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Kapitel 44: Das wahre Zeichen
Kapitel 44: Das wahre Zeichen
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Auf der Grundlage von Matthäus 15,29-39; Markus 7,31-37; Markus 8,1-21. DM.320 Teilen

„Da er wieder fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn-Städte.“ Markus 7,31. Hier hatte Jesus die Besessenen geheilt, hier hatte das Volk — durch die Vernichtung der Schweineherden verärgert — Ihn gedrängt, das Land zu verlassen. Doch in der Zwischenzeit hatten sie den Botschaften zugehört, die er zurückließ, so dass sie den Wunsch hatten, Ihn wiederzusehen. Als Jesus wieder in dieses Gebiet kam, scharte sich das Volk um Ihn. Man brachte „zu ihm einen, der taub und stumm war“. Jesus heilte diesen Mann nicht nur — wie Er es sonst tat — durch das Wort, sondern nahm ihn beiseite, legte Seine Finger in dessen Ohren und berührte dessen Zunge. Aufschauend zum Himmel klagte Er über die Ohren, die sich nicht der Wahrheit öffnen wollten und über die Zungen, die sich weigerten, den Erlöser anzuerkennen. Bei dem Wort „Tue dich auf!“ war das Sprachvermögen des Mannes wieder hergestellt und er konnte sprechen. Trotz der Aufforderung, niemandem davon zu erzählen, verbreitete er überall die Geschichte seiner Heilung. Vgl. Markus 7,32f. DM.320.1 Teilen

Jesus ging auf einen Berg, wohin Ihm auch die Menge folgte, um Ihm ihre Kranken und Lahmen zu Füßen zu legen. Er heilte sie alle, und die Menge — die aus Heiden bestand — pries den Gott Israels. Drei Tage lang versammelten sie sich um den Heiland, schliefen nachts unter freiem Himmel und drängten sich tagsüber in Christi Nähe, um Seine Worte zu hören und Seine Werke zu sehen. Nach drei Tagen hatten sie keine Nahrung mehr. Der Heiland aber wollte sie nicht hungrig wegschicken und forderte Seine Jünger auf, ihnen Speise zu geben. Erneut offenbarten diese ihren Unglauben. Schon in Bethsaida hatten sie erlebt, dass durch Jesu Segen ihr kleiner Vorrat ausreichte, um die vielen Menschen zu speisen, dennoch brachten sie jetzt nicht alles was sie besaßen, im Vertrauen auf Seine Macht, damit Er es für die hungrige Schar vervielfältigen konnte. Zudem waren die Menschen in Bethsaida Juden und diese hier nur Ungläubige und Heiden. Das jüdische Vorurteil war noch tief in den Herzen der Jünger verankert, und sie sagten zu Jesus: „Woher sollen wir so viel Brot nehmen in der Wüste, um eine so große Menge zu sättigen?“ Matthäus 15,33. Sie gehorchten schließlich doch Seinen Worten und brachten Ihm, was sie hatten: Sieben Brote und zwei Fische. Die Menge wurde gespeist, und sieben große Körbe mit Brocken blieben übrig. 4000 Männer, dazu Frauen und Kinder, wurden auf diese Weise gesättigt, und Jesus schickte sie alle mit frohem, dankbarem Herzen wieder nach Hause. DM.320.2 Teilen

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Dann fuhr Jesus mit Seinen Jüngern im Boot über den See nach Magdala, am südlichen Ende der Ebene von Genezareth. An der Grenze von Tyrus und Sidon war Er durch das Vertrauen der kanaanäischen Frau erfrischt worden, und die heidnischen Bewohner des Zehn-Städte-Gebietes hatten Ihn freudig aufgenommen. Doch als Er nun wieder in Galiläa an Land ging, wo Seine Macht sich am stärksten manifestierte und Er die meisten Werke der Barmherzigkeit vollbracht und seine Lehren gepredigt hatte, da trat man Ihm mit verächtlichem Unglauben entgegen. DM.321.1 Teilen

Einige Vertreter der reichen und hochmütigen Sadduzäer — jener Partei der Priester, Zweifler und Großen des Volkes — hatten sich einer Abordnung der Pharisäer angeschlossen. Diese beiden Sekten standen miteinander in bitterer Feindschaft. Die Sadduzäer warben um die Gunst der regierenden Macht, um ihre eigene Stellung und Autorität aufrechtzuerhalten. Die Pharisäer dagegen pflegten den allgemeinen Hass gegen die Römer und sehnten sich nach der Zeit, in der sie das Joch der Unterdrücker abwerfen konnten. Nun aber verbanden sich Pharisäer und Sadduzäer gegen Christus. Wo es auch sein mag, verbindet sich das Böse mit dem Bösen, um das Gute zu zerstören. DM.321.2 Teilen

Jetzt kamen die Sadduzäer und Pharisäer zu Christus und verlangten ein Zeichen vom Himmel. Als zurzeit Josuas das Volk Israel zum Kampf gegen die Kanaaniter nach Beth-Horon zog, stand auf Befehl des Anführers die Sonne still, bis der Sieg erkämpft war. Und viele ähnliche Wunder finden sich in der Geschichte Israels. Jetzt verlangten die Juden ein solches Zeichen von Jesus. Doch solche Zeichen waren es nicht, die sie brauchten. Kein rein äußerliches Zeichen konnte ihnen etwas nützen. Was sie benötigten, war keine Erleuchtung ihres Verstandes, sondern eine Erneuerung ihres Herzens. DM.321.3 Teilen

Jesus sagte ihnen: „Über das Aussehen des Himmels könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?“ Matthäus 16,3. Die Worte Christi, gesprochen in der Kraft des Heiligen Geistes, der sie von der Sünde überzeugte, waren das Zeichen, das Gott ihnen zu ihrer Rettung gegeben hatte. Es waren ja noch andere himmlische Zeichen geschehen, die Christi Sendung bestätigten: Der Gesang der Engel bei den Hirten, der Stern, der die Weisen leitete, und die Stimme vom Himmel bei Seiner Taufe. „Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen?“ Markus 8,12. „Und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein..“ Matthäus 12,39.40 (EB). Wie einst die Predigt von Jona den Niniviten ein Zeichen war, so sollte Jesu Predigt auch ein Zeichen für Seine Generation sein. Doch welch ein Unterschied gab es in der Aufnahme des Wortes! Die Bewohner der großen heidnischen Stadt zitterten, als sie die Warnung Gottes hörten. Könige und Fürsten demütigten sich, Reiche und Arme riefen gemeinsam zum Gott des Himmels und erlebten Seine Barmherzigkeit. „Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht“, sagte der Heiland, „und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.“ Matthäus 12,41. DM.321.4 Teilen

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Jedes Wunder, das Christus tat, war ein Zeichen Seiner Gottheit. Er erfüllte genau jene Aufgabe, die für den Messias vorausgesagt worden war, aber die Pharisäer empfanden diese Werke der Barmherzigkeit als ausgesprochenes Ärgernis. Die jüdischen Leiter standen dem menschlichen Leid herzlos und gleichgültig gegenüber. In vielen Fällen hatten ihre Selbstsucht und Unterdrückung die Leiden verursacht, die von Christus geheilt wurden. Deshalb waren Seine Wunder ein ständiger Vorwurf für sie. DM.322.1 Teilen

Gerade das, was die Juden dazu brachte, das Wirken des Heilandes zu verwerfen, war der größte Beweis für Seinen Charakter. Der größte Wert Seiner Wunder lag in der Tatsache, dass diese zum Segen der Menschen geschahen. Der beste Beweis, dass Er von Gott gesandt war, lag darin, dass Sein Leben den Charakter Gottes offenbarte. Er tat Gottes Werke und sprach dessen Worte. Ein solches Leben ist das größte aller Wunder. DM.322.2 Teilen

Wenn in unserer Zeit die Wahrheit verkündet wird, dann rufen viele wie damals die Juden: „Zeigt uns ein Zeichen! Wirkt ein Wunder!“ Christus tat kein Wunder auf Befehl der Pharisäer. Auch wirkte Er auf Satans Einflüsterungen in der Wüste kein Wunder. Er gibt auch uns keine Kraft, um uns zu rechtfertigen oder den Forderungen des Unglaubens und des Stolzes zu befriedigen. Dennoch ist das Evangelium nicht ohne Zeichen seines göttlichen Ursprungs. Ist es kein Wunder, dass wir die Knechtschaft Satans durchbrechen können? Feindschaft gegen Satan liegt nicht in der Natur des menschlichen Herzens, sie wird uns vielmehr durch die Gnade Gottes eingepflanzt. Wenn jemand, der von einem sturen und eigensinnigen Willen beherrscht wurde, nun frei wird und sich ganz dem göttlichen Einfluss hingibt, dann ist ein Wunder geschehen. Ebenso ist es, wenn ein Mensch, der starken Täuschungen erlegen war, zur Erkenntnis der geistlichen Wahrheit kommt! Jedes Mal, wenn ein Mensch sich bekehrt, Gott lieben lernt und seine Gebote hält, erfüllt sich die Verheißung Gottes. „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.“ Hesekiel 36,26. Die Veränderung im menschlichen Herzen, die Umwandlung des menschlichen Charakters ist ein Wunder, das einen lebendigen Heiland offenbart, der wirkt, um Menschen zu retten. Ein konsequentes Leben in Christus ist ein großes Wunder. Beim Predigen des Wortes Gottes sollte sich immer als Zeichen die Gegenwart des Heiligen Geistes offenbaren, um das Wort an denen, die es hören, zu einer belebenden Kraft zu machen. Das ist Gottes Zeugnis vor der Welt von der göttlichen Mission Seines Sohnes. DM.322.3 Teilen

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Jene, die ein Zeichen von Jesus wünschten, waren durch Unglauben so verhärtet, dass sie in Seinem Charakters nicht das Ebenbild Gottes erkannten. Sie sahen nicht, dass Seine Sendung eine Erfüllung der Schrift war. Im Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus sagte Jesus von den Pharisäern: „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.“ Lukas 16,31. Kein Zeichen, das im Himmel oder auf Erden gegeben werden könnte, würde ihnen etwas nützen. DM.323.1 Teilen

Jesus „seufzte in seinem Geist“ (Markus 8,12), wandte sich von den Kritikern ab und betrat wieder das Boot mit Seinen Jüngern. In sorgenvollem Schweigen überquerten sie wieder den See. Sie kamen jedoch nicht dort an Land, wo sie abgefahren waren, sondern schifften in Richtung Bethsaida, in dessen Nähe die Speisung der 5000 stattgefunden hatte. Als sie das Ufer erreichten, sagte Jesus: „Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!“ Matthäus 16,6. Seit den Tagen des Mose war es bei den Juden üblich, zum Passahfest allen Sauerteig aus dem Haus zu entfernen. Sie waren unterwiesen worden, im Sauerteig ein Sinnbild der Sünde zu sehen. Die Jünger jedoch verstanden Jesus nicht. Bei ihrem plötzlichen Aufbruch von Magdala hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen und hatten nur einen einzigen Laib bei sich. Deshalb meinten sie nun, Jesus beziehe sich auf diesen Umstand und warne sie davor, Brot bei den Pharisäern oder Sadduzäern zu kaufen. Ihr Mangel an Glauben und geistlicher Einsicht hatte sie schon häufig dazu gebracht, Seine Worte in ähnlicher Weise misszuverstehen. Jetzt tadelte Jesus sie wegen des Gedankens, dass derjenige, der mit einigen Fischen und Gerstenbroten Tausende gespeist hatte, mit dieser ernsten Warnung nur vergängliche Nahrung meine. Es bestand die Gefahr, dass Seine Jünger durch das listige Denken der Pharisäer und Sadduzäer mit Unglauben durchtränkt und dadurch veranlasst würden, von den Werken Christi geringschätzig zu denken. DM.323.2 Teilen

Die Jünger neigten zu der Auffassung, dass ihr Meister der Forderung nach einem Zeichen vom Himmel hätte nachgeben sollen. Sie waren überzeugt, dass Er dazu absolut fähig war und dass ein solches Zeichen Seine Gegner zum Schweigen gebracht hätte. Sie konnten nicht die Heuchelei dieser Kritiker erkennen. Monate später „kamen einige tausend Menschen zusammen, sodass sie sich untereinander traten“. Da wiederholte Jesus Seine Warnung und „sagte zuerst zu seinen Jüngern: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das ist die Heuchelei.“ Lukas 12,1. DM.323.3 Teilen

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Der Sauerteig im Mehl arbeitet unmerklich und durchsetzt den ganzen Teig. So durchdringt auch die Heuchelei, wenn sie im Herzen gehegt wird, den Charakter und das Leben. Ein treffendes Beispiel der Heuchelei der Pharisäer hatte Christus bereits verurteilt: die Korban-Sitte, durch welche die Vernachlässigung der Kindespflicht mit einem Anschein von Großzügigkeit gegenüber dem Tempel bemäntelt wurde. Die Schriftgelehrten und Pharisäer führten trügerische Grundsätze ein. Sie verbargen so die wahre Absicht ihrer Lehren und nutzten jede Gelegenheit, sie unterschwellig den Gemütern ihrer Zuhörer einzupflanzen. Diese falschen Prinzipien, wenn erst angenommen, wirkten wie Sauerteig im Mehl und durchdrangen und verwandelten den ganzen Charakter. Diese trügerischen Lehren waren es, die es den Menschen so schwer machten, die Worte Christi aufzunehmen. DM.324.1 Teilen

Der gleiche Einfluss geht heute von jenen aus, die das Gesetz Gottes in einer Weise zu erklären versuchen, dass es mit ihren Lebensgewohnheiten übereinstimmt. Diese Menschen greifen das Gesetz nicht offen an, sondern vertreten spekulative Theorien, die dessen Grundsätze untergraben. Sie erklären es so, dass sie die Macht des Gesetzes zerstören. DM.324.2 Teilen

Die Heuchelei der Pharisäer war das Ergebnis ihrer Selbstsucht und die Selbstverherrlichung das Ziel ihres Lebens. Diese führte sie dazu, die Schrift zu verfälschen und falsch anzuwenden und machte sie blind für die Absicht der Mission Christi. Sogar die Jünger Christi standen in Gefahr, sich mit diesem geheimen Übel zu identifizieren. Jene, die sich als Nachfolger Jesu ausgaben, aber nicht alles aufgegeben hatten, um wirklich Seine Jünger zu sein, wurden weitgehend vom Denken der Pharisäer beeinflusst. Oft schwankten sie zwischen Glauben und Unglauben, und sie erkannten nicht die Schätze der Weisheit, die in Christus verborgen waren. Sogar die Jünger hatten in ihrem Herzen nicht aufgegeben, für sich selbst Großes zu erstreben, obwohl sie äußerlich alles für Jesu Sache verlassen hatten. Diese Gesinnung war es, die schließlich den Streit auslöste, wer unter ihnen der Größte sei. Sie war es auch, die zwischen ihnen und Christus stand, die in ihnen so wenig Anteilnahme mit Ihm bei Seinem selbstlosen Opfer hervorrief und die es ihnen so schwer machte, das Geheimnis der Erlösung zu begreifen. Wie der Sauerteig, wenn man ihn arbeiten lässt, zu Verderbnis und Verfall führt, so zieht eine gehegte selbstsüchtige Gesinnung die Verunreinigung und den Untergang der Seele nach sich. Wie weit verbreitet ist unter den Nachfolgern unseres Herrn — wie damals schon — diese feine, trügerische Sünde! Wie oft sind unser Dienst für Christus und unsere Gemeinschaft untereinander getrübt durch den geheimen Wunsch nach Selbsterhöhung! Wie rasch stellt sich das Verlangen nach Eigenlob und menschlichem Beifall ein! Eigenliebe und der Wunsch nach einem bequemeren als dem von Gott verordneten Weg führen dazu, die göttlichen Weisungen durch menschliche Theorien und Traditionen zu ersetzen. Zu Seinen eigenen Jüngern sprach Christus die mahnenden Worte: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer!“ DM.324.3 Teilen

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Die Religion Christi ist Aufrichtigkeit. Und Eifer um die Ehre Gottes ist der Beweggrund, den der Heilige Geist ins Herz pflanzt und nur das durchdringende Wirken des Geistes kann das bewirken. Allein Gottes Macht kann Selbstsucht und Heuchelei verbannen. Diese Veränderung ist das Zeichen Seines Wirkens. Wenn der Glaube, den wir angenommen haben, die Selbstsucht auf allen äußeren Schein vernichtet, wenn er uns dahin führt, die Herrlichkeit Gottes und nicht unsere eigene zu suchen, dann können wir sicher sein, dass unser Glaube von rechter Art ist. „Vater, verherrliche deinen Namen!“ Johannes 12,28. Das war das Schlüsselwort des Lebens Christi, und wenn wir Ihm folgen, wird es auch die Leitlinie unseres Lebens sein. Er ermahnt uns, zu leben, „wie er gelebt hat“. 1.Johannes 2,6. „Daran merken wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.“ 1.Johannes 2,3. DM.325.1 Teilen

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