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Kapitel 38: „Ruht ein wenig“
Kapitel 38: „Ruht ein wenig“
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Auf der Grundlage von Matthäus 14,1-1; Matthäus 14,12-13; Markus 6,30-32; Lukas 9,7-10. DM.282 Teilen

Nachdem die Apostel von ihrer Missionsreise zurückgekehrt waren, kamen sie zu Jesus und erzählten „ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen; und sie hatten nicht Zeit genug zum essen“. Markus 6,30.31. DM.282.1 Teilen

Die Jünger kamen zu Jesus und berichteten Ihm alles. Ihre enge Verbindung mit Ihm ermutigte sie, Ihm ihre guten und schlechten Erfahrungen, ihre Freude über die Erfolge ihrer Tätigkeit und den Kummer über ihre Misserfolge, über ihre Schuld und Schwächen mitzuteilen. Sie hatten auf ihrer ersten Missionsreise Fehler begangen, und als sie dem Herrn ihre Erfahrungen offen mitteilten, erkannte Er, dass sie noch manche Unterweisung nötig hatten, aber Er sah auch, dass sie sich ausruhen mussten, nachdem sie erschöpft von ihrer Arbeit zurückgekommen waren. DM.282.2 Teilen

Wo sie sich jetzt befanden, hatten sie keinen Platz zum Ruhen; denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht einmal Zeit zu essen. Das Volk drängte sich um den Herrn und wollte gerne geheilt werden und auch Seinen Worten lauschen. Viele fühlten sich zu Ihm hingezogen, denn sie hielten Ihn für die Quelle allen Segens. Einige von denen, die herzu kamen, um von Christus das wertvolle Geschenk der Gesundheit zu empfangen, nahmen Ihn als ihren Erlöser an. Andere, die es bis dahin wegen der Pharisäer nicht gewagt hatten, sich zu Ihm zu bekennen, wurden durch das Wirken des Geistes bekehrt und legten vor den wütenden Priestern und Obersten des Volkes ein Zeugnis von Christus als dem Sohn Gottes ab. DM.282.3 Teilen

Doch nun wollte sich Jesus gerne zurückziehen, um mit Seinen Jüngern allein zu sein, denn Er hatte ihnen noch viel zu sagen. In ihrer Arbeit hatten sie manchen Kampf bestehen müssen und waren verschiedensten Widerständen begegnet. Bisher hatten sie Christus in allen Dingen um Rat gefragt. Aber vorübergehend sich selbst überlassen, waren sie manchmal beunruhigt, weil sie nicht wussten, was sie tun sollten. Sie wurden in ihrer Arbeit sehr ermutigt, denn Christus hatte sie nicht ohne Seinen Geist ausgesandt. Im Vertrauen auf Ihn wirkten sie viele Wunder. Doch jetzt mussten sie selbst von dem Brot des Lebens essen und sich an einen Ort der Ruhe begeben, wo sie Gemeinschaft mit Jesus pflegen und Anweisungen für ihren zukünftigen Dienst empfangen konnten. DM.282.4 Teilen

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„Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig.“ Markus 6,31. Christus ist voller Mitgefühl und Sorge für alle, die in Seinem Dienst stehen. Er zeigte hier Seinen Jüngern, dass Gott nicht Opfergaben, sondern Barmherzigkeit verlangt. Sie hatten alle Kräfte im Dienst für das leidende Volk aufgebraucht und waren dadurch leiblich und seelisch erschöpft; nun mussten sie ruhen. DM.283.1 Teilen

Als die Jünger den Erfolg ihres Wirkens sahen, standen sie in Gefahr, diesen Erfolg sich selbst zuzuschreiben, geistlichen Stolz zu nähren und dadurch Opfer der Versuchungen Satans zu werden. Eine riesige Aufgabe lag vor ihnen. Vor allem aber mussten sie lernen, dass sie die Kraft zu ihrer Bewältigung nur bei Gott finden konnten und nicht in ihnen selbst. Wie Mose in der Wüste Sinai und David in den Bergen von Judäa oder Elia am Bach Krith, so mussten auch die Jünger sich von ihrer aktiven Arbeit zurückziehen, um mit Jesus und der stillen Natur Gemeinschaft zu üben und sich auf sich selbst zu besinnen. DM.283.2 Teilen

Während sich die Apostel auf ihrer Missionsreise befanden, hatte der Heiland andere Städte und Dörfer besucht und dort das Evangelium vom Reich gepredigt. Um diese Zeit hatte Er auch die Nachricht vom Tod Johannes des Täufers erhalten — ein Ereignis, das Ihm sein eigenes Schicksal, dem Er entgegen ging, lebhaft vor Augen führte. Die Schatten auf Seinem Weg wurden immer dichter. Priester und Rabbiner warteten nur auf eine Gelegenheit, um Ihn zu töten. Spione hefteten sich an Seine Fersen, und von allen Seiten fand man sich zusammen, um Ihn zu verderben. Die Nachricht von der Predigt der Apostel in ganz Galiläa erreichte auch König Herodes und lenkte seine Aufmerksamkeit auf Jesus und Sein Wirken. DM.283.3 Teilen

„Das ist Johannes der Täufer; der ist von den Toten auferstanden, deshalb wirken in ihm solche Kräfte.“ Matthäus 14,2. So sprach Herodes, und er wollte Jesus sehen. Schon lange quälte ihn ständige Furcht, dass geheime revolutionäre Kräfte am Werk seien, um ihn vom Thron zu stürzen und die Juden vom römischen Joch zu befreien. Unter dem Volk herrschten Unzufriedenheit und Empörung. Es war offensichtlich, dass Jesu öffentliches Wirken in Galiläa nicht lange andauern konnte. Seine Leidenszeit rückte immer näher, und er sehnte sich danach, für eine Weile der Unruhe der Menge verschont zu sein. Mit traurigem Herzen hatten die Jünger von Johannes seinen verstümmelten Leib beerdigt „und kamen und verkündeten das Jesus“. Matthäus 14,12. DM.283.4 Teilen

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Diese Jünger waren auf Jesus neidisch, weil es so ausgesehen hatte, als machte er das Volk von Johannes abspenstig. Gemeinsam mit den Pharisäern hatten sie Ihn wegen Seiner Teilnahme am Fest des Zöllners Matthäus angegriffen. Seine göttliche Mission war von ihnen angezweifelt worden, weil Er den Täufer nicht befreit hatte. Aber jetzt, als ihr Lehrer tot war, sehnten sie sich in ihrem tiefen Kummer nach Trost und Führung für den Fortgang ihres Dienstes. Deshalb kamen sie zu Jesus und vereinten so ihre Interessen mit Seinen. Auch sie benötigten eine Zeit ruhiger Gemeinschaft mit dem Heiland. DM.284.1 Teilen

In der Nähe von Bethsaida, nördlich des Sees, lag eine einsame Gegend, die gerade jetzt im frischen Grün des Frühlings dem Herrn mit Seinen Jüngern eine willkommene Zufluchtsstätte bot. Sie setzten mit dem Boot über den See, um diesen Platz zu erreichen. Hier würden sie abgelegen und von den lauten, lärmenden Verkehrsstraßen, dem Gewühl und der Unruhe der Stadt sein. Schon die ruhige, schöne Natur bot genug Erholung und eine angenehme Abwechslung für die Sinne. Hier konnten sie den Worten Jesu lauschen, ohne die ärgerlichen Unterbrechungen, Gegenreden und Anklagen der Schriftgelehrten und Pharisäer hören zu müssen. Hier konnten sie für kurze Zeit die wertvolle Gemeinschaft mit dem Herrn wirklich genießen. Die Ruhe, die sich Jesus mit Seinen Jüngern gönnte, bedeutete nicht etwa zügellosen Zeitvertreib. Die Zeit, die sie in der Zurückgezogenheit verbrachten, war auch nicht den Vergnügungen geweiht. Vielmehr redeten sie gemeinsam über das Werk Gottes und über die Möglichkeit, effizienter darin zu werden. Die Jünger waren mit Christus gewesen und konnten Ihn deshalb verstehen. Zu ihnen brauchte Er nicht in Gleichnissen zu reden. Er berichtigte ihre Irrtümer und machte ihnen deutlich, wie sie sich am besten dem Volk nähern könnten. So öffnete Er ihnen immer mehr die wertvollen Schätze der göttlichen Wahrheit. Dadurch wurden sie mit göttlicher Kraft belebt und mit Hoffnung und Mut erfüllt. DM.284.2 Teilen

Obwohl Jesus Wunder wirken konnte und auch Seine Jünger dazu ermächtigt hatte, empfahl Er seinen ermüdeten Mitarbeitern, einen ländlichen Platz aufzusuchen und dort zu ruhen. Als Er ihnen sagte, dass die Ernte groß und der Arbeiter wenige seien, wollte Er nicht, dass sie nun unaufhörlich arbeiten sollten, sondern Er fügte hinzu: „Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ Matthäus 9,38. Gott hat jedem seine Aufgabe nach seiner Befähigung zugewiesen (Epheser 4,11-13), und Er will nicht, dass einige durch eine allzu große Verantwortung belastet werden, während andere gegenüber ihren Mitmenschen weder Last noch Sorge fühlen. DM.284.3 Teilen

Christi Worte des Mitgefühls gelten heute noch Seinen Mitarbeitern, wie damals den Jüngern. „Geht ... an einen einsamen Ort und ruht dort ein wenig aus!“ Markus 6,31 (Menge). So sprach Er zu den Müden und Erschöpften. Es ist unklug, sich ständig dem Druck der Arbeit und der Anspannung auszusetzen, selbst wenn diese Zeit dazu dient, für das geistliche Wohl anderer zu sorgen. Dadurch wird die eigene Frömmigkeit vernachlässigt und die Kräfte des Geistes, der Seele und des Körpers werden überanstrengt. Wohl müssen die Jünger Jesu Selbstverleugnung üben und Opfer bringen, aber sie müssen auch dafür sorgen, dass durch ihren Übereifer Satan nicht aus ihrer menschlichen Schwäche Vorteile zieht und das Werk Gottes dadurch geschädigt wird. DM.284.4 Teilen

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Die Rabbiner hielten es für das Wesen der Religion, stets rege Aktivität zu entwickeln. Sie zeigten ihre überlegene Frömmigkeit durch äußerliche Leistungen. Sie trennten dadurch ihre Seele von Gott und vertrauten allein sich selbst. In der gleichen Gefahr stehen die Menschen heute noch. Nimmt ihr Einsatz zu und ist ihr Wirken für Gott erfolgreich, dann stehen sie in Gefahr, sich auf ihre menschlichen Pläne und Methoden zu verlassen, weniger zu beten und weniger Glauben zu üben. DM.285.1 Teilen

Wir verlieren ähnlich wie die Jünger Gott aus den Augen und versuchen, uns aus unserer Geschäftigkeit einen Heiland zu machen. Deshalb sollten wir ständig auf Jesus blicken, damit wir erkennen, dass es Seine Kraft ist, die alles schafft. Während wir eifrig für das Heil der Verlorenen wirken sollen, müssen wir uns Zeit nehmen, um nachzudenken, um zu beten und das Wort Gottes zu betrachten. Nur die unter anhaltendem Gebet ausgeführte und die durch den Verdienst Christi geheiligte Arbeit wird am Ende zum Guten führen. DM.285.2 Teilen

Kein Leben war mehr angefüllt von Arbeit und Verantwortung als das Leben Jesu. Und doch, wie oft finden wir Ihn im Gebet! Wie beständig war Seine Verbindung mit Gott! Immer wieder lesen wir in Seiner Lebensgeschichte Berichte wie diese: „Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort.“ Markus 1,35. „Es kam eine große Menge zusammen, zu hören und gesund zu werden von ihren Krankheiten. Er aber zog sich zurück in die Wüste und betete.“ Lukas 5,15.16. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass er auf einen Berg ging, zu beten; und er blieb die Nacht über im Gebet zu Gott.“ Lukas 6,12. DM.285.3 Teilen

In Seinem Leben, das nur dem Wohl anderer geweiht war, hielt der Heiland es für nötig, sich vom Trubel der Reise und der Ihm Tag für Tag nachfolgenden Menge zurückzuziehen, Seine Aufgabe und den Kontakt mit der menschlichen Not manchmal zu unterbrechen, die Zurückgezogenheit zu suchen und ungestört mit dem Vater Gemeinschaft zu pflegen. Als einer von uns, Teilhaber unserer Nöte und Schwachheiten, war Er völlig von Gott abhängig und suchte an einsamen Orten in der Natur im Gebet göttliche Kraft, um den kommenden Pflichten und Schwierigkeiten gewachsen zu sein. In einer Welt der Sünde ertrug Jesus seelische Kämpfe und Qualen. In der Gemeinschaft mit Gott aber befreite Er sich von den fast erdrückenden Lasten und fand Trost und Freude. In Christus erreichte das Flehen der Menschheit des Vaters unendliches Mitleid. Als Mensch flehte Er vor dem Thron Gottes, bis Seine menschliche Natur von einem himmlischen Strom durchdrungen war, der das Menschliche mit dem Göttlichen verbinden sollte. Durch ständige Gemeinschaft empfing Er Leben von Gott, um es der Welt weiterzugeben. Seine Erfahrung sollte auch unsere sein. „Geht ... an einen einsamen Ort“ (Markus 6,31), sagt der Heiland auch uns. Würden wir stets an dieses Wort denken, könnten wir bestimmt stärker und nützlicher wirken. DM.285.4 Teilen

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Die Jünger suchten Jesus, um Ihm alles mitzuteilen, was sie erlebt hatten, und Er ermutigte und belehrte sie. Wenn wir uns heute die Zeit nähmen, zu Jesus zu gehen und Ihm unsere Nöte und Besorgnisse zu berichten, würden wir nicht enttäuscht werden. Er würde uns an die Hand nehmen und helfen. DM.286.1 Teilen

Wir müssen unserem Heiland mehr Einfachheit, Vertrauen und Zuversicht entgegenbringen. Sein Name ist „Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“. Von Ihm steht geschrieben: „Die Herrschaft ruht auf seiner Schulter.“ Jesaja 9,5. Er ist wirklich der beste Ratgeber. Ihn dürfen wir um Weisheit bitten, Er „gibt allen Menschen gern und macht ihnen deswegen keine Vorhaltungen“. Jakobus 1,5 (Bruns). DM.286.2 Teilen

Jeder, der von Gott geleitet wird, lebt ein Leben, das sich von der Welt mit ihren Sitten und Gewohnheiten stark unterscheidet. Um den Willen Gottes erkennen zu können, müssen wir persönliche Erfahrungen im geistlichen Leben haben. Wir werden dann Gott ganz individuell zu uns sprechen hören. Wenn jede andere Stimme schweigt und wir ruhig auf Ihn warten, durch das Stillesein werden wir die Stimme Gottes vernehmen. Er sagt: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin!“ Psalm 46,11. DM.286.3 Teilen

Hier allein kann wahre Ruhe gefunden werden. Nur eine solche Vorbereitung ist wirkungsvoll für die Arbeit im Werk Gottes. Inmitten der hastenden Menge und der Belastungen der irdischen Arbeit wird die Seele, die sich auf diese Weise erfrischt, mit einer Atmosphäre von Licht und Frieden umgeben sein. Das Leben wird Wohlgeruch atmen und eine göttliche Macht offenbaren, die die Menschenherzen zu erreichen vermag. DM.286.4 Teilen

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