Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Kapitel 21: Bethesda und der Hohe Rat
Kapitel 21: Bethesda und der Hohe Rat
147

Auf der Grundlage von Johannes 5. DM.147 Teilen

„Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der auf Hebräisch Bethesda heißt und der fünf Säulenhallen hat. In diesen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte, die warteten darauf, dass sich das Wasser bewegte.“ Johannes 5,2-3. DM.147.1 Teilen

Zu bestimmten Zeiten geriet das Wasser dieses Teiches in Bewegung, und es wurde allgemein angenommen, dass das auf das Einwirken einer übernatürlichen Kraft zurückzuführen war und dass derjenige, der nach dem Aufwallen des Wassers als erster in den Teich stieg, von jeder Krankheit, an der er litt, geheilt würde. Hunderte Leidenden kamen an diesen Ort, und die Menge war so groß, dass sie, sobald das Wasser sich bewegte, vorwärts stürmte und dabei Männer, Frauen und Kinder nieder trampelte, die schwächer waren als sie selbst. Viele konnten den Teich nicht erreichen. Und andere, die es geschafft hatten, starben am Ufer. Es waren Hallen errichtet worden, damit die Kranken sich gegen die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht schützen konnten. Manch einer verbrachte die Nacht in diesen Räumen und schleppte sich Tag für Tag an den Rand des Teiches in der vergeblichen Hoffnung auf Hilfe. DM.147.2 Teilen

Wieder einmal war Jesus in Jerusalem. Er ging allein — offensichtlich in Gedanken und Gebet versunken — und kam zu dem Teich. Er sah, wie die unglücklichen Leidenden auf das warteten, was sie für ihre einzige Möglichkeit der Heilung hielten. Er sehnte sich danach, Seine heilende Kraft einzusetzen und jeden Leidenden gesund zu machen. Doch es war Sabbat. Die Menge ging zur Anbetung in den Tempel, und Er wusste, dass eine derartige Tat der Heilung das Vorurteil der Juden stark hervorrufen und dadurch Sein Wirken vorzeitig beenden würde. Doch der Heiland wurde Zeuge eines furchtbaren Elends. DM.147.3 Teilen

Da lag ein Mann, der seit 38 Jahren ein hilfloser Krüppel war. Seine Krankheit war größtenteils die Folge seiner eigenen Sünde und wurde deshalb als Gottesgericht angesehen. Verlassen, ohne Freunde und unter dem Eindruck, von der Gnade Gottes ausgeschlossen zu sein, hatte der Leidende viele Jahre des Elends hinter sich. Zu der Zeit, da man das Aufwallen des Wassers erwartete, trugen ihn andere, die sich seiner Hilflosigkeit erbarmten, zu den Hallen. Im günstigen Augenblick jedoch hatte er niemanden, der ihm dann hinein half. Er hatte zwar gesehen, wie das Wasser Wellen schlug, war aber nie in der Lage gewesen, weiter als bis ans Ufer des Teiches zu kommen. Stärkere als er stürzten sich stets vor ihm hinein. Den Wettlauf mit der selbstsüchtigen, sich bekämpfenden Menge konnte er nicht gewinnen. Sein beharrliches Bemühen um das eine Ziel sowie seine Angst und ständige Enttäuschung, zehrten den Rest seiner Kräfte auf. DM.147.4 Teilen

148

Der kranke Mann lag auf seiner Matte und hob gelegentlich seinen Kopf, um auf den Teich zu schauen, als sich ein gütiges, mitleidvolles Antlitz über ihn beugte und die Worte „Willst du gesund werden?“ Johannes 5,6. seine Aufmerksamkeit weckten. Hoffnung erfüllte sein Herz. Er fühlte, dass er in irgendeiner Weise Hilfe erwarten durfte. Aber der Schimmer der Ermutigung schwand schnell. Er dachte daran, wie oft er vergeblich versucht hatte, den Teich zu erreichen, und rechnete kaum noch damit, am Leben zu sein, wenn das Wasser wieder in Bewegung geriete. Müde wandte er sich ab und sagte: „Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich trägt, wenn das Wasser sich bewegt. Wenn ich hingehe, steigt schon ein anderer vor mir hinein“. Johannes 5,7 (Bruns). DM.148.1 Teilen

Jesus fordert diesen Leidenden nicht auf, an Ihn zu glauben, sondern sagt einfach: „Stehe auf, nimm dein Bett und geh!“ Johannes 5,8 (Bruns). An dieses Wort nun klammert sich der Glaube des Mannes. Jeder Nerv und jeder Muskel erbebt von neuem Leben, und heilsame Bewegung erfasst seine verkrüppelten Glieder. Ohne lange zu fragen, entschließt er sich, der Weisung Christi zu folgen, und alle seine Muskeln gehorchen seinem Willen. So springt er auf seine Füße und stellt fest, dass er gesund ist. DM.148.2 Teilen

Jesus hatte ihm keine göttliche Hilfe zugesagt. Der Mann hätte weiter zweifeln können und seine einzige Chance verlieren, geheilt zu werden. Doch er glaubte dem Wort Christi, handelte danach und bekam Kraft. DM.148.3 Teilen

Durch den gleichen Glauben können wir geistlich geheilt werden. Wir sind durch die Sünde vom göttlichen Leben getrennt — wir sind wie gelähmt. Aus uns selbst sind wir genauso unfähig, ein reines Leben zu führen, wie der gebrechliche Mann ohne Hilfe unfähig war zu gehen. Viele erkennen ihre Hilflosigkeit und sehnen sich nach jenem geistlichen Leben, das sie in Übereinstimmung mit Gott bringt; sie mühen sich jedoch vergeblich, es zu erringen. Verzweifelt rufen sie aus: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“ Römer 7,24 (EB). Solche verzweifelten und ringenden Menschen dürfen aufschauen. Der Heiland neigt sich über die mit Seinem eigenen Blut Erkauften und fragt mit unaussprechlicher Güte und herzlichem Erbarmen: „Willst du gesund werden?“ Er fordert dich auf, in Gesundheit und Frieden aufzustehen. Warte nicht, bis du fühlst, dass du gesund geworden bist. Glaube Seinem Wort, und es wird sich an dir erfüllen. Übergib deinen Willen Christus. Entschließe dich, Ihm zu dienen. Sobald du auf Sein Wort hin handelst, wirst du Kraft erhalten. Was immer du falsch gemacht haben magst und welche schwere Sünde auch durch langes Nachgeben deinen Körper und deine Seele gefangen hält, Christus kann und will dich frei machen. Er will der Seele, die „tot“ ist in „Übertretungen“ (Epheser 2,1), Leben geben. Er will den Gefangenen befreien, der durch Schwachheit, Unglück und Ketten der Sünde gebunden ist. DM.148.4 Teilen

149

Nach seiner Heilung bückte sich der Gelähmte, um sein Bett aufzuheben, das lediglich aus einer Matte und einer Decke bestand. Er empfand tiefe Freude, und als er sich wieder aufrichtete, schaute er sich nach dem um, der ihn geheilt hatte. Doch Jesus war in der Menge untergetaucht. Der Mann befürchtete, Ihn nicht zu erkennen, wenn er Ihn wiedersehen würde. Als er nun mit festem, freiem Schritt davoneilte, Gott lobte und sich seiner neu gefundenen Kraft freute, traf er mehrere Pharisäer. Ihnen berichtete er unverzüglich von seiner Heilung und war überrascht von der Kälte, mit der sie ihm zuhörten. DM.149.1 Teilen

Mit finsteren Mienen unterbrachen sie ihn mit der Frage, warum er am Sabbat sein Bett trage. Streng erinnerten sie ihn daran, dass es nicht richtig sei, am Tag des Herrn Lasten zu tragen. Vor lauter Freude hatte der Mann vergessen, dass es Sabbat war. Doch er empfand keinerlei Gewissensbisse, war er doch nur der Weisung jenes Mannes gefolgt, der eine solche Kraft von Gott besaß. Mutig antwortete er: „Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: Nimm dein Bett und geh hin!“ Johannes 5,11. Sie fragten, wer das getan habe, doch er konnte es nicht sagen. Diese Obersten wussten genau, dass nur einer fähig war, solch ein Wunder zu wirken. Sie suchten aber einen ganz eindeutigen Beweis, dass es Jesus gewesen war, um Ihn als Sabbatschänder verurteilen zu können. Ihrer Meinung nach hatte Er das Gesetz nicht nur dadurch übertreten, dass er den kranken Mann am Sabbat heilte, sondern auch noch durch diese frevelhafte Anweisung, sein Bett fortzutragen. DM.149.2 Teilen

Die Juden hatten das Gesetz so entstellt, dass daraus ein Joch der Sklaverei geworden war. Ihre sinnlosen Vorschriften boten anderen Völkern Anlass zum Spott. Besonders der Sabbat war durch allerlei sinnlose Verbote so eingeengt worden, dass sie für ihn als den heiligen, ehrwürdigen Tag des Herrn keine Freude mehr empfanden. Die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten seine Befolgung zu einer unerträglichen Last gemacht. Einem Juden war es nicht erlaubt, am Sabbat ein Feuer oder auch nur eine Kerze anzuzünden. Deshalb musste die Bevölkerung für zahlreiche Dienstleistungen, die ihnen selbst durch die bestehenden Vorschriften verboten waren, Heiden zu Hilfe nehmen. Es wurde aber dabei nicht bedacht, dass derjenige, der andere mit unerlaubten Arbeiten beauftragt, sich ebenso schuldig macht, als hätte er sie selbst ausgeführt. Die Juden meinten, das Heil sei nur ihnen vorbehalten und die bereits hoffnungslose Lage aller Nichtjuden könne durch nichts verschlimmert werden. Gott hat jedoch keine Gebote gegeben, denen nicht alle gehorchen sollten. Sein Gesetz erlaubt keine unvernünftigen und egoistischen Beschränkungen. DM.149.3 Teilen

150

Im Tempel traf Jesus erneut den Geheilten. Er war gekommen, um für die ihm erwiesene große Gnade ein Sündopfer und Dankopfer darzubringen. Als Jesus ihn unter den Anbetenden fand, gab er sich ihm mit den mahnenden Worten zu erkennen: „Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre.“ Johannes 5,14. DM.150.1 Teilen

Der Geheilte war überglücklich, den getroffen zu haben, der ihn gerettet hatte. Von der Feindschaft gegen Jesus nichts wissend, erzählte er den Pharisäern, die ihn gefragt hatten, dass dieser es war, der ihn geheilt hatte. „Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte.“ Johannes 5,16. DM.150.2 Teilen

Um sich wegen der Anklage der Sabbatschändung zu verantworten, wurde Jesus vor den Hohen Rat gestellt. Wären die Juden damals eine unabhängige Nation gewesen, dann hätte eine solche Anklage ausgereicht, Ihn zum Tod zu verurteilen. Ihre Abhängigkeit von den Römern verhinderte das jedoch. Die Juden waren nicht befugt, die Todesstrafe zu verhängen; und die gegen Christus vorgebrachten Anklagen waren vor einem römischen Gericht unbedeutend. Die Pharisäer hofften jedoch, andere Gründe zu finden. Ungeachtet ihrer Bemühungen, seine Aufgabe zu behindern, gewann Jesus sogar in Jerusalem größeren Einfluss auf das Volk als sie. Zahlreiche Menschen, die sich nicht für die Predigten der Rabbiner interessierten, wurden durch Seine Lehren angezogen. Was Er sagte, konnten sie verstehen, und es erwärmte und tröstete ihre Herzen. Er schilderte ihnen Gott nicht als rächenden Richter, sondern als barmherzigen Vater und offenbarte das Wesen Gottes dadurch, dass er es in seinem Wesen widerspiegelte. Seine Worte wirkten wie Balsam für eine verwundete Seele. Durch Worte und Taten der Gnade zerbrach Er die drückende Gewalt der Überlieferungen und Menschengebote und stellte die Liebe Gottes in aller Fülle dar. In einer der ältesten Weissagungen auf Christus heißt es: „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.“ 1.Mose 49,10. DM.150.3 Teilen

Die Menschen sammelten sich um Christus. Aufgeschlossenen Herzens nahmen sie eher Seine Lehren der Liebe und des Wohlwollens an, als die von den Priestern geforderten strengen Zeremonien. Wären die Priester und Rabbiner nicht dazwischengetreten, so hätte Jesu Lehre eine Reformation ausgelöst, wie die Welt sie nie erlebt hatte. Aber um ihre eigene Macht aufrechtzuerhalten, waren diese Obersten fest entschlossen, Seinen Einfluss zu schwächen. Die Anklageerhebung vor dem Hohen Rat und eine öffentliche Verurteilung Seiner Lehren sollten dies bewirken helfen; denn noch besaß das Volk große Hochachtung vor seinen religiösen Führern. DM.150.4 Teilen

151

Wer immer es wagte, sich von den Forderungen der Priester loszusagen oder die dem Volk von ihnen auferlegten Lasten zu erleichtern, wurde sowohl der Gotteslästerung als auch des Verrats für schuldig befunden. Mit dieser Begründung hofften die Rabbiner, Verdacht gegen Christus wecken zu können. Sie unterstellten Ihm, dass Er versuche, die überlieferten Sitten abzuschaffen und dadurch Zwietracht im Volk zu säen, um den Weg zu einer völligen Unterjochung durch die Römer zu ebnen. DM.151.1 Teilen

Die Pläne, an deren Verwirklichung die Rabbiner so eifrig arbeiteten, hatten jedoch einen anderen Urheber als den Hohen Rat. Nachdem Satan vergeblich versucht hatte, Jesus in der Wüste zu überwinden, bündelte er alle seine Kräfte, um Ihn in Seinem Dienst zu behindern und wenn möglich, Seine Aufgabe zum Scheitern zu bringen. Was er nicht durch direkte, persönliche Anstrengung schaffen konnte, wollte er strategisch erreichen. Kaum hatte er sich von dem Ringen in der Wüste zurückgezogen, entwickelte er gemeinsam mit den ihm verbündeten Engeln Pläne, um auch weiterhin den Verstand des jüdischen Volkes so mit Blindheit schlagen zu können, dass es Seinen Erlöser nicht erkenne. Dabei wollte er sich in der religiösen Welt menschlicher Mitarbeiter bedienen, denen er seinen eigenen Hass auf den Verfechter der Wahrheit einflößte. Er wollte sie verleiten, Christus abzulehnen und Ihm das Leben so unerträglich wie möglich zu machen in der Hoffnung, Ihn in Seinem Auftrag zu entmutigen. Und tatsächlich wurden die führenden Männer Israels Werkzeuge Satans im Kampf gegen den Erlöser. DM.151.2 Teilen

Jesus war dazu gekommen, „dass er sein Gesetz herrlich und groß mache“. Jesaja 42,21. Er sollte dessen Würde nicht herabsetzen, sondern erhöhen. Die Heilige Schrift sagt deshalb: „Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte“. Jesaja 42,4. Er war gekommen, den Sabbat von jenen bedrückenden Vorschriften zu befreien, die ihn zu einem Fluch statt zu einem Segen gemacht hatten. DM.151.3 Teilen

Aus diesem Grund hatte Jesus bewusst am Sabbat das Heilungswunder zu Bethesda gewirkt. Er hätte den Kranken genauso gut an einem anderen Tag der Woche heilen können, oder ihm nicht gebieten, sein Bett fortzutragen. Doch das hätte Ihm nicht die gewünschte Gelegenheit verschafft. Eine Weise Absicht lag in jeder Handlung Jesu während Seines Erdenlebens. Was immer Er tat — es war an sich und in seiner Aussage wichtig. Unter den Leidenden am Teich suchte Er jenen aus, den es am schlimmsten getroffen hatte, um an ihm Seine heilende Macht zu demonstrieren. Und Er gebot dem Mann, sein Bett durch die Stadt zu tragen, um die an ihm gewirkte große Tat bekanntzumachen. Dadurch sollte die Frage aufgeworfen werden, was am Sabbat zu tun erlaubt sei. Dies wiederum sollte Ihm ermöglichen, die Einschränkungen der Juden bezüglich des Tages des Herrn öffentlich anzuprangern und ihre Überlieferungen für nichtig zu erklären. DM.151.4 Teilen

152

Jesus erklärte ihnen, dass die Heilung des Kranken mit dem Sabbatgebot übereinstimmte. Es deckte sich auch mit dem Dienst der Engel Gottes, die ständig zwischen Himmel und Erde hinab- und hinaufsteigen, um der leidenden Menschheit zu helfen. Jesus erklärte: „Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.“ Johannes 5,17. Alle Tage gehören Gott, um an ihnen Seinen Plan für die Menschheit umzusetzen. Legten die Juden das Gesetz richtig aus, dann irrte sich der Herr, der durch Sein Wirken jedes Lebewesen erquickte und trug, seit Er die Erde geschaffen hatte. Dann hätte derjenige, der Sein Schöpfungswerk als gut bezeichnet und den Sabbat zum Gedenken an dessen Vollendung eingesetzt hatte, seinem Wirken ein Ende setzen und den nie endenden Lauf des Universums anhalten müssen. DM.152.1 Teilen

Sollte Gott der Sonne verbieten, am Sabbat zu scheinen, und ihre belebenden Strahlen daran hindern, die Erde zu erwärmen und die Pflanzenwelt zu erhalten? Müssen die Gestirne an diesem heiligen Tag auf ihren Bahnen stillstehen? Soll der Herr etwa den Bächen gebieten, den Feldern und Wäldern kein Wasser zu spenden, und den Meeren, ihren unaufhörlichen Wechsel zwischen Ebbe und Flut zu unterbrechen? Müssen Weizen und Korn ihr Wachstum einstellen, und soll die reifende Traube das Wachstum ihrer purpurroten Blüte aufschieben? Dürfen Bäume und Blumen am Sabbat keine Knospen und Blüten treiben? DM.152.2 Teilen

In dem Fall würden die Menschen die Früchte der Erde und die Segnungen vermissen, die das Leben lebenswert machen. Die Natur muss deshalb ihren unveränderlichen Lauf fortsetzen. Würde Gott Seine Hand auch nur für einen Augenblick zurückziehen, würde der Mensch ohnmächtig werden und sterben. Genauso darf auch der Mensch an diesem Tag nicht untätig sein. Die Bedürfnisse des Lebens müssen beachtet, die Kranken versorgt und die dringendsten Wünsche erfüllt werden. Wer es am Sabbat unterlässt, Leidenden zu helfen, wird nicht als unschuldig gelten können. Gottes heiliger Ruhetag wurde für den Menschen geschaffen, und Werke der Barmherzigkeit stehen in voller Übereinstimmung mit Seiner Bestimmung. Gott will nicht, dass Seine Geschöpfe auch nur eine Stunde lang von Schmerzen geplagt werden, die am Sabbat oder einem anderen Tag gelindert werden können. DM.152.3 Teilen

Die Erwartungen an Gott sind am Sabbat eher noch größer als an den anderen Tagen. Sein Volk lässt dann die alltägliche Arbeit ruhen und verbringt die Zeit in Andacht und Anbetung. Es erbittet von Gott am Sabbat mehr Gnadenerweise als an anderen Tagen, bittet um seine besondere Aufmerksamkeit und erfleht Seinen besonderen Segen. Gott lässt den Sabbat nicht erst verstreichen, ehe Er diese Bitten erhört. Im Himmel ruht die Arbeit nie, und auch der Mensch sollte nicht aufhören, Gutes zu tun. Der Sabbat ist nicht als eine Zeit nutzloser Untätigkeit zu verstehen. Gewiss, das Gesetz verbietet alle weltliche Arbeit am Ruhetag des Herrn. Jede Plackerei zum Erwerb des Lebensunterhalts soll aufhören. Nichts, was weltlichem Vergnügen oder eigenem Vorteil dient, ist an diesem Tag erlaubt; aber wie Gott Sein Schöpfungswerk beendete, am Sabbat ruhte und diesen Tag segnete, so soll der Mensch mit den Beschäftigungen seines täglichen Lebens aufhören und diese heiligen Stunden zu heilsamer Ruhe, Andacht und guten Werken nutzen. Christi Tat, den Kranken zu heilen, stimmte so völlig mit dem Gesetz überein. Er ehrte damit den Sabbat. DM.152.4 Teilen

153

Jesus beanspruchte für sich die gleichen Rechte wie Gott, indem Er Taten von gleicher Heiligkeit und Art vollbrachte wie Sein Vater im Himmel. Aber die Pharisäer wurden immer wütender. Ihrer Meinung nach hatte er nicht nur das Gesetz gebrochen, sondern sich selbst Gott gleichgesetzt, weil Er erklärte, „Gott sei sein Vater“. Johannes 5,18. DM.153.1 Teilen

Das jüdische Volk nannte Gott seinen Vater. Hätte Jesus sein Verhältnis zu Gott ähnlich beschrieben, dann würden sie sich nicht so aufgeregt haben. Doch sie beschuldigten Ihn der Gotteslästerung und zeigten damit, dass sie Ihn sehr wohl verstanden hatten, als Er diesen Anspruch im höchsten Sinne erhob. DM.153.2 Teilen

Die Gegner Christi konnten den Wahrheiten, die Er ihren Gewissen nahe brachte, nichts entgegen setzen. Sie konnten lediglich auf ihre Bräuche und Überlieferungen hinweisen. Doch im Vergleich zu dem, was Jesus aus dem Wort Gottes und dem gleichmäßigen Lauf der Natur ableitete, erschienen ihre Argumente schwach und hohl. Hätten die Rabbiner wirklich den Wunsch nach Licht verspürt, dann wären sie überzeugt gewesen, dass Jesus die Wahrheit gesagt hatte. Statt dessen wichen sie den Argumenten aus, auf die Jesus bezüglich des Sabbats Wert legte, und versuchten Hass gegen Ihn zu schüren mit der Begründung, Er behaupte, Gott gleich zu sein. Die Wut der Obersten war grenzenlos. Hätten sie nicht das Volk gefürchtet, die Priester und Rabbiner hätten Jesus gleich umgebracht. Doch die Zuneigung des Volkes zu Ihm war stark. Viele sahen in Jesus den Freund, der ihre Krankheiten geheilt und sie in ihren Sorgen getröstet hatte. Sie verteidigten nun auch Seine Heilung des Kranken am Teich Bethesda. Deshalb mussten die Obersten vorläufig ihren Hass zügeln. DM.153.3 Teilen

Jesus wies die Beschuldigung der Gotteslästerung zurück. Er erklärte: Meine Vollmacht zu der Aufgabe, wegen der ihr mich anklagt, beruht darauf, dass ich der Sohn Gottes bin — eins mit Ihm in Wesen, Willen und Absicht. In allen Seinen Werken der Schöpfung und der Vorsehung wirke ich mit Gott zusammen. „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht.“ Johannes 5,19. Die Priester und Rabbiner stellten den Sohn Gottes gerade wegen der Aufgabe zur Rede, zu dessen Durchführung Er in die Welt gekommen war. Durch ihre Sünden hatten sie sich von Gott getrennt, und in ihrem Hochmut gingen sie ihre eigenen Wege unabhängig von Ihm. Sie meinten, aus sich selbst zu allen Dingen befähigt zu sein, und sahen keine Notwendigkeit, ihr Handeln von göttlicher Weisheit leiten zu lassen. Der Sohn Gottes aber war dem Willen des Vaters untertan und von Seiner Macht abhängig. So weitgehend hatte Christus Sein Ich aufgegeben, dass Er selbst keine Pläne entwickelte. Er unterwarf sich bereitwillig den Plänen, die Gott mit Ihm vorhatte und die der Vater Ihm Tag für Tag enthüllte. Genauso sollten auch wir uns auf Gott verlassen. Unser Leben wird dann nur noch die Ausführung Seines Willens sein. DM.153.4 Teilen

154

Als Mose begann, ein Heiligtum als Wohnstätte für Gott zu errichten, wurde er angewiesen, alles nach dem Muster zu machen, das ihm auf dem Berg gezeigt worden war. Mose erfüllte voller Eifer Gottes Auftrag. Die begabtesten und geschicktesten Handwerker wurden eingesetzt, um seine Anweisungen auszuführen. Jede Schelle, jeder Granatapfel, jede Quaste, jeder Saum, jeder Vorhang und jedes Gefäß im Heiligtum sollte genau nach dem ihm gezeigten Modell hergestellt werden. Gott der Herr rief ihn auf den Berg und ließ ihn die himmlischen Dinge sehen. Er schützte ihn mit seiner Herrlichkeit und befähigte ihn dadurch, das Vorbild zu sehen. Damit übereinstimmend ließ er dann alles anfertigen. So offenbarte er Israel, dass er es zu seinem Wohnplatz machen wollte, sein herrliches Ideal des Charakters. Das Vorbild zeigte er ihnen auf dem Berg, als er das Gesetz vom Sinai gab und als er an Mose vorüberging mit dem Ruf: „Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde“. 2.Mose 34,6.7. DM.154.1 Teilen

Israel hat jedoch seinen eigenen Weg gewählt und nicht nach dem Vorbild gebaut. Christus dagegen — der Tempel, in dem Gott wahrhaftig wohnte — formte jede Einzelheit Seines irdischen Lebens harmonisch nach dem göttlichen Ideal. Er sprach: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.“ Psalm 40,9. So soll auch unser Charakter „zu einer Wohnung Gottes im Geist“ (Epheser 2,22) erbaut werden. Wir sollen „alles nach dem Bilde ... auf dem Berge“ (Hebräer 8,5) und in Übereinstimmung mit Jesus machen, der „euch ein Vorbild hinterlassen [hat], dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen“. 1.Petrus 2,21. Christi Worte zeigen uns, dass wir uns unlösbar an unseren Vater im Himmel gebunden fühlen sollen. Wer immer wir auch sein mögen, wir sind von Gott abhängig. Er hält jedes Schicksal aller Menschen in Seinen Händen. Er hat uns unsere Aufgabe zugewiesen und uns mit Fähigkeiten und Gaben dafür ausgestattet. Wenn wir unseren Willen Gott unterordnen und Seiner Stärke und Weisheit vertrauen, werden wir auf sicheren Pfaden geleitet werden, so dass wir den uns zugewiesenen Anteil an Seinem großen Plan zu erfüllen vermögen. Wer sich jedoch auf seine eigene Weisheit und Kraft verlässt, trennt sich selbst von Gott. Statt mit Christus zusammen zu wirken, führt er die Absicht des Feindes Gottes und der Menschheit aus. DM.154.2 Teilen

155

Der Heiland fährt fort: „Was dieser [der Vater] tut, das tut gleicherweise auch der Sohn ... Wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.“ Johannes 5,19.21. Die Sadduzäer meinten, es gäbe keine Auferstehung des Leibes; Jesus aber versichert ihnen, dass eine der größten Taten Seines Vaters die Auferweckung der Toten sei und Er selbst auch die Macht habe, diese Tat zu vollbringen. „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben.“ Johannes 5,25. Die Pharisäer glaubten an die Auferstehung der Toten. Christus erklärte, dass die Kraft, die den Toten Leben verleiht, sich gerade jetzt unter ihnen befinde und dass sie auserwählt seien, ihre Wirksamkeit zu erleben. Es ist dieselbe Auferweckungskraft, die einer Menschenseele, die „tot“ ist in „Übertretungen und Sünden“ (Epheser 2,1) das Leben gibt. Dieser Geist des Lebens in Christus Jesus, „die Kraft seiner Auferstehung“ (Philipper 3,10), macht Menschen „frei ... von dem Gesetz der Sünde und des Todes“. Römer 8,2. Die Herrschaft des Bösen ist gebrochen, und durch den Glauben wird der Mensch vor der Sünde bewahrt. Wer sein Herz dem Geist Christi öffnet, wird Teilhaber jener mächtigen Kraft, die seinen Körper aus dem Grab hervorkommen lassen wird. DM.155.1 Teilen

Der demütige Nazarener macht Seine wahre Größe geltend. Er erhebt sich über alles Menschliche, streift die Gestalt der Sünde und Schmach ab und steht sichtbar vor aller Augen — der Ruhm der Engel, der Sohn Gottes, eins mit dem Schöpfer des Weltalls. Seine Zuhörer sind fasziniert. Niemand hat je solche Worte gesprochen wie Er oder ist mit solch königlicher Würde aufgetreten. Was Er sagte, war deutlich und klar, und Er erklärte voll und ganz Seinen Auftrag sowie die Pflicht der Welt. „Denn der Vater richtet niemand; sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat ... Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber, und hat ihm Macht gegeben, das Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.“ Johannes 5,22.23.26.27. DM.155.2 Teilen

Die Priester und Obersten hatten sich zu Richtern aufgespielt, um das Werk Christi zu verdammen, Er aber erklärte, Er sei ihr Richter und der der ganzen Erde. Die Welt ist Christus übergeben worden, und durch Ihn ist jeglicher Segen von Gott auf die gefallene Menschheit gekommen. Sowohl vor, wie nach Seiner Menschwerdung war Er der Erlöser. Sobald die Sünde kam, gab es schon einen Erlöser. Er schenkte jedem Licht und Leben, und nach dem Maß des verliehenen Lichtes wird jeder einmal beurteilt werden. Christus, der dieses Licht schenkte, jedem Menschen mit innigstem Flehen nachging und sich bemühte, ihn aus der Sünde heraus zur Heiligung zu führen, ist ihr Anwalt und Richter zugleich. Seit Beginn des großen Streits im Himmel hat Satan seine Sache auf betrügerische Weise verfolgt. Christus dagegen hat alles getan, um Satans Pläne aufzudecken und dessen Macht zu brechen. Er ist dem Betrüger entgegengetreten und hat durch alle Zeiten hindurch darauf hingewirkt, die in Sünde Gefangenen dem Zugriff dessen zu entreißen, der das Verdammungsurteil über jede Menschenseele bringen will. DM.155.3 Teilen

156

Und Gott „hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist“. Johannes 5,27. Christus hat die Anfechtungen und Versuchungen des Menschen bis zur Neige gekostet und versteht die Schwächen und Sünden der Menschen. Er hat um unsertwillen den Verlockungen Satans widerstanden und wird gerecht und barmherzig mit den Menschen umgehen, um alle die zu retten, für die Er Sein eigenes Blut vergossen hat. Deshalb wurde der Menschensohn auch dazu bestimmt, das Gericht zu halten. DM.156.1 Teilen

Doch der Auftrag Christi galt nicht dem Gericht, sondern der Erlösung. „Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde“. Johannes 3,17. Und vor dem Hohen Rat erklärte Jesus: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“. Johannes 5,24. DM.156.2 Teilen

Mit der Aufforderung, nicht verwundert zu sein, eröffnete Christus seinen Zuhörern das Geheimnis der Zukunft, indem Er noch weiter vorausblickte: „Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“. Johannes 5,28.29. Auf diese Zusicherung des künftigen Lebens hatte Israel so lange gewartet in der Hoffnung, es beim Erscheinen des Messias zu empfangen. Das einzige Licht, das die Dunkelheit des Grabes zu erleuchten vermochte, umstrahlte sie. Eigensinn macht dagegen blind. Jesus hatte die Traditionen der Rabbiner verletzt und ihre Autorität ignoriert. Nun wollten sie nicht glauben. DM.156.3 Teilen

Der Zeitpunkt, der Ort, der Anlass, die Tiefe der Empfindungen, welche die Versammlung erfüllten — das alles zusammen machte die Worte Jesu vor dem Hohen Rat noch eindrucksvoller. Die höchsten religiösen Würdenträger des Volkes trachteten dem nach dem Leben, der Sich selbst als denjenigen bezeichnete, der Israel wiederherstellen wollte. Der Herr des Sabbats wurde vor ein irdisches Tribunal gestellt, um Sich wegen der Anschuldigung zu verantworten, das Sabbatgebot übertreten zu haben. Während Christus furchtlos Seinen Auftrag erklärte, blickten seine Richter erstaunt und wütend auf Ihn; doch Seine Worte waren nicht zu widerlegen. Sie konnten Ihn nicht verurteilen. Er bestritt Priestern und Rabbinern das Recht, Ihn zur Rechenschaft zu ziehen oder Seine Aufgabe zu behindern. Dazu fehlte ihnen jede Legitimation. Ihre derartigen Ansprüche stützten sich auf ihren eigenen Hochmut und ihre eigene Überheblichkeit. Jesus lehnte es ab, sich ihrer Anklagen schuldig zu bekennen oder sich von ihnen verhören zu lassen. DM.156.4 Teilen

157

Statt sich wegen der Ihm zur Last gelegten Tat zu rechtfertigen oder Seine damit verbundene Absicht zu erläutern, wandte sich Jesus gegen die Herrschenden des Volkes. Der Beschuldigte wurde zum Ankläger. Er tadelte sie wegen ihrer harten Herzen und Unkenntnis der heiligen Schriften und behauptete, dass sie das Wort Gottes insofern verwarfen, indem sie Ihn, den Gott gesandt hatte, zurückwiesen. „Ihr sucht in der Schrift; denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist es, die von mir zeugt.“ Johannes 5,39. DM.157.1 Teilen

Die Geschichts-, Lehr- und prophetischen Bücher des Alten Testaments erstrahlen auf jeder Seite von der Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Soweit die jüdische Ordnung auf göttliche Anweisung zurückging, war sie eine geraffte Weissagung der frohen Botschaft. Von Christus „zeugen alle Propheten“. Apostelgeschichte 10,43. Begonnen mit der Weissagung an Adam, über die Zeit der Patriarchen und der Gesetzgebung — immer ebnete das herrliche Licht des Himmels den Fußspuren des Erlösers den Weg. Seher erblickten den Stern von Bethlehem, den verheißenen Helden (vgl. 1.Mose 49,10), während künftige Ereignisse geheimnisvoll an ihnen vorüberzogen. Jedes Opfer wies auf Christi Tod hin. Mit jeder Wolke des Rauchopfers stieg Seine Gerechtigkeit auf und mit jeder Posaune des Erlassjahres wurde Sein Name genannt. Vgl. 3.Mose 25,13. Im ehrfurchgebietenden Geheimnis des Allerheiligsten wohnte Seine Herrlichkeit. DM.157.2 Teilen

Die Juden besaßen die heiligen Schriften und meinten, nur durch äußere Kenntnis des Wortes das ewige Leben zu haben. Doch Jesus sagte: „Sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen“. Johannes 5,38. Weil sie aber Christus in Seinem Wort verworfen hatten, lehnten sie Ihn auch als Person ab. „Aber ihr wollt nicht zu mir kommen“, erklärte er, „dass ihr das Leben hättet“. Johannes 5,40. DM.157.3 Teilen

Die jüdischen Obersten hatten zwar die Lehren der Propheten über das Königreich des Messias studiert, jedoch nicht in der aufrichtigen Absicht, die Wahrheit zu erkennen, sondern um Beweise zu finden, die ihre ehrgeizigen Hoffnungen stützten. Als Christus auf eine Weise auftrat, die ihren Erwartungen nicht entsprach, wollten sie Ihn nicht annehmen. Und um sich zu rechtfertigen, versuchten sie nachzuweisen, dass Er ein Betrüger sei. Nachdem sie einmal diesen Weg beschritten hatten, war es für Satan leicht, sie in ihrem Widerstand gegen Christus zu verhärten. Genau die Worte, die sie als Beweis seiner Göttlichkeit hätten annehmen sollen, legten sie gegen Ihn aus. So verwandelten sie die Wahrheit Gottes in eine Lüge, und je klarer der Heiland durch Seine Werke der Barmherzigkeit zu ihnen sprach, desto entschlossener waren sie, sich dem Licht zu widersetzen. DM.157.4 Teilen

158

Jesus sagte: „Ich nehme nicht Ehre von Menschen.“ Johannes 5,41. Er suchte weder den Einfluss noch die Bestätigung des Hohen Rates; deren Zustimmung konnte Ihn nicht ehren. Er war mit der Ehre und Vollmacht des Himmels ausgestattet. Hätte Er es gewollt, so wären Engel gekommen, um Ihm zu huldigen, und der Vater würde erneut Jesu Göttlichkeit bezeugt haben. Aber um ihrer selbst und um des Volkes willen, dessen Führer sie waren, wünschte Er, dass die jüdischen Oberen Sein wahres Wesen erkennten und die Segnungen empfingen, die zu bringen Er gekommen war. DM.158.1 Teilen

„Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eignen Namen, den werdet ihr annehmen.“ Johannes 5,43. Jesus kam in der Autorität Gottes. Er trug Gottes Bild an Sich, erfüllte Gottes Wort und suchte Gottes Ehre. Dennoch nahmen Israels Herrscher Ihn nicht an. Würden aber andere kommen und Christi Wesen zur Schau stellen, in Wirklichkeit jedoch nach ihrem eigenen Willen handeln und ihre eigene Ehre suchen, dann würden sie diese annehmen. Und warum? Weil derjenige, der seine eigene Ehre sucht, das Verlangen anderer nach Selbsterhöhung anspricht. Auf solche Aufforderungen konnten die Juden eingehen. Sie würden einen falschen Lehrer willkommen heißen, weil er die von ihnen gehegten Meinungen und Überlieferungen akzeptierte und damit ihrem Stolz schmeichelte. Christi Lehre dagegen deckte sich nicht mit ihren Vorstellungen — die war nämlich geistlich und forderte, sich selbst zu opfern; deshalb würden sie diese nicht annehmen. Sie kannten Gott nicht, und als Er durch Christus zu ihnen sprach, war es für sie die Stimme eines Fremden. DM.158.2 Teilen

Wiederholt sich dies nicht in unserer Zeit? Gibt es heute nicht viele, sogar religiöse Leiter, die ihre Herzen gegen den Heiligen Geist verhärten und es für sie dadurch unmöglich machen, die Stimme Gottes zu erkennen? Lehnen sie nicht Gottes Wort um ihrer eigenen Überlieferungen willen ab? DM.158.3 Teilen

„Wenn ihr Mose glaubtet“, sprach Jesus, „so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ Johannes 5,46.47. Es war Christus, der durch Mose zu den Israeliten gesprochen hatte. Hätten sie auf die göttliche Stimme geachtet, die durch ihren großen Führer sprach, dann würden sie diese in den Lehren Christi wiedererkannt haben. Hätten sie Mose geglaubt, dann würden sie auch an den geglaubt haben, von dem Mose schrieb. DM.158.4 Teilen

159

Jesus wusste, dass die Priester und Rabbiner entschlossen waren, Ihm das Leben zu nehmen. Dennoch erklärte Er ihnen sehr deutlich Seine Einheit mit dem Vater und Sein Verhältnis zur Welt. Sie erkannten, dass ihr Widerstand gegen Ihn unentschuldbar war. Trotzdem ließ ihr mörderischer Hass nicht nach. Angst ergriff sie, als sie die überwältigende Macht sahen, die Seinen Dienst begleitete. Aber sie widersetzten sich Seinem Ruf und wurden in Finsternis gefangen. DM.159.1 Teilen

Es war ihnen in keiner Weise gelungen, das Ansehen Jesu zu untergraben oder Ihm die Achtung und Aufmerksamkeit des Volkes zu entziehen, im Gegenteil, viele von ihnen waren von Seinen Worten überzeugt. Die Obersten selbst hatte ihr Gewissen gequält, als Er ihnen nachdrücklich ihre Schuld bewusst machte. Doch das ließ sie nur noch heftiger reagieren. Sie waren entschlossen, Ihn zu töten. Sie sandten deshalb überall Boten ins Land, die das Volk vor Jesus als einem Betrüger warnen sollten. Auch wurden Spione ausgesandt, um Ihn zu überwachen. Sie sollten berichten, was Er sagte und tat. Der wunderbare Erlöser stand nun ganz deutlich unter dem Schatten des Kreuzes. DM.159.2 Teilen

7085
29271
Weiter zu "Kapitel 22: Gefangenschaft und Tod des Johannes"
Stichwörter