen. Dies zuzugeben bedeutet nur das Eingeständnis, dass unser begrenzter Verstand nicht in der Lage ist, das Unendliche zu erfassen, und dass wir mit nur menschlicher Erkenntnis die Absichten des Allwissenden nicht begreifen können. Z5.732.1 Teilen

Zweifler und Ungläubige verwerfen das Wort Gottes, weil sie nicht alle seine Geheimnisse ergründen können. Nicht jeder, der bekennt, an die Bibel zu glauben, ist vor Versuchungen solcher Art sicher. Der Apostel sagt: „Sehet zu, liebe Brüder, dass nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herz habe, das da abtrete von dem lebendigen Gott.“ Hebräer 3,12. Gemüter, die sich daran gewöhnt haben, an allem herumzukritisieren, zu zweifeln und zu nörgeln, weil sie nicht in die Absichten Gottes eindringen können, fallen „in dasselbe Beispiel des Unglaubens“. Hebräer 4,11. Es ist durchaus recht, die Lehren der Bibel gründlich zu erforschen, ja „auch die Tiefen der Gottheit“ (1.Korinther 2,10), soweit sie in der Schrift offenbart sind. Zwar ist das Geheimnis „des Herrn, unsers Gottes; was aber offenbart ist, das ist unser und unserer Kinder ewiglich“. 5.Mose 29,28. Satans Wirken läuft jedoch darauf hinaus, die forschenden Geisteskräfte entarten zu lassen. In die Betrachtung biblischer Wahrheit mischt sich ein gewisser Stolz, man fühlt sich geschlagen und wird ungeduldig, wenn man nicht jeden Abschnitt der Schrift zu seiner Zufriedenheit erklären kann. Anerkennen zu müssen, dass sie die Worte göttlicher Inspiration nicht verstehen, bedeutet für gewisse Menschen eine zu große Demütigung. Sie sind nicht bereit, geduldig auszuharren, bis Gott es für gut hält, ihnen die Wahrheit zu eröffnen. Sie meinen, dass ihre menschliche Weisheit ohne Hilfe ausreicht, die Schrift zu fassen; und wenn sie es dennoch nicht können, leugnen sie einfach die Autorität der Bibel. Es ist wahr, dass viele Auffassungen und Lehren, die man im allgemeinen für biblisch hält, keine Grundlage in der Heiligen Schrift haben, ja sogar im Widerspruch zu dem ganzen Inhalt göttlicher Offenbarung stehen. Dadurch sind bei vielen Zweifel und Verwirrung hervorgerufen worden. Solche Widersprüche darf man jedoch nicht dem Worte Gottes zur Last legen, sondern seiner Verdrehung durch Menschen. Die schwierigen Stellen der Bibel werfen aber keinen Schatten auf die Weisheit Gottes. Sie werden niemand zum Verderben gereichen, der nicht auch ohne sie verlorengehen würde. Wenn es keine Geheimnisse in der Bibel gäbe, die sie in Frage stellen könnten, würden dieselben Leute sich an den deutlichsten Aussagen Gottes stoßen, weil es ihnen an geistlicher Unterscheidungskraft fehlt. Z5.732.2 Teilen

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Wenn Menschen sich für so begabt halten, dass sie meinen, für alle Wege und Werke Gottes eine Erklärung finden zu können, dann versuchen sie, menschliche Weisheit der göttlichen gleichzustellen und den Menschen als Gott zu verherrlichen. Sie wiederholen nur das, was Satan im Paradiese zu Eva sagte: Ihr „werdet sein wie Gott“. 1.Mose 3,5. Satan fiel durch seinen Ehrgeiz, Gott gleich sein zu wollen. Er hatte das Verlangen, in die Ratschläge und Pläne Gottes einzudringen, von denen er ausgeschlossen war, weil er als erschaffenes Wesen nicht fähig war, die Weisheit des Unendlichen zu fassen. Dieser ehrgeizige Stolz trieb ihn zur Empörung. Nun sucht er den Untergang des Menschen auf dieselbe Weise herbeizuführen. Z5.733.1 Teilen

Im Erlösungsplan gibt es Geheimnisse, über die die Engel im Himmel unablässig staunen: die Erniedrigung des Gottessohnes, dass er an Gebärden als ein Mensch erfunden wurde, und die wunderbare Liebe und Herablassung des Vaters, der seinen Sohn dahingab. Als der Apostel Petrus von den Offenbarungen sprach, die den Propheten über „die Leiden“ Christi „und die Herrlichkeit darnach“ gegeben wurden, sagte er, dass dies Dinge sind, die „auch die Engel gelüstet zu schauen“. 1.Petrus 1,11.12. All dies werden die Erlösten während aller Zeitalter der Ewigkeit studieren. Wenn sie das Werk Gottes in der Schöpfung und in der Erlösung betrachten, werden sich dem staunenden und beglückten Gemüt immer neue Wahrheiten erschließen. Während sie immer mehr von der Weisheit, der Liebe und der Macht Gottes erkennen, wird ihr Verstand sich ständig weiten und ihre Freude fortwährend zunehmen. Z5.733.2 Teilen

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Wäre es erschaffenen Wesen möglich, zu einem vollen Verständnis Gottes und seiner Werke zu gelangen, gäbe es für sie, wenn sie diese Höhe erreichten, keine Wahrheit mehr zu entdecken, kein Wachsen in der Erkenntnis und keine weitere Entwicklung des Verstandes und des Herzens mehr. Dann hätte Gott dem Menschen nichts mehr voraus, und dieser hörte auf, sich zu vervollkommnen, weil er die Grenzen des Wissens und der Erkenntnis erreichte. Laßt uns Gott danken, dass das nicht so ist. Gott ist unendlich, in ihm sind „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ verborgen. Kolosser 2,3. Bis in alle Ewigkeit kann der Mensch unaufhörlich forschen und lernen, ohne dabei je die Schätze der Weisheit und Güte Gottes und seiner Macht auszuschöpfen. Z5.734.1 Teilen

Gott will, dass sich seinem Volk schon in diesem Leben die Wahrheit immer mehr entfaltet. Dabei gibt es nur einen Weg, diese Erkenntnis zu erlangen. Zu einem Verständnis des Wortes Gottes können wir nur durch die Erleuchtung jenes Geistes gelangen, durch den das Wort eingegeben worden ist. Niemand weiß, „was in Gott ist, als der Geist Gottes.“ „Denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“ 1.Korinther 2,11.10. Und der Heiland gab seinen Nachfolgern die Verheißung: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. ... Denn von dem Meinen wird er‘s nehmen und euch verkündigen.“ Johannes 16,13.14. Z5.734.2 Teilen

Gott will, dass der Mensch seine Verstandeskräfte übt; das Studium der Bibel wird den Geist so stärken und heben wie kein anderes. Es ist die beste geistige und geistliche Übung für den menschlichen Verstand. Doch müssen wir uns davor hüten, den Verstand zum Abgott zu machen, weil ja auch er der Unzulänglichkeit und Schwachheit des Menschlichen unterworfen ist. Soll die Heilige Schrift nicht für unser Verständnis verhüllt sein, so dass wir nicht einmal die einfachsten Wahrheiten fassen können, dann müssen wir den schlichten Glauben eines kleinen Kindes haben, das zum Lernen willig ist, und müssen um den Beistand des Heiligen Geistes bitten. Es sollte uns mit Demut erfüllen, wenn wir die Macht und die Weisheit Gottes, aber auch unsere Unfähigkeit erkennen, seine Größe zu fassen; wir sollten sein Wort mit derselben heiligen Ehrfurcht öffnen, als träten wir in seine persönliche Gegenwart. Wenn wir an die Bibel herantreten, muss unser Denken eine uns überlegene Autorität anerkennen, und Herz und Sinn müssen sich vor dem großen ICH BIN beugen. Z5.734.3 Teilen

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Zu wahrer geistlicher Erkenntnis werden wir nur dann gelangen, wenn wir uns unserer eigenen Nichtigkeit und unserer völligen Abhängigkeit von Gott bewußt sind; aber alle, die die Bibel mit willigem und andachtsvollem Geist zur Hand nehmen, um ihre Aussagen als das Wort Gottes zu betrachten, werden göttliche Erleuchtung empfangen. Denen, die so nach Verständnis suchen, wird Gott vieles, was zunächst schwierig oder dunkel erscheint, einfach und klar machen. Z5.735.1 Teilen

Es kommt bisweilen vor, dass geschulte und gebildete Menschen mit geistigen Fähigkeiten gewisse Schriftabschnitte nicht verstehen können, während andere mit geringerer Schulung, mit weniger Wissen und anscheinend geringerem Fassungsvermögen ihren Sinn erfassen. Sie finden Kraft und Trost in den Schriftstellen, die erstere als geheimnisvoll bezeichnen oder die sie als unwichtig übergehen. Woher kommt das? Mir wurde erklärt, dass sich die weniger Gebildeten nicht auf ihre eigene Weisheit verlassen. Sie wenden sich an die Quelle des Lichts, an den, der die Heilige Schrift eingegeben hat; sie bitten Gott mit demütigem Herzen um Weisheit und empfangen sie. Es gibt noch Minen der Wahrheit, die der ernste Sucher entdecken kann. Christus verglich die Wahrheit mit einem im Acker verborgenen Schatz. Sie liegt nicht offen an der Oberfläche, wir müssen nach ihr graben. Aber unser Erfolg hängt weniger von unserer geistigen Befähigung ab als von der Demut des Herzens und dem Glauben, mit dem wir die Hilfe Gottes ergreifen. Z5.735.2 Teilen

Ohne die Leitung des Heiligen Geistes sind wir immer in Gefahr, die Schrift zu verdrehen oder falsch auszulegen. Die Bibel wird oft ohne jeden Gewinn gelesen, bisweilen sogar zum Schaden. Wenn man das Wort Gottes ohne Ehrfurcht und ohne Gebet öffnet, wenn die Sinne und Gedanken nicht auf Gott gerichtet und in Übereinstimmung mit seinem Willen sind, dann wird der Zweifel den Geist in Dunkel hüllen, ja er wird durch das Bibelstudium geradezu gestärkt. Dann beherrscht der Feind die Gedanken und flüstert verkehrte Auslegungen ein. Z5.735.3 Teilen

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Wenn Menschen nicht bemüht sind, in Wort und Tat mit Gott in Übereinstimmung zu stehen, dann können sie sich, so gelehrt sie auch sein mögen, im Verständnis der Schrift irren; dann ist es nicht ratsam, ihren Erklärungen zu trauen. Wenn wir aufrichtig danach verlangen, den Willen Gottes zu tun, dann macht der Heilige Geist die Anweisungen seines Wortes zu Grundsätzen unseres Lebens und schreibt sie auf die Herzenstafeln. Nur diejenigen, die dem bereits gegebenen Licht folgen, dürfen hoffen, weitere Erleuchtung des Geistes zu empfangen. Dies ist klar in den Worten Christi ausgedrückt: „So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei.“ Johannes 7,17. Z5.736.1 Teilen

Diejenigen, die in der Bibel lesen, um Widersprüche zu finden, haben kein geistliches Verständnis. Durch ihren verzerrten Blick sehen sie in Stellen, die an sich einfach und durchaus deutlich sind, Ursache zu Zweifel und Unglauben. Doch bei denen, die an Gottes Wort mit Ehrfurcht herantreten und die seinen Willen zu erkennen suchen, um ihm zu gehorchen, ist das völlig anders. Wenn sie die Reinheit und die erhabene Vorzüglichkeit der offenbarten Wahrheiten betrachten, werden ihre Herzen mit Ehrfurcht und Bewunderung erfüllt. Gleiches zieht Gleiches an, Gleiches schätzt Gleiches. Heiligkeit verbindet sich mit Heiligkeit, Glaube mit Glaube. Für das demütige Herz und den aufrichtig suchenden Geist ist die Bibel voller Licht und Erkenntnis. Wer in diesem Geist an die Heilige Schrift herantritt, kommt in Gemeinschaft mit Propheten und Aposteln. Sein Geist paßt sich dem Geist Christi so an, dass er sich danach sehnt, mit ihm eins zu werden. Z5.736.2 Teilen

Viele halten sich für verantwortlich, jede augenscheinliche Schwierigkeit in der Bibel zu erklären, um den Spitzfindigkeiten der Zweifler und der Ungläubigen begegnen zu können. Aber bei ihrem Versuch, Dinge zu klären, die sie selbst nur halb verstehen, sind sie in Gefahr, die Sinne andrer betreffs Punkten, die klar und leicht verständlich sind, zu verwirren. Das ist nicht unsere Aufgabe. Auch sollen wir nicht klagen, dass es solche Schwierigkeiten gibt, sondern sie hinnehmen, weil Gott sie in seiner Weisheit zugelassen hat. Wir haben die Pflicht, sein Wort, das in allen zu unserem Seelenheil notwendigen Fragen völlig klar ist, anzunehmen, seine Grundsätze in unserem Leben zu verwirklichen und andere durch Belehrung und Beispiel darin zu unterweisen. Dann wird die Welt erkennen, dass wir in Verbindung mit Gott stehen und unbedingtes Vertrauen zu seinem Wort haben. Ein gottseliges Leben, ein tägliches Beispiel in Unbescholtenheit, Sanftmut und selbstloser Liebe wird eine lebendige Darstellung der Lehren des Wortes Gottes und ein Beweis zugunsten der Bibel sein, dem sich nur wenige widersetzen können. Dies wird sich als das wirksamste Mittel erweisen, der herrschenden Neigung zu Zweifel und Unglauben entgegenzutreten. Z5.736.3 Teilen

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Im Glauben sollten wir auf die Ewigkeit schauen und uns an die Verheißung klammern, dass unser Verständnis wachsen, unsere menschlichen Befähigungen sich mit den göttlichen verbinden und jede Kraft der Seele in direkte Verbindung mit der Quelle des Lichtes gebracht werden soll. Wir dürfen frohlocken, dass uns dann alles, was uns an der Vorsehung Gottes unverständlich erscheint, klar werden wird. Was wir hier nur schwer begreifen können, wird dort seine Erklärung finden. Und wo unser begrenztes Denken nur Verwirrung und durchkreuzte Absichten findet, werden wir dort die schönste und vollkommenste Harmonie erkennen. Der Apostel Paulus sagt: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich‘s stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ 1.Korinther 13,12. Z5.737.1 Teilen

Petrus ermahnt seine Brüder, zu wachsen „in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi“. 2.Petrus 3,18. Wenn Gottes Kinder in der Gnade wachsen, werden sie auch beständig ein klareres Verständnis seines Wortes erlangen. In seinen heiligen Wahrheiten werden sie neues Licht und Schönheit entdecken. So war es zu allen Zeiten in der Geschichte der Gemeinde, und so wird es bis ans Ende bleiben. Doch wo das wahre geistliche Leben abnimmt, herrscht stets die Neigung, im Suchen nach Erkenntnis der Wahrheit nachzulassen. Die Menschen geben sich mit dem Licht zufrieden, das sie bereits aus dem Worte Gottes empfangen haben, und vernachlässigen ein weiteres Forschen in der Heiligen Schrift. Sie erstarren geistlich und trachten danach, Diskussionen zu vermeiden. Z5.737.2 Teilen

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Die Tatsache, dass es unter dem Volke Gottes keine Lehrstreitigkeiten und keine Erörterungen gibt, sollte nicht als schlüssiger Beweis dafür gelten, dass es an der gesunden Lehre festhält. Es besteht Grund zur Befürchtung, dass es Wahrheit und Irrtum nicht deutlich unterscheiden kann. Wenn durchs Forschen in der Heiligen Schrift keine neuen Fragen und keine Meinungsverschiedenheiten aufkommen, durch die Menschen veranlaßt werden, selbst in der Bibel zu forschen, um sicher zu sein, dass sie die Wahrheit besitzen, dann wird es heute wie in früheren Zeiten viele geben, die sich an Überlieferungen halten und die nicht wissen, was sie anbeten. Z5.738.1 Teilen

Mir wurde gezeigt, dass viele, die angeblich die gegenwärtige Wahrheit kennen, in Wirklichkeit nicht wissen, was sie glauben. Sie können den Beweisen für unseren Glauben nicht folgen, sie haben auch kein rechtes Verständnis des Werkes für die jetzige Zeit. Wenn die Zeit der Prüfung kommen wird, werden Männer, die heute anderen predigen, bei einer gründlichen Prüfung ihrer Stellung vieles finden, wofür sie keine ausreichende Begründung anführen können. Bis zu dieser Prüfungszeit sind sich viele über ihre erschreckende Unwissenheit nicht im klaren. In der Gemeinde halten viele es für ausgemacht, dass sie das verstehen, was sie glauben, aber sie kennen ihre Schwäche nicht, bis sich Streitfragen erheben. Wenn sie von ihren Mitgläubigen getrennt und darauf angewiesen sind, allein zu stehen und allein ihren Glauben zu bekennen, werden sie zu ihrer Verwunderung sehen, welche verworrenen Ansichten sie als Wahrheit angenommen hatten. Es ist sicher, dass unter uns ein Abweichen vom lebendigen Gott und eine Hinwendung zu Menschen stattgefunden hat, indem man menschliche Weisheit an die Stelle der göttlichen setzt. Z5.738.2 Teilen

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Gott wird sein Volk aufrütteln. Wenn andere Mittel erfolglos bleiben, werden Irrlehren eindringen, die eine Sichtung herbeiführen und die Spreu vom Weizen trennen werden. Der Herr ruft alle auf, die an sein Wort glauben, aus dem Schlaf zu erwachen. In der biblischen Wahrheit, die die vor uns liegenden Gefahren zeigt, hat Gott uns köstliches und für unsere Zeit bestimmtes Licht geschenkt. Dieses Licht sollte uns zu einem fleißigen Studium der Schrift und zu einer ernsten Prüfung der Stellung, die wir einnehmen, veranlassen. Gott will, dass wir unter Gebet und Fasten alle Grundlagen der Wahrheit gründlich und mit Ausdauer erforschen. Die Gläubigen dürfen sich nicht mit Meinungen und schlecht begründeten Vorstellungen von der Wahrheit zufriedengeben. Ihr Glaube muss im Worte Gottes fest gegründet sein, damit sie, wenn die Zeit der Prüfung kommt und sie sich um ihres Glaubens willen vor Gerichtshöfen verantworten müssen, in der Lage sind, in Sanftmut und Ehrfurcht den Grund für die Hoffnung anzugeben, die in ihnen lebt. Z5.739.1 Teilen

Seid rührig, ja seid rührig! Die Gegenstände, die wir der Welt vorlegen, müssen für uns lebendige Wirklichkeit sein. Es ist wichtig, dass wir uns niemals gestatten, zur Verteidigung der Lehren, die wir als Grundlagen des Glaubens betrachten, Argumente heranzuziehen, die nicht stichhaltig sind. Sie mögen ausreichen, einen Gegner zum Schweigen zu bringen, bereiten aber der Wahrheit keine Ehre. Wir sollten überzeugende Gründe geltend machen, die nicht nur unsere Gegner zum Schweigen bringen, sondern die auch der schärfsten und genauesten Prüfung standhalten. Bei Männern, die sich zu Streitgesprächen geschult haben, besteht die Gefahr, dass sie das Wort Gottes nicht ehrenhaft anwenden. Bei der Begegnung mit einem Gegner sollten wir uns ernstlich bemühen, Gegenstände so darzulegen, dass er von ihrer Richtigkeit überzeugt wird, anstatt nur das Vertrauen dessen zu stärken, der bereits glaubt. Z5.739.2 Teilen

Wie weit jemand auch in geistiger Erkenntnis fortgeschritten sein mag, soll er doch keinen Augenblick meinen, dass er es nicht nötig habe, in der Schrift ernstlich und anhaltend nach größerem Licht zu suchen. In unserem Volk wird jeder persönlich zum Studium der Weissagungen aufgerufen. Wir müssen mit Ernst darauf achten, jeden Lichtstrahl zu erkennen, den Gott uns sendet. Die ersten Strahlen der Wahrheit müssen wir auffangen, dann können wir durch andachtsvolles Studium mehr Licht erlangen und es an andere weitergeben. Z5.739.3 Teilen

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Wenn Gottes Kinder es leicht nehmen und mit ihrem jetzigen Verständnis zufrieden sind, dürfen wir gewiß sein, dass sie nicht Gottes Wohlgefallen haben. Es ist sein Wille, dass sie unablässig voranschreiten, um das ständig zunehmende Licht aufzunehmen, das ihnen scheint. Die jetzige Haltung der Gemeinde mißfällt Gott. Selbstvertrauen hat sich eingeschlichen und läßt sie das Bedürfnis nach mehr Wahrheit und größerem Licht nicht sehen. Wir leben in einer Zeit, in der Satan zur Rechten und zur Linken, vor uns und hinter uns am Wirken ist; und dennoch schlafen wir als Volk. Gott möchte, dass eine Stimme ertönt, die sein Volk zum Handeln aufruft. Z5.740.1 Teilen

Anstatt die Seele den Lichtstrahlen vom Himmel zu öffnen, haben manche in entgegengesetzter Richtung gearbeitet. Sowohl durch die Presse als auch von der Kanzel wurden Ansichten über die Inspiration der Bibel verkündigt, die der Geist und das Wort Gottes nicht gutheißen kann. Sicher ist, dass kein Mensch, auch kein größerer Kreis, es wagen sollte, über einen so wichtigen Gegenstand Theorien aufzustellen, die sie nicht mit einem klaren: „So spricht der Herr“ stützen können. Und wenn Menschen mit vielerlei Unzulänglichkeiten behaftet und mehr oder weniger von den Einflüssen ihrer Umgebung geprägt, ererbten oder anerzogenen Neigungen folgen, die weit davon entfernt sind, ihnen Weisheit oder himmlischen Sinn zu vermitteln, sich trotzdem unterstehen, das Wort Gottes vor den Richterstuhl zu ziehen und darüber zu urteilen, was göttlich und was menschlich ist, dann entspricht das nicht dem Ratschluß Gottes. Der Herr wird ein solches Werk nicht gelingen lassen. Die Wirkung solcher Theorien wird verheerend sein, sowohl für die Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, als auch für die, die sie als ein Werk von Gott annehmen. Durch die Veröffentlichung von Theorien über die Art der göttlichen Inspiration ist bei vielen Menschen Zweifel geweckt worden. Sterbliche Wesen mit ihren begrenzten und kurzsichtigen Anschauungen fühlen sich berufen, die Schrift zu kritisieren, indem sie erklären: „Dieser Abschnitt ist notwendig, jener aber ist überflüssig und nicht von Gott eingegeben.“ Z5.740.2 Teilen

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Christus gab zu den Schriften des Alten Testaments, dem einzigen Teil der Bibel, den man in seiner Zeit besaß, keine derartige Unterweisung. Seine Lehren hatten das Ziel, die Gemüter der Menschen auf das Alte Testament zu lenken und ihnen ein klareres Licht von den darin enthaltenen großen Wahrheiten zu geben. Jahrhundertelang hatte das Volk Israel sich von Gott abgewandt und den Blick für die kostbaren Wahrheiten verloren, die er ihnen anvertraut hatte. Diese Wahrheiten waren durch abergläubische Formen und Zeremonien überlagert, so dass ihr wahrer Sinn verborgen blieb. Christus kam, um den Schutt wegzuräumen, der den Glanz der Wahrheiten verdunkelt hatte. Wie Edelsteinen gab er ihnen eine neue Fassung. Er legte dar, dass er weit davon entfernt war, die Wiederholung alter, vertrauter Wahrheiten zu verachten. Er kam vielmehr, um sie in ihrer wahren Kraft und Schönheit erstrahlen zu lassen, in einer Herrlichkeit, die kein Mensch seiner Zeit je entdeckt hatte. Als Urheber dieser offenbarten Wahrheiten konnte er dem Volk ihre wahre Bedeutung eröffnen und sie von den Entstellungen und falschen Theorien reinigen, welche die Leiter des Volkes sich zu eigen gemacht hatten, um sie ihrem unheiligen Zustand sowie ihrem Mangel an geistlicher Gesinnung und Gottes Liebe anzugleichen. Er beseitigte alles, was diese Wahrheiten ihres Lebens und ihrer Kraft beraubte, und schenkte sie der Welt in ihrer ursprünglichen Frische und Eindringlichkeit wieder. Z5.741.1 Teilen

Wenn wir den Geist Christi besitzen und seine Mitarbeiter sind, ist es unsere Pflicht, das Werk fortzusetzen, das er begonnen hat. Wieder sind die Wahrheiten der Bibel durch Gebräuche, durch Überlieferung und falsche Lehrsätze in den Schatten gestellt worden. Die irrigen Lehren der volkstümlichen Theologie haben Tausende und aber Tausende zu Zweiflern und Ungläubigen gemacht. Viele geben Irrtümer und Widersprüche als Lehren der Bibel aus, obwohl sie in Wirklichkeit nur auf falscher Auslegung der Schrift beruhen, die man in den Zeitaltern päpstlicher Finsternis übernommen hat. Dadurch sind viele zu falschen Vorstellungen von Gott geführt worden, wie die Juden durch die Irrlehren und Überlieferungen ihrer Zeit verblendet waren und sich falsche Vorstellungen über Christum bildeten. „Diese [Weisheit] hatte keiner von den Machthabern dieser Weltzeit erkannt; denn hätten sie sie erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht ans Kreuz geschlagen.“ 1.Korinther 2,8 (Menge). Es obliegt uns, der Welt den wahren Charakter Gottes zu offenbaren. Statt an der Bibel Kritik zu üben, laßt uns danach trachten, ihre heiligen und lebenspendenden Wahrheiten durch Unterweisung und durch unser Beispiel der Welt darzulegen, damit wir „verkündigen ... die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“. 1.Petrus 2,9. Z5.741.2 Teilen

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Die Übelstände, die sich allmählich bei uns eingeschlichen haben, haben unmerklich bei Einzelpersonen und bei Gemeinden die Ehrfurcht vor Gott schwinden lassen und die Kraft zurückgehalten, die er ihnen so gern geben möchte Z5.742.1 Teilen

Liebe Geschwister, laßt das Wort Gottes so stehen, wie es ist. Laßt menschliche Weisheit sich nicht erdreisten, die Autorität auch nur einer einzigen Aussage der Heiligen Schrift abzuschwächen. Die ernsten Worte der Offenbarung sollten uns davor warnen, einen solchen Boden zu betreten. Im Namen meines Meisters fordere ich euch auf: „Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!“ 2.Mose 3,5. Z5.742.2 Teilen

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