Portrait von Ellen White
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Kapitel 26: In Kapernaum
Kapitel 26: In Kapernaum
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Auf der Grundlage von Markus 1,24; Lukas 4,35-36. DM.188 Teilen

Wenn Jesus nicht in Galiläa unterwegs war und lehrte, hielt Er sich oft in Kapernaum auf. Deshalb nannte man diesen Ort „seine Stadt“. Sie lag am See Genezareth, nahe der Ebene von Genezareth. Die tiefe Lage des Sees gibt dem ebenen Land, das seine Ufer säumt, das angenehme Klima des Südens. Hier gediehen in den Tagen Christi Palmen und Ölbäume, es gab hier Obstgärten und Weinberge, grüne Felder und leuchtend blühende Blumen in reicher Fülle, und alles wurde durch die Bäche bewässert, die von den Felsen herabstürzten. DM.188.1 Teilen

Die Ufer des Sees und die Hügel, die ihn in nur geringer Entfernung umgeben, waren mit Städten und Dörfern dicht besiedelt. Am See lagen zahlreiche Fischerboote. Überall regte sich geschäftiges und aktives Leben. Kapernaum selbst eignete sich gut als Mittelpunkt für das Wirken des Heilands. Da es an der Hauptstraße von Damaskus nach Jerusalem und Ägypten und auch zum Mittelmeer hin lag, bildete es einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Aus vielen Ländern kamen die Menschen durch diese Stadt oder rasteten hier auf der Hin- oder Rückreise. Hier konnte Jesus ein buntes Völkergemisch, alle Volksschichten, Hohe und Niedrige, Reiche und Arme antreffen, und seine Lehren würden in andere Länder und in viele Familien getragen werden. Dadurch gäbe es genügend Anregung zum Forschen in den Prophezeiungen, die Aufmerksamkeit würde auf den Heiland gelenkt und Seine Botschaft auf diesem Weg in die Welt getragen werden. DM.188.2 Teilen

Ungeachtet dessen, dass der Hohe Rat gegen Jesus vorging, wartete das Volk gespannt darauf, wie sich Seine Mission weiter entwickeln würde. Der ganze Himmel war vor Anteilnahme in Bewegung. Engel bereiteten den Weg für Seinen Dienst vor, sie bewegten die Herzen der Menschen und zogen sie zum Heiland hin. Dort war der Sohn des königlichen Beamten, den Christus geheilt hatte, ein Zeuge seiner Macht. Und der Beamte und seine Familie bezeugten freudig ihren Glauben. Als bekannt wurde, dass der große Lehrer sich unter ihnen aufhielt, wurde die ganze Stadt lebendig. Menschenmengen scharten sich um Ihn herum. Am Sabbat war die Synagoge überfüllt, sodass viele wieder weggehen mussten, da sie keinen Platz mehr finden konnten. Alle, die den Heiland hörten, „verwunderten sich seiner Lehre; denn er predigte mit Vollmacht“. Lukas 4,32. „Er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“ Matthäus 7,29. Die Lehre der Schriftgelehrten und Ältesten war kalt und formell und hörte sich wie eine auswendig gelernte Lektion an. Für sie besaß das Wort Gottes keine lebendige Kraft. Stattdessen wurden ihre eigenen Ideen und Traditionen gelehrt. Sie erfüllten ihren Dienst in gewohnter Weise und gaben vor, das Gesetz zu erklären, aber keine Eingebung von Gott rührte ihre eigenen Herzen oder die Herzen ihrer Zuhörer an. DM.188.3 Teilen

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Jesus gab sich nicht mit den verschiedenen, unter den Juden strittigen Themen ab. Es war Seine Aufgabe, die Wahrheit zu verkündigen. Seine Worte erhellten die Lehren der Patriarchen und Propheten, und die heiligen Schriften kamen den Menschen wie eine neue Offenbarung vor. Nie zuvor hatten Seine Hörer im Wort Gottes solch eine tiefe Bedeutung wahrgenommen. DM.189.1 Teilen

Jesus begegnete den Menschen, indem Er sich in deren Lage versetzte, als einer, der mit ihren Nöten vertraut war. Er ließ die Schönheit der Wahrheit hervorleuchten, indem Er sie auf die direkteste und einfachste Weise darlegte. Seine Sprache war rein, gewählt und klar wie das Wasser eines sprudelnden Baches. Seine Stimme klang jenen, die den eintönigen Reden der Rabbiner zugehört hatten, wie Musik in den Ohren. DM.189.2 Teilen

So einfach Seine Lehre war, sprach Er doch mit Vollmacht. Diese Eigenschaft hob Seine Art zu lehren ganz entschieden von der aller anderen ab. Die Rabbiner ließen Zweifel und Unschlüssigkeit anklingen, als könnten die Schriftstellen so oder auch völlig gegensätzlich ausgelegt werden. Die Zuhörer wurden dadurch jeden Tag in immer größere Ungewissheit gestürzt. Für Jesus aber waren die Schriften, aus denen Er lehrte, von unbestreitbarer Autorität. Was auch immer das Anliegen sein mochte — Er sprach davon mit Vollmacht, als wenn Seinen Worten nicht widersprochen werden könnte. DM.189.3 Teilen

Er sprach sehr ernst, ohne heftig zu werden. Er sprach als Einer, der eine bestimmte Absicht verfolgte. Er machte die Wirklichkeiten der ewigen Welt sichtbar. In jedem Thema wurde Gott offenbart. Jesus suchte den Bann zu brechen, der die Menschen so stark an irdische Dinge bindet. Er rückte die Angelegenheiten dieses Lebens in das richtige Verhältnis zu jenen Dingen, die die Ewigkeit betreffen, doch Er übersah keineswegs ihre Bedeutung. Er lehrte, dass Himmel und Erde miteinander verbunden seien und dass eine Kenntnis der göttlichen Wahrheit die Menschen besser darauf vorbereitet, ihre alltäglichen Pflichten zu erfüllen. Er sprach als Einer, der mit dem Himmel vertraut und sich Seiner engen Beziehung zu Gott bewusst war. Dennoch anerkannte Er seine Verbundenheit mit jedem aus der menschlichen Familie. Seine Botschaften der Gnade waren unterschiedlicher Art und damit auf Seine Zuhörer zugeschnitten. Er wusste genau, wie „mit den Müden zu rechter Zeit zu reden“ war; denn seine Lippen waren „voller Huld“ (Jesaja 50,4), damit Er den Menschen die Schätze der Wahrheit so attraktiv wie möglich mitteilen konnte. DM.189.4 Teilen

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Er war taktvoll, um den Menschen zu begegnen, die voreingenommen waren, und sie mit bildhaften Vergleichen zu überraschen, die ihre Aufmerksamkeit fesselten. Über die Vorstellungskraft erreichte Er das Herz. Seine Beispiele zur Veranschaulichung fand Er unter den Dingen des Alltags und obwohl sie einfach waren, lag in ihnen eine wunderbare tiefe Bedeutung. Die Vögel in der Luft, die Lilien auf dem Feld, die Saat, der Hirte und die Schafe — mit diesen Beispielen veranschaulichte Christus unsterbliche Wahrheiten. Wann immer Seine Zuhörer später diesen Dingen aus der Natur gegenüberstanden, erinnerten sie sich an Seine Worte. In den von Christus benutzten Bildern spiegelten sich ständig Seine Lehren wider. DM.190.1 Teilen

Christus schmeichelte nie den Menschen und sprach auch nie etwas, um ihre Neigungen zu unterstützen und ihre Phantasie zu erregen, noch lobte Er sie wegen ihrer klugen Erfindungen; aber Menschen, die ohne Vorurteile waren und über die Dinge unvoreingenommen nachdachten, nahmen Seine Lehre an und fanden dadurch ihre Weisheit auf die Probe gestellt. DM.190.2 Teilen

Sie staunten über die geistliche Wahrheit, die in der einfachsten Sprache ausgedrückt war. Die Gebildetsten waren von Seinen Worten fasziniert, und auch den Ungebildeten waren sie nützlich. Er hatte eine Botschaft für die Analphabeten, und Er machte sogar den Heiden verständlich, dass Seine Botschaft genauso auch für sie galt. DM.190.3 Teilen

Sein liebevolles Mitgefühl wirkte heilsam auf müde und beunruhigte Herzen. Sogar mitten im Tumult zorniger Feinde war Er von einer Atmosphäre des Friedens umgeben. Die Schönheit Seines Antlitzes, Seine umgängliche Wesensart und vor allem die Liebe, die sich in Blick und Ton äußerte, zog alle zu Ihm hin, die nicht ganz durch Unglauben verhärtet waren. Wäre nicht jeder Blick und jedes Wort vom Geist der Güte und des Wohlwollens beherrscht gewesen, dann hätte Er nicht die großen Scharen von Zuhörern an sich gezogen, wie es geschah. Die Geplagten, die zu Ihm kamen, spürten, dass Er als treuer und hingebungsvoller Freund ihre Interessen zu den Seinen machte, und sie wünschten sich, noch mehr von den Wahrheiten kennenzulernen, die Er lehrte. Der Himmel war näher gerückt. Sie sehnten sich deshalb danach, in Jesu Gegenwart zu bleiben, damit der Trost Seiner Liebe beständig bei ihnen sei. DM.190.4 Teilen

Jesus beobachtete mit tiefem Ernst, wie sich der Gesichtsausdruck Seiner Zuhörer veränderte. Die Gesichter, die Interesse und Freude ausdrückten, erfüllten Ihn mit großer Befriedigung. Als die Pfeile der Wahrheit in die Seele drangen, die Schranken der Selbstsucht durchbrachen und Reue und schließlich Dankbarkeit bewirkten, wurde der Heiland froh. Als Sein Auge über die Menge der Zuhörer schweifte und Er darunter Gesichter erkannte, die Er schon gesehen hatte, strahlte Sein Angesicht vor Freude. Er sah in ihnen hoffnungsvolle Bürger für Sein Königreich. Wenn die klar ausgesprochene Wahrheit einen beliebten Götzen betraf, sah Er die Veränderung in dem Gesicht, den kalten, drohenden Blick, der besagte, dass das Licht nicht willkommen war. Wenn Er sah, wie Menschen die Botschaft des Friedens ablehnten, drang es Ihm wie ein Stich tief ins Herz. DM.190.5 Teilen

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Jesus sprach in der Synagoge vom Reich Gottes, zu dessen Aufrichtung Er gekommen war und von Seiner Aufgabe, die Gefangenen Satans zu befreien. Seine Rede wurde jedoch durch laute Rufe unterbrochen. Ein Wahnsinniger drängte sich durch die Menge und schrie: „Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu vernichten. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes“. Markus 1,24. DM.191.1 Teilen

Alle waren aufgeregt und bestürzt. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer wurde von der Rede Christi abgelenkt, und Seine Worte blieben unbeachtet. Dies war von Satan beabsichtigt und deshalb führte er sein Opfer zur Synagoge. Aber Jesus bedrohte den unsauberen Geist und sprach: „Verstumme und fahre aus von ihm! Und der böse Geist warf ihn mitten unter sie und fuhr von ihm aus und tat ihm keinen Schaden“. Lukas 4,35. DM.191.2 Teilen

Der Verstand dieses Unglücklichen war von Satan verfinstert worden, aber in der Gegenwart des Heilandes hatte ein Lichtstrahl das Dunkel durchbrochen. In dem Kranken erwachte das Verlangen, von der Herrschaft Satans freizukommen; doch der Teufel widerstand der göttlichen Macht. Als der Unglückliche versuchte, Jesus um Hilfe zu bitten, legte der Böse ihm jene üblen Worte in den Mund, und er schrie vor Angst und Furcht. Er begriff ganz gut, dass er sich in der Gegenwart dessen befand, der ihn befreien konnte. Als er aber versuchte, in den Bereich der göttlichen Hand zu kommen, da hielt der Wille eines anderen ihn zurück, und die Worte eines anderen wurden von ihm ausgesprochen. DM.191.3 Teilen

Ein schrecklicher Kampf tobte zwischen der Macht Satans und seinem Verlangen nach Freiheit. Jesus, der in der Wüste den Versucher besiegt hatte, wurde hier abermals Seinem Feind gegenübergestellt. Der Teufel versuchte alles, um sein Opfer in der Gewalt zu behalten; denn jetzt zu verlieren, hieße Jesus einen Sieg zu überlassen. Es schien, als ob der Unglückliche im Kampf mit dem bösen Feind, der ihm seine kostbarsten Kräfte geraubt hatte, sein Leben verlieren würde. Aber der Heiland sprach mit Autorität und befreite den Gefangenen Satans. Der vorher Besessene stand nun glücklich, wieder als er selbst, vor der verwunderten und staunenden Menge. Sogar der böse Geist hatte die göttliche Macht des Heilandes bezeugt. Der Geheilte lobte Gott für seine Befreiung. Das Auge, das gerade noch im Feuer des Irrsinns geglüht hatte, strahlte jetzt klar und vernünftig und floss über von Tränen der Dankbarkeit. Die Anwesenden waren stumm vor Staunen. Sobald sie ihre Sprache wiedergefunden hatten, rief einer dem andern zu: „Was ist das für ein Wort? Er gebietet mit Vollmacht und Gewalt den unreinen Geistern, und sie fahren aus.“ Lukas 4,36. DM.191.4 Teilen

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Die wirkliche Ursache des Leidens, das diesen Mann zu einem schrecklichen Schauspiel für seine Freunde und zu einer Last für sich selbst gemacht hatte, lag in seinem eigenen Leben begründet. Er war von den Vergnügungen der Sünde fasziniert worden und wollte sein Leben in Partylaune verbringen. Er hatte nicht geahnt, welch ein Schrecken er der Welt und welche Schande er seiner Familie sein würde. Er glaubte, seine Zeit mit harmlos scheinenden Torheiten zubringen zu können. Doch einmal die abwärts führende Bahn betreten, so glitt er rasch immer tiefer. Unmäßigkeit und Leichtfertigkeit verdarben seine guten Eigenschaften, und Satan übernahm vollständig die Regie. DM.192.1 Teilen

Die Reue kam zu spät. Gern hätte er nun Wohlleben und Vergnügen aufgegeben, um seine verlorenen Kräfte wiederzuerlangen; aber er schmachtete hilflos in den Fängen Satans. Er hatte sich auf das Gebiet des Feindes begeben, und alle seine Fähigkeiten waren von Satan in Besitz genommen worden. Der Versucher hatte ihn mit vielen bezaubernden Vorstellungen gelockt, und sobald der schwache Mann sich in seiner Macht befand, behandelte er ihn grausam und unbarmherzig und verfolgte ihn mit schrecklichen Heimsuchungen. So wird es mit allen sein, die der Sünde nachgeben; das verlockende Vergnügen am Anfang ihres Weges endet in der Finsternis der Verzweiflung oder im Wahnsinn einer ruinierten Seele. DM.192.2 Teilen

Derselbe böse Geist, der Jesus in der Wüste versuchte und sich des Besessenen in Kapernaum bemächtigt hatte, beherrschte auch die ungläubigen Juden. In ihrem Fall umgab er sich jedoch mit einer Atmosphäre der Frömmigkeit, indem er sie über ihre wahren Beweggründe täuschte, die sie veranlassten, den Heiland zu verwerfen. Ihre Situation war viel hoffnungsloser als die des Besessenen, denn sie spürten keinerlei Bedürfnis, Christus kennenzulernen und blieben deshalb fest unter der Macht Satans. DM.192.3 Teilen

Die Zeit, in der Christus den Menschen persönlich diente, war auch eine sehr aktive Zeit für die Mächte der Finsternis. Jahrelang hatte Satan mit seinen bösen Engeln danach Ausschau gehalten, die Herrschaft über Leib und Seele der Menschen zu gewinnen und Sünde und Krankheit über sie zu bringen, um dann Gott für alles Leid verantwortlich zu machen. Jesus offenbarte den Menschen das Wesen Gottes. Er brach die Macht Satans und befreite dessen Gefangene. Neues Leben, Liebe und himmlische Kraft bewegten die Herzen der Menschen, und der Fürst des Bösen wurde veranlasst, für die Herrschaft seines Reiches zu kämpfen. Satan konzentrierte alle seine Kräfte, um Christi Werk ständig anzugreifen. So wird es auch im letzten großen Kampf zwischen der Gerechtigkeit und der Sünde sein. Während die Jünger Jesu mit neuem Leben, mit Macht und Kraft aus der Höhe ausgestattet werden, wird auch aus der Tiefe neues Leben erwachen und die Werkzeuge Satans stärken. Großer Eifer wird alle irdischen Kreaturen erfassen. Mit einer in jahrhundertelangem Kampf erworbenen List wird der Fürst dieser Welt in Gestalt eines Engels des Lichts tätig sein, und große Scharen werden sich „irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen“ (1.Timotheus 4,1) zuwenden. DM.192.4 Teilen

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Zur Zeit Christi waren die Obersten und die Lehrer Israels nicht imstande, dem Werk Satans zu widerstehen. Sie versäumten es, das einzige Mittel zu gebrauchen, durch das sie bösen Geistern hätten widerstehen können. Durch das Wort Gottes überwand Jesus den Bösen. Die führenden Männer Israels behaupteten, Ausleger des Wortes Gottes zu sein, aber sie hatten es nur erforscht, um ihre Überlieferungen zu stützen und ihre eigenen Satzungen durchzusetzen. Durch ihre Auslegung unterstellten sie dem Wort Gottes einen Sinn, den Gott nie gegeben hatte. Ihre geheimnisvollen Erklärungen ließen das verworren erscheinen, was Er verständlich gemacht hatte. Sie stritten sich über unbedeutende Einzelheiten und leugneten die wesentlichsten Wahrheiten. So wurde der Unglaube weit verbreitet. Gottes Wort wurde seiner Kraft beraubt, und böse Geister setzten ihren Willen durch. DM.193.1 Teilen

Die Geschichte wiederholt sich. Mit der offenen Bibel vor sich verehren viele angeblich religiöse Männer unserer Zeit ihre eigenen Lehren und untergraben so den Glauben an die Heilige Schrift als dem Wort Gottes. Sie zergliedern das Wort, und setzen ihre eigenen Meinungen über dessen klarste Aussagen. In ihrer Hand verliert Gottes Wort seine erneuernde Kraft. Darum wuchert der Unglaube, und die Ungerechtigkeit nimmt überhand. Wenn Satan den Glauben an die Heilige Schrift untergraben hat, leitet er die Menschen zu anderen Licht- und Kraftquellen. Das wird von Vielen nicht bemerkt. Wer sich von den klaren Aussagen der Heiligen Schrift und der überzeugenden Macht des Heiligen Geistes abwendet, öffnet dämonischen Einflüssen die Tür. Kritik und Spekulation an der Bibel haben dem Spiritismus und der Theosophie — diesen modernen Formen des alten Heidentums — den Weg bereitet, sogar in den erklärten Kirchen unseres Herrn Jesus Christus an Boden zu gewinnen. DM.193.2 Teilen

Parallel zur Verkündigung des Evangeliums sind Kräfte tätig, die jedoch Werkzeuge der lügenhaften Geister sind. Manch einer lässt sich nur aus Neugierde mit ihnen ein. Nimmt er dann das Wirken übernatürlicher Kräfte wahr, so lässt er sich mehr und mehr verlocken, bis er von einem Willen beherrscht wird, der stärker ist als sein eigener. Er kann sich der geheimnisvollen Macht nicht mehr entziehen. Die Widerstandskraft seiner Seele ist gebrochen, und er hat keinen Schutz gegen die Sünde. Niemand kennt die Tiefen der Erniedrigung, in die er sinken kann, wenn einmal die Schranken des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes missachtet sind. Geheime Sünden oder ihn beherrschende Leidenschaften können ihn zu einem ebenso hilflosen Gefangenen Satans machen, wie es der Besessene zu Kapernaum war. Dennoch ist seine Situation nicht hoffnungslos. DM.193.3 Teilen

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Das Mittel, durch das wir den Bösen überwinden können, ist dasselbe, durch das Christus überwand — nämlich die Macht des Wortes! Gott beherrscht unser Gemüt nicht ohne unsere Zustimmung. Wenn wir aber gerne seinen Willen kennenlernen und auch tun wollen, dann gelten uns Seine Verheißungen: Ihr „werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“. Johannes 8,32. „Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede.“ Johannes 7,17. Durch den Glauben an diese Verheißungen ist es möglich, aus den Schlingen des Irrtums und von der Herrschaft der Sünde befreit zu werden. DM.194.1 Teilen

Jeder Mensch kann frei wählen, welche Macht ihn beherrschen soll. Keiner ist so tief gefallen, keiner ist so schlecht, dass er in Christus nicht Erlösung finden könnte. Der Besessene konnte statt eines Gebets nur die Worte Satans aussprechen; dennoch wurde das unausgesprochene Flehen des Herzens erhört. Kein Schrei einer Not leidenden Seele wird unbeachtet bleiben, wenn auch die Worte fehlen. Wer ein Bündnis mit Gott eingehen will, bleibt nicht der Macht Satans oder der Schwäche der eigenen Natur überlassen, sondern es gilt die Zusicherung Gottes: „Sie suchen Zuflucht bei mir und machen Frieden mit mir, ja, Frieden mit mir.“ Jesaja 27,5. Die Geister der Finsternis werden um die Seelen streiten, die einmal unter ihre Herrschaft geraten sind. Aber die Engel im Himmel werden siegreich für sie kämpfen. DM.194.2 Teilen

Der Herr sagt: „Kann man auch einem Starken den Raub wegnehmen? Oder kann man einem Gewaltigen seine Gefangenen entreißen? So aber spricht der Herr: Nun sollen die Gefangenen dem Starken weggenommen werden, und der Raub soll dem Gewaltigen entrissen werden. Ich selbst will deinen Gegnern entgegentreten und deinen Söhnen helfen.“ Jesaja 49,24.25. DM.194.3 Teilen

Während die Menschen in der Synagoge noch vor Schreck wie gebannt waren, zog sich Jesus in das Haus von Petrus zurück, um ein wenig zu ruhen. Aber auch auf dieses Heim war ein Schatten gefallen. Die Schwiegermutter von Petrus war krank, sie „hatte hohes Fieber“. Lukas 4,38. Jesus heilte sie, und die Frau stand auf und diente dem Meister und Seinen Jüngern. DM.194.4 Teilen

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Die Nachricht vom Wirken Jesu verbreitete sich schnell in ganz Kapernaum. Aus Angst vor den Rabbinern wagte niemand am Sabbat zu kommen, um geheilt zu werden. Sobald aber die Sonne am Horizont verschwunden war, entstand eine allgemeine Bewegung. Aus Wohnhäusern, Werkstätten und von den Märkten strömten die Bewohner der Stadt zur bescheidenen Wohnstätte, die Jesus beherbergte. Kranke wurden auf ihren Betten hergebracht, andere schleppten sich an Krücken zu Ihm oder wurden von ihren Freunden gestützt, etliche schwankten schwachen Schrittes in die Nähe des Heilandes. DM.195.1 Teilen

Stundenlang gingen und kamen sie; denn niemand wusste, ob der Meister am nächsten Tag noch unter ihnen sein würde. Nie zuvor hatte Kapernaum einen Tag wie diesen gesehen. Die Luft war erfüllt vom Triumph und Jubel über die Heilungen, und der Heiland selbst nahm Anteil an der Freude, die Er bewirkt hatte. Als Er die Leiden derer sah, die zu Ihm kamen, wurde Sein Herz von Mitleid bewegt, und Er half freudig, ihre Gesundheit und ihr Glück wiederherzustellen. Erst als dem letzten Leidenden geholfen war, beendete Jesus Seine Aufgabe. Die Nacht war schon weit vorgerückt, als die Menge sich wieder verlaufen hatte und Stille in Simons Haus einkehrte. Der lange, aufregende Tag war vorbei — und Jesus suchte nun endlich Ruhe. Doch als die Stadt noch im Schlummer lag, „stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort“. Markus 1,35. DM.195.2 Teilen

So verbrachte Jesus Seine Tage hier auf Erden. Immer wieder entließ Er Seine Jünger, damit sie ihr Heim aufsuchen und sich ausruhen konnten. Er selbst aber widerstand behutsam ihren Bemühungen, Ihn von Seinem Wirken wegzuziehen. Den ganzen Tag hindurch hatte Er gearbeitet. Er belehrte die Unwissenden, heilte die Kranken, gab den Blinden ihr Augenlicht zurück, speiste die Menge, und am Abend oder am frühen Morgen ging Er in die heilige Stille der Berge, um mit Seinem himmlischen Vater Zwiesprache zu halten. DM.195.3 Teilen

Oft verbrachte Er die ganze Nacht im Gebet und ernstem Nachdenken und kehrte erst bei Tagesanbruch wieder an Seine Aufgabe unter den Menschen zurück. Früh am Morgen des nächsten Tages kamen Petrus und seine Gefährten zu Jesus und berichteten Ihm, dass Er von den Einwohnern Kapernaums gesucht würde. Die Jünger waren schon über den Empfang sehr enttäuscht gewesen, der ihrem Herrn bisher bereitet wurde. Die Behörden in Jerusalem versuchten Ihn zu töten, selbst die Nazarener hatten Sein Leben bedroht. Nun wurde Er in Kapernaum mit freudiger Begeisterung willkommen geheißen. Das erfüllte die Jünger mit neuer Hoffnung. Vielleicht ließen sich unter den freiheitsliebenden Galiläern die Stützen des neuen Reiches finden. Erstaunt hörten sie deshalb Jesu Worte: „Ich muss auch den andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes.“ Lukas 4,43. DM.195.4 Teilen

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In der Aufregung, die in Kapernaum herrschte, lag die Gefahr, dass das Ziel Seines Auftrags aus den Augen verloren würde. Jesus war nicht damit zufrieden, die Aufmerksamkeit der Menschen als Wundertäter oder Heiler auf sich zu lenken. Er wollte sie vielmehr als ihr Heiland zu sich ziehen. Während die Menschen begierig waren zu glauben, dass Er als König gekommen sei, um ein irdisches Reich zu gründen, wünschte Er ihre Gedanken vom Irdischen zum Geistlichen hin zu lenken. Ein rein weltlicher Erfolg hätte Seine Aufgabe behindert. DM.196.1 Teilen

Die Bewunderung der sorglosen Menge berührte Ihn recht unangenehm. Sein Leben war frei von jeder Anmaßung. Die Huldigungen, die die Welt den Hohen, Reichen und Begabten darbringt, waren dem Menschensohn fremd. Er setzte keine Mittel ein, die Menschen so gern nutzen, um Anhänger zu gewinnen und Huldigungen zu ergattern. Jahrhunderte vor Seiner Geburt war von Ihm geweissagt worden: „Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte“. Jesaja 42,2-4. DM.196.2 Teilen

Die Pharisäer versuchten, sich durch genaue Ausführung der vorgeschriebenen Bräuche, durch die Pracht ihrer Gottesdienste und durch Wohltätigkeit hervorzuheben. Sie zeigten ihren Eifer für die Religion, indem sie diese zum Thema ihrer Diskussion machten. Über Streitfragen wurde unter den verschiedenen Parteien lang und breit verhandelt, und es war nicht ungewöhnlich, auf den Straßen die Kontroversen der gelehrten Männer zu hören. DM.196.3 Teilen

Das Leben Jesu stand zu diesem Benehmen in auffallendem Gegensatz. Er hatte keine laute und aufdringliche Art und hielt keine Schau-Gottesdienste ab, Er tat auch nichts, um Applaus zu ernten. Christus war in Gott geborgen, und Gott war im Charakter Seines Sohnes sichtbar. Darauf wollte Jesus die Gemüter des Volkes und ihre Ehrfurcht hinlenken. Die „Sonne der Gerechtigkeit“ brach nicht mit dem Glanz über die Welt herein, der die Sinne blendet. Es steht von Christus geschrieben: „Er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte“. Hosea 6,3. Sanft und still ergießt sich das Tageslicht über die Erde, zerteilt die Schatten der Finsternis und erweckt die Welt zu neuem Leben. So ging auch die „Sonne der Gerechtigkeit“ auf mit „Heil unter ihren Flügeln“. Maleachi 3,20. DM.196.4 Teilen

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