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Kapitel 36: Die Berührung des Glaubens
Kapitel 36: Die Berührung des Glaubens
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Auf der Grundlage von Matthäus 9,18-26; Markus 5,21-43; Lukas 8,40-56. DM.269 Teilen

Als Jesus die Gegend der Zehn-Städte verlassen hatte und wieder zum westlichen Ufer des Sees zurückgekehrt war, wurde Er von einer großen Volksmenge erwartet, die Ihn freudig begrüßte. Er blieb noch einige Zeit dort am See, lehrte und heilte Kranke und begab sich in das Haus von Matthäus, wo Er mit Zöllnern beim Fest zusammentraf. Hier fand Ihn Jairus, der Oberste der Synagoge. Jairus kam in größter Not zu Jesus, warf sich Ihm zu Füßen und rief: „Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm doch und lege deine Hände auf sie, damit sie gesund werde und lebe.“ Markus 5,23. DM.269.1 Teilen

Jesus eilte sofort mit dem Obersten zu dessen Wohnung. Obwohl die Jünger schon oft Seine Werke der Barmherzigkeit gesehen hatten, waren sie doch überrascht, dass ihr Herr den Wunsch dieses hochmütigen Obersten so bereitwillig erfüllte. Sie begleiteten mit noch vielen anderen ihren Meister, ungeduldig und erwartungsvoll. Das Haus des Obersten war nicht weit; aber Jesus und Seine Begleiter kamen nur langsam voran, denn die Menge drängte von allen Seiten. Trotz der Ungeduld des Vaters unterbrach Jesus aus Mitleid mit dem Volk Seinen Weg, heilte hier einen Leidenden und tröstete dort eine traurige Seele. Da drängte sich plötzlich ein Bote durch die Menge und teilte Jairus mit, dass seine Tochter gestorben sei und es nun nicht mehr notwendig sei, den Meister zu bemühen. Diese Worte hörte auch der Heiland, und Er sagte zu Jairus: „Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gesund!“ Lukas 8,50. DM.269.2 Teilen

Jairus hielt sich enger an den Heiland, und gemeinsam eilten sie nun zum Sterbehaus. Die bestellten Klageweiber und Flötenspieler waren bereits vor Ort und erfüllten die Luft mit ihrem lauten Wehklagen. Die vielen Menschen und der Lärm bedrückten den Herrn. Er gebot ihnen zu schweigen und sagte: „Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft.“ Markus 5,39. Die Menge war empört über die Worte des Fremden. Sie hatte doch den Tod des Mädchens selbst miterlebt. So wurden Jesu Worte verlacht. Er aber forderte die Juden auf, das Haus zu verlassen, nahm die Eltern des Mädchens und die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes zu sich und ging mit ihnen in das Sterbezimmer. Jesus trat ans Krankenbett, nahm die Hand des Kindes und sagte in der in ihrem Haus geläufigen Sprache mit sanfter Stimme: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ Markus 5,41. DM.269.3 Teilen

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Sofort kam Leben in die regungslose Gestalt des Mädchens. Der Puls begann wieder zu schlagen, die Lippen öffneten sich mit einem Lächeln, die Augen taten sich weit auf wie nach einem langen Schlaf. Das Mädchen blickte verwundert auf die Anwesenden. Sie stand auf, und die Eltern schlossen ihr Kind mit Tränen der Freude in den Augen in ihre Arme. DM.270.1 Teilen

Auf dem Weg zum Haus des Obersten hatte Jesus eine arme Frau getroffen. Sie litt seit zwölf Jahren an einer Krankheit, die ihr das Leben zur Last machte. Ihr ganzes Vermögen hatte sie für Ärzte und Heilmittel ausgegeben, um schließlich doch als unheilbar erklärt zu werden. Sie schöpfte neue Hoffnung, als sie von den Wunderheilungen Jesu hörte und glaubte fest, dass sie geheilt würde, könnte sie nur zu Ihm kommen. So schleppte sie sich mühsam ans Ufer, wo Jesus lehrte und versuchte, durch die Menge hindurchzukommen — doch vergeblich. Erneut folgte sie Ihm, als Er aus dem Haus von Levi Matthäus kam. Und wieder schaffte sie es nicht, Ihn zu erreichen. Sie war schon ganz verzweifelt, als der Herr auf Seinem Weg durch die Menge in ihre Nähe kam. DM.270.2 Teilen

Nun war die goldene Gelegenheit da: Die Frau befand sich in unmittelbarer Nähe des großen Arztes! Aber inmitten der Unruhe konnte sie nicht mit Ihm sprechen, ja kaum einen flüchtigen Blick auf Ihn werfen. Schon fürchtete sie, dass ihr diese einzigartige Gelegenheit, Hilfe zu erhalten, verloren gehen könnte. Mit aller Gewalt drängte sie sich noch weiter nach vorn und sagte zu sich selbst: „Wenn ich auch nur seine Kleider könnte anrühren, so würde ich gesund.“ Markus 5,28. Als Jesus vorüberging, streckte sie die Hand aus, und es gelang ihr, den Saum Seines Gewandes zu berühren. Im gleichen Moment spürte sie, dass sie geheilt war. Sie hatte in diese eine Berührung ihren ganzen Glaubensmut gelegt, und sofort trat die Kraft vollkommener Gesundheit an die Stelle von Schmerz und Schwäche. DM.270.3 Teilen

Mit dankbarem Herzen wollte sich die Frau wieder aus der Menge zurückziehen; aber Jesus blieb plötzlich stehen und die Menschen auch. Er drehte sich um und fragte mit einer Stimme, die aus dem Lärm der Menge klar herauszuhören war: „Wer hat mich berührt?“ Lukas 8,45. Ein erstaunter Blick aus den Augen der Umstehenden war die stumme Antwort. Da Er in dem großen Gedränge, in dem Er sich seinen Weg bahnen musste, bald hier, bald da angestoßen wurde, wunderten sich die Leute sehr über Seine seltsame Frage. DM.270.4 Teilen

Petrus, der immer bereit war zu sprechen, antwortete Jesus: „Meister, das Volk drängt und drückt dich.“ Lukas 8,45. Jesus aber sprach: „Es hat mich jemand berührt; denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.“ Lukas 8,46. Der Heiland konnte die Berührung des Glaubens von dem absichtslosen Anrühren im Gedränge unterschieden. Dieses gläubige Vertrauen sollte nicht ungewürdigt bleiben. Jesus wollte der demütigen Frau Worte des Trostes zusprechen, die ihr eine Quelle der Freude sein würden — Worte, die allen Seinen Nachfolgern bis zum Ende der Zeit zum Segen wären. DM.270.5 Teilen

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Jesus blickte auf die geheilte Frau und fragte, wer ihn angerührt habe. Sie musste erkennen, dass ein Verheimlichen unmöglich wäre, trat zitternd hervor, warf sich dem Herrn zu Füßen und erzählte unter Tränen der Dankbarkeit ihre Leidensgeschichte und wie sie Heilung gefunden hatte. Jesus sprach gütig zu ihr: „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden!“ Lukas 8,48. Er förderte damit nicht den Aberglauben, dass allein das einfache Berühren Seines Gewandes Heilung bewirke. Nicht durch äußerliche Berührung, sondern durch den Glauben, der Seine göttliche Macht erfasste, wurde die Frau geheilt. Die staunende Menge, die sich um Christus drängte, spürte nichts von Seiner Lebenskraft. Aber als die leidende Frau ihre Hand ausstreckte, um Ihn zu berühren, und dabei glaubte, dass sie geheilt werden würde, fühlte sie die heilende Wirkung. So ist es auch in geistlichen Dingen. DM.271.1 Teilen

Gelegentlich ein religiöses Gespräch zu führen oder ohne inneres Verlangen und ohne lebendigen Glauben zu beten, nützt nichts. Ein bloßes Lippenbekenntnis zu Christus, das Ihn lediglich als den Erlöser der Welt anerkennt, kann niemals die Seele heilen. Der Glaube an die Erlösung ist eben nicht nur eine verstandesmäßige Zustimmung zur Wahrheit. Wer volle Erkenntnis erwartet, bevor er glauben will, kann nicht von Gott gesegnet werden. Es genügt nicht, das zu glauben, was wir über Jesus hören, wir müssen an Ihn glauben. Der einzige Glaube, der uns helfen kann, ist der: Jesus als persönlichen Heiland anzunehmen und sich Sein Verdienst aneignen. Vielen bedeutet der Glaube nur eine Meinung; aber der rettende Glaube ist ein Bündnis mit Gott, das jene eingehen, die den Herrn annehmen. Echter Glaube ist Leben. Ein lebendiger Glaube bedeutet stetige Zunahme an Kraft, ein zuversichtliches Vertrauen, wodurch die Menschenseele zu einer alles überwindenden Macht wird. Nachdem die Frau geheilt war, wollte Jesus gerne, dass sie den Segen würdigte, den sie erhalten hatte. Die Gaben, die das Evangelium anbietet, sollen nicht wie ein Raub gesichert und heimlich genossen werden. Der Herr fordert uns darum auf, Seine Güte zu bekennen. „Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, dass ich Gott bin.“ Jesaja 43,12. DM.271.2 Teilen

Unser Bekenntnis Seiner Treue ist das erwählte Mittel des Himmels, um der Welt Christus zu offenbaren. Wir sollen seine Gnade anerkennen, die durch die heiligen Menschen der alten Zeit bekannt gemacht wurde. Besonders wirksam aber ist das Zeugnis der eigenen Erfahrung. Wir sind soweit Zeugen Gottes, wie wir an uns selbst das Wirken der göttlichen Macht offenbaren. Jeder unterscheidet sich in seinem Leben von dem seiner Mitmenschen, und seine Erfahrung ist ganz anders als ihre. Gott wünscht, dass in unserem Lob, das zu Ihm aufsteigt, unsere eigene Persönlichkeit mitschwingt. Wird dieses kostbare Bekenntnis zum Lob Seiner herrlichen Gnade von einem wirklich christlichen Leben getragen, so hat es eine unwiderstehliche Macht, die für die Rettung von Menschenseelen wirkt. DM.271.3 Teilen

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Als die zehn Aussätzigen zum Herrn kamen, um geheilt zu werden, gebot Er ihnen, sich den Priestern zu zeigen. Auf dem Weg dorthin wurden sie geheilt. Aber nur einer kam wieder zurück, um Christus zu ehren. Die anderen gingen ihres Weges und vergaßen den, der sie gesund gemacht hatte. Wie viele handeln heute genauso! Der Herr wirkt ständig zum Besten der Menschheit. Er schenkt fortwährend aus Seiner Fülle und lässt die Kranken wieder gesund aufstehen. Er befreit Menschen aus Gefahren, die sie nicht erkennen. Er beauftragt himmlische Engel, Menschen vor Schwierigkeiten zu bewahren und sie zu beschützen „vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.“ Psalm 91,6. Aber das alles beeindruckt die Menschen nicht. Er hat alle Reichtümer des Himmels gegeben, um sie zu erlösen, und dennoch schätzen sie Seine große Liebe nicht. Durch Undankbarkeit verschließen sie ihre Herzen gegen die Gnade Gottes. Sie sind wie ein Dornstrauch in der Wüste und wissen nicht, dass ihnen etwas Gutes geschieht, und so bleiben sie „in der Dürre der Wüste, im unfruchtbaren Lande.“ Jeremia 17,6. DM.272.1 Teilen

Es hilft uns, wenn wir jede Gabe Gottes in unserem Gedächtnis bewahren. Dadurch wird der Glaube gestärkt, immer mehr zu beanspruchen und zu empfangen. Es liegt eine größere Ermutigung für uns in dem Segen, den wir selbst von Gott erhalten, als in allen Berichten über göttliche Segnungen, die anderen geschenkt wurden. Die Seele, die sich der Gnade Gottes öffnet, wird wie ein bewässerter Garten sein. Ihre Gesundheit wird schnell zunehmen, ihr Licht wird in die Dunkelheit scheinen, und die Herrlichkeit des Herrn wird an ihr gesehen werden. Denkt darum an die göttliche Güte und an alle Seine zärtlichen Gnadenbeweise. Lasst uns — wie das Volk Israel — Steine der Dankbarkeit zum Zeugnis aufrichten und darauf die wertvolle Geschichte schreiben von dem, was Gott an uns getan hat. Indem wir überblicken, wie Er mit uns auf unserer Pilgerreise gehandelt hat, werden wir mit einem Herzen voller Dank sagen: „Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltat, die er an mit tut? Ich will den Kelch des Heils nehmen und des Herrn Namen anrufen. Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all seinem Volk.“ Psalm 116,12-14. DM.272.2 Teilen

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