Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Kapitel 47: Der Dienst
Kapitel 47: Der Dienst
338

Auf der Grundlage von Matthäus 17,9-21; markus 9,9-29; Lukas 9,37-45. DM.338 Teilen

Christus hatte die ganze Nacht mit den Jüngern auf dem Berg verbracht. Und als die Sonne aufging, stiegen sie wieder in die Ebene hinab. In Gedanken versunken, waren die Jünger ehrfürchtig und schweigsam. Selbst Petrus sprach kein Wort. Gern hätten sie noch länger an jener heiligen Stätte verweilt, die von himmlischem Licht berührt worden war und wo der Sohn Gottes Seine Herrlichkeit gezeigt hatte. Es gab jedoch noch viel für das Volk zu tun, das von nah und fern herbeigekommen war und schon nach Jesus suchte. DM.338.1 Teilen

Am Fuß des Berges hatte sich eine große Volksmenge unter Leitung der zurückgebliebenen Jünger versammelt, aber niemand wusste, wohin Jesus sich begeben hatte. Als der Heiland sich nun näherte, befahl Er Seinen Begleitern, über das Geschehene zu Schweigen: „Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.“ Matthäus 17,9. Sie sollten diese Offenbarung in ihrem Herzen bewegen, sie aber nicht öffentlich mitteilen, denn die Menschen würden sie verächtlich und lächerlich machen. Und auch die neun Apostel sollten davon nichts erfahren, da auch sie jenes Ereignis nicht begreifen würden, bis Jesus von den Toten auferstanden wäre. Wie schwer sogar die drei von Jesus bevorzugten Jünger das Geschehen auf dem Berg verstehen konnten, ist in der Tatsache zu sehen, dass sie sich — ungeachtet alles dessen, was Jesus ihnen von dem Ihm bevorstehenden Leidensweg gesagt hatte — untereinander fragten, was denn die Auferstehung der Toten zu bedeuten habe. Trotzdem baten sie Jesus nicht um eine Erklärung Seiner Worte. Seine Worte über die nächste Zukunft hatte sie so traurig gemacht, dass sie keine weitere Aufklärung wünschten. Sie hofften sogar, dass alle diese Ereignisse niemals eintreten möchten. DM.338.2 Teilen

Als die Leute in der Ebene den Heiland kommen sahen, liefen sie Ihm entgegen und begrüßten Ihn mit größter Ehrfurcht und Freude. Jesus bemerkte jedoch gleich, dass die Leute sehr verlegen und unruhig waren. Auch die Jünger sahen niedergeschlagen aus. Gerade hatte sich ein Ereignis zugetragen, das sich soeben zugetragen, das ihnen bittere Enttäuschung und Demütigung bereitet hatte. DM.338.3 Teilen

339

Während sie unten am Berg warteten, hatte ein Vater seinen Sohn zu ihnen gebracht, damit sie diesen von einem bösen Geist befreiten, der ihn sehr quälte. Jesus hatte den Jüngern Macht über unreine Geister verliehen, als Er die Zwölf aussandte, in Galiläa zu predigen. Solange sie voller Glauben vorangingen, gehorchten die bösen Geister ihrem Wort. Auch jetzt geboten sie dem quälenden Geist in Jesu Namen, sein Opfer zu verlassen; aber der Dämon verspottete sie nur durch eine erneute Demonstration seiner Macht. Die Jünger konnten sich ihre Niederlage nicht erklären und erkannten, dass sie sich und ihrem Meister einen schlechten Dienst erwiesen hatten. Unter den Menschen befanden sich Schriftgelehrte, die diese Gelegenheit nutzten, um die Jünger zu demütigen. Sie drängten sich an die Jünger heran, verwickelten sie in schwierige Fragen und versuchten zu beweisen, dass sie und ihr Meister Betrüger seien. Hier sei ein böser Geist, erklärten die Rabbiner triumphierend, den weder die Jünger noch Christus selbst besiegen könnten. Die Leute waren nun mehr geneigt, sich auf die Seite der Schriftgelehrten zu stellen und eine Stimmung der Verachtung und des Spottes bemächtigte sich der Menge. DM.339.1 Teilen

Aber plötzlich verstummten die Anklagen. Jesus und Seine drei Jünger hatten sich dem Volk genähert, und nun ging die Menge Ihm in überraschend schnellem Gefühlsumschwung entgegen. Die letzte Nacht der Gemeinschaft mit der himmlischen Herrlichkeit hatte bei dem Heiland und Seinen Begleitern ihre Spuren hinterlassen. Auf ihren Angesichtern ruhte ein Glanz, der den Beobachtern Ehrfurcht abnötigte. Die Schriftgelehrten zogen sich furchtsam zurück, während das Volk den Herrn willkommen hieß. DM.339.2 Teilen

Jesus ging zuerst direkt auf den Besessenen zu, als hätte Er die Szene selbst miterlebt. Er blickte dann auf die Schriftgelehrten und sagte: „Was streitet ihr mit ihnen?“ Markus 9,16. Die vorher so lauten und kühnen Reden verstummten jetzt. Eine drückende Stille lag über der ganzen Versammlung. Da bahnte sich der leidgeprüfte Vater einen Weg durch die Menge, fiel Jesus zu Füßen und klagte Ihm seinen ganzen Kummer und seine Enttäuschung. „Meister“, sagte er, „ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn ... Ich habe mit deinen Jünger geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten‘ s nicht.“ Markus 9,17f. DM.339.3 Teilen

Jesus schaute auf die ehrfürchtig schweigende Menge und auf die heuchlerischen Schriftgelehrten und die verwirrten Jünger. Er las Unglauben in jedem Herzen und sagte sehr traurig: „O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen?“ Er gebot dem betrübten Vater: „Bringt ihn her zu mir!“ Markus 9,19. DM.339.4 Teilen

340

Der Junge wurde gebracht. Sobald der Blick des Heilandes auf ihn fiel, warf der böse Geist den Jungen in schmerzhaften Krämpfen zu Boden. Der wälzte sich, schäumte und erfüllte die Luft mit grässlichen Schreckenslauten. DM.340.1 Teilen

Wieder standen sich der Fürst des Lebens und der Anführer der Mächte der Finsternis gegenüber — Christus bei der Erfüllung Seines Dienstes, „zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen“ (Lukas 4,18), und Satan, der versuchte, seine Beute in seiner Gewalt zu behalten. Engel des Lichts und Scharen böser Geister drängten sich ungesehen heran, um dem Kampf zuzuschauen. Für einen Moment erlaubte Jesus dem bösen Geist, seine Macht zu entfalten, damit die anwesende Menge das Werk der Befreiung besser erfassen konnte. Die Menge schaute mit angehaltenem Atem diesem Schauspiel zu, und im Herzen des Vaters wechselten Furcht mit Hoffnung. Jesus fragte: „Wie lange ist‘s, dass ihm das widerfährt?“ Der Vater berichtete von vielen Jahren des Leidens und der Not. Dann rief er in höchster Verzweiflung: „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Markus 9,21f. Durch die Worte „Wenn du glauben kannst“ zeigte auch der Vater, dass er an der Macht Christi zweifelte. Jesus antwortete: „Du sagst: wenn du glauben kannst — alles ist möglich dem, der glaubt!“ Markus 9,23. Christus fehlte es nicht an Macht. Die Gesundheit des Sohnes hängt allein vom Glauben des Vaters ab. Er erkennt das und bricht über seine eigene Schwäche in Tränen aus. Mit dem Ruf: „Ich glaube, Herr; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24) klammert er sich zuversichtlich an Jesu Barmherzigkeit. DM.340.2 Teilen

Nun wendet sich der Heiland dem Besessenen zu und sagt: „Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein!“ Markus 9,25. Man hört einen Schrei und erlebt einen qualvollen Kampf. Es scheint, als ob der Dämon beim Verlassen seines Opfers das Leben entreißt. Der Knabe liegt unbeweglich und anscheinend leblos da. In der Menge flüstert man sich zu: „Er ist tot.“ Doch Jesus ergreift seine Hand, richtet ihn auf und übergibt ihn seinem Vater — vollkommen gesund an Körper und Geist! Vater und Sohn loben den Namen ihres Erlösers. Die Menge ist erstaunt über die „Herrlichkeit Gottes“, während sich die Schriftgelehrten, besiegt und verstimmt, mürrisch abwenden. „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Markus 9,21f. Wie viele von Sünden beladene Herzen haben jenes Gebet schon an Gott gerichtet! Und allen antwortet der mitleidvolle Heiland: „Wenn du glauben kannst — alles ist möglich dem, der glaubt!“ Markus 9,23. Es ist der Glaube, der uns mit dem Himmel verbindet. Er verleiht uns auch die Kraft, den Mächten der Finsternis gewachsen zu sein. In Jesus Christus hat der Vater die Möglichkeit gegeben, jede sündhafte Neigung zu überwinden und jeder Versuchung, wie stark sie auch sein mag, zu widerstehen. Viele jedoch bemerken, dass ihnen der Glaube fehlt, und deshalb halten sie sich von Christus fern. Wenn sich doch solche Seelen in ihrer Hilflosigkeit an die Barmherzigkeit ihres mitfühlenden Heilandes klammerten und nicht auf sich, sondern auf Christus blickten! Er, der die Kranken heilte und Dämonen austrieb, als Er unter den Menschen lebte, ist auch heute noch derselbe mächtige Erlöser. Der Glaube kommt durch das Wort Gottes, darum ergreife die Verheißung: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Johannes 6,37. Wirf dich Jesus zu Füßen mit dem Ruf: „Ich glaube, Herr; hilf meinem Unglauben!“ Markus 9,24. Du kannst niemals verloren gehen, wenn du so handelst — niemals! DM.340.3 Teilen

341

In kurzer Zeit haben die drei Jünger die höchste Herrlichkeit, aber auch die tiefste Erniedrigung gesehen. Sie sahen den Menschen, verklärt in Gottes Ebenbild und entartet zur Ähnlichkeit Satans. Sie haben Jesus von dem Berg herabsteigen sehen, wo Er mit den himmlischen Boten gesprochen hat und von der Stimme aus der strahlenden Herrlichkeit als Sohn Gottes anerkannt worden ist, um jenem schmerzlichen und abstoßenden Schauspiel zu begegnen — jenem besessenen Jungen mit den verzerrten Gesichtszügen und den in krampfartigem Schmerz knirschenden Zähnen, den keine menschliche Macht befreien konnte. Und nun beugt sich dieser mächtige Erlöser, der noch vor kurzer Zeit verklärt vor den verwunderten Jüngern stand, zu dem Opfer Satans herab, das sich in Krämpfen vor Ihm windet, um es aufzurichten und an Körper und Seele gesund seiner Familie zurückzugeben. DM.341.1 Teilen

An diesem Beispiel wird das Erlösungsgeschehen deutlich: Der Ewige, der noch von der Herrlichkeit Seines himmlischen Vaters erfüllt ist, beugt sich herab, um das Verlorene zu retten. Es stellt auch die Aufgabe der Jünger dar. Ihr Leben sollte sich nicht nur in der Gemeinschaft Jesu auf dem Berggipfel, nicht nur in Stunden geistlicher Erleuchtung, sondern auch in der Arbeit für die verlorenen Seelen erfüllen. Die Jünger mussten lernen, dass Menschen, die unter der Gewalt Satans stehen, auf das Evangelium und auf ihre Fürbitte warten, um wieder frei zu werden. DM.341.2 Teilen

Die neun Jünger dachten immer noch an ihre bittere Niederlage. Sobald sie später mit ihrem Herrn alleine waren, „traten die Jünger ... zu Jesus und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen! Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Berg sprechen: Hebe dich weg von hier dorthin! und er würde sich hinwegheben; und nichts würde euch unmöglich sein..“ Matthäus 17,19-20. DM.341.3 Teilen

Ihr Unglaube, der ihnen ein tieferes Mitgefühl mit Jesus verwehrte, und die Nachlässigkeit, mit der sie die ihnen anvertraute heilige Aufgabe betrachteten, verursachten ihre Niederlage im Kampf mit den Mächten der Finsternis. DM.341.4 Teilen

342

Jesu Worte über Sein Sterben hatten Trauer und Zweifel geweckt. Und die Erwählung der drei Jünger, die Jesus auf den Berg begleiten durften, hatte die Eifersucht der anderen neun entfacht. Statt ihren Glauben durch Gebet und Nachdenken über Jesu Worte zu stärken, verweilten sie in ihrer Entmutigung und ihrem persönlichen Kummer. In diesem Zustand hatten sie den Kampf mit Satan aufgenommen. DM.342.1 Teilen

Um einen solchen Kampf siegreich führen zu können, mussten sie bei ihrer Aufgabe eine andere Gesinnung offenbaren. Ihr Glaube musste durch ernstes Gebet, durch Fasten und tiefe Herzensdemut gestärkt werden. Sie mussten vom eigenen Ich entleert und mit dem Geist und der Kraft Gottes gefüllt werden. Nur ernstes, anhaltendes Gebet zu Gott im Glauben — in einem Glauben, der zu völliger Abhängigkeit von Gott und zu rückhaltloser Hingabe an Sein Werk führt, — kann uns die Hilfe des Heiligen Geistes im Kampf gegen Fürsten und Mächte, die Herrscher der Finsternis dieser Welt, und gegen die bösen Geister unter dem Himmel bringen. DM.342.2 Teilen

„Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn“, sagte Jesus, „so würdet ihr zu diesem Berg sprechen: Hebe dich von hier dorthin!, und er würde sich hinweg heben.“ Obwohl ein Senfkorn winzig klein ist, enthält es doch den gleichen geheimnisvollen Lebensgrundsatz, der das Wachstum des größten Baumes erzeugt. Wenn das Senfkorn in den Erdboden kommt, vereint es sich mit dem, was Gott zu seiner Nahrung vorgesehen hat. So entwickelt es schnell ein kräftiges Wachstum. Wenn unser Glaube diesem Senfkorn gleicht, werden wir das Wort Gottes und alle von dem Schöpfer bestimmten Hilfsmittel ergreifen. Dadurch wird unser Glaube erstarken und uns mit himmlischer Kraft ausstatten. Die Hindernisse, die Satan auf unseren Weg legt und die sich so oft scheinbar unüberwindlich vor uns auftürmen, werden der Forderung des Glaubens weichen. „Nichts wird euch unmöglich sein.“ DM.342.3 Teilen

7112
30051
Weiter zu "Kapitel 48: Wer ist der Größte?"
Stichwörter