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Kapitel 2: Das auserwählte Volk
Kapitel 2: Das auserwählte Volk
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Auf der Grundlage von 5.Mose 28,10; 5.Mose 4,6. DM.14 Teilen

Über tausend Jahre lang hatten die Juden darauf gewartet, dass der Heiland kommt. Auf dieses Ereignis gründeten sich ihre lebhaftesten Hoffnungen. In Liedern und der Weissagung, im Tempeldienst und im täglichen Gebet war Sein Name enthalten. Doch als Er unter ihnen erschien, erkannten sie Ihn nicht. Der Geliebte des Himmels war für sie nur „wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit“, und sie fanden nichts Schönes an Ihm, das Ihn für sie begehrenswert gemacht hätte. Jesaja 53,2. „Er kam in Sein Eigentum; und die Seinen nahmen Ihn nicht auf.“ Johannes 1,11. Trotzdem hatte Gott die Israeliten erwählt. Er hatte sie dazu berufen, die Kenntnis Seines Gesetzes, die Sinnbilder und Weissagungen, die auf den Heiland hinwiesen, unter den Menschen zu bewahren. Sein Wunsch für sie war, der Heilsbrunnen für die Welt zu sein. Was Abraham in seiner Umgebung, Joseph in Ägypten und Daniel am babylonischen Hof war, das sollten die Hebräer unter den heidnischen Völkern sein. Sie sollten den Menschen Gott offenbaren. Als der Herr Abraham berief, sagte Er: „Ich ... will dich segnen ... und du sollst ein Segen sein ... und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ 1.Mose 12,2.3. Das äußerten auch die Propheten. DM.14.1 Teilen

Selbst als Israel durch Krieg und Gefangenschaft verwüstet war, galt ihm die Verheißung: „Und der Überrest Jakobs wird inmitten vieler Völker sein wie ein Tau vom HERRN, wie Regenschauer auf das Gras, das auf niemand wartet und nicht auf Menschenkinder hofft.“ Micha 5,6. Bezüglich des Tempels in Jerusalem kündigte der Herr durch Jesaja an: „... mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden.“ Jesaja 56,7. Doch die Israeliten machten ihre Hoffnung auf weltliche Größe fest. Seitdem sie Kanaan betreten hatten, wichen sie von den Geboten Gottes ab und folgten heidnischen Bräuchen. Vergeblich warnte Gott sie durch Seine Propheten. Vergeblich wurden sie auch dadurch bestraft, dass heidnische Völker sie unterdrückten. DM.14.2 Teilen

Jeder Reformation folgte ein umso tieferer Abfall. Wären die Israeliten Gott treu geblieben, hätte Er sein Ziel erreichen und sie ehren und erhöhen können. Wären sie gehorsam geblieben, so hätte Er sie „über alle anderen Völker“ gesetzt, „die Er gemacht hat“, und sie wären „gelobt, gerühmt und gepriesen“ worden. 5.Mose 26,19. Mose sagt: „Alle Völker auf Erden werden sehen, dass über dir der Name des Herrn genannt ist, und werden sich vor dir fürchten.“ 5.Mose 28,10. Wenn alle Völker „diese Gebote hören“, werden sie sagen: „Ei, was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk!“ 5.Mose 4,6. Aber wegen ihrer Untreue konnte Gottes Ziel nur durch ständige Trübsal und Demütigung erreicht werden. DM.14.3 Teilen

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Sie wurden von Babylon abhängig gemacht und unter die Heiden zerstreut. Durch das Leid erneuerten viele ihren Glauben an den Bund mit Gott. Als sie ihre Harfen dort in Babel an die Weiden hängten und um den verwüsteten heiligen Tempel trauerten (Psalm 137,1-3), da leuchtete durch sie das Licht der Wahrheit. Dadurch verbreiteten sie die Erkenntnis über Gott unter die Heiden. Diese heidnischen Opferriten waren ein Zerrbild des von Gott festgelegten Opferdienstes. Viele, die es mit den heidnischen Bräuchen ernst nahmen, erfuhren durch die Juden, was die von Gott vorgeschriebenen Opfer bedeuteten und nahmen im Glauben die Verheißung auf einen Erlöser an. DM.15.1 Teilen

Viele der Verbannten erlitten Verfolgung oder verloren ihr Leben, weil sie sich weigerten, den Sabbat aufzugeben und heidnische Feste zu feiern. Als die Götzendiener angestachelt wurden, die Wahrheit zu vernichten, stellte der Herr Seine Diener vor Herrscher und Könige, damit diese und deren Untertanen die Wahrheit erhalten mögen. Immer wieder wurden die größten Herrscher dazu gebracht, die Überlegenheit des wahren Gottes zu verkünden, den ihre hebräischen Gefangenen anbeteten. DM.15.2 Teilen

Durch die Babylonische Gefangenschaft wurden die Israeliten wirksam von der Anbetung der Götzenbilder geheilt. In den darauf folgenden Jahrhunderten litten sie an der Unterdrückung durch heidnische Feinde, bis sie fest davon überzeugt waren, dass ihr Wohlergehen vom Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes abhing. Bei zu vielen Juden kam der Gehorsam jedoch nicht aus Liebe. Ihr Motiv war egoistisch. Sie dienten Gott nur äußerlich, weil sie meinten, dadurch zu nationaler Größe zu gelangen. Daher wurden sie nicht zu einem Licht der Welt. Sie schotteten sich von der Welt ab, um so der Versuchung zum Götzendienst zu entkommen. In den Unterweisungen, die Gott ihnen durch Mose erteilt hatte, war der Umgang Israels mit Götzenanbetern eingeschränkt worden. Diese Belehrungen wurden nun falsch ausgelegt. Die Israeliten sollten zwar durch sie daran gehindert werden, sich nach heidnischen Bräuchen zu richten; doch jetzt dienten sie dazu, zwischen ihnen und den Heiden eine Mauer aufzubauen. Jerusalem war in den Augen der Juden der Himmel, und Eifersucht erfüllte sie bei dem Gedanken, Gott könnte auch den Heiden gnädig sein. Nach ihrer Rückkehr aus Babylon legten die Juden viel Wert auf religiöse Unterweisung. Überall im Land wurden Synagogen errichtet, in denen Priester und Schriftgelehrte das Gesetz auslegten. Sie gründeten zudem auch Schulen, auf denen neben den Künsten und der Wissenschaften auch die Grundsätze wahrer Frömmigkeit gelehrt wurden. Diese Institutionen gerieten jedoch in Verfall; denn während der Gefangenschaft hatten viele Israeliten heidnische Vorstellungen und Bräuche übernommen. Die wurden nun in den Gottesdienst mit eingebracht. In vielen Bereichen passten sie sich den Gewohnheiten der Götzendiener an. DM.15.3 Teilen

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Als sich die Juden von Gott abwandten, verloren sie weitgehend das Verständnis für die Bedeutung des Opferdienstes. Dieser Dienst wurde von Christus selbst eingeführt. In jedem seiner Teile war dieser Dienst ein Sinnbild auf Jesus und von Kraft und geistlicher Schönheit erfüllt. Die Juden verloren so die geistliche Bedeutung ihrer Zeremonie, und deshalb klammerten sie sich an tote Formen. Sie vertrauten auf die Opfer selbst und auf die Bräuche anstatt auf den, auf den diese hinwiesen. Um diesen Verlust auszugleichen, vervielfältigten Priester und Rabbiner die eigenen Anforderungen. Je strenger sie wurden, umso weniger befand sich die Liebe Gottes in ihnen. Der Maßstab ihrer Frömmigkeit bestand in der Anzahl ihrer Zeremonien, während ihre Herzen voller Stolz und Heuchelei waren. DM.16.1 Teilen

Bei all diesen peinlich genauen und lästigen Vorschriften war es unmöglich, das Gesetz wirklich zu halten. Wer Gott dienen wollte und auch versuchte, die Regeln der Rabbiner zu beachten, plagte sich unter einer schweren Last ab. Er konnte vor den Anklagen seines geängsteten Gewissens nicht zur Ruhe kommen. So versuchte Satan, das Volk mutlos zu machen, die Vorstellung vom Wesen Gottes zu verfälschen und den Glauben Israels in Verruf zu bringen. Er hoffte, beweisen zu können, was er bei seinem Aufruhr im Himmel behauptet hatte, nämlich dass Gottes Forderungen ungerecht seien und man sie nicht befolgen könne. Er versicherte, dass selbst die Israeliten das Gesetz nicht hielten. Während die Juden die Ankunft des Messias herbei sehnten, hatten sie keine richtige Vorstellung von Seiner Aufgabe. Sie suchten nicht die Befreiung von ihrer Sündenlast, sondern wollten vom Römerjoch befreit werden. Sie erwarteten einen Messias, der als Eroberer kommen, die Macht ihrer Unterdrücker zerbrechen und Israel zur Weltherrschaft verhelfen sollte. So wurde der Weg für sie vorbereitet, ihren Retter abzulehnen. DM.16.2 Teilen

Zur Zeit der Geburt Christi quälte sich das Volk unter der Fremdherrschaft ab, außerdem war es von innerem Streit zerrissen. Den Juden war zwar erlaubt worden, eine eigene Regierung zu behalten, aber nichts konnte die Tatsache verbergen, dass sie von den Römern unterjocht wurden. Sie konnten sich mit der Beschneidung der eigenen Macht nicht abfinden. Die Römer behielten sich das Recht vor, den Hohepriester zu ernennen und abzusetzen. Oftmals erhielt man dieses Amt nur durch List, Bestechung, ja sogar durch Mord. Korruption wurde unter den Priestern immer mehr üblich. Noch besaßen sie aber eine große Macht, die sie für egoistische und gewinnträchtige Ziele einsetzten. Das Volk war ihren hartherzigen Forderungen ausgeliefert und musste zudem hohe Steuern an die Römer zahlen. Deshalb herrschte überall Unzufriedenheit. So kam es häufig zu Volksaufständen. Geldgier und Gewalttat, Misstrauen und Gleichgültigkeit im religiösen Leben zehrten am Volk. Hass auf die Römer, nationaler Stolz und geistlicher Hochmut ließen die Juden noch immer streng die religiösen Formen beachten. Die Priester versuchten, den Schein der Heiligkeit aufrechtzuerhalten, indem sie peinlich genau die kultischen Vorschriften beachteten. Das bedrängte und in geistlicher Finsternis lebende Volk wie auch seine machthungrigen Beherrscher sehnten sich nach dem Einen, der die Feinde besiegen und das Königreich Israel wiederherstellen würde. Sie hatten zwar die Weissagungen erforscht — doch ohne geistliche Erleuchtung. Sie übersahen daher jene Schriftworte, die auf die Erniedrigung Christi bei Seiner ersten Ankunft hinwiesen, und wandten jene anderen falsch an, die von der Herrlichkeit Seines zweiten Kommens sprachen. Ihr Stolz verdunkelte ihre Erkenntnis so sehr, dass sie die Prophezeiungen nach ihren eigenen selbstsüchtigen Wünschen auslegten. DM.16.3 Teilen

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