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Kapitel 29: Eine Warnungsbotschaft
Kapitel 29: Eine Warnungsbotschaft
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Auf Grundlage des 1.Korintherbriefs DAp.195 Teilen

Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth wurde vom Apostel Paulus während der letzten Zeit seines Aufenthalts in Ephesus geschrieben. Für keine andere Gemeinde bekundete er größere Anteilnahme, war er unermüdlicher in seinen Bemühungen als für die Gläubigen in Korinth. Eineinhalb Jahre hatte er unter ihnen gearbeitet, sie auf den gekreuzigten und auferstandenen Heiland als den einzigen Weg zum Heil hingewiesen und sie dazu aufgefordert, sich vertrauensvoll auf die umgestaltende Macht Seiner Gnade zu verlassen. Diejenigen, die sich zum Christentum bekannten, hatte er schon vor ihrer Aufnahme in die Gemeinde eingehend über die Vorrechte und Pflichten des Gläubigen Christen unterwiesen. Ernstlich war er bemüht, ihnen zu helfen, ihrem Taufgelübde treu zu bleiben. DAp.195.1 Teilen

Paulus hatte eine klare Erkenntnis von dem Kampf, den jeder Mensch mit den Mächten des Bösen ausfechten muss, die ihn ständig zu täuschen und zu verstricken suchen. Unermüdlich hatte er gearbeitet, um diejenigen zu stärken und zu festigen, die jung im Glauben waren. Er hatte sie gebeten, sich rückhaltlos Gott auszuliefern, denn er wusste, dass die Sünde nicht gebannt ist, dass Begierden und Leidenschaften um die Herrschaft streiten und dass Versuchungen das Gewissen verwirren, wenn ein Mensch diese Übergabe versäumt. DAp.195.2 Teilen

Solch eine Übergabe muss vollständig sein, dann wird der schwache, zweifelnde, ringende Mensch, der sich dem Herrn ganz übergibt, in unmittelbare Verbindung mit den Kräften gebracht, die ihn befähigen, ein Überwinder zu werden. Der Himmel ist ihm nahe, und er kann zu jeder Zeit bei Anfechtung und Not der Unterstützung und Hilfe barmherziger Engel sicher sein. DAp.195.3 Teilen

Die Gemeindeglieder in Korinth waren von Abgötterei und Sinnlichkeit der verlockendsten Art umgeben. Solange Paulus bei ihnen war, konnten diese Einflüsse nur wenig bei ihnen ausrichten. Sein starker Glaube, seine inbrünstigen Gebete, seine ernsten Ermahnungen, vor allem aber sein gottesfürchtiger Wandel hatten ihnen geholfen, sich um Christi willen selbst zu verleugnen, anstatt an den zweifelhaften Freuden der Sünde Gefallen zu finden. DAp.195.4 Teilen

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Nach der Abreise des Apostels Paulus traten jedoch ungünstige Verhältnisse ein. Das vom Feind gesäte Unkraut ging unter dem Weizen auf und fing in kurzer Zeit an, schlimme Frucht zu bringen. Das war eine Zeit schwerer Prüfungen für die Gemeinde in Korinth. Der Apostel hielt sich nicht mehr bei ihnen auf, um ihren Eifer zu beleben und sie in ihrem Bemühen zu unterstützen, mit Gott in Harmonie zu leben. So wurden viele nach und nach sorglos und gleichgültig. Sie gerieten so unter die Herrschaft ihrer Gefühle und Neigungen. Paulus, der sie so oft angespornt hatte, den hohen Idealen der Reinheit und Aufrichtigkeit nachzustreben, war fern von ihnen. Und so fielen nicht wenige von denen, die bei ihrer Bekehrung ihre üblen Gewohnheiten aufgegeben hatten, wieder in die erniedrigenden Sünden des Heidentums zurück. DAp.196.1 Teilen

Paulus hatte kurz an die Gemeinde geschrieben und sie ermahnt, dass sie „nichts ... zu schaffen haben“ (1.Korinther 5,9) sollten mit Gliedern, die in einem lasterhaften Leben beharren. Aber viele der Gläubigen verdrehten die Worte des Apostels, sie kritisierten das gesagte und rechtfertigten sich, warum sie seine Anweisungen nicht beachteten. DAp.196.2 Teilen

Paulus erhielt von der Gemeinde einen Brief, in dem er wegen verschiedener Anliegen um Rat gefragt wurde. Aber die unter ihnen herrschenden schweren Sünden wurden nicht erwähnt. Durch den Heiligen Geist kam der Apostel jedoch zu der Überzeugung, dass ihm der wahre Zustand der Gemeinde verheimlicht werde und der Brief lediglich ein Versuch sei, ihm Aussagen zu entlocken, die die Schreiber danach für ihre eigenen Absichten auslegen konnten. DAp.196.3 Teilen

Etwa um diese Zeit kamen Glieder aus dem Haushalt Chloes nach Ephesus. Das war eine christliche Familie aus Korinth, die hatte einen guten Ruf. Paulus befragte sie über die dortigen Verhältnisse und erfuhr, dass die Gemeinde durch Spaltungen zerrissen sei. Die Auseinandersetzungen, die schon geherrscht hatten, als Apollos Korinth besuchte, waren noch stärker geworden. Falsche Lehrer verleiteten die Glieder, die Unterweisungen von Paulus zu verachten. Die Glaubenslehren und Verordnungen des Evangeliums waren entstellt worden. Stolz, Götzendienst und Sinnlichkeit nahmen beständig zu unter denen, die einst voll Eifer in ihrem christlichen Wandel gewesen waren. DAp.196.4 Teilen

Aufgrund dieser Schilderung erkannte Paulus, dass seine schlimmsten Befürchtungen weit übertroffen waren. Dennoch dachte er nicht daran, dass seine Arbeit vergeblich gewesen sei. Aus „Angst des Herzens mit viel Tränen“ (2.Korinther 2,4) suchte er Rat bei Gott. Gern hätte er Korinth sogleich besucht, wenn dies der weiseste Weg gewesen wäre. Aber er wusste, dass die Gläubigen in ihrem momentanen Zustand keinen Nutzen von seinem Wirken hätten. Deshalb sandte er zunächst Titus zu ihnen, damit er einem späteren Besuch des Apostels den Weg bereitete. Dann schrieb der Apostel der Gemeinde von Korinth einen der inhaltsvollsten, lehrreichsten und wirksamsten aller seiner Briefe. Dabei stellte er alle persönlichen Empfindungen über das Verhalten jener zurück, die in ihrem Wandel eine solch ungewöhnliche Verderbtheit zeigten, und setzte dagegen sein Vertrauen ganz auf Gott. DAp.196.5 Teilen

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Bemerkenswert klar ging er auf die verschiedenen von der Gemeinde aufgeworfenen Fragen ein und stellte allgemeine Grundsätze auf, deren Befolgung zu einem höheren geistlichen Stand verhelfen konnte. Diese Leute befanden sich in großer Gefahr, und Paulus war der Gedanke unerträglich, es könnte ihm in diesem entscheidenden Augenblick nicht gelingen, ihre Herzen zu erreichen. Treu warnte er sie vor drohenden Gefahren und tadelte sie wegen ihrer Sünden. Erneut wies er sie auf Christus hin und versuchte den Eifer ihrer früheren Hingabe wieder anzufachen. DAp.197.1 Teilen

Der Apostel bekundet seine große Liebe zu den Gläubigen in Korinth durch einen herzlichen Gruß an die Gemeinde. Er erwähnte, welche Erfahrung sie machten, als sie sich vom Götzendienst abwandten, um den wahren Gott anzubeten und Ihm zu dienen. Ferner erinnerte er sie an die Gaben des Heiligen Geistes, die sie empfangen hatten und zeigte ihnen, welche Gnade es sei, im christlichen Wandel beständig voranzukommen, bis sie die Reinheit und Heiligkeit Christi erreicht hatten. „Ihr seid“, so schrieb er, „durch ihn an allen Stücken reich gemacht, an aller Lehre und in aller Erkenntnis. Denn die Predigt von Christus ist in euch kräftig geworden, so dass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und nur wartet auf die Offenbarung unsres Herrn Jesus Christus. Der wird euch auch fest erhalten bis ans Ende, dass ihr unsträflich seid auf den Tag unsres Herrn Jesus Christus“. 1.Korinther 1,5-8. DAp.197.2 Teilen

Dann sprach Paulus offen von den Zwistigkeiten, die in der Gemeinde von Korinth aufgekommen waren und ermahnte die Glieder, den Streit zu beenden. „Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus“, schrieb er, „dass ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulasst, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung.“ 1.Korinther 1,10. DAp.197.3 Teilen

Der Apostel fühlte sich frei, zu erwähnen, wie und durch wen er von den Spaltungen in der Gemeinde unterrichtet worden war. „Mir ist nämlich, meine Brüder, durch die Leute der Chloe bekanntgeworden, dass Streitigkeiten unter euch sind..“ 1.Korinther 1,11. DAp.197.4 Teilen

Paulus war ein vom Geist Gottes geleiteter Apostel. Die Wahrheiten, die er andere lehrte, hatte er „durch Offenbarung“ (Epheser 3,3) empfangen. Nicht zu jeder Zeit teilte ihm der Herr den Zustand seines Volkes auf diese Weise mit. In diesem Fall hatten Gläubige, denen das Wohl der Gemeinde in Korinth am Herzen lag und die gesehen hatten, wie sich Böses einschlich, den Apostel von dieser Tatsache unterrichtet. Aufgrund bereits früher empfangener göttlicher Offenbarungen war er in der Lage, diese Entwicklung richtig zu beurteilen. Ungeachtet der Tatsache, dass der Herr ihm für diesen besonderen Fall keine neue Offenbarung gab, nahmen alle, die wahrhaft nach Licht suchten, seine Botschaft als vom Geist Christi gewirkt an. Der Herr hatte ihm gezeigt, welche Schwierigkeiten und Gefahren in den Gemeinden aufkommen würden. Als sich nun diese Übelstände entwickelten, erkannte der Apostel ihre Bedeutung. Gott hatte ihn berufen, die Gemeinde zu verteidigen, über die Gläubigen zu wachen und vor Gott für sie Rechenschaft abzulegen. War es deshalb nicht nur richtig, das ernst zu nehmen, was ihm von Gesetzesübertretungen und Streitigkeiten unter ihnen berichtet wurde? Die Ermahnungen, die er ihnen geben musste, waren ebenso vom Geist Gottes eingegeben wie irgendeiner seiner anderen Briefe. DAp.197.5 Teilen

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Der Apostel erwähnte nichts von den falschen Lehrern, die nur darauf aus waren, die Frucht seiner Arbeit zu zerstören. Wegen der Finsternis und der Spaltung in der Gemeinde vermied er es wohlweislich, sie durch solche Hinweise zu erzürnen, denn er befürchtete, etliche könnten dann ganz von der Wahrheit abkommen. Er lenkte vielmehr ihre Aufmerksamkeit auf sein eigenes Wirken unter ihnen. „Als ein weiser Baumeister“, so erklärte er, habe er „den Grund gelegt ...; ein anderer baut darauf“. 1.Korinther 3,10. Damit erhob er sich aber nicht über andere, denn er versicherte: „Wir sind Gottes Mitarbeiter.“ 1.Korinther 3,9. Er beanspruchte nicht, eigene Weisheit zu besitzen, sondern bekannte, dass die göttliche Kraft allein ihn befähigte, die Wahrheit in einer Gott wohlgefälligen Weise zu verkündigen. Vereint mit Christus, dem größten aller Lehrer, war Paulus befähigt worden, Lehren göttlicher Weisheit mitzuteilen, die den Bedürfnissen aller Menschengruppen entsprachen und zu allen Zeiten, an allen Orten und unter allen Bedingungen anwendbar waren. DAp.198.1 Teilen

Zu den bedenklichsten Übeln, die unter den Gläubigen von Korinth aufkamen, gehörte der Rückfall in viele der verderblichen Sitten des Heidentums. Ein ehemalig Bekehrter war so sehr auf die schiefe Bahn geraten, dass er mit seinem unzüchtigen Wandel selbst bei den auf niederer sittlicher Stufe stehenden Heiden Anstoß erregte. Der Apostel ermahnte darum die Gemeinde: „Tut ihr selbst von euch hinaus, wer da böse ist!“ 1.Korinther 5,13. „Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, da ihr ja ungesäuert seid!.“ 1.Korinther 5,6f. DAp.198.2 Teilen

Dass die Brüder einander vor Gericht verklagten, war ein weiterer Übelstand, der sich in die Gemeinde eingeschlichen hatte. Dabei gab es genügend Vorkehrungen, um Schwierigkeiten unter den Gläubigen beizulegen. Christus selbst hat deutlich erklärt, wie solche Angelegenheiten in Ordnung gebracht werden sollten. „Sündigt aber dein Bruder“, hatte der Heiland geraten, „so gehe hin und halte es ihm vor zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf dass jegliche Sache stehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so sei er dir wie ein Heide und Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: ‚Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.‘“ Matthäus 18,15-18. DAp.198.3 Teilen

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Da die Gläubigen zu Korinth diesen deutlichen Rat aus den Augen verloren hatten, ermahnte und tadelte Paulus sie ganz unmissverständlich: „Wie kann jemand von euch, der eine Beschwerde gegen einen anderen hat, sich bei den Ungerechten richten lassen anstatt bei den Heiligen? Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun durch euch die Welt gerichtet werden soll, seid ihr dann unwürdig, über die allergeringsten Dinge zu entscheiden? Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Wieviel mehr die Angelegenheiten dieses Lebens? Wenn ihr nun über Angelegenheiten dieses Lebens Entscheidungen zu treffen habt, so setzt ihr solche zu Richtern ein, die bei der Gemeinde nichts gelten! Zur Beschämung sage ich‘s euch: demnach ist also nicht ein einziger Weiser unter euch, der ein unparteiisches Urteil fällen könnte für seinen Bruder; sondern ein Bruder führt Rechtsstreit mit dem anderen, und das vor Ungläubigen! DAp.199.1 Teilen

Es ist ja überhaupt schon ein Schaden unter euch, dass ihr Prozesse miteinander führt. ... Stattdessen übt ihr Unrecht und übervorteilt, und dies gegenüber Brüdern! Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden?“ 1.Korinther 6,1-9. DAp.199.2 Teilen

Satan trachtet ständig danach, Misstrauen, Entfremdung und Hass unter Gottes Volk zu streuen. Wir sind oft versucht zu glauben, dass unsere Rechte angetastet werden, selbst wenn für solche Empfindungen gar keine Ursache vorhanden ist. Alle, die sich selbst mehr lieben als Christus und Sein Werk, werden ihr eigenes Wohl an die erste Stelle setzen und zu jedem Mittel greifen, um es zu hüten und zu wahren. Selbst Christen, die gewissenhaft zu sein scheinen, lassen sich durch Stolz und Eigendünkel davon abhalten, persönlich zu denen zu gehen, die sie im Irrtum befangen glauben, um mit ihnen im Geist Christi zu reden und füreinander zu beten. Anstatt der Weisung des Herrn zu folgen, gehen einige sogar vor Gericht, wenn sie meinen, ihnen sei von ihren Brüdern Unrecht zugefügt worden. DAp.199.3 Teilen

Christen sollten sich nicht an weltliche Gerichte wenden, um Streitigkeiten zu schlichten, die unter Gemeindegliedern aufkommen können. Solche Meinungsverschiedenheiten sollten sie der Weisung Christi gemäß entweder untereinander austragen oder von der Gemeinde schlichten lassen. Selbst wenn ihm Unrecht zugefügt wurde, wird der Nachfolger des sanftmütigen und demütigen Jesus sich „lieber übervorteilen“ (1.Korinther 6,7) lassen, als die Sünde seiner Glaubensbrüder vor der Welt aufzudecken. DAp.199.4 Teilen

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Rechtsstreitigkeiten zwischen Brüdern sind eine Schande für die Sache der Wahrheit. Christen, die einander vor Gericht bringen, setzen die Gemeinde dem Spott ihrer Feinde aus und geben den Mächten der Finsternis Gelegenheit zu frohlocken. Dadurch verwunden sie Christus erneut und beleidigen Ihn öffentlich. Indem sie die Vollmacht der Gemeinde ablehnen, verachten sie Gott, der der Gemeinde Vollmacht verliehen hat. DAp.200.1 Teilen

In diesem Brief ging es Paulus darum, den Korinthern zu zeigen, wie Christi Macht sie vor dem Übel bewahren könne. Er wusste, dass sie durch den Allmächtigen stark sein würden, wenn sie die übermittelten Unterweisungen befolgten. Um ihnen zu helfen, sich von der Knechtschaft der Sünde zu lösen und in der Furcht des Herrn wirklich heilige Menschen zu werden, legte Paulus ihnen die Ansprüche dessen ans Herz, dem sie bei ihrer Bekehrung ihr Leben geweiht hatten. „Ihr ... seid Christi“ und „seid nicht euer eigen“ (1.Korinther 3,23; 1.Korinther 6,19), schrieb er ihnen. „Ihr seid teuer erkauft; darum so preiset Gott an eurem Leibe.“ 1.Korinther 6,20. DAp.200.2 Teilen

Der Apostel schilderte gründlich die Folgen der Abkehr von einem reinen und heiligen Leben und der Hinwendung zu den entarteten Sitten des Heidentums: „Lasset euch nicht irreführen! Weder die Unzüchtigen noch die Götzendiener noch die Ehebrecher ... noch die Diebe noch die Geizigen noch die Trunkenbolde noch die Lästerer noch die Räuber werden das Reich Gottes ererben.“ 1.Korinther 6,9.10. Er bat sie, über die sinnlichen Leidenschaften und Lüste zu herrschen. „Wisset ihr nicht“, fragte er sie, „dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott?“ 1.Korinther 6,19. DAp.200.3 Teilen

Paulus besaß große geistige Fähigkeiten. Zugleich wurde in seinem Leben die Kraft einer ungewöhnlichen Weisheit deutlich, die ihn befähigte, sich sofort in die Lage anderer zu versetzen und mit ihnen fühlen zu können. Das brachte ihn mit anderen in enge Verbindung und befähigte ihn, die guten Kräfte in ihnen zu wecken und sie zu beeinflussen, nach einem besseren Leben zu trachten. Sein Herz war voll aufrichtiger Liebe zu den Gläubigen in Korinth. Er sehnte sich danach, an ihnen eine innerliche Frömmigkeit wahrzunehmen, die sie gegen Versuchungen schützen würde. Er wusste, „Satans Synagoge“ (Offenbarung 2,9) würde ihnen bei jedem Schritt auf ihrem christlichen Pfad entgegen stehen, so dass sie täglich kämpfen müssten. Unter Wachen und Beten hatten sie sich vor den hinterhältigen Angriffen des Feindes zu hüten, der sie in die alten Gewohnheiten und natürlichen Neigungen zurücktreiben möchte. Paulus wusste, dass höhere christliche Erkenntnis nur durch viel Gebet und beständige Wachsamkeit erlangt werden kann. Das versuchte er ihnen einzuschärfen. Er wusste aber auch, dass ihnen in dem gekreuzigten Christus ausreichend Kraft angeboten wurde, die nicht nur die Bekehrung der Seele bewirkte, sondern sie auch befähigte, aller Versuchung zum Bösen zu widerstehen. Mit dem Glauben an Gott als Rüstung und mit Seinem Wort als Waffe im Kampf würden sie zugleich mit innerer Kraft versehen sein, durch die sie die Angriffe des Feindes sicher und erfolgreich abwehren könnten. DAp.200.4 Teilen

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Die Gläubigen in Korinth brauchten eine tiefere Erfahrung in göttlichen Dingen. Sie hatten noch nicht völlig verstanden, was es heißt, Gottes Herrlichkeit zu schauen und von einer Charakterstufe zur anderen verwandelt zu werden. Bis jetzt hatten sie nur die ersten Strahlen der aufgehenden Herrlichkeit geschaut. Paulus wünschte ihnen, dass sie „mit aller Gottesfülle“ (Epheser 3,19) erfüllt würden, dass sie immer mehr den erkennten, der „wie die schöne Morgenröte“ (Hosea 6,3) hervorbricht, und dass sie weitermachten von Christus zu lernen, bis sie zum vollen Licht eines vollkommenen Glaubens des Evangeliums gelangten. DAp.201.1 Teilen

Kapitel 30: Zu geistlichem Wachstum berufen
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Paulus hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Gläubigen in Korinth die Bedeutung entschiedener Selbstbeherrschung, verantwortungsbewusster Mäßigkeit und unermüdlicher Einsatzbereitschaft im Dienst für Christus einzuprägen. Deshalb verglich er in seinem ersten Brief den Glaubenskampf des Christen mit den berühmten Wettkämpfen, die zu bestimmten Zeiten in der Nähe von Korinth durchgeführt wurden. Bei allen von Griechen und Römern veranstalteten Spielen gehörte der Wettlauf zu den ältesten Sportarten und war nicht zuletzt deshalb besonders geschätzt. Selbst Könige, Fürsten und Staatsmänner wohnten den Kämpfen bei. Angesehene und wohlhabende junge Leute nahmen an den Kämpfen teil. Sie scheuten sich nicht, all ihre Kräfte einzusetzen, um den Preis zu bekommen. DAp.202.1 Teilen

Für diese Wettkämpfe galten strenge Regeln, die keine Ausnahme duldeten. Wer sich als Mitkämpfer um den Preis bewerben wollte, musste sich zuvor einem harten Training unterziehen. Schädigende Genusssucht und alles andere, was die geistige oder körperliche Leistungsfähigkeit schmälern konnte, waren streng untersagt. Nur wer feste, geschmeidige Muskeln und volle Kontrolle über seine nervlichen Reaktionen besaß, konnte hier, wo es auf Stärke und Schnelligkeit ankam, den Sieg erhoffen. Jede Bewegung musste beherrscht, jeder Schritt schnell und sicher erfolgen und die körperliche Leistungsfähigkeit musste den höchsten Stand erreichen. Während die Wettläufer vor der wartenden Menge erschienen, wurden ihre Namen aufgerufen und die Regeln des Wettlaufs laut verlesen. Dann starteten alle Läufer gleichzeitig, und die gespannte Aufmerksamkeit der Zuschauer trug zu ihrem Siegeswillen bei. Nahe am Ziel saßen die Preisrichter, so dass sie den Wettlauf von Anfang bis Ende genau beobachten und den wahren Sieger ermitteln konnten. Hatte etwa ein Läufer sich einen unerlaubten Vorteil verschafft und dadurch das Ziel als erster erreicht, so wurde ihm der Preis nicht zuerkannt. DAp.202.2 Teilen

Bei diesen Wettkämpfen wurde viel riskiert. Manche erholten sich nie wieder von den ungeheuren körperlichen Anstrengungen. Es kam vor, dass Männer, aus Mund und Nase blutend, während des Laufs zusammenbrachen, ja, dass Wettläufer sogar tot umfielen, als sie den Siegespreis in Empfang nehmen wollten. Aber angesichts der hohen Ehre, die dem siegreichen Kämpfer winkte, wurden weder eine lebenslängliche Schädigung der Gesundheit noch der Tod als zu hoher Einsatz angesehen. DAp.202.3 Teilen

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Erreichte der Sieger das Ziel, empfing ihn donnernder Beifall, dessen Echo von den umliegenden Bergen und Höhen widerhallte. Vor allen Zuschauern überreichte der Kampfrichter dem Läufer die Zeichen des Sieges — einen Lorbeerkranz und einen Palmzweig, den der Sieger in seiner Rechten tragen musste. Im ganzen Land erscholl sein Ruhm. Seine Eltern teilten mit ihm die Ehre, und selbst die Stadt, in der er wohnte, stand in hohem Ansehen, weil sie einen so erfolgreichen Wettkämpfer hervorgebracht hatte. DAp.203.1 Teilen

Unter Hinweis auf diese Wettläufe als ein Bild für den Kampf des Glaubens hob Paulus hervor, wie wichtig gute Vorbereitungen für den Erfolg der Wettkämpfer sind: strenge Selbstzucht, Enthaltsamkeit und maßvolle Lebensweise. „Ein jeglicher aber, der da kämpft“, erklärte Paulus, „enthält sich alles Dinges.“ 1.Korinther 9,25. Die Läufer verzichteten auf jeden Genuss, der ihre körperlichen Kräfte hätte schwächen können, und suchten durch anhaltendes, straffes Training ihre Muskeln zu stärken, damit sie am Wettkampftag ihrem Körper das Äußerste abverlangen konnten. Wieviel wichtiger ist es dann für den Christen, seine Begierden und Leidenschaften der Vernunft und dem Willen Gottes unterzuordnen, steht doch bei ihm das ewige Heil auf dem Spiel! Niemals darf er sich durch Vergnügungen, Genusssucht oder Bequemlichkeit von seinem Ziel ablenken lassen. Alle seine Gewohnheiten und Neigungen gehören unter strenge Selbstzucht. Ein durch das Wort Gottes erleuchteter und vom Heiligen Geist geleiteter Verstand muss über alles die Kontrolle ausüben. DAp.203.2 Teilen

Selbst wenn dies geschehen ist, muss sich der Christ noch äußerst anstrengen, um den Sieg zu erlangen. Bei den Spielen in Korinth setzten die Wettläufer auf der letzten Wegstrecke ihre ganze Energie ein, um ihre Geschwindigkeit unvermindert beizubehalten. So wird auch der Christ, je näher er dem Ziel kommt, mit noch mehr Eifer und Entschlossenheit als zu Beginn des Laufes voranstreben. DAp.203.3 Teilen

Paulus zeigt außerdem den Unterschied auf zwischen dem verwelkenden Lorbeerkranz des Siegers eines Wettlaufs und der unvergänglichen Krone der Herrlichkeit für alle, die den Glaubenskampf siegreich bestehen. Jene setzen sich ein, so sagt er, „dass sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen“. 1.Korinther 9,25. Die griechischen Wettläufer scheuten weder Mühe noch Disziplin, um einen vergänglichen Preis zu erwerben. Wir aber streben nach einem unendlich wertvolleren Preis, nach der Krone des ewigen Lebens. Wieviel sorgfältiger sollten wir uns da bemühen, wie viel mehr zu Opfer und Selbstverleugnung bereit sein! DAp.203.4 Teilen

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Im Brief an die Hebräer wird besonders hervorgehoben, dass Zielstrebigkeit den Lauf des Christen um das ewige Leben kennzeichnen muss: „Lasset uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasset uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Hebräer 12,1.2. Neid, Hass, Argwohn, Verleumdung und Habsucht sind hinderliche Lasten, die der Christ abwerfen muss, wenn er beim Lauf um das ewige Leben siegreich sein will. Alle Gewohnheiten und Praktiken, die zur Sünde verleiten und Christus verunehren, müssen unbedingt abgelegt werden. Denn den Segen des Himmels kann niemand erhalten, der sich über Gottes ewiges Recht hinwegsetzt. Hegen wir auch nur eine Sünde in uns, so reicht das aus, unseren Charakter zu verderben und andere Menschen irrezuführen. DAp.204.1 Teilen

„Wenn aber deine Hand dir Ärgernis schafft, so haue sie ab?“ sagte der Heiland. „Es ist dir besser, dass du als ein Krüppel zum Leben eingehest, als dass du zwei Hände habest und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer ... Wenn dir dein Fuß Ärgernis schafft, so haue ihn ab! Es ist besser, dass du lahm zum Leben eingehest, als dass du zwei Füße habest und werdest in die Hölle geworfen.“ Markus 9,43-45. Ginge es darum, den Leib vor dem Tod zu retten, ließe man durchaus den Fuß oder die Hand vom Körper trennen oder sich das Augenlicht nehmen. Wieviel mehr sollte dann ein Christ darauf bedacht sein, die Sünde zu lassen, die den ewigen Tod bringt! DAp.204.2 Teilen

Bei aller Selbstverleugnung und strengen Selbstzucht konnten die Teilnehmer an jenen alten Wettkämpfen des Sieges nicht ganz sicher sein. „Wisst ihr nicht“, fragte Paulus, „dass die, so in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis?“ 1.Korinther 9,24. Wie eifrig und ernstlich die Läufer auch kämpften, der Preis konnte doch nur einem gegeben werden. Nur eine Hand konnte den begehrten Siegeskranz in Empfang nehmen. Wie oft mögen manche nach äußerster Kraftanstrengung bereits die Hand nach dem Kampfpreis ausgestreckt haben, doch dann kam ihnen im letzten Augenblick ein anderer zuvor und sicherte sich das begehrte Kleinod! DAp.204.3 Teilen

Im Glaubenskampf ist das aber nicht so. Keiner, der sich den geltenden Regeln unterwirft, wird am Ende enttäuscht sein. Wer sich rückhaltlos einsetzt und darin bleibt, wird auch siegen. Hier geht es ja nicht um einen Wettlauf nur der Schnellen oder einen Kampf nur der Starken. Der schwächste Gläubige kann ebenso wie der stärkste die Krone der unvergänglichen Herrlichkeit erlangen. Sieger kann jeder werden, der durch die Kraft der göttlichen Gnade sein Leben dem Willen Christi unterwirft. Oft wird das praktische Ausleben der im Wort Gottes für den Alltag festgelegten Grundsätze als zu unwichtig und zu geringfügig angesehen, um sich ernstlich mit ihm zu befassen. Erkennt man jedoch, was auf dem Spiel steht, dann ist nichts nebensächlich, das die Erreichung dieses Zieles fördert oder behindert. Jede einzelne Tat wirft ihr Gewicht in die Waagschale und entscheidet mit über Sieg oder Niederlage. Selbst der Lohn, der auf die Sieger wartet, wird sich nach dem Eifer und der Tatkraft richten, wie sie kämpften. DAp.204.4 Teilen

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Der Apostel verglich sich selbst mit einem Teilnehmer am Wettkampf, der seine ganze Kraft einsetzt, um den Sieg zu erringen. „Ich laufe aber so, nicht als aufs Ungewisse“, bekannte er; „ich fechte so, nicht als der in die Luft schlägt, sondern ich züchtige meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werde.“ 1.Korinther 9,26f. Um nicht „aufs Ungewisse“ zu laufen oder ohne Zielbewusstsein am Glaubenslauf teilzunehmen, unterwarf Paulus sich strenger Disziplin. Die Worte „Ich züchtige meinen Leib“ bedeuten wörtlich, durch Selbstbeherrschung alle Wünsche, Triebe und Leidenschaften in der Gewalt zu haben. DAp.205.1 Teilen

Paulus sorgte sich darüber, dass er selbst verworfen werden könnte, obwohl er anderen gepredigt hatte. Es war ihm bewusst, dass all seine Bemühungen um andere ihm nichts helfen würden, wenn er die Grundsätze, die er glaubte und lehrte, nicht selbst auslebte. DAp.205.2 Teilen

Sein Umgang, sein Einfluss, sein Verzicht auf die Befriedigung eigener Wünsche mussten zeigen, dass sein Glaube nicht nur ein Lippenbekenntnis war, sondern in der täglichen lebendigen Verbindung mit Gott bestand. Stets hatte er nur ein Ziel vor Augen: „die Gerechtigkeit, die aus Gott kommt, auf Grund des Glaubens“. Philipper 3,9. Er setzte alles ein, um das zu erreichen. DAp.205.3 Teilen

Paulus wusste, dass sein Kampf gegen das Böse nicht aufhören würde, solange er lebte. Umso deutlicher spürte er, wie notwendig es ist, auf sich selbst zu achten, damit irdische Wünsche nicht den geistlichen Eifer unterdrückten. Mit aller Kraft kämpfte er gegen seine natürlichen Neigungen an. Dabei blickte er stets auf das Ziel, das er in willigem Gehorsam gegen Gottes Gebote zu erreichen suchte. Sein Reden und Handeln sowie seine Empfindungen stellte er unter die Herrschaft des Geistes Gottes. DAp.205.4 Teilen

Den gleichen Vorsatz, den Wettlauf um die Krone des ewigen Lebens zu gewinnen, wollte Paulus auch im Leben der Gläubigen von Korinth offenbart sehen. Er wusste, dass ihnen ein lebenslanger Kampf bevorstand, der keinem erlassen werden konnte, der das von Christus gesteckte Ziel erreichen wollte. Er bat sie dringend, recht zu kämpfen und täglich nach Frömmigkeit und sittlicher Vervollkommnung zu trachten. Er forderte sie auf, alle hindernden Lasten abzulegen und dem Ziel der Vollkommenheit in Christus nachzujagen. DAp.205.5 Teilen

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Paulus wies die Korinther auf die Erfahrungen des alten Volkes Israel hin, auf die Segnungen, die seinen Gehorsam belohnten, und auf die Gerichte als Folge seiner Übertretungen. Er erinnerte sie daran, wie wunderbar die Hebräer unter dem Schutz der Wolke bei Tag und der Feuersäule bei Nacht aus Ägypten geführt worden waren. So wurden sie auch sicher durch das Rote Meer geleitet, während die Ägypter bei dem Versuch, genauso hindurchzukommen, alle ertranken. Durch solche Taten hatte sich Gott zu Israel als Seiner Gemeinde bekannt. Sie „haben alle einerlei geistliche Speise gegessen und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus“. 1.Korinther 10,3f. Auf allen ihren Wegen war Christus ihr Führer gewesen. Der geschlagene Fels war ein Sinnbild auf Christus, der um der Übertretungen der Menschen willen verwundet werden würde, damit der Strom des Heils für alle fließen könnte. DAp.206.1 Teilen

Weil sich die Israeliten jedoch immer wieder nach den Bequemlichkeiten Ägyptens zurücksehnten und weil sie in Sünde und Empörung verharrten, brach Gottes Gericht — ungeachtet all der bis dahin erwiesenen Wohltaten — zuletzt doch über sie herein. Der Apostel ermahnte nun die Gläubigen in Korinth, die Lehren aus den Erfahrungen Israels zu beachten. „Das ist aber geschehen uns zum Vorbild“, schrieb er, „damit wir nicht am Bösen unsre Lust haben, wie jene sie hatten.“ 1.Korinther 10,6. Er zeigte ihnen, wie die Liebe zu Behaglichkeit und Vergnügen den Weg für Sünden geebnet hatte, die Gott außerordentlich erzürnten. Als sich einmal die Kinder Israel lagerten, um zu essen und zu trinken, und aufstanden, um zu spielen (siehe 1.Korinther 10,7), gaben sie alle Gottesfurcht auf, die sie noch bei der Gesetzgebung empfunden hatten. Die Folge war, dass sie ein goldenes Kalb gossen, das Gott darstellen sollte, und es anbeteten. Viele Hebräer waren infolge ihrer Zügellosigkeit umgekommen, als sie bei einer anderen Gelegenheit ein üppiges Gelage feierten, das mit der Anbetung des Baal-Peor verbunden war. Auch diesmal wurde Gott sehr zornig. Auf seinen Befehl hin „fielen an einen Tag dreiundzwanzigtausend.“ 1.Korinther 10,8. DAp.206.2 Teilen

Deshalb ermahnte der Apostel die Korinther: „Wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle!“ 1.Korinther 10,12. Falls sie überheblich und selbstsicher werden und das Beten und Wachen vernachlässigen sollten, würden auch sie in schwere Sünden fallen und Gottes Zorn auf sich ziehen. Doch da Paulus sie durch diesen Hinweis weder verzagt machen noch entmutigen wollte, versicherte er ihnen: „Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie ertragen könnt“. 1.Korinther 10,13. DAp.206.3 Teilen

Paulus bat seine Brüder inständig, zu bedenken, welchen Einfluss ihre Worte und Handlungen auf andere haben können. Sie sollten nichts tun — wie harmlos es an sich auch sein mochte ?, das den Götzendienst dulden oder die Gefühle der Schwachen im Glauben verletzen könnte. „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre. Gebet kein Ärgernis weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes.“ 1.Korinther 10,31f. DAp.206.4 Teilen

207

Die Warnungen des Apostels an die Gemeinde in Korinth gelten zu allen Zeiten und sind heute besonders angebracht. Unter Götzendienst verstand Paulus nicht nur die Verehrung von Götzenbildern, sondern auch Selbstsucht, Hang zur Bequemlichkeit sowie die Befriedigung der Triebe und Begierden. Das bloße Bekenntnis des Glaubens an Christus, das Wert legt auf die Kenntnis der Wahrheit macht jemanden noch lange nicht zum Christen. Ein Glaube, der nur das Auge, das Ohr und den Geschmack befriedigen oder die Selbstsucht hervorheben wollte, hat nichts mit dem Glauben Christi zu tun. DAp.207.1 Teilen

Durch den Vergleich der Gemeinde mit dem menschlichen Körper veranschaulichte der Apostel das herzliche und einmütige Verhältnis, das unter allen Gliedern der Gemeinde Christi bestehen soll. „Wir sind“, so schrieb er, „durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Unfreie oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich des Leibes Glied nicht, sollte er um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht des Leibes Glied, sollte es um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, ein jegliches am Leibe besonders, wie er gewollt hat. Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind der Glieder viele, aber der Leib ist einer. Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: Ich bedarf dein nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht ... Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, auf dass nicht eine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder füreinander gleich sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder, ein jeglicher nach seinem Teil.“ 1.Korinther 12,13-21.24-27. DAp.207.2 Teilen

Mit Worten, die bis heute Männer und Frauen wahrhaft begeistern und ermutigen, schilderte Paulus dann die Bedeutung jener Liebe, die von Jesu Nachfolgern gepflegt werden sollte: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir‘s nichts nütze.“ 1.Korinther 13,1-3. DAp.207.3 Teilen

208

Auch durch ein noch so überzeugendes Bekenntnis wird niemand zu einem wahren Jünger Jesu, wenn sein Herz nicht von Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen erfüllt ist. Selbst wenn er starken Glauben besäße und die Macht hätte, Wunder zu tun, so wäre sein Glaube ohne Liebe dennoch wertlos. Auch wenn er überaus freigebig wäre, so dass er beispielsweise sein Hab und Gut für die Armen hingäbe, fände er vor Gott doch kein Wohlgefallen, wenn dies nicht aus echter Liebe, sondern aus einem anderen Beweggrund geschähe. Sogar wenn er vor lauter Eifer den Märtyrertod erlitte, aber die Liebe nicht die Triebkraft dazu wäre, so sähe ihn Gott doch nur als verblendeten Schwärmer oder ehrgeizigen Heuchler an. DAp.208.1 Teilen

„Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.“ 1.Korinther 13,4. Wirklich reine Freude entspringt echter Demut. Die stärksten und edelsten Charaktere entstehen auf dem Boden der Geduld, der Liebe und Unterordnung unter Gottes Willen. Weiter heißt es von der Liebe: „sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu.“ 1.Korinther 13,5. Eine Liebe, wie Christus sie hatte, sieht die Beweggründe und Taten der anderen nur im besten Licht. Sie stellt deren Fehler nicht unnötigerweise heraus und leiht der üblen Nachrede kein Ohr, sondern verweist lieber auf die guten Eigenschaften der Mitmenschen. DAp.208.2 Teilen

Die Liebe „freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“. Diese Liebe „hört niemals auf“. 1.Korinther 13,6-8. Sie kann niemals ihren Wert verlieren, denn sie ist ein Wesenszug Gottes. Wer sie besitzt, hat einen kostbaren Schatz, den er hineinnehmen wird, wenn er in die Gottesstadt einzieht. DAp.208.3 Teilen

„Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ 1.Korinther 13,13. DAp.208.4 Teilen

Bei der allgemeinen Lockerung sittlicher Maßstäbe unter den Gläubigen in Korinth hatten einige auch grundlegende Wahrheiten ihres Glaubens aufgegeben. Etliche waren so weit gegangen, die Lehre von der Auferstehung zu leugnen. Diesem Abfall trat Paulus mit einem sehr klaren Wort von den nicht zu leugnenden Beweisen für die Auferstehung Christi entgegen. DAp.208.5 Teilen

Er versicherte, dass Christus nach seinem Tod, „auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften und ... dem Kephas erschienen ist, danach den Zwölfen. Danach ist er mehr als 500 Brüdern auf einmal erschienen, von denen die meisten noch leben, etliche aber auch entschlafen sind. Danach erschien er dem Jakobus, hierauf sämtlichen Aposteln. Zuletzt aber von allen erschien er auch mir, der ich gleichsam eine unzeitige Geburt bin.“ 1.Kor. 15,4-8 DAp.208.6 Teilen

209

Mit überzeugender Kraft erläuterte der Apostel die bedeutende Wahrheit von der Auferstehung. Seine Schlussfolgerung war: „Gibt es aber keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden aber auch erfunden als falsche Zeugen Gottes, weil wir wider Gott gezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.“ 1.Korinther 15,13-20. DAp.209.1 Teilen

Dann richtete der Apostel die Gedanken der Glaubensgeschwister in Korinth auf den sieghaften Anbruch des Auferstehungsmorgens, an dem alle schlafenden Heiligen auferweckt werden, um für ewig mit ihrem Herrn vereint zu sein. „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zurzeit der letzten Posaune. DAp.209.2 Teilen

Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: ‚Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?‘ ... Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ 1.Korinther 15,51-57. DAp.209.3 Teilen

Wie herrlich ist der Sieg, der die treuen Gläubigen einmal erwartet. Da der Apostel genau wusste, welche Möglichkeiten sich für die Christen von Korinth ergaben, versuchte er ihnen vor Augen zu führen, was über Selbstsucht und Sinnlichkeit hinaushebt und das Leben durch die Hoffnung auf Unsterblichkeit verherrlicht. Er ermahnte sie deshalb ernstlich, ihrer hohen Berufung in Christus treu zu bleiben. „Meine lieben Brüder“, bat er, „seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“ 1.Korinther 15,58. DAp.209.4 Teilen

So bemühte sich der Apostel sehr entschieden und nachdrücklich darum, die verkehrten und gefährlichen Ansichten und Gewohnheiten zu berichtigen, die in der Gemeinde von Korinth herrschten. Er sprach klar, aber liebevoll zu ihnen. In seinen Warnungen und Zurechtweisungen strahlte Licht vom Thron Gottes über sie und offenbarte ihnen die verborgenen Sünden, die ihr Leben befleckten. Wie würden sie dieses himmlische Licht aufnehmen? DAp.209.5 Teilen

210

Nachdem der Brief abgesandt war, befürchtete Paulus, das Geschriebene könnte die Gläubigen zu Korinth, denen er doch helfen wollte, zu sehr verwunden. Er war sehr besorgt, sie könnten sich ihm noch mehr entfremden, und manchmal wünschte er, seine Worte zurücknehmen zu können. Wer wie der Apostel Verantwortung für geliebte Gemeinden oder Anstalten getragen hat, kann dessen Niedergeschlagenheit und die Selbstvorwürfe am besten verstehen. Diener Gottes, die heute die Last seines Werkes tragen, können von ähnlichen Erfahrungen her die Arbeit, den Kampf und die bangen Sorgen etwas verstehen, die auf dem Apostel lasteten. Er litt schwer unter den Spaltungen in der Gemeinde, hatte er doch Undankbarkeit und Verrat erfahren müssen, wo er Mitgefühl und Hilfe hätte erwarten können. Im Hinblick auf die Gefahr, in der jene Gemeinden schwebten, die Ungerechtigkeit in ihrer Mitte duldeten, sah er sich gezwungen, die Sünde mit einem scharfen Zeugnis unmissverständlich zu strafen. Zugleich drückte ihn die Sorge nieder, vielleicht zu streng vorgegangen zu sein. DAp.210.1 Teilen

Kapitel 31: Die Botschaft wird beachtet
211

Auf Grundlage des 2.Korintherbriefs DAp.211 Teilen

Von Ephesus aus trat Paulus eine weitere Missionsreise an und hoffte dabei noch einmal seine früheren Wirkungsstätten in Europa zu besuchen. Als er eine Zeitlang in Troas weilte, um „das Evangelium Christi“ zu predigen, fand er dort etliche, die bereit waren, seiner Botschaft zuzuhören. Eine Tür sei ihm aufgetan worden vom Herrn (2.Korinther 2,12), sagte er später von seinem Wirken dort. Wie vielversprechend auch seine Bemühungen in Troas waren, so konnte er doch nicht lange dort bleiben. Die „Sorge für alle Gemeinden“ (2.Korinther 11,28), besonders für die in Korinth, lag ihm schwer am Herzen. Er hatte gehofft, Titus in Troas zu treffen und von ihm zu erfahren, wie die Brüder in Korinth seine Ratschläge und Ermahnungen aufgenommen hatten. Aber darin wurde er enttäuscht. „Da hatte ich keine Ruhe in meinem Geist“, schrieb er über diese Erfahrung, „weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand.“ 2.Korinther 2,13. Er verließ deshalb Troas und fuhr nach Mazedonien, wo er in Philippi Timotheus traf. DAp.211.1 Teilen

Während dieser Zeit, in der sich Paulus um die Gemeinde von Korinth besonders sorgte, hoffte er noch immer das Beste für sie. Doch manchmal überkam ihn tiefe Traurigkeit, wenn er daran dachte, dass seine Ratschläge und Ermahnungen missverstanden worden sein könnten. Später schrieb er darüber: „Als wir nach Mazedonien kamen, fanden wir keine Ruhe; sondern allenthalben waren wir in Trübsal, auswendig Streit, inwendig Furcht. Aber Gott, der die Geringen tröstet, der tröstete uns durch die Ankunft des Titus.“ 2.Korinther 7,5f. DAp.211.2 Teilen

Dieser treue Bote brachte die freudige Nachricht mit, dass unter den Gläubigen in Korinth eine wunderbare Veränderung stattgefunden habe. Viele hatten die in dem Brief des Apostels enthaltenen Unterweisungen angenommen und ihre Sünden bereut. Ihr Leben gereichte dem Christentum nicht länger zur Schande, sondern regte vielmehr nachhaltig zu wahrer Frömmigkeit im Alltag an. DAp.211.3 Teilen

Sehr erfreut schrieb Paulus noch einen zweiten Brief an die Gläubigen von Korinth. Darin drückte er seine Freude über das an ihnen vollbrachte gute Werk aus: „Wenn ich euch auch durch den Brief habe traurig gemacht, reut es mich nicht.“ 2.Korinther 7,8. Als die Furcht ihn quälte, sie könnten seine Worte verwerfen, hatte er es manchmal schon bedauert, so deutlich und streng geschrieben zu haben. Jetzt aber konnte er noch hinzufügen: „So freue ich mich doch jetzt nicht darüber, dass ihr betrübt worden seid, sondern darüber, dass ihr betrübt worden seid zur Reue. Denn ihr seid betrübt worden nach Gottes Willen, sodass ihr von uns keinen Schaden erlitten habt. Denn die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemanden reut.“ 2.Korinther 7,9f. Reue, die durch das Wirken der göttlichen Gnade auf das Herz hervorgerufen wird, führt dazu, die Sünde zu bekennen und aufzugeben. Und diese Frucht hatte sich nun im Leben der Gläubigen zu Korinth gezeigt. „Welches Mühen hat das in euch gewirkt, dazu Verteidigung, Unwillen, Furcht, Verlangen, Eifer, Bestrafung!“ 2.Korinther 7,11. DAp.211.4 Teilen

212

Paulus hatte schon längere Zeit so eine Last für die Gemeinden auf seinem Herzen getragen, dass sie ihn fast erdrückte. Irrlehrer hatten dazu noch versucht, seinen Einfluss auf die Gläubigen zu untergraben und ihnen anstelle der Evangeliumswahrheit ihre eigenen Lehren aufzunötigen. Die Schwierigkeiten und entmutigenden Verhältnisse, von denen Paulus umgeben war, spiegeln sich in folgenden Worten wider: „Wir wollen euch, liebe Brüder, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asien widerfahren ist, wo wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten.“ 2.Korinther 1,8. DAp.212.1 Teilen

Jetzt aber war eine Ursache der Sorge beseitigt. Freude erfüllte Paulus, als er die Nachricht erhielt, dass die Korinther seinen Brief angenommen hatten. „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. DAp.212.2 Teilen

Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.“ 2.Korinther 1,3-7. DAp.212.3 Teilen

Als Paulus seine Freude über ihre erneute Umkehr und ihr Wachstum in der Gnade ausdrückte, gab er Gott allen Ruhm für diese Umwandlung des Herzens und des Lebens. „Gott sei gedankt“, rief er aus, „der uns allezeit Sieg gibt in Christus und offenbart durch uns den Wohlgeruch seiner Erkenntnis an allen Orten! Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen.“ 2.Korinther 2,14f. Es war damals Brauch, dass ein siegreicher Heerführer bei seiner Rückkehr aus dem Krieg eine Schar Gefangener mitbrachte. Bei solchen Anlässen begleiteten einige Weihrauchträger den Gefangenenzug. Wenn dann das Heer siegreich heimkehrte, war der Wohlgeruch den zum Tod verurteilten Gefangenen „ein Geruch des Todes“, der ihnen ankündigte, dass sie bald hingerichtet würden; aber den Gefangenen, die begnadigt worden waren und deren Leben verschont bleiben sollte, war der Duft ein „Geruch des Lebens“, der ihnen die bevorstehende Freilassung anzeigte. DAp.212.4 Teilen

213

Paulus war nun von Glauben und Hoffnung erfüllt. Er war sicher, dass Satan über Gottes Werk in Korinth nicht triumphieren würde, und so drückte er seine Dankbarkeit in einem Lobpreis aus. Er und seine Mitarbeiter wollten dem Sieg über die Feinde Christi und der Wahrheit dadurch ausdrücken, dass sie mit neuem Eifer hinausgingen, um den Heiland in immer wieder neuen Ländern bekannt zu machen. Wie Weihrauch sollte der Wohlgeruch des Evangeliums die ganze Welt durchdringen. Denen, die Christus annahmen, sollte die Botschaft „ein Geruch des Lebens zum Leben“ sein, denen aber, die im Unglauben verharren, „ein Geruch des Todes zum Tode“. DAp.213.1 Teilen

Als Paulus die überwältigende Größe des Werkes erkannte, rief er aus: „Wer ist dazu tüchtig?“ 2.Korinther 2,16. Wer kann denn Christus in einer solchen Art und Weise verkündigen, dass Jesu Feinde keinen Anlass finden, den Boten oder seine Botschaft zu verachten? Paulus wollte den Gläubigen die hohe Verantwortung des Evangeliumsdienstes deutlich zu machen. Treue in der Verkündigung des Wortes, unterstrichen durch einen geheiligten, konsequenten Lebenswandel, — das allein wird den Einsatz der Prediger vor Gott angenehm und für ihre Mitmenschen nützlich machen. Auch die Prediger unserer Tage haben im Bewusstsein der Größe des Werkes alle Ursache, mit dem Apostel auszurufen: „Wer ist dazu tüchtig?“ DAp.213.2 Teilen

Einige Glieder der Gemeinde hatten Paulus beschuldigt, sich selbst beim Schreiben seines vorigen Briefes zu loben. Darauf bezog sich der Apostel nun und fragte sie, ob sie seine Beweggründe wirklich so einschätzten. „Fangen wir denn abermals an, uns selbst zu empfehlen? Oder brauchen wir, wie gewisse Leute, Empfehlungsbriefe an euch oder von euch?“ 2.Korinther 3,1. Wenn Gläubige in einen anderen Ort zogen, erhielten sie oft ein Empfehlungsschreiben von der Gemeinde, der sie bisher angehört hatten. Die verantwortlichen Diener im Werk Gottes, die Gründer dieser Gemeinden, benötigten solche Empfehlungsschreiben jedoch nicht. Die Gläubigen von Korinth, die sich vom Götzendienst zum Glauben an das Evangelium bekehrt hatten, waren die beste Empfehlung für Paulus. Durch die Annahme der Wahrheit und die Erneuerung ihres Lebens waren sie ein klares Zeugnis für seine Treue im Dienst und seine Vollmacht, als Diener Christi Rat zu geben, zu tadeln und zu ermahnen. DAp.213.3 Teilen

214

Paulus sah in den Gläubigen von Korinth sein Beglaubigungsschreiben. „Ihr seid unser Brief“, schrieb er, „in unser Herz geschrieben, gekannt und gelesen von allen Menschen! Ist doch deutlich geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unseren Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht in steinerne Tafeln, sondern in fleischerne Tafeln des Herzens.“ 2.Korinther 3,2f. DAp.214.1 Teilen

Die Bekehrung von Sündern und ihre Heiligung durch die Wahrheit sind der stärkste Beweis, den ein Diener Gottes haben kann, dass der Herr ihn zum Predigen berufen hat. Das Zeugnis für sein Apostelamt steht in den Herzen der Bekehrten geschrieben und wird durch deren erneuerten Lebenswandel bestätigt. Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit, hat in ihnen Gestalt gewonnen. Das stärkt einen Prediger und drückt seinem Dienst das Siegel auf. DAp.214.2 Teilen

Christi Dienern sollte heute dasselbe Zeugnis gelten, wie es damals durch die Gemeinde Korinth der Arbeit des Paulus ausgestellt wurde. Obwohl es in unseren Tagen viele Prediger gibt, sind doch fähige, geheiligte und völlig von der Liebe Christi erfüllte Männer sehr selten. Stolz, Selbstvertrauen, Weltliebe, Tadelsucht, Verbitterung und Neid sind Früchte, die bei vielen zu finden sind, die sich zum Christentum bekennen. Durch ihren Wandel, der oft in schroffem Gegensatz zum Leben des Heilandes steht, legen sie von dem Verkündigungsdienst, durch den sie bekehrt wurden, ein trauriges Zeugnis ab. DAp.214.3 Teilen

Es gibt keine größere Ehre als die, von Gott als fähiger Diener des Evangeliums angenommen zu werden. Wer aber vom Herrn mit Kraft und Erfolg in seinem Wirken gesegnet wird, prahlt damit nicht. Er ist sich seiner völligen Abhängigkeit von Gott bewusst und weiß, dass er aus sich selbst nichts vermag. Mit Paulus bekennt er: „Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu erdenken als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, welcher uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes.“ 2.Korinther 3,5f. DAp.214.4 Teilen

Ein treuer Diener Christi verrichtet das Werk seines Meisters. Er empfindet die Wichtigkeit seiner Arbeit und erkennt, dass er sowohl zur Gemeinde wie auch zur Welt eine ähnliche Beziehung hat, wie Christus sie einnahm. Unermüdlich arbeitet er, um Sünder zu einem besseren, geheiligteren Leben zu führen, damit sie einmal den Lohn des Überwinders erhalten. Seine Lippen werden mit der glühenden Kohle vom Altar berührt (siehe Jesaja 6,5-7), und er erhöht Jesus als die einzige Hoffnung des Sünders. Wer ihn hört, weiß, dass er in innigem, wirksamen Gebet Gemeinschaft mit Gott hat. DAp.214.5 Teilen

Der Heilige Geist hat ihn ergriffen, sein Herz hat das Leben gebende himmlische Feuer verspürt, und er kann geistliche Dinge dann geistlich beurteilen. Ihm wird die Kraft geschenkt, die Bollwerke Satans zu zerstören. Herzen werden tief bewegt, wenn er Gottes Liebe verkündigt, und viele werden dann zu der Frage veranlasst: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ Lukas 18,18. DAp.214.6 Teilen

215

„Darum lassen wir uns nicht entmutigen, weil wir diesen Dienst haben gemäß der Barmherzigkeit, die wir empfangen haben, sondern wir lehnen die schändlichen Heimlichkeiten ab; wir gehen nicht mit Hinterlist um und fälschen auch nicht das Wort Gottes; sondern indem wir die Wahrheit offenbar machen, empfehlen wir uns jedem menschlichen Gewissen vor dem Angesicht Gottes. Wenn aber unser Evangelium verhüllt ist, so ist es bei denen verhüllt, die verlorengehen; bei den Ungläubigen, denen der Gott dieser Weltzeit die Sinne verblendet hat, so dass ihnen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht aufleuchtet, welcher Gottes Ebenbild ist. Denn wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus, dass er der Herr ist, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der dem Licht gebot, aus der Finsternis hervorzuleuchten, er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.“ 2.Korinther 4,1-6. DAp.215.1 Teilen

So verherrlichte der Apostel die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die sich in der ihm als Diener Christi anvertrauten heiligen Pflicht zeigte. Durch Gottes große Gnade waren er und seine Brüder in Schwierigkeiten, Anfechtungen und Gefahren bewahrt worden. Sie hatten nicht versucht, ihre Lehre dadurch attraktiver zu machen, dass sie sich bei der Verkündigung der Botschaft den Wünschen ihrer Hörer anpassten oder ihnen Wahrheiten vorenthielten, die wesentlich waren für ihr Heil. Schlicht und eindeutig hatten sie die Wahrheit erklärt und um die Bekehrung der Menschen gebetet. Ernstlich rangen sie darum, stets ihr Leben mit der Lehre in Einklang zu bringen, damit die vorgelegte Wahrheit jeden ins Gewissen traf. DAp.215.2 Teilen

„Wir haben aber“, fuhr der Apostel fort, „diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns.“ 2.Korinther 4,7. Gott hätte die Wahrheit durch sündlose Engel verkündigen lassen können, aber das entspricht nicht seinem Plan. Er wählt menschliche, mit Unvollkommenheit behaftete Wesen zu seinen Werkzeugen, um seine Absichten auszuführen. Der kostbare Schatz wird in irdene Gefäße getan. DAp.215.3 Teilen

Gottes Segnungen sollen der Welt durch Menschen übermittelt werden. Durch sie soll seine Herrlichkeit in das Dunkel der Sünde hineinleuchten. Sie sind gerufen, in Liebe den Sündenbeladenen und Bedürftigen entgegenzukommen und sie zum Kreuz zu führen. In all ihrem Tun sollen sie Lob, Ehre und Preis dem darbringen, der unendlich hoch über allem steht. DAp.215.4 Teilen

Auf seine eigene Erfahrung hinweisend, zeigte Paulus, dass er sich bei der Entscheidung für den Dienst Christi nicht von selbstsüchtigen Beweggründen hatte leiten lassen, denn er hatte viele Anfechtungen und Versuchungen erlebt. „Wir sind von allen Seiten bedrängt“, so schrieb er, „aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um und tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde.“ 2.Korinther 4,8-10. DAp.215.5 Teilen

216

Paulus erinnerte seine Brüder daran, dass er und seine Mitarbeiter als Boten Christi sich ständig in Gefahr befänden. Die Nöte, die sie zu erdulden hatten, rieben ihre Kräfte auf. „Mitten im Leben“, schrieb er, „werden wir immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unsrem sterblichen Fleisch. So ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch.“ 2.Korinther 4,11f. Durch die Entbehrungen und Mühsale, die sie als Diener Christi an ihrem Körper zu erleiden hatten, wurden sie „seinem Tod gleichgestaltet“. Philipper 3,10. Aber was in ihnen den Tod bewirkte, brachte den Korinthern geistliche Gesundheit und geistliches Leben. Durch den Glauben an die Wahrheit wurden sie Teilhaber des ewigen Lebens. Darum sollen sich Jesu Nachfolger hüten, die Lasten und Prüfungen der Diener Christi durch Gleichgültigkeit oder Abneigung zu vermehren. DAp.216.1 Teilen

Paulus sprach weiter: „Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: Psalm 116,10. ‚Ich glaube, darum rede ich‘, so glauben wir auch, darum so reden wir auch.“ 2.Korinther 4,13. Paulus war von der Wirklichkeit der ihm anvertrauten Wahrheit völlig überzeugt. Deshalb war er auch durch nichts zu bewegen das Wort Gottes trügerisch zu handhaben oder seine innerste Überzeugung zu verbergen. Er wollte sich den Anschauungen der Welt nicht anpassen, um sich dadurch Wohlstand, Ehre oder Vergnügen zu erkaufen. Obwohl er ständig in der Gefahr schwebte, um des Glaubens willen, den er den Korinthern verkündigt hatte, den Märtyrertod zu erleiden, fürchtete er sich nicht; denn er wusste, dass jener, der gestorben und auferstanden war, auch ihn aus dem Grab erwecken und vor dem Vater darstellen würde. DAp.216.2 Teilen

„Es geschieht alles um euretwillen, damit die überschwängliche Gnade durch die Danksagung vieler noch reicher werde zur Ehre Gottes.“ 2.Korinther 4,15. Nicht um sich selbst zu verherrlichen, predigten die Apostel das Evangelium: die Hoffnung, Menschen zu retten, veranlasste sie, ihr Leben diesem Werk zu weihen. Diese Hoffnung bewahrte sie auch davor, angesichts von Gefahren oder Leiden ihre Bemühungen aufzugeben. DAp.216.3 Teilen

So erklärte Paulus selbst, „darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerlicher Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“ 2.Korinther 4,16. Paulus spürte die Macht des Feindes. Obwohl seine körperliche Kraft abnahm, verkündigte er dennoch treu und unentwegt das Evangelium Christi. Angetan mit der ganzen Waffenrüstung Gottes, schritt dieser Held des Kreuzes mutig in den Kampf. Der frohe Klang seiner Stimme zeugte vom Sieg. Den Blick auf die Belohnung der Treuen gerichtet, rief er jubelnd aus: „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ 2.Korinther 4,17f. DAp.216.4 Teilen

217

Mit ernsten, bewegten Worten bat der Apostel die Brüder in Korinth, sich erneut die unvergleichliche Liebe ihres Erlöser vor Augen zu halten. Er schrieb: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“ 2.Korinther 8,9. Ihr wisst, von welcher Höhe er sich herabließ und welch tiefe Erniedrigung er auf sich nahm. Nachdem er einmal den Weg der Selbstverleugnung und des Opfers betreten hatte, wandte er sich nicht wieder von ihm ab, bis er sein Leben dahingegeben hatte. Zwischen dem Thron und dem Kreuz gab es für ihn kein Verweilen. DAp.217.1 Teilen

Schrittweise erläuterte Paulus, wie der Heiland Sich um unsertwillen erniedrigt hatte, damit jeder, der seinen Brief lesen würde, es begreifen konnte. Er zeigte Christus so, wie Er war, als Er Gott gleich war und mit Ihm die Huldigung der Engel empfing. Dann zeichnete er Jesu Weg bis hinab in die tiefsten Tiefen der Demütigung. Paulus war davon überzeugt, dass alle Selbstsucht aus dem Leben seiner Leser verbannt werden würde, wenn er ihnen das unvergleichliche Opfer der Majestät des Himmels begreiflich machen könnte. Er machte ihnen klar, wie Gottes Sohn sich Seiner Herrlichkeit entäußert, sich freiwillig den Bedingungen der menschlichen Natur unterworfen, sich erniedrigt und Knechtsgestalt angenommen hatte, „gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“. Philipper 2,8. Das alles nahm Er auf sich, um die gefallene Menschheit aus der Schande und Erniedrigung wieder emporzuheben und ihr Hoffnung, Freude und den Himmel zu geben. DAp.217.2 Teilen

Wenn wir Seinen göttlichen Charakter im Licht des Kreuzes betrachten, dann sehen wir Barmherzigkeit, Rücksichtnahme und Vergebungsbereitschaft verbunden mit Gerechtigkeit. In der Mitte des Thrones erblicken wir einen, der an den Händen, an den Füßen und an Seiner Seite die Male des Leidens trägt, die Er erduldete, um die Menschen mit Gott zu versöhnen. Wir sehen einen himmlischen Vater, der in unnahbarem Licht wohnt und uns doch um der Verdienste Seines Sohnes willen annimmt. Die Wolke der Vergeltung, die nichts als Elend und Verzweiflung androhte, trägt im ausstrahlenden Licht vom Kreuz — wie von Gottes Hand geschrieben — die Worte: Lebe, Sünder, lebe! Ihr reumütigen, Gläubigen Seelen, lebt! Ich habe das Lösegeld bezahlt. DAp.217.3 Teilen

218

Wenn wir über das Leben Christi nachsinnen, erkennen wir eine Liebe, die unendlich ist. Wir versuchen diese Liebe zu schildern, aber unsere Sprache reicht nicht aus. Betrachten wir aber Jesu Leben auf Erden, Sein Opfer für uns, Seinen Dienst im Himmel als unser Fürsprecher, denken wir an die Wohnungen, die Er denen bereitet, die Ihn lieben, dann können wir nur ausrufen: Welch eine Höhe und Tiefe der Liebe Christi! „Darin steht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.“ 1.Johannes 4,10. „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen!“ 1.Johannes 3,1. DAp.218.1 Teilen

Im Herzen eines jeden wahren Jüngers brennt diese Liebe wie ein heiliges Feuer. Auf der Erde wurde Gottes Liebe durch Christus offenbart, und auf ihr sollen Seine Kinder diese Liebe durch ein heiliges Leben widerspiegeln. Nur so werden Sünder zum Kreuz geführt, um dort das Lamm Gottes zu schauen. DAp.218.2 Teilen

Kapitel 32: Eine freigebige Gemeinde
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Auf Grundlage des biblischen Berichts DAp.219 Teilen

In seinem ersten Brief an die Korinther erteilte Paulus den Gläubigen Anweisungen über die allgemeinen Grundsätze, nach denen Gottes Werk auf Erden unterstützt werden sollte. Nachdem er von seinem Wirken unter ihnen berichtet hatte, fragte er sie: „Wer zieht denn in den Krieg und zahlt sich selbst den Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und isst nicht von seiner Frucht? Oder wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Rede ich das nach menschlichem Gutdünken? Sagt das nicht auch das Gesetz? Denn im Gesetz des Mose steht geschrieben: 5.Mose 25,4. ‚Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.‘ Sorgt sich Gott etwa um die Ochsen? Oder redet er nicht überall um unsertwillen? Ja, um unsertwillen ist es geschrieben: Wer pflügt, soll auf Hoffnung pflügen; und wer drischt, soll in der Hoffnung dreschen, dass er seinen Teil empfangen wird.“ DAp.219.1 Teilen

„Wenn wir euch zugut“, fragte der Apostel weiter, „Geistliches säen, ist es dann zu viel, wenn wir Leibliches von euch ernten? Wenn andere dieses Recht an euch haben, warum nicht viel mehr wir? Aber wir haben von diesem Recht nicht Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, damit wir nicht dem Evangelium von Christus ein Hindernis bereiten. Wisst ihr nicht, dass, die im Tempel dienen, vom Tempel leben, und die am Altar dienen, vom Altar ihren Anteil bekommen? So hat auch der Herr befohlen, dass, die das Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium nähren sollen.“ 1.Korinther 9,7-14. DAp.219.2 Teilen

Damit wies der Apostel hin auf den Plan des Herrn zum Unterhalt der im Tempel dienenden Priester. Alle, die für dieses heilige Amt ausgesondert waren, wurden von ihren Brüdern unterhalten, denen sie geistliche Segnungen vermittelten. „Die Kinder Levi, die das Priestertum empfangen, haben nach dem Gesetz das Recht, den Zehnten zu nehmen vom Volk, das ist von ihren Brüdern.“ Hebräer 7,5. Der Stamm Levi war vom Herrn erwählt worden, um die mit dem Tempel und dem Priestertum verbundenen heiligen Dienste auszuüben. Vom Priester hieß es: „Der Herr, dein Gott, hat ihn erwählt ... dass er stehe im Dienst im Namen des Herrn.“ 5.Mose 18,5. DAp.219.3 Teilen

220

Ein Zehntel von allen Erträgen gehörte dem Herrn; den Zehnten vorzuenthalten wurde als Beraubung Gottes angesehen. DAp.220.1 Teilen

Auf diesen Plan zur Finanzierung des Predigtamtes bezog sich Paulus, als er sagte: „So hat auch der Herr angeordnet, dass die, welche das Evangelium verkündigen, vom Evangelium leben sollen.“ 1.Korinther 9,14. Später schrieb er noch an Timotheus: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ 1.Timotheus 5,18; Lukas 10,7. DAp.220.2 Teilen

Die Entrichtung des Zehnten war aber nur ein Teil des Planes Gottes zum Unterhalt seiner Diener. Darüber hinaus war die Entrichtung zahlreicher Gaben und Opfer vom Herrn angeordnet. Die Juden wurden unterwiesen, in aller Freigebigkeit der Sache Gottes und dem Wohl der Bedürftigen zu dienen. Bei besonderen Anlässen brachten sie außerdem noch freiwillige Gaben. DAp.220.3 Teilen

Zur Zeit der Ernte und der Weinlese wurden die ersten Früchte des Feldes — Korn, Wein und Öl — dem Herrn als Hebopfer geweiht. Die Nachlese und die Frucht an den Rändern des Feldes wurden den Armen überlassen. Der Erstertrag der Wolle bei der Schafschur und des Kornes beim Weizendreschen wurden ebenfalls Gott übergeben. Genauso wurde es mit der Erstgeburt aller Tiere gehalten, und für den erstgeborenen Sohn wurde ein Lösegeld gezahlt. Die Erstlingsfrüchte wurden im Heiligtum dem Herrn dargebracht und dann den Priestern zur Verfügung gestellt. DAp.220.4 Teilen

Durch diese Anweisungen für Opfer und Gaben wollte der Herr die Israeliten belehren, Ihm in allen Dingen den Vorrang zu geben. Sie wurden stets daran erinnert, dass Gott der Eigentümer ihrer Felder sowie ihrer Klein- und Großviehherden ist und dass Er ihnen Sonnenschein und Regen zum Wachstum der Saat und zum Heranreifen der Ernte schenkt. Alles, was sie besaßen, gehörte eigentlich Ihm. Sie waren lediglich Haushalter Seiner Güter. DAp.220.5 Teilen

Es ist nicht Gottes Wille, dass Christen, die viel größere Segnungen genießen als das jüdische Volk, kärglicher geben als jene. „Welchem viel gegeben ist“, erklärte der Heiland, „bei dem wird man viel suchen.“ Lukas 12,48. Die von den Israeliten geforderte Freigebigkeit diente hauptsächlich dem Wohl des eigenen Volkes. Heute aber erstreckt sich Gottes Werk über die ganze Erde. Christus hat Seinen Nachfolgern die Schätze des Evangeliums ausgehändigt und ihnen damit die Verantwortung übertragen, die frohe Botschaft des Heils aller Welt zu verkündigen. Unsere Verpflichtungen sind viel größer als die des alten Israel. DAp.220.6 Teilen

Je weiter sich Gottes Werk ausbreitet, desto stärker werden die Rufe um Hilfe zunehmen. Um diesen Bitten nachkommen zu können, sollten Christen das Gebot beachten: „Bringt den Zehnten ganz in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei.“ Maleachi 3,10. Wenn alle, die sich zu Christus bekennen, treu ihre Zehnten und Gaben brächten, wäre Gottes Vorratshaus stets gefüllt. Man hätte dann keine Veranlassung, zu Ausstellungen, Lotterien oder anderen Wohltätigkeitsveranstaltungen Zuflucht zu nehmen, um Mittel zur Verbreitung des Evangeliums zu beschaffen. DAp.220.7 Teilen

221

Die Menschen stehen in der Versuchung, ihre Mittel zur Befriedigung selbstsüchtiger Wünsche zu verwenden, etwa für Schmuck oder aufwändige Verschönerung ihrer Wohnung. Viele Gemeindeglieder zögern nicht, für derartige Zwecke reichlich, ja sogar verschwenderisch viel auszugeben. Werden sie aber aufgefordert, etwas für die Schatzkammer des Herrn zu opfern, damit sein Werk gebaut werde, dann zaudern sie. Vielleicht geben sie in dem Gefühl, nicht anders zu können, eine viel kleinere Summe, als sie mitunter für unnötige Genüsse aufbringen. Damit bekunden sie keine Liebe zu Christi Dienst, keine ernste Sorge für die Rettung von Menschen. Kein Wunder, wenn dann ihr christliches Leben kränkelt und dahinsiecht. DAp.221.1 Teilen

Ein Mensch, dessen Herz von der Liebe Christi durchdrungen ist, wird es nicht nur als eine Pflicht, sondern auch als eine Freude ansehen, mithelfen zu dürfen beim Fortgang des wichtigsten und heiligsten Werkes, das Menschen je anvertraut wurde und das darin besteht, der Welt den Reichtum der Güte, Barmherzigkeit und Wahrheit Gottes zu zeigen. DAp.221.2 Teilen

Habsucht verleitet die Menschen dazu, Mittel für die Befriedigung selbstsüchtiger Wünsche zurückzuhalten, die rechtmäßigerweise Gott gehören. Solch eine Einstellung aber ist dem Herrn heute ebenso verhasst wie damals, als Er Sein Volk durch Seinen Propheten tadeln ließ: „Darf ein Mensch Gott berauben, wie ihr mich beraubt? Aber ihr fragt: ‚Worin haben wir dich beraubt?‘ In den Zehnten und den Abgaben! Mit dem Fluch seid ihr verflucht worden, denn ihr habt mich beraubt, ihr, das ganze Volk.“ Maleachi 3,8f. DAp.221.3 Teilen

Der Geist der Freigebigkeit ist der Geist, der im Himmel herrscht. In Christi Tod am Kreuz hat er seinen höchsten Ausdruck gefunden. Um unsertwillen gab der Vater Seinen eingeborenen Sohn. Christus wiederum gab sich selbst, nachdem Er alles abgelegt hatte, was Er besaß, um Menschen zu retten. Das Kreuz auf Golgatha ist für jeden Nachfolger Christi eine Aufforderung zur Opferbereitschaft. Dort ist der Grundsatz, bereitwillig zu geben und immer wieder zu geben, veranschaulicht worden. „Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.“ 1.Johannes 2,6. DAp.221.4 Teilen

Der Geist der Selbstsucht dagegen ist Satans Geist. Der im Leben weltlich denkender Menschen erkennbare Leitsatz heißt: Nimm, nimm! So hoffen sie, Glück und Bequemlichkeit zu erlangen, doch das Ergebnis ist Elend und Tod. DAp.221.5 Teilen

Erst wenn Gott aufhörte, Seine Kinder zu segnen, würde ihre Verpflichtung enden, Ihm zurückzugeben, was Er für sich beansprucht. Sie sollten Ihm nicht nur geben, was Ihm gehört, sondern darüber hinaus als Zeichen ihrer Dankbarkeit freiwillig Gaben in Seine Schatzkammer bringen. Mit freudigem Herzen sollten sie ihrem Schöpfer die Erstlinge aus der Fülle ihrer Güter weihen, das Beste ihres Besitzes, und auch ihren besten und heiligsten Dienst. So werden sie reichlich gesegnet. Gott selbst wird dafür sorgen, dass sie einem bewässerten Garten gleichen, dem es nicht an Wasser fehlt. Wird dann die letzte, große Ernte eingebracht, so werden die Garben, die sie dem Meister bringen können, der Lohn sein für den uneigennützigen Gebrauch der ihnen geliehenen Gaben. DAp.221.6 Teilen

222

Gottes Boten, die berufen sind, sich in ihrer Arbeit voll einzusetzen, sollten nie gezwungen sein, den Kampf ohne die wohlwollende und kräftige Unterstützung ihrer Brüder „auf eigene Kosten“ (1.Korinther 9,7, GN) aufzunehmen. Den Gemeindegliedern kommt es zu, freigebig gegenüber denen zu sein, die anstelle einer anderen Tätigkeit sich ganz dem Dienst Christi weihen. Werden Gottes Diener ermutigt, dann kommt Gottes Sache auch gut voran. Wird ihnen aber durch die Selbstsucht der Menschen die rechtmäßige Unterstützung vorenthalten, so werden ihre Kräfte geschmälert und ihre Einsatzmöglichkeit ernsthaft beschränkt. DAp.222.1 Teilen

Gott kann keinen Gefallen an denen finden, die einerseits vorgeben, Nachfolger Jesu zu sein, es andererseits aber zulassen, dass es Gottes Mitarbeitern, die tatkräftig im Dienst stehen, am Nötigsten zum Lebensunterhalt fehlt. Wer so selbstsüchtig ist, wird einmal Rechenschaft ablegen müssen, nicht nur für den Missbrauch, den er mit dem Geld des Herrn getrieben hat, sondern auch für die Enttäuschungen und den Kummer, die er durch sein Verhalten den treuen Knechten Gottes zugefügt hat. Wer zum Dienst des Herrn im Predigtamt berufen wird und auf diesen Ruf hin alles aufgibt, um in den Dienst Gottes zu treten, sollte für seine aufopfernden Bemühungen so entlohnt werden, dass er davon seinen und seiner Familie Unterhalt bestreiten kann. DAp.222.2 Teilen

In den verschiedenen Berufssparten können zuverlässige Arbeiter heute gut verdienen. Ist aber die Verbreitung der Wahrheit und das Hinführen von Menschen zu Christus nicht wichtiger als irgendeine andere Tätigkeit? Haben daher nicht auch treue Arbeiter in diesem Werk ein Anrecht auf ausreichende Entlohnung? So wie wir den Wert einer Arbeit für unser sittliches und leibliches Wohl einschätzen, zeigen wir damit, wie wir das Himmlische gegenüber dem Irdischen bewerten. DAp.222.3 Teilen

Damit in Gottes Schatzhaus stets genug Mittel vorhanden sind, um den Lebensunterhalt der Prediger zu sichern und den Hilferufen aus den Missionsfeldern nachkommen zu können, ist es nötig, dass Gottes Volk gern und reichlich gibt. Prediger haben die heilige Pflicht, die Gemeinde auf die dringenden Bedürfnisse des Werkes Gottes hinzuweisen und sie zur Freigebigkeit zu erziehen. Wird das vernachlässigt und versäumen es die Gemeinden, sich für die Nöte anderer einzusetzen, dann leidet nicht nur das Werk des Herrn, sondern es bleibt auch der Segen aus, der den Gläubigen hätte zuteil werden sollen. DAp.222.4 Teilen

223

Selbst die ganz Armen sollten Gott ihre Gaben darbringen. Dadurch können sie an der Gnade Christi teilhaben, indem sie sich selbst verleugnen und denen helfen, deren Not noch drückender ist als ihre eigene. Die Gabe der Armen, die Frucht der Selbstverleugnung, steigt wie ein süßer Wohlgeruch zu Gott empor. Alles, was aus der Selbstverleugnung heraus geschieht, stärkt die Opferbereitschaft und verbindet den Geber enger mit dem, der reich war, aber um unsertwillen arm wurde, damit wir „durch seine Armut reich“ (2.Korinther 8,9) würden. Die Tat jener Witwe, die zwei Scherflein — ihren ganzen Besitz — in den Gotteskasten legte, steht in der Bibel, um alle zu ermutigen, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, aber dennoch herzlich gern durch ihre Gaben das Werk Gottes fördern möchten. Christus machte seine Jünger auf diese Frau aufmerksam, die „ihre ganze Habe“ (Markus 12,44) gegeben hatte. Ihr Opfer bewertete er höher als die großen Gaben derer, deren Almosen keine Selbstverleugnung erfordert hatten. Von ihrem Überfluss hatten sie nur einen kleinen Teil gegeben, die Witwe aber hatte, um ihr Scherflein bringen zu können, selbst auf das verzichtet, was sie zum Leben unbedingt benötigte. Sie vertraute fest darauf, dass Gott ihr geben werde, was sie am nächsten Tag brauchte. Von ihr sagte der Heiland: „Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die eingelegt haben.“ Markus 12,43. Entscheidend für den Wert einer Gabe, so lehrte es Jesus, ist nicht die Höhe des Betrages, sondern ob sie den finanziellen Möglichkeiten des Gebers entspricht und in welcher Gesinnung sie dargebracht wird. DAp.223.1 Teilen

Der Apostel Paulus war in seinem Dienst für die Gemeinden unermüdlich darauf bedacht, in den Herzen der Neubekehrten das Verlangen zu wecken, Großes für Gottes Sache zu tun. Oft ermutigte er sie zur Gebefreudigkeit. Als er mit den Ältesten von Ephesus über seine frühere Arbeit unter ihnen sprach, sagte er: „Ich habe euch in allen Stücken gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen müsse und gedenken an das Wort des Herrn Jesus, da er gesagt hat: ‚Geben ist seliger als nehmen.‘“ Apostelgeschichte 20,35. Und an die Korinther schrieb er: „Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. Ein jeglicher nach dem Willen seines Herzens, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ 2.Korinther 9,6f. DAp.223.2 Teilen

Fast alle mazedonischen Gläubigen waren arm an irdischen Gütern, aber ihre Herzen flossen über von der Liebe zu Gott und seiner Wahrheit. Mit freudigem Herzen unterstützten sie das Evangeliumswerk. Wenn in den aus dem Heidentum stammenden Gemeinden für die in Not befindlichen jüdischen Gläubigen Sammlungen durchgeführt wurden, konnte die Gebefreudigkeit der Gläubigen aus Mazedonien den anderen Gemeinden als Beispiel hingestellt werden. In seinem Schreiben an die Gläubigen zu Korinth erinnerte der Apostel an „die Gnade Gottes, die in den Gemeinden Mazedoniens gegeben ist. Denn ihre Freude war überschwänglich, als sie durch viel Bedrängnis bewährt wurden, und obwohl sie sehr arm sind, haben sie doch reichlich gegeben in aller Einfalt. Denn nach Kräften, das bezeuge ich, und sogar über ihre Kräfte haben sie willig gegeben und haben uns mit vielem Zureden gebeten, dass sie mithelfen dürften an der Wohltat und der Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen.“ 2.Korinther 8,1-4. DAp.223.3 Teilen

224

Diese Opferbereitschaft der mazedonischen Gläubigen war das Ergebnis ihrer völligen Hingabe. Vom Geist Gottes getrieben, ergaben sie „sich selbst, zuerst dem Herrn“. 2.Korinther 8,5. Dann waren sie auch bereit, von ihren Mitteln reichlich zum Unterhalt des Evangeliumswerkes beizutragen. Sie mussten nicht erst zum Geben aufgefordert werden, sondern sahen es vielmehr als eine göttliche Gnade an, sich gewisse Dinge zu versagen, um anderen in ihrer Not zu helfen. Als der Apostel sie zurückhalten wollte, baten sie ihn dringend, ihre Gabe anzunehmen. In ihrem schlichten, rechtschaffenen Wesen, in ihrer Liebe zu den Glaubensgeschwistern übten sie freudig Selbstverleugnung und brachten daher überreiche Frucht an Güte. DAp.224.1 Teilen

Als Paulus Titus nach Korinth sandte, um die Gläubigen dort zu stärken, trug er ihm besonders auf, die Gemeinde zu rechtem Geben anzuleiten. In seinem Brief an die Gläubigen ermutige er sie persönlich mit den Worten: „Wie ihr aber in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat ... Nun aber vollbringt auch das Tun, damit, wie ihr geneigt seid zu wollen, ihr auch geneigt seid zu vollbringen nach dem Maß dessen, was ihr habt. Denn wenn der gute Wille da ist, so ist er willkommen nach dem, was einer hat, nicht nach dem, was er nicht hat.“ 2.Korinther 8,7.11f. „Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk ... So dass ihr in allem reich werdet zu aller Freigebigkeit, die durch uns Gott gegenüber Dank bewirkt.“ 2.Korinther 9,8.11. DAp.224.2 Teilen

Selbstlose Gebefreudigkeit versetzte die urchristliche Gemeinde in große Freude, denn die Gläubigen wussten, dass ihre Bemühungen dazu beitrugen, das Evangelium zu denen zu bringen, die noch im Finstern waren. Ihre Opferbereitschaft bezeugte, dass sie Gottes Gnade nicht vergeblich empfangen hatten. Nur die Heiligung durch den Geist konnte solch eine Opferfreudigkeit hervorbringen. Das war für die Gläubigen wie für die Ungläubigen ein Wunder göttlicher Gnade. DAp.224.3 Teilen

225

Das geistliche Wohlergehen hängt eng zusammen mit der christlichen Gebefreudigkeit. Christi Nachfolger sollten sich darüber freuen, durch ihr Leben die Güte Ihres Erlösers offenbaren zu können. Wenn sie dem Herrn geben, gilt ihnen die Zusage, dass sie sich schon jetzt einen Schatz im Himmel schaffen. Möchte jemand sein Eigentum sichern? Dann möge er es in die Hände dessen legen, der die Nägelmale von der Kreuzigung aufweist. Und was ist dem zu raten, der seine Besitztümer genießen will? Er verwende sie zum Wohl der Bedürftigen und Leidenden! Wie kann jemand gar seine Habe vermehren? Er braucht nur die göttliche Weisung zu beherzigen: „Ehre den Herrn mit deinem Gut und mit den Erstlingen all deines Einkommens, so werden deine Scheunen voll werden und deine Kelter von Wein überlaufen.“ Sprüche 3,9f. Ist dagegen jemand nur darauf bedacht, seinen Besitz selbstsüchtig zu nutzen, so wird er dadurch ewigen Verlust erleiden. Aber von dem Augenblick an, da wir unseren Besitz Gott zur Verfügung stellen, trägt unsere Habe Seinen Namenszug und ist mit dem Siegel der Unvergänglichkeit versehen. DAp.225.1 Teilen

Gott sagt: „Wohl euch, die ihr säen könnt an allen Wassern.“ Jesaja 32,20. Das immerwährende Austeilen der göttlichen Gaben, ganz gleich, ob für des Herrn Sache oder als Hilfe für Notleidende, führt nicht zu Armut. „Einer teilt aus und wird doch reicher; ein anderer spart mehr, als recht ist, und wird nur ärmer.“ Sprüche 11,24. Der Sämann vervielfältigt seinen Samen dadurch, dass er ihn ausstreut. So geht es auch denen, die treu sind im Austeilen der Gaben Gottes. Durch Weitergeben vermehren sie deren Segnungen. „Gebt, so wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes und gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß schütten.“ Lukas 6,38. Das hat Gott verheißen. DAp.225.2 Teilen

Kapitel 33: Wirken unter Schwierigkeiten
227

Paulus war sehr darauf bedacht, den durch ihn Bekehrten die klare Lehre der Heiligen Schrift über die Unterstützung des Werkes Gottes mitzuteilen. Auch er beanspruchte als Prediger des Evangeliums für sich „das Recht ... alle Handarbeit beiseite zu lassen und allein von der Arbeit für das Reich Gottes zu leben“. 1.Korinther 9,6 (Bruns). Trotzdem geschah es manchmal, dass er während seines Verkündigungsdienstes in den großen Zentren der Zivilisation seinen Lebensunterhalt selbst verdiente. DAp.227.1 Teilen

Bei den Juden galt körperliche Arbeit nicht als außergewöhnlich oder gar entwürdigend. Schon Mose hatte die Hebräer unterwiesen, ihre Kinder zum Fleiß zu erziehen. Es galt als Sünde, die Jugend heranwachsen zu lassen, ohne sie zu körperlicher Arbeit anzuleiten. Selbst wenn das Kind zu einem geistlichen Amt ausgebildet werden sollte, hielt man die Kenntnis der Dinge des praktischen Lebens für notwendig. Jeder junge Mann musste ein Handwerk erlernen, ob seine Eltern begütert waren oder nicht. Versäumten die Eltern, für eine entsprechende Ausbildung ihrer Kinder zu sorgen, so sah man darin ein Abweichen von der Anweisung des Herrn. In Übereinstimmung mit diesem Brauch hatte auch Paulus frühzeitig das Handwerk eines Zeltmachers erlernt. DAp.227.2 Teilen

Ehe Paulus ein Jünger Jesu wurde, hatte er eine angesehene Position ausgefüllt und war für seinen Unterhalt nicht abhängig von seiner Hände Arbeit. Später jedoch, als er alle seine finanziellen Mittel zur Förderung des Werkes Christi verwendet hatte, arbeitete er zeitweise wieder in seinem Handwerk, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Besonders tat er es, wenn er an Orten wirkte, wo seine Beweggründe hätten missverstanden werden können. DAp.227.3 Teilen

Erstmals lesen wir anlässlich seines Wirkens in Thessalonich, dass Paulus in jener Zeit, da er das Wort predigte, seinen Lebensunterhalt durch seiner Hände Arbeit erwarb. In seinem ersten Brief an die dortige Gemeinde erinnerte er die Gläubigen daran, dass er sich auch hätte „wichtig machen können als Christi Apostel“, und fügte hinzu: „Ihr erinnert euch doch, liebe Brüder, an unsre Arbeit und unsre Mühe; Tag und Nacht arbeiteten wir, um niemand unter euch zur Last zu fallen, und predigten unter euch das Evangelium Gottes.“ 1.Thessalonicher 2,7.9. In seinem zweiten Schreiben an sie erklärte er, dass sowohl seine Mitarbeiter wie auch er, als sie unter ihnen weilten, „nicht umsonst bei jemand Brot gegessen, sondern mit Mühe und Anstrengung haben wir Tag und Nacht gearbeitet, um niemand von euch zur Last zu fallen. Nicht dass wir kein Recht dazu hätten, sondern um euch an uns ein Vorbild zu geben, damit ihr uns nachahmt.“ 2. Thessalonicher 3,8f DAp.227.4 Teilen

228

In Thessalonich hatte er mit Leuten zu tun, die sich weigerten, mit ihren Händen zu arbeiten. Von ihnen schrieb er später, dass: „etliche von euch unordentlich wandeln und nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Solchen gebieten wir und ermahnen sie im Auftrag unseres Herrn Jesus Christus, dass sie mit stiller Arbeit ihr eigenes Brot verdienen.“ 2. Thess. 3,11f Während seines Aufenthalts in Thessalonich war Paulus besonders darauf bedacht gewesen, solchen Leuten ein gutes Beispiel zu geben. „Denn als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ 2. Thess. 3,10 DAp.228.1 Teilen

Zu allen Zeiten hat Satan versucht, die Bemühungen der Knechte Gottes dadurch zu beeinträchtigen, dass er in der Gemeinde den Geist der Schwärmerei erweckte. So war es in den Tagen des Paulus und auch in späteren Jahrhunderten, beispielsweise in der Zeit der Reformation. Wiklif, Luther und viele andere, die durch ihren Einfluss und ihren Glauben der Welt zum Segen wurden, mussten gegen die Ränke kämpfen, mit denen der Feind versucht, übereifrige, unausgeglichene und ungeheiligte Gemüter zu beeinflussen. Irregeleitete Seelen verbreiteten die Lehre, die Erlangung wahrer Heiligkeit mache das Gemüt über alle irdischen Gedanken erhaben und bringe den Menschen dahin, sich der Arbeit ganz zu enthalten. Andere behaupteten aufgrund extremer Ansichten über gewisse Schriftstellen, dass es Sünde sei, zu arbeiten. Christen bräuchten sich weder über ihr eigenes zeitliches Wohl, noch über das ihrer Familien irgendwelche Gedanken zu machen, sondern sie sollten ihr Leben ausschließlich geistlichen Dingen widmen. Die Lehre und das Beispiel des Apostels Paulus tadeln solche überspannten Ansichten. DAp.228.2 Teilen

Paulus war auch in Thessalonich für seinen Lebensunterhalt nicht nur auf eigene Arbeit angewiesen. Als er später auf seine Erfahrungen in dieser Stadt hinwies, schrieb er an die Gläubigen in Philippi seinen Dank für die Gaben, die er damals empfangen hatte: „Auch nach Thessalonich sandtet ihr für meinen Bedarf einmal und danach noch einmal.“ Philipper 4,16. Obwohl er diese Hilfe annahm, hatte er den Thessalonichern darüber hinaus ein Vorbild an Fleiß sein wollen; einmal, damit ihn niemand berechtigt der Habsucht beschuldigen könne, zum andern wollte er diejenigen durch seine Handlungsweise tadeln, die fanatische Ansichten über die körperliche Arbeit vertraten. DAp.228.3 Teilen

229

Als Paulus zum ersten Mal Korinth besuchte, fand er Leute vor, die den Beweggründen Fremder misstrauten. Die Griechen an der Küste waren tüchtige Handelsleute. Sie hatten sich lange in Geschäftspraktiken geübt und waren zu der Auffassung gekommen, Gewinn sei gleichbedeutend mit Gottseligkeit, und Geldverdienen sei zu empfehlen, ganz gleich, ob es auf ehrliche oder unehrliche Weise geschehe. Da Paulus ihre Eigentümlichkeiten kannte, wollte er ihnen auch keine Gelegenheit bieten, zu behaupten, er predige das Evangelium, um sich zu bereichern. Von den Gläubigen in Korinth hätte er Unterstützung beanspruchen können, aber er nutzte dieses Recht nicht. Seine Brauchbarkeit und sein Erfolg als Prediger sollten nicht durch den ungerechtfertigten Verdacht beeinträchtigt werden, er verkündige das Evangelium um des Gewinnes willen. Gerne wollte er jede Veranlassung zu irgendwelchen Missverständnissen vermeiden, damit seine Botschaft nichts an Kraft verlöre. DAp.229.1 Teilen

Bald nach seiner Ankunft in Korinth traf Paulus „einen Juden mit Namen Aquila, von Geburt aus Pontus, welcher samt seiner Frau Priscilla kürzlich aus Italien gekommen war“. Sie übten den gleichen Beruf aus. Durch den Erlass des Kaisers Claudius verbannt, der alle Juden zwang, Rom zu verlassen, waren Aquila und Priscilla nach Korinth gekommen, wo sie sich als Zeltmacher niederließen. Paulus erkundigte sich über sie und erfuhr dabei, dass sie Gott fürchteten und darauf bedacht waren, die schlechten Einflüsse um sich herum zu meiden. So suchte er sie auf, „blieb ... bei ihnen und arbeitete mit ihnen ... Und er lehrte in der Synagoge an allen Sabbaten und überzeugte Juden und Griechen.“ Apostelgeschichte 18,2-4. DAp.229.2 Teilen

Silas und Timotheus trafen Paulus in Korinth. Die brachten von den Gemeinden aus Mazedonien finanzielle Mittel für die Unterstützung der Arbeit mit. DAp.229.3 Teilen

In seinem zweiten Brief an die Gläubigen zu Korinth, den er schrieb, nachdem er dort eine starke Gemeinde gegründet hatte, blickte er darauf zurück, wie er unter ihnen gelebt hatte. „Habe ich eine Sünde begangen, indem ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet, so dass ich euch unentgeltlich das Evangelium Gottes verkündigt habe? Andere Gemeinden habe ich beraubt und von ihnen Lohn genommen, um euch zu dienen! Und als ich bei euch war und Mangel litt, bin ich niemand zur Last gefallen; denn meinen Mangel füllten die Brüder aus, die aus Mazedonien kamen; und in allem habe ich mich gehütet, euch zur Last zu fallen, und werde mich auch ferner hüten. So gewiss die Wahrheit des Christus in mir ist, soll dieser Ruhm mir nicht verwehrt werden in den Gegenden von Achaja.“ 2.Korinther 11,7-10. DAp.229.4 Teilen

Paulus erklärte, warum er sich in Korinth so verhalten habe: Damit er „denen den Anlass nehmen, die einen Anlass suchen, sich zu rühmen.“ 2.Korinther 11,12. Neben seiner Arbeit als Zeltmacher hatte Paulus auch den Dienst der Evangeliumsverkündigung treu versehen. Er selbst sagte über seine Arbeit: „Denn es sind ja die Zeichen eines Apostels unter euch geschehen in aller Geduld, mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten. Was ist‘s, worin ihr zu kurz gekommen seid gegenüber den andern Gemeinden, außer dass ich euch nicht zur Last gefallen bin? Vergebt mir dieses Unrecht! Siehe, ich bin jetzt bereit, zum dritten Mal zu euch zu kommen, und will euch nicht zur Last fallen; denn ich suche nicht das Eure, sondern euch ... Ich aber will gerne hingeben und hingegeben werden für eure Seelen.“ 2.Korinther 12,12-15. DAp.229.5 Teilen

230

Während der langen Zeit seines missionarischen Dienstes in Ephesus, wo er drei Jahre hindurch in der Umgebung stark evangelistisch wirkte, übte Paulus ebenfalls seinen Handwerksberuf aus. In Ephesus wie auch in Korinth hatte der Apostel die Freude, mit Aquila und Priscilla zusammen zu sein, die ihn bei seiner Rückkehr nach Asien am Ende seiner zweiten Missionsreise begleitet hatten. DAp.230.1 Teilen

Einige erhoben Einspruch dagegen, dass Paulus handwerklich arbeitete und erklärten, dies vereinbare sich nicht mit dem Dienst eines Predigers. Warum sollte Paulus, einer der angesehensten Evangelisten, körperliche Arbeit mit der Verkündigung des Wortes verbinden? War der Arbeiter nicht seines Lohnes wert? Warum sollte der Apostel mit der Anfertigung von Zelten unnötig Zeit vergeuden, die er höchstwahrscheinlich besser verwenden konnte? DAp.230.2 Teilen

Paulus aber sah die so genutzte Zeit nicht als verschwendet an. Auch als er mit Aquila arbeitete, hielt er enge Verbindung mit dem großen Lehrer und ließ keine Gelegenheit ungenutzt, für den Heiland zu zeugen und denen zu helfen, die es nötig hatten. Ihn verlangte stets nach geistlicher Erkenntnis. Er unterwies seine Mitarbeiter in geistlichen Dingen und war ihnen gleichzeitig ein Vorbild in Fleiß und Gründlichkeit. Als behender, geschickter Arbeiter war er fleißig in seinem Beruf „feurig im Geist, dem Herrn zu dienen bereit“. Römer 12,11 (Menge). Durch sein Handwerk fand er Zugang zu einer Gruppe von Menschen, die er sonst nicht hätte erreichen können. Seinen Gefährten zeigte er, dass Geschicklichkeit in den gewöhnlichen Handfertigkeiten auch eine Gabe Gottes ist, der nicht nur die Gabe verleiht, sondern auch die Weisheit, sie richtig anzuwenden. Er lehrte, dass man selbst durch seine alltägliche Arbeit Gott ehren müsse. Seine durch die berufliche Anstrengung hart gewordenen Hände beeinträchtigten nicht die Macht seiner zu Herzen gehenden Ansprachen, die er als Prediger Christi hielt. DAp.230.3 Teilen

Manchmal arbeitete Paulus Tag und Nacht, nicht nur um seinen eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, sondern auch um seine Mitarbeiter zu unterstützen. Er teilte seinen Verdienst mit Lukas und half auch dem Timotheus. Oft litt er Hunger, um die Bedürfnisse anderer zu erleichtern. Er führte ein selbstloses Leben. So konnte er zum Abschluss seines Predigtdienstes vor den Ältesten von Ephesus, mit denen er noch einmal in Milet zusammen war, seine schwieligen Hände aufheben und in seiner Abschiedsrede sagen: „Silber oder Gold oder Kleidung habe ich von niemand begehrt; ihr wisst ja selbst, dass diese Hände für meine Bedürfnisse und für diejenigen meiner Gefährten gesorgt haben. In allem habe ich euch gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen soll, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist glückseliger als Nehmen.“ Apostelgeschichte 20,33-35. DAp.230.4 Teilen

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Wenn Gottes Diener meinen, sie hätten um des Werkes Christi willen Beschwerden und Entbehrungen zu erdulden, dann sollten sie im Geist der Werkstatt einen Besuch abstatten, in der Paulus arbeitete. Dabei sollten sie nicht vergessen, dass dieser Auserwählte Gottes, der Zelttuch zuschnitt, für sein tägliches Brot arbeitete, das er sich eigentlich bereits durch sein Wirken als Apostel rechtmäßig verdient hatte. DAp.231.1 Teilen

Arbeit ist Segen und kein Fluch. Der Geist der Trägheit dagegen zerstört echte Frömmigkeit und betrübt den Geist Gottes. Ein stehendes Gewässer ist widerwärtig, aber ein reiner, fließender Strom verbreitet Gesundheit und Frohsinn über das Land. Paulus wusste, dass alle, die körperliche Arbeit nicht schätzen, bald schwach werden. Er wollte die jungen Prediger lehren, dass sie durch die Arbeit mit ihren Händen, durch den Gebrauch ihrer Muskeln und Sehnen stark genug wurden, auch Mühsale und Entbehrungen zu ertragen, die im Dienst des Evangeliums auf sie warten. Er war sich bewusst, dass seinen Lehren Leben und Kraft fehlen würde, wenn er seinem Körper nicht die notwendige Bewegung verschaffte. DAp.231.2 Teilen

Träge Menschen müssen auf die wertvolle Erfahrung verzichten, die durch die gewissenhafte Erfüllung der Alltagspflichten gewonnen wird. Nicht einige wenige, sondern Tausende leben nur, um die Segnungen zu genießen, die Gott ihnen in Seiner Güte gewährt. Sie vergessen ganz, dem Herrn für die ihnen anvertrauten Güter Dankopfer zu bringen. Sie denken nicht daran, dass sie durch den klugen Einsatz der ihnen verliehenen Gaben nicht nur Nutznießer, sondern auch Schaffende sein sollen. Verstünden sie die Aufgabe, die Gott ihnen als Seinen Mitarbeitern stellt, dann würden sie sich nicht scheuen, Verantwortung auf sich zu nehmen. DAp.231.3 Teilen

Die Einsatzmöglichkeit junger Leute, die sich von Gott zum Predigtamt berufen fühlen, hängt weitgehend davon ab, wie sie ihre Arbeit anpacken. Diejenigen, die Gott zum Predigtamt erwählt hat, werden den Beweis ihrer hohen Berufung erbringen und jede Gelegenheit nutzen, sich zu fähigen Mitarbeitern heranzubilden. Sie werden sich um Erfahrungen bemühen, durch die sie angeleitet werden, wie sie Planen, organisieren und ausführen können. Wissen sie die Heiligkeit ihrer Berufung zu würdigen, so werden sie durch Selbstzucht ihrem Meister immer ähnlicher und offenbaren dessen Güte, Liebe und Wahrheit. Und wenn sie bewiesen haben, dass sie fleißig mit den anvertrauten Pfunden wuchern, sollte die Gemeinde ihnen verständnisvoll helfen. DAp.231.4 Teilen

232

Nicht alle, die sich zu Predigern berufen fühlen, sollten in dem Gedanken bestärkt werden, sofort für sich und ihre Familien von der Gemeinde dauerhaft finanziellen Unterhalt zu erwarten. Die Gefahr besteht, dass manche in ihrer Unerfahrenheit durch Schmeichelei und unweise Ermutigung dazu verleitet werden, mit einer vollen Unterstützung zu rechnen, ohne sich selbst ernsthaft einzusetzen. Mittel, die der Förderung des Werkes Gottes geweiht werden, sollten nicht von Männern verbraucht werden, die nur um ihrer Versorgung willen Prediger werden und so ihr selbstsüchtiges Verlangen nach einem bequemen Leben befriedigen. DAp.232.1 Teilen

Junge Menschen, die ihre Gaben im Predigtamt einsetzen möchten, werden in dem Beispiel, das Paulus in Thessalonich, Korinth, Ephesus und an anderen Orten gab, eine hilfreiche Lehre finden. Obwohl ein gewandter Redner und von Gott für ein besonderes Werk erwählt, war er niemals zum Arbeiten zu stolz und wurde auch nie müde, für die Sache, die er liebte, Opfer zu bringen. „Bis zu dieser Stunde“, so schrieb er an die Korinther, „leiden wir Hunger und Durst und Blöße, werden geschlagen und haben keine Bleibe und arbeiten mühsam mit unseren eigenen Händen. Wenn wir geschmäht werden, segnen wir; wenn wir Verfolgung leiden, halten wir stand.“ 1.Korinther 4,11f. DAp.232.2 Teilen

Paulus, einer der größten Lehrer unter den Menschen, erfüllte die höchsten wie die kleinsten Pflichten genauso freudig. Wenn es der Dienst für seinen Herrn erforderte, arbeitete er willig in seinem Handwerk. Andererseits war er stets bereit, seine weltliche Arbeit beiseitezulegen, um dem Widerstand der Feinde des Evangeliums entgegenzutreten oder eine besondere Gelegenheit wahrzunehmen, Menschen für Christus zu gewinnen. Sein Eifer und Fleiß sind ein Vorwurf für die Trägheit und das Verlangen nach Bequemlichkeit. DAp.232.3 Teilen

Durch sein Beispiel widerlegte Paulus die Auffassung, die damals in der Gemeinde Fuß zu fassen begann, dass das Evangelium nur von denen erfolgreich verkündigt werden könne, die vom Zwang körperlicher Arbeit befreit seien. Er veranschaulichte ihnen ganz praktisch, was an vielen Orten, wo das Evangelium noch unbekannt war, von geheiligten Gemeindegliedern getan werden konnte. Sein Beispiel erweckte in vielen einfachen Arbeitern den Wunsch, zur Förderung der Sache Gottes das zu tun, was ihnen möglich war, während sie gleichzeitig durch ihre tägliche Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienten. So waren Aquila und Priscilla zwar nicht dazu berufen, ihre ganze Zeit in den Dienst des Evangeliums zu stellen, und doch gebrauchte Gott diese demütigen Arbeiter, um Apollos den Weg der Wahrheit gründlicher zu zeigen. Der Herr benutzt Werkzeuge unterschiedlicher Art, um Sein Vorhaben auszuführen. Während einige besonders Begabte ausersehen sind, ihre ganze Kraft einzusetzen, um das Evangelium zu lehren und zu predigen, werden viele andere dazu berufen, einen wichtigen Anteil an der Seelenrettung zu haben, obwohl ihnen nie die Hände zur Einsegnung aufgelegt worden sind. DAp.232.4 Teilen

233

Ein weites Arbeitsfeld steht solchen Evangeliumsarbeitern offen, die ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Viele können neben irgendeiner körperlichen Arbeit, auf die sie nur einen Teil ihrer Zeit verwenden, wertvolle Erfahrungen im Verkündigungsdienst sammeln und sich so zu brauchbaren Arbeitern entwickeln, die wichtige Aufgaben in bedürftigen Gebieten übernehmen können. DAp.233.1 Teilen

Der opferbereite Knecht Gottes, der unermüdlich im Dienst am Wort und in der Lehre arbeitet, trägt eine schwere Last auf seinem Herzen. Er misst seine Arbeit nicht nach Stunden und lässt sich in seinem Wirken weder von der Höhe des Lohnes beeinflussen noch sich durch ungünstige Verhältnisse von seiner Pflicht abbringen. Er bekam seinen Auftrag vom Himmel, und von dort erwartet er auch seinen Lohn, wenn er das ihm anvertraute Werk vollbracht hat. DAp.233.2 Teilen

Es ist Gottes Plan, dass solche Arbeiter von unnötigen Sorgen frei seien, damit sie uneingeschränkt der Aufforderung nachkommen können, die Paulus an Timotheus richtete: „Mühe dich um das, was dir aufgetragen ist, damit deine Fortschritte allen sichtbar werden.“ 1.Timotheus 4,15 (GN). Zwar sollen sie auch darauf achten, sich genügend Bewegung zu verschaffen, um Geist und Körper kräftig zu erhalten; dennoch ist es nicht Gottes Wille, dass sie sich gezwungen sehen, einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit mit weltlicher Arbeit zu verbringen. DAp.233.3 Teilen

Obwohl diese Arbeiter gern bereit wären, für das Evangelium Opfer zu bringen und sich sogar selbst opfern zu lassen, sind sie nicht frei von Versuchungen. Werden sie von Sorgen heimgesucht und mit Unruhe beschwert, weil die Gemeinde versäumt, ihnen die erforderliche finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, dann sind manche den heftigen Angriffen des Versuchers ausgesetzt. Wenn sie sehen, dass ihre Arbeit kaum geachtet wird, überkommt sie Niedergeschlagenheit. Wohl schauen sie vorwärts auf die Zeit des Gerichts, wenn ihnen der gerechte Lohn zuteil werden wird, und richten sich daran auf, aber ihre Familien brauchen schon jetzt Nahrung und Kleidung. Gern würden sie mit ihren Händen arbeiten, wüssten sie, dass sie der Verpflichtung des ihnen von Gott erteilten Auftrags enthoben werden könnten. So aber müssen sie sich sagen, dass ihre Zeit dem Herrn gehört, ungeachtet der Kurzsichtigkeit derer, von denen sie ausreichend mit Mitteln versorgt werden sollten. Sie entgehen der Versuchung, sich in geschäftliche Unternehmungen einzulassen, durch die sie schnell ihrem Mangel abhelfen könnten, und machen weiter, an der Förderung der Sache mitzuarbeiten, die ihnen sogar mehr am Herzen liegt, als ihr Leben. Gerade deshalb mögen sie sich gezwungen sehen, dem Beispiel des Apostels Paulus folgend, sich zeitweilig einer handwerklichen Tätigkeit zuzuwenden und nebenbei weiterhin ihrer seelsorgerischen Tätigkeit nachzugehen. Dies tun sie aber nicht um ihres persönlichen Vorteils willen, sondern um das Wohl der Sache Gottes auf Erden zu fördern. DAp.233.4 Teilen

234

Es gibt Zeiten, in denen es dem Diener Gottes unmöglich erscheint, das Werk zu tun, das unbedingt geschehen sollte, weil es ihm an Mitteln fehlt, um wirkungsvoll und gründlich arbeiten zu können. Manche fürchten dann, dass die ihnen zur Verfügung stehenden Hilfsmittel nicht ausreichen, um alles zu tun, was sie für ihre Pflicht halten. Gehen sie aber im Glauben voran, dann wird Gottes Heil offenbart, und eine Blütezeit wird ihren Bemühungen folgen. Er, der Seinen Nachfolgern geboten hat, in alle Welt zu gehen, wird jeden Arbeiter versorgen, der — dem göttlichen Befehl gehorsam — Christi Botschaft zu verkündigen sucht. DAp.234.1 Teilen

Beim Aufbau Seines Werkes macht der Herr Seinen Knechten nicht immer alles klar. Manchmal stellt Er das Vertrauen Seiner Kinder dadurch auf die Probe, dass Er Verhältnisse eintreten lässt, die sie zwingen, im Glauben voranzugehen. Oft bringt Er sie in schwierige, unangenehme Lagen und fordert sie auf, vorwärts zu gehen, während sie ihre Füße bereits in die Fluten des Jordans hineinzusetzen scheinen. Wenn aber in solchen Zeiten Seine Diener im ernsten Glauben ihre Gebete zu Ihm emporsenden, dann weist Gott ihnen auch einen Weg und führt sie in einen weiten Raum. DAp.234.2 Teilen

Erkennen Gottes Boten ihre Verantwortung gegenüber den bedürftigen Abschnitten im Weinberg des Herrn und wirken sie im Geist des Meisters unermüdlich für die Bekehrung von Menschen, dann werden Engel vor ihnen her den Weg bereiten, und es werden sich auch die notwendigen Mittel zur Förderung des Werkes finden. Alle, die das Licht empfangen haben, werden reichlich zur Unterstützung des Werkes beitragen, das auch um ihretwillen geschehen ist. Freigebig werden sie jedem Ruf um Hilfe nachkommen, und der Geist Gottes wird ihre Herzen bewegen, des Herrn Werk nicht nur in der Heimat, sondern auch in fremden Ländern zu unterstützen. So wird zugleich den Arbeitskräften an anderen Orten Unterstützung gegeben werden, und das Werk des Herrn wird in der von ihm vorgesehenen Weise vorangehen. DAp.234.3 Teilen

Kapitel 34: Hingebungsvoller Evangeliumsdienst
235

In seinem Leben und seinen Lehren hat Christus ein vollkommene Darstellung selbstlosen Dienens gegeben, das seinen Ursprung in Gott hat. Gott lebt nicht für sich selbst. Die Erschaffung der Welt und die Erhaltung aller Dinge beweist, dass er ständig anderen dient. „Er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Matthäus 5,45. Diese Gedanken des Dienens übertrug der Vater auf den Sohn. Jesus wurde an die Spitze der Menschheit gestellt, um durch sein Beispiel zu lehren, was dienen heißt. Sein ganzes Leben stand unter dem Gesetz des Dienens. Er diente und half allen. DAp.235.1 Teilen

Immer wieder versuchte Jesus diesen Grundsatz unter seinen Jüngern zu festigen. Als Jakobus und Johannes um eine Bevorzugung baten, sagte er nur: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Matthäus 20,26-28. DAp.235.2 Teilen

Seit Seiner Himmelfahrt hat Christus Sein Werk auf Erden durch auserwählte Botschafter vorangetragen. Durch sie redet Er zu den Menschen und hilft ihnen in ihren Nöten. Das Haupt der Gemeinde versieht Sein Werk mit Hilfe von Menschen, die Gott dazu berufen hat, stellvertretend für Ihn zu handeln. DAp.235.3 Teilen

Die Stellung derer, die von Gott berufen sind, in Wort und Lehre für den Aufbau Seiner Gemeinde zu wirken, ist sehr verantwortungsvoll. An Christi Statt sollen sie Männer und Frauen bitten, sich mit Gott versöhnen zu lassen. Diesen Auftrag können sie nur ausführen, wenn sie Kraft von oben erhalten. DAp.235.4 Teilen

Christi Diener sind die geistlichen Hüter des Volkes, das ihrer Fürsorge anvertraut ist. Ihre Tätigkeit gleicht der eines Wächters. In alten Zeiten wurden oft Wachen an günstigen Stellen der Stadtmauer aufgestellt. Von dort aus konnten sie alle relevanten Punkte übersehen und beim Herannahen eines Feindes warnen. Von ihrer Treue hing die Sicherheit aller Einwohner ab. Die Wächter mussten sich in bestimmten Zeitabständen gegenseitig anrufen, um sich zu vergewissern, dass alle wachten und keinem ein Unglück zugestoßen war. Der ermunternde oder warnende Anruf wurde von einem zum anderen weiter gegeben, bis er die Runde um die Stadt gemacht hatte. DAp.235.5 Teilen

236

Der Herr ruft jedem Prediger zu: „Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel. Wenn du etwas aus meinem Munde hörst, sollst du sie in meinem Namen warnen. Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage: Du Gottloser musst des Todes sterben! und du sagst ihm das nicht, um den Gottlosen vor seinem Wege zu warnen, so wird er, der Gottlose, um seiner Sünde willen sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Warnst du aber den Gottlosen vor seinem Wege, dass er von ihm umkehre, und er will von seinem Wege nicht umkehren, so wird er um seiner Sünde willen sterben, aber du hast dein Leben errettet.“ Hesekiel 33,7-9. DAp.236.1 Teilen

Die Worte des Propheten verdeutlichen die ernste Verantwortung derer, die zu Hütern der Gottesgemeinde, zu Haushaltern der Geheimnisse Gottes berufen sind. Sie sollen als Wächter auf den Mauern Zions beim Herannahen des Feindes den warnenden Ruf erschallen lassen. Wenn Gottes Diener nicht treu ihre Pflicht erfüllen, kommen Menschen in Gefahr, der Versuchung zu erliegen und verlorenzugehen. Ist ihr geistliches Erkennungsvermögen aus irgendeinem Grund getrübt, so dass sie unfähig werden, die Gefahr zu erkennen, und Menschen durch ihre Nachlässigkeit umkommen, dann wird Gott das Blut derer, die verlorengehen, von ihren Händen fordern. DAp.236.2 Teilen

Es ist ein Privileg der Wächter auf den Mauern Zions, mit Gott in enger Verbindung zu leben und für die Eindrücke des Heiligen Geistes empfänglich zu sein. So kann Gott durch sie wirken und kann Männer und Frauen auf drohende Gefahren aufmerksam machen. Dann kann Er ihnen den sicheren Bergungsort zeigen. Gewissenhaft sollen sie ihre Mitmenschen vor den Folgen der Übertretung warnen und auf das Wohl der Gemeinde bedacht sein. Niemals dürfen sie in ihrer Wachsamkeit nachlassen. Ihr Dienst erfordert den Einsatz ihrer ganzen Kraft. Einer Posaune gleich sollen sie ihre Stimme erheben und nie einen unsicheren, zittrigen Ton hervorbringen. Sie sollen nicht wegen Lohn arbeiten, sondern weil sie nicht anders können und sie sich bewusst sind, dass sie ein „Wehe!“ trifft, wenn sie es unterlassen, das Evangelium zu predigen. Von Gott erwählt, mit heiligem Blut versiegelt, sollen sie Männer und Frauen vor dem drohenden Untergang retten. DAp.236.3 Teilen

Der Prediger, der Christi Mitarbeiter ist, wird ein klares Verständnis dafür haben, wie heilig seine Arbeit ist und welche Mühe und Aufopferung nötig ist, um sie erfolgreich auszuführen. Er nimmt auf eigene Bequemlichkeit oder eigenes Behagen keine Rücksicht. Bei seiner Suche nach dem verlorenen Schaf vergisst er sich selbst und merkt überhaupt nicht, dass er müde und hungrig ist und dass ihn friert. Er hat nur die eine Aufgabe vor Augen: das Verlorene zu retten. DAp.236.4 Teilen

237

Wer unter dem blutbefleckten Banner Immanuels dient, hat ein Werk zu tun, das heldenhafte Anstrengung und geduldiges Ausharren erfordert. Doch der Kämpfer unterm Kreuz steht unverzagt in vorderster Reihe. Führt der Feind harte Angriffe gegen ihn, so nimmt er Zuflucht zum Bollwerk der Hilfe. Sobald er dem Herrn die Verheißungen seines Wortes vorhält, wird er für die Pflichten der Stunde gestärkt. Er erkennt dabei, wie nötig er Kraft von oben braucht. Deshalb verleiten die Siege, die er erringt, ihn auch nicht dazu, sich selbst zu überheben. Sie veranlassen ihn vielmehr, sich immer fester an den Allmächtigen zu klammern. Verlässt er sich aber auf dessen Kraft, ist er imstande, die Heilsbotschaft so eindringlich zu verkünden, dass die Gemüter von ihr bewegt werden. DAp.237.1 Teilen

Wer Gottes Wort lehrt, muss selbst durch Forschen in der Schrift und durch Gebet in einer bewussten ständigen Verbindung mit Gott stehen, denn hierin liegt die Quelle seiner Kraft. In der Gemeinschaft mit Gott wird dem Prediger eine Kraft zuteil, die mächtiger ist als der Einfluss seiner Predigt. Diese Kraft darf er sich durch nichts rauben lassen. Mit anhaltendem Ernst muss er Gott darum bitten, ihn mit Kraft auszurüsten, damit er seinen Pflichten nachkommen und in der Anfechtung bestehen kann, zum anderen darum, seine Lippen mit feuriger Glut zu berühren. Leider ist jedoch der Halt viel zu schwach, den Christi Botschafter an den ewigen Dingen haben. Wer aber mit Gott wandelt, wird von Ihm in der Felsenkluft geborgen werden, so dass er — wie Mose — Gott schauen kann. Durch die Kraft und das Licht, das Gott ihm verleiht, kann er mehr verstehen und vollbringen, als es sein begrenzter Verstand für möglich gehalten hat. DAp.237.2 Teilen

Satan wendet seine List besonders bei Niedergeschlagenen sehr erfolgreich an. Jeder Prediger sollte daher Gott seine Nöte vorbringen, wenn er droht, entmutigt zu sein. So setzte auch Paulus sein Vertrauen ganz auf den Herrn, wenn der Himmel über ihm wie Erz zu sein schien. Und er wusste besser als die meisten Menschen, was Anfechtungen wirklich bedeuten. Hören wir seinen Siegesruf in den er inmitten von Versuchung und Kampf ausbrach, wobei er himmelwärts voranschritt: „Unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare.“ 2.Korinther 4,17f. Paulus blickte auf das Unsichtbare und Ewige. Weil er sich klar darüber war, dass er mit übernatürlichen Mächten zu kämpfen hatte, setzte er sein Vertrauen ganz auf Gott. Darin lag seine Stärke. Im Blick auf den unsichtbaren Herrn gewinnt man Kraft und Seelenstärke, und die Macht der Welt über Gemüt und Charakter wird gebrochen. DAp.237.3 Teilen

Ein Seelsorger sollte unbefangen unter den Menschen leben, für die er arbeiten will, damit er mit ihnen bekannt werden und seine Verkündigung besser ihren Nöten anpassen kann. Hat der Prediger eine Predigt gehalten, dann hat seine Arbeit gerade erst begonnen. Nun ist er gefordert, persönliche Arbeit zu tun. Er sollte die Leute in ihren Heimen besuchen und mit ihnen in herzlicher, schlichter Weise reden und beten. Es gibt Familien, die nie von der Wahrheit des Wortes Gottes erreicht würden, wenn nicht Haushalter seiner Gnade in ihrem Haus einkehrten und ihnen den Weg zum Himmel wiesen. Aber die Herzen derer, die diese Arbeit tun, müssen sich immer in Übereinstimmung mit dem Herrn Jesus befinden. DAp.237.4 Teilen

238

Der Auftrag: „Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde“ (Lukas 14,23), beinhaltet viel. Wenn Gottes Diener im Familienkreis die Wahrheit lehren, müssen sie immer darauf achten, denen nahezukommen, um die sie sich bemühen. Gott wird ihr Wirken dann segnen und sie mit geistlicher Kraft ausrüsten. Christus selbst wird sie in ihrer Arbeit leiten und ihnen Worte eingeben, die tief in die Herzen ihrer Zuhörer dringen. Es ist das Vorrecht für jeden Prediger, mit Paulus sagen zu können: „Ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen“. Apostelgeschichte 20,27. „Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich ist, dass ich‘s euch nicht verkündigt und gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.“ Apostelgeschichte 20,20f. DAp.238.1 Teilen

Der Heiland ging von Haus zu Haus, heilte die Kranken, tröstete die Traurigen, half den Leidenden und richtete die Trostbedürftigen auf. Er nahm die kleinen Kinder in Seine Arme und segnete sie, während Er ihren müden Müttern ermutigende und trostvolle Worte sagte. Mit nie versiegender Zärtlichkeit und Güte begegnete Er jedem menschlichen Leid. Er arbeitete nicht für Sich selbst, sondern für andere. Er war aller Diener. Es war Ihm ein innerstes Bedürfnis, all denen neue Hoffnung und Stärke zu vermitteln, mit denen Er zusammenkam. Wenn Männer und Frauen der Wahrheit lauschten, die Er aussprach und Sich von den Überlieferungen und Lehrsätzen der Rabbiner grundlegend unterschied, dann wurde Hoffnung in ihren Herzen weckt. Seine Lehren waren von tiefem Ernst erfüllt, der Seinen Worten überzeugende Kraft gab. DAp.238.2 Teilen

Gottes Diener müssen Christi Arbeitsweise lernen, um aus der Schatzkammer Seines Wortes das zu entnehmen, was dem geistlichen Bedürfnis derer entspricht, für die sie arbeiten. Nur so können sie ihre Aufgabe richtig erfüllen. Derselbe Geist, der in Christus wohnte, als Er die Unterweisungen weitergab, die Er beständig empfing, muss auch im Wirken für Christus die Quelle ihres Wissens und das Geheimnis ihrer Kraft sein. DAp.238.3 Teilen

Manche, die im Predigtdienst tätig waren, hatten keinen Erfolg, weil sie dem Werk des Herrn nicht ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten. Neben der wichtigen Aufgabe, Menschen zu Christus zu führen, sollten Prediger keine Interessen verfolgen, die sie ablenken könnten. Die von Jesus berufenen Fischer verließen ohne zu zögern ihre Netze und folgten ihm. Prediger können keine von Gott akzeptierte Arbeit tun, wenn sie sich zur selben Zeit mit ausgedehnten geschäftlichen Privatunternehmungen belasten. Eine solche Zersplitterung ihrer Kräfte trübt ihr geistliches Urteilsvermögen. Herz und Sinn werden von vergänglichen Dingen erobert, während der Dienst Christi nur noch die zweite Stelle einnimmt. Anstatt ihre Verhältnisse so zu gestalten, dass sie den Anforderungen Gottes nachkommen können, versuchen sie lieber ihre Arbeit für Gott den Verhältnissen anzupassen. DAp.238.4 Teilen

239

Der Diener Gottes benötigt für seinen hohen Beruf ganze Tatkraft. Seine besten Kräfte gehören Gott. Er sollte sich weder in gewagte Unternehmungen, noch in irgendwelche Geschäfte einlassen, die ihn von der Erfüllung seiner hohen Aufgabe abhalten. „Wer in den Krieg zieht“, sagte Paulus, „verwickelt sich nicht in Geschäfte des täglichen Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat.“ 2.Timotheus 2,4. Damit betonte der Apostel, wie notwendig die bedingungslose Hingabe des Predigers an den Dienst für den Meister ist. Der Prediger, der sich Gott völlig geweiht hat, lässt sich nicht in Geschäfte ein, die ihn hindern würden, sich seinem heiligen Beruf ganz zu widmen. Er strebt ja nicht nach irdischer Ehre noch nach irdischem Reichtum, sondern will nur anderen vom Heiland erzählen, der sich selbst dahingegeben hat, um den Menschen die kostbare Gabe des ewigen Lebens zu bringen. Sein höchster Wunsch ist nicht, sich Schätze auf Erden zu sammeln, sondern die Aufmerksamkeit der Gleichgültigen und Untreuen auf ewige Dinge zu lenken. Wird er trotzdem aufgefordert, sich an Unternehmungen zu beteiligen, die reichen weltlichen Gewinn versprechen, begegnet er diesen Versuchungen mit der Erwiderung: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?“ Markus 8,36. DAp.239.1 Teilen

Satan trat mit diesem Lockmittel auch an Jesus heran, wohl wissend, dass die Welt nie erlöst werden könnte, wenn der Heiland auf seinen Vorschlag einginge. Und noch heute trägt er in verschiedener Weise die gleichen Versuchungen an Gottes Diener heran. Er weiß ja, dass alle, die sich von ihm verführen lassen, ihrer Pflicht nicht treu bleiben werden. DAp.239.2 Teilen

Gott will nicht, dass Seine Diener danach trachten, reich zu werden. Paulus schrieb an Timotheus: „Denn Geldgier ist die Wurzel alles Bösen. Manche sind ihr so verfallen, dass sie vom Glauben abgeirrt sind und sich selbst viele Qualen bereiteten. Du aber gehörst Gott, deshalb fliehe vor alldem! Jage dagegen der Gerechtigkeit nach, der Gottesfurcht, dem Glauben, der Liebe, der Geduld und der Freundlichkeit.“ 1.Timotheus 6,10f (GN). Auch durch sein Beispiel und nicht nur mit der Lehre soll der Gesandte Christi den Reichen dieser Welt gebieten, dass sie „ihr Vertrauen nicht auf etwas so Unsicheres wie den Reichtum setzen; vielmehr sollen sie auf Gott vertrauen, der uns alles reichlich gibt, was wir zum Leben brauchen. Sie sollen Gutes tun, freigebig sein und ihren Reichtum gerne mit anderen teilen. Wenn sie an guten Taten reich werden, schaffen sie sich einen sicheren Grundstock für die Zukunft, damit sie das wirkliche Leben gewinnen.“ 1.Timotheus 6,17-19 (GN). DAp.239.3 Teilen

240

Die Erfahrungen des Apostels Paulus und seine Belehrungen über die Heiligkeit der Arbeit eines Predigers sind eine Quelle der Hilfe und Belebung für alle, die im Evangeliumsdienst stehen. Das Herz von Paulus brannte von Liebe zu den Sündern, und er setzte alle seine Kräfte ein für das Werk der Seelenrettung. Nie hat es einen Mitarbeiter im Werk Gottes gegeben, der mehr Selbstverleugnung geübt und größere Ausdauer bewiesen hätte. Die Segnungen, die er empfing, erachtete er als weitere Möglichkeiten, anderen ein Segen zu sein. Er ließ sich keine Gelegenheit entgehen, um vom Heiland zu reden und denen zu helfen, die in Schwierigkeiten waren. Er zog von Ort zu Ort, predigte das Evangelium von Christus und gründete Gemeinden. Wo immer er Gehör fand, versuchte er dem Bösen entgegenzuwirken und Männer und Frauen auf den Pfad der Gerechtigkeit zu leiten. DAp.240.1 Teilen

Paulus vergaß nie die Gemeinden, die er gegründet hatte. Nach Beendigung einer Missionsreise kehrten er und Barnabas auf dem gleichen Weg zurück und besuchten noch einmal die von ihnen ins Leben gerufenen Gemeinden. Dabei suchten sie nach Männern, die sie zur Mitarbeit bei der Verkündigung des Evangeliums ausbilden konnten. DAp.240.2 Teilen

Auch von dieser Seite aus gesehen, enthält die Arbeitsweise des Paulus für Prediger von heute eine wichtige Lehre. Der Apostel sah es als Teil seiner Aufgabe an, junge Männer für die Ausbildung als Prediger zu gewinnen. Er nahm sie mit sich auf seine Missionsreisen, damit sie Erfahrungen sammeln konnten, die sie später befähigten, verantwortungsvolle Positionen einzunehmen. War er dann wieder von ihnen getrennt, blieb er dennoch in enger Verbindung mit ihrer Arbeit. Seine Briefe an Timotheus und Titus zeigen, wie sehr er sich danach sehnte, sie erfolgreich zu sehen. DAp.240.3 Teilen

So tun auch heute erfahrene Evangeliumsarbeiter ein gutes Werk, wenn sie nicht alle Lasten selbst tragen, sondern jüngere Mitarbeiter dazu heranbilden, um auch einen Teil der Lasten zu tragen. DAp.240.4 Teilen

Paulus vergaß nie die Verantwortung, die auf ihm als einem Prediger Christi ruhte, und dass er Gott einst Rechenschaft geben müsse, wenn Menschen durch seine Untreue verloren gingen. „Ihr Diener bin ich geworden“, erklärte Paulus, „nach dem Ratschluss Gottes, der mir anvertraut ist für euch, um Gottes Wort in seiner Fülle kundzumachen, nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von allen Zeiten und Geschlechtern her; nun aber ist es offenbart seinen Heiligen. Ihnen wollte Gott kundtun, was da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch; die Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf dass wir einen jeglichen Menschen darstellen vollkommen in Christus; daran ich auch arbeite und ringe in der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt.“ Kolosser 1,25-29. DAp.240.5 Teilen

241

Diese Worte stecken dem Arbeiter Christi ein hohes Ziel, das alle erreichen können, die sich unter die Leitung des großen Lehrers stellen und täglich in der Schule Christi lernen. Unbegrenzt ist die Kraft, über die Gott verfügt. Der Prediger, der sich in seiner großen Not an den Herrn wendet, darf daher sicher sein, dass er von ihm erhalten wird, was seinen Hörern ein Geruch des Lebens zum Leben sein wird. DAp.241.1 Teilen

Paulus betonte in seinen Schriften, dass der Prediger des Evangeliums die Wahrheiten, die er lehrt, selbst ausleben sollte: „Wir geben niemand irgendein Ärgernis, damit unser Amt nicht verlästert werde.“ Von seinem eigenen Wirken hat er uns in seinem zweiten Brief an die Gläubigen zu Korinth ein Bild hinterlassen: „In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen.“ 2.Korinther 6,3-10. An Titus schrieb er: „Desgleichen ermahne die jungen Männer, dass sie besonnen seien in allen Dingen. Dich selbst aber mache zum Vorbild guter Werke mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit heilsamem und untadeligem Wort, damit der Widersacher beschämt werde und nichts Böses habe, das er uns nachsagen kann.“ Titus 2,6-8. DAp.241.2 Teilen

In den Augen Gottes gibt es nichts Wertvolleres als Seine Prediger, die zu den vernachlässigten Plätzen der Erde gehen und im Blick auf die Ernte den Samen der Wahrheit ausstreuen. Christus allein kann die Sorge Seiner Diener ermessen, wenn sie nach den Verlorenen suchen. Er gibt ihnen Seinen Geist, und durch ihre Bemühungen werden Menschen veranlasst, sich von der Sünde zur Gerechtigkeit zu kehren. DAp.241.3 Teilen

Gott ruft nach Menschen, die bereit sind, ihre Bauernhöfe, ihre Geschäfte und nötigenfalls sogar ihre Familien zu verlassen, um Seine Missionare zu werden. Dieser Aufruf bleibt nicht unbeantwortet. Bereits in der Vergangenheit gab es Männer, die getrieben von der Liebe Gottes und der Not der Verlorenen, die Bequemlichkeit ihres Heimes, die Gesellschaft ihrer Freunde, ja selbst Frau und Kinder verließen, um in fremden Ländern unter Götzenanbetern und Wilden die Botschaft der Gnade zu verkündigen. Viele haben dabei ihr Leben verloren. Trotzdem haben sich andere nach ihnen aufgemacht, um das Werk weiterzuführen. So ging die Sache Christi Schritt für Schritt voran, und der mit Sorgen ausgestreute Same brachte reiche Ernte ein. Die Erkenntnis Gottes hat weite Verbreitung gefunden, und das Banner des Kreuzes wurde in den Heidenländern aufgerichtet. DAp.241.4 Teilen

242

Selbst für die Rettung eines einzigen Sünders sollte der Prediger seine Kräfte bis zum äußersten einzusetzen. Der von Gott geschaffene und von Christus erlöste Mensch ist darum von so hohem Wert, weil sich ihm große Möglichkeiten auftun und ihm geistliche Vorteile eingeräumt werden, weil die Fähigkeiten, die er besitzen mag, durch das Wort Gottes belebt werden können und weil er durch die im Evangelium angebotene Hoffnung Unsterblichkeit erlangen kann. Christus verließ die 99 Schafe, um das eine verlorene zu suchen. Wer hatte da ein Recht, weniger zu tun? Ist es nicht geradezu ein Verrat an heiligen Vermächtnissen, eine Beleidigung Gottes, wenn wir es unterließen, so zu arbeiten, wie Christus gearbeitet hat und so zu opfern, wie Er geopfert hat? DAp.242.1 Teilen

Das Herz des aufrichtigen Predigers ist von großem Verlangen erfüllt, Menschen zu retten. Er opfert dafür Zeit und Kraft und scheut keine noch so mühevolle Anstrengung. Andere sollen doch auch das Evangelium hören, das ihm selbst so viel Frohsinn, Frieden und Freude gebracht hat. Der Geist Christi ruht auf ihm. Er wacht über Seelen wie jemand, der einst Rechenschaft ablegen muss. Den Blick auf das Kreuz von Golgatha gerichtet, sieht er auf den erhöhten Heiland, vertraut der göttlichen Gnade und glaubt, dass der Herr ihm bis ans Ende Schild, Kraft und Stärke sein wird. Und so arbeitet er für Gott. Er lädt Menschen ein, bittet sie und sichert ihnen die Liebe Gottes zu. So versucht er, Menschen für Christus zu gewinnen. Im Himmel wird er zu denen gerechnet, die „Berufene und Auserwählte und Gläubige“ (Offenbarung 17,14) genannt werden. DAp.242.2 Teilen

Kapitel 35: Das Heil unter den Juden
243

Auf Grundlage des Römerbriefs DAp.243 Teilen

Nach vielen unvermeidlichen Verzögerungen erreichte Paulus schließlich Korinth, die Stätte so vieler angstvoller Arbeit in der Vergangenheit, und für eine Zeit Hauptursache tiefer Sorge. Er fand, dass viele der ersten Gläubigen ihm, durch den sie das Licht des Evangeliums empfangen hatten, noch in herzlicher Liebe zugetan waren. Als er diese Jünger begrüßte und die Beweise ihrer Treue und ihres Eifers sah, freute er sich, dass sein Wirken in Korinth nicht vergeblich gewesen war. DAp.243.1 Teilen

Die Gläubigen in Korinth, einst so anfällig dafür, ihre hohe Berufung in Christus aus dem Auge zu verlieren, hatten christliche Charakterstärke entwickelt. Ihre Worte und Taten offenbarten die umwandelnde Kraft der Gnade Gottes. Nunmehr bildeten sie in diesem Zentrum des Heidentums und Aberglaubens eine starke Macht zum Guten. In der Gemeinschaft seiner geliebten Gefährten und dieser treuen Bekehrten kam der erschöpfte und geängstigte Geist des Apostels wieder zur Ruhe. DAp.243.2 Teilen

Während seines Aufenthalts in Korinth fand Paulus auch Zeit, neue und größere Arbeitsfeldern ins Auge zu nehmen. In seinen Gedanken beschäftigte er sich besonders mit der vorgesehenen Reise nach Rom. Ein langgehegter Plan und das Ziel seiner Wünsche war es, selbst zu sehen, wie der christliche Glaube an jenem bedeutenden Mittelpunkt der damals bekannten Welt festen Fuß gefasst hatte. In Rom bestand schon eine Gemeinde, doch dem Apostel ging es darum, die dortigen Gläubigen zur Mitarbeit an dem Werk zu gewinnen, das in Italien und anderen Ländern getan werden sollte. Um den Weg für seine Arbeit unter diesen Brüdern vorzubereiten, von denen ihm die meisten fremd waren, sandte er ihnen einen Brief. Darin kündigte er seine Absicht an, Rom zu besuchen, und bekundete zugleich seine Hoffnung, das Banner des Kreuzes auch in Spanien aufzurichten. DAp.243.3 Teilen

In seinem Brief an die Römer erklärte Paulus die wesentlichen Grundzüge des Evangeliums. Er nahm Stellung zu den Fragen, die sowohl die jüdischen als auch die nichtjüdischen Gemeinden bewegten und wies darauf hin, dass die Zusagen und Verheißungen, die einst vorrangig den Juden galten, nun auch den Heiden angeboten wurden. DAp.243.4 Teilen

244

Mit großer Klarheit und Kraft erklärte der Apostel die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben an Christus. Er hoffte, dass auch anderen Gemeinden durch die den Christen in Rom gesandten Unterweisungen geholfen wurde. Wie wenig konnte er voraussehen, welch einen weitreichenden Einfluss seine Worte einmal haben würden! Seitdem hat in allen Zeitepochen die große Wahrheit von der Rechtfertigung durch den Glauben wie ein Leuchtfeuer reumütigen Sündern den Weg des Lebens gewiesen. Sie war das Licht, das die Finsternis erhellte, die Luthers Geist umfing, und ihm die Kraft des Blutes Christi zur Reinigung von allen Sünden offenbarte. Das gleiche Licht leitete Tausende von sündenbeladenen Menschen zur wahren Quelle der Vergebung und des Friedens. Jeder Christ hat Grund, Gott für den an die Gemeinde zu Rom gerichteten Brief zu danken. DAp.244.1 Teilen

In diesem Brief sprach Paulus offen über die Last, die er um der Juden willen trug. Seit seiner Bekehrung habe er sehnlichst gehofft, seinen jüdischen Brüdern helfen zu können, zu einem klareren Verständnis des Evangeliums zu kommen. „Der Wunsch meines Herzens“, so erklärte er, „und mein Flehen zu Gott für Israel ist, dass sie gerettet werden.“ Römer 10,1. DAp.244.2 Teilen

Den Apostel beseelte kein gewöhnliches Verlangen. Beständig bat er Gott, für die Israeliten zu wirken, die versäumt hatten, in Jesus von Nazareth den verheißenen Messias zu erkennen. „Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht“, versicherte er den Gläubigen zu Rom, „wie mir mein Gewissen bezeugt im Heiligen Geist, dass ich große Traurigkeit und unablässigen Schmerz in meinem Herzen habe. Ich wünschte nämlich, selber von Christus verbannt zu sein für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch, die Israeliten sind, denen die Sohnschaft und die Herrlichkeit und die Bündnisse gehören und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen; ihnen gehören auch die Väter an, und von ihnen stammt dem Fleisch nach der Christus, der über alle ist, hochgelobter Gott in Ewigkeit.“ Römer 9,1-5. DAp.244.3 Teilen

Die Juden waren Gottes auserwähltes Volk, durch das Er alle Menschen segnen wollte. Aus ihnen hatte Gott viele Propheten erweckt. Diese hatten das Kommen eines Erlösers vorausgesagt, der von denen verworfen und getötet werden würde, die in Ihm als erste hätten den Verheißenen erkennen sollen. DAp.244.4 Teilen

Als der Prophet Jesaja seinen Blick über die künftigen Jahrhunderte schweifen ließ und erkannte, wie ein Prophet nach dem anderen und schließlich auch der Sohn Gottes verworfen würde, schrieb er, getrieben vom Heiligen Geist, dass der Erlöser von denen angenommen werden würde, die zuvor nicht zu den Kindern Israel zählten. Paulus bezog sich darauf und erklärte: „Jesaja aber wagt zu sagen: Jesaja 65,1. ‚Ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten, und erschien denen, die nicht nach mir fragten.‘ Zu Israel aber spricht er: Jesaja 65,2. ‚Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach dem Volk, das sich nichts sagen lässt und widerspricht‘“ Römer 10,20f. DAp.244.5 Teilen

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Obwohl Israel den Sohn Gottes ablehnte, wurde es doch von Gott nicht verworfen. Paulus argumentiert weiter: „So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er vor Gott tritt gegen Israel und spricht: 1.Könige 19,10. ‚Herr, sie haben deine Propheten getötet und haben deine Altäre zerbrochen, und ich bin allein übrig geblieben und sie trachten mir nach dem Leben‘? Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? 1.Könige 19,18. ‚Ich habe mir übrig gelassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal.‘ So geht es auch jetzt zu dieser Zeit, dass einige übrig geblieben sind nach der Wahl der Gnade.“ Römer 11,1-5. DAp.245.1 Teilen

Israel war zwar gestrauchelt und gefallen, doch war es ihnen nicht unmöglich geworden, wieder aufzustehen. Auf die Frage: „Sind sie gestrauchelt, damit sie fallen?“, antwortete der Apostel: „Das sei ferne! Sondern durch ihren Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, damit Israel ihnen nacheifern sollte. Wenn aber schon ihr Fall Reichtum für die Welt ist und ihr Schade Reichtum für die Heiden, wie viel mehr wird es Reichtum sein, wenn ihre Zahl voll wird. Euch Heiden aber sage ich: Weil ich Apostel der Heiden bin, preise ich mein Amt, ob ich vielleicht meine Stammverwandten zum Nacheifern reizen und einige von ihnen retten könnte. Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!“ Römer 11,11-15. DAp.245.2 Teilen

Gottes Absicht war, dass Seine Gnade unter den Nichtjuden ebenso wie unter den Israeliten sichtbar gemacht werden sollte. Das war in den Prophezeiungen des Alten Testaments deutlich geworden. Der Apostel verwendet einige dieser Weissagungen: „Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen? DAp.245.3 Teilen

Da Gott Seinen Zorn erzeigen und Seine Macht kundtun wollte, hat Er mit großer Geduld ertragen die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt waren, damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit kundtue an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hatte zur Herrlichkeit. Dazu hat er uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Wie er denn auch durch Hosea spricht: Hosea 2,25; 2,1. ‚Ich will das mein Volk nennen, das nicht mein Volk war, und meine Geliebte, die nicht meine Geliebte war.‘ Und es soll geschehen: Anstatt dass zu ihnen gesagt wurde: ‚Ihr seid nicht mein Volk‘, sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden.“ Römer 9,21-26. DAp.245.4 Teilen

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Obwohl Israel als Volk versagt hatte, war dennoch ein ansehnlicher Rest übriggeblieben, der gerettet werden sollte. Zur Zeit der Geburt des Heilandes gab es fromme Männer und Frauen, die mit Freuden die Botschaft von Johannes dem Täufer aufgenommen hatten und dadurch veranlasst worden waren, die Prophezeiungen auf den Messias erneut zu studieren. Als dann die erste Christengemeinde gegründet wurde, setzte sie sich aus diesen frommen Juden zusammen, die Jesus von Nazareth als den aufnahmen, dessen Erscheinen sie sehnlichst erwartet hatten. Auf diese Übriggebliebenen bezieht sich Paulus, wenn er schreibt: „Ist das Erste vom Teig heilig, so ist auch der ganze Teig heilig; und wenn die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig.“ Römer 11,16. DAp.246.1 Teilen

Paulus vergleicht den gläubigen Überrest in Israel mit einem prächtigen Ölbaum, von dem einige Zweige abgebrochen sind, die Nichtjuden hingegen vergleicht er mit Zweigen eines wilden Ölbaums, die in den Stamm des ersten eingepfropft wurden. „Wenn aber nun“, so schreibt er an die nichtjüdischen Gläubigen, „einige von den Zweigen ausgebrochen wurden und du, der du ein wilder Ölzweig warst, in den Ölbaum eingepfropft worden bist und teilbekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich. Nun sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde. Ganz recht! Sie wurden ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du aber stehst fest durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich! Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich doch wohl auch nicht verschonen. Darum sieh die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst gegenüber denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber dir gegenüber, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden.“ Römer 11,17-22. DAp.246.2 Teilen

Als Volk hatte Israel durch seinen Unglauben und die Verwerfung des vom Himmel angebotenen Heils seine Verbindung zu Gott verloren. Aber die einzelnen Zweige, die sich von der Mutterpflanze getrennt hatten, konnte Gott wieder mit dem wahren Stamm Israel vereinen, den Übriggebliebenen, die dem Gott ihrer Väter treu geblieben waren. „Wiederum jene“, erklärte der Apostel im Blick auf diese ausgebrochenen Zweige, „sofern sie nicht bleiben in dem Unglauben, werden eingepfropft werden; Gott kann sie wieder einpfropfen.“ Römer 11,23. DAp.246.3 Teilen

Den Christen aus den Heiden schrieb er: „Denn wenn du aus dem Ölbaum, der von Natur wild war, abgehauen und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden die natürlichen Zweige wieder eingepfropft werden in ihren eigenen Ölbaum. Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: Jesaja 59,20; Jeremia 31,33. ‚Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.‘ Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Denn wie ihr zuvor Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams, so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie jetzt Barmherzigkeit erlangen. Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme. O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn ‚wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen‘? Jesaja 40,13. Oder ‚wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste‘? Hiob 41,3. Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“ Römer 11,24-36. DAp.246.4 Teilen

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So zeigte Paulus, dass Gott die Herzen der Juden und der Nichtjuden genauso umwandeln und jedem Christusgläubigen, die dem Volk Israel verheißenen Segnungen geben kann. Er wiederholte, was Jesaja über Gottes Volk gesagt hatte: Jesaja 10,22-23. „‚Wenn die Zahl der Israeliten wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Rest gerettet werden; denn der Herr wird sein Wort, indem er vollendet und scheidet, ausrichten auf Erden.‘ Und wie Jesaja vorausgesagt hat: Jesaja 1,9. ‚Wenn uns nicht der Herr Zebaoth Nachkommen übrig gelassen hätte, so wären wir wie Sodom geworden und wie Gomorra.‘“ Römer 9,27-29. DAp.247.1 Teilen

Zu der Zeit, als Jerusalem zerstört wurde und der Tempel in Trümmern lag, wurden viele tausend Juden als Sklaven in heidnische Länder verkauft. Wie die Trümmer eines gestrandeten Schiffes, die an öde Gestade gespült werden, so wurden sie unter die Völker zerstreut. 1800 Jahre lang sind die Juden von Land zu Land durch die ganze Welt gewandert; doch nirgends konnten sie ihre einstige Stellung als Volk wiedererlangen. Angefeindet, gehasst und verfolgt, haben sie Jahrhunderte hindurch leiden müssen. DAp.247.2 Teilen

Trotz des furchtbaren Geschicks, das über das Volk der Juden von der Zeit an hereinbrach, da sie Jesus von Nazareth verwarfen, lebten unter ihnen edle, gottesfürchtige Männer und Frauen, die schweigend gelitten haben. Gott hat in der Trübsal ihre Herzen getröstet und mit Erbarmen auf ihre schreckliche Lage geschaut. Er hat das leidvolle Flehen derer gehört, die ihn von ganzem Herzen suchten, um zum rechten Verständnis seines Wortes zu gelangen. Einige haben gelernt, in dem einfachen Nazarener, den ihre Vorfahren verworfen und gekreuzigt haben, den wahren Messias Israels zu sehen. Wenn sie dann die Bedeutung der wohlvertrauten Weissagungen erfasst hatten, die durch Überlieferung und falsche Auslegung so lange dunkel waren, wurden ihre Herzen mit Dankbarkeit gegenüber Gott erfüllt für die unaussprechliche Gabe, die er jedem Menschen verleiht, der Christus als seinen persönlichen Heiland annimmt. DAp.247.3 Teilen

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Von solchen Leuten spricht Jesaja in seiner Prophezeiung, dass „nur ein Rest in ihm bekehrt werden“ (Jesaja 10,22) wird. Von den Tagen des Paulus bis heute ist Gott durch seinen Heiligen Geist den Juden und auch den Heiden nachgegangen. „Es ist kein Ansehen der Person vor Gott“ (Römer 2,11), erklärte Paulus, der sich selbst als „Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen“ (Römer 1,14) bezeichnete, also auch der Juden. Dabei verlor er nie den entscheidenden Vorzug aus den Augen, den die Juden vor anderen besaßen: „Zum ersten: ihnen ist anvertraut, was Gott geredet hat.“ Römer 3,2. Das Evangelium nennt er „eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: Habakuk 2,4. ‚Der Gerechte wird aus Glauben leben‘“. Römer 1,16f. Über dieses Evangelium von Christus, das bei Juden und Nichtjuden in gleicher Weise wirksam wurde, schämte sich Paulus nach den Worten in seinem Brief an die Römer nicht. DAp.248.1 Teilen

Würde das Evangelium in seiner Fülle den Juden gebracht werden, dann nähmen viele von ihnen Christus als den Messias an. Nur wenige christliche Prediger fühlen sich jedoch berufen, unter dem jüdischen Volk zu wirken. Aber auch ihnen, an denen so oft vorbeigegangen wurde, sollte wie allen anderen Völkern die Botschaft der Gnade und Hoffnung in Christus gebracht werden. DAp.248.2 Teilen

Wenn am Ende der Zeit die Evangeliumsverkündigung zum Abschluss gebracht werden soll, erwartet Gott, dass in erster Linie für die Menschen gearbeitet wird, die bis dahin vernachlässigt worden sind, und dass sich Seine Boten dann besonders um die Juden in allen Teilen der Erde kümmern. Wenn man ihnen zeigt, wie die Schriften des Alten und Neuen Testaments zusammen ein wunderbares Ganzes bilden und Gottes ewigen Ratschluss enthalten, wird das vielen Juden wie der Anbruch eines neuen Schöpfungstages, wie die Auferstehung der Toten sein. Die Erkenntnis, wie treffend der Christus des Evangeliums bereits auf den Seiten der alttestamentlichen Schriften dargestellt ist und wie klar das Neue Testament das Alte auslegt, wird ihre schlummernden geistlichen Fähigkeiten wecken, und sie werden Christus als den Heiland der Welt begreifen. Viele werden Ihn im Glauben als ihren Erlöser annehmen. An ihnen erfüllen sich dann die Worte: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“ Johannes 1,12. Unter den Juden gibt es heute noch einige, die in der Schrift bewandert sind, wie einst Saulus von Tarsus. Sie werden dann mit wunderbarer Kraft die Unveränderlichkeit des Gesetzes Gottes verkünden. Der Gott Israels wird dies in unseren Tagen bewirken. „Des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte.“ Jesaja 59,1. Wenn seine Diener im Glauben an denen arbeiten, die so lange vernachlässigt und verachtet worden sind, wird Gottes Heil erkennbar werden. DAp.248.3 Teilen

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„Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände — seine Kinder — in ihrer Mitte; werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.“ Jesaja 29,22-24. DAp.249.1 Teilen

Kapitel 36: Abfall in Galatien
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Auf Grundlage des Galaterbriefs DAp.250 Teilen

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