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Kapitel 59: Die Anschläge der Priester
Kapitel 59: Die Anschläge der Priester
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Auf der Grundlage von Johannes 11,47-54. DM.426 Teilen

Bethanien lag nicht weit von Jerusalem. Und die Nachricht von der Auferstehung des Lazarus hatte bald die Hauptstadt erreicht. Durch Kundschafter, die als Augenzeugen das Wunder Jesu miterlebt hatten, wurden die jüdischen Obersten schnell davon unterrichtet. Man berief sofort den Hohen Rat ein, um sich über weitere Schritte einig zu werden. Christus hatte nun völlig Seine Macht über Tod und Grab bekundet. Mit diesem mächtigen Wunder gab Gott den Menschen den krönenden Beweis, dass Er Seinen Sohn zu ihrer Rettung in die Welt gesandt hatte. Es war eine Offenbarung göttlicher Macht, die genügte, jeden zu überzeugen, der unter der Herrschaft der Vernunft und eines erleuchteten Gewissens stand. Viele, die Augenzeugen der Auferstehung von Lazarus waren, fanden zum Glauben an Jesus. Doch der Hass der Priester gegen Ihn verstärkte sich. Alle geringeren Beweise Seiner Göttlichkeit hatten sie verworfen, nun waren sie wütend über diese neue Wundertat. Der Tote war am hellen Tag und vor einer großen Zeugenschar auferweckt worden, und solch ein Beweis konnte durch keinerlei Kunstgriff hinwegerklärt werden. Allein deshalb wurde die Feindschaft der Priester immer unversöhnlicher. Mehr denn je waren sie entschlossen, Christi Wirken zu unterbinden. DM.426.1 Teilen

Obwohl die Sadduzäer Jesus keineswegs günstig gesonnen waren, zeigten sie nicht so viel Gehässigkeit gegen Ihn wie die Pharisäer. Ihr Hass gegen Ihn war nicht so bitter gewesen. Doch jetzt fühlten sie sich ganz und gar beunruhigt, denn sie glaubten ja nicht an die Auferstehung der Toten. Sie führten die sogenannte „Wissenschaft“ an die schlussfolgerte, dass es unmöglich wäre, einen toten Körper wieder lebendig zu machen. Doch mit wenigen Worten hatte Christus ihre Lehrsätze widerlegt und ihnen bewiesen, dass sie weder die heiligen Schriften noch die Macht Gottes kannten. Sie sahen keine Möglichkeit, den durch die Wundertat beim Volk erzielten Eindruck auszulöschen. Wie konnten auch Menschen dem abspenstig gemacht werden, dem es gelungen war, einen Toten der Fessel des Grabes zu entreißen? Lügenhafte Berichte wurden in Umlauf gesetzt, doch die Wundertat konnte nicht geleugnet werden, und die Sadduzäer wussten nicht, wie sie dem begegnen sollten. Bisher hatten sie dem Plan, Jesus zu töten, nicht zugestimmt. Nach der Auferstehung von Lazarus jedoch sahen sie ein, dass nur dadurch, dass sie Jesus töteten, Seine Anklagen gegen sie unterbunden werden konnten. DM.426.2 Teilen

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Die Pharisäer glaubten zwar an die Auferstehung, vermochten aber nur nicht in diesem Wunder den Beweis zu erkennen, dass der Messias mitten unter ihnen war; denn stets hatten sie Sein Wirken bekämpft. Von Anfang an wurde Er von ihnen gehasst, weil Er ihre scheinheiligen Ansprüche enthüllt hatte. Er hatte den Deckmantel strenger Kulterfüllung weggerissen, unter dem sich ihr sittlicher Niedergang verbarg. Ihre unaufrichtigen Beteuerungen der Frömmigkeit sahen sie von der reinen Wahrheit verurteilt, die Er verkündete. Sie wollten sich unbedingt an Ihm für Seine Vorwürfe rächen. Sie hatten versucht, Ihn herauszufordern, etwas zu sagen oder zu tun, das ihnen Gelegenheit geben würde, Ihn zu verurteilen. Öfters hatten sie versucht, Ihn zu steinigen, aber Er war ruhig aus ihrer Mitte weggegangen, und sie hatten Ihn aus den Augen verloren. DM.427.1 Teilen

Die Wunder, die Er am Sabbat ausführte, galten denen, „die da Leid tragen“. Matthäus 5,4. Die Pharisäer jedoch hatten es darauf abgesehen, Ihn als Sabbatschänder zu verurteilen. Sie hatten versucht, die Herodianer gegen Ihn aufzuwiegeln, indem sie erklärten, dass Er versuche, ein konkurrierendes Königtum aufzurichten, und sie berieten mit ihnen, wie sie Ihn vernichten könnten. Um die Römer gegen Ihn aufzubringen, hatten sie ausgesagt, dass Er sich bemühe, ihre Autorität zu untergraben. Sie nahmen jeden Vorwand zum Anlass, Ihn vom Volk fernzuhalten. Doch bisher waren ihre Versuche gescheitert. Die Menge, die Seine Werke der Barmherzigkeit bezeugte und Seine klaren und heiligen Lehren hörte, wusste, dass diese nicht die Taten und Worte eines Sabbatschänders oder Gottesleugners waren. Selbst die Beamten, die von den Pharisäern zu Ihm gesandt wurden, waren von Seinen Worten so beeindruckt gewesen, dass sie es nicht schafften, Hand an Ihn zu legen. In ihrer Verzweiflung hatten die Obersten schließlich eine Verordnung beschlossen, jeden, der sich zu Jesus bekennen würde, aus der Synagoge auszuschließen. DM.427.2 Teilen

Als sich die Priester, Obersten und Ältesten zur Beratung versammelten, war es ihr fester Entschluss, Jesus zum Schweigen zu bringen, der solche erstaunlichen Taten vollbrachte, dass sich alle darüber wunderten. Pharisäer und Sadduzäer waren sich näher gekommen als je zuvor. Bisher uneinig, wurden sie eins in ihrem Widerstand gegen Christus. Nikodemus und Joseph hatten auf früheren Sitzungen die Verurteilung Jesu verhindert. Deshalb wurden sie jetzt nicht zur Sitzung eingeladen. Es waren zwar noch andere einflussreiche Männer im Hohen Rat, die an Jesus glaubten, doch ihr Einfluss konnte sich gegen den der böswilligen Pharisäer nicht durchsetzen. Dennoch wurden sich die Mitglieder der Versammlung nicht einig. Der Hohe Rat war zu jener Zeit keine rechtskräftige Körperschaft — er wurde nur geduldet. Einige seiner Ratsmitglieder bezweifelten, ob es klug wäre, Jesus zu töten. Sie befürchteten einen Aufstand im Volk, was die Römer veranlassen könnte, der Priesterschaft weitere Vergünstigungen zu entziehen und ihr die Macht zu nehmen, die sie bisher noch besaß. Die Sadduzäer waren zwar eins in ihrem Hass auf Christus, wollten aber bei ihren Maßregeln vorsichtig sein, da sie befürchteten, die Römer würden ihnen ihre hohe Stellung nehmen. DM.427.3 Teilen

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In dieser Ratsversammlung, bei der sich Pharisäer und Sadduzäer getroffen hatten, um Pläne zu schmieden, wie sie Christus töten könnten, war ein Zeuge anwesend, der auch die prahlerischen Worte Nebukadnezars gehört hatte und der Augenzeuge des götzendienerischen Festmahls Belsazars war. Er war auch dabei, als Christus sich selbst in Nazareth als Gesalbten des Herrn ankündigte. Dieser Zeuge war es nun, der den Obersten deutlich machte, was sie taten. DM.428.1 Teilen

Die Ereignisse im Leben Jesu standen ihnen klar vor Augen, und das beunruhigte sie. Sie erinnerten sich an das Geschehen im Tempel, als Jesus, damals ein Kind von zwölf Jahren, vor den Schriftgelehrten stand und ihnen Fragen stellte, über die sie sich wunderten. Das gerade vollbrachte Wunder, die Auferweckung von Lazarus bezeugte doch, dass Jesus niemand anders war als der Sohn Gottes. Die alttestamentlichen Schriften, die sich auf Christus bezogen, wurden den Ratsmitgliedern in ihrer wahren Bedeutung verständlich. Verwirrt und beunruhigt, fragten die Obersten: „Was tun wir?“ Johannes 11,47. Die Meinung des Rates war geteilt. Unter dem Einfluss des Heiligen Geistes konnten die Priester und Obersten nicht die Überzeugung los werden, dass sie gegen Gott kämpften. DM.428.2 Teilen

Als die Ratlosigkeit der Versammelten ihren Höhepunkt erreicht hatte, erhob sich der Hohepriester Kaiphas, ein stolzer, grausamer Mann, anmaßend und intolerant. Unter seinen Verwandten befanden sich Sadduzäer, stolz, eingebildet und rücksichtslos, voller Ehrgeiz und Grausamkeit, die sie unter dem Deckmantel angeblicher Gerechtigkeit verbargen. Kaiphas hatte die Prophezeiungen studiert, und obwohl er ihre wahre Bedeutung nicht erkannte, sprach er mit großer Autorität und Überzeugungskraft: „Ihr wisst nichts; ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe.“ Johannes 11,49.50. Jesus müsse diesen Weg gehen, drängte der Hohepriester, selbst wenn Er unschuldig sei. Er war ihnen lästig, weil Er das Volk an sich zog und die Autorität der Obersten in Mitleidenschaft zog. Er war nur einer, und es wäre besser, Er stürbe, als dass Er die Macht der Obersten schwächte. Würde das Volk das Vertrauen zu den Führern verlieren, wäre die nationale Kraft zerstört. Kaiphas behauptete, dass die Anhänger Jesu nach diesem Wunder wahrscheinlich einen Aufstand anzetteln würden. Dann würden die Römer eingreifen, so meinte er, und den Tempel schließen, sowie unsere Gesetze aufheben und uns als Nation ausradieren. Was bedeutet denn das Leben eines Galiläers gegenüber dem Bestand der ganzen Nation? Wenn Er dem Wohlergehen des Volkes im Weg steht, erweisen wir Gott dann nicht einen Dienst, indem wir Jesus beseitigen? „Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe.“ Johannes 11,50. Mit dem Hinweis, dass ein Mann für das Volk sterben müsse, wies Kaiphas auf seine prophetische Kenntnis hin, obwohl diese sehr begrenzt war. Doch Johannes nahm die Prophezeiung in seinem Bericht von dieser Szene auf und zeigte ihre weitreichende Bedeutung. Er schrieb: „Nicht für das Volk allein, sondern auch, um die verstreuten Kinder Gottes zusammenzubringen.“ Johannes 11,52. Wie mit Blindheit geschlagen war der hochmütige Kaiphas bezüglich des Auftrags Jesu! DM.428.3 Teilen

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Vom Hohepriester wurde diese kostbare Wahrheit in Lüge verwandelt. Die von ihm vertretene Ordnung gründete sich auf ein ursprünglich heidnisches Prinzip. Unter den Heiden hatte das dunkle Bewusstsein, dass einer für das Menschengeschlecht sterben müsse, zum Darbringen von Menschenopfern geführt. Aus der gleichen Auffassung heraus schlug Kaiphas vor, durch das Opfer Jesu das schuldig gewordene Volk zu retten — nicht von sondern in seinen Übertretungen, damit es in seiner Sünde weitermachen könne. Durch eine solche Begründung wollte er die Einwände jener entkräften, die es wagen könnten zu sagen, dass nichts Todeswürdiges an Jesus zu finden sei. DM.429.1 Teilen

Im Verlaufe dieser Beratungen waren die Feinde Jesu gründlich überführt worden. Der Heilige Geist hatte ihre Herzen beeinflusst, doch Satan kämpfte um die Herrschaft über sie. Er lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Schwierigkeiten, die sie wegen Jesus durchzumachen hatten. Wie gering achtete dieser ihre Gerechtigkeit! Jesus zeigte ihnen eine weitaus größere Gerechtigkeit, die alle besitzen müssen, die Kinder Gottes sein wollen. Unbeachtet ihres Formendienstes und ihrer Zeremonien, hatte Er die Sünder ermutigt, sich unmittelbar an Gott, den barmherzigen Vater, zu wenden und Ihm ihr Anliegen vorzutragen. Nach Meinung des Hohen Rates war dadurch das Ansehen der Priesterschaft beschädigt worden, ja, Jesus hatte sich sogar geweigert, die Lehren der rabbinischen Schulen anzuerkennen. Die üblen Schliche der Priester waren von Ihm enthüllt und ihr Ansehen in nicht wiedergutzumachender Weise geschädigt worden. Den Erfolg ihrer Grundsätze und Überlieferungen hatte Er beeinträchtigt, indem Er erklärte, dass sie das Gesetz Gottes ungültig machten, obwohl sie die rituellen Bräuche streng beachteten. All das malte ihnen Satan vor Augen. Er flößte den Priestern und Obersten ein, dass sie unbedingt Jesus töten müssten, um ihre Autorität aufrecht zu erhalten, und sie folgten seinem Rat. Die Tatsache, dass sie ihre frühere Macht verlieren könnten, war nach ihrer Meinung Grund genug, diese Entscheidung zu treffen. Außer einigen wenigen, die es aber nicht wagten, ihre Ansichten auszusprechen, nahm der Hohe Rat die Rede des Kaiphas als von Gott gegeben an. Die Versammelten fühlten sich entlastet, die Uneinigkeit war beseitigt. Sie beschlossen, Jesus bei der erstbesten Gelegenheit zu töten. Indem sie den Beweis der Göttlichkeit Jesu ablehnten, hatten sich diese Priester und Obersten selbst in ein Netz undurchdringlicher Finsternis verstrickt und waren vollständig unter Satans Macht geraten und so dem ewigen Verderben preisgegeben. Doch ihr Irrtum war so groß, dass sie völlig zufrieden mit sich waren. Sie hielten sich für Patrioten, die sich um das Heil der Nation verdient gemacht hatten. DM.429.2 Teilen

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Der Hohe Rat fürchtete allerdings, übereilt zu handeln. Das Volk könnte in Wut geraten und die geplante Gewalttat auf sie zurückfallen. Deshalb verzögerte der Rat die Vollstreckung des Urteils, das er gefällt hatte. Der Heiland erkannte die Anschläge der Priester. Er wusste, dass sie Ihn unbedingt beseitigen wollten und dass sie ihre Absicht bald erreicht haben würden. Doch es war nicht Seine Aufgabe, diese Krise zu beschleunigen, und Er zog sich mit Seinen Jüngern aus dieser Gegend zurück. Auf diese Weise bekräftigte Jesus durch Sein eigenes Beispiel die Unterweisung, die Er den Jüngern gegeben hatte: „Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere.“ Matthäus 10,23. DM.430.1 Teilen

Es gab ein weites Feld, in dem es für die Rettung der Menschen zu wirken galt, und sie sollten ihr Leben nicht gefährden, es sei denn, die Treue gegen Ihn machte es erforderlich. Der Heiland war schon drei Jahre lang öffentlich tätig gewesen. Seine Selbstverleugnung und Sein selbstloses Wohltun, Sein Leben der Reinheit, Sein Leiden und Seine Hingabe waren allen Menschen bekannt. Dennoch war diese kurze Zeitspanne von drei Jahren so lang, wie die Welt die Gegenwart ihres Heilandes gerade ertragen konnte. DM.430.2 Teilen

Jesu Leben war ein Leben unter Verfolgung und Schmähung gewesen. Aus Bethlehem von einem eifersüchtigen König vertrieben, von Seinen Landsleuten in Nazareth abgelehnt, in Jerusalem ohne Ursache zum Tod verurteilt, fand Jesus mit Seinen wenigen Getreuen vorläufig Zuflucht in einer fremden Stadt. Er, der stets von menschlichem Leid angerührt war, der die Kranken heilte, die Blinden sehend machte, den Tauben das Gehör und den Stummen die Sprache gab, der Hungrige speiste und Betrübte tröstete, wurde von dem Volk vertrieben, das Er doch erlösen wollte. Er, der auf wogenden Wellen ging und durch ein Wort ihr zorniges Brausen stillte, der die Teufel austrieb, die Ihn dabei noch als Gottes Sohn anerkannten, der Tote auferweckte und Tausende durch Worte der Weisheit überwältigte, konnte nicht die Herzen jener erreichen, die durch Vorurteil und Hass verblendet waren und das Licht des Lebens hartnäckig ablehnten. DM.430.3 Teilen

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