Portrait von Ellen White
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Kapitel 51: Das Licht des Lebens
Kapitel 51: Das Licht des Lebens
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Auf der Grundlage von Johannes 8,12; 9. DM.368 Teilen

„Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Johannes 8,12. DM.368.1 Teilen

Als Jesus dies sagte, stand Er im Vorhof des Tempels, dem in Verbindung mit dem Laubhüttenfest besondere Bedeutung zukam. Mitten im Vorhof ragten zwei stattliche Pfeiler auf, an denen große Lampen befestigt waren. Nach dem Abendopfer wurden alle diese Lampen angezündet, die dann ihr Licht über Jerusalem erstrahlen ließen. Dieser Festakt sollte an die Feuersäule erinnern, die Israel in der Wüste geleitet hatte, gleichzeitig aber auch auf den kommenden Messias hindeuten. Abends, wenn die Lampen angezündet wurden, war der Vorhof ein Ort großen Jubelns. Grauhaarige Männer, die Tempelpriester und Obersten des Volkes, fanden sich in festlichen Tänzen zu Instrumentalmusik und zum Gesang der Leviten vereint. Durch den Lichterglanz in Jerusalem drückte das Volk seine Hoffnung auf die Ankunft des Messias aus, der ebenfalls Sein Licht über Israel erstrahlen lassen würde. Für Jesus besaß dieser Vorgang jedoch noch eine größere Bedeutung. Wie die Tempellampen ihr Licht in die Umgebung ausstrahlten, so wollte Christus, der geistliche Lichtquell, die Dunkelheit der Welt erhellen. Das Sinnbild war jedoch unvollkommen. Das gewaltige Licht, das Er mit eigener Hand am Himmel geschaffen hatte, war eine bessere Darstellung der Herrlichkeit Seiner Sendung. DM.368.2 Teilen

Es war früh am Morgen und die Sonne war gerade über dem Ölberg aufgegangen. Blendend hell ergossen sich ihre Strahlen über die Marmorpaläste und ließen das Gold der Tempelmauern aufleuchten. Jesus wies darauf hin und sagte: „Ich bin das Licht der Welt.“ Johannes 8,12. Einer, der diese Worte hörte, gab sie lange danach in dem herrlichen Schriftwort wieder: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat‘s nicht ergriffen ... Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ Johannes 1,4.5.9. Lange nach der Himmelfahrt Jesu verwendete auch Petrus, vom Heiligen Geist erleuchtet, das Sinnbild, das Christus benutzt hatte: „Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ 2.Petrus 1,19. DM.368.3 Teilen

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Immer, wenn Gott sich Seinem Volk offenbarte, war das Licht ein Symbol Seiner Gegenwart. Auf Sein Schöpfungswort hin hat zu Anbeginn das Licht aus der Finsternis hervorgeleuchtet. Licht war tagsüber in der Wolkensäule und nachts in der Feuersäule verhüllt und leitete so die Israeliten. Licht umloderte in schrecklicher Majestät Gottes den Berg Sinai; Licht lag über dem Gnadenstuhl in der Stiftshütte. Licht erfüllte auch den Tempel Salomos bei seiner Einweihung und Licht erstrahlte auf den Hügeln Bethlehems, als die Engel den wachsamen Hirten die Erlösungsbotschaft verkündeten. DM.369.1 Teilen

Gott ist Licht. Mit den Worten: „Ich bin das Licht der Welt“ erklärte Christus sowohl Sein Einssein mit Gott als auch Seine Verwandtschaft mit der menschlichen Familie. Er war es gewesen, der sprach: „Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten.“ 2.Korinther 4,6. Von Ihm erhalten auch Sonne, Mond und Sterne ihr Licht. Er war auch das geistliche Licht, das symbolisch im Tempeldienst wie in der Prophetie über Israel geleuchtet hatte. Doch dieses Licht war nicht nur den Juden geschenkt worden. Wie die Sonnenstrahlen überall hin leuchten, so strahlt das Licht der Sonne der Gerechtigkeit für jeden Menschen. „Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ Johannes 1,9. DM.369.2 Teilen

Die Welt hat ihre großen Lehrer gehabt. Diese Menschen mit gewaltigen Verstandeskräften haben Herrliches erforscht. Ihre Äußerungen regten das Nachdenken an und erschlossen weite Wissensgebiete. Ihnen allen wurde als Führer und Wohltäter der Menschheit Ehre erwiesen. Aber es gibt einen, der sie alle überragte. „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden ... Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“ Johannes 1,12.18. DM.369.3 Teilen

Wir können die Reihe der großen Lehrer der Welt so weit zurückverfolgen, wie menschliche Aufzeichnungen reichen, aber das Licht war vor ihnen da. Wie Mond und Sterne unseres Sonnensystems das Licht der Sonne zurückwerfen, so strahlen die großen Denker der Welt das Licht der Sonne der Gerechtigkeit wider, soweit ihre Lehren auf Wahrheit beruhen. Jeder Edelstein von Gedanken, jeder Geistesblitz stammt von dem „Licht der Welt“. Heutzutage spricht man viel von „höherer Bildung“. Doch die wahre Erkenntnis wird von dem erteilt, „in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“. Kolosser 2,3. „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Johannes 1,4. „Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Johannes 8,12. „Ich bin das Licht der Welt“. Damit bekannte sich Jesus als Messias. Der alte Simeon hatte im Tempel, in dem Jesus gerade lehrte, von ihm als einem „Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Israel“ gesprochen. Lukas 2,32. Mit diesen Worten hatte Er eine Prophezeiung auf Ihn bezogen, die in ganz Israel bekannt war. Durch den Propheten Jesaja hatte der Heilige Geist erklärt: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.“ Jesaja 49,6. Diese Prophezeiung wurde allgemein auf den Messias bezogen, und als Jesus nun sagte: „Ich bin das Licht der Welt“, konnte das Volk seinen Anspruch erkennen, der Verheißene zu sein. DM.369.4 Teilen

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Die Pharisäer und Obersten des Volkes hielten diesen Anspruch allerdings für eine Anmaßung. Dass ein Mensch wie ihresgleichen so etwas von sich behauptete, konnten sie nicht ertragen. Sie taten so, als hätten sie Seine Worte nicht verstanden, und fragten Ihn: „Wer bist du denn?“ Johannes 8,25. DM.370.1 Teilen

Sie wollten damit erreichen, dass Er sich selbst als Christus bezeichnete. Sein Aussehen aber und Seine Taten wichen so sehr von den Erwartungen des Volkes ab, dass es Ihn, wie Seine listigen Feinde glaubten, als Betrüger zurückweisen würde, falls Er sich ihm als Messias vorstellte. DM.370.2 Teilen

Auf ihre Frage: „Wer bist du denn?“ antwortete Jesus: „Zuerst das, was ich euch auch sage!“ Johannes 8,25. Was sich in Seinen Worten offenbarte, das zeigte sich auch in Seinem Wesen. Er verkörperte die Wahrheiten, die Er lehrte. Von mir selbst tue ich nichts, versicherte Jesus und fuhr fort: „Wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ Johannes 8,28.29. Er versuchte nicht, Seinen messianischen Anspruch zu beweisen, sondern unterstrich Sein Einssein mit Gott. Wären die Herzen der Pharisäer der Liebe Gottes gegenüber offen gewesen, dann hätten sie Jesus auch angenommen. Viele Zuhörer fühlten sich im Glauben zu Ihm hingezogen. Zu diesen sagte Er: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Johannes 8,31.32. Diese Worte empörten die Pharisäer. Dass das Volk lange Zeit unter Fremdherrschaft gestanden hatte, ignorierten sie und riefen ärgerlich: „Wir sind Abrahams Kinder und sind niemals jemandes Knechte gewesen. Wie sprichst du denn: Ihr sollt frei werden?“ Johannes 8,33. DM.370.3 Teilen

Jesus sah diese Menschen an, die Sklaven der Bosheit waren und Rachegedanken hegten, und antwortete betrübt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“ Johannes 8,34. Sie steckten in übelster Knechtschaft — beherrscht vom Geist des Bösen. DM.370.4 Teilen

Jeder Mensch, der es ablehnt, sich Gott unterzuordnen, wird von einer anderen Macht beherrscht. Er gehört nicht sich selbst. Mag er auch von Freiheit reden, in Wirklichkeit lebt er doch in der erniedrigendsten Knechtschaft. Er darf den Glanz der Wahrheit nicht aufnehmen, denn der Teufel beherrscht seinen Geist. Während er sich einbildet, der eigenen Urteilskraft zu folgen, gehorcht er jedoch dem Willen des Fürsten der Finsternis. Christus kam, um die Seele von den Fesseln der Sündenknechtschaft zu lösen. „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“ Johannes 8,36. „Das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Römer 8,2. DM.370.5 Teilen

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In dem Werk der Erlösung gibt es keinen Zwang, und keine äußere Gewalt wird eingesetzt. Unter dem Einfluss des Geistes Gottes kann der Mensch frei entscheiden, wem er dienen möchte. In der Änderung, die stattfindet, wenn die Seele sich Christus übergibt, liegt die höchste Stufe der Freiheit. Die Austreibung der Sünde ist eine Tat der Seele selbst. Wir können uns zwar nicht selbst von der Herrschaft Satans befreien, doch wollen wir von Sünde frei werden und rufen in höchster Not nach einer Macht außer und über uns, dann werden die Kräfte unseres Herzens von der göttlichen Macht des Heiligen Geistes so durchdrungen, dass sie den Willen Gottes als ihren eigenen erfüllen. DM.371.1 Teilen

Die Freiheit des Menschen ist nur unter einer Voraussetzung möglich, dass er mit Christus eins wird. „Die Wahrheit wird euch frei machen.“ Johannes 8,32. DM.371.2 Teilen

Christus ist diese Wahrheit. Die Sünde kann nur Erfolg haben, wenn sie den Geist schwächt und die Freiheit der Seele zerstört. Unterwirft man sich aber Gott, dann wird das eigentliche Selbst wiederhergestellt — die wahre Herrlichkeit und Würde des Menschen. Das göttliche Gesetz aber, von dem wir abhängig sind, ist das „Gesetz der Freiheit“. Jakobus 2,12. DM.371.3 Teilen

Die Pharisäer hatten sich selbst als Kinder Abrahams bezeichnet. Jesus sagte ihnen, dass sie diesen Anspruch nur aufrechterhalten könnten, wenn sie auch die Werke Abrahams täten. Wahre Kinder Abrahams lebten so wie Abraham, im Gehorsam gegenüber Gott, und sie trachteten nicht danach, den Einen zu töten, der zu ihnen von der Wahrheit sprach, die Gott Ihm geschenkt hatte. Die Rabbiner taten nicht die Werke Abrahams, als sie sich gegen Christus verschworen. Die bloße Abstammung von Abraham war wertlos. Ohne geistliche Verbindung mit ihm, die sich dadurch gezeigt hätte, dass sie den Geist Abrahams besäßen und seine Werke täten, waren sie nicht seine Kinder. Dieser Grundsatz ist von Bedeutung auch für ein Problem, das lange die Christenheit beschäftigt hat — die Frage der apostolischen Nachfolge. DM.371.4 Teilen

Für die Abstammung von Abraham entschieden weder der Name noch der Stammbaum, sondern die Wesensgleichheit. Genauso beruht die apostolische Nachfolge nicht auf der Weitergabe kirchlicher Autorität, sondern auf der geistlichen Verwandtschaft. Ein Leben, das im Geist der Apostel geführt wird, der Glaube und die Lehre, die sie verkündeten, sind der echte Beweis für die apostolische Nachfolge. Nur dadurch werden Menschen zu Nachfolgern der ersten Lehrer des Evangeliums. DM.371.5 Teilen

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Jesus bestritt, dass die Juden Kinder Abrahams waren. Er sagte: „Ihr tut die Werke eures Vaters.“ Spöttisch antworteten sie ihm: „Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater: Gott.“ Johannes 8,41. Diese Worte sollten auf die Umstände Seiner Geburt anspielen und Christus in den Augen jener Menschen herabsetzen, die gerade anfingen, an Ihn zu glauben. Jesus ging auf die üble Anspielung gar nicht ein, sondern erwiderte: „Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin ausgegangen und komme von ihm.“ Johannes 8,42. DM.372.1 Teilen

Ihre Taten bezeugten aber ihre Verwandtschaft mit dem, der ein Lügner und Mörder war. „Ihr habt den Teufel zum Vater“, erklärte Jesus, „und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm ... Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.“ Johannes 8,44.45. Die Tatsache, dass Jesus die Wahrheit mit innerer Überzeugung sagte, war der Grund dafür, dass Ihn die Obersten der Juden nicht annahmen. Gerade die Wahrheit erzürnte diese selbstgerechten Männer. Sie legte deren Irrtümer und Trugschlüsse bloß und verurteilte ihre Lehren und ihr Handeln. Deshalb war sie nicht willkommen. Lieber verschlossen die jüdischen Führer die Augen vor der Wahrheit, als sich zu demütigen und ihren Irrtum einzugestehen. Sie liebten die Wahrheit nicht und hatten auch kein Verlangen nach ihr, obwohl es die Wahrheit war. DM.372.2 Teilen

„Wer unter euch kann mich einer Sünde beschuldigen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“ Johannes 8,46. Drei Jahre lang waren Christi Feinde Ihm Tag für Tag gefolgt und darum bemüht, an Ihm irgendeinen Charakterfehler zu entdecken. Satan hatte mit seinem ganzen bösen Gefolge versucht, Christus zu überwinden, aber sie hatten nichts an Ihm entdeckt, das ihnen hätte das Gefühl geben können, Ihm überlegen zu sein. Sogar die Teufel mussten eingestehen: „Wir wissen von dir, wer du bist: der Heilige Gottes!“ Markus 1,24 (Albrecht). Angesichts des Himmels, angesichts der nichtgefallenen Welten und angesichts der sündhaften Menschen lebte Jesus das Gesetz Gottes aus. Vor Engeln, Menschen und Dämonen hatte Er unangefochten Worte gesprochen, die auf den Lippen anderer Menschen wie eine Lästerung gewirkt hätten: „Ich tue allezeit, was ihm [Gott] gefällt.“ Johannes 8,29. DM.372.3 Teilen

Trotz der Tatsache, dass sie keine Sünde an Christus finden konnten, wollten Ihn die Juden nicht annehmen und bewiesen dadurch, dass sie selbst keine Verbindung mit Gott hatten. Sie erkannten nicht Gottes Stimme in der Botschaft Seines Sohnes. Sie maßten sich an, Christus verurteilen zu können. Doch indem sie Ihn verwarfen, verurteilten sie sich damit selbst. „Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.“ Johannes 8,47. Diese Lehre ist für alle Zeiten gültig. DM.372.4 Teilen

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Manch einer, der Vergnügen daran findet, zu kritisieren und zu bemängeln, und etwas in Gottes Wort sucht, was zu bezweifeln wäre, meint, dadurch die Unabhängigkeit seines Denkens und seine Geistesschärfe unter Beweis zu stellen. Er spielt sich zum Richter über die Bibel auf und verurteilt sich dabei nur selbst. Zugleich verrät er dadurch, dass er die Wahrheit, die ihren Ursprung im Himmel hat und die Ewigkeit umfasst, nicht zu würdigen weiß. Angesichts der alles überragenden Gerechtigkeit Gottes empfindet er keine Ehrfurcht, sondern beschäftigt sich mit Nebensächlichkeiten und offenbart damit eine kleinliche, irdische Gesinnung, ein Herz, das sehr bald die Fähigkeit verliert, Gott wahrzunehmen. Wer aber sein Herz beim Anklopfen Gottes auftut, der versucht, dadurch seine Gotteserkenntnis zu vermehren und das eigene Wesen zu verfeinern und zu bessern. Wie sich eine Blume der Sonne zuwendet, damit deren helle Strahlen sie treffen und in Schönheit aufleuchten lassen, so wendet sich die Seele der „Sonne der Gerechtigkeit“ zu, damit das Licht des Himmels die menschliche Natur veredele mit der Anmut des Charakters Jesu Christi. DM.373.1 Teilen

Jesus fuhr mit dem Lehren fort und hob dabei den krassen Gegensatz hervor, der zwischen dem Verhalten der Juden und dem Verhalten Abrahams bestand: „Abraham, euer Vater, wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.“ Johannes 8,56. DM.373.2 Teilen

Abraham schon hatte sich sehnlichst gewünscht, den verheißenen Heiland zu sehen. Mit allem Ernst hatte er darum gebetet, noch vor seinem Tod den Messias sehen zu dürfen. Und er sah Christus. Ihm wurde eine übernatürliche Erkenntnis geschenkt, und er erkannte das göttliche Wesen Jesu. Er sah das Leben Christi vor sich und freute sich, denn er erhielt einen Einblick in das göttliche Sühnopfer für die Sünde. Eine Veranschaulichung für dieses Opfer gab es in seiner eigenen Erfahrung. Ihm war befohlen worden: „Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast ... und opfere ihn dort zum Brandopfer.“ 1.Mose 22,2. DM.373.3 Teilen

Auf den Opferaltar legte er den verheißenen Sohn, auf den sich alle Seine Hoffnungen gründeten. Als er dann neben dem Altar mit erhobenem Messer stand, um Gott zu gehorchen, hörte er eine Stimme vom Himmel zu ihm sprechen: „Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.“ 1.Mose 22,12. Diese schreckliche Prüfung wurde Abraham auferlegt, damit er den Tag Christi schauen und die große Liebe Gottes zu dieser Welt verstehen könnte, eine Liebe, die so groß war, dass Gott Seinen eingeborenen Sohn in einen außerordentlich schmachvollen Tod dahingab, um die Welt vor dem Verderben zu retten. DM.373.4 Teilen

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Abraham lernte von Gott die wichtigste Lektion, die jemals einem Sterblichen zuteil wurde. Sein Gebet, Christus noch bei Lebzeiten schauen zu dürfen, wurde erhört. Er sah Christus und all das, was ein Sterblicher sehen kann, ohne deswegen sterben zu müssen. Weil er sich völlig Gott ausgeliefert hatte, konnte er verstehen, was ihm von Christus offenbart wurde. Ihm wurde gezeigt, dass Gott durch die Dahingabe seines eingeborenen Sohnes zur Errettung der Sünder vom ewigen Tod ein größeres und bewundernswerteres Opfer brachte, als es je ein Mensch bringen könnte. DM.374.1 Teilen

Abrahams Erfahrung beantwortete die Frage: „Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?“ Micha 6,6.7. In Abrahams Worten: „Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer“ (1.Mose 22,8) und in der Tatsache, dass Gott ein Opfer an Isaaks Statt beschaffte, wurde es deutlich, dass niemand für sich selbst Sühne leisten kann. Das heidnische Opfersystem war für Gott völlig unannehmbar. Kein Vater sollte seinen Sohn oder seine Tochter als Sühnopfer darbringen. Nur der Sohn Gottes kann die Sünden der Welt tragen. DM.374.2 Teilen

Aufgrund seines eigenen Leides war Abraham erst in der Lage, das Opfer Christi zu begreifen. Israel aber wollte nicht verstehen, was ihren stolzen Herzen so unwillkommen war. Christi Aussage über Abraham beeindruckte Seine Zuhörer überhaupt nicht. Die Pharisäer sahen darin lediglich eine weitere Ursache für ihre spitzfindigen Einwände. Spöttisch antworteten sie Ihm, als wäre Er geistesgestört: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?“ Johannes 8,57. Mit feierlichem Ernst antwortete Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.“ Johannes 8,58. DM.374.3 Teilen

Schweigen ergriff die große Versammlung. Den Namen Gottes, der Mose offenbart worden war, um den Gedanken der ewigen Gegenwart auszudrücken, hatte dieser Rabbi aus Galiläa als Seinen eigenen beansprucht. Er hatte behauptet, jener Eine zu sein, der aus sich selbst existieren kann, jener, der Israel verheißen worden war und „dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist“. Micha 5,1. DM.374.4 Teilen

Wieder beschwerten sich die Priester und Rabbiner über Jesus, den sie einen Lästerer nannten. Sein Anspruch, mit Gott eins zu sein, hatte sie schon vorher dazu aufgestachelt, Ihm nach dem Leben zu trachten, und einige Monate später sprachen sie es offen aus: „Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott.“ Johannes 10,33. DM.374.5 Teilen

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Weil Er der Sohn Gottes war und sich auch dazu bekannte, wollten sie Ihn vernichten. Jetzt hoben viele von denen, welche die Priester und Rabbiner unterstützten, Steine auf, um Ihn zu steinigen. „Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.“ Johannes 8,59. „Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat‘s nicht ergriffen“. Johannes 1,5. DM.375.1 Teilen

„Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt, noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm ... Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden. Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah — das heißt übersetzt: gesandt — und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.“ Johannes 9,1-3.6.7. DM.375.2 Teilen

Es wurde allgemein geglaubt, dass Sünde bereits in diesem Leben bestraft würde. Jedes Leiden wurde als Strafe für eine Übeltat betrachtet, die der Betroffene oder seine Eltern begangen hatten. Sicher, alles Leiden stammt aus der Übertretung des göttlichen Gesetzes. Diese Wahrheit war jedoch verfälscht worden. Satan, der Urheber der Sünde mit all ihren Folgen, hatte die Menschen dazu geführt, Krankheit und Tod als Maßnahmen Gottes zu sehen, als Strafe, die willkürlich wegen der Sünde verhängt wurde. Von daher kam es, dass jemand, der Kummer hatte oder im Unglück steckte, noch unter der zusätzlichen Belastung stand, als großer Sünder zu gelten. DM.375.3 Teilen

So wurde der Weg für die Verwerfung Jesu durch die Juden vorbereitet: „Er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.“ Doch gerade deshalb hielten ihn die Juden „für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre“ (Jesaja 53,4), und sie verbargen ihr Angesicht vor Ihm. Vgl. Jesaja 53,3. Gott hatte eine Lehre erteilt, die dazu bestimmt war, dies zu verhindern: Hiobs Leben zeigte, dass Satan Leiden verhängt, die Gott gnädig außer Kraft setzt. Israel verstand jedoch die Lektion nicht. Den gleichen Fehler, den Gott bei den Freunden Hiobs schon getadelt hatte, wiederholten nun die Juden, als sie Christus verwarfen. DM.375.4 Teilen

Der Glaube der Juden über den Zusammenhang von Sünde und Leiden wurde auch von den Jüngern geteilt. Als Jesus ihren Irrtum korrigierte, sagte Er ihnen jedoch nichts über die Ursache der Heimsuchung des Mannes, sondern verwies sie auf das Ergebnis: Es sollten „die Werke Gottes offenbar werden“. Joh.9,3 „Solange ich in der Welt bin“, sagte er, „bin ich das Licht der Welt.“ Joh. 9,5 Als er dann die Augen des Blinden mit einem Brei bestrichen hatte, schickte Er ihn zum Teich Siloah, damit er sich dort wasche. Danach konnte der Blinde wieder sehen. Durch dieses Geschehen beantwortete Jesus die Frage Seiner Jünger sehr praktisch, wie Er es im allgemeinen tat, wenn Ihm Fragen aus reiner Neugier vorgelegt wurden. Die Jünger sollten sich nicht über das Problem streiten, wer gesündigt oder nicht gesündigt hatte, sie sollten vielmehr die Allmacht und Gnade Gottes begreifen, die dem Blinden das Augenlicht wiedergab. Es war offensichtlich, dass weder der Lehmbrei noch der Teich, in dem sich der Blinde gewaschen hatte, Heilkräfte besaßen, sondern allein Christus. Die Pharisäer konnten nicht umhin, sich über diese Heilung zu wundern. Doch mehr als zuvor waren sie von Hass erfüllt, denn das Wunder war an einem Sabbat geschehen. DM.375.5 Teilen

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Die Nachbarn des jungen Mannes und alle, die ihn als Blinden gekannt hatten, sagten nun: „Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?“ Johannes 9,8. Zweifelnd schauten sie ihn an. Denn nachdem seine Augen geöffnet waren, hatte sich sein Gesichtsausdruck gegenüber vorher verändert: Er strahlte und schien ein anderer Mensch zu sein. Die Frage ging herum, denn einige meinten: „Er ist‘s“, andere wieder: „Nein, aber er ist ihm ähnlich.“ Er selbst aber, dem dieser große Segen zuteil geworden war, löste das Problem mit dem Bekenntnis: „Ich bin‘s.“ Johannes 9,9. Er erzählte ihnen dann von Jesus und wie dieser ihn geheilt hatte. Da fragten sie ihn: „Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht.“ Johannes 9,12. DM.376.1 Teilen

Dann führten sie ihn vor eine Ratssitzung der Pharisäer. Wieder wurde er gefragt, auf welche Weise er seine Sehkraft wiedererlangt habe. Er erwiderte: „Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.“ Da behaupteten einige Pharisäer. „Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält.“ Johannes 9,15.16. Die Pharisäer hofften, Jesus zu einem Sünder stempeln zu können, denn dann wäre Er bestimmt nicht der Messias. Sie ahnten nicht, dass Er, der den Blinden geheilt hatte, der Stifter des Sabbats war und dessen Ansprüche genau kannte. Sie selbst waren sehr eifrig auf die Heiligung des Sabbats bedacht, doch planten sie ausgerechnet an diesem Tag einen Mord. Viele andere aber waren zutiefst bewegt, als sie von dem Heilungswunder erfuhren, und sie waren überzeugt, dass der Mann, der dem Blinden das Augenlicht geschenkt hatte, mehr war als ein gewöhnlicher Mensch. Ihre Antwort auf den Vorwurf, dass Jesus ein Sünder sei, weil Er den Sabbat nicht halte, lautete: „Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?“ Johannes 9,15.16. DM.376.2 Teilen

Noch einmal wandten sich die Rabbiner an den Blinden: „Was sagst du von ihm, dass er deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.“ Johannes 9,17. Die Pharisäer behaupteten daraufhin, der Geheilte sei gar nicht blind geboren worden und habe daher auch nicht sein Augenlicht wieder erhalten können. Sie riefen seine Eltern dazu und fragten: „Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, er sei blind geboren?“ Johannes 9,19. Da hatte nun der Mann selbst erklärt, dass er blind gewesen und sehend geworden sei, doch die Pharisäer wollten lieber ihre eigenen Sinne Lügen strafen, statt ihren Fehler einzugestehen. So mächtig sind Vorurteile, so entstellt ist pharisäische Gerechtigkeit. DM.376.3 Teilen

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Die Pharisäer hofften noch darauf, die Eltern jenes Mannes einzuschüchtern. Scheinbar aufrichtig fragten sie: „Wie ist er nun sehend?“ Johannes 9,19. Die Eltern fürchteten, sich zu gefährden, denn es wurde bekannt gegeben, dass jeder, der Jesus „als den Christus bekannte, der sollte in den Bann getan werden“. Johannes 9,22. Er sollte für 30 Tage aus der Synagoge ausgeschlossen werden. Während dieser Zeit durfte im Heim des Missetäters kein Kind beschnitten und kein Toter beklagt werden. Dieser Urteilsspruch wurde als großes Unglück angesehen. Auf ihn folgte, wenn er nicht zur Reue führte, eine weit schwerere Strafe. Die große Segenstat, die ihrem Sohn widerfahren war, hatte die Eltern zwar überzeugt, dennoch antworteten sie: „Wir wissen, dass dieser unser Sohn ist und dass er blind geboren ist. Aber wieso er nun sehend ist, wissen wir nicht, und wer ihm seine Augen aufgetan hat, wissen wir auch nicht. Fragt ihn, er ist alt genug; lasst ihn für sich selbst reden.“ Johannes 9,20.21. DM.377.1 Teilen

Auf diese Weise schoben sie die Verantwortung weiter auf ihren Sohn hin, denn sie wagten es nicht, sich zu Christus zu bekennen. DM.377.2 Teilen

Das Dilemma, in dem sich die Pharisäer befanden, ihre Fragen und Vorurteile sowie ihr Unglaube gegenüber den Tatsachen öffneten der Masse und besonders den einfachen Leuten die Augen. Jesus hatte seine Wunder häufig auf offener Straße gewirkt und dabei stets Leiden gelindert. Die Frage vieler lautete: Würde Gott so mächtige Taten durch einen Betrüger vollbringen, wie die Pharisäer Jesus bezeichneten? Der Streit wurde auf beiden Seiten immer heftiger. DM.377.3 Teilen

Die Pharisäer merkten, dass sie Jesu Wirken damit öffentlich machten. Sie konnten das Wunder ja nicht einfach leugnen. Der Blinde war voller Freude und Dankbarkeit. Er bestaunte die wunderbaren Dinge in der Natur und war über die Schönheit des Himmels und der Erde entzückt. Frei erzählte er von seinem Erlebnis und wieder versuchten sie, ihn zum Schweigen zu bringen mit den Worten: „‚Gib Gott die Ehre!‘ Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.“ Johannes 9,24. Das sollte heißen: Behaupte nicht noch einmal, dass dich dieser Mann sehend machte. Das war Gottes Werk! Der Blinde antwortete: „Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eines weiß ich: dass ich blind war und jetzt sehend bin.“ Johannes 9,25. Darauf fragten sie ihn erneut: „Was hat er mit dir getan? Wie hat er deine Augen aufgetan?“ Johannes 9,26. DM.377.4 Teilen

Mit vielen Worten versuchten sie den Mann zu verwirren, so dass er selbst denken sollte, getäuscht worden zu sein. Der Teufel und seine bösen Engel standen auf der Seite der Pharisäer. Sie vereinten ihre Kraft und List mit der Vernunft von Menschen, um dem Einfluss Christi entgegenzuwirken. So schwächten sie die zustimmende Meinung, die viele bereits gewonnen hatten. Aber auch die Engel Gottes waren vor Ort, um den Mann zu stärken, dessen Augenlicht wiederhergestellt worden war. DM.377.5 Teilen

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Die Pharisäer waren sich nicht darüber im Klaren, dass sie es noch mit jemand anderem zu tun hatten als nur mit dem ungebildeten Blindgeborenen. Sie kannten den nicht, mit dem sie sich in einen Streit eingelassen hatten, denn göttliches Licht erleuchtete die Seele des Blindgeborenen. DM.378.1 Teilen

Als diese Heuchler ihn zum Unglauben verführen wollten, half ihm Gott, ihnen durch die Kraft und den Scharfsinn seiner Antwort zu zeigen, dass man ihn nicht einfach umgarnen konnte: „‚Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt‘s nicht gehört! Was wollt ihr‘s abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?‘ Da schmähten sie ihn und sprachen: ‚Du bist sein Jünger; wir aber sind Moses Jünger. Wir wissen, dass Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht.‘“ Johannes 9,27-29. DM.378.2 Teilen

Der Herr Jesus kannte die Prüfung, durch die dieser Mann gehen musste. Deshalb verlieh Er ihm Gnade und Ausdruckskraft, um ein Zeuge für Christus sein zu können. Daher antwortete der Blindgeborene den Pharisäern mit Worten, die eine scharfe Zurückweisung der Fragesteller waren. Sie behaupteten, Ausleger der Heiligen Schrift zu sein und religiöse Führer ihres Volkes. Jetzt aber war jemand da, der Wunder wirkte, und sie mussten zugeben, dass sie die Kraftquelle, aus der er schöpfte, seinen Charakter und seinen Anspruch nicht kannten. Der Blindgeborene antwortete: „Das ist verwunderlich, dass ihr nicht wisst, woher Er ist, und Er hat meine Augen aufgetan. Wir wissen, dass Gott die Sünder nicht erhört; sondern den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört Er. Vom Anbeginn der Welt hat man nicht gehört, dass jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe. Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun.“ Johannes 9,30-33. DM.378.3 Teilen

Der Mann hatte seine Inquisitoren auf ihrem eigenen Boden getroffen, und sie kamen gegen seine Beweismittel nicht an. Die Pharisäer wunderten sich und schwiegen, gebannt von den scharfsinnigen und entschlossenen Worten. Einige Augenblicke herrschte Ruhe. Dann aber rafften die finster dreinschauenden Priester und Rabbiner ihre Gewänder zusammen, als könnten sie sich durch eine Berührung mit ihm anstecken, schüttelten den Staub von ihren Füßen und schleuderten ihm die Anklage entgegen: „‚Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns?‘ Und schlossen ihn aus der Glaubensgemeinschaft aus.“ Johannes 9,34. Jesus hörte davon, wie jener Mann behandelt worden war, und Er sagte zu ihm, als Er bald darauf mit ihm zusammentraf: „Glaubst du an den Menschensohn?“ Johannes 9,35. Zum ersten Mal blickte der Geheilte in das Gesicht seines Heilandes. Vor der Sitzung hatte er seine bekümmerten und verwirrten Eltern gesehen und in die finsteren Gesichter der Rabbiner geschaut. Nun aber ruhte sein Blick auf dem gütigen und friedvollen Gesicht Jesu. Er hatte Ihn bereits, sehr zu seinem Nachteil, als einen Vertreter der Macht Gottes anerkannt, jetzt aber wurde ihm eine noch höhere Offenbarung gewährt. Als ihn der Heiland fragte: „Glaubst du an den Menschensohn?“, antwortete der Blindgeborene mit der Gegenfrage: „Herr, wer ist‘s, dass ich an ihn glaube?“ Jesus antwortete darauf: „Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist‘s.“ Johannes 9,36.37. DM.378.4 Teilen

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Da warf sich der Mann dem Heiland zu Füßen und betete Ihn an. Nicht nur seine natürliche Sehkraft hatte er erlangt, auch sein geistliches Verständnis hatte sich entwickelt. Christus war seinem Herzen enthüllt worden, und er nahm ihn als den von Gott Gesandten an. DM.379.1 Teilen

Eine Gruppe Pharisäer hatte sich in der Nähe versammelt. Als Jesus sie sah, dachte Er an die gegensätzliche Wirkung, die Seine Worte und Werke hervorriefen. Er sagte ihnen: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden.“ Johannes 9,39. Christus war gekommen, um die Augen der Blinden zu öffnen und denen Licht zu schenken, die in der Finsternis weilten. Er hatte sich selbst als das Licht der Welt bezeichnet, und das Wunder, das er soeben gewirkt hatte, bestätigte seine Sendung. Das Volk, das den Heiland bei Seiner Ankunft gesehen hatte, empfing eine vollständigere Offenbarung der Gegenwart Gottes, als sie die Welt je zuvor erlebt hatte. Die Erkenntnis Gottes wurde umfassender. Doch gerade mit dieser Offenbarung kam das Gericht über die Menschen. Ihr Charakter wurde geprüft und ihr Schicksal entschieden. DM.379.2 Teilen

Die Offenbarung der göttlichen Macht, die dem Blinden das natürliche und das geistliche Augenlicht geschenkt hatte, ließ die Pharisäer in noch tieferer Finsternis zurück. Einige seiner Zuhörer, die spürten, dass sich Jesu Worte auf sie bezogen, fragten Ihn: „Sind wir denn auch blind?“ Jesus antwortete ihnen: „Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde.“ Johannes 9,40.41. DM.379.3 Teilen

Mit anderen Worten: Hätte Gott es euch unmöglich gemacht, die Wahrheit zu erkennen, dann hättet ihr keine Schuld. Nun aber sprecht ihr: „Wir sind sehend.“ Ihr glaubt, selbst sehen zu können, und lehnt das einzige Mittel ab, durch das ihr Licht erhalten könntet. Allen, die sich ihrer Not bewusst wurden, brachte Christus unbegrenzte Hilfe. Die Pharisäer wollten ihre Not jedoch nicht eingestehen. Sie weigerten sich, zu Christus zu kommen, und blieben deshalb blind. An dieser Blindheit waren sie selbst schuld. Jesus sagte deshalb zu ihnen: „Eure Sünde bleibt!“ Vgl. Johannes 9,41. DM.379.4 Teilen

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