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Kapitel 57: „Eines fehlt dir“
Kapitel 57: „Eines fehlt dir“
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Auf der Grundlage von Matthäus 19,16-22; Markus 10,17-22; Lukas 18,18-23. DM.411 Teilen

„Als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ Markus 10,17. Der junge Mann, der mit dieser Frage zu Jesus kam, war ein Oberster. Er besaß große Güter und bekleidete ein verantwortungsvolles Amt. Dieser sah die Liebe, die Christus den Kindern erwies, wie gütig Er sie empfing und wie Er sie in Seine Arme nahm. Bei diesem freundlichen Anblick entflammte sein Herz für den Heiland. Er wünschte sich, Jesu Jünger zu werden. Er war so tief bewegt, dass er Christus nachlief, als dieser Seines Weges ging, zu Seinen Füßen niederkniete und Ihm dabei ernst und aufrichtig die für ihn und für alle Menschen so überaus wichtige Frage stellte: „Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ DM.411.1 Teilen

Jesus erwiderte ihm: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“ Markus 10,18. Jesus wollte die Aufrichtigkeit des Obersten prüfen und von ihm hören, warum er Ihn als gut betrachte. Hatte der junge Mann wirklich erkannt, dass der, zu dem er sprach, der Sohn Gottes war? Wie lautete seine echte Herzensüberzeugung? Der Oberste hatte eine hohe Meinung von sich. Er glaubte nicht, dass ihm noch irgendein Fehler anhafte, dennoch war er nicht ganz zufrieden. Er sehnte sich nach etwas, das er nicht besaß. Konnte Jesus ihn nicht segnen, wie er gerade die Kinder gesegnet hatte und auf diese Weise das unbestimmte Verlangen seines Herzens zu stillen? DM.411.2 Teilen

In Seiner Antwort wies Jesus darauf hin, dass es nötig sei, den Geboten Gottes zu gehorchen, wenn er das ewige Leben erlangen wolle. Er führte einige der Gebote an, die des Menschen Pflichten gegenüber seinen Mitmenschen aufzeigen. Der Oberste erwiderte dem Herrn: „Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch?“ Matthäus 19,20. Der Heiland schaute den jungen Mann an, als ob Er dessen Leben und Charakter erforschen würde. Er liebte ihn und wünschte sehr, ihm diesen Frieden, diese Gnade und Freude zu schenken, die seinen Charakter entscheidend verändern würden. Er sagte ihm: „Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib‘s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich.“ Markus 10,21. Der Heiland fühlte sich zu dem jungen Mann hingezogen und glaubte an dessen Aufrichtigkeit, als dieser sagte: „Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.“ Markus 10,20. Jesus wollte ihm aber die Sensibilität vermitteln, die ihn die Notwendigkeit der Hingabe des Herzens und der christlichen Güte erkennen ließe. Er hätte gern in ihm ein demütiges, reuevolles Herz gesehen, das sich der von Gott geschenkten Liebe bewusst wäre und dessen Mängel in der Vollkommenheit Christi verborgen gewesen wären. DM.411.3 Teilen

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Der reiche junge Mann erschien Jesus besonders geeignet, Sein Mitarbeiter in der Seelenarbeit zu sein. Würde er sich der Führung Christi unterstellen, dann könnte er machtvoll für das Gute wirken. Ideal hätte der Oberste Christus darstellen können, denn er besaß Eigenschaften, die, würde er sich mit dem Heiland verbunden haben, ihn befähigt hätten, mit göttlicher Macht unter den Menschen zu wirken. Christus, der seinen Charakter sah, liebte ihn, und Liebe zu Christus war im Herzen des Obersten erwacht, denn Liebe erzeugt Gegenliebe. Jesus wollte ihn gern als Mitarbeiter sehen und ihn sich selbst gleich machen, zu einem Spiegel, der das Ebenbild Gottes reflektieren würde. Er sehnte sich danach, die Vortrefflichkeit seines Charakters zu entwickeln und ihn für den Evangeliumsdienst zu heiligen. Hätte sich der junge Mann Christus geweiht, dann wäre er in Seiner Gegenwart gewachsen. Hätte er diese Wahl getroffen, wie anders wäre sein Leben verlaufen! „Eines fehlt dir“ (Markus 10,21), sagte Christus zu ihm: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib‘s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ Matthäus 19,21. Er las im Herzen des Obersten, dem nur eines fehlte, doch dies eine war lebensnotwendig. Er brauchte die Liebe Gottes in seinem Herzen. Dieser Mangel würde sich — es sei denn, man würde dem abhelfen — für ihn verhängnisvoll sein, indem es das ganze Wesen verdarb. Genusssucht würde die Eigenliebe in ihm stärkten. Wollte er Gottes Liebe erhalten, musste er sein maßloses Ego überwinden. DM.412.1 Teilen

Der Herr prüfte diesen jungen Mann und ließ ihn zwischen himmlischen Gütern und weltlicher Größe wählen. Der himmlische Schatz wäre ihm sicher, wenn er dem Herrn nachfolgen würde, aber dazu musste er sich völlig Jesus weihen und seinen Willen unter göttliche Leitung stellen. Die Kindschaft des Allerhöchsten wurde ihm angeboten und ihm wurde die Gnade geschenkt, ein Miterbe des himmlischen Schatzes zu werden, wenn er das Kreuz auf sich nähme und dem Heiland auf dem beschwerlichen Weg der Selbstverleugnung nachfolgte. In der Tat waren die Worte Jesu für den jungen Mann die Aufforderung: „Wählt euch heute, wem ihr dienen wollt.“ Josua 24,15. Er konnte selbst wählen. Jesus sehnte sich nach der Bekehrung des jungen Mannes. Der Herr hatte ihm den schwersten Mangel seines Charakters gezeigt und erwartete nun mit großem Interesse dessen Entscheidung. Würde er Jesus nachfolgen wollen, müsste er sich ganz unter den Gehorsam des Wortes Jesu stellen. Das bedeutete für ihn, alle seine ehrgeizigen Pläne aufzugeben. Wie ernst und besorgt, mit welch innerem Verlangen blickte der Heiland auf den jungen Mann und hoffte, dass er dem Werben des Geistes Gottes nachgeben werde! DM.412.2 Teilen

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Christus zeigte ihm den einzigen Weg, auf dem er zu einem vollkommenen christlichen Charakter kommen konnte. Seine Worte waren Worte der Weisheit, wenn sie auch streng und anspruchsvoll schienen. Sie anzunehmen und ihnen gehorsam zu sein — darin bestand die einzige Hoffnung des Obersten auf Erlösung. Seine bevorzugte irdische Stellung und seine Reichtümer übten auf seinen Charakter einen unbewussten aber unheilvollen Einfluss aus. Wenn er diesen Einfluss weiter auf sich wirken ließe, würde dies Gott aus seinem Herzen drängen. Ob er Gott wenig oder viel vorenthielte, es hieße das zu behalten, was seine sittliche Kraft und Leistungsfähigkeit schmälern würde. Denn wenn wir an den Dingen dieser Welt hängen, wie zweifelhaft und wertlos sie auch sein mögen, werden sie uns schließlich völlig beherrschen. DM.413.1 Teilen

Der junge Mann begriff sehr gut, was Jesus ihm sagen wollte und wurde traurig. Wäre er sich des Wertes der ihm angebotenen Gabe bewusst gewesen, dann hätte er sich unverzüglich dem Herrn angeschlossen. Er gehörte dem Rat der Juden an, und Satan versuchte ihn mit schmeichelhaften Zukunftsaussichten. Er wünschte sich den himmlischen Schatz, wollte aber auch auf die irdischen Vorteile nicht verzichten, die sein Reichtum ihm bringen würde. Er war betrübt über solche Bedingungen. Er wünschte sich ewiges Leben, dennoch konnte er sich nicht entschließen, das geforderte Opfer zu bringen. Das ewige Leben erschien ihm zu teuer, und so ging er traurig weg, „denn er hatte viele Güter“. Markus 10,22. DM.413.2 Teilen

Sein Anspruch, das Gesetz Gottes gehalten zu haben, war Selbsttäuschung. Er bewies nur, dass Reichtum sein Götze war. Er konnte die Gebote Gottes nicht halten, solange das Irdische den ersten Platz in seinen Neigungen einnahm. Er liebte die Gaben Gottes mehr als den Geber. Jesus hatte dem jungen Mann Seine Gemeinschaft angeboten. „Folge mir nach!“, hatte Er ihm zugerufen, doch der Heiland bedeutete ihm nicht so viel wie sein Ansehen unter den Menschen oder seine Güter. Seinen irdischen Reichtum für den unsichtbaren himmlischen Schatz aufzugeben, erschien ihm ein zu großes Risiko. DM.413.3 Teilen

Er lehnte das Angebot des ewigen Lebens ab und ging weg. Seitdem gehörte seine Anbetung der Welt. Tausende gehen denselben Weg — sie vergleichen Christus mit der Welt, und viele entscheiden sich für die Welt. Sie wenden sich, wie der Oberste, vom Heiland ab und sagen sich in ihrem Herzen: Diesen will ich nicht als meinen Führer haben. Christi Gespräch mit dem jungen Mann ist beispielhaft. Gott hat uns Verhaltensmuster gegeben, denen jeder einzelne Seiner Diener folgen muss. Dazu gehört der Gehorsam Seinem Gesetz gegenüber — ein Gehorsam, der nicht nur formell ist, sondern unser Leben durchdringt und sich im Charakter zeigt. Gott hat Sein eigenes Wesen zum Maßstab gesetzt für alle, die Mitglieder Seines Reiches werden wollen. DM.413.4 Teilen

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Nur jene, die Christi Mitarbeiter werden wollen und alle, die sprechen: „Herr, alles was ich habe und alles was ich bin, ist dein!“, werden als Söhne und Töchter Gottes anerkannt werden. Alle sollten sich bewusst machen, was es bedeutet, den Himmel zu begehren und sich dennoch abzuwenden, weil man nicht bereit ist, die geforderten Bedingungen zu erfüllen. Denkt daran, was es bedeutet, Christus ein Nein entgegenzuhalten. Der Oberste sagte: Ich kann dir nicht alles geben! Sprechen wir genauso? Der Heiland will mit uns die uns gegebene Aufgabe teilen. Er bietet uns an, die von Gott verliehenen Mittel zu nutzen, um Sein Werk in der Welt voranzutreiben. Nur auf diesem Weg kann Er uns retten. DM.414.1 Teilen

Dem Obersten sind die Güter anvertraut worden, damit er sich als treuer Haushalter erweisen konnte. Er sollte sie zum Segen der Bedürftigen verwenden. Ebenso schenkt Gott heute den Menschen Mittel und Fähigkeiten. Er gibt ihnen Gelegenheiten, bei der Betreuung der Armen und Leidenden seine Helfer zu sein. Wer die ihm anvertrauten Gaben so einsetzt, wie Gott es bestimmt, wird ein Mitarbeiter des Heilandes. Er gewinnt Menschen für Christus, weil er das Wesen seines Meisters widerspiegelt. DM.414.2 Teilen

Denen, die wie der junge Oberste eine hohe Vertrauensstellung bekleiden und großen Besitz haben, scheint das Opfer, alles aufzugeben, um Christus nachzufolgen, zu groß zu sein. Doch gerade das ist der Maßstab für alle, die Seine Jünger werden wollen. Mangelnder Gehorsam kann nicht angenommen werden. Selbstaufgabe ist der Kern der Lehren des Heilandes. Häufig ist diese mit Worten erklärt und eingeschärft, die gebieterisch scheinen, weil es keinen anderen Weg gibt, Menschen zu retten, als sich von jenen Dingen zu trennen, die — wenn man sie hegt — den ganzen Menschen verderben. DM.414.3 Teilen

Indem Christen dem Herrn das Seine zurückgeben, sammeln sie sich einen Schatz, den sie bekommen, wenn sie die Worte hören: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ Matthäus 25,23. Darum wollen wir auch „aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ Hebräer 12,2. Die Freude, Menschen erlöst und für immer gerettet zu sehen, ist der Lohn aller, die in den Fußspuren Jesu wandeln, der gesagt hat: „Folge mir nach!“ DM.414.4 Teilen

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