Portrait von Ellen White
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Kapitel 9: Tage der Auseinandersetzung
Kapitel 9: Tage der Auseinandersetzung
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Auf der Grundlage von der Evangelien des Neuen Testamentes DM.54 Teilen

Von frühester Kindheit an waren die jungen Israeliten von den Forderungen der Rabbiner umgeben. Für jede Handlung bis zu den geringfügigsten Dingen des Lebens gab es strenge Gesetze. Die Lehrer in den Synagogen unterrichteten die Jugendlichen in unzähligen Satzungen, deren Befolgung von ihnen als strenggläubige Juden erwartet wurde. Doch Jesus interessierte sich nicht dafür. Von Kindheit an handelte Er unabhängig von den Gesetzen der Rabbiner. Den Schriften des Alten Testaments galt Sein Studium, und die Worte: „So spricht der Herr“ kamen stets von Seinen Lippen. DM.54.1 Teilen

Als Ihm der Zustand Seines Volkes bewusst wurde, stellte Er fest, dass die Anforderungen der Gesellschaft und die Anforderungen Gottes in ständigem Widerspruch zueinander standen. Die Menschen wandten sich vom Wort Gottes ab und erhöhten selbst erfundene Lehren. Sie befolgten traditionelle Bräuche, die wirkungslos waren. Ihr Gottesdienst bestand lediglich aus einem Kreislauf von Zeremonien. Die heiligen Wahrheiten, die diese lehren sollten, blieben den Anbetenden verborgen. Er erkannte, dass die Menschen in ihren glaubenstoten Gottesdiensten keinen Frieden fanden. Sie kannten nicht die Freiheit des Geistes, die sie erhalten würden, wenn sie Gott in Wahrheit dienten. Jesus war gekommen, um den Menschen zu zeigen, was Anbetung Gottes eigentlich bedeutet. Er konnte der Vermengung menschlicher Vorschriften mit den göttlichen Geboten nicht zustimmen. Er griff die Weisungen und Handlungen der Gelehrten nicht an, doch wenn Er wegen Seiner eigenen schlichten Gewohnheiten getadelt wurde, dann benutzte Er Gottes Wort, um Sein Verhalten zu rechtfertigen. DM.54.2 Teilen

Jesus versuchte durch ein mildes und demütiges Verhalten jene zu erfreuen, mit denen Er in Kontakt kam. Weil Er so sanftmütig und unaufdringlich war, meinten die Schriftgelehrten und Ältesten, Ihn leicht durch ihre Lehren beeinflussen zu können. Sie drängten Ihn, die Lehren und Traditionen anzunehmen, die von den Rabbinern aus alter Zeit übermittelt worden waren, doch Er fragte nach deren Autorität in der Heiligen Schrift. Er war stets bereit, auf jedes Wort zu hören, das aus dem Mund Gottes kam, doch Er konnte nicht den Erfindungen der Menschen gehorchen. Jesus schien die gesamte Heilige Schrift zu kennen, und Er erklärte sie in ihrer wahren Bedeutung. Die Rabbiner waren beschämt, dass ein Kind sie belehrte. Sie erklärten, dass es ihr Amt sei, die Schrift auszulegen, und dass Er in der Position sei, ihre Auslegung anzunehmen. Sie waren entrüstet darüber, dass Er ihren Worten Widerstand entgegensetzte. DM.54.3 Teilen

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Sie wussten, dass für ihre Traditionen in der Schrift keine Beweise vorgelegt werden konnten. Auch erkannten sie, dass Jesus ihnen mit Seinem geistlichen Verständnis weit voraus war. Trotzdem waren sie verärgert, weil Er ihren Befehlen nicht gehorchte. Als sie Ihn nicht zu überzeugen vermochten, suchten sie Joseph und Maria auf sprachen mit ihnen über Jesu Verweigerungshaltung. Daraufhin musste Er Tadel und Kritik einstecken. DM.55.1 Teilen

Schon in sehr jungen Jahren hatte Jesus Seine Charakterbildung selbst in die Hand genommen, und nicht einmal die Achtung vor Seinen Eltern und die Liebe zu ihnen konnten Ihn vom Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes abbringen. Ein „Es steht geschrieben“ war Seine Begründung für jedes Handeln, das sich bei Ihm von den familiären Gewohnheiten unterschied. Der Einfluss der Rabbiner machte jedoch Sein Leben bitter. Bereits in jungen Jahren musste Er die harte Lektion lernen, zu schweigen und geduldig auszuharren. DM.55.2 Teilen

Seine Brüder, wie auch die Söhne Josephs genannt wurden, stellten sich auf die Seite der Rabbiner. Sie bestanden darauf, dass die Überlieferungen genauso befolgt werden mussten, als ob sie Gottes Gebote wären. Sie schätzten diese menschlichen Vorschriften sogar höher als Gottes Wort und waren über Jesu klaren Scharfsinn bei der Unterscheidung zwischen Falschem und Wahrem höchst verärgert. Seinen strikten Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz verurteilten sie als Eigensinn. Es überraschte sie, welche Kenntnis und welches Wissen Er an den Tag legte, wenn Er den Rabbinern antwortete. Sie wussten, dass Er von diesen weisen Männern nicht unterrichtet worden war — statt dessen mussten sie erleben, dass Er sie belehrte. Sie erkannten, dass Seine Ausbildung von höherer Art war, als ihre eigene. Doch sie merkten nicht, dass Er Zugang zum Lebensbaum besaß — zu einer Erkenntnisquelle, von der sie keine Ahnung hatten. DM.55.3 Teilen

Christus sonderte sich nicht ab und hatte gerade dadurch den Pharisäern besonderen Anstoß gegeben, dass Er in dieser Beziehung von ihren strengen Regeln abwich. Er stellte fest, dass der Bereich der Religion von hohen Mauern umgeben war, als ob der zu heilig für das alltägliche Leben war. Diese trennenden Mauern riss Er nieder. Im Kontakt mit den Menschen fragte Er nicht: „Was glaubst du? Welcher Glaubensgemeinschaft gehörst du an?“ Er setzte Seine helfende Kraft ein, um allen Leuten zu helfen. Statt sich wie als Einsiedler zurückzuziehen, um dadurch Seinen himmlischen Charakter zur Schau zu stellen, wirkte Er ernsthaft für Menschen. Er schärfte ihnen den Grundsatz ein, dass die biblische Religion nichts mit Kasteiung des Körpers zu tun hat, und eine reine und unbefleckte Religion nicht nur zu festgesetzten Zeiten und besonderen Anlässen gilt. Immer und überall bekundete Er ein liebevolles Interesse für die Menschen und verbreitete das Licht einer heiteren Frömmigkeit um sich. Dies war für die Pharisäer ein Tadel. Es zeigte, dass Religion nicht aus Selbstsucht besteht und ihre krankhafte Hingabe an das eigene Interesse weit von wahrer Frömmigkeit entfernt war. Das hatte ihre Feindschaft gegen Jesus geweckt, so dass sie versuchten, Ihn zum Gehorsam gegenüber ihren Satzungen zu zwingen. DM.55.4 Teilen

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Jesus wirkte, um jedes Leid, das Er sah, zu lindern. Er konnte nur wenig Geld spenden, doch Er verzichtete oft auf Nahrung, um denen zu helfen, die bedürftiger erschienen als Er. Seine Brüder merkten, dass Er mehr Einfluss hatte als sie. Er verfügte über ein Taktgefühl wie es keiner von ihnen hatte — oder haben wollte. Wenn sie unfreundlich mit armen und erniedrigten Menschen gesprochen hatten, dann suchte Jesus gerade solche auf, um sie mit tröstenden Worten wieder zu ermutigen. Wer in Not war, dem reichte Er einen Trunk kühlen Wassers und gab die eigene Mahlzeit hin. Wenn Er ihr Leid linderte, dann passten die Wahrheiten, die Er lehrte, genau zu Seinen Taten der Barmherzigkeit und prägten sich so dem Gedächtnis fest ein. DM.56.1 Teilen

Dies alles missfiel Seinen Brüdern. Weil sie älter als Jesus waren, meinten sie, Er müsse ihnen gehorchen. Sie warfen Ihm auch vor, Er bilde sich ein, ihnen überlegen zu sein, und sie tadelten Ihn dafür, dass Er sich über ihre Lehrer und die Priester und Oberen des Volkes stelle. Oft bedrohten sie Ihn und versuchten sogar, Ihn einzuschüchtern, doch Er machte weiterhin die heiligen Schriften zu Seinem Ratgeber. DM.56.2 Teilen

Jesus liebte Seine Brüder und behandelte sie mit gleichbleibender Freundlichkeit, doch sie waren eifersüchtig auf Ihn und offenbarten ihren entschiedensten Unglauben und ihre Verachtung. Sie konnten Sein Verhalten nicht begreifen. Große Gegensätze wurden ihnen in Seinem Leben offenbar: Er war der göttliche Sohn Gottes — und dennoch ein hilfloses Kind. Ihm als dem Schöpfer der Welt gehörte die Erde — andererseits war Armut Sein ständiger Lebensbegleiter. Er besaß eine Würde und Individualität, die sich völlig von irdischem Stolz und irdischer Anmaßung unterschieden. Er strebte nicht nach weltlicher Größe und war sogar mit der niedrigsten Stellung zufrieden. Darüber ärgerten sich Seine Brüder. Sie konnten sich Seine heitere Ruhe in allen Prüfungen und Entbehrungen nicht erklären. Sie wussten ja nicht, dass Er um unsertwillen arm geworden war, damit wir „durch Seine Armut reich“ würden. 2.Korinther 8,9. Auch konnten sie das Geheimnis Seiner Sendung nicht besser verstehen, als die Freunde Hiobs dessen Erniedrigung und Leiden. DM.56.3 Teilen

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Jesus wurde von Seinen Brüdern missverstanden, weil Er nicht so war wie sie. Sein Standard war nicht der ihre. Im Hinschauen auf Menschen, hatten sie sich von Gott abgewandt, und besaßen nicht dessen Kraft in ihrem Leben. Die religiösen Formen, welche sie beachteten, konnten ihren Charakter nicht umwandeln. Sie verzehnteten „Minze, Dill und Kümmel“, doch ihnen fehlte „das Wichtigste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und der Glaube“. Matthäus 23,23. Jesu Beispiel war ihnen ein ständiges Ärgernis. Er hasste nur eines auf der Welt — und zwar die Sünde. Er konnte nicht Zeuge eines Unrechts sein, ohne den Schmerz, welchen Er darüber empfand, zu verbergen. Zwischen den Formalisten, die hinter dem Schein der Heiligkeit die Liebe zur Sünde versteckten, und einem Charakter, dem der Eifer um die Ehre Gottes über alles ging, war der Gegensatz unübersehbar. Weil Sein Leben das Böse verurteilte, stieß Er daheim und auch außerhalb Seiner Familie auf Widerspruch. Wegen Seiner Selbstlosigkeit und Rechtschaffenheit wurde Er verhöhnt. Seine Langmut und Freundlichkeit wurden als Feigheit gedeutet. DM.57.1 Teilen

Von der Bitternis, die das Los der Menschen ist, gab es nichts, das Christus nicht auch erlitt. Es gab Menschen, die Ihn wegen Seiner Geburt verachteten. Und schon als Kind begegnete Er ihren verächtlichen Blicken und ihrer üblen Nachrede. Hätte Er mit einem ungeduldigen Wort oder Blick darauf reagiert oder hätte Er Seinen Brüdern auch nur in einer einzigen unrechten Handlung nachgegeben, dann wäre Er kein makelloses Vorbild mehr gewesen und hätte darin versagt, den Plan zu unserer Erlösung ausführen zu können. Hätte Er eingeräumt, dass es für die Sünde eine Entschuldigung gäbe, dann hätte Satan triumphiert und die Welt wäre verloren gegangen. Deshalb arbeitete der Versucher daran, Jesu Leben so schwierig wie möglich zu machen, um Ihn dadurch zur Sünde zu verführen. DM.57.2 Teilen

Doch auf jede Versuchung hatte Jesus nur eine Antwort: „Es steht geschrieben!“ Selten tadelte Er das Unrecht seiner Brüder, es sei denn, Er hatte ihnen ein Wort Gottes auszurichten. Oft wurde Er der Feigheit beschuldigt, weil Er sich weigerte, sich mit ihnen in bösen Dingen zu verbinden. Auch dann lautete Seine Antwort: Es steht geschrieben: „Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Einsicht“. Hiob 28,28. DM.57.3 Teilen

Manche suchten seine Gesellschaft, weil sie in Seiner Gegenwart Frieden empfanden, doch viele mieden Ihn, weil sie sich durch Sein makelloses Leben getadelt vorkamen. Seine jugendlichen Kameraden drängten Ihn, so zu handeln wie sie. Er war heiter und fröhlich; sie hielten sich gern in Seiner Nähe auf, und freuten sich über Seine bereitwilligen Anregungen, doch wegen Seiner Bedenken, waren sie ungeduldig und behaupteten, Er sei engstirnig und verbohrt. Auch darauf lautete Jesu Antwort: Es steht geschrieben: „Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte ... Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige.“ Psalm 119,9.11. DM.57.4 Teilen

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Oft wurde Er gefragt: Warum willst du in allen Dingen unbedingt so anders sein als wir? Dann entgegnete Er: „Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des Herrn wandeln! Wohl denen, die sich an seine Mahnungen halten, die ihn von ganzem Herzen suchen, die auf seinen Wegen wandeln und kein Unrecht tun.“ Psalm 119,1-3. DM.58.1 Teilen

Als Er gefragt wurde, weshalb Er sich nicht an den Streichen der Jugendlichen von Nazareth beteiligte, sprach Er: Es steht geschrieben: „Ich freue mich über den Weg, den deine Mahnungen zeigen, wie über großen Reichtum. Ich rede von dem, was du befohlen hast, und schaue auf deine Wege. Ich habe Freude an deinen Satzungen und vergesse deine Worte nicht.“ Psalm 119,14-16. DM.58.2 Teilen

Jesus kämpfte nicht um Seine Rechte. Oft wurde Ihm aber Seine Arbeit unnötig erschwert, weil Er hilfsbereit war und sich nicht beklagte. Doch Er gab weder auf, noch ließ Er sich entmutigen. Er war über solche Schwierigkeiten erhaben, als lebte Er im Licht des Angesichtes Gottes. Er rächte sich auch nicht, wenn Er grob behandelt wurde, sondern ertrug alle Beleidigungen geduldig. DM.58.3 Teilen

Immer wieder wurde Er von den Leuten gefragt: Weshalb lässt du dich eigentlich so schlecht behandeln, und das sogar von deinen Brüdern? Er antwortete, es steht geschrieben: „Mein Sohn, vergiss meine Weisungen nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden; Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen“. Sprüche 3,1-4. DM.58.4 Teilen

Seit Jesu Eltern Ihn im Tempel gefunden hatten, war ihnen Sein Verhalten ein Geheimnis. Er ließ sich nicht auf Streit ein. Sein Verhalten aber war eine ständige Belehrung. Er schien abseits von den anderen zu leben. Glückliche Stunden erlebte Er dann, wenn Er in der Natur und mit Gott allein war. Wann immer es Ihm möglich war, verließ Er Seinen Arbeitsplatz, um durch die Felder zu ziehen, in grünen Tälern über Geistliches nachzusinnen, um am Berghang oder unter den Bäumen des Waldes Gemeinschaft mit Gott zu pflegen. Frühmorgens hielt Er sich an entlegenen Orten auf — nachsinnend die Schrift studierend oder im Gebet. Nach solchen Stunden der Stille kehrte Er dann nach Hause zurück, um Seine Pflichten wieder aufzunehmen und ein Beispiel geduldiger Pflichterfüllung zu geben. DM.58.5 Teilen

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Christi Leben war gekennzeichnet von Ehrerbietung und Liebe zu Seiner Mutter. Maria glaubte in ihrem Herzen, dass das heilige Kind, das von ihr geboren wurde, der lange verheißene Messias war, doch sie wagte es nicht, dies laut zu sagen. Während Seines Erdenlebens nahm sie an Seinen Leiden teil. Sie erlebte sorgenvoll die Versuchungen, denen Er in Seiner Kindheit und Jugend ausgesetzt war. Verteidigte sie Ihn in jenem Verhalten, das sie für richtig hielt, so setzte sie sich selbst Unannehmlichkeiten aus. Sie schaute auf die häusliche Gemeinschaft, und die zärtliche mütterliche Betreuung ihrer Kinder war in ihren Augen lebenswichtig für deren Charakterbildung. Josephs Söhne und Töchter wussten das, und indem sie an ihre mütterliche Sorge appellierten, versuchten sie, Jesu Handeln nach ihren Maßstäben zu korrigieren. DM.59.1 Teilen

Maria machte Jesus oftmals Vorhaltungen und drängte Ihn, sich den Bräuchen der Rabbiner anzupassen. Aber Er konnte nicht davon überzeugt werden, Seine Gewohnheiten zu ändern, nämlich über die Werke Gottes nachzudenken oder die Leiden der Menschen und sogar der Tiere zu lindern. Als die Lehrer und Priester Marias Unterstützung forderten, um Jesus zu überwachen, war sie sehr bekümmert, doch in ihr Herz zog erst wieder Frieden ein, als Er ihr die Schriftworte zeigte, die Sein Verhalten rechtfertigten. DM.59.2 Teilen

Zeitweise schwankte Maria zwischen Jesus und Seinen Brüdern, die nicht glaubten, dass Er der von Gott Gesandte sei. Es gab jedoch genügend Beweise dafür, dass Er göttlich war. Sie sah, wie Er sich für das Wohl anderer Menschen aufopferte. Seine Anwesenheit erfüllte das Heim mit einer reineren Atmosphäre, und Sein Leben wirkte innerhalb der Gesellschaft wie Sauerteig. Schuld- und makellos wandelte Er inmitten gedankenloser, grober und unhöflicher Menschen, unter betrügerischen Zöllnern, sorglosen Verschwendern, ungerechten Samaritern, heidnischen Soldaten, groben Bauern und der zusammen gewürfelten Menge. Hier und da sprach Er Worte des Mitgefühls, wenn Er die Menschen sah, wie sie trotz Erschöpfung ihre schweren Lasten weiter tragen mussten. Er teilte ihre Last und wiederholte ihnen die Lehren von der Liebe, Freundlichkeit und Güte Gottes, die Er in der Natur gelernt hatte. DM.59.3 Teilen

Er lehrte allen, auf sich als solche zu schauen, denen wertvolle Talente verliehen wurden, und die — richtig eingesetzt — ihnen ewige Reichtümer zusicherten. Jede Eitelkeit verbannte Er aus Seinem Leben und lehrte durch Sein Beispiel, dass jeder Augenblick ewige Folgen bringt und die Zeit ein Schatz ist, welcher nur für heilige Ziele verwendet werden darf. Er ging an keinen Menschen achtlos vorüber, weil Er ihn für wertlos hielt, sondern versuchte bei jedem das rettende Heilmittel anzuwenden. In welcher Gesellschaft Er auch war, Er hatte stets eine Lektion bereit, die der Zeit und den Umständen angemessen war. Auch die gröbsten und aussichtslosesten Menschen versuchte Er mit Hoffnung zu erfüllen, indem Er ihnen die Zusicherung gab, dass auch sie frei von Tadel und Schuld sein und einen Charakter entwickeln könnten, wie er sich in den Kindern Gottes manifestiert. Oft begegnete Er Menschen, die unter die Herrschaft Satans geraten waren und keine Kraft besaßen, seinen Fallstricken zu entkommen. Zu solchen Entmutigten, Kranken, Versuchten und Gefallenen sprach Jesus Worte zartesten Mitgefühls — Worte, die sie gerade brauchten und auch verstehen konnten. Andere befanden sich gerade in einem Nahkampf mit dem Seelenfeind. Diese Menschen ermunterte Jesus zum Ausharren und versicherte ihnen, sie könnten erfolgreich sein, weil Gottes Engel ihnen bis zum Sieg beistehen würden. Diejenigen, denen Er auf diese Weise half, waren nun davon überzeugt, dass es Einen gab, auf den sie sich voll und ganz verlassen konnten. Er werde die ihnen anvertrauten Geheimnisse nicht verraten. DM.59.4 Teilen

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Jesus heilte Körper und Seele. Er interessierte sich für alle Leiden, die Er bemerkte, und jedem Leidenden brachte Er Erleichterung. Seine freundlichen Worte wirkten wie lindernder Balsam. Niemand konnte behaupten, dass Jesus ein Wunder vollbracht habe, doch von Ihm strömte die heilende Kraft der Liebe aus — hin zu den Kranken und Bekümmerten. So wirkte Er seit Seiner Kindheit für die Menschen auf unaufdringliche Weise. Deshalb hörten Ihm so viele Menschen gern zu, als Er dann mit Seinem öffentlichen Dienst begann. DM.60.1 Teilen

Doch als Kind, als Jugendlicher und auch als Erwachsener ging Jesus Seinen Weg allein. Rein und treu trat Er die Weinkelter allein, und niemand half Ihm dabei. Jesaja 63,3. Auf Ihm lastete das ungeheure Gewicht der Verantwortung für die Errettung der Menschheit. Er wusste: Wenn es in den Grundsätzen und Zielen des Menschengeschlechts keinen völligen Wandel gibt, sind alle verloren. Dieses Wissen war Seine Seelenlast, und niemand konnte diese auf Ihm liegende Last begreifen. Zielstrebig widmete Er sich dem Sinn Seines Lebens, nämlich das Licht der Welt zu sein. DM.60.2 Teilen

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