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Kapitel 60: Das Gesetz des neuen Königreichs
Kapitel 60: Das Gesetz des neuen Königreichs
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Auf der Grundlage von Matthäus 20,20-28; Markus 10,32-45; Lukas 18,31-34. DM.431 Teilen

Die Zeit des Passahfestes kam näher, und Jesus wandte sich wieder nach Jerusalem. Sein Herz war erfüllt von dem Frieden einer vollkommenen Übereinstimmung mit dem Willen Seines Vaters. Schnell eilte Er nun der Stätte des Opfers zu. Die Jünger aber hatte ein Gefühl des Zweifels und der Furcht erfasst. Sie spürten, dass etwas Unabwendbares auf sie zukam. Der Herr Jesus „ging ihnen voran; und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich“. Markus 10,32. DM.431.1 Teilen

Erneut rief Jesus die Zwölf zu sich und eröffnete ihnen deutlicher als je zuvor die Geschehnisse Seines Leidensweges. „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war.“ Lukas 18,31-34. DM.431.2 Teilen

Hatten sie nicht gerade noch überall verkündigt: „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“? Matthäus 10,7. Hatte Christus nicht selbst verheißen, dass viele „mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen“ (Matthäus 8,11) werden? Hatte Er den zwölf Jüngern nicht darüber hinaus besondere Ehrenstellungen in Seinem Reich versprochen — dereinst würden sie „sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels“? Matthäus 19,28. Eben noch hatte Er versprochen, dass alles, was die Propheten von Ihm niedergeschrieben hatten, sich erfüllen würde. Hatten die Propheten nicht den Glanz der messianischen Herrschaft vorhergesagt? Wenn man daran dachte, schienen Jesu Worte über Verrat, Verfolgung und Tod unklar und verschwommen zu sein. Die Jünger glaubten, dass das Königreich Gottes trotz möglicherweise aufkommender Schwierigkeiten bald aufgerichtet werden würde. Johannes, der Sohn von Zebedäus, war einer der beiden ersten Jünger gewesen, die dem Herrn gefolgt waren. Er und sein Bruder Jakobus waren unter denen, die als erste alles verlassen hatten, um Ihm zu dienen. Freudig hatten sie sich von ihrer Familie und ihren Freunden getrennt, weil sie bei Ihm sein wollten. Sie waren mit Ihm gewandelt und hatten mit Ihm gesprochen. In der privaten Sphäre des Heimes wie auch in öffentlichen Versammlungen waren sie an Seiner Seite gewesen. Er hatte ihre Ängste besänftigt, sie aus Gefahren errettet, ihre Leiden gelindert, ihren Kummer gebannt und so lange geduldig und liebevoll mit ihnen gesprochen, bis ihre Herzen mit Seinem Herzen übereinzustimmen schienen und sie sich in inbrünstiger Liebe danach sehnten, einmal in Seinem Königreich ganz nahe bei Ihm zu sein. Bei jeder passenden Gelegenheit war Johannes an der Seite des Heilandes zu finden, und auch Jakobus wünschte nichts sehnlicher, als durch eine enge Verbindung mit Jesus geehrt zu werden. DM.431.3 Teilen

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Ihre Mutter war eine Nachfolgerin Jesu und hatte Ihm mit allem gedient, was sie hatte. Mit der Liebe und dem Ehrgeiz einer Mutter begehrte sie für ihre Söhne die ehrenvollsten Plätze im Königreich Jesu. Um diese regte sie ihre Söhne an, den Heiland zu bitten. Die Mutter und ihre zwei Söhne kamen daraufhin zusammen zu Jesus, um Ihm das Herzensanliegen vorzutragen. „Was wollt ihr, dass ich für euch tue?“ (Markus 10,36), fragte Er sie. Die Mutter erwiderte: „Lass diese meine zwei Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.“ Matthäus 20,21. DM.432.1 Teilen

Jesus hatte Nachsicht und Geduld mit ihnen und tadelte nicht ihre Selbstsucht, mit der sie persönliche Vorteile vor ihren Brüdern suchten. Er las in ihren Herzen und kannte die Tiefe ihrer Zuneigung zu Ihm. Obwohl durch ihren irdischen Charakter verunreinigt, war ihre Liebe nicht nur eine menschliche Gemütsbewegung, sondern sie entsprang Seiner Erlöserliebe. Er wollte nicht verurteilen, sondern vertiefen und reinigen. „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“, fragte Er sie. Sie erinnerten sich an Seine geheimnisvollen Worte, die von Verfolgung und Leiden redeten. Dennoch antworteten sie: „Ja, das können wir.“ Matthäus 20,22. Sie würden es sich zur höchsten Ehre anrechnen, wenn sie ihre Treue dadurch beweisen dürften, dass sie alles, was ihrem Herrn zustoßen sollte, mit Ihm teilten. „Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde“ (Markus 10,39), sagte Jesus daraufhin. Vor Ihm lag ein Kreuz statt eines Thrones und zu Seiner Rechten und Linken zwei Übeltäter als Schicksalsgenossen. Johannes und Jakobus sollten an dem Leiden ihres Meisters teilhaben dürfen! Der eine sollte als erster der Brüder durch das Schwert umkommen und der andere am längsten von allen Mühsal, Schande und Verfolgung erdulden. „Aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben, steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.“ Matthäus 20,23. Im Reich Gottes erlangt man Stellung und Würde nicht durch Begünstigung. Weder kann man sie sich verdienen, noch werden sie einem willkürlich verliehen. Sie sind eine Frucht des Charakters. Krone und Thron sind Merkmale eines erreichten Zieles, sie sind Zeichen der Selbstüberwindung durch unseren Herrn Jesus Christus. DM.432.2 Teilen

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Lange danach, als Johannes durch die Teilhabe an den Leiden Jesu eng mit Christus verbunden war, offenbarte ihm der Herr, was es heißt, Seinem Königreich nahe zu sein. Ihm sagte Er: „Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.“ Offenbarung 3,21. „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes ... und meinen Namen, den neuen.“ Offenbarung 3,12. DM.433.1 Teilen

Der Apostel Paulus drückt das so aus: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird.“ 2.Timotheus 4,6-8. DM.433.2 Teilen

Dem Herzen Jesu am nächsten stehen wird, wer hier auf Erden am meisten von Christi aufopfernder Liebe in sich aufgenommen hat, von der es heißt: „Die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu.“ 1.Korinther 13,4.5. Diese Liebe treibt den Jünger an — wie sie auch unseren Herrn bewogen hat —, alles hinzugeben, zu leben, zu wirken und sich aufzuopfern, ja selbst den Tod zu erleiden, um die Menschheit zu retten. Dieser Geist wurde im Leben des Apostels Paulus sichtbar. Er schreibt: „Christus ist mein Leben“ — weil er durch sein Leben Christus den Menschen offenbarte — „und Sterben ist mein Gewinn“ (Philipper 1,21) — Gewinn für Christus. Selbst der Tod würde die Macht der göttlichen Gnade bekunden und dem Herrn Menschenseelen zuführen. Sein Wunsch war, dass „Christus verherrlicht werde an [seinem] Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod“. Philipper 1,20. DM.433.3 Teilen

Als die zehn anderen Jünger von der Anfrage des Jakobus und Johannes hörten, waren sie sehr verärgert. Den höchsten Platz im Reich Gottes wünschte sich ja jeder von ihnen. Nun waren sie erbost darüber, dass diese beiden scheinbar einen Vorteil vor ihnen erlangt hatten. DM.433.4 Teilen

Wieder schien der alte Streit ausbrechen zu wollen, wer von ihnen der Größte wäre, als Jesus die empörten Jünger zu sich rief und sagte: „Ihr wisst, dass diejenigen, die als Herrscher der Heidenvölker gelten, sie unterdrücken und dass ihre Großen Gewalt über sie ausüben. Unter euch aber soll es nicht so sein.“ Markus 10,42.43. DM.433.5 Teilen

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In den Königreichen der Welt waren Rang und Würde gleichbedeutend mit Selbsterhöhung. Man meinte, dass das einfache Volk nur zum Nutzen der herrschenden Klassen existierte. Einfluss, Wohlstand und Bildung boten den Regierenden viele Möglichkeiten, die Massen zu ihrem eigenen Vorteil zu beherrschen. Sache der Oberschicht war es, zu denken, zu entscheiden, zu genießen und zu regieren. Die anderen aber hatten zu gehorchen und zu dienen. Über die Religion hatte, wie über alle anderen Dinge auch, allein die Obrigkeit zu befinden. Das Volk hatte nur zu glauben und das auszuführen, was die Vorgesetzen anordneten. Das natürliche Recht eines jeden Menschen, selbst zu denken und zu handeln, wurde dem Volk völlig aberkannt. DM.434.1 Teilen

Christus gründete Sein Reich auf andere Prinzipien. Er rief die Menschen nicht zur Herrschaft, sondern zum Dienst. Der Starke sollte die Gebrechlichkeit des Schwachen tragen. Wer über Macht, Stellung, Begabung oder Bildung verfügt, sollte damit in besonderer Weise zum Dienst an seinen Mitmenschen verpflichtet sein. Selbst von den Niedrigsten der Nachfolger Christi heißt es: „Es geschieht alles um euretwillen.“ 2.Korinther 4,15. DM.434.2 Teilen

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Markus 10,45. Unter Seinen Jüngern war Christus in jeder Weise darauf bedacht, für sie zu sorgen und ihre Lasten zu tragen. Er teilte ihre Armut, verleugnete sich selbst um ihretwillen, ging vor ihnen her, um Schwierigkeiten zu beseitigen und würde bald Seine irdische Aufgabe dadurch beenden, dass Er Sein Leben dahingab. Bei all Seinen Handlungen ging es Christus darum, die Glieder Seiner Gemeinde, die Seinen Leib darstellt, anzuspornen. Liebe hat die Erlösung geplant, Liebe ist deren Grundlage. Im Königreich Christi werden jene die größten sein, die Seinem Beispiel folgen und als Hirten Seiner Herde tätig sind. Der Apostel Paulus drückt die wahre Würde und Ehre eines christlichen Lebens so aus: „Obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht.“ 1.Korinther 9,19. „Ich ... suche nicht, was mir, sondern was vielen dient, damit sie gerettet werden.“ 1.Korinther 10,33. DM.434.3 Teilen

In Gewissensangelegenheiten dürfen niemandem Fesseln angelegt werden. Keiner ist berechtigt, eines anderen Denken zu beherrschen, für ihn zu entscheiden oder ihm seine Pflichten vorzuschreiben. Gott lässt jedem Menschen die Freiheit, selbst zu denken und seiner Überzeugung zu folgen. „So wird nun jeder für sich selbst Gott Rechenschaft geben.“ Römer 14,12. DM.434.4 Teilen

Niemand darf seine eigene Persönlichkeit in der eines anderen Menschen aufgehen lassen. In allen prinzipiellen Fragen muss es deshalb heißen: „Ein jeder sei in seiner Meinung gewiss.“ Römer 14,5. Im Reich Jesu Christi gibt es weder gebieterische Unterdrückung noch Zwang. Auch die Engel des Himmels kommen nicht zur Erde herab, um zu herrschen und Ehrerbietung zu fordern, sondern um als Botschafter der Gnade gemeinsam mit den Menschen auf Erden die menschliche Natur zu adeln. DM.434.5 Teilen

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Die Grundsätze und selbst die Worte aus den Lehren des Heilandes lebten in ihrer göttlichen Schönheit im Gedächtnis des Lieblingsjüngers Jesu weiter. Bis in seine letzten Tage fühlte sich Johannes für die Gemeinden verantwortlich. „Das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang an, dass wir uns untereinander lieben sollen.“ 1.Johannes 3,11. DM.435.1 Teilen

„Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.“ 1.Johannes 3,16. Dies war der Geist, der die frühe Christenheit durchdrang. Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes wird bezeugt: „Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären.“ Apostelgeschichte 4,32. „Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte.“ Apostelgeschichte 4,34. „Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen.“ Apostelgeschichte 4,33. DM.435.2 Teilen

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