Portrait von Ellen White
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Kapitel 20: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht ...“
Kapitel 20: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht ...“
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Auf der Grundlage von Matthäus 8,5-13; Lukas 7,1-10. DM.143 Teilen

Die Galiläer nun, die vom Passahfest zurückgekehrt waren, berichteten über die wunderbaren Werke Jesu. Das Urteil, das die Würdenträger in Jerusalem über Seine Taten fällten, bereitete Ihm in Galiläa den Weg. Viele Menschen beklagten den Missbrauch, der mit dem Tempel getrieben wurde und auch die Habgier und Überheblichkeit der Priester. Sie hofften, dass dieser Mensch, der ihre Obersten in die Flucht geschlagen hatte, der ersehnte Befreier sei. Jetzt erreichten sie Nachrichten, die ihre größten Erwartungen zu bestätigen schienen. Es wurde berichtet, dass der Prophet erklärt habe, der Messias zu sein. Aber die Leute aus Nazareth glaubten nicht an Ihn. Aus diesem Grund ging Jesus auf dem Weg nach Kana an der Stadt Nazareth vorüber. DM.143.1 Teilen

Der Heiland erklärte Seinen Jüngern, dass ein Prophet in seiner eigenen Heimat nichts gelte. Die Menschen bewerten den Charakter von ihresgleichen nach dem, was sie selbst zu erkennen fähig sind. Die Kurzsichtigen und weltlich Denkenden beurteilten Jesus nach Seiner niederen Herkunft, Seiner einfachen Kleidung und Seiner täglichen Arbeit. Sie konnten nicht die Reinheit jenes Geistes würdigen, der von keiner Sünde befleckt war. DM.143.2 Teilen

Die Nachricht von Jesu Rückkehr nach Kana verbreitete sich bald überall in Galiläa und brachte den Leidenden und Bedrückten Hoffnung. In Kapernaum erregte diese Nachricht die Aufmerksamkeit eines jüdischen Edelmannes, der in königlichen Diensten stand. Dessen Sohn litt offenbar an einer unheilbaren Krankheit. Die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben. Als nun der Vater von Jesus hörte, entschloss er sich, bei Ihm Hilfe zu suchen. Das Kind war sehr schwach und man befürchtete, dass es seine Rückkehr nicht mehr erleben werde. Dennoch wollte der Vater selbst zu Jesus gehen und Ihm seine Bitte vortragen. Er hoffte, dass die Gebete eines Vaters das Mitgefühl des großen Arztes wecken könnten. Als er Kana erreichte, fand er Jesus inmitten einer großen Menschenmenge. Mit besorgtem Herzen drängte er sich in die Nähe des Heilandes. Sein Glaube begann aber doch zu wanken, als er nur einen schlicht gekleideten Mann entdeckte, der zudem von seiner Wanderung noch staubbedeckt und müde aussah. Er zweifelte, dass dieser Mann seine Bitte erfüllen könnte, verschaffte sich aber dennoch die Gelegenheit einer Unterredung mit Jesus, teilte Ihm sein Anliegen mit und bat Ihn inständig, dass Er mit in sein Haus käme. Jesus kannte seinen Kummer bereits. Bevor jener Beamte nämlich sein Haus verließ, hatte der Herr seine Niedergeschlagenheit schon gesehen. DM.143.3 Teilen

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Er wusste aber auch, dass der Vater seinen Glauben an Ihn, den Messias, von der Erfüllung seiner Bitte abhängig gemacht hatte. Bevor Jesus ihm seine Bitte nicht erfüllte, wollte er Ihn nicht als Messias annehmen. Darum sagte Jesus dem ängstlich Wartenden: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht“. Johannes 4,48. DM.144.1 Teilen

Ungeachtet aller Beweise, dass Jesus der Christus war, hatte sich der Bittsteller entschlossen, nur dann an Ihn zu glauben, wenn Er seine Bitte erfüllen würde. Der Heiland stellte diesen zweifelnden Unglauben dem einfachen Glauben der Samariter gegenüber, die kein Wunder oder Zeichen erbeten hatten. Sein Wort, das immer gegenwärtige Zeugnis Seiner Göttlichkeit, hatte eine Überzeugungskraft, die ihre Herzen berührte. Christus litt darunter, dass Sein eigenes Volk, dem die Weissagungen Gottes anvertraut worden waren, es versäumte, auf die Stimme des Herrn zu hören, die durch Seinen Sohn zu ihnen sprach. Dennoch hatte der königliche Beamte ein bestimmtes Maß an Glauben. Er war gekommen, um den ihm am kostbarsten erscheinenden Segen zu erbitten. Jesus aber hatte ein größeres Geschenk für ihn bereit. Er wollte nicht nur das Kind heilen, sondern den Beamten und seine Familie an den Segnungen des Heils teilhaben lassen und in Kapernaum, das bald sein eigenes Arbeitsfeld werden sollte, ein Licht anzünden. Aber der Beamte musste zuerst begreifen, dass er Hilfe brauchte, bevor ihn nach der Gnade verlangte. Dieser Edelmann stand für viele andere Leute in seinem Land. Sie interessierten sich nur aus egoistischen Motiven für Christus. Sie hofften, durch Seine Macht irgendeinen besonderen Nutzen zu haben, und sie machten ihren Glauben davon abhängig, dass Er ihnen diese zeitliche Gunst gewähre; aber sie waren sich ihrer geistlichen Krankheit nicht bewusst und erkannten auch nicht, dass sie die göttliche Gnade brauchten. DM.144.2 Teilen

Blitzartig trafen nun diese Worte Jesu das Herz des königlichen Beamten aus Kapernaum. Ihm wurde bewusst, dass seine Motive zum Aufsuchen des Heilands egoistisch waren. Sein schwankender Glaube erschien ihm in seinem wahren Charakter, und mit großem Schmerz erkannte er, dass sein Zweifel seinem Sohn das Leben kosten könnte. Er wusste, dass er sich in der Gegenwart dessen befand, der die Gedanken lesen konnte und dem alle Dinge möglich waren. In seiner Herzensangst flehte er: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!“ Johannes 4,49. Sein Glaube ergriff Jesus, so wie Jakob es tat, als er, mit dem Engel ringend, damals ausrief: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“. 1.Mose 32,27. Wie Jakob, so errang auch dieser den Sieg. Der Heiland kann sich dem Menschen nicht entziehen, der sich an Ihn klammert und Ihm seine große Not bekennt. „Gehe hin“, sagte Er, „dein Sohn lebt.“ Da verließ der Mann freudig und mit einem noch nie gekannten Frieden den Heiland. Er glaubte nicht nur, dass sein Sohn gesund würde, sondern er war auch fest davon überzeugt, in Christus den Erlöser gefunden zu haben. DM.144.3 Teilen

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Zur selben Stunde erlebten alle, die in Kapernaum am Bett des sterbenden Kindes weilten, eine plötzliche, rätselhafte Veränderung. Die Schatten des Todes verschwanden von der Stirn des Kindes, das Fieber ließ nach, die ersten Anzeichen beginnender Genesung machten sich bemerkbar. In die trüben Augen kam wieder Glanz und Verständnis, und den schwachen, abgemagerten Körper erfüllte neue Kraft. Das Kind zeigte keinerlei Anzeichen einer Erkrankung mehr. Sein erhitzter Körper wurde regeneriert und er sank in einen ruhigen Schlaf und das Fieber schwand. Die Familie war sehr erstaunt und erfreut. DM.145.1 Teilen

Die Entfernung zwischen Kana und Kapernaum war nicht so groß, deshalb hätte der jüdische Oberste noch am gleichen Abend nach der Unterredung mit Jesus in sein Heim zurückkehren können. Er beeilte sich aber nicht und kam erst am nächsten Morgen wieder zuhause an. Welch eine Heimkehr war das! Als er losgegangen war, Jesus zu suchen, hatten Sorgen sein Herz erfüllt. Der Sonnenschein schien ihm grausam, und der Gesang der Vögel blanker Hohn. Wie ganz anders ist es jetzt! Die Natur erscheint ihm verwandelt zu sein, so neu kommt ihm alles vor. Als er sich in der Stille des frühen Morgens auf die Reise begibt, scheint die ganze Schöpfung mit ihm den Herrn zu loben. Kurz vor Kapernaum kommen ihm einige seiner Diener entgegen, die ihn aus der Ungewissheit befreien wollen. Doch er zeigt zu ihrer großen Verwunderung kein Erstaunen über die Nachricht, die sie ihm bringen. Sie wundern sich noch mehr, als er nach der genauen Zeit fragt, zu der sich der Zustand des Kindes zu bessern begann. Sie antworten: „Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber“. Johannes 4,52. Im gleichen Augenblick, da des Vaters Glaube die Zusage ergriff: „Dein Sohn lebt“, berührte die göttliche Liebe das sterbende Kind. Nun eilt der Vater nach Hause, um sein Kind zu begrüßen. Er drückt es an sich, wie einen vom Tod auferstandenen, und dankt Gott immer wieder für diese wunderbare Genesung. DM.145.2 Teilen

Der jüdische Oberste wollte mehr von Christus hören. Als er einige Zeit später den Lehren des Heilandes zuhörte, wurden er und alle seine Hausgenossen Jesu Jünger. Die ausgestandene Trübsal hatte zur Bekehrung der ganzen Familie geführt. Die Nachricht von dem Wunder aber breitete sich aus und half mit, in Kapernaum, wo später so viele seiner großen Taten geschahen, den Weg für das persönliche Wirken Jesu zu ebnen. Er, der den königlichen Beamten in Kapernaum segnete, möchte uns auch so segnen; aber wie der betrübte Vater fühlen wir uns oft durch unser Verlangen nach irgendwelchen irdischen Werten veranlasst, Jesus zu suchen. Und wenn Er uns dann das Erbetene schenkt, vertrauen wir ganz auf Seine Liebe. Der Heiland sehnt sich danach, uns einen größeren Segen zu geben als den, den wir erbitten, und Er zögert die Antwort auf unsere Bitte manchmal hinaus, um uns das Böse in unseren eigenen Herzen zu offenbaren und uns zu zeigen, wie sehr wir Seine Gnade benötigen. Er will, dass wir die Selbstsucht aufgeben, in der wir ihn oft suchen. Indem wir unsere Hilflosigkeit und unsere bittere Not bekennen, sollen wir uns ganz auf Seine Liebe verlassen. DM.145.3 Teilen

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Der königliche Beamte wollte die Erfüllung seiner Bitte sehen, bevor er glauben konnte; aber er musste Jesu Wort glauben, dass seine Bitte erhört und der Segen gewährt worden sei. Daraus müssen wir auch lernen. Nicht weil wir sehen oder empfinden, dass Gott uns hört, sollen wir glauben. Wir müssen vor allem Seinen Verheißungen vertrauen. Wenn wir im Glauben zu Ihm kommen, dann dringt auch jede Bitte in Gottes Herz. Haben wir Ihn um Seinen Segen gebeten, dann sollen wir glauben, dass wir ihn auch empfangen werden, und müssen Ihm danken, dass wir ihn empfangen haben. DM.146.1 Teilen

Nun sollen wir unseren Pflichten in der Gewissheit nachgehen, dass wir den Segen Gottes dann erhalten, wenn wir ihn am meisten brauchen. Haben wir das gelernt, dann wissen wir auch, dass unsere Gebete erhört sind. Gott will „überschwänglich tun“ nach dem „Reichtum seiner Herrlichkeit“ und nach der „Macht seiner Stärke“. Epheser 3,20.16; Epheser 1.19. DM.146.2 Teilen

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