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19. Mai 1890 AB1.178 Teilen

Lieber Bruder K.! AB1.178 Teilen

Schon früher hatte ich vor, Dich zu sprechen oder Dir zu schreiben. Leider war beides nicht möglich. Auch jetzt geht es eigentlich nicht. Aber ich empfinde ein starkes Mitgefühl für Dich und möchte nicht, dass Du Dich vom Werk trennst. Ich habe nicht die Kraft, ein richtiges Gespräch mit Dir zu führen. Du machst so rasche Gedankensprünge und bist so redegewandt, dass ich befürchte, ich würde bald erschöpft sein. Was ich dann sage, bleibt vielleicht nicht ganz klar in Deiner Erinnerung. AB1.178.1 Teilen

Ich sehe Deine Gefahr. Du kannst Deine Gedanken sehr schnell in Worte kleiden. Du rückst die Dinge in ein grelles Licht, und Deine Zunge hütest Du nicht. Deine Ansichten zu verschiedenen Punkten formulierst Du in einer Weise, dass sich Deine Brüder vor Dir fürchten. So brauchte es nicht zu sein. Du solltest nicht versuchen, von Deinen Brüdern zu großen Abstand zu gewinnen. Schließlich sieht es dann so aus, als würdest Du ganz anders denken. AB1.178.2 Teilen

Mir wurde gezeigt, dass Dein guter Einfluß bedeutend nachgelassen hat, weil Du es als Deine Pflicht ansiehst, Deine Meinung zu verschiedenen Punkten zu äußern, obwohl Du diese Dinge selbst noch nicht richtig verstanden hast. Deshalb kannst Du sie auch trotz aller Bemühungen anderen nicht begreiflich machen. Mir wurde gezeigt, dass Du Dich nicht veranlaßt fühlen solltest, bei diesen Fragen zu verweilen. Einige Deiner Gedankengänge sind völlig richtig, andere aber fehlerhaft und irrig. AB1.178.3 Teilen

Du könntest ein Segen sein, wenn Du Themen auswählen würdest, die Hoffnung und Ermutigung bringen, wie z.B. Christi Bereitschaft, Sünden zu vergeben, den Sünder anzunehmen und das Verlorene zu retten. Weil Du aber gern etwas Ungewöhnliches bringst, dazu solche extremen Ansichten hast und diese Dinge mit allem Nachdruck vorträgst, besteht die Gefahr, dass viel Schaden angerichtet wird. Manche mögen Deine Gedanken aufgreifen und sich scheinbar gestärkt fühlen. Wenn sie aber versucht und überwunden werden, verlieren sie den Mut, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. AB1.178.4 Teilen

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Wenn Du Dich weniger mit diesen Gedanken beschäftigst, die Dir so wichtig erscheinen und Deine überspannten Äußerungen zurückhältst, wirst Du selbst mehr Glauben bekunden. Ich sah, dass Du zeitweilig unausgeglichen warst, weil Du Dich intensiv mit dem Geheimnis der Gottheit beschäftigt hast und dies zu erklären versuchtest. Dabei bleibt dieses Geheimnis nach Deinen Studien und Erklärungen genauso bestehen, wie es vorher war. AB1.179.1 Teilen

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