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Kapitel 8: Auf dem Passahfest
Kapitel 8: Auf dem Passahfest
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Auf der Grundlage von Lukas 2,41-51. DM.47 Teilen

Die Juden betrachteten das 12. Lebensjahr als Grenze zwischen Kindheit und Jugend. Der hebräische Junge wurde nach Vollendung dieses Lebensjahres ein Sohn des Gesetzes genannt und auch ein Sohn Gottes. Ihm wurden besondere Vorrechte an religiösen Unterweisungen gegeben, und man erwartete von Ihm eine rege Beteiligung an den heiligen Festen und Bräuchen. Es stimmte also völlig mit diesen Bräuchen überein, dass Jesus in diesem Alter das Passahfest in Jerusalem besuchte. Wie alle gläubigen Israeliten machten sich Joseph und Maria, wie jedes Jahr auf den Weg, um an der Passahfeier teilzunehmen, und als Jesus das erforderliche Alter hatte, nahmen sie Ihn mit dorthin. DM.47.1 Teilen

Es waren jährlich drei Feste, zu denen alle männlichen Israeliten in Jerusalem vor dem Herrn zu erscheinen hatten — das Passahfest, das Pfingstfest und das Laubhüttenfest. Von diesen großen Festen wurde das Passahfest am meisten besucht. Sie kamen aus allen Ländern, in denen Juden verstreut lebten. Aus allen Gegenden Palästinas strömten viele Anbeter zum Fest. Die Reise von Galiläa nach Jerusalem dauerte mehrere Tage, und die jüdischen Pilger schlossen sich, um nicht allein zu wandern und zum gegenseitigen Schutz, unterwegs zu Gruppen zusammen. Frauen und Greise legten die oft steilen und felsigen Wege auf Ochsen oder Eseln zurück. Die kräftigeren Männer und die Jugendlichen reisten zu Fuß. Das Passahfest fiel in die Frühlingszeit, Ende März oder Anfang April; das ganze Land erstrahlte in Blüten und wurde vom Gesang der Vögel erfreut. Entlang des Reiseweges befanden sich denkwürdige Orte aus der Geschichte Israels, und die Eltern erzählten ihren Kindern von den Wundern, die Gott in der Vergangenheit an Seinem Volk gewirkt hatte. Sie verkürzten sich die Reise zudem durch Gesang und Musik, und wenn sie dann in der Ferne die Türme Jerusalems auftauchen sahen, stimmte jede Stimme in den Triumphgesang mit ein: „Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem ... Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen!“ Psalm 122,2.7. DM.47.2 Teilen

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Seit der Zeit, in der die Hebräer ein selbständiges Volk wurden, hielten sie alljährlich das Passahfest. In der letzten Nacht ihrer ägyptischen Gefangenschaft, als nichts auf die Stunde ihrer Befreiung hinzudeuten schien, hatte Gott sie dazu aufgefordert, den sofortigen Auszug vorzubereiten. Er hatte Pharao vor der letzten Plage gewarnt, die über die Ägypter kommen sollte, und die Hebräer angewiesen, sich in ihren Häusern zu versammeln, ihre Türpfosten mit dem Blut eines geschlachteten Lammes zu besprengen und das gebratene Lamm mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern zu essen. „So sollt ihr‘s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen als die, die hinweg eilen; es ist des Herrn Passah.“ 2. Mose 12,11 Und als es Mitternacht war über Ägypten, wurde alle Erstgeburt der Ägypter erschlagen. Dann sandte der Pharao die Botschaft an Israel: „Macht euch auf und zieht weg aus meinem Volk ... Geht hin und dient dem Herrn, wie ihr gesagt habt.“ 2.Mose 12,31. Die Hebräer verließen Ägypten als unabhängiges Volk. Der Herr ordnete an, alljährlich das Passahfest zu feiern. „Und wenn eure Kinder zu euch sagen werden: Was habt ihr da für einen Brauch?, sollt ihr sagen: Es ist das Passahopfer des Herrn, der an den Kindern Israel vorüber ging in Ägypten, als er die Ägypter schlug.“ 2.Mose 12,26.27. Auf diese Weise sollte allen nachfolgenden Generationen diese wunderbare Befreiungstat Gottes weitergegeben werden. DM.48.1 Teilen

Auf das Passahopfer folgte das siebentägige Fest der ungesäuerten Brote. Am zweiten Tag dieses Festes wurde dem Herrn die Erstlingsfrucht der Jahresernte dargebracht — und zwar eine Garbe Gerste. Alle Bräuche dieses Festes versinnbildeten das Werk Christi. Die Befreiung Israels aus Ägypten war ein Gleichnis für die Erlösung, zu dessen Erinnerung das Passahfest diente. Das geschlachtete Lamm, das ungesäuerte Brot und auch die Erstlingsgabe stellen den Erlöser dar. DM.48.2 Teilen

Zur Zeit Christi war die Feier des Passahfestes bei den meisten Juden zu einem bloßen Formendienst herabgesunken. Wie groß war jedoch die Bedeutung dieses Festes für den Sohn Gottes! DM.48.3 Teilen

Zum ersten Mal sah Jesus den Tempel und die weiß gekleideten Priester ihren feierlichen Dienst versehen. Er erblickte das blutende Opfer auf dem Altar und beugte sich mit den Gläubigen im Gebet, während die Wolke des Weihrauchs zu Gott empor stieg. Er erlebte bewusst die eindrucksvollen Handlungen des Passahgottesdienstes. Mit jedem Tag sah Er deren Bedeutung klarer. Jede Handlung schien mit Seinem eigenen Leben engstens zusammenzuhängen. Das alles weckte neue Gedanken in Ihm. Still und in sich gekehrt schien Er über ein besonderes Problem nachzudenken. Das Geheimnis Seiner Sendung wurde Ihm bewusst. DM.48.4 Teilen

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Versunken im Nachdenken über diese Erlebnisse, verblieb Er nicht an der Seite Seiner Eltern. Er wollte allein sein. Als die gottesdienstlichen Handlungen längst vorbei waren, hielt Er sich noch immer in den Vorhöfen des Tempels auf, und als die jüdischen Festbesucher Jerusalem wieder verließen, blieb Er in der Stadt zurück. DM.49.1 Teilen

Bei diesem Besuch in Jerusalem wollten Jesu Eltern Ihn mit den großen Lehrern Israels zusammenbringen. Während Er in jeder Einzelheit dem Wort Gottes gehorsam war, unterwarf Er sich jedoch nicht den Bräuchen und Gewohnheiten der Schriftgelehrten. Joseph und Maria hofften, Er könnte dahin gebracht werden, den gelehrten Rabbinern mit achtungsvoller Ehrerbietung gegenüberzutreten und ihre Forderungen mit größerer Sorgfalt zu beachten. Doch Jesus war im Tempel durch Gott selbst unterrichtet worden. Das, was Er auf diese Weise erhalten hatte, begann Er sogleich mitzuteilen. DM.49.2 Teilen

Eine mit dem Tempel verbundene Halle diente zu jener Zeit als Heilige Schule, nach der Art der alten Prophetenschulen. Die Rabbiner versammelten hier ihre Schüler um sich. Auch Jesus kam in diese Halle. Zu den Füßen dieser ehrwürdigen und gelehrten Männer sitzend, lauschte Er deren Belehrungen. Als Einer, der nach Weisheit suchte, fragte Er diese Lehrer über die Weissagungen und die gegenwärtigen Ereignisse, die auf das Kommen des Messias hinwiesen. DM.49.3 Teilen

Jesus dürstete nach einer Erkenntnis Gottes. Seine Fragen regten zum Nachdenken über tiefe Wahrheiten an, die seit langem verborgen und doch für das Heil der Menschen so lebensnotwendig waren. Während Er zeigte, wie begrenzt und oberflächlich die ganze Weisheit der Gelehrten war, enthielt doch jede Frage, die ihnen vorgelegt wurde, eine göttliche Lehre und ließ die Wahrheit in einem neuen Licht erscheinen. Die Rabbiner sprachen von der wunderbaren Erhöhung, die das Erscheinen des Messias dem jüdischen Volk bringen würde, doch Jesus verwies auf die Prophetie Jesajas und fragte nach der Bedeutung jener Schriftstellen, die vom Leiden und Sterben des Gotteslammes berichteten. Die Schriftgelehrten reagierten mit Gegenfragen und waren über Seine Antworten erstaunt. Mit der Demut eines Kindes wiederholte Jesus die Worte der Schrift und gab ihnen eine so tiefe Bedeutung, wie es für sie unvorstellbar gewesen war. Wären die von Ihm dargelegten Wahrheitsgrundsätze befolgt worden, dann hätte das in jenen Tagen eine Reformation des Glaubens bewirkt. Ein tiefes Interesse an geistlichen Dingen wäre erwacht und viele wären vorbereitet gewesen, Ihn anzunehmen, als Jesus mit Seinem öffentlichen Dienst begann. DM.49.4 Teilen

Die Rabbiner wussten, dass Jesus nicht in ihren Schulen unterrichtet worden war — dennoch übertraf Er sie in Seinem Verständnis Prophetien weit. In diesem nachdenklichen galiläischen Jungen erkannten sie einen großen Hoffungsträger. Sie wollten Ihn gern als ihren Schüler haben, damit Er ein Lehrer in Israel würde, und Seine weitere Erziehung übernehmen, in dem Bewusstsein, dass ein so schöpferischer Geist nur von ihnen geformt werden könne. DM.49.5 Teilen

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Jesu Worte hatten ihre Herzen so tief bewegt, wie es Worte aus Menschenmund nie zuvor vermocht hatten. Gott versuchte, diesen Führern in Israel Licht zu geben und benutzte dazu das einzige Mittel, durch das sie erreicht werden konnten. In ihrem Stolz, hätten sie es niemals zugelassen, Belehrungen durch irgendwelche anderen anzunehmen. Hätten Jesu Worte den Anschein gehabt, dass Er sie belehren wollte, würden sie Ihm gar nicht zugehört haben. So aber schmeichelten sie sich, Ihn zu lehren oder wenigstens Seine Kenntnisse in den Schriften zu prüfen. Seine jugendliche Bescheidenheit und Anmut entwaffnete ihre Vorurteile. Unbewusst wurde ihr Verständnis für das Wort Gottes geöffnet, und der Heilige Geist sprach zu ihren Herzen. DM.50.1 Teilen

Die Schriftgelehrten mussten einsehen, dass ihre Erwartungen hinsichtlich des Messias durch das prophetische Wort nicht gestützt wurden, doch sie wollten die Theorien nicht aufgeben, die ihrem Ehrgeiz schmeichelten. Sie wollten nicht zugeben, dass sie die Schriften falsch auslegten, die sie vorgaben zu lehren. Sie fragten sich untereinander: Woher hat dieser Jüngling Sein Wissen, obwohl er doch keine Schule besuchte? Das Licht schien in der Finsternis, die Finsternis aber „hat‘s nicht ergriffen“. Johannes 1,5. DM.50.2 Teilen

Inzwischen waren Maria und Joseph in großer Sorge und Unruhe. Beim Verlassen Jerusalems hatten sie Jesus aus den Augen verloren und wussten nicht, dass Er in der Stadt zurückgeblieben war. Das Land war damals dicht bevölkert, und die Karawanen aus Galiläa waren sehr groß. Es gab viel Durcheinander, als sie die Stadt verließen. Auf dem Weg nahm die Freude, mit Freunden und Bekannten zu reisen, ihre Aufmerksamkeit in Anspruch, und erst als es Abend wurde, bemerkten sie Seine Abwesenheit. Als sie zur Rast anhielten, vermissten sie die helfende Hand ihres Kindes. Doch weil sie annahmen, Er wäre in ihrer Reisegruppe, waren sie immer noch unbesorgt. So jung, wie Er auch war, hatten sie Ihm völlig vertraut und erwartet, dass Er, wenn nötig, zur Stelle wäre, um ihnen zu helfen, indem Er ihre Wünsche voraus ahnte, so wie Er es stets getan hatte. Doch nun erwachten ihre Ängste. Sie suchten Ihn überall unter den anderen Reisenden, aber vergeblich. Schaudernd erinnerten sie sich daran, wie Herodes versucht hatte, Ihn als Baby zu töten. Trübe Ahnungen erfüllten ihre Herzen. Sie machten sich große Vorwürfe. DM.50.3 Teilen

Sie kehrten sogleich nach Jerusalem zurück und suchten Ihn hier weiter. Als sie sich am nächsten Tag unter die Anbetenden des Tempels mischten, fesselte eine vertraute Stimme ihre Aufmerksamkeit. Sie konnten sich nicht irren; keine andere Stimme war der Seinen gleich — so feierlich, ernst und dennoch so melodisch. DM.50.4 Teilen

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Sie fanden Jesus in der Schule der Rabbiner. Trotz ihrer großen Freude konnten sie doch ihren Kummer und ihre Angst nicht vergessen. Als Er wieder bei ihnen war, sprach Maria Worte, die einen leisen Vorwurf beinhalteten: „Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“. Lukas 2,48. DM.51.1 Teilen

„Warum habt ihr mich gesucht?“, antwortete Er. „Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich im Haus meines Vaters bin.“ Lukas 2,49 (NL). Und als sie Seine Worte nicht zu verstehen schienen, zeigte Er nach oben. Auf Seinem Angesicht lag ein Glanz, worüber die Eltern sich wunderten. Die Gottheit Jesu durchleuchtete den Menschensohn. Als sie Ihn im Tempel fanden, hatten sie dem gelauscht, was sich zwischen Ihm und den Rabbinern abspielte, und sie hatten sich über Seine Fragen und Antworten gewundert. Seine Worte weckten eine Reihe von Gedanken, die sie niemals wieder vergessen sollten. DM.51.2 Teilen

Seine Frage an sie enthielt eine Lektion. „Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ Lukas 2,49. Jesus war dabei, jenes Werk zu erfüllen, wozu Er in die Welt gekommen war, doch Joseph und Maria hatten ihres vernachlässigt. Gott hatte ihnen hohe Ehre erwiesen, indem Er ihnen Seinen Sohn anvertraute. Heilige Engel hatten den Weg Josephs gelenkt, um Jesu Leben zu bewahren. Dennoch hatten Joseph und Maria für einen ganzen Tag den aus den Augen verloren, den sie doch für keinen Augenblick vergessen sollten. Und als ihre Besorgnis sich als grundlos erwies, haben sie nicht sich selbst Vorwürfe gemacht, sondern Ihn beschuldigt. DM.51.3 Teilen

Es war ganz natürlich für Jesu Eltern, Ihn als ihr eigenes Kind zu betrachten. Er war täglich bei ihnen. Sein Leben glich in vieler Hinsicht dem der anderen Kinder, und es fiel ihnen schwer, in Ihm den Sohn Gottes zu sehen. Sie waren in Gefahr, die ihnen in der Gegenwart des Heilandes der Welt gewährte Segnung zu unterschätzen. Der Schmerz, den sie bei der Trennung von Ihm empfanden, und der sanfte Vorwurf, den Seine Worte enthielten, sollte ihnen die Heiligkeit des ihnen Anvertrauten eindringlich nahe bringen. DM.51.4 Teilen

In der Antwort an Seine Mutter zeigte Jesus zum ersten Mal, dass Er Seine Beziehung zu Gott verstand. Vor Seiner Geburt hatte der Engel zu Maria gesagt: „Der wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben, und Er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich.“ Lukas 1,32.33. Diese Worte hatte Maria in ihrem Herzen bewegt, doch während sie daran glaubte, dass ihr Kind der Messias Israels sein sollte, begriff sie Seine Sendung nicht. Auch jetzt verstand sie Seine Worte nicht, doch sie wusste, dass Er auf Seine verwandtschaftliche Bindung zu Joseph verzichtet und sich als Sohn Gottes bekannt hatte. Jesus verleugnete nicht Seine Beziehung zu Seinen irdischen Eltern. Er kehrte mit ihnen von Jerusalem nach Hause zurück und half ihnen bei ihren Alltagspflichten. Das Geheimnis Seiner Mission verbarg Er in Seinem Herzen und wartete gehorsam auf den für Ihn vorgesehenen Zeitpunkt, um Seine Aufgabe anzupacken. 18 Jahre lang, seitdem Er erkannt hatte, dass Er der Sohn Gottes war, achtete Er die Bindung, die Ihn mit dem Zuhause in Nazareth verband, und erfüllte die Pflichten eines Sohnes, Bruders, Freundes und Bürgers. DM.51.5 Teilen

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Als Jesus im Tempel mit Seiner Aufgabe vertraut gemacht worden war, zog Er sich von der Menge zurück. Er wünschte in Stille mit jenen von Jerusalem nach Hause zurückzukehren, die das Geheimnis Seines Lebens kannten. Durch den Passahgottesdienst wollte Gott Sein Volk von dessen irdischen Sorgen weglenken und sie an Sein wunderbares Eingreifen erinnern, als Er sie aus Ägypten befreite. Er wollte, dass sie in diesem Geschehen eine Verheißung für die Befreiung von der Sünde erkennen. Wie das Blut des getöteten Lammes die Häuser der Israeliten geschützt hatte, so sollte sie auch das Blut Christi bewahren. Doch sie konnten durch Christus nur gerettet werden, wenn sie Sein Leben als das ihre annahmen. Der symbolische Dienst war nur nützlich, wenn der die Gottesdienstteilnehmer zu Christus als ihrem persönlichen Heiland wies. Gott wollte, dass sie zu einem andachtsvollen Studium unter Gebet geführt werden. Doch als die Menge Jerusalem verließ, nahmen die Aufregung der Reise und der gesellige Austausch allzu oft ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, und der Gottesdienst, den sie erlebt hatten, war bald vergessen. Der Heiland fühlte sich nicht zu ihrer Gesellschaft hingezogen. DM.52.1 Teilen

Als Joseph und Maria mit Jesus allein von Jerusalem zurückkehrten, hoffte Er, ihre Gedanken auf die Weissagungen über den leidenden Heiland zu lenken. Auf Golgatha suchte Er den Schmerz Seiner Mutter zu lindern. Jetzt dachte Er besonders an sie: Maria würde Zeugin Seiner letzten Seelenpein sein, und Jesus wollte, dass sie Seine Sendung verstand, damit sie gestärkt würde, um durchzuhalten, wenn das Schwert ihre Seele durchdringen würde. Vgl. Lukas 2,35. Wie Jesus von ihr getrennt worden war und sie Ihn mit Schmerzen 3 Tage gesucht hatte, so würde Er auch dann wieder für sie 3 Tage verloren sein, wenn Er für die Sünden der Welt geopfert wird. Und wenn Er aus dem Grab käme, würde sich ihre Trauer wieder in Freude kehren. Doch wie viel besser würde sie den Schmerz über Seinen Tod ertragen haben, wenn sie jene Schriftstellen verstanden hätte, auf die Er jetzt ihre Gedanken zu lenken versuchte! DM.52.2 Teilen

Hätten sich Josephs und Marias Gedanken durch Andacht und Gebet mit Gott verbunden, so würden sie die Heiligkeit des ihnen Anvertrauten besser erkannt haben, und sie hätten Jesus nicht aus den Augen verloren. Durch die Nachlässigkeit eines Tages verloren sie den Heiland, doch es kostete sie 3 Tage furchtsames Suchen, um Ihn zu finden. So ergeht es auch uns: Durch unnützes Geschwätz, üble Nachrede oder durch Vernachlässigung des Gebets können wir an einem Tag die Gegenwart des Heilands verlieren, und es können viele Tage schmerzlichen Suchens vergehen, bis wir Ihn wieder finden und den verlorenen Frieden wieder erlangen. DM.52.3 Teilen

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In unserem Umgang miteinander sollten wir darauf achten, dass wir Jesus nicht vergessen und es gar nicht bemerken, dass Er nicht mehr unter uns weilt. Werden wir von irdischen Dingen so sehr in Anspruch genommen, dass wir keine Gedanken für Ihn haben, in dem unsere Hoffnung auf ein ewiges Leben mündet, dann trennen wir uns von Jesus und den himmlischen Engeln. Diese heiligen Wesen können nicht bleiben, wo die Gegenwart des Heilandes unerwünscht ist und Seine Abwesenheit nicht bemerkt wird. Darum gibt es bei den bekenntlichen Christen häufig so viel geistliche Entmutigung. DM.53.1 Teilen

Viele besuchen eine religiöse Versammlung und werden durch das Wort Gottes erfrischt und getröstet. Weil sie es jedoch vernachlässigen, nachzudenken und zu wachen und zu beten, verlieren sie den Segen und fühlen sich verlassener als je zuvor. Oft glauben sie dann, Gott behandle sie zu hart. Sie erkennen nicht, dass es allein ihre Schuld ist. Indem sie sich von Jesus trennten, haben sie das Licht Seiner Gegenwart ausgeschlossen. DM.53.2 Teilen

Es würde gut für uns sein, täglich in einer Andachtsstunde über das Leben Christi nachzudenken. Wir sollten es uns Punkt für Punkt vornehmen und uns jede Einzelheit vor Augen führen — besonders die letzten Tage. Wenn wir in dieser Weise über Sein großes Opfer für uns nachdenken, wird unser Vertrauen in Ihn beständiger sein, unsere Liebe zu Ihm lebendiger werden, und wir werden tiefer mit Seinem Geist erfüllt sein. Wenn wir am Ende gerettet werden wollen, müssen wir die Lektion der Reue und Demut am Fuß des Kreuzes lernen. DM.53.3 Teilen

Sind wir nun miteinander verbunden, dann können wir uns gegenseitig zum Segen werden. Gehören wir Christus ganz, dann werden unsere lieblichsten Gedanken auch von Ihm erfüllt sein. Wir werden gerne von Ihm sprechen, und indem wir einander von Seiner Liebe erzählen, werden unsere Herzen durch göttliche Einflüsse berührt. Indem wir die Schönheit Seines Charakters betrachten, werden wir „verklärt in Sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern“. 2.Korinther 3,18. DM.53.4 Teilen

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