Portrait von Ellen White
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Eine unberechtigte Unterscheidung
Eine unberechtigte Unterscheidung
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Die Vereinigung der göttlichen mit der menschlichen Natur ist eine der köstlichsten und geheimnisvollsten Wahrheiten des Erlösungsplanes. Davon spricht Paulus, wenn er sagt: „Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis: Gott ist offenbart im Fleisch.“ 1.Timotheus 3,16. Z5.778.2 Teilen

Diese Wahrheit ist für viele eine Ursache zum Zweifel und zum Unglauben geworden. Als Christus, der Sohn Gottes und zugleich der Menschensohn, in die Welt kam, wurde er von dem Volk seiner Zeit nicht verstanden. Christus ließ sich herab und nahm die menschliche Natur an, um gefallene Menschen zu erreichen und emporzuheben. Doch die Gemüter der Menschen waren durch die Sünde verfinstert, ihre Fähigkeiten gelähmt und ihr Auffassungsvermögen abgestumpft, so dass sie unter dem Gewand der Menschlichkeit seinen göttlichen Charakter nicht erkennen konnten. Ihr Mangel an Verständnis hinderte das Werk, das er für sie vollbringen wollte. Um seinen Lehren Nachdruck zu verleihen, war es oft notwendig, dass er seine Stellung erklären und verteidigen musste. Indem er auf das Geheimnisvolle und Göttliche seines Charakters hinwies, suchte er ihre Gedanken auf eine Bahn zu leiten, die der umgestaltenden Kraft der Wahrheit dienlich war. Um göttliche Wahrheiten zu illustrieren, benutzte er Dinge aus der Natur, mit denen sie vertraut waren. So musste der Herzensboden vorbereitet werden, um guten Samen zu empfangen. Jesus ließ seine Zuhörer fühlen, dass seine Interessen dieselben waren wie ihre und dass sein Herz ihre Freuden und ihren Kummer mitempfand. Gleichzeitig sahen sie in ihm eine Hoheit und Kraft, welche die ihrer am meisten geehrten Rabbiner weit übertraf. Die Lehren Christi zeichneten sich durch eine ihnen bis dahin unbekannte Einfachheit, Würde und Kraft aus. Unwillkürlich riefen sie aus: „Es hat nie ein Mensch also geredet wie dieser Mensch.“ Johannes 7,46. Das Volk lauschte ihm gern, aber die Priester und Machthaber, selbst ihrem Amt als Hüter der Wahrheit untreu, haßten Christum um der von ihm geoffenbarten Gnade willen, welche die Menge von ihnen wegzog und sie dem Licht des Lebens folgen ließ. Ihr Einfluß hinderte die jüdische Nation daran, den göttlichen Charakter des Erlösers zu erkennen, so dass sie ihn verwarf. Z5.778.3 Teilen

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Die Vereinigung des Göttlichen mit dem Menschlichen, die sich in Christo offenbart, findet sich auch in der Bibel. Die in ihr offenbarten Wahrheiten sind alle „von Gott eingegeben“. 2.Timotheus 3,16. Und doch sind sie in menschlichen Worten ausgedrückt und menschlichen Bedürfnissen angepaßt. So kann vom Buche Gottes das gleiche gesagt werden wie von Christo: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Johannes 1,14. Diese Tatsache, weit davon entfernt, ein Argument gegen die Bibel zu sein, sollte unseren Glauben an die Bibel als das Wort Gottes stärken. Wer sich über die Inspiration der Schrift so äußert, dass er einige Teile als göttlich annimmt, während er andere als menschlich zurückweist, übersieht die Tatsache, dass Christus, der Göttliche, unsere menschliche Natur annahm, um die Menschheit zu erreichen. In Gottes Wirken zur Erlösung des Menschen verbindet sich Göttliches mit dem Menschlichen. Z5.779.1 Teilen

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Es gibt viele Schriftabschnitte, die von zweifelnden Kritikern als nicht von Gott eingegeben bezeichnet wurden, die aber in Wirklichkeit, dem Bedürfnis des Menschen fein angepaßt, Gottes eigene Botschaften zum Trost seiner auf ihn trauenden Kinder sind. Eine gute Illustration hierzu findet sich in der Geschichte des Apostels Petrus. Er war im Gefängnis und erwartete, am nächsten Tage hingerichtet zu werden. „In derselben Nacht schlief Petrus zwischen zwei Kriegsknechten, gebunden mit zwei Ketten, und die Hüter vor der Tür hüteten das Gefängnis. Und siehe, der Engel des Herrn kam daher, und ein Licht schien in dem Gemach; und er schlug Petrus an die Seite und weckte ihn und sprach: Stehe behende auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen.“ Apostelgeschichte 12,6.7. Der so plötzlich erwachende Petrus war erstaunt über die Helligkeit, die seinen Kerker durchflutete, und über die himmlische Schönheit des Boten vom Himmel. Er verstand nicht, was das bedeuten sollte, aber er wußte, dass er nun frei war. In seiner Verwirrung und Freude wäre er ohne Schutz gegen die kalte Nachtluft aus dem Gefängnis fortgeeilt. Der Engel Gottes sah das alles und sagte in zärtlicher Sorge um das Wohl des Apostels: „Gürte dich und tu deine Schuhe an!“ Apostelgeschichte 12,8. Petrus gehorchte mechanisch, war jedoch von der Offenbarung der himmlischen Herrlichkeit so benommen, dass er nicht daran dachte, seinen Mantel zu nehmen. Darauf gebot der Engel ihm: „Wirf deinen Mantel um dich und folge mir nach! Und er ging hinaus und folgte ihm und wußte nicht, dass ihm wahrhaftig solches geschähe durch den Engel; sondern es deuchte ihn, er sähe ein Gesicht. Sie gingen aber durch die erste und andere Hut und kamen zu der eisernen Tür, welche zur Stadt führt; die tat sich ihnen von selber auf. Und sie traten hinaus und gingen hin eine Gasse lang; und alsobald schied der Engel von ihm.“ Apostelgeschichte 12,8-10. Der Apostel befand sich allein in den Straßen Jerusalems. „Und da Petrus zu sich selber kam, sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig“ — es war kein Traum oder Gesicht, sondern Wirklichkeit —, „dass der Herr seinen Engel gesandt und mich errettet aus der Hand des Herodes und von allem Warten des jüdischen Volks.“ Apostelgeschichte 12,11. Z5.780.1 Teilen

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Zweifler mögen den Gedanken lächerlich finden, dass ein herrlicher Engel vom Himmel auf so gewöhnliche Dinge wie diese einfachen menschlichen Bedürfnisse achthaben sollte, und darum die göttliche Eingebung dieser Erzählung in Frage stellen. Aber durch die Weisheit Gottes ist dies in der heiligen Geschichte berichtet, nicht zum Wohle von Engeln, sondern zum Wohle von Menschen, damit sie in der Gewißheit, dass der Herr alles weiß, Trost finden mögen, wenn sie in schwierige Lagen geraten sollten. Jesus erklärte seinen Jüngern, dass nicht ein Sperling zur Erde fällt, ohne dass unser himmlischer Vater es wahrnimmt. Wenn nun Gott auf die Bedürfnisse aller kleinen Vögel in der Luft achthat, wie viel mehr wird er für die sorgen, die Untertanen seines Reiches und durch den Glauben an ihn Erben der Unsterblichkeit werden können! O wenn doch der menschliche Geist den Erlösungsplan verstehen wollte — soweit begrenzte Gemüter ihn zu fassen vermögen —, dass Jesus die menschliche Natur annahm und was er durch diese wunderbare Herablassung für uns vollbracht hat, dann würden die Herzen der Menschen von Dankbarkeit für Gottes große Liebe überfließen und in Demut die göttliche Weisheit anbeten, die das Geheimnis der Gnade ersann! Z5.781.1 Teilen

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