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Kapitel 31: Die Bergpredigt
Kapitel 31: Die Bergpredigt
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Auf der Grundlage von Matthäus 5-7; Lukas 6,20-49. DM.230 Teilen

Christus versammelte Seine Jünger selten allein, wenn Er lehren wollte. Er suchte sich nicht nur die Zuhörer aus, die den Weg des Lebens bereits kannten, sondern es war Seine Aufgabe, die Masse des Volkes zu erreichen, die in Unwissenheit und Irrtum lebte. Er verkündigte die Lehre der Wahrheit dort, wo sie das verfinsterte Verständnis erreichen konnte. Er selbst war die Wahrheit, und mit umgürteten Lenden und segnenden Händen bereit, durch Worte der Warnung, der Ermahnung und Ermutigung alle aufzurichten, die zu Ihm kämen. DM.230.1 Teilen

Obwohl die Bergpredigt besonders für die Jünger bestimmt war, wurde sie vor einer großen Zuhörerschar gehalten. Nach der Berufung der Apostel ging Jesus mit den Jüngern an den See, wo die Menge sich schon am frühen Morgen zu versammeln anfing. Außer den Galiläern, die normalerweise kamen, waren Leute aus Judäa und selbst aus Jerusalem, Peräa, Dekapolis, Idumäa, aus Tyrus und Sidon und aus den phönizischen Städten an der Küste des Mittelmeeres erschienen. „Eine große Menge, die seine Taten hörten, kamen zu ihm.“ Markus 3,8. „Und alles Volk suchte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus und heilte sie alle.“ Lukas 6,19. DM.230.2 Teilen

Der schmale Strand aber bot nicht genug Platz für alle, die Seine Stimme hören wollten — selbst wenn sie standen. So führte Jesus Seine Zuhörer an einen Berghang. Als sie eine ebene Fläche erreichten, die einen geeigneten Versammlungsort für die große Menge bot, ließ sich Jesus auf den Rasen nieder. Die Jünger und alle anderen folgten Seinem Beispiel. Sie saßen stets in nächster Nähe des Heilandes. Sie ließen sich auch hier durch das vordrängende Volk ihren Platz nicht streitig machen. Sie setzten sich ganz dicht in Jesu Nähe, um nicht ein Wort von Ihm zu verpassen. Sie hörten aufmerksam zu und wollten gerne die Wahrheiten verstehen, die sie allen Völkern und Generationen verkündigen sollten. Heute blieben sie besonders nahe bei ihrem Herrn, da sie spürten, es würde sich etwas Außergewöhnliches ereignen. Sie glaubten, dass das Reich Gottes bald aufgerichtet würde, und aus den Ereignissen dieses Morgens vermuteten sie nun eine entsprechende Äußerung von Jesus. Große Erwartung herrschte unter den Zuhörern. Die gespannten Gesichter bezeugten tiefes Interesse. Als sich alle an dem grünen Abhang niedergelassen hatten und auf Jesu Worte warteten, wurden ihre Herzen mit Gedanken an die kommende Herrlichkeit erfüllt. Es waren auch Schriftgelehrte und Pharisäer dabei, die sich schon auf den Tag freuten, wenn sie die Herrschaft über die verhassten Römer erlangen und die Reichtümer und die Pracht des größten Weltreichs selbst haben würden. Die armen Landleute und Fischer hofften ihrerseits auf die Zusage, dass ihre baufälligen Hütten, die kärgliche Nahrung, das mühevolle Leben, die Furcht vor der Not eingetauscht würden gegen Wohnungen des Überflusses und ein leichteres Leben. Sie hofften, dass Christus ihnen an Stelle ihres groben Gewandes, das ihnen am Tag Kleid und in der Nacht Decke war, die reichen und kostbaren Kleider ihrer Unterdrücker gäbe. Alle Herzen waren von der stolzen Erwartung erfüllt, dass Israel bald als auserwähltes Volk des Herrn von allen Völkern geehrt und Jerusalem zur Hauptstadt eines Weltreichs erhoben würde. DM.230.3 Teilen

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Christus enttäuschte diese Hoffnung auf irdische Größe. In der Bergpredigt versuchte Er, ihre durch falsche Belehrung entstandene Vorstellung zu korrigieren und Seinen Zuhörern einen richtigen Begriff von Seinem Reich und Seinem eigenen Charakter zu geben, dabei griff Er jedoch den Irrtum des Volkes nicht direkt an. Er sah das Elend der Welt, das wegen der Sünde entstanden war, doch Er gab ihnen keine lebhafte Schilderung ihrer Not. Er wies sie auf etwas viel Besseres hin, als sie je gekannt hatten. Ohne ihre Vorstellung vom Reich Gottes zu untergraben, erklärte Er ihnen die Bedingungen, unter denen sie dort nur hinein gelangen können. Er überließ es ihnen selbst, sich ihre eigenen Schlüsse über dieses Reich zu ziehen. Die Wahrheiten, die Er hier vorstellte, sind für uns heute nicht weniger wichtig, als sie es für die Ihm nachfolgende Menge waren. Wir haben es genauso nötig wie sie, die Grundlagen des Reiches Gottes kennen zu lernen. DM.231.1 Teilen

Christus sprach zuerst Worte des Segens auf dem Berg. Er preist diejenigen glücklich, die ihre geistliche Armut erkennen und ihr Bedürfnis nach Erlösung spüren, denn das Evangelium soll den Armen gepredigt werden. Nicht den geistlich Stolzen, die behaupten, reich zu sein und nichts zu bedürfen, wird es offenbart, sondern den Demütigen und denen, die bereuen. Nur eine Quelle hilft dem Sünder — nur eine Quelle gibt es für die geistlich Armen. DM.231.2 Teilen

Das stolze Herz ist darum bemüht, das Heil zu verdienen. Unser Anrecht jedoch auf den Himmel und unsere Tauglichkeit dafür liegen in der Gerechtigkeit Christi. Der Herr kann zur Erneuerung der Menschen nichts tun, bis der Mensch — überzeugt von seiner Schwäche und frei von aller Überheblichkeit — sich ganz der Herrschaft Gottes übergibt. Erst dann kann er die Gabe erhalten, die Gott ihm verleihen will. Der Seele mit einem solchen Bedürfnis wird nichts vorenthalten, sie hat unbeschränkten Zugang zu ihm, in dem alle Fülle wohnt. „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.“ Jesaja 57,15. DM.231.3 Teilen

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„Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.“ Matthäus 5,4. Durch diese Worte will Jesus nicht sagen, dass im Leidtragen selbst eine Macht liegt, welche die Schuld der Sünde wegnimmt. Er akzeptiert keine Scheinheiligkeit oder vorgetäuschte Demut. Das Leidtragen, von dem Er spricht, besteht nicht in Trübsinn und Klagen. Während wir über die Sünde trauern, sollen wir uns an der kostbaren Gnade erfreuen, Kinder von Gott zu sein. DM.232.1 Teilen

Wir trauern oft, weil unsere bösen Taten unangenehme Folgen mit sich bringen, aber das ist keine Reue. Wirkliche Reue über die Sünde bewirkt nur der Heilige Geist. Er offenbart die Undankbarkeit unseres Herzens, das den Heiland verletzt und betrübt hat, und bringt uns bereuend zum Fuß des Kreuzes. Durch jede Sünde wird Jesus erneut verwundet. Wenn wir auf Ihn blicken, den wir „durchbohrt haben“, trauern wir über die Sünde, die Ihm Qual verursacht hat. Solches Leidtragen wird dazu führen, nicht zu sündigen. Der weltlich eingestellte Mensch wird dieses Trauern als Schwäche deuten. DM.232.2 Teilen

Es ist aber vielmehr die Kraft, die den Bußfertigen mit dem Ewigen durch Bande verbindet, die nicht zerrissen werden können. Es zeigt, dass Engel Gottes der Seele die Gnade zurückbringen, die durch die Härte des Herzens und Übertretungen verloren worden war. Die Tränen des Bußfertigen sind nur Regentropfen, die dem Sonnenschein der Gerechtigkeit vorangehen. Dieses Trauern kündet von einer Freude, die zu einem lebendigen Brunnen in der Seele wird. „Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den Herrn, deinen Gott, gesündigt hast.“ Jeremia 3,13. „So will ich nicht zornig auf euch blicken. Denn ich bin gnädig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen.“ Jeremia 3,12. Den „Trauernden zu Zion“ schafft er, „dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden ‚Bäume der Gerechtigkeit‘“. Jesaja 61,3. DM.232.3 Teilen

Und auch für alle, die in Not und Kummer trauern, gibt es Trost. Die Bitterkeit von Trauer und Demütigung ist besser, als der Sünde nachzugeben. Durch Trübsal enthüllt uns Gott die Makel in unserem Charakter, damit wir durch Seine Gnade unsere Fehler überwinden mögen. Die uns unbekannten Schwächen werden aufgedeckt, und wir werden geprüft, ob wir den Tadel und die Ratschläge Gottes annehmen. Bricht Trübsal über uns herein, dann sollen wir nicht unruhig sein und klagen, uns nicht dagegen auflehnen oder die Hand Christi loslassen, sondern uns vor Gott demütigen. Die Wege des Herrn kommen dem eigenartig vor, der alles nur positiv sehen will. Sie erscheinen der menschlichen Natur dunkel und freudlos, und doch sind Gottes Wege gnädige Pfade und führen schließlich zur Rettung. Elia wusste nicht, was er tat, als er in der Wüste äußerte, genug vom Leben zu haben und zum Herrn betete, dass er sterben könne. Der Herr in Seiner Barmherzigkeit nahm ihn nicht beim Wort. Er hatte noch eine große Aufgabe für ihn zu tun, und wenn sie erledigt wäre, dann sollte er nicht entmutigt und einsam in der Wüste umkommen. Ihm war nicht bestimmt, in den Staub des Todes hinab zu sinken, sondern aufzufahren in Herrlichkeit, getragen von himmlischen Wagen, zum Thron Gottes in der Höhe. Gottes Wort sagt den Bekümmerten: „Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben“. Jesaja 57,18. „Ich will ihr Trauern in Freude verwandeln und sie trösten und sie erfreuen nach ihrer Betrübnis.“ Jeremia 31,13. DM.232.4 Teilen

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„Selig sind die Sanftmütigen.“ Matthäus 5,5. Alle Schwierigkeiten, die uns begegnen, können durch die Sanftmut sehr reduziert werden, die in Christus ist. Wenn wir so demütig sind wie Jesus, dann werden wir uns über Geringschätzung, abweisende Antworten, Belästigungen, denen wir ja täglich ausgesetzt sind, hinwegsetzen; sie werden unser Gemüt nicht betrüben. Der höchste Beweis eines christlichen Adels ist die Selbstbeherrschung. Wer bei Beleidigungen und Grausamkeiten nicht einen ruhigen und vertrauensvollen Geist bewahrt, der beraubt Gott Seines Rechts, in ihm die Vollkommenheit Seines Wesens zu offenbaren. Ein demütiges Herz ist die Kraft, die den Nachfolgern Christi den Sieg verleiht. Es ist das Zeichen ihrer Verbindung mit den himmlischen Höfen. DM.233.1 Teilen

„Der Herr ist groß, und doch sorgt er für die Demütigen, von den Stolzen hält er sich fern.“ Psalm 138,6 (NL). Die den sanftmütigen und demütigen Geist Christi offenbaren, werden von Gott sorgsam beachtet. Sie mögen von der Welt verachtet werden, doch in Seinen Augen sind sie sehr wertvoll. Nicht nur die Weisen, die Großen, die Wohltäter bekommen Zutritt zu den himmlischen Höfen. Nicht nur die fleißigen Arbeiter, die dauernd aktiv sind — nein, sondern die geistlich Armen, die sich nach der Gegenwart eines in ihnen wohnenden Heilandes sehnen; die von Herzen Demütigen, deren höchstes Streben darin besteht, Gottes Willen zu tun — sie werden reichen Eingang haben und zu der Schar gehören, die ihre Kleider gewaschen und sie hell gemacht haben im Blut des Lammes. „Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen.“ Offenbarung 7,15. DM.233.2 Teilen

„Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit.“ Matthäus 5,6. Das Bewusstsein der Unwürdigkeit wird das Herz veranlassen, nach Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten, und dieses Verlangen wird nicht enttäuscht werden. Wer Jesus einen Platz in seinem Herzen einräumt, wird Seine Liebe erfahren. Alle, die sich danach sehnen, dass Gottes Charakter in ihnen Gestalt gewinnt, werden dies auch erleben. Der Heilige Geist lässt den, der auf Jesus schaut, niemals ohne Beistand; Er nimmt vom Reichtum Christi und macht ihm das deutlich. Und wenn das Auge auf Christus gerichtet bleibt, hört das Wirken des Heiligen Geistes nicht auf, bis die Seele nach Seinem Bild umgestaltet ist. Die Macht der Liebe wird die Seele reiner und größer machen und für höhere Ziele und für eine tiefere Erkenntnis himmlischer Dinge befähigen. Dann wird sie „die Fülle haben“. Jeremia 31,14. „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ Matthäus 5,6. DM.233.3 Teilen

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Die Barmherzigen werden Barmherzigkeit erlangen. Und die reines Herzens sind, werden Gott schauen. Jeder unreine Gedanke beschmutzt die Seele, beeinträchtigt das moralische Empfinden und trägt dazu bei, die Eindrücke des Heiligen Geistes zu verwischen. Der geistliche Blick wird getrübt, so dass die Menschen Gott nicht wahrnehmen können. Der Herr will dem reumütigen Sünder vergeben und vergibt ihm auch, dennoch bleibt die Seele verdorben. Alle unreinen Worte und Gedanken müssen von dem vermieden werden, der die geistliche Wahrheit klar verstehen will. DM.234.1 Teilen

Aber die Worte Christi schließen noch mehr ein als die Freiheit von moralischer Unreinheit, auch mehr als die Freiheit von jenen förmlichen Vergehen, die von den Juden so sorgfältig vermieden wurden. Die Selbstsucht hindert uns daran, Gott zu schauen. Der eigennützige Geist beurteilt Gott als einen, der genauso ist wie er selbst. Solange wir nicht die Selbstsucht aufgegeben haben, können wir Gott, der die Liebe ist, auch nicht verstehen. Nur ein selbstloses Herz und ein demütiger und auch vertrauender Geist wird erkennen, dass Gott „barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue“ ist. 2.Mose 34,6. „Selig sind die Friedfertigen.“ Matthäus 5,9. Der Friede Christi ist aus der Wahrheit entstanden und stimmt mit Gott überein. Die Welt befindet sich in Feindschaft mit dem Gesetz Gottes, die Sünder stehen in Feindschaft mit ihrem Schöpfer und dadurch sind sie es auch miteinander. Aber der Psalmist sagt: „Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben; und nichts bringt sie zu Fall“. Psalm 119,165. DM.234.2 Teilen

Menschen können keinen Frieden schaffen und menschliche Pläne zur Läuterung und Veredelung von Einzelnen oder der Gesellschaft werden dabei scheitern, Frieden zu vermitteln, weil sie das Herz nicht erreichen. Die einzige Macht, die wahren Frieden schaffen oder erhalten kann, ist die Gnade Christi. Wenn sie im Herzen eingepflanzt ist, wird sie alle bösen Leidenschaften vertreiben, die Zank und Uneinigkeit verursachen. „Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln“ (Jesaja 55,13), und „die Wüste und Einöde wird sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und blühen wie ein Narzissenfeld“. Jesaja 35,1. DM.234.3 Teilen

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Die vielen Zuhörer wunderten sich sehr über diese Lehren, die den Vorschriften und dem Beispiel der Pharisäer so entgegenstanden. Die Menschen dachten, dass das Glück im Besitz irdischer Güter bestehe, und deshalb Ruhm und Ehre der Menschen begehrenswert sei. Es war sehr angenehm, „Rabbi“ genannt, für weise und fromm gehalten und öffentlich als tugendhaft gepriesen zu werden; dies wurde als Gipfel des Glücks betrachtet. Aber zu jenen zahlreichen Zuhörern sagte der Heiland, dass weltliche Ehre und irdischer Gewinn alles seien, was jene Menschen als Belohnung je empfangen würden. Er sprach mit großer Bestimmtheit, und eine überzeugende Kraft begleitete Seine Worte. Die Zuhörer wurden ganz still; ein Gefühl der Furcht überkam alle. Sie sahen sich zweifelnd an. Wer von ihnen würde dann gerettet werden, wenn die Lehren dieses Mannes wahr wären? Viele ließen sich überzeugen, dass der Geist Gottes diesen bemerkenswerten Lehrer trieb und Seine Gedanken göttlichen Ursprungs waren. DM.235.1 Teilen

Nachdem Christus das Wesen des wahren Glücks erklärt und den Weg zu Ihm gezeigt hatte, wies Er sehr nachdrücklich auf die Pflichten Seiner Jünger hin, die als von Gott erwählte Lehrer andere auf den Pfad der Gerechtigkeit und des ewigen Lebens leiten sollten. Er wusste, dass sie oft unter Enttäuschungen und Entmutigungen zu leiden hätten. Sie würden auf entschiedenen Widerstand stoßen und beschimpft werden und ihr Zeugnis würde abgelehnt werden. Jesus wusste genau, dass diese einfachen Menschen, die so aufmerksam Seinen Worten folgten, in der Ausübung ihres Evangeliumsdienstes Verleumdung, Marter, Gefängnis und Tod erleiden würden. Darum sagte Er weiter: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind“. Matthäus 5,10-12. DM.235.2 Teilen

Die Welt liebt die Sünde und hasst die Gerechtigkeit. Dies war auch die Ursache ihrer Feindschaft gegen Jesus. Alle, die Seine große Liebe verwerfen, werden das Christentum als ein störendes Element betrachten. Das Licht Christi vertreibt die Dunkelheit, die ihre Sünden zudeckt, und die Notwendigkeit einer Erneuerung wird deutlich. Während solche Menschen, die sich dem Wirken des Heiligen Geistes überlassen und den Kampf gegen das eigene Ich aufnehmen, die der Sünde nachgeben, kämpfen alle gegen die Wahrheit und ihre Vertreter. So entsteht Uneinigkeit; und Christi Nachfolger werden als Unruhestifter unter dem Volk angeklagt. Es ist aber die Gemeinschaft mit Gott, die ihnen der Welt Feindschaft einbringt. Sie tragen die Schmach Christi, sie wandern den gleichen Weg, den der Edelste der Erde vorausging, darum sollten sie mit Freudigkeit und nicht klagend die Verfolgungen erdulden. Jede Feuerprobe ist ein Mittel Gottes zu ihrer Läuterung und das macht sie fähiger, ihre Aufgabe als Mitarbeiter Gottes zu erfüllen. Jeder Kampf hat seinen Zweck in dem großen Streit für die Gerechtigkeit, und jeder wird zur Freude an dem endgültigen Triumph beitragen. DM.235.3 Teilen

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Haben Christi Nachfolger dies im Blick, dann werden sie ihrer Glaubens- und Geduldsprobe bedeutend freudiger entgegengehen, statt sie zu fürchten und sogar zu meiden. Immer darum besorgt, ihre Pflichten der Welt gegenüber zu erfüllen und sich ganz nach dem Wohlgefallen Gottes zu richten, werden Seine Diener jeder Verpflichtung ohne Rücksicht auf die Gunst von Menschen gewissenhaft nachkommen. „Ihr seid das Salz der Erde“ (Matthäus 5,13), sagte Jesus. Zieht euch nicht von der Welt zurück, um Verfolgungen zu entgehen. Ihr sollt unter den Menschen bleiben, damit die Würze der göttlichen Liebe sei wie das Salz, um die Welt vor dem Verderben zu bewahren. DM.236.1 Teilen

Herzen, die auf das Wirken des Heiligen Geistes reagieren, sind Kanäle, durch die Gottes Segnungen fließen. Würden diejenigen, die Gott dienen, von der Erde entfernt werden und würde sich Gottes Geist von den Menschen zurückziehen, dann würde die Welt infolge der Herrschaft Satans total verwüstet. Obwohl es die Gottlosen nicht wissen, haben sie die Segnungen dieses Lebens dem Dasein der von ihnen verachteten und unterdrückten Gotteskinder zu verdanken. Aber wenn Christen es nur dem Namen nach sind, dann gleichen sie dem Salz, das seine Würzkraft verloren hat. Sie haben dann keinen positiv wirkenden Einfluss in der Welt. Durch ihre Verzerrung des Wesens Gottes sind sie schlimmer als Ungläubige. „Ihr seid das Licht der Welt.“ Matthäus 5,14. DM.236.2 Teilen

Die Juden dachten, die Wohltat des Heils sei auf ihr eigenes Volk beschränkt, aber der Heiland zeigte ihnen, dass das Heil wie der Sonnenschein der ganzen Welt gehört. Die Religion der Bibel soll nicht zwischen den Deckeln eines Buches oder innerhalb der Kirchenmauern eingeschlossen sein. Sie soll nicht nur gelegentlich zu unserem eigenen Nutzen hervorgeholt und dann sorgfältig wieder beiseite gelegt werden. Sie muss vielmehr das tägliche Leben heiligen und in jedem geschäftlichen Unternehmen sowie in allen gesellschaftlichen Beziehungen zu spüren sein. Ein wahrer Charakter wird nicht äußerlich gebildet und angelegt; er strahlt von innen heraus. Wollen wir andere auf den Weg der Gerechtigkeit bringen, dann müssen erst die Prinzipien der Gerechtigkeit in unseren eigenen Herzen gehegt werden. Unser Glaubensbekenntnis mag die Lehrsätze der Religion ausdrücken; aber es ist unsere praktische Frömmigkeit, die dem Wort der Wahrheit Gewicht verleiht. Ein konsequenter Lebenswandel, fromme Gespräche, unerschütterliche Rechtschaffenheit, ein aktiver und wohlwollender Geist und das göttliche Beispiel — das sind die Mittel, durch die der Welt das Licht mitgeteilt wird. DM.236.3 Teilen

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Jesus ging nicht auf die Einzelheiten des Gesetzes ein. Er ließ den Hörer aber auch nicht schlussfolgern, dass Er gekommen sei, die Gesetzesforderungen aufzuheben. Er wusste, dass Spitzel bereit waren, jedes Wort aufzugreifen, das sie für ihre Zwecke nutzen könnten. Und Er kannte das Vorurteil, das sich in den Vorstellungen vieler Seiner Zuhörer festgesetzt hatte. Deshalb sagte Er nichts, was ihren Glauben an die Religion und die Satzungen, die ihnen von Mose übermittelt worden waren, hätte ins Wanken bringen können. Christus selbst war ja der Urheber des Sitten- wie auch des Zeremonialgesetzes. Er war nicht gekommen, das Vertrauen in Seine eigene Unterweisung zu zerstören. Vielmehr suchte Er die Mauer der überlieferten Satzungen, die ein Hemmnis für die Juden waren, nur deshalb zu durchbrechen, weil Er große Hochachtung vor dem Gesetz und den Propheten empfand. Während Er einerseits die falschen Deutungen des Gesetzes seitens der Juden ablehnte, bewahrte Er auf der anderen Seite Seine Jünger sorgfältig davor, sich von den lebenswichtigen Wahrheiten zu trennen, die den Hebräern anvertraut worden waren. DM.237.1 Teilen

Die Pharisäer prahlten mit ihrem Gehorsam gegenüber dem Gesetz, kannten aber so wenig von seinen Grundsätzen für das tägliche Leben, dass ihnen die Worte des Heilandes wie Ketzerei vorkamen. Als Er den Schutt wegräumte, unter dem die Wahrheit begraben lag, meinten sie, Er werfe die Wahrheit selbst hinaus. Sie flüsterten einander zu, dass Er das Gesetz geringachte. Er las ihre Gedanken und antwortete ihnen: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Matthäus 5,17. DM.237.2 Teilen

Hier widerlegte Jesus die Anklage der Pharisäer. Es war Seine Aufgabe der Welt gegenüber, den heiligen Anspruch des Gesetzes, dessen Übertretung man Ihn beschuldigte, zu wahren. Hätte das Gesetz Gottes verändert oder verkürzt werden können, dann wäre es nicht nötig gewesen, dass Christus die Folgen unserer Übertretung erlitt. Er kam aber, um die Beziehung des Gesetzes zu den Menschen zu erklären und durch Sein Leben des Gehorsams dessen Vorschriften sichtbar zu machen. Gott hat uns Seine heiligen Gebote gegeben, weil Er die Menschen liebt. Um uns vor den Folgen der Sünde zu bewahren, offenbart Er im Gesetz die Grundsätze der Gerechtigkeit. DM.237.3 Teilen

Das Gesetz ist ein Ausdruck der Gedanken Gottes. Wird es in Christus angenommen, erfüllt es auch unsere Gedanken. Seine Gebote erheben uns über die Macht der natürlichen Wünsche und Neigungen und über die Versuchungen, die zur Sünde verleiten. Gott will unser Wohlergehen! Er gab uns Sein Gesetz, damit wir im Gehorsam gegen Seine Grundsätze Freude haben möchten. Als einst die Engel bei der Geburt Jesu sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lukas 2,14), da erklärten sie damit die Prinzipien des Gesetzes, das herrlich und groß zu machen Er gekommen war. DM.237.4 Teilen

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Als das Gesetz am Berg Sinai verkündet wurde, enthüllte Gott den Menschen die Heiligkeit Seines Charakters, damit sie an Ihm ihre eigene Sündhaftigkeit erkennen möchten. Das Gesetz wurde gegeben, um sie ihrer Sünde zu überführen und ihnen die Notwendigkeit eines Heilandes klarzumachen. Dies sollte geschehen, indem die Prinzipien des Gesetzes durch den Heiligen Geist auf das Herz wirkten. Diese Aufgabe hat es auch heute noch zu erfüllen. Im Leben Christi werden die Prinzipien des Gesetzes deutlich, und wenn der Heilige Geist das Herz berührt, wenn das Licht Christi den Menschen die Notwendigkeit des Verlangens nach Seinem reinigenden Blut und Seiner rechtfertigenden Gnade offenbart, ist das Gesetz immer noch das Mittel, uns zu Christus zu bringen, damit wir durch den Glauben gerecht werden. „Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele.“ Psalm 19,8. DM.238.1 Teilen

„Bis Himmel und Erde vergehen“, sagte Jesus, „wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.“ Matthäus 5,18. Die am Himmel leuchtende Sonne und die Erde, auf der wir wohnen, sind Gottes Zeugen, dass Sein Gesetz unveränderlich und ewig ist. Obwohl diese vergehen, werden die göttlichen Gebote weiter bestehen. „Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt.“ Lukas 16,17. Die Gesetze der sinnbildlichen Gottesdienste, die auf Jesus als das Lamm Gottes hinwiesen, mussten mit dem Tod Jesu aufhören; aber die Zehn Gebote sind so unveränderlich wie der Thron Gottes. DM.238.2 Teilen

„Das Gesetz des Herrn ist vollkommen.“ Psalm 19,8. Deshalb ist jedes Abweichen davon Sünde. Wer die Gebote Gottes übertritt und auch andere dazu verleitet, wird von Christus schuldig gesprochen. Das Leben des Heilandes im Gehorsam bekräftigte die Forderungen des Gesetzes. Es bewies, dass das Gesetz von der Menschheit gehalten werden kann, und zeigte damit, was für einen vorzüglichen Charakter der Gehorsam heranbilden kann. Alle, die wie Jesus gehorsam sind, erklären damit, dass „das Gebot ... heilig, recht und gut“ ist. Römer 7,12. Anderseits unterstützen alle, die Gottes Gebote übertreten, die Behauptung Satans, dass das Gesetz ungerecht sei und nicht befolgt werden könne. So unterstützen sie den Betrug des großen Gegners und entehren Gott. Sie sind Kinder des ersten Rebellen, der gegen Gottes Gesetz vorging. Würde ihnen Eingang in den Himmel gewährt, öffneten sie der Zwietracht und dem Aufruhr Tür und Tor und gefährdeten damit das Wohlergehen des ganzen Weltalls. Niemand, der auch nur einen Grundsatz des Gesetzes absichtlich missachtet, wird in das himmlische Reich eintreten. Die Rabbiner hielten ihre Gerechtigkeit für einen Freibrief zum Himmel; doch Jesus erklärte, dass diese Gerechtigkeit ungenügend und nichts wert sei. Nur äußerliche Zeremonien und eine rein theoretische Erkenntnis der Wahrheit bildeten ihre Gerechtigkeit. Die Rabbiner behaupteten fromm zu sein — allein durch ihre eigenen Bemühungen im Befolgen des Gesetzes. Doch ihre Werke hatten die Gerechtigkeit vom Glauben getrennt. Während sie die rituellen Handlungen peinlich genau beachteten, führten sie ein unmoralisches und verderbtes Leben. Ihre sogenannte Gerechtigkeit konnte ihnen niemals zum Eingang in das Himmelreich verhelfen. DM.238.3 Teilen

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Die größte Täuschung der Menschen zurzeit Christi war die Ansicht, dass die Gerechtigkeit darin bestehen würde, der Wahrheit lediglich zuzustimmen. Es hat sich in allen menschlichen Erfahrungen gezeigt, dass eine theoretische Kenntnis der Wahrheit nicht ausreicht, um Menschen zu retten. Das allein bringt keine Früchte der Gerechtigkeit hervor. Eifersüchtige Hochachtung vor dem, was theologische Wahrheit genannt wird, ist oft von einem Hass gegen die reine Wahrheit begleitet. Die dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte sind belastet mit Berichten über Verbrechen, die von eifernden, blinden Schwärmern begangen wurden. Die Pharisäer behaupteten, Kinder Abrahams zu sein und das Wort Gottes zu besitzen, und doch bewahrten diese Vorzüge sie nicht vor Selbstsucht, Boshaftigkeit, Habsucht und schlimmster Heuchelei. Sie hielten sich für die besten Religionsbekenner der Welt, aber ihre sogenannte Rechtgläubigkeit verleitete sie dazu, den Herrn der Herrlichkeit zu kreuzigen. DM.239.1 Teilen

Die gleiche Gefahr besteht noch heute. Viele halten sich für Christen, nur weil sie ein christliches Bekenntnis ablegten; sie übertragen jedoch ihr Glaubensbekenntnis nicht in das praktische Leben. Ihnen fehlen Liebe und Glauben, deshalb haben sie nicht die Kraft und die Gnade empfangen, die aus der Heiligung in der Wahrheit kommen. Die Menschen mögen vorgeben, an die Wahrheit zu glauben; wenn sie aber durch diese nicht aufrichtig, gütig, geduldig, langmütig und himmlisch gesinnt werden, wird sie ihnen zum Fluch und durch ihren Einfluss auch zum Fluch für die Welt. DM.239.2 Teilen

Die Gerechtigkeit, die Christus lehrte, stimmt im Herzen und Leben mit dem erklärten Willen Gottes überein. Sündige Menschen können nur gerecht werden, wenn sie an Gott glauben und eine lebendige Verbindung mit Ihm aufrecht erhalten. Dann wird wahre Frömmigkeit die Gedanken erheben und das Leben adeln. Dann passen auch die äußeren Formen der Religion mit der inneren Reinheit des Christen zusammen. Dann sind auch die im Gottesdienst geforderten Handlungen kein bedeutungsloser Formendienst wie bei den heuchlerischen Pharisäern. Jesus erklärt jedes einzelne Gebot im ganzen Umfang seiner Anforderungen. Statt auch nur einen Bruchteil seiner Bedeutung wegzunehmen, zeigt Er, wie weitreichend seine Grundsätze sind, und enthüllt den verhängnisvollen Irrtum der Juden, lediglich äußeren Gehorsam zur Schau zu tragen. Er erklärt, dass schon durch einen bösen Gedanken oder einen verlangenden Blick das Gesetz Gottes übertreten wird. Jeder, der sich an der kleinsten Ungerechtigkeit beteiligt, bricht das Gesetz und erniedrigt seinen eigenen sittlichen Charakter. Ein Mord beginnt schon in Gedanken; und wer Hass im Herzen hegt, betritt damit den Pfad des Mörders. Und Opfer von solchen Menschen verabscheut Gott. DM.239.3 Teilen

240

Die Juden pflegten einen Geist der Vergeltung. In ihrem Hass gegen die Römer sprachen sie schwere Beschuldigungen aus und erfreuten Satan, indem sie solche Eigenschaften äußerten. Dadurch bildeten sie sich selbst dazu aus, die schrecklichen Taten zu begehen, zu denen er sie anleitete. In dem religiösen Leben der Pharisäer gab es nichts, was den Heiden hätte als Vorbild dienen können. Jesus ermahnte sie, sich nicht durch den Gedanken zu betrügen, sich im Herzen gegen ihre Unterdrücker auflehnen zu können, noch sich danach zu sehnen, das erlittene Unrecht zu rächen. DM.240.1 Teilen

Es gibt zwar eine Entrüstung, die selbst bei Nachfolgern Christi entschuldbar ist. Wenn sie sehen, dass Gott oder Sein Dienst entehrt wird oder Unschuldige unterdrückt werden, dann kann ein gerechter Zorn die Seele erfassen. Solcher Zorn, aus hohem sittlichen Empfinden geboren, ist keine Sünde. Wer sich jedoch bei jeder vermeintlichen Kränkung bewogen fühlt, dem Ärger oder Groll Raum zu geben, öffnet Satan sein Herz. Bitterkeit und Feindschaft müssen aus der Seele verbannt werden, wenn wir in Harmonie mit dem Himmel leben wollen. DM.240.2 Teilen

Der Heiland geht noch weiter. Er sagt: „Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas wider dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe“. Matthäus 5,23.24. Viele wirken eifrig für den Herrn, und doch herrschen zwischen ihnen und ihren Brüdern unglückliche Zwistigkeiten, die sie beheben könnten. Gott verlangt von ihnen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Einigkeit wiederherzustellen. Bis sie das nicht getan haben, kann Gott ihren Dienst nicht annehmen. Auf die Pflicht des Christen dazu wird sehr deutlich hingewiesen. DM.240.3 Teilen

Gott schenkt allen Seinen Segen. „Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Matthäus 5,45. „Er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“ Lukas 6,35. Er möchte, dass wir handeln wie Er, der sagt: „Segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen ..., damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel“. Matthäus 5,44.45. Das sind die Prinzipien des Gesetzes und die Quellen des Lebens. Gottes Ideal für Seine Kinder ist höher, als die höchsten menschlichen Gedanken reichen können. „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Matthäus 5,48. Dieses Gebot ist eine Verheißung. Der Erlösungsplan hat unsere vollständige Befreiung aus der Macht Satans zum Ziel. Christus trennt immer die bereuende Seele von der Sünde. Er kam, die Werke des Teufels zu zerstören und hat versprochen, dass der Heilige Geist jedem Bußfertigen verliehen werden soll, um ihn davon abzuhalten, zu sündigen. DM.240.4 Teilen

241

Der starke Einfluss des Versuchers soll nicht als Entschuldigung für eine einzige böse Tat gelten. Satan freut sich, wenn er hört, dass angebliche Nachfolger Christi Entschuldigungen für ihre Charakterfehler vorbringen. Solche Entschuldigungen führen zur Sünde. Für die Sünde gibt es aber keine Entschuldigung. Jedes bußfertige, gläubige Gotteskind kann einen heiligen Charakter, ein christusähnliches Leben erlangen. DM.241.1 Teilen

Das Ideal eines christlichen Charakters ist die Christusähnlichkeit. Wie der Menschensohn in Seinem Leben vollkommen war, so sollen Seine Nachfolger es in ihrem Leben auch sein. Jesus wurde „in allem seinen Brüdern gleich“. Hebräer 2,17. Er wurde ein Mensch wie wir und konnte hungrig, durstig und müde werden. Nahrung stärkte Ihn, und Schlaf erfrischte Ihn. Ihm ging es wie allen Menschen, doch Er war der sündlose Gottessohn. Er war Gott „im Fleisch“. 1.Timotheus 3,16. Seinem Wesen sollten wir nachstreben. Von denen, die an Ihn glauben, sagt der Herr: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ 2.Korinther 6,16. DM.241.2 Teilen

Christus war die Leiter, die Jakob sah, deren Fuß auf der Erde stand und deren Spitze bis zum Himmelstor ragte, dem einzigen Eingang zur ewigen Herrlichkeit. Hätte an dieser Leiter auch nur eine Sprosse gefehlt, um die Erde zu erreichen, müssten wir verloren gehen, aber Christus erreicht uns dort, wo immer wir auch sind. Er nahm unsere Natur an und siegte, so dass wir dadurch, dass wir Seine Natur annehmen, auch überwinden können. „In der Gestalt des sündigen Fleisches“ (Römer 8,3) führte Er ein Leben frei von Sünde. Durch Seine Göttlichkeit ergreift Er nun den Thron des Himmels, während er durch seine menschliche Natur zu uns herabreicht. Er fordert uns auf, durch den Glauben an Ihn die Herrlichkeit des Charakters Gottes zu erlangen. Deshalb sollen wir „vollkommen sein“, wie unser „Vater im Himmel vollkommen ist“. Matthäus 5,48. DM.241.3 Teilen

Jesus hatte gezeigt, worin Gerechtigkeit besteht, und Er hatte auf Gott als die Quelle dieser Gerechtigkeit hingewiesen. Jetzt wandte Er sich den praktischen Pflichten zu. Beim Almosengeben, beim Gebet und beim Fasten, sagte Er: tut nichts, um die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen oder Lob zu erlangen; gebt aufrichtigen Herzens zum Wohl der leidenden Armen; lasst im Gebet die Seele mit Gott verbunden sein; geht beim Fasten nicht mit gebeugtem Haupt und einem Herzen, das dabei nur an sich selbst denkt! Das Herz eines Pharisäers ist ein öder, unfruchtbarer Boden, in dem kein göttlicher Same gedeihen kann. Wer sich Gott ausliefert, wird Ihm den wertvollsten Dienst erweisen. Durch Gemeinschaft mit Gott können die Menschen mit Ihm zusammenwirken, indem sie Seinen Charakter darstellen. Der aufrichtigen Herzens geleistete Dienst hat eine große Belohnung. „Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir‘s vergelten.“ Matthäus 6,6. In einem Wandel, der sich unter die Gnade Christi gestellt hat, bildet sich der Charakter. Die ursprüngliche Schönheit der Seele wird wiederhergestellt, wir entfalten in uns die Eigenschaften Gottes, und das göttliche Ebenbild strahlt durch alles Menschliche hindurch. Auf den Gesichtern der Frauen und Männer, die ihr Leben mit Gott leben, leuchtet himmlischer Friede. Sie sind mit der Atmosphäre des Himmels umgeben; für sie hat das Reich Gottes begonnen. Sie besitzen die Freude Christi, die Freude, der Menschheit zum Segen zu sein. Sie haben die Ehre, zum Dienst für ihren Meister angenommen zu werden. In Seinem Namen wird ihnen das Werk Gottes anvertraut. DM.241.4 Teilen

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„Niemand kann zwei Herren dienen.“ Matthäus 6,24. Wir können Gott nicht mit einem geteilten Herzen dienen. Die Religion der Heiligen Schrift übt nicht irgendeinen Einfluss aus neben vielen anderen, sondern ihr Einfluss soll der höchste, weitreichendste sein, der jeden andern beherrscht. Die Religion der Heiligen Schrift soll nicht wie ein wenig Farbe hier und da auf die Leinwand aufgetragen werden, sondern sie soll das ganze Leben durchdringen, als ob die Leinwand in die Farbe getaucht worden wäre, bis jeder Faden des Gewebes eine satte, unveränderliche Farbe angenommen hat. „Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein.“ Matthäus 6,22.23. DM.242.1 Teilen

Reinheit und Beständigkeit des Willens sind die Voraussetzungen, um Licht von Gott zu empfangen. Wer die Wahrheit erkennen will, der muss bereit sein, alles anzunehmen, was sie offenbart. Er darf mit dem Irrtum keine Kompromisse eingehen. Unbeständig und oberflächlich in der Treue zur Wahrheit zu sein, heißt Finsternis des Irrtums und satanische Täuschung zu wählen. DM.242.2 Teilen

Weltliche Klugheit und die unveränderbaren Grundsätze der Gerechtigkeit gehen nicht einfach ineinander über wie die Farben des Regenbogens. Zwischen beiden ist von dem ewigen Gott eine breite, deutliche Trennungslinie gezogen. Christi Bild unterscheidet sich so auffallend von dem Bild Satans wie der helle Mittag von der dunkelsten Mitternacht. Nur jene, die in Jesu Fußtapfen wandeln, sind Seine Mitarbeiter. Wird eine Sünde in der Seele gehegt oder eine schlechte Gewohnheit im Leben geduldet, dann ist das ganze Wesen unrein, und der Mensch wird ein Werkzeug der Ungerechtigkeit. DM.242.3 Teilen

Jeder, der den Dienst für den Herrn gewählt hat, darf sich getrost Seiner Fürsorge überlassen. Christus wies auf die Vögel unter dem Himmel und auf die Blumen des Feldes hin. Er forderte Seine Zuhörer auf, auf diese zu achten, und fragte sie: „Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ Matthäus 6,26. Das Maß der Aufmerksamkeit, die Gott irgendeinem Gegenstand schenkt, entspricht dessen Rang im Wertmaß des Lebens. Die Vorsehung wacht über den kleinen braunen Sperling. Die Blumen des Feldes und das Gras, das wie ein Teppich die Erde bedeckt, sind der Beachtung und Fürsorge unseres himmlischen Vaters wert. Der erhabene Meister aller Künstler hat die Lilien so schön gestaltet, dass sie die Pracht Salomos in den Schatten stellen. Wie viel mehr sorgt Er sich um die Menschen, die Gottes Ebenbild und Ruhm sind! Er möchte gerne, dass Seine Kinder einen Charakter offenbaren, der dem Seinen entspricht. Wie erst der Sonnenstrahl die unterschiedlichen und zarten Farben der Blumen deutlich macht, so verleiht Gott der Seele die Schönheit Seines eigenen Wesens. DM.242.4 Teilen

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Alle, die das Reich Christi, das Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens wählen und es mehr schätzen als alles andere, sind mit der himmlischen Welt verbunden. Und jede Segnung, die sie in diesem Leben brauchen, steht ihnen bereit. Im Buch der göttlichen Vorsehung, dem Buch des Lebens, ist jedem von uns eine Seite gegeben. Auf dieser Seite stehen die Einzelheiten unseres Lebens. Selbst die Haare auf unserem Kopf sind gezählt. Gottes Kinder sind Seinem Herzen niemals fern. DM.243.1 Teilen

„Darum sorgt nicht für morgen.“ Matthäus 6,34. Wir sollen Christus täglich folgen. Gott gibt uns heute keine Hilfe für morgen. Er gibt Seinen Kindern nicht alle Anweisungen für die ganze Lebensreise auf einmal; sie würden dadurch nur verwirrt werden. Er sagt ihnen nur so viel, wie sie behalten und ausführen können. Die mitgeteilte Kraft und Weisheit ist stets für den gegenwärtigen Notstand gedacht. „Wenn aber jemandem unter euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt, so wird ihm gegeben werden.“ Jakobus 1,5. „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Matthäus 7,1. Denkt nicht, dass ihr besser seid als andere, und erhebt euch nicht zum Richter über sie. Da ihr nicht die Motive ihrer Handlungen kennt, seid ihr unfähig, andere zu richten. Wenn ihr aber kritisiert, dann fällt ihr meist euer eigenes Urteil; denn ihr zeigt oft, dass ihr so Teilhaber Satans seid, indem ihr eure Brüder verklagt. Der Herr sagt: „Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst!“ 2.Korinther 13,5. Das ist unsere Aufgabe. „Wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet.“ 1.Korinther 11,31. DM.243.2 Teilen

Ein guter Baum wird gute Frucht bringen! Ist die Frucht ungenießbar, so ist der Baum wertlos. Genauso bezeugen die Früchte unseres Lebens, unsere Taten, in welchem Zustand sich unser Herz und unser Charakter befinden. Mit guten Werken können wir uns die Seligkeit nicht erkaufen, aber sie dienen als Beweis des Glaubens, der durch die Liebe tätig ist und die Seele reinigt. Obwohl die himmlische Belohnung nicht nach dem Verdienst der Werke ausgeteilt wird, steht sie doch im Verhältnis zu den Werken, die durch die Gnade Christi getan worden sind. DM.243.3 Teilen

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So verkündigte Christus die Grundsätze Seines Reiches und zeigte, wie umfassend sie als Leitlinie des Lebens dienen. Um Seine Lehre noch verständlicher zu machen, veranschaulichte Er sie durch Bilder und Gleichnisse. Es reicht nicht, sagte Er, dass ihr meine Worte hört, ihr müsst sie durch Gehorsam zum Fundament eures Charakters machen. Das eigene Ich ist nur loser Sand. Baut ihr auf menschlichen Theorien und Ideen, so wird euer Haus fallen. Durch die Stürme der Versuchungen und Prüfungen wird es hinweggefegt werden. Diese Prinzipien aber, die ich euch gegeben habe, werden dauerhaft sein. Darum bekennt euch zu mir und baut auf mein Wort! DM.244.1 Teilen

„Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht; denn es war auf Fels gegründet.“ Matthäus 7,24.25. DM.244.2 Teilen

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