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Kapitel 37: Die ersten Evangelisten
Kapitel 37: Die ersten Evangelisten
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Auf der Grundlage von Matthäus 10; Markus 6,7-11; Lukas 9,1-6. DM.273 Teilen

Die Apostel hatten als Angehörige Jesu ihren Herrn durch ganz Galiläa begleitet. Sie hatten alle Lasten und Schwierigkeiten, die über sie kamen, mit Ihm geteilt. Sie hatten Seinen Unterweisungen gelauscht. Sie waren mit dem Sohn Gottes gewandert und hatten sich mit Ihm unterhalten. Aus Seinen täglichen Belehrungen wussten sie auch, wie sie ihre künftige Aufgabe an der Rettung der Menschheit erfüllen mussten. Immer, wenn der Heiland die Bedürfnisse der Volksmenge stillte, die sich um Ihn versammelte, waren die Jünger dabei und eifrig bemüht, dem Herrn bei der Erfüllung Seiner schweren Aufgabe beizustehen. Sie halfen bei der Organisation der Zuhörer, erklärten ihnen die heiligen Schriften und wirkten in verschiedener Weise für deren geistliches Wohl. Sie lehrten, was sie von Jesus gelernt hatten, und machten so täglich ihre Erfahrungen. Doch sie benötigten auch eine Erfahrung in selbstständiger Arbeit. Sie bedurften noch viel Unterweisung, große Geduld und Einfühlung. Christus sandte sie deshalb als Seine Stellvertreter hinaus, solange Er noch persönlich bei ihnen war. So konnte Er sie auf ihre Fehler und Mängel aufmerksam machen und ihnen mit Seinem weisen Rat zur Seite stehen. DM.273.1 Teilen

Die Jünger ließen sich durch die Lehren der Priester und Pharisäer oft durcheinander bringen. Solange sie mit Jesus zusammen waren, konnten sie Ihm ihre Verlegenheit schildern, und Er zeigte ihnen den Unterschied zwischen Schriftwahrheit und Tradition. Dadurch hatte Er ihr Vertrauen auf Gottes Wort gestärkt und sie weitgehend von der Furcht vor den Rabbinern und den Fesseln der Überlieferung freigemacht. In der Ausbildung der Jünger war das Beispiel des Lebens Jesu bedeutend wirkungsvoller als ein rein theoretischer Unterricht. Als sie von Ihm getrennt waren, erinnerten sie sich an jeden Blick und an jedes Seiner Worte. Wie oft wiederholten sie in Diskussionen mit den Gegnern des Evangeliums diese Worte! Und wenn sie deren Wirkung auf das Volk sahen, waren sie hoch erfreut. Jesus rief die Zwölf zu sich und gebot ihnen, jeweils zu zweit in die Städte und Dörfer zu gehen. Keiner wurde allein ausgesandt, sondern es ging Bruder mit Bruder, Freund mit Freund. So konnten sie einander helfen, ermutigen, beraten und auch zusammen beten. Des einen Kraft vermochte die Schwäche des andern auszugleichen. So wurden später auch die 70 ausgesandt. Es war des Herrn Wille, dass die Boten des Evangeliums in dieser Weise miteinander arbeiten sollten. Auch in unserer Zeit wäre die Evangeliumsarbeit viel erfolgreicher, wenn dieses Beispiel mehr beachtet würde. Die Botschaft der Jünger war dieselbe, die auch Johannes der Täufer und der Heiland selbst verkündigt hatten: „Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!“ Matthäus 3,2. Sie sollten nicht mit den Leuten darüber streiten, ob Jesus von Nazareth der Messias sei, sondern in Seinem Namen die gleichen Werke tun, die Er auch getan hatte. Er gebot ihnen: „Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr‘s empfangen, umsonst gebt es auch.“ Matthäus 10,8. DM.273.2 Teilen

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Während seines Dienstes nahm Jesus sich mehr Zeit für die Heilung der Kranken als fürs Predigen. Seine Wunder bezeugten die Wahrheit Seiner Worte, dass Er nicht gekommen sei, zu zerstören, sondern zu retten. Seine Gerechtigkeit ging vor Ihm her, und die Herrlichkeit des Vaters folgte Ihm. Wohin Er ging, die Nachricht von Seiner Barmherzigkeit eilte Ihm voraus. Und wo immer Er vorbeikam, erfreuten sich die Empfänger seines Erbarmens, der Gesundheit und Kraft. So sammelte sich das Volk um die Jünger, um aus ihrem Mund zu hören, was der Herr getan hatte. Jesu Stimme war für viele der erste Laut, den sie je gehört, Sein Name das erste Wort, das sie je gesprochen, und Sein Angesicht das erste, das sie je wahrgenommen hatten. Warum sollten sie Jesus nicht lieben und Sein Lob nicht verkündigen? Die Städte und Ortschaften, durch die Er reiste, erlebten Ihn wie einen lebendigen Strom, der Leben und Freude auf seinem Weg verbreitet. DM.274.1 Teilen

Christi Nachfolger sollen auch so arbeiten wie Er. Indem wir Hungrige speisen, Nackte kleiden, Leidende und Bedrückte trösten, den Verzagten dienen und Hoffnungslose ermutigen, wird auch an uns die Verheißung erfüllt werden: „Deine Gerechtigkeit geht dir dann voraus und die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach!“ Jesaja 58,8 (NL). Die Liebe Christi, die sich in selbstlosem Dienst zeigt, wird zur Besserung des Gottlosen wirkungsvoller sein als das Schwert oder das Gericht. Diese sind notwendig, um den Übertreter des Gesetzes zu treffen, aber ein liebevoller Evangelist kann mehr als das tun. DM.274.2 Teilen

Oft verhärtet sich das Herz unter einer Zurechtweisung, die Liebe Christi aber wird ein Herz erweichen. Der Missionar kann nicht nur in körperlichen Nöten helfen, er kann vor allem den Sünder zu dem großen Arzt führen, der die Seele vom Aussatz der Sünde zu reinigen vermag. Es ist Gottes Wille, dass die Kranken, die Unglücklichen, die von bösen Geistern Besessenen seine Stimme durch seine Diener und Boten vernehmen sollen. Er will durch menschliche Werkzeuge ein Tröster sein, wie die Welt keinen besseren kennt. Die Jünger sollten auf ihrer ersten Missionsreise nur „zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel“ (Matthäus 10,6) gehen. Hätten sie jetzt den Heiden oder Samaritern das Evangelium gepredigt, dann würden sie ihren Einfluss bei den Juden verloren haben. Sie hätten das Vorurteil der Pharisäer erregt und würden sich selbst in Auseinandersetzungen verwickelt haben, so dass sie gleich zu Beginn ihrer missionarischen Tätigkeit entmutigt worden wären. Selbst die Apostel konnten es kaum begreifen, dass das Evangelium allen Völkern gebracht werden musste. Ehe sie diese Wahrheit nicht selbst fassen und verstehen konnten, waren sie nicht genügend vorbereitet, unter den Heiden zu arbeiten. Wenn die Juden das Evangelium annehmen würden, sollten sie nach Gottes Willen als seine Boten zu den Heiden ziehen. Deshalb wurde ihnen die Botschaft vom Reich zuerst gebracht. Wo immer der Heiland wirkte, erkannten Menschen ihren bedürftigen Zustand und hungerten und dürsteten nach der Wahrheit. Die Zeit war gekommen, diesen suchenden Menschen das Evangelium Seiner Liebe zu verkündigen, und die Jünger sollten als Jesu Stellvertreter zu all denen gehen. So würden die Gläubigen dahin gebracht werden, sie als göttlich bevollmächtigte Lehrer anzusehen. Und wenn der Heiland von ihnen ginge, wären sie nicht ohne Lehrer zurückgelassen. DM.274.3 Teilen

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Auf dieser ersten Reise sollten die Jünger nur in die Ortschaften gehen, in denen Jesus schon gewesen war und sich dort Freunde erworben hatte. Die Vorbereitungen für die Reise sollten ganz einfach sein. Nichts durfte ihre Gedanken von der großen Aufgabe ablenken oder in irgendeiner Weise Widerspruch erregen oder gar die Tür zu weiterer Arbeit verschließen. Sie sollten nicht das Gewand der Religionslehrer tragen oder sich in ihrer Kleidung von den einfachen Landarbeitern unterscheiden. Sie sollten nicht in die Synagogen gehen und das Volk zum öffentlichen Gottesdienst zusammenrufen, sondern ihre Arbeit von Haus zu Haus tun. Dabei durften sie die Zeit nicht mit unnützen Begrüßungen verschwenden oder von einer Familie zur anderen gehen, um sich bewirten zu lassen. Aber an jedem Ort sollten sie die Gastfreundschaft derer annehmen, die es wert waren und die sie ebenso freundlich beherbergten, als ob sie den Herrn selbst zu Gast hätten. DM.275.1 Teilen

Mit dem schönen Gruß „Friede sei diesem Hause!“ Lukas 10,5. sollten sie jedes gastliche Haus betreten. Ein solches Heim würde dann durch ihre Gebete, ihre Lobgesänge und die Betrachtung der heiligen Schriften im Familienkreis gesegnet werden. Diese Jünger sollten Herolde der Wahrheit sein, um den Weg für das Kommen ihres Meisters zu bereiten. Ihre Botschaft war das Wort des ewigen Lebens, und das Schicksal der Menschen hing von der Annahme oder Ablehnung dieser Botschaft ab. Um deren feierlichen Ernst den Menschen deutlicher vor Augen zu führen, gebot Jesus Seinen Jüngern: „Wenn euch jemand nicht aufnehmen und eure Rede nicht hören wird, so geht heraus aus diesem Haus oder dieser Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als dieser Stadt.“ Matthäus 10,14.15. DM.275.2 Teilen

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Jesu Blick durchdrang nun die Zukunft. Er sieht das große Arbeitsfeld, in dem Seine Jünger später für Ihn zeugen werden. Sein prophetisches Auge überblickt die Erfahrungen Seiner Boten durch alle Zeiten hindurch bis zu Seinem zweiten Kommen. Er zeigt Seinen Nachfolgern die Kämpfe, denen sie entgegen gehen. Er offenbart ihnen den Plan und die Art des Streites, Er öffnet ihnen die Gefahren, denen sie nicht entrinnen können, und sagt ihnen von der Selbstverleugnung, die erforderlich sein wird. Er gibt ihnen den Rat, die Kosten zu überschlagen, damit sie der Feind nicht unvorbereitet überfallen kann. Ihr Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die „Mächtigen und Gewaltigen“, gegen die „Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen“, gegen die bösen Geister unter dem Himmel. Epheser 6,12. Christi Nachfolger müssen gegen übernatürliche Mächte kämpfen, ihnen ist aber auch übermenschliche Hilfe zugesichert. Alle himmlischen Wesen gehören zu diesem Heer, und Einer, der „um so viel erhabener geworden als die Engel, als der Name, den er geerbt hat, ihn auszeichnet vor ihnen“. Hebräer 1,4. Der Heilige Geist, der Vertreter des Höchsten unter den Heerscharen des Herrn, kommt herunter, um die Schlacht zu führen. DM.276.1 Teilen

Unsere Schwächen mögen zahlreich sein und unsere Sünden und Fehler schwer, aber die Gnade Gottes ist für alle vorhanden, die ihn mit reuevollem Herzen suchen. Die Kraft des Allmächtigen ist bei denen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen. „Siehe“, sagte Jesus, „ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ Matthäus 10,16. Er selbst hat nie ein Wort der Wahrheit zurückgehalten, es aber stets in Liebe gesprochen. Er war im Umgang mit Menschen äußerst taktvoll und bedacht. Er übte freundliche Aufmerksamkeit, gebrauchte keine groben Ausdrücke, sprach nie unnötig ein hartes Wort und fügte niemals unnötigerweise Schmerzen einer empfindsamen Seele zu. Er tadelte keine menschlichen Schwächen. Furchtlos verurteilte Er zwar Heuchelei, Unglauben und Bosheit, aber Er konnte Seine scharfen Zurechtweisungen nur mit Tränen in der Stimme aussprechen. Er weinte über Jerusalem, über die Stadt, die Er liebte, weil sie sich weigerte, Ihn — den Weg, die Wahrheit und das Leben — anzunehmen. Obwohl die Bewohner Ihn, den Heiland, verwarfen, betrachtete Er diese Stadt mit mitleidvoller Sorge, und der Kummer über ihr Schicksal quälte Sein Herz. Jede Menschenseele war in Seinen Augen wertvoll. Während Er selbst mit göttlicher Würde auftrat, erwies Er jedem Mitglied der Familie Gottes liebevolle Achtung. In allen Menschen sah Er gefallene Wesen, die zu retten Er als Seine Aufgabe betrachtete. DM.276.2 Teilen

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Christi Diener sollen nicht nach den Anweisungen ihres natürlichen Herzens handeln. Sie benötigen eine engere Gemeinschaft mit Gott, damit sich nicht in der Erregung das eigene Ich erhebt und im Zorn Worte von sich gibt, die dann nicht mehr dem Tau oder dem sanften Regen gleichen, der die welken Pflanzen erfrischt. Das will Satan erreichen, weil es seine Art des Wirkens ist. DM.277.1 Teilen

Der Drache ist zornig, der Geist Satans äußert sich in Wut und Beschuldigung. Gottes Diener aber sollen Seine Stellvertreter sein und nur in der Währung des Himmels austeilen, nämlich die Wahrheit, die Sein Bild und Gepräge trägt. Die Kraft, durch die sie das Böse überwinden, ist die Kraft Christi. Seine Herrlichkeit ist ihre Stärke. Sie müssen auf Seine Güte blicken, dann können sie das Evangelium mit göttlichem Feingefühl und in entsprechender Sanftmut verkündigen. Der Geist, der auch bei Herausforderungen ruhig bleibt, wird für die Wahrheit überzeugender sein, als jedes Argument. DM.277.2 Teilen

Alle, die in Auseinandersetzungen mit den Gegnern der Wahrheit verwickelt werden, haben nicht nur Menschen, sondern auch Satan und seinen Engeln zu widerstehen. Mögen sie sich dann an die Worte Jesu erinnern: „Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.“ Lukas 10,3. DM.277.3 Teilen

Ruhen sie in Gottes Liebe, wird ihr Gemüt selbst unter persönlichen Kränkungen ruhig bleiben. Der Herr wird sie mit der göttlichen Waffenrüstung kleiden, Sein Geist wird Herz und Sinn beeinflussen, dass ihre Stimmen nicht mehr wie das Bellen der Wölfe klingen. Ferner unterwies Jesus Seine Jünger: „Hütet euch aber vor den Menschen.“ Sie sollten denen, die Gott nicht kannten, weder blind vertrauen noch ihrem Rat folgen, denn dies würde den Handlangern Satans nur einen Vorteil verschaffen. Menschliche Erfindungskraft arbeitet Gottes Plänen oft entgegen. Alle, die den Tempel des Herrn bauen, sollen es übereinstimmend mit dem Vorbild tun, das als göttliches Original auf dem Berg gezeigt wurde. Gott wird entehrt und die Botschaft verraten, wenn Seine Diener sich auf den Rat von Menschen stützen, die nicht unter der Führung des Heiligen Geistes stehen. Menschliche Weisheit ist Torheit bei Gott. Wer sich auf sie verlässt, wird ganz bestimmt scheitern. DM.277.4 Teilen

„Sie werden euch den Gerichten überantworten und ... euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.“ Matthäus 10,17.18. Durch Verfolgung wird das Licht ausgebreitet. Die Boten Jesu werden vor die Großen dieser Welt gebracht werden, die sonst wohl nie das Evangelium hören würden, denn die Wahrheit war ihnen falsch dargelegt worden. Sie haben falsche Anklagen gegen die Diener Gottes und ihren Glauben gehört. Das Zeugnis derer, die um ihres Glaubens willen vor Gericht gebracht werden, ist häufig die einzige Gelegenheit für sie, die wahre Natur des Evangeliums kennen zu lernen. Im Verhör müssen Jesu Jünger antworten, ihre Richter müssen dem abgelegten Zeugnis zuhören, und Gott wird Seinen Kindern Gnade geben, dieser gefahrvollen Situation zu begegnen. Der Herr verheißt: „Es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ Matthäus 10,19.20. DM.277.5 Teilen

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Wenn der Geist Gottes das Verständnis Seiner Diener erleuchtet, wird die Wahrheit in ihrer göttlichen Macht und in ihrer ganzen Bedeutung verkündigt werden. Die Feinde der Wahrheit werden nämlich die Jünger anklagen und unterdrücken. Doch selbst bei Schaden und in großem Leid, ja noch im Tod sollen die Kinder Gottes die Sanftmut ihres göttlichen Vorbildes offenbaren. So zeigt sich der Unterschied zwischen Satans Handlangern und den Boten Christi, und dadurch wird der Heiland vor Herrschern und Volk geehrt. DM.278.1 Teilen

Die Jünger wurden nicht eher mit dem Mut zum Bekenntnis und der Festigkeit der Märtyrer ausgerüstet, bis solche Gnade notwendig war. Dann aber erfüllte sich das Versprechen des Herrn. Als Petrus und Johannes sich vor dem Hohen Rat verantworten mussten, „wunderten sich“ die Versammelten „und wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren“. Apg. 4,13 Von Stephanus steht geschrieben: „Und alle, die im Rat saßen, blickten auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht“. Apg. 6,15 Die Menschen „vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, in dem er redete“. Apg. 6,10 Und Paulus schreibt über sein eigenes Verhör am Hofe des Kaisers: „Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten; so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.“ 2.Timotheus 4,16.17. DM.278.2 Teilen

Christi Diener sollten keine Musterrede auswendig lernen, um sich mit ihr zu verteidigen. Ihre Vorbereitung muss täglich getroffen werden, indem sie die wertvollen Wahrheiten des Wortes Gottes sammeln und ihren Glauben durch das Gebet stärken. Werden sie dann vor Gericht gestellt, so wird ihnen der Heilige Geist die Wahrheiten ins Gedächtnis rufen, die sie gerade brauchen. Ein ernstes, tägliches Bemühen, Gott und Jesus Christus, den er gesandt hat, kennen zu lernen, wird die Seele kraftvoll und leistungsfähig machen. Die durch fleißiges Forschen in der Schrift erworbene Kenntnis wird ihnen zur rechten Zeit bewusst werden. Wer es aber versäumt, sich mit den Worten Christi vertraut zu machen, wer nie die Kraft Seiner Gnade in Schwierigkeiten an sich erfahren hat, kann nicht erwarten, dass der Heilige Geist ihm Gottes Wort in Erinnerung bringt. Wir müssen dem Herrn mit ungeteilter Liebe und mit ganzem Vertrauen täglich dienen. Die Feindschaft gegen das Evangelium wird so heftig sein, dass selbst die zartesten irdischen Bande unbeachtet bleiben und Jünger Jesu von ihren eigenen Familienangehörigen dem Tod ausgeliefert werden. „Ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen“, sagte Jesus. Er fügte aber hinzu: „Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig.“ Markus 13,13. Er gebot ihnen, sich nicht unnötigerweise Verfolgungen auszusetzen. Jesus selbst wechselte oft das Arbeitsfeld, um denen zu entkommen, die Ihm nach dem Leben trachteten. Als man Ihn in Nazareth ablehnte und die Bewohner Seiner Heimatstadt Ihn töten wollten, ging Er nach Kapernaum, wo Seine Lehre die Menschen in Erstaunen setzte, „denn er predigte in Vollmacht“. Lukas 4,32. So sollen auch Seine Diener durch Verfolgungen nicht entmutigt werden, sondern einen Ort aufsuchen, an dem sie weiter für die Rettung von Menschenseelen arbeiten können. DM.278.3 Teilen

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Der Diener ist nicht größer als sein Meister! Der Fürst des Himmels wurde Beelzebub genannt, und Seine Jünger werden genauso falsch dargestellt werden. Welche Gefahr aber auch drohen mag, Christi Nachfolger müssen ihren Prinzipien treu bleiben und jede Unaufrichtigkeit ablehnen. Sie dürfen auch nicht mit der Wahrheit zurückhalten, bis sie die Erlaubnis haben, sie ungehindert zu verkündigen. Sie sind als Wächter gesetzt, um die Menschen vor der Gefahr zu warnen. Die Wahrheit, die sie von Christus empfingen, muss allen frei und offen mitgeteilt werden. Jesus sagte: „Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.“ Matthäus 10,27. Jesus selbst hat den Frieden nie durch Kompromisse erkauft. Sein Herz floss über von Liebe zu allen Menschen, aber Er war niemals duldsam gegenüber ihren Sünden. Er war zu sehr der Menschen wirklicher Freund, um schweigen zu können, wenn sie einen Weg gingen, der ihre Seelen ruinieren würde — ihre Seelen, die Er doch mit Seinem Leben erkauft hatte. Er arbeitete dafür, dass der Mensch nicht nur sich selbst, sondern auch seinen höheren, ewigen Zielen treu sein möchte. Die Diener des Evangeliums sind zu der gleichen Aufgabe berufen. Sie müssen sich hüten, um irgendeiner Uneinigkeit willen die Wahrheit herabzusetzen. Sie sollen „dem nachstreben, was zum Frieden dient“. Römer 14,19. DM.279.1 Teilen

Der wahre Friede kann jedoch nie erreicht werden, indem man die Grundsätze der Wahrheit aufs Spiel setzt. Niemand kann aber auch seiner Überzeugung treu sein, ohne auf irgendeinen Widerstand zu stoßen. Einem geistlichen Christentum werden die Kinder des Ungehorsams entgegentreten, aber Jesus gebot Seinen Jüngern: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht können töten.“ Matthäus 10,28. DM.279.2 Teilen

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Wer treu zu Gott hält, braucht die Feindschaft der Menschen und die Macht Satans nicht zu fürchten. In Christus ist ihm ewiges Leben sicher. Seine einzige Sorge sollte sein, die Wahrheit aufzugeben und so das Vertrauen zu enttäuschen, mit dem Gott ihn geehrt hat. Satan versucht, die Menschenherzen mit Zweifel zu füllen und sie zu verleiten, Gott als einen strengen Richter anzusehen. Er verführt sie zur Sünde und sorgt dann dafür, dass sie sich selbst für zu verderbt halten, um sich ihrem himmlischen Vater zu nähern oder sein Mitleid zu wecken. Der Herr versteht das alles. Jesus versichert Seinen Jüngern, dass Gott Mitleid mit ihren Bedürfnissen und Schwächen hat, dass kein Seufzer ausgestoßen, kein Schmerz empfunden wird, kein Kummer die Seele bedrückt, ohne dass Sein Vaterherz dadurch berührt wird. DM.280.1 Teilen

Die Heilige Schrift zeigt uns Gott in Seiner erhabenen Höhe nicht untätig, nicht schweigend und einsam, sondern umgeben von tausendmal tausend und zehntausendmal zehntausend heiliger Wesen, die darauf warten, Seinen Willen zu tun. Durch Kanäle, die wir nicht erkennen, steht Er mit Seinem ganzen Reich in lebendiger Verbindung. Aber auf unserer kleinen Erde sind die Menschen, für die Er seinen eingeborenen Sohn opferte, der Mittelpunkt Seiner und des ganzen Himmels Anteilnahme. Gott beugt sich von Seinem Thron herab, um das Rufen der Unterdrückten zu hören. Er antwortet auf jedes aufrichtige Gebet: „Hier bin ich!“ Er richtet die Bedrückten und Erniedrigten auf. Leiden wir, so leidet Er mit uns, werden wir versucht oder haben wir irgendwelche Schwierigkeiten, so ist ein Himmelsbote bereit, uns beizustehen. DM.280.2 Teilen

Nicht einmal ein kleiner Sperling fällt auf die Erde, ohne dass Gott darauf achtet. Satans Hass gegen Gott verleitet ihn, alles zu hassen, was Christi Fürsorge genießt. Er versucht, Gottes Schöpfungswerk zu verderben, und freut sich darüber, sogar die stumme Kreatur zu vernichten. Nur durch Gottes schützende Vorsorge werden die Vögel erhalten, um uns durch ihren Gesang zu erfreuen. „Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.“ Jesus fuhr fort: „Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ Matthäus 10,31.32. Ihr sollt meine Zeugen sein auf Erden, Kanäle, durch die meine Gnade weiterfließen kann zum Heil der Menschen! Und ich werde euer Vertreter sein im Himmel. Der Vater schaut dann nicht auf euren fehlerhaften Charakter, sondern auf das Kleid meiner Vollkommenheit, mit dem ihr bekleidet seid. Ich bin der Mittler, durch den der Segen des Himmels auf euch kommen wird. Jeder, der mich bekennt, indem er an dem großen Erlösungswerk teilnimmt, den werde ich auch bekennen, indem ich ihn zum Teilhaber der Herrlichkeit und Freude der Erlösten mache. DM.280.3 Teilen

Wer Christus bekennen will, muss Ihn ständig in sich tragen. Er kann nichts weitergeben, was er selbst nicht erhalten hat. Seine Nachfolger mögen Seine Lehre glänzend verkündigen, sie mögen die Worte des Heilandes wiedergeben und Ihn doch nicht bekennen, es sei denn, sie besitzen die Sanftmut und Liebe Christi. Ein Geist, der mit dem Geist Christi nicht übereinstimmt, verleugnet Ihn, egal welches Bekenntnis er ablegt. Christus verleugnen kann man durch üble Nachrede, törichtes Geschwätz sowie durch unaufrichtige und unfreundliche Worte. Man kann Ihn dadurch verleugnen, dass man den Bürden des Lebens ausweicht und sündigen Vergnügungen nachgeht. Christus verleugnet ferner, wer sich der Welt anpasst, sich unhöflich verhält, sich an seinen eigenen Ansichten berauscht, sich selbst rechtfertigt, an Zweifeln festhält, sich unnötige Sorgen macht und in der Dunkelheit lebt. In all dem beweist ein Mensch, dass Christus nicht in ihm ist. „Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater“, sagt Christus. Matthäus 10,33. DM.280.4 Teilen

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Der Heiland warnte Seine Jünger vor der Hoffnung, dass die Feindschaft der Welt gegenüber dem Evangelium überwunden werden und im Verlauf der Weltgeschichte jeder Kampf aufhören würde. Er sagte vielmehr: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Matthäus 10,34. DM.281.1 Teilen

Die Ursache des Streits liegt nicht im Evangelium, sondern es ist vielmehr die Folge des Widerstandes gegen dieses. Von allen Verfolgungen ist die häusliche Uneinigkeit und Entfremdung zwischen Freunden oder Angehörigen die schwerste. Doch der Heiland sagt: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.“ Matthäus 10,37.38. DM.281.2 Teilen

Die Aufgabe der Diener Christi schließt eine heilige Verpflichtung mit ein, denn sie ist eine große Ehre. „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf“, sagte Jesus, „und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Matthäus 10,40. Kein Dienst der Liebe, der ihnen im Namen Jesu erwiesen wird, soll unbeachtet oder unbelohnt bleiben. Die gleiche dankbare Anerkennung erweist Er dem Schwächsten und Niedrigsten in der Familie Gottes, wenn Er sagt: „Wer einem dieser Geringen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil er mein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.“ Matthäus 10,42. Damit beendete der Heiland Seine Unterweisung. Die erwählten Zwölf gingen nun im Namen Christi hinaus, wie ihr Meister hinausgezogen war, um „zu verkündigen das Evangelium den Armen ... zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn“. Lukas 4,18.19. DM.281.3 Teilen

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