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Kapitel 49: Auf dem Laubhüttenfest
Kapitel 49: Auf dem Laubhüttenfest
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Auf der Grundlage von Johannes 7,1-15; Johannes 7,37-39. DM.353 Teilen

Dreimal jährlich sollten sich die Juden in Jerusalem versammeln, um den anzubeten, der ihnen aus der Wolkensäule heraus diese Weisung gegeben hatte. Während der babylonischen Gefangenschaft konnten sie diesem göttlichen Gebot nicht nachkommen. Seit sie aber wieder in ihrem Heimatland wohnten, nahmen sie die ihnen verordneten Gedächtnistage sehr ernst. Gott wollte, dass diese jährlich wiederkehrenden Feste das Volk Israel an Ihn erinnerten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hatten die Priester und Führer des Volkes diesen Zweck jedoch aus den Augen verloren. Christus, der diese Zusammenkünfte des ganzen Volkes angeordnet hatte und auch deren Bedeutung verstand, bezeugte nun, dass sie deren Sinn verloren hatten. DM.353.1 Teilen

Mit dem Laubhüttenfest endete die Reihe der jährlichen Feste. Gottes Wunsch war es gewesen, dass Israel in dieser Zeit über Seine Güte und Gnade nachdenken sollte. Das ganze Land hatte Seinen Schutz und Segen genossen. Tag und Nacht war Seine fürsorgliche Hand spürbar gewesen, und stets hatte Er Sonnenschein und Regen für Saat und Ernte gegeben. In den Tälern und Ebenen Judas war die Ernte eingebracht worden. Die Oliven waren gepflückt und das kostbare Öl in Schläuche gefüllt. Die Palme hatte ihre Frucht geliefert, und die roten Weintrauben waren in der Kelter getreten worden. DM.353.2 Teilen

Sieben Tage dauerte das Laubhüttenfest, zu dessen Feier die Bewohner des ganzen Landes, ja sogar viele aus anderen Ländern, nach Jerusalem kamen. Alle erschienen sie, von nah und fern, und trugen Zeichen der Freude in den Händen. Alt und Jung, Reich und Arm — jeder kam mit einer Gabe des Dankes als Opfer für den, der das Jahr mit seiner Güte gekrönt hatte und der das Land ließ „triefen von Fett“. Psalm 65,12 (Menge). DM.353.3 Teilen

Alles, was Auge und Herz erfreuen konnte, wurde in die Stadt gebracht, so dass Jerusalem aussah wie ein schöner Garten. Es war nicht nur ein Erntedankfest, sondern sollte vor allem eine Gedächtnisfeier sein für Gottes schützende Fürsorge in der Wüste. Zum Andenken an das Leben in Zelten wohnten die Juden während der sieben Tage in Lauben oder Hütten aus grünen Zweigen, die auf den Straßen, in den Tempelhöfen und auf den Dächern errichtet wurden. Sogar die Hügel und Täler rings um Jerusalem waren mit diesen „Laubhütten“ bedeckt und schienen von Menschen zu wimmeln. DM.353.4 Teilen

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Mit geistlichen Liedern und Danksagung feierten die Juden dieses Fest. Der große Versöhnungstag, der kurz vorher begangen worden war, hatte nach dem allgemeinen Bekenntnis der Sünden Frieden mit dem Himmel in die Herzen gebracht und damit den Weg zu diesem frohen Fest vorbereitet. „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich“ (Psalm 106,1), so tönte es weit und breit, während der Klang der verschiedensten Musikinstrumente, vermischt mit Hosianna-Rufen, das gemeinsame Singen begleitete. Der Tempel war der Mittelpunkt dieser allgemeinen Freude. Hier entfaltete sich aller Glanz der Opferzeremonien. Auf den Marmortreppen des Tempels stehend, führte der Levitenchor den Gesang an. Die anbetende Menge bewegte im gleichen Takt Palmen- und Myrtenzweige hin und her und wiederholte mit lauter Stimme den Refrain des Liedes. Immer mehr Andächtige nahmen diesen Gesang auf, und immer weiter drang der Schall dieser Klänge, bis er Stadt und Umgebung mit dem Lob Gottes füllte. DM.354.1 Teilen

Bei Dunkelheit erleuchtete künstliches Licht den Tempel mit seinen Vorhöfen. Musik und das Schwenken der Palmzweige, die Hosianna-Rufe der großen Volksmenge, über die sich das Licht der hängenden Lampen ergoss, die Pracht der priesterlichen Gewänder und das Feierliche des Gottesdienstes vereinten sich zu einem Erleben, das die Zuschauer tief beeindruckte. Die beeindruckendste Szene des Festes aber war der Augenblick, bei dem an ein Ereignis gedacht wurde, das sich während der Wüstenwanderung abgespielt hatte. DM.354.2 Teilen

Beim ersten Morgengrauen bliesen die Priester in ihre silbernen Posaunen. Die antwortenden Trompeten und die Freudenrufe des Volkes, die über Berge und Täler hallten, begrüßten den Festtag. Ein Priester füllte eine silberne Kanne mit Wasser aus der Quelle Siloah und stieg unter dem Schall der Posaunen langsamen, feierlichen Schrittes mit der hoch erhobenen Kanne die Stufen des Tempels hinauf. Dazu sang er die Psalmworte: „Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem.“ Psalm 122,2. DM.354.3 Teilen

Der Priester trug die Kanne mit dem heiligen Wasser zum Altar, der in der Mitte des Priesterhofes stand und auf dem sich zwei silberne Schalen befanden. Ein anderer Priester füllte die eine Schale mit dem Wasser aus der Siloahquelle, während die zweite Schale von einem dritten Priester mit Wein gefüllt wurde. Nun flossen Wasser und Wein zusammen durch eine Röhre in den Kidron und von hier weiter in das Tote Meer. Diese Darstellung des geweihten Wassers stellt den Brunnen dar, der auf Gottes Befehl aus dem Felsen floss, um den Durst der Israeliten in der Wüste zu stillen. Während dieser Handlung sang die Menge: „Gott der Herr ist meine Stärke ... Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.“ Jesaja 12,2.3. DM.354.4 Teilen

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Als Josephs Söhne sich vorbereiteten, das Laubhüttenfest in Jerusalem zu besuchen, bemerkten sie erstaunt, dass sich Jesus selbst nicht darauf vorzubereiten schien. Ihre Besorgnis war umso größer, da Christus seit der Heilung am Teich Bethesda zu keinem der großen jüdischen Feste nach Jerusalem gekommen war. Er hatte sich in Seiner Tätigkeit ganz auf Galiläa beschränkt, um unnötige Reibereien mit dem Hohen Rat in Jerusalem zu vermeiden. Die scheinbare Vernachlässigung der gottesdienstlichen Zusammenkünfte in der Hauptstadt und die offene Feindschaft der Priester und Rabbiner gegen Christus beunruhigten seine Umgebung sehr. Von dieser Unruhe blieben auch die Jünger und die nächsten Verwandten nicht verschont. DM.355.1 Teilen

Der Herr hatte oft über den Segen des Gehorsams gegenüber dem Gesetz gesprochen. Umso erstaunlicher war es nun, dass Er selbst den von Gott eingesetzten Festen gleichgültig gegenüberzustehen schien. Sein Umgang mit Zöllnern und anderen verdächtigen Leuten, die Missachtung der rabbinischen Verordnungen und die Freiheit, mit der Er die traditionellen Satzungen über den Sabbat beiseite schob, brachten Ihn in Gegensatz zu der jüdischen Führungsschicht und ließen manche Frage aufkommen. Seine Brüder hielten es für einen Fehler, dass Er sich von den einflussreichen und bedeutenden Männern des Volkes lossagte. Sie glaubten, dass jene Männer im Recht sein müssten, und sie fanden es falsch, dass Jesus sich ihnen entgegensetzte. Anderseits hatten sie Sein makelloses Leben beobachten können, und wenn sie auch nicht Seine Jünger wurden, so war Sein Wirken nicht ohne tiefen Eindruck auf sie geblieben. Seine Beliebtheit in Galiläa befriedigte ihren Ehrgeiz, und sie hofften immer noch, dass Er einen Beweis Seiner Macht geben werde, der auch die Pharisäer davon überzeugen würde, dass Er der war, der Er zu sein beanspruchte. Was, wenn Er wirklich der Messias, der Prinz Israels wäre? Diese Vorstellung erfüllte sie mit stolzer Genugtuung. DM.355.2 Teilen

Dieser Gedanke beschäftigte sie immer mehr, so dass sie jetzt Christus drängten, nach Jerusalem zu gehen. „Mache dich auf von hier und geh nach Judäa, damit auch seine Jünger die Werke sehen, die du tust! Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich etwas gelten. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt!“ Johannes 7,3.4. Das drückte Zweifel und Unglaube aus. Seine Brüder hielten Ihn für feige und schwächlich. Wenn Er davon überzeugt wäre, der Messias zu sein, warum dann diese merkwürdige Zurückhaltung und Tatenlosigkeit? Besäße Er wirklich solche Macht, warum ging Er dann nicht kühn nach Jerusalem, um Seine Ansprüche geltend zu machen? Warum vollbrachte Er nicht auch in Jerusalem solche wunderbaren Werke, wie man von Ihm aus Galiläa berichtete? Versteck dich nicht in einsamen Provinzen, sagten sie, sondern lass deine machtvollen Taten zum Nutzen der ungebildeten Bauern und Fischer geschehen. Stelle dich in der Hauptstadt vor, sichere dir den Beistand der Priester und Obersten und einige das Volk durch die Gründung des neuen Reiches. Die Brüder Jesu urteilten aus egoistischen Motiven heraus, die man so oft in den Herzen derer findet, die sich aus Ehrgeiz immer in den Vordergrund drängen. Dieser Geist beherrschte die Welt. Sie ärgerten sich auch darüber, dass Christus nicht einen irdischen Thron suchte, sondern sich als das Brot des Lebens bezeichnete. Sie waren sehr enttäuscht, als so viele Seiner Jünger Ihn deshalb verließen. Sie selbst wandten sich von Ihm ab und dem, was seine Werke offenbarten, um dem Kreuz zu entfliehen. Er war der Gesandte Gottes. DM.355.3 Teilen

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Da spricht Jesus zu ihnen: „Meine Zeit ist noch nicht da; für euch ist die Zeit immer gelegen. Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich von ihr bezeuge, dass ihr ganzes Tun böse ist. Geht ihr nur zum Fest hinauf, ich gehe zu diesem Fest nicht hinauf, weil meine Zeit noch nicht erfüllt ist. So sprach er zu ihnen und blieb in Galiläa.“ Johannes 7,6-9 (Menge). Seine Brüder hatten im Befehlston zu Ihm gesprochen und Ihm vorgeschrieben, welchen Weg Er einschlagen sollte. Er jedoch ließ ihren Vorwurf auf sie zurückfallen, wobei Er sie nicht Seinen selbstverleugnenden Jüngern, sondern der Welt zuordnete. „Euch kann die Welt nicht hassen“, sagte Er, „mich aber hasst sie, weil ich von ihr bezeuge, dass ihr ganzes Tun böse ist.“ Die Welt hasst jene nicht, die eines Sinnes mit ihr sind, sondern liebt sie als ihr Eigenes. DM.356.1 Teilen

Die Welt war für Christus kein Ort der Bequemlichkeit und Selbsterhöhung. Er wartete auch auf keine Gelegenheit, um von ihr Macht und Ehre zu erhaschen — sie konnte Ihn nicht in dieser Weise belohnen. Die Erde war der Platz, an den Gott der Vater Ihn gestellt hatte. Hier war Sein Arbeitsfeld. Er war dahingegeben worden, um für die gefallenen Menschen den großen Erlösungsplan zur Ausführung zu bringen, damit die Welt das Leben haben möge. Aber Er durfte den Gang der Geschehnisse, die auf Ihn zueilten, nicht noch mehr beschleunigen. Jedes Ereignis Seines Wirkens hatte Seine bestimmte Zeit, die Er geduldig abwarten musste. Er wusste wohl, dass Er den Hass der ganzen Welt zu tragen hatte und dass Sein aufopferndes Ringen zum schmachvollen Tod führen würde, aber es war nicht des Vaters Wille, sich Seinen Feinden auszuliefern, bevor die Zeit dafür gekommen war. DM.356.2 Teilen

Von Jerusalem aus hatten sich Jesu Wundertaten überall im Land herumgesprochen und waren bis zu den verstreut lebenden Juden gedrungen. Obwohl Er schon seit Monaten nicht mehr an den Festen teilgenommen hatte, war das Interesse an Ihm nicht weniger geworden. Viele der Festbesucher, die aus allen Teilen der damaligen Welt nach Jerusalem gekommen waren, hofften fest darauf, Jesus hier zu sehen. Schon zu Beginn des Festes fragten sie nach Ihm. Auch die Pharisäer und Obersten warteten auf Sein Erscheinen und hofften auf eine Gelegenheit, Ihn endlich verurteilen zu können. Eifrig forschten sie überall: „Wo ist der?“ Johannes 7,11. Aber niemand wusste es. Viele Juden beschäftigten sich in Gedanken unaufhörlich mit Jesus. Nur die Furcht vor den Priestern und Obersten hinderte sie, Ihn als den Messias anzuerkennen und sich zu Ihm zu bekennen. Heimlich unterhielt man sich über Ihn, und während viele Ihn als den von Gott Gesandten verteidigten, prangerten Ihn andere als Betrüger an. Inzwischen war Jesus in aller Stille nach Jerusalem gekommen. Er hatte einsame Wege ausgewählt, um den zahllosen Reisenden zu entgehen, die von überall her zur Heiligen Stadt strömten. Hätte Er sich irgendeiner Karawane angeschlossen, wäre die allgemeine Aufmerksamkeit bei Seinem Einzug in die Stadt zu groß gewesen. Er aber wusste, dass eine für Ihn veranstaltete Kundgebung des Volkes der Obrigkeit den erwünschten Anlass gegeben hätte, gegen Ihn einzuschreiten. Um dies zu vermeiden, hatte Er einen einsamen Reiseweg gewählt. DM.356.3 Teilen

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Mitten in der Festwoche, als die Aufregung wegen Seiner Person den Höhepunkt erreicht hatte, betrat Jesus den Tempelhof. Im Volk hatte man bereits behauptet, Er wage es nicht, sich in die Gewalt der Priester und Obersten zu begeben, da Er nicht zum Fest erschienen sei. Nun war man überrascht. Der Lärm des Festes verstummte. Alle bewunderten die königliche Anmut und Würde Seines Auftretens und Seinen Mut, sich angesichts Seiner mächtigen Feinde, die Ihm nach dem Leben trachteten, so frei zu zeigen. DM.357.1 Teilen

So stand Jesus im Brennpunkt der Aufmerksamkeit aller, die im Tempel waren. Er redete zu ihnen, wie noch nie ein Mensch zu ihnen geredet hatte. Seine Worte bewiesen eine Kenntnis des Gesetzes und der jüdischen Einrichtungen, des Opferdienstes und der Lehren der Propheten, welche die der Priester und Rabbiner weit übertraf. Er durchbrach die Schranken des starren Formenwesens und der Überlieferungen. Die Zukunft schien Ihm enthüllt, und mit der Bestimmtheit eines Menschen, der das Unsichtbare wahrnimmt, sprach Er von irdischen und himmlischen, von menschlichen und göttlichen Dingen. Seine Worte waren sehr klar und überzeugend. Wie in Kapernaum wunderte sich das Volk über die Kraft Seiner Lehre, „denn er predigte mit Vollmacht“. Lukas 4,32. In immer wieder anderen Schilderungen warnte Er Seine Hörer vor dem Unheil, das alle jene heimsuchen würde, welche die Segnungen verwerfen, die Er brachte. Dass Er von Gott kam, hatte Er ihnen auf jede mögliche Art bewiesen, und Er hatte alles getan, um sie zur Reue zu bewegen. Er wäre nicht von Seinem eigenen Volk verworfen und umgebracht worden, wenn Er es vor der Schuld einer solchen Tat hätte bewahren können. DM.357.2 Teilen

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Alle wunderten sich über Seine tiefe Kenntnis des Gesetzes und der Propheten. Man fragte sich: „Wie kann dieser die Schrift verstehen, wenn er es doch nicht gelernt hat?“ Johannes 7,15. Bisher wurde niemand als Religionslehrer anerkannt und geachtet, der nicht die Schule der Rabbiner besucht hatte. Darum waren auch Johannes der Täufer und Jesus als Unwissende abgetan worden. Alle, die diese beiden jedoch hörten, waren erstaunt über deren Schriftkenntnis, die sie auf keiner Schule erworben hatten. Menschen waren nicht ihre Lehrer gewesen, sondern Gott im Himmel hatte sie beide gelehrt. Von Ihm hatten sie höchste Weisheit und alle Erkenntnis empfangen. DM.358.1 Teilen

Als Jesus im Tempelhof sprach, standen Seine Zuhörer wie gebannt vor Ihm. Selbst die eifrigsten Gegner Jesu waren machtlos, Ihm zu schaden. Für den Augenblick hatten sie alles andere vergessen. DM.358.2 Teilen

Täglich lehrte der Heiland nun das Volk, bis zum „letzten Tag des Festes, der der höchste war“. Johannes 7,37. Als am Morgen dieses Tages das Volk von den anstrengenden Festlichkeiten ermüdet war, erhob Jesus Seine Stimme, dass sie in alle Vorhöfe drang, und rief: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Johannes 7,37.38. Die innere Verfassung der Juden verlieh dieser Aufforderung besonderen Nachdruck. Sie waren eingebunden gewesen in die Pracht und den Glanz des Festes. Farbe und Licht hatten ihre Augen geblendet, und ihre Ohren hatten in den harmonischsten Klängen geschwelgt. Für alles war gesorgt gewesen, nur die Bedürfnisse des Geistes waren in all diesen Zeremonien zu kurz gekommen, und den Durst der Seele nach dem Ewigen hatte man nicht gestillt. Da erreichte sie die Einladung Jesu, zu ihm zu kommen und aus dem Lebensbrunnen das Wasser zu trinken, das in das ewige Leben quillt. DM.358.3 Teilen

Die Priester hatten gerade an diesem Morgen jene Handlung vorgenommen, die an das Schlagen des Felsens in der Wüste erinnerte. Dieser Felsen war ein Symbol für den, durch dessen Erlösungsopfer lebendige Ströme des Heils allen Durstigen zufließen würden. Christi Worte waren das Wasser des Lebens. Im Beisein der großen Menge ließ Er sich schlagen, damit das Wasser des Lebens in die Welt fließen konnte. Satan beabsichtigte durch den Angriff auf Jesus, den Fürsten des Lebens zu überwinden, aber da floss aus dem geschlagenen Felsen lebendiges Wasser. Als Jesus zu den Versammelten sprach, erschütterten sie Seine Worte so sehr, dass sie wie die Samariterin ausrufen wollten: „Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht dürstet!“ Johannes 4,15. DM.358.4 Teilen

Der Heiland kannte die seelischen Bedürfnisse des Volkes und wusste, dass weder Pracht noch Reichtum und Ehre das Herz zufrieden stellen können. „Wen da dürstet, der komme zu mir!“ Alle sind willkommen — ob Arm oder Reich, Hoch oder Niedrig. Bei dem Herrn sind alle gleich herzlich willkommen! Er verspricht durch Sein Wort, das beladene Gemüt zu befreien, die Betrübten zu trösten und den Niedergeschlagenen und Verzweifelten neue Hoffnung zu geben. Viele Seiner Zuhörer trauerten über enttäuschte Hoffnungen, manche trugen einen geheimen Kummer im Herzen, andere versuchten, ihr stetes Verlangen nach geistlicher Speise durch die Dinge dieser Welt und durch Ruhmsucht zu befriedigen. Alle aber mussten erfahren, dass sie schließlich nur aus löchrigen Zisternen geschöpft hatten, die ihren brennenden Durst nicht löschen konnten. DM.358.5 Teilen

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Im Glanz des Tempels standen sie jetzt leer und unbefriedigt. Der Ruf Jesu „Wen da dürstet“ erweckte sie aus dumpfem Grübeln und belebte ihren müden Geist. Sie lauschten mit wachsender Anteilnahme den Worten Jesu, und neue Hoffnung keimte in ihren verzagten Herzen. Sie erkannten unter dem Beistand des Heiligen Geistes in der Rede Jesu das messianische Heil. DM.359.1 Teilen

Noch heute ertönt Jesu Ruf an die durstigen Seelen in aller Welt. Mit noch größerer Kraft und Anstrengung als am letzten Tag des Festes in Jerusalem erfolgt des Heilandes Einladung an die Menschen. Der Brunnen des lebendigen Wassers steht allen offen, den Müden und Erschöpften wird der erfrischende, stärkende Trank des ewigen Lebens angeboten. „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“ „Wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Offenbarung 22,17. „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ Johannes 4,14. DM.359.2 Teilen

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