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Kapitel 42: Überlieferungen
Kapitel 42: Überlieferungen
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Auf der Grundlage von Matthäus 15,1-20; Lukas 11,37-41. DM.311 Teilen

Die Pharisäer und Schriftgelehrten, die ja erwarteten, Jesus auf dem Passah fest zu sehen, hatten Ihm eine Falle gestellt. Doch Christus kannte ihre Absichten und blieb der Versammlung fern. Da Er nicht zu ihnen ging, „kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte“. Matthäus 15,1. Kurze Zeit schien es, als ob die Galiläer Jesus als Messias annehmen würden und die Macht der Priesterherrschaft in jener Gegend gebrochen werden sollte. Die Missionstätigkeit der Zwölf, die die Ausdehnung des Werkes Christi anzeigte und die Jünger unmittelbar mit den Rabbinern in Berührung brachte, erregte erneut die Eifersucht der führenden Männer in Jerusalem. Ihre Spione, die von ihnen zu Beginn des irdischen Dienstes Christi nach Kapernaum gesandt worden waren und die versucht hatten, den Heiland wegen Übertretung des Sabbats anzuklagen, waren verwirrt worden. Trotzdem waren die Rabbiner entschlossen, ihr Vorhaben durchzuführen. Es wurden andere Abgeordnete ausgesandt, um Jesu Tun zu beobachten und irgendeine Anschuldigung gegen Ihn zu finden. Abermals wurde die Nichtbeachtung der überlieferten Vorschriften, mit denen das Gesetz Gottes belastet worden war, Grund zur Klage gegen Ihn. Diese Satzungen waren angeblich dazu bestimmt, die Beachtung des Gesetzes zu schützen, wurden jedoch über das Gesetz selbst gestellt. Wenn sie mit den Zehn Geboten in Widerspruch gerieten, hatten die Vorschriften der Rabbiner Priorität. DM.311.1 Teilen

Eine der strengsten Vorschriften war die zeremonielle Reinigung. Die vor dem Essen zu beachtenden Formen zu vernachlässigen, galt als schwere Sünde, die sowohl in dieser als auch in der zukünftigen Welt bestraft werden würde. Man hielt es für eine Tugend, den Übertreter solcher Verordnungen unschädlich zu machen. Die Regeln hinsichtlich der Reinigung waren zahlreich. DM.311.2 Teilen

Ein ganzes Menschenleben reichte kaum aus, um sie alle kennenzulernen. Das Leben derer, die sich bemühten, den Anforderungen der Rabbiner nachzukommen, war ein einziger Kampf gegen zeremonielle Verunreinigung, eine endlose Reihe von Waschungen und Reinigungen. Während das Volk sich mit all den unbedeutenden Unterschieden und Vorschriften beschäftigte, die Gott gar nicht verlangte, wurde seine Aufmerksamkeit von den wichtigen Prinzipien des Gesetzes Gottes abgelenkt. DM.311.3 Teilen

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Christus und Seine Jünger nun hielten sich nicht an diese zeremoniellen Waschungen, und die Abgesandten der Pharisäer machten diese Vernachlässigung zum Grund ihrer Anklage. Sie wagten jedoch keinen direkten Angriff auf den Herrn, sondern kamen zu Ihm und beschuldigten Seine Jünger. Vor allem Volk fragten sie Ihn: „Warum halten deine Jünger sich nicht an unsere uralten Überlieferungen? ... Sie missachten unsere Vorschrift, sich vor dem Essen die Hände zu waschen.“ Matthäus 15,2 (NL). DM.312.1 Teilen

Wenn Menschen durch die Botschaft der Wahrheit mit besonderer Kraft erfasst werden, dann schickt Satan seine Helfer los, einen Streit über Kleinigkeiten vom Zaun zu brechen und versucht so, die Aufmerksamkeit von den wirklichen Themen abzulenken. Sobald ein gutes Werk begonnen wird, sind gleich Kritiker bereit, über Äußerlichkeiten und Formen zu streiten, um die Gemüter von den lebendigen Wahrheiten abzubringen. Wenn es scheint, als ob Gott auf besondere Weise für Sein Volk wirken will, sollte dieses sich nicht verleiten lassen, auf Streitfragen einzugehen, die der Seele nur zum Verderben gereichen können. Die wichtigsten Fragen für uns sind: Habe ich den rettenden Glauben an den Sohn Gottes? Lebe ich mein Leben in Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes? „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen.“ Johannes 3,36. „Und an dem merken wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.“ 1.Johannes 2,3. DM.312.2 Teilen

Jesus versuchte nicht, sich oder Seine Jünger zu verteidigen. Er ging auch nicht auf die Beschuldigung ein, sondern zeigte nur den Geist, der diese Eiferer für menschliche Satzungen beseelte. Er zeigte ihnen durch ein Beispiel, was sie schon wiederholt getan und gerade jetzt wieder getan hatten, ehe sie gekommen waren, Ihn zu suchen. Er sagte ihnen: „Trefflich verwerft ihr das Gebot Gottes, um eure Überlieferung festzuhalten. Denn Mose hat gesagt: ‚Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!‘ und: ‚Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben!‘ Ihr aber lehrt so: Wenn jemand zum Vater oder zur Mutter spricht: ‚Korban‘, das heißt zur Weihegabe ist bestimmt, was dir von mir zugute kommen sollte!, dann gestattet ihr ihm auch fortan nicht mehr, irgendetwas für seinen Vater oder seine Mutter zu tun.“ Markus 7,9-12. Sie setzten das fünfte Gebot als unwichtig beiseite, handelten aber sehr genau nach ihren Traditionen. Die Tempelsteuer bezeichneten sie als eine Pflicht, die zu erfüllen heiliger sei als die Unterstützung der Eltern. Es sei sogar ein Unrecht, den Eltern etwas von dem zu geben, das dem Tempel geweiht war. Ein untreues Kind brauchte nur das Wort „Korban“ über sein Eigentum auszusprechen, so wurde es dadurch Gott geweiht. Es durfte wohl sein Hab und Gut während seiner Lebensdauer für sich verwenden, aber nach seinem Tod wurde es dann dem Tempel zugesprochen. So hatte das Kind stets die Freiheit, während seines Lebens und nach seinem Tod die Eltern unter dem Deckmantel der Hingabe an Gott zu entehren und zu betrügen. DM.312.3 Teilen

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Niemals hatte Jesus durch Worte oder Taten, die Verpflichtung des Menschen eingeschränkt, dem Herrn Opfergaben zu bringen. Er selbst hatte die Anweisungen des Gesetzes hinsichtlich des Zehnten und der Gaben gegeben. Er lobte auch die arme Frau, als Er auf Erden war, die alles, was sie hatte, in den Gotteskasten legte. Doch der scheinbare Eifer der Priester und Rabbiner für Gott war nur ein Vorwand, um ihr Verlangen nach Selbsterhöhung zu verdecken. Die Menschen wurden dadurch betrogen. Sie trugen schwere Lasten, die nicht Gott ihnen auferlegt hatte. Selbst die Jünger waren nicht ganz frei von dem Joch, das durch ererbtes Vorurteil und rabbinische Autorität auf sie gelegt worden war. Indem Jesus den wahren Geist der Rabbiner zeigte, wollte Er alle echten Diener Gottes von der Last der Überlieferungen befreien. DM.313.1 Teilen

Den listigen Kundschaftern rief Er zu: „Ihr Heuchler, wie fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen: ‚Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.‘“ Matthäus 15,7-9. Christi Worte waren eine Anklage gegen das Pharisäertum. Er wies darauf hin, dass sich die Rabbiner über Gott erhoben hatten, indem sie ihre Gebote über die göttlichen Verordnungen setzten. Die Abgesandten von Jerusalem waren wütend. Sie konnten den Herrn nicht als einen Übertreter des mosaischen Gesetzes anklagen, denn Er sprach ja als dessen Verteidiger gegen ihre Traditionen. Die erhabenen Vorschriften des Gesetzes, die Er gelehrt hatte, standen in auffallendem Kontrast zu den kleinlichen Regeln, die sich Menschen ausgedacht hatten. DM.313.2 Teilen

Jesus erklärte der Menge und Seinen Jüngern, dass die Verunreinigung nicht von außen, sondern von innen heraus geschehe. Reinheit und Unreinheit betreffen die Seele. Die böse Tat, das böse Wort, der schlechte Gedanke — jede Übertretung des Gesetzes Gottes verunreinigt den Menschen, aber nicht die Vernachlässigung äußerlicher, von Menschen festgelegter Verordnungen. DM.313.3 Teilen

Die Jünger bemerkten den Zorn dieser Leute, als deren Falschheit aufgedeckt wurde. Sie sahen die feindseligen Blicke und hörten, wie sie unzufriedene und rachsüchtige Worte murmelten. Sie dachten nicht daran, wie oft ihr Herr schon bewiesen hatte, dass Er in den Herzen der Menschen wie in einem offenen Buch lesen konnte, und berichteten Ihm von der Wirkung Seiner Worte. Sie hofften, dass Er die wütenden Beamten Jerusalems versöhnlich stimmen könnte, und sagten: „Weißt du auch, dass die Pharisäer an dem Wort Anstoß nahmen, als sie es hörten?“ Matthäus 15,12. DM.313.4 Teilen

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Jesus antwortete: „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen.“ Matthäus 15,13. Die von den Rabbinern so hoch geachteten Bräuche und Traditionen stammten von dieser Welt und kamen nicht vom Himmel. Wie hoch auch ihr Ansehen beim Volk war, im Urteil Gottes konnten sie nicht bestehen. Alles menschliche Gedankengut, das die Stelle der Gebote Gottes eingenommen hat, wird an jenem Tag als wertlos angesehen, denn „Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.“ Prediger 12,14. DM.314.1 Teilen

Noch immer werden menschliche Weisungen an die Stelle der Gebote Gottes gesetzt. Selbst unter Christen gibt es Einrichtungen und Bräuche, die keine bessere Grundlage haben als die Traditionen der Väter. Solche Einrichtungen, die auf rein menschlicher Grundlage beruhen, haben die göttlichen Bestimmungen verdrängt. Die Menschen halten an ihren Überlieferungen fest, verehren ihre menschliche Gewohnheiten und hassen alle, die ihnen ihren Irrtum versuchen zu beweisen. In dieser Zeit, da wir angehalten sind, andere auf die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus aufmerksam zu machen, erleben wir die gleiche Feindschaft, die sich zurzeit Christi offenbarte. Es steht geschrieben: „Der Drache, wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.“ Offenbarung 12,17. DM.314.2 Teilen

„Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen.“ Matthäus 15,13. Gott gebietet uns, an Stelle der Autorität der sogenannten Kirchenväter das Wort des ewigen Vaters, des Herrn des Himmels und der Erde, anzunehmen. Hier nur finden wir die reine Wahrheit. Der Psalmist sagte: „Ich habe mehr Einsicht als alle meine Lehrer; denn über deine Mahnungen sinne ich nach. Ich bin klüger als die Alten; denn ich halte mich an deine Befehle.“ Psalm 119,99.100. DM.314.3 Teilen

Möchten doch alle, die sich unter die menschliche Autorität beugen — seien es die Bräuche der Kirche oder die Überlieferungen der Väter —, die Warnung beachten, die in Christi Worten liegt: „Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.“ Matthäus 15,9. DM.314.4 Teilen

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