Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Kapitel 55: Nicht durch sichtbare Zeichen
Kapitel 55: Nicht durch sichtbare Zeichen
401

Auf der Grundlage von Matthäus 24,1-25; Markus 13,1-37; Lukas 17,20-22. DM.401 Teilen

Einige Pharisäer waren zu Jesus mit der Frage gekommen: „Wann wird das Reich Gottes kommen?“ Lukas 17,20 (NL). Mehr als drei Jahre waren vergangen, seit Johannes der Täufer die Botschaft verkündet hatte, die wie ein Trompetenstoß ins Land hinaus gedrungen war: „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Matthäus 3,2. Diese Pharisäer sahen jedoch noch keine Anzeichen für die Aufrichtung des Reiches Gottes. Viele von denen, die Johannes abgelehnt hatten und sich Jesus auf Schritt und Tritt widersetzten, deuteten an, dass Jesu Sendung gescheitert sei. Jesus antwortete: „Das Reich Gottes wird nicht durch sichtbare Zeichen angekündigt. Ihr werdet nicht sagen können: Hier ist es! oder: Es ist dort drüben! Denn das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Lukas 17,20.21 (NL). Das Reich Gottes beginnt im Herzen. Schaut nicht hier oder dort hin, ob irdische Mächte sein Kommen anzeigen. DM.401.1 Teilen

Später sprach Er mit Seinen Jüngern nochmal darüber: „Es kommt die Zeit, da werdet ihr euch danach sehnen, den Menschensohn auch nur einen Tag bei euch zu haben, aber es wird euch nicht möglich sein.“ Lukas 17,22 (NL). Weil weltliche Prachtentfaltung diese Tage nicht begleiten wird, steht ihr in der Gefahr, die Herrlichkeit meiner Sendung nicht zu erfassen. Ihr seid euch darüber nicht im Klaren, welch großes Vorrecht es für euch ist, den in menschlicher Gestalt unter euch zu haben, der das Leben und das Licht der Menschen ist. Es werden Tage kommen, in denen ihr euch voller Sehnsucht nach den Gelegenheiten zurücksehnen werdet, die ihr heute habt, nämlich mit dem Sohn Gottes zu wandeln und mit Ihm zu sprechen. Wegen ihrer selbstsüchtigen und irdischen Gesinnung konnten nicht einmal Jesu Jünger die geistliche Herrlichkeit begreifen, die Er ihnen offenbaren wollte. Erst nach Christi Himmelfahrt zum Vater und nach der Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Gläubigen schätzten die Jünger in vollem Umfang das Wesen und die Sendung des Heilandes. DM.401.2 Teilen

Als sie die Geistestaufe erhalten hatten, wurde ihnen nach und nach bewusst, dass sie in der Gegenwart des Herrn der Herrlichkeit geweilt hatten. Als sie sich wieder an die Worte Christi erinnerten, wurden ihre Sinne geschärft, so dass sie die Prophezeiungen verstanden und auch den Sinn der Wunder begriffen, die Er getan hatte. Die Wundertaten Seines Lebens zogen an ihnen vorüber, und es kam ihnen vor, als seien sie aus einem Traum aufgewacht. Sie erkannten: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Johannes 1,14. DM.401.3 Teilen

402

Christus war wirklich von Gott aus in eine sündenbehaftete Welt gekommen, um die gefallenen Kinder Adams zu erretten. Jetzt kamen sich die Jünger nicht mehr so wichtig vor wie zuvor. Und sie wurden auch nicht müde, über Seine Worten und Taten nachzudenken. Seine Lehren, die sie vorher kaum verstanden hatten, erschienen ihnen nun wie eine neue Offenbarung. Die heiligen Schriften wurden für sie zu einem neuen Buch. DM.402.1 Teilen

Durch das Studium der Weissagungen, die von Christus Zeugnis ablegten, kamen die Jünger Gott näher und lernten von dem, der zum Himmel aufgefahren war, um dort das Werk zu vollenden, das Er auf Erden begonnen hatte. Weiter erkannten sie, dass in Ihm eine Weisheit war, die kein Mensch ohne göttliche Hilfe verstehen konnte. Sie brauchten Hilfe von Jesus, von dem zuvor Könige, Propheten und fromme Männer geweissagt hatten. Voller Staunen lasen sie immer wieder die Schilderungen der Propheten von Seinem Wesen und Seinen Taten. Wie mangelhaft hatten sie doch das prophetische Wort verstanden! Wie lange hatte es gedauert, ehe sie die großen Wahrheiten angenommen hatten, die von Christus Zeugnis ablegten! DM.402.2 Teilen

Als sie Ihn in Seiner Erniedrigung erlebten, wo Er als ein Mensch unter Menschen wandelte, vermochten sie noch nicht das Geheimnis Seiner Fleischwerdung und Seine doppelte Natur zu begreifen. Ihre Augen waren gehalten, so dass sie die Göttlichkeit in menschlicher Gestalt nicht völlig erkannten. Nachdem sie aber durch den Heiligen Geist erleuchtet worden waren, sehnten sie sich so sehr danach, Jesus wiederzusehen und Ihm zu Füßen zu sitzen! Wie sehr wünschten sie doch, zu Ihm gehen zu können mit der Bitte, ihnen die Schriftworte zu erklären, die sie nicht verstehen konnten! Wie aufmerksam hätten sie jetzt Seinen Worten gelauscht! Was hatte wohl Christus damit gemeint, als Er sagte: „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.“ Johannes 16,12. Wie eifrig waren sie bemüht, all das zu erfassen! DM.402.3 Teilen

Es bekümmerte sie, dass ihr Glaube so schwach gewesen war, dass ihre Gedanken dem Ziel so fern geblieben waren und sie die Wirklichkeit nicht begriffen hatten. Gott hatte einen Herold gesandt, der die Ankunft Christi verkünden und die Aufmerksamkeit der Juden wie der ganzen Welt auf Jesu Sendung lenken sollte, damit sich die Menschen auf Seine Aufnahme vorbereiten könnten. Die außerordentliche Persönlichkeit, die von Johannes angekündigt wurde, weilte bereits mehr als 30 Jahre unter ihnen, sie aber hatten Ihn nicht als den Gottgesandten erkannt. Reue überkam die Jünger, weil sie es zugelassen hatten, dass der herrschende Unglaube auch ihre Gedanken durchtränkt und ihr Verständnis getrübt hatte. DM.402.4 Teilen

403

Das Licht dieser dunklen Welt hatte in der Finsternis geschienen, doch sie hatten nicht erkannt, woher seine Strahlen kamen. Jetzt fragten sie sich, weshalb sie so gelebt hatten, dass Christus sie tadeln musste. Oft wiederholten sie Seine Reden und dachten: Warum ließen wir es zu, dass irdische Gedanken und der Widerstand der Priester und Rabbiner uns so verwirrten, dass wir es nicht begriffen und ein Größerer als Mose unter uns lebte und ein Weiserer als Salomo uns unterwies? Wie taub waren unsere Ohren und wie dürftig unser Verständnis! Thomas wollte nicht glauben, bevor er nicht seinen Finger in Jesu Wunde gelegt hatte, die von römischen Soldaten verursacht worden war. Petrus verleugnete Ihn, als Christus gedemütigt und verworfen wurde. Diese schmerzlichen Erinnerungen standen ihnen jetzt deutlich vor Augen. Sie waren zwar in Seiner Nähe gewesen, hatten Ihn aber weder gekannt noch richtig eingeschätzt. Wie waren ihre Herzen bewegt, als sie nun ihren Unglauben einsahen! DM.403.1 Teilen

Als sich jetzt die Priester und Oberen gegen sie verbündeten, sie vor den Hohen Rat stellten und ins Gefängnis warfen, freuten sie sich, dass sie als Nachfolger Christi würdig waren, „um Seines Namens willen Schmach zu leiden“. Apostelgeschichte 5,41. Sie waren erfreut, vor Engeln und Menschen beweisen zu können, dass sie die Herrlichkeit Christi erkannt hatten und waren bereit, trotz Verlust aller Güter, Ihm zu folgen. DM.403.2 Teilen

Wie in den Tagen der Apostel kann auch heute der Mensch die Herrlichkeit Christi ohne Erleuchtung durch den Heiligen Geist nicht begreifen. Die Wahrheit und das Wirken Gottes werden von einer Christenheit, die sich der Welt zugewandt und sich mit ihr auf einen Kompromiss eingelassen hat, nicht geschätzt. Die Nachfolger des Herrn finden wir nicht dort, wo man sich das Leben leicht macht, nach irdischer Ehre strebt oder sich der Welt anpasst. Sie wandern vielmehr einen Pfad der Mühsal und Erniedrigung und erdulden mannigfachen Tadel. An vorderster Front kämpfen sie „mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“. Epheser 6,12. Wie in den Tagen Christi werden sie auch heute von den Priestern und Pharisäern ihrer Tage missverstanden, getadelt und unterdrückt. DM.403.3 Teilen

„Das Reich Gottes wird nicht durch sichtbare Zeichen angekündigt“. Lukas 17,20 (NL). Die Frohe Botschaft von der Gnade Gottes mit ihrem Geist der Selbstverleugnung kann niemals mit dem Geist dieser Welt übereinstimmen. Beide Prinzipien sind gegensätzlich. „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden.“ 1.Korinther 2,14. Doch in heutiger Zeit gibt es auf religiösem Gebiet viele, die meinen, für die Errichtung des Reiches Christi als einer irdischen und zeitlichen Herrschaft zu arbeiten. Sie möchten unseren Herrn zum Herrscher der Reiche dieser Welt machen, zum Herrn in ihren Gerichten, in der Gesetzgebung, in den Palästen und an den Handelsplätzen. Sie erwarten, dass Er durch Gesetzesakte, die sich auf menschliche Autorität stützen, herrschen würde. Seit aber Christus nicht in menschlicher Gestalt hier auf Erden weilt, wollen sie an seiner Statt handeln und die Gesetze Seines Reiches durchführen. DM.403.4 Teilen

404

Die Errichtung eines solchen Reiches wünschten sich auch die Juden in den Tagen Jesu. Sie hätten Jesus angenommen, wäre Er nur bereit gewesen, ein irdisches Reich aufzurichten, um das durchzuführen, was sie für das Gesetz Gottes hielten, und hätte Er sie zu Vollstreckern seines Willens und zu Gehilfen seiner Herrschaft gemacht. Er aber sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Johannes 18,36. Er war nicht bereit, eine irdische Herrschaft anzutreten. DM.404.1 Teilen

Die Regierung, unter der Jesus lebte, war korrupt und diktatorisch. Überall gab es schreiendes Unrecht wie Erpressung, Unduldsamkeit und bedrückende Härte. Der Heiland wollte jedoch keineswegs zivile Reformen durchführen. Er griff weder die nationalen Missbräuche an noch verurteilte Er die Feinde Seiner Nation. Er mischte sich auch nicht in die Herrschaft oder Verwaltung der Machthaber ein. Er, unser Vorbild, hielt sich von irdischer Herrschaft fern. Nicht etwa, weil Er gegenüber den Nöten der Menschen gleichgültig gewesen wäre, sondern weil menschliche und rein äußerliche Maßnahmen hier nicht helfen konnten. Um wirksam sein zu können, musste der Heilungsprozess den einzelnen Menschen erreichen und dessen Herz erneuern. DM.404.2 Teilen

Nicht durch Gerichts- oder Konzilsentscheidungen, nicht durch gesetzgebende Versammlungen oder durch Begünstigung seitens der Großen dieser Welt wird das Reich Christi aufgerichtet, sondern dadurch, dass der Heilige Geist den Menschen den Charakter Jesu Christi einpflanzt. DM.404.3 Teilen

„Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“ Johannes 1,12.13. Hier haben wir es mit der einzigen Kraft zu tun, die die Menschheit aufzurichten vermag. Der menschliche Anteil an der Vollendung dieses Werkes besteht darin, das Wort Gottes zu lehren und auszuleben. DM.404.4 Teilen

Als der Apostel Paulus seine Arbeit in Korinth, dieser volkreichen, wohlhabenden, verderbten und durch viele heidnische Laster befleckten Stadt, aufnahm, tat er es in der Gesinnung: „Denn ich hatte mir vorgenommen, nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten.“ 1.Korinther 2,2. Denen, die mit den übelsten Sünden behaftet gewesen waren, konnte er schreiben: „Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.“ 1.Korinther 6,11. „Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus.“ 1.Korinther 1,4. DM.404.5 Teilen

405

Wie in den Tagen Christi hat Gott auch heute das Werk Seines Königreiches nicht denen übertragen, die lautstark nach Anerkennung und Unterstützung durch irdische Herrscher und menschliche Gesetze rufen, sondern denen, die dem Volk in Seinem Namen die geistlichen Wahrheiten erschließen, die bei den Empfängern die Erfahrung des Apostels Paulus bewirken: „Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Galater 2,19.20. Dann werden sie — wie Paulus — für das Wohl der Mitmenschen tätig sein. Er sagte: „So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ 2.Korinther 5,20. DM.405.1 Teilen

7120
30339
Weiter zu "Kapitel 56: Jesus segnet die Kinder"
Stichwörter