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Kapitel 41: Die Entscheidung in Galiläa
Kapitel 41: Die Entscheidung in Galiläa
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Auf der Grundlage von Johannes 6,22-71; markus 14,22; Lukas 4,4. DM.300 Teilen

Christus wusste, dass ein Wendepunkt in Seinem Dasein erreicht war, als Er es den Menschen untersagte, Ihn zum König auszurufen. Die Volksmenge, die Ihn heute auf den Thron heben wollte, hätte sich am nächsten Tag von Ihm abgewandt. Sobald ihr selbstsüchtiger Ehrgeiz enttäuscht worden wäre, hätte sich ihre Liebe in Hass und ihr Lob in Fluch verwandelt. Doch obwohl Christus dies wusste, unternahm Er nichts, um die Krise abzuwenden. Von Anfang an hatte Er Seinen Nachfolgern keinerlei Hoffnung auf irdische Belohnung gemacht. Einem Mann, der Sein Jünger werden wollte, sagte Er: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Matthäus 8,20. DM.300.1 Teilen

Hätten die Menschen zugleich Christus und die Welt besitzen können, würden sie Ihm in Scharen ihrer Treue versichert haben. Aber so einen Dienst konnte Er nicht annehmen. Viele Seiner Anhänger damals wurden von der Hoffnung auf ein weltliches Königreich angezogen. Sie sollten eines besseren belehrt werden. Die tiefe geistliche Bedeutung des von Ihm vollbrachten Wunders der Speisung war von ihnen nicht verstanden worden. Das aber wollte Er ihnen verständlich machen. Diese neue Offenbarung würde jedoch eine strengere Prüfung mit sich bringen. DM.300.2 Teilen

Überall sprach man über das Wunder der Brotvermehrung, und schon früh am nächsten Morgen strömten die Leute nach Bethsaida, um Jesus zu sehen. Sie kamen zahlreich auf dem Landweg und auch über den See. Die Ihn am Abend zuvor verlassen hatten, kehrten zurück und erwarteten, Ihn dort noch anzutreffen. Es war doch kein Boot vorhanden, mit dem Er zum anderen Seeufer hätte übersetzen können. Ihr Suchen blieb jedoch erfolglos. Deshalb wandten sich viele wieder nach Kapernaum, um Ihn dort zu suchen. Inzwischen befand sich Jesus nach nur eintägiger Abwesenheit wieder in der Landschaft Genezareth. „Als sie aus dem Boot stiegen, erkannten ihn die Leute alsbald und liefen im ganzen Land umher und fingen an, die Kranken auf Bahren überall dorthin zu tragen, wo sie hörten, dass er war“. Markus 6,54.55. DM.300.3 Teilen

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Kurze Zeit später ging Er in die Synagoge. Dort fanden Ihn die Leute, die aus Bethsaida gekommen waren. Sie erfuhren, wie Er den See überquert hatte. Die Jünger erzählten der staunenden Menge in allen Einzelheiten von der Heftigkeit des Sturms, dem stundenlangen vergeblichen Rudern gegen widrige Winde, dem Erscheinen Jesu, der auf dem Wasser ging, von der Furcht, in die sie dadurch gerieten und wie Christus sie beruhigte. Sie erzählten vom Wagnis des Petrus, was er erlebte und wie plötzlich der Sturm aufhörte, sodass das Boot anlegen konnte. Viele aber, die mit diesem Bericht nicht zufrieden waren, versammelten sich um Jesus und fragten Ihn: „Rabbi, wann bist du hergekommen?“ Johannes 6,25. Sie hofften, von Ihm selbst eine Schilderung des Wunders zu hören. DM.301.1 Teilen

Jesus aber befriedigte ihre Neugier nicht. Traurig erwiderte Er: „Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid.“ Johannes 6,26. Sie suchten Ihn nicht aus edlen Motiven. Das Brot hatte sie gesättigt, und nun erwarteten sie, weitere irdische Vorteile zu haben, wenn sie sich an Ihn hielten. Der Heiland aber machte ihnen klar: „Verschafft euch doch nicht die Speise, die vergänglich ist, sondern die Speise, die für das ewige Leben vorhält.“ Johannes 6,27 (Menge). Anders ausgedrückt: Trachtet nicht nur nach irdischem Gewinn! Lasst es nicht euer Hauptanliegen sein, für das diesseitige Leben zu sorgen, sondern strebt nach geistlicher Speise — nach jener Weisheit, die bis ins ewige Leben andauert und die allein der Sohn Gottes schenken kann; „denn dazu hat Gott der Vater ihn gesandt“. Johannes 6,27 (NL). DM.301.2 Teilen

Für einen Moment war das Interesse der Hörer geweckt. Sie riefen aus: „Was sollen wir tun, um die Werke Gottes zu wirken?“ Johannes 6,28. Sie hatten vieles und schweres geleistet, um sich vor Gott angenehm zu machen. Sie waren auch bereit, eine neue Vorschrift zu beachten, durch deren Befolgung sie sich ein größeres Verdienst sichern konnten. Ihre Frage bedeutete eigentlich: Was sollen wir tun, um uns den Himmel zu verdienen? Welchen Preis müssen wir zahlen, um das künftige Leben zu bekommen? „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ Johannes 6,29. Der Preis des Himmels ist die Annahme Jesu. Der Weg zum Himmel geht über den Glauben an „Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“. Johannes 1,29. DM.301.3 Teilen

Die Menschen aber wollten diese Erklärung nicht als göttliche Wahrheit annehmen. Jesus hatte genau das getan, was die Prophezeiungen über die Taten des Messias vorausgesagt hatten; aber die Menschen vermissten, was ihre egoistischen Hoffnungen sich als Sein Wirken vorgestellt hatten. Nun, Christus hatte die Menge mit Gerstenbroten gesättigt. Doch war Israel in den Tagen Moses nicht 40 Jahre durch Manna ernährt worden? Weit größere Segenstaten erwartete man vom Messias. Unzufriedenen Herzens fragten sie, weshalb Jesus, wenn Er schon so viele wunderbare Taten vollbrachte, die sie miterlebt hatten, den Menschen nicht Gesundheit, Kraft und Reichtum schenkte, sie nicht von den Unterdrückern befreite und ihnen nicht zu Macht und Ansehen verhalf. Dass Jesus behauptete, der Gesandte Gottes zu sein, nicht aber der König Israels sein wollte, das war für sie ein Geheimnis, das sie nicht begreifen konnten. Seine Weigerung wurde falsch verstanden. Viele schlossen daraus, dass Er es nicht wagte, auf Seinen Ansprüchen zu bestehen, weil Er selbst am göttlichen Charakter Seiner Sendung zweifelte. So öffneten sie ihre Herzen dem Unglauben, und die Saat, die Satan ausgestreut hatte, brachte die entsprechenden Früchte: Missverständnisse und Abfall. Nun fragte Ihn ein Schriftgelehrter halb spöttisch: „Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht: ‚Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.‘“ Johannes 6,30.31. DM.301.4 Teilen

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Die Juden ehrten Mose als Spender des Manna und priesen so den Mittler, wobei sie den aus den Augen verloren, der diese Tat eigentlich vollbracht hatte. Ihre Vorfahren hatten gegen Mose gemurrt, an ihm gezweifelt und seine göttliche Mission bestritten. In der gleichen Gesinnung verwarfen deren Nachkommen jetzt den, der ihnen die Botschaft Gottes überbrachte. „Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben.“ Johannes 6,32. Der Spender des Manna stand vor ihnen. Christus selbst hatte ja die Hebräer durch die Wüste geführt und sie täglich mit Himmelsbrot versorgt. Diese Speise war ein Symbol für das wahre Himmelsbrot. Der lebenspendende Geist, der von der unendlichen Fülle Gottes nimmt, ist das wahre Manna. „Denn“, so sagte Jesus, „Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.“ Johannes 6,33. Einige Hörer meinten noch immer, dass Jesus auf irdische Nahrung hinwies und riefen deshalb aus: „Herr, gib uns allezeit solches Brot.“ Daraufhin wurde Jesus deutlich: „Ich bin das Brot des Lebens“ Johannes 6,34.35. DM.302.1 Teilen

Das Bild, das Jesus gebrauchte, war den Juden gut vertraut. Schon Mose hatte unter dem Einfluss des Heiligen Geistes den Israeliten gesagt, „dass der Mensch nicht lebt vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht“. 5.Mose 8,3. Und der Prophet Jeremia hatte geschrieben: „Dein Wort ward meine Speise, sooft ich‘s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost.“ Jeremia 15,15. Selbst die Rabbiner kannten ein Sprichwort, wonach das Essen von Brot in geistlichem Verständnis Studium des Gesetzes und Erfüllung guter Werke bedeutete, und oft hieß es, dass bei der Ankunft des Messias ganz Israel gesättigt würde. Die Lehren der Propheten enthüllten den tiefen geistlichen Sinn, der in dem Brotwunder steckte. Diese Bedeutung wollte Christus Seinen Hörern in der Synagoge erschließen. Hätten sie die Schrift verstanden, dann würden sie auch erfasst haben, was Seine Worte bedeuteten: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Johannes 6,35. Erst einen Tag zuvor war die große, ermattete und müde Volksmenge durch das Brot gesättigt worden, das Er gegeben hatte. Wie sie durch dieses Brot körperlich gekräftigt und erfrischt worden waren, so hätten sie durch Christus geistliche Kraft für das ewige Leben erhalten können. Er fuhr deshalb fort: „Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ Johannes 6,35. Aber Er fügte auch hinzu: „Ihr habt mich wohl gesehen, glaubt aber doch nicht.“ Johannes 6,36 (Menge). DM.302.2 Teilen

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Sie hatten Christus durch ein Zeugnis des Heiligen Geistes und eine Offenbarung Gottes erkannt. Die lebenden Beweise Seiner Macht hatten sie täglich vor Augen gehabt, trotzdem fragten sie noch nach einem weiteren Zeichen. Hätten sie es auch erhalten, so wären sie doch weiter ungläubig geblieben. Konnten sie nicht durch das Gesehene und Gehörte überzeugt werden, dann hatte es keinen Sinn, ihnen noch wunderbarere Dinge zu zeigen. Der Unglaube findet für den Zweifel immer einen Grund und diskutiert den sichersten Beweis hinweg. DM.303.1 Teilen

Und wieder rief Christus jenen starrsinnigen Herzen zu: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Johannes 6,37. Alle, die Ihn im Glauben annähmen, so versicherte Er, würden das ewige Leben haben. Nicht einer könnte verloren gehen. Weder die Pharisäer noch die Sadduzäer brauchten sich weiterhin über das zukünftige Leben zu streiten. Und niemand brauchte länger in hoffnungslosem Leid um seine Toten zu trauern. „Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.“ Johannes 6,40. DM.303.2 Teilen

Die Führer des Volkes waren jedoch beleidigt und sprachen: „Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wieso spricht Er dann: Ich bin vom Himmel gekommen?“ Johannes 6,42. Sie wollten so Vorurteile wecken, indem sie sich verächtlich auf Jesu niedrige Herkunft bezogen. Abfällig erinnerten sie an Sein Leben als Arbeiter in Galiläa sowie an Seine Familie, die arm und von einfachem Stand war. Die Behauptungen dieses ungelehrten Zimmermannes wären, so behaupteten sie, keiner Aufmerksamkeit wert. Das Wunderbare Seiner geheimnisvollen Geburt nahmen sie zum Anlass, von einer zweifelhaften Herkunft zu sprechen und die irdischen Umstände Seiner Geburt als Makel hinzustellen. DM.303.3 Teilen

Jesus versuchte nicht, das Geheimnis Seiner Geburt zu erklären. Er beantwortete weder die Fragen im Hinblick auf Seine himmlische Herkunft noch die, wie Er auf dem See hatte gehen können. Überhaupt lenkte Er die Aufmerksamkeit nicht auf die Wunder, die Sein Leben auszeichneten. Freiwillig hatte Er auf ein hohes Ansehen verzichtet und statt dessen Knechtsgestalt angenommen. Seine Worte und Taten aber bezeugten, wer Er wirklich war. Alle, deren Herzen der göttlichen Erleuchtung geöffnet waren, erkannten in Ihm den eingeborenen Sohn „vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“. Johannes 1,14. DM.303.4 Teilen

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Das Vorurteil der Pharisäer lag viel tiefer, als aus ihren Fragen hervorging, es war in der Verderbtheit ihrer Herzen begründet. Jedes Wort und jede Tat Jesu rief in ihnen Widerstand hervor; denn der Geist, den sie hegten, fand bei Ihm keinen Widerhall. „Nur der kann zu mir kommen, den der Vater, der mich gesandt hat, zu mir führt. Und ich werde jeden, der zu mir kommt, am letzten Tag vom Tod erwecken. Die Propheten haben geschrieben: ‚Gott selbst wird sie alle unterweisen.‘ Wer den Vater hört und von ihm lernt, der kommt zu mir.“ Johannes 6,45 (GN). Niemand wird je zu Christus kommen, wenn er nicht auf die Liebe des Vaters eingeht, die uns zu Ihm führt. Doch Gott zieht alle Herzen zu sich, und nur wer sich Ihm widersetzt, wird sich weigern, zu Christus zu kommen. DM.304.1 Teilen

Mit den Worten: „Gott selbst wird sie alle unterweisen“ bezog sich Jesus auf die Weissagung des Propheten Jesaja: „Kinder werden vom Herrn gelehrt und der Friede deiner Kinder wird groß sein.“ Jesaja 54,13. Dieses Schriftwort wandten die Juden auf sich an. Sie rühmten sich damit, dass Gott ihr Lehrer sei. Jesus aber zeigte ihnen, wie vergeblich solch ein Anspruch ist, denn Er sagte: „Wer den Vater hört und von ihm lernt, der kommt zu mir.“ Johannes 6,45 (GN). Nur durch Christus konnten sie Kenntnis über den Vater erlangen. Die menschliche Natur konnte die Erscheinung Seiner Herrlichkeit nicht ertragen. Wer von Gott gelernt hatte, hörte auf die Stimme des Sohnes und erkannte in Jesus von Nazareth den, der durch Sein Wesen und durch Offenbarung den Vater darstellte. DM.304.2 Teilen

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.“ Johannes 6,47. Johannes, der Lieblingsjünger, hatte diesen Worten zugehört. Durch ihn erklärte der Heilige Geist den Gemeinden: „Das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben.“ 1.Johannes 5,11.12. Jesus versprach: „Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.“ Johannes 6,44. Christus wurde eins mit uns im Fleisch, damit wir im Geist eins würden mit Ihm. Kraft dieser Verbindung werden wir aus dem Grab wieder hervorkommen, nicht nur als Bekundung der Macht Christi, sondern weil durch den Glauben Sein Leben zu unserem wurde. Wer das wahre Wesen Christi erkennt und Ihn in seinem Herzen aufnimmt, hat ewiges Leben. Durch den Geist bleibt Christus in uns, und der Geist Gottes, den unser Herz im Glauben erhält, ist der Anfang vom ewigen Leben. DM.304.3 Teilen

Die Menschen hatten Christus auf das Manna hingewiesen, das ihre Vorfahren in der Wüste gegessen hatten, als wäre die Gewährung dieser Speise ein größeres Wunder gewesen als das, was Jesus getan hatte. Er zeigte, wie einfach diese Gabe war im Vergleich zu dem, das Er schenken wollte. Das Manna konnte nur die irdische Existenz sichern. Es konnte weder den Tod verhindern noch Unsterblichkeit zusichern. Das Brot des Himmels dagegen würde sie nähren und zum ewigen Leben führen. Der Heiland sagte deshalb: „Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“ Johannes 6,48-51. Diesem Bild fügt Christus noch ein weiteres hinzu. Nur durch Sterben konnte Er den Menschen Leben schenken, und mit folgenden Worten nennt Er Seinen Tod das Mittel der Erlösung, denn Er sagt: „Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“ Johannes 6,51. DM.304.4 Teilen

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Die Juden wollten in Jerusalem gerade das Passahfest feiern zur Erinnerung an die Nacht der Befreiung Israels, als der Todesengel die Familien der Ägypter heimsuchte. Nach dem Willen Gottes sollten sie im Passahlamm das Lamm Gottes sehen und in diesem Bild jenen annehmen, der sich selbst für das Leben der Welt gab. Aber die Juden hatten das Sinnbild zur höchsten Bedeutung erhoben und verstanden seinen Sinn nicht mehr. Daher erkannten sie in Ihm nicht den Leib des Herrn. Die gleiche Wahrheit, die im Passahfest symbolisiert wurde, lehrte auch von Christus, doch diese wurde noch immer nicht verstanden. DM.305.1 Teilen

Nun riefen die Rabbiner ärgerlich: „Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben?“ Johannes 6,52. Sie taten so, als verstünden sie Seine Worte in demselben buchstäblichen Sinn wie Nikodemus, als dieser fragte: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?“ Johannes 3,4. Bis zu einem gewissen Grad begriffen sie, was Jesus meinte, aber sie wollten es nicht zugeben. Bewusst deuteten sie Seine Worte falsch in der Hoffnung, das Volk gegen Ihn aufzuwiegeln. Christus schwächte jedoch Seine sinnbildliche Darstellung nicht ab, sondern wiederholte die Wahrheit vielmehr mit noch deutlicheren Worten: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Johannes 6,53-56. DM.305.2 Teilen

Christi Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken heißt, Ihn als persönlichen Heiland anzunehmen sowie daran zu glauben, dass Er uns unsere Sünden vergibt, und dass wir in Ihm vollkommen sind. Wenn wir mit Seiner Liebe verbunden sind, in ihr bleiben, sie in uns aufnehmen, dann haben wir Anteil an Seiner Natur. Was die Speise für den Körper bedeutet, das ist Christus für unser Herz. Nahrung nützt uns nichts, wenn wir sie nicht essen und sie dadurch nicht zu einem Bestandteil von uns wird. Genauso ist Christus für uns wertlos, wenn wir Ihn nicht als unseren persönlichen Heiland anerkennen. Ein rein theoretisches Wissen wird uns nichts nützen. Wir müssen vielmehr von Ihm leben, Ihn in unser Herz aufnehmen, damit Sein Leben unser Leben wird. Seine Liebe und Gnade muss in uns aufgenommen werden. Doch selbst diese Bilder stellen das besondere der Beziehungen des gläubigen Menschen zu Christus nicht ausreichend dar. Christus sagte: „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen.“ Johannes 6,57. Wie der Sohn Gottes durch Seinen Glauben an den Vater lebte, so sollen auch wir durch den Glauben an Christus leben. Jesus hatte sich dem Willen Gottes so völlig ausgeliefert, dass allein der Vater in Seinem Leben sichtbar wurde. Obwohl Er in allen Dingen genauso versucht wurde wie wir, stand Er in dieser Welt ohne Beeinträchtigung vom Bösen, das Ihn umgab. So sollen auch wir genauso überwinden wie Christus. DM.305.3 Teilen

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Bist du ein Nachfolger Jesu? Wenn ja, dann ist alles, was über das geistliche Leben geschrieben steht, für dich geschrieben. Du kannst es erhalten, wenn du dich mit Ihm vereinst. Lässt dein Eifer nach? Ist deine erste Liebe erkaltet? Dann nimm wieder die Liebe an, die Christus dir anbietet. Iss Sein Fleisch und trinke Sein Blut, und du wirst mit dem Vater und dem Sohn eins werden. Die ungläubigen Juden wollten die Worte des Heilandes nur wörtlich verstanden wissen. Im Zeremonialgesetz war ihnen der Blutgenuss verboten. Sie legten daher Christi Rede als eine Lästerung aus und stritten sich untereinander darüber. Sogar viele Jünger erklärten: „Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?“ Johannes 6,60. DM.306.1 Teilen

Der Heiland antwortete ihnen: „Ärgert euch das? Wie wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war? Der Geist ist‘s, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich rede, sind Geist und sind Leben.“ Johannes 6,61-63. Das Leben von Christus, das Er der Welt schenkt, ist in Seinem Wort. Dadurch heilte Jesus Kranke und trieb Dämonen aus. Durch Sein Wort stillte Er den Sturm und weckte Tote auf. Die Menschen bezeugten, dass Sein Wort voller Kraft war. Er sprach Gottes Wort, wie Er es durch die Propheten und Lehrer des Alten Testaments gesprochen hatte. Die ganze Bibel ist eine Offenbarung Christi, und der Heiland wollte den Glauben Seiner Nachfolger deshalb an das Wort koppeln. Wenn Er nicht mehr sichtbar unter ihnen weilen würde, dann müsste das Wort die Quelle ihrer Kraft sein. Wie ihr Meister, so sollten auch sie leben „von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“. Matthäus 4,4. DM.306.2 Teilen

Wie unser Körper durch Nahrung am Leben erhalten wird, so unser geistliches Leben durch Gottes Wort. Jeder Mensch soll aus dem Wort Gottes für sich selbst Leben empfangen. Wie wir um unser selbst willen essen müssen, um ernährt zu werden, so müssen wir uns auch Gottes Wort selbst aneignen. Wir sollen es nicht nur durch die Vermittlung anderer Menschen empfangen, sondern sorgfältig die Bibel studieren und Gott um die Hilfe des Heiligen Geistes anflehen, damit wir Sein Wort auch verstehen. Wir sollten uns einen Vers vornehmen und uns ernstlich darauf konzentrieren, den Gedanken zu erfassen, den Gott für uns dort hineingelegt hat. Dabei sollten wir so lange verweilen, bis er zu unserem eigenen wird und wir wissen, was der Herr sagt. Mit Seinen Verheißungen und Warnungen wendet sich Jesus ganz persönlich an mich. DM.306.3 Teilen

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Gott liebte die Welt so sehr, „dass er seinen eingeborenen Sohn gab“ (Johannes 3,16), damit auch ich durch den Glauben an ihn nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe. Die im Wort Gottes erhaltenen Erfahrungen sollen meine Erfahrungen werden. Gebet und Verheißung, Gebot und Warnung sind für mich ganz persönlich. „Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahin gegeben.“ Galater 2,19.20. Werden so im Glauben die Grundsätze der Wahrheit aufgenommen und sich angeeignet, dann werden sie zum Bestandteil des menschlichen Wesens und zur bewegenden Kraft seines Lebens. Das Wort Gottes im Herzen formt die Gedanken und gestaltet die Charakterentwicklung. DM.307.1 Teilen

Schauen wir mit Augen des Glaubens beständig auf Jesus, dann werden wir stark. Gott wird Seinem hungernden und dürstenden Volk die herrlichsten Offenbarungen schenken und es erfahren lassen, dass Christus ein persönlicher Erlöser ist. Alle, die sich mit Seinem Wort nähren, merken bald, dass es Geist und Leben ist. Das Wort zerstört die natürliche, irdische Wesensart und gibt neues Leben in Christus. Der Heilige Geist naht sich der Seele als Tröster. Durch die umwandelnde Kraft Seiner Gnade wird das Ebenbild Gottes in dem Jünger hergestellt und er wird eine neue Kreatur. Liebe tritt an die Stelle von Hass, und das Herz wird Gott ähnlich. Das bedeutet es, „von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“, zu leben und das Brot zu essen, das vom Himmel kommt. DM.307.2 Teilen

Christus hatte hinsichtlich der Beziehung zwischen Ihm und Seinen Nachfolgern eine heilige und ewige Wahrheit ausgesprochen. Er wusste, wie jene beschaffen waren, die den Anspruch erhoben, Seine Jünger zu sein. Seine Worte stellten ihren Glauben auf die Probe. Er erklärte ihnen, dass sie glauben und sich nach Seinen Lehren richten sollten. Jeder, der Ihn aufnahm, sollte von Seinem Wesen und Seinem Charakter erfüllt werden. Dies aber hieß, dass sie ihre liebgewordenen Neigungen aufgeben mussten. Dazu gehörte ferner die völlige Übergabe des eigenen Ichs an Jesus. So wurden sie aufgerufen, aufopferungsvoll, bescheiden und demütig zu sein. Sie sollten — wie der Mann von Golgatha — den schmalen Weg gehen, wenn sie die Gabe des ewigen Lebens und die Herrlichkeit des Himmels empfangen wollten. Diese Prüfung war zu schwer. Die Begeisterung der Menschen, die Ihn gewaltsam entführen und zum König machen wollten, erkaltete. Diese Unterredung in der Synagoge, so erklärten sie, habe ihnen die Augen geöffnet. Jetzt seien sie klüger geworden. Für sie waren Seine Worte geradezu das Eingeständnis, dass Er nicht der Messias sei, und dass aus einer Verbindung mit Ihm kein irdischer Gewinn realisiert werden könne. Seine Wunder wirkende Kraft hatten sie begrüßt. Sie waren froh, von Krankheit und Leid befreit zu werden. An Seinem aufopfernden Leben waren sie jedoch nicht interessiert. Sie kümmerten sich auch nicht um das geheimnisvolle geistliche Reich, von dem Er sprach. Die unaufrichtigen und selbstsüchtigen Menschen, die zu Ihm gekommen waren, hatten kein Verlangen mehr nach Ihm. Falls Er Seine Macht und Seinen Einfluss nicht dazu einsetzen würde, sie von den Römern zu befreien, dann wollten sie mit Ihm nichts mehr zu tun haben. DM.307.3 Teilen

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Jesus sagte ihnen deutlich: „Es gibt einige unter euch, die glauben nicht.“ Und Er fügte hinzu: „Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.“ Johannes 6,64.65. Sie sollten begreifen, dass sie sich deshalb nicht zu Ihm gezogen fühlten, weil ihre Herzen für den Heiligen Geist nicht offen waren: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt sein.“ 1.Korinther 2,14. Nur im Glauben erblickt die Seele die Herrlichkeit Jesu. Die bleibt ihr so lange verborgen, bis durch den Heiligen Geist der Glaube im Herzen entzündet ist. DM.308.1 Teilen

Durch die öffentliche Zurechtweisung ihres Unglaubens wurden diese Jünger Jesus noch mehr entfremdet. Sie waren sehr erbost. Weil sie den Heiland kränken und der Böswilligkeit der Pharisäer zugetan sein wollten, wandten sie Jesus den Rücken und verließen Ihn voller Verachtung. Sie hatten ihre Wahl getroffen und sich der Form ohne Geist, der Hülse ohne Kern zugewandt. Ihre Entscheidung haben sie später nicht wieder korrigiert, denn sie „gingen hinfort nicht mehr mit ihm“. Johannes 6,66. „Er hat die Wurfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln.“ Matthäus 3,12. Jetzt war solch eine Zeit der Reinigung gekommen. Die Worte der Wahrheit trennten die Spreu vom Weizen. Viele wandten sich jetzt von Jesus ab, weil sie zu eitel und zu selbstgerecht waren und allzu sehr die Welt liebten, um ein Leben der Demut auf sich zu nehmen. Auch heute verhalten sich viele Menschen so. Auch jetzt werden Menschen so geprüft wie damals die Jünger in der Synagoge zu Kapernaum. Wenn ihnen die Wahrheit nahegebracht wird, so erkennen sie, dass ihr Leben nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmt. Sie begreifen zwar, dass sie sich von Grund auf ändern müssen, sind aber nicht bereit, diese selbstverleugnende Aufgabe auszuführen. Deshalb ärgern sie sich, wenn ihre Sünden aufgedeckt werden. Beleidigt wenden sie sich ab, wie damals die Jünger und murren dabei: „Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?“ Johannes 6,60. Lob und Schmeichelei würden ihnen zusagen, die Wahrheit aber ist ihnen nicht willkommen. Sie können sie nicht ertragen. Wenn Menschenmassen nachfolgen und Tausende gesättigt werden, wenn Triumphgeschrei ertönt, dann schreien sie ihr Lob mit lauter Stimme hinaus. Sobald aber Gottes Geist ihre Sünden offenbart und sie auffordert, diese abzulegen, dann kehren sie der Wahrheit den Rücken und folgen Jesus nicht mehr nach. DM.308.2 Teilen

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Als diese unzufriedenen Jünger sich von Christus abwandten, führte sie ein anderer Geist. Ihn, der ihnen einst so anziehend erschienen war, fanden sie nicht mehr interessant. Sie suchten jetzt Seine Feinde auf, denn mit ihnen stimmten sie nun in Gesinnung und Haltung überein. Sie missdeuteten Seine Worte, verfälschten Seine Aussagen und bestritten Seine Motive. Sie stärkten ihre Entscheidung dadurch, dass sie alles sammelten, was gegen Ihn verwendet werden konnte. Durch diese falschen Berichte entstand eine Empörung, die Sein Leben gefährdete. Schnell verbreitete sich die Nachricht, dass Jesus selbst eingestanden habe, nicht der Messias zu sein. Dadurch entstand in Galiläa eine allgemeine Stimmung gegen Ihn wie ein Jahr zuvor in Judäa. Wehe dem Volk Israel! Es lehnte Seinen Erlöser ab, weil es nach einem Eroberer Ausschau hielt, der ihm irdische Macht geben sollte. Es wünschte sich eine Speise, die vergänglich ist, nicht aber etwas, das „in das ewige Leben führt“. Johannes 6,27 (NL). DM.309.1 Teilen

Schmerzlich sah Jesus, wie jene, die bisher Seine Nachfolger gewesen waren, sich von Ihm abwandten — dem Leben und Licht der Menschen. Das Bewusstsein, dass man Sein Mitleid nicht schätzte, Seine Liebe nicht erwiderte, Seine Gnade verachtete und Seine Erlösung ablehnte, erfüllte Ihn mit unbeschreiblichem Kummer. Solche Entwicklungen wie diese machten Ihn zu einem Mann der Schmerzen, der mit Leid vertraut war. Ohne zu versuchen, jene aufzuhalten, die Ihn verließen, „fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen?“ Johannes 6,67. DM.309.2 Teilen

Petrus antwortete Ihm mit der Gegenfrage: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Und er fügte hinzu: „Wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ Johannes 6,68.69. DM.309.3 Teilen

„Wohin sollen wir gehen?“ Die Lehrer Israels waren Sklaven ihres Formenwesens. Die Pharisäer und Sadduzäer lagen miteinander in ständigem Streit. Wer Jesus verließ, geriet damit unter Eiferer für Bräuche und Zeremonien sowie unter ehrgeizige Menschen, die nur ihren eigenen Ruhm suchten. Die Jünger hatten, seit sie Christus angenommen hatten, mehr Frieden und Freude gefunden als in ihrem ganzen Leben davor. Wie konnten sie nun zu denen wieder zurückkehren, die den Freund der Sünder verachteten und verfolgten? Schon lange hatten sie nach dem Messias Ausschau gehalten. Jetzt war Er endlich erschienen, und sie konnten sich nicht von Ihm abwenden und zu denen übergehen, die Jesus nach dem Leben trachteten und sie selbst auch verfolgt hatten, weil sie Seine Jünger geworden waren. „Wohin sollen wir gehen?“ Auf keinen Fall fort von den Lehren Christi, von Seinen Beispielen der Liebe und Gnade und hin zur Finsternis des Unglaubens und zur Bosheit der Welt! DM.309.4 Teilen

310

Während der Heiland von vielen verlassen wurde, die Zeugen Seines Wunderwirkens gewesen waren, drückte Petrus den Glauben der Jünger aus: „Du bist Christus.“ Nur der Gedanke daran, diesen Anker für ihre Seelen verlieren zu können, erfüllte sie mit Angst und Schmerz. Ohne Heiland zu sein, bedeutete für sie, auf einem finsteren, stürmischen Meer umherzutreiben. DM.310.1 Teilen

Viele Worte und Taten Jesu erscheinen dem begrenzten Verstand geheimnisvoll, aber jedes Wort und jede Tat diente einem ganz bestimmten Zweck im Erlösungswerk und sollte ein besonderes Ergebnis hervorbringen. Wären wir fähig, Jesu Absichten zu begreifen, dann würde uns alles wichtig erscheinen, vollkommen und in Übereinstimmung mit Seiner Sendung. DM.310.2 Teilen

Während wir jetzt das Handeln Gottes und Seine Wege noch nicht wahrnehmen, können wir trotzdem Seine große Liebe erkennen, die all Seinem Handeln am Menschen zugrunde liegt. Wer nahe bei Jesus lebt, der wird vieles vom Geheimnis der Gottseligkeit verstehen. Er wird die Gnade anerkennen, die tadelt, den Charakter des Menschen bewertet und das Trachten seines Herzens ans Licht bringt. Als Jesus diese Prüfung durch die Wahrheit vornahm, die so viele Seiner Jünger veranlasste, sich abzuwenden, war Ihm vorher schon klar, dass dies das Ergebnis Seiner Worte sein würde. Aber Er hatte Er seine Gnadenabsicht zu erfüllen. Er sah voraus, dass jeder Seiner geliebten Jünger in der Stunde der Versuchung eine schwere Prüfung zu bestehen haben würde. Sein Todeskampf in Gethsemane, der Verrat an Ihm und Seine Kreuzigung mussten für sie eine überaus schwere Prüfung sein. Würde es zuvor keine Erprobung gegeben haben, dann hätten sich viele aus egoistischen Motiven dem Jüngerkreis angeschlossen. Wenn der Herr in der Gerichtshalle verurteilt würde, wenn die Volksmenge, die Ihm als König zugejubelt hatte, Ihn nun auspfiffe und schmähte, wenn die höhnende Schar schreien würde: „Kreuzige ihn!“, weil ihr weltlicher Ehrgeiz enttäuscht worden sein würde, hätten diese selbstsüchtigen Nachfolger Jesu die Treue aufgekündigt und dadurch die wahren Jünger zusätzlich zu deren Kummer und Enttäuschung über den Zusammenbruch ihrer schönsten Hoffnungen noch in bittere, belastende Sorge gestürzt. In jener dunklen Stunde hätte das Verhalten jener, die sich von Ihm abwandten, andere mitziehen können. DM.310.3 Teilen

Jesus führte deshalb die Entscheidung herbei, solange Er durch Seine Anwesenheit den Glauben Seiner wahren Nachfolger stärken konnte. Als sorgsamer Erlöser, der genau wusste, welches Schicksal auf Ihn zukam, ebnete Er voller Mitgefühl den Weg für Seine Jünger. Er bereitete sie auf die abschließende Versuchung vor und stärkte sie dadurch für die letzte Prüfung. DM.310.4 Teilen

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